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Buchrezensionen

Begonnen von Jerry Garcia, 6 August 2011, 03:14:07

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Jerry Garcia



Stuart Neville. Docks, schmutzige Gassen, zwielichtige Hinterzimmer - das ist Belfast heute. Gerry Fegan hat für die IRA gemordet und im Gefängnis gesessen. Nun muss er sich im Frieden zurechtfinden. Doch das gelingt ihm nicht: Seine Opfer verfolgen ihn. Er muss wieder töten - diesmal seine Auftraggeber.

Gerry Fegan hat zwölf Jahre Knast hinter sich und als er rauskommt, ist nichts mehr wie zu seiner Zeit. In Irland herrscht Frieden. Aber nicht für Gerry. Er wird von den Dämonen seiner Vergangenheit verfolgt. Sie wollen, dass er auf ihre Art Buße tut. Sie lassen ihn nicht schlafen, erscheinen bei jeder Gelegenheit und fordern Genugtuung. Bald hält er es ichtm ehr aus. Der Suff über die Jahre hinweg kann die Geister der Toten nicht vertreiben. Sie wollen Blut sehen, wollen ihre Rache. Also macht sich Gerry um seines Seelenfriedens willen auf, seine damaligen Auftraggeber aufzuspüren und ihrem Lebensweg ein Ende zu bereiten. Doch so einfach ist das nicht. Manche von ihnen sind heute in der Politik, haben macht und Einfluss und geben ich den Schein von Rechtschaffenheit, während sie neben bei immer noch krumme Geschäfte am Laufen haben. Doch Gerry lässt sich nicht aufhalten und schon bald ist Belfast wieder der Schauplatz von Kämpfen. Was Gerry nicht weiß, ist, dass die Briten, die einen Mann in die Organisation der IRA eingeschleust haben, ihn daran hindern wollen, ein Gemetzel zu veranstalten, das die früheren Feindseligkeiten wieder offen ausbrechen lassen könnte. Und da sich Gerrys Jagd nun einmal auf die IRA-Leute, die ihm die Befehle erteilten, konzentriert, wird er jetzt von beiden Seiten gehetzt - plus seine Opfer, die ihm ebenfalls schwer zusetzen und es ihm nicht erlauben, mit dem Rachefeldzug jetzt aufzuhören, der in einem blutigen Showdown endet.

Gerrys Welt hat sich verändert, als er aus dem Knast kommt. An seinem Beispiel zeigt Stuart Neville, dass es den vielen ehemaligen Freiheitskämpfern schwerfällt, den Weg zum Frieden wirklich mitzugehen, dass aber auch die Cleversten von ihnen den Schritt in die Polöitkk gewagt haben und nun mit den ehemaligen Feinden in der Regierung an einem Tisch sitzen, jedoch weder ihre alten Ressentiments noch ihre gelegentlichen illegalen Geschäfte wie Menschenhandel unterbrochen haben. Je weiter Fegan vordringt, umso deutlicher wird, dass dieser Frieden eher nur  ein Waffenstillstand, denn ein echter Prozess des Zusammenlebens unter gleichen Regeln ist. Rassismus und Engstirnigkeit sowie religiöse Trennung sind immer noch vorhanden und wird auch ausgelebt. Da die Unterstützung von außen durch Amis und andere Organisationen ausbleibt, sorgen die Parteien jetzt für sich selbst und jeder muss erkennen, dass überall falsch gespielt wird. Die Briten tun den Teufel, das Land jetzt unbeobachtet zu lassen und schleusen weiter fröhlich Spitzel ein, die IRA ist immer noch so brtienfeindlich wie eh und je und man nutzt durchaus kleinere Auseinandersetzungen für ein Scharmützel mit der Polizei. Nur dringt davon nichts mehr an die Öffentlichkeit. Und Gerry: der ist ein verzweifelter, der vor seiner Schuld nicht davon laufen kann, die ihn weiter und weiter beschäftigt. Er könnte mit dem neuen Leben zurechtkommen, wäre da nicht seine Vergangenheit. Ob seine Opfer ihn nun in seiner Einbildung zur Rache aufhetzen oder ob dieser Teil eine übersinnliche Komponente von "Die Schatten von Belfast" ist, muss der Leser für sich selbst entscheiden. Und mit jedem Fortschreiten der Story erfährt man etwas über die Selbstsucht diverse Figuren, die sich allesamt und egal, auf welcher Seite stehend, in ihrer kriminellen und verlogenen ähneln. Weder die Iren noch die Briten spielen ein ehrliches Game. Wie weit der Hass oder jetzt nur noch die Abneigung geht, zeigt der Fall Marie und ihrer Tochter Ellen. Sie hatte sich mnit einem katholischen Bullen eingelassen und als der sie während ihrer Schwangerschaft mit Ellen verließ, wurde sie erst recht zum Außenseiter in ihrer Gesellschaft. Dort wird nicht so schnell vergessen. Als man sie als Druckmittel gegen Gerry benutzen will, tut er alles, um ihr zu helfen und sich gleichzeitig von seiner Schuld zu befreien. Dass dies nicht wirklich gelingt und nur seine Dämonen verschwinden, erkennt er erst kurz vor seine Flucht nach Amerika. Ein schneller hard-boiled Thriller aus Irland, der seine kompromisslose Geschichte mit eigenen Kenntnissen des Autors aus der Region aufpeppt, aber für einen Thriller mit hartgesottenen Typen die Kerle erstaunlich viel aus den unterschiedlichsten Gründen flennen lässt. Trotz dem Geplärre gehört der atmosphärisch dichte Roman, der zumindest minimale Kenntnisse der irischen Verhältnisse der letzten Dekaden voraussetzt mit Sicherheit zu den gelungensten Debütthrillern der letzten Jahre. Und mit "Blutige Fehde" geht es ja weiter. 440 Seiten

Jerry Garcia



Stuart Neville. Police Inspector Jack Lennon gerät zwischen alle Fronten, als er versucht, seine kleine Tochter zu retten. Und nur einer kann ihm helfen: Gerry Fegan, ein gefürchteter Killer, der nach Belfast zurückkehrt, um alte Rechnungen zu begleichen.

Marie und ihre kleine Tochter Ellen sind nach den Ereignissen in "Die Schatten von Belfast"nach Birmingham in ein sicheres Haus gebracht worden, das ihnen Gerry Fegan besorgt hat und für das er auch bezahlt. Er selbst ist nach New York gegangen, um aus der Schusslinie zu sein, nachdem er seinen Aufgtrag durch seine zwölf Geister erfüllt hat und dabei aber einen der großen Bosse - Bull O'Kane - und zwei seiner Schergen am Leben ließ, die nichts mit seiner Reuemission zu tun hatten. Er hatte den irischen Paten schwer verletzt und um sein Leben bettelnd liegen lassen. Der will nun diese Scharte auswetzen und alle Zeugen seiner Demütigung beseitigen lassen, während er selbst verkrüppelt ans Bett gefesselt ist. Daher schickt er nach dem Nomaden, einem skrupellosen Lohnkiller. Der beseitigt auch prompt erst einmal die eigenen Leute von Bull, um sich dann anderen zu widmen, denn der Vater von Marie hatte einen Schlaganfall und wird diesen wohl nicht überleben. Da sie ihren Vater noch einmal sehen will, kommt sie mit  ihrer Tochter nach Belfast zurück und in die Schusslinie. Doch der Ex-Mann von Marie, der sie (siehe "Die Schatten von Belfast") mit dem Kind einst sitzen ließ, taucht auch wieder auf. Er ist Cop und versucht nun, das Richtige zu tun. Jack Lennon will sich plötzlich um Frau und Kind kümmern und stellt bald fest, dass dies dringend notwendig ist. Gerry Fegan indes hat in New York in der irischen Gemeinde unter falschem Namen einen Job gefunden, doch bald wird er erkannt und soll diverse Aufträge ausführen, von denen er eigentlich die Schnauze voll hatte und mit denen er sich nie wieder befassen wollte. Nach einer energischen Auseinandersetzung lässt er den Job sausen und verschwindet mit dem Flugzeug wieder Richtung Irland. Er erfährt, dass Marie in Schwierigkeiten ist und unterstützt Jack bei dessen Bemühungen, die Frau und das Mädchen zu retten sowie die Gangster auszuschalten.

Auch der zweite Thriller mit kleineren Mystery-Elementen, die so auch beabsichtigt sind, bietet einen realistischen Blick hinter die Kulissen des trügerischen Friedens in Irland. Verborgen hinter dem Vorhang der scheinbaren neuen Sicherheit machen sich die veschiedenen Parteien weiterhin den Säckel voll. Jetzt sind einige der früheren Gangster Politiker und haben diverse Polizisten auch immer noch auf der Lohnliste. Wirkliche Loyalität oder Freundschaft existiert nicht. Und die Hauptfiguren haben alle mit den Dämonen ihrer Vergangenheit zu kämpfen. Lennon, der als Cop verachtet und aus der Familie und von Freunden verstoßen wurde und im Prinzip auf großem Fuß und auf Pump lebt, um nicht erwachsen zu werden und Verantwortung übernehmen zu müssen, Fegan, den seine Vergangenheit als IRA-Killer immer wieder einholt und der Buße tut, indem er für Marie und die Kleine da ist und sogar der eiskalte und brutale Killer "Nomade" hat an Vorfällen aus der Kindheit zu knabbern, die aber nicht näher erläutert werden. Schmutzige Hände haben alle, doch wenige sind bereit, sich ihren Taten zu stellen. Bull und seine Tochter, diverse Cops, einige Politiker und Gangster wollen ihren Status bewahren und gehen dafür über Leichen. Düster, gewalttätig, temporeich, auch ob der oft kurzen Kapitel mit einigen Cliffhangern zeichnet Stuart Neville ein unschönes Bild des heutigen Irland bzw. Belfast. Nervig war aber, dass hier oft Namen vertauscht wurden, eine Menge Satzzeichen entweder weggelassen wurden oder an der falschen Stelle eingefügt waren und etliche Rechtschreibfehlter unkorrigiert bleiben. Besonders das mit den Namen sollte doch im Lektorat oder Korrektorat mal jemandem auffallen. Für gutes und nicht wenig Geld will man als Leser auch ordentliche Arbeit und keine gelangweilte Schluderei. Mit "Racheengel"ist ein dritter Teil hierzulande bereits erschienen, ein vierter wird irgendwann folgen. Rund 475 Seiten

Jerry Garcia



Brett McBean. Der Filmfreak Buk Thompson ist auf blutiger Fahrt durch den amerikanischen Südwesten. Er mordet sich seinen Weg bis nach Hollywood, der Heimat der Stars, die er seit seiner grausamen Kindheit für seine einzigen Freunde hält. Buk hat ungeheuren Spaß in diesem Film seines Lebens. Als ihm das Schicksal den unschuldigen Jimmy vor die Füße wirft, beschließt der Psychopath, sich um den Jungen zu kümmern und ihm das "Spiel des Tötens" beizubringen. Im Drehbuch stehen die schlimmsten Szenen - doch Jimmys Rolle ist weit mehr als die eines Nebendarstellers.

Buk ist ein vom Leben enttäuschter Mann. In der Jugend von den Eltern missachtet, von den Mitschülern verachtet und zum Außenseiter abgestempelt, hat er sich immer in die Scheinwelt des Hollywood-Glamours geflüchtet und ist mittlerweile mit seinem Verstand endgültig jenseits der Realität gelandet. Menschen sind für ihn nur von Gott geführte Schauspieler in einem Film und in einem solchen Sterben schon mal einige Statisten, ohne dass es jemanden auch nur im geringsten interessiert. So mordet er auch ohne jegliche Emotion auf seinem Weg Richtung Hollywood. Auf einer öden Wüstenstraße kommt ihm ein junger Mann entgegengehetzt - verfolgt von einem Typen in schwarzen Klamotten und mit Cowboyhut. Nach kurzem Überlegen überfährt er den Verfolger, sorgt dann dafür, dass der schwerverletzte Kerl garantiert nicht wieder aufsteht und nimmt den Jungen, den er fortan jimmy nennt, mit. Er will ihm die Freude am Töten beibringen und hat vorerst einen willfährigen Schüler. An einer Tankstelle, die abgelegen genug ist, dass es keine Zeugen gibt, tötet Buk einen Mann, der mit Frau und kleinem Sohn zwecks Tanken vorgefahren kommt, überlässt die Frau dem Tankwart und nimmt den kleinen Buben mit. Sie kehren in einem Motel ein und während Jimmy weggeht, um etwas Essbares zu besorgen, fällt Buk in einen Rausch und zerstückelt das Kind. Und dann kommt Jimmy zurück und Buk erfährt, welche Rolle er in diesem Treiben spielt.

Ein Buch von einem Filmfan für Filmfans. Hoffentlich entdecken nicht zu viele sich selbst in der Geschichte. Die Story ist gespickt mit Namen und Anspielungen auf Klassiker der Filmgeschichte und auch Werke neueren Datums. Vom Eastwood-Zigarillo bis "Pate 3" ist alles drin, daneben noch einige Musiktitel früherer Jahre von Jimmy Barnes oder INXS sowie Lynyrd Skynyrd und fertig ist die Hommage ans Filmbusiness. Und neben den ganzen Filmzitaten gibt es derbe Splatterkost, die schon recht eklig daherkommt und sich vor einem White oder Lee nicht zu verstecken braucht. Nachdem das Buch stellenweise den Charakter eines Drehbuchs eingehaucht bekam, wurde ihm sogar eine kleine Comiceinlage spendiert und ein Ende, das weder der Leser noch der von sich eingenommene Buk so erwartet hätten. Harte Kost mit Anspielungen auf Filme wie "Natural born Killers", "Spiel mir das Lied vom Tod" oder "Zombie", die auch nicht vor nekrophilen Einlagen zurückschreckt und Hirnmatsch und Eingeweide genüßlich über die Seiten verteilt. Der Zug  nach Hollywood ist abgefahren genug, um bei Festa berechtigt in der Extrem-Reihe zu landen. Knapp 160 Seiten.

Jerry Garcia



James Sallis. Paul West alias Driver hat sich unsichtbar gemacht. Ist aus Los Angeles verschwunden und nach Phoenix geflohen. In die staubige Wüste. Sieben Jahre sind vergangen, seit mehrere Leute für eine Tasche mit gestohlenem Geld draufgegangen sind. Doch Drivers Feinde haben ihn nicht vergessen. Wenn er überleben will, muss er sich seiner Vergangenheit stellen.

Unerwartet und wie aus heiterem Himmel wird Driver von zwei Typen attackiert. Er kann sie beide platt machen, doch seine Begleiterin wird bei der Auseinandersetzung erschossen. Nun liegt ihm daran, die Auftraggeber der beiden Kerle zu finden, denn dass es Mietkiller waren, die hinter ihm her sind, steht außer Zweifel. Er kontaktiert Felix, der ihm Informationen verschaffen soll. Während der Wartezeit liegt Driver unter einem Ford Fairlane und rüstet ihn nach eigenem Gutdünken auf. Nach und nach kristallisieren sich Figuren heraus, die mit dem Anschalg auf sein Leben zu tun haben dürften und Driver geht den Weg zurück. Vom Killerpärchen, zum Handlanger, zum Geldüberbringer bis hin zum Mann hinter der ganzen Sache. Und muss Überraschendes erfahren.

