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Buchrezensionen

Begonnen von Jerry Garcia, 6 August 2011, 03:14:07

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Jerry Garcia



Michael Connelly. In Hollywood wird eine Leiche mit zwei Kugeln im Hinterkopf gefunden. Es handelt sich um Stanley Kent, einen Sicherheitsbeauftragten für verschiedene Krankenhäuser in L. A. Detective Harry Bosch entdeckt weniger später im Haus des Ermordeten dessen Frau Alicia, nackt und gefesselt. Die ersten Ermittlungen ergeben, dass Kent auch für die Überwachung von radioaktivem Material in den Kliniken zuständig war. Und in einem Krankenhaus fehlt aus einem Safe der gesamte Cäsium-Vorrat.,

Harry Bosch wird mitten in der Nacht angerufen, um zu einem Tatort zu kommen. Nicht, dass ihn dies gestört hätte, er war nicht nur eh wach, sondern auch bereit, seinen neuen Posten beim Robbery and Homicide-Dezernat gleich anzutreten. Er weckt seinen neuen Partner Ignacio, der lieber Iggy genannt werden will, was ihm der sture Bosch natürlich verweigert. Harry ist vor seinem neuen Partner am Tatort und begegnet seinem alten Kumpel Edgar, der ihm den Fall nun überlässt. Der Tote wurde mit zwei Kugeln in den Hinterkopf regelrecht hingerichtet und in dem Kofferraum seines Porsche muss eine schwere Ladung gestanden haben, die nun fehlt. Um das Treffen der ehemaligen Kollegen oder Partner von Bosch noch weiter auszubauen, erscheint nun auch noch Rachel Walling vom FBI am Tatort. Von ihr erfährt Harry dann auch von dem Cäsium, für das Kent zuständig war. Gemeinsam fahren sie dann zum Haus des Toten, wo sie dessen Frau gefesselt vorfinden. Sie berichtet, dass sie von zwei Männern bedroht wurde, von denen nur einer gesprochen habe: Englisch mit ausländischem Akzent. Im Haus fehlt sonst nichts, es wurde nichts gestohlen. Die Frau sollte nur als Druckmittel für die Täter dienen, damit ihnen Kent etwas ausliefert. Schon bald gibt es Kompetenzstreitigkeiten (bei der Zusammensetzung Bosch und FBI nicht schwer)   und Harry wird von dem Fall abgezogen. Stört ihn natürlich nicht und konsequent als Querkopf bleibt er dran, findet sogar einen Zeugen, der die Schüsse mitbekommen hat. Seine Befragung ergibt, dass einer der Täter, die selbstverständlich maskiert waren, etwas wie Allah gefaselt hat. Bald haben auch die anderen Behörden aus dem Buchstabensalat davon wind bekommen und der Heimatschutz vermutet einen terroristischen Hintergrund, wie Bosch von (trara) einer weiteren Ex-Partnerin namens Kiz aus dem Büro des Chiefs der Polizei erfährt. Jetzt scheint es nur noch eine Frage der Zeit, bis ein Anschlag erfolgen könnte.

"Kalter Tod" ist schon einige Jahre alt (lag bei mir rund 5 Jahre ungelesen rum) und man muss dem Buch attestieren, dass es nicht mehr als eine laue Folge in einer Krimireihe zu bieten hat. Das Ganze ist eine ganze Ecke unter dem gewohnten Niveau von Connelly und seinem Protagonisten Bosch. Es wirkt irgendwie, als habe der Autor einen nahen Abgabetermin gehabt, der ihn zu einer schnellen Arbeit gezwungen hat und entsprechend unmotiviert und hingeschludert wirkt der Fall auch auf mich. Bei knapp 320 Seiten mit viel Spielraum zwischen den einzelnen Zeilen kommt das Werk nur wie ein Schnellschuss rüber, der oberflächlich und frei von Innovation ist. Die Sache ist extrem vorhersehbar und schon nach wenigen Seiten hat man das Gefühl, dass da irgendwwas nicht stimmt, alles zu einfach ist und wenig Tiefgang hat. für mich bisher der schlechteste Roman aus der Feder von Michael Connelly. mit sowas kann man sich den guten Ruf versauen, wenn es öfter vorkommt. Wer sich einen Jerry Cotton greift, kann möglicherweise mehr Lesespaß haben als an diesem Buch. Auf jeden Fall sind beide in einem ungefähr ähnlichen Tempo locker, leicht und völlig unangestrengt zu konsumieren, fast schon als Einschlafhilfe zu benutzen. Dazu sei aber gesagt, dass jeder mal einen schlechten Tag hat und Michael Connelly mit seinen späteren Romanen, ob nun um Harry Bosch oder auch Mickey Haller, wieder zu besserer Form aufgelaufen ist und "Kalter Tod" anscheinend nur ein bisher einmaliger Ausrutscher war.

Jerry Garcia



Z. A. Recht/Thom Brannan. Das gefährliche Morgenstern-Virus hat fast die gesamte Menschheit in blutrünstige Monster verwandelt. Einzig eine kleine Gruppe überlebender Soldaten und Wissenschaftler versucht noch, das Ende der Menschheit zu verhindern. Doch ausgerechnet die mächtigsten Männer Nordamerikas, die Beschützer von Leben und Freiheit, machen ihnen einen Strich durch die Rechnung.

Während in Omaha die Wissenschaftlerin Anne weiterhin fieberhaft an einem Gegenmittel wider das fiese Virus forscht, kämpfen sich verschiedene Gruppierungen durch die verheerten Staaten, um entweder durch Gewalt das Mittel in die Hand zu bekommen, das noch gar nicht existiert, oder um sich endlich mit ihrer Truppe zu vereinen, die vom gegenseitigen  Ende des Kontinents Richtung Forschungsstation gezogen ist. Unterwegs stoßen sie auf hilfsbereite Städter, die aber ihre Freundlichkeit durch einen verheerenden Angriff einiger Renegaten teuer bezahlen müssen. Dazu kommt natürlich die ständige Gefahr durch die Infizierten und nach und nach werden die bisher gesunden Menschen immer weiter durch Attacken unversehrter Despoten und ihrer Anhänger oder den Untoten bis auf wenige dezimiert. Und dass der Agent der Pseudoregierung, die nach der Flucht des echten Präsidenten die Macht übernommen hat und agiert wie eine brutale Militärdiktatur in einem Dritte-Welt-Land, mit einem Kommandotrupp auf der Suche nach den Überlebenden und ihren Forschungsergebnissen ohne jegliche Skrupel über Leicchen geht, fordert ebenfalls etliche Opfer. Alles konzentriert sich letztendlich auf den großen Showdown um das Schicksal der (amerikanischen) Menschheit.

Z. A. Recht ist ja im Jahre 2009 verstorben, sodass Thom Brannan anhand der vorliegenden Notizen das letzte Buch der Trilogie vollenden musste. Und genau da setzt meine unsicherheit an, ob es nun am neuen Autor oder am Übersetzer lag, dass mich dieser letzte Teil der Geschichte nicht mehr richtig packen mochte. Um mal ein überstrapaziertes Wort aus dem Buch zu nutzen: Während die Jungs hinterm jeweiligen MG ihre Kugeln dem Gegner immer wieder entgegen"rotzen", so scheint mir das Buch auch nur schnell hin"gerotzt", um noch das letzte Gefecht zu Papier und den letzten Cent in die Taschen der Verleger zu bringen. Und wenn dann ständig von Fremdlingen (als wären da Eindringlinge im Hobbitland) statt von Fremden, Unbekannten oder feindlichen Truppen zu sprechen, immer wieder Essen zu Mampf wird und ähnliche derartige Worthülsen flapsig formuliert werden, dann ist der Unterschied zu den Büchern vom Hauptautor doch spürbar und ein sprachlicher (in negativer Hinsicht) Unterschied vorhanden. Ansonsten ist das Buch gespickt mit Actionszenen, Hubschrauberattacken gegen Menschen und Untote, temporeich und nicht langweilig. Diverse Klischees werden natürlich auch bedient, wirken  manchmal nervig, an anderen Stellen passend. Aber im Grunde ist "Fluch der Toten" nur noch eine Vervollständigung der Story und trotz der Action und nicht überharten Fressattacken ein eher schwacher Abschluss der Trilogie. Zur Ehrenrettung sei aber gesagt, dass es nicht so übel ist, wie "Tagebuch der Apokalypse 3". War jetzt nicht so der Reißer.  Rund 445 Seiten.

Jerry Garcia



Will Jordan. Unbekannte hacken sich in amerikanische Militärdrohnen und greifen nit ihnen zivile Ziele im Irak an. Ryan Drake, Chef einer geheimen Eingreiftruppe der CIA, hat nur 48 Stunden (Wieder ein Beweis, wie schwer das Klappentextschreiben in Wahrheit ist. Er hat nämlich drei Tage, demnach 72 !!! Stunden, Zeit dazu.), um die Agentin Maras aus einem sibirischen Hochsicherheitsgefängnis zu befreien, die dort wegen einer Intrige der CIA eingekerkert ist. Nicht gerade die verlässlichste Unterstützung. Allerdings ist es Drake nur mit ihr möglich, an die Terroristen heranzukommen. Doch die Folter im Gefängnis hat Maras körperlich und geistig beinahe zerbrochen. Nun hat sie nur noch en Ziel: Rache!

Mai 2007, Irak. Mitten in einem belebten Viertel in Mosul gibt es eine verheerende Explosion, die etliche Menschenleben fordert. Die Spezialisten der CIA müssen erkennen, dass sich jemand in ihr Programm gehackt hat und nun nicht nur die bewaffneten Drohnen kontrolliert, sondern auch von einer drei Hellfire-Raketen abgefeuert hat. In Washington wird Ryan Drake von seinem Chef direkt ins Hauptquartier beordert, um einen Auftrag zu übernehmen, für den er nur drei Tage Zeit hat. Schnell wählt er vier erfahrene Kämpfer aus, die ihn nach Russland begleiten sollen, um aus dem sibirischen Gefängnis Maras zu befreien. Der Einsatz gelingt, die Ex-Agentin wird befreit, aber Drake und auch weitere seiner Teammitglieder ziehen sich Verletzungen zu, die bei einem so schlimm sind, dass er vorerst nicht einsatzfähig sein wird. In den USA angekommen, wird Drake von einem vorerst Unbekannten dazu genötigt, sich mit Maras von der Truppe abzusetzen und einen Auftrag für den Erpresser auszuführen. Dieser stellt sich später als ein ehemaliger Newbie heraus, der vor Jahren von Maras trainiert wurde und sich in den Folgejahren eine eigene Truppe aufgebaut hat, die nur ihm gehorcht und Treue zeigt. Drake und Maras werden wieder in den Irak gelotst, immer verfolgt von den drei verbliebenen Kräften, die mit Drake in Russland waren.

Will Jordan hat mit seinem Debüt auf Anhieb einen großen Wurf gelandet. Nach dem Anschlag geht es zügig in die Planung, Teamzusammenstellung und Vorbereitung des Coups in Russland, was ungefähr rund 100 Seiten in Anspruch nimmt. Die nächsten etwas 90 Seiten wird das sibirische Gefängnis nach allen Regeln der Kunst infiltriert, die Wärter eliminiert und die Gefangene befreit. Kaltherzig (In Sibirien denn auch kein Wunder, hehe), hart und effizient wird die Vorgehensweise der Truppe geschildert. Innerhalb des ersten Drittels von "Mission Vendetta" (Im Original "Redemption") bietet Jordan schon mehr auf, als viele andere Autoren in zwei Büchern zusammen. Im zweiten Drittel konzentriert sich der Autor - ohne allzuviel Tempo zu verlieren - mehr auf seine Akteure und skizziert ihre bisherigen Lebenswege, die eigentlich in allen Fällen einen Bruch durch Ereignisse in der Vergangenheit aufweisen. Drake hadert mit einem Vorfall, der ihn die Karriere in der britischen Armee kostete und eine unehrenhafte Entlassung zur Folge hatte und den er nur mit übermäßigem Alkoholkonsum verdrängen kann. Dennoch funkioniert er weiterhin irgendwie und bekommt mit dem Auftrag einen zweite Chance. Auch die Teammitglieder untereinander sind sich nicht wirklich freundschaftlich gesonnen, Drogenprobleme kommen ans Tageslicht. Und Maras wird sehr eindrucksvoll und lebensecht geschildert, wie sie sich nach der langjährigen Haft in einer Einzelzelle ohne Tageslicht erst wieder an ein Leben unter Menschen und der frischen Luft gewöhnen muss. Nach und nach werden Geheimnisse offenbart, die zu ihrer Verhaftung durch die Russen geführt haben. Nicht alle Motive sind von vorne herein offensichtlich. Stilistisch, handwerklich und storytechnisch unheimlich starkes Erstlingswerk, das auch mit Actionsequenzen nicht geizt (Die Szenen in Sibirien haben es durchaus in sich), die Skrupellosigkeit der Geheimdienste sowie der deren Mitarbeitern in den Vordergrund rückt und nicht das mittlerweile gewohnte - und auch fast schon fade - Feindbild bietet. Ein zweites Buch, das auch Bezug auf das vorliegende nimmt, ist im Original schon erschienen, am dritten Teil arbeitet Will Jordan derzeit. Bleibt nur zu hoffen, dass diese dann auch den Weg nach Deutschland finden (Der Verlag vermerkt zwar, dass "weitere Titel in Vorbereitung" sind, aber Verlass ist darauf nicht, wie ich schon oft wehmütig feststellen musste.) Wer das Genre der Agententhriller schätzt, sollte hier  - meiner unmaßgeblichen und persönlichen Einzelmeinung nach - zugreifen. Wenn das Buch überhaupt einen erwähnenswerten Mangel hat, dann ist es der Klappentext. Rund 640 Seiten.

Jerry Garcia



Bryan Smith. Sie nennen sich "Die Finsteren". Der Name war zuerst eher ein Scherz, aber er passte, und jetzt tragen sie ihn voller Stolz. Sie sind die Außenseiter der Stadt, Sonderlinge, die nur für die Nächte leben. Dann steigen sie in das aufgegebene Haus. Dort geschah einst etwas Fürchterliches und seither lauert das Böse darin. All die Jahre war es tief unten im Keller gefangen - doch die Finstern  lassen es frei.

In Ransom und seinen vorgelagereten Wohnstädten geht es in der Öffentlichkeit geht das Leben seinen normalen und gewohnten Weg. Auch auf der High School ist alles, wie  man es aus anderen Städten kennt. Die Angesagten beherrswcxhen die Szene, während die weniger gelittenen Schüler drangsaliert werden. Doch der Schein trügt. hinter den Kulissen tobt der Kampf der Generationen und in der Stadtverwaltung bereichern sich die Honoratioren und Großbesitzer immer mehr auf Kosten der Gemeinschaft - und sie haben unerwartete Hilfe gehabt. Als diese nicht mehr von Nutzen war, wurde sie aus der Stadt verbannt und sinnt nun auf Rache. In dieser Situation findet sich die Clique der Finsteren wieder. Keine simplen Nerds, die sich von der Bande der Statuspfleger und Bildungsverweigerer einfach so drangsalieren ließen. Sie laben ihre Wut des nachts aus, begehen kleine Einbrüche und haben es nicht so mit dem Gesetz oder Legalität, hören den unerwünschten Metal, saufen, kiffen und vögeln rum, ohne sich über Konsequenzen Gedanken zu machen. Ihr einziger Freund ist ein älterer Bursche namens Clayton, der zurückgezogen lebt und sein Erbe verprasst/versäuft und ihnen hin und wieder Alkohol oder Stoff besorgt. Doch dann kommen sie auf die Idee in einem verlassenen Haus einzubrechen und rumzustöbern und dabei einen Dämon freizulassen. Der übernimmt sofort die Herrschaft über die City und nach und nach kommen die übelsten Gelüste und Wünsche der Bewohner ans Licht. Dringt der Dämon in sie ein, begehen sie für ihn die schrecklichsten Taten. Mit der Zeit überschlagen sich die gewalttätigen Ereignisse in der Stadt. Mittendrin die, die sich "Die Finsteren" nennen - als letzte Rettung ihrer Heimat.

