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Buchrezensionen

Begonnen von Jerry Garcia, 6 August 2011, 03:14:07

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Jerry Garcia



Chris Philbrook. Das achtteilige Zombie-Epos "Adrians Untote" ist der Blick in die Seele eines Menschen, der um sein tägliches Überleben kämpft, gefangen zwischen Horden von Untoten und Menschen, die zu allem bereit sind. Adrian Ring erzählt in kurzen Tagebucheinträgen von einer Welt, in der das Köpfen eines Zombies noch zu den geringsten Problemen zählt. Vom Wahnsinn, der an der nächsten Ecke lauert. Von Rettung und Verlust. Von seinem Kater Otis, den er retten konnte, und von seiner Mutter, die er erschoss.

Im Juni des Jahres 2010 ist die Menschheit dem Untergang geweiht. Adrian erlebt es hautnah mit, wenn die Toten plötzlich wieder aufstehen und die Lebenden anfallen und beißen. Zuerst denkt er sich nicht bei dem Aufruhr, ruft halt mal die Polizei. Okay, er will sie rufen. Leitungen überlastet. Später erfährt er dann via TV das ganze Drama und macht sich auf den Weg zum nächsten Laden. Vorräte bunkern, Waffen und Munition kaufen, weitere Dinge, die fürs Überleben notwendig sind, beischaffen und zu seinem Arbeitsplatz bringen. Adrian arbeitet an einer abgelegenen Schule für zu reiche Zöglinge als Nachtwächter und Aufpasser, dass die Brut nicht ausbüxt. Das Gelände ist nach
einer Säuberung eigentlich recht gut zu verteidigen. Zusammen mit seinem Kater Otis richtet sich der Militärveteran an einem relativ sicheren Ort der Schule ein, verbarrikadiert die Zufahrt und befreit Schule und Gelände von Zombies. Nach und nach holt er sich weitere Vorräte, Benzin für den Generator, sodass er Strom und Heizung hat.

Die Story ist in Tagebuchform gestaltet und durch das "Mitwirken" von Otis war ich lange versucht, das Buch mit den Aufzeichnungen des Anwaltes von Manel Loureiro und seiner Katze in "Apokalypse Z" zu vergleichen. Doch während bei Loureiro die Reise durch das Chaos früh beginnt, bleibt Adrian vor Ort. Er ist eh ein Mensch, der sich in Gesellschaft nicht so wohlfühlt, bezeichnet sich selbst als Menschenhasser. Als Veteran der Armee hat er schon genug Unheil gesehen und weiß, was Menschen anrichten können, wenn ihnen danach ist. Das was heutzutage als normal bezeichnet wird und als Gleichschaltung für die gesamte Gesellschaft gelten soll, damit es keine Individuen mehr gibt, keine Andersdenkenden, die von der Regierungslinie oder den Plänen der Konsumgewinnler einfach abweichen und eigene Wege gehen, ist sein Ding nicht. Er will seinen Frieden und im Normalfall kann er sein gegenüber durch seine Größe und mit den seinen Körper verzierenden Tattoos einschüchtern, ohne dass es zu einer schlimmeren Konfrontation kommt. Hin und wieder macht die eine oder andere Bemerkung etwas neugierig, ob er vielleicht Neigungen zu verbergen hat, die ebenso nicht ins ideale Weltbild der Gutmenschen und folgsamen Herde passen, die ihren Führern in jeder Hinsicht folgt und jeden ausgrenzt, der nicht ihre Lebenseinstellung teilt. Seit Einführung des Internets und den (a)sozialen Netzwerken hat die Flut der Wichtigtuer, die zu Hause wohl nix zu melden haben und hier gegen andere hetzen, immens zugenommen. Und die Politiker spielen mit, ja fördern es noch, dass eine eigene Meinung, die nicht die der durch gesteuerte Demokratie dumpf gehaltene Masse darstellt, von eben dieser mithilfe der Medien und den Netzwerken auf übelste diffamiert wird. Da bleibt er also lieber für sich. Er sorgt für seinen Kater, ist durchaus hilfsbereit, wie in den Teilen des Buches, in - nicht wie bei Loureiro, wo einfach auch die Story des Protagonisten plötzlich keine Tagebuchform mehr hatte - denen die Erlebnisse von Menschen geschildert werden, denen Adrian zuvor bei seiner Suche nach Waffen und Lebensmitteln kurz vor dem endgültigen Zusammenbruch der Zivilisation begegnete, geschildert werden. Adrian ist nicht der Army-Superheld, der große Weltenretter, aber er ist - wenn schon nicht gebildet - clever, weiß sich zu helfen. Sein Erzählstil ist flapsig, hat einen gewissen Humor, der öfter einmal zum Schmunzeln reizt, wenn er sich zum Beispiel Gedanken zur "überbewerteten Lady Gaga macht, die bestenfalls als Geschmack des Monats gelten kann - nicht für Zombies als Mahlzeit, nur als Musik" oder sich über die Zahnpflege der Film-Zombies echauffiert und sich dann fragt, ob die Bisse von Alte-Leute-Zombies, die ja nur noch ein Gebiss tragen, auch ansteckend sein könnten. Existenzielle Erkenntnisse in einsamer Umgebung. Er hängt seinen Träumen nach, vermisst frühere Wegbegleiter, nutzt einmal den Fund etlicher Dosen Bier zu einem Besäufnis, um sich endlich einmal zu betäuben und von den Alltagssorgen, dem Überlebenskampf, weg zu sein. "Adrians Untote" ist actionreich und nachdenklich, blutig, aber nicht überhart. Und nachdem ich mich dann so richtig in das Buch eingelesen hatte, war ich überrascht, wie enttäuschend ich es fand, dass die Geschichte mit Seite 324 für dieses Mal schon ihr Ende fand. Ich hätte noch locker 1000 Seiten weiterlesen können. Glücklicherweise gibt es noch sieben weitere Teile von Adrian und seinem Tagebuch. Voodoo Press, bitte übernehmen Sie.

Jerry Garcia



Rick Chesler & David Sakmyster. In einem unterirdischen See in der Antarktis hoffen Forscher bisher unbekannte mikrobielle Organismen studieren zu können, doch was sie entdecken, ist weitaus erstaunlicher: vollständig erhaltene Dinosaurier-Leichen. Nachdem einer der Leichname auftaut und mit Heißhunger erwacht, wird deutlich, dass der Tod nicht zwangsläufig das Ende ist und das Leben immer einen Weg findet. Umweltaktivist Alex Ramirez, Sohn des Expeditions-Paläontologen, kam in die Antarktis, um die Organismen vor dem Aussterben zu bewahren. Nun muss er schnell lernen, dass es die menschliche Rasse ist, die Schutz benötigt.

Der Fund in der Arktis ist eine Sensation und selbstverständlich denkt der Finanzier der Expedition, DeKirk, ein zu reicher Milliardär, schon ans Geschäft. Zudem steht die USA dabei auch noch in Konkurrenz mit den Russen. Von beiden Seiten werden Zugänge in die Tiefe gebohrt, um als Erste in dieser unterirdischen Kaverne mit einem tiefen See zu gelangen. Alex und Tony, zwei eher militante Ökoaktivisten, lassen sich heimlich in die Tiefe hinab, um dort Sprengladungen anzubringen, die die Bohrung sabotieren und die Organismen schützen sollen. Es kommt anders als geplant: Sie werden aus dem Dunkel von etwas angegriffen und Tony ist der Erste, der abrutscht und in die Finsternis stürzt. Auch Alex kann nicht richtig erkennen, wer oder was sie da angreift, aber es sieht fremdartig aus, obwohl er dennoch russische Soldaten vermutet. Dann kann auch er sich nicht mehr halten und rutscht nach unten. Es hat Glück und ihm passiert nichts, doch sein Kumpel Tony sieht grässlich verändert aus, irgendwie schuppig. Aus seinem verunstalteten Mund röchelt er Alex aber entgegen, er solle verschwinden. Was der auch tut, da diese Soldatenbestien oder was sie auch sonst sein mögen, ihm auf den Fersen sind. Dann bricht die Hölle los und Alex verliert das Bewusstsein. Er findet sich dann in der Station der Expedition wieder und begegnet dort seinem Vater, der das Ganze leitet. Die gefundenen Saurier würden seinen Ruf als Forscher aufpolieren, für den er seit Ewigkeiten die Familie vernachlässigt hat. Was er nicht ahnt, ist, dass die Viecher noch leben und dass auch die Truppen, die sie bald bedrängen, sich als Untote herausstellen werden. Und als der Milliardär befiehlt, die mittlerweile schwer betäubte Beute auf eine abgelegene Insel zu schaffen, setzt er einen Überlebenskampf für Alex und die gesamte Mannschaft in Gang.

Weit ist es mit der Welt schon gekommen, wenn so mancher zu meinen scheint, ein Buch NUR mit Zombies wäre realistisch, aber eines mit Zombie-Sauriern würde dann doch an der Realität vorbeigehen. In der einen oder anderen internationalen Meinungsäußerung wurde dies so niedergeschrieben. Was erwartet man denn von einem Buch, das sich schon anhand der Inhaltsangabe liest wie "Jurassic (Zombie-) World"? Es sind alle Zutaten vorhanden, die ein derartiges Buch braucht: ein Milliardär mit deppert-gierigen Plänen, eine einsame Insel, sogar ein Vulkan, wie man ihn von "Caprona" kennt, Forschungseinrichtungen, Zäune, Stationen und selbstverständlich viele Opfer. Noch wurde kein Vergnügungspark eingerichtet, aber das kann ja noch kommen, da weitere Bücher schon existieren und nur noch den Weg nach Deutschland finden müssen. Die Grundidee an sich ist schon mal nicht schlecht und es beginnt auch sehr temporeich. An Opfern und blutigen Einzelheiten wird nicht gespart, so einige Gedärme finden durch neue Körperöffnungen den Weg ins Freie und einige Schädel strengen sich bis zum Platzen an. Höchstbewertetes Kulturgut ist "Jurassic dead" sicherlich nicht, aber unterhaltsamer Trash auf jeden Fall. Ein bisschen Probleme hatte ich mit den Figuren. Alex ist so einer der Sorte, die einer Organisation angehören, die Worte wie Frieden oder Menschenrechte im Namen führen, aber mit Gewalt gegen andere Menschen vorgehen, um ihre Ziele zu erreichen. Heuchler halt. Schützt die Tiere, tötet lieber Menschen - so in der Art. Um ihm wenigstens etwas Tiefe zu geben, darf ein Konflikt mit Papa nicht fehlen. Der wirft Sohnemann vor, sich bei seiner krebskranken Mami nur mal kurz via Mail innerhalb der letzten Jahre gemeldet zu haben, während Papi selbst auch nie für die Familie da war, das sein Forschungsegoismus immer Vorrang hatte. Veronica ist zu doof, einen Einsatz gescheit vorzubereiten, obwohl sie als Koryphäe auf ihren Gebiet geschildert wird. Und die restlichen Figuren sind eh Untote oder Bösewichte. Keiner zum Liebhaben, zum Mitfiebern, echt jetzt, das geht doch nicht. Nicht einmal ein Playboy-Bunny a la Erica Eleniak in "Alarmstufe Rot". Lässt man ein paar Logilklöcher außer acht, wünscht den Figuren alles Schlechte und konzentriert sich auf den Rabatz, dann ist "Jurassic Dead" genau die richtige Unterhaltung. Ständig was los, immer Tempo drin, Explosionen, Schusswechsel und Fressorgien, wilde Flucht und ne Menge Glück sowie die Vorbereitung einer Fortsetzung. Fast alles da, was Spaß verspricht. Nur der Humor, den ein Jake Bible in seinen Büchern wie z. B. "Mega", das auch auf Action setzt, aber nicht wirklich ernst genommen werden will, einsetzt, der fehlt hier fast gänzlich. Aber der Roman ist abgefahren genug und bringt zudem eine seltene Variante ins Genre, dass man liebend gerne ein weiteres Abenteuer ähnlicher Art lesen möchte. Und dazu vielleicht auch noch einen weiteren "Mega" aus der Feder von Jake Bible. Also Lektüren ohne den nötigen Ernst. 310 Seiten.

Jerry Garcia



John W. Campbell. Ein amerikanisches Forschungsteam wird in der Antarktis von einer außerirdischen Lebensform bedroht, die in der Lage ist, ihre Gestalt beliebig zu verändern.

Eine Forschungsstation am Südpol. Im ewigen Eis, weitab von jeder sogenannten Zivilisation, entdecken die dort stationierten Männer eine tiefgefrorene Kreatur. Sie bringen sie in die Station und schon beginnt das Rätselraten um ihre Herkunft. Im Küchenbereich ist der einzige Tisch, der groß genug ist, das Ding abzulegen und aufzutauen. Ein verhängnisvoller Fehler - ist das Ding doch ein Gestaltwandler aus dem All. Millionen Jahre unter dem Eis begraben und nun befreit, macht sich das Ding auf, einen Weg in die Welt der Menschen zu finden. Zwischen ihm und dem Rest der Welt stehen nur noch die Forscher. Doch die können sich schon bald selbst nicht mehr trauen. Ständig umkreist sie die bange Frage: Ist mein Kollege und Gegenüber denn überhaupt noch ein Mensch?