"Driver 2" ist stilistisch so karg wie die Wüste, in der die Handlung spielt. Da gibt es keinen sinnfreien Firlefanz, um überflüssiges Randgeschehen zu beschreiben, da wird kein Wort zuviel verloren. Der Driver ist ein Mann ohne Geschichte, eine Figur wie ein Westernheld, als Clint Eastwood dereinst in seinen Itlaowestern einfach auftauchte und nach Verrichtetem wieder verschwand. Nur ganz kurz wird etwas zu Drivers Vergangenheit, Kindheit erwähnt, mehr erfährt man über ihn nicht. Die Dialoge sind kurz, trocken und lakonisch, mit dem einen oder anderen Oneliner versehen. Bei der Jagd nach den Hintermännern blitzt wie im ersten Buch sowie im Film kurz aber heftig die Gewalt aus, ohne zum Selbstzweck zelebriert zu werden. Und ja, die Auflösung ist nicht so simpel und spanungsfrei, wie sich der eine oder andere Rezensent zu äußern pflegte und auch noch eher lächerliche Vergleiche mit "Transporter" oder "Fast and the furious" heranziehen musste, da wird dem Driver doch eine Überraschung geboten, die aber an seinem weiteren Weg nichts ändern wird. Denn wie lauten die letzten Worte des Buches? "Er fuhr." Und es wurde die Möglichkeit offen gehalten, dem Driver einen dritten Auftritt zu gönnen. Auch wenn es schon mehrfach dementiert wurde, eine Verfilmung von "Driver 2" würde ich mir garantiert ansehen und wäre auch wünschenswert abseits dieser Blockbusterklischeeansammlung "Fast and the Furious 1 -?". Rund 155 Seiten.

Jerry Garcia



Dan Brown. Dante Alighieris "Inferno", Teil seiner "Göttlichen Komödie", gehört zu den geheimnisvollsten Schriften der Weltliteratur. Ein Text, der vielen Lesern heute noch Rätsel aufgibt. Um dieses Mysterium weiß auch Robert Langdon, der Symbolforscher aus Havard. Doch niemals hätte er geahnt, was in diesem siebenhundert Jahre alten Text schlummert. Gemeinsam mit der Ärztin Sienna Brooks macht sich Robert Langdon daran, das geheimnisvolle "Inferno" zu entschlüsseln. Aber schon bald muss er feststellen, dass die junge Frau ebenso viele Rätsel birgt, wie Dantes Meisterwerk. Und erst auf einer Jagd durch halb Europa, verfolgt von finsteren Mächten und skrupellosen Gegnern, wird ihm klar: Dantes Werk ist keine Fiktion. Es ist eine Prophezeiung. Eine Prophezeiung, die uns alle betrifft. Die alles verändern kann. Die Leben bringt. Oder den Tod.

Langdon wacht in einem Krankenhaus auf, die Erinnerung an die letzten Tage ist futsch, ausgelöscht durch eine Gehirnerschütterung, die ein Streifschuss an seinem Hinterkopf ausgelöst hat. Die Ärztin Sienna Brooks kümmert sich gerade mit dem italienischen Kollegen um Langdon als eine bewaffnete Frau heranstürmt, den Italiener erschießt und dies wohl auch mit Langdon plant. Doch der kann mithilfe von Brooks entkommen. Doch sie werden verfolgt, hetzen durch Florenz, um die Häscher abzuschütteln und schaffen es dann ungeschoren in die Wohnung von Frau Doktor. Doch anscheinend sind ihre Gegner überall. Ein Anruf beim Konsulat bringt nur ihre Verfolger wieder auf ihre Spur. Unterdessen ist auf einer Jacht im Mittelmeer der Provost dabei, die Anweisungen des Klienten der Organisation, punktgenau auszuführen. Die Organisation schert sich nicht um Gesetze oder ähnliche Hindernisse. Ein Auftrag, egal wie abstrus, wird wortgetrau ausgeführt. Dafür ist sie berühmt und auch recht teuer. Ihr neuester Auftrag kollidiert mit der Suche von Langdon nach Spuren, die seinen Krankenhausaufenthalt betreffen. In sein Jacket eingenäht findet er einen Zylinder mit den allseits bekannten Biohazard Warnzeichen. Dies stellt sich sogar als der erste Hinweis heraus. So beginnt eine Hatz durch Florenz bis nach Venedig und von dort weiter durch Europa. Immer verfolgt von den Gegnern, immer Dantes Inferno im Kopf und ständig ein neues Puzzleteilchen findend.

Wenn ein Matthew Reilly die Schablone auflegt, um seinen Shane Schofield durch reißerische Abenteuer zu hetzen, ist das okay, denn da passiert wenigstens was und ist Tempo drin. Wenn Dan Brown das tut, wird es leider schnell fad. Noch dazu, wenn - im Gegensatz zu den früheren Büchern - der Leser sogar mit einer Überdosis Schlafmitteln sofort auf die Bedrohung und den Täter kommt und man dem Professor und seiner begleitenden Ärztin nur noch als Zuschauer folgt, wie sie sich bemühen, den Schaden abzuwenden. Aus einem zugegebenermaßen recht flotten Anfang entwickelt sich alsbald ein ziemlich transuseliges Werk, das ständig durch einen müden Kulturreiseführeraspekt unnötig verlängert und ausgebremst wird. Und insgesamt entpuppt sich das völlig überflüssig gehypte Werk als kompletter Blödsinn. Morde, die keine sind. Echte Morde, die unbestraft bleiben. Die Auflösung ist dermaßen platt, da war der Schluss von der TV-Serie "Lost" noch extrem innovativ. Und das Thema, das Langdon zugrundelegt, wird hier auch nur mal leicht verdaulich angerissen. Er streift die altbekannten Themen Moral, Religion, Wissenschaft und Menschheit, ist rätselverliebt und erfreut sich daran, dass er über jeden Pflasterstein in Florenz eine seitenlange Expertise errstellen kann. Kurz, die Wendungen sind hanebüchen, der (gut) begonnene Thriller wird zur Schlaftablette und das Buch selbst ist keine Empfehlung wert. Auch weil sich am Schluss alles in Rauch auflöst, als wäre (fast) nichts passiert. Irgendwie wird diese Professorenreihe immer schlechter, aber solange der Mist sich derart gut verkaufen lässt, werden wir wohl mit noch weiteren Abenteuern des Herrn Langdon leben müssen. Ach ja, da der Professor in den Filmen von Tom Hanks gespielt wurde, hatte ich den immer vor Augen und dann diese rattenscharfe Superblondine mit Höchst-IQ und Anfang der dreissig, verguckt sich natürlich gerade in diesen Typen. Ähem und naja. Ich muss aber auch zugeben, dass in diesem Haushalt, die Meinungen zu dem Werk unterschiedlich sind. Da fand jemand den Roman tatsächlich unterhaltsam. Im Gegensatz zu mir. 685 Seiten.

Jerry Garcia




Craig DiLouie. Wie die Welt enden wird? Nicht mit einem Knall, nicht mit einem Wimmern, sondern in einem Gemetzel. Eine neue Pest in Form eines Tollwutvirus weitet sich unkontrollierbar aus, infiziert Millionen Menschen. Die tollwütigen Opfer werden extrem gewalttätig. Um eine Forschungseinrichtung zu sichern, die ein Heilmittel verspricht, muss Lieutenant Todd Bowman seine Männer in New York durch einen Sturm der Gewalt führen. Die Soldaten sehen sich einer furchtlosen  und endlosen Horde gegenüber - einer Horde, bewaffnet mit Zähnen und Klauen.

Amerika am Abgrund. Die Seuche wütet derart schlimm, dass sämtliche Truppenkontingente aus Übersee abgezogen werden und die Heimat verteidigen müssen. Hier stoßen sie auf aggressive und wilde Tötungsmaschinen, die keine Rücksicht kennen, kein Denken mehr, keine Furcht. Bald ist die Lage derart hoffnungslos, dass sie sich nurmehr durchschlagen können, statt irgendwem zu helfen. Immer mehr Truppenteile werden versprengt oder überrannt. Da bekommen sie den Befehl, zu einer Klinik auszurücken, in der Wissenschaftler an einem Gegenmittel arbeiten und vielleicht einen Durchbruch erzielt haben. Schon der Weg dorthin ist blutig und mit Leichen gepflastert - Kameraden, Zivilisten, Infizierte. Im Tod sind sie alle gleich. Doch die Zahl der Tolwütigen steigt immer mehr an, es werden aus Hunderten Tausende und aus denen dann Millionen. Alle mit dem gleichen Ziel - die noch Lebenden zu  zerfetzen. Selbst schwere Waffen können nicht viel ausrichten, die Lücken der zerfetzten Tollwütigen werden von immer neuen Infizierten geschlossen und die rücken unaufhaltsam gegen die Soldaten vor. Manche der Soldaten desertieren, Offiziere verweigern Befehle von Vorgesetzten, aber es kristallisieren sich auch Helden heraus, angsterfüllte junge Männer, die über sich selbst hinauswachsen und ihre Angst besiegen. Doch reicht das, um dem Virus und den Infizierten die Stirn zu bieten und die Welt, wie sie heute ist, zu retten?

Der Übergang von Dan Brown zu Craig DiLouie ist stilistisch wie Bundesliga zu Regionalliga - Brown macht aus seinen Fähigkeiten zu wenig, während DiLouie wohl nicht besser kann/will. "Mit Zähnen und Klauen" ist schlicht, simpel, ohne große Satzgebilde und trotz des mittlerweile auch schon abgenutzten Themas entschieden unterhaltsamere Kost als der schwer verdauliche und fehlerbehaftete "Inferno" von Dan Brown. DiLouie geht zwar auch kurz auf die Gemütslage der Soldaten ein, ihre Ängste um die Familien, ihre Gewissensbisse, auf Landsleute zu schießen (während im Gegenzug die Iraker, denen sie zuvor den Garaus gemacht haben, wenig zählten), findet andere, die sich bei dem Massenkill richtig wohlfühlen, ja sogar aufblühen. Da zeigen sich dann die wahren Killer. Was die Figurenzeichnung angeht, spart sich DiLouie viel aus, lässt es bei einer oberflächlichen Betrachtung, erzählt in einem flapsigen Tonfall, der aber keinen Humor zu transportieren vermag, sollte dies beabsichtigt gewesen sein. Eigentlich ist der Action hier voll und ganz Genüge getan, ohne übermäßig Brutalität zu zelebrieren, aber der Funke will nicht überspringen, die Story kommt eher wie ein distanzierter Bericht daher und wirkt daher recht unspektakulär, man findet kaum einen zum Mitfiebern und so ist das Alles auch irgendwie spannungsarm. Amerikas letzte Schlacht. New York statt Alamo oder Little Big Horn. Aufgrund der trockenen Erzählung nur eine bedingte Empfehlung. Zudem werden des Öfteren die Namen von beteiligten Personen vertauscht oder einfach falsch geschrieben (Beard statt Baird usw.). Selbst bei kleineren Verlagen sollte man zumindest auf solch gravierenden Dinge achten. Derartige Mängel nerven nämlich wirklich. Rund 400 Seiten.

Jerry Garcia



Richard Doetsch. Als der New Yorker Staatsanwalt Jack Keeler aufwacht, fehlt ihm jede Erinnerung. Sein Körper ist mit Wunden übersät, und ein Blick in die Zeitung verwirrt ihn vollends: Er und seine Frau Mia sollen bei einem Autounfall ums Leben gekommen sein. Doch dann erhält er einen mysteriösen Anruf: Mia wurde entführt - von einem Mann, der kurz zuvor hingerichtet wurde. Als Lösegeld fordert dieser die Herausgabe von Beweisen zu einem Mordfall. Jack bleibt nur wenig Zeit, das Leben seiner Frau zu retten. Eine fieberhafte Jagd beginnt: nach Jacks Erinnerungen - und einem Mann der eigentlich tot sein müsste.

Nach dem Erwachen und dem Erkennen, dass etwas nicht mit ihm stimmt sowie dem Blick in die Zeitung und dem Aufnehmen der schrecklichen Nachricht, grübelt Keeler nach, was denn um Himmels Willen passiert ist. Nach und nach kommen Erinnerungsfetzen zurück. Nach einer Feier bei Jacks Schwiegervater fuhr das Ehepaar zurück Richtung eigene Wohnung, wurde aber dabei verfolgt. Starker Regen trübt die sicht, die Brücke über den Fluss ist glatt und die Verfolger drängen sie ab. Dann holen sie Jack und Mia aus dem Auto und wollen von Mia wissen, wo die Kassette sei. Mia leugnet, von der Kassette zu wissen. Also wird sie kurzerhand in den Kofferraum des Wagens der Verfolger gesteckt, während man Jack eine überzieht und ihn dann mitsamt Wagen von der Brücke stürzen lässt. Ab da ist Fine mit der Erinnerung. Woher die Schusswunde kommt und besonders, wer sie behandelt und genäht hat, was es mit dem Tattoo auf seinem Arm auf sich hat, das er ganz sicher vorher noch nicht hatte, bleibt weiter im Dunkeln. Doch dann kommt ihm sein Freund und ehemaliger Partner Frank zuhilfe. Frank kennt er schon von seiner Zeit bei der Polizei, wo er schnell in die Mordkommission berufen wurde und dann erst den Absprung Richtung Staatsanwaltschaft machte. Gemeinsam kommen sie auf die Spur eines Verbrechers namens Cristos, der aber vor rund einem Jahr per Giftspritze hingerichtet wurde (heutzutage nennt man das wohl in den Bund der Ehe getrieben zu werden). Und genau dieser Mann hat Mia in seiner Gewalt und fordert die Herausgabe von Beweismaterial, das in dieser ominösen Kassette aufbewahrt werden soll und das er dringend vernichtet sehen will. Nun beginnt eine Jagd, die einige Opfer fordert.

Richard Doetsch hat meine Aufmerksamkeit mit seinem Debüt "Die 13. Stunde" erregt und konnte damit auch auf Anhieb überzeugen. Danach wurde aber eine Reihe um den Dieb Michael St. Pierre mit einem religiösen Touch und Mysteryelementen veröffentlicht, die ich schon nach dem ersten Buch ad acta legte und nicht wieder angerührt habe. Nun erschien mit "Auferstanden" sein zweiter Stand Alone-Roman. Und da wollte ich ihm eine weitere Chance geben zu beweisen, dass sein guter Erstling keine Eintagsfliege war. Und ich konnte mich auf den nicht ganz 100 Seiten zu Beginn bzw. der ersten Viertel in meiner Hoffnung noch bestätigt sehen. Aber danach schwand diese immer mehr. Denn nun wird mit den Rückblenden, die wohl Spannung erzeugen sollten, alles ausgebremst statt forciert, die Protagonisten bekommen noch dazu einige unsymapthische Züge und nur das Rätsel um die Vorkommnisse vom Beginn können einen noch etwas bei Leselaune halten. Mit der Zeit wird das Geduldsspiel auch noch zum Verwirrspiel mit Actioneinlagen. Letzteres Gewürz kann die Suppe vor dem Verkochen auch nicht mehr retten. Der Schluss ist eigentlich nur esoterischer Murks, um noch einige sinnfreie Wendungen unterbringen zu können. Leider auch nicht mehr überzeugend. Nicht zu empfehlen. Rund 410 Seiten

Jerry Garcia



Clive und Dirk Cussler. Dirk Pitt wollte in Istanbul eigentlich nur Urlaub machen – und gerät in einen Sumpf aus tödlichen Intrigen, Geheimdienstverschwörungen und Verrat. Denn der skrupellose Politiker Battal hat Terroristen angeheuert, die Schrecken und Panik in der Türkei verbreiten, damit er mit seinen Hassparolen die nächsten Wahlen für sich entscheiden kann. Nur Dirk Pitt kann Battals mörderischen Plan noch stoppen, bevor der die ganze Welt in Brand steckt. Doch zunächst muss er ein Rätsel aus fernster Vergangenheit lösen.

