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Mobbing

Begonnen von stummerfilm, 1 August 2010, 01:09:02

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stummerfilm

Es heißt, an vielen Schulen wird gemobbt. Ich selber habe zwar in meiner Schule nie etwas von Mobbing mitbekommen,doch die Berichte sind eindeutig.
Nun mal eine Frage an diejenigen die in den 70/80er Jahren zur Schule gingen. War der Begriff Mobbing schon geläufig?
Gab es damals schon Mobbing unter Schülern?

Hackfresse

Das gabs schon immer und wirds auch immer geben. Sei es Schüler/Schüler, Lehrer/Schüler oder Schüler/Lehrer. Jeden kann es treffen.

Habe persönlich nie derartige Probleme gehabt, war immer nen Kopf größer als die anderen und auch nie ein Hänfling.  ;)
In der 7. oder 8. Klasse hats mal einer bei mir versucht...seine Nase sah nie wieder wie vorher aus.  :icon_mrgreen:

Und ja, das ist eigentlich falsch und keine Lösung und bla...prinzipiell stimmt das auch.  :D
(20:24:16) funeralthirst: was zur hölle ist ein b00n?



"In einer Gesellschaft, in der alle schuldig sind, ist das einzige Verbrechen, sich erwischen zu lassen. In einer Welt voller Diebe ist Dummheit die einzige verbleibende Sünde." Hunter S. Thompson

rierami

Meine Schulzeit endete 1988 danach gings in die Ausbildung. Den Begriff "Mobbing" gabs damal imo noch nicht. Es hies hier "gehänselt werden". "Gehänselt" wurden Personen die iwie anders waren als die anderen, sei es weil sie besonders fett, ne Brille hatten oder sonst was. Also "gemobbt" wurde schon vor über 20 Jahren. Was sich aber geändert hat ist die Art wie es geschieht. Oder anders gesagt waren es damals noch verbale Entgleisungen hat die Bereitschaft zur Gewalt immer mehr zugenommen. Das heute in div. Schulen am schwarzen Brett Poster hängen mit Waffen, die illegal sind wie Springmesser und so gabs früher nicht. Das diese Waffen auch zum Einsatz kommen erst recht nicht. Es ist traurig wenn ich in der Zeitung wie vor gut einem halben Jahr lesen muß das ein Schüler auf dem Schulhof so stark verletzt wurde das er ins Krankenhaus kam und in Folge Polizei in den Pausen anwesend war.
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Intergalactic Ape-Man

Klar gabs früher Butterflies und Shuriken, nur waren die nicht illegal.  :icon_mrgreen:
Und wir waren sicher auch schlau genug, die nicht an Menschen auszuprobieren.
Ansonsten war es doch überall Usus, die Sextaner an die Garderobe zu hängen, oder in den Papierkorb zu setzen. Harmlose Späße halt. Maximal die "Reißzwecke unterm Hintern Nummer", die man sich aus Klamaukfilmen abgeguckt hat. Seelische Grausamkeiten allerdings gab es auch damals schon und die gingen teilweise weit über das vertretbare Maß. Gerade in der Grundschule (Mitte 80er) herrschte bei uns z.B. absoluter Markenzwang, was Kleidung betrifft. Da trafen halt obere Mittelschicht auf Altkleiderkinder und besonders von dazwischen herrschte Profilierungsdrang.

stummerfilm

Interessante beiträge bisher!

ZitatGerade in der Grundschule (Mitte 80er) herrschte bei uns z.B. absoluter Markenzwang, was Kleidung betrifft. Da trafen halt obere Mittelschicht auf Altkleiderkinder und besonders von dazwischen herrschte Profilierungsdrang.
Ape-Man: Wie war es dann Anfang der 90er in der anderen Schule?

Intergalactic Ape-Man

Da hatte es sich dann insofern zerschlagen, daß die sozialen Verhältnisse auf dem Gymnasium angeglichener waren. Das hat allerdings nicht verhindert, daß es unter Leistungsdruck dann wiederum zu Ventilsuchen kam. Es ist nämlich keinesfalls so, daß die "schlauen" oder "besser gestellteren" Schüler sich da zu anderen Schulen unterscheiden. Es läuft höchstens auf einem anderen Niveau ab. Das heißt, auch hier gab es Ausgrenzungen, auch hier gab es Gewalt (und zwar dann auch mit kleineren Blessuren bis ausgeschlagenen Zähnen), auch hier gab es so ab 14 Jahre die ersten Betrunkenen im Unterricht und Drogen bis hin zu Drogenverkauf gab es auch. Dadurch kam es dann zu einer erneuten Spaltung in verschiedene Lager, die letztlich verhindert hat, daß es zu einem einheitlichen Klassenverband kommen konnte. Da die Lehrer sich einen Scheiß drum gekümmert haben, ob man mitkam, hieß es halt fressen oder gefressen werden. Es war teilweise nichtmal möglich, sich untereinander zu helfen, weil man mit den eigenen Problemen zu kämpfen hatte. Da gings dann um Streber, die einem dann nicht die Butter auf dem Brot gönnten oder Schüler, die das System eigentlich schon zerrieben hatte. Aussehen spielte da eigentlich kaum noch eine Rolle. Und das mit den Sextanern war ja kein Scherz. Das wurde mit uns versucht, als wir neu waren und das ging den Sextanern nach uns genauso. Vielleicht lag das auch alles daran, daß praktisch alle Lehrer kurz vor der Pension standen und noch einen ganz anderen Unterricht gestalteten. Wer weiß das schon.

Dr. Phibes (Buurman)

Zitat von: stummerfilm am  1 August 2010, 01:09:02
Es heißt, an vielen Schulen wird gemobbt. Ich selber habe zwar in meiner Schule nie etwas von Mobbing mitbekommen,doch die Berichte sind eindeutig.
Nun mal eine Frage an diejenigen die in den 70/80er Jahren zur Schule gingen. War der Begriff Mobbing schon geläufig?
Gab es damals schon Mobbing unter Schülern?

