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Thilo Sarrazins Buch - sinnloser Hype oder wichtige Diskussion ?

Begonnen von KrawallBruder, 31 August 2010, 18:17:00

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Travelling Matt

Zitat von: ElMariachi am  4 September 2010, 13:58:11
Ausserdem, liest man ja immer öfters über MEHRMALS, zum teil auch schwerstens, straffällige Migranten die trotzdem NICHT ausgewiesen werden. Warum ? Wahrscheinlich weil die Herkunftsländer diese auch nicht wollen vielleicht ?!?!

Quelle?

ElMariachi

http://www.zeit.de/online/2008/03/jugendgewalt-kroenig

Ist ein interessanter Kommentar, wenn auch schon älter.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,301627,00.html

diese Geschichte geisterte ja auch lange durch die Presse.

Meines Wissens nach wird in Deutschland nur jemand abgeschoben, der eine Haftstrafe über 3 Jahre bekommt.
Ein hohes Maß, wenn man bedenkt das Vergewaltiger in diesem Land zum Teil nur mit einer Bewährungsstrafe davon kommen. In Amerika liegt das Maß bei einem Jahr und die Richter dort sind nicht zimperlich...
In Deutschland wird sich dann auch noch mehrere Jahre durchgeklagt...

cya!

El
Es ist leichter eine Pistole zu beherrschen als meine Gitarre...leichter zu zerstören als zu erschaffen. (A. Banderas in Desperado)
Give the guy a gun and he is superman, give him two and he is god! (Hard Boiled)

Roughale

Das wa schon mal schlimmer, dass sich die Politiker immer weniger um das Volk kümmerten und sich immer mehr aufspalteten und es dann etliche Splitterparteien gab - das hat dazu geführt, dass das Volk einem österreichischen Schreihals das Vertrauen schenkte... Ich hoffe, dass wir alle doch genug aus der Vergangenheit gelernt haben - aber Angst habe ich nicht, denn übernächstes Jahr ist ja eh Schluss mit allem :king:

esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

wusselpompf

Zitat von: ElMariachi am  4 September 2010, 13:58:11
Das zum Beispiel die Einwanderungspolitik mehr über den Arbeitsmarkt laufen sollte finde ich sehr sinnig.
Das hat z.B. der Broder bei Maybrit Illner sehr gut hervorgehoben.
In anderen Ländern muss man zum Teil nach einiger Zeit nen Job und gescheite sprachliche Kenntnisse vorweisen sonst darf man die Heimreise wieder antreten oder hat KEINEN Anspruch auf Hilfe vom Staat. Warum nicht hier ?
Habe ich kein Problem mit, allerdings ist der Haken, dass die mittlerweile ja mehr Ausländer aus Deutschland wegziehen als neu herkommen (http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Presse/pm/2009/07/PD09__276__12711,templateId=renderPrint.psml - Zahlen von 2008), d.h. mit diesen Vorschlägen errreicht man die schon hier lebenden Migraten (v.a. die mit deutschem Pass) nicht.


ZitatBessere Förderung von Kindern!!! Da haben ein wirklich eklatantes Problem...
Es ist schon lange bekannt das die Oberstufen sehr gut gefördert werden, aber die Grundschulen oder der Kindergarten zum Teil finanziell unterversorgt sind. In der Großstadt einen Kitaplatz zu bekommen ist ein Horror... und genau das prangert Sarrazin an.
Ja, Deutschland muss ein Bildungsland werden, wir brauchen mehr Kitas damit Familie und Beruf vereinbar sind, wir brauchen ein sozial gerechtes Bildungssystem von der Grundschule bis zur Uni. Aber das Thema ist doch nun wirklich ein uralter Hut. Wenn also Sarazin nicht ganz konkrete Vorschläge dazu hat, entlockt mir das echt nur ein Gähnen.

ZitatAusserdem, liest man ja immer öfters über MEHRMALS, zum teil auch schwerstens, straffällige Migranten die trotzdem NICHT ausgewiesen werden. Warum ? Wahrscheinlich weil die Herkunftsländer diese auch nicht wollen vielleicht ?!?!
Also sorry, aber mit solchen ungenauen Einzelfällen kann ich nicht wirklich was anfangen. Solange weder du noch ich irgendetwas über Details des Falles wissen, können wir die "Warum?" Frage ganz einfach nicht beantworten.
Die entsprechenden Regelungen finden sich in §§ 53, 54, 55 AufenthaltsG und erscheinen mir absolut angemessen.


ZitatWie ich schon sagte hab ich das Buch noch nicht gelesen. Aber diese Punkte (die leider zum Teil untergegangen sind) sind in einigen Talksendungen gefallen... Das wird nirgends thematisiert.
Du bist der Meinung das Bildungssystem, die Abschiebung von straffälligen Ausländern und verpflichtende Deutschkurse wurden in den letzten Jahren nicht ausführlich diskutiert? Ernsthaft?

ZitatAber bevor man sich SO auf jemanden einschießt sollte man doch vorher das Buch lesen. Eine Kanzlerin Merkel(und nicht nur die) macht den Mund auf ohne eine Zeile davon gelesen zu haben...
Wenn ein deutscher Spitzenpolitiker 2010 ganz offen von Eugenik, Sozialdarwinismus und den Genen religiöser Gruppen fabuliert, dann reicht mir das vollkommen um mich auf ihn einzuschießen. ;) Und wenn die Bild-Zeitung ihn promoted erst recht...

ZitatDiese Geschichte zeigt deutlich wie weit auseinander Politiker und der normale Bürger sind. Und genau DAS ist in meinen Augen eine sehr ERSCHRECKENDE Entwicklung. Wann fangen Politiker wieder an auf den Bürger zuzugehen ?

Und der reiche, sich intellektuell gebende Bundesbänker Sarazin, der zudem noch Politkarrierist ist und ständig über den dummen Pöbel herzieht ist ein Volksheld?

Zitat von: ElMariachi am  4 September 2010, 20:30:15
Ein hohes Maß, wenn man bedenkt das Vergewaltiger in diesem Land zum Teil nur mit einer Bewährungsstrafe davon kommen. In Amerika liegt das Maß bei einem Jahr und die Richter dort sind nicht zimperlich...
In Deutschland wird sich dann auch noch mehrere Jahre durchgeklagt...
Ein Vergewaltiger (§177 Abs. 2 StGB) kann in Deutschland keine Bewährungsstrafe bekommen, weil die Mindeststrafe 2 Jahre ist, und Bewährung nur bis zu 2 Jahren gewährt wird (§56 Abs. 2 StGB).

Und das Durchklagen gehört eben wie die Meinungsfreiheit zu einem funktionierenden demokratischen Rechtsstaat dazu.
Galactic President Superstar McAwesomeville

"You're not married, you haven't got a girlfriend and you never watched Star Trek? Good Lord" - Patrick Stewart "Extras"

endoskelett

6 September 2010, 01:46:28 #34 Letzte Bearbeitung: 6 September 2010, 01:49:10 von endoskelett
Zitat von: Roughale am  4 September 2010, 20:44:47
Das wa schon mal schlimmer, dass sich die Politiker immer weniger um das Volk kümmerten und sich immer mehr aufspalteten und es dann etliche Splitterparteien gab - das hat dazu geführt, dass das Volk einem österreichischen Schreihals das Vertrauen schenkte... Ich hoffe, dass wir alle doch genug aus der Vergangenheit gelernt haben - aber Angst habe ich nicht, denn übernächstes Jahr ist ja eh Schluss mit allem :king:
2012 geht vielleicht die Welt unter, vielleicht auch nicht. Hilft unserer Gesellschaft aber nicht diese Probleme zu lösen.
Der Zeit Online Artikel von 2009 fasst das alles ziemlich gut zusammen. Und meine Meinung ist, auch wenn Herr Sarrazin diese Debatte mal wieder anstößt und selbst daran gut verdient, dieses gesellschaftliche Problem der "Integration" von (jungen) muslimischen Männern mit Migrationshintergrund hat man über Jahre nicht erkennen wollen und man will es weiterhin nicht hören. Eine anzahlsmäßig nicht geringe "Generation" von mehrheitlich jungen Menschen, deren Entwicklung und Einstellung mit den verlinkt genannten Ursachen behaftet sind wie: "die sozio-ökonomische Lage, Bildungsferne, eine gewaltgetränkte Medien- und Unterhaltungskultur, prügelnde Väter, eine Machokultur gerade unter jungen Muslimen, gemischt mit sexueller Frustration und Hass auf die westliche Gesellschaft, der von extremen Islamisten für ihre Zwecke genutzt wird." will sich nicht mit den hier existierenden Werten und Normen (und Gesetzen) einlassen, abgeben und/oder davon etwas hören. Das Gemeinwohl geht den leuten am Arsch vorbei und sie scheißen drauf, scheißen auf Deutschland. Sie möchten aber trotzdem hier leben. Bei Hart aber fair am letzten Mittwoch ließ man durchblicken, dass diese Muslime im Ursprungsland ihrer Eltern/Großeltern aber ebenso keine Heimat besitzen, insofern schon irgendwo heimatlos sind. Und leider muss man das so hart aussprechen. Wenn ich lese, dass in Deutschland 9 % Ausländeranteil vorherrscht, aber in den Gefängnissen des Landes Ausländer 40% Anteil haben, ist das doch immens. Die Problemfälle ausweisen mag in manchen Härtefällen funktionieren, aber man muss sich vergegenwärtigen, dass die Problemjugend in den meisten Fällen hier geboren ist und einen deutschen Pass besitzt, somit gar nicht ausgewiesen werden kann.