Bryan Smith nimmt sich durchaus einige Seiten - wenn auch nicht unbedingt sehr tiefschürfend -, um einen Blick hinter die Fassade des zur Schau gestellten gutbürgerlichen Lebens zu werfen und zeigt, dass nicht nur der Schein zählt, sondern was wirklich in den Menschen steckt, wer sie wirklich sind und welche Auswirkungen das auf deren Töchter und Söhne haben kann. Und damit entwickelt er auch ein gewisses Verständnis für die Clique, die von den etablierten Gruppen ausgestoßen wurde, weil sie nicht normal, also nach dem vorherrschenden Gusto handelt und sich nicht der Masse unterordnet. Wer sich der vorherrschenden Meinung nicht unterordnet wird ausgestoßen, verfemt. Heute heißt das einfach "political correctness" und man umgeht mit diesem Begriff die Meinungsfreiheit. Einige wenige "Macher" bestimmen, was derzeit opportun ist und alle haben sich danach zu richten oder die Konsequenzen zu tragen. Dann kommt, was man von Bryan Smith erwarten kann: Keine ewig langen, ausschweifenden Sätze literarischer Feinkunst, sondern kurz und knapp der Wahnsinn geschildert, der über die Stadt kommt. Nachteilig für mich war irgendwie, dass außer Clayton oder vielleicht mit Abstrichen Mark so gar keine Sympathieperson auftauchte, zu der ich als Leser einen Bezug entwickeln konnte. Sie waren mir eher egal. Der Rest des Buches, also mehr als die Hälfte, vergeht in Sexorgien und einigen effekthascherischen Appetitlosigkeiten und extremen Gewaltausbrüchen. Der Dämon und seinen neuen Untertanen zerlegen nicht nur die Stadt, sondern auch die Bewohner im wahrsten Sinne des Wortes in ihre Einzelteile. Das ist wie ein Softprono-Laymon mit exzessiver Smith-Blutorgie. Schnell zu lesen, durchaus unterhaltsam, aber mittlerweile auch schon mehrfach vom Autor zelebriert, sodass Überraschungen oder Neuerungen ausbleiben. Daher ist das Buch für seine Fans sicher eine Offenbarung, doch insgesamt betrachtet, ist "Die Finsteren" für mich nur (Festa-)Mittelmaß. Außerhalb des Verlages wäre er sicher der Burner, wenn sich ein anderer da rangetraut hätte. 380 Seiten.

Jerry Garcia



Den ersten Mann schickten sie gegen Mittag. Seine Aufgabe war einfach. Am Strand sitzen, Augen und Ohren offen halten und dabei nicht auffallen. Das Zielobjekt war die kleine Insel Terror's Reach: fünf Häuser, neun Einwohner, ein Gesamtvermögen, das in die Milliarden ging. Es war eine Goldgrube, die man nur plündern musste.

Joe Carter arbeitet bei Valentin Nasenko als Leibwächter für dessen Ehefrau Carrie und deren Sohn Jaden sowie die kleine Tochter Sofia. Sie sind ebenso auf der Insel angesiedelt wie Oliver Felton, dessen Vater Robert auf Geschäftsreise ist, die Weaver-Eheleute, und Terry Fox. Das fünfte Anwesen steht zum Verkauf. Nasenko hat zudem nch einen persönlichen Leibwächter namens Juri, mit dem er unterwegs auf seiner Jacht ist, um mit dem Amerikaner Travers sowie seinem Berater McWhirter ein Geschäft in aller Stille auszubaldowern. Carrie fährt mit Joe und ihren Kindern in die Stadt zum Einkaufen, wo ihr Leibwächter gerader noch so einen Entführungsversuch verhindern kann. Er bringt die drei in einem verschwiegenen Hotel unter und begibt sich zurück zu seinem Auftraggeber. An der Brücke zur Insel stellt er fest, dass sie abgesperrt ist und die vermeintlichen Arbeiter eher zwielichtig aussehen. Er lässt den Wagen in einer uneinsehbaren Ecke stehen und schwimmt nach Terror's Reach. Dort sind in der Zwischenzeit die Bewohner und auch der von seinem Jachtausflug mit Finanzkonferenz zurückgekehrte Valentin von einer Gruppe Gangster gefangen genommen und gefesselt in eine Garage gesperrt worden. Einzig Oliver, der Sohn des Magnaten Felton, wird von ihnen in dessen Haus verhört, da sie im Safe ein enormes Vermögen erwarten. Joe schafft es auf die Insel, kann einen der Gauner ausschalten, wird dann aber selbst erwischt und zu seinen Leidensgenossen gebracht. Als dann einige ungeplante Ereignisse eintreten, überschlagen sich die Geschehnisse. Es kommt zu einem gnadenlosen Showdown.

Wie auch bei Filmen oft praktiziert, hat man einen englischen Titel nur durch einen weiteren englischen Titel ersetzt. Was "Overkill" jetzt soviel besser macht als das Original "Terror's Reach", entzieht sich meiner Kenntnis. Der Roman, der allseits derart mit Lob überschüttet wird und dessentwegen Tom Bale schon als der neue Superstar am Actionhimmel gepriesen wird, dass man glauben mag, Matthew Reilly würde im Schneckentempo schreiben, beginnt eher ruhig und lässt sich wirklich Zeit, die Vorbereitungen und die ersten Aktionen zu zelebrieren, bevor es ab der Hälfte der rund 450 Seiten dann zur Sache geht. Der Autor pflegt aber auch einige Klischees wie die Vorzeigegattin, ehemals Gewinnerin eines der sinnfreien Trällerwettbewerbe und Castinggewürges im TV, die dann einen Reality-TV-Star ehelichte, mit dem sie einen Sohn hatte und von dem sie geschieden wurde. Jetzt hat sie mit ihrem neuen Ehemann eine kleine Tochter, vom Neugatten spendierte Neumöpse und die ebenfalls neue Erkenntnis, dass sie für ihren ukrainischen Versorger nur noch uninteressant ist. Der Leibwächter mit einer unbekannten Vergangenheit, der sich als Kämpfer entpuppt und dem sie ihr Herz auschüttet, passt ebenso ins gewohnte Bild. Doch Tom Bale konnte seinen Thriller auch mit einigen Wendungen würzen, die nicht so ganz zu erwarten waren, aber trotzdem nicht die Riesenüberraschungen darstellten. Die zweite Hälfte des Buches, dessen Charaktere stur nach dem Gut-/Böse-Muster geschildert sind, zieht dann im Tempo ordentlich an. Schießereien, Betrug, Verrat, Ränkespiele und Explosionen beherrschen nun die Szenerie. Ab diesem Zeitpunkt entwickelt es sich tatsächlich fast zu einem Page Turner, der Laune machen könnte. Aber gemessen an den britischen Kollegen wie Tom Wood oder Will Jordan ist Tom Bale dann doch eher zweite Liga. Kein schlechter Roman, aber man kann ihn - besonders in der ersten Hälfte - auch alle 50 Seiten aus der Hand legen, ohne etwas zu vermissen, auch wenn er sich locker und leicht liest. Brauchbar als Strandlektüre, die nicht fordert. 

Jerry Garcia



Michael Marshall. Bill Moore, ein junger Immobilienmakler, lebt den Traum vom schnellen Geld. Auf einer Insel an der Golfküste Floridas dreht er wohlhabenden Klienten luxuriöse Apartments an. Doch wie aus heiterem Himmel gerät sein Leben plötzlich aus den Fugen. Eine unaufhörliche Kette mysteriöser Ereignisse bringt ihn ins Taumeln und droht seine Karriere zu ruinieren. Als die Polizei ihn auch noch wegen Mordes jagt, fragt sich Bill endgültig, welches böse Spiel mit ihm getrieben wird.

John Hunter wird nach sechzehn Jahren aus dem Gefängnis entlassen, wo er für einen Mord büßen musste, den er nicht begangen hat. Naturgemäß ist sein Dran nach Rache riesengroß. Also entführt er einen Mann, um ihm einige Fragen zu stellen und nachdem er ihm lange genug zugesetzt hat, beginnt dieser auch mit weiteren Informationen rauszurücken. Unterdessen macht sich Bill Moore auf, seinen Kunden ihre Wünsche zu erfüllen, um sich seinen Lebenstraum eines Daseins in Reichtum und Überfluss zu verwirklichen. Dabei geht er nicht unbedingt zimperlich vor und seine Kollegen in der Firma haben garantiert nicht seine Wertschätzung. Ähnlich sind seine Gedankengänge bezüglich der Kunden, doch die haben wenigstens das Geld, das er sich zu verdienen gedenkt. Doch bald geschehen die ersten merkwürdigen Dinge. Ein Termin wird bestätigt, den er gar nicht getätigt hat. Eine E-Mail wird versandt, die nicht von ihm stammt. Treffen werden ausgemacht, die dann nicht stattfinden. Eine Buchlieferung kommt nach Hause, die er nicht geordert hatte und auf seinem PC finden sich geschmacklose Bilder, die er nicht aufgenommen hat. Dazu ein Ordner mit dem Titel Modified. Er hat keine Ahnung, was das soll. Als dann ein Mann verschwindet, mit dem er angeblich ein Verkaufsgespräch führen wollte, das aber nicht stattfand, weil der Mann nicht erschien, kommt die Polizei ins Spiel. Moore muss sich erklären und verstrickt sich dabei immer mehr in Widersprüche, da er die auftauchenden Indizien nicht widerlegen kann. Nach und nach stellt sich heraus, dass auch der verschwundene David Warner einige unappetitliche Geheimnisse hatte.

Michael Marshall ("Die Straw Men"-Trilogie) erzählt die Story aus zwei Perspektiven. Zum einen ist da Hunter, der ruhig und überlegt seine geplante Rache in die Tat umsetzen will und dessen Wirken in der Gegenwartsform geschildert wird. Nummer Zwei ist Bill Moore, der als Ich-Erzähler (Was zu seinem Charakter durchaus passt: Ich, ich ich.) in der Vergangenheitsform zum besten gibt, was da mit ihm geschieht. Moore ist ein egoistischer Selbstdarsteller, der für seine Mitmenschen (abgesehen von seiner Gattin) wenig übrig hat. Er behandelt sie von oben herab, schielt nur auf seinen Vorteil. Wichtigster Punkt in seinem Leben neben Frau und Geschäft (oder andersrum) ist ihm nur sein Status - besonders der auf Facebook muss ständig erneuert werden. Marshall zeigt fast schon genüßlich auf, wie das so durchorganisierte und geplante Leben des Maklers nach und nach zerbröckelt und der Mann fast zu Boden geht. Er wird von einem hinterhältigen und perfiden Plan fast völlig zerstört und dennoch behält er bis auf einige Ausnahmen seinen Glauben an seine Einzigartigkeit fest im Blick. Als Sympathieträger bekommt er sicher nie die volle Punktzahl. Dennoch folgt man ihm gespannt und neugierig, wie er sich aus seiner immer fataler wedenden Situation herauswinden will, was hinter all dem stecken mag. "Killerspiel" erzählt eine richtig, richtig fiese Geschichte, die jeden Verschwörungstheoretiker begeistern sollte und die voll auf Paranoia setzt, während sie nebenbei auch den sorglosen Umgang mit den vielgerühmten sozialen Medien anprangert. Hochspannend, voller Wendungen und ohne große Actionsequenzen und überbordende Härte auskommend, lässt Michael Marshall in einer dichten Atmosphäre seine Hauptfigur von einer Bredouille in die nächste schlittern und führt den Leser dabei in flüssigem Stil bis an ein Ende, das klar von der Norm der üblichen Thrillerkost abweicht. Sehr gutes Buch, besser sogar als erhofft. 440 Seiten.

Jerry Garcia



Guillermo del Toro / Chuck Hogan. Eine mysteriöse Seuche hat die Erde befallen und die Mehrheit der Menschen in blutrünstige Vampire verwandelt. Die Welt ist zu einem dunklen Ort geworden. Da entdeckt eine kleine Gruppe von Rebellen in einem uralten Mythos die letzte Hoffnung für unsere Zivilisation. Doch dieser Mythos kann auch den völligen Untergang bedeuten.

Nach den Ereignissen aus "Das Blut", wo der Meister die Alten vernichtet hatte, um alleine die Weltherrschaft zu übernehmen, sind die meisten Menschen entwerder zu Vampiren geworden, tot, übergelaufen oder werden von den Vampiren zu Vorrats- und Zuchtzwecken interniert und gezüchtet. Wenn man sein Happihappi unvorsichtig völlig auffrisst, hat man bald nix mehr und muss darben bis zum Tod. Dazu ziehen sie sich lieber Futternachwuchs. Einige wenige Überlebende wie Eph Goodweather, Vasily oder Nora versuchen alles, um die Vampire zu bekämpfen, wobei sich besonders Eph hervor, da sein Sohn von den Blutsaugern entführt wurde. Mit dem Buch Occido Lumen, das der ehemalige Kammerjäger Vasily aus dem zerstörten Island holt und der von dort noch ein besonderes Mitbringsel an seine Freund überreichen kann. Ein Kofferatombombe - bloß ohne Zünder. Um jetzt noch einen Zünder zu bekommen, verbünden sie sich wieder mit ihrem mexikanischen Gangsterkumpel Gus, doch da die Sprengkraft und der Einsatzort begrenzt sind, müssen sie auch noch den Aufenthaltsort vom Meister in Erfahrung bringen. Kein leichtes Unterfangen in der Welt voller Vampire, die noch dazu durch die vielen Atomexplosionen und hochgegangenen Kernkraftwerke nicht nur in ein fast dauerhaftes Dunkel gehüllt ist, sondern auch die Lebensumstände bezüglich Trinkwasser oder Nahrungsmittel erheblich erschwert hat.

Was ich schon in den vorherigen Bänden zu bemängeln hatte, kann ich hier getrost weiterführen. Wer von dem bekannten Autor und Regisseur etwas Besonderes oder Ungewöhnliches erwartet hatte (wie ich also), wird schon mal enttäuscht. Dazu gesellt sich aber, dass alles wie Schreiben nach Zahlen abläuft. Eine bisserl Familienemotion, der Love Interest, die Opportunisten, die Verräter und das kleine Häuflein Tapferer (bei denen mir die Figuren wie Gus oder Vasily entschieden sympathischer erschienen als der Rest) und das knallige Ende. Der plötzlich eingeführte religiöse Aspekt war überflüssig wie nur was, das zackig-flapsige Abhandeln der wesentlichen Vorkommnisse erinnert an einen Heftroman, wo man zügig zum Ende kommen muss, der Stil ist okay, das Tempo durchaus hoch. Die Vampire erleiden erhebliche Verluste in einigen blutigen Begegnungen mit den noch verbiebenen Menchen, aber nichts davon lässt einen irgendwie mitfiebern - wie aufgezählt und abgehakt. Was wurde das Werk überall als grandios und großes Epos gehandelt (Wenn ich in einem solchen bereich ein großes Epos bezeichnen müsste, würde ich wohl Stephen King und "The Stand" und weitere mehr von ihm anführen, bevor ich auch nur auf die Idee käme diesen Dreiteiler hier auch nur ansatzweise in Erwägung zu ziehen.) und dabei kam dann doch nur eine Vampirtrilogie, die glücklicherweise weitaus unterhaltsamer und actionreicher ist, als diese "Twilight-"Kacke, aber insgesamt nur seichtes Mittelmaß der Belletristik geworden ist. Als Lektüre zur Ablenkung vom Arbeitstag gut, erinnerungswürdig aber eher nicht. 430 Seiten.

Jerry Garcia



Ross Thomas. Ed Cauthorne besitzt einen Oldtimer-Salon. Aber nicht mehr lange, wenn er sich weigert, für den Paten nach Singapur zu gehen. Aufgeschlitzte Reifen, zerfetzte Polster, Sirup im Tank und ein Mechaniker mit zerquetschten Händen - das sind die Überredungskünste der Gangster. Was ist so wichtig in Singapur? Warum braucht der Pate ausgerechnet Cauthorne als Fernost-Kurier?Cauthorne erfährt es nur zu bald; er soll in Singapur einen Kollegen aufspüren, den er selbst vor zwei Jahren ermordet hat.

Ed Cauthorne, ehemaliger Stuntman in Hollywood, hat sich aus dem Geschäft zurückgezogen, als bei einem Stunt zu einem Film in Singapur ein Kollege bei einem schiefgegangenen Kunststück ums Leben kam. Jetzt hat er mit einem Partner einen Autosalon in Hollywood und die Sache nur fast verdrängt, denn ihn plagen tägliche Anfälle mit Zittern und Schweißausbrüchen, die zwar jeweils nur einmal am Tag auftreten und nur rund eine Minute dauern, aber ihn immer weiter verfolgen. Da tauchen eines Tages die Laufburschen des Paten aus Washington auf und nötigen ihn zur Reise nach Singapur. Weshalb? Der von ihm vermeintlich vor zwei Jahren Getötete soll nicht nur noch am Leben sein, sondern den Paten auch noch erpressen. Und damit die Sache nicht zu einfach wird, schickt ein Konkurrent des Paten ihm auch noch eine Nachricht, dass Cauthorne die damalige Verlobte Angelo Sacchetti, Tochter des zweiten Gangsters, mit nach Singapur kommen wird. Dort eingetroffen wird man erst einmal von der örtlichen Polizei unter die Lupe genommen und ein Mordanschlag auf Cauthorne verübt. Nicht der letzte seiner Art.