Natürlich wird in Schulen gemobbt. Man hört nur deshalb so wenig davon, da natürlich keine Schule öffentlich darüber sprechen wird. Und leider ist es fast noch immer so, dass nicht der Mobber geht, sondern das Opfer.

Dennoch muss man aber zwischen dem hier genannten "hänseln" und "mobben" ganz klar unterscheiden. Dies wird natürlich auch seitens der Eltern nicht gerne getan, der oftmalige Ausruf "Mein Kind wird gemobbt" ist fast immer totaler Unsinn. Für Mobbing gibt es ganz klare Definitionen. Dank der neusten Technik (insbesondere das Internet) bekommt Mobbing auch eine ganz neue Qualität. Gute Literatur gibt es auch darüber. Und ja, es wird heute mehr gemobbt als früher, was auch mit der Erziehung zu tun hat (Stichwort "Prinzenkinder").

   

wiliams

Zitat von: Dr. Phibes (Buurman) am  1 August 2010, 10:52:45
Stichwort "Prinzenkinder"
Das Stichwort sagt mir nichts. Meinst Du Kinder mit autistischem Syndrom (Buchtitel) oder Prinz Harry und andere (wen mobben die denn, oder werden die gemobbt?)?

Zitat von: Dr. Phibes (Buurman) am  1 August 2010, 10:52:45
Für Mobbing gibt es ganz klare Definitionen.
z.B., dass ,,ein oder mehrere Individuen, wiederholte Male und über einen längeren Zeitraum negativen Handlungen von einem oder mehreren Individuen ausgesetzt sind" (Wikipedia)? Also Hänseln und anderes Schikanieren über einen längeren Zeitraum?
Jedenfalls meine ich, dass das Wort Mobbing in Deutschland erst um 2000 herum und zuerst nur für den (nachschulischen) Arbeitsplatz auftauchte.

Dr. Phibes (Buurman)

@williams
Unter "Prinzenkinder" versteht man umgangssprachlich Kinder, die von ihren Eltern verhätschelt werden, alles was sie machen ist großartig und toll, es gibt keine Konsequenzen usw. Schlussendlich merken diese Kinder gar nicht mehr, wann sie etwas falsch machen und wenn, dann werden sie von ihren Eltern weiterhin beschützt und gedeckt. Ein ganz großes Problem mittlerweile an Schulen.

Genau dies ist so eine Definition, der Zeitraum ist mindestens drei Monate, wenn ich mich nicht irre. Es gibt noch weitere Merkmale (um die zehn). Der Begriff "Mobbing" müsste auch wieder typisch deutsch sein, im engl. Sprachraum spricht man eher von "to bully". 

Hackfresse

Zitat von: Dr. Phibes (Buurman) am  1 August 2010, 16:31:25Der Begriff "Mobbing" müsste auch wieder typisch deutsch sein, im engl. Sprachraum spricht man eher von "to bully". 

Die Amerikaner denken bei "mob" halt eher an Cosa Nostra und wir deutschen bei "bully" eher an den Herrn Herbig.  :icon_mrgreen:
(20:24:16) funeralthirst: was zur hölle ist ein b00n?



"In einer Gesellschaft, in der alle schuldig sind, ist das einzige Verbrechen, sich erwischen zu lassen. In einer Welt voller Diebe ist Dummheit die einzige verbleibende Sünde." Hunter S. Thompson

Punkrockschuppen

Zitat von: Intergalactic Ape-Man am  1 August 2010, 02:06:25
Klar gabs früher Butterflies und Shuriken, nur waren die nicht illegal.  :icon_mrgreen:
Und wir waren sicher auch schlau genug, die nicht an Menschen auszuprobieren.
Ansonsten war es doch überall Usus, die Sextaner an die Garderobe zu hängen, oder in den Papierkorb zu setzen. Harmlose Späße halt. Maximal die "Reißzwecke unterm Hintern Nummer", die man sich aus Klamaukfilmen abgeguckt hat. Seelische Grausamkeiten allerdings gab es auch damals schon und die gingen teilweise weit über das vertretbare Maß. Gerade in der Grundschule (Mitte 80er) herrschte bei uns z.B. absoluter Markenzwang, was Kleidung betrifft. Da trafen halt obere Mittelschicht auf Altkleiderkinder und besonders von dazwischen herrschte Profilierungsdrang.

*sign*
Meinen selbstgebauten Nunchaku und die selbstgefrästen Shuriken, die mein Alter damals auf Nachtschicht für mich gebaut hat, hingen im Kinderzimmer direkt neben der Bruce Lee Flagge. Das Springmesser von der Kirmes war immer in der Hosentasche. Ich hab das ganze Zeug aber außer zum angeben niemals gegen andere Leute benutzt.

Meine erste Postlagerkarte zum illegalen C64 spiele tauschen hab ich dann irgendwann gegen ne Gaspistole getauscht, und für das erste Pornoheft hab ich aufm Schulhof glaub ich ne s/w Kopie von Tanz der Teufel auf VHS hergegeben.

Ansonsten gabs in den 80ern/90ern nicht mehr und nicht weniger Scheiße als heute. Heißt halt nur alles anders.

Es gab Klamotten abziehen, es gab mobbing, es gab auf die Fresse, es gab Aggro-Mucke (zu meiner Zeit war Rechtsrockkram wie Störkraft, Onkelz, Endstufe) extrem angesagt.