Während Dirk sr. mit Loren einen Freund aufsucht, um mit ihm über einen seiner Funde zu sprechen, wird nebenan von Verbrechern eine Reliquie gestohlen. Dirk macht sich an die Verfolgung, kann die Gangster aber nicht stellen. Was er nicht weiß, ist, dass die Aktion den Westlern in die Schuhe geschoben werden soll, damit diese für den Frevel verantwortlich gemacht werden und bei Neuwahlen in der Türkei islamische Hardliner an die Macht kommen. In Israel nimmt Dirk jr. an Ausgrabungen teil, gräbt nebenbei eine Archäologin an und muss feststellen, dass auch hier rücksichtslose Diebe ihr Unwesen treiben. Nach und nach kommen sie zusammen mit ihren Freunden und Mitarbeitern dem eigentlichen Grund der Aktion auf die Spur, können diverse Anschläge verhindern und müssen sich mit einigen der übelsten Schurken herumschlagen.

Super-Dirk-Doppel. Clive Cussler bleibt seinem Muster treu, legt die Schablone auf und los geht es mit der wilden Hatz. Natürlich sind bei einem Cussler-Roman die Seiten klar abgegrenzt. Hier die Dirks und ihr Gefolge, alle superklug, extrem gutaussehend, die Weibsen liegen ihnen zu Füßen wie dereinst James Bond (bevor den die political correctness eingeholt hat) und tapfer bis zum Äußersten. Dort die Bösewichter, die nicht sonderlich clever sind, dafür aber unheimlich gemein und niemals mit positiven Eigenschaften ausgestattet. Alles wie gewohnt. Nachdem ich mich jetzt einige Jahre lang außer mit der Cabrillo-Reihe von Jack DuBrul (der weitaus beste seiner Lohnschreiber) nicht mehr mit den Büchern von Clive Cussler befasst habe, da das ständige Einerlei seiner eigenen sowie der Auftragsarbeiten doch mit der Zeit langweilig wurde, nun also "Wüstensturm". Nach einer Schlaftablette wie "Inferno" von Dan Brown ist der Mix aus etwas Fakt und viel Fiktion vom Altmeister schon fast eine wohltuende Abwechslung gewesen. Weitaus temporeicher als der genannte Konkurrent kann er den Leser faszinieren. Dass aus Clive Cussler nie ein großer Poet werden wird, dürfte jedem, der sich schon an eines seiner Werke gewagt hat, wissen. Er liefert eine solide, actionreiche Unterhaltung ab, die kaum Längen aufweist und gradlinig vorangeht. Natürlich hat er es sich auch nicht nehmenlassen, im Hitchcock-Stil ein Cussler-Cameo einzubauen. Leichte, unterhaltende Kost, die keinerlei Anspruch auf literarische Weihen erhebt. Obwohl sehr eindimensional für zwischendurch kein Fehlgriff. Rund 540 Seiten.

Maddox

@Jerry Garcia: Mal ne kurze OT-Frage aus Interesse/Neugier, da mir jetzt erst dein ordentliches Output an Reviews hier auffiel.. schreibst du die eigentlich relativ zeitnah nach der Lektüre oder sind das z.T. Bücher, die du vor ner Weile mal gelesen hast? Weil wenn du echt 8 Bücher in nem halben Monat liest.. Das schaff ich meist so höchstens in 1,5 Jahren nebenher.. Bin aber auch eher ein Schneckenleser. Aber falls ja, hab ich hohen Respekt... verdammt, ich will auch Speedreaden können!! Hab hier noch soviele ungelesene rumliegen  :wallbash:
They offered me a psych pension. Jackpot, right?
And I said no. (True Detective)

You can never escape me. Bullets don't harm me. Nothing harms me. But I know pain. I know pain. Sometimes I share it. With someone like you. (Batman - Year One)

What? I'm a collector. I tell you fuckin' much! (Captain Baseball Bat Boy)

Time wounds all heels.

Jerry Garcia

Kommt natürlich auf die Seitenzahl an, aber im Schnitt zwei, drei Tage pro Buch. Ca. 60 Seiten die Stunde.

Also noch genug Zeit für Arbeit, Filme, Blog, Freizeit mit Gattin usw.

Maddox

Krass, Respekt! Hast du immer schon so schnell gelesen oder mal so nen SpeedReading-Gedöns gemacht? Ich hatte mal so nen Kurs gemacht, war aber nicht sehr hilfreich bzw. muss man halt dranbleiben und trainieren. Anyhow, ich bin wohl das andere 'Extrem'..
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Jerry Garcia

Les eigentlich schon immer so. Früher - viel früher - als man noch lernen musste, hab ich diverse Sachen mehrmals gelesen, auswendig lernen war bei mir dann mit dem Aufschreiben nebenbei verbunden.

Aber es geht auch so recht schnell. Don Winslow - Zeit des Zorns: Seite 1, Kapitel 1 Text: Fickt euch.    Das war es denn auch schon mit der Seite. Schnell gelesen, oder?

Maddox

Ah okay, jetz is alles klar  :icon_smile:
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And I said no. (True Detective)

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Jerry Garcia



Robert A. Heinlein. Die Menschheit befindet sich in einem unerbittlichen Krieg mit den Bugs, Insektenwesen aus den Tiefen des Weltalls, einem Krieg, der alle Lebensbereiche durchdringt. Die Bürgerrechte werden auf der Erde nur jenem zugesprochen, der seinen Militärdienst geleistet hat. Auch die Soldaten an Bord der Rodger Young müssen in den Kampf ziehen. sie sind die Starship Troopers, die Infanteristen in diesem galaktischen Konflikt, und sie trifft der Schrecken, die Einsamkeit und die Angst am Härtesten.

Johnny Rico meldet sich schnell gegen den Willen der Eltern, aber auf den Fersen eines Mädels mit seinem Kumpel Carl zum Militärdienst. Keine wahrlich überlegte Tat. Nach einem kurzen Blick auf eine Mission, richtet Rico seinen Blick zurück. Der Beginn der Ausbildung, das Erlernen von Kampftechniken, das Exerzieren und das bedingungslose Gehorchen entsprechnder Befehle. Was er nicht wusste: Da das vollständige Wahlrecht nur jenen zugestanden wurde, die ihren Wehrdienst freiwillig ableisteten, versuchte die Armee schon im Vorfeld soviele Bewerber wie möglich zu vergrätzen. Da noch Friedenszeiten herrschten, würden die meisten von den armen Schweinen wohl irgendwo als Versuchskarnickel für neue Drogen oder Waffen enden. Nun, er lässt sich nicht verscheuchen und meistert seinen Dienst, übersteht die harte Ausbildung, kommt spät dann auch zu einem Kampfeinsatz gegen die Bugs, bevor er zu einem Offizierslehrgang geladen wird und letztendlich auch seinen Trupp anführen darf. Der Kampf gegen die Bugs ist noch lange nicht zu Ende.

Holland-Paule hat mit seinem Film das Buch ja auf ureigene sarkastisch-brutale Art interpretiert und den hirnlosen Militarismus eher als lächerlich dargestellt und sich auch in Grundzügen an die Story gehalten. Wer sich jetzt darauf freut, ein actionreiches Gemetzel und heiße Kampfbräute a la Dina Meyer vorgesetzt zu bekommen - VERGESST es. Robert A. Heinlein hat einen Kalter Krieg Jugenderziehungsroman geschrieben. Viel haben Frauen in dieser Welt 1959 nicht zu melden, es gab noch Steuerlücken für große Redenschwingerinnen, die am Ende doch nur Dreck am Stecken haben und eigentlich bestraft gehören wie jeder andere Sünder dieser Art. Hier gilt noch der Spruch, dass hinter jedem erfolgreichen Mann eine starke Frau stehe - Betonung auf "hinter", an ihrem Platz. Heinlein widmet der Gesellschaft auch einiges an Zeit. Fragen der Erziehung werden angesprochen und hier kommt ein Teil, wo ich ihm durchaus zustimmen kann. Damals war eine Strafe wie Hintern versohlen noch okay, die ganzen Pädagogen und Psychologen haben die Blagen nur verhätschelt und statt Strafe das Gespräch gesucht. Ergebnis: Die Rotzlöffel tanzen frech jedem auf der Nase rum und glauben, sich alles erlauben zu können. Also aktueller denn je. Der Rest des Buches kommt eigentlich fast ohne jede Spannung aus. Es erzählt Ricos Lebensabschnitt bei der Wehrmacht. Und in Zeiten des Kalten Krieges müssen die Verteidiger des Glaubens auf den Krieg gedrillt werden. Drogen, Hypnose, absoluter Gehorsam und vor allem keine Denkprozesse durch die Soldaten, blindes befolgen von Befehlen wird hier eingetrichtert. All das erzählt Heinlein im Stile eines militärischen Handbuches, relativ humorlos, aber wer Heinlein jetzt vorschnell als Fascho abtut - wie man es ja zu Startzeiten des Films auch mit Paul Verhoeven machte -, tut ihm Unrecht. Das Buch enthält viele Facetten, manche nachvollziehbar und logisch, andere weniger bis gar nicht. Wären solche Situationen heute möglich? Ich denke ja - es gibt zuviele, die das alles für einen großen Spaß halten würden. Schönen Gruß an den Leser Doc Holliday und einige Figuren aus dem Film wirst/würdest du wiedererkennen (Lehrer, Ausbilder). 335 Seiten.

Jerry Garcia



Mark Henshaw. Nachdem ihr erster Einsatz in einer Katastrophe endet, wird die junge Agentin Kyra Stryker zu Schreibtischarbeit verdonnert. Sie soll mit dem arroganten Analytiker Jonathan Burke zusammenarbeiten, der sich mit seinen Chefs angelegt hat. Als kurz darauf bei einer Razzia in Taiwan chinesische Spione erschossen werden, plant China die Invasion des Inselstaates. Kyra und Burke erhalten die Chance, sich zu rehabilitieren; sie sollen einen chinesischen Überläufer aus seinem Heimatland herausholen, der über Geheimwissen verfügt. Doch ihre Aufgabe entpuppt sich als Himmerfahrtskommando.

Kyra Stryker wird in Caracas, Venezuela, als Spionin enttarnt. Bei einem Treffen mit einem Informanten entpuppt sich dieser als Doppelagent und will sie festnehmen. Sie kann fliehen, wird aber angeschossen. Nachdem sie sich in einem Safe House versorgt hat, liegt sie Richtung Heimat. Dort muss sie erst einmal wegen der schmerzhaften Verletzung und der Befragung hinsichtlich des Falls sechs Monate aussetzen, die sie nicht nur mit Training, sondern auch erhöhtem Alkoholkonsum erträgt. Nach dieser Zeit wird sie zur Analyse versetzt. Warum wird ihr bald klar. Mit ihr will keiner zusammenarbeiten, weil sie als schwierig gilt und der Boss der Analytiker, Jonathan Burke, erweist sich als extrem arrogant und von sich eingenommen. Dennoch müssen sie zusammenhalten, als die Krise um Taiwan beginnt. Nach einigen diplomatischen Noten, die hin und her gingen, macht sich China daran, den um Selbstständigkeit ringenden Inselstaat zu attackieren. Dabei können sie nicht nur eine kleine Insel vor Taiwan einnehmen, sondern schaffen es auch zwei Kriegsschiffe zu vernichten, die Taiwan von den USA gekauft hat. Die Frage ist bloß wie? Kein Radarkontakt, keine Sichtung, kein U-Boot? Antwort darauf kann vielleicht Pioneer geben, ein für die Amerikaner spionierender Einheimischer in hoher Position. Doieser hat nur auf so eine Gelegenheit gewartet, um sich mit brisanten Informationen abestzen zu können. Überraschend werden Burke und Stryker ausgesucht, den man zu retten - ganz besonders natürlich die Nachrichten, die dieser mitbringen kann.

Mark Henshaw steigt in seinen Erstling (Verlagsangabe) mit der Rückblende auf die Ereignisse in Venezuela und danach ist es erst einmal vorbei mit Tempo. Seine Protagonistin, die eher lustlos wirkt, vom Alkohol leicht umnebelt und enttäuscht, dass man ihr die Schuld an den Vorfällen und dem schiefgegangenen Auftrag gegeben hat, quält sich, noch immer leicht vom Schmerz der wunde geplagt, zu ihrer Chefin, die sie dann schnurstracks in die Kellergewölbe der Agency führt und sie mit dem Leiter bekannt macht. So lernt der Leser zwei Protagonisten kennen, die angeblich unsympathisch oder alkoholabhängig sind und mit anderen Menschen nicht können, stolz auf ihre soziale Inkompetenz sind, da andere ja weit unter ihrem Niveau seien. Diese "Merkmale" werden aber schnell aufgegeben, als die beiden in einen Einsatz müssen. Plötzlich erscheinen sie so normal wie jeder Massenwarenromanheld zu sein hat. Als die Chinesen sich Taiwan einverleiben wollen, werden einigen kleine Actionpunkte gesetzt, aber nicht mitreißend oder völlig überzeugend. Danach herrscht der klassische Spionageroman vor, aber die Geschichte ist zu simpel, zu leicht, die Trennung zwischen "Gut" (Amis, Taiwan) und "Böse" (die fiesen, hinterhältigen Chinesen) zu klar. Es gibt keine überraschenden Wendungen - eigentlich gar keine - und nur zum Ende hin eine notwendige Info, die noch mit dem Jugoslawienkrieg zusammenhängt. Wenn ich dann auf der Rückseite die Lobpreisung wie "Eines Tom Clancy würdig." lese, dann ist Mark Henshaw bestenfalls ein Baby-Clancy, denn die vermeintlich originellen Charaktere verblassen schnell, vom Komplexität wenig zu spüren und Details, wie sie viele Agententhriller - man denke an Ludlum - auszeichnen, sind auch eher Mangelware. Der Mittelteil wird vor Allem durch die Diplomatie beherrscht, in die Regierungsvertreter das Eine sagen und das Andere meinen. Erinnert an die derzeitigen realen Geschehnisse um die Krim und die Ukraine. Unterschied? Wie schon beim russischen Testlauf in Georgien halten die mit ihren Treue- und Hilfeschwüren schnell vorpreschenden Amerikaner sich fein aus der Sache raus, bis auf etwas politisches Ballyhoo und lassen die anderen machen. Auf die Art kann sich Putin nach und nach den Rest seiner früheren Teilrepubliken problemlos einsacken. Vermutlich lässt er sich aber viel Zeit und die alten Spezis erst noch finanziell und strukturell von der EU und hauptsächlich Deutschland aufbauen und kassiert sie dann erst ein. Und die eh als geduldig bekannten Chinesen, hier als die Bösen skizziert, werden sich das aus der Entfernung shön anschauenund irgendwann vielleiccht auch mal beginnen, sich in der Formosa-See ein Inselchen nach dem anderen einzuverleiben und der großsprecherische Ami kuscht wieder. Wie denn auch - Geld haben sie keins, um Krieg zu führen, aber fette Schulden bei den Chinesen. Zumindest könnte es so kommen. Ein Szenario wie in ihren und dem vorliegenden Romanen oder ihrer ruhmreichen Vergangenheit kriegen sie nicht mehr hin. Und schon gar nicht so einfach, wie in diesem recht simpel gestrickten Agentengeschichtchen, das schnell und leicht zu konsumieren ist. Thriller für den Strand, frei von jeglichem Konzentrationszwang. Rund 450 Seiten.