Ross Thomas lässt den Leser wissen, wie Singapur zu dem wurde, was es heute ist, geht auf die Geschichte des kleinen Landes ein und wie sich die Europäer damals dort als Herrscher aufführten, bevor sie ihren platz räumen mussten. Im Jahre 1970 waren aber noch die starken politischen Einflüsse der umgebenden Nationen wie China oder Malaysia zu spüren. und das organisierte Verbrechen konnte eher ungehindert seinen Geschäften nachgehen. Mit kalkuliert dosiertem Humor geht der Autor auf die Begebenheiten ein und schickt seinen Protagonisten in ein Abenteuer, das verzwickter ist, als es anfangs den Anschein hat. Nichts ist, wie es scheint. Er benötigt für seine spannende Story keine durchgeknallten Serienmörder oder effektiven Gewaltorgien, um seine Figuren nur durch deren Unsicherheit in ihrem Umfeld in Gefahr kommen zu lassen. Sie können sich auf niemanden verlassen, wissen nicht, woher der nächste, gefährliche Schachzug kommen wird. Ein Krimi, wie er sich in den siebziger Jahren wohl oft in den Regalen der Bücherläden finden ließ, wo Gangster wie Protagonisten ich Anzug tragend oder mit Gamaschen durch die Städte streiften und der weit weg ist von den (mir natürlich zusagenden) Actionfesten eines Reilly ist. Gut, spannend, aber nicht mehr zeitgemäß. 170 Seiten.

Jerry Garcia



Steve Berry. Als Geheimagent Cotton Malone in ein New Yorker Hotelzimmer bestellt wird, ahnt er nicht, dass er in eine Falle tappt. Plötzlich ist er gefangen in der Verschwörung einer gefährlichen Geheimorganisation, und sie kennt nur ein Ziel: unbegrenzte Macht. Der Schlüssel dazu liegt in einem chiffrierten Dokument aus dem Unabhängigkeitskrieg. Für Malone beginnt eine erbarmungslose Jagd durch eine korrupte Welt.

Wenn Stephanie Nelle ruft, springt Cotton Malone. Also lässt er sich auch nicht lange bitten, als er in ein Hotelzimmer im Grand Hyatt in New York bestellt wird. Doch dort findet er eine ferngesteuerte Schussanlage vor, die direkt auf den Wagen des Präsidenten zielt, der unten gerade aus seinem Dienstfahrzeug steigt. Er kann den Anschlag mit Mühe und Not verhindern, wird aber nun selbst als Verdächtiger gehetzt. Doch was er nicht erwartet, ist, dass er bald vom Secret Service eingefangen und dann ins Weiße Haus gebracht wird. Der Präsident braucht dringend seine Hilfe. Eine nur für die Öffentlichkeit geheime Organisation versucht aufgrund alter Verträge den Präsidenten zu rechtlichem Schutz zu veranlassen, den sie bezüglich ihrer Taten garantiert nicht verdient hat. Doch die noch aus dem Unabhängigkeitskrieg stammendenUnterlagen sind nicht vollständig und nur, wenn sie alle Papiere in Händen halten sind die Missetäter vor strafrechtlicher Verfolgung sicher. So beginnt eine Jagd nach den fehlenden Papieren, an denen sich diverse Geheimdienste, Killer, Cotton Malone und die Gangster beteiligen und sich durch Lug und Trug sowie Mord und Totschlag aus dem Spiel zu drängen gedenken. Dazu kommt noch, dass der Präsident private Probleme hat, die ihn angreifbar machen.

Steve Berry trägt in dem siebten Thriller um Cotton Malone so richtig dick auf. Untereinander zerstrittene Geheimdienste, die sich gegenseitig in ihrer Arbeit eher behindern statt miteinander zu kommunizieren (also wie aus dem Leben gegriffen) und eine Organisation, die früher  mit weitgehenden Rechten als Kaperfahrer für die USA unterwegs war. Steht so in der Verfassung und die kann anscheinend so leicht nicht geändert werden. Mit vielen Cliffhangern nicht nur am Kapitelende, sondern auch bei so ziemlich jedem Szenenwechsel innerhalb der einzelnen Abschnitte will er das Tempo hoch halten (und kann einen Reilly dennoch nicht im Ansatz erreichen) und mit undurchsichtigen Figuren sowie wechselnden Loyalitäten die Spannung steigern. Doch leider ist er in diesem Buch viel zu umständlich zu Werke gegangen. Die übrigens recht blassen und klischeebehafteten Akteure seiner Geschichte hätten dem Spuk schnell ein Ende bereiten können, doch musste der Autor wohl immer wieder einen draufsetzten, um die Seitenzahl in die Höhe zu treiben. Mit der Zeit wird es trotz des versuchten Tempos etwas zäh, Wiederholungen schleichen sich ein und die Organisation sowie einige der Geheimdienstmitarbeiter entpuppen sich als lächerliche und tölpelhafte Knallchargen. Alles in allem eine recht flache Angelegenheit und sicher nicht die beste Arbeit von Steve Berry. Aber so einen Ausrutscher sollte man einem Schriftsteller schon mal zugestehen. 530 Seiten.

Jerry Garcia



Daniel Carney. Es geht um Macht und um Geld, um Einfluss und um Politik. Ein Ex-Staatspräsident des Kongo soll hingerichtet werden. Diesen Mord will ein Minenbesitzer unbedingt verhindern. Deshalb beauftragt er den Ex-Oberst Fauslkner damit, eine Söldnertruppe aufzustellen. Und wie die Wildgänse fallen sie, die nicht Tod und Teufel fürchten, im Kongo ein. Sie wissen, dass sie sich auf ein Abenteuer eingelassen haben. Sie wissen aber nicht, wie dieses gefährliche Unternehmen enden wird.

Auf dem Flug in die Schweiz wird Ex-Präsident Limbani im Auftrag seines Nachfolgers im Kongo entführt, sein Leibwächter ermordet. Dies schreckt die Privatwirtschaft und Bänker in Großbritannien auf, da auf den neuen Machthaber anscheinend kein Verlass ist und ihre Investitionen sowie Gewinne nicht sicher sind. Auch die britische Regierung, die sich offiziell natürlich nicht einmischen darf, hat Ängste, dass der Einfluss der Kommunisten in dem Land erstarken könnte. Also lässt man eine Söldnertruppe zusammenstellen, die Limbani befreien soll, bevor er hingerichtet wird. Zuerst tritt man an Faulkner heran, einen schwer gealterten und am Boden angekommenen Söldner, der schon lange keinen lukrativen Kontrakt mehr hatte. Der bringt Rafer Janders ins Spiel, der sich derzeit in fortgeschrittenem Alter gegen Attacken der Mafoia erwehren  muss, da er einen deren Zöglinge mit dessem eigenen, strychninverseuchten Stoff zu Tode gefüttert hat. Nachdem diese Situation bereinigt ist, beginnt man mit der Anwerbung alter Kameraden, die entweder pleite sind oder die Lust aufs ruhige Eheleben verloren haben. Dazu einige jüngere Ex-Soldaten und dann die Beschaffung von Material und Waffen sowie Flugzeug und Pilot, die sie nach getaner Arbeit aus dem Kongo rausschaffen sollen. Viel Zeit bleibt nicht, die Trainigszeit ist kurz und hart und nur Tage später springen die Wildgänse über dem Kongo nahe Albertville, wo Limbani gefangen gehalten wird, aus einer Hercules. Zu anfang klappt alles hervorragend: Die Bewacher werden ausgeschaltet, hunderte von Soldaten im Schlaf vergast, die gegnerische Truppe am naheliegenden Flughafen eliminiert. Doch die Maschine dreht kurz vor der Landung aufgrund neuer Befehle ab. Jetzt muss sich die Truppe mit dem kranken Limbani gegen die reguläre Armee und die Simbas des neuen Präsidenten nach Rhodesien durchkämpfen.

Die meisten, die sich hierher verirren, werden den Film sicher kennen und ich geb erst mal einen kleinen Vergleich Buch/Film ab. Das Ende wurde für den Film komplett überarbeitet, während ansonsten nur kleiner Unterschiede - auch in der Härte und den Charakteren, die nicht wirklich nach Gut und Böse zu unterteilen sind, eher in weniger und mehr Böse und gegen die die "Expendables" wahre Klosterbrüder sind -  auszumachen sind wie diverse Personen oder Witterungslage oder der Angriff auf der Brücke. Bis auf den Schluss hat man sich größtenteils an die Vorlage gehalten. "Die Wildgänse kommen" von Daniel Carney ist ein martialisches Buch, das ein Hohelied auf Männerfreundschaft und (kaum noch vorhandene) Soldatenehre singt, aber auch den Betrug und die Habgier nicht außen vor lässt. Denn die Protagonisten sind im Buch keine strahlenden Helden, sondern eher aus Sicht des Privatiers verkommene Subjekte, die Spaß am Töten haben. Derartige Szenarien und "Helden" dürften heute gar nicht mehr ohne wenig diskrete Zensur auf die Leinwand, da sie der vorgeschriebenen politischen Korrektness, der wir uns alle gefälligst zu unterwerfen haben, um schön gleichförmig und angepasst zu sein, absolut nicht entsprechen. Schon die Vergasung der schlafenden Soldaten hat damals die Baumumarmer des Landes auf die Barrikaden getrieben, was würden die heut erst für einen Zinnober veranstalten, wenn sie ja auf Ideen wie Fleischrationierung kommen. Das Ende ist wesentlich derber als im Film, ruhige Momente hat das Buch auch eher wenige, könnte aber dennoch fast als Zeitdokument der damaligen afrikanischen bzw. europäischen Afrikapolitik durchgehen. Ausplünderung des Kontinents, Rassismus, alte Kolonialansprüche und der Kampf der Ideologien auf einem Ersatzschlachtfeld ausgetragen, da man sich ja selbst mit dem Atomwaffenarsenal nicht selbst gegenseitig ins Nirwana bomben wollte. Knallharte Söldnersaga, in der drei der eigenen Leute, die ihrem Ausbilder während des Trainings die Haut abziehen wollten, einfach mit Bajonetten am Boden gekreuzigt werden. Von den Kollegen unbedauert. Wer also mal einen knochenharten Söldnerroman, mit kleinen Anteilen an trockenem Humor und verflucht viel Menschenverachtung lesen möchte, kann sich "Die Wildgänse kommen" durchaus mal gönnen. Rund 255 Seiten.

Jerry Garcia



Ilkka Remes. Paris. Eine Frau springt in die Seine. Sie wird tot geborgen. Doch sie ist nicht ertrunken: jemand hat ihr unter Wasser die Kehle durchgeschnitten. Für Timo Nortamo beginnt ein Wettlauf mit den Geheimdiensten der Großmächte, die etwas in ihren Besitz bringen wollen, das es eigentlich gar nicht geben dürfte.

Eine Frau scheint auf dem Weg zu einem Treffen, als ihr von einem Vespa-Fahrer die Handtasche entrissen wird. Als die Frau sowie zwei Männer von unterschiedlichen Seiten der Brücke die Verfolgung aufnehmen wollen, wirft der Fahrer die Tasche in die Seine und die Bestohlene springt flugs hinterher. Doch auch einer der Verfolger setzt über das Geländer und hechtet in den Fluss. Später wird die Frau nur tot geborgen und der Mann schwimmt unverrichteter Dinge unversehrt ans Ufer, wo er anscheinend erwartet und nun abgeholt wird. Die Tasche der Frau landet bei der Polizei, die sie vom Grund der Seine birgt. Eine Diskette war wohl der wichtigste Gegenstand, den die Handtasche enthielt - und eine Spur führt nach Finnland. Timo Ratamo von der TERA, der europäischen Terrorbekämpfungsorganisation mit Kollegen aus allen ländern der EU, sieht darin eine Möglichkeit, diverse Unregelmäßigkeiten, die er in seiner Regierung vermutet, aufzudecken. Doch er wird zurückgepfiffen. Als sich dan noch Amerikaner und Chinesen in den Fall einmischen, macht er erst recht weiter  und wird gefeuert. Gerade ein Haus gekauft, mit einem guten Sohn im Hause, der aber immer die neueste Technologie von Papa gekauft haben will und einer Ehefrau, mit der er gerade so seine Schwierigkeiten im Zusammenleben hat, machen ihm das Ganze nicht leichter. Aber unbeirrt oder auch stur ermittelt er gegen den Willen seiner ehemaligen Vorgesetzten und natürlich auch der finnischen Staatsorgane in der Angelegenheit, die alsbald eine Wendung in eine völlig andere Richtung nimmt. Ehemalige Professoren haben eine Entdeckung gemacht, die den Großmächten einiges zu bedeuten scheint und für deren Besitz sie auch zu Mord und Folter bereit sind. Und ganz neben bei scheinen auch die Atomkraftgegner in Finnland mit der inzwischen internationalen Affäre zu tun zu haben.

Ilkka Remes hat ja schon mehrfach bewiesen, dass er mit seiner Minung nicht unbedingt hinterm Berg hält. Auch hier macht er sich - wenn auch eher in wenigen Nebensätzen - Gedanken um die Wissenschaftler, die nicht mehr der Allgemeinheit dienen und sich von Konzernen oder Regierungen kaufen lassen, um dann die gewünschten Ergebnisse als sogenannte (unabhängige?) Experten zu publizieren und es derart an Moral mangeln lassen, dass ihnen nicht mehr auffällt, dass sie in sicheren Labors Abermillionen für irgendwelche Pseudomittelchen zur Erhaltung der Jugend irgendwelcher Schabracken zusammenbrauen, statt für dieses Geld lieber dafür zu sorgen, dass nicht Millionen anderer Meschen darben oder des Hungers sterben. Kratzt diese Typen zumeist nicht, da sie ja bestens versorgt sind und für ihren Arbeitgeber tun, was der verlangt. Man kann sich ja alles so drehen, wie man will (Globale Erwärmung, Statistiken, Arbeitslosenzahlen usw.). Und auch die Technikabhängigkeit des Menschen wird, der jedes neue Fitzelchen angeblicher Innovation aufsaugt und unbedingt sein eigen nennen will (Smart-TVs, Smart-Phones, 3d und und und) und dabei garn ichtmerkt, dass er eigenständiges Denken eh schon verlernt hat und isch dann coh beschwertr, wenn die Technik, die er unbedingt haben und nutzen wollte - freiwillig wohlgemerkt - nun dazu gebraucht wird, sie gegen ihn zu verwenden (Abhören usw.). Und da 2004, als das Original in Finnland erschien, die Debatte um Atomkraft und Endlager in Finnland recht groß war, nimmt er auch dieses aufs Korn. Die Bedrohung durch Stilllegung der Kraftwerke abbauen gehörte zu den Zielen der entsprechenden Parteien und Demostranten sowie gewalttätigen Störenfrieden der linken Szene (Der übrigens bei Gewalteinsatz ebenso hart zugesetzt gehört wie den rechten Chaoten) und viel wurde ja erreicht. Für die diversen Konzern, Politiker und Gierhälse!! Wer weiß, von wo nach wo da alles Geld geflossen ist. Auf jeden Fall aus den Taschen der bürger raus, die den ganzen Klumbatsch allein bezahlen dürfen, da sich die Großbetriebe und multinationalen Konzerne nun nicht mal mehr nur mit Niedriglöhnen oder Werkverträgen auf Kosten der Arbeiter die Taschen füllen können oder irgendwelche auf wilden Begründungen (Lohnkosten können es eigentlich nicht sein, da teuere Mitarbeiter gefeuert werden, um Billiglöähner einstellen zu können - vom Staat gefördert - und steigende Energiepreise schon gar nicht) fußenden Preiserhöhungen, da sie sich mit sehr wohlwollender unterstützung der Regierung von den steigenden Strom- und Energiekosten befreien lassen können. Der Bürger bezahlt deren Verbrauch einfach mit. Und dait nicht das ende der lobbyarbeitstange erreicht. Denn um die Wirtschaft noch mehr zu belohnen (Für was? Was ist da hinter den Kulissen geschehen, gezahlt worden?), werden Gesetze erlassen, die auf der Energiewende und der fehlenden Atomkraft beruhen, um den Leuten die letzten Ersparnisse aus den Taschen zu ziehen, indem man sie zu Umbau- oder Dämmmaßnahmen zwingen will, neue Heizungen zur Pflicht ausruft und sich nicht mal einen Gedanken macht, wie das Volk das finanzieren soll. Schleichende Enteignung. Kohle für die Wirtschaft, die Großkonzerne und die Politik, die es weiter wild verschwenden kann. (Hier frag ich mich, warum sogenannte Steuerhinterzieher verfolgt und angeklagt werden, während diverse Steuergeldverschwender - ist das nicht auch eine Art Hinterziehung, nämlich das Geld dem Volk vorenthalten, für das es eigentlich verwendet werden sollte - unbehelligt bleiben. Diese derzeitigen Aktionen lassen die Vermutung zu, dass manche da wohl den Text vom Eid für das deutsche Volk vergessen haben könnten.). Vieles davon hat Ilkka Remes in der einen oder anderen Randbemerkung untergebracht, die Atomkraft spielt eine größere Rolle und die eine oder andere kleine Zutat in diesem Review kommt jetzt von mir. Keine Ahnung, wer jetzt mitliest. All das ist nur ein Teil eines spannenden und temporeichen Thrillers, der einen Protagonisten aufweist, der jetzt nicht einer dieser Superhelden ist,wie man sie z. B. von Steve Berry kennt und auch kein Topfighter wie Shane Schofield, der ja jetzt eh hinterm Schreibtisch sitzt und sogar nur wenig Zeit für nen Blog hat, sondern ein Mann mit einem kleinen Steakfriedhof, familiären und finanziellen Sorgen, eher vorsichtig denn mutig. Würzen tut das der Autor mit ein bisschen Erich von Däniken, dem weltberühmten Schweizer, Cern und diversen Geheimdiensten, die dann auch für die richtige Portion Action sorgen und dabei wie von Remes gewohnt nicht im besten Licht erscheinen. Mord und Folter sowie Lug und Trug gehören nunmal zum Geschäft und in einen gepflegten Thriller. Und in dieser Kunst ist Ilkka Remes nicht nur den meisten seiner nordischen Kollegen überlegen - und auch nicht so düster-traurig-melancholisch - sondern auch denen aus Rest-Europa und den USA, der Hochburg der Thrillerkunst (wenn auch mit zuviel Hurrapatriotismus und fadenscheinigen Begründungen für jegliche Rechtsverletzung ausgestattet). Wie schon seine Vorgänger lässt "Das Hiroshima-Tor" den Leser nicht von der Leine und man will grundsätzlich weiterblättern, bis man endlich die Auflösung hat, die hier übrigens erst sehr spät überhaupt verraten wird und auch nicht schon wie bei vielen klischeebeladenen Werken der Konkurrenz frühzeitig zu erahnen ist. Trotz von Däniken oder der einen oder anderen Andeutung durch frühere Besucher aus dem All keine durchgeknallte Spinnerei, sondern eine durchdachte Story. Schnörkellos, mit einigen Wendungen und eine gute Alternative zu dem Allerweltskrempel, der sonst so in den Regalen als Bestseller wie Sauerbier angepriesen wird. 440 Seiten

Jerry Garcia



Tony Black. Ein Buchmacher wird mit aufgeschlitztem Bauch aufgefunden. Sein Pitbull hatte ein dreijähriges Mädchen zerfleischt. Ernsthafte Ermittlungen sind unerwünscht - und lebensgefährlich. Der zweite Fall für Gus Dury.

