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Buchrezensionen

Begonnen von Jerry Garcia, 6 August 2011, 03:14:07

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Jerry Garcia



Donald E. Westlake. Als der Kleinganove Kelp einen Schmöker liest, der die perfekt geplante Entführung eines kleinen Jungen schildert, ist der nächste Coup mit seiner Gang beschlossene Sache - sie müssen nur umsetzen, was im Buch wie geschmiert läuft: eine harmlose Sache, die eine Menge Kohle einbringt. Eigentlich kann gar nichts schiefgehen - aber alles kommt ganz anders, als die Gauner sich das vorgestellt haben, denn ihr Opfer - ein zwölfjähriges Millionärskind - entpuppt sich als Intelligenzbestie, mit der die Entführer nicht so locker fertig werden.

Dortmunder versucht sich grade an einem Bruch in einem Pelzladen, als ihn sein Kumpel Kelp darauf hinweist, dass er im falschen Stockwerk ist. Nach einer nicht leisen Diskussion, die auch noch von aufgeweckten Nachbarn kommentiert wird, verziehen sich die beiden. Nicht der erste Coup, den sie versiebt haben und Dortmunder gibt wie gewohnt Kelp die Schuld. Der ist aber nicht müde, mit immer neuen Ideen anzukommen. So hat er während eines kurzen Knastaufenthaltes ein Buch von einem gewissen Richard Stark über dessen Helden Parker mit dem Titel Kindesraub gelesen, das seiner Meinung nach einen fertig ausgeklügelten Plan enthält, nach dem sie sich nur zu richten brauchen. Nachdem er die anderen überzeugt hat, wird die Aktion angegangen. Der Junge auf seinem Weg zu dessen Therapeuten mitsamt Chauffeur abgefangen und dann in eine abgelegene Farmhütte gebracht. Den Chauffeur lassen sie mit dem Wagen zurück, damit er dem Vater des Jungen von der Entführung berichten kann. Tragen die Gauner anfangs noch Masken erledigt sich das bald: Der Junge hat sich befreit und kann dann ihre Gesichter sehen, die sie im Glauben an seine sichere Verwahrung abgenommen haben.Bald macht man es sich gemeinsam vor dem Fernseher gemütlich, während der Vater des Jungen versucht das Geld aufzubringen und auch das FBI eingeschaltet hat.

Dortmunder ist Donald E. Westlakes Gegenentwurf zu seinem Verbrecher Parker, dessen Aktionen er unter dem Namen Richard Stark veröffentlicht. Dortmunder stellt sich immens blöde an bei seinen Jobs, ausgeklügelt ist da gar nichts. Und seine Kollegen sind wahrlich noch schlimmer - naiv ist da kein Ausdruck für. Mit Dortmunder und seinen Mannen hat der Autor eine komödiantische Variante des Gangsterdaseins unters Volk gebracht. Die Typen sind so schusselig, dass sie einem schon echt sympathisch vorkommen und auch der Junge ist hier mal keine extreme Nervensäge, wie man das bei Kindern in solchen Situationen bzw. Büchern oder Filmen oft erdulden muss. Er ist cleverer als die Gauner, aber nicht penetrant überschlau oder überheblich. Da auch die vom Vater benachrichtigten Fibbies die Intelligenz nicht mit Löffeln gefressen haben, wird aus "Jimmy the Kid" ein netter Spaß, der auf Actionsequenzen und Shootouts sowie Leichen vollständig verzichtet, dafür aber jede Menge Situationskomik enthält. Wenn z. B. Richard Stark einen Brief an seinen Anwalt schreibt, um die Verfilmung der Geschehnisse wegen Plagiats zu verhindern oder wenn die Gangster nach dem versaubeutelten Coup erst einmal über ein Jahr getrennte Wege gehen und beim wiedersehen beschließen, ins Kino zu gehen - Kinderspiel heißt das Werk. Lockere Lektüre, die schon mehrfach verfilmt wurde. Schlecht ist es nicht, aber mir persönlich ist aber der abgebrühte Parker lieber, der ja mit einem Kniff selbst in "Jimmy the Kid" eine gewisse Rolle spielt. Rund 160 Seiten.

Jerry Garcia



Matthew Quirk. Was in Washington läuft, bestimmen 500 Männer. Sie fühlen sich unantastbar. Doch sie haben eines gemein. Sie sind Klienten der Davies Group. Mike Ford glaubt, das ganz große Los gezogen zu haben, als er für die einflussreichste Beraterfirma der Hauptstadt engagiert wird. Doch was weder die 500 Senatoren, Lobbyisten und Minister noch Mike ahnen: Wer auf Davies' Liste steht, hat das Spiel um die Macht längst verloren. Denn Davies weiß alles. Mike sieht nur einen Weg aus dem tödlichen Netz aus Intrigen, Erpressung und Mord, in das er sich verstrickt hat. Er muss seinen Boss ans Messer liefern, bevor er der Nächste auf der Liste ist.

Mike Ford hat eine schwere Jugend hinter sich. Der Vater war ein Künstler als Betrüger und Einbrecher und hat einige dieser Fähigkeiten auch seinem Sohn vererbt. Als sein Dad dann aber wegen wiederholten Einbruchs mit Todesfolge für 24 Jahre in den Knast muss, ist Mike erst zwölf Jahre alt und muss für seine krebskranke Mutter sorgen. Das bedeutet Rechnungen en masse. Um das Geld zu beschaffen, greift er auf die Kenntnisse zurück, die er von seinem Vater gelernt  hat und leiht sich zudem einen Batzen Kohle bei einem Kredithai. Nach dem Tod der Mutter studiert er und hat mehrere Jobs, um das Geld abzubezahlen. Eine Tretmühle ohne Ausweg. Doch dann tritt einer seiner Dozenten an ihn heran und bietet ihm einen lukrativen Job in seiner Firma, der Davies Group. Mike nimmt an und bekommt bald die ersten Aufträge, die er selbständig zu erledigen hat. Er bewährt sich, steigt in der Hierarchie weiter auf, lernt die Kollegin Annie kennen und verliebt sich in sie. Doch bald merkt er, dass da so einige Dinge nicht reell ablaufen. Als Ex-Gauner ist es ihm bis zu einer gewissen Grenze wurscht und solange das Geld stimmt, hält er die Klappe. Bis ebendiese Grenze eines Tages überschritten und Mord zum Mittel des Tages erklärt wird. Da er mit drin hängt, versucht Mike Beweise aufzutreiben, die ihn unbeschadet aus seinem Dilemma bringen können. Jetzt hat er nicht nur seinen Boss und dessen Handlanger, sondern auch einen Auftraggeber - einen serbischen Kriegsverbrecher mit wahrhaft blutrünstigen Neigungen - gegen sich. Und er erfährt mehr über seine eigene vergangenheit als er jemals erwartet hat.

Zum Klappentext werden ja gerne diverse Aussagen renommierter Autorenkollegen zwecks Lobeshymnen herangezogen. Manchmal ist man erstaunt über die Kreativität, mit der jeder Murks zum Bestseller erhoben wird, aber hier ist der Vergleich von James Patterson, der auf John Grishams "Die Firma" verweist, durchaus angebracht. Vom Grundtenor her ist die Story ähnlich: Junger, aufstrebender Mann wird mir Geld und allen möglichen Annehmlichkeiten geködert, bis er das miese Spiel seines Arbeitgebers durchschaut. Matthew Quirk hat die Geschichte nicht ganz so dicht und detailliert erzählt wie dereinst John Grisham als der nch was Taugliches zu Papier brachte, hat dafür aber eine ordentliche Portion Action draufgepackt, die jetzt zwar keine wilden Dauerballereien beinhaltet, aber der eine oder andere Schusswechsel, etwas Folterkunst aus Serbien und etliche zwielichtige Gestalten geben der Story schon einigen Pep. Stilistisch ist er lockerer als vergleichbare Autoren, misst der Figurenzeichnung weniger Bedeutung bei und lässt speziell in der zweiten Buchhälfte seinen Protagonisten einige schwierige Situationen gekonnt meistern. Für einen Debütroman ist das vorliegende Werk sicher stark, an das mögliche Vorbild "Die Firma" reicht er sicher nicht heran (obwohl ich einige Leute kenne, die diesen neuen und schlichter verfassten Roman dem genannten vorziehen würden, weil er ihr Hirn beim Lesen nicht anstrengen würde), aber die Schlaftabletten aus dem Hause Grisham des letzten Jahrzehnts schlägt er dann wieder um Längen. Liest sich flott, ist unterhaltsam, bietet etwas Action und endet absolut happy. Unangestrengte Lektüre, die man sich ohne schlechtes Gewissen geben kann. Mal sehen, ob der 31-jährige Autor da noch nachlegen kann. rund 415 Seiten.

Jerry Garcia

26 Mai 2013, 02:01:51 #332 Letzte Bearbeitung: 27 Mai 2013, 20:42:23 von Jerry Garcia


Tom Clancy/Mark Greaney. Jack Ryan sieht sich der größten Herausforderung seines Lebens gegenüber. Es droht nicht nur eine atomare Auseinandersetzung im Mittleren Osten, auch der Feind im inneren rüstet sich zum Krieg mit allen Mitteln.

Jack Ryan sr. stellt sich erneut zur Wahl für das Präsidentenamt, um die Staatsführung wieder in seiner Meinung nach richtige Bahnen zu lenken. Dabei muss er sich aber nicht nur mit seinem Wahlgegner auseinandersetzen, sondern auch das intrigante Spiel eines Milliardärs im Auge behalten, der mit so manch fiesen Methoden versucht, Ryan von seiner Mission abzubringen und dazu auch Hilfe aus dem Umfeld des derzeitigen Amtsinhabers hat. Unterdessen hat die Gruppe um den ultrageheimen Campus, dem neben Jack Ryan jr. auch John Clark und Domingo Chavez angehören mit verräterischen Kräften innerhalb der pakistanischen Dienste ihren Strauß zu fechten, da diese an die Atombomben des Landes kommen wollen, um ein neues Kalifat zu errichten. Zudem wird in Dagestan ein Führer der dortigen militanten Muslime von den Russen aufgegriffen und nach Russland ins Gefängnis gebracht, um ihn dort zu verhören. Und außerdem ist der gefangene Emir mittlerweile in einem Hochsicherheitsgefängnis in Colorado inhaftiert, wo er auf seinen Prozess warten muss. Doch die Regierung will ihm einen öffentlichen Auftritt geben, während die Opposition dazu neigt, ihn einem Militärgericht zu überantworten, da er dort keine Plattform für seine Hetzparolen bekäme. Die gestellte Anwältin  verschafft derweil dem Angeklagten immer mehr Verbesserungen der Haftbedingungen. Nach und nach führen die Wege der Terroristen und des Campus zusammen und es läuft auf den finalen Showdown hinaus, ebenso wie bei der innenpolitischen Lage und den Wahlen.

Tom Clancy hat wie gewohnt einen Co-Autor an seine Seite genommen, der seine Ideen zu Papier gebracht hat und die Clancy dann in der Endabnahme für die Veröffentlichung freigegeben hat. Es gibt eigentlich nichts Neues an der Clancy-Front. Er hat seine politische Gesinnung deutlich rüberbringen lassen und vertritt weiter die Meinung, dass Liberale Luschen und die Welt Amerikas harte Hand braucht. Patriotismus ist hier wieder Programm und Schwarz und Weiß wird munter gemalt. Gut und Böse sind fein säuberlich getrennt und die Figurenzeichnung bedient die bekannten Feindbilder, wobei aber positiv hervorzuheben ist, dass sich Clancy nicht dazu herablässt, die Gegner durch eine beleidigende Wortwahl zu verunglimpfen, wie das etwas ein Patrick Robinson durch seinen Admiral Morgan gerne getan hat. Insgesamt bleibt ein actionreicher Thriller, der an verschiedenen Schauplätzen der Welt spielt, aber noch lange nicht an die Clancys früherer Tage heranreicht, auch wenn er so ziemlich alle bekannten Charaktere aus seinen ehemaligen Techno-Thrillern hier wieder zusammenführt inklusive der Rainbow-Truppe. Ordentlich, aber nicht herausragend. 800 Seiten.

Jerry Garcia



Douglas Preston/ Lincoln Child. Der Schock trifft Aloysius Pendergast ohne jede Vorwarnung: Seine Frau Helen, deren mysteriösen Tod er aufzuklären versucht, lebt! Aber warum setzt ihr Bruder alles daran, ihn auszuschalten? Pendergast ermittelt unter Hochdruck und kommt dabei einer skrupellosen Gruppe auf die Spur, die ihre gefährlichen Machenschaften seit langer Zeit erfolgreich verbirgt.

Pendergast ist bei seiner Suche nach Judson Esterhazy bis nach Schottland gekommen, wo dieser ihn bei einer Hirschjagd im Moor niederschießt und in einem Sumpfloch versinken lässt. Die dann herbeigeholten Helfer können aber keinen Leichnam finden. Pendergast wurde "nur" schwer verletzt und konnte sich aus der schlimmen Situation befreien sowie sich zu einem entfernt gelegenen Bauerngehöft in der Einsamkeit des Moors schleppen. Dort wird er von den Besitzern gepflegt. Lieutenant 'D'Agosta, der sich in New York noch am Schreibtisch von den Ereignissen der letzten Zeit und seiner dabei erlittenen Verletzung erholt, vermisst seinen Partner und macht sich auf die Suche. Er kann Pendergast auch finden und dieser kehrt dann nach Amerika zurück, um mit Esterhazy abzurechnen und seine Gattin zu finden, die nach Angaben des Gesuchten angeblich noch leben soll. In der Zwischenzeit werden ihn Louisiana zwei Menschen brutal ermordet und der Reporter eines kleinen Käsebaltts macht sich auf, seine große Story zu schreiben, die ihn aus der Provinz rausbringen soll. Seine Nachforschungen führen ihn nach New York, er stellt fest, dass der FBI-Mann Pendergast irgendwie in der Sache drinhängt und will diesem diverse Fragen stellen. Uman den heranzukommen, wendet er sich an Corrie Swanson, die ihn aber abblitzen lässt. Doch er gibt nicht auf. Und Esterhazy wendet sich an die Organisation, mit der er zusammenarbeitet, um Pendergast eine Falle zu stellen. Zu diesem Zweck entführt man Constance aus der Kinik, in die Pendergast sie hat bringen lassen. Auf der Yacht "Vergeltung" soll es zu finalen Auseinandersetzung kommen.

Irgendwie erweckt das Buch den Eindruck, dass es wirklich nur der mittlere Lückenfüller einer Trilogie ist. Stellenweise lieblos hingeworfen (man beachte die Namen mancher handelnden Personen aus fremdsprachigen Nationen), wo etwas Recherche der Sache gut getan hätte. Auch die Organisation, die hinter der ganzen Sache steckt, ist nicht gerade ein großer Wurf, sondern recht platt gewählt. Von der Sorte hat es doch schon genug in der Spannungsliteratur. Dazu tauchen einige Figuren nur auf, um dann zügig wieder aus der Handlung entfernt zu werden. Sie tragen nichts zum Aufbau bei. Natürlich hat das Buch einige Spannungselemente und es liest sich flüssig und zügig durch, aber verglichen mit früheren Abenteuern des Aloysius Pendergast ist es eher schwach. Viele Klischees werden bedient und Pendergast zu einen schier unverwundbaren Superhelden hochstilisiert. Das ist der Übertreibung etwas zu viel. Also ein Buch mit Höhen und Tiefen, einigen Wendungen und am Ende gespickt mit nicht abgeschlossenen Handlungsfäden, die den Erwerb des Nachfolgewerkes schon fast zur Pflicht machen. Aber da werd ich wie auch schon bei dieser Lektüre auf die Taschenbuchausgabe warten. 460 Seiten.

Jerry Garcia



Klaus von Anderen. Im Krieg und in der Buchbranche ist alles erlaubt - wer hier nicht mit harten Bandagen kämpft, bleibt leicht auf der Strecke. Gut, dass Literaturagent Merlin Petrow nicht nur Einfallsreichtum, sondern auch eine gehörige Portion Skrupellosigkeit besitzt. Was ihm noch fehlt ist eigentlich nur eines: Ein richtiger Megaseller. Doch woher nehmen, wenn nicht stehlen?

