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Buchrezensionen

Begonnen von Jerry Garcia, 6 August 2011, 03:14:07

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Jerry Garcia



Brad Taylor. Pike Logan ist einer der erfolgreichsten Teamchefs der Taskforce - bis eine persönliche Tragödie seinen Blick auf die Welt für immer verändert. Pike weiß, was die Regierung niemals zugeben würde: Die wahre Bedrohung kommt nicht aus einem fernen Land. Die wahre Bedrohung sind Männer, die in Amerika leben, Männer mit einer kranken Weltanschauung. Männer im Besitz furchtbarer Vernichtungswaffen, die sie auch einsetzen wollen. Es ist das Pech dieser Männer, dass sie Pike Logans Weg kreuzen - denn Pike hat absolut nichts mehr zu verlieren.

Pike Logan ist mit seinen Leuten mit einem Testlauf beschäftigt. Seine Mannschaft, sowie einige andere auch, gehört zu einer Antiterror-Task Force, die von Colonel Kurt Hale und Präsident Warren ins Leben gerufen wurde, um auf unbürokratischem Weg schnellstmöglich Bedrohungen für die Nation endgültig abwenden zu können. Alle Mann der Truppe haben zuvor schon in anderen Waffengattungen Dienst getan und wurden ausschließlich nach ihren Fähigkeiten ausgewählt. Das Training, an dem sie derzeit arbeiten, soll sie auf einen Job im Ausland vorbereiten. Logan ist zudem verheiratet und hat eine Tochter. Das führt logischerweise zu gewissen Differenzen im Familienleben, da er kaum zu Hause ist. Er verspricht aber, dass er diesmal um einen freien Tag bitten wird, damit er  zum Geburtstag der Tochter anwesend sein kann. Doch als es dann soweit ist, kann er seine Truppe nicht allein ziehen lassen und drängt vehement darauf, sofort mitzukommen. Während der Aktion wird er dann aber zurückgerufen - Frau und Kind wurden ermordet. Das wirft ihn dann völlig aus der Bahn. Im Dienst rastet er aus, verletzt Kollegen und wird folgerichtig suspendiert. Jetzt geht sein Abstieg erst richtig los. Er verschwindet spurlos. Neun Monate später in Guatemala: Ein Professor ist auf Expedition, um verschollene Mayatempel zu finden. Selbstverständlich in einem Naturschutzgebiet, dessen Betreten verboten ist und mit Mayanachkommen als Helfern, die er wie niederes Volk behandelt. Und zwei seiner Leute finden sogar einen Tempel - und ein Pulver, das einen der beiden umbringt. Der andere flüchtet nachdem ihm der Professor das GPS-Gerät abgenommen hat. Auf einer Hazienda etwas weiter entfernt, trifft sich gerade Miguel, Schmuggler, Drogenboss und Killer, mit zwei Abgesandten aus dem arabischen Raum. Sie wollen ihn anheuern, dass er Menschen und Gerät in die USA schmuggelt. Sie haben so etwas wie eine Vereinbarung ausgehandelt, als der geflüchtete Indio ins Zimmer kommt und von dem Fund berichtet. Beide glauben, dass die beiden Araber kein Spanisch verstehen. Epic fail. Jetzt sind die Araber ebenfalls hinter dem Zeug her, um es gegen ihre Feinde einzusetzen. Und Miguel lässt den Professor einsammeln, um Informationen zu erhalten. Der meint, er habe ein Paket an seine Nichte in den USA geschickt und prompt hetzt Miguel zwei Mann los, um der Nichte die Ware abzujagen. Die ist gerade aus einer Diskothek gegangen, in der es eine Schlägerei gab, an der der mittlerweile recht trinkfreudige Pike Logan beteiligt war. Sie begleitet ihn zu dem Boot, auf dem er wohnt, als sie von zwei Unbekannten angegriffen wird. Jetzt zahlt es sich aus, dass Pike trotz seiner Sauferei immer weiter trainiert hat. Ruckzuck macht es beim jeweiligen Genick der Angreifer knack und fertig ist der Kampf. Auf einem Telefon eines der Toten sind die Rufnummern gespeichert und bald hat Pike die richtige gefunden und den Auftraggeber erreicht. Der verlangt kurz und knapp, dass Pike und die Kleine das Paket zu ihm bringen sollen, sonst würde der Professor sterben. Nach kurzer Überlegung beschließt Pike, dass er Jennifer unterstützen will. auf was er sich da einlässt, können beide zu diesem Zeitpunkt nicht einmal erahnen.

Brad Taylor war für mich ein bis dato unbekannter Autor, was Übersetzungen ins Deutsche angeht. Ganz klar, dass auch hier ein Dankeswort an den veröffentlichenden FESTA-Verlag geht, der das Genre mit immer neuen Entdeckungen aus diesem Bereich angeht und den etablierten Schwächlingen zeigt, WIE man solche Stoffe erfolgreich unters begierige Volk bringt. Nur weiter so, es gibt noch viele, die liebend gerne hier publiziert werden dürfen. Hat Mark Greaney im letzten Werk der Crime-Reihe des Verlages von Beginn an voll auf Action mit höchstem Tempo gesetzt und sich damit bei mir und der Leserschaft äußerst beliebt gemacht, geht Brad Taylor es etwas anders an. Sein Start erinnert an diverse Filme wie z. B. "Sag niemals nie" mit Sean Connery oder auch Jeff Speakman in "The expert" und Lewis Collins in "Das Kommando", die mit furiosen und/oder spannenden Trainingseinsätzen auf das Kommende vorbereiten. So werden geduldig, aber nie langweilig, veschiedene Charaktere vor- und erste Weichen für die weitere Handlung gestellt. Er schildert Profis bei der Arbeit, akribisch, genau und vorsichtig, nach einem lange ausgearbeiteten Plan vorgehend. Auch die vorgänge hinter den Kulissen in den Zimmern der Macht werden skizziert. Wie der Präsident eine Truppe ins Leben gerufen hat, die im Prinzip keine rechtmäßige Existenz hat und die von einem Gremium kontrolliert werden, das eigentlich ebenfalls außerhalb der Regeln agiert. Hier hat Brad Taylor eine sehr positive Einschätzung der eigentlichen Lage gegeben: Er differenziert sehr deutlich, was Recht und Gesetz ist und wo hier daran vorbei gearbeitet wird. Ich habe selten Romane gelesen, die eine derartige Praxis in dieser Form aufgearbeitet haben und im Prinzip die pure Existenz solcher Einheiten in Frage stellen (Die natürlich auch in seinem Buch dann nicht aufgelöst werden.). Und es geht selbstverständlich auch nicht ohne die karrieregeilen Eifersüchtleien und Berufspolitikeren, deren Eitelkeit und Machtstreben nach einer gewonnen Wahl ins unermessliche steigt und die dann glauben, sie könnten auf ihre Wähler von oben herab schauen. DAS IST REALITÄT in allen Ländern und Nationen. So macht sich hier einer daran, seine Enttäuschung, dass er aus dem Zentrum der Macht entfernt wurde und nicht mehr dem Präsidenten direkt ins Ohr flüstern kann, was zu tun sei, damit zu verarbeiten, dass er - obwohl im Gremium sitzend - die Gruppe auflösen will und die Befehlshaber gleich mit an den Pranger zu stellen gedenkt. Dazu sind ihm sämtliche Mittel recht. Der Autor scheint die politischen Sperenzchen zu kennen und hier sind dann die Sympathien eindeutig verteilt, Gut und Böse fein voneinander getrennt ohne aber auf diesen überpatriotischen Zug aufzuspringen, den Leute wie Patrick Robinson manchmal etwas überzogen darstellen. Und hier hätte ich den ersten Kritikpunkt anzusetzen: Bei solchen Küngeleien schätze ich es durchaus, wenn die Spannung erhöht wird, indem man eben nicht sofort erkennt, wer nun auf welcher Seite steht und wer zurecht als zwielichtiger Charakter dargestellt wurde. Dabei sollte man auch auf den "Kniff" verzichten, eine der Personen als ultraloyal zu porträtieren, die dann - ebenfalls schon so oft genutzt, dass es fast ein Klischee ist - am ende doch der Verräter ist. Das Zusammenspiel der beiden Hauptfiguren Pike und Jennifer funktioniert mit Fortdauer der Geschichteimmer besser für mich als Leser. War Jennifer anfangs eher etwas nervig und Pike auch zu grießgrämig, zu (verständlicherweise) wütend, wird auch mit einem gewissen Humor ("Hier steht nicht, dass die CIA ein Büro hat". "Das hat sie doch jetzt nicht wirklich gesagt". Letzteres ist ein Gedanke von Pike zum vorherigen Satz von Jennifer.) dasVerhältnis immer besser und es passt dann auch gut zum Gesamtbild. Was jetzt den Actionanteil betrifft, wird der zuerst eher punktuell eingesetzt, bevor es gerade im zweiten Teil, aber mal so richtig hoch hergeht. Und dann wird es auch knüppelhart. Logan tötet kalt, brutal und mit Kalkül. Gnade? Fehlanzeige. Der Munitionsverbrauch wird höher, der Bodycount steigt. Ein Wort zum Professor: der wirkt direkt unsympathisch, als man ihn die Helfer mit Gummisandalen abspeisen lassen will und der einen Ton den Leuten gegenüber am Hals hat, dass man denkt, man wäre wieder in den Zeiten der großen Entdecker gelandet, die die armen Indios usw. mit Glasperlen abgespeist haben (siehe Manhattan). Die Gangster oder Terroristen sind jetzt nicht wirklich herausragend oder sonderlich auffällig. Viele Fehler, überheblich und auch dämlich. Daher wird die eine oder andere Person auch schnell eliminiert. Bis auf einen Mann, der möglicherweise noch eine große Rolle spielen könnte. Insgesamt spürt man des Autors Freude am Fabulieren und die verschiedenen Facetten des Genres zu nutzen und zu einem spannenden, hin und wieder mit etwas Spaß gewürzten Thriller mit krachenden Avtionsequenzen zu verbinden. Am Ende ist mir vielleicht die Erklärung zu dem Pulver und seiner Wirkung etwas sehr simpel geraten, aber okay, hab ich dann drüber weggesehen. Es bleiben einige Handlungsfäden durchaus offen, die in weiteren Büchern kommen dürften. Also heißt es mal wieder: Frank, bitte übernehmen Sie!! Und Frank, diese Nachricht wird sich nicht von selbst vernichten!! Sie bleibt als ewig währende Erinnerung, dass wir mehr deratigen Stoff wollen. Ach ja, statt der auf Ama angegebenen 440 Seiten sind es dann doch 570 geworden. Jaja, die Qualität der Informationen bei Amazon.

Jerry Garcia



Tim Curran. Sei leise. Ganz leise. Kein Geräusch. Sie sehen dich nämlich nicht. Aber sie können dich hören.Eine glühende Höllenbrunst aus radioaktivem Staub hat sie auf unsere Welt geführt. Sie brennen dir das Fleisch von den Knochen, sobald sie dich berühren.Hörst du sie? Sie kommen, gierig auf alles, was sich bewegt - und atmet.Sei leise. Ganz leise.Wehe, du schreist!

Middleburg ist ein ruhiges Städtchen ohne irgendwelche Besonderheiten. Abgesehen von der Hitzewelle unter der es leidet. Den Menschen geht diese Trockenheit langsam auf den Keks und daher ist die Freude groß als gegen Abend die ersten Tropfen fallen. Doch was ist das? Der Regen ist irgendwie heiß. Und bald prasselt dieses heiße Wasser auf die Menschen nieder, verbrüht sie, weicht sie fast auf. Gerade genug, um sie für den nach dem Regen kommenden Meteoritenstaub bereit zu machen. Der brennt Löcher in die Haut der Bewohner, frisst sich durch die Körper, lässt das Blut kochen und die Gehirne verdampfen. Flucht scheint sinnlos, denn jeder, der getroffen wurde ist dem Tode geweiht. Nur die Personen, die nicht im Regen der dem Staub ausgesetzt waren, bleiben unversehrt. Vorerst. Die Dunkelheit setzt ein und plötzlich dringen Klopgeräuache durch die Stadt. Da ist die junge Abby, die als Babysitterin bei der kleinen Megan ist. Sie überlegt lange, ob sie zum Nachbarhaus gehen soll, da sie ihre Pflichten dem Baby gegenüber nicht vernachlässigen will. Letztendlich geht sie doch rüber und entkommt dann nur ganz knapp einem Wesen, wie sie es noch nie gesehen hat. Sie ist in Flammen gehüllt und bringt Feuer über die Menschen, die es sucht. Bei dieser Gelegenheit kann Abby auch registrieren, dass diese Erscheinungen die Leute nicht sehen können, aber hören. Es heißt also leise sein, wenn sie wieder zurück zum Baby Megan schleicht und sich mit dem Kind versteckt. Überall in der Stadt werden Menschen gekocht, verbrannt, zerstückelt, als verkohlte Knochenhaufen zurückgelassen. Sei es eine alte Nachbarin, die ihre Gegen vom Fenster aus überwacht, oder die Polizei, die zu den einzelnen Brandherden und Toten gerufen wird. Die Ordnungshüter haben eh keine Chance gegen diese Bedrohung. Schießen nutzt nix, ebenso sind andere Waffen völlig wertlos. Selbst die Nationalgarde, die nach Middleburg geschickt wird, muss schnell lernen, dass sie sich hier nur den Arsch verbrennt - wortwörtlich. Zu den Menschen, die es geschafft haben, sich vor diesen Feuerwesen zu verstecken, gehört auch Tommy, der Taxifahrer. Bei seinem Weg durch die Stadt, der Suche nach einem Fluchtweg, trifft er auch auf Megan, die mittlerweile zwei weitere Kids im Schlepptau hat. Sie wollen gemeinsam fliehen. Doch das scheint gegen diese unverwundbaren Feinde unmöglich. Oder doch nicht?

One hot night in the city oder auch City under fire. So könnte man das Feuerwerk nennen, das Tim Curran hier abbrennt oder wie Körperfett zu Kochfett wird - die ideale Diät (von der Politiker aller Nationen sich fernhalten dürften, hat diese Diät ja nix mit Geld zu tun, das sie abschöpfen können). Und er kommt direkt zur Sache. Vorgeplänkel? Wozu denn, dauert viel zu lange. Es kommt schon nach einer halten Seite zu der Katastrophe Beginn. Es bleibt auch bei einem stetig hohen Tempo - als hätte er statt dem Brandbeschleuniger im Buch für sich einen Schreibeschleuniger entdeckt. Die Kapitel sind kurz, die Charakterzeichnung ziemlich knapp, man bekommt Figuren vorgesetzt, die man aus Dutzenden anderen Geschichten kennt, sei es nun Buch oder Film. Es bleibt zudem auch nicht viel Zeit für dialoglastige Sequenzen, da der Autor sich mehr und mehr auf die Bedrohung konzentriert und zwischendurch einige Einzelschicksale abruft, bei denen man sich schnell denken kann, dass sie dem Scheiterhaufen, zu dem Middleburg von Minute zu Minute immer mehr wird, nicht entrinnen können. Als Leser gibt es kaum Figuren, auf die man mit dem Finger zeigen und sagen kann, der ist dazu gedacht, dem Inferno zu entkommen. Ja, hier bekommt "Flammendes Inferno" eine ganz andere Bedeutung als dereinst in den 70-er Jahren mit Steve McQueen und Paul Newman (Tim Curran pflegt auch wieder einige Filmtitel ein, wenn auch nicht die von mir hier genannten) oder auch "Stadt in Flammen" mit Barry Newman. In "Feuertod" erfährt man wenig über diese tödliche Bedrohung. Vermutungen deuten eine Auswirkung eines Meteoriten an, der vor kurzer Zeit sehr knapp an der Erde vorbei schrammte. Belegt ist das nicht. Und warum gerade Middleburg? Hier wohnen keine Menschen, die irgendwie aus dem Rahmen fallen, keine spinnerten Sektenmitglieder, die Verbrecherpopulation ist auch nicht weiter verbreitet als anderswo, die Religiosität hält sich ebenfalls in einem erträglichen Rahmen. Was bringt dieses Unheil also nach Middleburg? Wieso müssen gerade diese Menschen sich vor dem "Feuertod" fürchten, von Feuerzombies zu dergleichen gebrannt werden, vor glühenden Hitzekugeln in Deckung gehen und solange noch Leben in ihnen mitansehen, wie ihre Stadt einem infernalischen Feuer anheim fällt, das wie ein Alienangriff wirkt? Sind es tatsächlich Außerirdische? Eine wirkliche Erklärung bekommt der Leser hier kaum geliefert, die Romanfiguren bleiben auch im Dunkeln (was denen vermutlich lieber ist, denn da ist wenigstens kein Feuer). Tim Curran drückt in seinen 50 Kapiteln das Gaspedal voll durch, lässt die Ereignisse einer Nacht auf rund 250 Seiten in einem atemberaubenden Tempo am Leser vorbeiziehen und verzichtet auf irgendwelche bedeutsamen Bezüge zu was auch immer. Er beschränkt sich ausschließlich auf diesen feurigen Vernichtungsangriff und dessen Auswirkungen auf die Stadt und die Leute. Nur eine Episode für die Dauer einer Nacht. Viel Optimismus lässt er in seinem apokalyptischen Feuerreigen nicht aufkommen. Schnell, manchmal heftig, toller Lesestoff zum Abschalten und die Gedanken auf Urlaub zu schicken. Ist jetzt nicht DAS Highlight, aber doch leichter und unterhaltsamer Stoff, über den sich keiner ärgern braucht, wenn er ihn gelesen hat. Man soll aber nicht glauben, dass er in die Nähe der atmosphärisch dichteren Werke wie "Skin Medicine" reicht. Gut, aber eben nicht sehr gut. Aber ich hatte meinen kurzweiligen Lesespass. 250 Seiten sind 250 Möglichkeiten, sich die Finger zu verbrennen.

Jerry Garcia



Dominique Manotti. An einem schönen Pariser Maimorgen fallen plötzlich Schüsse. Vor einer Einkaufspassage strecken MP-Garben zwei Personen nieder. Ein Motorrad rast davon. Commissaire Daquin und sein Team sind geschockt: Einer der Ihren ist tot, niedergeschossen an der Seite einer Unbekannten. Warum war Romero ohne Wissen der Kollegen unterwegs? Hat er sich in zwielichtige Machenschaften verstrickt? Eine Fährte gibt es, und die führt ins Fußballstadion des FC Lisle-sur-Seine, der momentan um die Meisterschaft kämpft. Nicht gerade Daquins bevorzugtes Terrain. Doch der Commissaire ist nicht der Typ, der den Ball flach hält.

Auf offener Straße wird der Polizist Romero mit seiner Begleiterin von zwei Jugendlichen auf einem Motorrad niedergestreckt. Die drücken danach sofort aufs Gaspedal und sind recht bald verschwunden. Doch sie sind unvorsichtig, fahren prahlerisch  in der Gegend rum und ballern wild in die Luft. Sie sind schnell gefasst und werden trickreich zuum Reden gebracht. Viel kommt dabei aber nicht heraus. Sie kennen ihren Auftraggeber nicht. Daquin versucht nun, über die Begleiterin etwas herauszufinden. Deren Bruder arbeitet als eine Art Mädchen für alles beim Fußballclub FS Lisle-sur-Seine, der gerade erst in die erste Liga aufgestiegen ist und sich tatsächlich anschickt, sofort die Meisterschaft zu gewinnen. Präsident und Mäzen der Fußballer ist Reynaud. Er ist Unternehmer und auch Bürgermeister des Banlieus, in dem der Club beheimatet ist. Er wird von Daquin, dem homosexuellen Kommissar mit Neigung zu machohaften Methoden und Gesten, in die Mangel genommen, mauert aber besser als die Abwehr der Gegner seiner Fußballmannschaft. Doch der Kommissar lässt sich nicht abschütteln. Nach und nach deckt er einen kriminellen Sumpf auf, der viel weiter reicht, als man glauben mochte. Und dann passiert ein weiteres, unglaubliches Ding: Der Verein verliert ein Spiel gegen einen Abstiegskandidaten - verliert es zu Hause im eigenen Stadion. Die Fans sind wütend und Reynaud ohrfeigt einen Reporter, von dem er eine seiner Meinung nach unfaire Berichterstattung bekam. Dass dieser Reporter der Geliebte des Kommissars ist, stimmt Daquin mit Sicherheit nicht milder. Und dann wird der Torwart des Vereins zusammengeschlagen, einer der Abwehrspieler als Kokser enttarnt und prompt vom Vereinschef zum Transfer freigegeben. Aber damit gibt er dem Kommissar auch einen Ansatz, den der rigoros verfolgt.

"Abpfiff" ist ein Hard-boiled Noir, vollgepackt mit teilweise ätzender Gesellschaftskritik. Netter Zufall, dass dieses Buch gerade als deutsche Übersetzung kam, als sich die FIFA und deren Angehörigen Verbände und Mitglieder bis auf die Knochen blamierten und ihr Alleinherrscher an der Spitze ganz schwer in die Bredouille gerät. Fußball ist ein sauberer Sport? Ja, mit Geld reingewaschen. Und wo das Geld vorher gewaschen wurde, weiß keiner. Und so findet man es auch in diesem Buch. Doping, Spielabsprachen, Bestechung, Erpressung, Politk und Wirtschaft involviert - all das findet man nach und nach in "Abpfiff". Sehr entfernt von der Realität ist das wohl nicht. Und jeder hält seine gierigen Krallen auf oder nutzt seine Position, um das Geschäft weiter am leben zu erhalten. Sei es nun die Politk oder die mächtigen Konzerne, die die Politiker eh schon in der Tasche haben, weil die ihren jeweiligen Amtseid nicht für das Volk oder die Nation, sondern für ihren eigenen Geldbeutel geschworen haben.Weltweit akzeptierte Praxis, wie in der FIFA eben. In kurzen und knappen Sätzen, ohne großes Blabla erzählt Manotti auf rund 230 Seiten über Korruption, Schwarzarbeit, Banken oder Prostitution, bringt all diese illegalen Geschäfte in Verbindung, schaut hinter die Kulissen dieser Blender, die sich nach außen hin als Menschenfreunde dartellen und nichts anderes als kriminelle Elemente sind. Ihr verknappter Stil macht das Buch schnell, hält den Leser in Atem, bringt in immer kürzeren Abständen immer wieder neue Wendungen und Indizien, reißt dem Fußball die schöne Maske vom Gesicht, entlarvt die Melange zwischen Politik, Fußball und Kapitalismus. Klare Worte, harte Kritik und ein desillusionierender Schluss. Anpsruchsvolle Literatur, manchmal anklagend, sich aber immer bewusst, dass der Zug der Gleichheit und Gerechtigkeit längst abgefahren ist. Spannungsroman als Gesellschaftskritik verpackt und stilistisch nahe an dem Landsmann Manchette oder gar Ellory oder auch noch Winslow. Etwas gehobenere Thrillerkost als von mir sonst gewohnt, aber dennoch  - oder gerade deswegen - gut.