Im Prinzip also : Same Shit, Different Names

stummerfilm

3 August 2010, 23:12:56 #11 Letzte Bearbeitung: 3 August 2010, 23:18:11 von stummerfilm
Zitat von: Intergalactic Ape-Man am  1 August 2010, 03:09:50
Da hatte es sich dann insofern zerschlagen, daß die sozialen Verhältnisse auf dem Gymnasium angeglichener waren. Das hat allerdings nicht verhindert, daß es unter Leistungsdruck dann wiederum zu Ventilsuchen kam. Es ist nämlich keinesfalls so, daß die "schlauen" oder "besser gestellteren" Schüler sich da zu anderen Schulen unterscheiden. Es läuft höchstens auf einem anderen Niveau ab. Das heißt, auch hier gab es Ausgrenzungen, auch hier gab es Gewalt (und zwar dann auch mit kleineren Blessuren bis ausgeschlagenen Zähnen), auch hier gab es so ab 14 Jahre die ersten Betrunkenen im Unterricht und Drogen bis hin zu Drogenverkauf gab es auch. Dadurch kam es dann zu einer erneuten Spaltung in verschiedene Lager, die letztlich verhindert hat, daß es zu einem einheitlichen Klassenverband kommen konnte. Da die Lehrer sich einen Scheiß drum gekümmert haben, ob man mitkam, hieß es halt fressen oder gefressen werden. Es war teilweise nichtmal möglich, sich untereinander zu helfen, weil man mit den eigenen Problemen zu kämpfen hatte. Da gings dann um Streber, die einem dann nicht die Butter auf dem Brot gönnten oder Schüler, die das System eigentlich schon zerrieben hatte. Aussehen spielte da eigentlich kaum noch eine Rolle. Und das mit den Sextanern war ja kein Scherz. Das wurde mit uns versucht, als wir neu waren und das ging den Sextanern nach uns genauso. Vielleicht lag das auch alles daran, daß praktisch alle Lehrer kurz vor der Pension standen und noch einen ganz anderen Unterricht gestalteten. Wer weiß das schon.


Sextaner?
Du schreibst,dass es sogar körperliche Gewalt gab. Auch noch in den oberen Klassen? Gab es in der 13.Klasse noch seelische Grausamkeiten unter den Schülern? Haben die Lehrer damals mit Bloßstellungen gearbeitet? Also wurde z.B ein Schüler an die Tafel geholt obwohl der Lehrer wusste,dass er die Aufgabe nicht lösen konnte?

stummerfilm

Zitat von: Punkrockschuppen am  3 August 2010, 22:29:11
Zitat von: Intergalactic Ape-Man am  1 August 2010, 02:06:25
Klar gabs früher Butterflies und Shuriken, nur waren die nicht illegal.  :icon_mrgreen:
Und wir waren sicher auch schlau genug, die nicht an Menschen auszuprobieren.
Ansonsten war es doch überall Usus, die Sextaner an die Garderobe zu hängen, oder in den Papierkorb zu setzen. Harmlose Späße halt. Maximal die "Reißzwecke unterm Hintern Nummer", die man sich aus Klamaukfilmen abgeguckt hat. Seelische Grausamkeiten allerdings gab es auch damals schon und die gingen teilweise weit über das vertretbare Maß. Gerade in der Grundschule (Mitte 80er) herrschte bei uns z.B. absoluter Markenzwang, was Kleidung betrifft. Da trafen halt obere Mittelschicht auf Altkleiderkinder und besonders von dazwischen herrschte Profilierungsdrang.

*sign*
Meinen selbstgebauten Nunchaku und die selbstgefrästen Shuriken, die mein Alter damals auf Nachtschicht für mich gebaut hat, hingen im Kinderzimmer direkt neben der Bruce Lee Flagge. Das Springmesser von der Kirmes war immer in der Hosentasche. Ich hab das ganze Zeug aber außer zum angeben niemals gegen andere Leute benutzt.

Meine erste Postlagerkarte zum illegalen C64 spiele tauschen hab ich dann irgendwann gegen ne Gaspistole getauscht, und für das erste Pornoheft hab ich aufm Schulhof glaub ich ne s/w Kopie von Tanz der Teufel auf VHS hergegeben.

Ansonsten gabs in den 80ern/90ern nicht mehr und nicht weniger Scheiße als heute. Heißt halt nur alles anders.

Es gab Klamotten abziehen, es gab mobbing, es gab auf die Fresse, es gab Aggro-Mucke (zu meiner Zeit war Rechtsrockkram wie Störkraft, Onkelz, Endstufe) extrem angesagt.

Im Prinzip also : Same Shit, Different Names

War Jugendgewalt dann in den Medien auch so ein großes Thema wie heute?

Intergalactic Ape-Man

Zitat von: stummerfilm am  3 August 2010, 23:12:56
Sextaner?
Du schreibst,dass es sogar körperliche Gewalt gab. Auch noch in den oberen Klassen? Gab es in der 13.Klasse noch seelische Grausamkeiten unter den Schülern? Haben die Lehrer damals mit Bloßstellungen gearbeitet? Also wurde z.B ein Schüler an die Tafel geholt obwohl der Lehrer wusste,dass er die Aufgabe nicht lösen konnte?
http://de.wikipedia.org/wiki/Sextaner