Jerry Garcia



Wrath James White. Seitdem der neue Nachbar Dale McCarthy in das Haus einzog, hat Sarah schreckliche Albträume. Sie träumt immer wieder, dass sie und ihr Mann ermordet werden. Sarah weiß, dass dies nur wirre Ängste sind. Bis sie eines Morgens erwacht und die Flecken auf dem Teppich und das Blut auf der Matratze bemerkt.

Dale muss als kleiner Junge mitansehen, wie sein Crackhead-Daddy seine Mutter vergewaltigt, tötet und ihr die Haut abzieht. Dennoch kann er die Polizei anrufen, die auch ankommt und dann seinen Vater erschießt. Dale geht zu seiner völlig zerfetzten Mama und will es wie im TV gesehen mit Mund zu Mund-Beatmung versuchen. Zum Entsetzen aller - abgesehen von Dale und seiner Mutter, die sich an nichts erinnern kann - steht die Frau wieder auf und wundert sich über den Aufruhr im Haus. Man lässt die Sache im Sande verlaufen und Dale wohnt unbehelligt bei Mutter und Oma. Und die wissen nicht, was der so anstellt. Er nutzt seine Gabe, um sie an kleinen Tieren zu erproben. Großmutter ahnt etwas, sie will den Bengel loswerden. Dale treibt auch mit ihr sein Spielchen: ersticken, erwecken, ersticken, erwecken. Als die Oma eines Tages an einem natürlichen Herzanfall zu Tode kommt, hat Dale keine Lust auf ihre Rückkehr. Danach hasst ihn seine Mutter. Sie will sich selbst und ihre Blage verbrennen, schafft aber nur die Hälfte ihrer Aufgabe. Die Schlimmere überlebt. Dale ist jetzt erwachsen, aber hat keine Freunde oder Bekannten. Er ist ein kümmerliches Kerlchen, ohne Muskeln, gutes aussehen oder Selbstvertrauen. Dafür aber mit Pickeln und Neid. Als er in die Nachbarschaft von Sarah und Josh zieht, ist er von der Frau sofort angetan und steigt in der Nacht bei ihnen ein und geht ans Werk. Sarah glaubt zuerst an Albträume, aber als sie unter der anscheinend frisch gewaschenen Bettwäsche die blutdurchtränkte Matratze findet, ist es vorbei mit der Beherrschung. Sie gehen zur Polizei, doch die kann nicht viel machen ohne echte Beweise. Doch es findet sich ein alter Detective, der immer noch an einem Fall arbeitet, den er vor sechs Jahren nicht lösen konnte. Der Ablauf war ähnlich wie bei Sarah und ihrem Mann. Man stellt Dale eine Falle. Doch auch der ist cleverer als er aussieht.

Wrath James White hält sich nicht lange mit Vorgeplänkel auf, sondern steigt direkt in die Handlung ein, nimmt sich aber die Zeit, den Autoren Brian Keene und Edward Lee seine Reminiszenz zu erweisen. Die Vorstellung des kleinen Dale wird sofort mit der Entdeckung der Gabe und den Morden verbunden, die das Kind mitansehen muss. Und was das Geschehene aus dem Buben macht. Während seine religiöse Oma ihn für einen bösrtigen Teufel hält, stellt die Mutter sich dem entgegen, ohne auch nur zu ahnen, dass ihr Sohn draußen gerade mit einem Kätzchen experimentiert - ein wahrhaft fiese, kleine und grauselige Szene -, das er erwürgt und wieder beatmet - immer wieder. Mangels Menschen, die an ihm hängen, entwickelt Dale nur Gefühl für seine Gabe und seine neu entdeckte Lust am Töten - und da die Religion einen Mord verbietet, holt er seine Opfer wieder zurück. Er sowie seine neuen Nachbarn konnten bei mir kaum Sympathie erwecken. Dale ist zwar wie auch die Gestalten aus "Sein Schmerz" und "Schänderblut" durch Vorgänge in der Jugend zu einem Monster mutiert, doch eine Entschuldigung ist das nicht. Und das Pärchen kommt mir eher so daher, dass die Tussi es mehr als nur erregend findet, wenn ihr Kerl sich wieder mal ein Opfer gesucht hat, das er vertrimmen kann - also irgendwie die primitive Sorte der High School-Herrscher. Religion, Finanzkrise, des Amis liebstes Kind "Shoppen auf Pump", Zwangsversteigerungen sowie Missbrauch in der Familie bringt der Autor hier unter einen Hut und lässt sein Werk nach dem aktionsreichen Start speziell im Mittelteil mehr wie einen normalen Thriller wirken, in dem dann auch nicht wirklich viel passiert. Naja, bleibt Zeit für ein paar Sexfantasien und ne kleine "Paranormal Activity"-Anleihe. Der Ausklang der Geschichte hat es dann wieder in sich, White dreht noch einmal richtig auf und es entwickelt sich zu einem blutigen Gemetzel, dem sämtliche zuvor beschworenen emotionalen Momente völlig abgehen. Und das Ende der Schlachterei scheint in letzter Konsequenz noch viel grausamer, wenn man sich die daraus resultierenden Folgen vor Augen hält. Ein guter und brutaler Thriller, nicht ganz so fulminant wie die "EXTREM"-Bücher, eher etwas zurückhaltender, aber was will das schon heißen beim Festa-Programm.? Rund 350 Seiten.

Jerry Garcia

4 April 2014, 17:56:30 #466 Letzte Bearbeitung: 7 April 2014, 20:31:00 von Jerry Garcia


Bernard Minier. Hochsommerliche Hitze und heftige Gewitter belasten die Menschen im Süden Frankreichs, als ein brutaler Mord geschieht. Eine Professorin der Elite-Universität Marsac liegt ertrunken und grausam gefesselt in der Badewanne. In ihrem Rachen steckt eine Taschenlampe. Ohrenbetäubende Musik von Gustav Mahler schallt durch die Nacht. Kindertotenlieder. Beklemmung macht sich in Kommissar Martin Servaz breit. Ist Mahler doch der Lieblingskomponist des hochintelligenten und seit Monaten flüchtigen Serienmörders Julian Hirtmann. Hauptverdächtig ist jedoch ein Student: ausgerechnet der Sohn von Kommissar Servaz` Jugendliebe. Die Ermittlungen führen den Kommissar zu einem mysteriösen Studentenzirkel und zwingen ihn zu einer Reise in die eigene Vergangenheit. Amicus mihi Plato, sed magis amica veritas – Platon ist mir lieb, aber noch lieber ist mir die Wahrheit, lautet sein Motto. Doch die Wahrheit wird ihn in diesem Fall schmerzhaft an die Grenzen des Vorstellbaren bringen.

Martin Servaz wird eines Nachts angerufen. Es ist seine Jugendliebe Marianne und ihr Sohn ist in Schwierigkeiten. Er wird am Pool eines Hauses gefunden. Der Pool ist voller Puppen, im Hause liegt die Besitzerin tot in der Wanne. Sie war eine Lehrerin des Studenten. Also eilt Servaz zu Hilfe. Und wird mit seiner Vergangenheit und Gegenwart konfrontiert. Nicht nur, dass er selbst dort studiert hat, auch seine Tochter ist derzeit hier Studentin. Er kennt einen der Lehrer/Professoren sehr gut. Es ist sein ehemaliger bester Freund Francis. Wegen ihm hatten sich damals Servaz und Marianne entzweit. Statt Schriftsteller wurde Servaz nun Polizist. Nach und nach tun sich mehrere Wege zu verschiedenen Verdächtigen mit den unterschiedlichsten Motiven auf. Zum einen wären da ein Studentenkreis, über den kaum jemand Kenntnis hat, ein Politiker, der sich in Lügen verstrickt, der junge Hugo und diverse vermeintliche Hinweise, welche die Tote hinterlassen hat. Und zu allem Übel mischt sich auch noch seine Tochter in die Ermittlungen ein. Womit er aber wirklich überhaupt nicht gerechnet hat, war die Tatsache, dass der flüchtige schweizer Serienkiller Hirtmann möglicherweise nun hier herumspukt. Mit der Unterstützung seines Teams versucht Martin Servaz den Fall aufzuklären, bringt sich aber selbst in Schwierigkeiten, als er einen Unschuldigen, den er für Hirtmann hält, erst zusammenschlägt und dann befragt bzw. aus Scham abhaut, bevor er Fragen stellen kann. Sofort wird er zum Chef nach Toulouse zurück zitiert und erhält einen fetten Rüffel. Dennoch darf er weiter ermitteln, da hinter den Kulissen jemand zu seinen Gunsten interveniert hat.

Aus dem Telefonat nach dem Mord entwickelt sich ein düsterer, unheimlicher Thriller, der "Schwarzer Schmetterling" in nichts nachsteht. Zudem werden das Privatleben und die Vergangenheit des Martin Servaz seziert, erfährt der Leser, warum der Polizist oft so distanziert erscheint, wie es ihn zur Polizei verschlagen hat. Der Protagonist sowie die Hauptfiguren erfahren eine ausführliche Charakterzeichnung und Bernard Minier entwickelt aus dem anfänglich recht simplen Fall von Mord - vermutlich aus Eifersucht -, der sich zu einem komplexen Geflecht aus Lug und Trug, Politik und Hass zusammenfügt und richtet dabei auch sein Augenmerk auf die französische Gesellschaft , die sich mehr für die Fußball WM 2010 und den Rumpelfußballern der Nationalmannschaft interessiert, denn für die Geschehnisse um sie herum, er kritisiert das Gesundheitswesen ebenso wie die Verschwendungssucht von Politikern, die finanzielle Vorteilnahme aus Steuergeldern für ihr verbrieftes Recht halten (geht ja hierzulande nicht anders zu) und macht sich Gedanken zur Bildungspolitik ("Wo der Fernseher leuchtet, wacht jemand, der nicht liest"), die man auch gut auf Deutschland übertragen könnte und da unsere Länder von Schreihälsen geradezu überschwemmt sind, tut Blödheit wohl doch weh. Was er sich aber trotz vorhandener Möglichkeiten verkneift, ist die Produktplatzierung. Wirkt einfach positiv nach den werbeverseuchten Romanen der Massenschreiber wie Brown, Grisham und Co. Im letzten Drittel gönnt Bernard Minier seinem vielschichtigen und beklemmenden Thriller neuen Schwung, sodass sich eine spannende und tiefgründige Lektüre entwickelt, die beweist, dass sein "Schwarzer Schmetterling" kein "One-Book-Wonder" war und dass er durchaus mit Jean Christophe Grange mithalten kann. Und auch hier ist nicht jede Lösung oder jedes Ende die perfekte Welt, die man sonst so vorgesetzt bekommt. Ach ja, das Korrektorat sollte sich vielleicht mal hinterfragen, ob es Berufsbezeichnung und Gehalt wirklich wert ist. Im Gegensatz zu dem wirklich gelungenen und starken Roman sehr verbesserungswürdig, da man nicht einmal merkt, wenn aus David plötzlich Daniel wird usw. Martin Servaz wird übrigens im dritten Roman von Bernard Minier ebenfalls wiederkehren. 650 Seiten.

Jerry Garcia





Andrew Klavan. The Homelanders 1 - Stunde Null. Charlie West, 18, erlebt den Albtraum seines Lebens: Zwei Männer drohen, ihn zu töten – und er kann sich an nichts erinnern. Er weiß nur, er muss handeln. Jetzt! In allerletzter Sekunde gelingt ihm die Flucht. Und eine gnadenlose Jagd durch die USA beginnt, denn Charlie ist nicht nur ins Visier von Terroristen geraten, auch die Polizei sucht ihn. Wegen Mordes!

Andrew Klavan. The Homelanders 2 - Auf der Flucht. Charlie West kennt nur ein Ziel: Er muss seine Unschuld beweisen! Aber wie? Ein Weg führt zurück nach Spring Hill, an den Schauplatz des Mordes. Gejagt von Killern und gehetzt von der Polizei, schlägt Charlie sich bis dorthin durch. Und findet immer neue Hinweise, die ihn an sich selbst zweifeln lassen. Er hatte tatsächlich Kontakt zu den Homelanders. Außerdem hat man ihn am Tatort gesehen. Ist er wirklich so unschuldig, wie er glaubt?

Charlie West erwacht durch eine ordentliche Maulschelle und findet sich an einen Stuhl gefesselt vor, während ihm zwei Spacken Fragen stellen, die ihnen niemals selbst eingefallen sein können, da dies Intelligenz voraussetzen würde. Doch auch Charlie fällt nicht alles ein. Er leidet anscheinend unter partiellem Gedächtnisverlust. Er weiß weder wo er ist, noch wie er dahingekommen sein soll - und was die beiden Schlägerfressen von ihm wollen, weiß er schon gar nicht. Aber ihm wird zügig klar, dass die ihn umlegen, wenn er sich nichts einfallen lässt. Er kann sich befreien und auch aus den Raum entkommen. Doch draußen findet er sich in einem Lager wieder. Ein Ausbildungslager? Egal, weiter geflüchtet. Einen Pickup geklaut und ab durchs Tor Richtung Wald. Immer die Häscher auf den Hacken. Doch als er sich in ein Loch zwängt, in dem der Bach, dem er folgte, verschwindet, gerät er in ein unterirdisches Gewölbe, durch das er sich nur schwer wieder auf einer anderen Seite des Geländes herauszwängen kann. Die Verfolger ist er dadurch zwar losgeworden, doch wo er ist, weiß er immer noch nicht. Er läuft also weiter in der Irre umher, bis er auf eine Frau stößt, die ihm hilft und ihm Nahrung sogar frische Kleidung gibt - dann aber die Poloizei ruft. Jetzt erfährt Charlie, dass mittlerweile ein Jahr vergangen ist, seit er sich abends ins Bett legte und erst bei seinen Peinigern wieder aufwachte. Er sei als verurteilter Mörderan seinem Kumpel Alex im Gefängnis gewesen und ausgebrochen. Jetzt soll er wieder in den Gewahrsam eines MaxSec-Baus überstellt werden. Doch wieder hilft ihm jemand. Eine unbekannte Person löst seine Fesseln, sodass er flüchten kann.