Jerry Garcia



Die Autoren von Arial-10 e. V. : Menschen und ihre Beziehungen zu sich selbst, zu ihren Vor- und Nachfahren, zu ihren Gedanken und Ideen und natürlich zum Ruhrgebiet, das uns begegnet zwischen Kohle und Kulturhauptstadt. Wir legen dafür eine EXTRASCHICHT ein - ARIAL-10 e.V.

Diverse Autoren haben für dieses Buch kurze Geschichten beigesteuert, die sich um einen Neandertaler, die Zeit des 1. Weltkrieges, dem nahen Ende des 2. Weltkrieges und die Zeit des Aufbaus danach drehen. Dann werfen sie einen Blick auf die 60-er, 70-er und 90-er Jahre, um dann den Jahrtausendwechsel zu begehen und in dessen Folge einen Blick in die Zukunft zu werfen.

Ein Buch weitab von meinem sonstigen Leseprogramm, aber hey, muss ja nicht immer dasselbe sein. Eigentlich wollte ich ja mit den Geschichten eines Autoren beginnen, den die meisten hier als DIE Koryphäe unter den anerkannten Trash-Akademikern und dem Namen Doc Savage kennen, aber dann kamen mir die anderen Stories irgendwie dazwischen. Denn die sind humorvoll wie der Beginn mit dem Neandertaler Oog Ungur und der Kohle, was dann auch gleich den Bezug zum Pott herstellt. Mit der Geschichte um den Tod eines Försters, nach dem noch heute eine Straße benannt ist, wagt man sich etwas über die Stadtgrenzen hinaus und streift sogar England und die Hessen mit ihrer Uni-Stadt Darmstadt. Die Schrecken des nächsten Weltkrieges werden anhand eines Fliegerangriffs dokumentiert, während man sich danach in den 50-er Jahren den Kinos, damals noch Lichtspielhäuser und etwas wirklich Besonderes, mit einer leicht melancholischen, aber Erinnerungen (an Erzählungen der Eltern oder Großeltern und zumindest noch teilweise selbst erleben dürfend) hervorrufenden Stimmung, widmet. Ja, Zarah Leander ist mir dann schon noch ein Begriff. Über den Ruhrpott oder Bottrop selbst kann ich wenig sagen, da nicht meine Gegend und auch bisher kein Besuch dort stattfand. Aber diese Reise durch die Zeit kann dennoch viel Vergangenes wieder erwecken, das sich zumindest in Teilen auch andernorts abspielte. Seien es nun die Krisen der Industrie in den 60-ern, die bis heute anhalten und vieles, was man hätte erhalten können, aus reiner Gier kaputt gemacht hat oder die Geschichte um den "Schal" in den Revoluzzer-Zeiten der 70-er, als vor allen Dingen angesagt war, alles anders zu machen als die Eltern und früheren Generationen. Und die Sache mit dem Telefon - oder besser ohne das Ding. Als sich die Kommunikationsmöglichkeiten weiter entwickelten, als man sich endlich von nervenden Telefonwerbern mit nur einem kleinen Klick befreien konnte, aber auch mittlerweile einer ständigen Erreichbarkeit unterworfen war und immerwährend die neuesten Anrufe, SMS, Mails im Auge hatte und man das Geräusch eines eingehenden Anrufs oder einer anderen Nachricht ständig im Ohr hatte. Und plötzlich totale Stille, wie früher, bevor man sich all die neuen Spielereien zugelegt hatte. War das ein Segen? Ich kann die Ruhe zumindest nachfühlen, da ich - sobald ich das Haus ab früh am Morgen bis zum Abend und der Rückkehr meiner Frau für mich allein hab - zuerst meine dusseligen Texte wie den hier auf den Blog und die Leser loslasse und nur während dieser Zeit das Telefon auch eingeschaltet hab. Danach bin ich nicht erreichbar. Am Abend wird dann aufs Display geschaut und entschieden, wen ich vielleicht mit einem Rückruf kontaktiere oder eben nicht. Ähnliches gilt für Mails. Die Leute haben sich dran gewöhnt und mir geht es nicht, wie denen in der Geschichte, dass man sich sorgt, weil die ständige Erreichbarkeit nicht gewährleistet ist. Aber wie alle diese kleinen Anekdoten rund um Bottrop und den Ruhrpott ist auch diese sympathisch und nett zu lesen. Man kann sich etliche Dinge so richtig bildhaft vor Augen führen, ja selbst die vorletzte Story um die Enkel im Jahr 2100, die einen Blick in die Vergangenheit ihres Opas und das Leben zu dessen Jugendzeiten werfen dürfen, hat einen unheimliche Charme, wirkt herzerwärmend und mit einem Funken Wahrheit durchsetzt, der auch heutzutage eine gewisse Gültigkeit besitzt. Fragt mal bei euren um einige Jahre jüngeren Bekannten oder deren Kids (eure eigenen geben euch darauf möglicherweise eh keine gescheite Antwort) nach, was sie von einem Mohrenkopp halten - Ih, das ist ja rassistisch, lautet dann wohl der Spruch des Tages. Dann muss man denen auch schon erklären, dass die nun aus Gründen der politisch gewollt Correctness Schaumküsse heißen. Oder erkundigt euch mal nach Filmen, die vorm Jahrtausendwechsel die Videotheken (Was ist denn das?) bzw. deren Regale füllten. Die Antwort wäre Stille. So vieles geht über die Dekaden verloren. Schön, dass solche Buchbände die Vergangenheit am Leben erhalten. Und es war zumeist eine Reise in die Zeit meiner lange vergangenen Jugend, auch wenn die nicht in Bottrop stattfand. Mit Autorenporträts 119 Seiten.

Jerry Garcia



Sean P. Murphy. Ein Dichter aus Missouri verkündete einst, dass das Ende der Welt mit einem Wimmern einhergehen würde. Doch er lag falsch. Es würde ein Brüllen sein! In der Vergangenheit traten alle zehn bis fünfzig Jahre schwere Grippeepidemien auf und auch in diesem Jahr rechneten die Experten fest mit einer Krankheitswelle, die unzählige Leben kosten könnte. Millionen Szenarien hatten Sie auf tausenden Computern durchgespielt. Doch wer hätte damit rechnen können, dass der nächste biologische Angriff auf unsere Spezies nichts mit Schweinen, Hühnern oder Enten zu tun haben würde? Quelle: Luzifer-Verlag.

John und Robert sind mit einem Boot, auf dem noch einige Leidensgenossen sind, vor der Zombie-Plage gelüchtet. Nun erreichen sie eine Insel vor dem Festland und wollen sich dort mit Lebensmitteln und sonstigen Gebrauchsgütern eindecken und vielleicht auch etwas an Land ausruhen. Doch daraus wird nichts. Die Untoten sind schon da und erledigen alle Menschen bis auf Robert und John. Deren Odyssee geht weiter, sie plündern Boote, die sie treibend im Meer finden. Zuvor werden diese aber von den dort rumhängenden Zombies gesäubert. Einmal begegnet ihnen sogar eine Yacht, die noch etliche Menschen, aber auch leider ziemlich viele Waffen an Bord hat. Daher bleiben sie lieber auf Distanz. Doch irgendwann ragt vor ihnen wie eine riesige graue Wand ein Kreuzer der US-Navy auf und nach einem strengen Sicherheitsprotokoll werden sie an Bord genommen, sobald die Untersuchung ergeben hat, dass beide gesund und noch Menschen sind. Die Anführer - also Kapitän und Offiziere - der Besatzung wollen haarklein darüber informiert werden, wie es den beiden dort draußen ergangen ist. So schildern sie ihre Erlebnisse vom ersten Ausbruch an: Flucht aus Maine (ohne Stephen King mitzunehmen) Richtung Meer. Die Verluste, die sie hinnehmen mussten, die Übermacht der Feinde, die Plünderer und Mörder, die ihre Chance auf ungestraftes Tun nutzen wollten, die Kämpfe. Zudem hatten sie ein Video mit ihren Aktionen dabei und dies wird nun als Lehrvideo für die Besatzung und zum Kampf gegen die Pandemie genommen. Sie werden die neuen Superstars der belaherten Welt. Und bald schon mit den Armee-Einheiten in den Kampf gegen die Unwesen geschickt. Eine kurze Ausbildung an der Waffe und los geht es. Die bisher überlebenden Armeeangehörigen haben es geschafft, einige sichere Zonen für die überlebende Bevölkerung zu schaffen (Die Politiker hatten sich selbstverständlich längst irgendwo in sichere Bunker verdrückt) und wollen nun Zug um Zug weitere Gebiete vom Feind befreien. Das erweist sich natürlich als viel schwieriger als von den Sesselpupsern gedacht.

Das Cover passt recht gut zum Inhalt, zu einer der Szenen im Buch. Zu Beginn des Buches ward ich etwas verunsichert. Gab es da etwas schon einen Vorgänger? Las sich so. Dann aber Entwarnung. Erste Rückblenden enthüllten Teile der Vorgeschichte, weitere sollten folgen. "Brutal Planet" vom Luzifer-Verlag (siehste Steffen, ich habs nicht vergessen) reiht sich ein in die Phalanx der Zombieepidemien, die den Markt seit Jahren fast so stark wie die Flüchtlingswelle Deutschland überschwemmen - nur dass die Zombies eben böser sind. Und die Bücher? Von miesestem Schrott über mehr oder weniger brauchbares Mittelmaß bis sehr stark ist alles dabei. Vorab: "Brutal Planet" gehört nicht zu den schrottigen Werken, die man schon vorm Ende ins Altpapier gibt oder jemandem schenkt, den man nicht mag. Und mit jeder Seite wächst auch die Rasanz, die hin und wieder sogar etwas Humor aufweisen kann, für den einen oder an deren Schmunzler gut ist. Die beiden Hauptfiguren sind positiv gezeichnet, so richtige Kumpeltypen, während es später bei den Armeefuzzis so richtig Klischeeoffiziere gibt, von denen einer sofort von John zu "Freak" degradiert wird.. Ja, das Klischee - mehrfach erwähnt der Progatonist John, der auch als Ich-Erzähler fungiert, dass sie als Zombiekämpfer ja das reine Klischee wären, wenn man ihre Abenteuer und Aktionen mit der "Buch- und Filmrealität" vergleichen würde. Ich hatte mal eine gruslige Lesebegegnung mit einem Autor, ich nenne seinen Namen jetzt nicht, um seine Chancen auf Verkäufe seines Werkes nicht exzessiv zu schmälern, der mit Zitaten und Handlungsanleihen aus Filmen ordentlich gewuchert hatte. Sein Spaß dabei, war richtiggehend zu spüren. Und den hatte wohl auch Sean P. Murphy. Anfangs haut er nur viel Titel zu populären Blockbustern raus, die halt irgendwie jeder kennen dürfte, aber später geht es etwas mehr ans Eingemachte. Dazu Bücher und Autoren (Keene, King) sowie Band und Musik. Ruft einige Erinnerungen wach, machte zumindest auch mir als Leser den wohl beabsichtigten Fun. Und mit der Zeit wird die Action dann auch immer flotter, bis sich die Leichen derart stapeln wie dereinst im ersten Buch um Joe Ledger "Patient Null" (Verdammt, will sich denn keiner den weiteren Abenteuern von Ledger annehmen?) von Jonathan Maberry. Und da kommt durchs Militär unweigerlich der Gedanke an Autoren wie V. M. Zito, Z. A. Recht, Craig diLouie oder J. L. Bourne. Es wird explosiv, bietet sogar einige kleinere Neuerungen und Geheimnisse, der Munitionsverbrauch steigt gewaltig an. Langeweile bleibt also außen vor. Bedenkt man, dass es schon so viele Bücher zu dieser Thematik gibt, hat der Autor also einen recht guten Job gemacht. Nicht das ultimative Highlight geschaffen oder die Messlatte für künftige Zombiegeschichten zu hoch gelegt, aber für den Untotengeneigten Leser eine zufriedenstellende Lektüre abgeliefert, die einen eher pessimistischen Schluss anzubieten hat und möglicherweise auf eine Fortsetzung ausgelegt ist. Gute Unterhaltung, die niemandes Konzentration zu sehr fordern würde und zwar auf Tiefgang verzichtet, aber dafür flott ist und einen gewissen Spaßfaktor hat. 360 Seiten.

Jerry Garcia



Adrian McKinty. Belfast, 1985. Waffenschmuggel an den Grenzen, Aufstände in den Städten, üble Popsongs im Radio.Der ganz normale Alltag für Sean Duffy, der sich als katholischer Bulle in der protestantischen Royal Ulster Constabulary durchschlagen muss. Als ein wohlhabendes Ehepaar ermordet wird und weitere Opfer nicht lange auf sich warten lassen, manövirert sich Duffy in einen Fall, der ihm mächtige Gegner beschert. Zu mächtig vielleicht.

Nacht, Dreckswetter, Strand - und diverse Einheiten von Strafverfolgungsbehörden, die nur darauf warten, dass ein Boot anlandet. Unter ihnen auch Sean Duffy, dem das ganze Heckmeck der einzelnen Dienste schon wieder zuviel ist und der lieber abhauen und sich in die Koje hauen würde. Und dann taucht aus dem Nieselregen ein Boot auf, besetzt von recht schusseligen Typen, die mit amerikanischem Akzent fluchen und von Booten nicht die geringste Ahnung zu haben scheinen. Als sich alle gemeinsam auf die Brüder stürzen, sieht Duffy seine Chance gekommen und setzt sich ab. Zu Hause ist er kaum angekommen, da wirft ihn ein Anruf wieder ins beschissene Bullenleben. Sein Boss verlangt unbedingt nach ihm. Die Reise geht in einen Feudalpuff, in dem auch die politische Elite ein- und ausgeht und den man nicht auffliegen lassen darf. Der Typ, den sie wegen ungebührlichen Benehmens einer der Damen gegenüber in der Mangel haben, ist so ein hoher Beamter. Einer der "Rühr-mich-nicht-an"-Kerle. Sie nehmen ihm die Kohle für den angerichteten Schaden ab und Duffy schnappt sich auch nen Beutel Koks, der dann um seinen Anteil verringert im Tresor auf dem Revier eingeschlossen wird. Endlich Ruhe - bis einige Stunden später ein Dopplemord gemeldet wird. Reiches Ehepaar tot - wie bei einer Hinrichtung. Sohn vermisst. Wird schnell der Hauptverdächtige, da in Waffenhandel verstrickt. Und sehr schnell wieder gestrichen, da er von einer Klippe gehüpft ist und nen Abschiedsbrief hinterlassen hat, in dem er die Morde gesteht. Also kein Verdächtiger mehr, der Täter. Fall geklärt? Nope. Jetzt geht es erst richtig los. Hätte Duffy auch nur ansatzweise geahnt, was nun auf ihn zukommen würde, er hätte sich freiwillig suspendieren lassen. Und dann muss er auch nach England. Nach Oxford, um Elitelümmel zu verhören. Verbindungen zu überprüfen, neue Zeugen zu befragen und mit weiteren Verdachtsmomenten wieder zurückzukehren.

Zitat: Eine ordentliche Tasse Tee, Mrs. Campbells Schwarzwälder, Bayer-Kokain - Mittagessen für Helden. Zitat Ende. Dazu noch der Ärger über die miesen Led Zeppelin-Plagiatoren, die die Radiostationen unsicher machen (ob er da Lenny Wolf und sein Stone Fury meint?). Dazu kommt das tägliche Einerlei: Alkohol, immer untern  BMW gucken, dass keiner ne Bombe dort platziert hat und als Neuerung ein bisschen Koks abgegeriffen. Der Autor macht den Nordirland-Konflikt wieder lebendig, lässt seine Protagonisten mit viel trockenem Humor und noch mehr Alkohol den Sumpf der politischen Seilschaften erkunden und die Mauscheleien nach und nach aufdecken. Aber bestraft wird damals wie heute keiner. Man schaue sich die Regierung Thatcher an, was die damals alles ausgeheckt hat und vergleiche mit der Nachrichtensperre bzw. der Steuerung welche Nachrichten den Bürgern "zugemutet" werden können und wie mündige Bürger von ihren gewählten Volksvertretern mundtot gemacht werden. Meinungsfreiheit bye bye, Eid bye bye, für das Volk - von wegen. Nicht nur in Großbritannien oder während des Konfliktes. Nönö, davon sind auch andere sogenannte Rechtsstaaten betroffen, die sich irgendwie zu genau den Unrechtsstaaten mausern, die sie früher angeblich bekämpft haben. Überall dasselbe. All das ummantelt von einem der dunkelsten Kapitel in der Geschichte Nordirlands und so einiger anderer souveräner Staaten, die sich mit ihren Tricks ihre Macht erhalten. Da ist bald die Rede von Iran-Contra, Waffenschmuggel der USA, der patriotischen US-Iren, zu denen auch die großen Kennedys immer gehört haben, an deren (unverdienten) Heiligenschein aber keiner kratzen darf. Für seinen neuen Thriller um Sean Duffy, den katholischen Bullen in protestantischem Umfeld, wählt Adrian McKinty eine schnoddrige Sprache, teilweise fiesen Humor, stellt seinem Protagonisten einen typischen Sergeanten-Haudegen an die Seite und wirbelt viel politischen Unrat auf und ist weit entfernt von den üblichen Bullen mit Weichspüleffekt. Duffy ist ein vielschichtiger, nicht wirklich zu durchschauender Charakter in einer düsteren Atmosphäre des Terrors, in der jeder Tag der letzte sein kann. Unruhen, Krawalle, politsche Provokationen aus dem "Mutterland". Cool, gut, aber mittig etwas zu sehr nur auf den Humor bedacht. Da passiert dann etwas wenig. Nicht dass es jetzt schlecht wäre, aber halt auch keine Offenbarung. 370 Seiten.

Jerry Garcia



John Ringo. Es gibt tatsächlich Zombies. Und der Mensch hat sie geschaffen. Als sich eine durch die Luft übertragene Zombie-Seuche ausbreitet, bricht das Chaos aus. Mit der Hilfe von einigen Marinesoldaten suchen Steven und Stacey mit ihren Töchtern Sophia und Faith Rettung auf dem Atlantik. Sie glauben in den endlosen Weiten der See sicher zu sein vor der Anarchie der infizierten Menschen. Doch sie segeln unter einem Friedhofshimmel dahin, durch eine Welt voller Blut und Schrecken, auf einem Meer aus den Tränen der Überlebenden.

Steve Smith ist Lehrer und steht gerade vor seiner Klasse, um den Kids etwas beizubringen, als er eine verschlüsselte Nachricht von seinem Bruder Tom erhält. Irgendeine Katastrophe ist ausgebrochen und es ist an der Zeit, die Familie in Sicherheit zu bringen. Also schmeißt er den Unterricht, meldet sich beim Rektor mit einer frechen Lüge ab und fährt zu den jeweiligen Schulen seiner Töchter Sophia (15) und Faith (13), um diese ebenfalls von staatlicher Bildung zu erlösen und danach Mutter Stacey ebenfalls abzuholen. Gemeinsam planen sie ihre Flucht vor dem Ungewissen. Weitere Informationen von Tom belegen, dass es sich um eine Krankheit ähnlich einer Zombieseuche handeln muss. Truck geschnappt, Waffen und Lebensmittel sowie weitere nicht unwichtige Dinge des täglichen Bedarfs aufgeladen und ab zu einem Liegeplatz. Dort wird mithilfe einer Finanzspritze von Tom ein Boot erworben, das die Familie zumindest erst einmal auf dem Wasser des Flusses in Sicherheit bringen soll. Doch bevor der Ladevorgang starten kann, kommt ein Polizist und stellt unangenehme Fragen. Als sich die Situation nicht sofort mit netten Worten lösen lässt, kommt den Smiths der (unglückliche) Zufall zuhilfe, dass es in der Stadt erste Attacken gibt. Der Cop, Young, fährt zum Einsatz und erhält vorher von Steve noch eine für Young seltsam anmutende Warnung mit auf den Weg. Danach setzt sich die Familie mit ihrem Boot ab. Indes arbeitet Tom in New York für eine große Privatbank als Sicherheitsbeauftragter und ist auch dafür zuständig, dass angeheuerte Wissenschaftler in Laboren nach einem Impfstoff für diese Seuche suchen zu lassen. Bald fällt ihm ein, dass in seiner Familie ja einige Leute sind, die sich in unterschiedlichen Bereichen als echte Koryphäen erwiesen haben. Er meldet sich an, berichtet von den Problemen und nimmt Faith mit, damit diese ihn und seine Leute unterstützt. Doch kaum ist diese vor Ort, wird sie auch schon von einem dieser sogenannten Zombies angegriffen. Sie kann ihn abwehren, soll daraufhin aber an einem ruhigeren Ort Dienst tun. Funktioniert eher wenig, denn schon bald ist sie in weitere Kämpfe verwickelt. Als die ganze Chose eskaliert, die Polizei der Lage nicht mehr Herr wird und auch der Cop Young seinen Partner an diese neue Brut verliert, verschwindet die Familie Smith mit dem Boot aus New York, wobei sich Tom für einen anderen Weg über Land entscheidet. Viele Wochen später auf offener See. Auf immer mehr Booten, Yachten, Kreuzfahrtschiffen, Tankern oder Containerschiffen befinden sich mittlerweile mehr Tote als Lebende. Und die Lebenden müssen sich verstecken. Familie Smith konnte sich bisher gut behaupten mit ihrem Waffenarsenal und sind nun dabei, treibende und steuerungslose Boote zu entern, von Zombies zu befreien und die Vorräte zu plündern. Hin und wieder gabeln sie auch Überlebende auf. Und so ergibt es sich fast zwangsläufig, dass sie gekaperte Schiffe bemannen und gemeinsam weiter nach Vorräten und Überlebenden suchen. Und es müssen neue Regeln aufgestellt werden, die das Zusammenleben und möglicherweise auch die Gründung einer neuen Zivilisation erleichtern sollen.