In den oberen Klassen gab es sowas vielleicht auch. Ich weiß, daß einige Bekannte von mir erst später einen Durchhänger hatten. Ich selber bin in der zweiten Runde Obertertia geflogen. Die Lehrer haben denk ich mit ziemlich allem gearbeitet, was alte Säcke halt so drauf hatten. Wir mußten ja sogar im Lateinvokabeltest noch die "Ranzen" zwischen uns stellen, damit auch ja keiner abgucken konnte. Das wurd dann mit den modernen Rucksäcken etwas beschwerlich. Wir durften auch nur mit Tinte schreiben und keine Taschenrechner benutzten. Und da wurde auch nicht lange gefackelt mit Strafarbeiten und sowas. Da wurd auch das Heft aus der Hand gerissen, wenn man in der Pause, ohohoh, noch Hausaufgaben machte. Das waren auch so Punkte, wo die Lehrer ins Physische mit den Schülern kamen, mir jedenfalls hat nie einer was wegzunehmen vermocht. Mir war Schule jedenfalls da ein echtes Grausen, was zudem daran liegt, daß ich gerne einen Sinn in Dingen sehe. Und weil ich nie vor hatte in eine entsprechende Richtung zu gehen, haben mich Fächer wie Latein oder Physik nie in ihrer Tiefe interessiert. Chemie nur wenns ums Knallen ging. 
Ich war später auf der Berufsschule übrigens sogar Klassensprecher, Schülervertreter und Mitglied der Schulkonferenz und besitze einen sehr guten Abschluß. Komisch.

lastboyscout

@Ape-Man

Wow, ich entdecke da ja gewaltige Parallelen zwischen deiner und meiner Zeit in der Schule, wie sich Lehrer auffuehrten, was erlaubt und nicht erlaubt war.  :icon_eek:
Genau so ging es bei uns zu, erst in der Hauptschule, dann ab in die Realschule.
In der Berufsschule ging es etwas lockerer zu, da wurde das Meiste nicht ganz so eng gesehen.
Aber den Klassenkampf kann ich (leider) vollstens bestaetigen. Meine Eltern hatten nie wirklich Geld, also konnte ich kleidungstechnisch nie mit den besser gestellten Klassenkameraden mithalten.
Und sowas macht dich ziemlich schnell zum Aussenseiter. Gottseidank war ich schon immer etwas kraeftiger gebaut, und somit blieb mir das Groebste erspart, nur ein paar Haenseleien ab und zu.
Ein Vorfall, an den ich mich sehr gut erinnern kann, war eine Schutzgelderpressung.
Einer meiner Mitschueler war Mitglied der damaligen Punkszene, schmaechtig, gefaerbte Haare, Alles was halt so dazugehoert. Wir waren in der siebten Klasse, und er wurde immer rumgeschubst von drei Zehntklaesslern. Und wenn er nicht bezahlte, gab es auf die Schnauze in der grossen Pause.
Naja, das Ganze flog natuerlich auf, aber passiert ist nicht wirklich was. Einer der drei Uebeltaeter war Sohn des Sportlehrers, also kamen sie mit nem blauen Auge davon. Ein Brief an die Eltern oder sowas in die Richtung.
Das war aber wirklich schon das extremste Beispiel an das ich mich erinnern kann, abgesehen davon eigentlich nur Haenseleien und ne Keilerei hier und dort.
Als Aussenseiter war ich heilfroh, als die Schulzeit vorbei war. Als ich dann in die Berufsschule wechselte, war Alles schlagartig anders. Ein Beruf bringt Geld, also musste ich nicht die alten Shirts von meinem Vater tragen.  ;)
Auf einmal hat man Freunde, ne Freundin, und die Schule macht auch auf einmal Spass.
Naja, froh bin ich trotzdem, seit 2001 endlich fest im Berufsleben verankert zu sein.
I`m a tragic hero in this game called life,
my chances go to zero, but I always will survive.
( Funker Vogt - Tragic Hero )

What is your pleasure, sir? This is mine:
http://www.dvdprofiler.com/mycollection.asp?alias=lastboyscout

stummerfilm

Zitat von: lastboyscout am  5 August 2010, 15:12:09
@Ape-Man

Wow, ich entdecke da ja gewaltige Parallelen zwischen deiner und meiner Zeit in der Schule, wie sich Lehrer auffuehrten, was erlaubt und nicht erlaubt war.  :icon_eek:
Genau so ging es bei uns zu, erst in der Hauptschule, dann ab in die Realschule.
In der Berufsschule ging es etwas lockerer zu, da wurde das Meiste nicht ganz so eng gesehen.
Aber den Klassenkampf kann ich (leider) vollstens bestaetigen. Meine Eltern hatten nie wirklich Geld, also konnte ich kleidungstechnisch nie mit den besser gestellten Klassenkameraden mithalten.
Und sowas macht dich ziemlich schnell zum Aussenseiter. Gottseidank war ich schon immer etwas kraeftiger gebaut, und somit blieb mir das Groebste erspart, nur ein paar Haenseleien ab und zu.
Ein Vorfall, an den ich mich sehr gut erinnern kann, war eine Schutzgelderpressung.
Einer meiner Mitschueler war Mitglied der damaligen Punkszene, schmaechtig, gefaerbte Haare, Alles was halt so dazugehoert. Wir waren in der siebten Klasse, und er wurde immer rumgeschubst von drei Zehntklaesslern. Und wenn er nicht bezahlte, gab es auf die Schnauze in der grossen Pause.
Naja, das Ganze flog natuerlich auf, aber passiert ist nicht wirklich was. Einer der drei Uebeltaeter war Sohn des Sportlehrers, also kamen sie mit nem blauen Auge davon. Ein Brief an die Eltern oder sowas in die Richtung.
Das war aber wirklich schon das extremste Beispiel an das ich mich erinnern kann, abgesehen davon eigentlich nur Haenseleien und ne Keilerei hier und dort.
Als Aussenseiter war ich heilfroh, als die Schulzeit vorbei war. Als ich dann in die Berufsschule wechselte, war Alles schlagartig anders. Ein Beruf bringt Geld, also musste ich nicht die alten Shirts von meinem Vater tragen.  ;)
Auf einmal hat man Freunde, ne Freundin, und die Schule macht auch auf einmal Spass.
Naja, froh bin ich trotzdem, seit 2001 endlich fest im Berufsleben verankert zu sein.

Warst du Ende der 90er Jahre auf der Berufsschule? Gab es dort Mobbing unter den Schülern?