Jetzt bleibt ihm eigentlich nur noch die Wahl, in seine Heimatstadt zu gehen und dort selbst nach Spuren und Beweisen für seine Unschuld zu suchen. Als er dort ankommt und sich in einer verlassenen Villa einquartieren will, erlebt er eine Überraschung: Seine Kumpels und Beth, für die er vor seinem Blackout schwärtmte, sind da. Sie haben sich gedacht, dass er irgendwann auftauchen würde und sich ausgerechnet, dass er eigentlich nur zu der Villa kommen könnte. Wenigstens können sie einige Lücken ausfüllen, die sich seit seinem Fortgang ergeben haben und die wenigstens einen Teil der Geschichte erklären. Ganz nebenbei erfährt er noch, dass er und Beth eine tiefergehende Beziehung hatten. Doch nun muss er sich auf die Suche nach einem Waterman machen und herausfinden, was mit dem Verteidigungsminister geplant ist, da der wohl irgendwie von den Gangstern erwähnt wurde. Nicht lange und Charlie bekommt heraus, dass einer seiner früheren Vertrauten in die Sache verwickelt ist. Diesen kann er stellen, doch es bleibt weiterhin dabei, dass er weder Waterrman noch den Hintermann Prince finden kann. Und was ihn selbst überhaupt so richtig in die Sache hineingezogen hat, bleibt ebenfalls im Dunkeln.

Eine flüssig lesbare Mixtur aus "Karate Kid, Auf der Flucht und Bourne" wird in schlichten Worten von Andrew Klavan ("True Crime" - Clint Eastwood) kredenzt. Er baut schnell Spannung auf, hetzt seinen jugendlichen Protagonisten atemlos durch diverse Abenteuer ohne übermäßig viele Informationen über Pläne und Hintergründe preiszugeben, sodass sich ein recht guter Page-Turner im Jugendromanbereich entwickelt. Natürlich werden sehr offensichtlich diverse Klischees bedient (Boah, ist der Held lieb und hilfsbereit und klug und clever usw., während die Bösen mit Niedertracht und Hässlichkeit sowie Blödheit aufwarten müssen.), wird der Patriotismus und Amerika über alles-Glaube des Burschen bis hin zur Penetranz ausgewalzt, dass es zum Kotzen reizt, aber wenn man das ausser Acht lässt, ist die Reihe zumindest noch den bisher zwei gelesenen Werken recht goutierbare Action-und Thrillerkost, die auf keinen Fall langweilt. Der Autor macht immer wieder neue Baustellen auf, die den Lesefluss aufrecht erhalten und auch wenn es bald in Buch zwei zu einigen Eröffnungen kommt, die dem Vielleser dann doch schon so einigermaßen die Richtung verraten, in die die Reihe steuert, hat es doch Spaß gemacht,m diese lkeichte Kost zu lesen. Wer bei einem Jugendbuch im Thrillerbereich jetzt aber eine literarsiche Kopfgeburt erwartet, sollte sich vielleicht besser nach was Geeigneterem umsehen.  285 + 270 Seiten.

Jerry Garcia



Jo Nesbo. In einem Krankenhaus liegt ein schwerverletzter Mann im Koma. Das Zimmer wird von der Polizei bewacht. Niemand soll erfahren, wer der geheimnisvolle Patient ist. Denn er hat einen Feind. Und der ist überall.

Ein junges Mädchen wird tot im Wald gefunden. Sie wurde brutal vergewaltigt. Zehn Jahre später wird an derselben Stelle ein Polizist getötet, sein Gesicht ist grausam entstellt. Eine Sonderkommission ermittelt unter Hochdruck. Doch es geschehen weitere Morde. Die Polizei hat keine Spur, und ihr bester Ermittler Harry Hole fehlt. Während die Kommission weiter im Dunkeln tappt und eigentlich nur sicher weiß, dass die Ermordeten Polizisten sind, wird der Komapatient trotz strenger Bewachung ebenfalls getötet - und der Polizist, der an der Tür Wache halten sollte, ist kurze Zeit danach gleichfalls auf der Opferliste. Mikael Bellman, mittlerweile ja Polizeipräsident, dessen Verbindung zum Drogenmilieu niemandem aufgefallen ist, sowie sein "Schatten" Truls Berntsen, der für Bellman die Drecksarbeit erledigt, passen akribisch darauf auf, dass keiner einen Verdachtsmoment gegen sie hat, da in den Fall auch Personen verwickelt sind, mit denen beide schon Ärger hatten. Speziell Berntsen, der oft auch Beweismittel vernichtet hat, muss sich sputen, dass seine Taten nicht ans Tageslicht kommen. Doch auch die besten Mittel der Behörde können nicht zu dem Täter führen. Und Bellman gerät auch noch in die Fänge der Sozialsenatorin, die sich ihn als Geliebten hält und für seine Zwecke ausnutzt. Pech für Bellman, dass seine Frau das mitbekommt. Und die liebe Senatorin ist auch schnell bereit, Bellman für ihre Karriere zu opfern, als es mit den Ermittlungen in den Polizistenmorden nicht vorangeht. Doch wenn es wirkich eng wird, zeigt sich das kriminelle Duo Bellman/Berntsen in Höchstform. Schnell haben sie zumindest diese Situation unter Kontrolle. Doch weitere Leichen, darunter auch eine Kollegin aus der Sonderkommission, erzeugen immer mehr Druck, endlich diesen brutalen Killer zu finden.

Eines vorweg: Auch wenn der Polizistenmörder ein ganz eigenständiger Plot ist, scheint es angebracht (auch wenn man dann das Personenverzeichnis am Ende des Buches liest), die vorhergehenden Romane um Harry Hole gelesen zu haben, da man ansonsten die Beziehungen der meisten Personen zueinander nicht wirklich nachvollziehen kann. Was jetzt "Koma" (Original "Politi" - also Polizei) angeht, lässt Jo Nesbo den Leser von einem Cliffhanger zum anderen wandern, baut ständig Spannung auf, führt den Leser so oft auf eine falsche Fährte und an der Nase durch die Manege, dass es irgendwann so viel wird, dass zumindest ich so ab dem letzten Drittel ganz einfach nicht mehr an seine Ablenkungsmanöver glaubte und zumeist auch richtig damit lag, dass er hier nur wieder irreführen wollte, aber wirklich wissen tut man es ja nie. Für einen Thriller aus einem der Publikumsverlagshäuser hat "Koma" schon einige Härten aufzuweisen, etliche Unsympathen mit ekligen Eigenschaften und undurchsichtige Charktere, die im Übrigen alle sehr gut herausgearbeitete Wesenszüge aufweisen. Und durch das Fehlen von Harry Hole mit seinem Hang zur Selbstzerstörung scheint diese düstere Grundstimmung, die jener immer auslöst, irgendwie trotz der ganzen Morde und Intrigen nicht mehr ganz so finster. Die Figur des Harry Hole hat mit ihren Eskapaden den Leser - also mich - immer mit in seine depressive Stimmung gezogen. Doch da, wo er fehlt, ist auch davon nichts mehr zu spüren. Jo Nesbo lässt hier wirklich fast alle (noch lebenden) Figuren aus den früheren Büchern auftreten, scheut sich auch nicht, Sympathieträgern Schaden zuzufügen, sie ganz aus der Handlung zu eliminieren. Der Roman ist nicht nur grundsolide, er ist ungemein stark, manchmal etwas derb-brutal, undurchschaubar, hoch spannend und wartet mit einem nicht ganz so verdächtigen Täter auf. Zudem drängt sich, obwohl einige der Antagonisten weiter ihr Unwesen treiben dürfen, ob des dennoch recht optimistischen Endes der Verdacht auf, dass dies das letzte Buch aus der Reihe sein wird. Gefördert wird diese Vermutung noch dadurch, dass Jo Nesbo sein nächstes Buch unter einem anderen Namen veröffentlichen wird. Zehnmal Harry Hole, zehnmal keine Enttäuschung. Skandithriller vom Feinsten. Immer eine Empfehlung wert.Und falls das wirklich der Abschluss gewesen sein sollte, dann ist er absolut gelungen. Rund 615 Seiten plus zwei Seiten Personenverzeichnis und eine mit allen zehn Titeln der Reihe.

Jerry Garcia



Roman Jay Bonansinga, Charaktere + Idee Robert Kirkman. Wenn das Überleben zu einem aussichtslosen Kampf wird. Wenn der einzige Ort der Sicherheit sich in eine Festung des Todes verwandelt. Wenn ein Mann sich zum grausamen Herrscher der Lebenden und Toten aufschwingt. Was würdest du tun?

Woodbury unter der Regentschaft von Governor Philip Blake. Es werden unter den Klängen von Heavy Metal-Musik Gladiatorenkämpfe in einer Arena ausgetragen. Nach einem Attentat auf sein Leben regiert Blake nur noch machtbesessener und brutaler. Selbst einige seiner treuesten Verbündeten fürchten sich vor dem Mann, der seine zombiefizierte Tochter wie ein Haustier hält. Und dazu kommen noch die täglichen Herausforderungen, die darin bestehen, sich Lebensmittel oder Medikamente aus umliegenden Orten zu beschaffen. Immer weiter muss man sich vom Zuhause entfernen, immer gefährlicher werden die Ausflüge. Immer wieder werden die Nahrungssuchenden von Zombies attackert, deren Zahl mit jedem toten Menschen unaufhörlich steigt. Als dann auch noch Fremde in den Ort kommen, sieht der Governor seine Macht bedroht und schmiedet Pläne zur Vereitelung möglicher Übernahmeversuche durch die Neulinge, zu denen auch Rick sowie Michonne gehören. Indes hat sich die zuvor ärgste Gegnerin des Governors - Lilly Caul - mit ihrer Situation und dem Treiben des Philip Blake abgefunden und kümmert sich mehr um rein privates Vergnügen. Inzwischen steuert die Hanldung immer mehr auf eine Auseinandersetzung des Governors mit den Neubürgern zu, bei der sich speziell Michonne hervortut.

Im Original heißt das Buch "The Fall of the governor" und wurde in den USA nach dem vom Kino her bekannten Gewinnmaximierungsprinzip herausgegeben,m dass man den dritten Teil einer Trilogie schlicht noch einmal unterteilt. Hierzulande wird einfach durchnummeriert und so wird der zweite Teil des letzten Bandes der Trilogie hier als "The Walking Dead 4" irgendwann erscheinen bzw. verwurstet werden. Aber jetzt erst einmal zu Teil drei. Ein laues Klischeelüftchen, das nur wenig mit der TV-Serie gemein hat (über die Comics kann ich ob Unkenntnis nichts äußern) und die Autoren verstehen es nicht im Geringsten, auch noch nur minimal Interessantes aus der Story herauszuholen. Alles schon gelesen oder gesehen - und das zumeist besser. Je länger ich an dem Buch gelesen habe - besser gesagt mich durchgequält habe, umso uninspirierter kam es mir vor. Schnell hingekritzelter Schund ohne Sinn und Verstand (könnte ein Zombie skizziert haben) oder auch nur ansatzweiser komplexer Handlung. Bis auf das - zumindest für diesen Verlag - recht "saftige" Ende ein eher lahmer Vertreter des Genres, der eigentlich keiner weiteren Erwähnung bedarf. Sprachlich ein absolutes Leichtgewicht, mitreißend ist an dem Buch auch nichts. Ehrlich gesagt ist es nur was für Fans oder Komplettisten, ansonsten Finger weg. Da sind selbst recht trocken übersetzte Sachen wie z. B. Craig DiLouie's "Zähne und Klauen" unterhaltsamer. Einer der uninteressantesten Zombieromane, den ich seit langer Zeit konsumiert habe. Um wenigstens den zweiten Teil des dritten Teils der Trilogie dann vollständig gelesen zu haben, wird "The Walking Dead 4" dann irgendwann noch geholt, aber die Erwartungen sind gering. Und sollte es danach noch die Drohung weiterer Bücher geben, werde ich mich nicht überzeugen lassen, auch nur noch einen Cent dafür hinzulegen. Statt Pharmazeutika aber eine gute Einschlafhilfe. 345 Seiten.

Jerry Garcia



Andrei Levitski und Aleksei Bobl. Nach der nuklearen Apokalypse ist Russland zerstört. Zwischen den verstrahlten Ruinen kämpfen die verfeindeten Clans um Lebensmittel, Rohstoffe und Macht. wer Schwäche zeigt, hat verloren. Das weiß auch der ehemalige Farmerssohn Turan Dschaj, der entschlossen ist, den Mörder seiner Familie zu finden und zur Strecke zu bringen. Doch in den verseuchten Wüsten Russlands warten noch ganz andere Schrecknisse auf Turan, und ehe er sichs versieht, wird sein Streben nach Rache zum brutalen Kampf ums Überleben.

Turan und seine Freunde erkunden ein abgestürztes Energion (auch Himmelsplattform genannt), das in einer Art Schlucht festklemmt und so vor dem endgültigen Ende vorerst noch bewahrt wird. Dieses Himmelsgefährt erweist sich als gefährlicher als vermutet. Dort lagern Teile, die Gift verspritzen, das Ganze erscheint wie ein Labyrinth, eine riesige Falle für unerwünschte Besucher. Und zu allem Überfluss kommt auch noch Makota mit seinen Mannen hinter ihnen her. Plötzlich beginnt sich das Energion zu bewegen, es hat keinen Halt mehr an den Schluchtwänden und dürfte bald endgültig in die Tiefe stürzen. Freunde wie Feinde eilen zu den Ausgängen, schnappen sich aber nicht, was sie kriegen können, von der Ausrüstung des Schiffs. Draußen bringen sich die beiden Gruppen in verschiedene Richtungen in Sicherheit. bevor sie sich ihrer Beute widmen. Sie stellen schnell fest, dass sie völlig neuartige Waffen oder Abwehrmechnismen ihr Eigen nennen können. Gut für sie, denn in der Wüste müssen sie sich nicht nur menschlichen Gegnern, sondern auch mutierten Quallen, Krabben oder gepanzerten Wölfen erwehren. Während der Gangster Matoka mit seiner neu gewonnen Kraft erst die Kannibalen, degenerierte, menschenähnliche Mutanten, die kaum noch die Sprache beherrschen, zu seinem Gefolge machte, will er mit seiner Truppe nun die Macht im Ödland und den umliegenden Orten übernehmen. Dazu überfällt er Charkow, die reiche Stadt, die den Zugang zum Ödland bildet und auch der Umschlagplatz von Waren und Waffen ist. Turan indes muss mit seinen Leuten dem Luftschiffpiloten Stawro helfen, die Stadt zu beschützen, in der dessen Frau lebt. Danach muss er sich mit zweien seiner Gefährten auf die Reise machen, um den Himmelsgängern, den reichen und von den im Ödland kaum berührten Bewohnern vom neuen Minsk, den Gegenstand zu überbringen, den er im letzten Buch versteckt hatte. Bei dieser Gelegenheit kommt es dann auch zum Showdown mit seinem Erzfeind Makota, der sich ob seiner neuen Bewaffnung für unüberwindbar hielt und sich sogar an die Himmelsgänger heranwagte.

