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Wir sind die Nacht (Dennis Gansel)

Begonnen von SutterCain, 6 November 2010, 11:50:33

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SutterCain

6 November 2010, 11:50:33 Letzte Bearbeitung: 6 November 2010, 12:15:15 von SutterCain



Wir sind die Nacht - Deutscher / German Trailer


Es überrascht mich, dass es zu diesem Vampirfilm aus deutschen Landen noch keinen Thread gibt.

Ich habe ihn mir gestern angesehen und bin insgesamt leider doch recht enttäuscht. Im Vergleich zu einer aktuellen Serie wie True Blood ist das in "Wir sind die Nacht" entworfene Vampirbild ziemlich öde. Klar kann man in 100 Minuten kein derart komplexes Blutbeißer-Universum aufbauen, wie es in einer Serie möglich ist, aber die Story-Elemente des Films sind auch noch ausgelutscht und werden mit pathetischem Ernst inszeniert. Das ist wohl eine deutsche Eigenheit. Humoristische Leichtigkeit trotz eines ernsten Sujets, wie man sie z. B. in Ginger Snaps ("Wir sind die Nacht" hat einen vergleichbaren postfeministischen Ansatz: es gibt nur noch weibliche Vampire, weil die Männer zu laut und gierig waren) oder eben True Blood findet, sucht man im Gansel-Film vergebens.

Als gebürtigem Berliner haben mir allerdings einige Locations gut gefallen. Insbesondere der Showdown in den Ruinen der riesigen US-Abhöranlage auf dem Teufelsberg war toll gewählt. Gehe in der Ecke öfters joggen und wundere mich seit Jahren, warum man dieses großartige Gelände nicht längst für Filme verwendet hat.  

Witzig finde ich auch, dass sie das Polizei-Doppel Max Riemelt - Arved Birnbaum quasi direkt aus Dominik Grafs großartigem Im Angesicht des Verbrechens übernommen haben. Aber derartige Casting-Witzchen machen aus einem mittelmäßigen Drehbuch bestimmt keinen guten Film.

4-5/10

El_Hadschi

Hab ich mir schon fasst gedacht. Im Kino muss nicht sein, aber als (Leih-)DVD werd ich mir den definitiv mal anschauen.
Wie sieht denn der Härtegrad aus?
"You follow drugs, you get drug addicts and drug dealers. But you start to follow the money, and you don't know where the fuck it's gonna take you."

Lester Freamon

SutterCain

6 November 2010, 13:58:52 #2 Letzte Bearbeitung: 6 November 2010, 14:01:55 von SutterCain
Zitat von: El_Hadschi am  6 November 2010, 13:14:30
Wie sieht denn der Härtegrad aus?

Um wieder einen Vergleich mit True Blood zu ziehen: Sex und körperliche Gewalt sind in "Wir sind die Nacht" vergleichsweise prüde, harmlos und mainstreamtauglich.


marcial

Höchsten zum Spass mal anschauen - mal wieder typisch deutsch und liefert meine Gründe, deutsches Kino zu ignorieren.

Viel zu viel (schlecht) kopiert - dieser dumme deutsche "tiefere Hintergründe" Touch, im Prinzip wie Bollywood nur ohne Tänze und Gesang.
senseless, hopeless, endless

the war had just begun

Snake Plissken

Ist denn Nina Hoss endlich mal wieder nackt zu sehen? :LOL:

Snake

pm.diebelshausen

7 November 2010, 13:06:18 #5 Letzte Bearbeitung: 7 November 2010, 13:08:00 von pm.diebelshausen
Schade - fand Gansel nach "Napola" und "Welle" ganz interessant wegen seines Gespürs für die Kids und hätte im deshalb etwas ungefähr in Richtung "So finster die Nacht" zugetraut. Kann vielleicht wer den Film mal mit den beiden erstgenannten vergleichen, damit ich eher weiß, wie ich die Meinungen hier einordnen kann?
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

SutterCain

7 November 2010, 17:28:29 #6 Letzte Bearbeitung: 7 November 2010, 17:30:57 von SutterCain
"Napola" und "Welle" sind beide bedeutend besser. Die Protagonistin in "Wir sind die Nacht" soll zwar auch eine Jugendliche sein (sieht dafür allerdings viel zu alt aus), ist aber eine - wie ich finde - unglaubwürdige Kunstfigur, weil sie einerseits  ein Einzelgängerdasein führt, in einer ärmlichen Wohnsiedlung lebt und (vor dem Biss) aussieht wie der Tod auf Latschen, andererseits die körperliche Verfassung einer Leistungssportlerin besitzt und sich blendend mit moderner Handytechnik auskennt. Von der Feinfühligkeit, mit der sich Gansel in "Napola" und "Welle" auf seine jugendlichen Charaktere eingelassen hat, ist hier nichts zu spüren. Die interessanteste Figur ist Charlotte (Jennifer Ulrich): eine ehemailge Stummfilm-Aktrice, die permanent liest und im Gegensatz zu den anderen Vampiren den Hedonismus als "Lebensprinzip" weitgehend ablehnt. Es ist dann auch nur konsequent, dass der stärkste Moment des Films  
Spoiler: zeige
 Charlottes Abschied von ihrem Kind ist, das sie seit den 20er Jahren nicht mehr gesehen hat und das sie auf dem Sterbebett in einem Pflegeheim besucht
.

Zitat von: Snake Plissken am  7 November 2010, 12:55:24
Ist denn Nina Hoss endlich mal wieder nackt zu sehen? :LOL:

Snake

:nono:

Jared Kimberlain

Habe mir den Film jetzt am Wochende auf der Börse in Düsseldorf geschossen und mich soweit äußern, dass ich den Film für eine deutsche Produktion noch sehr gelungen empfinde. Habe ja eine ausgesprochene Schwäche für die Thematik und finde, dass Herr Gansel durchaus seinen Anspruch umsetzen konnte (wenn auch bei weitem nicht wie in anderen Filmen, was anteilig auch der Story geschuldet sein könnte).
Grundsätzlich aber doch gefühlt sehr deutsch und leider nicht zum Vorteil des Filmes.
In dem Bereich war ich allerdings von noch weniger ausgegangen und gebe 5,5 von 10 Punkten. Jennifer Ulrich ist eindeutig die "tiefste" Figur, hat mir ausgesprochen gut gefallen.

Gruß,
J.K.
"Ich bin was ich bin."

MMeXX

Hm, die Charaktere fand ich noch halbwegs in Ordnung, den Soundtrack kann man sich sicher auch mal geben. Die Story ist dagegen reichlich dünn und kann wenig mitreißen. Selbst:
Zitat von: SutterCain am  7 November 2010, 17:28:29Es ist dann auch nur konsequent, dass der stärkste Moment des Films 
Spoiler: zeige
Charlottes Abschied von ihrem Kind ist, das sie seit den 20er Jahren nicht mehr gesehen hat und das sie auf dem Sterbebett in einem Pflegeheim besucht
.
wurde für mich durch das "Mutti" wieder kaputt gemacht. :icon_neutral: Sicherer Fast-Food-Film. 5/10

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