Bretzelburger

In meiner Schulzeit (1966-1980) existierte das Wort "Mobbing" noch nicht, Waffen habe ich auch nie erlebt und auch keine Elternbriefe, weil irgendjemand systematisch getriezt wurde. Natürlich gab es auch Hänseleien und Gruppendenken - nur änderten sich die Regeln ständig, die festlegten, was cool war. Entscheidend war aber, dass es wirklich Niemanden gab, der allein war. Ich erinnere mich an eine Klassenfahrt mit Ende 15. Wir waren 36 Schüler (nur Jungs), die sich im Jugendheim auf 3 Räume verteilten. In einem Raum waren die Älteren (Sitzenbleiber) und die, die sich schon intensiv mit Mädels beschäftigten (oder zumindest so taten), im Zweiten eher die neutralen Mitläufer und der dritte Raum hätte wahrscheinlich jedem aktuellen Nerd-Film gut gestanden. Klar hatten die aus Raum 1 nur verächtliche Bemerkungen für die aus Raum 3 übrig, aber das interessierte die gar nicht, denn Jeder hatte genug Kumpels.

Als problematischer habe ich eher die Zeit zwischen 10 und 13 erlebt, als nur der etwas galt, der Fußball spielen konnte. Ich kann mich erinnern, dass mich mal ein paar Jungs aus der Klassenmannschaft schmeißen wollten (ich war immer so zwischen Rang 8-12, also gefährdet hinsichtlich der Besetzung), aber dann haben zwei Freunde von mir, die zu den Leistungsträgern gehörten, gleich auch ihren Abschied angekündigt und das Thema war erledigt. Es gab prinzipiell immer so viel Solidarität, dass Niemand zum totalen Aussenseiter gestempelt wurde. Ich hatte auch den Eindruck (und das galt auch für mich) - wenn wirklich Jemand offensichtlich "gemobbt" worden wäre, wäre immer Jemand dazwischen gegangen. Heute gelingt es scheinbar leichter, die absolute Mehrheit hinter so ein Verhalten zu bringen, so dass der Einzelne zunehmend hilflos wird.

Interessanterweise finde ich - rückblickend betrachtet - die Anfangsphase meiner Studienzeit, am stärksten hinsichtlich der Thematik "Mobbing", obwohl wir alle zwischen 18 und ca. 25 Jahre alt waren. Das galt vor allem für die ersten drei Semester, als die ganzen Westdeutschen (so wie ich) sich in einer Stadt wie Berlin erst einmal zurechtfinden mussten und die Thematik "Coolness" über allem stand - und damit ein schon krampfhafter Wille nach Gruppenzugehörigkeit. Nach dem zweiten Semester gab es eine Studienfahrt nach Kopenhagen, wo ich mich mal mit etwa 25 Studenten/innen angelegt habe, weil sie so offensichtlich einen Kommilitonen ablehnten. Ich fand den auch blöd, aber dieses gruppendynamische Über-den-anderen-stellen noch viel bescheuerter. Spätestens nach dem Vordiplom änderte sich das - man war inzwischen in der Stadt angekommen und dachte mehr in Richtung Berufsleben.

lastboyscout

5 August 2010, 17:43:04 #17 Letzte Bearbeitung: 5 August 2010, 17:45:23 von lastboyscout
Zitat von: stummerfilm am  5 August 2010, 15:56:49
Zitat von: lastboyscout am  5 August 2010, 15:12:09

Warst du Ende der 90er Jahre auf der Berufsschule? Gab es dort Mobbing unter den Schülern?

Ich war in der Berufsschule von 1997 bis Anfang 2001. Es gab die ueblichen Haenseleien und auch mal ein paar Raufereien, aber richtiges Mobbing erlebte bzw. sah ich nie.
I`m a tragic hero in this game called life,
my chances go to zero, but I always will survive.
( Funker Vogt - Tragic Hero )

What is your pleasure, sir? This is mine:
http://www.dvdprofiler.com/mycollection.asp?alias=lastboyscout

Intergalactic Ape-Man

Zitat von: lastboyscout am  5 August 2010, 17:43:04
Zitat von: stummerfilm am  5 August 2010, 15:56:49
Zitat von: lastboyscout am  5 August 2010, 15:12:09

Warst du Ende der 90er Jahre auf der Berufsschule? Gab es dort Mobbing unter den Schülern?

Ich war in der Berufsschule von 1997 bis Anfang 2001. Es gab die ueblichen Haenseleien und auch mal ein paar Raufereien, aber richtiges Mobbing erlebte bzw. sah ich nie.

Ähnlich, wobei unsere Klasse auch nicht so groß war und sich meistens jemand um eine Integration kümmerte. Dafür wurde auf einer Lehrerin so gewaltig rumgehackt, daß die irgendwann in Tränen am Pult saß und ich mir entgültig ein Machtwort abgerungen habe. Das ging mir tatsächlich so zu weit, daß ich die Verantwortlichen einzeln zur Rede gestellt und menschlich von ihnen gefordert habe, sich zu entschuldigen. Danach gab es auch ein ganz anderes Bewustsein darüber.

stummerfilm

ZitatÄhnlich, wobei unsere Klasse auch nicht so groß war und sich meistens jemand um eine Integration kümmerte. Dafür wurde auf einer Lehrerin so gewaltig rumgehackt, daß die irgendwann in Tränen am Pult saß und ich mir entgültig ein Machtwort abgerungen habe. Das ging mir tatsächlich so zu weit, daß ich die Verantwortlichen einzeln zur Rede gestellt und menschlich von ihnen gefordert habe, sich zu entschuldigen. Danach gab es auch ein ganz anderes Bewustsein darüber.

Wie alt warst du damals? Haben sich alle Verantwortlichen bei der Lehrerin entschuldigt?

