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Buchrezensionen

Begonnen von Jerry Garcia, 6 August 2011, 03:14:07

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Jerry Garcia



Anders de la Motte. Nach einem Millionen-Coup ist Henrik "HP" Pettersson im Ausland untergetaucht. Aus Angst, erwischt zu werden, kann er seine erbeuteten Millionen jedoch nicht genießen. Da kommt ihm die Begegnung mit der undurchsichtigen Anna Argus gerade recht. Voller Wucht stürzt er sich in eine Affäre, doch plötzlich verschwindet Anna, und HP landet im Gefängnis. HP wird das Gefühl nicht los, dass die Ereignisse manipuliert wurden. Wer zieht im Hintergrund die Fäden?

Nach diversen Stationen im Ausland ist HP erst einmal in Dubai gelandet. Seine Millionen, die er sich von den Konten des Spiels - "Game" - gegönnt hat, hat er durchaus mit einigen Betroffenen der vorherigen Ereignisse geteilt, doch die Hintermänner des Spiels sind immer noch hinter ihm her. Trotz aller Vorsicht hat er bald genug von der Versteckspielerei und lässt sich auf eine heiße Nacht mit Anna ein. Als sie später mit einigen Franzosen einen Ausflug zu einem Beduinenlager machen, wird Anna des nachts tot aufgefunden und HP als Mörder verhaftet. Nachdem einige nette Verhörmethoden wie Waterboarding zum Einsatz kamen, stellen die Ermittler dann doch fest, dass HP in eine Falle gelockt wurde und schieben ihn nach Schweden ab, wo ihn die heimatliche Bullerei schon erwartet. Er kann sich an ihnen vorbei mogeln und macht sich auf, in eigener Sache zu ermitteln. Dazu schleust er sich mit falschen Papieren in die Firma ArgusEye ein, deren Teilhaberin Anna war. Unterdessen gerät seine Schwester Rebecca bei ihrem Job als Personenschützerin in Schwierigkeiten und wird suspendiert, die internen Ermittler übernehmen. Bald stellt sich das aber als gemeine Intrige heraus, dennoch wird sie im Internet auf einem Blog übelst diffamiert. Die Suche  nach dem Übeltäter gestaltet sich schwierig, oft verdächtigt sie die falschen Personen. Mit dem Internet beschäftigt sich auch ArgusEye und je länger HP sich dort aufhält und während seines neuen "Jobs" in den Dateien schnüffelt, umso sicherer ist er sich, dass der Spielleiter ein Kunde von ArgusEye ist. Jetzt will er nur noch herausfinden, wer ihn damals in diese Falle lockte, in welche er in seinem Leichtsinn auch getappt war.

Seinen Protagonisten hat Anders de la Motte inzwischen etwas reifer werden lassen, er kommt tatsächlich erwachsener daher. Nicht zu sehr, denn das wäre nicht mehr der Hallodri HP, aber auch nicht mehr so egoistisch und rücksichtslos anderen Personen gegenüber. Der Stil des Autors ist wie im Vorgänger "Game" jugendlich flott und flüssig, seine Figuren sind abgesehen von der leichten Veränderung des HP genauso geblieben und kämpfen teilweise mit ihrer Vergangenheit - jeder auf seine Art. Rebecca ist zwar die ernsthaftere und bodenständigere der Geschwister, hat aber auch ihre dunklen Seiten und Geheimnisse. Alle weiteren Figuren dienen nur dazu, eine Geschichte zu kreieren, in der sich HP nach und nach und durchaus spannend geschildert von Info zu Info hangelt, um letztendlich festzustellen, was es mit ArgusEye auf sich hat. Und das ist ein beängstigendes Szenario, wie man es schon von Charles den Tex kennt. Vieles hat man auch selbst schon hier und da mal vernommen, aber der Ablauf ist doch erschreckend. Blogs werden gekapert, Foren mit Meinungsäußerungen von erfundenen, seit Monaten oder gar Jahren etablierten, völlig fiktiven Usern überschwemmt, um Bewertungen zu verändern, je nach Wunsch des Auftraggbers. ArgusEye wird dafür bezahlt, negative Bewertungen zu kontern oder die so viele Äußerungen zu tätigen, dass unerwünschte Suchergebnisse bei den Suchmaschinen immer weiter in der Seitenzahl nach hinten wandern, sodass kaum einer noch die Muße hat soweit zu schauen. Man "bildet" Meinungen, die sogar in den "seriösen" Nachrichten und Zeitungen übernommen werden oder geht nach dem Motto vor, was die Masse gut findet, muss auch gut sein. Also überschwemmt man das Netz und bald folgt die doofe unkritische Herde, die eh keine eigene Meinung hat. Großkonzerne steuern so ihre Schäfchen, die sie gerne ausnehmen würden und über deren Kaufverhalten sie sich Daternsätze anlegen, um sie mit passender Werbung zu bombardieren, so wird die Politik des Landes beeinflusst und die eigentlichen Macher sind schon lange nicht mehr die gewählten Volksvertreter. Über all dem schwebt dann noch im Hinterkopf die Paranoia, die Gefahr, dass Das Spiel tatsächlich auch Kunde bei ArgusEye ist. Und wer hat Anna umgebracht, was ist mit den Diffamierungen von Rebecca? Das Tempo bleibt hoch und benötigt keine überbordende Action, um den Leser bei der Stange zu halten und zum Ende wird noch eine kleine Überraschung geboten - und ein dritter Teil wird folgen. Flotte Unterhaltung. 490 Seiten.

Jerry Garcia



Justin Cronin. Zu Anfang waren es zwölf Kriminelle, die auf die Todesstrafe warteten. Doch dann wurden sie für ein geheimes Experiment ausgewählt. Es sollte den Fortschritt bringen, aus ihnen sollten mehr als nur Menschen werden. Doch es schlug fehl. Jetzt sind es diese Zwölf, die das Leben auf der Erde bedrohen und das Ende der Menschheit bedeuten könnten. Und die letzte Hoffnung ruht auf einem Mädchen. Amy ist die Einzige, die sich der Macht der Zwölf entgegenstellen kann. Aber der Gegner ist stark, und ihre Kraft scheint mehr und mehr zu schwinden.

Im Jahr Null, dem Ausbruch der Virals und ihrer fast explosionsartigen Vermehrung, können einzelne Überlebende dem brutalen Abschlachten entkommen. Nach und nach treffen die Grüppchen  zusammen, um gemeinsam ums Überleben zu kämpfen. Nach wochenlanger Odyssee durchs Land kommen sie zu einem Auffanglager der Armee. Was sie nicht ahnen, ist, dass gerade dieses Lager bald von Schwärmen der Virals angegriffen werden soll - nicht jeder der Flüchtlinge überlebt. 79 Jahre später in Texas, das sich erfolgreich von der restlichen Nation abgespalten hat, werden eine Kolonie bzw. Siedlung und deren Arbeitertrupp sowie Frauen und Kinder bei einem Picknick von den Virals durch eine geschickte List überrascht und es gibt nur wenige, die entkommen können. Außerdem erscheint zum ersten Mal die geheimnisvolle Frau in Schwarz, die anscheinend Seelen für die Virals zu sich ruft. 97 n.V. Nachdem der Versuch, einen der Virals - Martinez - in seinem Unterschlupf zu grillen, fast in einem Fiasko endet, wird Lieutenant Peter Jaxon zum Begleitschutz von Öl-Transporten abgestellt, was er als Degradierung und Demütigung empfindet. Bald muss er feststellen, dass der Job gefährlicher ist als er erwartet hat, denn bei einem Überfall von Virals und Menschen auf einen dieser Trecks, werden fast alle seine Gefährten getötet und auch die mysteriöse Frau ist wieder mit im Spiel. Peter macht es sich jetzt zur aufgabe, diese Frau zu stellen, während Amy auf dem Weg ins zerstörte Houston ist, wo sie einen der Zwölf - Carter - treffen will. Dieser zeigt sich durchaus hilfsbereit. Und so machen sich Amy und ihre Gefährten von verschiedenen Standorten auf, die Zwölf und deren Anhänger bis aufs Blut zu bekämpfen, was in einem krachenden Finale mündet.

Justin Cronin konzentriert sich nicht sofort auf die Wiederaufnahme der Geschichte direkt nach dem Ende von Teil 1, "Der Übergang", und gönnt auch seiner Protagonistin Amy noch eine Auszeit, damit er die Ereignisse vor der großen Katastrophe noch vertiefen kann und wie die unterschiedlichsten Charaktere mit der schier ausweglosen Situation umgehen. Auch wenn einiges davon als überflüssig erscheinen mag, wird dem Leser mit fortschreiten der Story immer mehr bewusst, dass alles ineinander übergeht, noch Bedeutung für spätere Vorgänge haben wird, was auch zu einem besseren Verständnis führt. Der Autor nutzt sicher auch einige bekannte Szenarien aus Western (Fort Kearney aus den Indianerkriegen sei nur als Beispiel erwähnt), Horror oder Action, bleibt sich aber mit seinem eigenen Stil dennoch weitgehend treu, auch wenn man die Arbeitslager, die eintätowierten Nummern und den despotischen Anführer mit seiner Hymne bekannten Fakten zuordnen kann. Die Menschheit ändert sich eben nie. Irgendein Bauernfänger schafft es immer wieder, mit der Macht der Gewalt und des Wortes Menschen in seinen Bann  zu ziehen und dann zu versklaven. Ebenso sicher ist, dass irgendwo kleine Minderheiten-Gruppierungen versteckt sind, die sich gegen diese Tyrannen wehren. Cronin vermittelt ein realistisch anmutendes, tristes und trostloses Endzeitszenario mit vielen Handlungsebenen, die dem Leser doch ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit abverlangen und die man nicht mal nur so nebenbei konsumieren kann bzw. sollte. Justin Cronin hat sich mit den ersten beiden Teilen seiner Trilogie auf Anhieb in die oberen Ränge seiner Genre-Kollegen katapultiert und braucht einen Vergleich mit Stephen Kings "The Stand" nicht zu scheuen. Der Mann ist ien großartiger Erzähler und "Die Zwölf" liest sich trotz seiner mehr als 820 Seiten und der Komplexität der Handlung fließend wie von selbst, ist actionreich, durchdacht, episch, emotional, spannend und atmosphärisch dicht - sprich hat alles, was ein gutes Buch braucht. Klare Leseempfehlung.

Jerry Garcia



Edward Lee.
Man nehme:
- einen skrupellosen Pornoproduzenten
- ein auf Perversitäten spezialisiertes Studio mitten in der Einöde
- zwei abgefuckte, drogenabhängige Prostituierte
- dumme, aber liebenswerte Hinterwäldler
- einen naiven Filmstudenten aus der Großstadt
- eine sexsüchtige Sektenbraut
- einen allzeit willigen Schäferhund
- ein Hausschwein mit besonderen Talenten
Und fertig ist die größte literarische Sauerei des Jahrhunderts.

Ein junger Filmemacher, dereinst auf der heimischen Farm nach Daddys Beispiel zur eigenen Entjungferung ein Schwein zur Brust bzw. den Schniedel genommen, muss nach dem Studium feststellen, dass ihm zur Herstellung des Films nach seiner eigenen Geschichte die nötige Knete fehlt.
Das zu verdienen mit einem ies bezahlten Job würde natürlich ewig dauern, also mal schnell Kohle und Equipment geklaut und natürlich erwischt. Ab in den Knast und dort in kürzester Zeit zur Lieblingsschlampe des Baus avanciert. Nach neun Monaten wegen guter "Führung" entlassen und sich dann von der Mafia Geld geliehen. Er kriegt seinen Film zwar fertig und schafft es sogar, ihn als Beitrag zu einem später stattfindenden Festival zu schicken, aber mit der Rückzahlung funzt es weniger. Da kennt die Mafia keine Gnade - ruckzuck ist er Mr. One-Egg und muss dazu für die Schweinepriester in nem abgelegenen Schuppen einige säuische Filmchen drehen, da sich der normale Markt im Pornogeschäft durch das Aufkommen des Videorekorders enorm verschlechtert  hat. Da müssen jetzt spezielle filme für spezielle Gelüste her, die von Gesetzes wegen verboten sind. In der abgelegenen Gegend, wo man ihn und seine "Darsteller" einquartiert, ist nur noch eine abgeriegelte Amish-Siedlung, die mit der restlichen Welt nichts am Hut hat. Ab jetzt soll er mit zwei dauerbekoksten Huren auf dem Abstellgleis des Lebens, Hunden, Schweinen und Pferden verwertbares Material drehen. Schlimm? Es kommt noch derber.

Recht haben manche aber damit, dass es Edward Lee wohl kaum um künstlerische Integrität geht, sondern eher um die reine Provokation und so ist er in punkto Schreibkunst auch eher begrenzt, inhaltlich mit einem Niveau-Limbo aufwartend, kann aber als Pfund in der Hinterhand immer seine überbordend-ätzende Schreckensfantasie aufweisen. Eigentlich ist der Beginn von "Das Schwein" noch gar nicht einmal so grob - abgesehen vielleicht von dem Schweinespermacocktail -, denn erst wird der arme Leonard mit seinen beruflichen Träumen vorgestellt, mit Namen aus dem Filmbusiness geprotzt (Coppola, Borgnine, Cimino), werden kurze Anspielungen auf den Kennedy-Mord gemacht (der ist noch gar nicht so lange her, denn die Handlung spielt 1977) oder Präsidenten, die mit Drogenkartellen kooperieren. All das ohne eine Bewertung vorzunehmen. Dann geht es aber ans Eingemachte, wird eklig, brutal, krank (da lag so mancher Rezensent nicht so sehr daneben, nur das mit den Idioten hätte so mancher Rezensent sich sparen können), menschenverachtend, pervers und abartig. Pferdespermadusche, Snuffgemetzel, Hundfick, Stricknadel in die Penisöffnung und dergleichen  mehr. Wer das Buch vor Ekel nicht schon zur Hälfte vollgereihert in die Ecke gepfeffert hat oder entsprechend abgehärtet ist, wird feststellen, dass sich das Dingen auf aufgrund des extrem minimalistisachen Stils wie im Flug liest und dass "Bighead" (dazu wird ja auch ein Kurzfilm gedreht) oder "Zerfleischt" (Tim Curran - auch im FESTA-Verlag) fast schon Kindskram gegen die fast storylose Aneinanderreihung von  unsäglichen Grausamkeiten sind. Wem "Bighead" schon zuviel war, der sollte von "Das Schwein" Abstand nehmen - großen Abstand. Wer aber unbedingt wissen will, wie ein Autor Grenzen nicht nur auslotet, sondern überschreitet, ja sogar überspringt, der greife zu. Auch wenn sich Lee mit manchem wiederholt (in den Hals ficken kommt ja auch schon in "Bighead" und "Creekers" vor), setzt er immer noch einen drauf. Trotz eines gewissen Humors, der einen das Buch auch nicht so bierernst nehmen lassen sollte, ist der Begriff "Extrem" die perfekte Wahl des Verlags. Der Autor toppt seine bisherigen Ekelattacken noch und zum Ende hin gibt es noch ne kleine Wendung, die ich ebenfalls nicht so wirklich ernst auffassen wollte. Insgesamt ist "Das Schwein" seiner Extrem-Einstufung gerecht geworden und wirklich knallharte Kost für Fans des überharten Horrors, die mit dem Veröffentlichten (das bei einer Auflage auf dem normalen Markt mit ziemlicher Sicherheit beschlagnahmt worden wäre) das volle Ekelbrett bekommen. Wer auf solche Lektüre steht, dürfte - um es noch einmal zu benutzen - EXTREM zufrieden sein. Keine Ware für den Massenmarkt. 150 Seiten. Leseempfehlung nur für wirklich Abgebrühte.

Jerry Garcia



Jeff Abbott. Er wurde hereingelegt, als Verräter gebrandmarkt, aus der CIA ausgeschlossen, seine Frau liegt im Koma und sein Kind wurde entführt. Für Sam Capra gibt es nur noch ein Ziel: er muss seinen Sohn aus der Gewalt einer mächtigen Geheimorganisation befreien. Die stell ihre Forderung: Wenn Capra seinen Sohn lebendig wiedersehen will, muss er einen Mord begehen. Die Suche nach Daniel wird zum gnadenlosenWettlauf gegen die Zeit.