Diese Debatte spielt nur einen Teil in der Globalisierung (Arbeitslosigkeit, Bildung, Überalterung der Gesellschaft, Umweltschutz,...) und mMn wird die Politik die Probleme nur noch verwalten, aber nicht mehr wirksam lösen können. Wenn ich sehe, dass, wie bei hart aber fair vorgestellt, ein Immigrant aus Duisburg-Marxloh (?)hier seit 25, 30, 35 Jahren lebt und sich kaum ausdrücken kann in der Sprache des Landes, in der er seit diesen x Jahren lebt, kann man sich vorstellen, was in solchen Familien "gehauen und gestochen wird". Diese Parallelgesellschaften haben sich festgesetzt und werden sich weiter ausbreiten, das ist die traurige Wahrheit.

Mir ist klar, dass Herr Sarrazin keine Lösungsvorschläge anbietet, aber muss er das tun? Das sollte doch vordergründig Aufgabe der Politik (des Gesetzgebers) sein. Nur wie gesagt, Jahrzehnte verschlafen und der Karren steckt viel zu weit im Dreck. Wenn ich Ansätze hätte, wie man dieser innerpolitischen Probleme Herr werden könnte, ich würde sie sicher kund tun. Stimme also im Großen und Ganzen mit Mr. Orange und El Mariachi erstmal überein.
R: Do you like our owl?
D: It's artificial?
R: Of course it is.
D: Must be expensive.
R: Very.
R: I'm Rachael.
D: Deckard.

wusselpompf

Wenn ich mir deinen Beitrag durchlese, dann frage ich mich ob - vom Islamismus mal abgesehen - die Probleme die du benennst nicht neben Migranten im großen und ganzen auch deutsche Jugendliche mit problematischem Hintergrund gelten. Ich denke schon, und daher erscheint mir in der Hinsicht auch ein allgemeinerer Ansatz sinnvoll der Migranten und Deutsche umfasst. Zumal, wenn ich das richtig sehe, ja niemand hier soweit geht, dass er grundsätzlich ein Problem mit Ausländern in Deutschland hat, sondern eben mit deren Integration. D.h. wenn es also gelingen würde, deutsche und ausländische Jugendliche gleichermaßen zu fördern und fordern wäre das doch eigentlich der bessere Ansatz. Denn wie gesagt, es liegt mE nicht primär an der Herkunft, das bestimmte Probleme entstehen, sondern an den sozialen Faktoren. Sonst würden sich ja nicht so viele Ausländer wunderbar integrieren und fließend deutsch sprechen...
Galactic President Superstar McAwesomeville

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ElMariachi

6 September 2010, 21:22:20 #36 Letzte Bearbeitung: 6 September 2010, 21:26:25 von ElMariachi
Zitat von: wusselpompf am  5 September 2010, 22:25:44
Zitat von: ElMariachi am  4 September 2010, 13:58:11
Das zum Beispiel die Einwanderungspolitik mehr über den Arbeitsmarkt laufen sollte finde ich sehr sinnig.
Das hat z.B. der Broder bei Maybrit Illner sehr gut hervorgehoben.
In anderen Ländern muss man zum Teil nach einiger Zeit nen Job und gescheite sprachliche Kenntnisse vorweisen sonst darf man die Heimreise wieder antreten oder hat KEINEN Anspruch auf Hilfe vom Staat. Warum nicht hier ?
Habe ich kein Problem mit, allerdings ist der Haken, dass die mittlerweile ja mehr Ausländer aus Deutschland wegziehen als neu herkommen (http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Presse/pm/2009/07/PD09__276__12711,templateId=renderPrint.psml - Zahlen von 2008), d.h. mit diesen Vorschlägen errreicht man die schon hier lebenden Migraten (v.a. die mit deutschem Pass) nicht.

Richtig.
Die, die Auswandern, sind übrigens zum allergrößten Teil Fachkräfte, Akademiker etc... darüber gabs auch schon mehr als genug Berichte. http://www.rp-online.de/wirtschaft/news/Fachkraefte-wandern-aus_aid_582730.html
Das ist schon seit Jahren bekannt. Den hier lebenden hilft das wenig, da hast du recht. Trotzdem ist eine Reform nötig.

Ich streite ja auch nicht ab
das die Politik was machen MUSS, aber ich denke in einigen Wochen ist das Thema gegessen. Es wird von der hohen Politikerkaste viel gelabbert aber nichts getan...

ZitatBessere Förderung von Kindern!!! Da haben ein wirklich eklatantes Problem...
Es ist schon lange bekannt das die Oberstufen sehr gut gefördert werden, aber die Grundschulen oder der Kindergarten zum Teil finanziell unterversorgt sind. In der Großstadt einen Kitaplatz zu bekommen ist ein Horror... und genau das prangert Sarrazin an.
Ja, Deutschland muss ein Bildungsland werden, wir brauchen mehr Kitas damit Familie und Beruf vereinbar sind, wir brauchen ein sozial gerechtes Bildungssystem von der Grundschule bis zur Uni. Aber das Thema ist doch nun wirklich ein uralter Hut. Wenn also Sarazin nicht ganz konkrete Vorschläge dazu hat, entlockt mir das echt nur ein Gähnen. [/quote]

Ja manchmal hilft das auch mal wenn man den Finger erneut in die Wunde legt und das hat er ziemlich gut geschafft.
Oder wann haben unsere Politiker das letzte mal so neben das Ziel geschossen und gemerkt das der Bürger ja doch nicht hinter Ihnen steht? ...und nun rudern sie alle zurück... "naaajaaa sooo schlimm ist das ja gar net was er gesagt...und a bissl stimmt ja doch..." ja ne is klar liebe Politiker. Da hat man wieder die nächste Wahl im Kopf...

ZitatAusserdem, liest man ja immer öfters über MEHRMALS, zum teil auch schwerstens, straffällige Migranten die trotzdem NICHT ausgewiesen werden. Warum ? Wahrscheinlich weil die Herkunftsländer diese auch nicht wollen vielleicht ?!?!
Also sorry, aber mit solchen ungenauen Einzelfällen kann ich nicht wirklich was anfangen. Solange weder du noch ich irgendetwas über Details des Falles wissen, können wir die "Warum?" Frage ganz einfach nicht beantworten.
Die entsprechenden Regelungen finden sich in §§ 53, 54, 55 AufenthaltsG und erscheinen mir absolut angemessen.


ZitatWie ich schon sagte hab ich das Buch noch nicht gelesen. Aber diese Punkte (die leider zum Teil untergegangen sind) sind in einigen Talksendungen gefallen... Das wird nirgends thematisiert.
Du bist der Meinung das Bildungssystem, die Abschiebung von straffälligen Ausländern und verpflichtende Deutschkurse wurden in den letzten Jahren nicht ausführlich diskutiert? Ernsthaft?[/quote]

Und was hats gebracht ? Man muss es so lange thematisieren bis die letzten Politiker merken das es dem Bürger nicht mehr wirklich gefällt was von oben fabriziert wird. Irgendwann resignieren sollte imo keine Option sein.

ZitatAber bevor man sich SO auf jemanden einschießt sollte man doch vorher das Buch lesen. Eine Kanzlerin Merkel(und nicht nur die) macht den Mund auf ohne eine Zeile davon gelesen zu haben...
Wenn ein deutscher Spitzenpolitiker 2010 ganz offen von Eugenik, Sozialdarwinismus und den Genen religiöser Gruppen fabuliert, dann reicht mir das vollkommen um mich auf ihn einzuschießen. ;) Und wenn die Bild-Zeitung ihn promoted erst recht...[/quote]

Bei allem Respekt aber er ist mit Sicherheit kein deutscher Spitzenpolitiker ;)

ZitatDiese Geschichte zeigt deutlich wie weit auseinander Politiker und der normale Bürger sind. Und genau DAS ist in meinen Augen eine sehr ERSCHRECKENDE Entwicklung. Wann fangen Politiker wieder an auf den Bürger zuzugehen ?

Und der reiche, sich intellektuell gebende Bundesbänker Sarazin, der zudem noch Politkarrierist ist und ständig über den dummen Pöbel herzieht ist ein Volksheld? [/quote]

Nein aber er spricht anscheinend das aus was viele Denken. Und das sollte man nicht unter den Teppich kehren.

Zitat von: ElMariachi am  4 September 2010, 20:30:15
Ein hohes Maß, wenn man bedenkt das Vergewaltiger in diesem Land zum Teil nur mit einer Bewährungsstrafe davon kommen. In Amerika liegt das Maß bei einem Jahr und die Richter dort sind nicht zimperlich...
In Deutschland wird sich dann auch noch mehrere Jahre durchgeklagt...
Ein Vergewaltiger (§177 Abs. 2 StGB) kann in Deutschland keine Bewährungsstrafe bekommen, weil die Mindeststrafe 2 Jahre ist, und Bewährung nur bis zu 2 Jahren gewährt wird (§56 Abs. 2 StGB).

Und das Durchklagen gehört eben wie die Meinungsfreiheit zu einem funktionierenden demokratischen Rechtsstaat dazu.
[/quote]

Ziemlich blauäugig nicht ?
Ein Blick in Nachrichtenmagazine/Tageszeitungen sollte dir aber was anderes sagen.
Ich denke die meisten durften schon oft genug davon gelesen haben.
Einfach mal Google bemühen. Dort findet man mehr als genug Artikel...

cya!