Bevor es nun an meine Äußerungen zum Buch selbst geht, noch zwei Danksagungen. Da wäre zuerst Amazon, die ja seit längerer Zeit schon unter der Problematik leiden, dass bei ihnen die Seitenangaben, Termine, Sprachoptionen, Spieldauer usw. unter einer recht umfangreichen Fehlerquote leiden und somit hin und wieder dem Kunden (der ja fürs Produkt zahlen soll) möglicherweise falsche Argumente für eine Kauf liefern könnten, was denn beweist, dass ich nicht der einzige Torfkopp bin, der nicht so wirklich Ahnung von der Materie hat. Ebenso dankbar bin ich einem Rezensenten namens Flieger77, der mir gezeigt hat, dass man inklusvie gewisser Problematiken, die ein Herr Zeltinger schon Anfang der 80-er Jahre offenlegte, als er wie Flieger77 das "Wir" in den Mittelpunkt setzte, schon nach rund 37% eines Buches mit knapp über 500 Seiten äußerst effektiv und akkurat das Gesamtwerk im Gegensatz zu all den anderen unbedarften Kunden  fast schon bravourös einschätzen kann, ohne dabei auch nur einen Wunsch offen zu lassen, was die vielen Mängel von Anfang bis Ende angeht. Dafür ganz klar DAUMEN HOCH!!
Ich muss mich jetzt aber auch dazu äußern, dass mich die Familie Smith schwer beeindruckt hat. Leider nicht wirklich positiv. Ihre beiden vorlauten Superblagen nerven entsetzlich - besonders Faith tut sich da hervor. Und zusammen ergeben sie meines Erachtens einen typischen Redneck-Clan mit Hang zur Waffengewalt im gemeinsamen Spiel mit ihrem schieren und fast schon fanatischen Glauben an die vielen Weltuntergangsszenarien. Also meine Begeisterung für die Figuren, denen John Ringo einige Zeit widmet, hielt sich im begrenzten Rahmen. Etwas Besserung steuerte der Ratschlag eines "Lesers-In-Crime" (Bodde82 - die Zahl hat nichts mit seinem Alter zu tun, so jung ist er nämlich nicht mehr) bei. "Nimm die Sache nicht zu ernst!!!" Gelesen, getan. Okay, ging jetzt also etwas besser. Als die Story dann aber in die City verlegt wurde, hielt man sich recht lange mit den wissenschaftlichen und militärischen Erläuterungen auf, die trotz hin und wieder eingestreuten Szenenwechseln und auch temporeicheren Vorgängen wie einzelne Attracken und die sich nur nach und nach in der Stadt und auch überall sonst in den USA und der Welt (die wie in einem amerikanischen Roman gewohnt nur als News-Meldungen existiert) ausbreitet und erforscht werden muss, leider etwas lesehemmend wirkt. Danach aber geht es zur Sache und auch die ersten Andeutungen auf das Große Ganze, das wohl vom autor geplant ist, beginnen sich zu entwickeln. Familie Smith säubert den Ozean von Feinden, schart eine Gruppe um sich, beginnt Hierarchien aufzubauen, Freigeister und Unwillige aus der Gemeinschaft zu verbannen und sich mit ihren Taten das Wohlwollen einer "Regierung", von der sie gar nichts wusste, zu sichern. Ja, die Rollen sind klar verteilt - hier die Smiths und ihr Gefolge als aufrechte Kämpfer für das wahre Amerika und die Welkt, wie sie nach deren Vorstellungen sein soll und dort alle anderen. Hin und wieder blitzt mal etwas Kritik an Konzernen, Religionen oder Regierungen (Bush) auf, wird aber gerade durch diese Allmacht einer bis an die Zähne bewaffneten und in Eigenregie Wissenschaftler an Impfstoffen experimentieren lässt, die eigentlich für die gesamte Menschheit unter Aufsicht einer übergeordneten Institution internationaler Gemeinschaften arbeiten sollten und hier nur bestenfalls mit dem CDC konferieren, gleich wieder zunichte gemacht. Im Prinzip ist "Unter einem Friedhofshimmel" in vielen Teilen einer dieser America First-Romane, die ich ja durchaus mag, außer es wir zu übertrieben. Leider geschieht dies in der Person der 13-jährigen Faith. Profikillerin mit Spaß an Waffengebrauch und am Töten. Statt als Psycho-Kid als Heldin skizziert und leider inklusive ihrer Dialoge exzessiv nervig für meine Lesegewohnheiten. Ehrlich gesagt, fiel es mir insgesamt sehr schwer außer dem Polizisten Young (dessen Schicksal recht offen bleibt und wohl erst in den drei Folgebänden weiter behandelt wird) zu einer der handelnden Personen eine wirkliche Sympathiebeziehung aufzubauen. Gerade das manchmal überhebliche und gar verdammt leichtsinnige Vorgehen der Smiths ist ärgerlich und die Sache mit den "Shewolf", "Seawolf" usw. nicht einmal annähernd amüsant. Ich hab ich jetzt aber zuviel an den negativen Eigenschaften der Figuren und der sehr rechtsorientierten (Hey, vielleicht heißt es deshalb Rechtsstaat?) Einstellung festgebissen. Es gibt durchaus einige positive Dinge zu verzeichnen. Sobald richtig Fahrt in die Story kommt, passt auch die Action. Nimmt man das gesamte Konstrukt nicht zu bierernst, kann man es schon genießen und sich auf das nächste Buch freuen. Es bleiben ja auch noch etliche Handlungsfäden offen. Dass diese Infizierten hier eher nur aus Mangel an einem besseren Begriff als Zombies bezeichnet werden und einen völlig anderen Krankheitsverlauf haben, ist auch mal eine Erwähnung wert. Das Buch IST schon unterhaltend, man muss nur hier und da mal etwas Abstriche machen. Aus meiner subjektiven Sicht mal kein Highlight aus dem Festa-Verlag, ABER wie ich schon öfter bei allen möglichen Gelegenheiten anmerkte, wird man eben immer an der bisher gezeigten Bestleistung gemessen und da kann "Unter einem Friedhofshimmel" nicht ganz mithalten. Andererseits ist das verglichen mit einer Vielzahl von Krückenveröffentlichungen aus den Publikumsveräpplern schon wieder Gemeckere auf hohem Niveau. Für Festa würde ich den ersten Teil von den vieren mal als Mittelfeld beurteilen. Kommen ja noch genug, dann sehen wir weiter.

Jerry Garcia



Richard Stark. Parker – ohne Vorname, ohne Biographie – zählt er zu den markantesten Gestalten der Kriminalgeschichte. Er ist ein Einzelgänger,der nur einmal im Jahr einen Job durchzieht, professionell bis zur Perfektion. Doch vor zehn Monaten wurde er bei einem Waffendeal von seiner eigenen Frau verraten, die mit Mal Resnick, einem Großmaul aus dem Verbrechersyndikat, gemeinsame Sache machte. Jetzt ist Parker zurück in der Stadt, ein einsamer Jäger, der nach allen Regeln der Kunst Rache nimmt.

Parker ist auf dem Weg in die Stadt. Er versucht zu trampen, doch keiner nimmt ihn mit. Da reicht nur ein Blick auf die zerrissene Gestalt. Kein Vertrauen in diesen Menschen. Zerfleddert. Verdreckt. Abweisender Gesichtsausdruck. Nö, den lässt man lieber zu Fuß gehen. Zu gefährlich. Und keiner unterliegt da einem Irrtum. Parker ist auf Rache aus. Vor Kurzem einem Knast entronnen, dabei einen Wärter getötet. Jetzt mit einem Plan, erst einmal zu Geld zu kommen. Gefälschter Führerschein. Damit bei Banken vorgesprochen, den Namen Johnson genutzt und was von einem Überfall gefaselt. Bei Bank Nummer vier klappt es. Man gewährt ihm zugang zum Konto, er räumt es ab und macht mit den paar hundert Dollar weitere trickdiebische Fischzüge. Aus Hundertern werden Tausender. Dann zu seiner Ex. Die war so clever, ihre Adresse im Telefonbuch eintragen zu lassen. Als er bei ihr in die Wohnung kommt, ist sie schon völlig am Ende. Die Angst vor seiner Rache. Mit Recht. Er fragt sie, wer den ganzen Schmu hier bezahlt. Mal, die miese Sau, hält sie weiterhin aus. Jeden Monat bringt ein anderer Bote tausend Dollar. Er beendet das Leiden seiner Ex und wartet auf den Überbringer des Geldes. Nimmt dem die Kohle ab und sperrt ihn ausgeknockt ins Schlafzimmer. Nun ist er auf dem Weg zu Mal, den er über seine Vorliebe zu Nutten findet. Sein Geld bekommt er nicht, um das ihn Mal und die anderen geprellt haben. Mal hat Schulden beim Syndikat bezahlt und arbeitet nun für die. Da Parker der festen Überzeugung ist, dass es sein Anteil war, der beim Syndikat landete, will er sein Geld von denen. Bringt ihnen auf die harte Tour bei, was es bedeutet, ihm sein Geld vorzuenthalten. Dennoch läuft nicht alles nach Plan. Aber Parker wäre nicht er selbst, würde er jetzt aufgeben. Armes Syndikat.

Parker ist ein Mann ohne jegliche Moral. Und er ist auch ohne jeden Skrupel, wenn es ums Töten geht. Irgendwie erscheint mir diese allererste Version des Berufsverbrechers Parker eine härtere und auch stellenweise brutalere Ausgabe zu sein als sie in den späteren Werken erscheint. Seine Grundprinzipien sind die gleichen: Ganovenehre und nur ein Coup pro Jahr und mit dem Geld in Ruhe seine Zeit verbringen. In der Verfilmung mit dem genialen und unheimlich gut zur Figur des coolen und maulfaulen Gangsters wurde er vom genialen Lee Marvin portätiert, der dies immens glaubhaft darstellen konnte. Aufgrund von Zwistigkeiten mit Stark durfte Parker bis zu dem Film mit Jason Statham, der nach Starks / Westlakes Tod entstannt, nie in einem Film Parker genannt werden. Und es gab etliche Filme nach den Romanen um Parker. "The Split" (Jim Brown), "The outfit" (Robert Duvall) oder "Payback" (Mel Gibson) hier mal als Auswahl. "The hunter" ist absolut schnörkellos, kalt und brutal, rücksichtslos, von Parkers Egoismus geprägt und so, wie ein Hardboiled-Thriller sein sollte. Kein Wort zuviel, kaum große Erklärungen, keine überflüssigen Beschreibungen der Seelenzustände der Handelnden oder gar von Witterung und Umgebung oder von irgendwelchen nutzlosen Charakteren, die mit ihren Kötern Gassi gehen und sich dabei über die Verdauungsstörungen ihrer Wieber unterhalten. All das wird dem Leser erspart und die Story kurz und knapp auf den Punkt gebracht. Mit kleinen, aber stellenweise explosiven Rückblenden erfährt der Leser den Grund für die Gewaltausbrüche und den Rachefeldzug, der gnadenlos und ohne Rücksicht auf Verluste durchgezogen wird. Überraschungen bleiben aus - bis auf einen kleinen Kniff gegen Ende. Hardboiled, wie man es einfach lesen muss. Parker - er verübt Verbrechen so wie andere arbeiten gehen. Und er ist gut in seinem Job. Genau wie sein Erschaffer Donald E. Westlake aka Richard Stark. Wer sich für coole, knallharte und an Action sowie Gewalt nicht sparenden Thrillern mit wortkargen Helden ergötzen kann, seinen Lesegefallen daran findet. Hier ist er richtig. Auf rund 190 Seiten gibt es hier dann auch beste Unterhaltung.   Neuübersetzung!                   

Jerry Garcia



Stephen Blackmoore. Erik Carter sieht die Geister der Toten und verdient gutes Geld damit, sie ins Jenseits zu befördern. Als seine Schwester Lucy brutal ermordet wird, kehrt er nach 15 Jahren wieder nach L.A. zurück. Damals verließ er die Stadt auf der Flucht vor einem brutalen Gangster, der damit drohte, jeden umzubringen, den Carter liebte. Hat sein alter Feind seine Drohung nun doch wahrgemacht? Ist Lucy seinetwegen gestorben? Carter findet seine schlimmsten Ängste bestätigt, als er am Tatort eine Nachricht an ihn findet ― eine Nachricht aus der Geisterwelt, die niemand außer ihm sehen kann. Quelle: Amazon. Bucherwerb aber beim örtlichen Buchhändler.

Eric Carter ist ein Nekromant. Er hasst dieses Wort, beschreibt es doch nur die reine Wahrheit - eine Wahrheit, die ihm auf den Geist geht. Denn ebensolche kann er sehen - tote Menschen und tote Dinge. Daraus ergibt sich aber auch sein Job. Er ist eine Art Trouble Shooter für all jene Gestalten, die einige der in der Zwischenwelt gelandeten liebend gerne endgültig im Jenseits sähen. Momentan ist er hinter Charly Washington her und kann ihn in einer staubigen Gegend von Texas in einer düsteren Pinte finden. Zwischen etlichen Toten, in einem Meer von Körperteilen, aufgespießten und ausgeweideten State Troopers und in einem See von Blut an der Theke stehend ein Glas zum Mund führend und bei Erics Eintreten fies grinsend. Washington hat Eric erwartet, wusste, dass dieser zu so einem Blutinferno gelockt würde. Plan geglückt. Es folgt ein hartet Kampf, der Eric all seine Künste der Magie abverlangt, denn Washington ist unheimlich stark geworden, hat Mächte auf seiner Seite, mit denen Eric nicht gerechnet hat. So muss Eric auch darauf zurückgreifen, seine alte Nazipistole mit den vielen Emblemen und Hakenkreuzen einem kopflosen und ausgeweideten Trooper in die Hand zu geben, sodass dieser abdrücken und Charleys Kopf wegblasen kann. Das Zerstückeln kann Eric danach allein erledigen. Dann erhält er eine Nachricht aus L. A., dass seine Schwester Lucy tot sei und an der Wand eine Warnung an Eric stünde. Nach seiner regelrechten Flucht vor rund 15 Jahren, die dem Schutz der Seinen vor Boudreau - Überschurke und Erzfeind von Eric - dienen sollte, muss er wieder zurück. Und stellt fest, dass seine Schwester quasi als Pinsel benutzt wurde, um mit ihrem Blut die Nachricht zu hinterlassen. Er erkundet seine alte Heimat neu. Trifft alte Bekannte mit neuen Namen, alte Freunde mit neuen Freunden, eine Ex-Geliebte und bald auch seinen Todfeind. Doch dazwischen stehen etliche Gefahren aus der Geisterwelt. Manche kann er abwenden, indem er den Geistern aus einer Silberschale etwas von seinem Blut opfert, andere muss er im Kampf eliminieren. Und sein alter Feind wartet ja auch noch auf ihn.

"Tote Dinge" fängt direkt mit einer Szene an, die an die Bar Titty Twister nach dem Blutbad erinnert. Blut, Gedärme, Gemetzel - und dazu einen brutal-bösen Geist, der sich sein Spielfeld in der Menschenwelt ausgesucht hat und fröhlich vor sich hinmetztelt. Mit dem Kampf von Eric gegen diesen Schächter, der Menschen auf Barhockern aufgespießt hat, beginnt ein actionreiches Abenteuer, das etwas grobschlächtig daherkommt und für Freunde des Feinsinnigen oder Subtilen möglicherweise ungeeignet ist. Hier ist nichts mit einer schönen und hellen Stadt im grellen Licht der Scheinwerfer. Es ist noch nicht einmal nur die dunkle Seite von Los Angeles, es ist die düstere Welt der bösen Geister, die nach Blut gieren. Und der schönen Frauen, miesen Gangster und Emporkömmlinge der Magie sowie wahren Könnern der Materie wie Boudreau, Erics Erzfeind. So muss der Protagonist Kämpfe gegen lebende Verbrecher, Rausschmeißer oder Barkeeper ebenso ausfechten wie gegen Elementare, die schier feurig nach seinem Blut trachten. Und all das wird mit einem Humor gewürzt, der teils knochentrocken ist, andererseits aber auch gut ist für den einen oder anderen Lacher. Blut, Prügeleien, Flüche, Wortwitz, Tempo. Feine Mischung aus finsterem Thriller mit ganz viel Übersinnlichem. Ein L. A. der Geister. Nachdem "Anonymus" mit seinem Bourbon Kid doch schon bald langweilig wurde, weil er sich auch ständig wieder holt hat, kann man sich hiermit durchaus trösten. Keine Ahnung, wie lange das vorhält, aber nach seinem etwas schwächeren "Stadt der Vergessenen" hat Stephen Blackmoore noch ordentlich einen draufgesetzt und konnte einen richtig feinen und guten Thriller des Übersinnlichen mit ganz viel Magie an den Leser bringen. Hat Spaß gemacht. 300 Seiten.

Jerry Garcia



Robert Ludlum vertreten von Paul Garrison. In Somalia wird die Gattin eines einflussreichen Ölmanagers von Piraten verschleppt. Die Lage ist brenzlig: Am Horn von Afrika tobt ein erbarmungsloser Kampf um Macht und Öl. Jeder Rettungsversuch birgt die Gefahr, zwischen die Fronten zu geraten. Ex-Regierungsagent Paul Janson und Scharfschützin Jessica Kincaid erklären sich bereit, die Mission zu übernehmen. Doch die Entführung war nur der erste Baustein eines perfiden Plans. Als Janson und Kincaid vor Ort eintreffen, erwartet sie bereits ein tödlicher Feind.

Janson hat sich selbstständig gemacht und kämpft nun für den Frieden in der Welt und hat gar eine Organisation ins Leben gerufen, die ehemalige Söldner wieder in ein geregeltes Leben zurückführen soll. Eine solche Organisation verschlingt eine Menge Geld. Dafür übernimmt er mit seiner Partnerin Jessica Kincaid lebensgefährliche Aufträge, um Menschenleben zu retten. Die Entführung der Gattin von Kingsman Helms, Manager bei einer riesigen Ölfirma und immer auf der Suche nach neuen Einnahmequellen, passt da ins Profil. Auch wenn Helms und seine Firma alles andere als regelkonform vorgehen und Janson sie im Auge hat, auch weil einer seiner Ex-Kollegen nun im Rollstuhl sitzend den Sicherheitsdienst des Ladens leitet, möglichweise irgendwann gegen die Firma agieren zu müssen, ist das nicht die Schuld der Frau des Managers. Der Auftrag soll gut bezahlt werden, also übernehmen sie ihn. Unterdessen hat der somalische Pirat Maxamad die Yacht übernommen, auf der auch Allegar, die millionenschwere und adlige Gattin von Helms ist. Er hat die Mannschaft in einem Boot ausgesetzt und behält nur die wertvollen Geiseln da. Ein hysterisches französisches Magermodel muss als erste Person unter seiner Herrschaft leiden. Später beweist Maxamad, zu was er fähig ist und warum er den Beinamen Mad Max trägt. Was er nicht weiß, Janson aber in Erfahrung gebracht hat, ist, dass die Lady von Herkunft nicht nur adlig ist, so ein größerer Tropfen Camorra-Blut ist da ebenfalls bei und zudem existiert ein komplizierter Ehevertrag, bei dem bei einem Todesfall nicht unbedingt der Offensichtliche gewinnt. Doch der wäre mit all dem ja viel zu einfach. Bald wirken Verräter und verschiedene Geheimdienste mit, muss Janson sehen, wer seine Verbündeten und Freunde sind - und wer eben nicht.

Mittlerweile versteifen sich ja die Verlage auf die Behauptung, dass Leute wie Clancy, Ludlum und so weiter, eine Marke wären (Sagt meine Gattin von mir auch immer - ich wäre vielleicht ne Marke. Leider hängt sie da noch blöd an. Geld gibt es dafür also nicht.) und lassen dann andere Autoren - teilweise wirklich echte Könner wie Mark Greaney oder Jack DuBrul - eine Story zusammenstoppeln, die ein bisschen an die erinnert, welche die echten Autoren zu ihrer besten Zeit in Perfektion erdachten und umsetzten. Dann noch der Name des Bestseller-Autors auf den Umschlag und verkauft wird das Buch. Und der Kunde - der aber für blöd (siehe oben - kann man doch Geld mit machen). Noch schlimmer in dem Metier sind solche wie James Patterson. Lässt überall seinen (guten?) Namen draufknallen und Assistenten ihrer Assistenten einen Praktikanten aus ner Sonderschule suchen, der das Werk verfasst. Haut seinen Namen drauf und ab dafür. Kassiert Masse Kohle, entlarvt dabei das Deppen-TV, die sein "Zoo" - naja, nicht sein, hat ja ein anderer verfasst - noch in eine Serie verwursten, die sich an die Masse wendet. Schlafmittel rezeptfrei also. Genug gezickt über die Masche.
Es sollte nach rund 15 Jahren bekannt sein, dass der Meister des Verschwörungsthrillers verstorben ist, was wiederum die Sache erleichtern sollte, hier einfach mal den Namen Robert Ludlum ins Hinterstübchen zu verbannen. Es ist eh klar, dass Paul Garrison, so gut er sonst auch sein mag, keine Chance hat, etwas zu erschaffen, das seinem Vorbild auch nur ähnelt. So ist es dann auch hier geschehen. Der beweist schon, dass er was drauf hat, aber in dem Bemühen, den Vorgaben gerecht zu werden, wird hier in aller Kürze versucht, mehr Verwirrung zu stiften als ein Jack Bauer in "24" in neun Staffeln und einem TV-Film entschlüsseln musste. Und natürlich geht es um die reine Gier, um Macht, Öl. Da wird dann mit allem verhandelt und angebandelt, was Rang und Namen hat. Und Somalia, eh schon ein Land mit Problemen oder eher selbst schon ein Problem, wird zum Spielball der Mächte. Russen, Ukrainer, Ugander, Chinesen, Mafia und somit auch Italiener, hinterlistige Staatsmänner, Selbstmordattentäter (Die selbstverständlich auch hier wieder als dumm präsentiert werden, da sie ihr Leben sinnlos für hirnrissige Sprüche opfern. Yap - und der Vatikan plus Papst ist besser. Lieber für die Armen beten, statt ihnen was von den gelagerten Milliardenschätzen abzugeben.), Verräter im Umfeld, Umstürzler und somalische Piraten, die nur verarscht werden von der ganzen Brut, nur Mittel zum Zweck sind. Und trotz aller Ränkespiele, der man hier zu ersinnen sucht, hat das Gesamtwerk auch ohne an Ludlum zu denken, nur bedingten Nährwert. Zuviel gewollt, zuviel vermengt und teiwleise an den Haaren beigezogen. Charaktere, die man nach Schablone konstruiert hat, bald auch fein säuberlich in Gut und Böse getrennt. Langes Ratespiel wie den wirklichen Koryphäen des Fachs ist hier Fehlanzeige. Tempo ist drin, es kracht auch an jeder Ecke. Action passt. Aber hey, die Adlige mit dem goldenen Herzen? Bäh. Der arme irregführte Selbstmordattentäter? Bäh. Das sind Storylinien purer US-Prägung - was ja jetzt so schlimm nicht unbedingt ist -, die leider derart oberflächlich präsentiert werden, dass es bald nervt. Der stellenweise hohe (nicht brutale) Krawallanteil hat mich davon abgehalten, bei der Lektüre etwas zu dösen und nur so locker drüber zu lesen. Braucht man nicht unbedingt. PFLICHT sind die meisten Crime-Knaller aus dem Festa-Verlag, Tom Wood, Will Jordan und Russell Blake vom Luzifer-Verlag, der ja auch noch weitere Thriller ins Programm nehmen will. Also die Krawalllektüren wird es sicher noch einige Zeit hier in Besprechungen geben, solange Shane den Laden nicht dicht macht, lieber Mädelsromane für seine Frau rezensiert hätte (Boo!) oder sich schlicht und einfach den Löffel abgeb. Wenn ich lese, wer in letzter Zeit so zwischen 45 und 55 den Weg ins Fegefeuer antreten musste, wird mir richtig mulmig. Die Einschläge kommen immer näher und über den genannten Zeitraum bin ich schon raus.
366 Seiten plus Eigenwerbung

Jerry Garcia



Bernhard Kegel. Der Paläontologe Dr. Helmut Axt, genannt Hackebeil, sucht im Ölschiefer der Grube Messel nach Fossilien. Doch das, was die weltbekannte Fundstätte bei Darmstadt diesmal preisgibt, lässt sein wissenschaftliches Weltbild einstürzen: Es sind die versteinerten Überreste eines Menschen mit Armbanduhr. Durch welches Zeitloch ist der Tote aus unserer Welt in den 50 Millionen Jahre alten Öschiefer geraten? Axt tritt eine Reise an, die ihn viele Millionen Jahre zurück ins Eozän führt – in ein Erdzeitalter, in dem Menschen eigentlich nicht vorkommen dürften. Und doch ist er dort nicht allein.