"Das Ding aus einer anderen Welt" ist die Novelle von John W. Campbell aus dem Jahr 1938 mit dem Originaltitel "Who geos there?" und nicht das Buch zum John Carpenter-Film aus 1982 von Alan Dean Foster, der sich hier begleitend zum Drehbuch als Autor weitere Meriten verdient hat. Jahre später hat Foster übrigens für längere Zeit resigniert und das Schreiben für Filme aufgegeben, weil man ihm ständig reinredete und auch sonst für ordentlich Chaos sorgte. Doch zurück zu Campbells Buch. Es ist eine klassische Geschichte von Menschen, die in einem eng begrenzten Terrain zusammenleben und sich gegen eine Bedrohung wehren müssen, von der sie nicht wissen, von wem sie überhaupt wirklich aus geht. Paranoia und allgegenwärtiges Misstrauen machen die Situation fast unerträglich. Wer jetzt die Filme kennt, wobei ich eigentlich immer nur an die Erstverfilmung von Christian NyBy mit James Arness und das modernisierte Remake von John Carpenter mit Kurt Russell denken musste, während mir das Premake aus dem Jahr 2011 nicht in den Sinn kam - vermutlich weil es mir eh egal war -, dem wird selbstverständlich vom Thrillsektor her etwas fehlen, aber dennoch ist es eine gelungene Geschichte, die in ihren Bann zieht. Kurz und knapp auf das Wichtigste verdichtet wird straff erzählt und nicht durch irgendwelche sinnlosen Sperenzchen wie Liebesgeschichten oder ausuferndes Blabla auf den Kern der Story zugesteuert. Was hat das Ding vor? Wie kann man ihm beikommen? Und nach dem Zehn-kleine-Politisch-Korrekte-Prinzip werden dann die Übernommenen aussortiert, wenn man endlich eine Möglichkeit gefunden hat, mit der man ausmachen kann, in wen oder was sich das Ding verwandelt hat. Bleibt aber immer nich die Frage, wie man es aufhalten kann? Oder ob man es überhaupt aufhalten kann. Spannend wie ein Who-dunnit-Thriller, überraschend (Unkenntnis der Filme vorausgesetzt) ohne Ende. Ach was, schlichtweg gut halt. Die 110 Seiten waren flugs gelesen. Und als "Bonus" gibt es ja noch dazu "Parasite deep" von Shane McKenzie. Dazu aber ein andermal mehr.

Jerry Garcia




John Grisham. Sebastian Rudd ist kein typischer Anwalt. Seine Kanzlei ist ein Lieferwagen, eingerichtet mit Bar, Kühlschrank und Waffenschrank. Er arbeitet allein, sein einziger Vertrauter ist sein Fahrer, der zudem als Leibwächter und Golfcaddie fungiert. Sebastian Rudd verteidigt jene Menschen, die andere als den Bodensatz der Gesellschaft bezeichnen. Warum? Weil er Ungerechtigkeit verabscheut und überzeugt ist, dass jeder Mensch einen fairen Prozess verdient.

Sebastian Rudd hat seine Kanzlei tatsächlich in einem Van und einen Fahrer, der auch als Bodyguard und als Kumpel fungiert. In seinem ersten Fall des Buches soll er einen Jungen verteidigen, den die ganze Stadt schon schuldig gesprochen hat und der kein faires Verfahren erwarten kann. Der Junge ist einer der Außenseiter, die nicht aussehen wie es die Masse gerne hätte, die von den Medien und der Werbung vorgegaukelt bekommt, was normal zu sein hat. Der Junge hat keine Chance. Doch Rudd will sie ihm geben. In einem weiteren Fall geht es um einen Schwerstkriminellen, den Rudd verteidigt  hat und der kaum um die Todesstrafe herumkommt. Noch während der Anwalt bei seinem Mandanten in Knast ist, gibt es in der Stadt an unterschiedlichen Orten Explosionen. Der Verdacht, dass sein Mandant dahintersteckt, wird dadurch genährt, dass es Gerichtsgebäude und andere Orte trifft, die mit der Verurteilung des Gangsters zu tun haben. Ein ganz perfider Fall ist der, in welchem die Polizei mit einem Schweraufgebot eines SWAT-Teams das Haus eines Ehepaars stürmt, bei der Gelegenheit vorgeht wie bei einem Terroreinsatz und die Frau des Hauses sowie die Haustiere tötet, den Mann schwer verletzt und das Haus beschädigt. Problem 1: Es war das falsche Haus. Problem 2: Der Mann hat sich im Glauben, dass er überfallen wird, mit einer Schusswaffe gewehrt und einen der Eindringlinge leicht verletzt. Leider existiert ein Gesetz, das den Mann auch dann bestraft, wenn er sich nur gewehrt hat. Weil er einen Polizisten angeschossen hat.

Zum Klappentext hatte ich schnell die Vermutung, dass man hier klar auf den Erfolg von Michael Connellys "Lincoln Lawyer" zielte und zudem den Herrn Anwalt als einen hehren Kämpfer für das Recht darstellen wollte. Ob das in der Absicht des Autors lag oder nur des veröffentlichenden Verlages, ist mir nicht bekannt. Doch während die erste von verschiedenen Geschichten, die wie einige Anekdoten aus dem Arbeitsleben eines Anwaltes skizziert sind, ihn auch wirklich noch als einen Mann erscheinen lässt, der diesem armen Jungen sein Leben retten will, während er von allen schon verurteilt und durch die Medien getrieben wurde, wie ein Teufel in Menschengestalt. Hier geht es wirklich um Gerechtigkeit. Schon der zweite Fall ist anders konzipiert. Auch wenn der Gangsterboss ebenfalls ein Recht auf anwaltliche Vertretung hat, ist Mr. Rudd hier auch auf reichlich Geld und Ruhm aus. Diesen erhofft er sich besonders vom Fall des Mannes, dessen Haus gestürmt wurde. Hier agiert Rudd wie einer dieser Schadenersatzaasgeier, die in Krankenhäusern auf Unfallpatienten lauern, um einen Prozess führen zu können und die Verletzten noch auf den Bahren ansprechen. Und beim Prozess seines MMA-Proteges wird ganz deutlich, dass hier der Eigennutz regiert. Sympathieträger ist Rudd nur bedingt. Aber das unterschiedet ihn auch von den vielen - nicht allen - Heroen in der Schriftstellerlaufbahn des John Grisham. Nach zu vielen belanglosen Geschichtchen über Pro-bono-Junganwälte, die alle so gut, lieb, nett und sympathisch waren und denen er zumeist nur mit einem kleinen Fall, der als Thriller aufgebauscht wurde, ohne solche Elemente zu enthalten, und viel Lokalkolorit plus extrem polierten Nichtigkeiten zu 450 Seiten Desinteresse auf Seiten des Lesers verhalf, ist Rudd in "Der Gerechte" zwar nicht gerecht, aber eine Figur mit Ecken und Kanten, eigensinnig, egoistisch und von sich eingenommen. Einer, der sich nicht scheut, sich die Finger schmutzig zu machen, aber auch einer, der Angst hat, dass einer seiner unterlegenen Mandanten oder die bloßgestellte Polizei auf Rache aus sind. Und je weiter man als Leser in dem Buch vorankommt, umso mehr erfährt man über irrsinnige Gesetze, Vertuschung, Korruption (und dass auch Herr Anwalt sich dieser Mittel durchaus bedient, um zu gewinnen), Drohungen und Eischüchterungen, Vorteilsnahme und Ignoranz, Vorurteile und auch Rassismus. Es entstand für  mich zwar der Eindruck, dass hier zugunsten des Protagonisten in Boulevard-Presse-Manier einige seiner Gegner überzogen schlecht dargestellt wurden, sodass dieser trotz eigener Mängel und Verfehlungen immer noch als einzig Gute in diesem Roman wirkt, doch gerade der Prozess gegen den Hausbesitzer zeigt die Perversität mancher US-Gesetze und wie die Justiz und die Polizei ihre Fehler vertuschen wollen. So ist die erste Hälfte von "Der Gerechte" im Flug konsumiert, so schnell wie schon lange kein Grisham mehr und so interessant, dass man es kaum glauben mag, dass es gerade dieser Autor ist, der diese Story verfasst hat. In der zweiten Hälfte lässt es etwas nach, geht man zu sehr in die Privatangelegenheiten und Problemchen des Anwalts. Familienleben und Ehezwist, das bekannte Blabla blitzt hie und da auf. Doch es bleibt nicht lange so. Die Fäden werden weitergeführt, die Fälle neu verhandelt und Rudd muss der Polizei helfen, ein entführtes Mädchen zu finden und bringt dabei seinen Sohn in Gefahr. Das hält das Interesse an dem Buch weiter wach, die Spannung bleibt erhalten. Nicht jede Lösung ist am Schluss die optimale und der Ausklang lässt Möglichkeiten für ein weiteres Buch um Sebastian Rudd offen. Für mich der temporeichste, unterhaltsamste und somit auch beste John Grisham seit langen Jahren. Zwar werde ich bei diesem Genre weiterhin John Lescroart und Michael Connelly vorziehen, aber Grisham hat den Abstand sichtlich verkleinert. Wer den Autor bisher geschätzt hat, wird hier auf alle Fälle bestens bedient. Und ich wandere dann wieder zu Philip Kerr, der Fußballern den Spiegel vors Gesicht hält und danach zu meinen favorisierten Action- und Horrorschinken. Nicht dass jemand auf die Idee kommt, ich würde Bücher mit einem gewissen Anteil an Niveau lesen. Ich hab schließlich nen schlechten Ruf zu verteidigen. 415 -Seiten

Jerry Garcia



Philip Kerr. Griechenland im Hochsommer: Die Sonne brennt, auf den Rängen im Hexenkessel des Karaiskakis Stadions toben die Fans. Scott Manson und sein Team vom skandalträchtigen Erstligisten London City wollen nur das Champions League Spiel gewinnen und nichts wie zurück ins kühle England. Da bricht Scotts Topstürmer vor laufenden Kameras tot zusammen. Die griechische Polizei stellt die gesamte Mannschaft unter Verdacht, und der ukrainische Clubchef und Ex Mafiaboss Sokolnikow verlangt schnelle Aufklärung. Doch als wenig später ein totes Escortgirl aus dem Hafenbecken von Piräus gefischt wird, weiß Scott, dass der Schuldige nicht unter seinen Spielern, sondern in der Chefetage von London City zu finden ist. Ein Spiel gegen den Gegner aus den eigenen Reihen beginnt.

Scott Manson kennt die Probleme, die man als Vereinstrainer hat, wenn dieser Club von einem reichen Besitzer abhängig ist. Da wird gekauft und verkauft, ohne den Trainer zu fragen. Es werden Entscheidungen getroffen, an denen er nicht mitwirken durfte. Da genießt er den Urlaub in Berlin mit Freundin Louise besonders. Und das Fachsimpeln mit dem deutschen Trainer von Hertha BSC wird ihm auch von Nutzen sein. Der lädt ihn zu einem Freundschaftsturnier in Griechenland ein, wo die Hertha um den dortigen Schliemann-Cup spielt. Doch zuvor müssen einige Freundschaftspiele mit London City in Russland ausgetragen werden. Man lernt schnell die russische Gastfreundschaft kennen. Der jüdisch-arabische Spieler Soltani wird verhaftet und aus dem Land gewiesen, Bekim Develi gibt ein extrem Putin-kritisches Interview und dann zofft er sich in der Kabine mit dem afrikanischen Neuzugang Prometheus, der sich abfällig über Schwule äußert - im Beisein des deutschen Spielers Christoph, der ja bekanntlich homosexuell ist. Danach die Reise nach Griechenland zum Turnier der Hertha. Was dort abgeht, übertrifft die Hetze in Russland noch. Anti-deutsch wäre noch ein wohlmeinendes Wort für die Stimmung. Und in diesem Hexenkessel soll man das erste Quali-Spiel für die Champions-League austragen. Kaum da, geht der Zinnober auch schon los. Ständige Störfeuer in der Vorbereitung, Krawall aller Orten. Der Spieltag. Die Mannschaften laufen aufs Feld, das Match wird angepfiffen. Und als Belim Develi ein Tor schießt, bricht er kurz nach seiner Jubelarie zusammen. Er wird ins Krankenhaus gebracht. Herzstillstand. Das Spiel wird abgebrochen, aber am Folgetag fortgesetzt. Inzwischen ist Develi verstorben und die Mannschaft verstört. Man verliert mit 1 : 4. Und muss in Griechenland bleiben, weil die Untersuchungen zum Tod des Spielers noch laufen. Und als dann ein Excort-Girl tot im Hafen gefunden wird, ist schnell von Mord die Rede. Und Scott Manson ist wieder als Detektiv gefordert. Er läuft sich die Hacken ab und bekommt viel Hilfe von griechischer Seite. Panathinaikos-Anhänger, die Olympiakos leidenschaftlich hassen, unterstützen ihn, wo es nur geht. Und während der sich alles zusammenpuzzeln muss, wundert er sich über die Lebenseinstellung der Griechen, ihren Hass auf die Deutschen und die Korruption im Land. Erfährt aber dazu auch viel über Praktiken im Geschäft Fußball, an die er trotz seiner bisherigen Erlebnisse nicht glauben wollte.