El
Es ist leichter eine Pistole zu beherrschen als meine Gitarre...leichter zu zerstören als zu erschaffen. (A. Banderas in Desperado)
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Bretzelburger

Diskussion hin, Sarrazin her - ich finde es gut, dass die Sache hier kontrovers diskutiert wird, aber wirklich überzeugende Argumente, warum Sarrazins Vorgehen produktiv gewesen wäre (außer für sein Portemonnaie), habe ich hier noch nicht gelesen. Natürlich müssten die Politiker mehr tun, aber das gilt auch noch für viele andere Bereiche unserer Gesellschaft. Teilweise haben sie auch schon etwas getan, was innerhalb einer nur von Pauschalurteilen geprägten Diskussion, wie sie Sarrazin anfachte, gerne übersehen wird. In Sachsen-Anhalt z.B. wird jedes 4jährige Kind auf seine Sprachfähigkeit untersucht, und - bei Nichterfüllung der Vorgaben - entweder speziell geschult oder zum Logopäden verwiesen - das ist eine Pflichtangelegenheit, um Entwicklungsstörungen frühzeitig zu entdecken, die selbstverständlich für Alle gilt. Und damit kommen wir zum eigentlichen Punkt, den Sarrazin eben nicht anstrebt. Eine Reform, die für alle Bürger dieses Landes gilt - egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund. Ihm geht es nur um Ausgrenzung einer Minderheit, mit der er sich bei einer größeren Gruppe "Liebkind" macht. Das diese ihn angeblich zu 18% wählen würde und "er ausspricht, was viele denken" ist in dieser Hinsicht kein Qualitätsmerkmal - das haben andere hohle Nüsse wie Schill auch geschafft.

Hier einmal der Versuch, das Thema (nicht Sarrazin) näher zu betrachten :

Ich habe vor drei Jahren mit einer Logopädin gesprochen, die mir erzählte, wie sehr in den letzten 10 Jahren das Sprachvermögen bei Kindern in ihrem Umfeld abgenommen hätte - in Heidenau, Sachsen, Ausländeranteil irgendetwas unter 2%. Ursache war keineswegs der Migrationshintergrund, sondern frühzeitiges und zu häufiges Fernsehen, Eltern, die nicht mehr vorlesen, und Kinder, die selbst nicht gerne lesen (hängt ja auch alles miteinander zusammen). Wie nun schon mehrere Pisa-Studien bewiesen haben, ist in kaum einem Land der Zusammenhang zwischen Bildung der Eltern und Schulleistung der Kinder so eng. Dort wurde auch schon mehrfach festgestellt, dass darin auch der Hauptgrund für die statistisch schlecht abschneidenden Kinder mit Migrationshintergrund liegt, da diese meist über schlechter ausgebildete Eltern verfügen.

Das war übrigens schon eine in den 70er Jahren nachgewiesene Argumentation - die meisten türkischen Einwanderer stammten aus Anatolien, die sich in Deutschland einen Ausweg aus der Armut versprachen. Diese inzwischen alt gewordene Generation hat mit dem heutigen Integrationsproblem vordergründig wenig zu tun, aber diese fleißigen Arbeiter, die fast alle Jobs machten, auf die die meisten Deutschen keine Lust hatten, waren nicht in der Lage ihre Kinder entsprechend zu schulen, vielleicht glaubten sie auch, irgendwann wieder aus Deutschland wegziehen zu können, was für viele andere Gastarbeiterländer der ersten Generation längst gilt (Italien, Griechenland usw.). Vieles von dem, was Sarrazin den Einwanderern heute vorwirft, ist also hausgemacht und es ist deshalb kein zu vernachlässigender Witz (wahlweise falsche Aussage), wenn er von Genen und Vererbung faselt, sondern schlicht billiger Rassismus, mit dem er natürlich bei den Deutschen landet, für die ich mich in der Regel geschämt habe, wenn ich sie im Auslandsurlaub antraf.

Da ich Niemanden, der hier diskutiert, dazu zählen möchte, erstaunt es mich schon, dass hier Einige Sarrazins Beitrag für produktiv halten (selbst wenn sie FDP-Wähler sind :king:). Das Thema ist wichtig, aber die Art, wie Sarrazin es anging, fördert nur Hass und Abgrenzung. Ich glaube Jedem, der ihn hier positiv beurteilt, dass er darüber hinwegsehen kann, und dass seine eigenen Gefühle mitnichten davon beeinflusst werden, aber wer einen gewissen offenen Blick für unsere Gesellschaft hat und nicht nur die Schuld bei Migranten sucht, kann doch nicht übersehen, dass gerade die hier schon mehrfach zitierte große Gruppe, die Sarrazins Thesen befürwortet, nicht annähernd so differenziert denkt? Das kann euch doch nicht entgangen sein?

pm.diebelshausen

6 September 2010, 23:38:38 #38 Letzte Bearbeitung: 7 September 2010, 01:14:37 von pm.diebelshausen
Zitat von: Bretzelburger am  6 September 2010, 23:22:53
Und damit kommen wir zum eigentlichen Punkt, den Sarrazin eben nicht anstrebt. Eine Reform, die für alle Bürger dieses Landes gilt - egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund.

Sehr richtig. Deshalb erstaunt es mich auch und macht mich traurig, mit wieviel Selbstverständlichkeit in dieser Debatte, zum Teil auch hier, unterschieden wird zwischen "wir" und "die". Ich denke auch, dass man allein schon mit dieser Rede- und Denkweise nicht progressiv weiterkommt und dass diese Distanzierung und Differenzierung günstigstenfalls von Unbedachtheit, schlimmstenfalls von Intoleranz herrührt. Könnten wir endlich mal von einem aufrichtig solidarisch, tolerant, freundlich und freudig gemeinten "wir" sprechen und die menschliche Gemeinsamkeit zum Maß der Dinge machen, statt ständig die Unterschiede zu bewerten und damit Grenzen des Unverständnisses zu ziehen, dann kämen wir auch zu brauchbaren Lösungen, die über "Ist mir doch scheißegal, was mit einem ist, der nicht arbeiten will/der woanders geboren wurde/der nicht Deutsch kann" weit, weit hinausgehen.
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

wusselpompf

7 September 2010, 00:36:24 #39 Letzte Bearbeitung: 7 September 2010, 00:45:54 von wusselpompf
Zitat von: ElMariachi am  6 September 2010, 21:22:20
Ja manchmal hilft das auch mal wenn man den Finger erneut in die Wunde legt und das hat er ziemlich gut geschafft.
(...)
Und was hats gebracht ? Man muss es so lange thematisieren bis die letzten Politiker merken das es dem Bürger nicht mehr wirklich gefällt was von oben fabriziert wird. Irgendwann resignieren sollte imo keine Option sein.

Und was ändert sich jetzt, außer das Sarrazin (so, jetzt auch mal richtig geschrieben ;) ) die Kohlen scheffelt? Nix ändert sich, weil er null Vorschläge zu bieten hat. Die machen jetzt wieder die Politiker, wer auch sonst, denn außer wüst auszukeilen kommt von ihm ja nichts. Aber da steckt bestimmt ein Plan dahinter, in 5 Jahren ein neues Buch nachzuschieben, dann vll. mit Politikergen.

Zitat
Ziemlich blauäugig nicht ?
Ein Blick in Nachrichtenmagazine/Tageszeitungen sollte dir aber was anderes sagen.
Ich denke die meisten durften schon oft genug davon gelesen haben.
Einfach mal Google bemühen. Dort findet man mehr als genug Artikel...

Ich nehme an, dass du dich auf die verminderte Schuldfähigkeit / Schuldunfähigkeit beziehst, allerdings sind Fälle, wo eine solche angenommen wird, ziemlich selten (Trunkenheit und sexuelle Störungen fallen nämlich grundsätzlich erstmal nicht darunter).
Ich hab gegoogelt und nur Sachen gefunden, wo die volle Schuldfähigkeit angenommen wurde und dann bleibt es dabei: Die Mindeststrafe für Vergewaltigung ist 2 Jahre, und da gibt es eben keine Bewährung.

Aber ist auch nicht so wichtig, weil das mit dem Thema ja nun wirklich nichts zu tun hat, außer zu zeigen dass alles was Gerichte und Politik machen schlecht ist...

edit:
Zitat von: ElMariachi am  6 September 2010, 21:22:20
Richtig.
Die, die Auswandern, sind übrigens zum allergrößten Teil Fachkräfte, Akademiker etc... darüber gabs auch schon mehr als genug Berichte. http://www.rp-online.de/wirtschaft/news/Fachkraefte-wandern-aus_aid_582730.html
Das ist schon seit Jahren bekannt. Den hier lebenden hilft das wenig, da hast du recht. Trotzdem ist eine Reform nötig.
Dann wäre doch aber die nötige Reform, die Abwanderung zu verhindern. Z.B. indem man die Arbeits- und Forschungsbedingungen an Unis endlich verbessert, endlich mal wirklich Geld in die Bildung zu investieren statt (wie jüngst hier in Hessen) wieder drastisch zu kürzen, endlich vernünftige Studienbedingungen schafft. Wenn es dann für Akademiker besser aussieht, kriegen die vll. auch wieder mehr Kinder (ist z.B. bei mir und meiner Freundin eine ganz konkrete Sache, kann man ein Kind "riskieren", wenn man sich von einem 2-Jahresvertrag zum nächsten (oder noch kürzeren Arbeitsverhältnissen) hangelt? Und so sieht die Realität an deutschen Hochschulen für alle unterhalb von Profs aus.)
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ElMariachi

Zitat von: wusselpompf am  7 September 2010, 00:36:24
Zitat von: ElMariachi am  6 September 2010, 21:22:20
Ja manchmal hilft das auch mal wenn man den Finger erneut in die Wunde legt und das hat er ziemlich gut geschafft.
(...)
Und was hats gebracht ? Man muss es so lange thematisieren bis die letzten Politiker merken das es dem Bürger nicht mehr wirklich gefällt was von oben fabriziert wird. Irgendwann resignieren sollte imo keine Option sein.