Es beginnt völlig unerwartet und geheimnisvoll für Dr. Axt. Bei seinen Grabungen in der Grube Messel, einem Weltnaturerbe, findet er ein Skelett. Oberflächlich gesehen ein sensationeller Fund. Der leider einer genaueren Betrachtung nicht standhält, hat dieses Skelett doch einige Utensilien der Gegenwart bei sich. Dennoch erscheint der Todeszeitpunkt zu den das Skelett umgebenden Überresten des Eozäns zu passen. Unmöglich. Um einer Peinlichkeit zu entgehen, lässt er diesen Fund dann erst einmal sacken, indem er ihn einsackt und niemanden darüber informiert. Was er dann so nach und nach in Erfahrung bringt, führt ihn zu einer Höhle, die wiederum die Möglichkeit birgt, eine Tor in die Vergangenheit zu machen. Wie er erfahren musste, haben schon einige diesen Trip unternommen. Und das nicht nur aus rein wissenschaftlichen Gründen. So kommt es, dass Dr.Axt immer wieder neuen Gefahren ausgesetzt ist und sich seiner Feinde erwehren muss.

Eigentlich wurde ich zu diesem Buchkauf animiert, weil wir diese Fundstätte vor nicht allzu langer Zeit selbst besuchten. Wir nutzten auch die Möglichkeit zuvor das dazugehörige Museum im Ort Messel zu besuchen. Und das ist auch das einzig Interessante an diesem von Gott und der Welt vergessenen Dorf. Es erweckt den Eindruck, als würden hier noch frühzeitig die Bürgersteige hochgeklappt, bevor die Dunkelheit auch nur den Hauch einer Chance hat, sich über den Himmel zu erstrecken. Irgendwie langweilig und fad. Dafür sind die meisten Einwohner freundliche Menschen, bis auf wenige Ausnahmen zumindest, wenn man genau hinhört. die sich gerne mitteilen. So erfährt man, dass es Messel ebenso wie andere Gemeinden Deutschlands mit der Finanzkrise und dem Flüchtlingsandrang nicht leicht hat. Irgendwie muss Geld in die Kasse und so wird das Tafelsilber verkauft, der Ort in allen Belangen bis aufs letzte Fitzelchen skelettiert (passend zum Titel des Buches, das aber schon 1996 verfasst wurde) und dennoch an Prestigeobjekten gearbeitet, die nur Geld kosten und keinen besonderen Nutzen für die Einwohner hat. So mancher unserer Gesprächspartner gab sogar an, dass sich hier jemand auf Kosten der Allgemeinheit ein Denkmal setzen wolle. Man verweist hier auf die Straße, die zum Museum führt und zumindest eines stimmt - sie passt so gar nicht ins Ortsbild. Und gemäß der Satzung durfte oder darf dann auch jeder Bürger sein Scherflein zu dieser Straßen Erneuerung beitragen, die man entweder durch die vernünftige Verwendung der erwähnten Verkäufe hätte finanzieren oder einfach nur an den Rest des Ortes angepasst mit einer neuen Teerdecke überziehen können. So sind unsere Gastgeber nun angefressen, dass sie einen nicht geringen Betrag für einen geringen Nutzen zahlen sollen. Bevor wir dann möglichweise noch in die Geschichte des Ortes seit seiner Gründung eingeweiht werden konnten, haben wir uns verabschiedet. Auf dem Weg zur Fossilienfundstätte kamen wir auch am Bahnhof - eher Haltepunkt - vorbei, der die ganze Tristesse eines Ortes draußen auf dem Land in Verbindung mit dem Gewinnstreben ehemaliger Staatsbertriebe deutlich macht. Der Haltepunkt ist alt und marode, von Gras überwuchert und von Modernisierung keine Spur. Nicht einmal "Aufhübscharbeiten" sind zu erkennen. So macht man nun wirklich keine Punkte im Kampf um Gäste und Touristen. Was aber wirklich lobenswert ist, ist alles direkt um die Fundstätte herum und die Stätte selbst. Da gibt es kein vertun, das ist gelungen. Und an diesem Ort startet auch der Roman. Und der macht leider nicht so richtig Freude. Die Grube Messel ist nur der Ausgangspunkt des Abenteuers und geschwind aus dem Fokus der Story. Dafür treiben einige Klischeefiguren ihr Unwesen (Wer sich das Ganze bildlich vorstellen will, erinnere sich mal an den Film "A sound of thunder". So in ungefähr ist auch die Schilderung der Geschehnisse im Buch konzipiert.), verstricken sich in kriminelle Machenschaften und erhalten am Ende ihren Lohn. Gut und Böse sind fein getrennt, damit nur ja keine Missverständnisse aufkommen. Und die Story wechselt zwischen wissenschaftlichem Blabla und den Stilblüten eines mittelmäßigen Jugendbuches hin und her. Das Tempo wird dabei ausgebremst, das Interesse erlahmt, mit etwas Pech döst man einfach ein. Fesselnd ist anders, spannend auch. Und mal im Ernst - Hackebeil? Puh, einfallslos wie nur was. Von seinem Fach scheint der Autor ja was zu verstehen (Chemie und Biologie studiert, danach geforscht - okay, das kann ja alles mögliche bedeuten.), aber was er hier so als Schreibkunst und Storytelling anbietet, ist leider äußerst oberflächlich. Wer sich das Buch dennoch zulegt, sollte auf jeden Fall eine ordentliche Portion Geduld parat haben. Die Grube Messel ist bestenfalls der Aufhänger, der Rest Zeitreisekrimi auf Sudienanfänger-Niveau mit wissenschaftlichen Einwürfen. Muss also nicht sein. 412 Seiten (die damals als gebundenes Buch 44,00 Mark gekostet haben).

Jerry Garcia



Alex Shaw. MI6 Agent Aidan Snow rettet in der Ukraine einen britischen Staatsangehörigen, der von russischen Aufständischen gefangen gehalten wird.
In den Vereinigten Staaten wird ein Terroranschlag von einem Mann vereitelt, der gar nicht existiert.
In Russland flüchtet ein tschetschenischer Terrorist aus dem sichersten Gefängnis des Landes.
Und aus Afghanistan meldet ein Soldat der Roten Armee, der lange für tot gehalten wurde, eine erschreckende Botschaft: Al-Qaida soll im Besitz einer Atombombe des Typs RA-115A sein, welche unter dem Namen »Kofferatombombe« bekannt ist. Quelle - Amazon. Buchkauf direkt beim Verlag.

James East ist in New York unterwegs. In einem Kaufhaus sieht er Männer, die mas kiert und bewaffnet anscheinend auf etwas warten. Schnell wird ihm klar, dass sie einen Anschlag durchführen wollen. Er greift ein und kann nach und nach die Typen für immer ausschalten, bekommt aber selbst etwas ab. Er findet sich im Krankenhaus wieder - und wird von einem US-Geheimdienstler befragt. Unterdessen ist Aidan Snow in der Ukraine damit beschäftigt, einen britischen Landsmann aus den Klauen des Gegners zu befreien. Es spielt sich so vorbildlich ab, wie jene Aktionen in Klaten Krieg damals in Berlin. Shaw bringt seinen mein in die Botschaft in Kiew, wo er dann befragt wird. In Afghanistan hingegen marschiert ein vermeintlich Einheimischer, der aber radebrechendes Englisch spricht, in die Befestigung der mit dem Abzug beschäftigten Truppen der Briten direkt zum Kommandeur und unterbreitet dem, dass Terroristen mit einer Kofferbombe, einer schmutzigen Kofferbombe gen Westen unterwegs sind. Nach einiger Skepsis informiert der Kommandeur die Heimat und dort beginnt bald hektisches Treiben. Der Einheimische, der sich als Russe herausstellt, der nach dem Abzug deren Truppen aus Afghanistan einfach geblieben ist, kommt mit nach England. Dort wird er von allen möglichen Agenten befragt und mit der Zeit kommt es dazu, dass alle Akronyme der westlichen Welt in wilde Aufruhr versetzt sind. Wie wollen die Typen in den Westen einreisen, wieviele sind es, haben sie nur eine Bombe, haben sie Hintermänner? Jetzt müssen Leute wie Snow in den Einsatz. Und einige Überraschungen erleben.

"Cold East" ist keiner dieser unheimlich schnellen Kracher, wie sie die von mir geschätzten US-Autoren wie Ben Coes, Mark Greaney oder Stephen Hunter fast schon zelebrieren. Alex Shaw geizt nun auch nicht mit Action, bietet aber dennoch einen Spionagethtriller voller Elemente früherer Güte, wie sie z. B. Craig Thomas ("Firefox" - verfilmt mit Clint Eastwood) verfasst haben. Dadurch wird zwar die Spannung immens erhöht, der Krawallfaktor im Vergleich zu den anderen aber zurückgefahren. Hier haben eher wieder die sogenannten Dienste ihren Auftritt - seien es nun MI6 (SIS) oder MI5 (Internal Security Service) oder ihre jeweiligen russischen, unkrainischen oder amerikanischen Gegenstücke. Verrat, Täuschung, Vertuschung, Lug und Trug vermischen sich mit Gewaltausbrüchen und einigen wirklich menschlich-rührenden Szenen, wobei letztere nur selten in den Fokus des Lesers gerückt werden. Der darf gerne auch mal mitraten, wer hier wo wen verraten hat oder an wem Rache üben will. Und all das wird geschickt und ohne die Hauptfigur durch ständige Erwähnung überzustrapazieren in ein recht aktuelles Szenario verpackt, das hier die Ukraine darstellt. Leider kommt aber auch hier die einseitige westliche sichtweise hin und wieder zum Vorschein. Die Bösen sind immer die Russen. Wenn mir jemand nach einem Sieg in einem alten Krieg dann plötzlich nicht nur alle meine eroberten Gebiete in die Freiheit (also zu sich selbst) entlässt, mir meine Gebiete nimmt und sie dann unbedingt in seinen eigenen Staatenbund integrieren muss, mir dabei immer dichter an meine souveränen Grenzen rückt, würde ich auch mal aufbegehren. Besonders dann, wenn in einem dieser Länder ein gewählter (Ja, das war die Demokratie) Präsident mit Hilfe von Promiaufwieglern und Auslandspresse gestürzt wird, um einen dem Westen noch genehmeren Mann einzusetzen, muss ich halt mal mein Veto einlegen. Und da diese sogenannte Supermacht auf der anderen Seite nur eine Sprache versteht, wurde die eben angewandt, um sich nicht weiter und immer wieder demütigen zu lassen. Das wird nun aber nicht erwähnt. Die Russen sind böse, die Terroristen sind böse und da sind sich alle einig. Dennoch bleiben noch genug Räume für die eine oder andere Überraschung. Der Vergleich mit Autoren wie Andy McNab, mit Abstrichen sogar David Baldacci passt schon. Und um den ebenso erwähnten Stephen Leather und seine THRILLER-Reihe sollte sich von den deutschen Verlagen eh mal jemand bemühen. 351 Seiten.

Jerry Garcia



Chris Holm. Michael Hendricks ist ein Auftragskiller der ganz besonderen Art: Er tötet ausschließlich andere Auftragskiller. Und er weiß, wen das organisierte Verbrechen als Nächsten aus dem Weg räumen will. Sein Geschäftsmodell: Er sucht das Opfer auf, sagt ihm gnadenlos die Wahrheit – und macht ein Angebot, das man nicht ausschlagen kann: Zahl mir zehnmal so viel wie dem Killer, der auf dich angesetzt ist, und ich blas dem Kerl das Lebenslicht aus. Bisher hat er noch nie danebengeschossen. Doch dann steht er plötzlich selbst auf der Abschussliste eines Auftragskillers.

Michael Hendricks erledigt gerade einen Auftrag zur vollen Zufriedenheit seines Teilzeitarbeitgebers, als auch schon der nächste eintrudelt. Dies erfährt er von seinem Kumpel Lester, der auch einige Dinge sonst für ihn unterstützend in die Wege leitet. Inzwischen wird Alexander Engelmann von einem alten Mafioso angeheuert, der mehr weiß, als eigentlich gut für ihn sien sollte. Engelmann kann den Job nicht ablehnen. Gute Bezahlung und eine Herausforderung: Es geht gegen Hendricks. Also wird er diesen suchen, finden, identifizieren und erledigen. Nicht ganz so einfach. Es geht durchs ganze Land, verschiedene Aufträge und diverse Killer. Doch bald kommt ein kleiner Informant der Bullen ins Spiel, der zuvor die Mafia beklaut hatte, dann aus dem Zeugenschutzprogramm flüchtete und zuguterletzt in einem Kasino sechs Millionen Dollar abräumte. Nun soll er zur Übergabe des Schecks und der üblichen Werbemaßnahmen zu dem Kasino kommen. Und dort geht dann der Zinnober erst richtig los.   

Zitat: "Sie sagen also, sie haben es mit einem Auftragskiller zu tun, der Auftragskiller erledigt, und jetzt heuern Sie einen Auftragskiller an, um ihn zu erledigen?" Zitat Ende. Klingt mal nach was anderem, ist es aber nur bedingt. Während Hendricks der nette Killer von nebenan ist, der nur Verbrecher oder Leute tötet, die es verdient haben und auch sonst einrichtig ehrenwerter Kerl ist, sind alle seine Gegner das fieseste, was Amerika und die Literatur zu bieten hat. Naja, Engelmann ist kein Ami, aber auch ein echter Drecksack. Wo Hendricks aus einer Art Reue heraus tötet, hat Engelmann so richtig Spaß an der Sache. Hat ja auch schon in der frühen Jugend mit Tieren und so angefangen. Es werden also Klischees abgearbeitet, die auch dazu dienen sollen, den Unterschied zwischen einem bösen Killer und einem mit Heiligenschein auch ja nur deutlich genug herauszustellen. Aber egal, was sie versuchen an Sympathiewerten für Michael Hendricks zu wecken, er bleibt dennoch bloß ein Mörder. Auch FB'I-Agenten dürfen mitmischen, die dann auch schnell auseinanderdividiert sind. Sympathische Vorgesetzte, großmäuliger Partner mit einigen Schwächen. Die Story hat kaum Längen, wenig Humor und bietet durchaus einige actionreiche Passagen an. Besonders die Kasinonummer hat es dann in sich. Da ist dann ja auch noch Leonwood, ein brutaler Mafiakiller, der im Gegensatz zu seinen beiden Kollegen eher drastisch und plump vorgeht. Mehr so nach dem Motto: Leg halt alle um, der Richtige wird schon dabei sein. Um nicht völlig ohne Emotion und Drama mit einem Schuss Verzweiflung, Liebe und Eifersucht daherzukommen, wird noch eine Ex von Michael installiert, die er - selbstverständlich aus uneigennützigen Motiven - verlassen und im Glauben, er sei tot, gelassen hat. Ihr Schutz wird zum explosiven Finale des Buches, da aber an die Kasino-Sequenz nicht herankommt. Das Buch ist gut, die Story weiß auch zu gefallen, an actrion hat es auch keinen Mangel, sogar ein bisserl gefoltert wird, aber dieser scheinheilige Heiligenschein für Michael ist dann hin und wieder derart dick aufgetragen, dass er nervt. Trotzdem: es gibt ein weiteres Buch um Michael Hendricks und wenn es den Weg hierher schafft, wird es sicher eingekauft. 380 Seiten.

Jerry Garcia



William Boyd. William Boyd, Meister der Täuschung und des doppelten Spiels, ist prädestiniert wie kein zweiter, den neuen James Bond zu schreiben. Seit »Ruhelos« gilt er als Großer der Spionageliteratur und führt nun 007 selbst auf Abwege – großartiger Nervenkitzel für alle Boyd-Leser und Bond-Fans. Von Ian Fleming Publications auserkoren, der berühmtesten Agentenfigur der Welt neues Leben einzuhauchen, hat William Boyd ein raffiniertes Bond-Abenteuer geschrieben. Klassisch, voll unerwarteter Wendungen, mit zwei enigmatischen Bond-Girls und endlich wieder einem 007, der Wodka Martini trinkt - geschüttelt, nicht gerührt. Quelle Amazon.de - Bucherwerb in einem echten Geschäft.

In einer westafrikanischen Republik werden immense Ölvorkommen entdeckt. Selbstverständlich weckt das Begehrlichkeiten unter den Stämmen des Landes und es kommt zu einem Bürgerkrieg. Doch der schreckt dann auch die westlichen Staaten auf, die sich das "schwarze Gold" liebend gerne einverleiben würden. Zuvorderst die Amerikaner und ihre europäischen Cousins, die Briten. Also wird Bond losgeschickt, der die Interessen der beiden Nationen vertreten soll und den Präsidenten der abtrünnigen Gruppe von der Aufgabe seiner Ziele überzeugen soll. Auch auf das Risiko hin, dass der Mann dabei ums Leben kommt. Doch so einfach wird es nicht. Bond wird enttarnt, gefangengenommen, dann bei einem Fluchtversuch angeschossen. Er kann sich aber dennoch in für ihn angenehmere Gefilde retten. Nach seiner Genesung hat er nur noch ein Ziel: Rache. Ohne Auftrag reist er allein in die USA, um dort den Schuldigen zu stellen und ihn seiner gerechten Strafe zuzuführen.

James Bond im Jahr 1969, seinen 45. Geburtstag alleine feiernd. Doch alleine bleibt er nicht lang. Und schon sind wir bei den bewährten Bond-Zutaten: Den Bond-Girls. Die Trinkgewohnheiten kommen ebenfalls zum Zuge und seine Zigarettchen schmaucht er auch. Die Story um europäische Einmischung in afrikansiche Angelegenheiten des Profites Willen ist nicht das neu erfundene Rad, kennt man auch schon aus Filmen wie "Katanga" oder noch besser aus "Die Wildgänse kommen". Diesmal soll Bond für die Westler die Kastanien aus dem Feuer holen. Und der Erschaffer dieser Story lässt seinen Protagonisten erstaunlich sanft zu Werke gehen. Er ist zwar ein Mann mit einigen besonderen Eigenschaften und einem Trauma des vergangenen Krieges, wirkt aber gleichzeitig sehr zurückgenommen und ruhig. Das Buch erweckte bei mir über die gesamte Distanz eher den Anschein einer schnell erledigten Auftragsarbeit, so oberflächlich erschien mir dieses Afrikaabenteuer. Der  musste jetzt wirklich nicht sein. War Jeffery Deaver zu verkopft, ist der hier zu Groschenromanartig geworden. Flach, zwar mit Tempo, aber ohne richtige Spannung und ein alles andere als komplizierter und überraschender Plot. Als Verfilmung würde es gerade für eine TV-Serienfolge reichen. 365 Seiten.

Jerry Garcia



Die achtundzwanzigjährige Jet, ehemalige Mossad-Agentin aus dem gleichnamigen Roman JET, stellt sich einem beinahe chancenlosen, tödlichen Kampf, um die zu schützen, die sie liebt; einen Kampf von Nebraska bis zu den Zentren der Macht in Washington, von den Straßen Bangkoks bis in den Dschungel von Laos. Quelle: Bücher.de

Im Prolog werden zwei Männer von ihren Verfolgern zu Tode gejagt. Danach wechselt die Story direkt zu Jet, die ihre Tochter zu sich holt, in dem sie sie der Familie, in der Hannah untergebracht wurde, einfach entführt. Nun will sich Jet mit ihrer Tochter eionfach nur zur Ruhe setzen. Doch das ist ihr nicht vergönnt. Sie wird überwältigt und wacht in einem Bunker wieder auf. Gefesselt und noch unter den Nachwirkungen eines Betäubungsmittels stehend. Sie wurde von der CIA festgesetzt und soll den Job zu Ende bringen, den die beiden Männer aus dem Prolog nicht mehr erledigen konnten. Die wurden vor einiger Zeit tot aufgefunden. Ihre Tochter ist jetzt ein weiteres Mal bei einer Pflegefamilie untergebracht. Man bietet Jet aber einen hohen Betrag dafür, dass sie ins Goldene Dreieick reist und einen abtrünnigen Agenten namens Hawker findet, ihm 50 Millionen in Diamanten abnimmt und ihn unschädlich macht - und natürlich würde sie dann auch ihre Tochter wiedersehen dürfen. Sie muss nach Bangkok, wo man ihr einen Helfer aufs Auge drückt. Gemeinsam machen sie sich daran, die Spur des Gesuchten aufzunehmen. Bald müssen sie feststellen, dass das gar nicht so einfach ist. Um die Diamanten und Hawker einzukassieren, müssen sie tief in den Dschungel und bekommen es mit einer großen Schar seiner Männer zu tun.