Mit spürbarer Freude stänkert Philip Kerr gegen das System im Fußball, lässt aber auch an vielen Spielern kein gutes Haar. Ein Freund oder Fan von David Beckham ist er vermutlich nicht und die Anekdote die er einbringt, macht das verständlich. Wollte doch Beckham dereinst nur mit Mütze trainieren, damit die Medien seine neue Frisur erst am Spieltag sehen konnten. Fand Alex Ferguson damals nicht wirklich amüsant. Und die FIFA? Müssen ja schon 1986 mit "Korruptionsblindheit" geschlagen gewesen sein, als sie damals den "Hand-Gott" Maradona zum Spieler des Turniers machten - einen Betrüger. Philip Kerr serviert einen schönen Eintopf mit exquisiten Zutaten an Dämlichkeiten der sogenannten Profis. Nach seinem Protagonisten Manson ist die Intelligenz eines Spielers an den Rechtschreibfehlern n seinen Tattoos zu messen. Aber auch hinter den Kulissen brodelt es. Milliardäre, die sich Mannschaften als Hobby halten oder Spieler als Abschreibungsmasse nutzen. Daneben ein bisschen gegen die Amis gehetzt (Wo kann man diese Ahnungslosen, die jedes Spiel oder jeden Sport mit Show aufpeppen müssen, damit ihnen die Zuschauer, die eh unter andauernder Bildungs- und Konzentrationsschwäche leiden, nicht wegpennen) und kleine Boshaftigkeiten wie folgende. Zitat: "Fußball, Mann! Die letzte Möglichkleit, sich legal einen Afrikaner zu kaufen." Zitat Ende. Zu welch Blödheiten sogenannte Profis fähig sind, wurde ja letzt erst auch in Deutschland unter Beweis gestellt. Diese Protagonisten kommen jedenfalls auch im zweiten Buch um Scott Manson sehr schlecht weg. Und auch das Geschäftsgebaren rund um den Fußball erfährt seine Kritik. Die Fans sind doch mittlerweile nur noch ein Nebenprodukt. Ob es nun um die Selbstdarsteller mit Twitter-Account und Facebook-Seite (Hier ein Lob an Sandro Wagner vom SV Darmstadt 98 für seine Äußerungen zu dem Mist. Nicht im Buch, sondern in einem Interview vor einiger Zeit.) geht, denen die Frisur und das Image wichtiger ist, als ihr Beruf oder um die Vorstandsetagen, in denen mit Geldern jongliert wird, wie in höchsten Wirtschaftskreisen. Wenn diese Klubs ihre Zahlen veröffentlichen, dann frag ich mich, warum die für die massiven Polizeieinsätze rund um ihre Spiele angeblich kein Geld haben. Neben Beckham werden auch andere Namen aufgetischt wie z. B. Ferdinand, der hier als rabiater Vinnie Jones-Verschnitt seine "Widmung" bekommt. Und the Special One darf in einem Buch über Fußball nicht fehlen. Schachfiguren, Popstars, Eitelkeiten, Milliardärs-Poker, Bösartigkeiten - blitzgescheit präsentiert, dem Fußball nen Spiegel vors Gesicht gehalten und dann noch kräftig in den Arsch getreten. Und danach geht es Richtung Politk und Auswüchse der Fanszene. Griechenland, schon seit langen Jahren ein Hort von überbordender Gewalt und Korruption im Fußball-Geschäft. Und jetzt noch Pleite, von den Deutschen nach eigener Auffassung im Roman misshandelt und mit einer neuen Form der Diktatur zum Sparen gezwungen. Griechenland, eine Nation, die es sogar schafft, deutsche Tranigkeit zu überbieten. Wenn in Detuschland eine Gemeinde und selbstverständlich deren teilweise recht unverschämten Mitarbeiter oder Bürgermeister, es innerhalb von sechs Monaten nicht schaffen (wollen), einen Grundstücksverkauf und die Umschreibungen auch auf steuerlicher Ebene hinzubekommen, dann brauchen die Griechen dafür Jahre. Die Deutschen sind für die nur "Malakas" (Wichser) und gearbeitet wird nur gegen "Fakelaki" (Schmiergeld) und dann auch noch gestreikt. Der Autor sieht seine Roman-Griechen wohl etwas anders als diese sich selbst. Aber das gilt ja auch für die Fußballer. Und so ganz nebenbei wird auch die beginnende Flut von Flüchtlingen erwähnt, in der sich die Griechen allein gelassen fühlen im Jahr 2015, dem Entstehen das Buches. Und in diesem Mischmasch aus Fußball, Geschäft und Politik muss auch noch ein Kriminalfall gelöst werden. Und auch das passiert eher nebenbei. Zudem ist die Lösung für mich trotz der vielen Verdächtigen und Spuren einerseits ziemlich an den Haaren oder der Perücke (je nach Haarpracht halt) beigezogen, andererseits aber wieder derart entlarvend, dass man sich vom Sportgeschehen (Denn wer glaubt, dass es in anderen Sportarten, in denen es auch um Geld geht, ehrhafter abläuft?) am liebsten distanzieren möchte. Die Auswüchse in der Rechtevermarktung sind ja ebenfalls derart sprunghaft angestiegen, dass man bald auf die Idee kommt, die Sportler und ihre Manager sowie die ganzen Vereine und Mannschaften in den Spitzenregionen wollten nur nich für eine Elite spielen, die ihre horrenden Forderungen erfüllen kann. Trotz einer etwas unpassenden Auflösung ist das Buch wieder ein ganz starkes Stück von Philip Kerr, in dem er die Machenschaften rund um den Fußball und die Geldgier, die mittlerweile Einzug gehalten hat, massiv aufs Korn nimmt. Wieder sehr gut geeigent für Fans und Gegner dieses Sports.


Eine kleine Anmerkung zu den Spielern will ich aber auch noch loswerden. Dass da wohl solche Selbstdarsteller wie Beckham oder Ronaldo die Unsympathen schlechthin sind, auch wenn sie hervorragend gegen den Ball treten können, ist nicht von der Hand zu weisen. Da überschätzen sich einige wie z. B. Ibrahimovic schon immens. Es ist aber auch so, dass viele die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen haben. So mancher würde auf der Straße sitzen, könnte er nicht gut mit dem Ball umgehen. Wenn einer eine Tasche mit einem fünfstelligen Eurobetrag in einem Taxoi liegenlässt, kann man nur mit dem Kopf schütteln. Das gibt aber niemandem das Recht, den Mann ständig und sogar bei seiner Geburtstagsfeier in einem Club mit Berufung auf die Pressefreiheit, die ja gerade von der immer wieder durch Fehlverhalten mit Füßen getreten wird, mehr oder weniger zu stalken. Da würde man sich gerne die (Presse-)Freiheit nehmen und der fotografierenden Person die Kamera zu fressen geben und hoffen, dass sie dann unverdaut am anderen Ende wieder rauskommt. Es mag ja sein, dass die Burschen Millionen kassieren, aber was die sich dafür alles bieten lassen müssen, ist jetzt auch nicht lustig. Man bekommt vorgeschrieben, was man zu sagen hat, wie man sich benehmen soll, muss Termine für Werbemaßnahmen einhalten, soll Vorbild sein. Das gesamte Privatleben wird überwacht. Von Vereinsleuten bis hin zu Vertretern der Nationalmannschaft. Und macht man mal ne Dummheit - oder auch zwei, drei - mischen die sich ein und sprechen Geldstrafen aus. Und überall lauern nicht nur die nutzlosen Pressevertreter, sondern auch die sogenannten Fans, diese Kasper, die sich mit einem Foto von Fußballer X wichtig tun wollen oder ein Bild eines Sportlers, der vielleicht gerade mal nicht ganz so nüchtern ist, an die Fritzen vom TV oder Print verscherbeln. Die Fußballer auf dem Niveau haben keine Ruhe mehr. Und wenn sie nicht immer brav ja sagen, werden sie noch als arrogant verschrieen. Da sollen die sich hinstellen und selten dämliche oder provokante Fragen von Pressevertretern beantworten und wenn es ihnen zu blöd wird und sie das äußern, gibt es Kritik aus dem Verein und die Schreiberlinge texten plötzlich negativ und machen Stimmung. Dazu noch ein Bild gewählt, auf dem der Betroffene unvorteilhaft aussieht und fertig ist die Meinungsmache (Geschieht selbstverständlich auch in der Politrk, diese Art der Steuerung, seien es die AfD, Trump, Flüchtlinge oder wer auch immer). Was keiner bedenkt, ist, dass das teilweise noch junge Bruschen sind. Wenn sich jeder Kritker oder Maulheld mal selbst überlegen würde, was er in diesem Alter für Aktionen durchgezogen hat, wäre er/sie vielleicht etwas toleranter gegenüber einigen der Fehltritte. Und das dann noch aufbauschen oder sich von einem Bundestrainer einen Denkzettel verpassen lassen zu müssen? Halloho, soll er eben selber spielen. Ist jetzt nicht jeder Spieler nur ein armer Kerl in einem miesen System, da gibt es genug arrogante und eingebildete Säcke, an die jegliches Verständnis verschwendet ist, aber das ist längst nicht die Überzahl. Der letzte Absatz hat jetzt weniger mit dem Buch zu tun, ist mehr ne Abrechnung mit den Pressefuzzis, die sich alles erlauben wollen. Buch hat 397 Seiten.

Jerry Garcia



Shane McKenzie. Onkel Pete, Fischer aus Berufung und ziemlich schräg, steuert Ben und seine Jungs an eine geheime Stelle mitten im Meer, damit sie einmal so einen richtig fetten Brocken aus dem Meer holen. Dort entpuppt nicht nur er sich als mörderischer Psycho, sondern der gesamte Ozean dreht plötzlich durch. Das Wasser brodelt vor monströsen Kreaturen aus der Tiefe, ihre Körper sind verkrustet mit seltsamen Seepocken, aus denen gierige Tentakel nach allem greifen, was einen Puls hat.

Der Fischer Peter erfährt am Telefon, dass sein Bruder Sean, der das Dorf ihrer Geburt schon vor Jahren Richtung Stadt verlassen hat, verstorben ist. In seiner Pein schnappt er sich seinen ängstlichen Sohn Aaron und fährt mit ihm hinaus zu seinen sturmumtobten Fanggründen. Als der Junge beinahe über Bord geht, kann Pete ihn gerade noch so fassen. Doch zu spät - nur die untere Hälfte des Jungen bleibt in seinen Händen zurück. Der Rest wurde von einem mit Seepocken bedeckten Ungeheuer des Meeres abgebissen und in die Tiefe gezogen. Pete kehrt mit den Überresten des Jungen nach Hause zurück und seine Gattin übersteht die Konfrontation mit ihrem schier wildgewordenen Ehemann nicht. Monate später. Pete führt zwei Kollegen zu scheinbar unerschöpflichen Fanggründen. Sie sind zwar misstrauisch, weil Pete sich wieder verdrückt, bleiben aber dennoch vor Ort. Fataler Fehler. Und in der Stadt freuen sich Ben, sein bester Kumpel Gentry, die beiden Kiffer Manuel und Cobb auf einen Trip zu Bens Onkel Pete und einen feucht-fröhlichen Angelausflug mit dessen Boot. Dass Bens Bruder Clyde, selbst süchtiger Drogendealer, und dessen Freundin Emma auch mitkommen, behagt ihnen weniger, da Clyde öfter mal austickt. Dennoch machen sie sich auf den Weg, ohne zu ahnen, dass der liebe Onkel mittlerweile zwei weitere Kollegen in die Falle gelockt hat. Als sie in dem Fischerdorf ankommen, deucht ihnen bald, warum Sean das Kaff verlassen hat. Verfallen, nach Fischinnereien riechend und kein Anblick für verwöhnte Städteraugen liegt dieser marode Ort vor ihnen. Und auch Pete sieht nicht gerade vertrauenswürdig aus. Bei der ersten Begegnung besoffen, Frau und Kind angeblich weg, weil die Lady es nicht mehr bei ihm ausgehalten hat. Man hat Verständnis, will sich den Aufenthalt nicht vermiesen lassen. Also fährt man unter fröhlichem Gelächter und einigen schlüpfrigen Witzen raus aufs Meer, immer dem Kurs nach, den Pete vorgibt. Was sie dann in den Fanggründen sehen und erleben müssen, ist das Grauen pur.

Schon gleich zu Beginn skizziert Shane McKenzie eine zerrüttete Familie am Rande des Existenzminimums. Der Tod seines Bruders knickt Pete ganz schön, aber als er dann auch seinen Sohn an die See verliert, fischt der Verstand des Fischers endgültig im Trüben. Doch auch sein Bruder Sean scheint die Flucht nicht wirklich bekommen zu sein. Man kann nur andeutungsweise herauslesen, dass auch er kein Gewinner war und sein Sohn Clyde ist genau das, was man sich unter einem brutalen, drogenvertickenden Hinterwäldler mit niederem Bildungsniveau und exzessivem Hang zur eigenen Ware vorstellt. Bruder Ben scheint da wenigstens halbwegs normal geraten, Clydes Freundin ist so eine Mischung aus blöder Trine, die sich an den stärksten Affen des Rudels hält, um mit ihm anzugeben und unter seinem Schutz zu stehen, winselt aber über die Behandlung, die er ihr angedeihen lässt. Als Sympathieträger können in der Geschichte höchstens die beiden Kiffer Manuel und Cobb hervorgehoben werden, weil sie derart Klischee sind, dass man sie sofort als Opfer im sinn hat, und Gentry, der wohl der unglücklich verliebte Pimpf der Gruppe ist und eigentlich nur wegen Ben den ganzen Mist auf sich nimmt -  beste Freunde halt. Zum letzten Drittel hin nimmt die Story Fahrt auf, das Geschehen wird gruselig und verdammt blutig. Fesselnd, mit einigen detailliert beschriebenen Fressorgien und Monstern, die man so bisher noch nicht gesehen/gelesen hat. Man lernt, dass die Seepocken eine ganz andere "Krankheit" sind als die Pocken, die die Menschheit bisher in den vergangenen Epochen so geplagt hat. PETA und sonstige Tierfreunde sollten von dem Buch Abstand nehmen, es würde ihnen sicher nicht gefallen. Vegetarier und gar die nur durch für Krankenkassen und somit Beitragszahler kostspielige Vitaminpräparate am Leben gehaltenen Veganer wären hier auch einem unsäglichen Grauen ausgesetzt. Zartbesaitete Leser sollten den Festa-Verlag langsam kennengelernt haben und wissen, was auf sie zukommt. Für Fans ist gerade dieses letzte Drittel ein Festa-Fest (Okay, das musste jetzt einfach sein), ein unbändiger Blutrausch, der ein Ende nimmt, das man nicht wirklich als "Happy" bezeichnen kann. Hier und da mal Klischees verbraten, dafür aber sehr flott zu lesen, mit einem Prolog, der dann in ein vorbereitendes Szenario übergeht, das mit vielen eher flachen Figuren aufwartet, die dann aber in ein wahrhaft blutrünstiges Finale mit einer Menge Ungeheuer münden, das für das Phänomen aber nur eine softe Erklärung, eine Vermutung bietet. Vielleicht kommen die Parasiten ja wieder. Typischer Shane McKenzie, der aber für mich nur die Beilage für "Das Ding aus einer anderen Welt" ist. Dem kann er nicht das Wasser reichen, trotz der Location. 220 Seiten.