Und was ändert sich jetzt, außer das Sarrazin (so, jetzt auch mal richtig geschrieben ;) ) die Kohlen scheffelt? Nix ändert sich, weil er null Vorschläge zu bieten hat. Die machen jetzt wieder die Politiker, wer auch sonst, denn außer wüst auszukeilen kommt von ihm ja nichts. Aber da steckt bestimmt ein Plan dahinter, in 5 Jahren ein neues Buch nachzuschieben, dann vll. mit Politikergen.

Ihm vorzuwerfen er hätte nichts getan ist nicht richtig. Immerhin hat er es geschafft den Berliner Haushalt auf einen einigermaßen grünen Zweig zu bringen. Ausserdem gibt Berlin nach Hamburg am meisten Geld für Bildung aus.
Der Wille war wohl da nur ob die Umsetzung richtig war ?!?! Man weiß es nicht...

edit:
Zitat von: ElMariachi am  6 September 2010, 21:22:20
Richtig.
Die, die Auswandern, sind übrigens zum allergrößten Teil Fachkräfte, Akademiker etc... darüber gabs auch schon mehr als genug Berichte. http://www.rp-online.de/wirtschaft/news/Fachkraefte-wandern-aus_aid_582730.html
Das ist schon seit Jahren bekannt. Den hier lebenden hilft das wenig, da hast du recht. Trotzdem ist eine Reform nötig.
Zitat
Dann wäre doch aber die nötige Reform, die Abwanderung zu verhindern. Z.B. indem man die Arbeits- und Forschungsbedingungen an Unis endlich verbessert, endlich mal wirklich Geld in die Bildung zu investieren statt (wie jüngst hier in Hessen) wieder drastisch zu kürzen, endlich vernünftige Studienbedingungen schafft. Wenn es dann für Akademiker besser aussieht, kriegen die vll. auch wieder mehr Kinder (ist z.B. bei mir und meiner Freundin eine ganz konkrete Sache, kann man ein Kind "riskieren", wenn man sich von einem 2-Jahresvertrag zum nächsten (oder noch kürzeren Arbeitsverhältnissen) hangelt? Und so sieht die Realität an deutschen Hochschulen für alle unterhalb von Profs aus.)

Richtig. Da sind wir einer Meinung.
Aber was passiert stattdessen ?! Anstatt gescheite Anstrengungen dies zu unterbinden wird die Diskussion wg. Fachkräftemangel etc. jedesmal neu entfachen...

Und ob Sarrazin auf das Geld angewiesen (was ich eher weniger glaube) ist oder nicht sei mal dahin gestellt.
Hat eigentlich jemand das Buch von Kirsten Heisig gelesen ?!?! Taugt das was ?

cya!

El
Es ist leichter eine Pistole zu beherrschen als meine Gitarre...leichter zu zerstören als zu erschaffen. (A. Banderas in Desperado)
Give the guy a gun and he is superman, give him two and he is god! (Hard Boiled)

pm.diebelshausen

12 September 2010, 11:50:52 #41 Letzte Bearbeitung: 12 September 2010, 12:00:38 von pm.diebelshausen
Ungefähr so werde ich das dann auch machen:

ZitatVermittlung des Bundespräsidialamts
Sarrazin setzt höhere Pension durch

Das Bundespräsidialamt hat Medienberichte bestätigt, zwischen dem scheidenden Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin und der Bundesbank vermittelt zu haben. Alle inhaltlichen Vereinbarungen hätten aber ausschließlich die beiden Vertragspartner getroffen, erklärte ein Sprecher. Er dementierte, dass das Amt eine höhere Pension für Sarrazin durchgesetzt habe. Dies hatte der "Spiegel" berichtet.

Das Magazin "Focus" berichtete, der Staatssekretär im Bundespräsidialamt, Lothar Hagebölling, habe das entscheidende Gespräch mit Sarrazin geführt, das den umstrittenen Buchautor schließlich zum Amtsverzicht bewogen habe. Bundespräsident Christian Wulff hatte höchstes Interesse daran, den Konflikt diskret beizulegen, da er andernfalls über den Entlassungsantrag der Bundesbank hätte entscheiden müssen.

Kritik aus der Bundesbank
"Er kassiert nun 1000 Euro mehr im Monat", zitiert der "Spiegel" einen mit den Verhandlungen vertrauten Bundesbanker. Die Notenbank habe Sarrazin zunächst angeboten, für seine 17 Monate im Amt eine Pension ohne Abzug zu zahlen, wenn er sich freiwillig zurückziehe. Nun bekomme er eine Pension, wie sie ihm am Ende der regulären Laufzeit seines Vertrags im Jahr 2014 zugestanden hätte. "Der ist vom Stamme Nimm", wurde eine Führungskraft der Bundesbank zitiert.

Die Bundesbank selbst wollte sich nicht offiziell zu den Vereinbarungen mit Sarrazin äußern. Eine Sprecherin bekräftigte in Frankfurt auf Anfrage, beide Seiten hätten Stillschweigen vereinbart.

Keine Abfindung für Sarrazin
Mit einem Goldenen Handschlag wird Sarrazin hingegen nicht verabschiedet: Eine Abfindung für sein Ausscheiden zum 30. September bekommt er nicht. Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Focus" ist er mit 65 Jahren aber voll pensionsberechtigt und erhält ab Oktober eine monatliche Altersversorgung von rund 10.000 Euro. Diese decke auch seine früher erworbenen Ansprüche als Berliner Finanzsenator, Staatssekretär in Rheinland-Pfalz und Beamter im Bundesfinanzministerium ab.
http://www.tagesschau.de/inland/sarrazinpension100.html

Auch klasse vom Bundespräsidialamt respektive unserem Wulff, das lieber mit dem Geld anderer Leute statt mit eigener Positionierung und Entscheidung zu regeln.
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

Dr. Phibes (Buurman)

Alles richtig gemacht der Thilo. Provoziert, die Masse springt drauf an, er arbeitet weniger und bekommt das gleiche Geld. Nur Schade, dass er Wulff nicht zu einer Entscheidung gezwungen hat, der wäre ins schwimmen gekommen.

Shodan


pm.diebelshausen

20 Oktober 2010, 02:27:19 #44 Letzte Bearbeitung: 20 Oktober 2010, 02:29:36 von pm.diebelshausen
Somuncus Programme sind klasse. Seine Kommentierung der Goebbels-Sportpalast-Rede ist absolut hörenswert! Da ist der Talk hier vergleichsweise nett. Aber der Satz Ich will wieder Türke werden falls... mir die Vorhaut wieder zurückwächst ist schon klasse!
:respekt:


PS.:

Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

Man Behind The Sun

Zitat von: pm.diebelshausen am 20 Oktober 2010, 02:27:19
Somuncus Programme sind klasse. Seine Kommentierung der Goebbels-Sportpalast-Rede ist absolut hörenswert! Da ist der Talk hier vergleichsweise nett. Aber der Satz Ich will wieder Türke werden falls... mir die Vorhaut wieder zurückwächst ist schon klasse!

Es ist nur schlimm, dass ein "Migrant" uns vorhalten muss, was hier eigentlich verkehrt läuft.

Man mag von Sarrazin halten was man will. Und dass man hier in Deutschland die Worte "Gene" und "Juden" nicht in einem Satz bzw. Zusammenhang in der Öffentlichkeit sagen sollte, hätte er wissen müssen, soviel Profi ist er und so viel Menschenverstand müsste man ihm eigentlich zutrauen. Einziger Schluss daraus: Sarrazin wollte provozieren (natürlich) und das hat er geschafft. Leider musste er dafür seinen Posten als Opfer aufgeben, aber wenn die aktuelle Diskussion um Integration und Ausländerpolitik endlich mal fruchten sollte, ist er mein persönlicher Held.

Ich hoffe, dass man dann endlich, nach über 60 Jahren, auch mal wieder sachlich über "Ausländer" reden kann und seine Meinung zu diesem Thema kundtun zu dürfen, ohne, dass man gleich als "Nazi" bezeichnet oder einem Rassenhass unterstellt wird.
In heaven everything is fine.


wusselpompf

20 Oktober 2010, 23:01:10 #46 Letzte Bearbeitung: 20 Oktober 2010, 23:35:41 von wusselpompf
Zitat von: Man Behind The Sun am 20 Oktober 2010, 20:30:09
Ich hoffe, dass man dann endlich, nach über 60 Jahren, auch mal wieder sachlich über "Ausländer" reden kann und seine Meinung zu diesem Thema kundtun zu dürfen, ohne, dass man gleich als "Nazi" bezeichnet oder einem Rassenhass unterstellt wird.

Also bitte, sachlich geht und ging das doch schon immer. Es sei denn du verstehst die Sarazin-Choose unter sachlich, dann ist das natürlich was anderes. ;)
Es kommt halt drauf an, was man sagt und wie man es sagt, wie immer im Leben. Wer mit plumpen Parolen kommt und nicht in der Lage ist zu differenzieren, muss sich über Gegenwind nicht wundern.