Sam Capra ist nach den Ereignissen aus "Todeslauf", die ihn mit seinem Arbeitgeber CIA, der geheimnisvollen Organisation Novem Soles (Neun Sonnen) und der mysteriösen Mila und deren Arbeitgeber, die sogenannte Tafelrunde, die sich angeblich nur dem Guten verschrieben hat, konfrontierten, auf der Suche nach seinem Sohn Daniel, der von NS entführt wurde. Die Verschwörer und Attentäter glauben, mit dem Jungen ein gutes Druckmittel gegen Capra in der Hand zu haben. Gemeinsam mit Mila versucht er über einen Kinderhändler, bei dem die Beiden sich als Ehepaar ausgeben, das ein Baby kaufen möchte, an die Hintermänner zu kommen. Sie fliegen auf und müssen die Leibwächter des Händlers töten, bevor dieser mit der Sprache rausrückt. Eine Frau in Las Vegas gehört zu der Truppe und sie treffen sich mit ihr. Doch statt sie in einer Falle zu schnappen und zu verhören, werden sie ausgetrickst und Capra bekommt den Auftrag, einen Mann zu töten. Dieser Mann ist Ming, der noch im Krankenhaus in Holland liegt und sich von den Folgen eines Schusswechsels mit Gangstern und der CIA erholt. Kurz darauf entkommt er einem ersten Anschlag auf sein Leben und lässt sich voin einer Freundin falsche Papiere beschaffen und flieht nach New York, wo er aufgrund vorhandener Informationen einen Deal mit der CIA eingehen möchte. Doch er ist auch das Zeil von Capra, der den jungen Hacker eigentlich verschonen möchte. Und eine weitere Partei will den Jungen tot sehen. Bei einer Konfrontation mit der zweiten Killereinheit werden die die anderen Mörder selbst getötet und der Junge kann entkommen. Capra wird eines klar. Innerhalb der CIA muss ein Maulwurf sitzen und die Fäden in der Hand halten. Zu allem Überfluss bekommt er von NS auch noch eine Aufpasserin an die Seite gestellt, was sich später als eine ganz perfide Aktion der Verbrecher heraustellt.

Jeff Abbott ist mittlerweile seit "Run" zu einer festen Größe und einem sicheren Tipp im Thrillerbereich geworden. Was in "Todeslauf" rasant und spannend begann, wird in "Die  letzte Minute" in ähnlichem Tempo und mit gleichbleibender Spannung fortgesetzt. Sicher, sein Protagonist Sam Capra hat sich etwas sehr schnell vom Schreibtischtäter zum toughen Agenten gewandelt, doch sonst gibt es wenig zu bemängeln. Die Story geht straight voran, die Hintergründe nicht immer gleich zu durchschauen und auch vor Mila und der Tafelrunde muss er sich in  Acht nehmen, da er deren Motive nicht wirklich kennt. Auch wenn in der Story Frau und Kind eine Rolle spielen, was natürlich auch Emotionen und kleine Dramen beinhaltet, bietet Abbott kaum Füllsel oder gar Längen an. Diverse Cliffhanger sorgen dafür, dass man sich nur schwer von der Lektüre lösen kann und Jeff Abbott beweist ein weiteres Mal, dass er den richtigen Mix für seine Romane gefunden hat. Zudem steht mittlerweile auch schon ein drittes Abenteuer für Sam Capra in den Startlöchern. Erneut gute, flotte, temporeiche und spannende Thrillerunterhaltung. Rund 570 Seiten.

Jerry Garcia

25 Februar 2013, 17:03:35 #274 Letzte Bearbeitung: 1 März 2013, 13:57:28 von Jerry Garcia


Brian Keene. Es geschieht im Bruchteil einer Sekunde. In einem Moment sind die Kunden im Supermarkt noch ganz normal und friedlich, und im nächsten Augenblick verwandeln sie sich in blutrünstige Psychopathen, die nur noch alle möglichen Gräueltaten  im Sinn haben! Einzig Jack, Sammi, Angie  und Marcel scheinen immun gegen den Wahnsinn, der deen Rest der Stadt infiziert  hat. Aber können sie lange genug am Leben bleiben und einander lange genug trauen, um das Geheimnis von Jacks magischen Bohnen zu lüften?

Jacks magische Bohnen. Ben, Aushilfe an der Obst- und Gemüsetheke im Supermarkt, ist in einer Scheißstimmung und dann fängt auch noch der Kopfsalat an, ihn vollzusülzen. Wir sind der Kopfsalat, wir sind weise, kill die Alte da vorne. Und da Kopfsalat ja gesund ist und immer recht hat, macht er die Oma auch gleich platt. Lange kann er sich aber an seiner Tat nicht erfreuen, denn eine Putzkraft haut ihm einen spitzen Besenstiel ins Kreuz und hin ist er, der Ben. Und so langsam knallen alle Kunden und Mitarbeiter im Markt durch und gehen aufeinander los. Männer, Frauen, Kinder, jung, alt - egal. Nur drei Menschen können sich in den Kühlraum flüchten, wo Jack sich gerade ein Päuschen gönnt und gut eingemummt in eine dicke Jacke friedlich schlummert - wahre Arbeitsmoral eben. Er hat überhaupt nicht mitbekommen, was da draußen lief, wird aber schnell von den drei Überlebenden in Kenntnis gesetzt. Es verwundert sie, dass nicht auch sie durchgedreht sind, aber auch sie müssen sich irgendwann der Gefahr stellen und nach draußen. Was erwartet sie dort? Warum wurden sie verschont?

Ohne dich. Der Ich-Erzähler ist mit seinem Leben unzufrieden. Jung geheiratet, jetzt Mitte dreißig schon kein gegenseitiges Interesse mehr, schmeißt telefonisch den Job und trifft eine Entscheidung.

I am an exit. Ein Unfallopfer am Straßenrand erzählt einem hinzugekommenen Mann in seinen letzten Zügen sein Geschichte.

This is not an exit. In einer Kneipe gibt ein junger Mann im Suff gegenüber einem Fremden mit begangenen Bluttaten an. Der Zuhörer ist eigentlich desinteressiert, fragt den Typen aber, ob er nach den ersten Morden weitergemacht habe.

"Der King: in Gelb" Durch Mundpropaganda macht ein Theaterstück Furore, aber nicht so, wie es die Protagonisten erwarten.

Eine etwas umfangreichere Geschichte und vier ziemlich kurze Stories beinhaltet "Jacks magische Bohnen" und man bekommt einen typischen Brain Keene geboten, der diesmal gänzlich ohne Zombies auskommt, aber auch ohne Frieden auf Erden. Humor und einige Gewaltspitzen machen die Geschichten aus und nicht immer erahnt man das Ende. Vielleicht einige Keene-Stammleser, die die Pointe jeweils im Voraus erahnen, aber auch denen lässt Keene noch das eine oder andere Rätsel offen und erklärt nicht alles. Alles in allem eine gelungene Zusammenstellung von Kurzgeschichten, aus der "Jacks magische Bohnen" hervorsticht, aber auch die anderen eine kurzweilige Unterhaltung bieten können. Stilistisch besser als manch anderer Horror-Autor ist Keene ja und das macht diese Sammlung zu einer lesenswerten Angelegenheit.  

Eine lohnenswerte Veröffentlichung aus dem Atlantis-Verlag, der ja auch die Bücher von Martin Kay um Eileen Hannigan (Band zwei - Geheimcode Misty Hazard - demnächst und dann noch zwei weitere - Der General und Hannigan) herausbringt.
Rund 90 Seiten.

Jerry Garcia



Richard Morgan. Yhelteth, die pulsierende Hauptstadt des südlichen Imperiums, schwebt in höchster Gefahr, denn an den Grenzen des Reiches erhebt sich ein uralter Feind, der nichts als Chaos und Zerstörung im Sinn hat. In der Stunde der größten Not müssen sich drei Helden, die unterschiedlicher nicht sein könnten, mit dem blanken Schwert in der Hand entgegenstellen. Auch wenn es ihren eigenen Untergang bedeutet.

Ringil, der verstoßen wurde, hat sich ein neues Aufgabengebiet zugelegt. Er überfällt mit einer Horde gedungener Söldner zweiten Ranges Sklavenkarawanen und erreicht damit, dass ein hohes Kopfgeld auf ihn ausgesetzt wird, das sich so mancher verdienen will. So muss er sich hin und wieder Kämpfern erwehren, die seinen Kopf wollen. Doch nicht nur das macht ihm zu schaffen. Selbstzweifel und Krankheit nagen an ihm. Er zieht sich nach Yhelteth zurück, um Ruhe zu finden, was ihm aber nicht gelingen soll. Ebenfalls dort ist Egar, der Drachentöter. Er hat einen Job als Leibwächter, den er bei der zu bewachenden oftnals extrem wörtlich nimmt, sich aber ansonsten genauso extrem langweilt. Das ist bald vorbei, als er vom Gatten seiner Arbeitgeberin in deren Bett überrascht wird. Den folgenden Kampf überlebt der Ehemann nicht und Egar sieht sich festgenommen und einem Todesurteil nahe. Zu ihnen stößt Archeth, ewig alte Mensch-Kiriath Mischlingsfrau, die auf der Suche nach weiteren Abkömmlingen ihres alten Volkes ist, das ehemals plötzlich verschwand und Erzfeind der Dwenda war. Unterstützt wird sie dabei von Steuermännern, metallenen, hochintelligenten Ratgebern. Als die Bedrohung für die Stadt und das Reich groß wird, lassen sogar die intriganten Höflinge ihre Machtgehabe fallen und schicken die drei auf die Reise ans ndere Ende der Welt, um sie vor der Gefahr zu bewahren.

Zu Beginn und auch über lange Strecken des Buches sind die Gefährten getrennt, werden eigentlich drei verschiedene Geschichten über deren Lebensweg erzählt. Wie schon aus dem Vorgänger "Glühender Stahl" bekannt, sind die drei Helden keineswegs schablonenhafte Figuren, wie man sie schon hunderte Male irgendwo vorgesetzt bekam, sondern eher ungewöhnliche Typen mit zahlreichen Macken und Eigenheiten. anfangs werden dem Leser beim Überfall auf die Slavenkarawane einige etwas härtere Szenen kredenzt, doch danach lässt nicht  nur die Aciton, sondern auch der Fluss der Handlung nach. Speziell Ringils Eintauchen in eine fieberhafte Traumwelt, die einen langen Abchnitt des Buches einnimmt wirkt mit der Zeit etwas öde. Da kommt das Buch einfach nicht voran. Erst gegen Ende - das viel zu schnell abgehandelt wird - kommt wieder richtig Zug in die Geschichte und man freut sich trotz diverser Längen in diesem 700 Seiten Wälzer auf den abschließenden Band der Trilogie. Nach dem unheimlich starken ersten Buch hatte ich hier doch mehr erwartet und bin etwas enttäuscht. Andererseits ist das wiederum motzen auf hohem Niveau. Morgan lässt dennoch andere Autoren im Vergleich zu ihm eher blass aussehen. Und nicht jeder nimmt sich den Mangel an Toleranz und die verlogene Heuchelei der Herrschenden vor, um sie als das zu entlarven, was sie ist. Den Werbeaufkleber "Für alle Fans von Game of Thrones" sollte man nicht überbewerten. Typische Verkaufsstrategie. 700 Seiten.

Jerry Garcia


Jason Brannon. Eine Gruppe von Fremden ist in einem Eisenwarengeschäft gefangen, während draußen geheimnisvolle winde jeden, der sich hinauswagt, in einen Salzhaufen verwandeln. Ist dies die Folge fehlgeschlagener biologischer Kriegsführung oder ein einfacher Terroristenanschlag? Ist es ein biblischer Fluch aus der Zeit der Plagen der alten Ägypter? Oder ist es doch etwas viel Düstereres?

Ein Streichquartett wird im Inneren eines Konservatoriums von Kreaturen aus den Tiefen des Meeres gefangen gehalten. Der auftrag der Wesen lautet, die Musik der Gefangenen zu stoppen. Die einzige Übelebenschance des Quartetts liegt in ihrer Fähigkeit, Musik hervorzubringen. Deshalb müssen sie entweder bis in die Ewigkeit weiterspielen oder sterben.

Ein Obdachloser freundet sich mit einem Jugendlichen an, der Voodoogötter durch die Graffitti, die er an die Mauern der Stadt sprüht heraufbeschwören aknn. Als einer der Götter entflieht, bedarf es mehr als nur einer Freundschaft, um dem Jungen zu helfen.

Die Ideen für die jeweiligen Geschichten sind durchaus Neugierde erweckend, doch leider lässt die Umsetzung etwas zu wünschen übrig. Gerade "Winds of change" erinnert zu sehr an Stephen King und "Nebel", ist aber von dessen Qualität ne ganze Ecke entfernt. Ebenso wie die anderen beiden Stories bleibt alles oberflächlich und hat nur einen geringen Spannungsbogen. Zu den Begegnungen der Menschen mit fremden, unnatürlichen Wesen gesellt sich immer wieder der religiöse Aspekt, der besonders deutlich in "Winds of change" hervortritt. Alles in allem eine mittelmäßige Storiesammlung, die man sich nicht unbedingt zulegen muss. Für nebenbei geeignet, gibt es viel mehr Positives nicht anzumerken. Der Gewaltanteil ist gering, ebenso lässt sich die Spannung mit der Lupe suchen, dazu etwas Gefühl und einige unterschiedliche, nicht groß ausgearbeitete Charaktere - das war's. Da hatte ich mir nach seinem "Der Käfig" doch mehr erhofft. Rund 175 Seiten.

Jerry Garcia



Michael Theurillat. In einer Züricher Bank verschwindet ein Mitarbeiter spurlos. Der Chef der Bank, Jakob Banz, bittet Kommissar Eschenbach um Hilfe. Kurz darauf wird Banz ermordet. Seine junge Assisstentin Judith gerät in Verdacht. Doch Kommissar Eschenbach vermag nicht zu glauben, dass sie tatsächlich die Mörderin ist. Er macht sich auf die Suche nach dem wahren Täter - und taucht tief ein in das Schattenreich der internationalen Finanzwelt.

Kommissar Eschenbach wird aus seiner achtwöchigen Auszeit in Kanada zwei Wochen vor deren Ablauf zurück in die Schweiz berufen. Dort angekommen, muss er sich mit veränderten Verhältnissen zurechfinden. Seinen Chefposten ist er anscheinend los, vielleicht sogar seinen Job. Da fällt es ihm leicht, einen hochdotierten Posten in der Bank seines alten Schulkameraden Banz anzunehmen, um erst einmal die noch zustehenden zwei Wochen Urlaub zu nutzen. Sein Kumpel will nicht mehr oder weniger, als dass Eschenbach das Verschwinden des Mitarbeiters aufklärt und dafür inkognito in der Bank ermittelt. Das Salär ist großzügig. Mit ihm kommt seine Assisstentin Rosa, deren Job bei der Polizei ja ebenso auf dem Spiel steht und die ein  neues Betätigungsfeld durchaus gebrauchen könnte. Außerdem sieht er kurz die Mitarbeiterin Judith, die mit dem verschollenen Kollegen zusammengearbeitet hat, bekommt aber weiter keinen Kontakt zu ihr. Das ändert sich bald, denn auch die junge Frau ist nicht gerade das, was sie scheint. Sie wurde von der FINMA mit Sitz in der Hauptstadt Bern und der Polizei bei der Privatbank eingeschleust, weil sie dort bezüglich des Waffenhandels ermitteln soll. Einiges in der Bank geht nicht mit rechten Dingen zu. Eines Abends wird Judith von Banz attackiert und von seinen Leuten gefesselt aus dem Haus eskortiert und in einen Wagen verfrachtet. Doch auf der Fahrt geschieht ein Unfall, bei dem sie aus dem Wagen abhaut, aber in der Nähe bleibt. Als ihre Bewacher den Angefahrenen in den Kofferraum packen wollen, springt sie auf den Fahrersitz und haut mit dem Verletzten ab und bringt ihn ins Kloster Einsiedeln. Dort wird er wieder aufgepäppelt - es ist Kommissar Eschenbach, der vor dem Unfall auf dem Weg zu Banz war, den  man mittlerweile tot aufgefunden hat und für dessen Tod sich Judith verantworten soll und im Knast landet. Eschenbach glaubt nicht an so eine einfache Lösung und ermittelt weiter. Seine Spur führt in nach Irland, wo er Indizien dafür entdeckt, dass er hier in einem abgekartetern Spiel gelandet ist, in dem einige Konzernchefs, Regierungsbosse  und Bänker ihr eigenes Süppchen kochen, bei dem die derzeitige Finanzkrise durchaus eine Rolle spielt. Überraschung folgt auf Überraschung und immer noch weiß er nicht, wo er da wirklich hineingeraten ist.