Jerry Garcia



Don Winslow. Privatermittler Frank Decker ist ein Meister seines Fachs: Er findet Menschen, die vermisst werden. Keiner hat seine Härte, seine Besessenheit und seine Unnachgiebigkeit. Hat er einen Fall angenommen, verfolgt er ihn erbarmungslos. Als die atemberaubend schöne Frau seines Freundes verschwindet, ihr Auto verlassen in den Ghettos von Miami, und die Polizei im Dunkeln tappt, setzt er sich auf die Fährte. Die Spur führt ihn aus dem sonnenverwöhnten Florida ins kalte Deutschland. Decker kennt Deutschland: Hier hat er die schönste Zeit seines Leben verbracht. Doch das soll sich bitter rächen. Nun lernt er das Deutschland der Rotlichtbezirke, des Mädchenhandels und der Drogen kennen.

Frank Decker, der sich von der Frau getrennt und seinen Job geschmissen hat, um künftig vermisste Personen aufzuspüren, wird von seinem ehemaligen Armee-Kumpel Charlie angeheuert, dessen Frau Kim zu finden, die von einem Shopping-Ausflug nicht zurückgekommen ist. Deshalb kommt Decker nach Florida und sieht, welchen Erfolg sein Freund, der ihm einst dort drüben das Leben rettete, nun hat. Dass dieser reiche Eltern hatte, war ihm bekannt, doch was Charlie nun daraus gemacht hatte, nicht so richtig bewusst, obwohl er bei dessen Hochzeit mit Kim die Braut zum Altar führte. Von damals kennt er sie auch als liebenswertes und nettes Mädchen, das trotz ihres umwerfenden Aussehens immer bodenständig und zuvorkommend geblieben ist. Nachdem alle naheliegenden Möglichkeiten ausgeschöpft wurden und man ausser dem verlassenen Wagen der Frau nichts gefunden hat, ruft man die Polizei, die selbstverständlich ihre Routinefragen stellt. Doch dann setzt Charlie eine Summe von 5 Millionen Dollar für die Rückführung seiner Frau oder Hinweise auf den Täter aus. Das erschwert die Sache nur noch. Bei seinen Nachforschungen findet Deck verschiedene Hinweise, die ihn dann zu einem Austausch führen, der letztendlich in einer miesen Gegend von Miami stattfinden soll. Das Vorhaben misslingt, doch der Ex-Bulle hat einen neuen Ansatz gefunden. Und nachdem er weitere Zeugen befragt hatte, unter Beschuss geriet, sich wehren musste, führen ihn die Spuren nach Deutschland. Das kennt er aus seiner Zeit bei der Army, weil er in Landstuhl im Krankenhaus operiert wurde und sich von seinen Verwundungen erholte. Auch dort war Charlie immer an seiner Seite. Jetzt klappert er Tag um Tag Bordell um Bordell ab, ob man Kim vielleicht dorthin verkauft hat. Es dauert lange, bis er glaubwürdige Hinweise erhält, dass sich die Gesuchte im Osten der Republik aufhält, der nicht gerade ein Hort zum Wohlfühlen ist. Und dort wird er ebenso wie auf seinem langen Weg nach Erfurt recht schnell von seinen Feinden unter Beschuss genommen.

Mir scheint, dass die Werke "Vergeltung" sowie die Frank Decker-Reihe ("Missing New York" und "Germany") möglicherweise exklusiv für den deutschen Verlag geschrieben wurden, da sie noch nicht in einer anderen Sprache erschienen sind. Zumindest konnte ich bei einigen Rechercheversuchen nichts weiter dazu finden. Wäre auch gar nicht so abwegig, weil sich Stil und Inhalt doch recht deutlich von seinen anderen Werken unterscheiden. Die Suche ist zwar spannend und zumindest nicht auf den ersten Seiten ist sofort zu erkennen, wo die Reise hinführt (Okay, anhand des Titels war Deutschland schon klar) und wer hier warum was verbockt hat. Winslows Schreibe ist flott wie immer und so liest man die Story in einem Tempo wie ein heißes Messer durch
die Butter geht - verflucht zügig. Es ist kein Zögern zu erkennen, kein langes Taktieren. Es geht früh zur Sache und bald nimmt auch die Action zu, bei der der Protagonist entschieden kälter und härter agiert als im Vorgänger. War mir durchaus recht. Headshots, kaltblütige Hinrichtung Verwundeter, damit sie ihn nicht weiter behelligen, alles drin. Und die Gegner tun ja auch ihren Teil. Auch wenn es mal nicht gegen Terroristen geht - dieser Actionanteil hebt das Buch hervor. Aber eben leider nur der. Der Rest ist eher eine Winslow-Fingerübung für Anfänger. Falsche Fährten, Hinterhalte, Verdächtige, miese Cops und gute Cops, ganz böse Nicht-Amerikaner und ein Familiendrama, bei dem es der Leser sich selbst aussuchen kann, wer hier arm dran ist und wer für all das Geschehen zu verurteilen ist. Päderasten, Zuhälter, Nutten, Geldadel, Korruption, belogene Öffentlichkeit (wenigstens das hat unser Land ja auch - wie die Amis, die Russen, die Franzosen, die Chinesen usw. usw.), Politiker, Bullen mit Sinn fürs Eigenwohl, hübsche Weiber und sonniges Florida. Alles schon mal dagewesen, alles bekannt und auch der Protagonist ist so eine Besonderheit nicht. Ein-Mann-Armee mit dem Wunsch zu töten. Da ist jetzt nichts vorhanden, das dieses Buch neben dem Namen des Autors zu etwas wie einen Pflichterwerb macht. Und Deutschland - Germany: Ja, das sieht mir schwer nach einer Gefälligkeit für den Verlag aus. Da kommt Decker erst auf Seite 267 ins Land (das er nach rund 100 Seiten auch wieder verlässt), hetzt von Stadt zu Stadt, von Puff zu Puff, legt einige Typen um und hat so keine Ahnung vom Land. Die Recherche war wohl dafür keine Grundbedingung, dass das Geschehen sich hierzulande abspielt. Frankfurt - Kaiserstraße: Die hat zwar noch immer ihren Ruf und wird ihn auf absehbare Zeit wohl auch nicht los, ist aber längst nicht mehr Frankfurts Puffmeile. Was den Osten angeht, ist die Situation ebenfalls längst überholt, denn nicht wie im Buch geschildert, der Osten ist hier so arm dran, da hat der Westen mehr als nur gleichgezogen. Und obwohl als Copyright 2016 by Don Winslow im Impressum vermerkt ist, wird das "moderne Omaha-Beach" nur sehr beiläufig in drei oder vier Worten mal ganz kurz gestreift. Und das Lektorat? Uiuiui, da sollte man lieber Herrn Frank Festa mal fragen, ob man sein gut funktionierendes mal ausleihen kann. Bei dem passieren Fehler wie dieser (Brutka bekommt eine Salve in den Rücken und schaut sich dann die EINschusslöcher auf Bauch und Brust an) garantiert nicht. Leute, das war nichts.
Ansonsten sind die Vorteile klar auf der Hand: kurze, knappe Sätze in ebensolchen Kapiteln, nach etwas beschaulicheren Beginn ein hoher Actionanteil mit etlichen Verlusten, ein oder zwei Wendungen in der Handlung und erfreulicher leichter Lesefluss eines eher dem üblichen Mainstream nahen Romans. Den stellt man zwischen all die anderen Krimis, neben die Pattersons oder so, hebt den höheren Actionanteil heraus und es passt. Das ist kein Don Winslow, der für sich alleine steht und somit schon einen Unterschied ausmacht, der ist für die Allgemeinheit, die sich nicht anstrengen will, denen das Lesen zum Abschalten dient, pure Unterhaltung, die man allabendlich nach vielleicht 50 Seiten wieder ins Regal stellt, um dann am nächsten Abend dort weiterzulesen, wo man aufgehört hatte. Verfilmt wäre das entweder ne nette B-Ware oder vielleicht etwas überarbeitet gar ne Geschichte für TV-Sender wie Vox oder die RTL-Group allgemein so ab 22.00 Uhr im Programmschema und nach den richtlinien des Jugendschutzes. Also auch diesmal wieder bei der exklusiven Deutschlandpremiere und somit wohl auch Weltpremiere eines Don Winslow zuviel erwartet. Denn auch der hier ist nicht sonderlich hervorzuheben. Gut und schnell zu konsumieren wie ein Cussler, Blake oder Patterson, aber leider nicht mehr BESSER als die genannten Autoren. Geschmackssache. Aber nach "Missing New York" ob der Action wenigstens Tendenz nach oben. Müsste ich Punkte vergeben, wäre das mit etwas Wohlwollen und den temporeichen Sequenzen ne 6,5/10. 380 Seiten.

Jerry Garcia



Greg F. Gifune. Cameron Horne hat alles: eine intelligente, schöne Frau, die ihn liebt, ein großartiges Zuhause sowie eine erfolgreiche und einflussreiche Karriere. Sein Leben ist der wahrgewordene amerikanische Traum. Bis die Dinge anfangen, sich zu verändern. Ohne Vorwarnung stellt er ein seltsames Verhalten zur Schau, das er anscheinend nicht kontrollieren kann, erleidet Blackouts und Erinnerungsverluste, hat entsetzliche Albträume und entdeckt Blut an seinen Händen, das sein eigenes sein könnte - oder auch nicht. Als ein mysteriöser junger Mann, der die Zukunft zu kennen scheint, damit beginnt, in Camerons Garten aufzutauchen, verschlimmert sich die Lage weiter. Und als ihn dann auch noch Stimmen und Visionen heimsuchen und schattenhafte Figuren jede seiner Bewegungen beobachten, erwacht etwas tief in ihm und manifestiert sich in Handlungen extremer Wut und Gewalt. Verliert er seinen Verstand oder ist etwas Bösartiges hinter ihm her, das von ihm Besitz ergreift und ihn, der einst sanftmütig war, in jemand anderen ... etwas anderes verwandelt? Die Wahrheit wird Cameron Horne einholen, und es wird eine Hölle geben, die ihn dafür bezahlen lässt.

Cameron wird von einem Autoalarm ständig aus dem Schlaf gerissen. Der junge Mann in seinem Garten kommt ihm unwirklich und bedrohlich vor, verschwindet aber immer wieder ohne, etwas zu tun, das Anlass zur Furcht geben würde. Aber dennoch scheint mit ihm etwas nicht zu stimmen. Im Büro sehen ihn die Kollegen seltsam an und dann wird er auch noch zur Chefin ins Büro gerufen. Die teilt ihm mit, dass man sich Sorgen um ihn und sein Verhalten mache und dass er bei vollem Gehalt suspendiert sei, weil einer seiner "Schützlinge" ihn beschuldigt, Drohungen ausgestoßen zu haben. Dann ruft ihn seine Ex-Frau an, betrunken aus einer billigen Kaschemme. Sie möchte von ihm abgeholt werden. Nach einigem Zögern stimmt er zu und fährt hin. Kaschemme war wohl noch ein zu guter Ausdruck für das Dreckloch. Und die dortige Kundschaft setzt sich auch aus dem Bodensatz der Menschheit zusammern - und seiner Ex. Als zwei Typen ihn herausfordern, schlägt er sie zusammen. Wäre kein Problem, hätte es ihm nicht wirklich so richtig Spaß gemacht. Was ist nur mit ihm los? Auch seine Frau Remy beginnt langsam, sich um ihn zu sorgen. Auch ein alter, pensionierter Nachbar, dessen Frau vor kurzer Zeit verstarb und der sich mittlerweile dem Suff ergeben hat und seine Wohnung verwahrlosen lässt, kommt in den Genuss von Camerons Ausfällen. Nichts ergibt wirklich einen Sinn. Wie kann er wieder der normale, nette Cameron werden, den die ganze Umgebung so sehr geschätzt hat?

Was ist mit Cameron los? Die zentrale Frage des Buches, die sich nicht nur die in der Ich-Form erzählende Hauptperson stellt, sondern auch der Leser. Und letzterer bleibt fast genauso lange im Ungewissen wie der arme Kerl auch. Ohne langes Vorgeplänkel stellen sie die Fragen, ob Cameron das alles getan hat, wirklich erlebt oder ob es nur dunkle Visionen sind, Albträume der schlimmsten Art? "Bösartig" ist trist, düster und unheilvoll - im positiven Sinne für den Leser. Irgendwie ohne Hoffnung. Und die Verzweiflung, den mentalen Abstieg der Figur in vorstellbare Worte zu fassen, ist eine Stärke des Autors. Man fühlt richtig mit dem Mann, wie ihm sein Verstand langsam zu entgleiten scheint, sein Leben auf den Kopf gestellt wird und er nichts, absolut nichts dagegen unternehmen kann, wie es scheint. Wieso macht ihm Gewalt soviel Spaß? So ist er doch gar nicht. Das ist nicht der richtige Cameron. Das BIN NICHT ICH! Ein Stil, wie gemacht für eine melancholische Atmosphäre, die mehr auf Psychohorror setzt, denn auf blutige Einzelheiten setzt. Ein Buch, das lange nachhallt, über das man durchaus nachdenkt und das einen recht depressiven Unterton hat. Voodoo-Press Printausgabe mit 225 Seiten.