Lautstarkes Geheul in der finsteren Nacht von Edinburgh bringt Gus Dury auf den Plan. Statt es zu ignorieren, was vermutlich sicherer wäre, sprintet er hin und stößt auf einige vermummte Teenager, die einen kleinen Hund quälen. Wie es sich für diese Affen gehört, will er ihnen die Fresse polieren, bekommt aber selber einen ab und stürzt ins Gebüsch - direkt auf die ausgeweidete Leiche des Tam Fulton. Trotz seines tief verankerten Widerwillens gegen die Berufsgruppe ruft er die Bullen an - und direkt danach seinen alten Arbeitgeber bei der Zeitung. Das bringt ihm zwar die Möglichkeit wieder zu schreiben, aber auch ne Menge Ärger durch seine Freunde und Helfer, die ihm den Mord an dem Toten anhängen wollen. Und während Gus sich nach einer ersten Vernehmung und folgenden Freilassung wieder Suff und Kippen widmet, interessiert sich einer der Cops tatsächlich für die Ex-Frau von Gus. Auch ein Grund, um Gus was anzuhängen. Nach und nach sickert durch, dass der Tote zu seinen Lebzeiten als Buchmacher für illegale Hundekämpfe aktiv war und 50.000 Pfund bei sich hatte, die natürlich aber auch so gar niemand am Tatort finden kann. Und sein Kampfhund hatte einst auch noch die dreijährige Tochter eines Mannes getötet, der jetzt Richter ist. So wie die Situation sich darstellt, hat niemand ein großes Interesse, den Mord an dem Scheißkerl wirklich aufzuklären, aber wenn man es denn schon Gus anhängen kann und ihn damit aus dem Weg schafft, ist es doch zu schön, um wahr zu sein. Und zudem zeigt auch der Boss des Buchmachers ein gewisses Faible für Gus, da er bei ihm sein Geld vermutet. Da der Boss aber im Knast sitzt, lässt er Gus vorführen, um ihm seine Forderungen zu übermitteln. Dury sitzt zwischen allen Stühlen.

Tony Black lässt in seinem zweiten Abenteuer mit Gus Dury, der sich selbst verflucht, weil er den möglichen Neuanfang mit seiner Ex Deb zum Ende von "Geopfert" verbockt hat und ihr und ihrer ehe immer nch nachtrauert, seiner Enttäuschung über Edinburgh und Schottland freien Lauf. Die Stadt wird beherrscht von den Honoratioren und den Baulöwen, die das große Geld machen, während ganze Stadtteile im Dreck versinken. Billige Arbeitskräfte werden aus dem Osten geholt, die Einheimischen bleiben auf der Strecke. Alles für den Tourismus - wer hier aber lebt, hat nichts zu melden. Stadt und Land werden immer mehr amerikanisiert, echte Lebensart verdrängt. Starbucks mit ihren exotischen Kaffeegemischen ("Was wollen Sie für einen Kaffee?" - "Ähem, wie wär's mit nem braunen".) und modernen Mätzchen übernehmen immer mehr das alte Schottland. Und Schottland? Das knabbert immer noch an den Niederlagen gegen die Briten. Man kommt sich vor wie die Aborigines in Australien. von fremden Eroberern vereinnahmt und unterdrückt. Überall Pessimismus pur. Auch beim Protagonisten. Dury ist sich seiner Situation durchaus bewusst, sinniert darüber, wie es mit ihm soweit kommen konnte, ist aber auch nicht mit der letzten Konsequenz gesegnet, daran etwas zu ändern. Er ist ein Alki und wird immer einer bleiben - und er weigert sich , in diesem Punkt Hilfe zu akzeptieren. Doch dieses Dilemma von Stadt, Land und Gus wird von Tony Black sehr humorvoll vor dem geneigten Leser ausgebreitet. Zitat Anfang: Ich rutschte aus, landete auf dem Hintern. Ziemlich nass hier, war halt Schottland, hey.... das gehört halt dazu. "Scheiße, ey", brüllte ich, als meine Handflächen über die harten, knorrigen Wurzeln eines Baumes schrammten. Brannte wie Sau. Als ich aufzustehen versuchte, machte ich gleich wieder den Flieger und knallte mit dem Kopf tüchtig gegen den Stamm. Zitat Ende. Coole, schottische Hard-Boiled-Literatur, in schnodderigem Tonfall erzählt und absolut ungeeignet für Tierfreunde, denn ein, zwei Kampfszenen sind echt eklig. Auch sonst herrscht kein sanfter Umgangston und wer Ken Bruen zu seinen Favoriten zählt, kann hier bedenkenlos zugreifen, glaube ich. Lakonischer Thriller mit einer kleinen Wende zum Ende und genug Potenzial, um daraus ebenso eine TV-Serie zu machen wie aus Jack Taylor. 380 Seiten.

Jerry Garcia



Ilkka Remes. Drei Frauen werden im äußersten Norden Finnlands ermordet aufgefunden. Sie gehörten der Glaubensgemeinschaft der Laestadianer an. Die Spuren führen in den Nahen Osten. Johanna Vahtera und Timo Nortamo ermitteln.

Drei Männer finden bei einer illegalen Elchjagd die Leiche einer Frau. Sie wurde per Kopfschuss getötet. Karri, einer der Männer, kennt die Frau, da sie zum Freundeskreis seiner Gattin zählt. Als kurz darauf eine zweite Frauenleiche gefunden wird, packt ihn die Panik: Auch diese war eine Bekannte seiner Frau. Diese ist indes im Nahen Osten unterwegs, um Beweise für ihre Forschungen zu sammeln, wird aber mit zwei Kollegen zusammen entführt. In Finnland geht währenddessen die Jagd nach dem Killer, der möglicherweise Finnlands erster Serienmörder sein könnte, richtig los. Kommissarin Johanna Vahtera kommt in die Kleinstadt, um die Verbrechen aufzuklären. Sie macht einen ersten Verdächtigen ausfindig, doch während der in Haft sitzt, wird eine dritte Frau ermordet - auch sie eine ehemalige Schulkollegin von Karris Ehefrau. Timo Nortamo von der TERA wird zu den Ermittlungen bezüglich der Entführung im Nahen Osten hinzugezogen, als sich Karri ob der vermeintlichen Tatenlosigkeit seiner Regierung im Entführungsfall an die Presse wendet und versucht, das mögliche Lösegeld über Spenden zu sammeln. Gemeinsam mit Karri reist er erst nach Amman und dann in die Nähe von Bagdad, begleitet von Mitarbeitern einer Sicherheitsfirma, die dort ihre Aufträge generiert. Zudem mischen sich noch die Israelis in die Sache ein. In Finnland werden in der Zwischenzeit neue Verdachtsmomente gegen einen arbeitslosen Jäger wach, die nun diesen in den Knast bringen. Mit der Zeit aber tun sich Verbindungen zwischen beiden Fällen auf.

Ilkka Remes gibt in "Höllensturz" den Glaubensgemeinschaften jeglicher Couleur ordentlich Feuer. Die katholische Kirche bzw. christlichen Gemeinden, die ihre Hilfe für Ärmsten der Armen eher auf die Schultern einiger weniger verteilt oder sie gleich ganz privaten Hilfsorganisationen überlässt, um mit den Steuergeldern oder Spenden lieber Prunkbauten (wie passend zu den derzeitigen Vorfällen) zu errichten oder die Gelder lieber im Stile eines privaten Megakonzerns gewinnbringend anzulegen und die Konten zu füllen. Aber auch die anderen Religionen oder Glaubensgruppen bekommen ob ihrer Sturheit und ihres glaubens, dass nur sie die einzige Wahrheit kennen und zu verbreiten haben, ihr Fett weg. Dies alles ist eingebettet in eine - zumindest zuerst - normale Krimihandlung, fast schon traditionell, bevor es sich dann doch zu einem Politikum mit Terrorismus und Lug und Trug entwickelt, das zudem mit dem Handlungsstrang um Israel und gefundene Dokumente gewisse Erinnerungen an Dan Brown vermittelt - an einen Dan Brown, als er noch was taugte. Der Autor verknüpft viele Handlungsfäden nach und nach zu einem großen Ganzen, lässt seine Protagonisten emotional agieren, bringt die eine oder andere Wendung mit ein und bleibt die gesamte Zeit über spannend und unterhaltend sowie recht temporeich. Nur das Thema mit der Religion wurde mittlerweile derart ausgewalzt (Wobei es natürlich mein Problerm ist, dass ich das 2006 in Deutschland erschienen Buch erast jetzt lese.), dass es mir weniger zugesagt hat. Ansonsten wieder ein guter Thriller von Ilkka Remes. 460 Seiten. 

Jerry Garcia



J. T. Brannan. Die Wissenschaftlerin Evelyn hat schoin immer geahnt, dass die Antarktis unvorstellbare Geheimnisse hütet. Eine 40.000 Jahre alte Leiche im ewigen Eis übertrifft allerdings selbst ihre kühnsten Träume: Dieser Urmensch besitzt alle Merkmale des modernen Menschen! Doch rasch verwandelt sich das Ganze in einen Albtraum, denn die Forscher werden attackiert. Allein Evelyn überlebt, die mysteriöse Leiche verschwindet spurlos. Fortan ist die junge Frau auf der Flucht - und von nur einem Zeil getrieben: Am Leben zu bleiben, um das Rätsel des Eismenschen zu lösen.

Mit acht Kollegen ist Evelyn Edwards zwecks Forschungen in der Antarktis. Einer der Forscher schliddert einen Abhang hinunter und findet dort einen eingefrorenen Menschen, den er gemeinsam mit den Kollegen auf ein Alter von rund 40.000 Jahren datiert. Verwunderlich ist nicht nur, dass er im Aussehen den heutigen Menschen nahezu gleicht, sondern auch modernste wetterfeste Kleidung trägt. Man entscheidet gemeinsam, dass Hilfe angefordert werden muss, um den Fund aus der Eishölle zu bergen. Mit zwei Hubschraubern kommt eine Army-Abteilung, lädt die Forscher in den einen, den Fund und die Truppe in den anderen und los geht es. Unterwegs schießen die vermeintlichen Helfer ihre Schutzbefohlenen lurzerhand ab, doch Edwards kann zuvor abspringen. Sie versteht sich darauf, sich nicht nur zu retten, sondern auch ungesehen an einen sicheren Ort zu entkommen. Doch um wieder in die USA zu kommen, benötigt sie Hilfe. Sie wendet ich an ihren Ex-Mann, den Indianer Adam, der im Reservat arbeitet. Erwartungsgemäß wird der aber von der Organisation, die hinter allem steckt, überwacht und man sendet ihm vier Killer auf den Hals, noch bevor er seiner Holden zu Hilfe eilen kann. Er kann sie aber erledigen und macht sich auf den Weg zu Edwards, die sich in Santiago de Chile aufhält. Doch sie werden aufgestöbert und quer durch Chile gehetzt, bevor sie nach Peru entkommen und dort einen anderen Wissenschaftler treffen, der ihnen diverse Informationen, Geld und Reisemöglichkeiten zukommen lässt. Adam holt sich Hilfe bei einer Truppe Indianer, die gemeinsam mit ihm für die Regierung als Spurensucher und Kämpfer gegen Menschenschmuggler an der Grenze zu Mexiko gearbeitet hat. Zusammen nehmen sie den Kampf gegen die übermächtige Organisation auf.

Auf dem rückwärtigen Klappendeckel wird das Buch als Mix aus Akte X und Dan Brown beschrieben. Dan Brown ist derzeit eh keine wirklich gute Referenz mehr, aber auch sonst passt da wenig zu ihm. Akte X kommt der Sache dann schon näher. Und den Autor schildert man als Ex-Soldaten, der Kampfsport, Bruce Willis (da hat er aber vermutlich nur dessen Schundwerke der letzten Jahre gesehen) und Page Turner liebt, sodass man als Käufer schon auf den Gedanken kommen könnte, jetzt ein fetziges Actionwerk in Händen zu halten. Hey, bis zu einem Reilly, McDermott oder auch Martin Kay ist es für J. T. Brannan dann aber noch ein weiter Weg. Sicher geht es hie und da echt zügig voran, aber von zündender Action, die man nicht mehr aus der Hand legen will, kann keine Rede sein. Der Stil ist leicht, anspruchslos und die Story trivial, voller Klischees. Positiv wäre vielleicht anzumerken, wie Brannan die Zustände in den Reservaten der Indianer in den USA kritisert, doch sonst besteht seine Story aus altbekannten Versatzstücken: Adam hat einen Schicksalsschlag aus der Vergangenheit zu verarbeiten, der ihm immer wieder Albträume beschert und auch Evelyn Edwards hat ihr Päckchen zu tragen. Natürlich könne sie ihre Probleme verdrängen und sich mutig auf den Überlebenskampf konzentrieren, wobei sich gerade Adam als Tausendsassa und Alleskönner bewährt und doch niemals an einen Shane Schofield oder eine Eileen Hannigan herankommt. Und schon bald wird das Ganze zu einem echt wilden Mix aus SciFi, Mystery, Bibel, Religion, von Däniken (ja, schon wieder), große Verschwörung (Wobei hier noch die Frage bleibt, wieso eine Truppe, die alle, aber wirklich alle Möglichkeiten und Unterstützung durch ihre Bosse und Regierungen hat und die auch völlig ungestraft in jedem Winkel der Welt brutale Gewalt anwenden darf, zwei Flüchtige nicht einfangen kann?), Außerirdische und Atlantis. Stellenweise etwas zu sehr an den Haaren herbeigezogen und insgesamt bestenfalls einmalig zu lesen und dann aus der Erinnerung zu verschwinden, dafür braucht man kein Alzheimer, das geht hier auch so. Simple Massenware, die nur teilweise unterhält und längst nicht an die oben genannten Action-Ikonen herankommt. 360 Seiten.

Jerry Garcia



Evan Waller ist ein Monster. Dank seiner Bereitschaft alles und jeden zu verkaufen, hat er ein gewaltiges Vermögen angehäuft. Nun baut er ein neues Geschäft auf, ein Geschäft, das zu Millionen Toten führen wird. Aber Shaw, der mysteriöse Agent aus "Die Kampagne", ist ihm auf den Fersen. Er hat Waller bis in die Provence verfolgt und muss verhindern, dass der letzte Deal unter Dach und Fach gebracht wird. Dann kommt ihm jedoch eine unbekannte Agentin in die Quere. Auf der Jagd nach Waller entbrennt ein tödliches Duell zwischen ihnen.