Michael Theurillat ist Schweizer von Geburt und kennt sich auf im Bankensektor aus. Er weiß, wie die Mechanismen in den Bankhäusern und besonders den privaten Instituten funktionieren und wie sehr diese von den Veruntreuungen von Bankdaten ihrer Kunden getroffen wurden und auch welche Leichen in deren Kellern zu finden sein könnten und baut darauf seinen Kriminalfall auf. Es ist der vierte in Deutschland erschienene Roman, aber der erste, den ich bisher gelesen habe. Michael Theurillat versieht seine Protagonisten mit Charakter, haucht den Personen Leben ein, gibt ihnen eine Vergangenheit, macht sie entweder sympathisch, verachtenswert oder gar undurchsichtig. Genauso ist irgendwie seine Geschichte. Komplex, verzwickt, mit Zeitsprüngen versehen, Aufmerksamkeit fordernd und sogar informativ. Wer sich im Geschichtsunterricht vor dem Thema Schweiz gedrückt hatte, kann jetzt einiges über den Rütlischwur, den Rütlirapport, den Verteidigungsplan im Angriffsfall usw. nachlesen. Das alles eingebettet in einen kritischen Roman, der auch die Themen des westlichen Lebensstils, der amerikanisch geprägten Gier-Kapitalismus, Währungs-und Zollkriege/-Erpressungen oder die unterstützten Konflikte in Afrika, um sich dort für die Bodenschatzgewinnung günstige Konditionen zu sichern - und wenn es mit Waffenverkauf in Krisenregionen an beide kämpfende Seiten ist. Er wertet nicht, ob es nun um China, die USA, Frankreich oder andere Nationen geht, er stellt nur fest. Und mit einem humorvollen Seitenhieb bekommen sogar die Gesundheitsfanatiker mit ihren Rauchverboten in geschlossenen Räumen einen mit - dann kokst man eben, dafür braucht man nicht rausgehen und die Beschaffungskriminalität interessiert keinen, da die Fälle eh nie aufgeklärt werden. So erhält der Leser einen anspruchsvollen, themastisch aktuellen, spannenden und informativen Kriminalroman, der ohne größere Gewaltausbrüche und Dutzende von Morden eine vielschichtige Story erzählt. Starker Krimi und ich werde mich mal um die Vorgänger kümmern. ca. 400 Seiten.

Jerry Garcia



Christopher Reich. "Getrieben". Lange reiste der Chirurg Jonathan Ransom für Ärzte ohne Grenzen um die Welt. Immer an seiner Seite seine Frau Emma - bis er sie als Doppelagentin von Division entlarvte, einer zwielichtigen Spionageeinheit der CIA. Nun lässt Jonathan sich selbst zum Spion ausbilden. Denn Emma befindet sich in der Hand von Prinz Raschid, einem fanatischen Terroristen, der einen Anschlag auf die New Yorker U-Bahn vorbereitet. Jonathan ist der Einzige, der Emma retten und Raschids perfiden Plan durchkreuzen kann.

1984. In Afghanistan tobt der Krieg der Russen mit den Einheimischen, während eine Bergsteigergruppe von pakistanischer Seite aus einen Gipfel erklimmen will. Während des Aufstiegs bei miesem Wetter stürzt eine US-B-52 ab, verliert ihre Ladung und löst eine gewaltige Lawine aus, die den Trupp in den Tod reißt. Gegenwart. Jonathan Ransom ist in Afghanisten, um in entlegenen Dörfern die Menschen zu versorgen. Doch ein Warlord macht nicht nur ganze Ortschaften nieder, um an das Mohnanbaugebiet der Bauern zu kommen und auch Sklaven für die Arbeit zu gewinnen, zudem will er auch Ransom einkassieren, damit er dem Vater des Despoten hilft. Ransom wird in die Hählen von Tora Bora gebracht, um den Mann zu operieren. Der alte Mann wird aber von einem westlichen Agenten getötet und Ransom kann nur mit Mühe entkommen. Sultan Haq bleibt rachsüchtig zurück und plant seinen Krieg gegen die USA. Zwischenzeitlich versucht Emma über einen Waffenhändler, Prinz Raschid in eine Falle zu locken und zu eliminieren. Der Plan misslingt und Emma wird gefangengenommen, in die wüste gebrcht, gefoltert und liegengelassen. Doch der Waffendealer rettet sie, da er sein letztes sicheres Domizil in Pakistan verlassen muss und nun eine Anleitung zum Leben mit falscher Identität braucht; vor allem aber soll Emme die 1984 verlorene Ladung der B-52 bergen. Die Division in Person von Frank Connor tritt nun an Ransom heran, um ihn auf die Jagd nach den Terroristen, den Waffenhändler und Emma zu schicken. Man nutzt die Hilfe der Israelis, um ihn auszubilden und schickt ihn in die Höhle des Löwen nach Pakistan. Dort entscheiden sich die Schicksale der meisten Beteiligten.

Nach "Geblendet" und "Getäuscht" begibt sich Christopher Reich, der mit dem Bankenthriller "Das Nummernkonto" seinen internationalen Durchbruch schaffte,  mit "Getrieben" ein drittes Mal in die Gefilde der Geheimdienstarbeit. Es gelingt ihm ein weiteres Mal, seine Protagonisten durch persönliche Dramen sowie Hinterhalte, Heimtücke und Verrat zu schicken. Bündnisse werden auf beiden Seiten eingegangen und genauso schnell wieder aufgelöst. Keinem kann man vertrauen, die Dienste selbst sind auch kein sicherer Hafen, da sie ihre Mitarbeiter oder auch Zivilisten nur als nutzbringende Gegenstände ansehen und gerne in den sicheren Tod schicken sowie untereinander küngeln, was das Zeug hält. Kaum einer steht zu seinem Wort, sondern arbeitet hinter dem Rücken der anderen an eigenen Plänen. Für Emma ist das normal, doch das Gefühlsleben des Jonathan Ransom gerät dabei durcheinander und Reich versucht, das dem Leser näher zu bringen. Leider gelingt ihm das in seinem dritten Abenteuer um den Protagonisten nur bedingt und auch der Mittelteil des Buches zieht sich etwas in die Länge, lässt die anfängliche Action vermissen und da schon der Klappentext recht viel verrät und die Terroristen sowie die Verteidiger in den wesentlichen Punkten klar voneinander abgegrenzt sind (den einen oder anderen Verräter mal außer acht gelassen) kommt wenig Spannung auf. Der explosive erste Showdown reißt noch mal etwas raus, doch die anschließende Jagd in New York dagegen ist nur noch ein Anhängsel. So bleibt "Getrieben" der schwächste Teil der Trilogie. Die vollmundigen Worte des Verlags im Autorenportät, dass Christopher Reich an einem weiteren Abenteuer von Ransom arbeiten würde, erweisen sich bei genauerer Ansicht als bis dato falsch. "Getrieben aka Rules of Betrayal" stammt im Original aus 2010 (was man auch bei einigen Szenarien innerhalb des Buches erkennen kann) und seitdem kam nichts mehr zu der Reihe. Ein neues Buch für dieses Jahr hat nichts mit Ransom zu tun. Bin nach den wirklich starken Vorgängern etwas enttäuscht, doch als völlige Grütze kann man den letzten Teil der Reihe auch nicht abtun. Rund 560 Seiten.

Jerry Garcia



Dan Simmons. Privatdetektiv Joe Kurtz bläst ein eisiger Wind entgegen. Und das liegt nicht nur am bitterkalten Winter in Buffalo. "Little Skag" Farino, der Juniorboss eines örtlichen Mafia-Clans, will Joe aus dem Verkehr ziehen und setzt eine Horde von mehr oder minder begabten Killern auf ihn an.  Seine attraktive Schwester Angelina verfolgt unterdessen ganz eigene Pläne mit dem Schnüffler - nicht alle sind so romantisch wie eine gemeinsame Liebesnacht.

Joe Kurtz, Ex-Knacki und Privatdetektiv ohne Lizenz, wird gleich zu Beginn mit drei geistig nicht wirlich gut ausgestatteten Spacken bedrängt. Er macht sie kurz und knapp fertig und sorgt dafür, dass sie auch nicht mehr quatschen können. Dabei geht er äußerst rabiat vor. Ihm ist klar, dass die drei Holzköppe von Stephen Farino aus dem Knast heraus auf seine Fährte gesetzt wurden, denn er hat ein Kopfgeld auf Kurtz ausgelobt. Farinos Schwester Angelina, gerade aus Sizilien zurückgekehrt, hat andere Pläne mit Joe. Er soll sie im Kampf gegen einen weiteren in Buffalo ansässigen Clan namnes Gonzaga unterstützen. Und zudem erhält Joe von seinem obdachlosen Kumpel noch die Bitte, für ihn in einem bestimmten Fall nachzuforschen. Erst lehnt er den Fall ab, aber nach und nach verwickeln sich die Fäden diverser Verbrechen zu einem Wust und bei der Gelegneheit kann er auch den Gefallen für den Freund erledigen. Und Rachel, die Tochter seiner verstorbenen Partnerin Samantha, benötigt ebenfalls Hilfe gegen ihren Stiefvater. Für den Rachefeldzug gegen die Mörder von Sam saß Joe im Knast, aber die Hintermänner konnte er nicht erwischen. Diese Chance bietet ihm Angelina, wenn er ihr gegen den feindlichen Clan hilft. Leicht wird das nicht, wenn die Cops korrupt, deren Captain ein Serienkiller und die Gegener gewarnt sind. Dennoch entwickelt Kurtz einen Plan, wie er alle Probleme auf einmal lösen kann.

Mit "Bitterkalt" liegt nun der zweite Roman um den lizenzlosen Privatdetektiv mit angeschlossener Heiratsvermittlung aus dem Festa-Verlag vor. Und wieder zeigt sich, dass Simmons ein unheimliches Geschick hat, von Genre zu Genre zu wechseln und stilistisch auf unterschiedlichen Pfaden zu wandeln. Sind z. B. seine Romane "Terror" oder "Drood" ausführlich und überlang, bleibt Dan Simmons bei seinen Thrillern zur+ckhaltend knapp und schreibt kein Wort zuviel. Der Tonfall ist lakonisch und trocken, der selten aufblitzende Humor derb und sein Protagonist eiskalt. Als gesetzestreuen Bürger kann man Joe Kurtz keineswegs charkterisieren, eher als brutalen Gerechtigkeitsfanatiker, der keine Gnade kennt. Hin und wieder erinnert mich das Ambiente von Büro mit Sekretärin an den Film "Ich, der Richter" mit Armand Assante als Mike Hammer und das düstere Winterwetter mit seinen dunklen Wolken und schneeverhangenen Gebäuden vermittelt den Eindruck als habe es sich auf die Gemüter der dort ansässigen Menschen gelegt, denn im gesamten Roman findet man bestenfalls einen oder zwei Menschen ohne gößeren Makel. Insgesamt ist "Bitterkalt" ein spannender, guter Thriller  mit einem harten Heldenhund, Mord, Geballer, Autoverfolgungsjagd und OHNE Love Story mit zumindest einem recht ekligen Abgang eines der Killer. Mir jedenfalls hat es gefallen und so kann das dritte Buch gerne kommen. 380 Seiten

Jerry Garcia

18 März 2013, 20:24:55 #280 Letzte Bearbeitung: 20 März 2013, 22:59:43 von Jerry Garcia


David Simon. Tatort Baltimore. In der Stadt an der Ostküste der USA geschehen innerhalb eines Jahres 234 Morde - an zwei von drei Tagen wird ein Bürger erstochen, erschossen oder erschlagen. Im Zentrum dieses Hurrikans des Verbrechens steht das Morddezernat unter Leitung von Lieutenant D'Addorio. Eine kleine Bruderschaft, konfrontiert mit dem amerikanischen Albtraum: Donald Worden, ein abgeklärter Ermittler am Ende seiner Karriere; Harry Edgerton, ein schwarzer Detective in einer überwiegend weißen Einheit; Tom Pellegrini, ein ehrgeiziger junger Cop, der frisch in die Mordabteilung gekommen ist und den schwierigsten Fall des Jahres aufklären will - die brutale Vergewaltigung und Ermodrung eines elfjährigen Mädchens.

Baltimore 1988, Morddezernat. Noch mit Fällen aus dem alten Jahr beschäftigt, müssen sich die Detectives schon bald an die Auswirkungen des Neujahrsfestes machen - sind die sechs Toten, die gemeldet wurden, nur Unfälle der Silvesterknallereien oder wurden sie absichtlich getötet? Und so geht es weiter. Ständig werden die gestressten Beamten vor neue Herausforderungen in ihrer Stadt gestellt; Drogenmorde, eine vergewaltigte und ermordete Elfjährige, ein misshandeltes und dann getötetes Baby oder Schießereien im Gangmilieu. Manches sind leicht aufzuklärende Tötungsdelikte innerhalb der Familie, andere verzwickter. Da ist der Tod eines Dealers, der angeblich von Polizisten hinterrücks erschossen wurde, der öffentlichkeitswirksame Fall des elfjährigen Mädchens, der mit besonderer Sorgfalt und unter dem Einsatz aller Kräfte gelöst werden soll, damit die Stadtoberen und die Behörde mit dem Erfolg nicht nur prahlen und ihre eigenen Karrieren vorantreiben können, sondern auch um der Bevölkerung zu beweisen, dass der Mord an einem schwarzen Kind die gleiche Aufmerksamkeit erhält wie der an einem weißen. Verdächtige werden verhört, wieder freigelassen, weil Indizien oder gar Beweise fehlen, die vor Gericht verwertbar sind, andere Fälle angenommen, als sich nach Monaten nichts ergibt, Überstuinden gerissen, bis die Polizeileitung solche untersagt, weil zu teuer für die Stadt. All das bloß bis zum nächsten eingehenden Anruf - und der ist in Baltimore so sicher wie das Amen in der Kirche.