Jerry Garcia



Scott McEwen mit Thomas Koloniar. Gil Shannon ist einer der tödlichsten Scharfschützen der US Navy und ein SEAL mit Leib und Seele. Gerade genießt er mit seiner Frau seinen wohlverdienten Urlaub, als er einen Hilferuf aus Afghanistan erhält. Eine Hubschrauberpilotin des Special-Forces-Teams wurde während eines Hinterhalts schwer verletzt und entführt. Dann taucht ein Video auf, das zeigt, wie die Pilotin während ihrer Gefangenschaft brutal geschlagen und vergewaltigt wird. Die Taliban fordern für Sandra das irrsinnige Lösegeld von 25 Millionen Dollar. Nachdem ein geheimer Einsatz misslingt, will der Präsident die Sache auf sich beruhen lassen. Er fürchtet eine verpfuschte Rettung wäre eine außenpolitische Katastrophe und könnte das Ende seiner Amtszeit sein. Doch Gil Shannon kann Sandra nicht im Stich lassen. Gegen die Weisung des Präsidenten begibt er sich in die Höhle des Löwen - eine Black Operation mit schlechten Chancen. Ein One Way Trip.

Gil Shannon wird zu Hause erreicht, als er sich gerade um seine Pferde und die Jagd auf Elche kümmert. Seine Frau ist solche Anrufe schon gewohnt, sodass sie ein gewisses Verständnis dafür entwickelt, dass ihr Mann wieder in den Einsatz muss. Statt sich also von seinem vorherigen Einsatz zu erholen, muss er wieder rüber, um die Gefangene Sandra zu befreien. Doch vor den eigentlichen Einsatz haben die Militärs und einige CIA-Bosse einen kleinen Umweg eingeplant. So springt er wie einst D. B. Cooper aus einer 727, um im Iran möglichst unbemerkt ein Ziel zu eliminieren, das von einigen Getreuen begleitet wird. Der Job gelingt, obwohl Gil bei einem echten Sniper-Duell verwundet wurde. Was ihn viel mehr in Rage bringt, ist, dass man ihm wichtige Informationen vorenthalten oder ihn gar belogen hat. Dennoch lässt er es auf sich beruhen. In der Zwischenzeit wird die Gefangene in Händen der Terroristen gefoltert und vergewaltigt, ein Video dazu taucht im Netz auf. Eine Lösegeldübergabe scheiterte. Also gehen Captain Crosswhite und acht Seals nach Waigal rein, um sie zu befreien. Der Befreiungsversuch misslingt ebenfalls. Also wird als letzte Hoffnung Gil geschickt, der sich durch Reihen von Feinden zum Standort der Pilotin kämpft, nur unterstützt von deren Gatten und einigen von dessen Kollegen - und deren fliegenden Festungen sowie dem Übersetzer und Kämpfer Forogh.

Also mal wieder einer meiner geliebten America First Thriller. Da ich auf dem Thema "Amis gut, alle anderen böse" und der einseitigen Weltsicht der meisten Autoren schon oft genug herumgeritten bin, lass ich das nach dieser Anmerkung mal weg, wird ja sogar mir langweilig. Es ist aber weiterhin festzustellen, dass dieser Stoff zumeist nur vom Festa-Verlag angeboten wird, während andere Verlage sich da irgendwie zu sträuben scheinen. Ich freu mich jedenfalls über actionorientierte Unterhaltung. Also gerne mehr, Frau + Herr Festa. "Sniper Elite" hat ein bisschen was von "American Sniper" mit einer Prise "Lone survivor". Hier die Familie oder nur die Gattin, dort die immerwährenden Einsätzem, die Gefahr und die Angst der Lieben in der Heimat. Doch mit allzu dramatischen Szenen an der Heimatfront hält sich Scott McEwen mit seinem Kollegen Thomas Koloniar ziemlich zurück. Es gibt ein bisschen Politikergeplänkel von wegen immer schön in Deckung bleiben, damit die Öffentlichkeit keinen schlechten Eindruck von ihren Anzugträgern bekommt. Freundschaften und Feindschaften, Intrigen und Unterstützung - alles vorhanden. Und ein Präsident, der nur weiß, was er wissen muss, damit er den Rest glaubwürdig abstreiten kann. Der Grundton des Buches ist hart, knorrig und launig. Die Flachsereien unter den Soldaten sind derb, Außenstehende werden kaum akzeptiert. Aber trotz aller Sticheleien sind die Kameradschaft und Mission immer im Vordergrund - für die Leute an der Front. Abgesehen von wenigen Seiten gibt der Autor seinen beinharten Protagonisten schon von Beginn an Feuer frei. Und hält das auch bis zum Ende durch. Hier und da ne kleine Intrige, ein bisschen Emotion muss auch sein. Ebenso einige freundliche Helfer in den zerklüfteten Bergen Afghanistans. Der Rest ist Action bis zum Abwinken. Höchstes Tempo garantiert kurzweilige Unterhaltung, dass einem das Herz aufgeht, um nicht vom Messer in der Hose zu schreiben. Und die Hauptfigur Gil, der brettharte Seal, der Sniper (So muss ein Sniper sein und nicht wie der Kasper im Film "The condemned 2". Der Film ist zwar mit guter Action ausgestattet und Roel Reine hat wieder einen guten Job gemacht, ABER ein Sniper, der gefühlte 30 Fahrkarten schießt? Naja.), der Menschen so nebenbei tötet wie andere einen Fuß vor den anderen setzen, um vorwärts zu kommen (und sei es nur bis zum Auto), macht sogar eine kleine Wandlung durch, doch so offen wie das Ende ist, wird er mit der nicht lange hausieren gehen können. Actiongranate allererster Güte. Für Freunde des gepflegten Krawalls zwischen den Buchdeckeln wird hier vorzüglich gesorgt. Und schon warte ich auf Nachschub. 445 Seiten.

Jerry Garcia



Peter Liney. Der ehemalige Gauner Clancey ist auf einer Gefängnis-Insel inhaftiert: die Endstation für alle alten Menschen, die angeblich keinen Beitrag mehr zur Gesellschaft leisten können. Es gelingt ihm, einen Aufstand anzuzetteln und aufs Festland zu fliehen. Doch die Lebensumstände haben sich sehr verändert. Extreme Grausamkeit und Gewalt, wohin er auch blickt. Wie es scheint, hat Clanceys Kampf gegen das System gerade erst begonnen.

Clancy war früher Geldeintreiber bei einem Mafioso. Die Arbeit für den Mann machte ihm sogar Spaß, er hat seinen Boss gemocht. Doch als dieser starb, war es irgendwie auch um Clancy geschehen. Die Sozialsysteme waren durch Misswirtschaft geplündert worden, man  musste sogar für seinen Aufenthalt im Knast bezahlen. Wer das nicht konnte, kam auf die Insel. Jeder, der keinen Beitrag dazu leisten konnte, dass sich die Elite im Land wohlfühlte, kam auf die Insel. Auch Clancy. Doch er konnte die Bewacher austricksen und so machten sich die ehemaligen Ausgesetzten auf, sich ihren Platz in der Stadt zu erobern. Womit keiner gerechnet hatte, war, dass es dort mindestens genauso schlimm war, wie auf der Müllinsel. Die Menschen hungern, überall wird geplündet, gemordet, herrscht Chaos. Ausgelöst dadurch, dass die Satelliten keine Bedrohung mehr waren. Sie konnten weder überwachen noch mit ihren Strahlenwaffen töten. Und Clancy kommt auf die Idee, einen Arzt zu suchen, der Lena das Augenlicht wiedergeben kann. Die Kosten dafür will er mit einem letzten illegalen Job auftreiben. Bei dem Job geht etwas schief und er gerät noch mehr in die Bredouille. Und was er über diesen Konzern Infinity, der die Menschen unter seiner Knute hat, herausfindet, ist schockierend. Noch schlimmer ist die neue Bewaffnung der herrschenden Klasse. Besonders hervor tun sich hier die Knurrer, die ihre Gegner rücksichtslos zerfetzen.

Und weil bei Luebbe jeder seiner Arbeit mit Wonne und Herzblut nachgeht und deshalb auch eine gute Qualität an den Kunden liefern will, ist ihnen sicher nur ein Versehen unterlaufen, als sie nicht bemerkten, dass ihr Protagonist auf dem Klappentext noch mit "Clancey" benannt wird, im Buch dann aber "Clancy" heißt. Nach diesem kleinen Lapsus brauchte ich nicht einmal lange zu suchen, der fiel direkt ins Auge. Naja, nicht so schlimm, schließlkich wollen sie bisher ja nur unsere Euros und nicht unser Leben. Das kommt noch - wie in dem Buch, das sie hier verkaufen. "Die Gefallenen" ist nach "Die Verdammten", das man gelesen haben sollte, um hier nicht völlig aus dem Zusammenhang gerissen dem Geschenen zu folgen versucht, der Mittelteil einer Dystopie-Trilogie. Wollen wir hoffen, dass man uns den letzten Teil dann auch kredenzt und nicht die üble Nummer abzieht, eine Reihe einfach abzubrechen. Würde auch von der Liebe zur eigenen Arbeit und zur Literatur zeugen. In einigen Punkten ist das Geschehen schon recht nahe an der heutigen Realität, man kann sich ausrechnen, bis es dann auch in Wirklichkeit so ist, wie in den beiden bisherigen Büchern. Die Sozialsysteme ausgeplündert für fremde Zwecke oder einfach in die Taschen von Bonzen und Politikern, man kann ja auch weiter Banken retten. Die Überwachung zur Sicherheit der Bürger wird ausgebaut, die Bewaffnung verbessert - die Bewaffnung für die Elite. Denn auch hier gilt: Hast du kein Kapital, wirst du kapital bestraft. Renten? Witzbolde, das Geld ist weg. Geplündert für was auch immer. Und wer keinen Nutzen mehr hat, wird auf ne dreckige Insel verbannt. Hört man von den Jungen heute ja oft genug, dass die Alten verzichten oder noch besser verschwinden sollen, damit die Jungen es gut haben. Gerade Jungpolitiker tun sich da hervor. Diejenigen, die als Dauerstudenten den Staat und somit die Steuerzahler und daher die Alten geschröpft haben, bis zum bitteren Ende, wo sie dann selbst arbeiten mussten - oder eher müssten, sie sind ja in die Politik gegangen. Wenn die Brut an die Macht kommt, sieht es bald so aus, wie in dieser Dystopie. Doch hier wurde irgendwie auch sehr auf Action gesetzt. Viele Auseinandersetzungen, brutale Kämpfe - und Clancy immer mittendrin. Clancy, der weiterhin den fast geläuterten Gangster mimt und dennoch alles tut, was in seiner Macht steht, die Seinen zu beschützen und sei es mit illegalen Mitteln. Die Gruppe wird oft überrascht, wie gewalttätig die Welt geworden ist. Peter Liney hat eine Welt erschaffen, die vor neuartigen Waffen nur so strotzt, mit Kritik an Massenüberwachung, Datenspeicherung, Größenwahn und Betrug am Volk ebenso abrechnet wie mit elitären Gruppen und schwafelnden Politikern, die - so sie einen ablegen mussten - zumeist in dieser Gesellschaft des Meineides schuldig sind. "Die Gefallenen" liest sich in einem Fluss, ist vom Stil und Satzbau locker und leicht, bietet aber etliche deftige Actionsequenzen und hin und wieder auch ein blutiges Detail wie bei den Attacken der Knurrer. Immer wieder kommt dem Leser Orwell in den Sinn, aber auch recht aktuelle Nachrichten ob der Situation der Sozialsysteme oder neuester "Schutzmaßnahmen" für den Bürger. Wer nix zu verbergen hat, lässt sich gerne freiwillig in jeder Lebenssituation kontrollierern und überwachen. Wieso verhandeln dann die Konzerne und Politiker immer hinter geschlossenen Türen? Ob sie wohl was zu verbergen haben. Neben der flotten Kampfszenen aber auch ein nachdenklich stimmender Roman, hin und wieder sogar mit menschlicher Wärme versehen und nich dazu spannend und unterhaltsam. Der dritte Teil darf gerne kommen. 430 Seiten.

Jerry Garcia




Robert McCammon. In diesem Endzeit-Thriller beschreibt der Bestsellerautor die Welt nach der atomaren Apokalypse. Die menschliche Zivilisation bricht zusammen und die wenigen Überlebenden werden in eine vorindustrielle Welt katapultiert, in der sie zu hungrigen Bestien mutieren. Der nukleare Winter senkt sich wie ein Leichentuch über die verkohlte Erde. Durch dieses verstrahlte Land wandert Swan - das neunjährige Mädchen spürt, dass etwas Übernatürliches am Werk ist: das personifizierte Böse, das die Menschheit endgültig vernichten will. Swan erlebt die ultimative Entscheidungsschlacht zwischen Gut und Böse. Er ist der Mann mit dem scharlachroten Auge, der Mann der vielen Masken. Er vereint die Kraft der menschlichen Gier und des Wahnsinns. Er durchstreift das nuklear verstrahlte Land auf der Suche nach einem Kind, ein Mädchen mit den Namen Swan. Das Kind muss vernichtet werden, denn es besitzt die Gabe. Swan kann dem toten Boden wieder Leben geben und den Menschen somit Rettung bringen.