Dieses Buch beginnt damit, dass eine junge Frau in Argentinien einen sechsundneunzig Jahre alten Nazi ausfindig macht und ihn eiskalt erledigt. Danach springt die Handlung zu Shaw, der von Frank Wells auf einen neuen Fall angesetzt wird. Es geht um Evan Waller, der durchaus dafür bekannt ist, neben sienen tatsächlich regulären Geschäften auch solch illegale Erwerbsmöglichkeiten wie Menschenhandel zum Zuverdienst zu nutzen. Doch das ist ihm nicht genug, wie der Gangster einem Vertrauensmann gegenüber erwähnt. Er sucht eine neue Herausforderung und da bietet es sich doch an, den Mullahs radioaktives Material zu verkaufen. Und genau das - nicht der Menschenhandel oder andere Verbrechen - bringen die Organisation hinter Wells und Shaw auf den Plan. Maqn folgt dem Mann nach Frankreich in die Provence, um den Deal zu verhindern. Shaw stellt fest, dass in dem Haus bzw. der Villa neben Waller eine Frau eingemietet hat, die sich ebenfalls für den Verbrecher zu interessieren scheint. Also muss auch die Frau von ihm observiert werden. Dann kommt Shaw ihr näher, man unterhält sich, gibt aber gegenseitig nicht preis, dass man hinter demselben Mann her ist. Der versucht in der Zwischenzeit den Handel mit den Arabern über die Bühne zu bringen,kann aber nur im letzten Moment einem Selbstmordattentat entkommen. Er lässt den Hintermann ausfindig machen, gefangen nehmen und foltert ihn zu Tode. Das Geschäft ist gestorben, die Amis wollen ihren Mann abziehen. Doch der denkt nicht daran und geht zusammen mit der Frau und deren Mitarbeitern gegen Waller vor. Doch der Plan misslingt und Waller entkommt. Er lässt Katie James entführen, die Shaw in "Die Kampagne" unterstützt hat und zwingt ihn so, sich zu ergeben. In der Wildnis Kanadas macht sich Waller den Spaß einer Menschenjagd.

Der Klappentext ist nicht völlig falsch, lenkt die Erwartungshaltung des Lesers aber in eine völlig andere Richtung. Von einem tödlichen Duell zwischen den beiden Jägern kann nämlich keine Rede sein. Man beobachtet sich, misstraut sich,  geht aber nicht gegeneinander vor. Zudem lässt sich das Buch Zeit, um auf den Punkt zu kommen. Es wirkt wie ein Film, in dem zu Beginn mit Action etwas eingeleitet wird, das in der Folge dann nur noch auf den Showdown abzielt und zwischendurch mit ein paar kleinen Shootouts oder Explosionen gewürzt wird, damit die Langeweile nicht zu groß wird. Überraschungen bietet "Doppelspiel" keine. Gut und Böse sind sauber getrennt. Besonders spannend, inspiriert oder gar temporeich kommt die Geschichte schon mal nicht daher und von früheren Glanzzeiten ist David Baldacci auch mit diesem Buch weit entfernt, das sich stellenweise richtig zäh liest. Zwar besser als die King/Maxwell-Romane, aber das war ja auch nicht schwer. Ansonsten kein Tipp. Mal sehen, was er mit dem letzten Buch des Camel-Clubs und dem kommenden "Zero Day" so zu bieten hat. In den letzten Jahren waren einfach zu viele Schnellschüsse dabei, ein Problem, das man auch bei einigen anderen Autoren "bewundern" kann/muss. Schade drum. Rund 530 Seiten.

Jerry Garcia



Ein altes Manuskirpt berichtet, dass Aladins Wunderlampe in Wahrheit ein Diamant war, der seinem Besitzer unermessliche Macht verlieh. Niemand sollte sich je dieser Kräfte bedienen. Man teilte den Stein und brachte die beiden Hälften in entlegene Winkel der Welt. Der Archäologe Marcus Frey macht sich auf die Spur der Legende. Denn Terroristen haben offenbar die eine Hälfte des Steins gefunden.

In Frankreich, genauer Marseille, einer Einwandererhochburg, wird eine Agentin des französischen Geheimdienstes bei einem Attentat mit etlichen anderen Personen getötet. Sie hatte aber einen Stick dabei, der in den Überresten der zerstörten U-Bahn gefunden wird und auf dem einige Textbruchstücke aus der Geschichte um Aladin zu finden sind. Die Franzosen glauben, dass die Spur nach England führen könnte, worauf die Briten Marcus und Nazreem, die seit kurzer Zeit ein Paar sind, in die französische Hauptstadt zum Chef des Inlandsgeheimdienstes schicken. Dort verdichten sich die Anzeichen, dass alles mit der bekannten Geschichte zu tun hat, die sich im Laufe der Ermittlungen aber immer mehr als auf diversen Fakten basierender Erfindung herausstellt. Um nun den Text wirklich entschlüsseln zu können, müssen Marcus und Nazreem in den Nahen Osten reisen, um hinter die Verschleierung der Erzählung zu blicken. Doch wieder zeigt der Wegweiser Richtung England, wo demnächst der neue König gekrönt werden soll. Die Skepsois des Brit-geheimdienstes führt dazu, dass immer mehr Leute verdächtigt und eingesackt werden, aber auch immer wieder Irrtümer eingestanden werden müssen.

Wer sich jetzt anhand des Klappentextes auf einen Mystery-Thriller mit einer Jagd nach alten Artefakten oder Unterlagen angefreundet hatte, musste schnell feststellen, dass es in "Projekt Aladin" vordergründig eher um einen der altbekannten Terrorthriller handelt. Noch dazu um einen, der nicht mit Tempo und Action zu protzen weiß. Trotz der nur rund 360 Seiten ist das Ergebnis stellenweise durchaus zäh und die wissenschaftlichen Ausschweifungen, die den Eindruck eines Archäologenabenteuers erwecken sollen, helfen da auch nicht. Letztendlich stellt sich die ganze Chose als etwas völlig anderes dar, als sie in Wirklichkeit ist. Mir hat sich auch anhand der späteren Anmerkungen des Autors die Situation so dargestellt, dass es ihm hauptsächlich darum ging, die britische Überwachungsmanie und deren Abhängigkeit von dem Amis sowie den Umgang mit ihren Einwanderern aus den früheren Kolonien in den Fokus zu rücken. Denn diverse Vorkommnisse und neue Gesetze auf den Insel der Euroverweigerer und Linksfahrer haben nichts mehr mit Demokratie und Menschenrechten zu tun. Da drängt sich immer mehr der Gedanke an eine Diktatur auf, einer mit genehmigter Gewalt. Und es ist ja nicht so, dass die Überwachungs- und Datensammelwut der beiden Cousins USA und Großbritannien nur auf die beschränkt bleibt. Andere Staaten ziehen mit und wer es nicht tut, wird schnell zum Außenseiter und angeschwärzt. Und wie diese Globalisierungsclowns mit ihren Verbündeten umgehen, ist ja derzeit in aller Munde. Davon abgesehen, ist das Buch insgesamt nur seichte Unterhaltung ohne sonderlichen Nährwert und der Klappentext schon fast eine Frechheit, da so gut wie nichts davon wirklich im Buch vorkommt oder eine Rolle spielt.

Jerry Garcia



Scott Smith. Nichts stört die Stille in dem verschneiten Ort in Ohio. Alles geht seinen gewohnten Gang. Bis die drei Freunde Hank, Jacob und Lou bei einem ihrer Streifzüge durch den Wald in einem Flugzeugwrack 4 Millionen Dollar finden. Einfach so. Sie beschließen, das Geld zunächst noch zu verstecken und es erst zu verbraten, wenn die Luft wirklich rein ist. Ein ganz einfacher Plan. Aber einfache Pläne haben die Angewohnheit, in kürzester Zeit äußerst kompliziert zu werden.

Hank, sein Bruder Jacob und dessen bester Freund Lou sind unterwegs auf den winterlichen Straßen im ländlichen Ohio nahe ihrer Heimatstadt, als ein Fuchs die Fahrbahn quert und sie abrupt bremsen müssen, was zur Folge hat, dass sie in eine Schneewehe donnern. Jacobs Hund Mary Beth macht sich auf die Verfolgung des tierischen Störenfrieds und die drei Kerle hinterher. Sie kommen in ein Waldstück und finden dort eine abgestürzte Maschine vor. Nach einigem Hin und Her krabbelt Hank durch die verklemmte Tür ins Cockpit und findet dort den Piloten tot vor, die Krähen knabbern ihm schon frech die Augen raus und beobachten die drei Menschen bei ihrem Tun. Hinter den sitzen findet Hank einen Matchsack voller Barem. Kurze Beratung und sie sind sicher, dass das Geld behalten wird. Man zählt es und einigt sich darauf, es mindestens ein halbes Jahr zu verstecken, bis man sicher sein kann, dass niemand die Kohle vermisst und es erst dann auszugeben. Doch leider geht das alles nicht so simpel vonstatten. Statt Stillschweigen zu bewahren, erzählt es Hank seiner Gattin und Lou seiner Freundin, nur der schüchterne und fettleibige Jacob hat niemanden, dem er davon erzählen könnte. Doch das ist nicht alles. Bald wollen die ersten das Geld lieber schon früher haben, um Schulden zu tilgen oder Anschaffungen zu machen. Leichtsinn und Misstrauen gehen Hand in Hand. Kurz darauf geschieht der erste Mord und dann läuft aber wirklich alles aus dem Ruder.

Nach seinem eigenen Roman hat Scott Smith dann auch das Drehbuch für den Film "Ein einfacher Plan" von Sam Raimi verfasst und sich eine Oscarnominierung eingeheimst. Jahre später hat er dann auch das Buch "Dickicht" geschrieben, das dann im Film zu "Ruinen" wurde. Ganz zu Beginn hatte ich die starke Vermutung, dass sich das Ganze auch in eine Mystery-Richtung wenden könnte, als sich die Krähen doch sehr auf die Beobachtung der Menschen konzentrierten, doch diese Richtung wurde dann nicht verfolgt. Es entwickelt sich vielmehr ein Thrillerdrama um Menschen, die im Hinterland so recht und schlecht zurande kommen. Zwei arbeitslos und nur einer mit Gattin, Haus und Job gesegnet und auf dem Weg in eine sichere Existenz. Das ist der Ich-Erzähler Hank, der auch als Sympathieträger gelten mag, bis die Kacke plötzlich am Dampfen ist. Mit fortlaufender Seitenzahl treten die Abgründe in der Seele der Beteiligten immer mehr zu Tage, werden Masken abgeworfen und das wahre Ich zeigt sich sehr deutlich. War es früher gut verborgen, vielleicht sogar nur unbewusst vorhanden, bricht es sich jetzt Bahn. Meine persönlichen Sympathien haben sich schnell auf den eher unbeholfenen Jacob übertragen, der keine eigenen Entscheidungen treffen kann, dem alles unangenehm ist und der sich nur in den Strudel durch seinen Freund und den Bruder hineinziehen lässt. Klar will er auch das Geld, aber nicht zu dem Preis, der dann zu zahlen ist. Sein Kumpel Lou kommt da schon eher als der Hinterwäldler daher, der sich nicht sonderlich um Recht und Gesetz schert, aber auch kein Gewohnheitsverbrecher ist, der Mord und Totschlag predigt. Hank ist derjenige, der die frappierendste Veränderung durchmacht und sichzu einer echten Drecksau entwickelt, immer unterstützt von seiner Ehefrau, die sich plätzlich als ein eiskaltes, berechnendes Biest entpuppt, das sich mit dem Geld endlich den Wohlstand und das Ansehen sowie die Bequemlichkeit kaufen will, die sie wegen der Ehe aufgeben musste. Gebildet und anscheinend auch verwöhnt, ist sie bereit, über Leichen zu gehen und ihren Mann hat sie im Griff. Und der? Redet sich ständig ein, dass alles nur eine Verkettung unglücklicher Umstände ist, findet dauern Rechtfertigungen und hält sich bis zuletzt für einen guten Menschen. Insgesamt eine spannende, flüssige Story, die es jedem selbst überlässt, wie er die Taten der Protagonisten werten will. Und es bleibt über die gesamten 480 Seiten ein überdurchschnittlicher Thriller, den man nur schwer aus dem Gedächtnis verdrängen kann. Schade, dass es von Scott Smith bisher nicht mehr zu lesen gibt.   

Jerry Garcia



John Rickards. Es regnet in Strömen, als Sheriff Townsend durch die beschlagene Windschutzscheibe seines Geländewagens einen Mann auf der Fahrbahn stehen sieht. Der Mann hat in jeder Hand ein Messer, zu seinen Füßen liegt die Leiche einer jungen Frau. Aber der Regen hat sämtliche Spuren verwischt, und Townsend kann dem Fremden die Tat nicht nachweisen. Deshalb bittet er seinen alten Freund Alex Rourke, einen ehemaligen FBI-Agenten, um Hilfe. Aber auch der beißt sich an dem Fall die Zähne aus, bis ihm schlagartig bewusst wird, dass er selbst im Mittelpunkt eines bösen Spiels steht.

Als der Sheriff und sein Deputy den halbnackten Fremden in Gewahrsam nehmen und ihn dann verhören wollen, erhalten sie beim Verhör von diesem nur kryptische Antworten, aber nichts zur Sache. Anwalt? Braucht er nicht und falls doch, habe er alle Anwälte, die er benötige. Dale Townsend kommt nicht voran. Also bittet er seinen ehemaligen Kumpel Alex Rourke um Hilfe, der nach seinem krankheitsbedingten Abgang beim FBI nun für eine Detektei arbeitet. Alex nimmt sich auch frei von seinem derzeitigen Job - nicht ohne den Hinweis zu erhalten, dass die dortige Gemeinde dann seine Zeit zu bezahlen habe. Auch der neue Fragensteller stößt bei dem Verdächtigen auf Granit. Nur vermeintlich wirres Zeug, das nur aus diversen Andeutungen besteht und nicht weiterhilft. Dennoch ergibt sich nach und nach ein Muster, dem Alex dann folgen kann. Er findet ein altes Kinderheim, das vor Jahren abgebrannt ist und wo es dabei drei Tote gab. Immer tiefer gräbt er in der Vergangenheit der Stadt und des Opfers. Weitere Verbindungen tun sich auf, weitere Leichenfunde werden gemacht - und Alex steckt plötzlich mitten drin in einem Fall. wie er persönlicher nicht sein könnte.

"Die Tote im Regen" von John Rickards ist so völlig anders, als "Das Areal", das er unter dem Pseudonym Sean Cregan verfasst hat. Sein Protagonist Rourke ist ein Mann mit Problemen. Beim FBI hatte er nach dem Unfalltod seiner Eltern, bei dem er anwesend war, nach mehreren Monaten einen Zusammenbruch, leidet auch nach dem Abschied aus dem Staatsdienst noch an Albträumen, kämpft gegen Migräne, Schlaflosigkeit und Stimmungsschwankungen. Der Beginn mit dem tatverdächtigen Fremden und dessen Befragung wecken das Interesse des Lesers, was hinter diesem Menschen und den Andeutungen in seinen vom Fall abweichenden Antworten stecken mag. Lange Zeit bildet dieser ungewöhnliche Aspekt einen Schwerpunkt in der Story, die bei Laune hält. Doch mit fortschreitender Handlung, diversen Rückblenden in das Leben und die Albträume des Alex Rourke wird aus "Die Tote im Regen" ein Krimipsychodrama, wie man es schon mehrfach gelesen hat. Familie, Betrug, Drogen, Verschwörung zu Straftaten und natürlich mehrere Morde, die schon geschehen sind und erst jetzt nach und nach aufgeklärt werden. Alles hing zusammen, die Vergangenheit und das Kinderheim spielen eine große Rolle und ein Love Interest für den Protagonisten ließ sich auch finden. Ungefähr das erste Drittel des Romans ist mit seiner Geheimniskrämerei top und spannend, der Rest der rund 320 Seiten entwickelt sich dann in altbekannten Bahnen, die Krimivielleser nicht mehr vom Hocker hauen würden. Gut und bodenständig geschrieben und auch kein kompletter Flop, wie so einige, die ich in der letzten Zeit in die Finger bekam.

Jerry Garcia



Jeff Strand. Andrew Mayhem will verantwortungsbewusster werden. Als er mit seiner Familie und seinem besten Freund zu einem Campingurlaub im Wreitzer Park aufbricht, ist das Wohnmobil versichert und der Tank voll. Er nimmt keine Abkürzungen und hört auf einen verrückten Greis, der ihn vor dem Park warnt. Aber Andrew Mayhem wäre nicht er selbst, wenn er nicht trotz allem in ein haarsträubendes Abenteuer mit einer Bande irrer Mörder geriete ... in dem er sich dem schwäruesten augenblick seines Lebens stellen  muss.