"Homicide" hätte man auch mit "Ein Jahr in der Hölle" betiteln können, wenn man dem journalistischen Recherche Buch von David Simon seinen Glauben gibt. Es ist ein Abgesang auf die amerikansichen Großstädte, die von Drogen und Gewalt sowie Gangstern schon fast in Geiselhaft genommen wurden, ein Abschiedsgruß an Recht und Ordnung, die nur noch bedingt aufrecht erhalten werden können, da ganze Stadtviertel schon längst von den Dealern und der Armut übernommen wurden und die wenigen Polizisten einer Großstadt gegen das ausufernde Verbrechen keine Chance mehr haben. Es ist aber auch die Story von Männern, die an ihren Beruf glauben müssen, die mit Herzblut dahinterstehen, denn sonst hätten sie längst aufgegeben und sich eine einfachere Tätigkeit besorgt. David Simon beschreibt seine Helden des Alltags auführlich, lässt ihren Lebenslauf aufblitzen und bezeugt ihre Schwierigekiten mit der Bürokratie, den Regeln und der Dezernats- sowie Stadtpolitik - und wenn ein Bürgermeister Ambitionen für höhere Weihen entwickelt, stehen die Ermittler erst recht im Fokus, denn es müssen Ergebnisse her, um zu beweisen, dass der Mayor seine Stadt im Griff hat. Statistiken, Verhörprotokolle, akten anlegen und dann immer wieder grausamste Mordfälle, von denen man kaum glaubt, dass dazu tatsächlich ein Mensch fähig sein soll. Eine eindrucksvolle Milieustudie, wie man sie mit dem rauen Cop-Humor und dem Alkoholkonsum hin und wieder auch von Joseph Wambaugh gelesen hat (der zudem keine Rücksicht auf irgendwelche Empfindlichkeiten nahm, da er in Romanform formulierte), die sehr detailliert geschrieben und daher auch nicht wirklich leicht und nebenbei konsumierbar ist. Man hat hier auf über 800 Seiten schließlich keinen simplen Kriminalroman vor sich, sondern einen Einblick in die tatsächliche Arbeit der Mordkommission von Baltimore gegen die sogar Simons "The wire" noch geschönt wirkt und gegen den Serien wie "CSI" oder wie sie alle heißen nur lächerlich sind. Und zudem werden auch noch Themen wie Rassismus und frühere Polizeibrutalität aufgegriffen, die mit der Zeit zwar ausgemerzt wurden (was auch richtig ist), die aber durch die neu entstandenen Regeln hinsichtlich der Polizeiarbeit ebendiese wieder schwieriger machen. Miranda lässt grüßen, windige Anwälte ebenso - und das Nachwort macht einen ganz besonderen Eindruck; leider wirft es aber keinen positiven auf die derzetigen Stukturen in der Polizei, der Politik und des (Gassen-) Journalismus insgesamt. Nüchtern, tragisch und erschütternd. Muss man gelesen haben.

Jerry Garcia



Michael Slade. Sieben bestialische Morde. Offenbar alle von einem Psychopathen begangen. Doch Hilary Rand von Scotland Yard kommt mit ihren Ermittlungen einfach nicht weiter. Da meldet sich Inspector zinc Chandler von der kanadischen Polizei. Er glaubt, dass es in dem Fall eine Verbindung zu der skurrilen Rockgruppe Ghoul aus Vancouver gibt. Die Spur führt die Polizisten immer tiefer in einen bluttriefenden Albtraum, in dem eine uralte Familie aus Neu-England schon auf sie lauert.

London wird von einer Serie grausamer Morde erschüttert: acht junge Mädchen im Alter von sieben bis elf Jahren wurden tot aus der Themse geborgen, das Blut aus den Adern gesogen und das Herz aus der Brust geschnitten. Doch zu allem Überfluss gibt es da noch Bombenattentate und den Kanalmörder, der sich seine Opfer vom Ufer holt und dann in den Kanälen unter London verschwindet. So auch einen Anwalt, der zwar nicht gerade zur Sorte der beliebten Bürger gehört, aber so langsam wird die Bevölkerung ob der Häufung der Vorfälle unruhig. Hilary Rand versucht Hilfe von einem Profiler zu bekommen, steht aber dennoch irgendwie auf verlorenem Posten, da keiner eine Frau in ihrer Position haben will. Erst ein altgedienter Polizist, der seine eigenen raue Vergangenheit hat, steht ihr wirklich zur Seite. In Vancouver, Kanada, muss sich Zinc Chandler indes gegen einige Drogendealer durchsetzen, zu denen auch Ray Hengler gehört. Bis auf diesen und einen Typen mit Irokesenschnitt überleben die Figuren die Auseinandersetzung nicht - und der Iro wird später von einem Briten, den Hengler angeheuert hat erledigt und spurlos verschwinden lassen. Nach und nach kommt Chandler dahinter, dass Hengler nicht nur dealt, sondern auch Snufffilme dreht, im Pornogeschäft die Griffel drin hat und die Rockgruppe "Ghoul" zu managen scheint. So wird sein Augenmerk auch auf die Mitglieder der Gruppe gerichtet, die anscheinend auch einiges zu verbergen haben und mit Morden in der Umgebung in Verbindung zu stehen scheinen. Mit einem Umweg über die USA, wo er auf Deborah trifft, die ihm die Familiengeschichte der Mitglieder der Rockband zu erzählen weiß, führt ihn der Weg nach England, wo sich alles zusammenfügt.

Im zweiten Roman von Michael Slade mit dem Titel "Der Ghoul" wird wieder düstere Crimekost dargeboten, wie sie ihresgleichen vergeblich sucht. Statt nur auf graphische Gewalt zu setzen (auch wenn die nicht zu knapp vorkommt), bietet Slade ein komplexes Buch, das gut recherchiert ist und den Leser über London und dessen Vergangenheit, über Profiling und die Arbeit der Polizei bestens ins Bild setzt. Gleichzeitig bedient er sich der damals durch sämtliche Medien gehetzten Morde und Selbstmorde, die nach angeblichem Vorbild von Filmen, Comics, Videogames und Texten von Rocksongs begangen wurden (meines Erachtens nutzt er dies genauso plakativ wie diverse Billigprintmedien damals, wenn man sich bloß mal an Judas Priest erinnern möge). Abgesehen von diesem kleinen Kritikpunkt hat Michael Slade ein weiteres Mal einen durchaus Nachdenkenswerten Roman geschaffen, der den Finger in die Wunde legt, wozu sich labile Personen durch irgendwelche Einflüsse hinreißen lassen. Seine Diskussion geführt durch zwei Detectives über schädlichen oder nichtschädlichen Einfluss von Medien, Musik oder Büchern und deren nicht zu beweisende Schuld an realer Gewalt heben das Buch aus dem Einheitsbrei der Massenware heraus. Insgesamt also ein harter und auch tiefschürfend-intelligenter Thriller, den man sich nicht entgehen lassen sollte. Hoffentlich wird die Reihe von Festa auch weitergeführt.  Rund 500 Seiten.

Jerry Garcia



Bryan Smith. Vergewaltigung, Folter und Gehirnwäsche stehen in einer Besserungsanstalt in Southern Illinois auf dem Stundenplan. Statt Jugendliche im Auftrag bibeltreuer Eltern von ihrer Heavy-Metal-Sucht zu befreien, treiben hinter der biederen Fassade zahlreiche kranke Gestalten ihr Unwesen. Eine Direktorin etwa, deren lesbische S/M-Spielchen ständig außer Kontrolle geraten, ein Hausmeister, er sich als Totengräber verdingen muss, um hinterher die Überreste zu beseitigen, und ein Schließer, dem seine Gier nach Sex zum Verhängnis wird. Und dann gibt sich nach einem Kometeneinschlag auch noch eine Horde mordlustiger Zombies die Ehre.

1987 - Illinois. Wayne fährt mit seinem Kumpel Steve Richtung MUSI (Musikalische Umerziehungsanstalt Southern Illinois), wo Jugendliche im Auftrag ihrer konservativen Eltern von ihrer Heavy-Metal-Sucht befreit werden sollen, um seine Freundin Melissa dort rauszuholen. Diese angeblich schulische Einrichtung steht voll unter der Knute der sexuell recht speziell veranlagten Rektorin Sybil Huffington, die sich für ihren Lustgewinn vom Hausmeister abgewrackte Prostituierte zuführen lässt und auch vor mehr oder weniger willigen Schülerinnen nicht halt macht. Da ob ihrer recht deftigen Obsessionen hin und wieder eine davon die ewige Flatter macht, muss der Hausmeister, der nach besonderen Eignungen für den Job ausgewählt wurde, hernach die Leichen auf dem institutseigenen Grundstück verbuddeln. Während unterdessen Wayne und Steve sich einen der sogenannten Pädagogen schnappen, um auf das Schulgelände zu gelangen, wird der emsige Hausmeister bei seiner Tätigkeit von einem Meteoriteneinschlag unterbrochen, der fatale Auswirkungen hat: Das Mädel, das er gerade zur letzten Ruhe betten wollte, macht ich plötzlich putzmunter und dennoch tot über seine Griffel her und kaut ihm drei Finger ab. Damit nicht genug, krabbeln die anderen Opfer der Rektorin auch noch aus ihren Löchern und attackieren nicht nur den Hausmeister, sondern auch den Rest der Belegschaft und der "Insassen". Gerade als Melissa, die sich mit zwei Freunden in Eigeninitiative verkrümeln wollte, kurz vor ihrem Auftritt als Schlachtplatte für die Zombies befindet, erreichen Wayne und Steve die Schule und können sie retten. Doch die mittlerweile ebenfalls zombiefizierte Rektorin hat eine Schar Infizierter um sich versammelt, die nun gemeinsam mit ihr den anderen Personen, die noch einen Rest Leben in sich haben den Garaus zu machen. Dem Trio steht nun ein schier aussichtsloser Überlebenskampf bevor.

Nachdem sich Michael Slade in "Der Ghoul" ernsthaft mit der Problematik der Auswirkungen des Heavy Metal auf die Psyche von Jugendlichen auseinandergesetzt hat, nimmt sich im Jahr 2010 auch Bryan Smith dieses Themas an, ohne allerdings einen allzu strengen Ansatz zu wählen und die Angelegenheit eher mit Humor zu würzen. Dennoch kann man aus dem Buch herauslesen, dass die Zeit unter der Administration eines Ronnie Raygun (Wortlaut Bryan Smith) eindeutig eine fundamentalistisch-religiöse und konservative Ausrichtung hatte und jegliche Elemente, die sich nicht der Masse anpassen, umgeschult und ausgemerzt gehören. Reagan ist weg und hat die Sache mittlerweile eh vergessen, aber die Ausgrenzung von Andersdenkenden, anders gekleideten und solchen,  die nicht mit dem gewollten Strom schwimmen, ist immer noch hochaktuell, wird durch die Nutzung der vielen schönen neuen Medien sogar noch ausgeweitet und man hat ihm auch schon den schönen Namen political correctness verpasst. Eigene Meinungen sind doch unerwünscht, es zählt nur, was die Vordenker so von sich geben. Neben diesem Ansatz ist "Rock and Roll-Zombies aus der Besserungsanstalt" aber ein blutiges, spaßiges Trash-Werk, das man nicht zu ernst nehmen sollte, das vom Autor mit Anspielungen auf seine Vorbilder in der Namensgebung handelnder Personen gespickt ist, und denen er damit seine Referenz erweist, sowie mit Kapitelüberschriften, die aus Titeln von Rocksongs aus der Feder von Def Leppard, The Doors oder AC/DC etc. bestehen. Nachdem zu Anfang noch so etwas wie die Ruhe vor dem Sturm herrscht, wird es im zweiten Teil der rund 190 Seiten dann deutlich derber, wenn auch recht anspruchslos. Man kann sich flugs durch die Seiten lesen, ohne sich die Birne anstrengen zu müssen und es wird auch anständig gesplattert. Die eine oder andere erotische Szene plus die blutrünstigen Zombieattacken ergeben irgendwie einen netten Trash-Mix aus "Das Frauenlager" meets "Zombie". Humor, Sex, Gewalt und Splatter bilden den Rahmen für einen flotten und unterhaltsamen Roman (wenn man ihn nicht allzu kritisch näher beäugt), der vielleicht nicht so "extrem" ist, aber doch wieder so absurd und durchgeknallt, dass er zumindest mir Spaß gemacht hat.     

Jerry Garcia



Jack Ketchum. Die Schwestern. Eine knapp 70-seitige Novelle, die im Bereich des Western um 1848 angesiedelt ist und zum Teil auch wirklich wie ein normaler Western daherkommt. Doch nachdem sich die Protagonsiten gefunden haben und zur Tat schreiten, entwickelt sich eine brutale Befreiungsaktion, die es in sich hat. Drei Männer - darunter der Erzähler Marion T. Bell - begegnen Elena, deren Schwester von einer grausamen Bande im Grenzgebiet zu Mexiko gefangen gehalten wird und als Sexsklavin angeboten wird. Als sie auf die feindliche Truppe stoßen wird es blutig. Coole Typen im Eastwood-Stil, trockene Dialoge und markige Sprüche umrahmen Schießereien und Folter. Es fließt wieder Blut im Westen. Wer die bisherigen in Deutschland erschienen Bücher von Ketchum gelesen hat, muss aber umdenken. "Die Schwestern" ist nicht die gewohnte Kost. Ebenfalls von Nachteil ist der doch recht happige Preis für die geringe Seitenzahl. Hat mir trotzdem gefallen.

Jerry Garcia



Kelly Rich, die sich vor langer Zeit von ihrer Familie abgewandt hat, ist gezwungen, nach Hause zurückzukehren, als ihre Schwester in einen mysteriösen Unfall verwickelt wird. Nachdem sie jahrelang die Ereignisse unterdrückt hat, die sie zur Flucht bewogen, muss sie das Geheimnis ihrer Vergangenheit lüften, um ihre Schwester zu retten. Aber in der unheimlichen Ortschaft Spires, ihrer einstigen Heimat, in der kalte Herzen herrschen und im Wald tödliche Geheimnisse lauern, ist nichts, wie es scheint. Kelly wird in die Traumwelt ihrer Kindheit gestürzt und muss sich ihrer Rolle in den Tragödien stellen, die ihre Familie heimsuchen. Mystery-Horror mit Märchenelementen und wenig Gewalt, dafür aber Erinnerungen an Dean Koontz, die Gebrüder Grimm und den Film Poltergeist. Die Story wird langsam aber stetig entwickelt, ist narrativ schon fast vom Feinsten und hat mich trotz der Blutarmut gepackt. Subtiler, feinsinniger Horror mit seelischen Abgründen, düsterem Ambiente eines Märchenwaldes und völlig anders als "Snow", aber dennoch empfehlenswert. ca. 510 Seiten.

Jerry Garcia



Dan Simmons. London im Jahr 1865. Bei einem dramatischen Eisenbahnunglück finden etliche Menschen den Tod. Unter den Passagieren, die die Katastrophe überleben, ist der bekannteste Schriftsteller Englands, wenn nicht der ganzen Welt: Charles Dickens. Nach dem Unfall ist Dickens nicht mehr derselbe. Immer öfter taucht er in die Londoner unterwelt ab, besessen von einem mysteriösen Mann namens Drood, dem er an der Unfallstelle begegnet ist. Aber ist dieser Drood überhaupt ein Mensch?

Die erste Begegnung von Dickens mit Drood ist dramatisch. Während Dickens damit beschäftigt ist, Überlebenden des Unglücks zu helfen, sieht er einen schwarz gekleideten Mann, der sich anscheinend den Verletzten nähert, um ihnen endgültig dass Lerben zu rauben. Er kann seine Theorie und Beobachtungen nicht beweisen, macht sich aber daran, den Fremden zu finden. Der Einzige, der von ihm eingeweiht wird, ist sein Freund und Schriftstellerkollege William Wilkie Collins. Dickens begibt sich auf Exkursionen durch Londons Unterwelt, in der sich auch Opiumhöhlen befinden. Nicht jede Information teilt er mit seinem Freund. Der wird später von einem ehemaligen Inspektor und jetzigen Privatermittler namens Field angesprochen, der auch noch ein Hühnchen mit Drood zu rupfen hat, wie er behauptet. Um sich der Mitarbeit von Collins zu versichern, erpresst Field diesen mit ein paar vermeintlich delikaten Details aus dessen Privatleben. Collins schwankt zwischen seiner Freundschaft zu Dickens und dem Wunsch Drood mit Hilfe des Inspektors auszuschalten, denn Drood ist beileibe kein Heiliger. Er hat eine ganze Truppe von Helfern, ist zudem ein Kenner altägyptischer Riten und Geheimnisse und lässt jeden, der ihm in die Quere kommt, rücksichtslos beseitigen. Doch Dickens hat seinen eigenen Kopf und will auch die Hilfe seines Freundes nicht. Zu der Frage, wer oder was dieser unheimliche Drood eigentlich ist, gesellt sich noch jene, ob die Freundschaft der Männer dieser Situation standhalten kann und ob sie deses schreckliche Spiel überleben werden.