Peter Meier alias Merlin Petrow hat den Schreibtisch voll mit unverlangt eingesandten Manuskripten von selbsternannten Autoren, die er zumeist ungelesen in die Tonne wirft. Als er gerade wieder über einem unterirdischen Skript einer Jutta Schniedelhahn brütet, das immerhin den verwertbaren Titel Alle Sünden dieser Welt trägt, ruft ihn ein Verleger an, der noch ein Buch für die neue Frühjahrskollektion braucht. Er schatzt ihm das Machwerk auf, erfindet ein Pseudonym für die Autorin und stellt fest, dass sich die Sache langsam aber sicher verselbstständigt. Ein weiterer Verleger hat über einen Informanten von der Aktion gehört und will nun ebenfalls seine Pfründe sichern. Petrow verscherbelt das Dingen einfach nochmal. Nebenbei muss er sich mit einer Assistentin rumplagen, die vermeintlich an Faulenzia Akutis erkrankt ist, mit diversen Autoren, die schon unter Vertrag sind und nun gebauchpinselt werden wollen, Höflichkeiten (Lügen) austauschen und sich gegen die Umschreibungspläne der Verleger durchsetzen. Und die Autorin von Alle Sünden dieser Welt muss ja irgendwie auch noch informiert werden und man muss sich auf die Tantiemen einigen. Er sucht sie auf und bekommt den Schreck seines Lebens: Diese Person kann man nicht vermarkten, da muss ein neuer Plan her. Ab diesem Zeitpunkt laufen die dinge endgültig aus dem Ruder.

Für dieses Rezensionsexemplar geht der Dank des Rezensenten an Shane Schofield und Boo!."Der Megaseller" ist die Buchvermarktung  mit breitem Grinsen unters Volk gebracht. Eine launige Mixtur aus Boshaftigkeit und dem wahren Leben in  der Verlagsbranche, wenn gewisse Autoren nur darauf reduziert werden, ihr Erfolgsrezept immer wieder aufs Neue zu wiederholen. Ein paar Namen und Locations geändert und schon wird ein und dieselbe Story wieder auf den gutmütigen Käufer losgelassen und nach dem Motto vermarktet, Bestseller sind Werke, über die von allen gesprochen wird, weil eben jeder was dazu zu sagen hat und deshalb von jedem gelesen wird, weil alle sie lesen - und wenn es nur drum geht, mitreden zu können. Und zugeben, dass man nur gequirlte Scheiße gelesen hat, tut eh keiner. Bei derartigem Vorgehen kommt einem gleich ein Grisham oder Dan Brown in den Sinn. Dazu ersinnt man dann noch kreative Namen für die Autoren, die sich besser vermarkten lassen. Da wird aus einem Duane Swierczynski schnell mal ein Duane Louis, ein Emlyn Rees zu Sean Creed oder Tom Hinshelwood zum griffigeren Tom Wood. "Der Megaseller" entwickelt sich schnell zu einer scharfzüngigen Persiflage auf die Verlagsarbeit, an der Klaus von Anderen (Klau's von Anderen? - natürlich ein Pseudonym, aber nicht schlecht gewählt) kein gutes Haar und geschickt Anspielungen auf real existierende Autoren einfließen lässt. Komisch, humorvoll, schräg, fies, lästerlich (Für die Shane Schofield, JasonXtreme, Doc Savage und Jerry Garcia-Fraktion: nicht  lasterhaft! Ihr braucht keinen neuen Edward Lee-Sexmarathon zu erwarten, der würde euch spätestens ab Mitte der Story eh vergehen.), hämisch, bissig, böse und entlarvend bekommen alle ihr Fett weg. Verlage, Ex-Politiker, die nach den Steuererhöhungen während ihrer vergangenen Politkarriere jetzt das Volk ein zweites Mal in Buchform mit hohlem Gerede melken wollen, ohne eine sinnvolle Gegenleistung zu erbringen, eigentlich die gesamte Branche, die sich liebend gerne um leistungegerechte (Okay, bei manchem Autor dürfte da gar nix rumkommen) Entlöhnung ihrer Übersetzer, Lektoren, Korrektoren und anderer Mitarbeiter zwecks Gewinnmaximierung drücken, um dann so zu tun, als wären sie der Kunst und Kultur im Non-Profit-Bereich verpflichtet. Insgesamt eine flott verfasste Lektüre, die wohl keine hohen Weihen erwartet hat und sich entsprechend zügig liest sowie etliche Schmunzler geradezu herausfordert. Angehende Autoren könnten beim Konsum dieses Buches aber blitzartig die Lust verlieren, ein mit Herzblut verfasstes eigenes Werk irgendwo anzubieten. Rund 300 Seiten.

Jerry Garcia



V. M. Zito. Die Apokalypse ist da. Eine Zombie-Infektion hat sich epidemieartig über den ganzen Westen der USA ausgebreitet. Die Überlebenden haben sich in den Osten gerettet, in die Sicheren Staaten von Amerika, während im Westen die Zombies Jagd auf die Menschen machen. Nur ein Mann ist dort geblieben, um im Auftrag der Lebenden den Untoten die letzte Ruhe zu geben: Henry Marco. Dies ist seine Geschichte.

Nach der Auferstehung sind die USA ein geteiltes Land. Im Westen herrschen die Untoten, die Auferstandenen, die Zombies. Im Osten eine neue, konservative Regierung, die die Überlebenden aus den evakuierten Gebieten nun unterbringen, beschäftigen, ernähren und in ihrem Sinne kontrollieren will/muss. Die Grenze zwischen den beiden neuen Amerikas ist der Mississippi. Keiner darf die Grenze überqueren. Doch Henry Marco hat sich gar nicht erst evakuieren lassen, er ist im Westen geblieben, um seine Frau zu suchen und dem Geschäft mit der ewigen Ruhe nachzugehen. Überlebende, die es in den Osten geschafft haben und nun untote Verwandte, Kinder, Ehefrauen oder Ehemänner zurücklassen mussten, heuern ihn an, um die Infizierten per Kopfschuss zur endgültigen Ruhe zu betten. Nachdem Marco einen dieser gefährlichen Jobs erledigt hat, wird er via Internet von der Regierung im Osten angeheuert, nach einem Arzt zu suchen, der im verseuchten Westen zurückgeblieben ist. Da er den Mann von früher kennt, sie sogar Kollegen waren, scheint er für den Auftrag der richtige Mann. Man verspricht ihm Geld und als besonderes Zuckerl die Einreiseerlaubnis und Staatsbürgerschaft des Ostens. Um nach Kalifornien zu kommen, wo dieser Ballrd zuletzt gesehen wurde, will man ihm auch eine Armeeeskorte stellen, um die Erfolgschancen zu erhöhen. Doch schon am Treffpunkt löst sich der schöne Plan in Rauch auf, da nur noch ein Mann davon am Leben ist. Und man hat ihm auch verschwiegen, dass Agenten von ausländischen Regierungen ebenfalls hinter seiner Beute her sind. So kämpft er sich mit seinem Gefährten durch die wüstenartigen Gegenden von Arizona und Kalifornien, wo sie sich  nicht nur den Zombies, sondern auch Banditenhorden erwehren müssen, die sich dort plündernd an den offen gelassenen Häusern und Geschäften bereichern.

V. M. Zito geht die übliche Zombiegeschichte etwas anders an. Er lässt den familiären Hintergrund dafür Sorge tragen, dass man die Zombies als das wahrnimmt, was sie einmal waren: Menschen, mit Familie und Verwandten, die sie geliebt haben. Sie sind nur grausam verändert, aber dennoch eben tote Menschen, die nun einem Trieb folgen sich zu ernähren, nur halt durch frisches Menschenfleisch. Und sie sind auch nicht vollkommen geistig abgestumpft, sondern entwickeln eine Art Schwarmverhalten und so etwas wie unterschwellige Restintelligenz. Zudem hat Zito den Ansatz von George A. Romero aufgenommen, dass sich die Untoten an Plätze erinnern, die ihnen früher wertvoll waren oder an denen sie die meiste ihrer Zeit als lebendige Wesen verbrachten. Und anders als man es aus vielen Zombiegeschichten kennt, wurden nur die USA von der Zombiemacht, der Auferstehung, befallen. Die Staaten haben ihre Vormachtstellung in der Welt verloren, sie sind isoliert, keiner will ein Übergreifen der Seuche riskieren. Leider wird auf die Konsequenzen des Niedergangs der ehemaligen Weltmacht in den Bereichen Wirtschaft oder Rohstoffen und Militär auf den Rest der Welt so gut wie gar nicht eingegangen. Nachdem die Seuche schon vier Jahre wütet, hätten sich sicher einige Verschiebungen im weltweiten Machtgefüge ergeben müssen und die Auswirkungen auf die Wirtschaft oder Nahrungsmittelversorgung anderer Nationen, die Währungen, Börsenwerte hätten sicher panische Reaktionen auslösen müssen. Chaos weltweit wäre da die Folge gewesen. Abgesehen davon ist "Return Man" ein sprachlich und inhaltlich sehr gelungenes Werk, das sich in dieser Hinsicht um Längen ähnlich gelagerter Stories abhebt. Und Freunde der härteren Gangart kommen nach anfänglichen Hemmungen auch sehr bald auf ihre Kosten. Die Szenen im MaxSec-Knast erweisen sich als wahres Splatter-Fest und es wird ordentlich aufgeräumt inklusive hohem Munitionsverbrauch. Dazu etwas Verrat, Spionage und Spannungselemente, ein trotz Tränendrüsen nicht ganz erwarteter Schluss und die Möglichkeit einer - von mir erhofften - Fortsetzung. Hat etwas von Romero und Maberry um seinen Joe Ledger. Kann ich nur empfehlen, auch weil es nicht nur blindes Gemetzel ist und eine Geschichte zu erzählen weiß. Rund 530 Seiten

Jerry Garcia



Michael Crichton. Er wollte das Unmögliche anpacken. Und dabei reich werden. Doch eines steigt in der Karibik schneller als die Flut: der Preis der Loyalität. Port Royal, Jamaika, 17. Jahrhundert. Freibeuter Hunter heuert eine verwegene Crew von Spezialisten an, um eine nie dagewesene Beute zu erjagen. Das Ziel: ein spanisches Handelsschiff, das tonnenweise Edelmetall an Bord haben soll. Der Hafen, in dem das Gold vor Anker liegt (Ja, das Gold liegt vor Anker und was ist mit dem Schiff? Abgesoffen?), gilt allerdings als uneinnehmbar. Und er wird von dem ruchlosen Spaner Cazalla schwer bewacht. Just mit Cazalla hat Hunter noch eine Rechnung offen; der Spanier ließ Hunters Bruder grausam ermorden. Doch nicht nur er könnte den englischen Piraten am ERfolg hindern. Denn unter Hunters Männern lauert ein Verräter.

Hunter geht im Auftrag des Gouverneurs von Jamaika unter britischer Hoheit in der Karibik auf Kaperfahrt, um die heimischen Schatullen des Königs mit Gold und Edelmetall zu füllen, damit der seinen verschwenderischen Lebensstil fortführen kann. Dazu erhält er einen Brief als Freibeuter, der somit die Piraterie legalisiert (Wie Konzerne heute von den gewählten Politikern). Bevorzugtes Ziel für neue Prisen für den König sind die in der Karibik vorherrschenden Spanier und ihre Schatzgaleonen, die sie mit Gold aus Südamerika füllen, wo sie die einheimische Bevölkerung gnadenlos ausplündern. Bei einem besonders verwegenen Coup überfallen Hunter und seine erlesene Crew eine Festung über dem Hafen, in dem eine mit Schätzen beladene Galeone vor Anker liegt und befreien dabei auch eine von den Spaniern gefangen gehaltenen britische Adlige. Mit ihrer eigenen kleinen Schaluppe und dem Schatzschiff El Trinidad machen sich die Seeräuber auf und davon, nachdem Hunter den verhassten Cazalla getötet  hat. Doch dessen Stellvertreter gibt nicht auf und verfolgt die Flüchtenden und stellt sie bei einer kleinen Insel, deren Bucht in Luv liegt und somit einem aufkommenden Sturm freie Bahn auf das Piratenschiff geben würde. Hunter muss sich also gegen den stärkeren Gegner so schnell wie möglich aus dieser misslichen Lage befreien, bevor der sich anbahnende Hurrikan (So im Atlantik genannt, im Pazifik nennt man es einen Taifun und im indischen Ozean ist es ein Zyklon) aufs Land und die vorgelagerte Bucht trifft. Da hat Hunter eine unglaubliche Idee, die seine Männer für undurchführbar halten.

"Gold" war das letzte Buch, das Michael Crichton beenden konnte. eigentlich war die Veröffentlichung für Dezember 2008 angedacht, doch da Crichton im November 2008 verstarb, wurde es auf November 2009 verschoben. Er hatte zudem noch ein Skript für "Micro" in der Schublade, das dann von Richard Preston fertiggestellt wurde. Von dem Bestsellerautor erwartet der geneigte Leser eigentlich frische Ideen, wissenschaftlich untermauert und massentauglich unters Volk gebracht. Er hat sich als Romancier, Drehbuchautor, Produzent und Regisseur einen großen Namen gemacht, der es ihm sogar ermöglichte, seine damalige Gattin Anna Marie Martin ("Sledgehammer") als Drehbuchautorin für den Katastrophenfilm "Twister" (wurde übrigens für die Goldene Himbeere nominiert) ins Team zu schleusen. Doch hier hapert es leider gewaltig an frischem Wind und einer genialen Idee. "Gold" ist bestenfalls eine Reminiszenz an die frühere Piraten- und Seeräubergeschichten, die wie der Western mittlerweile fast vollständig aus den Regalen verdrängt wurden bzw. nur noch ein Schattendasein führen. Seine Story strotzt leider vor Klischees, jedes bekannte Merkmal aus dem Genre wurde irgendwie verwurstet und  man hat sogar auf den alten Seemannsgarn mit den Kraken zurückgegriffen. Taffe Kerle, straffe Bräute, Seegefecht, Goldhatz, Verrat und Schatzsuche und alles in exotischer Hispaniola-Kulisse kredenzt. Wirklich nichts besonderes, es wirkt eher, als habe man nur einen aufgeblähten Heftroman vor sich, der sich zwar schnell und zügig lesen lässt, dem es aber an Substanz mangelt. Strandlektüre ohne Tiefgang und so auch gerade noch an einer Untiefe vorbeigemogelt und cvöllig auf Grund gelaufen. Geht so. Mittelmaß bestenfalls. Wer richtige Seeabenteuer lesen will, greife zu Patrick O'Brian ("Master and Commander"). Ach ja, Klappentexte zu schreiben scheint auch ne schwere Aufgabe zu sein. 350 Seiten.

Jerry Garcia



Dan Simmons. Privatschnüffler Joe Kurtz gerät immer tiefer zwischen die Fronten der verfeindeten Mafia-Clans in Buffalo. Als ein Unbekannter auf ihn und seine Bewährungshelferin schießt, wird die Sache persönlich. Ironischerweise schwören sowohl Toma Gonzaga als auch die schlüpfrige Angelina Farino, nichts mit dem Attentat zu tun zu haben. Joe kommt der Wahrheit bei einer waghalsigen Klettertour n den Ruinen eines alten Vergnügungsparks auf die Spur. Und auf wen hat es eigentlich der Däne, ein gefährlicher Kopfgeldjäger aus Kurtz' Vergangenheit, abgesehen?

Joe Kurtz geht gemeinsam mit seiner Bewährungshelferin Peg O'Toole ins Parkhaus beim Gerichtsgebäude, als aus dem Dunkeln Schüsse fallen. Kurtz wird von einem Querschläger, dem glücklicherweise schon der Speed fehlte, am Kopf getroffen und wacht erst im Krankenhaus mit ordentlichen Kopfschmerzen wieder auf. Der Arzt attestiert ihm eine Gehirnerschütterung und verbindet die offene Wunde. Doch mit Entsetzen muss Joe feststellen, dass er mit einer Handschelle ans Bett gefesselt ist und die Polizei ihn wegen der Schießerei nicht nur befragen will, sondern nur zu gerne wieder nach Attica zu bringen gedenkt. Und in der Nacht taucht auch noch der im Rollstuhl sitzende Onkel von O'Toole mit einem Helfershelfer auf und droht ihm mit Konsequenzen. Als die Cops ein Videoband der Security sichten, können sie sehen, dass Joe nichts weiter getan hat, als zu versuchen, seine Bewährungshelferin zu retten und die Gangster trotz seiner Verwundung zu erwischen, bevor er zusammenbrach. Man nimmt ihm die handschellen ab und nacheinem besuch des Verlobten von O'Toole, der auch der Chef des Sicherehitsunternehmens ist, entlässt sich Kurtz selbst aus dem Krankenhaus. Ziemlich angeschlagen kehrt er in sein Büro zurück und denkt über den Wunsch nach, den O'Toole bei ihrem Termin genannt hatte: er sollte nach einem Vergnügungspark Ausschau halten, von dem sie nur einige alte Bilder hatte. Unterdessen hat sich ein unbekannter Killer, der sich Dodger nennt, dran gemacht, Dealer und Kunden von den beiden in Buffalo herrschenden Mafia-Clans umzunieten und die Bosse jeweils dazu zu bringen, die Sauerei hinterher wegzuräumen, bevor die Bullerei spannt, was da passiert ist. Prompt tauht auch schon Angelina Farino auf, um ihm einen erklecklichen Betrag für Namen und Adresse des Killers zu bieten. Natürlich nimmt er an, ohne zu ahnen, dass kurze Zeit darauf auch Gonzaga seine Dienste aus dem gleichen Grund, aber für mehr Geld und mit einem tödlichen Ultimatum gewürzt, in Anspruch nehmen will. Dennoch konzentriert er sich auf die Ermittlungen in seiner eigenen Angelegenheit, die alsbald dazu führen, dass sich beide Fälle miteinander überschneiden und nichts so einfach ist, wie es den Anschein hatte.