Andrew Mayhem, endlich mit einem Job gesegnet, den er länger als nur ein paar Tage behält und stolz darauf, endlich wie ein verantwortungsvoller Erwachsener zu handeln, lässt sich von seiner Frau Helen die trotz der bei ihm vorgenommenen Vasektomie wieder schwanger ist, zu einem Campingurlaub mit ihren beiden Kindern und ihren Freunden Roger und Samantha überreden. auf dem Weg zum Wreitzer Park, den er auf dem direkten Weg ansteuert und Abkürzungen meidet, kommen sie an einem ollen, eher verfallenden Laden vorbei, in dem der alte Inhaber sie davor warnt, weiterzufahren. Sie wollen auch auf ihn hören, doch zuerst müssen sie auf dem engen Feldweg einen Platz zum Wenden suchen. Doch schon bald werden sie von zwei Lastern vor bzw. hinter ihnen eingebremst und können nicht weiter. Die Fahrer entpuppen sich als die reinsten Hinterwäldler, die ihre kleine Gruppe entführen wollen. Nach einem Handgemenge gelingt ihnen allen die Flucht. Aber das währt nicht lange. Andrew, Roger und Samantha werden wieder geschnappt, während Helen, die Kinder und der Mops Joe entkommen können und in den umliegenden Wald flüchten, in dem jedoch weitere Gefahr in Gestalt von fiesen Fallen lauert. außerdem stellen sie bald fest, dass die Naturburschen nicht wirklich auf eigene Faust handeln. Was sie tatsächlich erwartet, übersteigt sogar die Vorstellungskarft von Andrew und der hat ja nun schon einiges mitgemacht.

Mit "Sarg zu verkaufen (nur einmal benutzt)" hat der mkrug-Verlag ein weiteres Buch von Jeff Strand veröffentlicht. Wer eine Lektüre mit einem dauerhaft grenzdebilen Grinsen im Gesicht genießen möchte, der greife zum dritten Abenteuer von Andrew, nicht Andy, Mayhem. Das nach langer, vom Verlag nicht so geplanter, Wartezeit endlich erschienen ist. Jeff Strand schreibt eindeutig mit dem Schalk im Nacken, lässt den Humor nur so aufblühen und kredenzt so einige skurrile Dialoge und Situationen, in die sich sein Protagonist verwickeln lässt. würzen tut er das alles aber auch mit einigen deftigen Ideen, die diverse härten nicht ausblenden, aber auch nicht in zelebrierte Blutorgien oder sonstige Perversitäten ausarten. Trotz einiger blutiger Sequenzen und einem schicksalhaften dramatischen Teil überwiegt schwarzer Humor und Spaß. Wie sich Mayhem mit explodierenden Leichen, typischen Hinterwäldlern und einer durchgeknallten Cyborg-Manufaktur in dieser Backwoodstory mit fiesen Typen und hinterlistigen Fallen herumschlagen muss, wie Jeff Strand in seinem lockeren Schreibstil biederen Ernst mit Witz und Ironie mischt, dabei durchaus auch auf die Charaktere eingeht - wie die Kapitel aus der Sicht von Mayhems Gattin Helen beweisen - eingeht und damit durchgehend unterhalten kann ist einzigartig. Für mich neben Matthew Reilly (Wenn auch anderes Genre) das Highlight des Jahres und da Jeff Strand mittlerweile ja auch schon ein viertes Abenteuer für Andrew Mayhem ersonnen hat, hoffe ich, dass der mkrug-Verlag auch dieses in gewohnt guter Qualität, wie man sie schon damals unter anderem Verlagsnamen bestens unter Beweis gestellt hat, in Deutschland veröffentlichen wird. Amüsante Mischung aus teilweise hartem Horror (man ziehe zum Vergleich aber nicht den Festa-Verlag heran, der auf dem Gebiet des knallharten Horrors führend ist und wohl auch bleibt) und absurdem Humor, die ich geneigten Lesern nur ans Herz legen kann. 200 Seiten.

Jerry Garcia



Lee Child. South Dakota im tiefsten Winter. Der Bus, in dem Jack Reacher unterwegs ist, gerät auf einer Brücke ins Schleudern und landet im Straßengraben. Weiterfahrt ausgeschlossen. In der nahen Kleinstadt Bolton schlüpft Reacher vorübergehend bei einem Cop unter - und erfährt, dass die örtliche Polizei eine Seniorin zu schützen versucht, die Zeugin eines Drogendeals wurde. Seine Alarmglocken schrillen, als kurz vor der Gerichtsverhandlung erst eine Gefängnisrevolte ausbricht und dann auch noch ein stillgelegtes Army-Flugfeld vor den Toren der Stadt von Schnee und Eis befreit wird. In klirrender Kälte krempelt Reacher die Ärmel hoch.

Reacher strandet als Gast in einem Reisebus voller Senioren auf Urlaub nach dem Rutscher in einen Straßengraben in dem Städtchen Bolton. Die haben derzeit Hochkonjunktur, da die Stadtoberen mit allen Mitteln darum gekämpft haben, einen neuen Gefängnisbau in der Umgebung zu erhalten, der nicht nur Arbeitsplätze schafft, sondern durch die vielen Angehörigen, die ihre Knackis besuchen, auch Geld in die Kassen spült. Motels und Hotels sind ausgebucht, sodass die Reisenden auf die zuvorkommende Bevölkerung verteilt werden, bis eine Weiterreise möglich ist. Reacher kommt bei Andrew Peterson unter, der stellvertretender Chief der örtlichen Polizei ist. So erfährt er auch von der Seniorin, die als Zeugin in einem Drogendeal auftreten will und beschützt werden muss - und von den verrückten Bedingungen, auf die die Stadt eingegangen ist, um den Deal mit dem Knast/Staat zu bekommen. Heulen die Sirenen des Baus haben alle, wirklich alle Cops der Stadt zu erscheinen, um die Umgebung gegen einen vermeintlichen Ausbrecher abzuriegeln oder bei einem Aufruhr einzugreifen. Reacher, der sich mit Peterson durchaus versteht, bietet seine Hilfe an, da er bei dem Wetter eh nicht weiterreisen kann. Die Situation, die bald eintritt, scheint wie geschaffen für einen Anschlag auf die Dame. Doch damit nicht genug ärgert sich die Stadt noch mit einer Hundertschaft Bikern rum, die sich auf einem verlassenen Flugfeld nahe der Stadt eingenistet haben. Chief Holland können Reacher und Peterson gerade noch vor einer heftigen Auseinandersetzung mit zweien der Typen bewahren. Und Reacher wird neugierig. Was machen die Typen im dicksten Winter auf dem Flugfeld? Ist unter ihnen vielleicht der Killer? Und was hat es mit dem einsamen Bau auf sich, der auf dem Gelände steht und eher zu einem unterirdischen Gewölbe zu gehören scheint?

Mal abgesehen davon, dass Reacher bei der Scheißkälte keineswegs die Ärmel HOCHkrempelt, beginnt das Buch stellenweise wie eine Berichterstattung. Fakten, Informationen, alles knapp und kurz formuliert. Auch die Dialoge sind her trocken und ohne viel Worte, wobei Reacher den einen oder anderen Spruch von sich gibt, der es in sich hat. als er bei der Auseinandersetzung mit zwei Bikern vom Chief gefragt wird, wieso sie jetzt zwei Krankenwagen bräuchten, lässt er den wissen, er sei ausgerutscht. Was ausgerutscht? Na, als er dem einen den Ellbogen vor den Kehlkopf donnerte, sei er weggerutscht, sonst würden sie jetzt einen Leichenwagen und einen Krankenwagen benötigen. Da musste ich dann unwillkürlich an Tom Cruise als Reacher denken. Der hätte dem Riesenbiker höchstens die Stirn in den Schritt rammen können (Dennoch hat mir der Film mit Cruise gefallen, nicht wegen, aber trotz Cruise.). Lee Child setzt hier viel auf Spannung und Atmosphäre, lässt sogar wieder ein paar Häppchen aus Reachers Vergangenheit einfließen, gibt ihm emotionale Momente. "61 Stunden" ist ein Countdown, der von Beginn an runtergezählt wird und da es ein bisschen länger ist, als bei Jack Bauer in "24", darf der Protagonist sogar etwas ruhen. Dafür ist aber auch das Tempo nicht so hoch. Die Lektüre spielt eher mit der Neugier und der Erwartungshaltung des Lesers, was denn nun geschehen wird und was hinter den vielen offenen Fragen steckt. Und nicht alles, was Reacher anpackt, gelingt auch. Genaus deshalb geht er dann später um so schonungsloser vor. Und im Frühjahr 2014 soll dann schon "Wespennest" kommen. Steht schon auf der Orderliste. Ach ja, den Bösewicht Plato könnte Tom Cruise hier zumindest von der Größe her viel eher darstellen, hehe.
445 Seiten.

Jerry Garcia



Fernando S. Llobera. Lucca Corsini , Auftragskiller und Problemlöser der Mafia, ist der Beste seines Fachs. Er wird gerufen, wenn es hart auf hart kommt. Als in Spanien über Nacht mehrere Bosse ermordet werden, steht nicht nur die Polizei vor einem Rätsel, sondern auch die Mafia selbst. In einem korrupten Madrid, das den Gesetzen von Immobilienhaien und Finanzinvestoren  gehorcht, spielt Lucca auf der Jagd nach der Wahrheit ein doppeltes Spiel. Dabei benötigt er all seine Coolness und erfahrung - und muss vor allem seine Schwäche für die ermittlende Polizistin  bekämpfen. Eine echte Herausforderung für einen Profi.

Lucca Corsini ist im Auftrag der russischen Mafia unterwegs. In Istanbul soll er den Amis einen ihrer gesuchten Terroristenführer für einige Millionen verkaufen. Den Russen sind lukrative Geschäfte mit den ehemaligen Feinden lieber, als unberechenbare Arabs. Der Austausch geht recht glatt über die Bühne und Corsini bekommt seinen nächsten Job. Er muss nach Spanien. Genauer nach Madrid. Dort wurde mittlerweile der zweite Statthalter der Russenmafia in Spanien erledigt, nachdem es zuvor schon einen auf Mallorca per Granate im Swimmingpool zerfestzt hat, was die Polizistin Cruz Navarro auf den Plan bringt. Sie wird von ihrem Chef ebenfalls nach Madrid entsandt. während sie sich mit ihren neuen Kollegen einarbeitet, trifft sich Corsini mit den verschiedenen Russenbossen, um Informationen auszutauschen. Keiner kann sich vorstellen, wer ihnen ans Leder will. Verdächtige gibt es viele, aber ob die sich die Sache wirklich zutrauen? Die Türken, Marokkaner oder Chinesen sicher nicht. Bald erfährt Corsini, dass sich ein Geschäft anbahnt, in dem die Russen eine Bordellkette von einem Spanier übernehmen wollen und dazu ein Consultingunternehmen mit ins Boot nehmen, das unter den Auswirkungen der Finanzkrise zu leiden hat. Was die Russen nicht wissen, ist, dass innerhalb des Ladens diverse kleine Machtkämpfe um die beste Position ausgetragen werden. Mit Fortdauer der Ermittlungen stößt Corsini auch auf die Hintermänner der Aktionen und den Killer, der sich als Psychopath erster Güte entpuppt. Und auch Hilfskommissarin Navarro blickt bald durch, sodass sich ihre Wege kreuzen.

Zuerst einmal wieder fiel das fast schon gewohnte Verlagsmotto auf, von irgendwelchen Reihen um eine Buchfigur nicht mit dem ersten Band zu beginnen, sondern doch irgendeinen mittendrin zu nehmen. Fällt natürlich auf, wenn der Ich-Erzähler ständig Bezug auf vorangegangene Ereignisse nimmt. Scheißpraxis ist das. Tja, und dann die Sache mit dem Killer als Protagonist. Es ließ sich für mich nicht vermeiden, sofort Vergleiche mit Victor von Tom Wood anzustellen - und gegen den verliert Lucca Corsini um Längen. Was die versprochene Coolness in der Tagline auf der Rückseite angeht, dürfte die daher stammen, dass der Klappentextverfasser das Buch wohl zuvor zwei Tage im Eisfach seines Kühlschranks abgelegt hatte. Grundsätzlich passiert erst einmal nicht viel. Die ersten drei Morde an den Russenbossen geschehen im Off - es wird immer nur darüber geredet. Zwei kleinere Keilereien, eine Erschießung und eine Autoexplosion mit zweoi Toten und einigen Verletzten, alles in wenigen Worten dargebracht, und schon sind über 300 Seiten vorbei. Also faszinierende, schnelle und fetzige Action gibt es nicht. Die Erzählart aus der Ich-Perspektive macht das Buch zudem zu einem recht geschwätzigen. Da wird über die Probleme der Kommissarin (Alkohol, Fremdvögeln, Elternhaus und das Erschießen eines Einbrechers, der erst 14 war, aber mit drei Kumpels und einer Waffe auf sie losging) parliert, über Lucca Jugend und frühere Jobs, über Wirtschaft, Korruption und Werbung inklusive eher angedeuteter Gesellschaftskritik philosophiert und zwischendurch werden Spuren verfolgt. Lange wirkt das Geschehen wie ein Grisham zu seinen schwächsten Zeiten, als er auch nur über das Tagwerk seiner Anwälte zu berichten wusste und diverse thrillerähnliche Ansätze brachte, die dann später unerwähnt im Sande verliefen. Von denen gibt es hier auch den einen oder anderen. Erst im letzten Fünftel des 540 Seiten langen Buches zieht das Tempo an, wird es etwas spannender, werden Täter und Motive aufgedeckt und kommt die eine oder andere Auseinandersetzung hinzu, die ein paar Leben kostet. Coolness beweist der Held nur vielleicht zweimal, besonders bei seiner letzten Aktion. Insgesamt ein eher ruhiger Mafiakrimi, dem Tempo, Action und die versprochene Coolness doch mangeln. Für Krimifans okay, wer aber wie ich auf einen neuen Victor (siehe oben) gewartet hat, wird enttäuscht sein. Mittelmaß, das man nicht unbedingt haben muss.

Jerry Garcia



Richard Stark. Parker erhält den Auftrag, ein Casinoschiff auf dem Hudson auszurauben. Sein Plan ist ausgefeilt, sein Team vielfach bewährt. Alles klappt scheinbar wie am Schnürchen, doch es gibt eine Reihe von Leuten, die zur falschen Zeit am falschen Ort sind. Vor allem ein paar Trittbrettfahrer gehen dem Profi gewaltig auf die Nerven. Sie werden aus dem Weg geräumt. Die Frage ist nur: Von wem?

Parker ist mit seinem Fahrer auf der Flucht vor den Bullen nach einem erfolgreichen Raubzug in den Graben gerauscht. Parker kommt aus dem Fahrzeug raus, aber sein Kumpel ist eingeklemmt. Eigentlich sollte er ihn umlegen, damit er nicht plaudern kann, aber da er den Mann kennt und sicher ist, dass der nicht redet, lässt er ihn am Leben. Parker kann sich mit 140.000 Dollar Beute absetzen. Zurück in seinem Häuschen bei Claire erfährt er, dass in den Nachrichten vom Tod des Fahrers berichtet wurde - und dass ihn jemand anzurufen versuchte. Parker tüftelt eines seiner Rituale zur Kontaktaufnahme mit ihm unbekannten Auftraggebern aus und muss hören, dass sein jetzt toter Fahrer einem Mann namens Cathman die Rufnummer gegeben hat. Parker soll als Ersatz für den Fahrer einen Job übernehmen. Ein Casinoschiff, das künftig den Hudson rauf und runter zuckeln soll und dabei den unbedarften Bürgern das Geld aus der Tasche ziehen wird. Das Besondere: Die Abmachung mit den Betreibern besagt, dass im ersten Vierteljahr nur Bargeld verwendet werden darf, keine Kreditkarten. Parker stimmt zu und übernimmt den Fall. Er stellt eine Crew zusammen, die nur aus Leuten besteht, die er kennt. Sie arbeiten gemeinsam einen cleveren Plan aus, zu dem sie aber mindestens einen Außenstehenden und eine Hütte am Fluss brauchen, wo sie ungesehen an Land gehen können. Beides ist bald gefunden, doch Parker traut den Motiven seines Auftraggebers nicht und überprüft ihn. So einige Dinge kommen ihm bald spanisch vor. Und dan gibt es auch noch die Probleme mit den Bikern und einem gierigen Bullen.