Schon im Vorwort verweist Russell Blake darauf, dass die Sex-Industrie in Thailand hier möglicherweise etwas aufgebauscht wurde und er auch keine Dokumentation oder eine Anklage gegen das Geschäft schreibt, sondern einen Unterhaltungsroman. Auch wenn er mit seinen Protagonisten viele Zeilen in diesem Milieu verbringt, dient alles nur der Unterhaltung der Leser. So gewarnt kann der Kunde sich auf die Actionstory konzentrieren. Die geht zu Beginn noch etwas ruhiger zur Sache, nicht rein gemächlich, aber auch nicht voller überbordender Shoot-Outs. Nach und nach wird er Plan entwickelt, Jet in die Sache involviert und man appelliert - um nicht zu sagen erpresst sie damit - an ihren Mutterinstinkt, der sich dann in Bangkok auch noch einmal Bahn bricht, als sie sieht, wie die Kinder dort in diesem Sumpf des Verbrechens dahinvegetieren müssen. Obwohl gewarnt, kann man sich Gedanken zu diesem miesen Geschäft nicht völlig verschließen, zumal der Part auch etwas länger währt. Bis hierhin - etwas über 120 Seiten - wird Action nur sparsam und punktuell eingesetzt und man ist mehr auf Spuren-und Informationssuche, die ein- oder zweimal von Mordanschlägen unterbrochen wird. Danach aber entwickelt sich "Jet 2 - Verraten" zu genau der überzeugenden Waffe gegen Langeweile, die man sich als Freund derartiger Kost gewünscht hat. Und die Kills im Dschungel lassen durchaus so einige Bilder an alte Vietnamschinken oder den guten alten John Rambo vors innere Auge treten - und sie wollen dort auch längere Zeit verweilen. Etwas gestört hat mich das Szenario mit dem Kind. Wird von einer "Tante" entführt, die sie nicht kennt und plärrt nicht los? Mmh. Und hin und wieder zeigt sich Hannah "kooperativ". Nette Wortwahl für ein kleines Kind, das hin und wieder mal auf ne Ansage der Eltern hört. Hätte man anders formulieren können. Weiß nun aber nicht, ob es so im Original vorkam oder an der Übersetzung liegt. Abgesehen davon wieder ein feiner Kracher, der zwar diesmal etwas mühsamer in die Actionspur kommt und auch einige Elemente des Agentenmetiers und der Verschwörungen inklusive hinterhältigem Verrat aufweist, aber ansonsten fetzige und gute sowie flotte Unterhaltung bietet, die unangestrengte Lesestunden garantiert. Wie man schon mancherorts lesen konnte, soll im Herbst vom Luzifer-Verlag (Welcher Herbst ist denn gemeint? Dieses Jahr?) schon die Fortsetzung kommen. Übrigens wäre es angebracht, die Bücher in Reihenfolge des Erscheinens zu lesen, da sie aufeinander aufbauen. Ach ja, es wird auch noch "Drake Ramsey - Das Gold der Inka" beworben, das ebenfalls von Russell Blake und dem Luzifer-Verlag im Frühjahr kommen soll. Es ist früh (im) Jahr - wo bleibt das Buch? :icon_mrgreen: Rund 335 Seiten.

Jerry Garcia



Tim Curran. Der Biker John Slaughter hält nichts von Autoritäten. Als eine Katastrophe die USA in nukleares Brachland verwandelt, genießt er das Gefühl von totaler Anarchie und Freiheit. Doch bald wird den Überlebenden das Leben zur Hölle gemacht, als seltsame Würmer vom Himmel prasseln. Sie fressen sich in das Fleisch der Menschen und verwandeln sie in willenlose Tötungsmaschinen. Eine bekannte Biologin könnte die Seuche beenden. Um sie zu finden, bricht John in Richtung Mississippi auf. Er ahnt nicht, das er geradewegs durch die Hölle auf Erden fährt: Mutanten, Monster und konkurrierende Rocker lauern ihm auf - und uralte, diabolische Mächte sind zu neuem Leben erwacht.

John Slaughter, zumeist nur Slaughter genannt, ist ein 1%-er. Einer dieser ernsthaften Gangsterbiker, die für ihre Zeichen alles tun. Sei es nun morden oder nur Schutzgeld eintreiben. Nichts geht ihnen über ihre Kumpels, ihre wahre Familie - nur für einen aus der Truppe der Devisl's Disciples lohnt es sich, das Leben zu geben. Eine verschworene und harte Gemeinschaft mit brutalen Regeln. Doch Slaughter ist alleine unterwegs im Ödland. Seine Freunde, die einzigen, die er je hatte, sind entweder tot oder in einem Bundesknast. So schlägt er sich solo durch ein kaputtes Land, erwehrt sich den Würmerfressern, den lebenden Toten mit aller Kraft und extremer Gewalt. Dann wird auch er eines Tages einkassiert - und erhält einen Auftrag. Die Armee will keine von ihren eigenen Leuten ins mittlerweile wieder unbekannte Land des Westens schicken. Zu groß ist die Angst, dass diese gut ausgebildeten Männer, die an einer wichtigeren Front gebraucht werden, nicht mehr zurückkommen. Also nimmt oder besser zwingt man entbehrliche Figuren, den Job der Armee zu übernehmen. Leute wie Slaughter eben. Und der bekommt seine noch lebenden Kumpels aus dem Knast als Unterstützung. Gut bewaffnet und auf ihren Bikes, in ihren Kutten, mit ihren Zeichen, rasen sie gegen Westen und müssen sich bald aller möglichen Gefahren und Horden von Würmerfressern erwehren. Slaughter wird zeitweise von seinen Leuten getrennt und trifft auf unterschiedliche Einsiedler, die ihn mit Informationen versorgen. Danach geht es in den finalen Kampf, nachdem er seine Truppe wieder um sich versammelt hat.

"American Wasteland" ist fast wieder ein Western. Abgesehen von den Bikes und diversen modernen Waffen, wird der Westen wieder von den aus Osten kommenden "Zivilisierten" erobert, indem man die wilden Horden auszurotten versucht. Selbstverständlich mit diversen Zutaten wie dem Übersinnlichen, das durchaus einigen Platz einnimmt, zombieartigen Würmerfressern, die fast schon die Rolle der damals als so blutrünstig verschrieenen "Wilden" eingenommen haben. Die Biker-Crew stellt so eine Art extra-fiese glorreiche Sieben dar, die das Terrain von einer Geißel des dlandes befreien. Tim Curran scheint sich irgendwie an Namen aus Filmen der 70-er Jahre orientiert zu haben und ganz nebenbei werden auch Chuck Norris und Dr. Who zu Ehren gebracht: "Slaughter" (Jim Brown), "Dirty Mary" (Susan George in "Dirty Mary, crazy Larry"), "Snake" (Okay, frühe 80-er Kurt Russell) und dem Buch (auf gar keinen Fall dem Film) "Damnation Alley" von Robert Zelazny, in dem ebenfalls ein krimineller Biker dazu auserkoren wird, zur Rettung der Menschheit beizutragen. Gegen Slaughter ist Tanner aber ein Weichei. Was mich etwas enttäuscht hat, war diesmal das Szenario mit dem Indianer und den Erzählungen und Mythen. Hat für mich die Geschichte unnötig ausgebremst, war einfach zu ausführlich. Der Rest ist gespickt mit kleinen und größeren Anspielungen auf frühere Bücher ("Leviathan", "Kopfjäger") und der Sturm der Mutanten auf den Hügel hatte schon was von Vietnam wie in dem schon erwähnten "Kopfjäger". Aber hier setzt Curran eindeutig nur auf die reine und blutrünstige Variante der Unterhaltung. Und von Biker-Romantik ala "Easy rider" oder Schlaffis wie in "Der Mann aus San Fernando" kann man sich gleich verabschieden. Schluss mit lustig und romantisch. Verbrecher und Mörder allesamt. Leben um zu töten. Und das tun sie mit Wonne. Schlachtorgien und Blutbäder, Mutanten, fiese Nebel und Geister sowie verquere Visionen. Alle Zutaten da, die einen blutig-unterhaltsamen Leseabend garantieren. Größtenteils auch gelungen, abzüglich des von mir schon erwähnten Sermons. Mal etwas anders auch dadurch, dass der "Held" dieser Geschichte ein Drecksack und Verbrecher vor dem Herrn ist und nicht durch irgendwelche hehren Motive durch die Hintertür wieder irgendwie doch zu einer liebenswerten Sympathiefigur mit kleinen Fehlern stilisiert wird. Slaughter ist ein fieser Killer und er hat seinen Spaß dabei - nix mit Schönling und Gutmensch, noch nicht einmal mit charakterlichem Tiefgang oder auch nur irgendwelchen guten Seiten. "American Wasteland" ist ein blutiges Gematsche mit bösartigem Helden, der über 410 Seiten Tempo und Gedärm raushaut, dass es eine wahre Pracht ist. Abzug in kleinerer Dosis für den trägen Mythenteil, der Rest ist auf jeden Fall ne blutrote Empfehlung wert.

Jerry Garcia



Kealan Patrick Burke. Das Schiff. Am Ufer einer einsamen Insel vor der irischen Küste strandet ein unbemanntes Boot, beobachtet von einem Mann, den die Toten zu fürchten scheinen. In einer kleinen Steinkapelle flüstert eine Frau ein verzweifeltes Gebet, während etwas Blasses, Grauenhaftes an den Fenstern kratzt. Ein junges Mädchen rennt zur Küste, um dort ihren Geliebten zu treffen. Stattdessen stößt sie auf etwas Ungeheuerliches. In einem Beichtstuhl wartet ein toter Mann darauf, dass ihm die Beichte abgenommen wird. Ein Schuss in einer Kirche in Los Angeles treibt Tim Quinn um die halbe Welt und damit in einen Albtraum. Auf der Insel Blackrock stößt er auf Liebe, Mord und Wahnsinn, und er entdeckt die erschütternde Wahrheit über den Vorhang und diejenigen, die sich dahinter befinden.
Der Wanderer. Im Alter von elf Jahren sind dem Jungen Timmy Quinn seltsame Dinge widerfahren. Sein gewöhnliches Leben endet plötzlich in einem Chaos der Offenbarung. Er entdeckt eine weitere Ebene zwischen Existenz und Nichtexistenz, eine Ebene, die nur rachsüchtigen Geistern vorbehalten ist: Den Vorhang. Schlimmer noch, Timmy sieht diese monströsen Wesen, die sich frei zwischen den Welten bewegen und blutige Rache nehmen können. Seine Suche nach Antworten hat ihn um die halbe Welt geführt, ihn gezwungen, das Schrecklichste zu ertragen, und zu erkennen, dass die weitere Ebene, als Bühne bekannt, von Menschen erschaffen wurde, und dass die Toten nicht nach ihrem freien Willen handeln, sondern von einer schleierhaften Figur, bekannt als »Der Wanderer«, beeinflusst werden. Über diesen Mann weiß Timmy nichts. Aber er wird noch so einiges herausfinden, und die Zeit wird kommen, in der er auch erkennt, dass der Wanderer ein schlimmerer Gegner ist als die rachsüchtigen Toten.

Timmy Quinn, inzwischen einige Jahre älter und nun mit dem Anspruch, Tim genannt zu werden, ist in Los Angeles bei seinem Vater und will von ihm einen Ort genannt bekommen, an dem er in Frieden und Ruhe vor den Geistern leben kann. Der gibt ihm an, dass eine kleine Insel vor Irland mit nur 30 Seelen das Richtige für ihn wäre. Keine Verbrechen, keine Toten, keine Geister, die Tim heimsuchen können. Fataler Irrtum. Zuerst wird er vom Dorfpolizisten in eine Art Verhör genommen, weil der und die verschworene Gemeinschaft wissen wollen, was es mit dem seltsamen Amerikaner auf sich hat. Und es dauert auch nicht lange und er hat die ersten Erscheinungen. Ein Priester, der in der Kirche an einem Strick baumelte. Dann taucht auch noch seine Freundin Kim auf der Insel auf. Fortan entwickelt sich die Geschichte, wie es sich Tim nicht träumen wollte. Alte Geheimnisse kommen ans Tageslicht, ein Boot mit einer toten Frau treibt an den Strand. Die Geister wollen Rache. Und in der Story "Der Wanderer" kommt eine Figur zum Zuge, über die Timmy noch nichts weiß, bald aber viel erfahren wird. Denn "Der Wanderer", dessen Geschichte hier erzählt wird und der in einer üblen Familie aufwuchs, hat Macht über die Toten.

Der neue Band um Timmy Quinn und seine Erlebnisse ist ein echter Gruselschrecken mit der einen oder anderen recht blutigen Szene. Zwar keine großen Ekelszenen oder ausufernder Blutdurst, aber auch nicht völlig ohne  Gewalttätigkeiten. Nach und nach kann man das Grauen, das Tim erfährt, fast mit den Händen greifen. Statt eine Zuflucht zu finden, ist alles nur noch schlimmer geworden. Verlust prägt nun seine Welt weiterhin, er kann seinem vermeintlichen Schicksal nicht entkommen, egal wohin er sich wendet. Düster, mit eloquentem Stil und zielsicherer Wortwahl, schickt der Autor seinen Protagonisten auf eine weitere Odyssee während seiner Suche nach Frieden. Einem Frieden, den er immer vor Augen hat, den er aber nicht erreichen kann. Verzweiflung macht sich breit in dem jungen Mann. Sehr gelungen ist auch die Schilderung der abgelegenen Gemeinschaft, deren Verbundenheit untereinander und deren Misstrauen Fremden gegenüber. All das wird hervorragend erzählt von einem Autor, den ich bis vor wenigen Jahren nicht kannte, nicht einmal seinen Namen irgendwo gelesen hätte. Kealan Patrick Burke gehört nicht zu den Romanciers, die plakativ auf brutale Gewalt setzen, sondern langsam eine erschreckende Atmosphäre aufbauen, wie die vernebelte Insel mit dunkel aufragender Kirche in einem kleinen Dorf, eher ein Weiler, nur zu gut beweisen. Mit der Geschichte "Der Wanderer" wird dann das Buch sozusagen abgerundet, um einen Cliffhanger zu platzieren, der es in sich hat. Man (in diesem Falle ich) giert oder lechzt geradezu nach dem abschließenden dritten Band. Hoffentlich wird die Zeit nicht zu lang. Und hier auch ein Lob an den Verlag Voodoo-Press, der mit "Scriptmanufaktur" ein neues Lektorat/Korrektorat an Land gezogen hat, das - auch hier ein ausdrückliches Lob - das die Krankheit der kleinen, aber manchmal recht häufigen Fehler ausgemerzt hat. Nichts lenkt von der Lektüre ab - und die ist qualitativ schon sehr hochwertig. Die 180 Seiten waren tatsächlich flugs "verschlungen".

Jerry Garcia



Manel Loureiro. Europa liegt in Trümmern: Ein mysteriöses Virus hat unzählige Menschen in Untote verwandelt. Drei Überlebende treten die gefährliche Reise in die USA an, in der Hoffnung, dass dort noch ein Stück menschliche Zivilisation zu finden ist - nur um festzustellen, dass auch Amerika von den Zombies zerstört wurde. Einzig das kleine Städtchen Gulfport, Mississippi, ist bisher verschont geblieben. Doch Sicherheit hat ihren Preis: die Freiheit.

Bei ihrer Reise Richtung USA geraten der Anwalt, Pritschenko, Lucia und Kater Luculo in einen heftigen Sturm, den ihr Boot nicht zu überstehen droht. Doch dann taucht eine riesige, schwarze Wand vor ihnen auf. Anscheinend ein Tanker der schieren Größe nach zu urteilen. Damit die Besatzung sie in dieser Dunkelheit und der Höhe des Kolosses überhaupt bemerkt, feuern sie eine Leuchtkugel ab und haben Glück. Man hat registriert, dass jemand in Not ist und lässt eine Art Lotsenleiter an der Seite herab, über die die in Seenot geratenen an Bord entern können. Schon bald kommt ihnen alles hier etwas seltsam vor. Auch die Reiseroute ist ungewöhnlich. Es geht nach Afrika, um dort Ölvorräte aufzunehmen. Dazu werden Truppen angelandet, die dort mit den Untoten fertig werden sollen und das Öl zudem in den Bauch des Tankers zu pumpen. Es gibt zwar einige Verluste, aber ungewöhnlich ist auch, dass bei den Kämpfern kein einziger Weißer ist. Und diejenigen, die nur gebissen, aber nicht zerfetzt werden, dürfen wieder an Bord. Man tritt den Törn zurück Richtung USA an und als der Anwalt mit dem Kapitän und den Offizieren zusammen speist, stellt er eine fanatische religiöse Stimmung fest und muss bald erfahren, dass hier eindeutig eine Rassentrennung herrscht. Das bestätigt sich, als sie in Gulfport ankommen. Das Städtchen ist ein einsames Bollwerk gegen die Untoten, wird aber von einem Despoten namens Greene beherrscht, der die Bewohner gnadenlos unter seine Knute gezwungen hat. Als Unterstützer und Sicherheitspolizei dienen ihm Ex-Knackis der Aryan Nation, die sich in dieser neuen Ordnung pudelwohl fühlen. Sie können fast nach Belieben gegen Andersgläubige oder Andersfarbige vorgehen. Die Menschen bleiben unter Kontrolle, weil es ein Mittel gibt, das die Ansteckung durch den Virus oder einen Biss zwar nicht heilt, aber den Prozess extrem verlangsamt. Und zu allem Überfluss macht sich von Nordkorea aus, das sich durch seine rigorose Abschottung gegenüber der restlichen Welt tatsächlich vor dem Virus schützen konnte und keine Krankheitsfälle aufweist, ein größerer und schwerstbewaffneter Trupp via Schiff nach Amerika auf und landet an der Westküste an. Von dort aus soll es nun Richtung Osten gehen, wo die Bohrinseln vor der Küste das Öl fördern, das nicht nur die Amerikaner brauchen, sondern auch die Nordkoreaner. Die Asiaten erobern die USA und brauchen sich nur um die "Krümel" kümmern, die die Untoten übrig gelassen haben. "Gulfport" wird zum Schauplatz einer finalen Schlacht.

Vorab hätte der Autor vielleicht etwas besser recherchieren sollen. Er hat Countys direkt als Grafschaft übersetzt. Diesen Begriff haben einst die Briten ins Land gebracht, aber in den USA gab es dann nur in zwei Bundesstaaten wirklich Grafschaften und auch das hatte bald ein Ende. Zu der Zeit, in der das Buch spielt, gibt es jedenfalls keine Grafschaften mehr, sondern nur Countys. Dann lässt er den Anwalt in der Kajüte kochen. Die Kochstelle in der Kajüte wäre dann aber die Pantry oder Kombüse. Daneben gibt es noch einige Logiklöcher (Hier wäre vielleicht ein gutes Lektorat/Korrektorat wie Scriptmanufaktur, um mal ein Beispiel zu nennen, ein Gewinn gewesen, das man sich bei dem Preis von 14,99 Euro für das Buch auch sicher hätte leisten können.). Die Story ist jetzt nicht gerade wunderlich innovativ. Religion, Rassismus, ein Despot, der eine Stadt mit seiner harten Hand führt, böse Schlitzaugen, blonde Nazis der Aryan Nation. Ein Gemisch, das man schon aus etlichen anderen Geschichten dieser Art kennt, Klischees werden also munter bedient. Auch die Charakterisierung der einzelnen Figuren ist wenig überraschend. Schwarz und Weiß wird hier perfekt gemalt. Was man dem Buch aber absolut nicht absprechen kann, ist eine sehr actionreiche Handlung mit einem finalen Gefecht jeder gegen jeden, das es in sich hat. Freunde von Geballer und riesigen Explosionen, Einsatz von RPGs und Panzern gegen Amis und Zombies werden auf ihre Kosten kommen. Stilistisch vielleicht ein Leichtgewicht kann Manel Loureiro auf jeden Fall ein flottes und kurzweiliges Buch attestiert werden, das sich zwar nicht durch überbordende Brutalität auszeichnet, dafür aber schnell und locker zu konsumieren ist. Obwohl man einige Handlungselemente schon aus anderen Büchern kennt, ist "Apokalyse Z - Zorn der Gerechten" weitaus unterhaltsamer als z. B. die recht lahme "The walking Dead"-Buchreihe von Robert Kirkman, auch wenn man zugeben muss, dass die Koreaner irgendwie wohl nur dazu dienten das Konstrukt noch fetziger zu machen und ansonsten eher kaum Daseinsberechtigung haben (in diesem Buch, meine ich). Dass hier auch mal wieder die Nazis aus dem Keller geholt wurden und man den Zugtransport auch aussehen ließ wie die damaligen Fahrten in die Lager, war für mich dann doch nicht gerade die Superidee, da sie ja von jedem benutzt wird, der einen brauchbaren Bösewicht sucht. Lasst euch mal was Neues einfallen. Dies und ein paar andere Dinge sind die Schwächen in dieser für den Massenmarkt kompatibel konzipierten Trilogie, die mit schnellen Handlungsabläufen nicht geizt und sich die stärksten Momente für das letzte Buch aufgehoben hat. Schaut man mal nicht auf die erwähnten Mängel, ist "Apokalypse Z - Zorn der Gerechten" also goutierbare Allerweltsware, bei der sich die Buchhändler nicht weigern, es ins Sortiment aufzunehmen - kommt ja auch von einem der Marktführer, die stößt man nicht gerne vor den Kopf. Wer also mit der Auswahl bei seinem Stammbuchhändler bisher zufrieden gewesen ist, kann sich auf diese Trilogie aus dem Zombieversum locker einlassen und macht weniger falsch als der Autor bei dem einen oder anderen kleinen Lapsus.   504 Seiten. 

Jerry Garcia



Edward Lee. Betrete die kranke Welt von Edward Lee. Lese die Abenteuer der geistesgestörten Rednecks Ball und Dicky (bekannt aus Bighead), wie sie auf unglaublich schmutzige Huren treffen, auf einen Serienkiller - und auf etwas Unvorstellbares, das man passenderweise Spermatogoyle nennt. Doch dann treffen sie auf die Minotauress.