In seinem dritten und (leider) letzten Roman um den Schnüffler, Ex-Knacki und Ex-Privatdetektiv Joe Kurtz, der wegen seiner Vergangenheit keine Lizenz mehr bekommt, liefert Dan Simmons wieder eine rasante Reise durch das triste, von Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit gebeutelte Buffalo im Bundesstaat New York an der kanadischen Grenze bei den Niagara-Fällen. Wieder ein Beweis, dass sich der vielseitige Autor auch im Hardboiled-Bereich durchaus gekonnt behaupten kann. Simmons spinnt ein Netz aus zwei vorerst voneinander unabhängigen Handlungssträngen, die er dann zusammenführt und das seine Spannung dadurch bezieht, wer der Auftraggeber des Dodger ist, denn dass er einen solchen hat, erschließt sich im Laufe des Romanes, wenn er nach vorgegebenen Instruktionen arbeitet, und ob der mächtig lädierte Joe vielleicht diesmal endgültig den Löffel abgeben muss, da die Zahl seiner Feinde mittlerweile Legion ist. Der Autor drückt ordentlich auf die Tube und liefert einen schnellen, mit kurzen und knackigen Kapiteln versehenen Page-Turner ab, der so ganz das Gegenteil der von mir letzt besprochenen Einschlafhilfe "Drood" ist. Kein Wort zuviel, keine ausufernden Charakterstudien oder langwieriges Geschwafel. Nichts, was das Tempo ausbremsen könnte. Nüchtern, trocken, mit einem coolen Protagonisten, der sich zwischen allen Fronten abmüht, ständig von Kopfschmerzen geplagt. Glänzender Abschluss der Hardboiled-Trilogie, bei der sich das von Ideenarmut geplagte Remake- und Sequel-Hollywood vielleicht mal den Gedanken um eine Verfilmung machen sollte. 445 Seiten

Jerry Garcia

10 Juni 2013, 19:01:04 #338 Letzte Bearbeitung: 10 Juni 2013, 19:08:22 von Jerry Garcia


Edward Lee & Wrath James White. Für die Journalisten James Bryant und Richard Westmore sieht alles nach einem Routineauftrag aus, als sie für eine Reportage in die Villa des öffentlichkeitsscheuen Milliardärs John Farrington geschickt werden. Doch dann stolpert ihnen der exzentrische Neureiche nackt und geistig verwirrt in die Arme, halluziniert von Engeln und konfrontiert sie mit seinen perversen Vorlieben. Tödliche Orgien mit entstellten und deformnierten Frauen, Männern und Zwitterwesen. Religiöse eiferer, die  mit einer Potenzdroge sexuell gefügig gemacht werden, um sich im wahrsten Sinne des Wortes die Seele aus dem Leib zu vögeln. Und über allem thront der durchgeknallte Hausbesitzer, der es sich allen Ernstes in den Kopf gesetzt hat, Gott höchstpersönlich in seine bizarre Folterkammer zu locken.

Bryant und Westmore, Reporter und Fotograf, werden zum Wohnsitz des jungen Milliardärs Farrington beordert, um einen Bericht inklusive Bildern über den erfolgreichen Geschäftsmann abzuliefern. Westmore entpuppt sich recht schnell als ein alkoholabhängiger Zyniker, der an nichts mehr glaubt und auf dem absteigenden Ast ist, während Bryant mit beiden Beinen im Leben steht und durch nichts zu erschüttern scheint. Doch schon bei der Ankunft im Domizil des Milliardärs kommt ihnen vieles nicht recht koscher vor und auch die Weigerung des Mannes, sich fotografieren zu lassen sowie dessen Eröffnung, dass sie beide statt nur einigen Stunden nun eine Woche bleiben müssten stößt ihnen sauer auf. Als der Hausbesitzer dann mit dem Vorhaben rausrückt, dass er versuche, Gott anzulocken, verschlägt es ihnen die Sprache. Und dabei war das erst der Anfang. Der wirkliche Wahnsinn eröffnet sich ihnen erst dann, als der Typ damit kommt, dass er über eine von ihm gut bezahlte Pharmafirma ein potenz- und luststeigerndes Mittel herstellen lässt, das die Wirkung von Viagra bei weitem übertrifft und es von ihm gekidnappten Vertretern unterschiedlicher Glaubensrichtungen verabreicht, damit sie vom rechten Weg abkommen und derbsten Geschlechtsverkehr mit behinderten oder deformnierten Menschen vollziehen lässt, um das Ergebnis dann ins Internet zu stellen, weil er denkt, er könne damit Gott aus der Reserve und in seine Hallen locken. Dies sollen die beiden Reporter dann dokumentieren, doch sie beschließen dagegen vorzugehen.

Wer bisher noch keinen Edward Lee gelesen hat, sollte nicht unbedingt mit "Der Teratologe" oder "Das Schwein" und "Bighead" anfangen. Nichts für Leute mit etwas sanfterem Gemüt. Doch auch wer Lee schon kennt, weiß nicht nur, was ihn erwartet, sondern auch, dass er das erste Kapitel ohne Kotzattacke überstehen muss, um sich den weiteren Vorkommnissen zu widmen. Man kann den Autor durchaus darauf reduzieren, dass er munter und fröhlich übelst provozierenden Sex mit brutalster Gewalt paart und somit Aufmerksamkeit erregt, wenn er da abartige Szenen an abartige Szenen reiht. Doch so einfach ist es gerade bei "Der Teratologe" nicht. Edward Lee nimmt sich die Religionen aller Glaubensrichtungen vor, hält ihnen einen Spiegel hin, wenn er perverse Spiele öffentlich macht, die durchaus auch real durch die Medien geistern und dann immer schön hinter hohlen Bibelphrasen und aktiver Vertuschung versteckt werden. Zudem greiftr er die Gesellschaft an, die solche Dinge duldet, ja sie mittlerweile gar ignoriert, weil sie schon fast zur Gewohnheit geworden sind und zudem die Macht des Geldes, mit der man alles erreichen und unter dem Teppich halten kann. Jeder ist bestechlich, jeder hält die Hand auf und keiner kümmert sich um den anderen. Und über all dem stehen die Geschmacklosigkeiten und äußerst brutalen Exzesse in derb-grober Sprache dargeboten, die man mit armen, wehrlosen Menschen, die oft gar nicht begreifen, was mit ihnen vorgeht oder was sie da tun, in den dunklen Kammern des großen Herrenhauses anstellt. Krass, krank, derb, heftig, mit einem Schuss Fantasy-Horror zum Schluss. Wie groß der Anteil von Wrath James White an dem Buch ist, kann ich nicht beurteilen, da ich den Autor bis dato gar nicht kannte, doch das wird sich sicher mit den ebenfalls bei Festa erscheinenden Solo-Romanen des Herrn ändern. Für Freunde der kotz-oder kicher-Kost ein Fest und Fans von Edward Lee werden bestens bedient. Rund 135 Seiten.

Jerry Garcia



Olen Steinhauer. Milo Weaver kommt nicht zur Ruhe. Bis ins letzte Detail hat er seinen Ausstieg vorbereitet, als ihn ein dringender Hilferuf aus der Zentrale erreicht. Die CIA steht vor einer rätselhaften Mordserie. Mehr als dreißig Agenten wurden rund um den Erdball umgebracht. Alle gehörten einer geheimen Abteilung an, für die auch Weaver lange Zeit im Einsatz war: ist er das nächste Opfer?

In China versucht Xin Zhu sich einer Befragung durch das Komitee zu entziehen, weil er befürchtet, für einige seiner Aktionen, die nicht abgesegnet waren, zur Verantwortung gezogen zu werden. Doch er kann sich nicht ewig verstecken und muss irgendwann zum Rapport. Zudem ist man mit ihm unzufrieden, weil er sich weigert, seine erhaltenen Informationen mit den Geheimdiensten zu teilen, da er einen Maulwurf in deren Reihen vermutet. Ebendies lenkt aber auch den Verdacht auf ihn selbst. In Amerika unterdessen macht sich Alan Drummond, ehemals Leiter der ultrageheimen Abteilung Tourismus innerhalb der CIA, extreme Vorwürfe,. weil er nicht verhindert hat, dass seine Agenten im Feld bis auf wenige ausgelöscht wurden. Er sinnt auf Rache und hat ja jetzt die Zeit dazu, da man ihn vor die Tür gesetzt hat. Er wendet sich an Milo Waever, der sich noch von der schweren Schussverletzung erholt, die ihm ein Moldawier beigebracht hat, der ihn für den Tod seiner Tochter verantwortlich machte. Doch der lehnt dankend ab und will sich künftig nur noch um seine Familie kümmern und nichts mehr mit der gefährlichen Arbeit zu tun haben. Doch Drummond gibt nicht auf. Er verwickelt Weaver dennoch in die Sache, indem er sich in London unter einem von dessen (verbrannten) Decknamen in ein Hotel einmietet und danach einfach verduftet. Jetzt sind aller Augen plötzlich wieder auf Milo Weaver gerichtet und er muss sich auch bald Gedanken um die Sicherheit seiner Frau und Tochter machen, als Agenten aus dem Ausland auftauchen und ihn nicht nur überwachen, sondern mit Fragen über seine Pläne oder die seiner ehemaligen Kollegen belästigen. Egal, wie oft er seinen Ausstieg beteuert, man glaubt ihm nicht. Es kann nur noch versuchen, Drummond von seinem Vorhaben abzubringen.

"Die Spinne" setzt direkt am Vorgänger "Last Exit" an und obwohl man später zumindest kleinere Rückblenden mit vergangenen Ereignissen serviert bekommt, wäre es günstig diesen und des erste  Buch "Der Tourist" zu kennen, denn sonst fällt der Einstieg unheimlich schwer und man hadert mit dem Gelesenen, weil  man lange keinen Zugang dazu findet. Und auch im Fortgang des Geschehens ist durchaus ein gewisses Maß an Konzentration erforderlich, um bei den vielen Handlungssträngen, Rückblenden und der großen Menge an beteiligten Figuren den Überblick zu behalten. Nichts ist so, wie es scheint und keiner so richtig loyal. Da wird gelogen und betrogen, wie man es nur aus der hiesigen Politik kennt, da wird das Fähnlein nach dem Wind geschwenkt und nur der eigene Vorteil gesucht. Olen Steinhauer hat einen emotionalen und komplexen Spionagethriller geschaffen, der nur über einen geringen Actionpart verfügt und der erst in verschachtelten Kapiteln nach und nach ein perfides Spiel aufdeckt. Doch das fieseste Stück ist das Ende, wenn noch Fäden offen sind und keiner mehr weiß, wer was warum getan hat und wieso es all diese Toten gab. Angeblich auch der letzte Einsatz von Milo Weaver. Mal sehen, was es von Olen Steinhauer noch zu erwarten gibt auf dem deutschen Markt, denn er hat noch einige Werke im Köcher, die es bisher nicht bis zu uns geschafft haben. 490 Seiten.

Jerry Garcia



Ilkka Remes. Der deutsche Innenminister wird in Finnland ermordet, mysteröses Frachtgut befindet sich auf dem Weg nach Berlin, eine Molekularbiologin entwendet genmanipulierte Viren aus einem Labor in Moskau - und das ist erst der Anfang der größenwahnsionnigen Operation des russischen Mafiabosses Rem Granow. Kann es Kommissarin Johanna Vahtera mit diesem scharfsinnigen, eiskalten Menschen aufnehmen?

Der Sohn des deutschen Innenministers wird in Finnland auf spektakuläre Weise entführt und danach die Forderung an den Vater gestellt, sich allein zu einem bestimmten Ort zu begeben. Der gehorcht und wird dann später völlig tot und ausgeblutet in einem Waldstück schön für seine einstigen Beschützer drapiert vorgefunden, während man seinen Sohn unverletzt regelrecht geliefert bekommt. Bei den Ermittlungen sollen die finnischen und deutschen Behörden zusammenarbeiten, doch der Informationsfluss bleibt einseitig, die Detuschen blocken. In der Zwischenzeit werden diverse Personen angeheuert, um mehr oder weniger wissend an einem großen Plan teilzuhaben und die Vorbereitungen für dessen Umsetzung zu treffen. In Russland werden genmanipulierte Viren entwendet, andernorts unterschiedliche Gerätschaften gestohlen und über Grtenzen hinweg nach Deutschland geschafft, ein Reporter angeheuert, der für eine Werbefirma einen Clip drehen soll, der aufgemacht ist, wie eine echte Nachricht. Die Kommissarin Johanna Vahtera auf finnischer reist  nach Deutschland, um in Berlin endlich mehr Unterstützung in der Angelegenheit einzufordern, während nahe der Hauptstadt eine Privatmaschine abstürzt,wobei es nach den Bergungsarbeiten plötzlich etliche Krankheitsfaälle gibt. Nach und nach beginnen die Ermittler die Zusammenhänge zu erkennen, doch längst nicht, wer hinter der Angelegenheit steckt oder was das Motiv ist.

Illka Remes entwickelt ein zumindest teilweise realistisches Szenario (übrigens wird der Begriff "Blutglocke" im Verlauf des Romans erklärt), wie man einen Staat mit einigen Millionen und cleverem Einsatz unterminieren kann. Dabei lässt er sich über die Unzulänglichkeiten der USA in Politik und Gesellschaft aus, deren Streben auch in den Medien und Nachrichten nur auf seichte Unterhaltung statt auf ernsthafte Auseinandersetzung mit Geschehnissen ausgerichtet ist und dass diese Welle der Ignoranz auch nach Europa rübergeschwappt ist. Die Politik wird schon fast einheitlich als egoistisch und nur am eigenen Machterhalt interessiert dargestellt und schon weitab vom eigentlichen Auftrag, dem Volke zu dienen. Diese Voraussetzungen nutzt er dazu, seine Handlung einzuflechten und eine Bedrohung zu kreieren, die dann wie geschrieben durchaus machbar wäre. Seine Protagonisten lässt er dabei bis auf Johanna nur oberflächlich erscheinen, während er sich der Kommissarin und ihrer Probleme näher annimmt. Einsam, etwas zickig, aber dem Beruf verschrieben, der Mann von der TERA - Timo Nortamo - bleibt wie die meisten anderen Figuren nur am Rande existent und hat wenig Einfluss auf die Ermittlungen. Im Gegensatz zu "Ein Schlag ins Herz" sind hier die Geheimdienste eher aussen vor und es geht eher über die polizeiliche Schiene, dies aber spannend und intensiv, verlangt einige Aufmerksamkeit beim Lesen, auch weil viele Personen auf unterschiedlichem Terrain in diversen Ländern aktiv sind. Intelligenter Thriller, der gut unterhält, mit einer kleinen Wenung aufzuwarten weiß und den guten Ruf des Autors nur bestätigt. 475 Seiten.

Jerry Garcia



Brian Keene. Fünf geheimnisvolle Geschöpfe statten Brinkley Springs einen Besuch ab. Vor Jahrhunderten wurden sie aus den Schatten geboren, einzig, um zu zerstören...zu töten...zu fressen. Sie bringen Terror und Blutvergießen. In dieser Nacht wird die Stadt nicht länger so still sein. Schreie werden durch die Finsternis hallen. Aber wird sie noch irgendwer hören können?

Freie Natur, idyllische Wälder - plötzliche Stille, als sich fünf Krähen auf den Verstrebungen eines Strommastes niederlassen. Dann verliert einer der Vögel eine Feder. Sie trudelt zu Boden und Unheimliches geschieht. Umgeben von Bergen und bewaldeten Abhängen ruht im Tal das Städtchen Brinkely Springs. Leider ist die Atmosphäre im Ort wenig heimelig, da man ihm den langsamen Niedergang schnell ansieht. Zerfallende Häuser, nur noch wenige Einwohner, die zumeist außerhalb arbeiten, so sie denn überhaupt Arbeit haben und die Jungen wollen nach ihrem Schulabschluss das Kaff so schnell es geht verlassen. Keiner von den Verbliebenen ahnt, was auf sie zukommt. Denn wo sich die Krähen versammelt hatten, erheben sich plötzlich fünf dunkle Gestalten. Die Natur hält den Atem an und die Fauna begeht kollektiven Selbstmord. Gegen Abend ziehen die düsteren Gesellen Richtung Ortschaft. Dort sitzt der alte Axel und betrachtet an seinem Lebensabend das Städtchen, in dem er seine gesamte bisherige Zeit verbracht hat, während andernorts die Dorfjugend unterwegs ist oder einer sich wieder auf den Weg begibt, das Drama hinter sich zu lassen. Auf einmal fällt der Strom aus, Brinkley Springs sitzt im Dunkeln ohne jegliche Verbindung zur Außenwelt. Automotoren streiken, Telefone funktionieren nicht. Angst macht sich langsam breit und bald schon ereignet sich der erste Todesfall. Immer mehr schrille Schreie gellen durch das Dunkel der Nacht und auch der durchreisende Levi erwacht aus seinem tiefen Schlaf, als das Grauen seinen Anfang nimmt. Er hütet ein Geheimnis, das er jetzt wohl oder übel lüften muss, wenn er sich und einige Stadtbewohner retten will.