Die Welt vor einem Atomkrieg. Die Krise schaukelt sich hoch, bis irgendeiner den Abzug drückt. Und aus ist es mit dem schnöden Dasein. Amerika erlebt den Untergang, dem nur wenige Menschen entrinnen können. Da ist Sister Creep, eine Obdachlose, die in den U-Bahnschächten der selbsternannten Hauptstadt der Welt Zuflucht findet. Dann ist da dieser seltsame Kerl, der sich in einem Kino die Splatterfilme am Stück einpfeift und dabei jede Szene mit einem herzlichen und lauten Lachen begleitert, dass es das Kinopersonal nur so schaudert. Er übersteht das Inferno, das Personal nicht. Irgendwo im Westen ist der C-Klassen-Wrestler Josh Hutchins unterwegs, als er an einer Tankstelle einen Stopp einlegt, um sich neu auszurüsten und zu tanken. Dort trifft er auf das Mädchen Swan und ihre Mutter. Erst spüren sie das Zittern des Bodens, das sie für ein Erdbeben halten, dann sehen sie die Raketen aufsteigen und flüchten mit dem Tankstellenbesitzer in einen Schutzbunker. Dann ist das der Offizier Macklin, der zusammen mit einigen Zivilisten in einer Art Unterschlupf tief unter der Erde für Armeeangehörige den Atomschlag übersteht. An seiner Seite ein Vierzehnjähriger namens Roland, der ein Computerspiel-Freak ist, sich aber zu einem äußerst wertvollen Helfer mausert. All diese Personen werden auf ihrer Reise durch das verwüstete Land zuusammengeführt, ihrem Schicksal entgegen. Sister Creep hat einen geheimnisvollen Ring gefunden, der ihr über Visionen den Weg nach Westen weist. Immer nahe hinter ihr ist der Mann mit dem scharlachroten Auge, der ebenfalls in den Besitz des Ringes gelangen will. Und der auf der Suche nach Swan ist, dem Mädchen, das Wunder vollbringen kann und die Hoffnung der Menschheit ist.

Kurz gesagt, ist es einfach uralte Geschichte des Kampfes zwischen Gut und Böse, verpackt in ein Endzeitszenario, das die damalige Angst vor einer nuklearen Auseinandersetzung der Großmächte als Ausgangspunkt hat. Und im Prinzip ist es wohl nur der zappelige Finger eines Mannes, der die Spannung unter der Bedrohung nicht mehr ertragen konnte, die Spielchen des Gegners hatten ihn mürbe gemacht und so hat er auf den Knopf gedrückt, der alles zerstörte. Der Präsident ist unschlüssig, die Berater uneins und die Militärs auf Krieg aus. Letztere haben ihren Willen bekommen. Nach dem großen Knall lernt der Leser neben den Auswirkungen auch die Protagonisten näher kennen, die Charkatere werden ausführlich ausgearbeitet und vorgestellt. Manche - wie Roland, das Gamer-Kid mit Hang zum Psycho - sind Klischee, andere wiederum äußerst sympathisch gezeichnete Figuren, die Mitgefühl und Menschlichkeit ausstrahlen. Die Reise durch ein zerstörtes Land, das nun durch die Nachwirkungen der Bomben und den Willen bestimmter Individuen, die sich die Sachlage zunutzen machen wollen, um sich selbst in eine Herrscherposition zu bringen, wird ein Trip voller Gefahren und Wunder. Der Leser kann auch Elemente aus Stephen Kings "The Stand" oder auch Endzeitfilmen wie "Mad Max" leicht identifizieren. Seit das Original und auch die gekürzte deutsche Version 1988 von Knaur veröffentlicht wurden, ist eine Menge Zeit vergangen, in der sich weitere Autoren und noch viel mehr Filmemacher an das Thema gewagt haben, sodass der dem Genre geneigte Leser/Filmfreund nun doch schon viele der Handlungsstränge kannte. Also neu war wenig für mich. Aber die Art und Weise, der Stil von McCammon, mit denen er seinen Roman ausarbeitet und den Leser schon nach kurzer Zeit in seinen Bann - oder besser in den Bann seiner zerstörten Welt - zieht, macht noch den großen Unterschied aus, der das Buch auch aus der Masse derartiger Literatur heraushebt. Kaum irgendwelche Hänger, die den Lesefluss verlangsamen, lebendige Figuren und eine düstere Welt im Kampf um ihre Existenz. Alles hat ein Ende - sogar die Endzeit. Rund 1140 Seiten in zwei Büchern, deren Anschaffung jeden Euro wert ist (außer man will Courts-Mahler lesen).

Und für alle Freunde seiner Crime-Reihe hat Frank Festa mit Unterstützung seiner Frau Ingrid beschlossen, seine eh schon mit hochwertigen Autoren sowie außergewöhnlich gutem Erscheinungsbild hinsichtlich der Qualität von Papier und Aufmachung, einer kleinen "Preiskur" zu unterziehen. Aus 13,95 Euro wird nun 9,99 Euro. Und seine Autorenriege kann sich weiterhin sehen lassen. Coes, Hunter, Cameron, Greaney, Masterton und und und. Alle weiter dabei. Jeder, der sich also für dieses Genre begeistern kann und konnte und dem die Etablierten zu wenig davon bringen, weil sie es durch massenhafte Trilogien für die Jugend ersetzten, sollte hier aufmerken. Und wer bisher unschlüssig war, sollte mal zugreifen. Actionkracher der Superlative - und ebenfalls wunderbar: Diverse abgebrochene Serien, die den Großverlagen nicht mehr gut genug waren, weil sie lieber Dan Brown oder John Grisham in die Regale stopfen, werden fortgeführt. Vince Flynn mit seinem Mitch Rapp wird ebenso zu seinem Recht kommen wie Brad Thor mit Scot Harvath oder Stephen Hunter mit seinem Bob Lee Swagger. Gute Gründe zuzugreifen oder beim Festa-Verlag mal reinzuschauen. Und sicher hat er auch noch einige Autoren in der Hinterhand, von denen wir nicht einmal ahnen, dass sie hier aufgelegt werden sollen. Ich bin auf jeden Fall dabei.

Jerry Garcia



Brett Williams. Erika wollte nur einen Hund kaufen. Sie fuhr durch die Wälder von Missouri, zu der abgelegenen Farm von Onkel Levi und seiner verdorbenen Sippschaft. Jetzt sitzt sie selbst im Zwinger.

Da ist Erika. Sie will Kinder, ihr Mann nicht. Sie will einen Hund, ihr Mann nicht. Da zieht sie einfach los und will sich ein Hundi kaufen, den unwilligen Gatten überraschen. So nen kleinen, niedlichen. Nen Handtaschenhamster zum Anziehen und Kämmen, zur Hundemassage schleppen und so ein Zeugs. So ein kleiner Yorkshire wäre ideal für Erika. Ach wie traurig, ist nirgends auf Bestellung lieferbar. Nicht mal Amazon erbarmt sich. Das ist so fies. Also fährt Kleinhirn Erika ganz allein aus dem behüteten Zuhause in die freie Wildnis, wo echte Menschen leben, die Gefahr noch Gefahr sein darf und im Hinterland billig kleine Wuffis angeboten werden. Da biegt man schon mal gerne ab in so einen Waldweg, rümpft das manikürte Näschen über die dort wandelnden Dreckspatzen. Als aber einer davon lächelt und sie zu ihren Wunschdoggies führt, ist Erika nicht nur blond, sondern auch überglücklich. Bis sie sich dann in einem Käfig wiederfindet. Und nach dem aufwachen feststellt, dass in anderen Käfigen weitere Frauchen sitzen, die auch auf ihr Fresschen warten. Und zu Hause ist ihr Ehemann. Er ist ein Macher, ein freiheitsliebender Mensch, der sich nicht mit Kindern abplagen will, sondern das Leben genießen. Macht er auch - ohne Erika. Er hat ja Shelby. Warum auch nicht? Erika hat in ihrer Sturm- und Drang-Zeit ja auch ordentlich Samenfängerin gespielt. Dass Erika weg ist, merkt er so schnell nicht und als dann doch, ist es ihm vorerst nicht so wichtig. Er will ja das Leben genießen. Immer öfter sind seine eh geringen Sorgen wie weggeblasen, hehe. Und Erika? Ist entsetzt über die Zustände im Hause Gitterstang, dafür zieht sie aber bald an Bub'ls Strang. Da ihre eine Mitgefangene ihr scheißegal ist, die andere schon angeranzt und schwangerrund ist und irgendwas von einem "Wurf" sabbelt, muss Erika selbst aktiv werden. So kopulieren Klischeeblondie und Klischeeblödie wie wild, damit Klischeeblödie Klischeeblondie mit Süßigkeiten füttert, von denen sie in ihrer eigenen Art der Solidarität niemand was abgibt, und irgendwann noch blöder ist, als erwartet und Blondie die Möglichkeit zur Flucht gibt. Und ihre Käfignachbarin Sam hatte ja auch einen Freund, bevor sie nun freundlichst die Fickmaus für die Hinterwäldlerhöllenbrut gibt und denen so richtig Flötenunterricht verpasst. Der hatte sich mit ihr gezofft und merkt erst recht spät, dass seine einzige große Liebe verschwunden ist. aber was ein echter Kerl, der findet seine Tussi selbst in den tiefsten Wäldern vom Rammelstein. Die Freude währt kurz. Ruchzuck ist er umgenietet und an die Schweine verfüttert. Richtige Wutzen, nicht die Familie von Levi, sei hier mal angemerkt. Die Familie hat es wahrlich in sich. Von Klischeeblödie über Rammeltrine zu Schwachköppen sondergleichen - alles ist vorhanden. Da züchten sie Köter, lassen sie verwahrlosen und/oder bei Hundekämpfen antreten und schnappen sich zwischendurch doofe Tussen, die zuviel Zeit und Giernach einem Köter haben, weil sie keine Babys kriegen oder kaufen können. Was mit Klischeeblondie und Sam, der Königin des Nachbarskäfigs weiter so passiert, sei nicht verraten. Nix Gutes jedenfalls. War auch nicht zu erwarten.

Also eines ist sicher: Wer in diesem Buch eine Figur sucht, mit der er mitfiebern oder mitleiden kann, die dem Leser vielleicht sogar Sympathie entlocken kann, der arme Tropf sitzt dann wahrscheinlich immer noch und versucht verzweifelt etwas auch nur Ähnliches zu finden. Ich jedenfalls hatte sehr schnell beschlossen, keinen zu mögen. Erika ist eine elitäre Bunz, nutzloser als die von ihre verachteten Hinterwäldler und vom IQ her immer in einen endlosen Wettstreit mit einem schimmligen Stück Brot verstrickt. Handtaschenhundi für verwöhnte Gören. Nicht dass sie jetzt allein das Scheusal der Seiten wäre. Minimal intelligenter streiten um den Arschloch des Monatstitel ihr Ehemann, Sam, Levi, Bub, Jake, Larry, BJ und was weiß ich noch für verwahrloste und überflüssige Gestalten. Irgendwie wirkt das Gelesene auf mich, als habe jemand versucht, einen schönen, knalligen Edward Lee von 150 Seiten mit viel Blabla auf rund 370 Seiten aufzumotzen, ohne irgendetwas Konstruktives oder auch nur Blutigeres hinzuzufügen. Es sind hie und da schon einige eklige Sequenzen drin, gepaart mit heftiger Tierquälerei, ner Ecke Gerammel, aber zumeist plätschert alles nur so vor sich hin. Mit diesem Buch konnte - und wollte - ich mich nach geraumer Zeit nicht mehr anfreunden. Für die Edward Lee Light Szenen gibt es noch ein mittelmäßig. Mehr leider nicht.  Rund 370 Seiten.                     

Jerry Garcia



Chris Dougherty. Willkommen bei ZOMBIE INC., dem führenden Hersteller von Zombieabwehrsystemen in der Republik der Vereinigten Fünf Staaten! Seit 2027 im Geschäft, stellt ZOMBIE INC. Sie an erste Stelle. Ihre Sicherheit ist unser Hauptziel! Unsere zahlreichen Verteidigungsoptionen für Ihr Zuhause - vom Ze Fence® über Ze Popper® bis zum Ze Shed® - passen sich allen Bedürfnissen und jedem Budget an. Benutzen Sie den Scan Code »Mehr Efahren«, um eine Kostenlose unverbindliche vor-Ort*-Beratung zu erhalten. *Planen Sie Ihren Termin im Vertrauen darauf, Ihr Haus niemals verlassen müssen! Da draußen ist es nicht sicher, und das wissen wir besser als die meisten Menschen! Unsere Vertriebsmitarbeiter sind gut ausgebildet und in der Lage sämtliche feindlichen Begegnungen mit den Lebenden und den Untoten zu bewältigen. Fünfundzwanzig Jahre nach der tödlichen Seuche steckt das erfolgreichste Unternehmen der Republik der Vereinigten Fünf Staaten, ZOMBIE INC., in Schwierigkeiten. Wird die bloße Tatsache von abnehmendem Nachschub und schwindender Nachfrage das Ende sein oder wird ZOMBIE INC. einen - wie auch immer widerwärtigen - Weg finden, um zu überleben?

Es wird das Jahr 2053 geschrieben. Eine Zeit nach dem Ausbruch der großen Zombieseuche von 2027. Diese Epoche hat die Welt umgekrempelt. Neue Firmen schossen quasi aus dem Boden. Neue Staatenbünde wurden geschlossen. Zombie Inc. ist eine dieser Firmen und ansässig in den Vereinigten Fünf Staaten. Die Sicherheitsfirma hat über Jahre hinweg immer neuere Modelle zur Sicherung der Menschen vor den aggressiven Zombies entwickelt. Zäune, tödliche Halsbänder, und ihre eigene Einsatztruppe - die Wrangler. Eine eingeschworene Gemeinschaft, die alle außerhalb ihrer Gruppe mit Abby bezeichnet, völlig unabhängig vom Geschlecht. Dann gibt es noch die Außendienstler. Zu ihnen gehört Carl, schon lange Jahre bei der Firma und sogar so alt, dass er sich noch viele Annehmlichkeiten von vor der Katastrophe erinnern kann. Ihm zur Seite gestellt hat man Dillalia. Mit ihren sechsundzwanzig Jahren ein Frischling, die mit dem Alten neben sich so gar nichts gemein hat. Keine Ahnung, von was der quatscht, wenn er von früher erzählt. Carl und Dillalia betreuen die Kunden von Zombie Inc. Alle anderen außer den Wranglern wohnen und arbeiten in sicheren Anlagen, zumeist eh im Besitz von Zombie Inc. Der Schutz vor den untoten Toten ist DAS große Geschäft des Konzerns mit den strengen Regeln und Arbeitszeiten. Doch nach und nach tauchen Ungereimtheiten auf. Als es immer mehr werden, beginnt sogar Dillalia sich ihre Gedanken zu  machen. Was passiert, wenn es keine Zombies mehr gibt? Doch ist das überhaupt möglich - keine Zombies mehr? Sie kennt eine Welt ohne Zombies gar nicht. Jetzt erinnert sie sich Carls Worte über alte Zeiten. Kann es tatsächlich so werden?