Luntville im Süden der USA. Ein Kaff, das nicht einmal Joe Lansdale freiwillig erwähnen würde. Mit Bewohnern, die bei Besuch schnell versteckt werden müssten, um sich nicht zu blamieren. Dort leben Balls und Dickie. Nachdem Balls gerade aus dem Knast kommt, wird est einmal kräftig gepichelt und wahrhaft rotzige Sprüche geklopft. Doch die Sauferei kostet Geld. Da muss ein lukrativer Job her. Schwarzgebranntem schnell über die Staatsgrenze zu verhelfen, wäre da so eine Möglichkeit. Doch davor steht die Bewerbung. Gaaaanz üble Sache. Aber hey, es sind Balls und Dickie. Denen ist nichts zu schmutzig. Wobei in der Gegend eigentlich eh nichts zu schmutzig sein kann. Und dorthin verschlägt es den Schriftsteller. Er will eigentlich mit dem Bus nur durchreisen - es gäbe wohl auch nix, das ihn dort halten könnte -, aber die Gesellschaft und der Mief im Bus sowie die Hinterlassenschaften auf der rückwärtigen Bank, die er auch erdulden musste, lassen ihn gerade hier aussteigen. In dieser Hölle auf Erden will er seinen großen Roman schreiben. Doch erst einmal lernt er die Einheimischen und ihre seltsamen Gebräauche kennen, kommt dabei aber absolut nicht mit seinem großen Epos voran. Anderthalb Zeilen - und dann lernt er auch noch Dickie und Balls kennen. Keine guten Voraussetzungen für einen gebildeten Autor, der dann doch tatsächlich einen literarisch gebildeten Menschen trifft. Dass dieser nicht gerade als Vorbild für andere dienen sollte, bemerkt er erst später. Zudem gelangt er noch mit den beiden Vollhonks zum Anwesen von Crafter, einem alten und knorrigen Typen, der sich bestimmten Forschungen verschrieben hat. Was die Drei dort erleben, spottet jeder Beschreibung. Und die Minotauress erst - Junge, Junge, da müssen sogar die Abgebrühtesten Rednecks erst einmal tief durchatmen.

Ein Edward Lee wie er leibt und lebt. Fäkalsprache im Land der Ungebildeten. Verwatzte rednecks, die sich mit Schwarzbrennerei und Schmuggel ihren Lebensunterhalt verdienen, ihre Untaten für normal halten und die sexuellen Abartigkeiten für normales Liebesspiel. Nach einem Header lernt man jetzt auch einen Rucking kennen (mehr dazu selbstverständlich im Buch). Der Autor liebt seine Übertreibungen, seine ekligen Geschmacklosigkeiten, mit denen er Grenzen auslotet, wie weit er gehen kann. Ja, das Kopfschütteln oder den Würgereflex, den er beim Leser auslöst, beabsichtigt er. Das ist seine Form von Spaß. Wem es zu hart ist, der ist zu schwach. Fertig. Und er spielt natürlich mit diversen Andeutungen aus anderen Büchern, die er dem lesenden Volk schon an den Kopf geknallt hat. Da ist der Opa-Schuhmacher, dem ein Arzt mitgeteilt hat, dass man ihm wegen Diabetes die Füße amputieren müsste (Ohne eben jene dann in "Header"), da sind natürlich Balls und Dickie, die einige Jahre später "Bighead" begegnen werden und da wird auch "Mr. Torso" erwähnt (Beim Festa-Verlag schon angekündigt) kurz erwähnt in all diesen Anspielungen auf frühere Literatur-Verbrechen von Edward Lee. Und als Bonus hat Mr. Lee dann auch noch ein feines Spiel eingebaut. Es  nennt sich "Such-die-Handlung" und hat es wirklich in sich, da er genau diese gut versteckt hat. Und es braucht dann auch schon zwei Drittel Geduld, bis die titelgebende Minotauress auch ihren Auftritt bekommt, der dann aber wieder die typischen Tugenden des Autors zutage bringt. Apropos Autor - man beachte bitte den Schluss.
"Die Minotauress" sollte man meines Erachtens in keinem Fall ernst nehmen. Für mich ist es das, was Edward Lee unter einem reinen Spaßbuch versteht. Er scheint sich köstlich amüsiert zu haben und wer das nicht auch tut, hat halt Pech gehabt. Ist jetzt nicht das Highlight in seiner Bibliographie, aber wer seine anderen Bücher alle gelesen hat, weiß dann eben auch, dass er durchaus anders kann. Rund 350 Seiten

Jerry Garcia



Howard Linskey. David Blake leitet die Geschicke des organisierten Verbrechens im nordenglischen Newcastle, und er weiß genau, dass er diesen Job nicht kündigen kann. Denn aufhören kann man nur als Toter. Und langsam wird es eng für David. Die Polizei sitzt ihm im Nacken, russische und serbische Syndikate, die vor keiner Brutalität zurückschrecken, machen ihm sein Territorium streitig. Es geht ums Ganze – und vor allem ums Überleben.

David Blake ist mit seinem Bodyguard Joe Kinane unterwegs als zwei dreiste Jungspunde sie mit ihrem Auto quasi zur Seite drängen und davonrasen. Während Blake kein Aufsehen erregen will, ist Kinane derart angefressen, dass er die Schwachmaten verfolgt und ihnen zeigen will, was er von jugendlichen Rasern ohne Hirn und Verstand hält. Nach einer wilden Jagd können sie die Kerlchen stoppen und zeigen ihnen, wo der Hammer hängt. Aber Blake hat andere Probleme: Die Tochter eines Bullen, der ihm ständig an den Hacken hing, wurde bestialisch ermordet und im Wald entsorgt. Selbstverständlich ist er der Hauptverdächtige. Sein Mann bei der Polizei, Sharp, warnt ihn und als er dann auch schon abgeholt wird, ist er vorbereitet. Nicht ahnen konnte er, dass auch der Polizeichef ihn nicht für so blöd hält, dass er sich so offensichtlich als Killer präsentiert. Er gibt ihm die Gelegenheit, den Mörder zu finden. Doch damit nicht genug: Sein Finanzexperte wird geschasst. Eigentlich nur wegen Fahren unter Alkoholeinfluss, aber bei der Überprüfung der DNA stellt sich heraus, dass er vor einigen Jahren eine 13-Jährige missbraucht und getötet hat. Also wird er verknackt - und hat das Geld vom Boss selbstverständlich gut gesichert auf Konten auf den Caymans verwahrt, zu denen nur er Zugang hat. Ein russischer Milliardär will Blake zudem dazu benutzen, über dessen Routen zum Schmuggel auch einige Attentäter nach Russland zu bringen, die das Land in Aufruhr versetzen, um den derzeitigen Alleinherrscher von seinem Thron zu jagen. Und in Schottland sind miese Gangster aus Serbien angetreten, um das Territorium mit Gewalt zu übernehmen. Gewalt, die sie aus ihren ethnischen Säuberungen während des Balkan-Konfliktes gewohnt sind.

Nach "Crime machine" und "Gangland" nun mit "Killer Instinct" der Abschluss des düsteren Gangster-Epos über den Emporkömmling in Newcastles Unterwelt David Blake. Schon nach seinem Mord an seinem Boss musste Blake feststellen, dass man sich heutzutage als Syndikatsführer mit den Regeln der modernen Wirtschaft auskennen muss - oder der Staatsführung. Wer da von wem abgeschaut hat, ist nicht mehr festzustellen. Wie in Wirtschaft und Politk lauern überall Konkurrenten, die an ausstechen muss und dabei auch nicht zimperlich vorgeht. Lug und Trug gehören ebenso dazu wie bezahlte Honoratioren und gekaufte Gesetzesvertreter und auch der ein oder andere Mord. In "Killer Instinct" ballt sich alles zusammen und für den eloquenten Gangsterboss wird es erwartungsgemäß eng. Niemand hält sich ewig an der Spitze eines Kartells ohne irgendwann an seine Grenzen zu gelangen, wie Blakes Vorgänger ja zu spüren bekam. Blake muss an allen Fronten kämpfen, sogar an der privaten. Blake ist mittlerweile nur ein schwer gestresster Manager, ein Vorgesetzter, wie ihn manche Psychologen schon als Wirtschaftspsychopathen beschrieben haben. Ob im Leben oder im Sport - es ist leichter an die Spitze zu kommen als sich dort zu halten. Ständig neue Gegner und neue Herausforderungen sind zu bewältigen/zu beseitigen. Was ist nun so besonders an dieser Trilogie? Eindeutig die Hauptfigur. War er zuvor nur einer dieser Berater, die sich durchlavierten und damit herausredeten, dass sie keine richtigen Verbrechen begingen, wurde dieser Yuppie schnell zu einem Führer des organisierten Verbrechens. Aber einer, der ein echter Blender ist. Er hat Charme, ist intelligent, versteht es, sich auszudrücken, sein Gegenüber einzuwickeln, Sympathien auf sich zu vereinen. Und die große Kunst des Autors ist, dass genau dies auch dem Leser passiert. Er weiß genau, dass dieser Blake ein skrupelloser Killer ist, ein eiskalter Mörder, ein Boss, der zwar einige ungeschriebene Gesetze der Branche einhält, aber sonst genauso rücksichtslos zum eigenen Vorteil agiert wie andere Verbrecher auch - und dennoch erwischt man sich dabei, wie man mit ihm mitfiebert, wie man unschlüssig ist, welches Ende man dem Typen wünschen soll. Ich hatte mit meinem übrigens nicht recht. Und so ganz nebenbei gibt Howard Linskey (und irgendwie scheint sich das bei britischen Autoren in letzter Zeit zu häufen) dem Profifußball und seinen über die Maßen verhätschelten Protagonisten ordentlich einen mit auf den Weg. Drogenmissbrauch, Selbstüberschätzung, Starkult für Analphabeten und so weiter. Und ein Name taucht aus welchen Gründen auch immer fast jedes Mal auf: David Beckham. Und selten positiv. Und die Scheinheiligkeit der amerikanischen Politik mit ihren Geheimgefängnissen, Aktionen auf dem Gebiet souveräner Staaten und ihren fadenscheinigen Begründungen dazu, während sie anderen Nationen das Recht für ebensolches Gebaren als selbsternannter Weltpolizist absprechen, darf ebenfalls nicht fehlen. Da wird soviel gelogen wie in anderen Institutionen, die sich für unfehlbar halten, sei es nun Amnesty International, Greenpeace, Politik, Medien, Religion oder Sekten, überall der gleiche Sumpf. Selbst die sogenannten Gesundheitsapostel wie Vegetarier oder Veganer, Nichtraucher oder Baumumarmer werde nicht ausgespart. Selbstverständlich werden solche kleinen Vergehen nur bei den Moralaposteln gerne übersehen oder bleiben unerwähnt. Natürlich bleibt auch die momentane Situation in Russland nicht so ganz unerwähnt und man denkt gegen Ende durchaus auch mal an die vielen skandinavischen Thriller, in denen das Verhältnis zum großen Nachbarn gerne thematisiert wird. Daher ist diese Trilogie nicht nur ein faszinierendes Gangsterdrama im großen Stil, sondern auch eine recht zynische Abrechnung mit dem, was heute in der Welt so vor sich geht. Niemals sollte man dem äußeren Schein auch nur ansatzweise vertrauen. Man kann nur verlieren. Rund 380 Seiten

Jerry Garcia



Edward Lee. "Opa, was ist ein Header?".  In West Virginias einsamen Wäldern gelten andere als unsere Gesetze, und dort vollzieht man eine sehr spezielle sexuelle Praktik. Sie ist so eklig, dass niemand darüber redet - und viele glauben, dass es so etwas gar nicht gibt.

Backwood West Virginia. Drogenküchen, Schnapsbrenner, Hinterwäldler ohne Bildung oder gar so etwas wie einem Job. ATF-Agenten kümmern sich mehr oder weniger darum, den Sumpf der illegalen Transaktionen auszutrocknen. Stew Cummings ist einer davon. Aber er hat ne kranke Frau zu Hause, die Unmengen teurer Medikamente braucht, für die sein Gehalt nicht ausreicht. Also schaut er gegen eine gewisse Gebühr öfter mal weg. Travis hingegen ist ein Hinterwäldler durch und durch. Ungebildet, kriminell, versifft und brutal. Nach einigen Jahren Knast, in denen er seinen Arsch nur durch Anwendung von heftiger Gewalt vor Penetration bewahren konnte, kommt er wieder raus und es zieht ihn nach Hause in die bewaldeten Berge seiner Heimat. Dort lebt nur noch sein Opa, dem beide Beine wegen Diabetes amputiert wurden. Und Opa weiht seinen Enkel nun in die Geheimnisse des "Header" ein. Ein altes Ritual in der Gegend, das sich verfeindete Familien so als letzten Gruß gerne antun. Travis findet Gefallen daran - und Opa? Ja, der ist froh, dass er auf seine alten Tage noch jemand zu einem Header verhilft. Indes macht sich Cummings bei einem der Drogenköche eher unentbehrlich und kassiert mehr ab - und wird danach gierig. Seine Frau zu Hause benötigt immer teurere Medikamente und mit dem Geld, das die Verbrecher irgendwo rumliegen haben müssen, hätten sie ausgesorgt und könnten in wärmere Gefilde fliehen. Gedacht, getan. Und ganz nebenbei muss er ja auch noch die Morde an den Menschen aufklären, die tot in der Landschaft liegengelassen wurden.

Edward Lee insane. "Beim Sterben ist jeder der Erste" aka "Deliverance" in total krank. Für Lee-Erstleser ist der Backwooder "Header" vermutlich die ideale Einstiegsdroge in die kranke Welt dieses Extrem-Horror-Autors, war es doch auch sein Start in diese Richtung. Leser, die seinen Wahnsinnsideen schon vor längerer Zeit lesetechnisch zum Opfer fielen und durch ihre Abhängigkeit nun unrettbar an ihn gekettet sind, werden nur - so sie es nicht schon wissen - auf die Beantwortung der Eingangsfrage warten: "Opa, was ist ein Header?". Danach geht eigentlich alles seinen gewohnten Gang, kann kaum überraschen, ist es doch der noch nicht ganz ausgereifte Beginn einer Reihe mit abartigem Humor und absoluten Geschmacklosigkeiten, die sich von Buch zu Buch immer mehr zu übertreffen versuchen.Und seine Anhängerschaft mehren. Neben den Hinterwäldlern mit ihren seltsamen Regeln und ihrem noch seltsameren Gebaren gibt es noch gute und böse Bullen, den Flair einer im Niedergang begriffenen Gegend, in der Armut regiert. Überraschungen bietet die Story kaum, höchstens Kath bietet gegen Ende noch nen kleinen Twist. Die Novelle liest sich flott, ist stilistisch nicht gerade ein Schwergewicht, weist aber schon den Weg, den Edward Lee später mit viel Erfolg beschreiten wird. Satte Ekelportionen angereichert mit Blut und Hirnmasse, dazu ne Portion Sex der abartigen Variante in den düsteren, von Welt und Gesetz vergessenen Wäldern der USA, von denen nie jemand glauben würde, dass sie tatsächlich existieren. "Header" erschien in Deutschland wie auch die anderen Bücher von Edward Lee beim Festa-Verlag. Besonders daran ist aber, dass es eine Sammlerausgabe ist, die nur über den Verlag vertrieben wird - oder wurde, da schon ausverkauft -, auf 666 Exemplare begrenzt war und zum Buch auch den Originalfilm "Header" als DVD mitlieferte. Für Fans schon fasr ein Schnäppchen. Wird sicher bald einige unmoralische Angebote auf den entsprechenden Plattformen geben. Gestern auf ebay wurden einmal 120 Euro ausgerufen. Abzocke halt. Wie bei jedem Medium darf auch die nicht fehlen. Dennoch greifen Fans oder Sammler zu, die nicht das Glück hatten, ein Abo beim Verlag abzuschließen oder einfach zeitig zu bestellen. 120 Seiten

Jerry Garcia



Paul E. Cooley. In 30.000 Fuß Meerestiefe wurde ein Ölfeld größer als Saudi-Arabien entdeckt; eine solche Menge Öl, dass Nationen bedenkenlos in den Krieg ziehen würden, um die Rechte daran zu erstreiten. Als ein Explorationsteam beginnt, ein Bohrloch nach dem anderen in den Boden zu treiben, erschüttert ein gewaltiges Grollen die Tiefe des Meeres. Etwas lebt in dem Öl und es wird zur größten Bedrohung, welche die Menschheit je gesehen hat.

Auf der Plattform im Meer hat der Bohrinsel-Chef Vraebel das Sagen. Er teilt seine Männer ein, diszipliniert sie, wenn nötig und sorgt dafür, dass alles reibungslos abläuft. Da kommen ihm die Leute vom Auftraggeber aber sowas von quer, dass er sie eigenhändig dem tosenden Meer übereignen würde, wenn da nicht seine Chefs und die neuartige Ausrüstung von Catfish, Calhoun und Shawna wäre. Mit diesen hypermodernen Sonden und Tauchgeräten sind die Leute auf der Bohrinseln allen anderen in den Geschäft Lichtjahre voraus. Doch sie ahnen nicht, was sie anrichten, als sie mit den ersten Testbohrungen in der Tiefsee beginnen. Tief in dem Graben ist etwas. Etwas Unheimliches. Etwas, das tötet. Tintenblaues Dunkel verbirgt es vor Blicken, doch es schickt Vorboten auf die Reise. Kleine Massen in schwarz, die sich immer weiter in die Höhe Richtung Bohrinsel arbeiten, keine Probleme mit dem Druckausgleich haben und auch sonst fast kaum eine Schwäche zeigen. Sie gelangen unbemerkt auf die Plattform und bald werden sich die Arbeiter und auch die Wissenschaftler zu Tode ängstigen. Zu allem Überfluss kommt noch ein Sturm auf, der die See aufpeitscht. Doch als die ersten Todesopfer zu beklagen sind, ist der Sturm das kleinere Problem.

"The Black - Der Tod aus der Tiefe" ist genau das, was von mir auch erwartet wurde. Eine nette und durchaus gelungene Mainstream-Horrorstory, die durchaus recht gut zu unterhalten weiß. Den Aufbau und die Charktere kennt man aber sicher schon aus diversen Filmen oder anderen Büchern. Das Alpha-Männchen der Bohrinsel fühlt sich von den Außenstehenden in seiner Ehre gekränkt, dass die überhaupt auf der Insel sein dürfen und noch dazu so etwas wie Narrenfreiheit genießen. Alles auf Befehl von oben, weil denen dort schon die Dollarzeichen in den Augen stehen. Also wird zu Beginn des Buches gezankt, gestritten, erklärt, gespurt und geplant. Nur nach und nach taucht dann auch die wirkliche und unheimliche Bedrohung auf. Dazu Dunkelheit, ein aufziehender Sturm und fertig ist eine düstere Atmosphäre der Furcht. Obwohl auf der Bohrinsel rund einhundert Menschen arbeiten, werden die meisten Aktionen auf die Handvoll Hauptfiguren beschränkt, die sich gegen alle Widrigkeiten zur Wehr setzen. Irgendwie sieht das Szenario bald aus wie "The Blob" trifft "The Thing (Carpenter-Version)" und geht auch ähnlich vonstatten. Also innovative Neuerungen sollte man nicht erwarten, aber eine feine, nicht ultrablutige Lektüre ist "The Black - Tod aus der Tiefe" schon geworden. Ein Drittel ist Einleitung, danach geht es immer mehr zur Sache. Insgesamt netter Horror für den allgemeinen Markt, der sich bald flott lesen, Erinnerungen an Filmchen wie "The Rig" aufleben lässt (ohne dessen günstiger Produktion nachzueifern, aber meine Lieblingsfigur oder mein Sympathieträger Vraebel hätte durchaus auch ein William Forsythe sein können) und auch auf eine aufgringliche Liebesgeschichte freundlicherweise verzichtet. Ein, zwei Dinge haben mich noch gestört, weil sie schon so oft vorgekommen sind, dass selbst das Klischee sich weigern würde, damit in einen Topf geworfen zu werden. Aber die Dinge gehören wohl schon seit den ersten Büchern ever irgendwie dazu. Ich mag sie halt nur nicht mehr sehen/lesen. Sind aber nur Kleinigkeiten. Wer also weiß, worauf er sich da einlässt, dürfte mit dieser Anschaffung schon zufrieden sein. Meinen Dank möchte ich übrigens auch dem Übersetzer Andreas Schiffmann aussprechen, der so eine oder andere meiner dämlichen Fragen beantwortet hat, ohne seinen Verstand zu verlieren. Als Beispiel nenne ich mal das Wort "Evakuation". Mir altem Dorfmenschen mit der dialektbelasteten Ausdrucksweise eines Vorschülers der heutigen Bildungsmisere war das Wort noch nicht einmal so wirklich bekannt und schon gar nicht, dass es auch für "Evakuierung" steht. Zum Glück hab ich nicht nach Eva gefragt oder einer Adamkuation. Also nur teilweise blamiert. Der Kontakt zu Herrn Schiffmann kam übrigens durch den verlegenden (nicht verlegenen) Luzifer-Verlag zustande. Also ein klitzekleines, minimiertes Danke auch an Steffen Janssen.

Jerry Garcia



Michael Connelly. Der mit allen Wassern gewaschene Anwalt Mickey Haller wird in Los Angeles in den Mordfall an einem Callgirl verwickelt. Er kennt die Tote, denn vor einiger Zeit hatte er Gloria Dayton vor Gericht herausgehauen. Die Anklage wegen Kokainschmuggels wurde fallengelassen, als die Frau ihre Hintermänner preisgab. Doch nun wird ihrdigitaler Zuhälter des Mordes beschuldigt. Der Mann, der Glorias Internetauftritt managte, beteuert seine Unschuld - und Haller wird den Verdacht nicht los, dass sein Erfolg damals vor Gericht unvorhergesehene Folgen gehabt hat.