Tja, es scheint, als würde sich nicht jeder Verlag, der es sich leisten könnte, ob seiner Preise und seiner Abzocke bei ebooks (man vergleiche gerne mal die Preise für ebooks zwischen den Publikumsverlagen oder den kleinen Anbietern wie Festa oder mkrug) ein Lektorat oder ein Korrektorat zu installieren, dies auch tun. Gewinnmaximierung um jeden Preis, auch dem, dass der Leser sich mit einer Zeichensetzung begnügen muss, die mit "mangelhaft" noch positiv beurteilt ist. Da werden Satzzeichen weggelassen und zum Ausgleich dann dort, wo keine hingehören, eben welche eingefügt. Und dass ziemlich oft aus der Vergangenheitsform schnell mal die Gegenwartsform wird, weil bei solchen Worten wie "prüfte" locker da "e" am Ende eingspart wurde und so "prüft" zu lesen ist. Und das waren keine Einzelfälle. Es ist zu vermuten, dass die Verlage dieser Größenordnung, die sich gerne eigene Regeln machen, schon damit rechnen, dass ihnen die Bildungsmisere in die Hände spielt und sie dies für ihre Sparmaßnahmen ausnutzen können, doch ganz so schlimm steht es um die Deutschen noch nicht. Dass die Führungsspitzen da sich nicht schämen, solche Produkte unters Volk zu bringen. Dann zum Buch selbst. Es schließt direkt an den Vorgänger an und bietet grundsätzlich eines: Gut unterhaltende Action, Pausen werden selten gemacht, übermäßig dialoglastig ist es auch nicht. Auf tiefgreifende Charakterstudien sollte man sich allerdings nicht einstellen, die fehlen fast völlig bzw. sind auf einige kurze Erwähnungen der Vergangenheit der Hauptfiguren begrenzt. So ergibt sich ein nettes, auch nicht übermäßig brutales Endzeitszenario, mit dem sich die Leser der "S.T.A.L.K.E.R"-Romane sicher auch anfreunden könnten. Die Reihe ist von Alexsei Bobl, wie er auf Anfrage mitteilte, und seinem Autorenkollegen Andrei Levitski auf acht Teile ausgelegt, wobei in den letzten beiden Bänden sämtliche Proptagonisten sich zu einem großemn Kampf gegen das Böse vereinen. Wenn man sich nicht an den vielen Fehlern vom Verlag stört, sich aber an einer leichten und flüssig verfassten Endzeitaction ohne größeren Ansprüchen erfreuen kann, ist man hier goldrichtig. Knackig, schnell (Kein Reilly, Leute) und ständig im Fluss, gut zu lesen. Mit knapp 16 Euro ein bisserl teuer und dem noch fieseren Preis von rund 13 Euro für das ebook auch nicht gerade ein Sonderangebot, aber sonst einen Blick für zeitvertreibende Lesestunden wert.  Rund 470 Seiten.

Jerry Garcia



Gordon Ferris. 1946. Der frühere Polizist Douglas Brodie kehrt in seine schottische Heimat zurück, gezeichnet und traumatisiert von den Kriegserlebnissen an der Front. Dort erreicht ihn ein Hilferuf: Hugh Donovan, ein Freund aus Kindertagen, sitzt im Gefängnis und wartet auf seine Hinrichtung. Ihm wird der Mord an einem kleinen Jungen vorgeworfen. Hugh beteuert seine Unschuld, aber die erdrückende Last der Beweise spricht gegen ihn. Gemeinsam mit der Anwältin Samantha stößt Brodie schnell auf Widersprüche. noicht nur die Glasgower Unterwelt, auch Justiz, Polizei und sogar die Kirche versuchen ihre grausamen Geheimnisse zu verbergen. Und als weitere Leichen auftauchen, wird Brodie von seiner Vergangenheit eingeholt.

Im Krieg Verhörspezialist für die Befragung fieser Nazis, lebt Douglas Brodie jetzt in London und verdient sich seine Brötchen als Reporter. Doch bald erreicht ihn der Hilferuf von Hugh Donovan und er macht sich auf nach Glasgow, um diesem beizustehen und womöglich zu verhindern, dass der alte Kumpel, mit dem ihn eine Art Hassliebe verbindet, wegen Mordes aufgehängt wird. Es dauert nicht lange und er findet heraus, dass hier Einiges im Argen liegt. Auch beim Gespräch mit Donovans Anwältin Samantha Campbell tauchen diverse Ungereimtheiten auf. Brodie geht auf Befragungstour und muss sich bald mit seinen ehemaligen Kollegen herumstreiten, war er doch früher selbst Polizist, bevor er den Job hinwarf und zur Armee ging. Schnell fühlt er sich in seiner damaligen Entscheidung bestätigt: Es wird immer noch der einfachste Weg gewählt, Beweise untergeschoben, Gefangene verprügelt und lieber ein schneller Abschluss gesucht denn die Wahrheit. Doch Brodie gibt nicht auf und kommt bald hinter verschiedene Geheimnisse, die man gerne weiterhin begraben sehen würde. Als er einen Priester befragt, gibt der ihm Hinweise, dass es doch Zeugen der Taten gab und diese an einem anderen Ort versteckt würden. Brodie sucht diese Zeugen auf, erfährt nichts, muss sich aber auf dem Rückweg eines Anschlags auf sein Leben erwehren - und der Priester, von dem er den Tipp hatte, ist kurz danach auch tot. Immer mehr verdichten sich seine Ahnungen, dass nicht nur die Glasgower Gangster ihre Finger in dem Fall haben. Und auch die Beteiligten an den Vorfällen und dem verschwinden von weiteren Jungen merken schnell auf, als ihnen Brodie zu nahe kommt. Weitere Todesfälle sind unvermeidlich.

Sieht man einmal davon ab, dass an zwei Stellen kleinere Fehler übersehen wurden (Im Bomber gibt es keine "Heckenschützen" sondern "Heckschützen" und wenn man auf Seite 353 einen Schrank aufbricht, weil er mit dem Schlüssel nicht zu öffnen geht, kann man ihn auf Seite 354 wohl kaum wieder abschließen), ist "Galgenfrist für einen Toten" von Gordon Ferris, der mir aus der "Crime"-Reihe des Festa-Verlages als einziger Autor noch fehlte, ein Werk, das sich sehr viel auf die Charaktere konzentriert. Der vom Krieg gebrochene und desillusionierte Ex-Polizist, der durch ein düsteres Schottland der 40-er Jahre hetzt, um einen eher mittelmäßigen Fall zu lösen. Lässt man nämlich die gelungenen Figuren und das Ambiente einer Welt, die sich mit Ausbeutung und Umweltverschmutzung, Armut sowie den Nachwehen des vergangenen Krieges herumplagen muss, ausser Acht, dann hat man einen Thriller vor sich, dem es doch an etwas Herausragendem oder Ungewöhnlichen mangelt. Die Vernetzung von Justiz, Polizei, Unterwelt und Kirche in den Fall ist ziemlich simpel, die Beziehungskiste Klischee pur und all das wird nur durch vereinzelte historische Anmerkungen und Daten aufgepeppt. Leider fehlt es der Story auch lange Zeit an Tempo, was der Autor anscheinend im letzten Fünftel des Buches durch einige Actioneinlagen wieder wettzumachen versucht. Das Ganze etwas besser auf den Roman verteilt, wäre der Sache womöglich eher von Nutzen gewesen. Für mich bisher der schwächste Roman der "Crime"-Reihe, der zwar mit Authenzität und Atmosphäre sowie den Figuren punkten kann, aber für mich leider an einer zu gewöhnlichen Story krankt. Die Lobeshymnen auf dem Backcover erscheinen doch etwas zu begeistert. Ordentlicher Thriller ohne Alleinstellungsmerkmal (abgesehen von der Kulisse). Rund 445 Seiten.

Jerry Garcia



Wayne Simmons. Ein tödlicher Grippestamm ist auf mysteriöse Weise mutiert und kostet Millionen Menschen in ganz Irland und darüber hinaus den Tod. Doch die Infizierten bleiben nicht lange tot, sondern erheben sich zu fleischfressenden Monstern. In einem Quarantänelabor vor den Toren Belfasts kämpfen sich die Laborantin Ellis und der Wachmann Abe ihren Weg durch die Gänge der lebenden Toten, entschlossen, die grausame Wahrheit ans Licht zu bringen. Der alte Verschwörungstheoretiker Tom zerbricht sich den Kopf, um herauszufinden, was schiefgelaufen ist. Inzwischen finden sich ein kleines Kind und seine zwei ungleichen Begleiter inmitten eines Katz-und-Maus Spiels des übrig gebliebenen Militärs, einer verdeckten staatlichen Einheit und einer stets mehr werdenden Schar Toter wieder. Das Schicksal der Menschheit liegt in ihren Händen.

In einem Labor werkeln Wissenschaftler an einem Grippevirus. Eigentlich sollte das Ganze ja nur an Tieren ausprobiert werden, doch die ganz Eifrigen haben es bald am Menschen ausprobiert. Und es kam, wie es kommen musste - alles ging schief und nachdm der erste Tote sich wieder erhoben hat, beginnt in der streng geheimen Forschungsstation das große Sterben. Und leider ließ sich die neue Krankheit absolut nicht eindämmen. Gerade noch sind die Menschen auf Arbeit, da kommen Anweisungen von oben, dass nur die wichtigsten Läden offen bleiben sollen und alles andere geschlossen wird. Man soll zu Hause abwarten und die Nachrichten verfolgen. Anfangs bleiben die Bürger ruhig, aber als es immer mehr Übergriffe durch Infizierte gibt und die Medien berichten, wie die Kranken in ihren Wohnungen eingeschlossen werden, macht sich langsam die Angst breit. Und die Stadtflucht beginnt. Auf allen Straßen herrscht Stau, weil sich die Bevölkerung auf dem Lande in Sicherheit wähnt. Doch die Wege aus der Stadt sind durch Polizei und Armee versperrt - und die machen von den Schußwaffen gebrauch. Dennoch gelingt es einigen Grüppchen, sich abzusetzen. Andere haben sich in ihren Häusern verbarrikadiert und verfolgen über das Internet die unterschiedlichsten Verschwörungsszenarien. Auch Tom ist einer von ihnen - und er hat anscheinend eine gute Quelle direkt bei den Bösen. So erfährt er auch, dass die Armee via Überwachungselektronik in einem Apartment in der Stadt ein Kind mit zwei Begleitern entdeckt hat, das womöglich gegen die Seuche immun ist. Und dass die Staatsorgane das Kind zwecks Forschungen schnellstmöglich in die Finger bekommen wollen. So muss man nicht nur gegen die lebenden Toten antreten, sondern auch gegen die immer mehr dezimierten noch gesunden Menschen.

"Inkubation" kommt daher wie ein Prequel zu "Grippe". Wayne Simmons erzählt vom Auslöser und dem ersten Patienten. Mithilfe seiner Figuren, die eine recht ausführliche Charakterisierung erhalten, führt er den Leser durch die Chronologie des Seuchenausbruchs und der Panik, die bald Irland befällt. Das geschieht in fünf Teilen und beginnt, was Wunder, in einem geheimen Labor. Und schon recht früh muss man sich an die Tatsache gewöhnen, dass hier trotz der heiklen Situation keiner dem Anderen trauen kann/darf. In der Folge werden vermeintliche Feiglinge zu Helden, und die dereinst harten Kerle - nein, nicht zu Weicheiern - zu rücksichtslosen Killern. Da können Polizisten und Soldaten, die nur wegen des Machtgefühls ihre Jobs angetreten haben, wahllos auf die Kacke hauen, ohne Strafe fürchten zu müssen. Nach und nach führt Simmons dann auch die Handlungen von "Grippe" und "Inkubation" zusammen, sodass letzteres nicht nur ein bloßes Prequel ist. Zudem schafft er es, auf plakative Gewaltorgien zu verzichten und einen wohltuend "normalen" Virus- und Zombiethriller zu kredenzen, dem es an Spannung nicht mangelt und der etliche Opfer fordert. Sein Bezug zur irisch-britischen Geschichte bleibt diesmal nur ganz am Rande erwähnt, doch dafür bekommen Medien (sinnfreie Reality-Shows) und die herrschende Klasse speziell die Politiker ihren Anteil ätzender Kritik. Und ja, man sollte dieses Buch auch unseren Politriegen und Krankenkassen nicht als Vorlage in die gierigen (?) Griffel drücken, denn die könnten den Vorschlag zur Kostenminimierung im Gesundheitswesen oder den Sozialkassen nur zu gerne aufgreifen, um sich dann vielleicht die Diäten zu erhöhen oder zumindest die Gewinne zu maximieren, was ja für diverse Vorstände erhebliche Boni bedeuten würde. Und wie das mit einer Grippe so ist - ist die eine Welle vorbei, wartet man einfach auf die für nächstes Jahr angekündigte. Wayne Simmons hat einige Fragen nicht beantwortet und lässt auch durch das letzte Kapitel selbst klar erkennen, dass da noch etwas kommen wird. Und nun werd ich mal warten, dass der nächste Edward Lee aus der Festa-Extrem-Reihe in meinem Briefkasten aufschlägt und bis dahin noch etwas Brett McBean und "Die Sünder" zu Gemüte führen. Knapp 370 Seiten.

Jerry Garcia



Brett McBean. Psychopathen, rachsüchtige Ex-Geliebte, ahnungslose Zombies und hysterische Geistermädchen.

21 Geschichten liefern Nervenkitzel, menschliches oder unmenschliches. Brutal oder clever, kritisch oder unterhaltend. Da finden sich Zombies aus dem "Siqqusim"-Universum ein, das dereinst Brian Keene ins Leben gerufen hat, da werden Jack the Ripper wie auch die TV-Gewohnheiten der Menschen skizziert, Monster im tiefen Gras dürfen sich ebenso austoben wie Seelenfänger oder Leichenbeseitiger. Rachsucht wird ebenso zum Thema wie durchgeknallte Psychopathen.

Brett McBean liefert hier Storys der unterschiedlichsten Art ab. jede für sich unterhaltend, manche blutrünstig, andere zum Nachdenken animierend. Beklemmendes wie "Wer wird überleben?", in dem es um die Sensationsgier der TV-Macher ebenso wie der Zuschauer geht und es wird alles geboten, was der Kunde wünscht. Wegschalten will keiner. Wie im echten Leben beim Dschungelekelblödsinnsfreilufttheater mit Figuren, die noch nicht einmal ins "Promi-Alphabet" passen und sich für Geld für alles hergeben. Die Zuschauerquoten sprechen für sich. Geheimnisvoll ist das alles und jede Geschichte ist so aufgebaut, dass sie den Leser bei Laune hält, dass er unbedingt wissen will, wie es nun weitergeht oder was der Autor sich als Clou ausgedacht haben mag. Priester, die eigentlich jedes Leben wertschätzen sollten, müssen sich mit Untoten auseinandersetzen, die Religion und der Glaube sind hier aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Alle Stories haben eines gemein: sie sind spannend, verzüglich aufgebaut, faszinierend und erschreckend, wobei sich hin und wieder sogar etwas Humor eingeschlichen hat , (speziell bei den Anmerkungen des Autors, die er zu jeder Geschihte angefügt hat)auf permanent hohem Niveau und vorzüglich dazu geeignet, die Wartezeit auf den nächsten McBean zu verkürzen, der mit "Die Verdammten" alsbald hier eintrudeln dürfte. Bis dahin war das aber ein feiner Lesespaß ohne jegliche Längen (was bei Kurzgeschichten ja auch irgendwie zu erwarten war). Rund 395 Seiten.

Jerry Garcia



Edward Lee & John Phelan. Die Brüder Esau und Enoch leben zufrieden am Sutherland Lake, irgendwo in der Einsamkeit Nordamerikas. Sie missbrauchen und quälen die dummen Stadtmenschen, die sich in ihr Reich verirren, und bereiten aus ihnen nach raffinierten Rezepten köstliche Speisen zu.