"Eine Versammlung von Krähen" ist kein Erfahrungsbericht über eine Bundestagssitzung, sondern der neue Roman von Brian Keene, den man für satte 13,95 Euro beim Festa-Verlag erwerben kann und dafür ein Buch erhält, das sofort einen kalten Schauer des Entsetzens über den Rücken des geneigten Lesers kribbeln lässt - und das bis dahin ohne Blutvergießen. Gekonnt, Herr Keene. Ohne große Umschweife wird die beklemmende, beängstigende Atmosphäre geschaffen, die sich die gesamte Handlung hinweg, die nur jene eine Nacht dauert, hält. Kurz und knapp werden die Protagonisten und Hauptcharaktere vorgestellt, ohne allzusehr in die Tiefe zu gehen und dann ist es aus mit gemütlich. Brian Keene drückt immer mehr aufs Tempo, rückt dabei seine Lieblingsthemen Religion und andere Glaubensgemeinschaften sowie Paralleluniversen in den Vordergrund, während die Bewohner von Brinkley Springs nach und nach einen grausamen Tod sterben. Neben den nicht plakativ oder provozierend ausgebreiteten Gräueltaten lässt es sich der Autor auch nicht nehmen, auf seine Favoriten in Musik (Blue Öyster Cult, AC/DC) oder auf Kollegen (Bryan Smith, Zane Grey, Ray Slater aka Joe R. Lansdale) hinzuweisen und mit der einen oder anderen Zutat zu seiner Geschichte an Stephen King zu erinnern. Im normalen Maß blutige Entsetzensmär, die sehr flott, rasant und extrem unterhaltsam daherkommt und die man fast in einem Rutsch durchlesen kann. Wer schon Bücher von Brian Keene kennt (von denen auch einige hier erwähnt werden), dürfte keine Überraschung erleben, wird aber mit dem Gebotenen wie bisher sicher zufrieden sein (außer man konnte bis jetzt so rein gar nichts  mit ihm anfangen). Gute Lektüre, empfehlenswertes Buch. 345 Seiten.

Jerry Garcia



Taylor Stevens. Vor acht Jahren wurde die fünfjährige Hannah entführt. Seitdem erlebt sie in der christlich-fundamentalistischen Sekte der Erwählten die Hölle auf Erden. Um die Spur des kleinen Mädchens zu verwischen, reisen die Anhänger des sogenannten Propheten unaufhörlich von Land zu Land. Doch Hannah ist nicht vergessen, und eine Gruppe von Sektenaussteigern hat endlich einen Hinweis auf den Verbleib des Kindes erhalten. Sie wird in Buenos Aires festgehalten. Doch das Netz der Erwählten ist feingesponnen, sie zu infiltrieren ist noch nie gelungen. Bei der Suche nach ihrer Tochter haben die verzweifelten Eltern nur noch einen Trumpf in der Hand: Vanessa Michael Munroe.

Logan reist nach Marokko, um die sich dort aufhaltende Munroe um einen Gefallen zu bitten. Er möchte, dass sie im Auftrag ehemaliger Sektenmitglieder, davon eine ehemalige Bekannte von ihm, das Mädchen Hannah aus der Gewalt ihrer Entführer befreit. Trotz der geringen finanziellen Unterstützung durch ihre Auftraggeber reist Munroe  nach Buenos Aires - im Schlepptau Logan sowie Heidi und Gideon. Ebenfalls mit von der Partie ist Miles Bradford, ein privater Sicherheitsberater und Freund von Munroe. Nach und nach ermitteln sie den Aufenthaltsort bzw. die Oasen der Gruppe, wobei es nachts zu einem Zwischenfall kommt, bei dem Munroe mitansehen muss, wie ein junges Mädchen verkauft wird. Sie tötet Käufer und Verkäufer und bringt das Kind in ein Kloster, bevor sie sich wieder ihrer eigentlichen Aufgabe widmet. Es gelingt ihr dann auch, sich in die Nähe von Hannah zu begeben, doch die wird plötzlich weggebracht. Sie ist nun in den Händen von einer einflussreichen argentinischen Mafiafamilie, die die Erwählten unterstützt. Ein neuer Plan muss her. Munroe und Bradford kidnappen ihrerseits das Mädchen, doch dabei wird Munroe gefangengenommen. Sie kann sich befreien und lässt eine Menge Leichen zurück, muss jetzt aber zusehen, wie sie ohne Papiere das Land verlassen kann.

Der zweite Mission Munroe-Roman braucht einige Zeit, um so richtig in Fahrt zu kommen. Taylor Stevens nimmt sich die Zeit, das Dilemma ihrer Heldin, die Nachwirkungen der grausamen Vergangenheit ausführlich zu beleuchten und ihre Probleme im Umgang mit anderen Menschen, ihre innere Unruhe, ihre Neigung zu unverhältnismäßigen Gewaltausbrüchen, ihren Albträumen. Einen weiteren Teil des Geschehens nimmt die Planung der Infiltrierung der Sekte in Anspruch, bevor die ersten Spannungsmomente sich langsam einstellen. Im Vergleich zum Erstling "Die Touristin" geht hier alles mit deutlich gebremstem Schaum vor sich, wird die Sektenproblematik und der entweder sensationsgierige oder gleichgültige und verständnislose Umgang der Öffentlichkeit thematisiert, bevor im letzten Drittel dann Munroe richtig vom Leder zieht. Als Fazit bleibt für mich bei "Die Sekte" eher Mittelmaß mit Hoffnung auf mehr Speed im dritten Buch "Die Geisel", da ja vermeintlich jetzt alle bremsenden Klippen umschifft sind. Rund 470 Seiten.

Jerry Garcia



Daniel Suarez. Blutiger Drohnenangriff auf eine Pilgerstätte im Irak. Ein weiterer Angriff trifft eine kalifornische Universität. Die Biologin Linda McKinney ahnt nichts davon: Sie erforscht gerade eine besonders aggressive Spezies afrikanischer Ameisen, als sie mitten im Dschungel gekidnapped wird. Ihr Entführer heißt Odin, und er hat ihr offenbar das Leben gerettet. Wer sind die Mächte, die Lindas Forschungen zur Schwarmintelligenz unterdrücken wollen? Während sich in den USA grauenhafte Bombardements häufen und in den hintersten Winkeln des Planeten Millionen fliegender Tötungsmaschinen vom Band laufen, macht sich das Team um Odin und McKinney daran, die Menschheit vor der Vernichtung durch ihren eigenen Fortschritt zu retten.

Die Techniker und Drohenlenker in ihrem klimatisierten Kabuff beobachten, wie eine Drohne mit US-Wappen etliche Hellfire-Raketen mitten in die Prozession von Pilgern bei einer Stätte im Irak feuern, die hunderte Menschenleben fordert. Die Schuld liegt sofort bei den Amerikanern, die daraufhin von den anderen Nationen für diesen Akt der Brutalität geächtet werden. Doch die Drohne war fremdgestuert. In den USA sitzen einige Forscher einer Universität zusammen, um ihren Erfolg zu feiern, den sie mit einer Präsentation erreicht haben, während draußen vor dem Fenster im idyllischen Wald Vögel und Raben ihr Treiben ungerührt fortsetzen. Dann platzt die Nachricht herein, dass die Errungenschaften schon im Internet veröffentlicht sind. Sie wurden verraten oder ausspioniert. Als einer der Männer herausbekommt, wo die Quelle des Verrats sitzt und ein Treffen einberuft, werden allesamt von einer Explosion getötet. In Afrika studiert die Forscherin Linda McKinney gerade das Schwarmverhalten der aggressiven Weberameisen, als sie gerade rechtzeitig von Odin vor einem Anschlag gerettet wird. Dieser hat nebst zwei Raben eine illustre Truppe um sich versammelt, die die Anschläge aufklären soll. Zu diesem Zweck zwangsrekrutiert er McKinney, die mit ihren Ergebnissen und ihrem Wissen die geheime Aktion unterstützen kann. Man eröffnet ihr, dass ihre Erforschung der Schwarmintelligenz zusammen nit der Visuellen Intelligenz der getöteten der Universität für die Attentate missbraucht wurde. Man bringt sie in eine Einrichtung, in der das Equipment der sogenannten Activity lagert, doch sie misstraut deren Worten und sie kann flüchten, was sich als kein Ruhmesblatt für die spezielle Einheit darstellt. Natürlich wird sie wieder eingefangen und dann nicht mehr aus den Augen gelassen. Doch auch ein Standortwechsel in ein sogenanntes sicheres Haus bringt eben keine Sicherheit. Sie werden von einem tödlichen Schwarm von Einwegkillerdrohnen angegriffen und das fordert Opfer, bevor sie flüchten können und sich zum Gegenschlag wieder sammeln. Sie finden Mittäter der Organisation, die hinter der Sache steckt, dazu neue Spuren und müssen eine weitere heftige Attacke wegstecken. Dann herrscht Klarheit über das künftige Operationsziel des Gegners und erhalten Erkenntnisse über den Plan, neuartige Kriege zu schüren, dei dem militärisch-industriellen Komplex neue Gewinne generieren und den Überwachungsfanatikern neuen Pfrümnde für den Ausbau ihrer Technologie bringen sollen. Es bleiben nur wenige Stunden, um eine Katastrophe zu vereiteln.

Daniel Suarez hat sich eines Themas angenommen, das derzeit auch hierzulande recht populär ist (Wenn auch eher unrühmlich und peinlich, wenn man sich die Steuergelderverschwendung ansieht. Jeder kleine oder größere Steuersünder wird angeklagt und der Staat betätigt sich bedenkenlos als Hehler beim Ankauf gestohlener Daten, doch solche Steuersünden werden nicht verfolgt, obwohl viel umfangreicher.): Überwachung und Kriegsführung durch Drohnen. Nicht nur, dass durch den fast schon missionarischen Glauben an die scheinbar unfehlbare Überlegenheit der Technik wertvolle Informationen verloren gehen, die früher durch menschliche Aufklärung erhalten wurden, die Technik auch weiterhin nicht ersetzen kann, sondern auch, dass die Drohenlenker in ihren Arbeitscontainern das Ganze nur noch als Videospiel an einem übergroßen Bildschirm wahrnehmen und gar nicht wissen, was für ein Leid sie verursachen und abwertend von Death TV sprechen, wenn sie wieder eine Drohne ins Ziel lenken. Kollateralschäden? Werden billigend in Kauf genommen, trifft ja nur die Anderen. Die beiden Hauptfiguren von Daniel Suarez bekommen einen etwas ausführlicheren Hintergrund spendiert, wobei speziell McKinney als Patin eines afrikanischen Waisenjungen für die menschlichen Züge der Operation stehen soll. Doch der scheint nur als Alibi herhalten zu müssen, da sie nach ihrer Entführung und der weltweiten Bedrohung bestenfalls einmal an den Jungen denkt. Man sollte meinen, dass die Dame nach ihren Abenteuern und der Explosion in Afrika doch wissen möchte, wie es dem Burschen geht. Nix da. Natürlich kommt auch Daniel Suarez nicht ohne Klischees aus, von denen das der erst widerwilligen Partner, die dann zu einem Paar werden, das hervorstechendste ist. Nebenbei mokiert sich McKinney über die Rolle der Frau in den Nachrichtensendungen, bei denen schnuckelige Modelmäuse die blöden Fragen an den männlichen Chefmoderator stellen, um sich sowie das Publikum von dem dann schlau machen zu lassen. Im Laufe der Zeit bzw. Verlauf der Handlung erfüllt sie selbst bis auf Ausnahmen auch ebendiese Rolle, die ihr so zuwider scheint. Nach der fulminanten Einleitung wird das Ganze erst einmal zur Erklärmaschine über die neuesten Entwicklungen, die, da viele, ja die meisten von ihnen schon tatsächlich existieren, ziemlich erschreckend sind und welche Zusammenhänge sich daraus ergeben. Doch durch z. B. die Flucht oder andere Geschehnisse entwickelt sich keine Langeweile beim Leser und das Tempo wird nicht ausgebremst. Die Kritik an der heutigen Welt der Medien beschränkt sich  nicht nur auf die Rolle der Frau in den News, sondern auch auf die sogenannten Beeinflussungsoperationen, wo nur verbreitet wird, was genehm ist oder diverse Vorkommnisse bagatellisiert werden. Gemeinsam mit der nicht wirklich neuen Erkenntnis, dass Medeen, Wirtschaft und Konzerne längst eigene Wege gehen und die Regierungen und Politiker bestenfalls noch (gut bezahlte?) Erfüllungsgehilfen sind, wirft der Autor nach "Daemon" und "Darknet" kein allzu schönes Bild der ach so "schönen, neuen Welt" auf, in der die Bevölkerung bestenfalls als Statisten und Melkkühe auf der Weide ihr Dasein fristen darf. Das Kapital regiert die Welt. Kriege werden aus Gewinnsucht geführt, Revolutionen aus denselben Gründen angezettelt oder niedergeschlagen, Menschenrechte ausser Kraft gesetzt, humanitäre Projekte nur dem Gewinnstreben untergeordnet (Medizin mal als Beispiel genannt. Krankheiten in Afrika, gegen die es Mittel geben würde, werden nicht behandelt, weil die Herstellung der Medikamente aufgrund der Unwirtschaftlichkeit im schwarzen Kontinent nichts bringt.) Auch die Nachrichtenwelt (TV oder auch die berühmte und bekloppte Boulevard-Presse) und das Internet kommen nicht wirklich gut zu Geltung, da diese mittlerweile in beiden Fällen dazu verkommen sind, populäre Botschaften in den Vorergrund zu rücken, während weniger populäre im Vergessen versinken und unterdrückt werden. So kommen statt bedeutsamen Themen diverse Spacken, Müll-TV, geistig unterbelichtete It-Girls zu ständigen Ehren, wo echte Information angebracht sein sollte. Auf die Art konnte sich sogar Al Kaida in Richtung einer Marke entwickeln und vermarkten. Eigentlich unfassbar. Dazu kommt noch die Parallele zu Aussagen des Autors Anders de la Motte, der ja schon deutlich skizziert hat, wie im Internet Meinung gemacht wird. Ganze Horden bezahlter Trolle sorgen durch positive Berichte dafür, dass negative Meinungen so weit in den Hintergrund gerückt werden, dass sie in den Suchmaschnen erst spät oder fast gar nicht mehr auftauchen - und diese Horden werden mittlerweile durch Programme ersetzt, die sich über Facebook, Twitter, kommerzielle Foren, die sich mit Werbung finanzieren oder auch kommerzielle Blogs (Glücklicherweise ist Cheffe Shane Schofield stolz darauf, seinen Blog frei von jedem äußeren Einfluss zu führen (schlimm genug, dass er mich fabulieren lässt), sonst wäre dies bestimmt meine letzte Rezi.), massenweise Fake-Accounts einrichten und Meinungen in der Art verbreiten, dass man das gewohnte Phänomen des "was alle gut finden, muss auch gut sein" zu eigenen Gunsten ausnutzen kann. Auftraggeber für so etwas sind Regierungen, Firmen, Großkonzerne, Autoren usw. Nicht jede Rezi, die man liest, ist wirklich echt (So, jetzt überlegt mal, ob man an mein Geschmiere nun glauben kann oder nicht.), sondern nur eine Manipulation oder Beeinflussungsoperation. Das gilt auch für Politik. Die nutzt das auch gerne für sich, ob es da nun um Arbeitslosenzahlen oder die Globale Erwärmung geht. Abgesehen von diesen vielen Punkten ist "Kill Decision" mit etlichen rasanten Actionelementen angereichert, aber nicht überhart oder gar brutal. Das eine oder andere Klischee verirrt sich in die Handlung, die trotz wissenschaftlicher Anteile leicht zu verfolgen und flott zu lesen ist. Hier trifft intelligente Story mit eingeflochtenen Bildungsanteilen Action, was an sich schon selten ist. Noch seltener ist nur, dass solche Werke auch in meinem Portfolio zu finden sind. Wer also Michael Crichton mit seinen fundierten Unterhaltungsbildungsromanen zu schätzen wusste, sollte bei Daniel Suarez zugreifen. Und ganz allgemein sollte man künftig vielleicht noch mehr überlegen, welchen Mist in Wort oder Schrift in TV, Presse oder Internet man glauben will oder nicht. Rund 490 Seiten.