ZitatUnd dass man hier in Deutschland die Worte "Gene" und "Juden" nicht in einem Satz bzw. Zusammenhang in der Öffentlichkeit sagen sollte
Das sollte man eben nicht tun, weil eine Religion keine Rasse ist, das ist doch der entscheidende Punkt.
Galactic President Superstar McAwesomeville

"You're not married, you haven't got a girlfriend and you never watched Star Trek? Good Lord" - Patrick Stewart "Extras"

pm.diebelshausen

Joa, "differenzieren" ist das Zauberwort, das sagt auch der Türkeutsche Afghanenhund da oben ganz richtig.

Es geht bei derlei Streitereien wie z.B. die um Sarrazins Knüller (Debatten sind das eben nicht, weil nicht Argumente ausgetauscht und abgewägt werden, um am Ende ein gemeinsames Ergebnis zu haben, nach dem man in Zukunft handeln will, damit man zusammen irgendwo hinkommt, sondern es wird geblökt und gegackert, um dem jeweils Anderen zu zeigen, dass er doof ist und man selber mehr Recht hat, wodurch sich aber an der Grundsituation nichts ändert, denn die einen bleiben "wir" und die Anderen bleiben halt "die Anderen"), äh, wo war ich? Ach ja: es geht bei derlei Streitereien nie um das vordergründige Thema (in dem Fall irgendwelche Problemmigranten), sondern es geht darum, dass man nicht differenziert. Deshalb war ja die Southparkfolge so geil, in denen den Kids die angebliche Symbolträchtigkeit eines Schwarzen überhaupt nicht (mehr) bewusst ist, aber alle Erwachsenen hysterisch aufschreien, weil die eben immernoch eine unnütze Differenzierung machen. Was ist denn so bemerkenswert daran, wenn ein Türke in Deutschland ein Verbrechen begeht, und was unterscheidet ihn da irgendwie von einem Deutschen, der ein selbes Verbrechen begeht in Deutschland begeht? Ich verstehe diese Grenzen immernoch nicht und ich wüsste gerne, wohin wir die bösen Deutschen abschieben - noch tiefer nach Deutschland rein? Und wann wir endlich nicht nur wirtschaftlich, sondern auch gesellschaftlich Globalisierung machen...
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

Roughale

Wie oft muss man betonen, dass es dem Spinner nur um die Werbung für sein Buch ging - damit hat er leider Erfolg gehabt, weil die Masse zu blöd ist, das zu erkennen - dem Sack ist doch schnurz was weitab von dort, wo er behütet wohnt abgeht. Ich denke auch, dass die Abfindung bei der Bundesbank sich rentiert und politische Ambitionen hatte er auch keine, also schmerzt der Parteiausschluss auch eher nicht...

Titanic Cover = genial!

Das Thema ist wichtig, aber so, wie es uns nun aufgezwungen wurde, ist es leider mal wieder viel zu negativ belastet.

esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

Mr Orange

21 Oktober 2010, 11:42:48 #49 Letzte Bearbeitung: 21 Oktober 2010, 12:17:26 von Mr Orange
Zitat von: Roughale am 21 Oktober 2010, 10:33:49
Wie oft muss man betonen, dass es dem Spinner nur um die Werbung für sein Buch ging - damit hat er leider Erfolg gehabt, weil die Masse zu blöd ist, das zu erkennen - dem Sack ist doch schnurz was weitab von dort, wo er behütet wohnt abgeht. Ich denke auch, dass die Abfindung bei der Bundesbank sich rentiert und politische Ambitionen hatte er auch keine, also schmerzt der Parteiausschluss auch eher nicht...


Was du alles so weißt... scheint ja alles Fakt zu sein:
- Sarrazin ist das Thema an sich egal
- Sarrazin hatte eh keine politischen Ambitionen

Ach ja, und sich selbst als den Einzigen, der das alles voll durchblickt hat und andere gleichzeitig als Spinner und den dummen Pöbel darzustellen...naja.

Auch imO ist das Buch zu 30 - 40% sehr populistisch (vorallem aus dem "Genpool-Teil" resultierend). In meinen Augen ist es aber ein großer Verdienst von Sarrazin, dass das Thema auch mal auf höchster Ebene angekommen ist. Bis jetzt schienen mir die meisten Politiker wirklich überzeugt zu sein, man muss das nur alles Laufen lassen und dann kommt die Integration schon von selbst. Das man aber sowohl mehr fordern muss, als auch mehr Möglichkeiten zur Verfügung stellen muss, wird erst jetzt wirklich diskutiert.

Und ebend in diesem Punkt sind viele Politiker einfach nicht ehrlich. Ständig wurde betont, das Thema wäre schon immer aktiuell gewesen, aber komischerweise ist es erst jetzt sogar Thema in Reden vor der JU oder zur Wiedervereinigung. Vorher fiel das Thema in meinen Augen stets unter "Nichtmal mit der Kneifzange anfassen" und das ist jetzt anders.

@wusselpompf:

Wenn das der entscheidende Punkt für die Aufregung zum Thema "Gen und Juden" ist eine Frage: Glaubst du es hätte ein ähnliches mediales Echo gegeben, bestünde der Satz aus "Gene und Buddhisten"? Zumal das Thema Wort "Gen" nicht zwangsläugig im biologischen Sinn gemeint ist, sondern als Art, Verhalten etc. Gab da einen schönen Spiegel-Kommentar zu, den ich leider nicht finde aber man spricht ja zum Beispiel auch vom "Bayern-Gen" ohne das man damit meint, dass alle Beyern Spieler ein bestimmtes Sieger-Gen haben, sondern das es ein typisches Verhalten der Mannschaft ist, immer an den Sieg zu glauben.


ZitatIch verstehe diese Grenzen immernoch nicht und ich wüsste gerne, wohin wir die bösen Deutschen abschieben - noch tiefer nach Deutschland rein?

Vielleicht nach Bitterfeld...? ;)

Ach ja, noch etwas zu Serdar Somuncu: Ich gebe ihm in vielen Teilen des geposteten Gesprächs Recht. In einigen aber bin ich komplett anderer Meinung. Wenn er bspw. meint es gäbe keine Deutschenfeindlichkeit unter Migranten und hier besonders unter türkischstämmigen, frage ich mich ob er nicht auch wie Sarrazin (hat hier ja jemand geschrieben) in einem Elfenbeinturm fernab der Realität lebt. Und dann den Verweis zu bringen, rechtsextreme Taten seien um 20% gestiegen... das ist sicherlich nicht schön. Linksextreme Gewalttaten sind in den letzten Jahren um mehr als das doppelte gestiegen (ich meine 60% gucke das nochmal nach). Deutschfeindliche Taten werden wahrscheinlich gar nicht erfasst, obwohl ich es schon selbst oft erlebt habe, wie bspw. in einer Disko oder auf der Straße Frauen als "deutsche Schlampen" betitelt wurden oder Jugendliche abgezogen wurden, weil sie Deutsch sind. Man frage hier mal bei deutschstämmigen Schülern an Hauptschulen mit hohem Ausländeranteil nach. Was sagt mir also eine solche Statistik?
"Du, du, du...du bist ein Huhn!!!"

Man Behind The Sun

Zitat von: wusselpompf am 20 Oktober 2010, 23:01:10
Zitat von: Man Behind The Sun am 20 Oktober 2010, 20:30:09
Ich hoffe, dass man dann endlich, nach über 60 Jahren, auch mal wieder sachlich über "Ausländer" reden kann und seine Meinung zu diesem Thema kundtun zu dürfen, ohne, dass man gleich als "Nazi" bezeichnet oder einem Rassenhass unterstellt wird.

Also bitte, sachlich geht und ging das doch schon immer. Es sei denn du verstehst die Sarazin-Choose unter sachlich, dann ist das natürlich was anderes. ;)
Es kommt halt drauf an, was man sagt und wie man es sagt, wie immer im Leben. Wer mit plumpen Parolen kommt und nicht in der Lage ist zu differenzieren, muss sich über Gegenwind nicht wundern.

Naja, ich erinnere mich nur an ein Beispiel wo eine Dame (Name ist mir gerade entfallen) in einer Talk-Sendung die Autobahnen als Verdienst des Dritten Reiches angesehen hat - dass sie die Frau damals nicht noch im Studio gesteinigt haben, war alles.

ZitatUnd dass man hier in Deutschland die Worte "Gene" und "Juden" nicht in einem Satz bzw. Zusammenhang in der Öffentlichkeit sagen sollte
Das sollte man eben nicht tun, weil eine Religion keine Rasse ist, das ist doch der entscheidende Punkt.
[/quote]

Das ist klar, Sarrazin benutzt diese Worte trotzdem in einem Zusammenhang.
In heaven everything is fine.


pm.diebelshausen

21 Oktober 2010, 12:28:01 #51 Letzte Bearbeitung: 21 Oktober 2010, 12:29:39 von pm.diebelshausen
Zitat von: Mr Orange am 21 Oktober 2010, 11:42:48
@wusselpompf:

Wenn das der entscheidende Punkt für die Aufregung zum Thema "Gen und Juden" ist eine Frage: Glaubst du es hätte ein ähnliches mediales Echo gegeben, bestünde der Satz aus "Gene und Buddhisten"? Zumal das Thema Wort "Gen" nicht zwangsläugig im biologischen Sinn gemeint ist, sondern als Art, Verhalten etc. Gab da einen schönen Spiegel-Kommentar zu, den ich leider nicht finde aber man spricht ja zum Beispiel auch vom "Bayern-Gen" ohne das man damit meint, dass alle Beyern Spieler ein bestimmtes Sieger-Gen haben, sondern das es ein typisches Verhalten der Mannschaft ist, immer an den Sieg zu glauben.
Ah so, Sarrazin benutzt es also auf witzigem Fußballniveau, nicht als sozialpolitisches Statement. Dann brauchen wir ja gar keine Debatte, die der Kerl so verdienstvoll angestoßen hat, sondern wir brauchen Sarrazin als Stand-up-Comedian in Late-Night-Shows.