Mit "Drood" hat Dan Simmons wieder ordentlich aufgetragen und stellt seine Leser zudem vor das Problem, in welchem Genre er sich eigentlich befindet. Ist es nur eine doppelte Autorenbiographie, eine Horrorgeschichte, ein Krimi oder was auch immer? Eine eindeutige Zuordnung gibt es meines Erachtens nicht. Und zudem bin ich der Meinung, dass Simmons sich für diese Geschichte doch einige Seiten zuviel gegönnt hat. Er schweift ständig ab, verzettelt sich in Schwafeleien, die nichts zur Story beitragen und lässt so sein Werk auf den Leser stellenweise ermüdend wirken. Er hat es zwar geschafft, irgendwie immer den richtigen Zeitpunkt abzupassen, dem Leser ein Häppchen hinzuwerfen, das diesen bei der Stange hält, doch der Eindruck dass der Roman aus der Sicht des Erzählers Wilkie Collins nichts anderes ist, als das Geschwätz eines Opiumsüchtigern im Rausch ist, hat sich bei mir bis zum Ende, das auch recht offen ob des Schicksals des Drood bleibt, stetig gehalten. Und wohl auch der Neid, der Collins auf den Erfolg des Selbstdarstellers Dickens zerfrisst, trägt einen Teil der dennoch vorhandenen Freundschaft der Männer, auch wenn Collins in seinen Äußerungen immer wieder durchblicken lässt, dass er sich für einen Teil von Dickens' Erfolgen verantwortlich fühlt. Während dieser im Laudanum- und Opiumrausch vorgetragenen Teile des Buches wird zwar das schwierige Verhältnis der beiden Männer klar, aber sie tragen auch zur langsam einsetztende Langeweile ob ihrer zähen und ausführlichen Schilderung bei. Daher ist der gesamte "Drood" weniger faszinierend denn behäbig, weitschweifig und umständlich. Mittelmaß in zu langer Form. Was bei "Terror" noch glänzend funktionierte, geht hier leider baden. Und jetzt hör ich auf, bevor ich genauso schwafle wie der Autor selbst. Rund 950 Seiten plus Nachwort usw.

Jerry Garcia

31 März 2013, 03:05:10 #286 Letzte Bearbeitung: 31 März 2013, 19:04:59 von Jerry Garcia


John Lescroart. Der Anwalt Dismas Hardy ist mit einem Mordfall beschäftigt, der in die höchsten Kreise von San Franciscos feiner Gesellschaft hineinreicht. Es handelt sich um einen Doppelmord. Die Opfer sind ein politisch einflussreicher Mann und seine glamouröse Verlobte. Die Bürgermeisterin kümmert sich persönlich um die Angelegenheit und beauftragt Hardys Freund bei der Polizei, Abe Glitzky, mit der Leitung der Ermittlungen.

Das verärgert wiederum dessen Kollegen Dan Cuneo, der alles tut, um Glitzky die Arbeit schwer zu machen. Schlimmer noch, Cuneo konzentriert seine Recherchen auf eine frühere Klientin und Freundin von Hardy, die schließlich wegen Mordes angeklagt wird. Hardy hat alle Mühe, seine Freundin vor dem Gefängnis zu bewahren. Wenn es um Justizthriller geht, fällt den meisten Konsumenten immer noch zuerst der Name John Grisham ein, obwohl dieser seit Jahren in etwa zum Steven Seagal der Prosa (okay, über seinen Körperumfang kann ich mir mangels Bildmaterial kein Urteil erlauben) mutiert ist. Nach etlichen belanglosen Büchern ist man schon zufrieden, wenn er mal akzeptables Mittelmaß erreicht. Glücklicherweise ist da aber noch John Lescroart als Alternative auf dem Markt. Bei ihm werden noch Kriminalfälle ersonnen, die diesen Titel auch verdienen. Anwälte und Polizei ermitteln, anstatt nur zu schwafeln, es wird intrigiert, vertuscht und gelogen, was das Zeug hält.

Charaktere und Story sind vielschichtig angelegt und Handlung sowie Ende sind nicht schon von Beginn an absehbar. Zudem drängt Lescroart mit seinem Schreibstil nicht drehbuchgerecht nach Hollywood oder auf den Massenmarkt mit leicht goutierbaren Belanglosigkeiten ohne Nährwert. Im Gegensatz zu Grisham hat er seit seinem Debüt "Das Indiz" seine Qualität erhalten, ja sogar teilweise noch gesteigert. So auch hier. Bloß das Ende ist hier etwas hanebüchen, da hätte eine bessere Idee der Sache sicher gut getan. Wer Justizthriller schätzt, sollte sich die Romane von John Lescroart nicht entgehen lassen. Sie sind immer abwechslungsreich und spannungsgeladen. Wirklich eklatante Schwächen weisen sie jedenfalls nicht auf. Erfreulich auch das Fehlen der üblichen Klischees. Stattdessen sympathisch und warmherzig gezeichnete Hauptfiguren mit Familie, die ihren Professionen - Anwalt und Polizist - mit Inbrunst nachgehen. Keine Superhelden, aber echte Koryphäen in ihrem jeweiligen Betätigungsfeld. Neben den Berufen Menschen mit Alltagsproblemen und Spannungen im zwischenmenschlichen Bereich. Dadurch wird es immer wieder ein Genuß, den neuen Lescroart zu lesen. Also: Grisham für Justizthriller, Lescroart für GUTE Justizthriller. rund 592 Seiten.

Jerry Garcia

2 April 2013, 21:31:17 #287 Letzte Bearbeitung: 4 April 2013, 21:02:18 von Jerry Garcia


Howard Linskey. Crime Machine. David Blake hat eine weiße Weste. soweit man in Newcastle eine haben kann, wenn man als Berater für einen skrupellosen Gangsterboss arbeitet. Als zigtausend Pfund Schutzgeld verschwinden, kommt David jedenfalls reichlich ins Schwitzen. Er hat 72 stunden, das Geld wieder aufzutreiben, sonst ist er ein toter Mann.

Dieser Einkauf hat sich gelohnt. Brit-Noir vom Feinsten. Anhand des Klappentextes eher wenig originell, entwickelt sich die Story nach und nach zu einem echten Reißer und bekommt gegen Ende so richtig Fahrt. Die Suche nach dem Geld gestaltet sich nicht einfach und schon bald stellen sich erste Überraschungen ein. Dazu erlaubt sich David ein Verhältnis mit der Tochter vom Boss. Wäre eine böse Falle, wenn sich nicht kurz darauf die Ereignisse derart überschlagen würden, dass dies kein Thema mehr ist. Und wer hier einen heldenhaften, gesetzestreuen Protagonisten erwartet, ist schief gewickelt. Eigentlich ist David ein echter Unsympath, der die Freundin mit den Worten "Dich geliebt? Ich kann dich noch nicht mal leiden." abschiebt. Er macht zwar eine gewisse Wandlung durch, aber nicht wirklich zum Besseren. Ein deftiger Gangsterthriller mit Witz und Gewalt, dafür ohne Geschwafel. ca. 385 Seiten.

Jerry Garcia




Max Allen Collins. Auf den ersten Blick ist es ein todsicherer Job: Professor K. J. Byron muss verschwinden und mit ihm alle seine Recherchen für ein ominöses Enthüllungsbuch. Als dann aber Byrons Ehefrau samt einem schmierigen Privatdetektiv auftaucht und schließlich die Chicagoer Mafia mitmischen will, droht die Sache aus dem Ruder zu laufen. Dabei wollte Quarry doch nur da weitermachen, wo er kurz zuvor in Vietnam aufgehört hatte.

Es ist der berühmte letzte Coup: Der skrupellose Berufskiller Quarry war längst in den wohlverdienten Ruhestand abgetaucht, als ein Medienmagnat den rastlosen Profi für einen letzten lukrativen Auftrag ködert. Doch der verspricht höchst ungewöhnlich zu werden: Warum, fragt sich Quarry, würde jemand eine junge hübsche Bibliothekarin töten wollen? Und warum zur Hölle soll es ihn besonders kümmern?

Beide Bücher sind recht kurz - knapp 200 Seiten jeweils, aber das gerät ihnen nur zum Vorteil. Kein überflüssiges Gelaber, keine langen Dialoge. Collins' Protagonist ist ein cooler Killer, Vietnamveteran, dem es nichts ausmacht zu töten. Die Romane sind typischer Pulp. Knochentrocken, mit Tussen garniert und einer ungesunden Portion Härte. Irgendwie Storys zum Spaß haben. Ironie, Kraftausdrücke und Schießereien ohne Gnade. Wenig Akteure, viele Rückschläge und mehr Leichen als von seinen Auftraggebern geplant, hin und wieder eine Wendung und wunderbar schnell zu lesen. So sind beide Quarry ein echter Genuss für Fans des harten Krimis der 70-er Jahre. Spannend, stimming und cool. Mehr braucht es nicht. Das bringt einfach Freude und schnellen Genuss. Auf irgendwelche pseudokritischen Aussagen oder deutungsfähige und inhaltsschwangere Sätze sollte der geneigte Leser aber nicht hoffen, da ist er genauso falsch hier wie bei den üblichen Mainstreamwerken a la Grisham. Und wer möglicherweise noch nicht von Herrn Collins überzeugt ist, denke vielleicht mal kurz an "Road to perdition", da hat er sich nun wirklich verdient gemacht.

Jerry Garcia



Bryan Smith. Wären sie doch bloß nicht von der Landstraße abgefahren! So aber stranden fünf High-School-Abgänger mitten in der Einöde. Unheimliche Geräusche aus dem nächtlichen Wald, Kreaturen wie aus einem Horrorfilm ... Ihre Nerven liegen blank. Da kündigt sich die Rettung an. Ein Licht in der Dunkelheit. Ein geheimnisvolles Herrenhaus in den Bergen als Zuflucht. Doch das Haus entpuppt sich als blutiges Tor zur Hölle, bevölkert von Sadisten, Sklaven und toten Göttern. Auf die fünf warten unsägliche Torturen und Schändungen. Wohl denen, die nicht überleben.

Die fünf Freunde auf der Rückkehr vom gemeinsamen Urlaub biegen auf die falsche Strecke ab, während sie dabei sind, alte Rechnungen per fiesem Streitgespräch zu begleichen. Irgendwann halten sie auf dunkler Strecke im Wald an und einer macht sich auf, eine ruhige Ecke für ein menschliches bzw. in dem Fall männliches Bedürfnis zu finden. Kurze Zeit später wird er von einer grässlichen Kreatur zerfetzt und die verängstigten Freunde - Chad und die drei Mädels Dream, Alicia und Karen -
zanken ob des weiteren Vorgehens. Chad setzt sich zu Fuß ab, während die Girls eigentlich zurück zur Hauptstraße wollen, doch vom schlechten gewissen geplagt doch in die Richtung fahren, in der sie Chad vermuten. In der Zwischenzeit macht sich Eddie aus den tiefen Katakomben des Hauses auf die Flucht durch die Gänge, um endlich seiner Pein zu entkommen und gerät über den Umweg der Stummen an Giselle, die ihm zur Freiheit verhelfen will. Chad indes wurde ebenfalls gefangen und mit Cindy in ein Verlies gesperrt, in dem er zusehen muss, wie diese einen Mann tötet und dann mit ihm gemeinsam den Wächtern vorgeführt wird. Die drei Mädels in ihrem Auto, dem langsam der Sprit ausgeht, erreichen das feudale Haus im Wald und werden von King empfangen, der isch nicht als der Gastgeber erweist, den man hinter seiner Fassade vermuten kann. Bald müssen alle um ihr Überleben kämpfen, geraten mitten in eine Revolution der vielen Gefangenen in den Höhlen unter dem Haus und erfahren erst spät, mit welchen Dämonen und viehischen Kreaturen sie es zu tun haben.

Was nach einem Backwood-Slasher klingt, entwickelt sich bald zu einem bösen Horrortrip in abgründige Folterhöhlen. Doch zuvor kann man sich als Leser mit keinem der Protagonisten irgendwie anfreunden oder ob oihres Schicksals mitfiebern. Selbst die als absoluter Gutmensch gezeichnete Dream Weaver (Ein Song von Gary Wright, womit Bryan Smith erneut seine Hinwendung zur Musik beweist und später auch noch einige Anspielungen auf diverse Horrorfilme hinzufügt) hat ihre Probleme, die sich aber vor dem Hintergrund ihrer Geschichte als lächerlich darstellen. Erst mit Fortschreiten der Story kommt vielleicht etwas Sympathie auf, aber zumindest meine wendete sich eher dem flüchtigen Eddie oder den später eingreifenden Nebenfiguren zu, die Hauptcharaktere blieben mir irgendwie egal. Und ansonsten hält sich das Buch fein an Mittelmäßigkeit (was natürlich daran liegen kann, dass man von Festa bisher zumeist sehr verwöhnt wurde) und "Haus des Blutes" erweist sich auch nicht als der beste Roman aus der Feder bzw. Tastatur von Bryan Smith. Trotz des zunehmenden Actionanteils gegen Ende und des flüssig lesbaren Stils ist es einfach nicht mitreißend und packend. Auch Gewalt und Erotik halten sich vergleichsweise im Rahmen. Da der Schluss einige Fäden offen lässt, kann man aber gespannt auf die "Herrin des Blutes" warten. Geordert ist er natürlich schon, denn trotz der Kritik ist das Buch um Längen besser als das Meiste, das andere Verlage in ihrem Programm so bejubeln. Rund 410 Seiten.  

Jerry Garcia



Kyle Mills: Quinn Barry ist eine ehrgeizige junge Computerprogrammiererin im Dienste des FBI. Insgeheim träumt sie jedoch von einer gefährlichen Mission, bei der sie ihren Wert als Agentin unter Beweis stellen kann. Als sie in der FBI-Datenbank auf eine mysteriöse DNA-Spur stößt, erfüllt sich ihr Wunsch schneller als ihr liebsein kann. Denn offenbar ist sie einem Serienmörder auf die Schliche gekommen, dessen grausame Morde von der Regierung absichtlich vertuscht werden. Barry ermittlet weiter und riskiert dabei nicht nur ihren Job, sondern bald auch ihr Leben. Der bestialische Killer, der immer noch sein Unwesen treibt, hat sie bereits im Visier.

Der (in Deutschland) neue Roman von Kyle Mills hat diesmal nicht Mark Beamon - der aber einen Cameo-Auftritt spendiert bekommt - als Hauptfigur, sondern eine Computerspezialistin - eben die Jägerin. Da mich der Autor bisher fast immer zu überzeugen wusste, habe ich auch hier zugegriffen und wurde nicht übermäßig enttäuscht. Spannung, Witz, Thrill und Charme lassen dem Leser die Wahl leicht fallen, ob er sich weiter dem Buch widmet oder lieber anderweitig beschäftigt. Man ist schon gespannt darauf, wie das nächste Kapitel weitergeht. Langeweile durch ausufernde, zähe Charakterzeichnung kommt nicht auf, da er sich auch überflüssige, ausgewälzte Nebenkonstrukte gespart hat. Es ist ein spannungsgeladenes Buch mit zum Ende hin zunehmenden Actionsequenzen und einigen menschlichen Zwischentönen geworden, das man nicht so schnell aus der Hand legen möchte. Klar, dass man auch schon auf das nächste Buch von Mills wartet - speziell, da noch eines aus der Beamon-Reihe noch als deutsche Veröffentlichung fehlt und obwohl man hier auch manchen Mangel entdecken kann, der aber nicht so gravierend ist, dass man das Buch nicht genüßlich lesen könnte.