Travelling Matt

Unsere Klasse hat in der Grundschule (!) mal eine Referendarin so fertiggemacht, dass sie weinend rausgerannt ist, und die anderen Lehrerinnen versucht haben, einzugreifen. Hat aber nicht geklappt, wenn ich mich recht erinnere, war sie für uns einfach keine Autoritätsperson mehr.

Die "Hänseleien" (so wurde Mobbing bei uns noch genannt...; Anfang der 80er bis Mitte 90er) gegenüber anderen Kindern waren ähnlich brutal, nur dauerte die Schulzeit für die Betreffenden halt nicht nur zwei Jahre wie so ein Referendariat. Und sie hatten als Kinder noch weniger Möglichkeiten, um damit umzugehen. Grund war vor allem die finanzielle und soziale Situation der Eltern - die "falschen" Klamotten etc., nicht zum Bildungsbürgertum gehören (war ein Dorf, und entsprechend überschaubar), ... das wurde zum Teil auch von den Eltern/ Lehrern unterstützt - "Spiel nicht mit dem, der Vater sitzt im Knast/ die Mutter war im Heim/ ...". Es konnte aber alle anderen treffen, die irgendwie "anders" oder "schwach" waren.

Dass jemand aus meiner Klasse nach einer "Schlägerei" (gerne auch mal mehrere gegen einen) im Krankenhaus gelandet ist, kam vielleicht 'ne Handvoll Male vor. Wenn ich mich recht erinnere war das jeweils vor der Pubertät (Rippenprellungen, Hodenquetschung etc.). Waffen gab's, die wurden aber "nur" zum Drohen eingesetzt - angesagt waren in der Grundschule vor allem "Überlebensmesser". Das letzte Mal, dass ich erlebt habe, dass jemand ein Messer gezogen hat, war auf einer Abi-Party. Ich kann mich aber nicht erinnern, dass das die Masse der Leute besonders bedenklich gefunden hätte.

Zum Teil wurden die Leute auch von LehrerInnen fertiggemacht. Wenn man bei einigen Lehrern als "schlechter Schüler" abgestempelt war, hatte man echt nichts mehr zu lachen... Leute aufzurufen, um sie vor der ganzen Klasse mit ihrem Nichtwissen bloßzustellen, war bei nicht wenigen ein ganz normales Unterrichtsmittel.

Naja, unter anderem wegen sowas halte ich Schule als Zwangsveranstaltung für eine phänomenal schlechte Idee...

stummerfilm

Zitat von: Travelling Matt am  6 August 2010, 01:12:04
Unsere Klasse hat in der Grundschule (!) mal eine Referendarin so fertiggemacht, dass sie weinend rausgerannt ist, und die anderen Lehrerinnen versucht haben, einzugreifen. Hat aber nicht geklappt, wenn ich mich recht erinnere, war sie für uns einfach keine Autoritätsperson mehr.

Die "Hänseleien" (so wurde Mobbing bei uns noch genannt...; Anfang der 80er bis Mitte 90er) gegenüber anderen Kindern waren ähnlich brutal, nur dauerte die Schulzeit für die Betreffenden halt nicht nur zwei Jahre wie so ein Referendariat. Und sie hatten als Kinder noch weniger Möglichkeiten, um damit umzugehen. Grund war vor allem die finanzielle und soziale Situation der Eltern - die "falschen" Klamotten etc., nicht zum Bildungsbürgertum gehören (war ein Dorf, und entsprechend überschaubar), ... das wurde zum Teil auch von den Eltern/ Lehrern unterstützt - "Spiel nicht mit dem, der Vater sitzt im Knast/ die Mutter war im Heim/ ...". Es konnte aber alle anderen treffen, die irgendwie "anders" oder "schwach" waren.

Dass jemand aus meiner Klasse nach einer "Schlägerei" (gerne auch mal mehrere gegen einen) im Krankenhaus gelandet ist, kam vielleicht 'ne Handvoll Male vor. Wenn ich mich recht erinnere war das jeweils vor der Pubertät (Rippenprellungen, Hodenquetschung etc.). Waffen gab's, die wurden aber "nur" zum Drohen eingesetzt - angesagt waren in der Grundschule vor allem "Überlebensmesser". Das letzte Mal, dass ich erlebt habe, dass jemand ein Messer gezogen hat, war auf einer Abi-Party. Ich kann mich aber nicht erinnern, dass das die Masse der Leute besonders bedenklich gefunden hätte.

Zum Teil wurden die Leute auch von LehrerInnen fertiggemacht. Wenn man bei einigen Lehrern als "schlechter Schüler" abgestempelt war, hatte man echt nichts mehr zu lachen... Leute aufzurufen, um sie vor der ganzen Klasse mit ihrem Nichtwissen bloßzustellen, war bei nicht wenigen ein ganz normales Unterrichtsmittel.

Naja, unter anderem wegen sowas halte ich Schule als Zwangsveranstaltung für eine phänomenal schlechte Idee...

Du warst also auf einem Gymnasium? Wie war denn die Situation in der 12./13.Klasse?

Hackfresse

Zitat von: Travelling Matt am  6 August 2010, 01:12:04Zum Teil wurden die Leute auch von LehrerInnen fertiggemacht. Wenn man bei einigen Lehrern als "schlechter Schüler" abgestempelt war, hatte man echt nichts mehr zu lachen... Leute aufzurufen, um sie vor der ganzen Klasse mit ihrem Nichtwissen bloßzustellen, war bei nicht wenigen ein ganz normales Unterrichtsmittel.