Wieder ein Hardboiled der Spitzenklasse und nach dem etwas "ausführlichen" Roman um einen coolen Profi in Spanien jetzt wieder ein echter, knochentrockener Gangsterroman, in dem kein Wort zuviel ist und keine großen Gefühle verschwendet werden. Parker räumt hinter sich auf. Ohne Skrupel, ohne Bedauern, aber auch ohne Spaß am Töten. Er erledigt einfach, was in seinem Metier notwendig ist, um unerkannt zu bleiben.  Richard Stark verschwndet  kein Wort über die Vergangneheit der Akteuere, ihre Wünsche oder ihre Problemchen im Leben, sondern widmet sich auf rund 280 Seiten dem Auftrag, den Gegenspüielern und dem undurchsichtigen Motiv des Auftraggebers. "Sein letzter Trumpf" ist lässig, professionell und spannend. Ein Highlight, von dem es hoffentlich noch weitere geben wird, denn es wird - unbewiesen - behauptet, dass der Verlag wohl bald die Veröffentlichung der Reihe einstellen will. Doch wer sonst kann uns noch solche kaltschnäuzigen Thriller, die ohne verbale Ausschweifungen daherkommen, servieren und den Leser mit einer gradlinigen Story regelrecht verwöhnen?  Viel Auswahl hat man da nicht mehr. Ich jedenfalls freu mich auf den nächsten Parker.

Jerry Garcia



Tim Curran. Das Bermudadreieck, der Friedhof der Meere, das Geheimnis der Sargassosee - das ist für die Mannschaft der Mara Corday nichts als Seemannsgarn. Bis der Frachtkahn in einen schweren Sturm gerät  .... und im Nebel Geisterschiffe, Monster mit riesigen Fangarmen und seltsame Lichter auftauchen. Stammen diese höllischen Schrecken wirklich aus unserer Welt? Oder treibt das Schiff durch eine fremde Dimension? Und kann ausgerechnet ein durchgeknallter Physiker dabei helfen, wieder in unsere Gegenwart zu gelangen?

Die Mara Corday ist mit Arbeitsgerät, Sprengstoff und Sprit auf dem Weg nach Französisch-Guayana zu einer Diamantenmine. An Bord 21 Mann Besatzung plus 8 Passagiere, die als Arbeiter zu der Mine wollen. Alle glauben sich abgehärtet, wetterfest und jeder Gefahr gewachsen. Ein Sturm belehrt sie eines besseren. Und dann kommt der Nebel; eine undurchsichtige, dicke Suppe. Und sie hören Geräusche, Stimmen, glauben irgendwelches Getier zu sehen. Man frotzelt sich gegenseitig ob der unnötigen Furcht, die keiner zugeben will - bis einer der Männer von einem fliegenden Wesen vom Schiff geholt wird, das mit ihm im Nebel und dem Dunkel verschwindet. Panik macht sich
breit. Plötzlich kommt von Luv her ein weiterer Frachter in voller Fahrt in ihre Seite. Er donnert in die Deckbereiche und zerstört die Niedergänge zu den Laderäumen. Zertrümmerte Spritfässer und Funkenflug tun ihr übriges. Die Mara Corday explodiert. Nur wenige überleben diese katastrophe, nur um in die nächste zu schliddern. Kleine Grüppchen zu zwei oder drei Mann retten sich entweder auf Rettungsflöße, in Rettungsboote oder einfach an einer treibenden Kiste festgeklammert. Das Wasser ist dickflüssig wie Sirup, der Nebel unglaublich dicht und so eingefärbt, dass er irgendwie giftig erscheint. Nach und nach finden die Männer zusammen, aber sie müssen sich dem stellen, was da auf sie lauert. unheimliche Kreaturen im Wasser, in der Luft oder zwischen den immer dichter werdenen Algenfeldern. Angst macht sich breit, Streits brechen aus und legen sich auch nicht, als sie einen Schiffsfriedhof entdecken. Schiffe, Flugzeuge und gar ein Raumschiff, die weit vor ihnen hier gelandet sind und wohl schon seit Ewigkeiten hier ruhen. Und es gibt Menschen, die seither überlebt haben und auf den am besten erhaltenen Wracks leben und sich mit Lebensmitteln von den neu hinzukommenden havarierten Schiffen und gegen die allgegenwärtigen Gefahren, die hier lauern wenigstens einigermaßen gewappnet sind.

Tim Curran hat sich mit dem maritimen Wortschatz ausgestattet und eine düstere Story um die seit Jahrhunderten rankenden Seemannsgeschichten um das Bermudadreieck, die Saragassosee, das Flautenmeer und den Friedhof der Schiffe kreiert, die nichts von dem bisher bekannten Seemannsgarn oder den Vermutungen um dieses Phänomen auslässt. Er nimmt sich Zeit für seine Charaktere, baut sie auf, lässt sie aber auch einen Wandel durchmachen. Nicht immer ist der mit der größten Klappe und den dicksten Muckis am Ende noch der heldenmutige Anführer. Angst, Wut, Paranoia beherrschen die Szenerie. Anfeindungen und Streit drohen die Gruppe zu entzweien und dies alles in einer derart beklemmenden Atmosphäre, dass Vergleiche mit "The Fog" oder "Der Nebel" noch viel zu schwach sind. Curran baut die Spannungen zwischen den Parteien, die durchaus von diversen derben Zoten einige würze beziehen und dennoch nicht wirklich Humor aufzuweisen haben ebenso langsam und kontinuierlich auf wie die Spannung der Geschehnisse. Immer neue Gefahren und aberwitzigere Gestalten und Kreaturen lässt er sich einfallen, um die Nerven der Seeleute bis zum Bersten anzuspannen - und somit auch die des Lesers. Und da Tim Curran ja auch schon bewiesen hat ("Zerfleischt", "Verseucht"), dass man in einem seiner Romane nicht unbedingt mit einem Happy-End oder zartem Liebesgeplänkel rechnen muss, bleibt auch die Situation der Crew bis zum Ende spannend. Schafft es überhaupt jemand aus dieser angsteinflößenden Hölle zu entweichen? Atmosphärisch dichte Horrormär, die nur hin und wieder ausufernde Gewalt aufzuweisen hat, wie z. B. "Zerfleischt", aber auch kein Kind von Traurigkeit ist und durchgehend zu unterhalten weiß.  760 Seiten.

Jerry Garcia



Peter Clines. Stealth, Gorgon, Regenerator, Cerberus, Zzzap, Mighty Dragon. Sie sind Helden Wächter, Kämpfer für Gerechtigkeit. Mit ihren übermenschlichen Fähigkeiten sorgen sie in Los Angeles für Ordnung. Dann breiten sich durch eine Seuche lebende Tote über die ganze Welt aus. Trotz aller Bemühungen der Superhelden, der Polizei und des Militärs überrennen die hungrigen Zombies das Land.  Unter dem Schutz der Superhelden finden einige Überlebende auf dem befestigten Gelände eines ehemaligen Hollywood-Studios Zuflucht. Aber die wandelnden Toten vor ihren Toren sind nicht die einzige Bedrohung. Auf der anderen Seite der Stadt wächst die Macht einer Gruppe, die nicht damit zufrieden ist, nur zu überleben ... und sie besteht nicht aus Helden.

In Hollywood gibt es in den ehemaligen Filmstudios eine Enklave mit Überlebenden, die sich mithilfe der Superhelden gut abgeschottet, verbarrikadiert und eingerichtet haben. Seit dem ersten Auftreten der Seuche sind schon fast zwei Jahre vergangen und man hat auf den Flachdächern Gärten angelegt und dort, wo früher die Schaupieler ihre Texte runtergebetet haben, wurden Wohnungen für die Menschen angelegt. Mit Trucks fährt man raus in die Stadt, um Lebensmittel oder Sprit usw. zu holen. Jede Fahrt bedeutet Lebensgefahr, da es nur so von Exen (Statt dem Begriff Zombies oder Untote verwendet man Ex-Menschen, kurz Exe.), die sich an dem frischen Fleisch laben wollen. Eines Tages fährt der Truck in eine Falle, eine Nagelkette auf der Straße. Einer der Superhelden bleibt zurück, um die Flucht der anderen mit einem zweiten Truck abzusichern, bevor auch er sich absetzt. Am nächsten Morgen bricht  man auf, um den Truck zu reparieren und zurück in die sichere Zone zu fahren. Und stellt fest, dass man erst jetzt in die eigentliche Falle getappt ist. Die South Seventeens, eine hispanische Gang, greift sie an. Wäre nicht weiter schlimm, würden sie nicht von Leuten angeführt, die ebenfalls über besondere Fähigkeiten und Kräfte verfügen. Da sie ehedem auch superhelden waren, aber dem Virus zum Opfer fielen nennt man sie die Ex-Helden. Und sie wollen die Menschen sowie die Gruppe der Superhelden vernichten. Rund um das Gebiet der Filmstudios kommt es zur finalen Entscheidung.

Peter Clines lässt Superhelden in einem spektakulären Kampf gegen Zombies und gefallene Helden antreten. Und das geschieht bis auf wenige Ausnahmen (Man hat eine Punktetabelle für Promiabschüsse eingeführt, die dann Namen wie Charlie Sheen, Lindsay Lohan oder Angelina Jolie und andere aufweisen kann und in einer Szene, als ein untotes Kleinkind mit seinen Zähnchen am Bein eines Helden nagen will, tritt er zu einer Freistoßbananenflanke a la Manni Kaltz an. Da aber drei Blocks weiter kein Horst Hrubesch steht, der die Flanke verwerten könnte, matscht die Blage auf den Asphalt.) recht humorfrei. Dafür aber geht es von Anfang an rund und actionreich her. Kein Vorgeplänkel, nichts, was das Tempo ausbremsen und den Lesefluss hemmen könnte. Vorgestellt werden die Charaktere der Superhelden in eingeschobenen Kapiteln, die als Rückblenden gestaltet sind und mit der Zeit auch erklären, wie es überhaupt zum Ausbruch der Seuche kommen konnte. Originelle Story, die sehr unterhaltsam und sogar spannend rüberkommt und zum Finale hin so richtig auf die Kacke haut und verflucht viel Rasanz bietet. Mittlerweile gibt es zwei weitere Bücher zu den Exen und ein viertes ist in Arbeit. Also, lieber mkrug-Verlag, immer her damit. Und da man ja mittlerweile eh jeden Superheldenpups verfilmt - wie wäre es denn mit diesem hier? Dann hätten die erwachsenen Actionfreunde auch was von der Heldenschwemme. Rund 245 Seiten, aber a) eng bedruckt und b) im größeren Paperbackformat. Als Taschenbuch im gewohnten Format würde es das hier sicher auf rund 400 Seiten bringen. Ähnlches gilt auch für den schon früher besprochenen Jeff Strand.

Jerry Garcia



Nate Southard. Dillon ist ein beliebter Footballspieler auf der High School. Zumindest war er es bis zu dieser Nacht. Denn nun sitzt er geknebelt und an einen Stuhl gefesselt in der Dunkelheit.
Seine Kollegen haben ihn sich geschnappt. Sie können es nicht fassen, dass sie eine Schwuchtel im Team haben. Diese Schande wollen sie tilgen. Deshalb haben sie auch Randy entführt, Dillons Geliebten. Was mit Demütigungen beginnt, endet in einer blutigen Nacht in der Hölle.

Wrath James White. Das Leben ist ein einziger Schmerz - zumindest für Jason.
Jason wurde mit einer seltenen Erkrankung des zentralen Nervensystems geboren. Jede Empfindung bringt Schmerz. Jede Berührung, jedes Geräusch, jeder Geruch – sogar jeder Atemzug verursacht qualvolles Leiden. Vollgepumpt mit Betäubungsmitteln vegetiert Jason viele Jahre in einem Raum mit gepolsterten Wänden vor sich hin. Schmerz ist alles, was er von der Welt kennt.
Bis der Yogi Arjunda eintrifft. Er behauptet, Jason helfen zu können. Und tatsächlich verändert sich Jason durch die Behandlung – denn nun will er seinen Schmerz teilen.

"Eine Nacht in der Hölle" ist eine Geschichte von Intoleranz und Engstirnigkeit gepaart mit dem Machtgehabe des Superhighschoolfootballcracks für den Freundschaft nicht mehr als ein Wort ist. Es entwickelt sich eine Art Folterthriller der brutalen Art. Fünf Personen fahren zu einer Waldhütte - nur eine kehrt (vielleicht) zurück. Die drei Typen, die das schwule Pärchen entführten, um ihnen Mores beizubringen, sind unterschiedlicher, wie sie nicht sein können. Nate Southard gelingt es auf nur rund 95 Seiten die Charaktere glaubwürdig zu gestalten und die Spirale der Gewalt immer weiter zu drehen. Das Tempo ist hoch, man liest sich flott durch die Seiten und das Blutvergießen scheint kein Ende nehmen zu wollen.

"Sein Schmerz" beginnt als intensives Drama einer Familie, deren Kind krank geboren wurde. In ihrer Verzweiflung versuchen sie, alle Mittel auszuschöpfen, um die Schmerzen des Kindes zu lindern. Das traute Familienleben geht den Bach runter, der Vater scheint gar aufgegeben zu haben. Bis zur Mitte ist es ein faszinierendes Familiendrama, dann kippt die Geschichte und sie wird dem Prädikat extrem absolut gerecht. Sex und Gewalt inklusive Blutfontänen und Brutaloverkehr könnten empfindlicheren Lesern bis hin zum bitteren Ende auf den Magen schlagen. Und wie Jason gegen seinen Vater andeutet, ist es durchaus berechtigt, über das Thema Sterbehilfe in so einem Fall nachzudenken. 125 Seiten.

Jerry Garcia



Brian Keene. Als ihr Auto in einem verrufenen Viertel der Stadt den Geist aufgibt, hoffen Kerri und ihre Freunde, dass sie bis zum Tagesanbruch Schutz in einem alten Haus finden werden. Sie glauben, dass das finstere Gebäude verlassen ist. Aber sie irren sich. Die, die im Keller und den Tunneln unter der Stadt hausen, sind viel gefährlicher als die auf den Straßen. Gefangen in einer Welt der Finsternis müssen die Freunde gegen unvorstellbare Geshöpfe kämpfen. Und wenn sie die Sonne jemals wiedersehen wollen, müssen sie diesen Kampf auch gewinnen.

Kerri, Stephanie, Heather uind ihre Freunde Tyler, Brett und Javier sind auf dem Heimweg von einem Rap-Konzert als Tyler einfällt, sie könnten sich noch etwas Stoff besorgen. Also schnell den Weg dahin eingeschlagen,, wo er sich diesen besorgen will. Oder auch nicht. Nach einer Irrfahrt streikt ihr Auto in einer düsteren Gegend. Sie steigen aus und bald kommt eine Gruppe schwarzer Jugendlicher auf sie zu. Die Freunde empfinden deren Auftreten als Bedrohung, lassen noch einen dämlichen Spruch ab und verdrücken sich in ein leerstehendes Haus, das ganz allein am Ende der Straße steht. Kaum sind sie drinnen, geht der Ärger los. Plötzlich ist die Eingangstür dicht, die Fenster sind verrammelt und sie werden von einer gräßlichen Kreatur attackiert. Gleich zweien wird schnell die Birne zermatscht, die anderen vier flüchten in verschiedene Richtungen. Doch sie finden bald wieder zusammen und schaffen es sogar zwei Angreifer, die sie als extrem kleinwüchsig erkennen, zu töten. Doch viel hilft ihnen das nicht, denn unter den Feinden sind auch riesige Typen, die mit Hämmern bewaffnet sind, über scharfe Krallen verfügen und gierig auf Menschenfleisch sind. Also geht die Flucht weiter, bis in die Keller des Gebäudes. Doch auch dort stoßen sie auf schreckliche ausgestoßene Wesen, die Beute zum Fressen machen wollen. Währenddessen plagt auf der Straße die Gruppe der Jugendlichen daqs schlechte Gewissen, da ihnen bekannt ist, dass in dem Haus schon seit etlichen Jahren Merkwürdiges vorgeht und immer wieder Menschen verschwinden. Sie beratschlagen sich mit dem Erwachsenen Perry und ziehen los, um die Weißbrote aus dem Haus des Schreckens zu befreien.

Kurz den Figuren etwas Platz eingeräumt, legt Brian Keene doch ziemlich schnell los mit seiner Schlachtplatte, die wohl nicht von ungefähr Erinnerungen an Edward Lee weckt(Abgezogene Hat wieder auftragen oder in den Hals ficken). Das Tempo bleibt unvermidert hoch und der Blutzoll steht dem nicht nach. Zermatschte Schädel, abgefressene Körperteile, degenerierte Mutanten und die erzeugte Stimmung tiefster Dunkelheit in Haus und den Kellergewölben macht Eindruck auf den Leser. Man weiß ja, dass Brian Keene sich durchaus auf unterschiedlichem Terrain behaupten kann wie Bücher wie "Leichenfresser" oder "Die Wurmgötter" beweisen, doch hier macht er dem schon erwähnten Edward Lee ordentlich Konkurrenz was Gemetzel und Körperflüssigkeiten angeht. Kein Pardon, keine Pause. Und mittendrin untergebracht ist auch der immer noch schwelende Rassismus in den USA, die Unfähigkeit des Präsidenten, seine Wahlversprechen auf ein menschenwürdiges Leben für alle Amerikaner einzuhalten und mit der - für mich - eigentlich überflüssigen Figur des Paul, seines Zeichens Metalldieb aus einer Notlage heraus, wird sogar die Kommerzailisierung des Gesundheitswesens angesprochen. Kürzungen und Einschnitte sowie Personalfreistellungen überall. Ein für Keene-Verhältnisse extrem hartes  Buch, das durchgehend rasant und blutig unterhält und sich vor keinem anderen Autor zu verstecken braucht. Hätte vermutlich bei einem anderen Verlag mit diversen Kürzungen rechnen müssen. rund 380 Seiten.