Im Ernst: es geht gar nicht so sehr um Gene und deren Bedeutung (was genau Gene sind und wie sie funktionieren, ist selbst unter Biologen immernoch ein Thema), sondern es geht um platte Verallgemeinerungen und den immer grausligen Denkkurzschluss, der bei Aussagen solcher Art stattfindet: nämlich dass diese oder jene Leute (Ausländer, Schwule, HartzIV-Empfänger, Ego-Shooter-Spieler, Blondinen, Juden, Muslime, G00rebauern, BWL-Studenten, Wolfgang-Petri-Fans, Bayern, Gepiercte, Politiker - WAS AUCH IMMER!) dies und jenes seien, eben weil sie diese Leute sind.

"Wenn ein Ausländer ein Verbrechen begeht, dann tut er das, weil er Ausländer ist.
Und wenn ein Jude anderen finanziell eine lange Nase dreht, dann tut er und gelingt ihm das, weil er Jude ist.
Wenn ein Schwuler AIDS hat, dann hat er das, weil er schwul ist.
Wenn ein Wolfang-Petri-Fan scheiße aussieht, dann tut er das, weil er Wolfang-Petri-Fan ist - und der sieht schließlich selber scheiße aus.
Wenn ein HARTZ-IV-Empfänger faul ist, dann ist er faul, weil er HARTZ-IV empfängt.
Wenn ein Ego-Shooter-Spieler Amok läuft, dann tut er das, weil er zuhause am PC zuviel geballert hat.
Jeder ernsthafte Muslim fliegt früher oder später in die Luft."
Usw. usf.

Wenn man meint, die Schwarzen hätten den Rythmus einfach im Blut, dann macht man übrigens den selben Denkkurzschluss. All das sind undifferenzierte Verallgemeinerungen, mit denen man sich die Welt zwar schön einfach zurechtlegt, mit denen das Zusammenleben aller aber ziemlich schwierig wird. Folglich muss man sich alle anderen besser vom Leibe halten, damit man so tun kann, als spielten sie im eigenen Alltag keine Rolle. Das finde ich unmenschlich, kurzsichtig und unzeitgemäß. Wir sollten längst weiter sein, als immer wieder auf diese stupiden Denkmuster zurückzufallen. Das Verdienst Thilo Sarrazins ist, die deutsche Öffentlichkeit mal wieder für stupides Denken gewonnen zu haben.

Und ja: von den Genen der Buddhisten zu sprechen ist absolut genauso dämlich wie von denen der Juden zu sprechen - aber auch klar, dass aufgrund von Deutschlands Erfahrung und Verantwortung (die hier zum Glück bewusster betrieben wird als in anderen arroganten Ländern, in denen man noch lange auf ein Mahnmal der Hiroshima-Opfer warten kann) die Rede von angeblichen Judengenen eine besonders doofe Idee ist.
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

Roughale

Zitat von: Mr Orange am 21 Oktober 2010, 11:42:48
Zitat von: Roughale am 21 Oktober 2010, 10:33:49
Wie oft muss man betonen, dass es dem Spinner nur um die Werbung für sein Buch ging - damit hat er leider Erfolg gehabt, weil die Masse zu blöd ist, das zu erkennen - dem Sack ist doch schnurz was weitab von dort, wo er behütet wohnt abgeht. Ich denke auch, dass die Abfindung bei der Bundesbank sich rentiert und politische Ambitionen hatte er auch keine, also schmerzt der Parteiausschluss auch eher nicht...


Was du alles so weißt... scheint ja alles Fakt zu sein:
- Sarrazin ist das Thema an sich egal
- Sarrazin hatte eh keine politischen Ambitionen

Ach ja, und sich selbst als den Einzigen, der das alles voll durchblickt hat und andere gleichzeitig als Spinner und den dummen Pöbel darzustellen...naja.

Hab ich das? Gemeint waren mit dem dummen Pöbel nur die Käufer des Buches ;) Ansonsten stehe ich zu meiner Meinung. Und den grossen Verdienst sehe ich nicht, weil eine vernünftige und unpolemische Behandlung des Themas langfristig gesehen eventuell mehr bringen würde, wobei zu definieren ist, was man eigentlich will... Mich stört der Ausländeranteil generell nicht.

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wusselpompf

Zitat von: pm.diebelshausen am 21 Oktober 2010, 12:28:01
Zitat von: Mr Orange am 21 Oktober 2010, 11:42:48
@wusselpompf:

Wenn das der entscheidende Punkt für die Aufregung zum Thema "Gen und Juden" ist eine Frage: Glaubst du es hätte ein ähnliches mediales Echo gegeben, bestünde der Satz aus "Gene und Buddhisten"? Zumal das Thema Wort "Gen" nicht zwangsläugig im biologischen Sinn gemeint ist, sondern als Art, Verhalten etc. Gab da einen schönen Spiegel-Kommentar zu, den ich leider nicht finde aber man spricht ja zum Beispiel auch vom "Bayern-Gen" ohne das man damit meint, dass alle Beyern Spieler ein bestimmtes Sieger-Gen haben, sondern das es ein typisches Verhalten der Mannschaft ist, immer an den Sieg zu glauben.
Ah so, Sarrazin benutzt es also auf witzigem Fußballniveau, nicht als sozialpolitisches Statement. Dann brauchen wir ja gar keine Debatte, die der Kerl so verdienstvoll angestoßen hat, sondern wir brauchen Sarrazin als Stand-up-Comedian in Late-Night-Shows.

Im Ernst: es geht gar nicht so sehr um Gene und deren Bedeutung (was genau Gene sind und wie sie funktionieren, ist selbst unter Biologen immernoch ein Thema), sondern es geht um platte Verallgemeinerungen und den immer grausligen Denkkurzschluss, der bei Aussagen solcher Art stattfindet: nämlich dass diese oder jene Leute (Ausländer, Schwule, HartzIV-Empfänger, Ego-Shooter-Spieler, Blondinen, Juden, Muslime, G00rebauern, BWL-Studenten, Wolfgang-Petri-Fans, Bayern, Gepiercte, Politiker - WAS AUCH IMMER!) dies und jenes seien, eben weil sie diese Leute sind.

"Wenn ein Ausländer ein Verbrechen begeht, dann tut er das, weil er Ausländer ist.
Und wenn ein Jude anderen finanziell eine lange Nase dreht, dann tut er und gelingt ihm das, weil er Jude ist.
Wenn ein Schwuler AIDS hat, dann hat er das, weil er schwul ist.
Wenn ein Wolfang-Petri-Fan scheiße aussieht, dann tut er das, weil er Wolfang-Petri-Fan ist - und der sieht schließlich selber scheiße aus.
Wenn ein HARTZ-IV-Empfänger faul ist, dann ist er faul, weil er HARTZ-IV empfängt.
Wenn ein Ego-Shooter-Spieler Amok läuft, dann tut er das, weil er zuhause am PC zuviel geballert hat.
Jeder ernsthafte Muslim fliegt früher oder später in die Luft."
Usw. usf.

Wenn man meint, die Schwarzen hätten den Rythmus einfach im Blut, dann macht man übrigens den selben Denkkurzschluss. All das sind undifferenzierte Verallgemeinerungen, mit denen man sich die Welt zwar schön einfach zurechtlegt, mit denen das Zusammenleben aller aber ziemlich schwierig wird. Folglich muss man sich alle anderen besser vom Leibe halten, damit man so tun kann, als spielten sie im eigenen Alltag keine Rolle. Das finde ich unmenschlich, kurzsichtig und unzeitgemäß. Wir sollten längst weiter sein, als immer wieder auf diese stupiden Denkmuster zurückzufallen. Das Verdienst Thilo Sarrazins ist, die deutsche Öffentlichkeit mal wieder für stupides Denken gewonnen zu haben.

Und ja: von den Genen der Buddhisten zu sprechen ist absolut genauso dämlich wie von denen der Juden zu sprechen - aber auch klar, dass aufgrund von Deutschlands Erfahrung und Verantwortung (die hier zum Glück bewusster betrieben wird als in anderen arroganten Ländern, in denen man noch lange auf ein Mahnmal der Hiroshima-Opfer warten kann) die Rede von angeblichen Judengenen eine besonders doofe Idee ist.

what he said. [Beängstigend, schon wieder kommt mir der Diebelshausen zuvor und sagt genau was ich ausdrücken will.]