Es sei vorausgeschickt, dass dies kein traditioneller Zombie-Roman ist. Er besteht nicht nur aus Jagd auf Menschenfleisch und Headshots. Action gibt es zwar, die lockert den Rahmen auf, aber insgesamt ist es eine satirische Gesellschaftskritik, die durch bestimmte Einschübe tatsächlich an die Parts in "Starship Troopers" erinnert. Und das Motto: "Ihre Sicherheit ist unser Hauptziel!" könnte das gemeinsame Motto von Regierung und IS sein, schließen sich wollen beide ja das Gleiche, hehe. Nach dem ersten kleinen Vorfall entwickelt sich die Beziehung der beiden ungleichen Partner rasch vorwärts, man diskutiert über diverse soziale Errungenschaften, die es früher gab, die aber heutzutage undenkbar sind. Um eine Beschäftigung zu garantieren, gibt es die 7-Tage-Woche. Dient ja auch dem Schutz der Mitarbeiter, wenn sie nicht draußen rumstreunen und Zombies in die Hand bzw. vor die Kauleiste fallen können. Urlaub? Was soll der Scheiß, faul in der Sonne liegen, der man wegen Krebsgefahr eh aus dem Weg geht. Bleibt lieber drinnen und arbeitet, da ist es auch sicher vor der Sonne. Verschärfte Regelungen zur sexuellen Belästigung sind derart gestaltet, dass es verschärfte Regelungen gegen Sex sind. Es würde ja der Firma schaden, wenn sie einem Angehörigen das Sterbegeld auszahlen müsste. Nachdem Ex-Präsident Clooney noch kurz in die Pfanne gehauen wurde, vergleicht man schnell mal die Organisation ZAMS (Zombies als Menschen sehen) mit militanten Gruppierungen wie PETA und auch den Vegetariern und Veganern. Sie schaden den Menschen in ihrem Umfeld nur - und der Firma. Und auch die schönen Bonussyteme der Regierung, die den Leuten 1000 Scheine Zuschuss verspricht, wenn sie in ihrem Niedriglohn noch 5000 Scheine für irgendeine Neuerung investiert. Ja, so wird vollkapitalistisch die Wirtschaft gestärkt. Kein Wunder, dass die Regierungen nur noch als korrupte Marionetten der Zombie Inc. im Jahre 2053 gesehen werden (War doch 2053, oder heute? Mist, wieder veralzheimert.) und der folgende Witz kursiert: Wie nennt man eine angepflockte Ziege im Regierungspalast? Keine Ahnung? Wirklich nicht? Natürlich nennt man sie "Ein Bordell". Ja, so ist sie, die moderne Welt. Mit den kleinen Einschüben über den rigorosen Umgang und Abbau von Vergünstigungen und Rechten, die viele frühere Generationen hart erkämpft hatten und der Ahnungslosigkeit der Jugend, kehrt trotz des ernsten und viel zu aktuellen Themas durchaus auch ein Humor in die Story ein, der immer mal wieder ein Schmunzeln auslöst. Und die Wrangler-Truppe mit ihrem fast unverständlichen Dialekt (übrigens im Englischen mindestens genauso grausam wie in der Übersetzung - hab extra nachgefragt, Might Mike.) erinnert mit Outfit uind Gehabe schnell an die Truppe um Arnold Schwarzenegger in "Sabotage". So ist "Zombie Inc." teilweise richtig belustigend und vollgepackt mit richtig ätzender Sozialkritik und fast schon ein Plädoyer, sich die Kapitalismushörigkeit (oder Bestechlichkeit) der Regierungen durch Mega-Konzerne nicht mehr länger bieten zu lassen, denn das Ende vom Lied ist dann wirklich die 7-Tage-Woche. Die Konzerne wurden ja schon dafür belohnt, dass sie ihre Lobbyisten so großzügig arbeiten lassen! Schnell hat man ihren Anteil an den Krankenkassenbeiträgen gedeckelt und lässt sie jetzt völlig losgelöst großmarktschreierisch nach mehr Flexibilität durch die Arbeitnehmer aufgrund neuer Möglichkeiten winseln, während die Flexibilität der Konzerne und Regierungen bei Lohnverhandlungen grundsätzlich mit dem Wort STARR noch ungenügend beschrieben ist. Und sollte der Leser es geschafft haben, darüber zu grübeln, reißt ihn dann der Autor mit einer ordentlichen Portion Action aus der Nachdenklichkeit. Kapitalismus gegen Menschen, Firmenstrukturen gegen Zombies. Ein feiner Plot, garniert mit viel Kritik und zum Ende hin auch mit der bekannten Zombiekost, die aber dennoch nur die Rahmenbedingungen für diesen guten Roman liefert. Ungewohnt und gerade deshalb gelungen. 335 Seiten

Jerry Garcia



Heinrich Hanf. TaRock'n Roll ist nicht nur eine Satire, sondern ein Muss für jeden Anhänger globaler Verschwörungstheorien, sofern ihm die Fähigkeit zur Selbstironie noch nicht völlig abhanden gekommen ist.

Hans Harlaching ist ein Wahrsager und Kartenleger, der mit seinem Kater Dinsdale in München lebt. Irgendwann entwickelt er - statt ernsthaft ein Comeback als Rockmusiker anzustreben - ein system, das das Tarot-Kartenlegen mit der computerisierten Version der Horoskope verbindet und ihm einen nie erwarteten Erfolg beschert. Das ruft sehr schnell diverse Gruppierungen auf den Plan, die ihn für ihre Zwecke einspannen wollen. Zuvorderst sind da die Illuminaten, die nicht nur außerirdischen Ursprungs sind, sondern auch mit einer künstlichen Intelligenz zusammen den Planeten für ihre ureigenen Ziele übernehmen wollen. Doch Harlaching - und sein Kater - sind eher von der unberechenbaren Sorte. Und als er dann in die Loge eingeladen wird, um dort für die Illuminaten ihr Werk zu vollbringen, sabotiert er sämtliche Anstrengungen, die sie bisher unternommen haben, um zu ihrer Heimat zurückzukehren. Laut Kater Dinsdale selbstverständlich ein Werk der GUTEN ILLUMINATEN des unauffälligen Katzenvolkes.

Sind wir ehrlich, dieses Buch wurde mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit unter Einfluss eines undurchdringlich dichten Nebels der Lieblingsdroge von Cheech und Chong verfasst. Wirr, sprunghaft, voller depperter Namen und spinnerter Ideen. Zusammengefasst eine durchaus lustige Sozialkritik mit Zentrum der Münchner Szene um Studenten und Rockmusiker. 80-er Jahre-Flair gepaart mit Science Fiction und wilden Rauschbildern um kosmische Verschwörungen zur Übernahme der Erde. Der eher unfreiwillige Todesfallvorhersager Harlaching ist meist viel zu bekifft, um wirklich zu bemerken, was um ihn herum vorgeht. Und von den seltsamen Begrüßungsritualen hat er erst recht keine Ahnung. Die vielen schrägen Ideen, das komplett idiotische Ensemble der Figuren und die Anspielungen auf den guten, alten Erich von Däniken machen mit den oftmals recht überraschend einsetzenden Sprüngen in der Geschichte "TaRock'n Roll" zwar zu einem sehr humorvollen, aber auch anstrengenden Lesestoff. Und man benötigt echt eine große Portion Humor, um die Lektüre unbeschadet zu überstehen. Van Helsing, Eierkrauler, Katzenilluminaten, Dauerkiffer, Außerirdische, Adolfs und Alfreds, Amon Düül und viel, sehr viel wilde Phantasie machen das Buch zu einem spaß, zu dem man zwar aufgelegt sein muss, der dann aber zündet. Naja, vielleicht zündet man sich vorher noch nen kleinen Joint an, dann kommt das Werk noch besser und irgendwie viel bunter zum Leser. Und somit auch Weisheiten wie "Was ist der Unterschied zwischen Schappi ind einem Rockbassisten? Schappi hat viel Hirn und frische Leber."Rund 210 Seiten

Jerry Garcia



Donald E. Westlake. New York, 1970: Fünf Gangster planen den Coup ihres Lebens. Ein Smaragd aus Afrika soll den Besitzer wechseln. Unter der Regie von Meisterdieb John Dortmunder schmieden die fünf einen genialen Plan, der krachend in die Hose geht. Doch das ist er st der Anfang.

John Dortmunder macht sich bereit, sein letztes vorläufiges Zuhause frohen Mutes zu verlassen. Hat er einige Annehmlichkeiten wie einen Tunnel von seiner Zelle aus zur Medikamentenausgabe für 300 Dollar verkauft. Problem 1: er hat das Geld noch nicht. Problem 2: der Wachmann will ihn nach draußen begleiten. Und so scheitert sein Coup, mit dem er sich den Einstieg ins Leben ohne Gitter vor den Fenstern etwas angenehmer machen wollte. Und als er dann an der ungesiebten Luft einen Spaziergang entlang der Gefängnismauern macht, fällt ihm ein Wagen auf, der ihn verfolgt. Keine Möglichkeit irgendwohin abzuhauen. Und dann dreht die Karre auf und er kann sich nur an die Wand drücken und hoffen, dass alles gut geht. Kurz vor seinen Kniescheiben stoppt der Wagen und Kelp steigt aus, der ihn abholen wollte. Zur Begrüßung hat ihm Dortmunder mal kurz eine rein. Aber wenigstens hat Kelp einen Job in Aussicht. Zwei dieser afrikanischen Kleinstaaten, die früher mal einer waren, bekriegen sich weiterhin mit Freuden und zudem betrachtet jeder einen bestimmten Diamanten als Nationalheiligtum. Und da er gerade in New York ausgestellt wird, kommt ein Major des einen Staates auf die glorreiche Idee, das Dingen von Profis klauen zu lassen. So kommt Dortmunder ins Spiel. Sie handeln Bedingungen und Bezahlung aus und die Planung kann beginnen. Natürlich muss sich Dortmunder hin und wieder beim Bewährungshelfer melden und einem Job nachgehen. Lexikon-Verkauf, von Tür zu Tür latschen, die Leute anlabern, sich vor deren Hunden fürchten - nicht sein Ding. Also werden mit Murch, dem Fahrer, Greenwood, dem Schönling und Weiberhelden, sowie Chefwick, dem Schlossknacker, die nötigen Helfer gefunden und der Coup im Museum kann starten. Klappt anfangs alles recht gut, obwohl der Plan an sich schon recht chaotisch ist. Prompt müssen sie sich dann auch sputen, um den Wärtern zu entkommen. Sie haben sogar den Stein, aber den hat Greenwood - und der verläuft sich im Museum und wird dann geschnappt. Den Stein, den hat er verschluckt. Und mit diesem Flop beginnt das Abenteuer erst richtig.

Ich muss zugeben, dass dies der erste Roman um den Gauner Dortmunder - nach dem Bier benannt - ist, den zu lesen ich das Vergnügen hatte. Dortmunder ist der Gegenentwurf zu seinem unter dem Pseudonym Richard Stark ersonnenen coolen und nicht aus der Ruhe zu bringenden Parker. "Fünf schräge Vögel" wurde als "Vier schräge Vögel" mit Robert Redford verfilmt und die Figur des Chefwick einfach weggelassen. Buch und Film sind Gaunerkomödien reinsten Wassers wenn die Bande versucht, mit den absurdesten und verrücktesten Methoden versucht, endlich diesem verdammten Diamanten habhaft zu werden, der ihnen immer wieder durch die Finger schlüpft. Der Wortwitz von Westlake zündet, der Humor kommt an. Als wirklicher Spaß entpuppen sich einige Dialoge des Buches, die wahrlich zum Lachen reizen. Endlos reihen sich witzige Katastrophen aneinander, mit denen sich die fünf Gauner auseinandersetzen müssen. Immer neue absurde Situationen gilt es zu meistern. Liebenswerte Nullen auf der Suche  nach dem nächsten Coup. Und geht einer schief, ficht sie das nicht an. Mit einer unbeschreiblichen Art und Portion Enthusiasmus arbeitet man den nächsten Plan aus. Dieses schusselige Gegenstück zu Parker konnte mich sofort für sich einnehmen und der Stil und Humor von Westlake tat ein Übriges dazu. Ein irgendwie heiterer Roman ohne viele Leichen oder Shootouts, dafür mit viel Witz präsentiert. Gauner-Desaster der komischen Art und jedem Freund locker-humorvoller Unterhaltung nur zu empfehlen. Auf Tiefe oder ausführliche Charakterzeichnung verzichtet man da gerne, wenn man Szenen wie die mit dem Schäferhund auf der Veranda lesen darf, um nur ein Beispiel zu nennen.