Das hat bei mir auch mal einer probiert. Ich war eingeschlafen in der Stunde und der meinte, er kanns mir damit mal so richtig zeigen. Ich habe natürlich alle Fragen beantworten können...er machte große Augen. Dann sollte ich mich wieder setzen...bin aber vorne stehengeblieben und habe den Mitschülern eröffnet, wie erbärmlich ich es finde, wenn man sich als Pädagoge auf sone miese Tour profilieren will. Das Gesicht war echt Gold wert. Ab da hat zumindest dieser Lehrer nie wieder sowas gemacht.  :icon_mrgreen:
(20:24:16) funeralthirst: was zur hölle ist ein b00n?



"In einer Gesellschaft, in der alle schuldig sind, ist das einzige Verbrechen, sich erwischen zu lassen. In einer Welt voller Diebe ist Dummheit die einzige verbleibende Sünde." Hunter S. Thompson

Intergalactic Ape-Man

Zitat von: stummerfilm am  5 August 2010, 22:07:47
ZitatÄhnlich, wobei unsere Klasse auch nicht so groß war und sich meistens jemand um eine Integration kümmerte. Dafür wurde auf einer Lehrerin so gewaltig rumgehackt, daß die irgendwann in Tränen am Pult saß und ich mir entgültig ein Machtwort abgerungen habe. Das ging mir tatsächlich so zu weit, daß ich die Verantwortlichen einzeln zur Rede gestellt und menschlich von ihnen gefordert habe, sich zu entschuldigen. Danach gab es auch ein ganz anderes Bewustsein darüber.

Wie alt warst du damals? Haben sich alle Verantwortlichen bei der Lehrerin entschuldigt?

Das wird schon so Anfang 20 gewesen sein, war relativ zum Ende. Die Verantwortlichen vielleicht einen Tick jünger, 1-2 Jahre. Und ja, sie haben sich alle entschuldigt. Meine Argumentation dürfte auch nicht viele Alternativen gelassen haben. Ich war ja kein Strebertyp, obwohl Klassenbester. Bis zu einem gewissen Level habe ich ja auch mitgemacht, wenn es halt um ein bisschen Veralberung ging. Das hat sich dann wohl verselbstständigt. Ich hab an diesem Punkt eine klare moralische Grenze gezogen und diese Einstellung habe ich vertreten. Dem kam sicher zu Gute, daß ich entgegen der Lehrer einen gewissen Respekt genoß. Es gab z.B. Situationen, in denen auf das Bitten des Lehrers keine Ruhe einkehrte, bis ich dann den Wunsch geäußert habe, dem Unterricht folgen zu wollen, wobei mich die Unterhaltungen störten.

Diese Nummer mit dem nach Vorn rufen hat bei mir überhaupt die betroffene Lehrerin auch mal versucht. Da habe ich nicht aufgepaßt, weil ich meiner Nachbarin gerade die vorherige Aufgabe erklärte. Das habe ich dann auch mit einem "Moment! Ich bin hier gleich fertig." begleitet, bin danach an die Tafel gegangen, habe *palimpalim* eben den Taschenrechner gezückt und die Aufgabe durchgerechnet, den Rechenweg erklärt und hab mich wieder gesetzt. Sowas kann man natürlich machen, wenn man Auffassungsgabe und Kenntnisse hat und da ich besagtes Mädel von einem 5er Schnitt über das letzte Halbjahr noch zu einer bestandenen Prüfung gebracht habe, hegte ich auch nie wirklich Schuldgefühle. ;)

Travelling Matt

Zitat von: stummerfilm am  6 August 2010, 01:30:46
Du warst also auf einem Gymnasium? Wie war denn die Situation in der 12./13.Klasse?

Da hatte sich die Situation insoweit geändert, als dass die Leute aus einer wesentlich homogeneren Gesellschaftsschicht kamen, der soziale Status unter den Verbliebenen relativ klar war (wer früher "das Opfer" war, gehörte nach wie vor nicht zu den Coolen, und hatte höchstens die Möglichkeit, sich zum Mitläufer "hochzudienen") und man auch nicht mehr so sehr auf die eigene Schulklasse beschränkt war, sondern viel mehr mit den anderen Leuten aus dem eigenen Jahrgang (und anderen Jahrgängen) zu tun hatte. Dadurch hatte man einen wesentlich größeren Pool an Leuten zur Verfügung (bei denen das eigene soziale Image eventuell auch noch nicht so eingebrannt war), und man hatte natürlich auch inzwischen einige Jahre Zeit gehabt um Gleichgesinnte zu finden. Man konnte dadurch bestimmten Leuten besser aus dem Weg gehen, ohne gleich isoliert zu sein. Wobei es immer noch vorkam, dass Leute einfach ausgegrenzt wurden, dass sie hinterrücks oder auch von offen von Gruppen z.B. als "schwul" gemobbt wurden, ... und es ging auch immer noch bis zu Schlägen und wie gesagt Morddrohungen mit gezogenem Messer. Wobei ich jetzt nur die Männerperspektive beschreiben kann - ich könnte mir vorstellen, dass bei den Frauen eher das Gerede über ihr Aussehen, (angebliche) Promiskuität etc. im Vordergrund stand und auch für einiges Leid gesorgt hat. In meiner Erinnerung, und ich glaube auch in unserem Alltagsdenken, waren aber mittlerweile Sex und Drogen (insbesondere Alkohol) wichtiger als die Hackordnung untereinander.

Karotte84

Ich war in einer kleinstaedtischen Schule (Gymnasium 94-02) und muss sagen, dass es dort nie Probleme mit Mobbing gab. Haenseleien ja, aber alles im Rahmen. Gewalttaetigkeiten oder Waffen gab es nicht. Bei Anfluegen von Mobbing hat es nie lang gedauert, dass sich die Klasse hinter den entsprechenden Schueler gestellt hat.