ZitatAch ja, noch etwas zu Serdar Somuncu: Ich gebe ihm in vielen Teilen des geposteten Gesprächs Recht. In einigen aber bin ich komplett anderer Meinung. Wenn er bspw. meint es gäbe keine Deutschenfeindlichkeit unter Migranten und hier besonders unter türkischstämmigen, frage ich mich ob er nicht auch wie Sarrazin (hat hier ja jemand geschrieben) in einem Elfenbeinturm fernab der Realität lebt. Und dann den Verweis zu bringen, rechtsextreme Taten seien um 20% gestiegen... das ist sicherlich nicht schön. Linksextreme Gewalttaten sind in den letzten Jahren um mehr als das doppelte gestiegen (ich meine 60% gucke das nochmal nach).
Das sagt er so nicht. Er bestreitet nicht, dass es solche deutschenfeindlichen Taten gibt, sondern dass er glaubt sie wären wesentlich seltener als rechtsextreme Straftaten.
Was links/rechtsextreme Straftaten angeht (nur ganz kurz um das Fass nicht auch noch aufzumachen), zwei Anmerkungen:
1. Anzeigebereitschaft ist bei linken Straftaten deutlich gestiegen, Linksextremismus wird verstärkt als Problem wahrgenommen, holt also in der Statistik sozusagen nur auf zum Rechtsextremismus.
2. Linksextreme Straftaten richten sich deutlich seltener gegen Personen und mehr gegen Sachen als rechtsextreme. Immer noch schlecht, aber schon ein qualitativer Unterschied.

Zitat von: Man Behind The Sun am 21 Oktober 2010, 11:49:07
Naja, ich erinnere mich nur an ein Beispiel wo eine Dame (Name ist mir gerade entfallen) in einer Talk-Sendung die Autobahnen als Verdienst des Dritten Reiches angesehen hat - dass sie die Frau damals nicht noch im Studio gesteinigt haben, war alles.

Ich nehme an, du meinst Eva Herrmann. Und da war glaube ich nicht der Autobahnbau der Hauptaufreger, sondern dass sie die NS-Familienpolitik für gut befunden hat. Und das ist nun tatsächlich eine haarsträubende Entgleisung.
Galactic President Superstar McAwesomeville

"You're not married, you haven't got a girlfriend and you never watched Star Trek? Good Lord" - Patrick Stewart "Extras"

pm.diebelshausen

21 Oktober 2010, 14:18:59 #54 Letzte Bearbeitung: 21 Oktober 2010, 14:21:27 von pm.diebelshausen
Zumal die Autobahnen schon in der Weimarer Republik geplant waren (also ein Verdienst der Demokratie hehehe) und im Nazireich dann mit wir wissen schon wessen Geld finanzierbar wurden.

Die Autobahnen sind bloß immer wieder ein Stichwort, das man benutzen kann, ohne wissen zu müssen, worüber man genau spricht. Was haben uns die Römer schon gebracht? Den Aquädukt. Es ist halt undifferenziert, wenn man einzelne Punkte aus ihrem Zusammenhang nimmt, wie die Eva mit der Familienpolitik. Ist ja schön, wenn man die Mutter ehrt und ihr einen Tag widmet, aber man kann in einer Aussage über das Dritte Reich dann nicht einfach weglassen, zu welchem Staatszweck die Mutter da in ihrer Rolle erzogen und gebraucht und deshalb geehrt wurde. Ebenso dienten die Autobahnen nicht nur zum schnelleren Muttertagsausflug, sondern waren in Hinblick auf künftige Truppentransporte umgesetzt. Glückwunsch, da können wir stolz drauf sein.

Zitat von: wusselpompf am 21 Oktober 2010, 14:06:32
what he said. [Beängstigend, schon wieder kommt mir der Diebelshausen zuvor und sagt genau was ich ausdrücken will.]

My pleasure.
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

wusselpompf

Zitat von: pm.diebelshausen am 21 Oktober 2010, 14:18:59
Zumal die Autobahnen schon in der Weimarer Republik geplant waren (also ein Verdienst der Demokratie hehehe) und im Nazireich dann mit wir wissen schon wessen Geld finanzierbar wurden.

Es wurden aber afaik auch in der WR schon Autobahnen gebaut nicht nur geplant, Erste Strecke war glaube ich Anfang der 20er Jahre zwischen Köln und Bonn. Der massive Ausbau kan dann halt erst unter den Nazis aus den genannten Gründen.
Galactic President Superstar McAwesomeville

"You're not married, you haven't got a girlfriend and you never watched Star Trek? Good Lord" - Patrick Stewart "Extras"

pm.diebelshausen

21 Oktober 2010, 14:27:53 #56 Letzte Bearbeitung: 21 Oktober 2010, 14:33:43 von pm.diebelshausen
Das kann regional-militärische Gründe haben, weil Köln natürlich Truppentransporte aus dem Süden (Bonn) brauchen konnte, falls es doch mal gen Düsseldorf geht. Deshalb dann 1925 der Bau von Köln-Düsseldorf.

EDIT: Grad nochmal bei Wiki nachgeguckt. Köln-Bonn war Ende der 20er, aber die erste rein als Autobahn geplante Strecke. Und zu erwähnen ist bezüglich des Argumentes "Die Autobahnen waren doch was Schönes von den Nazis" auch, dass sie natürlich auch mit reichlich Zwangsarbeitern und später Kriegsgefangenen erbaut wurden - die tüchtig-kräftigen deutschen Bauarbeiter waren ja damit beschäftigt, im Krieg zu fallen. Keine Ahnung, wie man von Autobahnen reden will, ohne solche Sachen zu erwähnen.
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

Travelling Matt

Ich denke der folgende Auszug illustriert ganz gut, was bei Sarrazin falsch läuft:
Zitat
Das Grundgesetz stellt Ehe und Familie unter seinen besonderen Schutz. Dieser ist allerdings im Laufe der Jahrzehnte zur Leerformel geworden. Der einzige Sinn einer Privilegierung der Ehe besteht darin, sie als bevorzugten Ort der Zeugung und Erziehung von Kindern zu schützen. Wo Kinder nicht gezeugt werden können, ist die Privilegierung von Partnerschaften aber generell sinnlos. Gleichgeschlechtliche Partnerschaften sind eine Angelegenheit sui generis und haben mit einer Ehe höchstens in dem Sinne zu tun, dass zwei Menschen zusammenleben und vielleicht auch sexuelle Beziehungen haben. Kinder, um die es beim Schutz der Ehe ganz wesentlich geht, sind hier allerdings nicht zu erwarten. Der Sinn der Privilegierung der Ehe war es, dafür einen staatlich geschützten Raum zu erzeugen.
Er trennt in "normal" und "anders" (oder "sui generis"), und fragt nicht weiter nach den Ursachen. Er geht einfach davon aus, dass Kinder in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft "nicht zu erwarten" sind, weil... naja, weil die eben anders (bzw. eine "Angelegenheit sui generis") seien. Dass sie vielleicht einfach deswegen keine Kinder haben, weil es diesen Partnerschaften verboten ist, mittels Samenspende bzw. Leihmutterschaft eigene Kinder zu bekommen oder auch Kinder zu adoptieren, soweit denkt er nicht mal mehr. Was ihn aber nicht davon abhält, gleichgeschlechtlichen Partnerschaften dann auch noch den grundgesetzlichen Schutz als Familie zu versagen. Den Leuten verbieten, Kinder zu haben, und sie dann auch noch rechtlich schlechter stellen, weil sie ja keine Kinder haben - mir fehlen echt die Worte.

Entsprechend scheint es mir im Rest des Buches zu laufen - wenn "die Ausländer" schlechter in der Schule sind, dann muss es wohl daran liegen, dass sie "anders" sind, sie werden auf diese Eigenschaft reduziert. Ein Türke ist dann eben in erster Linie Türke, und aus dieser Eigenschaft wird versucht alles andere zu erklären - vielleicht kommt noch die Eigenschaft "Moslem" hinzu (Sarrazin wirft das ja auch ganz gerne mal durcheinander bzw. springt ständig hin und her), aber dass es z.B. eben auch atheistische Türken gibt, oder dass einige "Moslems" den Islam genauso ernstnehmen wie einige "Christen" das Christentum (Weihnachten feiern, kirchliche Hochzeit und gut is') kommt kaum noch vor (wenn überhaupt). Mal ganz von all den anderen "Kleinigkeiten" abgesehen, die das Leben eines Menschen beeinflussen können, wo jemand lebt (Stadt oder Land, welche Wohngegend), Bildung der Eltern, welche alltäglichen Erfahrungen jemand macht (Werden eigene Leistungen anerkannt? Wird man ausgegrenzt, weil man arm ist oder anders aussieht? Kann man sich überhaupt auf die Schule konzentrieren oder ist man in Gedanken woanders, weil man zu Hause Gewalt erlebt oder weil die Eltern saufen? Welche konkreten Vorbilder hat man in seinem Alltag? ...) Und ja, Sarrazin macht auch mal Ausführungen zu allem möglichem (wie z.B. Bildung der Eltern), aber er knüpft auch in den Fällen immer wieder an Religion oder Biologie an, und sein Buch heißt auch nicht z.B. "Die Leute mit Schulabschluss schaffen sich ab" oder "Das liebevolle familiäre Umfeld schafft sich ab", sondern "Deutschland schafft sich ab", entsprechend wird auch alles unter diesem Vorzeichen rezipiert.