Gleich zu Beginn geht es zur Sache. Nachdem der Wurmwichser und sein Bruder vorgestellt wurden, lernt man auch gleich deren Gefangene kennen - und den Grund warum sie die Gefangene der beiden Fettspacken mit den seltsamen Gelüsten ist. Esau ist nämlich ein vorzüglicher Koch und er bereitet aus der Frau die Mahlzeiten für sich und seinen Bruder vor. Außerdem für Opa Abe, den wir aber erst später kennenlernen werden. Sie hausen auf einer kleinen Insel in einem See, der angeblich vorzügliche Angelplätze hat. Ihren Lebensunterhalt verdienen sie mit dem Verkauf von Ködern, Stellplätzen, Wasser und Strom für die wenigen Gäste, die sich zu ihnen verirren. In dieses Idyll kommen alsbald Fernsehköche und Inhaber von Sternerestaurants, die sich gegenseitig nicht abkönnen, da sie Konkurrenz nunmal nicht dulden und eifersüchtig auf jeden Erfolg des Anderen sind. Nun hat der Restaurantinhaber James seinen Kontrahenten zwar mit einem Gericht übertrumpft, aber ihm noch nicht den Rang abgelaufen, was ihn natürlich in Rage bringt. Der wiederum ist völlig außer sich und will unbedingt ebenfalls so einen Aal, den Muschelknacker, wie James ihn hatte, um seine Scharte wieder auszuwetzen. Also schnappt er sich seinen Bruder, ihre jeweiligen Fickmäuse und macht sich auf den Weg. Selbstverständlich zum Sutherland Lake. Hinter ihnen her natürlich James, der sich seine Pfründe nicht streitig machen lassen will und zu allem Überfluss noch zwei Schulmädels, die nach den ganzen Hänseleien ob ihres Aussehens durch die lieben Mitschüler den Weg des Freitods wählen wollen. Brauchen sie gar nicht, denn "hier werden sie geholfen". Dass die eine vor dem Abmarsch ihrem Daddy per Schrotflinte die Rübe perforiert hat, ist eh nur Nebensache. Und all diese netten Menschen laufen Gefahr, als Mahlzeit für die Hirnis herhalten zu müssen.

Für Kunden, die noch nicht mit dem Festa-Verlag, Festa Extrem und Edward Lee in Kontakt gekommen sind und vielleicht eine gewisse Empfindsamkeit an den Tag legen, sei gesagt, dass sie sich doch eine Kotztüte mitliefern lassen sollten. Auf ausgefeilte Charaktere und komplexe Handlungsstränge brauchen sie auch nicht hoffen. Hab ich früher - vor Festa-Zeiten - mal geglaubt, Herr Laymon hätte eine überbordend böse Fantasie, wurde ich schon vor ein paar Jahren eines besseren belehrt. "Inside his head, he must be mad" wäre für Edward Lee wohl eine angebrachte Vermutung. Was der so abliefert, ist unbeschreiblich. Kreativ ist der Mann, das kann ihm niemand absprechen, aber worin dieser Vorzug dann mündet, ist bestialisch und pervers. Genau davon lebt das Buch auch, denn bei den Figuren findet sich keine, mit der man aus Sympathiegründen mitfiebern könnte. Frauen wie Männer sind sexuell recht neben der Norm veranlagt und Edward Lee in Zusammenarbeit mit John Phelan präsentieren ein seitenlanges Geficke in sämtliche Körperöffnungen, zeigt Vorlieben verschiedenster Orientierung und zelebriert diverse Geschmacklosigkeiten wie den Wurmwichser oder die in die Möse einer Frau gestopfte Forelle, bevor er die Körperöffnung zutackert. Der miese Bulle zum Schluss ist da nur ein Wichtel gegen das, was die Hinterwäldlerbrut veranstaltet. Zum Ende gibt es noch eine nicht - oder vielleicht nach Kenntnis der anderen Romane von Lee doch - erwartete Wendung, die eine nicht wirklich ernst gemeinte Story abrundet. Wer aber Lee mitlerweile kennt, den kann eigentlich nichts mehr schockieren, was dem Mann so einfällt. Man findet nichts Frisches mehr in der Aneinanderreihung expliziter, grausamer Gewalt gepaart mit Vögeleien und Ausstoß von Körperflüssigkeiten ohne Ende und die Leberzüchtung im Kanu war ja der Gipfel. Freunde und Fans der Extrem-Reihe erhalten für ihr Geld die volle Dröhnung. Wer ein bisserl pienzisch ist, Finger weg. Knapp 190 Seiten.

Jerry Garcia



Matthew Dunn. Will Cochrane ist der beste Agent des britischen MI-6. Da ist es nicht überraschend, dass er auf den iranischen Topterroristen Megiddo angesetzt wird. Als er den Auftrag erhält, ahnt Cochrane nicht, dass sein Vorgesetzter eine private Rechnung mit dem Iraner zu begleichen hat. Bis er der ehemaligen Geliebten des Terroristen gegenübersteht, von der er wichtige Informationen braucht. Schnell wird klar, dass auch er seine Gefühle nicht länger aus dem Auftrag heraushalten kann.

Nach einem Auftrag, bei dem er einen iranischen Spion in Diensten der Briten beschützen soll und der dramatisch danebengeht, findet sich Will in amerikanischen Händen wieder. Schwer verletzt hat er als einzige Person das Desaster überlebt, nachdem er den Spion eigenhändig liquidiert hatte, damit er nicht den Feinden in die Hände fällt. Doch das Führt ihn direkt zu einem neuen Job, bei dem er mithilfe einer Agentin namens Lana einen iranischen Terroristen, der eigentlich niemandem wirklich dient, sondern nur gegen den Westen arbeiten will, dingfest machen soll, da sie den Mann persönlich kennt. Bisher hat den Mann, der sich während dem Balkankrieg hauptsächlich in Bosnien aufgehalten hat, um Serben zu töten und Terror zu verbreiten. Schon erste Versuche in Sarajewo Kontakte zu nutzen, enden mit Leichen. Doch Lana kann vielleicht Kontakt zu dem Terroristen namens Mediggo aufnehmen und auch endlich dafür sorgen, dass die westlichen Geheimdienste nicht nur ein Bild von ihm erhalten, sondern auch, dass sie seinen Plan, irgendwo im Westen - vorzugsweise in Großbritannien oder der USA - einen verheerdenden Anschlag zu verüben, vereiteln können und ihn dabei gleich zu eliminieren. Die Reise führt sie dabei quer durch Europa und die USA. Will erhält von seinen Kontaktpersonen in Amerika und seinem Agentenführer in England, die als einzige wissen, wer Spartan (so sein Kampfname) überhaupt ist und wie er in diese Rolle als einziger Top-Spion aus einem ultrageheimen Programm kam, vier Männer aus Delta-Force oder Seals zur Unterstützung. Und die hat er auch nötig, denn bald wissen die Iraner, dass man ihrem Top-Agenten auf der Spur ist. Man verfügt über genug Personal, um die lästigen Verfolger immer wieder zu attackieren.

Warum müssen die Helden der artiger Abenteuer immer wieder mindestens eine größere Tragödie in der Vergangenheit erlebt haben (abgesehen von Tom Woods Victor), die anscheinend als Motivation und emotionaler Background dienen müssen, um ihrSchaffen unters lesende Volk zu bringen. Auch Will Cochrane muss natürlich unter solchen Bedingungen leiden, erfährt noch so einige weitere Details, die ihm in seiner eigentlichen Situation vorerst nicht weiterhelfen. Die entscheidende kommt erst später. Ansonsten wird er als Mensch mit lauterem Charakter dargestellt, der die Bösen bekämpft und die Guten schützt. Der Roman ist jetzt nicht überaus brutal und kein Schlachtfest, aber die Auseinandersetzungen werden sehr rabiat und mit einer Eiseskälte ausgeführt, dass man diesen Gegensatz zu dem angeblichen Menschenfreund (Schenkt einer Witwe sein ganzes Erspartes) kaum zu glauben vermag. Als Beispiel sei angebracht, wie Cochrane in Prag einem französischen Agenten (also von einer befreundeten Nation), der sich ebenfalls mit seinen Kollegen auf die Fährte von Lana setzt, kurzerhand das Genick bricht und danach erkennt, dass es ein guter Kumpel aus seiner Zeit bei der Legion war. Kurz geschüttelt und abgehakt. Der Weg zum Ziel ist gepflastert mit Leichen, deren Tötungen manchmal wie nebenbei erledigt wirkten, völlig gefühllos. Kopfschüsse, Granaten, Folter oder sich foltern lassen, um den Feind "zu beschäftigen" bis die Kollegen da sind. Alles im Repertoire. Und alles ohne immense Blutorgien, dafür aber mit Reiselust und undurchsichtigen Personen, wie es sich in einem guten Spionage-oder Agententhriller gehört. Geschickt wird die wahre Identität des Meisters des Terrors lange unter Verschluss gehalten, muss sich Cochrane den wechselnden Loyalitäten seiner vermeintlichen Partner stellen und eine ganze Schar von Feinden ausschalten, Verletzungen wegstecken, wie es sonst nur Jack Bauer kann. Und in diesem Tempo geht die Story auch voran - nur eben nicht in den berühmten "24" Stunden, hier sind schon Wochen eingeplant, die aber wie im Flug (kommt eh öfter vor, dass der Flieger nach Irgendwo bestiegen wird) vergehen. "Spycatcher - Ein Tod ist nicht genug" stellt sich als ein humorloses, knallhartes Werk um einen loyalen Helden heraus, das ungemein spannend und vor allem tempo-und actionreich den Leser in seinen Bann zieht. Und ja, ein zweites Buch mit dem Titel "Spycatcher - Krieg der Spione" ist für November schon angekündigt. Leider hab ich schon erlebt, dass der Verlag sich dann doch noch gegen eine Veröffentlichung entschieden hat. Andererseits schafft es der Verlag ebenso, Autoren, die er schon längst abgeschrieben hatte (zumindest hatte es nach zwei Büchern den Anschein, als dann nichts mehr folgte), wieder aus der Versenkung zu holen. Brad Thor wird wieder mit Scot Harvath kommen. Überraschung gelungen. Rund 450 Seiten.

Jerry Garcia



Detective Harry Bosch bekommt zwei Fälle auf den Tisch: Vor über zwanzig Jahren wurde eine Studentin vergewaltigt und umgebracht. Endlich können die DNA-Spuren von ihrer Leiche einem einschlägigen Sexualstraftäter zugeordnet werden. Doch der Mann war damals erst acht Jahre alt. Der zweite Fall hat sich gerade ereignet: Der zwielichtige Sohn eines einflussreichen Stadtrates von Los Angeles ist auf mysteriöse Weise aus dem siebten Stock eines Luxushotels gestürzt. Selbstmord – oder Mord?

Harry Bosch und sein Partner David Chu sind in der Abteilung Offen/Ungelöst und erhalten ihre Fälle am Schreibtisch und müssen nicht zu einem Außeneinsatz gerufen werden. Sie bekommen den Fall von Lily Price zugeteilt. Doch etwas stimmt daran nicht: Der Verdächtige in der Sache war zum Tatzeitpunkt erst acht Jahre alt. Identifiziert wurde er anhand eines kleinen Blutflecks auf dem Hals des Opfers. Dennoch ist es schwer vorstellbar, dass ein achtjähriger Junge diesen Mord begangen haben soll. Lange sitzen sie nicht an ihren Schreibtischen in ihrem Kabuff, kommt doch plötzlich ihre Chefin zu ihnen und schickt sie raus. Harry wurde extra vom Stadtrat angefordert, um den Tod seines Sohnes zu untersuchen. Harry ist nicht zu Unrecht skeptisch, haben er und Stadtrat Irvin Irvng sind fast schon so etwas wie Intimfeinde - und da soll dieser gerade Harry angefordert haben? Der Tatort ist in einem Hotel und der Mann ist anscheinend vom Balkon des Zimmers gesprungen, das er erst kurz zuvor bezogen hatte. Sie müssen sich den Fall mit zwei anderen Detectives teilen, die sich sofort und ohne große Umstände für Selbstmord und kein Fremdverschulden entschieden haben. Doch Bosch fallen diverse Kleinigkeiten auf, die ihn unsicher werden lassen, was die Diagnose der beiden anderen Polizisten angeht. Er lässt sich die Bänder der Überwachungskamera aushändigen und auch den Safe öffnen, der sich im Zimmer befindet. Immer noch spricht alles für Selbsttötung. Aber eine Befragung der umliegenden Bungalows ergibt, dass sich ca. zwei Stunden vor dem errechneten Todeszeitpunkt jemand auf der Feuerleiter des Hotels auf der Seite, wo das Zimmer des Toten liegt, nach unten bewegt hat. Jetzt nimmt Harry die Spur auf und findet das Taxiunternehmen, mit dem der Tote ins Hotel kam. Und schon hat er einen ersten Verdächtigen. Ist auch gut so, da ihm der Stadtrat im Genick sitzt und schnelle Ergebnisse will. In der Zwischenzeit muss aber auch der andere Fall bearbeitet werden. Sie finden den Mann, dessen Blut an der Frauenleiche war, in einer therapeutischen Einrichtung, in der Straftäter freiwillig an Sitzungen teilnehmen können und dort auch wohnhaft sein dürfen sowie verpflegt werden. Der Mann ist wirklich kein Heiliger, gibt ihnen aber Informationen, die in eine andere Richtung deuten, als dass er der Täter gewesen sein könnte.

"Der Widersacher" ist eine klassische Kriminalstory, die sich ausführlich dem "High Jingo" widmet, der polizeiinternen Politik, für die sich jeder weit aus dem Fenster lehnt und um Posten schachert. Und um einen Stadtrat, der bei der Polizei gescheitert ist und von seiner neuen Position aus den Betrieb ausbremst, wo er nur kann. Kleinliche Rachegelüste bahnen sich ihren Weg. Dennoch lässt er den verhassten Bosch an den Fall seines Sohnes. Eigentlich sehen beide Fälle lange aus, wie recht simple 08/15-Angelegenheiten. Doch mit Fortschreiten der komplexen Handlung, in die auch etwas Emotion hinsichtlich Boschs Privatleben eingeflochten ist, wendet sich die Geschichte weg von den scheinbaren Belanglosigkeiten hin zu politischem Kalkül gegen das der "Kölsche Klüngel" ein Kaffeekränzchen ist. Bosch und auch andere Aktive werden benutzt, lassen sich benutzen, spielen der Presse Informationen zu und verfogen abseits der Arbeit eigene Ziele. Harry Bosch ist ein Mann mit Prinzipien und das lässt er Einige in seinem Umfeld spüren. und wenn ihn mal jemand enttäuscht hat, wird es schwer für die Person, sein Vertrauen zurückzugewinnen. All dies erschwert seinen job, den er aber dennoch nach eigenen Regeln erledigt und dabei zum Ende hin für einige Überraschungen und Wendungen sorgt. Und hier sollte man auch nicht vorschnell glauben, dass alles gekläört wäre, denn es ist wie bei einem film, bei dem man den Abspann nicht schaut und der doch noch einen neuen Zug in die Handlung bringt, indem er ganz zum Schluss noch einige kurze, aber wichtige Szenen bringt. So ist "Der Widersacher" auf jeden Fall spannend und clever konsturiert, zwar ohne große Action, wenn man von ein, zwei Szenen absieht, aber immer interessant. Korruption, Missbrauch, Psychopath und Serienkiller geben sich in diesem Buch die Hand und beweisen, dass Michael Connelly trotz des einen oder anderen mittelmäßigen Romans nichts von seiner Klasse eingebüßt hat. Der nächste Bosch - "Back Box" - ist bereits erschienen und wird alsbald ebenfalls besprochen. Neugierig bin ich auch drauf, was sie nun aus der Serie gemacht  haben, in der Titus Welliver den Harry Bosch mimt.  Ca. 460 Seiten.