Jerry Garcia



Graham Brown. Der amerikanische UN-Botschafter erhält einen Brief, der mit einem unbekannten Virus verseucht wurde. Auf dem Umschlag findet man die Fingerabdrücke eines Genetikers - und bald darauf in Paris die grausam verstümmelte Leiche des Mannes. Kurz vor seinem Tod sandte der Wissenschaftler eine verzweifelte Bitte um Hilfe an den ehemaligen CIA-Agenten Hawker. Der setzt alles daran, die Mörder seines alten Freundes zu finden. Hawkers Hetzjagd führt ihn von Frankreich über Beirut bis in die erbarmungslose iranische Wüste. Wo eine mysteriöse Sekte Pläne verfolgt, die der Menschheit ein neues Eden bescheren könnten - oder aber die Hölle auf Erden.

Die stellvertretende UN-Botschafterin der USA öffnet am frühen Morgen einen Brief, der sie mit einem Virus infiziert und zusammenbrechen lässt. Natürlich läuten jetzt alle Alarmglocken, besonders, weil ein beiliegender Brief noch viel schlimmere Ausbrüche androht. Man holt Danielle Laidlaw vom NRI hinzu und als der Wissenschaftler Ranga Milan dem Ex-Agenten Hawker einen Hilferuf zukommen lässt, will der ihn aufsuchen, findet ihn aber in Frankreich nur noch ermordet vor. Als er in der Sache zu ermitteln beginnt und mit Laidlaw zusammen dessen Wohnung und Labor betritt, werden sie von Fremden angegriffen und das Labor gesprengt. Milan hatte es mit Sprengfallen versehen, da er einen Anschlag auf ihn und seine Forschungen vermutete. Nach einer Verfolgungsjagd auf der Seine können einige der Angreifer entkommen. Doch kleine Hinweise führen zu einer Auktion in Beirut, die Laidlaw besucht und einer Veranstaltung in Dubai, wo sich Hawker einschleicht. In beiden Fällen werden Anschläge auf die Teilnehmer verübt. Laidlaw kann sich retten und in Dubai kann auch Hawker Sonia, die Tochter von Ranga, vor Schlimmerem bewahren. Es kristallisiert sich heraus, dass sie in den Iran müssen, um die Hintergründe der Forschungen aufzudecken, das Vorhaben der Sektierer zu unterbinden und zudem noch die Schwester von Sonia zu retten. Sie finden auch den Ort, der die Antworten liefern soll, werden aber von etlichen Söldnern angegriffen. Bei den folgenden Kampfhandlungen wird Sonia gefangengenommen, während Laidlaw und Hawker entkommen können. Gemeinsam mit ihrem Verbündeten Keegan machen sie sich auf, die Frau zu befreien und Welt vor einer üblen Bedrohung zu bewahren.

Graham Brown hat ja mit "Black Rain" und "Black Sun" ordentlich vorgelegt, bevor er sich auch in die Dienste eines Clive Cussler begab, um für den an den NUMA-Files zu arbeiten. Auch in den beiden vorherigen Romanen waren Laidlaw und Hawker die Protagonisten und haben sich nach und nach zusammengerauft und ein Pärchen gebildet, was jetzt zumindest als Ausgangslage für etwas oberflächliche Eifersüchteleien durch Laidlaw dient, der die Vertrautheit zwischen Hawker und Sonia nicht passt. Sehr viel mehr wird den Protagonisten an Hintergrund auch nicht zugestanden, der Rest der Handlung beschränkt sich auf die Ermittlungsarbeit und Hatz durch die Welt, gepaart mit diversen Actionszenen, die aber sehr klischeehaft daherkommen. Wer sich von Clive Cussler gut unterhalten fühlt, macht bei dieser Lektüre auch  nichts falsch. Anspruchslose Unterhaltung mit Actionsequenzen gewürzt, die aber wenig originell oder allzu temporeich sind. Alles irgendwie schon mal gelesen oder gesehen, mal besser, aber auch schon schlechter. Passt so in die Schnittmenge von Steve Berry und den vielen "Bibelauslegern", die sich mit der Wissenschaft und der neuen Deutung der Bibel zum Zwecke der Unterhaltung beschäftigen. Seichtere Diskussionern zu Religion und ihrem Wahrheitsgehalt sind relativ kurz gehalten und hemmen den Lesefluss der recht simpel verfassten Story nicht. Nichts Neues auf dem Markt, aber wenigstens einigermaßen unterhaltsam. Und der Klappentext ist mal wieder recht lieblos und fehlerhaft hingerotzt. 480 Seiten.

Jerry Garcia



Urban Waite. Phil Hunt züchtet Pferde in der Nähe von Seattle und verdient sich ein Zubrot mit Drogenschmuggel für alte Bekannte. Sein neuester Auftrag geht jedoch völlig schief. Die Bergung der 200 Kilo Kokain an der kanadischen Grenze wird von dem ehrgeizigen Provinzsheriff Bobby Drake vereitelt - mit fatalen Folgen. Denn der psychopathische Auftragskiller, der die Drogen wiederbeschaffen soll, verliert mehr und mehr die Kontrolle über sich und steigert sich in einen wahren Mordrausch hinein.

Aus einem nächtlichen Aufstieg zu einem Tal in den Bergen, wo man aus einem Flugzeug abgeworfene Drogen bergen und zum nächsten Empfänger bringen soll, wird ein Fiasko. Der Deputy-Sheriff Drake wurde anhand eines im Wald geparkten Wagens in der ländlichen Gegend misstrauisch und mach sich auf die Suche. Er findet Phil Hunt und seinen jungen Begleiter und versucht sie zu stellen. Hunt flieht, der Begleiter wird von Drake erschossen. Der Deputy schafft die Ware ins Tal und informiert die DEA, die ihren Mann Driscoll schickt, der auch den zweiten Mann fassen will. Was sie nicht ahnen, ist, dass die Hintermänner über ihren Mittelsmann, einen Anwalt, den Killer Grady auf Hunt angesetzt haben. Dieser Grady überschreitet nach und nach die Grenze zum Wahnsinn und murkst zwischendurch noch eine Vietnamesin ab, die gerade via Kanada Richtung Seattle unterwegs ist und in ihren Eingeweiden Drogen für rund 90.000 Dollar transportierte. eigentlich sollte er das Mädchen sowie eine zweite, die nicht auftauchte, bei seinen Bossen abliefern. Indes macht Hunt mit seinem Kumpel Eddie, der ihn zu diesem Nebenjob angeheuert hatte, einen Deal, dass er eine weitere Lieferung entgegennimmt und damit beweist, dass er weiter vertrauenswürdig ist. Diese zweite Lieferung ist das Mädchen, das zuvor mit ihrer Freundin nicht auftauchte. Doch bei der Übergabe sitzt Grady schon im Hinterhalt und versucht Hunt zu erledigen. Er versagt und muss sich nun auf dessen Spur setzen. Auf dieser befinden sich auch Driscoll und der Deputy - und jetzt auch die Vietnamesen.

Der Beginn des Buches hat mich fast dazu verleitet, die Lektüre abzubrechen, zu sehr versucht Urban Waite hier literarisch hochwertig daherzukommen, die ständig übers Leben und Dasein sinnierenden Figuren ermüden eher als dass sie interessieren. Doch je weiter man mit der psychologischen Sezierung des Innenlebens und das Kampfes der Männer mit ihren eigenen Fehlern und Versagensängsten fortschreitet, umso mehr wird man von der Geschichte gefangen, die mit der Zeit auch auf Actionelemente setzt. Die Protagonisten bekommen Tiefe, während die Gewaltorgie dialogfrei einsetzt und mit dem Auftauchen des Killers Erinnerungen an "No country for old men" wachwerden lässt. Andere Location, aber ähnliche Atmosphäre. Direkt und ohne viel Schmacht, dennoch teilweise anrührend, aber ohne das gewohnte Happy-End, sondern mehr ein versöhnlicher Schluss ohne viel Pathos. Psychologischer Tiefgang trifft Action und macht den grüblerisch-harten Thriller nicht nur zu einem erstklassigen Debüt, sondern auch zu einem entgegen der Anfangserwartungen hervorragenden Actionroman mit Perspektive und weitab von der üblichen Actionliteratur. Bald erscheint von Urban Waite "Wüste des Todes". Ist für mich schon sicher vorgemerkt. Und wer C. McCarthy zu schätzen wusste, kann hier ebenfalls zugreifen, auch wenn dessen Qualität nicht ganz erreicht wird. Auf jeden Fall keine Allerweltsware. 360 Seiten.

Jerry Garcia



Jack Cannon. Eine Serie von heimtückischen Morden erschüttert New York. Fast immer sind es attraktive blonde junge Frauen, die aus dem Hinterhalt erschossen werden. Sergeant Joe Ryker erhält den Auftrag, den Mörder unschädlich zu machen. Seine Ermittlungen lassen ihn bald vermuten, dass der offenbar geisteskranke Heckenschütze sein blutiges Handwerk in Vietnam gelernt hat. Hart und skrupellos wie sein Gegner nimmt Ryker den Kampf auf. In den Slums der Riesenstadt kommt es zu einem gnadenlosen Duell.

Der erste Mord, der sich zu einem Massenmird ausweitet, nachdem das Auto der Getöteten auf die Fahrbahn unter der eigenen stürzt, stellt die Ermittler noch vor ein Rätsel. Aber bald geht ihnen auf, dass sie es mit einem Killer aus dem Dunkeln zu tun haben. Doch Ryker erkennt ein Muster und lässt sich alte Armeeakten bringen, vergleicht einen Teilfingerabdruck den sie gefunden haben und lässt zwei junge Zeugen den Täter identifizieren. Doch der ist nicht leicht zu fassen, er hat sein Handwerk in Vietnam gelernt; nicht nur das Töten als Scharfschütze, sondern auch das Täuschen und Tarnen. Als Ryker ihm dennoch zu nahe kommt, verlegt er sich von Blondinen auf Polizisten und da er ein Nachtsichtgerät benutzt, das die Regierung für geheim erklärt hat, mischt sich noch das FBI wegen der nationalen Sicherheit ein. Jetzt heißt es Ryker gegen alle. Die Regierung bekommt ihr Nachtsichtgerät und um zu vertuschen, dass so etwas Geheimes in die Hände eines Killers geraten kann, werden alle zum Schweigen vergattert und der Killer kommt nur in die Klapse, statt auf einen Prozess wegen der Morde zu warten. Bloß kein Aufsehen. Doch Ryker gibt nicht auf und hat eine Idee.

Jack Cannon ist bekannter unter dem Namen Nelson DeMille und hat die Ryker-Reihe in den späten 80-ern und frühen 90-ern mit insgesamt sechs Romanen verfasst. Sein Protagonist Joe Ryker ist eine Art Harry Calahan, nur "dirtier". Saufen, qualmen und Nutten gratis vögeln kommt noch hinzu. Er ist desillusioniert, geschieden, hasst im Prinzip alle Menschen, wühlt nur im Dreck der Großstadt und mit ihm ist nicht leicht auszukommen und er hat einen ähnlichen Partnerverschleiß wie einst Calahan. Er ist ein grober Hund, maulfaul und nicht gut auf seine Vorgesetzten zu sprechen, er macht sich seine eigenen Regeln, wird von den Leuten - Zivilisten wie Cops - eher gefürchtet als geachtet und Zitat: Im Toreingang lag ein Besoffener, doch Ryker war zu müde, um ihn wegzutreten" Zitat Ende zeigt, von welch überaus friedvoller Natur der Sergeant ist. Insgesamt geht Jack Cannon wenig auf seine Hauptfiguren ein, die Charakterisierung des Killers und die Beweggründe für dessen Knacks und der Grund für die Blondinenvorliebe werden nur kurz gestreift. Das rund 150 dicht bedruckte Seiten lange Buch kommt ohne Problemgewinsel oder tiefgehende Psychogramme daher, sondern gibt eher dem knallharten Ryker eine Bühne nach eigenen Gesetzen zu kämpfen. Unterhaltsame Actionkost ohne Längen und lakonisch wie knochentrocken.

Jerry Garcia



Jack Cannon. Der grausame Mord, den Sergeant Joe Ryker und sein Assistent Peter Christie von der Kriminalpolizei New York aufzuklären haben, ist von ungewöhnlicher Natur. Eine Schauspielerin, die in einem kleinen theater des Stadtteils Greenwich Village eine der Hexen in Shakespeares Macbeth gespielt hat, wird, die Brust von einem Eichenholzpflock durchbohrt, in ihrer Wohnung aufgefunden. Der einzige Hinweis, über den Ryker verfügt: Ein riesiger Mönch in Kutte und Kapuze soll der Schauspielerin in der Mordnacht nach der Vorstellung gefolgt sein. Die äußeren Umstände der Tat deuten auf einen Ritualmord hin, auf Teufelsaustreibung.

Ryker lümmelt sich verkatert an seinem Schreibtisch rum, als er den Auftrag erhält, den neuesten Mord zu bearbeiten. Gewohnt rüde geht er vor und schon nach kurzer Zeit hat er von zwei Kleinganoven eine brauchbare Aussage zum Täter. Leider weiß aber niemand, wo sich dieser aufhält, was Ryker wiederum stinkt. Und wenn er sauer ist, muss er sich abreagieren. Was liegt da näher, als ein paar vermeintliche Zeugen zu striezen. Doch bevor er zu weit geht, kommt der zweite Mord dazwischen., Wieder eine Schaupielerin, die eine Hexe darstellte. Doch diesmal gibt es eine Zeugin: Die Tote hatte eine Mitbewohnerin und wurde vor der Tat niedergeschlagen und hat wohl nur überlebt, weil der Täter bei seiner Arbeit durch Nachbarn gestört wurde und übers Fenster auf der Notleiter abhaute. Durch die erfährt Ryker von einem Hexenzirkel und Satanskult, der sich in der Stadt ausgebreitet hat und die beiden Frauen waren dort Mitglieder. Schnell ist ein Plan zurechtgeschustert, dass man die nächsten Hexensabbate in der Zeitung groß ankündigt und auch Zeit und Ort nennt sowie ein Polizistenpärchen dort einschleust. Wenig überrascht stellt Ryker fest, dass einige Honoratioren der Stadt sich an diesem Vergnügen beteiligen. Aber mit dem blutigen Verlauf des Sabbats hat er nicht gerechnet. 

Wie schon "Der Heckenschütze" ist auch "Der Hammer Gottes" nicht auf literarische Weihen ausgelegt. Ich vermute, dass sich Nelson DeMille als Jack Cannon einfach von der Erwartungshaltung nach Werken wie "Die Kathedrale" befreien und schlicht mal ordentlich auf die Kacke hauen und einen eher unsympathischen Protagonisten in den Mittelpunkt stellen wollte. Das Ganze garniert mit Gewalt und hier auch einer deftigen Portion Sex. Hätte er in den beiden Punkten noch etwas expliziter draufgehalten, wäre das der beste Laymon gewesen, den ich je gelesen hab. Gerade zum Ende hin wird mit Blut, Sex und Gewalt nicht gespart und Ryker wäre nicht Ryker, wenn er dem Recht wieder auf seine Art Geltung verschaffen würde.Die rund 155 Seiten eignen sich nicht zur großen Charakterzeichnung und auch die Beweggründe des Mönchs werden wie schon beim Heckenschützen nur kurz gestreift. Und Ryker hat nach den Geschehnissen aus seinem vorherigen Fall scheinbar Narrenfreiheit, da er das große Stühlerücken in den oberen Etagen bis runter zum Captain unbeschadet überstanden hat. Er wusste bzw. weiß einfach zuviel über die fehlerhaften Befehle und Anweisungen der Chefs. Und da er sich nichts entgehen lässt, findet er auch in diesem Fall wieder etwas für seinen eigenen Nutzen. Eine schnelle, harte Story, einfach strukturiert, die sich auch ob der Kürze gut lesen lässt und den rabiaten Protagonisten trotz all seiner Mängel noch als einen der kompetenteren Polizisten dastehen lässt. An Humor hapert es und zwischenmenschliche Züge sind bei der Hauptfigur kaum auszumachen. Er ist bloß ein Sauhund mit Polizeimarke.