Wobei die Argumentation von Sarrazin an der zitierten Stelle auch noch in Bezug auf ihr Ziel typisch ist - Partnerschaften sind für ihn nur relevant, soweit sie Deutschland nützen. Zusammenleben und sexuelle Beziehungen werden bei ihm als Nebensächlichkeit abgetan - und das, wenn es um eine Ehe geht! Es geht ihm nicht darum, was Menschen wollen oder was ihnen für ein erfülltes Leben wichtig ist. Menschen kommen bei ihm nicht als eigenverantwortliche Wesen vor, die ihr Leben selbst gestalten können (und wo es Aufgabe von Politik und gesellschaftlicher Organisationsform ist, genau das zu ermöglichen), sondern sie sind entweder Humankapital oder ein Problem, das aus der Welt geschafft gehört (oder zumindest raus aus Deutschland).

Zu Sarrazins Zahlen sag ich jetzt mal nix weiter, da gibt es zumindest einige Kritik dran. Was vielleicht wenig verwunderlich ist, hat er doch gegenüber der SZ offen zugegeben, Zahlen zu erfinden - was wie ich finde, einiges über sein Verhältnis zur Wissenschaftlichkeit aussagt, wenn er offensichtlich nicht mal kapiert, dass das ein Problem ist.

Aber ich hab auch nicht den Eindruck, dass ihm in erster Linie um Wissenschaftlichkeit geht - was er will beschreibt er ja selbst ganz deutlich:
Zitat
Soweit Immigration stattfindet, sollten die Migranten zu diesem Profil [gemeint ist die "kulturelle Identität als europäisches Abendland", TM] passen beziehungsweise sich im Zuge der Integration anpassen. Ich möchte, dass auch meine Urenkel in 100 Jahren noch in Deutschland leben können, wenn sie dies wollen. Ich möchte nicht, dass das Land meiner Enkel und Urenkel zu großen Teilen muslimisch ist, dass dort über weite Strecken türkisch und arabisch gesprochen wird, die Frauen ein Kopftuch tragen und der Tagesrhythmus vom Ruf der Muezzine bestimmt wird. Wenn ich das erleben will, kann ich eine Urlaubsreise ins Morgenland buchen.
Die gehören hier nicht her, einfach weil sie anders sind. Es muss alles seine Ordnung haben! Und wenn die Realität sich nicht an meine kleinbürgerliche Vorstellung von der Ordnung der Welt hält, dann muss sie eben angepasst werden (die Realität natürlich, nicht etwa meine Vorstellung von der Welt!).

P.S.: Wer meint, Sarrazin hätte eine "Debatte" zur Integration angestoßen, die vorher totgeschwiegen worden wäre, der kann ja z.B. mal zum sogenannten Asylkompromiss, der Unterschriftenkampagne gegen die Reform des Staatsbürgerschaftsrechts oder der "Debatte" nach dem Überfall auf einen Rentner in der Münchener U-Bahn nachlesen.

pm.diebelshausen

Mit dem ersten Auszug und Deiner Analyse hast Du ja ganz schön gezeigt, wie das Gehirn "Sarrazin" funktioniert - und am Ende hast Du nichtmal mehr nötig, irgendeinen historischen Vergleich zu erwähnen, der doch so nahe liegt. Ich kann da auch nur den Kopf schütteln, besonders über die reine Zweckorientierheit, die Sarrazin und die Seinen bezüglich Menschen und deren Lebensentwürfen an den Tag legen. Was für ein armseliges Leben muss der Mann führen, wenn er seinen eigenen Ansprüchen genügt.

Zitat von: Travelling Matt am 21 Oktober 2010, 16:44:06
Zitat
Soweit Immigration stattfindet, sollten die Migranten zu diesem Profil [gemeint ist die "kulturelle Identität als europäisches Abendland", TM] passen beziehungsweise sich im Zuge der Integration anpassen. Ich möchte, dass auch meine Urenkel in 100 Jahren noch in Deutschland leben können, wenn sie dies wollen. Ich möchte nicht, dass das Land meiner Enkel und Urenkel zu großen Teilen muslimisch ist, dass dort über weite Strecken türkisch und arabisch gesprochen wird, die Frauen ein Kopftuch tragen und der Tagesrhythmus vom Ruf der Muezzine bestimmt wird. Wenn ich das erleben will, kann ich eine Urlaubsreise ins Morgenland buchen.
Die gehören hier nicht her, einfach weil sie anders sind. Es muss alles seine Ordnung haben! Und wenn die Realität sich nicht an meine kleinbürgerliche Vorstellung von der Ordnung der Welt hält, dann muss sie eben angepasst werden (die Realität natürlich, nicht etwa meine Vorstellung von der Welt!).

Das Problem dabei ist ja auch die Schwarz-Weiss-Zeichnung, die keine Vermischung von Farben zulässt. Das hängt mit dem Konservativismus zusammen, der nicht nur fordert, dass "alles seine Ordnung haben" muss, sondern auch, dass alles so bleiben muss, wie es (gut) ist. Vergessen wird dabei, dass auch der status quo immer ein Ergebnis von Entwicklung, Beeinflussungen, Vermischungen ist, die irgendwann mal stattgefunden haben und mitunter sogar zugelassen und erwünshct waren. Will er seine Enkelinnen nicht mit Kopftüchern sehen, dann muss er einerseits verhindern, dass sie in Bayern Bäuerinnen werden, andererseits aber vor Allem vergessen, dass seine Ururururgroßväter keinerlei Bock auf Hostien und Beichte und den ganzen Kram hatten, sondern lieber ihrer Vielgötterei huldigten bis die Irminsul zerdeppert wurde. Dieses ganze israelischstämmige Gedudel im Abendland so über die muslimische Religion zu erheben und dabei davon zu reden, dass die Welt bei uns nunmal so sei, ist ziemlich kleingeistig abgelassene heiße Luft. Und gründet wahrscheinlich (abgesehen von möglichem Verkaufsinteresse, aber ich glaube schon, dass der Sarrazin gerne Politiker war) wie so oft auf Angst. Angst vor Veränderung, Angst vor dem Anderen, Angst vor der eigenen Unzulänglichkeit, die bei Konfrontation mit Ungewohntem sehr augenfällig wird. Da rettet man sich dann selbst einen kleinen Sockel, indem man Andere noch niederer macht.

Ich freu mich auf jeden Mischmasch, das tut auch dem deutschen Genpool gut. :O)
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

wusselpompf

Zitat von: Travelling Matt am 21 Oktober 2010, 16:44:06
Ich denke der folgende Auszug illustriert ganz gut, was bei Sarrazin falsch läuft:
Zitat
Das Grundgesetz stellt Ehe und Familie unter seinen besonderen Schutz. Dieser ist allerdings im Laufe der Jahrzehnte zur Leerformel geworden. Der einzige Sinn einer Privilegierung der Ehe besteht darin, sie als bevorzugten Ort der Zeugung und Erziehung von Kindern zu schützen. Wo Kinder nicht gezeugt werden können, ist die Privilegierung von Partnerschaften aber generell sinnlos. Gleichgeschlechtliche Partnerschaften sind eine Angelegenheit sui generis und haben mit einer Ehe höchstens in dem Sinne zu tun, dass zwei Menschen zusammenleben und vielleicht auch sexuelle Beziehungen haben. Kinder, um die es beim Schutz der Ehe ganz wesentlich geht, sind hier allerdings nicht zu erwarten. Der Sinn der Privilegierung der Ehe war es, dafür einen staatlich geschützten Raum zu erzeugen.
Wobei die Argumentation von Sarrazin an der zitierten Stelle auch noch in Bezug auf ihr Ziel typisch ist - Partnerschaften sind für ihn nur relevant, soweit sie Deutschland nützen. Zusammenleben und sexuelle Beziehungen werden bei ihm als Nebensächlichkeit abgetan - und das, wenn es um eine Ehe geht! Es geht ihm nicht darum, was Menschen wollen oder was ihnen für ein erfülltes Leben wichtig ist. Menschen kommen bei ihm nicht als eigenverantwortliche Wesen vor, die ihr Leben selbst gestalten können (und wo es Aufgabe von Politik und gesellschaftlicher Organisationsform ist, genau das zu ermöglichen), sondern sie sind entweder Humankapital oder ein Problem, das aus der Welt geschafft gehört (oder zumindest raus aus Deutschland).

Zitat von: pm.diebelshausen am 21 Oktober 2010, 17:09:14
Mit dem ersten Auszug und Deiner Analyse hast Du ja ganz schön gezeigt, wie das Gehirn "Sarrazin" funktioniert - und am Ende hast Du nichtmal mehr nötig, irgendeinen historischen Vergleich zu erwähnen, der doch so nahe liegt. Ich kann da auch nur den Kopf schütteln, besonders über die reine Zweckorientierheit, die Sarrazin und die Seinen bezüglich Menschen und deren Lebensentwürfen an den Tag legen. Was für ein armseliges Leben muss der Mann führen, wenn er seinen eigenen Ansprüchen genügt.

Da muss ich den guten Herrn Sarrazin jetzt aber mal ein bisschen in Schutz nehmen. Die Auffassung zur Ehe, die er wiedergibt entspricht ziemlich genau der Definition des Bundesverfassungsgerichts, ist also gängige juristische Auffassung.
Ich persönlich halte diese Ansicht zur Ehe für hoffnungslos veraltert und würde sie eher als "besonders enge Bindung zweier Menschen mit geteilter Lebenswelt und Sexualität" oder so bezeichnen, aber wie gesagt die Bezugnahme auf die Fortpflanzungskomponente ist nicht auf seinem Mist gewachsen. Die Auffassung ist auch deswegen total bigott, weil Sie zwar homosexuelle Paare ausschließen soll, nicht aber heterosexuelle Paare, bei denen einer oder beide Partner unfruchtbar sind.
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