Jerry Garcia



Ich töte Männer. Und ich töte Frauen, denn ich will nicht diskriminierend erscheinen.

Spademan war ein Müllmann. Das war vor der Bombe. Sie verwüstete den Times Square. Sie tötete seine Frau. Und sie vertrieb einen Großteil der Bewohner Manhattens aus der Stadt. Lediglich die Reichen blieben und zogen sich in ihre Elfenbeintürme zurück, wo sie sich in eine virtuelle Welt einloggen und in süßen Träumen der Realität zu entfliehen versuchen. Jetzt ist der Spademan ein Auftragskiller, der eiskalt tötet. Er ist die Kugel, man muss ihm nur die Richtung vorgeben. Seine bevorzugte Waffe: Ein Teppichmesser. Sein neuestes Zielobjekt ist die Tochter eines mächtigen Fernsehpredigers. Sie zu finden ist kein Problem, aber der Job wird plötzlich kompliziert - die junge Frau ist schwanger und der Kunde hat eine Agenda, die weit über einen einfachen Mord hinausgeht. Spademan muss sich entscheiden. T.K. Harrow, seines Zeichens Prediger und Vater von Persephone, versorgt die Reichen in ihren "Betten", wie sie die virtuellen Lagerstätten zu nennen pflegen, in denen sie verstöpselt und an Schläuchen der Realität entfliehen, mit neuen Träumen und einer religiösen Botschaft, die so gar nicht göttlich ist. Und auch der Prediger selbst ist kein allzu nett4er zeitgenosse, wie seine Mitarbeiter, seine Tochter und auch Freunde von Spademan erfahren müssen.

Bevor er den Spademan in kurzen knappen Sätzen loslässt, gibt Adam Sternbergh seinen Lesern noch etwas zu knabbern mit auf den Weg. Aus der Ich-Erzähler-Version kann man sich nämlich anfangs recht mühselig, bis man sich daran gewöhnt hat, die Unterhaltungen selbst raussuchen. Hat dereinst Charlie Huston schon ungewöhnliche Stilmittel benutzt, um Gespräche darzustellen, hat er es wenigstens gemacht. Sternbergh geht noch einen Sparsamkeitsschritt weiter und lässt jegliche Kennzeichnung einer Unterhaltung weg. War schon manchmal ein munteres Raten, ob da jetzt der Ich-Erzähler Spademan zum Leser quasselt oder sich mit einer Figur im Buch unterhält. So kann man den Lesr auch zur Konzentration zwingen. Ansonsten ist "Spademan" Hardboiled in Reinkultur in einer SciFi-angehauchten Welt voller Dreck und Verzweiflung, in der der Spademan,ehedem tatsächlich Müllmann nun anderen Müll gegen Bezahlung von den Straßen räumt. Gründe für Aufträge interssieren ihn nicht, nur die Kohle. Aber er bleibt auch seinen wenigen Prinzipien treu, was ihn vom Rest der verlotterten Gesellschaft unterscheidet. Es entwickelt sich eine bedrückende Geschichte um Moral, Religion und Falschheit, in der ein Mann - Spademan -, der durch den Tod seiner Frau eigentlich jeden Lebensfreude und jeden Sinn verloren glaubte, wieder aufgerüttelt wird, als es daran ging, einer Schwangeren zu helfen, die er eigentlich töten sollte. Kurze und knappe Sätze, das eine oder andere Logikloch oder auch Logikhöhle gehört mit dazu, vermitteln eine Sozialkritik an den Regierenden, der Obrigkeit, der Technik und des Fanatismus. Schnell, bitter und trostlos - und den digitalen Himmel vom Prediger Harrow kann man getrost vergessen. Stellenweise cool, teilweise blutig, aber nicht immer überzeugend. Da hätte man wohl mehr draus machen können. Ca. 305 Seiten.

Jerry Garcia

4 Mai 2014, 19:51:56 #478 Letzte Bearbeitung: 6 Mai 2014, 21:44:46 von Jerry Garcia


Mathias Frey. David Isler, Spezialist des Strategischen Nachrichtendienstes, ist beunruhigt. Wen traf der Kongressabgeordnete Art Sinshy im Hotel Beau Rivage in Genf? Steckt hinter "SC16" mehr als nur ein harmloses Manöver im Norden von Texas? Und wieso stürzte der Airbus über dem Pazifik ab? Je länger Isler nachforscht, destro monströser wird der Verdacht, der sich ihm aufdrängt. Doch die Realität übertrifft seine düstersten Erwartungen.

Die Idee, die USA in einer Weltregierung einzuordnen, ist der Auslöser für eine massive und umfassende Verschwörung. Ein religiös fundamentaler Katholik und gleichzeitig US-Kongressabgeordneter plant, die USA noch weiter zu schwächen, damit sie sich in einer neuen Weltordnung unterordnen muss und nicht selbst die Welt nach eigenem Gutdünken regieren will. Seine Überflegung erfordert Milliarden an Dollar, Kontrolle über Medienorgane, extreme Täuschung der Öffentlichkeit und viele Komplizen, die teilweise gar nicht wissen, an welcher Operation sie beteiligt sind. Eine texanische Kleinstadt wird von der Außenwelt abgeriegelt und mit falschen Nachrichten und Vorkommnissen versorgt, um anhand der Reaktion der Bewohner zu beweisen, dass selbst die größten Kritiker einer Union sich dazu aufraffen würden, einer Weltregierung zuzustimmen, wenn die kritische Situation einer oder mehrerer Katastrophen es erfordern würde. Doch so simpel, wie sich die Sachlage darstellt, läuft der ambitionierte Plan nicht ab. Unter dem Deckmantel dieses Experiments tummeln sich noch andere, die davon zu profitieren gedenken. 

Über das "Self-Publishing", das eh durch ein Quasi-Monopol eines Anbieters beherrscht wird, gibt es ja etliche verheerende Meinungen, weil dort derartig mieser Rotz angeboten würde, der zudem auf Lektorat/Korrektorat großmütig verzichtet  und demzufolge eine Fehlerquote im Analphabetenbereich aufzuweisen habe. E-Book-Schmierzettel, für die auch noch Geld verlangt wird. ABER - ein positives aber - es gibt auch Perlen unter diesen Werken. Man muss halt das Glück haben, sie zu finden oder eine Rezension zu lesen, die nicht ein Fake oder gekauft ist. Bei "Excess - Verschwörung zur Weltregierung" hatte ich jetzt dieses Glück. Wenn man von einem kleinen Lapsus bezüglich Orson Welles absieht, ist das Buch weitgehend fehlerfrei (eine marginale Anzahl, die eher dem Druck und Satz als dem Autor geschuldet sind, mal unter den Tisch fallen lassen, da die "Trefferquote" in dieser Hinischt bei den großen und teuren Publikumsverlagen entschieden höher ist) und äußerst spannend. Das Szenarion um eine solche Verschwörung könnte sich ein Robert Ludlum einfallen lassen haben. Und der Autor hat sich in seinem Buch nun wirklich unterschiedlichster Themen angenommen und etliche davon erkennt man auch im realen Leben. Massenmanipulation durch gekaufte oder abhängige Medien, die lieber auf der Schiene der Mächtigen und Reichen mitfahren. Politiker und Konsorten, die eine Schar von Wahrnehmungsmanagern (Klassewort) beschäftigen, um Tatsachen zu verdrehen und ihre bereinigten Statistiken zu erläutern, damit jeder es für die ganze Wahrheit hält. Den hysterischen Berichten zu Terror oder der Globalen Erwärmung unkritisch gegenüberstehen und sich von Artikeln in Boulevard-Blättern oder TV-Sendern berieseln zu lassen, ohne deren Quatsch, der auch noch extrem dilettantisch dargeboten wird, auch nur ansatzweise zu hinterfragen. Dabei sind es gerade diese beiden Themen, die derzeit für alle möglichen neuen Gewinnmaximierungen in den Großkonzernen sorgen, die natürlich durch Lobbyarbeit bei den Politikern, die sich gerne für Gefallen jedweder Art bei entsprechender Gegenleistung benutzen lassen, immer in aller Munde bleiben. Die Globale Erfwärmung hat ja immer neue Auswüchse mit sich gezogen, wie man den Bürgern mit immer neuen Maßnahmen zum Klimaschutz (Dämmung usw.) das Geld aus der Tasche ziehen kann, bis hin zur Zwangsenteignung. Und die Terrorpanikmache hat den Regierungen freie Bahn gelassen, immer neue Überwachungstechniken in immer größerer Zahl einzusetzen. Staatsdefizite, Geheimdienstintrigen über die Absetzung von Regierungen und "Neuwahlen", die eh schon bestochene Handlanger an die Macht bringen (siehe Kalter Krieg in Südamerika und Afrika)  - überall nur Lug und Trug. All diese (und sogar noch einige mehr) Themen wurden in "Excess - Verschwörung zur Weltregierung" eingebunden. So entstand eine spannende Lektüre um Geheimdienste, die sich selbst überlassen, jegliches Maß verloren haben, um Verräter und durchgeknallte Visionäre, die zwar jetzt nicht vor Actioneinlagen sprudelt - was auch der Protagonist aus der Schweiz beweist, der eher als braver, intelligenter Famileinvater mit schwacher Kondition daherkommt -, aber dafür ein recht gut durchdachtes und auch recherchiertes Szenario anbietet, das zwar mit dem einen oder anderen Klischee aufwartet, aber insgesamt äußerst unterhaltsam an den geneigten Leser gebracht wird. Einzig der Schluss war für mich etwas zu unpassend. Die Strafen für Massenmord und Landesverrat oder die Beteiligung daran, dürften in jedem Falle höher ausfallen, als hier geschildert. Und höhere Strafen wären auch verdient gewesen. Ob nun als E-Book oder in Papierform - ich kann "Excess - Verschwörung zur Weltregierung" guten Gewissens weiterempfehlen. Ein Buch, das noch lange nach dem Lesen nachwirkt. ca. 570 Seiten

Jerry Garcia



Lee Child. In einer Bar irgendwo in Nebraska. Jack Reacher bekommt zufällig mit, dass der Dorfarzt einen Notruf entgegennimmt, sich jedoch weigert, der Anruferin zu helfen. Kurzerhand zwingt Reacher ihn dazu, seine Pflicht zu erfüllen - und lernt eine Frau kennen, die nicht zum ersten Mal von ihrem Mann verprügelt wurde. Er stellt den Schläger im örtlichen steakhouse und löst damit eine Lawine aus. Denn der Schläger ist einer der Duncans. Seit Jahren führen sie mit eiserner Faust ein Regime der Einschüchterung und der erpresserischen Ausbeutung ihrer Nachbarn.

Reacher kommt in den Empfangsbereich eines Motels. Durchgefroren und irgendwie angeschlagen und ungelenken Bewegungen setzt er sich an die Bar. Neben ihm ein Mann, der schon einige Drinks intus hat. Der Arzt des Ortes, wie er bei einem Telefonat, einem Notruf, mithört. Da der Arzt a) zu angesäuselt ist und b) absolut kein Interesse hat, die anruferin zu behandeln, schnappt sich Reacher den Mann und fährt ihn zur Patientin. Sie wird behandelt, der Arzt verdrückt sich nach Hause und Reacher krallt sich den Schlägergatten. Und so ne Begegnung mit Reacher endet selten ohne gravierende Schrammen. Leider löst sein Eingreifen eine Kette von Ereignissen aus, die er kaum vorausahnen konnte. Dass die Bewohner dieser einsamen, flachen Felderregion sich unter der Knute der Duncans ducken, war ihm schon schnell klar. Dass da aber noch viel mehr dahintersteckt, fällt ihm erst auf, als plötzlich einige Hitmen aus Las Vegas auftauchen. Die Duncans handeln auch noch mit anderen Dingen als nur ihrem Monopol der Belieferung der Farmen und des Transports des Ernteguts in der Gegend. Und eine dieser Lieferungen aus dem Nebengeschäft hat Verspätung. Kurzerhand wird alles auf den Fremden abgewälzt. Als man selbst mit dem halsstarrigen Typen nicht zurandekommt, schicken die Bosse aus Vegas ihre Leute. Und als wäre das nicht genug, lassen die Duncans ihre "Hunde" los: zehn Highschool-Spacken, die dereinst als vermeintliche Sportskanonen die Mitschüler drangsalierten statt zu lernen und sich nur auf ihre Kraft verließen. Ziel der Typen war natürlich die NFL. Nur waren sie dafür nicht gut genug. Nix gelernt, im Sport versagt, da nimmt man gerne einen Job als Schläger für Gangster.

Lee Child erzählt in seinen Reacher-Romanen eigentlich meist ein klassisches Westernmotiv. Fremder kommt in die Stadt, mischt sich ein, räumt auf und verschwindet wieder. In "Wespennest" oder im Original "Worth dying for" (beide Titel sind absolut passend) variiert er die Handlung etwas. Nicht nur Reacher mischt den Laden auf, sodass die Geschichte zeitweise wie auf zwei Ebenen verläuft. Auf der einen Seite die Duncans, die sich für äußerst raffiniert und clever halten und ihre Schlägertrupps als subtiles Element bezeichnen und auf der anderen die Mobster, die durch ihre Uneinigkeit und stellenweise auch Dämlichkeit durchaus für einen gewissen Funken Humor sorgen.  Als sich das Geschehen aber auf Reacher konzentriert und auch noch das Verschwinden eines achtjährigen Mädchens vor rund 25 Jahren ins Spiel kommt, kennt Reacher keine Gnade. Er geht absolut kompromisslos, extrem gewalttätig und in reiner Selbstjustiz gegen jeden Gegner vor. Die Sportidioten werden derart verkrüppelt, dass sie sich in ihren bald neuen Rollstühlen ruckzuck beim nächsten Seifenkistenrennen anmelden könnten. Und von den Vegas-Fritzen müssen einige lernen, dass es nicht sonderlich gut ist, sich von Reacher entwaffnen zu lassen und dann noch am Leben zu sein. Da hat es schon mehr als den Anschein einer Hinrichtung, wenn Reacher die Typen per Kopfschuss erledigt. In den entscheidenden Momenten agiert die Hauptfigur eiskalt und ohne Emotion, kennt keine Gnade. Die unterdrückten Farmer unterstützen ihn, wo sie können, spielen aber im Endeffekt keine große Rolle. Abwechslungsreich, mit Cliffhangern versehen und durchweg spannend ist "Wespennest" vielleicht der härteste und brutalste Reacher, der nicht nur durch die Witterungsverhältnisse in Nebraska eiskalt wirkt, den Lee Child bisher den Lesern kredenzt hat. Ungewohnt, aber für Anhänger der härteren Gangart natürlich gerade richtig. Mit was die Duncans nun wirklich handeln, bleibt bis kurz vor Schluss im Dunkeln. Auch hier hat Lee Child noch ein extra Spannungsmoment eingeflochten. Übrigens ist "Wespennest" entgegen einigen Ankündigungen keine direkte Fortsetzung von "61 Stunden". Handlungstechnisch haben die Romane nichts mehr miteinander zu tun. Reacher kommt halt auf seinem Weg nach Virginia nun von South Dakota nach Nebraska. Rund 450 Seiten.

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