Jerry Garcia



Jack Cannon. In New Yorks Stadtteil Manhattan sterben nacheinander mehrere Prostituierte durch Heroin, das mit Strychnin gestreckt worden ist. Sergeant Joe Ryker, der mit der Aufklärung der Morde beauftragt wird, vermutet den Täter in Zuhälterkreisen und schleust seinen Kollegen Williston als Zuhälter, seine Assistentin Pamela York als Prostituierte in das Milieu ein. Aber dies hat furchtbare Folgen: Williston und Pamela müssen sterben, weil sie auf der richtigen Spur waren. Ryker nimmt sie auf, und sie führt ihn zu einem Geheimfahnder des Drogendezernats.

Benny Schwartz ist ein heruntergekommener Junkie mit großen Plänen. Er beschafft sich bei einem Jamaikaner, der die Stadt verlassen will und daher wenig zu befürchten hat, eine Menge Stoff und will ihn selber als Pusher unter das Volk bringen. Bald taucht die erste Leiche einer Nutte auf, in Qualen verkrampft tot auf ihrem Bett liegend. Ryker bringt den Luden der Frau auf seine unnachahmliche Art zur Mitarbeit, muss aber feststellen, dass es so nichts bringt. Also fordert er bei seinem Lieutenant Unterstützung an und bekommt Milliston und York, die sich in dieser Sorte Arbeit durch ihre Tätigkeit bei der Sitte und dem Drogendezernat auskennt. Dennoch verlaufen die Ermittlungen zäh und Ryker verliert langsam die Geduld. Also mischt er einen Trupp Zuhälter auf und verlangt von ihnen Informationen, erfährt dabei, dass inzwischen mehr als 35 Nutten draufgegangen sind, aber die meisten Morde nicht gemeldet wurden, sondern man die Leichen still und leise selbst entsorgt hat.

Der Klappentext ist mal wieder eine Klasse für sich. Nicht fehlerhaft wie heutzutage gewohnt, erzählt er den gesamten Inhalt bis hin zum Plot. Ansonsten hat Cannon/DeMille den Roman diesmal mit etwas grimmigem Humor gewürzt, wenn z.B. der Leichenbeschauer, der eine der Toten mit ihrer Spritze im Bein Dr. Needleman heißt oder Ryker einen der Zuhälter mal in Hollywoodmanier eine Tür aufbrechen lassen will. Ryker bleibt natürlich der Alte. Die neue politisch korrekte Gangart mit Rücksichtnahme auf Minderheiten und ähnlichem Politquatsch hat er nix am Hut. Ryker ist ein unverbesserlicher, unbestechlicher Sturkopf, der immer gerade seinen Weg geht, ein komisches Verhältnis zu seiner Ex-Frau hat, das als Running Gag ebenso romanübergreifend herhalten muss, wie seine "Ryker kann ..... (nach Gusto selbst auszufüllen) nicht leiden", und sich wenn er motiviert ist, in einen gemeinen Typen verwandelt - und wenn er gemein ist, will er Schädel einschlagen. Ryker ist oft motiviert. Am Ende von "Der weisse Tod" bekommt er ausnahmsweise sogar mal einen Klaps auf die Finger, nutzt die dadurch gewonnene Freizeit aber seiner Ansicht nach sinnvoll. Gewohnt grob und gegen Ende auch hart, flott und ohne großen Anspruch, aber wieder äußerst unterhaltsam Ryker bei seinem Kampf gegen das Verbrechen und Vorgesetzte sowie ein ruhiges Leben zu folgen.  155 Seiten.

Jerry Garcia



Jack Cannon. In Chinatown, dem Chinesenviertel von New York, häufen sich die Vermisstenmeldungen, und trotz aller Anstrengungen gelingt es der Polizei nicht, je wieder die Spur auch nur eines einzigen der Verschwundenen ausfindig zu machen. So wird Sergeant Joe Ryker, ein ungehobelter, bei den Kollegen nicht sehr beliebter Bulle, auf den Fall angesetzt. Nach Durchsicht der Unterlagen entwickelt Ryker eine irrwitzig anmutende, doch zwingende Theorie: Ein Kannibale treibt im Kanalsystem der Riesenstadt sein Unwesen. Und eine fieberhafte Jagd beginnt.

Vietnam, kurz vor Kriegsende. Eine sechs Mann starke Einheit auf Erkundung wird auf einem Feld voller zerfetzter Vietcong in eine Falle gelockt und bis auf einen Mann aufgerieben. Dieser stürzt in ein Höhlensystem und findet den Ausgang nicht mehr. Er muss lange zeit dort ausharren und stellt fest, dass er nicht alleine ist, sondern auch sieben Vietnamesen mit ihm verschüttet sind, die aber nichts von ihm wissen. Die Vietnamesen versuchen einen Fluchtweg zu graben, doch das dauert ewig und so beginnen sie, sich gegenseitig zu fressen - und in der Dunkelheit haben sie einen stummen Mitesser. Die letzten beiden erledigt der Ami namens Kondor selbst und schafft es noch, den Weg ins Freie fertig zu graben. Jahre später in New York. Die Zahl der Vermissten in Chinatown steigt unproportional an nachdem ein Schiff aus Japan am Pier angelegt hat. Ryker stößt in den Akten auf den merkwürdigen Zusammenhang und reißt den Fall auf die für ihn übliche Art an sich. Er versetzt sich selbst in das Revier von Chinatown und bekommt dort den Partner Shia zugewiesen. Gemeinsam befragen sie die Bevölkerung, bis sie auf den entscheidenden Hinweis stoßen, der sie ins Kanalsystem der Stadt führt.

Grobheiten aus dem Hause Ryker, Folge vier. Der Sergeant steigt in eine Taxe,, zündet sich eine an und wird auf das Schild Zitat "Bitte nicht rauchen. Der Fahrer hat eine Allergie" Zitat Ende hingewiesen. Seine lakonische Antwort Zitat "Der Passagier hat eine Nikotin-Gewohnheit. Erstick doch." Zitat Ende. Die Story verläuft nach dem bekannten Prinzip und Ryker hat den einen oder anderen Spruch drauf, eckt bei seinen Vorgesetzten an, die sich auch alles bieten lassen, überrascht den Desk Sergeant damit, dass er ihn plötzlich höflich grüßt (eine Rarität) und Jack Cannon spart auch nicht mit einigen blutigen Details der Mahlzeiten des Kannibalen. Schnelle, deftige Story ohne ausführliche Charakterzeichnung oder langwierigen Beschreibungen des Umfeldes. Bei Ryker zeichnet sich aber immer mehr ab, dass ihn die Trennung von seiner Frau zu diesem unerträglichen Sack gemacht hat, der er für seine Kollegen und Mitmenschen geworden ist, der aber bei seiner Arbeit Resultate erzielt. Der deutsche Titel "Bis aufs Blut" passt ja nicht so recht zum Original. Vielleicht ausgewürfelt. 156 Seiten.

Jerry Garcia



Jack Cannon. Sergeant Joe Ryker von der Kriminalpolizei New York ist Mördern auf der Spur, deren Opfer Kriminelle sind. Im Lauf seiner Untersuchungen erhärtet sich zu seiner Bestürzung ein Verdacht, den er schon früh gehegt hat: dass er die Mörder unter seinen Kollegen suchen muss. Sie haben sich, offensichtlich aus Unzufriedenheit mit allzu nachsichtigen Richtern, zu einer Todesschwadron zusammengeschlossen, die blutige Selbstjustiz übt. Ryker nimmt den Kampf gegen die untreuen Gesetzeshüter auf. In diesem Kampf gibt es kein Pardon.

Während eines Einsatzes, bei dem man einen Laden schützen will, der anscheinend schon aus Tradition heraus ständig überfallen wird und den Tätern eine Falle stellt, muss Ryker mit ansehen, wie zwei Kollegen, die Gangster, die sich schon ergeben hatten, kaltblütig zusammenschießen. Ryker hält, auch aus Selbstschutz die Klappe, vergißt den Vorfall aber nicht. Er merkt auf, als sich die vermeintlichen Selbstmorde oder Unfälle von ungeständigen Tätern in den Gefängnissen häufen. Selbst kein Kind von Traurigkeit, kann er diese Art der Verbrechensbekämpfung nicht dulden und beginnt zu ermitteln. Als dann auch noch ein milder Richter zum Opfer der Gruppe wird, ist das Maß voll. Doch Ryker muss feststellen, dass die Todesschwadron überall ihre Leute hat und er keinem mehr -bis auf wenige Ausnahmen - trauen kann und er schon bald selbst zur Zielscheibe für die neuen Henker wird.

Grobheiten des Sergeant Joe Ryker, Folge 5. Von einem Streifschuss verwundet und - eigentlich normal - stinksauer geht Ryker mnit seinem Partner in eine - sehr normal - und ordert Whisky.   
Gepichelt und nen Zwanni auf die Theke geworfen, fragt der Barmann Zitat "Kein Trinkgeld?" Zitat Ende. Ryker müht sich zu der Antwort Zitat "Doch. Ein guter Rat: Halt's Maul" Zitat Ende. "Todesschwadron" ist ein Mix aus viel "Calahan" und etwas "Ein Richter sieht rot", wobei letzterem aber ein von Gewissensbissen geplagter Michael Douglas fehlt, ersterer aber mit einer viel tiefergehenden Verschwörung aufgepeppt wird. Ist Ryker eh schon ein harter Hund, räumt er hier richtig auf - inklusive dem finalen Sicherheitskopfschuss auf am Boden liegende Gegner, egal, ob verwundet oder schon tot. Die 156 Seiten sind vollgepackt mit Action und Schießereien und auch wenn es keine wirklich großen Wendungen gibt, macht die Spannung sich schon bemerkbar, wenn man hinter jedem Cop und/oder Vorgesetzten/Richter/Stadtoberen ein Mitglied der "Selbsthilfegruppe" vermuten muss. Tricks und Täuschungen beherrschen die Szenerie, aber Ryker geht stur seinen Weg und verschleißt natürlich wieder einen Partner, der aber wenigstens verletzt in den Ruhestand gehen kann. Kurz, knackig, unterhaltsam und auch hier recht humorlos.

Jerry Garcia



Jack Cannon. Ein brutaler, scheinbar geistesgestörter Mörder zieht eine blutige Spur durch New York. Seine Opfer: ehemalige CIA-Agenten, die er auf grauenhafte Weise umbringt. Sergeant Joe Ryker und sein Assistent Lindly können,wie sie feststellen müssen, bei den Ermittlungen in diesem mysteriösen Fall niemandem trauen, nicht einmal der CIA, aus deren Reihen der Verbrecher vielleicht kommt. Wer spielt welches Spiel? Der Antwort auf diese Frage, der Wahrheit, kommt Ryker schließlich nah - zu nah, wie der Killer meint.

Vietnam. Morgan ist ein  freiberuflicher Killer für die Agency und wird nicht wie ein gewöhnlicher Mitarbeiter entlöhnt, sondern nach einer Kopfgeldstaffelung. Je höher der Rang des getöteten Feindes, umso höher die Prämie. Als Beweis für den Abschuss bringt er die abgehackte rechte Hand und die Erkennungsmarken der Toten mit. Als er von seinem letzten Auftrag ausgeflogen werden soll, stellt man ihm eine Falle, der er aber in den Dschungel entkommen kann. Gegenwart. In einer Wohnung wird die Leiche eines ehemaligen CIA-Mannes gefunden, der in der Wanne liegt und von Blutegeln ausgeschlürft wurde, nachdem man ihn vorher zu Tode gefoltert hatte. Als Ryker am Tatort ankommt, sind die ganzen hohen Tiere des Polizeiapparates und des Buchstabensalats schon wie eine Horde Wildsäue durch die Bude getrampelt und haben eventuell vorhandene Spuren konatminiert. Auffällig ist aber auch die Sauberkeit der Wohnung - alles strahlend vor Glanz. Ryker hegt gleich den Verdacht, dass da schon etwas vertuscht wurde. Als sie dann auch noch einen CIA-Mann namens Jorgensen vor die Nase gesetzt bekommen, der ihnen wüste Stories, aber selten die Wahrheit unterbreitet, bekommt Ryker seine ersten Saufattacken - irgendwie muss der Frust ja runter. Interessant wird es, nachdem man auch die Gattin des Toten umgelegt hat, dann einen weiteren Mann häutet - und das trotz Bewachung - und dessen Frau plus einem Kind in die Hölle bombt. Irgendwie scheint der Täter über alle Maßnahmen informiert zu sein und sie haben einfach keine rechte Spur zu ihm. Und es kommt noch dicker, denn bald steht auch Ryker auf der Abschussliste.

Grobheiten des Sergeant Joe Ryker, Folge 6: nachdem ein Captain umgebracht wurde, meint Jorgensen, dass der sicher vermisst würde. Zitat Ryker "Nicht sehr". Zitat Ende. "Die Nacht des Phönix" wartet diesmal mit einer undurchsichtigen Story auf, die den Leser auch nicht wie bei den vorherigen Büchern wissen lässt, was vor sich geht. Diesmal hat Jack Cannon Wendungen und Ränkespiele eingebaut, lässt dafür aber sogar bei Ryker Humor aufblitzen, wenn der einem Blutegel seine Rechte vorliest. Schüsse aus dem Hinterhalt, einige blutige Szenen, etwas Rumgehacke auf den bösen Deutschen, diesen ollen Nazis, noch mehr Rumgehacke auf den US-Geheimdiensten, Explosionen, fiese Tricks und ein nicht ganz erwartetes Ende sorgen für gute Unterhaltung. Irgendwie kam mir Ryker trotz einiger kleinerer Eskapaden etwas handzahmer vor als sonst. War der letzte Roman aus der Ryker-Reihe und mit 190 Seiten auch der längste.

Jerry Garcia



Tom Cain. Früher war Samuel Carver einer der besten Geheimagenten der Welt, heute arbeitet er ausschließlich auf eigene Rechnung - und auch nur, wenn es ihm passt. Doch dann wird er Opfer eines Komplotts, und plötzlich befindet er sich auf der größten Mission seines Lebens: Ein größenwahnsinniger Milliardär will die Welt ins Chaos stürzen, und London bildet sein nächstes Anschlagsziel. Carver bleibt nicht mal mehr eine Woche, um das Schlimmste zu verhindern.

Sam Carver wird im Urlaub auf Mykonos mit einem ganz fiesen Trick dazu genötigt, für einen Typen namens Shafik einen Auftrag anzunehmen. In den USA hingegen macht sich der Finanzmanager Zorn daran, einen Fonds nur für Superreiche zu gründen. Sein Ruf ist derart gut, dass ihm alle vertrauen, hat er doch den Untergang des Bankhauses Lehman Brothers vorausgesehen und sich damals eine goldene Nase verdient sowie sein Gespür auch in den Folgejahren immer wieder unter Beweis gestellt. Nun will er in London ein Treffen der Milliardäre einberufen, um den Fonds klarzumachen. Zu seinen neuen Kunden gehört uch der ehemalige Premierminister von England, der aber unter der Überwachung des MI6 steht. Außerdem plant eine Gruppe Ökoaktivisten einen verheerenden Anschlag, um nachhaltig auf ihre Agenda aufmerksam zu machen. Als Grantham, Chef des MI6 erfährt, dass Shafik, der eigentlich Razzaq heißt, Sam Carver angeheuert hat, sucht er den ehemaligen Auftragskiller auf, um ebenfalls den Tod des Milliardärs Malachi Zorn in Auftrag zu geben. Und wie Shafik/Razzaq nutzt er Informationen, um Carver zu der Tat zu zwingen. Im Gegensatz dazu wünschen sich chinesische Regierungsmitglieder, dass Zorn am Leben bleibt, da er mit seinen Aktivitäten den chinesischen Bemühungen in die Hände spielt. Zu dem Zweck wird der Schläferagent Choi in den Einsatz befohlen, um Carver auszuschalten. Der sitzt jetzt zwischen allen Stühlen und muss sehen, wie er mit heiler Haut davonkommt.