Gut aufgebaut mit großem Erzählrtalent und gut gezeichneten Figuren macht Kyle Mills den bekannten Autoren wie David Baldacci, Glenn Meade oder Henry Porter mittlerweile ihre Vormachtstellung im Politthriller streitig, aber dass er nun, wie vom Verlag prognostiziert, als Erneuerer des Politromans gilt, ist denn doch etwas zu hoch gegriffen, zumal der Plot in gerade diesem Werk doch etwas zu sehr an den Haaren herbeigezogen ist. Ich würde ihm daher, trotz einiger Stärken, nur gehobenes Mittelmaß bescheinigen und hoffe auf eine Steigerung der Qualität wie bei den ersten Mark Beamon-Storys, die nun wirklich durch ihre - damals - unangepasste und völlig aus dem Rahmen laufende Hauptfigur etwas Besonderes darstellten. An Leute wie Vince Flynn oder Brad Thor reicht er aber nicht heran. 450 Seiten

Jerry Garcia



Kyle Mills. Ein Szenario, so apokalyptisch wie aktuell: An mehreren wichtigen Ölförderungsstätten weltweit findet sich ein Bakterium, das Rohöl angreift und damit unbrauchbar macht.Angefangen mit einer Förderstätte in Alaska ist schon bald ein saudi-arabisches Ölfeld betroffen, das fast sieben Prozent des Weltmarktes mit Öl versorgt.. Mark Beamon, Leiter der Energieabteilung des Heimatschutzes gegen Ökoterrorismus, rekrutiert den führenden Mann auf diesem Gebiet: Erin Neal, der seine Forschungen einzig und allein einem solchen Bakterium gewidmet hat, um Ölpesten durch Havarien von Supertankern entgegenwirken zu können. Nachforschungen in Saudi-Arabien und Alaska ergeben, dass es sich um ein gentechnisch manipuliertes Bakterium handelt, das in böser Absicht in die Förderungsstätten eingebracht wurde. ein Drittel der Ölreserven der ganzen Welt sind in Gefahr. Die Welt droht an einer Energiekrise zu zerbrechen, ein Rückfall in die Steinzeit wäre die Folge.

Einst war der Held Mark Beamon eine Figur, die völlig aus dem üblichen Rahmen fiel und absolut nicht den gängigen Klischees amerikanischer Weltenretter entsprach. Eher fett als fit, garantiert ohne Kondition durch zu hohen Zigarettenverschleiß, Fast Food und Alkohol sehr zugetan, grundsätzlich eigensinnig und mit einer ungesunden Abneigung gegen jegliche Autoritäten sowie mit einer ziemlich frechen Schnauze ausgestattet. Also mehr der Antiheld, der seine Fälle eher durch Intuition oder intelligente Ermittlungen löst, denn durch waghalsige Aktionen. Zu meinem Leidwesen gestaltet der Autor seinen Protagonisten immer mehr um und von seinen sympathischen und menschlichen Eigenschaften und Schwächen sind nur noch die Abneigung gegen Vorgesetzte aller Art und sein Eigensinn sowie die große Klappe geblieben.
Bevor sich Mark Beamon nun auch noch in den friedlichen Hafen der Ehe begibt, wird er auf den Fall des Bakteriums angesetzt, um zu klären, ob es sich hier um einen Terroranschlag einer ausländischen Macht, Ökoterror oder schlicht und einfach um den Versuch, die Energiepreise mit unmoralischen Mitteln in unmoralische Höhen zu treiben, was den gewinnsüchtigen Konzernen durchaus zuzutrauen wäre. Während sich im Laufe der Nachforschungen immer weitere Rätsel auftun, wird Beamon zusammen mit dem Spezialisten Erin Neal zum Präsidenten der Vereinigten Staaten einbestellt, um über die Fortschritte und mögliche Schuldige zu spekulieren, während sich die anderen Geheimdienste gegenseitig der Unfähigkeit bezichtigen und versuchen, jegliche Verantwortung abzuschieben. Als der Präsident sich darauf versteift, dass der Iran ein möglciher Kandidat für die Attentate sein könnte und mit einem Angriff liebäugelt, kommt Beamons Eigensinn wieder durch und er wagt es tatsächlich, seinem Oberbefehlshaber in dessen Heiligtum - dem Oval Office - zu widersprechen. Doch statt wieder einmal strafversetzt zu werden, wird ihm nun die gesamte Verantwortung für die Operation übertragen.
Mills hat seine Geschichte glücklicherweise mit dem bekannten trockenen Humor und den despektierlichen Sprüchen seines Protagonisten gewürzt, sodass man durchaus des Öfteren ein Schmunzeln beim Lesen nicht vermeiden kann. Das hilft auch darüber hinweg, dass der Actionanteil geringer ausfällt als in Werken ähnlicher Couleur. Langeweile kommt durch den Wechsel zwischen Spannung und Witz nicht auf. Seine Gegenspieler sind jedoch eher schablonenhaft skizziert, denn ausführlich vorgestellt und entsprechen durchaus gängigen Klischees. Die in der inhaltlichen Zusammenfassung angedeuteten chaotischen Zustände wegen Spritmangel und steigender Energiekosten entstammen aber wohl eher der Phantasie des Klappentexters, denn des Romanonhaltes. Klar werden an Tankstellen Rationierungen vorgenommen und es entbrechen Streitigkeiten zwischen Einsichtigen und Egoisten, doch das war es auch schon. Die Auflösung ist letztendlich auch recht simpel und bietet nichts wirklich Neues oder Überraschendes für den Leser. Akzeptabler Roman, der zur Reihe um den unangepassten und intuitiven Mark Beamon passt, mit Andeutungen von Szenarien einer Welt ohne Öl, aber nicht unbedingt etwas, das auf Dauer im Gedächtnis haften bleibt. Der Epilog geht etwas mehr auf das Thema ein, doch auch nur oberflächlich. Kann man lesen, muss man aber nicht. Ein Ökothriller mit einer Botschaft, die von den Adressaten eh ignoriert wird. Dieses Thema wurde von Andreas Eschbach in "Ausgebrannt" erheblich besser verarbeitet. 430 Seiten.

Jerry Garcia



Andrew Britton. Nach der schmerzhaften Trennung von seiner Partnerin Naomi hat sich der ehemalige CIA-Agent Ryan Kealey aus dem Dienst zurückgezogen und reist um die Welt. Doch dann wird in Afghanistan eine Gruppe amerikanischer Bergsteiger entführt. Der Verdacht fällt auf einen der gefährlichsten Terroristen der Welt, und der Präsident der Vereinigten Staaten persönlich besteht darauf, dass Kealey den Fall übernimmt. Doch dieser möchte unter keinen Umständen in den Dienst zurückkehren. Erst als man ihm Naomi als seine Partnerin in Aussicht stellt, willigt er ein. Die Lage spitzt sich zu, als die Terroristen auch die amerikanische Außenministerin in ihre Gewalt bringen. Während der gefährlichen Jagd muss Kealey feststellen, dass auch Naomi ein dunkles Geheimnis in sich birgt. Bald weiß er nicht mehr, wem er noch trauen kann.

Die Story startet mit einigen fulminanten Actionsequenzen wie der Entführung von Bergsteigern und Rucksacktouristen im Grenzgebiet von Pakistan sowie der gewaltsamen Gefangennahme der amerikanischen Außenministerin durch Terroristen bei deren diplomatischem Besuch in der pakistanischen Hauptstadt, wobei deren gesamte Entourage sowie etliche Unbeteiligte ihr Leben lassen müssen. Als Ryan Kealey in Jack Bauer Manier in die Ermittlungen einbezogen wird, sorgt seine Partnerin Naomi Kharmai in Madrid für einen Eklat. Bei der Verfolgung eines Verdächtigen löst sie eine verheerende Explosion aus, bei der mehrere Unschuldige Spanier inklusive eines Polizisten getötet werden. Hinter den Kulissen schachern die US-Sicherheitsbehörden und der Präsident um Schadensbegrenzung, da die ruhmreichen Verteidiger der freien Welt schließlich ihren besten Mann trotz des Mordes an Bürgern eines befreundeten Staates in Manier eben jener Terroristen, die man verfolgt, nicht wegen Opfern außerhalb der USA zur Verantwortung ziehen wollen. Also wird versucht die Angelegenheit zu vertuschen - zumindest in Beziehung auf die Beteiligung amerikanischer Geheimdienste. Äußerst fragwürdig, aber abwegig? Quien sabe? Für Amerika zählt eben nur Amerika - andere werden nur nach ihrem jeweiligen Nutzen bewertet.
Ab diesem Zeitpunkt aber setzt ein dialoglastiges zweites Drittel ein. Die Beteiligten Agenten diskutieren nicht nur ihre Selbstvorwürfe bezüglich der Explosion mit Todesopfern und was dies alles für ihre Arbeit und die Vereinigten Staaten bedeuten könnte und insbesondere die Auswirkungen auf den Präsidenten, sondern arbeiten auch gleich ihre eigenen Dämonen aus der Vergangenheit mit ab (man kommt übrigens zu dem Schluss, dass einige wenige Opfer hinter dem großen Ziel zurückstehen müssten und Zweck die Mittel heiligt). Ab diesem Part zieht sich Langeweile durch die nächsten ca. 130 Seiten und man muss sich bemühen, der Geschichte weiter die nötige Aufmerksamkeit zu schenken. Erst gegen Ende des Buches wird wieder Fahrt aufgenommen, die "gute Amerikaner, böse Terroristen und nutzlose Verbündete Strategie" weiter geführt und die Schuldigen bzw. Gejagten zur Strecke gebracht. Dies kann aber den Gesamteindruck wegen des Mittelteils nur Mittelmaß zu sein, nicht korrigieren. Ein Roman, der in der Menge mit ähnlichem Thema befassten Werke untergehen wird.
Der junge Autor wurde schon sehr voreilig - wie mittlerweile üblich - mit Genregrößen wie Tom Clancy, Robert Ludlum und dem durchaus ähnlichen Vince Flynn verglichen, doch diese Qualität hat er noch nicht ganz erkennen lassen, aber die Genannten hatten ihren Leistungszenit auch nicht mit ihren ersten Romanen sofort erreicht. Wäre Andrew Britton nicht nach seiner dritten Story im Alter von 27 Jahren an einem nicht diagnostizierten Herzleiden im Schlaf verstorben, hätte er sicher seinen Weg gemacht, die Vorausatzungen dazu hatte er, das Talent auch. Schade für die Leser, viel schlimmer für die Familie. RIP. ca. 470 Seiten

Jerry Garcia



Douglas Preston/Lincon Child. Er ist brillant. Er kennt keine Angst. Und er ist eine tickende Zeitbombe: Gideon Crew hat ein Aneurysma im Gehirn, das ihn jederzeit töten kann. Doch gerade das macht ihn zum idealen Agenten für eine Organisation, die immer dann ermittelt, wenn ein Fall für die US-Behörden brenzlig wird – denn Gideon hat nichts zu verlieren und setzt sich auch der größten Gefahr aus.

Gideon Crew muss als Junge mitansehen wie sein Vater, ein Regierungsangestellter, von Polizeikräften erschossen wird, obwohl er sich nach einer Geiselnahme mit erhobenen Händen und eindeutig unbewaffnet ergeben hatte. Jahre später erfährt er von seiner seelisch gebrochenen Mutter auf deren Sterbebett die Hintergründe der Tat. Sein Dad hatte die Regierung gewarnt, ein entwickeltes Verschlüsselungsprogramm im damaligen Kalten Krieg zu verwenden, da es fehlerhaft und leicht zu knacken sei. Der Bericht wurde unterschlagen, etliche Agenten in Russland bekamen einen großzügigen und kostenlosen Aufenthalt im munterfrischen Sibirien spendiert, während andere einfach liquidiert wurden und man seinen Vater in den USA als Verräter denunzierte. Nach Jahren der Recherche und Vorbereitung deckt er alles auf und tötet den wahren Verantwortlichen in Notwehr. Durch diese Aktion sowie seine Vorgeschichte als meisterhafter Dieb, der zu Zwecken der Unauffälligkeit nur kleinere Museen mit seiner Anwesenheit beehrte, erscheint er auf dem Radar von Mr. Glinn, dem Boss einer geheimen Organisation innerhalb der Gehiemdienste, der für die Regierung diverse heikle Aufträge übernimmt und dafür Privatiers und Zivilpersonen anheiert. Crew hat zwar keinen großen Bedarf an neuen Abenteuern und lässt sich zuerst auch mit Geld nicht ködern. Doch Röntgenbilder seines Schädels, die nach seiner Aktion gegen den hinterhältigen General, der seinen Vater auf dem Gewissen hat, wurden nichtnur seine Verletzungen behandelt, sondern auch umfassende Untersuchungen angestellt. Dabei entdeckte man ein Aneurysma, das vermeintlich innerhalb eines Jahres seinen Tod zur Folge haben dürfte. Behandlung nicht möglich. Unter diesen Voraussetzungen ändert er seine Meinung. Was soll's denn, ist doch eh egal. Sein erster Auftrag lautet, einen Chinesen abzufangen, der via New York in die USA kommt und Pläne für eine neue Errungenschaft dabei hat, die man durchaus für eine Waffe hält. Da nicht klar ist, ob der Mann überlaufen will oder die Waffe gegen die Amerikaner einsetzen will, soll Gideon sich die Unterlagen aneignen. Hört sich zunächst einfach an, aber der Mann wird natürlich verfolgt - und nicht nur von seinen Landsleuten. Und so entwickelt sich ein Kampf auf Leben und Tod, bei dem Crew den Vorteil nutzt, dass er eh nichts mehr zu verlieren hat und sich auf waghalsige Aktionen einlässt.

Nach "Darknet" von Daniel Suarez, einem intelligenten und hochaktuellen Superspannungsthriller, der meine Aufmerksamkeit erforderte, und dem todlangweiligen "15 Meilen" von Rob Scott (der auf dem Klappentext als neuer Stern in der Horrorszene angepriesen wird, sich jedoch nur als ein kleines, unauffälliges Lichtlein am Firmament darstellt, da sich nicht weiter beachten werde), der genauso enttäuschend war, wie darstellerische Leistungen (und nur von denen schreibe ich hier) einer Megan Fox, habe ich mich wieder der einen Unterhaltung gewidmet, die höchstens einen Paris-H-IQ erfordert (also wohl irgendwo bei klimatisierter Raumtemperatur einzustufen ist). Das Autoren-Duo Douglas Preston und Lincoln Child hat hierfür einen neuen Helden geschaffen, der leichter zu handhaben ist als Special Agent Pendergast und ohne Horror- oder Fantsayelemente seinen Weg durch die Zeilen finden muss. Wirklich Neues bieten sie aber außer Gideon Crew nicht. Geheimorganisationen innerhalb des Geheimdienstes kennt man schon seit Robert Ludlum - und da auch entschieden besser - und der Protagonist weist außer einer gewissen Wandlungsfähigkeit, mit der er sein jeweiliges Gegenüber perfekt zu täuschen vermag, keine Besonderheiten auf, was wohl auch an der flachen und recht sparsamen Charakterzeichnung der Figuren liegen mag. Der Kniff mit dem Aneurysma und der begrenzten Lebenserwartung kommt bei dem Plan einer Reihe nicht so recht an. Die Sprache ist schlicht, die Handlung erfordert keine große Konzentration, was das Buch für ideal als nette Urlaubslektüre für den Strand erscheinen lässt. Es geht geradlinig zur Sache. Ungewohnt ist aber der vergleichsweise hohe Actionanteil, den man von den Autoren bis dato so nicht gewohnt war. Insgesamt eine unterhaltsame, leicht konsumierbare Kost ohne Anspruch. Literarische Filigrantechnik ist es jedenfalls nicht, wollte ich aber bei der Auswahl auch nicht haben. Somit flüssig zu lesende Massenware (irgendwie eine Wohltat nach dem Flop von "15 Meilen") für den Zeitvertreib. Als Anschaffung würde ich aber empfehlen, das Taschenbuch abzuwarten, statt 20 Euronen für die gebundene Ausgabe zu opfern. ca. 400 Seiten

Jerry Garcia



Michael Connelly. Mickey Haller, von Haus aus Strafverteidiger, bekommt die einmalige Chance, in einem aufsehenerregenden Prozess die Anklage zu vertreten. Vor 24 Jahren ist Jason Jessup für die Entführung und den Mord an einer Zwölfjährigen zu lebenslänglicher Haft verurteilt worden. Weil eine DNA-Analyse ihn jetzt entlastet, muss der Fall neu aufgerollt werden. Mickey hält Jessup für schuldig - aber er muss Beweise liefern. UnterstützT von seinem Halbbruder, dem LAPD-Veteranen Harry Bosch, übernimmt Mickey den schwierigen Fall. Ohne es zu wollen, bringt er damit seine eigene und auch Harrys Tochter in tödliche Gefahr.