Jerry Garcia



Ken Bruen. In Galway geht ein Killer um, der als Visitenkarte Bücher desirischen Dramatikers John Millington Synge bei seinen Opfern hinterlässt. Als Experte für Dramen aller Art bekommt Jack Taylor Wind davon - und steckt unversehens mitten in seinem nächsten Fall.

Jack Taylor ist jetzt seit sechs Monaten trocken, frei vom Alk und sogar frei vom Koks. Letzteres wurde besonders dadurch unterstützt, dass sein Dealer in den Bau gewandert ist. Und ausgerechnet der setzt ihn auf die Besucherliste und bittet ihn dann um einen Gefallen. Er soll den Tod eines Mädchens in Galway untersuchen, den die Bullerei als Unfall eingeordnet hat, was der Dealer aber anzweifelt. Die Bezahlung ist gut und Jack nimmt an. Er befragt deren Mitbewohnerinnen, lernt dabei etas über die Lebensweise junger Studentinnen und findet nichts dabei raus. Zu seinem Pech begegnet er noch einer alten Flamme, die von ihrem Gatten, einem Bullen, was sonst, durchgeprügelt wurde. Sie unterhalten sich, dann setzt sich Jack ab. Er hat die Schnauze voll. Doch so leicht kommt er nicht davon. Er erhält eine Nachricht von Ann, die ihn auf einen Parkplatz lotst. Und dort bekommt er von deren Ehemann eine ordentliche Dosis der gleichen Medizin, mit der dieser seine Frau behandelt. Während Jack im Krankenhaus liegt, geschieht ein weiterer Mord - und er findet die erste Spur. Der Mörder hat unter den Körpern der Toten jeweils ein Buch liegen lassen, in das er als sein Zeichen auf der letzten Seite "Der Dramatiker" eingetragen hat.

Nach dem Mord und dem Auftrag durch den Dealer geschieht eigentlich erst einmal nicht sonderlich viel. Man folgt Jack durch sein nüchternes Leben und wie er dem Drang zum Suff immer wieder den Kampf ansagt. Doch dies geschieht so locker, so sehr mit irischer Lebensart und Humor erfüllt, dass es keine Sekunde langweilig wird. Jack beginnt sogar eine Liebesbeziehung, muss sich aber auch mit der Rückkehr des Jungen auseinandersetzen, den er im Fall der toten Schwäne hinter Gitter gebracht hatte und der nun ständig seine Nähe sucht. Und immer wieder wird auf mehr oder weniger bekannte Autoren hingewiesen, gibt es literarische Verweise, von denen ich nur Lawrence Block, Matthew Stokoe oder Robert Crais sowie Henning Mankell und Joe R. Lansdale selbst schon gelesen habe. Und diese weitere Geschichte der Traurigen und Entmutigten in Irland, die mit dem veränderten Leben im Zeichen der Globalisierung so ihre Probleme haben, birgt zum offenen Ende hin doch die Andeutung eines wirklichen Dramas für Jack Taylor. Eines, das ihn wieder in die Fänge des Teufels Alkohol treiben könnte. Den Fall löst er, doch auch das hätte er cleverer und früher über die Bühne bringen können, wäre er nicht von den kleinen Missgeschicken und Dramen seines Lebens abgelenkt gewesen. Selbstzerstörerisch, schrullig und charmant wie gewohnt. Wer also die bisherigen Taylors zu schätzen wusste, wird hier wieder wunschgemäß bedient. Rund 230 Seiten.

Jerry Garcia



Ben Coes. Eine Bohrinsel im Pazifik wird in die Luft gesprengt, einige Tage später der weltgrößte hydroelektrische Staudamm vor der kanadischen Küste. Durch ihre Zerstörung wird der Strom in den USA knapp. In Politik und Wirtschaft bricht Chaos aus. Doch dies ist erst der Anafang einer beispiellosen Terrorserie. Der frühere Soldat Dewey Andreas überlebt einen der Anschläge. Er macht sich auf, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Bei seiner Hetzjagd rund um den Globus kommt er einer ungeheuerlichen Verschwörung auf die Spur. Doch Andreas läuft die Zeit davon. Denn es droht Power Down - der totale Stromausfall.

Alles beginnt auf einer Bohrinsel vor Kolumbien, die sich in amerikanischem Besitz befindet. Der Leiter ist Dewey Andreas, ein übelgelaunter, zwei Meter großer Ex-Army Ranger mit einem gewissen Hang zu Alkohol, der die Arbeiter mit stählernen Fäusten und wenig Gerechtigkeitssinn zur Arbeit antreibt. Dennoch funktioniert alles reibungslos, bis zwischen einen arabischstämmigen und einem amerikanschen Ölmann eine Messerstecherei ausbricht, die der Amerikaner nicht überlebt. Daraus entwickelt sich nach und nach eine hitzige Situation zwischen den Arabern und den Amis auf der Insel. Kurze Zeit später  muss Andreas feststellen, dass dies alles geplant war: Die Araber übernehmen die Insel und wollen sie sprengen. Andreas kann zwar etliche der Terroristen töten, sogar einige der anderen Arbeiter retten, aber die Vernichtung der Bohrinsel nicht verhindern. Er zwingt den Piloten, der eigentlich die Araber abholen sollte, ihn an Land zu bringen, nach Cali. Doch auch dort wird er schon von Killern empfangen und setzt sich gnadenlos zur Wehr. Während er um sein Leben kämpft, wird in Kanada ein Staudamm gesprengt, der zumindest die östliche USA komplett mit Strom hätte versorgen können. Viele der dortigen Arbeiter kommen ums Leben. Hat all dies damit zu tun, dass die Besitzer der Bohrinsel und dem riesigen Ölfeld sowie der Besitzer des Staudamms und des Kraftwerks fusionieren wollten und somit die USA einen der größten Energiekonzerne der Welt hätten und somit auch unabhängig vom Öl aus den arabischen Staaten wären? Es scheint fast so, denn auf die Milliardäre wird ein Anschlag verübt, den aber einer überleben kann. Und der schwört Rache, will den Mördern an den Kragen. Und zwar auf seine Weise, ohne die Regeln der gesetzlichen Institutionen. Und in den heiligen Hallen des Weißen Hauses beraten die Minister darüber, wo sie nun frisches Öl herbekommen, ohne überzogene Preise zahlen oder an andere noch etwas abgeben zu müssen. America First. Und die Geheimdienste tappen weiter im Dunkeln, können die Hintermänner der Attentate nicht identifizieren. Prompt kommt es zu weiteren Unglücken mit tausenden von Opfern.

Ben Coes, in Deutschland frisch auf den Markt gebracht von FESTA CRIME, hat sich dem actionreichen Politthriller der Marke Tom Clancy, Robert Ludlum und Vince Flynn verschrieben und kann tatsächlich die Lücken schließen, die durch den Tod der drei Koryphäen gerissen wurden. Wie ein Clancy kann er akribisch die Kleinarbeit, die Beratungen und Probleme bei den Ermittlungen und den Zuständigkeitsstreitereien innerhalb der verschiedenen Dienste skizzieren und den Aufbau einer Verschwörung inner- und außerhalb der USA gleich einem Ludlum an den Leser bringen. Sein Protagonist Dewey Andreas, der anfangs eher unsympathisch wie ein billiger, versoffener Schläger und zwei Meter Hüne in der Form eines miesgelaunten Dwayne Johnson daherkommt, kann sich eben später genau auf diese "Eigenschaften" verlassen und mutiert so langsam zu einem Mitch Rapp wie er von Vince Flynn erschaffen wurde. Nur dass Ben Coes seinen Helden noch gnadenloser und brutaler gegen die Finsterlinge vorgehen lässt. Gegen die intensive Befragungstechnik eines Dewey Andreas ist Jack Bauer ein Waisenknabe. Leichen pflastern seinen Weg und Blut wird fließen, ne Menge Blut. "Power down" legt voller Power los, wird dann mittig etwas durch die ständigen sitzungen und Beratungen bzw. das Gezänk in Regierungskreisen sowie der einen oder anderen Rückblende ausdgebremst, zieht danach aber wieder voll an und zielt auch auf einen Fortsetzungsroman. Okay, es ist wieder einer dieser typischen "nur Amerika zählt und wir sind eh die Besten"-Romane, aber wer das außer acht lassen kann, bekommt stellenweise knallharte Kost, die straight voran geht und einen hohen Blutzoll von den USA fordert. Sollte ein weiteres Abenteuer um Dewey Andreas veröffentlicht werden, bin ich sicher wieder dabei. rund 610 Seiten.

Jerry Garcia



Ted Kosmatka. Der Biologe Paul Carlson entnimmt auf der indonesischen Insel Flores von einem geheimnisvollen Fund DNA-Proben. Doch kaum ist das geschehen, werden sämtliche Wissenschaftler im Camp ermordet. Nur Paul kommt knapp mit dem Leben davon. Dabei sollte eigentlich er zum Schweigen gebracht werden. Denn wenn er mit seinen Ergebnissen an die Öffentlichkeit tritt, widerlegt er das Weltbild der gesamten westlichen Welt. aber kann er das überhaupt verantworten? Und welche Interessen hat der geheimnisvolle Milliardär, der die Ausgrabung finanziert hat?

Paul war schon als Junge ein wissbegieriges Kerlchen - und clever. Zu Hause hat er auf dem Dachboden der Scheune ein Projekt angestoßen, in dem er Mäuse immer wieder kreuzte und dabei nur die stärksten der Generation dazu nutzte, um eine völlig neue Art zu kreieren, die andere Merkmale und Fähigkeiten aufweist als die vorhergehende. Zu seinem Leidwesen ist sein Vater ein äußerst gestrenger Mann - und dazu Arzt -, der ihm diese Experimente verboten hat und als er diese entdeckt, zerstört er sie in seinem Jähzorn. Vierzehn Jahre später ist Paul bei einem Institut angestellt, von dem er durch einen Gavin McMasters abgeworben wird, um auf die Insel Flores zu reisen und sich mit den Merkmalen mysteriöser Knochenfunde zu befassen. Kaum angekommen, gelingt eine Datierung, wird gefeiert, mit Kollegin Margaret ne schnelle Wildnisfreudennumer gschoben, bis plötzlich am nächsten Tag Soldaten auftauchen und alle Wissenschaftler bis auf Paul, Margaret und James umbringen. Paul wird durch einen Messerstreich schwer am Auge verletzt, verliert es sogar. Und er kann die Knochen retten. Man verschanzt sich in der nächsten Stadt in einem Hotelzimmer, doch plötzlich ist Margaret verschwunden und die beidne Männer werden wieder angegriffen. James stirbt, Paul wird laufengelassen, als man sicher ist, dass er keine Beweise mehr bei sich hat. Er hat es aber doch geschafft, Knochenfragmente rauszuschmuggeln und widmet sich in der nächsten Zeit der Erforschung der Teile. Doch es bleibt nicht unbemerkt und bald hat er wieder Häscher auf seiner Spur. Er flüchtet zu einer Ex-Freundin namens Lilly, die ihm auch bei der genauen Datierung der Fragmente helfen kann. Doch er bringt sie auch in tödliche Gefahr.

Also Ted Kosmatka, der Biologie und Chemie studiert und zudem akribisch recherchiert hat, scheint zu erwarten, dass seine Leser auf dem gleichen Wissensstand sind. Sieht man davon ab, dass er voraussetzt, dass die Welt vor 5800 Jahren von Gott geschaffen wurde und Darwin nur ein Schwätzbär gewesen ist, schüttet er den Leser mit einer Flut von Fachtermini zu, dass es eine wahre Pracht ist. Leider bringt das verbunden mit diversen Rückblenden alles Mögliche, nur kein Tempo in die Sache. Auf den ersten rund 330 Seiten gibt es auf ungefähr 30 Seiten so etwas wie Aktion, der Rest besteht aus Abhandlungen, Vorträgen und teilweise religiösem Quark, der sich dann auch so zäh liest, dass ich einem Bekannten schon mitgeteilt habe, das Buch wäre ein guter Valiumersatz. Zu den Mix zwischen Religion (wobei hier nicht nur das westliche Weltbild erschüttert würde, wie im Klappentext behauptet), Wissenschaft, einem gewissen Thrilleranteil und Erinnerungen an "Dr. Moreau" sowie bestimmte Affenaufstände, gesellt sich dann noch eine kleiner Part Familiendrama. Wenn man sich aber sehr geduldig über die Seite 330 hinausgearbeitet hat, bekommt man für seine Mühen dann doch auch noch die versprochene Action mit Verfolgungsjagden, dem einen oder anderen Mord und wild gekreuten Kreaturen. Nachdem der Verlag aber vollmundig auf seiner Homepage das "Actiondebüt des Jahres" versprochen hat (Das Debüt ist es nur in Deutschland, im Ausland ist zuvor schon ein anderes als Debüt erschienen, das auch früher verfasst wurde und mit der Action ist es ja so weit nicht her), kann ich nur von einer Enttäuschung sprechen und würde es nur bedingt weiter emfehlen, wenn man ein Faible für Biologie und Chemie haben sollte. Als Actionkracher, auf den die Werbung abzielt, taugt es weniger. Rund 500 teilweise langatmige Seiten.     

Jerry Garcia



Frederick Forsyth. Die Todesliste ist das geheimste Dokument der amerikanischen Regierung. Es enthält die Namen derer, die eine Gefahr für den Weltfrieden darstellen. Ganz oben auf der Liste steht der Prediger, ein radikaler Islamist, der dazu aufstachelt, im Namen Gottes Repräsentanten der westlichen Welt zu töten. Er muss gestoppt werden, für immer.

Ein vermummter Mann predigt via Internet Hass und Tod für die Feinde des Islam und radikalisiert junge Männer, um sie dazu zu bringen, in Amerika und Großbritannien Personen des öffentlichen Lebens zu töten - und anschließend sich selbst. Um ihn zu stoppen, beauftragen die USA ihren vermeintlich besten Mann, den Spürhund. Sein Werdegang liest sich genau, wie man es von einem jungen Mann vermutet, der mit seinem Vater von Standort zu Standort gereist ist und dabei das Leben als Soldat kennengelernt hat. Durch Einsätze in Kuwait und Afghanistan sowie seine Sprachkenntnisse ist er prädestiniert für den Job. Für die Ermittlungen im Netz sucht er sich einen Schüler, der sich einen Namen in der Szene gemacht hat. Der wohnt noch bei seinen Eltern und ist agoraphob veranlagt, sodass er das Haus so gut wie nie verlässt. Der Spürhund, richtiger Name Carson, setzt sich mit den Verbündeten in Verbindung und die Briten, eh selbst betroffen, und die Israelis, nie um ein Geschäft zu ihren Gunsten verlegen, helfen dabei. Bald führen Spuren nach Somalia. Und nach London. Zudem wird vor Somalia von Piraten noch ein schwedischer Frachter gekapert und Lösegeld verlangt.

Fredrick Forsyth gibt sich nicht die Blöße, wie so manch anderer Kollege und verunglimpft die Gegner mit diversen Beschimpfungen oder Herabsetzungen. Sicher sind Gut und Böse scharf getrennt und die westlichen Geheimdienste kommen daher, als könnten sie kein Wässerchen trüben. Kein Wort von Kollateralschäden bei Drohenattacken, kein Wort von verschärftem Verhör. Nirgend wird erwähnt, dass mindestens zwei der drei westlichen Parteien in der Wahl ihrer Mittel denen nichts nachstehen, die sie als Terroristen bezeichnen. Doch abgesehen von dieser Schönfärberei erzählt der Autor weitestgehend sachlich die Geschichte der beiden Protagonisten von Kindheit an, bindet die gute, alte Spionagetätigkeit mit toten Briefkästen, verwanzten Häusern und Humint-Aufklärung in die modernen Mittel der Überwachung und Verfolgung gekonnt und präzise ein. Da diese Kleinarbeit, die näher an der Realität liegt, als manche andere Thriller aus dem Bereich Kampf gegen den Terror, nicht gerade förderlich für das Tempo ist, muss der Leser mit den immer wieder zum jeweils richtigen Zeitpunkt eingestreuten Attentaten der fehlgeleiteten Anhänger des Predigers vorlieb nehmen. Bildhaft geschriebener Thriller, der leider sehr vorhersehbar ist. Ganz okay, aber sicher nicht das Beste aus der Feder von Frederick Forsyth. Rund 320 Seiten.

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