Nach der Joe Ryker-Reihe von Jack Cannon ist "Collapse" von Tom Cain um den Agenten Samuel Carver zwar neueren Datums, aber er kommt ebenfalls ohne muslimische Terroraktionen  aus, die mir in letzter Zeit einfach zu gehäuft auf den Tisch kamen - wurde ja schon fast langweilig. Der neueste Roman von Tom Cain widmet sich der Finanzkrise und spart auch nicht mit Kritik am bestehenden System und den Gierbänkern. Selbst die Regierung (en) bekommt (bekommen) ihren kleinen Seitenhieb mit Hinweis auf die staatlich geförderte Paranoia hinsichtlich Terror (okay, mal kurz erwähnt) und Überwachung zur angeblichen Sicherheit. Tom Cain gibt den Lesern, die nicht über entsprechende Sachkenntnis verfügen, in einfachen Worten einen leicht verständlichen, wenn auch obeflächlichen Einblick in die Geschäftsmodelle der Banken und Fondsmanager, die ohne jegliche Werte zu bieten mit dem Geld der Kunden spekulieren und die den Hintergrund für die reale Finanzkrise und den fiktiven Bereich der Romanstory bilden (In Wirklichkeit sind diese Finanzkonstrukte noch viel dubioser und verzwickter als hier geschildert.). Undurchsichtig ist auch das Spiel, das Carver auf Trab hält. Weder er noch der Leser wissen wirklich, welchen Plan Zorn tatsächlich verfolgt. Eingestreute Berichte über Unfälle oder Selbstmorde vor dem eigentlichen Treffen können anfangs nicht direkt mit der Handlung in Verbindung gebracht werden. Das kommt natürlich dem Spannungsfaktor zugute, man bleibt einfach aus reiner Neugier dran, um den gesamten Plan entschlüsselt zu sehen. So trifft eine durchdachte Geschichte, angereichert mit einer Love Story, auf schnelle Action, die aber nach dem furiosen Beginn etwas auf sich warten lässt. Die Geschichte ist abwechslungsreich und in einem einfachen und klaren Sprachstil erzählt. Das Ende weckt leise Erinnerungen an Kurt Russell und sein Tonband in "Die Klapperschlange". Nach dem Vorgänger "Collateral", der nicht so gelungen war, ist Tom Cain durch diese Steigerung auch für seinen - hoffentlich - nächsten Output auf meiner Einkaufsliste. 415 Seiten.

Jerry Garcia



Jay Bonansinga/Robert Kirkman. Wenn dein bisheriges Leben ein Alptraum wird. Wenn die letzten lebenden Menschen langsam selbst zu Monstern werden. Wenn Gewalt im harten Überlebenskampf das einzige Mittel zu sein scheint. Was würdest du tun?

Lilly ist mit einer Gruppe Überlebender in einer Zeltstadt untergebracht, die eine erste Attacke der Zombies abwehren, bei der zweiten der Übermacht der Kreaturen aber hilflos ausgeliefert ist. Sie kann mit Josh, Bob, Scott und Megan fliehen. Sie schlagen sich durch das zerstörte Gebiet vor Atlanta, werden hin und wieder mit kleinen Angriffen der Untoten konfrontiert und ernähren sich von dem, was das Land so bietet oder sie in der Umgebung bzw. liegen gebliebenen Autois finden. Sie können ihr Glück kaum fassen, als sie einen zombiefreien Walmart entdecken, der auch noch diverse Vorräte und Gebrauchsgegenstände enthält, die nicht irgendwelchen anderen Plünderern in die Hände gefallen sind. Doch bald taucht eine Gruppe bewaffneter Männer auf, die ebenfalls die Gelegenheit zur Versorgung im Markt nutzen wollen. Statt sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen, nimmt die fremde Truppe die fünf Flüchtlinge mit nach Woodbury. Sie leben sich dort einigermaßen ein, müssen aber bald feststellen, dass die Zustände alles andere als paradiesisch sind. Blake, der sich der Governor nennt, herrscht mit harter Hand über die befestigte Stadt und nach und nach zeigt sich der Wahnsinn des Despoten. Man denkt über Flucht nach, wagt es aber nicht wegen den Zombies vor den Toren. Josh soll mehr und mehr für die Unterbringung und Lebensmittel arbeiten, während sich die anderen in der Stadt zerstreuen und bald kaum noch Kontakt zueinander haben. Nur Lilly bleibt bei ihm. Mit der Zeit aber finden immer mehr ihrer alten Gefährten den Tod und Lilly zettelt mit Gleichgesinnten eine Revolte an.

Die Comics sind mir unbekannt und mit der Handlung der TV-Serie, die so umjubelt wird, hat das Buch ebenso wie der Vorgänger bis jetzt nichts zu tun. Wenigstens taucht hier nach geraumer Zeit der schon auf dem Klappentext des ersten Buches groß angekündigte Governor auf, dessen Verwandlung zum Despoten sich erst später entwickelte. Hie und da gibt es ein paar Scharmützel, die Figuren werden oberflächlich skizziert, wobei mich Lilly mit ihren Angstzutänden und dem ständigen, teilweise irrigen Geschwafel und dämlichen (nicht im Sinne von Dame gemeint) Handlungen durchaus nerven konnte. Insgesamt aber sind sie alle - von Lilly über Josh bis zum Governor - nur klischeebeladene Abziehbilder, die sich mal in flachen Beziehungsdramen oder widersinnigen Aktionen verzetteln. Sprachlich ist das Ganze äußerst schlicht mit einigen herrlichen Stilblüten und leider auch etlichen Fehlern beladen, die deutlich zeigen, dass die großen Verlage sich zu ungunsten des zahlenden Kunden liebend gerne das Korrektorat zu sparen scheinen. Klar liest sich alles ziemlich flüssig und leicht und es gibt auch einige Actionsequenzen, die aber nicht zu hart ausfallen, aber insgesamt kann man attestieren, dass Autoren wie V.M. Zito oder Ben Tripp und Brian Keene - um nur wenige zu nennen -  hier die Nase vorn haben (Von der derben Kost, die man beim Festa-Verlag erhält ganz zu schweigen. Dort kann wenigstens ein Autor, der stilistisch ähnliche Qualitäten hat, mit Härte und Action punkten.). "The walking Dead 2" wirkt auf mich wie das berühmte Melken der Franchise-Kuh mit einem schnell auf den Markt geworfenen Produkt unter Verwendung bekannter Namen (Kirkman) und Titel ("The walking dead"), um auch noch den letzten Tropfen zu generieren. Herausgekommen ist reinstes Mittelmaß, das vielleicht die Anhänger von Serie und Comics zufriedenstellen dürfte, aber das auch in der Menge der Publikationen zu dem Thema untergeht, weil wenig bemerkenswert. Kann man sich anschaffen, muss man aber nicht. Wer es nicht tut, hat nicht viel versäumt. Und dennoch werd ich mir das bald erscheinende dritte Buch holen, denn da ich schon mal angefangen hab, will ich auch den Rest der Geschichte kennen. Aber die Begeisterung für die rund 410 Seiten hält sich doch ziemlich im Rahmen.

Jerry Garcia



Ilkka Remes. Ein Flugzeug verschwindet auf dem Flug von Nizza  nach Frankfurt vom Radar. Teile des Wracks werden gefunden, doch von den Passagieren fehlt jede Spur. Mit an Bord war die Malerin Tina Carabella - auf dem Weg zu ihrer Hochzeit.

Der Hirnforscher Dr. Christian Brück will seine Verlobte Tina Carabella in Frankfurt heiraten, daher müssen sie von ihrem Domizil in Nizza aus nach Deutschland fliegen. Tina nimmt einen früheren Flug, was Brück überhaupt nicht gefällt. Dennoch setzt sie ihren Kopf durch. Doch ihr Flugzeug stürzt nach einem wahren Irrflug vor Montenegro ins Meer. Brück fliegt mit einer Frau namens Rebecca, deren Mann ebenfalls unter den Flugreisenden war, zum Unglücksort, der aber von den ermittelnden Behörden, darunter Deutsche und Amerikaner, abgeschottet wird. Bei einer Pressekonferenz taucht das Gerücht eines Lichtscheins auf, der von einem eifrigen Bild-Reporter sofort für eine der berühmten Schlagzeilen genutzt wird. Doch dahinter scheint etwas anderes zu stecken, man versucht etwas zu vertuschen. Und als ein Einheimischer Brück eine Camcorder-Kassette zum Kauf anbietet, scheint man der Lösung des Rätsels näher. Da Brück nicht genug Geld bei sich hat, muss er sich bis zum nächsgten Tag gedulden, an dem er den fehlenden Betrag von der Bank abheben kann. Als er zum Treffpunkt kommt, ist der Mann tot - erschossen. Dann wird auch noch Rebecca ermordet und die Situation wird immer brenzliger. In Nizza versucht seine Ex-Freundin ihm durch ihre Ermittlungen zu helfen und stellt fest, dass Tina einer Sekte auf der Spur war und mit der sich auch ein Luc Cresson befasst, der im Auftrag von (reichen) Familien Sektenmitglieder wieder nach Hause bringt und sie danach betreut.

Ilkka Remes beweist schon in seinem zweiten Buch, dass er eine feine Klinge führen kann und sich vom üblichen Mainstream abhebt. Selbst in diesem früheren Buch, das noch an alte D-Mark-Zeiten erinnert, spinnt er nach und nach geschickt die Handlungsfäden, die nicht gleich erkennen lassen, wohin der Weg führen wird und sich erst viel später im Roman aufdröseln. Kurze Kapitel und etliche Cliffhanger sorgen für hohes Tempo, doch so einige der vielen Verfolgungsjagden lassen den lieben Herrn Hirndoktor bald wie einen Teutonen-Bourne erscheinen, der noch dazu von einem Glücksschwein geküsst scheint und dem öfter der berühmte Zufall in letzter Sekunde zuhilfe kommt. Gut und Böse sind zwar fein säuberlich getrennt, dennoch erscheint auch hier eine gewisse Abneigung gegen eine bestimmte Großmacht und deren rüde Methoden vorhanden zu sein - und das war vor Prism usw. Besonders gegen Ende hat er einige Klöpse drin und nicht alle Handlungen erscheinen wirklich sinnig und trotzdem erweist sich "Hochzeitsflug" als ein guter Thriller, der spannend und unterhaltsam die Zeit des Lesers zu vertreiben vermag. Rund 445 Seiten.

Jerry Garcia



Nathan Pepper sah wie einb gewöhnliches Baby aus - außer, dass er einen Mund voller gruseliger scharfer Zähne hatte. Sein Leben begann damit, dass seine Großmutter dringend empfahl, ihn so bald wie möglich umzubringen. Man kann deshalb wohl sagen, dass für Nathan kein typisches Dasein bestimmt war.
Er hasste den Spitznamen Fangboy. Aber keiner konnte leugnen, dass er der furchteinflössendste kleine Junge in der ganzen Stadt war. Und er würde alle möglichen Abenteuer erleben. Tragische Abentuer, wie das Schicksal seiner Eltern. Gefährliche Abenteuer, wie seine Begegnung mit dem zwielichtigen Professor Mongrel. Spannende Abenteuer, wie der Ritt auf einem wildgewordenen Pferd, das er nicht zum Stehen bringen konnte. Du denkst dir dann: Naja, er sollte einfach abspringen". Aber das kann er nicht, weil es zu schnell rennt, und er sich ein Bein brechen könnte. Und ja, ein besonders grauenvolles Abenteuer, das allerdings nicht sehr ausführlich beschrieben wird.

Nachdem seine Eltern sich weigerten, ihn zu ersticken, verließen seine Großeltern flugs das traute Heim von Nathan, während sich seine Eltern rührend um den Kleinen kümmerten. Doch als er gerade sechs Jahre alt war, vergisst seine Mutter den Gasherd auszuschalten und seine Eltern kommen ums Leben. Natham kommt in ein Waisenhaus, dessen Leiter ein knauseriger Sparfuchs ist und der gerne mit der Gerte züchtigt. Doch eines Tages kann Nathan fliehen und lebt fortan für ein Jahr im Wald. Mit sieben Jahren wird er von Penny und Mary aufgenommen, die ihn dann auch zur Schule schicken. Dort wird ihm auch der Name Fangboy angehängt und er hat unter den Hänseleien der anderen zu leiden. Doch Jamison, ein Junge, der bald an seiner Krankheit sterben sollte, schert sich nicht um die Zähne und wird sein Freund. Bald wird Fangboy sogar zu einer Halloweenparty eines Klassenkameraden eingeladen, doch die endet damit, dass er in Notwehr einen Peiniger beißt und ins Gefängnis muss. Dort wird er von einem Mann rausgekauft, der ihn an Professor Mongrel weitergibt, der eine Monstrositätenshow organisiert und den Jungen auftreten lassen will. Doch bei einer Vorstellung kommt es zu einem Brand und Nathan büchst auf einem Pferd aus, das er aber nicht stoppen kann und das tagelang einfach ohne Pause weiterläuft. Als er endlich von dem Pferd herunterkommt, muss er wieder im Wald leben und flüchtet des winters vor einem Bären. Er gräbt sich tief in den Schnee ein, um sich zu verstecken und wird erst elf Jahre später tiefgefroren wieder gefunden.

Jeff Strand liefert hier weder einen Horrorroman noch ein Splatterfest ab. "Fangboy" weist aber den typischen Humor des Autors auf und man sollte die vielen überzeichneten Figuren nicht bierernst nehmen, denn das wäre fehl am Platz. Eine sehr unblutige Geschichte, die eigentlich tieftraurig im Grundtenor sein könnte, wird von Strand zu einem warmherzigen und so feinfühligen wie anrührenden MÄRCHEN. Die Themen reichen von all den Sehnsüchten nach Liebe und Geborgenheit, die sich jeder wünscht, über die Tatsache, dass man den Mut aufbringen sollte, sich nicht von der Masse verbiegen zu lassen, bloß, weil man anders ist. Er erzählt dem Leser, den er manchmal sogar direkt anspricht, sympathisch und locker, hin und wieder sogar ergreifend, wie der kleine Kerl sein Schicksal meistert und hat sich noch ein besonderes Ende einfallen lassen. Auch wenn es trotz minimaler und seltener kleinerer Gewaltspitzen kein Horrorroman ist, den uns Jeff Strand hier kredenzt, ist es dennoch eine wunderschöne, etwas bizarre Story um einen liebenswerten Bengel. 250 Seiten.

Jerry Garcia



Dale Brown. General Patrick McLanahans Traum scheint in Erfüllung gegangen. Für die Verteidigung der USA steht ihm nun endlich ein schlagkräftiges Netz aus Satelliten und Kampfdrohnen zur Verfügung, das es ihm erlaubt, überall auf der Welt rasch zu intervenieren. Doch er hat das übersteigerte Ego von Präsident Joseph Gardner unterschätzt, der ihn um jeden Preis kaltstellen will. Als die Bedrohung wächst, zögert McLanahan dennoch keine Sekunde, eine russische Basis im Iran anzugreifen. Ein gnadenloser Wettlauf um Leben und Tod beginnt.

Russland schießt einen der neuen Black Stallion Raumgleiter mit einer Laserwaffe ab, doch da keiner die Tat beweisen kann, bleibt sie vorerst ungestraft. Stattdessen erledigt die Truppe um McLanahan zielgenau mitten in Teheran eine selbstgebastelte Raketenabschussrampe, deren Sprengkopf aber mit chemischen Wirkstoffen geladen war und weshalb die Aktion nun das Leben von unbeteiligten Zivilisten fordert. Dies bringt auch McLanahan in die Bredouille, da der amtierende Präsident ihn liebend gerne absetzen würde. Und die Russen planen ebenfalls das Ausscheiden von McLanahan aus dem aktiven Dienst - und dazu benutzen sie ausgerechnet den Präsidenten der USA. Der hört auf die ständigen Einflüsterungen aus Russland, wie gefährlich Mcanahan doch für den Weltfrieden sei und forciert die Ablösung des Generals. Und währenddessen machen sich die Russen auf, in der neuen Demokratischen Republik Persien - ehemals Iran - die islamistischen Kräfte zu unterstützen, die die neuen gemäßigten Machthaber im Land stürzen wollen. Dazu werden auch Waffenlieferungen, eine Abschussbasis für den Laser und Truppen ins Land gebracht.

"Schattenkommando" ist einer dieser Technothriller im Stile von Tom Clancy oder Patrick Robinson mit einer kleinen Prise Science Fiction hinsichtlich der neuen Waffengattungen, wobei festzuhalten bleibt, dass die Wirklichkeit in manchen Punkten die Fantasien des Autors mittlerweile eingeholt hat. Autonome Waffensyteme, die selbstständig handeln, Drohnen und Überwachungstechniken gibt es in der Zwischenzeit schon, dafür ist seine Version von Star Wars noch nicht aktuell (soweit wir wissen). "Schattenkommando" ist mittlerweile der 16. Roman um den General - wobei  ich den anfangs als Stand-Alone angesehenen "Die silberne Festung" mit einbeziehe, da diese die Grundlage für die Stationierung der Waffen im All gibt - und Dale Brown hat seine Protagonisten schon durch etliche Auseinandersetzungen gehetzt. Zumeist stand die Action im Vordergrund, weniger die Politik, doch diesmal wird viel Zeit mit politischem Geplänkel, Ränkeschmieden und dem Aufführen technischer Details verplempert und rasante Aktionen werden nur punktuell eingesetzt. Alles ist ziemlich dialoglastig in Szene gesetzt und wirkt daher langatmig. Die Charaktere sind teilweise wohlbekannt, aber der Präsident erinnert fatal an den Staatenlenker Logan aus "24", während McLanahan mit seiner Truppe den Jack Bauer mimt - nur eben alles in weitaus größeren Dimensionen. Der missverstandene Held, der immer wieder verunglimpft wird, den man aber ruft, wenn alles zu spät scheint. Wie Clancy und Robinson ist auch Brown ein Verfechter des America first und sieht die Großmacht immer noch als Weltpolizei mit Allmacht. Im Gegensatz zu Robinson spart er es sich aber, die Gegner zu verunglimpfen oder mit diversen Schimptiraden lächerlich zu machen. Dafür aber geht er den Schritt, den sonst bisher keiner gemacht hat - er lässt seine Protagonisten den amtierenden Präsidenten mit dem Tode bedrohen, so er nicht nach deren Willen agiert. Die Einstellung von Dale Brown ist nicht neu, aber sein Roman ist leider nur Mittelmaß - und das ist neu. Rund 475 Seiten.