Der wegen Kindesmordes zu lebenslang verurteilte Jessup hat es geschafft, mithilfe einer Rechtshilfeorganisation nach 24 Jahren eine Wiederaufnahme seines Verfahrens zu erwirken. Der derzeitige Bezirksstaatsanwalt wendet sich aus nicht uneigennützigen Gründen an Mickey Haller und bittet ihn, für diesen einen Fall die Seiten zu wechseln und als Ankläger zu fungieren. Haller weiß um die politischen Ambitionen des Bezirksstaatsanwaltes und dass der nur für den Fall eines Scheiterns liebend gerne seinen Namen aus der dann folgenden Blamage raushalten würde. Also stellt Haller die Bedingungen, dass er sein eigenes Team, bestehend aus Harry Bosch und Hallers Ex-Frau Maggie anheuern darf und ihm keiner in die Arbeit pfuscht und er nicht weisungsgebunden ist. Schon die erstern Tage vor Gericht werden von der Verteidigung dazu genutzt, Nebenschauplätze zu eröffnen, denen sich Haller vorerst dadurch entledigt, dass er Jessup auf freien Fuß setzen lässt. Natürlich wird der Mann Tag und Nacht von einer Einheit der Polizei überwacht, doch sein Verhalten erscheint ihnen merkwürdig. Nächtliche Ausflüge in Parks, in denen er nur auf einer Bank sitzt, während er am Tage die von seinem Anwalt ausgegebene Pressetour des unschuldigen Bürgers abliefert. Doch eines Nachts taucht er vor Harrys Haus auf, in dem auch dessen Tochter lebt. Und Harry sucht nun noch intensiver nach Hinweisen, die den Beklagten für immer hinter Gitter bringen könnten. Er findet auch einige Akten zu vermissten Mädchen, die durchaus ins Opferprofil von Jessup passen könnten. Zudem muss er auch noch eine Zeugion beschützen, die Jessup identifizieren belasten könnte.

"Spur der toten Mädchen" ist ein reinrassiger Justizthriller, wie man ihn sich endlich mal wieder von John Grisham wünschen würde. Der Einbezug von Hallers Familie, den Kinern, seiner Ex-Frau und Harry Bosch sowie den ermordeten Mädchen lässt zudem genug Freiraum für einige emotionale Szenen neben den Intrigen, Lügen und gerichtlichen Auseinandersetzungen mit jeglichen Mitteln, die den Anwälten zur Verfügung stehen. Geschworenenbeeinflussung, Verdrehen der Tatsachen und sonstige juristische Winkelzüge, die die Richterin im Prozess erlaubt. Harry Bosch mit seiner Ermittlungsarbeit für Haller ist hier nur ein Nebendarsteller und somit ist der Thrilleranteil recht gering. Die Spannung wird dahingehend erzeugt, wie die Geschworenen reagieren, ob Zeugen gefunden werden und was es vielleicht mit den weiteren toten Mädchen auf sich hat. Große Wendungen darf man nicht erwarten, Action gibt es erst gegen Ende ein wenig und der Abschluss des Falls ist bei Weitem nicht so zufriedenstellend, wie man das vielleicht gerne sehen würde. Nicht das übliche Ende eines Gerichtskrimis und endlich mal wieder etwas, das sich auch Justizthriller nennen darf, ohne sich dafür schämen zu müssen. Guter Roman von Michael Connelly. Rund 490 Seiten.

Jerry Garcia



Joe R. Lansdale. Reverend Jebidiah Mercer weiß die Bibel ebenso gut zu handhaben wie seine Revolver. Von seinem schlechten Gewissen verfolgt hetzt er durch den Wilden Westen und legt sich mit allem an, was sich ihm in den Weg stellt: indianischen Zombies, hungrigen Ghulen, Gespenstern, Werwölfen und anderen grässlichen Geschöpfen. Und doch ist er stets nur auf der Suche nach innerem Frieden.

Dead in the west. Reverend Jebidiah Mercer kommt auf seinem Pferd, treffsicher auch Pferd genannt, in eine kleine Stadt, um dort als Wanderprediger das Wort Gottes zu verkünden und den Klingelbeutel rumgehen zu lassen. Whiskey und Patronen wollen finanziert werden. Nach und nach erfährt er, dass zuletzt eine Kutsche ohne Begleitpersonal und Passagiere, aber auch nicht ausgeraubt in die Stadt kam. Er lernt die Leute kennen undn immt sich des kleinen David an, der von seinem Vater mehr Dresche bezieht, denn Freundlichkeit erfährt und der Doc erzählt eine fantastische Geschichte, die sich alsbald bewahrheiten sollte. Ein ungerechtfertigt gelynchter Indianer kommt von den Toten zurück und verursacht eine Untoteninvasion, der sich der Reverend und seine Gefährten nun blutig erwehren müssen.   
Straße der Toten ist der andere Name der Friedhofsstraße, an der der Geist eines Toten Bienenzüchters, der sich zu Lebzeiten als unerträglicher Tyrann und Mörder erwiesen hat, sein Unwesen treibt. Der Reverend schließt sich einen Deputy an, der einen Killer in seiner Heimatstadt der gerechten Strafe zuführen will und sie nehmen die Friedhofsstraße, um schneller anzukommen und weil Mercer auch den Geist vernichten will.
Das Gentlemen's Hotel steht in der Geisterstadt Falling Rock und wird auch von wahrhaftigen Geistern bevölkert. Einer davon hat sich die Faähigkeit bewahrt, mit ausgewählten Menschen - lebenden Menschen - kommunizieren zu können und berichtet Mercer von dem Unheil, das über die Stadt hereingebrochen ist. Eine neue und bluttriefende Aufgabe für den Reverend zeichnet sich ab.
Der schleichende Himmel führt den Reverend nach Wood Tick, eine Mini-Siedlung, die aus sechs windschiefen Häusern besteht und wo man in einem Käfig auf der Straße einen Mann gefangenhält, dessen einzige Schuld es sein soll, dass er angeblich verrückt ist. Mercer hört sich dessen Geschichte an, lässt ihn frei und hilft dem Mann, sein übernatürliches Problem zu lösen.
Tief unter der Erde beginnt mit einem Überfall von vier Grubenarbeitern auf den Reverend. In bester Revolverheldmanier erledigt er sie und kann dem letzten, der noch ein bisschen Leben in sich hat, eine Geschichte aus der Nase ziehen, bevor er ihn mit einem Schuss von seinem Daseinsleid erlöst. In der Bergarbeiterstadt wird er sofort von einigen Spacken angegangen, die er ebenfalls zügig vom Leben zum Tod befördert, wobei er einen, der sich nur mit Worten als Bedrohung erweist und unbewaffnet ist, mal schnell präventiv abknallt - sicher ist sicher. Danach macht er sich auf den Weg zur Mine, in der Kobolde ihr Unwesen treiben. Nicht mehr lange, wenn es nach Reverend Jebidiah Mercer geht.

Joe R. Lansdale gibt sich in einem Vorwort die Ehre und erklärt seine Liebe zu Comics, Büchern oder Filmen, seine Abneigung gegen gewisse Stilblüten und auch die heutige Veröffentlichungspolitik von Filmen nach dem Kinostart. Er gesteht Fehler ein und dass er früher unter dem Namen Ray Slater mal einen Schnellschußwestern zwecks Finanzaufbesserung geschrieben hat, der auch noch Auswirkungen auf den Reverend zeitigte. Und dieser Reverend Jebidiah Mercer ist kein simpler Killer mit Bibel, sondern ein intensiv charakterisierter Mann der versucht, den Sünden der Vergangenheit zu entkommen oder zumindest wieder etwas gutzumachen und sich so in den Dienst des Herrn gestellt hat, wenn auch auf etwas ungewöhnliche Art. genauso ungewöhnlich wie die Bestien, mit denen er es zutun bekommt. Seine Gegner sind  Werwölfe, Kobolde, Zombies Schamanen und Geister. Denen begegnet er mit roher und rauer Gewalt, wenn sich Zombies in die Hoden ihrer Opfer verbeißen oder einem Werwolf die Klöten weggeschossen werden. Lansdale hat durchaus einige recht blutrünstige Szenen in seinen harten Western eingebaut und lässt auch den Humor nicht zu kurz kommen, der speziell bei seiner bildhaften Beschreibung einiger Szenen hervortritt, aber in der einen oder anderen Story auch durch markige und trockene Sprüche untermauert wird. Wortwitz und ein sympathischer Held machen das Buch zu einem reinen Spaß und man sollte die Sache nicht wirklich mit einem Bierernst angehen, der nicht dazu passt. Ein starker Erzähler liefert ein flottes Funbuch ab und eigentlich passt hier alles, außerdass der Allerweltskunde das Buch wohl entweder garnicht erst entdecken wird oder nicht zu würdigen weiß. Und da der Golkonda-Verlag die 285 Seiten mit einem roman und vier kürzeren Geschichten nicht wie diverse Publikumsverlage, die ihre teuren Paperbacks mit riesigen Zeilenabstanden und Seitenrändern auf 400 Seiten aufblähen und dies auch noch als Kundenservice abfeiern, eben NICHT in dieser mittlerweile weit um sich greifenden und lästigen Form der Abzocke präsentiert, ist das Geld in das Buch eine gute Investition. Also ist "Straße der Toten" eine Kaufempfehlung meinerseits und Lansdale-Anhänger sollten es auch zufrieden sein .

Jerry Garcia



James Rollins. Commander Grayson Pierce kommt einer Verschwörung ohne Gleichen auf die Spur. Der mächtige russische Politiker Nicolas Solokow will mithilfe paranormal begabter Kinder die Weltherrschaft antreten. Als Messias will er die Menschheit aus der Asche der Zivilisation führen - nachdem er die Welt zuerst selbst in Brand gesetzt hat. Allein die SIGMA-Force kann den wahnsinnigen Plan jetzt noch vereiteln. Doch da wird ihr Hauptquartier in Washington angegriffen.

Obwohl James Rollins seine SIGMA-Froce auf eine neue, gefährliche Mission schickt, in die anscheinend auch die allseits beliebte und als völlig gesetzeskonform bekannte CIA verstrickt ist, schließt das Buch direkt an den Vorgänger "Der Judas-Code" an. Als Grayson Pierce noch völlig frustriert von der bisher vergeblichen Suche nach seinem verschollenen Freund und Force-Mitglied Monk die Mall in Washington entlanggeht, wird vor seinen Augen ein Bettler erschossen, der ihm im Sterben noch eine Münze mit dem eingeprägten "E" zuwirft. Die nicht gerade sonderlich risikoarmen Ermittlungen bringen zutage, dass Amerikas liebstes Kind, die CIA, in eine Verschwörung verwickelt ist, die ein wissenschaftliches Projekt beinhaltet, bei dem Professoren verschiedener Fachgebiete Kinder mit paranormalen Fähigkeiten regelrecht gezüchtet haben. Angeblich besitzen manche sogar die Gabe, die Zukunft vorhersagen zu können, da sie direkte Nachfahren der Pythia, dem Orakel von Delphi, sind. Und wie beim meistgeschätzten Geheimdienst der Welt üblich, möchte dieser aus lauter Menschenfreundlichkeit nicht die Kontrolle über sein Geheimnis verlieren. Wenn dies die Vernichtung eines anderen US-Geheimdienstes zur Folge haben sollte, dann soll es eben so sein. Man ist ja nicht zimperlich und der Spruch mit der nationalen Sicherheit erlaubt einem dort ja fast alles. Die Central Intelligence Agency (wobei mir das Wort Intelligence in dem Zusammenhang immer irgendwie befremdlich vorkommt) ist bereit, zum Gemeinwohl - also ihrem eigenen - Opfer zu erbringen, solange andere die Opfer sind. Doch während sich die CIA damit beschäftigt, andere zu beseitigen, um selbst im Spiel zu bleiben, hat sie "intelligence"-typisch glatt übersehen, dass sich einer ihrer Schützlinge verselbständigt hat und sich mit seiner Schar übernatürlich begabter Kinder nicht nur von seinem "Wohltäter" lösen will, sondern auch daran arbeitet, die Weltherrschaft zu übernehmen. Dass an der ganzen Chose auch noch dieRussen beteiligt sind, macht das Ganze auch nicht gerade einfacher. Da wird sich die CIA wohl doch auf die SIGMA-Force verlassen müssen und zudem hält der Autor für die Truppe (nicht in jedem Fall für den Leser) noch die eine oder andere Überraschung bereit.

Eine weitere Story aus der SIGMA-Force-Reihe von James Rollins. Wer sich hier darauf versteift, literarsiche Feinkost vor sich zu haben, ist wohl einem Irrtum erlegen. Massenware, gehobener Mainstream trifft es schon eher. Handwerklich gelungene, spannende Popcornliteratur ohne großen Anspruch inklusive einer Verschwörungstheorie wie sie in einem Thriller, der Agenten beinhaltet nun mal vorkommen muss. Dazu verbindet Rollins ein weiteres Mal geschichtliche Fakten und Fiktion zu einem packenden Actionthriller mit einigem Tempo. Da fliegen die Kugeln, wird gehetzt und gefightet, was das Zeug hält, aber im Vergleich zu seinen Stand-Alone-Romanen hat er sich da um einen oder zwei Gänge zurückgenommen (kommt mir vor, wie ein Film, der auf ein PG-13 Rating zusammengestutzt wird). Sicher ist sein Roman, mit Fakten garniert, durchaus gut lesbar und weiß zumeist zu gefallen, sind die Katastrophenszenarien einigermaßen glaubwürdig und langweilt er nicht durch klischeebeladene Figuren (auch wenn er nicht völlig ohne Klischees auskommt) wie ein Clive Cussler bei seinen Helden Dirk Pitt und Kurt Austin. Also insgesamt eine solide Geschichte, die immer interessant bleibt, doch eigentlich nicht uneingeschränkt empfehlenswert (außer man ist schon ein Fan der Reihe um Grayson Pierce und seine Mannen / Frauen), da seine Stand Alone Novels wie "Subterra" einfach gelungerner und auch härter waren. Trotzdem teile ich die Meinung von Booklist, die auf dem Klappendeckel abgedruckt wurde:"In jeder Hinsicht besser als Dan Brown". Stimmt. Kurz etwas zur Verlagsarbeit. Seit geraumer Zeit häufen sich die Qualitätsmängel. In diesem Buch werden recht oft Namen vertauscht. Figuren die in der Szene gar nicht vorkommen, werden namentlich genannt, obwohl eine andere Person gemeint ist (z.B. Painter statt Pierce usw.). In einem anderen Fall - sprich Buch - wurde der Klappentext des Vorgängerbuches verwendet (Richard A. Clarke "Breakpoint" erhielt den Klappentext des vorherigen "The Scorpion's Gate") oder im Klappentext von "Operation Foxbat" des Autors Commander James Barrington die Hauptfigur Jason Richter erwähnt, der jedoch als Protagonist von Dale Brown ("Feuerstoß" sowie "Gegenschlag") genutzt wurde.

Jerry Garcia



Sean Black.Ryan Lock ist der Leibwächter von Nicholas van Straten, dem Boss von Amerikas größtem Pharmakonzern. Er ist einer der mächtigsten Männer des Landes - und der wahrscheinlich am meisten gehasste. So kommt der Attentatsversuch eigentlich nicht unerwartet. Doch schnell erkennt Lock, dass dahinter viel mehr steckt. Die Verschwörer, denen er auf die Spur kommt, gehen über Leichen - und plötzlich ist Lock der Einzige, der jetzt noch den Tod von mehreren Millionen Menschen verhindern kann, als plötzlich alle Zugänge zu Manhattan gesperrt werden.