Mickey Haller ist Strafverteidiger. Einer, der seine Kanzlei in einem Lincoln untergebracht hat und sich von einem Chauffeur zu den entsprechenden Locations seiner Fälle oder Verhandlungen kutschieren lässt. Selbstverständlich unterhält auch er ein Büro, das seine Mitarbeiter für die Prozessvorbereitung oder den unvermeidlichen Papierkrieg nutzen. Und nachdem er einem Mandanten zu einer Wiederaufnahme des Verfahrens verholfen hatte, nachdem er das erste sabotiert hat, kommt ihm ein neuer Fall unter. Er soll Andre La Cosse vertreten. Der wiederum hat sich an ihn gewandt, weil er seine Adresse von Gloria Dayton hat, einer früheren Mandanit von Haller. Der ist überrascht, denn diese sollte längst unter anderem Namen in Hawaii untergetaucht sein. War sie aber nicht - und jetzt soll Andre sie umgebracht haben. Der Ansatz von Haller ist klar: Er beginnt bei den Mädchen, die Andre ebenfalls betreute und fragt nach gemeinsamen Jobs mit Gloria. Ausserdem gibt es da eine verdächtige Sache in einem Hotel, wo Gloria zu einem Zimmer bestellt wurde, dann aber kein Freier wartete. Dafür aber ein Mann, der sie dann verfolgte. Da der Vorfall aber auch La Cosse seltsam vorkam, vermutete der, dass die Lady ihn bescheißen würde und wurde beim Streit ums Geld etwas grob. La Cosse wirkt immer verdächtiger. Und dann mischen in der Sache auch noch die Bosse von damals mit. Der eine hat sogar seinen bestenfalls unfähigen Sohn damit beauftragt, ihn aus dem Knast zu pauken. Schon nach kurzer Zeit des Kennenlernens ist Mickey Haller sicher, dass das nichts wird und bietet seine Dienste an. Dazu kommt noch sein Privatleben, das unter den Folgen des Unfalls eines betrunkenen Fahrers leidet, den er zuvor erst vor einer Klage wegen Fahrens unter Alkoholeinfluss bewahrt hatte.

Wenn es um Gerichtsthriller geht, wird ja immer zuerst John Grisham genannt. Doch der lebt mittlerweile nur noch von seinem guten Ruf, den er sich mit seinen ersten, wirklich herausragenden Thrillern erarbeitet hatte. Seit längerer Zeit schreibt er bestenfalls unterhaltsames Mittelmaß oder hin und wieder einschläfernde Reiseführer mit Lokalkolorit, die dem Leser dann als Thriller verkauft werden. Dabei gibt es in diesem Metier doch mit John Lescroart, Scott Turow oder eben Michael Connelly Autoren, die es besser verstehen, dem geneigten Kunden spannende Gerichtsthriller zu liefern. Bei "Götter der Schuld" (Der Begriff wird im Buch dann auch näher erläutert) ist mir der Anfang mit den schäbigen Auswüchsen und Tricks im amerikanischen Rechtssystem doch auf den Magen der Gerechtigkeit geschlagen. Hat man so einen Anwalt auf der eigenen Seite, ist man gut dran, ist er aber der Gegner, wird man fies gelinkt - im Rahmen des US-Rechts. Erster Gedanke: an die Wand gestellt - den Anwalt. Und die Preise, die die für ne Verteidigung aufrufen sind ebenfalls ruinös für ihre Kunden, unanständig und unmoralisch. Hoffentlich wird diese Art der Rechtsprechung nicht völlig von den Europäern übernommen, bei denen es bisher "nur" heißt, wer Geld hat, wird kaum bestraft. Siehe Konzernchefs oder Politiker. Das Buch und die Geschichte sind für einen Thriller auf dem Massenmarkt gut konstruiert und nicht flach nach dem üblichen Schema geschrieben oder einfach mal schnell "rausgehauen", wie es bei so manch anderen Schreiberlingen den Eindruck macht, die sich besonders damals nach Grishams ersten Erfolgen Chancen in diesem Gerne ausrechneten. Sie lagen ja nicht so falsch - lange Zeit wurde jeder vierklassige Hobby-Autor von den Verlagen mit einem Vertrag verfolgt. Doch bald wurde ausgesiebt und geblieben sind nur die Besten oder die am besten Beworbenen. Nach und nach entfaltet sich die Story bei Connelly, er legt falsche Fährten, baut komplexe Handlungsstränge ein und lässt auch den Emotionen um das Privatleben des Lincoln Lawyer (verfilmt als "Der Mandant") ihren Raum. Der Thrill bleibt erhalten bis zum Ende, das man als Leser so nicht vorausahnen kann. Ein typischer Connelly eben, in dem Mickey Haller auch ganz kurz einige Worte mit Harry Bosch, der anderen Serienfigur aus Connellys Feder und derzeit als TV-Serie mit Titus Welliver auf den Bildschirmen, wechseln kann. Spannend, gut, mit einigen Wendungen und einem nicht ganz so befriedigenden Ende in der ach so heilen Welt, wie es einem von John Grisham gerne vorgegaukelt wird. Rund 510 Seiten.

Jerry Garcia



Shawn Chesser. Für Cade Grayson, Ehemann, Vater und ehemaliges Delta-Force-Mitglied, begann dieser warme sonnige Samstag im Juli - später bekannt als "Z-Tag" - wie jeder andere Tag auch. Seine Tochter Raven und seine Frau Brook waren auf dem Weg nach Myrtle Beach in South Carolina, um ihre Eltern zu besuchen und ein paar ruhige Tage zu verbringen. Doch diese Hoffnungen wurden schnell zunichte gemacht und sein Leben für immer verändert, als ihn die Nachricht von einem Zusammenstoß in der Innenstadt von Portland zwischen Soldaten der Oregon National Guard und Hunderten von anarchistischen Demonstranten erreichte, die plötzlich extrem gewalttätig und blutrünstig geworden waren. Für Cade und seine Familie beginnt ein Kampf ums nackte Überleben.

Cade hatte gerade Frau und Tochter verabschiedet, als er nach seinem Entschluss, endlich mal etwas in Ruhe am Haus zu arbeiten, zum Nachbarn Ted geht und den knabbernd an dessen Gattin vorfindet. Die Frau ist blutüberströmt und Cade will ihr helfen, greift ein. Doch Ted ist derart bissig, dass er ihn  mit einem Eispickel für immer ruhigstellen muss. Und als sich die Frau von Ted auch wieder erhebt, weiß er, was zu tun ist, schließlich hat er schon genug Zombiefilme gesehen. An dem Mist kam ja niemand vorbei. Also flugs der Tussi auch die übe eingeschlagen und angefangen zu packen. Der Versuch seine Frau und die Tochter zu erreichen, misslingt ihm ebenso wie eine Kontaktaufnahme mit den Schwiegereltern, zu denen die Beiden wollten. Der Entschluss nun nach Osten zu fahren, ist schnell gefasst. Rawley, ein anderer Nachbar, der überraschend gut ausgerüstet ist, was Waffen und Munition angeht, schließt sich ihm an. Mit den zwei hochtourigen Wagen kommen sie gut vorwärts. Unterwegs schließen sich ihnen zwei junge Frauen in ihrem Cabrio sowie Duncan und Harry in ihren jeweiligen Wagen an. Während sie sich Routen abseits der Hauptstraßen suchen, nutzt eine brutale Biker-Gang die Gunst der Stunde für ihre Raubzüge und Mordgelüste. Cade und seine Reisegefähtern versuchen, der Höllenbrut aus dem Weg zu gehen, was aber nicht ganz gelingt. Doch zuvor machen sie noch ein Erlebnis der besonders schrecklichen Art. Unterwegs hatten Rawley und Cade schon zwei Jungs aufgelesen, deren Eltern zu Untoten wurden. Als sie an einem Rastplatz ankommen, werden die Jungs von kleinen Schulblagen angegriffen, die mit ihrer Lehrerin und dem Busfahrer unterwegs waren. Das zwingt die Erwachsenen sozusagen die beiden Jungs zu retten und dafür kleine Kinder zu erschießen. Unterdessen mussten auch die Tochter Raven und Ehefrau Brook ihren Tribut an die Beisser zollen. Brooks Eltern wurden infiziert und sie muss mit ihrem Bruder und ihrer Tochter fliehen. Von Cade hat sie einen Kontaktnamen erhalten, der ihr im Notfall sicher helfen würde. Es ist ein Captain in Fort Bragg - Mike Desanto. Nach einigen unerfreulichen Begegnungen mit den Untoten erreichen sie das Fort, nur um dort festzustellen, dass auch hier die Belagerung durch die Zombies ungeahnte Ausmaße angenommen hat. Selbst die Armee ist nicht mehr in der Lage, die Situation zu beruhigen. Und dann steht auch noch ein Kommando an, das nach Washington muss, um ins Weiße Haus einzudringen und nach dem Präsidentern und seinem Stab zu sehen.

"Trudge - Schleichender Tod" ist jetzt keine Weltneuheit geworden und was der deutsche Beititel "schleichender Tod" soll, will sich mir nicht ganz erschließen. Schleichen tut dort kaum einer (die Zombies sind je nach Zeitpunkt der Infektion mal schneller oder schon etwas langsamer). Glücklicherweise auch nicht der Leser, denn was die Action angeht, herrscht hier kein Mangel. Es gibt von Beginn an Zunder. Hin und wieder wirkt die Reise von Cade wie eine Zombie-Version von Clint Eastwoods "Der Texaner" mit den ganzen Reisegefährten, die sich ihm anschließen. Doch im Gegensatz zu dem Film, darf man sich hier nicht allzusehr an die Figuren gewöhnen, denn einige Sympathieträger erleben das Ende der ersten Buches von mittlerweile zehn nicht. Wer Gefallen an Büchern wie "The end" von G. Michael Hopf und den Militärromanen um Zombieseuchen von Craig DiLouie gefunden hat, ist hier vollkommen richtig. Und somit sind wir dann auch dabei festzustellen, dass dies ein recht amerikanisches Buch mit den entsprechend heroisch-patriotischen Anwandlungen ist. Politisch scheinen Hauptfigur und/oder Autor zumindest nur ganz leicht links von Attila, dem Hunnenkönig, angesiedelt zu sein. Demonstranten werden da schnell mal zu Anarchisten. Wem das zu amerika nisch ist, der ist halt zu europäisch. Die Handlung ereignet sich an vier Tagen und diversen Locations, die in flottem Wechsel und mit Cliffhangern an den Kapitelenden serviert werden. Kurz und knackig, voller roher Gewalt und so mancher recht blutigen Szene und das Erschießen von kleinen Kindern wurde so emotionslos auch bisher kaum von jemand dagerstellt. Nix mit Heularien von wegen "Ach die armen Kleinen". Shawn Chesser hält sich bei den Gemetzeln zwar nicht lange auf und lässt kein explizites Gematsche in den Vordergrund kommen, aber so die eine oder andere Erwähnung von Gedärmspeise wird schon mal erwähnt, um dann aber gleich wieder Tempo mit hohem Munitionsverbrauch aufzunehmen. Hier und da zeigt sich mal ganz kurz etwas Sozialkritik (Grenzschließungen gegen illegale Einwanderer aus dem Süden usw. - Worte, die hier momentan auch auf fruchtbaren Boden fallen würden, vermute ich.) angedeutet, aber nicht weiter ausgeführt. Auch die politischen Elemente bleiben (noch) im Hintergrund. Steckt die Chinesen dahinter? Eine Frage, der in späteren Romanen vielleicht nachgegangen wird. Zudem wird eine gewisse Marzenberg-Gruppe erwähnt. Beginn eines größeren Verschwörungsthemas? Man wird sehen. Ein paar Klischees wie die blonden Zwillingsschnuckel in ihrem roten Cabrio mussten sicher sein, aber insgesamt überwiegt die actionreiche, wenn auch recht sinnfreie Unterhaltung. Die knapp über 220 Seiten vergehen wie im Flug und ich hoffe, dass die Reihe weitergeführt wird. Ehrlich, lieber amerikanisch-patriotisch-actionreich als deutsch-dröge-düster-schwermütig-reuig und laaaaaaaangweilig. Nicht wirklich innovativ, aber dafür extrem kurzweilig, wenn es an allen Ecken und Ende kracht und man keine Gefangenen macht. Der Tod kommt nicht schleichend, sondern mit einem Bleigewitter und Armyeinsatz. Als Actionfan hat es mir gefallen. Scheiß auf Dialoge oder ausführliche Charakterzeichnung - Rabatz, und den ordentlich. Rund 220 Seiten

Jerry Garcia



Tom Wood. Raven ist Profikillerin. Lautlos wie ein Schatten eliminiert sie ihre Opfer, bevor diese ihre Anwesenheit auch nur erahnen. Doch diesmal könnte sie das falsche Ziel im Auge haben: Victor. Ein Killer wie sie. Ein Profi so paranoid wie rücksichtslos und perfekt darin, jeden Verfolger auszuschalten. Er spürt Raven rund um den Globus nach - nicht nur, um die Gefahr zu beseitigen, sondern um herauszufinden, wer ihr den Auftrag zu seiner Ermordung gab. In New York treffen die beiden schließlich aufeinander, als dort ein Blackout die Stadt ins Chaos stürzt.

Im ersten Kapitel wird in einer Art Prolog ein Mann namens Beaumont auf recht ungewöhnliche Weise ausgeschaltet. Dann wechselt das Szenario. Europa, Prag. Dort wartet ein Mann nachdem er die Location einnige Tage lang studiert hatte, auf seine Chance, den Auftrag auszuführen, den er von einem CIA-Kontakt zugewiesen bekam. Seine völlige Bewegunsfreiheit ist er durch diese Zwangsverpflichtung beim US-Geheimdienst zwar los, aber dafür wird er von dem auch nicht mehr so zielstrebig verfolgt. Jetzt ist er in Prag, um im Tross eines saudischen Prinzen, der westlich lebt, aber dennoch Terroristen unterstützt, einen Mann auszuschalten. Er sitzt geduldig in einem Kaffee, bis die Entourage des Saudis vorfährt - und wird selbst erledigt. Von einer Frau. Und zwar einer, die im gleichen Metier tätig ist wie er - und die ihren Job fast so gut beherrscht wie er. Dies ist der Startschuss zu einer Jagd, die Victor bald nach New York führt und bei einem stromausfall in Manhattan kommen die beiden Killer sich näher. Nur nicht so, wie es Victor gerne gehabt hätte - falls überhaupt. Zu allem Überfluss kommt noch die Polizei ins Spiel, die durch den Stromausfall überlastet ist und hektisch reagiert. Dazu taucht bald noch ein weiterer Mitspieler auf, der den Überlebenskampf von Victor auf die Spitze treibt.

Zu Beginn geht es im nun fünften Buch um den Profikiller Victor etwas ruhiger zu als zuletzt, dafür ist aber wieder genug Zeit, das akribische und genaue Planen, die perfekte Vorbereitung dieses Mannes zu skizzieren, die ihn zu einem der faszinierendsten Charaktere des Genres in den letzten Jahren gemacht haben. Als kleinen Mangel empfinde ich irgendwie im Unterbewusstsein, dass aus dem Killer, der sich nicht um Ansehen, Religion, Stellung oder Position seiner Opfer schert, durch dieses CIA-Konstrukt doch nur noch Figuren von der dunklen Seite erledigt. Vielleicht mal wieder ein simpler "Privatjob", gut dotiert. Ein Bankier, der für Kartelle Drogengelder wäscht, will einen Mitarbeiter, der zuviel in den Dateien darüber gefunden hat, für immer aus dem Weg wissen. Victor übernimmt und ist erfolgreich. Danach trachtet der Bankier aber auch Victor und der Familie seines ehemaligen Angestellten (Frau, zwei Kinder) nach dem Leben. Fehler: Victor liefert die Familie bei der CIA ab und stellt sich seinen Häschern. Killer des Kartells, aber auch internationale Profis, die scharf auf das Kopfgeld sind, das der Bankier ausgesetzt hat. So in der Art würde ich es gerne wieder lesen und nicht nur im Kampf gegen das Böse. Ansonsten lässt es Tom Wood aber auch hier wieder krachen. Besonders die zweite Hälfte hat es in sich und dort kommt auch die Kaltblütigkeit, mit der Gegner von Victor eliminiert werden, wieder voll zum Tragen. Das Spiel "Killer gegen Killer" hat seinen Reiz und ob Raven überlebt oder sogar in einem Folgeroman wieder auftaucht, bleibt offen. Obwohl ich also etwas zu bemängeln hatte, ist auch dieser Roman aus Tom Woods Feder wieder um Längen besser als der Rest, der so den Markt beherrscht. Ob nun ein Bourne oder andere Helden - gegen ein neues Buch um Victor kommen sie kaum an. Einzig vielleicht solche Kracher gegen den Terror oder Helden USA wie von Will Jordan, Ben Coes, Mark Greaney (solo) oder Stephen Hunter können mir eine ähnlich gute Lesefreude bereiten. Tom Woods Bücher sind einfach eine Pflichtanschaffung. 350 Seiten

Jerry Garcia



Adam Millard. Die Welt ging zu Grunde. Nicht mit einem lauten Knall, wie es von Theoretikern vorhergesagt wurde, sondern mit einem Stöhnen. Schuld war keine Maya-Prophezeiung, kein Alienangriff, kein Terroranschlag und kein Supervulkanausbruch, sondern ein Virus. Ein tödlicher Virus. In den Trümmern der alten Welt findet sich eine kleine Truppe zusammen, um zu überleben.
Verbarrikadiert in einem Militärstützpunkt, den man nur selten verlassen muss, um nach Nahrungsmitteln oder Medikamenten Ausschau zu halten. Shane Bridge war bis vor kurzem Häftling in einem Hochsicherheitsgefängnis. Doch nach seiner Flucht wird für ihn die Monotonie des Alltags unerträglich. Also verlässt er das sichere Gelände und begibt sich auf die Suche nach seiner Familie.
Der Tod lauert überall. Und es sind nicht nur die fleischfressenden Horden, um die sich Shane Sorgen machen muss. Die Kälte hat eingesetzt.

Shane ist frei und unterwegs, um seine Frau und seine Tochter zu suchen. Als Begleiter hat er nur Jared, Marla und Terry. Sie haben Victor und seiner Truppe sowie anderen Überlebenden nicht nur den Rücken gekehrt, sie sind auch noch in einem Jeep abgehauen, den der Anführer für sich beansprucht hatte, wovon er den restlichen selbstverständlich nichts erzählt. Dann macht er sich mit dem Hubschrauber auf, um die Deserteure zufinden. Unterdessen machen die Entflohenen Bekanntschaft mit den Untoten und verlieren auch Mitreisende. Nun sind sie von drei Gefahren umgeben: Den Zombies, der Kälte und dem sie jagenden Captain Victor. Nirgends sind sie wirklich sicher, werden immer weitergetrieben - auch von Shane, der nichts Anderes im Sinn hat, als seine Familie zu finden.

"The dead: Todeskälte" ist so ein typischer Mittelteil einer Trilogie. War das Knast-Setting im ersten Buch noch temporeich und unterhaltsam, lässt der zweite Teil etwas zu wünschen übrig. Hier werden eher die Protagonisten positioniert, um dann im finalen dritten Teil vermutlich wieder in mehr Rasanz zu Werke zu gehen. Hier jedenfalls gibt es auch einige emotionale und tragische Momente für die Hauptfiguren, die ihnen zumeist bei Begegnungen mit den Zombies widerfahren. Ansonsten ist nicht wirklich viel Neues geboten. Ist aber auch schwer bei der Flut an Zombie-Geschichten - ob nun auf Papier bzw. eReader oder im Film und TV. Das Thema ist wie seine Gestalten nicht totzukriegen. Flottere Abwechslung und neue Impulse gab es zuletzt bei Jeremy Robinson und seinem "Xom-Bi", was jetzt aber nicht  heißt, dass das vorliegende Buch ein absoluter Langweiler ist. Auf allzu ausführliche Charakterzeichnung wird verzichtet und dafür auf Konfrontationen innerhalb der Gruppen gesetzt und der blutige Kampf gegen die Untoten bleibt im Vordergrund. Also keine ewiges Genörgle und Palavern wie in "The walking dead", wo mir die eine oder andere Staffel aufgrund der Aufarbeitung der Probleme innerhalb der Gruppe viel zu wenig Tempo aufzubieten hatte. Und die Bücher von Kirkman und seinem Co-Autor sind noch schlimmer, platter und langweiliger. Verglichen mit denen sind die beiden bisher erschienen Bücher von Adam Millard echte Highlights, in denen es auch irgendwelche tyrannischen Despoten gibt, Feiglinge, Kämpfer und harte Hunde, die aber entschieden rasanter sind und sich doch einigermaßen zügig lesen lassen. Nimmt man das Buch "The dead: Todeskälte" allein zum Maßstab, gibt es sicher einige bessere Bücher zu diesem Thema, auch weil sich hier hin und wieder Logiklöcher eingeschlichen haben. Nix wirklich Dramatisches, aber sie sind halt vorhanden. Es gibt die eine oder andere recht blutige Szene, aber es sind keine Entgleisungen in Richtung überbordender Gewalt enthalten. Kein extremer Horrorschinken, aber auch kein Buch zum Entsorgen. Kann man sich kaufen und wird akzeptabel unterhalten, aber eine Pflichtanschaffung ist es auch nicht geworden. Dafür ist es zu sehr Mittelmaß. rund 220 Seiten.

Jerry Garcia



Robert Blake Whitehill. Der ehemalige Navy SEAL Ben Blackshaw entdeckt beim Austerntauchen in der eisigen Chesapeake Bay das gesunkene Wrack eines Rennbootes auf dem Meeresgrund, millionenschwer beladen mit Kisten voller Goldbarren. Eine der kisten, die er öffnet, enthält jedoch eine schmutzige Nuklearbombe und mit Öffnung der Kiste hat er versehentlich einen vierundzwanzigstündigen Countdown bis zu ihrer Detonation ausgelöst. als wäre das noch nicht genug, erkennt er in der Leiche am Steuer des Wracks einen Mann, der seit Jahren als vermisst gilt: Seinen Vater.

Ben Blackshaw hält seinen Fund auch erst einmal vor seinem Partner Ellis geheim, aber der ist nicht auf den Kopf gefallen und hat schon bald den Ex-Seal zum Reden gebracht. Gemeinsam verstecken sie ihren Fund - auch die scharfe Waffe - auf einem nicht genutzten Gelände und wollen abwarten und einen Plan entwickeln, wie sie die Bombe unbemerkt entschärfen und das Gold bergen können. Aber irgendwie ist Ben sehr misstrauisch geworden gegenüber Ellis. Er ahnt, dass der viel mehr weiß als er zugibt. Und schon bald tritt das erst einmal in den Hintergrund. Chalk und seine Mannen sind im Auftrag einer Senatorin unterwegs, um Gold und Bombe wieder einzusacken. Der Vater von Ben hatte für sie gearbeitet und Gold sowie Bombe einkassiert, statt es abzuliefern. Doch danach ging es mit dem Flugzeug leider zu steil Richtung Bucht und er landete bei den Austern, wo Ben ihn dann fand. Jetzt wird Ben zum Gejagten. Und auf Smith Island fallen Chalks Männer und Terroristen ein, die jeweils die Sore für sich und ihre Zwecke haben wollen. Schon bald sind alle Bewohner der Insel inklusive Bens Verlobter LuAnna im Fadenkreuz der Verbrecher.