Jerry Garcia

25 Juli 2013, 15:17:42 #357 Letzte Bearbeitung: 28 Juli 2013, 14:53:40 von Jerry Garcia


Lincoln Child. Der Sudd - das unendliche Sumpfgebiet im Sudan. In seinen Tiefen soll das Grab des ersten ägyptischen Pharaos verborgen sein. Multimillionär Porter Stone will sein Geheimnis enthüllen. Doch die Ägypter schützen die Ruhe ihrer Toten mit allen Mitteln. Und ihre Rache bringt den sicheren Tod.

Jeremy Logan wird von Ethan Rush, der unter dem Verlust seiner Frau Jennifer Rush (wer denkt da nicht an die ehemalige McD-Sangesbraut) leidet, zu einem mysteriösen Auftrag hinzugezogen. Die erste Station der Reise führt nach Kairo, wo sie den Finanzier des Unternehmens, den Schatzsucher Peter Stone treffen, der zur Ausgrabung der Beerdigungsstätte des ersten Pharaos von Ägypten Spezialisten aus allen möglichen Sparen hinzugezogen hat. Das endgültige Ziel ist der Sudd, ein Sumpfgebiet im Sudan, fernab jeglicher Zivilisation, was dem Geheimhaltungswunsch des Millionärs natürlich sehr entgegen kommt. Schon beim ersten Rundgang über die im Sumpf errichtete, riesige Plattform wohnt Logan einem Zwischenfall bei, der einen Taucher fast das Leben kostet. Danach wird er der Ägyptologin Tina Romero vorgestellt, die ihm klarmacht, dass seine Berufsbezeichnung Enigmatologe bei allen Teilnehmern eine gewisse Skepsis ausgelöst hat. Nur kurze Zeit später ereignet sich der nächste Zwischenfall und Logan spürt eine Präsenz, eine Entität, die böse und voller Hass ist. Doch das ist nicht alles: Ethan stellt Logan dann seine vermeintlich verstorbene Frau vor, die in der Tat vierzehn Minuten im Reich der Toten war, aber dann wieder zurückgeholt werden konnte. Ihre Nahtoderfahrungen sind Objekt von Ethans Forschungen und werden auch dazu benutzt, den genauen Standort des Grabes zu lokalisieren. Je näher sie dem Ziel kommen, umso gefährlicher wird die Expedition - immer mehr unheimliche Ereignisse geschehen und es gibt bald wirklich Todesfälle unter den Beteiligten.

"Hüter des Todes" ist ein Abenteuer, wie man es auch schon aus den Stand alone-Werken mit seinem Partner Douglas Preston kennt. Eher seichte, unkomplizierte Handlung mt nicht sonderlich tiefschürfender Charakterisierung der Hauptfiguren. Trotz des umfangreichen Personalaufwands kristallisiert sich schnell die gewohnte "Zehn-kleine-Negerlein"-Geschichte (Ja, ich weiß, die Anhänger der Political Correctness werden diese Bezeichnung bald verbieten und ersetzen, wobei ich dann Zehn kleine Korinthenkacker vorschlagen würde.) heraus. Die zugrunde liegenden wissenschaftlichen Fakten werden mit einer geballten Ladung Fiktion gemischt und leicht verständlich präsentiert. Ob irgendwo auf einer eisbedeckten Insel oder im Sumpf am Nil - der Ablauf ist irgendwie immer der Gleiche, wie Schreiben nach Zahlen,  und dennoch für Zwischendurch eine nette Geschichte, die alle Personenzutaten wie den Love Interest, den schlauen Protagonisten, den gierigen Wissenschaftler sowie einige verzichtbare (Opfer-)Nebenfiguren aus der Staffage der Großzahl der Helfershelfer und Arbeiter aufzuweisen hat. Der Stil ist flüssig, ohne große Umschweife auf rund 380 Seiten auf den Punkt gebracht, die aber an Spannung nur aufzubieten haben, welches Unheil nun über die Grabschänder hereinbricht. Das ergibt zusammen ein schnell konsumierbares, leicht verdauliches Abenteuer mit Mysteryelementen und einem Geisterjäger, das zwar unterhaltsam in Szene gesetzt wurde, ohne einen Anspruch auf literarische Weihen zu erheben, aber dadurch auch im Mittelmaß versinkt und dem ein gerüttelt Maß an mehr Action doch gut zu Gesicht gestanden hätte. Was bleibt, ist eine nette Urlaubslektüre, an die man keine hohen Erwartungen stellen darf und die man auch mal unterbrechen kann, ohne sich zu grämen, weil es grad so spannend ist und die nicht wirklich im Gedächtnis haften bleibt. Okay, nicht mehr, nicht weniger.

Was ich noch aber manchmal frage, ist, was die mit ihren Klappentexten so fabrizieren. Dafür werden doch auch extra Leute bezahlt, aber was da an Schmodder rumkommt, ist hin und wieder haarsträubend. Ich meine jetzt nicht die werbeträchtigen Verlagstaglines oder positiven Kommentare anderer Schriftsteller oder diverser (Zeitungs-)Rezensenten, sondern wie hier bei dem im ersten Absatz angegebenen Text, der impliziert, dass die Expedition von Ägyptern an den Ausgrabungen gehindert werden soll. Und auch wenn man das als korrekt auf die "alten" Ägypter bezieht, ist dann der Text auf der Innenseite des Umschlags, der behauptet, dass beim ersten Unfall (Taucher) und den nächsten Zwischenfällen, Todesfälle zu verzeichnen sind, völlig falsch. Erst zum finalen "Rundumschlag" gibt es einige Opfer. Das ist für mich keine Werbung mehr, sondern eher Täuschung - oder einfach nur schludrig. Wenn man sonst im jeweiligen Job so arbeiten würde, hätte man den die längste Zeit gehabt, den Job.

Jerry Garcia

27 Juli 2013, 19:18:53 #358 Letzte Bearbeitung: 28 Juli 2013, 14:52:45 von Jerry Garcia


Die Erde, in naher Zukunft. Nach einer mysteriösen Infektionsepidemie, die sich aus China weiter in die USA ausgebreitet hat, haben sich die Menschen der Vereinigten Staaten in fleischfressende Zombies verwandelt. Unter den wenigen Überlebenden ist ein Mann namens Kilroy. Als ehemaliger Marineoffizier hat er sich zur Küste des Golfs von Mexiko durchgeschlagen, wo er mit einigen anderen auf den Flugzeugträger USS George Washington evakuiert wird. Aufgrund seiner Kenntnisse über den Überlebenskampf unter den Monstern bekommt er nun einen stregn geheimen Auftrag: Zusammen  mit einer Handvoll elitekämpfern wird erm it einem U-Boot nach China geschickt, um den Patienten 0 ausfindig zu machen und zu evakuieren. Es besteht der Verdacht, dass es sich dabei nicht um einen Menschen handelt. Eine Mission auf Leben und Tod beginnt.

Kil und sein Kumpel Saien, den er auf seiner Tour durchs verheerte Amerika kennenlernte, werden auf dem Flugzeugträger gebrieft, um einen geheimen Einsatz in China durchzuführen. Unterdessen besetzt eine vier Mann starke Gruppe Elitesoldaten Hotel 23, wo Kilroy und seine Gefährten lange Zeit hausten, bevor sie von den Untoten, die durch eine neuartige Waffe einer unbekannten Gruppierung hingelockt wurden, von dort flüchten mussten und dann auf dem Flugzeugträger ihre neue Heimat fanden. Die vier Mann sollen herausfinden, ob die Atomraketen im silo noch zu starten sind. Doch zuvor müssen sie sich durch die Horden ihrer fleischgierigen Gegner kämpfen und gegen diese dann den Stützpunkt verteidigen. Ein weiteres Häuflein Überlebender ist in einer Station in der Arktis von der Kälte und einigen Untoten gefangen, kann aber per Funkt mit dem Flugzeugträger kommunizieren. Der Auftrag in der Arktis hatte ebenfalls etwas mit den Gegenmaßnahmen zur Eindämmung der Anomalie, wie man es mittlerweile nennt, zu tun. Kil und seine Leute werden zuerst auf ein U-Boot verfrachtet, das sie nach Hawaii bringen soll, wo sie auf dem von einem Atomschlag verheerten Oahu in einem Bunker bestimmte Aufzeichnungen sicherstellen müssen, die ihnen bei ihrem eigentlichen Auftrag von nutzen sein können. Schon dort fordert es einige Opfer. Währenddessen verfolgt eine Truppe namens Remote Six die Absicht, die USA und somit auch den Rest der Welt unter ihre Kontrolle zu bringen. Dazu müssen aber die Pläne der anderen Überlebenden unterbunden und diese gnadenlos vernichtet werden.

Sofort ins Auge fällt dem geneigten Leser, dass der dritte Teil von "Tagebuch der Apokalypse" mit einem Tagebuch nur noch sehr wenig zu tun hat. Bis auf einzeln eingestreute Einträge ist das Buch nämlich in konventioneller Art geschrieben. Dem mit trockenen Galgenhumor durchsetzten militaristischen Inhalt ist J. L. Bourne hingegen treu geblieben. Da ist es natürlich klar, dass die Shoot-Outs in ihrer Häufigkeit ebenfalls nicht abnehmen, was auch darin begründet liegt, dass die Untoten nach der Bombardierung der Städte mit Atomwaffen durch die Strahlung Fähigkeiten entwickelt haben, die sich nicht mehr mit den Zombies aus alten Romero-Zeiten vergleichen lassen. Sie sind widerstandsfähiger und auch in manchen Punkten schneller und cleverer geworden. Neben einigen kleinen Spitzen Richtung Regierungen (keine gefälschten Arbeitlosenstatistiken mehr nötig, keine Verfassungsbrüche und Abhöraktionen mehr), setzt der Autor weniger auf emotionale Momente sondern viel mehr auf Action und ein meines erachtens eher unnötiges Sci Fi-Element. Leider bleibt das alles sehr oberflächlich und diverse Handlungsstränge laufen ins Leere bzw. werden nicht zu Ende geführt. Der Schluss kommt dann doch sehr abrupt. Man stelle sich eine Bruckheimer/Bay Actionorgie vor, die anscheinend alles auf einen explosiven Showdown hinsteuern lässt und dann geben sich die gegnerischen Parteien nach kurzem Geplänkel die Hände und meinen, dass sie es jetzt gut sein lassen. Es bleibt durchaus die Möglichkeit eines vierten Teils und den werde ich mir trotz der aufgezählten Mängel nicht entgehen lassen, sollte er denn kommen, denn in diesem Buch (wie auch in den beiden Vorgängern) war erheblich mehr Unterhaltungswert als in den  Büchern z. B. zu "The Walking Dead". "Tagebuch der Apokalypse 3" ist zwar insgesamt etwas unbefriedigend, aber dennoch nicht völlig misslungen. J. L. Bourne selbst hat aber ebenso wie seine Kollegen Z. A. Recht und V. M. Zito schon bewiesen, dass es besser geht. Knapp 500 Seiten.

Jerry Garcia



Max Wilde (Roger Smith). Sie hat gerade die Ruinen des alten Roadhouse erreicht, als sie das Grummeln eines Motors hinter sich hört. Scheinwerfer beleuchten den Sand zu ihren Füßen. Sie geht schneller, während der Fahrer gerade so viel Gas gibt, um mit ihr mitzuhalten. Sie spielen mit ihr. Sie lassen sie rennen, halten sich immer dicht hinter ihr. Der Wagen beschleunigt erst, als sie die Straße verlässt, um hinaus in die Wüste zu fliehen. Da weiß sie, dass es kein Entkommen gibt. Das Unvermeidbare wird geschehen. Ihre Verfolger werden sterben.

Die junge Skye ist nach Mitternacht zu Fuß auf dem Heimweg von ihrem Job bei einem kleinen Diner, als vier vermeintliche Rowdies sie mit ihrem Wagen abseits der Straße Richtung Wüste des Grenzgebietes jagen. Doch bevor die Typen zu ihrer wie auch immer gearteten Schandtat schreiten können, kommt das tödliche Grauen über sie. Kurze Zeit später taucht erst Deputy Sheriff des County - Martindale - am Tatort auf, gefolgt von Sheriff Drum aus dem Nachbarcounty, der nur sicherstellen will, dass das Gemetzel so nah an der Grenze der beiden Bezirke nicht seinen Einflussbereich betrifft, da er ob seiner illegalen Aktivitäten in seiner Stadt und den umliegenden Gebieten keine Ermittlungen gebrauchen kann, die vielleicht auch Dinge zu Tage fördern, die er lieber bedeckt gehalten sähe. Doch gerade dieser Drum, der sich mit Methverkäufen, die ein gescheiterter Prediger mit Hurenharem in seiner Gemeinde herstellt, ein Zubroit verdient, findet die zerbrochene Brille von Skye. Die wiederum nutzt er, um Martindale zu erpressen, die Drogentransporte durch dessen Bezirk unkontrolliert passieren zu lassen. Und während dies alles geschieht, erwacht in einer Klinik für geistig gestörte Straftäter der katatonische Serienkiller Junior aus seinem Zustand und arbeitet sofort an einem Fluchtplan. Und Skye? Die wird von "Dem Anderen", das/der in ihr haust, immer wieder dazu gebracht, zu töten, um ihren "Gast" mit frischem Menschenfleich zu versorgen. Und bald werden sich die Wege der Beteiligten kreuzen.

Roger Smith hat mit seinen Südafrikathrillern, von denen ich bis jetzt noch keinen gelesen habe, einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht. Unter neuem Namen wechselt er nun das Genre und kredenzt einen dunklen Horrorthriller im Grenzgebiet der USA und Mexiko. In diesem trocken-trostlosen Umfeld der langsam aber sicher entvölkerten Kleinstädte, die vieles dem Verfall überlassen und wo ein Geschäft nach dem anderen schließen muss, gibt es kaum ein fröhliches Gesicht. Nur die Nebenfigur der Minty scheint ein lebensbejahendes Geschöpf ohne Arglist zu sein. Die anderen Handelnden schleppen eine Menge Ballast mit sich herum, der in diesem Buch des emotionalen Autismus aber nur als Tatsache geschildert wird, als Grundlage für die Geschehnisse der nächsten Zeit. Ansonsten ist Gefühl eher Mangelware. Max Wilde baut die Spannung nach und nach auf, gibt immer nur Häppchen zum Besten, die keine wirklichen Antworten bieten und nur weiter und tiefer in die Geschichte der Protagonisten eintauchen. Stilistisch ist er trotz der knappen Sätze und kurzen Kapitel einem Richard Laymon und Konsorten weit überlegen und neben diversen Anspielungen auf Filme ("...ist mit den idiotischen Twilight-Filmen aufgewachsen.", "...wie dereinst in dem Film mit Steve McQueen.") oder Schauspieler ("..hat Ähnlichkeit mit Owen Wilson."), bei denen die Verwandlung von Skye irgendwie doch Erinnerungen an den Hulk hervorruft, bietet er eine ordentliche Portion an Blut, Gewalt und Gekröse. Das Buch ist ein durchaus würdiger Vertreter der Heyne Hardcore-Reihe und braucht sich auch vor Genre-Vertretern von Verlagen mit direkter Ausrichtung zum Horror nicht zu verstecken. Trotz des leicht sperrigen Beginns der rund 320 Seiten ist "Schwarzes Blut" gelungene und spannende Unterhaltung mit einigen Härten und recht butalen Szenen und sogar einem ordentlichen Shoot-Out, der wie schon der Kommentar von Jack Ketchum auf der Buchrückseite erkennen lässt, wohl eine Fortsetzung erfahren muss, da längst nicht alle Fragen geklärt sind und einige Handlungsstränge schön offen bleiben. Bis auf Andeutungen gab es kaum richtige Antworten, dafür die eine oder andere Überraschung sowie auch Vorhersehbares. Was nun tatsächlich mit Skye passiert oder wieso auch Timmy, der Sohn des Deputys, bestimmte Fähigkeiten hat, muss noch geklärt werden. Das Buch ist ein weiterer Beweis, dass auch ein blinder Verlag hin und wieder ein Korn finden kann. Hoffentlich machen sie es nicht wie so oft und werfen dann die Flinte ins selbige, bevor die Fortsetzung erscheint.       

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