Die Kommerzinsel ist von der Außenwelt abgeriegelt. Der Autor nimmt direkt zu Beginn seinen verhassten Milliardär ins Fadenkreuz eines Attentäters, doch es wird ein nicht ganz unbeteiligter Demonstrant für die Rechte der Tiere und Gegner von Tierversuchen mit einem Kopfschuss niedergestreckt. Der CEO des Pharmakonzerns besteht darauf, trotz Drohungen und einem Massenaufgebot von Gegnern seiner Firmenpolitik,die den Haupteingang seines Stadthauses belagern, den Vordereingang zu benutzen, da er ja Millionen an Steuergeldern zahlt und außer dem Schutz durch seine Leibgarde auch noch den Dienst der Polizei in Anspruch zu nehmen gedenkt, denn zudem ist der Bürgermeister ja ein persönlicher Freund und da kann man schon mal die Polizei von ihrem Dienst am normalen Bürger abziehen, um dickköpfige Bonzen zu beschützen. Wie es denn so kommt, werden statt seiner andere Opfer des Anschlags und außer dem Anführer der Demonstranten auch noch einige Unbeteiligte. Sein Leibwächter Lock, der in Konkurrenz mit dem vom Sohn des CEO - Slattery van Straten - angestellten Ex-Militär und seiner Bande steht, wird dabei verletzt und im Krankenhaus behandelt. Währenddessen wird ein verwöhnter, siebenjähriger Zögling eines Ex-Mitarbeiters des Konzerns entführt. Ab diesem Zeitpunkt entwickelt sich das Ganze zu einer routinemäßigen Ermittlung in dem Entführungsfall, gepaart mit einer banalen Love-Story und intrigierenden Personenschützern um den Platz an der Seite von beiden van Stratens. Erst als sich ein Bindeglied zwischen den beiden Fällen auftut, kommt im letzten Drittel des Buches wieder mehr Tempo und Rasanz ins Spiel, die Action nimmt zu. Der Big Boss hat tatsächlich den Tierversuchen abgeschworen, doch eine perfide andere Lösung parat: Da entführt man schlicht ein paar lang gesuchte Terroristen aus den üblichen Feindstaaten und benutzt diese halt als unfreiwillige Versuchskarnickel. Schlechte Idee. Entkommen die doch tatsächlich völlig ungefragt seiner mildtätigen Obhut und bilden nunmehr eine Gefahr für die gesamte Insel, ja das gesamte Land. Da muss Lock wieder an die Front, um das Schlimmste zu verhindern.

Die Ausgangssituation von "Code 3" hat mich irgendwie an den Knaller von Brad Thor - "Overkill" - erinnert und ich habe mich zuerst diesem Buch gewidmet. Leider konnte mich das Buch gegenüber den Balltretern auch nicht vollständig überzeugen. Der Stil ist schlicht, die Story teilweise an den Haaren herbeigezogen und so richtig zünden will der Funke hier auch nicht. Zudem hat es Sean Black nicht geschafft, auch nur einen seiner Charaktere (Ausnahme der Nebendarsteller Ty) so richtig sympathisch zu gestalten, die Charakterzeichnung ist im Allgemeinen sehr dürftig ausgefallen. Man fiebert nicht sonderlich mit. Selbst der entführte Junge ist einem egal. Ebenfalls nicht überzeugend ist die Handlung nach der Entführung des Jungen. Da geht nichts voran, Lock muss sich nur einigen Anfeindungen seiner internen Konkurrenten erwehren und versucht nebenbei hinter die Gründe für das Attentat zu kommen. Erst als er auf ein Gelände aufmerksam wird, das die Meditech heimlich gekauft und ausgebaut hat, kommt wieder Fahrt auf. Er dringt ein, findet die Gefangenen vor, erfährt von den Plänen und den Hintermännern und muss dann die geflüchteten Terroristen wieder einfangen. Da wird es dann schon etwas rauer, doch nichts Neues schreibt der Mann. alles schon mehrfach - und besser - gelesen und die Abschottung von Manhattan kommt gerade mal auf den letzten 50 Seiten zum Zuge, die Beschreibung der Panik und Fluchtversuche der Massen lässt zu wünschen übrig, nicht mehr als eine Randnotiz. Da hatte ich mir entsprechend mehr erhofft. Kann man sich für zwischendurch mal geben und wer nicht so verwöhnt oder überfüttert ist, wird womöglich absoluten Gefallen daran haben. Für meinen Teil zu belanglos und mit 15 Euronen für das Paperback zu teuer für das Gebotene. Dann lieber auf das reguläre Taschenbuch warten. In der Vita des Autors heißt es, er habe bisher nur für TV-Serien geschrieben und das merkt man dem Buch auch an. Da nehme ich mir lieber noch einmal "Overkill" von Brad Thor vor.

Jerry Garcia



Jo Nesbo. Harry Hole ist am Ende, er hat alle Brücken hinter sich abgebrochen und lebt zurückgezogen in Hongkong. Gleichzeitig erschüttert eine Serie aufsehenerregender Morde Oslo. Die junge Kommissarin Kaja schafft es schließlich, ihren berühmten Kollegen zurückzuholen. Schnell wird Harry immer tiefer in den Fall hineingezogen. Der Täter erweist sich als äußerst unberechenbar und intelligent. Er arbeitet mit einem perfiden Mordwerkzeug, das lautlos und quälend langsam tötet. Die Spuren führen Harry von einer einsamen Hütte im norwegischen Hochgebirge bis nach Ruanda. Als er dem Killer schließlich gegenübersteht, muss er eine übermenschliche Entscheidung treffen.

Harry Hole ist fertig. Sein letzter Fall ("Der Schneemann") hat ihn endgültig gebrochen. Abgetaucht in Hongkong säuft er wieder wie ein Loch, hat Wettschulden und wird von der Chinesenmafia bedrängt. Ein guter Grund, sich letztendlich wieder zurück nach Oslo locken zu lassen und sich um seinen schwer kranken Vater zu kümmern. Gleichzeitig wird er aber in einen Serienkillerfall hineingezogen, der es in sich hat. Nach und nach lichtet sich der Nebel um den Täter, eine Todesliste wird aufgefunden, an der dieser sich orientiert und der Fall scheint der Lösung nahe. Glaubt die Polizei inklusive Harry Hole. Doch über dem ganzen Kompetenzgerangel um die Vorherrschaft im norwegischen Justizsystem und Machtgehabe der Protagonisten geht völlig unter, dass man sich in eine zu einfache Lösung verrannt hat. Wie immer sitzt Harry hole zwischen allen Stühlen und weigert sich strikt, es jemandem recht zu machen. Eigenmächtig ermittelnd setzt er mit geschickt platzierten Lügen und Halbwahrheiten die Ermittlungen fort und die Puzzleteile zusammen. Dabei stellt er fest, dass die Lösung des Falles vielleicht gar nicht in Norwegen zu suchen ist und macht sich auf die Reise nach Ruanda. Nicht gerade die beste Wahl für den norwegischen Kommissar, der stets am rande der Selbstzerstörung wandelt. Er muss seine inneren Dämonen zumindest zeitweise ohne seine tapferen Helferlein Alkohol und Opium zügeln, um die vielen falschen Fährten aufzudröseln und die Intriganten im Justizapparat an die Kandarre zu nehmen. Alles entwickelt sich zu einem komplexen Fall, in dem alle Opfer sind. Opfer des Mörders. Opfer des Lebens. Opfer der Umstände. Opfer der Gesellschaft. Ungeschoren kommt keiner davon. Bis zum bitteren Ende.

Eine erneut facettenreiche Story aus der Feder von Jo Nesbo, der seine Qualität ein weiteres Mal unter Beweis stellen kann und nicht wie so viele andere Autoren nach ein oder zwei gelungenen Outputs auf flache, leicht verdauliche und daher gut verkäufliche Massenware setzt. Da ist die menschliche Seite mit dem todkranken Vater von Hole und Holes eigenen Dämonen, die er zu vertreiben oder zumindest mit Drogen zu unterdrücken sucht. Dazu die Machtgier in verschiedenen Varianten von seinen Vorgesetzten je nach persönlichem Gusto propagiert und über allem die Jagd nach dem Täter. Alles gewürzt mit unerwarteten Wendungen, falschen Fährten und massenweise Verdächtigen. Die Stimmung um Hole und seine Recherchen wird optimal vermittelt, das ganze Ambiente ist bedrückend, überlagert von einer düsteren Atmosphäre, die sämtliche Aspekte des Falles und das Privatleben des Kommissars überschattet. Der sterbende Vater, Alkohol, Opium, Folterinstrumente aus dem tiefsten Afrika, Lug und Trug. Die Suche nach positiven, lebensbejahenden Formeln des Daseins könnte im neuen Werk von Jo Nesbo zur Lebensaufgabe werden, da wirklich nur in Nebensätzen vielleicht mal so etwas wie Optimismus ausgestrahlt wird. Ein äußerst negatives Bild der skandinavischen - aber nicht nur - Gesellschaft, wie es auch schon Mankell oder Edwardson zu vermitteln wussten. Ein starker, schwermütiger Thriller mit ein, zwei fiesen Ideen, die glatt aus der "Saw"-Masse entnommen sein könnten.

Jerry Garcia



Tom Nestor. In der Wüste steht ein Baum (Boah, was'n Satz, ey!!!). Er stammt aus der Zeit, als der Mensch im Paradies lebte - der biblische Baum der Erkenntnis (dessen Früchte ich besser vor dem Kauf des Buches genascht hätte). Was, wenn wir dort nicht allein waren? EinForscher entdeckt das Unglaubliche: wir sind ein Irrtum der Evolution. Andere Lebewesen haben ebenfalls die Früchte der Erkenntnis gegessen. Lebewesen, die viel widerstandsfähiger sind als wir. Sie sind intelligenter als wir. Sie leben tief in der Erde. Sie beobachten uns seit vielen Jahrhunderten. Und nun haben sie beschlossen, uns zu vernichten.

Sahara. Drei Abenteurer auf Irrfahrt entdecken mitten in der Wüste ein einzelnes Bäumchen. Was hat es damit auf sich? Man nähert sich, einer versinkt in vermeintlichem Treibsand, wird von den Freunden rausgezogen und ist unterhalb der Hüfte voller Blut. Sand, der solche Wunden verursacht? Italien. Entomologe Tom hilft bei der Suche nach Erdbebenopfern, indem er sein neues Verfahren einsetzt, bei dem er Kakerlaken mit einer Kamera und Steuermodul verbindet und sie in unzugängliche Lücken zwischen Trümmern schickt, um dort Verschüttete zu finden, an die sonst kein Mensch herankäme. Die kleinen Krabbler kommen in Öffnungen, die sonst unerreichbar wären (hier verkneife ich mir lieber Bemerkungen, wären nicht jugendfrei). Trotzdem wird das Ganze eher ein Fiasko und ab geht es heim nach Good Old England, wo er zugleich vom Chef ordentlich abgefiedelt, von der Gattin verlassen und danach flugs vom wieder strahlenden Chef Richtung Kongo verfrachtet wird, wo ein Kollege eine seltsame Ameisenkathedrale entdeckt hat. Ja, der liebe Tom hat so richtig Spaß, dass er vor Lebenslust nur so sprüht, der Knabe. Insektenforscher führen halt ein aufregendes und ereignisreiches Leben voller Abenteuer. Und in Russland nahe der Grenze zu Georgien beginnt ein zweiter Handlungsstrang um einen Agenten im Auftrag der Kirche, der jegliche Entdeckung, die der kirchlichen Glaubenlehre zuwiderläuft, radikal eliminieren soll, was er auch voller Eifer tut. Da wird die Arche Noah im Gebirge ausgebuddelt, was leider beweisen würde, dass die biblische Geschichte nur ein Plagiat einer anderen Religion wäre und so müssen die Archäologen plus Arche eben dran glauben. Kirche und Nächstenliebe at it's best eben. In der Form plätschert die Story denn auch vor sich hin, die Handlungsstränge werden verknüpft und kurz vor Schluss geht dem Autor dann irgendwie die Fantasie aus und der finale Kniff wird in wenigen Sätzen abgehandelt.

Ich gehe mal davon aus, dass meine etwas lästerliche Schreibe schon direkt zu Beginn beim Klappentext deutlich gemacht hat, was ich von diesem wirklich exzellenten Ausbund eines Autorengehirns halte. Leider könnte ich das auch auf mich beziehen, da ich ja den Baum der Erkenntnis auch nicht genutzt habe, um Fehlgriffe wie Grisham (ja, da lerne ich es wohl auch nie) oder verschiedene deutsche Autoren (gut hier nur Andreas Eschbach und Uwe Schomburg, mit Abstrichen seit "Limit" Frank Schätzing und als völligen Humbug empfand ich das Gekritzel von Marc Kayser und jetzt auch Tom Nestor, dessen nächstes Werk "Caligula" ich nun doch lieber für den Wühltisch liegen lassen werde) zu vermeiden. Habe noch romane von Marc van Allen und Christian Schönborn vorliegen, die ich aber nicht beurteilen kann, da sie noch meiner Aufmerksamkeit harren. Jetzt zum vorliegenden Mumpitz, den der Autor unter einem Pseudonym verfasst hat, um seinen anderen Namen - Boris von Smerczek - wohl nicht damit in Verbindung zu bringen (hätte ich Ochs das nur vorher recherchiert). Falls er wirklich - wie auf dem Klappenkommentar gepriesen - wie Michael Chrichton oder das Duo Lincoln/Child schreiben wollte, hat er auf ganzer Linie versagt. Allein schon die Erwähnung dieser Autoren ist für jene eher eine Strafe. Trotzdem beginnt die Story eigentlich recht ordentlich und wenn man da noch von dem Klappentext ausging, hätte wirklich etwas Feines aus der Sache werden können. Doch hätte, wenn und aber bringen leider hier mal wieder nix. Nach der Aktion in Italien und der Entdeckung im Kongo geht es mit der Geschichte aber so was von steil bergab, dass einem schwindelig werden könnte. Ameisen kommunizieren per Laptop. Jo Mann, das isses. Erinnerte mich irgendwie an den absolut missratenen Film "Killerameisen - The Hive". Genauso spinnert. Richtige Verschwendung von Geld und Lebenszeit, wobei das Buch auch noch mehr in Anspruch nahm. Als Film wäre "Phänomen" so richtig geeignet für das 20.15 Uhr Abendprogramm von RTL2 oder Vox. Schön klischeebeladen mit einem Heldendoktorchen, der nicht nur die superdupischlauen Ameisen aus der Kolonie nach Hause schleppt, sondern sich zu allem Überfluss mit einer Gattin rumplagen muss, die kein Verständnis dafür hat, dass er sich weigert, ihre Eheprobleme zur Kenntnis zu nehmen und auszieht und natürlich schon ihren Arbeitgeber als neuen Lover hat, mit dem Tommyboy dann auch noch zur Rettung der Stadt zusammenarbeiten muss. Obwohl es ja nicht nur der Loverboy seiner Alten ist, mit dem er sich da zusammentun muss, nein, das helfen auch noch die guten Ameisen gegen die bösen. Um das zu erreichen, wird erstmal über PC ein Plan ausgeheckt, den ihm die Ameisen anbieten. Ein paar kleine Tierhorroreffekte lockern das Grauen zwischendurch mal auf, aber zu spät und zu wenig. Der Handlungsstrang mit dem katholischen Killerbuben wird natürlich auch noch eingebaut und der entführt wen? JA, natürlich die abtrünnige Fremdvöglergattin. Und wer eilt zu deren Rettung? Wieder richtig. Tommylusche mit seinen Ameisen. Echt, die Nummer mit der Kirche war absolut überflüssig und wohl nur dem Umstand geschuldet, dass man mit den Themenkomplexen Kirche und Verschwörung momentan immer punkten kann. Die Vampire und feuchte Schmachteteeniegirls haben halt noch gefehlt. Empfehlen würde ich das wirklich nur Leuten, die ich in irgendeiner Form nerven will, ansonsten: FINGER WEG. Mir hat das Werk nun mal gar nicht zugesagt und ich war froh, als ich endlich durch war.

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