Das Thema des Buches ist ja jetzt nicht so neu, dass man sich vor Überraschung die Hände vors Gesicht schlagen würde, aber das wurde ja auch nicht erwartet. Leider konnte aber bei mir persönlich keiner der Protagonisten viel Punkte sammeln. Ben mit seinem Misstrauen und seinem hin und her nervt anfangs ganz schön, die Beziehung zwischen ihm und LuAnna erfährt jetzt auch keine pricklende Schilderung, fast wie ein Pakt zum Inselrammeln, weil dort ja sonst kein anderes Exemplar ist, das dafür in die engere Auswahl käme. das ist eher ein Wechsel zwischen schwülstigen Gequassel und grobschlächtigem Sex. Und Chalk? Der ist eine derart durchgeknallte Figur, dass er fast schon nicht mehr wahr ist (gilt übrigens auch für die Senatorin und das BSE) und dass dem seine Männer nach einigen von Chalks Aktionen noch folgen, ist schon sehr seltsam. Sobald man in der Nähe von Gold und Bombe wahr, hätte der ne Kugel in den Rücken gekriegt und fertig. Zu chaotisch, der Typ, zu nahe am endgültigen Austicken. Im Laufe der Story wird der Ton etwas flapsiger und auch mit viel Dialekt durchsetzt, doch wirklich zünden wollte diese versuchte Humoreinlage nicht, bis auf die Ausnahmen des Vergeltungsgesetztes (einfach ein netter Begriff) und die Nadia-Comaneci-Schwindel-Skala, die aber voraussetzt, dass man weiß, wer die Dame ist. Leider wirken aber dadurch einige Dialoge nicht nur aufgesetzt sondern auch etwas dämlich, eben auch, weil zuvor selbst die Inselaffen sich normal auszudrücken wissen untereinander. Aber die Action ab Hälfte zwei bis zum Finale hin ist ordentlich, hätte sogar richtig stark sein können, wirkte aber irgendwie ausgebremst und halbgar. Und damit wären wir auch bei meinem Fazit: Wer sich mit den fetzigen und temporeichen Werken von Coes, Hunter, Wood usw. schon beschäftigt hat, kann hier durchaus mal einen Blick riskieren, da es kein Totalausfall ist, aber irgendwie ging es nicht an mich. Ich konnte nicht mitfiebern, ein Page Turner ist es aus meiner Sicht nicht geworden wie es eben die Bücher der vorgenannten Autoren waren/sind. Trotz der Seebären, die schon halb Piratenclique sind und den fiesen Terroristen. Wie meine werte Gattin immer zu sagen pflegt: Gut, aber nicht gut genug. Solide halt. Mal abwarten, ob ich beim zweiten Buch nen Blick riskiere. Aber da Actionkost ja derzeit so selten verlegt wird (außer Festa und sehr vereinzelt, wie Oasen in der Wüste, bei nem Großverlag), werde ich dem veröffentlichenden Luzifer-Verlag wohl wieder meine Penunze zukommen lassen.   380 Seiten.

Jerry Garcia



Greg Iles. Penn Cage, Bürgermeister von Natchez, Mississippi, hat eigentlich vor, endlich zu heiraten. Da kommt ein Konflikt wieder ans Tageslicht, der seine Stadt seit Jahrzehnten in Atem hält. In den sechziger Jahren hat eine Geheimorganisation von weißen, scheinbar ehrbaren Bürgern Schwarze ermordet oder aus der Stadt vertrieben. Nun ist mit Viola Turner, eine farbige Krankenschwester, die damals floh, zurückgekehrt – und stirbt wenig später. Die Polizei verhaftet ausgerechnet Penns Vater – er soll sie ermordet haben. Zusammen mit einem Journalisten macht Penn sich auf, das Rätsel dieses Mordes und vieler anderer zu lösen.

In den sechziger Jahren ist der Rassismus im Süden der USA noch groß in Mode. Da werden unliebsame Begegnungen zwischen dunkelhäutigen Männern und weißen Frauen noch derbe bestraft. In dieser vergifteten Atmosphäre bildet sich eine Gruppe, die sich nach dem geprägten Golddollar "Die Doppeladler" nennt. Ihnen ist das Vorgehen des Ku Klux Klans nicht hart genug und man spaltet sich ab. Und bald geschehen die ersten Morde und auch Menschen verschwinden. Jene Schwarze, die diese Art der Säuberung überleben, werden aus der Stadt vertrieben und dürfen nicht zurückkehren. Doch vierzig Jahre später kehrt Viola Turner, einst Krankenschwester in Natchez und in der Praxis von Tom Cage angestellt, nach Hause zurück. Sie ist an Krebs erkrankt und hat nichts mehr zu verlieren. Doch dann wird sie ermordet. Und plötzlich taucht ein Sohn auf. Er heißt Lionel und fordert Gerechtigkeit für seine Mutter. Tom Cage gerät unter Verdacht, sie getötet zu haben. Und hüllt sich in Schweigen. Sein Sohn Penn Cage ist davon überzeugt, dass sein Vater so etwas niemals getan haben kann und will ihm helfen. Doch der mauert und verschwindet bald von der Bildfläche. Dafür tauchen die alten Seilschaften der Doppeladler wieder auf. Niemand konnte sie jemals für irgendeine Tat belangen, vielleicht wollte es auch niemand. Bald mischt sich auch die Staatsmacht mit ein, selbst das FBI schaut mal in Natchez vorbei. Und Caitlin, die Verlobte von Penn, wird immer interessierter an dem Fall, da der einen riesigen Sprung für ihre Karriere werden könnte. Als Reporterin für eine Zeitung schon eine gewisse Pflicht zur Berichterstattung. Immer mehr Familien werden in den Sog gerissen, den die Rückkehr von Viola Turner und ihr Tod ausgelöst haben. Und immer gefährlicher wird es für Penn, seinem Vater zur Seite zu stehen.

Ein Südstaatenepos, das eintausend Seiten an Umfang aufzuweisen hat und nur der erste Teil einer Trilogie ist. Teil zwei erscheint im April unter dem Titel "Die Toten von Natchez" und hat wieviele Seiten? Ja, wieder mehr als eintausend. Und der Protagonist Penn Cage wurde ja schon zuvor in drei Büchern des Autors mit den Erlebnissen in seiner Heimatstadt Natchez gewürdigt. auf seinem Weg zum Bürgermeister konnte der Leser dann auch erfahren, dass Penn Cage nicht wirklich eine blütenweiße Weste hat, ein bisschen Erpressung hilft immer. Das muss auch der Bezirksstaatsanwalt erfahren, der Penn seitdem hasst. Dieses Aufeinandertreffen in dem Fall gegen Tom Cage zeigt, mit welchen Bandagen hier gekämpft wird. Lug und Trug, Erpressung und Korruption, alles vorhanden. Und der Egoismus von Caitlin in ihrer Eigenschaft als Pressefrau macht sie in mehreren Sequenzen nicht wirklich sympathisch. Irgendwie scheint die Presse immer zu erwarten, dass sie ein Recht auf jede Information hat und zudem sämtliche Mittel - legal oder illegal - anwenden darf, um diese zu erhalten. Und natürlich zu entscheiden, in welcher Form ihre Art der Wahrheit präsentiert wird. Passt ja irgendwie auch zu heute, wenn eine Pressefrau bei einer Auszeichnung weinerlich verkündet, dass die Presse nicht lügt, um damit dem Pauschalurteil der Lügenpresse entgegenzutreten und dabei aber ebenso pauschal davon ausgeht, dass die Presse frei von Lügen ist. Heuchelei allerorten. Presse halt. Auch für die Presse gilt in Leben und in Roman, dass man es immer mit den Mächtigen hält und auch sonst gerne die Hand aufhält. Ebenfalls negativ aufgefallen ist, dass Penn Cage sich als jemand sieht, der keine Rassenunterschiede macht, aber eine dunkelhäutige Frau dann fragt, was ihre Leute davon halten, was geschehen ist. Er fragt nicht, ob sie weiß, was die Leute davon halten, sondern was IHRE Leute davon halten. So ganz ist der Rassismus aus seinem Denken nicht verschwunden, so modern und aufgeschlossen er sich auch gibt. Und der Standesdünkel im Süden? Existiert nach wie vor. Lässt man sich nun auch nicht vom üblichen US-Pathos irritieren, den ganzen Helden diverser Kriege und davon, dass es einfach nicht geht, einen Roman über Rassismus in den USA zu schreiben, ohne dabei zu erwähnen, dass die Nazis doch so viel schlimmer waren (Wobei die Amis sehr gerne vergessen, dass in Sachen Völkermord sie einen ziemlichen Vorsprung haben, wie die Indianer sicher bestätigen können, zumindest die wenigen, die noch leben. Folter und forschnasse Verhöre kennt man ja auch aus diversen Berichterstattungen und ihr Verständnis der Demokratie ebenso. Also wird immer ein Opfer gesucht, das herhalten muss, um eigene Fehler zu kaschieren. Die Erwähnung der Nazis in diesem Buch war ungefähr so nötig als hätte Leo DiCaprio in "Titanic" ne Traumsequenz wie der leckende Kutter von al Kaida überfallen wird.), nicht vergrätzen, entwickelt sich das Buch trotz der einen oder anderen Länge und Atempause zu einem Sittenbild der USA bzw. deren Süden damals und heute. Und man stellt fest - so viel hat sich nicht wirklich geändert, man bezeichnet es nur anders. Politisch korrekte Begriffe und weitere Verbalsaltos verhindern noch keine Denke, sie machen die Vertreter dieser Erfindungen eher nur lächerlich, zu Witzfiguren, die keiner ernst nimmt. Greg Iles packt seiner Gruppierung Doppeladler aber auch wirklich ein schweres Päckchen auf. Sie müssen für politische Attentate und Morde, Kriege und so ziemlich alle Verbrechen seit den frühen sechziger Jahren herhalten. Aber gleichzeitig kann er damit aber auch einige Spannungsbögen entwickeln, die einen guten Thriller ausmachen. Die arme Viola Turner ist bald nur noch eine Nebenfigur, die für Familientragödien, Prozesse und Vaterschaftsklagen herhalten muss. Und abgesehen von ihr bewegen sich alle Personen in einer Grauzone, sind längst nicht die strahlenden Helden, die sie gerne wären oder als die sie zu Beginn gesehen wurden. Nur eben die Doppeladler und ihre Sympathisanten sind noch schlimmer. Mit Fortgang der Handlung kommt auch mehr Tempo in die Geschichte, bald ist es auch soweit, dass Action in die Story kommt, die zwar irgendwie nicht ganz passt, aber flott präsentiert wird, obwohl man oft den Gedanken nicht los wird, dass das hier ein Krieg der alten Männer ist. So ist "Natchez Burning" zu Beginn ein Buch voller historischer Bezüge, die breit gefächert dargeboten werden und zum Ende hin ein temporeicher Actionthriller und bietet so mit einigen Figuren zusammen diverse Klischees. Dennoch ist "Natchez Burning" ein ernst zunehmender Roman, ein dramatischer Start einer Trilogie, die den Finger in die Wunden der amerikanischen Geschichte legt. Und am Ende sind sie längst nicht alle besiegt. 1004 Seiten.

Jerry Garcia



Cheryl Kaye Tardif. CFBI-Agentin Jasmine McLellan und ihr Team sind nicht nur übersinnlich begabt, sondern auch auf der Jagd nach einem Serienbrandstifter, der bereits das Leben von drei Opfern auf dem Gewissen hat.

Jasmine McLelland und ihre Kollegen Ben und Nastassia ermitteln im Auftrag ihrer Divine Ops für das CFBI, die kanadische Bundespolizei. Im vorliegenden Fall haben sie es mit einem Serienbrandstifter zu tun. Ihnen zugeteilt wird auch Brandon Walsh von der Behörde für Brandstiftung. Die Begeisterung darüber ist im Team eher geing, aber sie können nichts dagegen tun. Gemeinsam ermitteln sie in dem vorliegenden Fall, dass dieser durchaus Parallelen zu den vorhergehenden Brandstiftungen aufweist. Zudem erhält Jasi bald von einer Pressedame mit Namen Cameron Prescott weitere Informationen, die zur Gefangennahme des Täters führen könnten. Verdächtige gibt es genug. Also wird es nicht so einfach wie nach der Information durch die Pressetrine geglaubt. Im Fortgang der Ermittlungen verdichten sich die Anzeichen, dass in diesen Fall mehr Schuldige verwickelt sind als man annehmen sollte. Selbst die Opfer können nicht unbedingt mit der berühmten Weißen Weste in ihrem Dossier protzen. Dennoch kommen sie dem Täter immer näher und damit wird es auch für die Kollegen gefährlicher, aber insbesondere Jasi ist dem Tode näher als sie sich je gewünscht hat.

Ich hatte mich ja schon einmal mit "Wilder Fluss" an einem Buch von Cheryl Kaye Tardif versucht und fand mich bitter enttäuscht wieder. Der Verleger meinte damals zu meiner Rezension, dass ich wohl die falsche Zielgruppe sei. Ich geb es ja ungerne zu, aber recht hat er, der gute Mann. Dennoch hat mir der Luzifer-Verlag freundlicherweise für einen zweiten Versuch das Rezesionsexemplar von "Divine - Blick ins Feuer" zur Verfügung gestellt. Und was kam dabei heraus? Leider wieder nur so ein Wannabe. Das Buch wäre so gerne ein richtiger und spannender Thriller, der vor Tempo nur so strotzt und mit falschen Fährten den Leser gut unterhält. Was mich daran gestört hat? Leider die Figuren und wie sie geschildert wurden. Ebenso wie in "Wilder Fluss" sind die Frauen mehr oder weniger platte Ischen, die die Kerle nur auf deren Triebe reduzieren und jeden Mann in der Umgebung für einen schändlichen notgeilen und perversen Rammler halten, während gerade diese Jasi ja sooo neidisch auf das viele Holz vor der Hütte von Kollegein Nastassia ist, weil sie selbst noch nicht mal ne halbvolle Streichholzschachtel zu bieten hat. Und als dann dieser Brandon Walsh auftaucht, geht ihr erster Blick in Richtung Lendenbereich, um abzuschätzen, ob es reicht, auf Armeslänge wegzubleiben, um nicht in "verhärtete" (oder um beim Holz zu bleiben, Knüppel ausm Sack) Gefahr zu geraten. Und ganz nebenbei kommt die Truppe oftmals derart überheblich rüber, dass ich ihnen selbst gerne Feuer unterm Arsch gemacht hätte. Rationales Denken geht ihnen oft ab und trotz ihrer PSI-Fähigkeiten liegen sie mit ihren Ermittlungen paranormal oft daneben. Das kann nicht mit rechten Dingen zugehen. Tja, was die anderen Mitspieler dieses Drama angeht, hat man sich sehr viel Mühe gegeben, die schlecht und mies darzustellen, ihnen jede unerträgliche Charaktereigenschaft anzudichten, dass es doch zu klischeehaft ist, um noch allzu ernst genommen zu werden. Sympathische Figuren ist also Fehlanzeige. Aber diesmal gibt es auch positive Anmerkungen. Die Autorin hat sich nicht mit mehreren Themen verzettelt und hätte mit diesem Thriller mit paranormalen Anleihen durchaus etwas Brauchbares anbieten können.Viele Verdächtige, falsche Fährten, Mord und Brandstiftung, Anschläge - die Zutaten können sich also sehen lassen. Zunichte gemacht wird das leider von der Figurenzeichnung und der doch sehr deutlichen Schwarz-Weiß-Malerei. Gerade bei Jasmine fühlte ich mich oft in einem Girlie-Thriller, der gezwungen Bravo-Niveau und die dazu passende Zielgruppe erreichen wollte. Nicht ganz so gruselig schlecht wie "Wilder Fluss", aber über gut gemeintes Mittelmaß und Kopfschütteln über das Bild der Männer und Frauen in dem Buch kommt es leider nicht hinaus. Wäre in einem dieser unkritischen Massenverlage besser aufgehoben und würde in den Buchregalen der Läden sicher bei den gelangweilten Hausfrauen gut verkauft werden. Eine Kaufempfehlung kann ich da leider nicht aussprechen. Bessere Figuren und es wird vielleicht etwas. 290 Seiten

Jerry Garcia



Paul Lieberman. Gangster Squad dokumentiert die wahre Geschichte einer geheimen Polizeieinheit, der jedes Mittel recht war, um Mickey Cohen und andere Mafiosi in Los Angeles der Nachkriegsjahre zu bekämpfen. 1946 rief das LAPD die Gangster Squad ins Leben: acht Männer, die keine Rücksicht kannten, sich im Geheimen an Straßenecken trafen und ihre Maschinenpistolen unter dem Bett versteckten. Illegale Wettbüros, verruchte Bordelle, Lauschangriffe bei Nacht und Nebel - das war ihr Leben. Quelle Amazon.de.

1946 wird in Los Angeles wegen des überhand nehmenden Verbrechens die geheime Einheit Gangster Squad gegründet. Es begann eigentlich schon, als in der Großen Rezession aus dem ganzen Land Menschen in die Region kamen, weil sie dachten, sie könnten hier ihr Glück machen. Mit ihnen kamen auch die Gauner wie Fred Whalen mit seinem Billard-Trick. Kleine Ganoven, nicht mehr. aber man hatte ja schon einen Al Capone in die Schranken gewiesen und glaubte, das auch mit den Neulingen tun zu können. Doch aus dem Norden und Osten breitete sich auch die andere Krankheit namens Mafia Richtung Pazifik aus, brachte solche Gangsterbrut wie Mickey Cohen mit sich. und aus dem Krieg kamen die Soldaten zurück, die von den Verbrechern mit ihren Taschendiebstählen bis hin zu Überfällen regelrecht ausgenommen wurden. Und die Bosse versteckten sich hinter ihren Anwälten und Lakaien, ihnen war nicht beizukommen. Auch nicht, als sie sich um die Reviere stritten. So kam es, dass die Squad auch Mittel und Wege nutzte, die bestenfalls halblegal waren. Unerlaubtes Abhören war da ebenso an der Tagesordnung wie hin und wieder ordentlich Dresche für einen der kleineren Fische. Aber die Squad wurde auch mit Waffen größeren Kalibers ausgerüstet, die aber seltener in Gebrauch waren, als einem diverse Filme dieser Zeit wahrmachen wollten.

"Gangster Squad" ist absolut kein Buch NACH dem Film oder dem Drehbuch, sondern mehr ein Sachbuch, das irgendwie schon in etlichen Passagen und auch dem Stil schwer an die L. A.-Bücher von James Ellroy erinnert. Aber wer mit einem Sachbuch überfordert ist, sollte sich dann eher fernhalten. Paul Liebermans Buch ist eine Sammlung von Anekdoten, die zu der Gesamtgeschichte der Einheit verknüpft wurden. Es ist höchst informativ, beschreibt die Zustände der damaligen Zeit ebenso wie den Wandel, den Polizei und auch das Verbrechen durchmachten. Man erfährt von Verwicklungen oder zumindest Verbindungen zu Hollywood, das sich den einen oder anderen Fall als Beispiel für seine Filme nahm. Man erfährt, dass Lee Marvin, der spätere Star, ein Ausbilder im Krieg war, dass Gene Roddenberry Polizeisergeant mit Kontakten zum TV gewesen ist und später ja mit "Star Trek" Weltruhm erlangte. Barbara Stanwyck und Fred MacMurray werden am Rand erwähnt und Mickey Cohens Hang zur Extravaganz im Glamour der Stars mit immer neuen Liebschaften zu sehen ist. Selbst J. Edgar Hoover hat sich aus seiner Zentrale in die Belange der Squad gemischt und auch der Fall "Die schwarze Dahlie" findet seine Erwähnung. Doch in der Hauptsache geht es um die Zusammenstellung der Einheit, ihre Figuren, die Charaktere, woher sie kamen (bei der Gelegenheit wird auch etwas von der Geschichte Kaliforniens eingebracht, das nach dem amerikanisch-mexikanischen Krieg von 1846-1848 an die USA fiel und sich dann nur wenige Jahre später der Union anschloss) und wie ihre Werdegänge aussahen. Da waren die überkorrekten Männer ebenso vertreten wie solche, die durchaus auch mal die Hand aufgehalten haben oder mal so ganz nebenbei Dresche austeilten, um ihren Pappenheimern klarzumachen, dass sie in dieser Stadt nichts mehr zu erben haben. Selbst über die erst 1963 von Joe Valachi (mit Charles Bronson verfilmt) gebrochene Omerta wird ein wort verloiren, über die Gangster, die aus Sizilien nach Amerika kamen, aus Corleone, das dann später Namensgeber für Puzos "Der Pate" war. Insgesamt ist "Gangster Squad" ein Sachbuch mit all seinen Informationen, aber auch mit Schwächen, doch Sachbücher sind eben nicht allein der puren Unterhaltung verpflichtet. Was dann auch im Nachwort zum Tragen kommt, wenn der Autor verdeutlicht, dass einiges verkürzt, vereinfacht oder schlicht nur zu Kommerzzwecken fürs Publikum verändert wurde. Sei es der Cohen im Buch und der von Sean Penn dargestellte, die große Unterschiede offenbaren, seien es die großkalibrigen Auseinandersetzungen oder auch nur die Darstellungen des Niedergangs der Mafiosi des alten Stils. Im Film wurde die Ära des Verbrechens, das sogar dazu führte, dass Hollywood einen Pakt mit der Polizei einging, dass am Ende der Gangster immer verlieren musste und seiner gerechten Strafe zugeführt wurde, die mit Ende der fünfziger Jahre ihren Ausklang fand, dann doch recht knapp geschildert. Das James Ellroy ja mit einer neuen Quadrologie über L. A. kurz nach Pearl Harbor begonnen hat, werden wir zu diesem Thema sicher noch mehr zu lesen bekommen in dessen fiktiv-realistischen Art. Ich fand die Anschaffung des Buches auf jeden Fall keinen Fehler und würde es denjenigen, die kein abgekupfertes Drehbuch lesen wollen, durchaus empfehlen. 490 Seiten.

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