Bretzelburger

Als Zwischen-Resümee der doch sehr unterschiedlichen Erfahrungen, kann man feststellen, dass "Mobbing" keineswegs zwanghaft vorkommen muss, sondern einen Nährboden braucht. Sobald eine gewisse Solidarität da ist und eine moralische Grenze, die auch einem der "Coolen" vermittelt, dass der Spaß an einem bestimmten Punkt aufhört, besteht immer die Möglichkeit, "Mobbing" zu verhindern. Letztens ist es eine armselige Haltung, wenn wenige, isolierte Personen im großen Stil "Gemobbt" werden, gerade weil es auch immer nur Wenige sind, die sich aktiv daran beteiligen, die sich aber gleichzeitig der Unterstützung der Masse gewiss sein können. Oft weil diese nicht selbst zum Opfer werden wollen. Letztlich also immer eine Frage der Zivilcourage innerhalb einer Klasse.

stummerfilm

7 August 2010, 01:11:34 #27 Letzte Bearbeitung: 7 August 2010, 01:15:19 von stummerfilm
Zitat von: Bretzelburger am  6 August 2010, 16:43:57
Als Zwischen-Resümee der doch sehr unterschiedlichen Erfahrungen, kann man feststellen, dass "Mobbing" keineswegs zwanghaft vorkommen muss, sondern einen Nährboden braucht. Sobald eine gewisse Solidarität da ist und eine moralische Grenze, die auch einem der "Coolen" vermittelt, dass der Spaß an einem bestimmten Punkt aufhört, besteht immer die Möglichkeit, "Mobbing" zu verhindern. Letztens ist es eine armselige Haltung, wenn wenige, isolierte Personen im großen Stil "Gemobbt" werden, gerade weil es auch immer nur Wenige sind, die sich aktiv daran beteiligen, die sich aber gleichzeitig der Unterstützung der Masse gewiss sein können. Oft weil diese nicht selbst zum Opfer werden wollen. Letztlich also immer eine Frage der Zivilcourage innerhalb einer Klasse.

Gutes Statement!
Du sprichst von einem Nährboden. Ein ehemaliger Realschüler erzählte mir mal,dass es (wie einige hier auch scohn erwähnten) immer wieder zu Bloßstellungen von Schülern kam.Z.B wurde ein Schüler,von welchem der Lehrer wusste,dass er nicht in der Lage war die Aufgabe zu lösen, nach vorne gerufen um eben diese Aufgabe an der Tafel zu lösen. Der Schüler wurde ausgelacht. Gut,es mag sein,dass es loyale Klassen gibt,die in so einer Situation die Hilflosigkeit des Schülers nicht zum Auslachen benutzen,aber es gibt eben auch andere. Hier kann gesagt werden,dass der Nährboden für Mobbing/Ausgrenzung von den Lehrern gelegt wurde. An die 70/80/90er Schüler: Wurde in solch einer Situation bei euch gelacht?
Stichwort Lehrerinnen: Würdet ihr sagen,dass Frauen insgesamt gesehen einen doch etwas humaneren Umgang mit ihren Schülern pflegen und eher auf Bloßstellungen verzichten als ihre männlichen Kollegen?

Bretzelburger

An offensichtliche Bloßstellungen von Schülern kann ich mich überhaupt nicht erinnern. Ich erinnere mich, dass in einigen Fächern zu Beginn der Stunde immer ein Schüler die wichtigsten Punkte der letzten Stunde wiederholen musste - das nackte Grauen für die meisten von uns. Da kam keine Schadenfreude bei den stotternden Vorstellungen auf, sondern man war nur froh, selbst nicht dran gekommen zu sein.

Einzig der ungewöhnliche Kraul-Schwimmstil eines Mitschülers erzeugte mal allgemeine Belustigung - als wir 11 Jahre alt waren. Nur stellte sich der so schwimmende später als ziemlich cool heraus und hatte bald einen völlig anderen Status. Ich bin sowieso der Meinung, dass es so gut wie nie eindeutige, sogenannte "Loser" gibt, also Typen, die hässlich, unsportlich und mies in der Schule sind, keinen Humor haben und dazu noch nerdig isoliert. Auch die soziale Herkunft, falschen Klamotten usw. sind meist nur Vorwand. Das Problem ist eher, dass Jemand gar keine Chance mehr erhält, seine anderen Seiten zu beweisen, wenn er wegen irgendetwas zum Aussenseiter wurde. Ich habe das mal beobachtet, dass die gesamte Klasse über einen deutlich mieseren Witz eines "Coolen" gelacht hat, während sie bei einem lustigeren eines "Losers" nur aufgestöhnt hat. Mit Realität haben solche Ablehnungen fast nie etwas zu tun.

specki.me

19 August 2010, 12:29:49 #29 Letzte Bearbeitung: 25 August 2010, 16:20:54 von specki.me
Na, selbstverständlich gab es "Mobbing" damals schon, nur der Begriff hat sich erst später (kein Freund von Anglizismen :icon_rolleyes:) herausgebildet.

"Nicht mitgekriegt --?" ... Wie schafft man das denn  :nono: ? .. Ich war an fünf verschiedenen Schulen und hab an _allen sogar ziemlich heftige Fälle des Mobbing miterlebt .. an einer endete es damit, dass sich ein Schüler das Leben genommen hat.

Möchte nicht von "Schuld" sprechen, aber fast genauso schlimm wie die Menschen, dies machen (und die, die sichs gefallen lassen!), sind die, die wegsehen, das als Spaß abtun oder die Augen verschließen ... ohne dir da zu nahe zu treten, natürlich gibt es auch Schulen, an denen kaum gemobbt wird. Bei Paulsmama können sich Eltern übrigens ganz gut informieren, wie man seine Kinder vor Cybermobbing schützen .._kann.


Nochwas:
Was zur Hölle soll einem DIESER Smiley sagen ... ? ...tsssss
:algoschaf:

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