Jerry Garcia



Wayne Simmons. Schätzungsweise 99 Prozent der Bewohner von Belfast fielen schlagartig tot um. Einige davon sind wieder erwacht und fallen jetzt als eine Horde hübscher Untoter über die Stadt her, um blutige Vergeltung an den wenigen Überlebenden zu üben. Eine bunt zusammengewürfelte Gruppe flüchtet sich auf den Hauptflughafen, doch dieser vermeintlich sichere Ort erweist sich als Trugbild, kaum wird er von den ersten auferstandenen Leichen belagert.

Nach der Katastrophe im ersten Buch um die schönen Toten einige der handelnden Figuren den weiteren Verlauf des Gemetzels zwangsläufig nicht mehr erleben konnten, versuchen verschiedene Grüppchen sich zum Flughafen durchzuschlagen. Darunter sind auch Aida, Kirsty, Caz und der im Rollstuhl sitzende Cecil. Red, der Arzt, kommt hinzu und auch der Prediger Reilly findet im Flughafen Zuflucht. Die Tätowierin Star gerät unterwegs in die Fänge der wilden Meute und ist vermutlich tot. Die restlichen Überlebenden verbarrikadieren sich im Flughafenterminal, versuchen die Umgebung von den Zombies zu säubern. Doch es werden immer mehr. Und innerhalb der Gruppe gibt es Streitigkeiten, und Josh, der Hubschrauberpilot, denkt durchaus darüber nach, sich alleine abzusetzen. Gerade weil die Neuankömmlinge mit ihrem Bus auch ein neues Problem geschaffen hatten: sie haben nämlich mit ihrem Gefährt die Barrikade niedergemäht und so Platz für die Toten geschaffen. Nun muss man sich in Rückzugsgefechten neu sortieren, neue Schutzwälle aufbauen, planen, wie man an Lebensmittel und zu trinken kommt. Dass Kirsty schwanger ist, hilft der Situation auch nicht gerade. Und dann geschehen noch einige unerklärliche und unheimliche Dinge mit einigen der bisher Überlebenden, die ihren Freunden durchaus Kummer bereiten.

Über lange Passagen hin hat das Buch gehalten, was ich mir davon versprochen habe. Blutige Auseinandersetzungen, Verluste, Emotionen, schräge bis bösartige Charaktere und durchaus auch ab und an ein Grund zum Schmunzeln - und sei es nur, weil man sich gerade vorstellt, dass die schönen Toten für einen Film mit Jessica Alba, Summer Glau, Amber Heard oder Denise Richards gecastet werden, die blutrünstig nach frischem Fleisch gierend durch Belfast stolpern. Auch die Dynamik der Gruppe im Flughafenterminal ist noch okay. Ein Rätsel, das den Überlebenden einiges Staunen entlockt, bringt noch einmal frisches Spannungspotenzial hinzu, aber mit den folgenden Visionen und dem Seelenspringer konnte ich dann nichts mehr anfangen. Das war für mich zuviel des Guten - zumindest in dieser Hinsicht. Man kann zwischen den recht derben Kämpfen mit ordentlich Splatter auch Mitgefühl erkennen, Opferbereitschaft, Mut und Trost. Gerade das Finale, so explosiv und feurig es auch ist, bietet noch einen Funken Menschlichkeit und wäre in all dem Chaos. Charaktere wandeln sich, Feigheit wird zu Mut. Und viele werden diesen Tag als letzten ihres Lebens beschließen müssen. Sieht man einmal von den von mir kritisierten Visionen oder Fantasien sowie dem Seelengehüpfe ab, ist "Zum Sterben schön 2" ein recht guter Zombiethriller, in dem aber viele Figuren es einfach nicht packen, dem Leser etwas zu bedeuten, sie sind egal. Passiert ihnen nix - gut, gehen sie drauf - auch gut. Ich könnte mir gerade mal Star als einigermaßen positive Erscheinung herausfiltern. Deswegen würde ich bei einer Punktevergabe wohl 6/10 wählen. Vielleicht waren anch der langen Wartezeit aber auch meine Erwartungen zu hoch. Von den Mädels gibt es wohl nichts mehr zu lesen, das Buch zwei anscheinend das Ende war, aber Wayne Simmons hat zusammen nit Mark Graham eine Reihe begonnen, die sich vielleicht im Action-Genre sehen lassen kann. Es geht in "The Natanz Directive" um den ehemaligen Agenten Jake Conlan, der wieder in den Dienst gerufen wird.

Jerry Garcia



Wrath James White. Die Polizei in San Francisco findet in einem Müllcontainer die Leiche der Martial-Arts-Legende Hollister McCoy. Der Tote ist stark verfallen und von einem unbekannten lila Pilz überwuchert. Das Genick ist gebrochen, der Körper von Prellungen übersät, und ihm wurde in die Schläfe geschossen. Diese Wunden wurden dem Kampfsportler postmortal zugefügt – doch offenbar war McCoys Gehirn noch aktiv, als sein Körper längst begonnen hatte, sich zu zersetzen.
Die Spur führt nach Uganda. Dort wurde eine gewaltige Armee von Toten zum Leben erweckt – Zehntausende unersättliche hungrige Leichen, mit denen Revolutionäre das Land übernehmen wollen.

In Uganda findet wieder einer dieser unerträglichen Kriege statt, wie sie in Afrika derart häufig vorkommen, dass man sie kaum noch beachtet. Ein machtgieriger General lässt von seinen Soldaten ein Dorf komplett auslöschen. Im sogenannten zivilisierten Teil der Welt macht man sich schon länger Sorgen, ob es in Uganda nicht auch zum Einsatz von biologischen Waffen kommt, die selbstverständlich auch die Existenz der von den USA kontrollierten äh angeführten westlichen Nationen bedrohen würde. Also hat man eine Spezialtruppe zur Beobachtung in die heiße Zone geschickt. Sie kommen in dem Dorf an und werden bald von toten Kühen (Tiere, keine Frauen), Pferden, Ziegen und Schweinen angegriffen. Und obwohl die Fetzen nur so fliegen, läuft das irre, von einem lila Pilz bedeckte Viehzeug einfach geifernd weiter. Erst Kopfschüsse beenden den Angriff. Noch immer beeindruckt von dem rätselhaften Fleischmatsch, der vor ihnen liegt, haben die Soldaten und der sie begleitende CIA-Mann nicht gemerkt, dass sie von den Bewohnern des Dorfes umzingelt wurden - den toten Bewohnern des Dorfes. Wieder steigt der Munitionsverbrauch an, doch anscheinend kommen aus umliegenden Dörfern - von dem Radau angelockt - immer mehr lebende Tote hinzu. Die Soldaten haben erste Opfer zu beklagen. In San Francisco wird währenddessen in einem Container die zerfledderte Leiche eines früheren Kampfsport-Champions gefunden, die mit einem lila Zeug bedeckt ist. Keiner weiß, was das zu bedeuten hat, aber zumindest hat man eine Vermutung, woher die Leiche kommt. Schon länger gehen Gerüchte um, dass es Untergrund-Kämpfe zwischen Menschen und irgendwelchen Monstern geben soll, denen man bisher aber nicht auf die Spur kommen konnte. Einer dieser menschlichen Kämpfer ist Tyler Pope, der früher eine gute Karriere als Fighter hatte, aber nach einiger Zeit abgestürzt ist. Nun kämpft er für den großen Macker Bill Vlad gegen die lebenden Toten. Er war der Gegner des im Container gefundenen Leichnams, bei dessen Untersuchung des Gerichtsmediziners schier unglaubliche Ergebnisse zutage kommen. Der Polizist Elgin Washington beginnt zu ermitteln und taucht auch bald bei Tyler auf. In Afrika hatte in der Zwischenzeit Vlad dem ungandischen General einen Besuch abgestattet, ihm Unterstützung in seinem Kampf zugesagt und massenweise von dem lila Pilzbewuchs mitgenommen. Der General lässt daraufhin seine Truppen eine große Stadt überrennen, um die Toten dann seiner Armee einzuverleiben. Das führt dann endgültig dazu, dass die westlichen Truppen eingreifen, die auch über Informationen verfügen, die sie von den dem früheren Massaker entkommenen Soldaten und dem CIA-Typ erhielten. Der wiederum ermittelt im Regierungsauftrag mittlerweile auch gegen Vlad und sichert sich die Kooperation von Washington. Gemeinsam wollen sie das Gemetzel beenden, für das gutbetuchtes Publikum immense Geldbeträge für Wetten und Blut investiert.

Afrika, Land der Unruhen. Von hier aus lässt Wrath James White seine Zombie-Mär starten. Eine Geschichte, die auch bekannte Namen oder zumindest Anspielungen zurückgreift. Sei es nun der Kampforganisator Vlad (Rumäne?) oder eben der Zombie-Papst schlechthin - George A. Romero. Und als Kampfsportler darf White eine Erwähnung von Bruce Lee und - wenn auch nicht namentlich genannt - Jim Kelly nicht fehlen. Die Action beginnt direkt ohne Einleitung und ist den auch skrupellos und blutig, gerade beim Kampf der Beobachter gegen Viehzeug und später die Untoten (Soll man sie Pilzköpfe nennen?) fliegen richtig die Fetzen. Danach wird es etwas ruhiger, mehr Elemente des bekannten Kriminalromans kommen zum Tragen plus die Entdeckung der mysteriösen Krankheit, die zwar den Körper verwesen lässt, aber das Hirn noch nicht abtötet (Scheiße, warum ist es bei mir gerade umgekehrt?). Es werden Drohungen ausgesprochen, es wird erpresst und es wird ermittelt. Zur Sache geht es zwischendurch noch einmal in Uganda und ich muss sagen, dass mir gerade dieser Teil viel zu kurz kam. Ebenso die Sache mit dem CIA-Mann. Will der wirklich den Fall aufklären oder will die Regierung nur mal wieder ne neue Waffe basteln? Der Protagonist Pope ist ein geschlagener Mann, der vom Leben nicht mehr viel erwartet. Er hat sich einiges selbst verdorben und erweckt den Eindruck, sich dafür auch selbst noch bestrafen zu wollen. Ihn widern seine Kämpfe zwar an, aber so wirklich aufhören will er erst, als er Melissa kennenlernt. Jetzt hat er neben der Liebe auch noch ein moralisches Dilemma am Hals. Und seinen Boss Vlad, der auf seinen Kämpfer nicht verzichten will - und die Einnahmen, die er ihm beschert. Die Frau ist als Charakter zwar okay, erscheint mir aber nur als Mittel zum Zweck, um etwas Anspannung ins Geschehen zu bringen. Und der Polizist? Wird zwar vorgestellt und hat auch sein Päckchen zu tragen, macht aber nicht viel her. Übrigens hat Wrath James White diesmal nicht die sozialkritische Keule ausgepackt. Er moniert zwar die Essgewohnheiten der Leute hinsichtlich einer gesunden Ernährung, ihrer Bequemlichkeit und Gedankenlosigkeit gegenüber wirklich wichtigen Themen und die Sensations- und Blutgier der gutsituierten Menschen, die für Nervenkitzel im illegalen Rahmen viel von ihrem (ehrlich?) verdienten Geld hinblättern. Das alles geschieht aber ebenso unterschwellig wie die Andeutungen mit dem CIA-Mann bezüglich der Nutzung dieses fremdartigen Pilzes. Und auch sonst bleibt viel unbeantwortet, Fragen bleiben offen. Aus dem vorhandenen Ideenmaterial hätte man durchaus einen umfangreicheren Roman mit Verschwörung und viel Action im Käfig oder auf dem Schlachtfeld hinzaubern können. Und extrem? Vielleicht bin ich durch die vielen Festas schon so abgebrüht, aber so richtig extrem war "Auf die Toten" nicht unbedingt, selbst wenn man mit eigener Phantasie einige Szenen weitergesponnen hat. Gesichter abfressen und Organe rausreißen, das trauen sich mittlerweile sogar die Zimperliesen der Großverlage zu bringen - vermutlich aber auch an die Lesegewohnheiten ihrer Stammleser angepasst. Wer weiß? So bleibt ein recht ordentliches Buch, das sich locker lesen lässt, niemanden verärgern dürfte, das aber auch ein bisschen von den anderen Leistungen des Autors entfernt ist. Als Einzelbuch ziemlich gut, im Vergleich mit seinen anderen Werken bleibt das ziemlich weg. Aber es würde sich gut als Vorlage (Nicht DAS, ihr Ferkel. Da müsst ihr zu Edward Lee und John Aysa greifen.) für einen gepflegten B-Film eignen. Und als Kampfsportler mit dem Autor himself. Wer also mal nicht ganz so explizite Gewalt- und Blutorgien, aber vernünftige Action mit einem ungewohnten Auftritt von Zombies lesen möchte, kann hier durchaus investieren. 250 Seiten.

Jerry Garcia



Ryan Gattis. Sechs Tage im Jahr 1992. Polizisten misshandeln einen schwarzen Bürger und Los Angeles explodiert. Plünderungen, überall brennt es; ein Bürgerkrieg mitten im Herzen der westlichen Welt. Was passiert, wenn die Polizei eine Stadt den Armeen der Gangs überlässt? Rechnungen werden beglichen, noch und noch. Davon erzählt dieser ungeheuerliche Roman. Am Anfang ein unmenschlicher Mord: Wir erleben ihn aus der Sicht des Opfers. Dann kommen andere zu Wort: skrupellose und weniger skrupellose Gangster, rassistische Polizisten, Krankenschwestern, Junkies, jugendliche Mitläufer. Und es entsteht das Bild einer Gesellschaft, in der der Stärkere den Schwächeren frisst und die sich im Ausnahmezustand gänzlich enthüllt.

Los Angeles 1992. Nachdem mehrere Polizisten den dunkelhäutigen Bürger Rodney King schwer zusammengeschlagen hatten, als sie ihn festnahmen, kochte die Volksseele schon. Das Urteil, das die vier Beamten, die sich vor Gericht verantworten mussten, dann erhielten - Freispruch - ließ den Dampfkessel dann platzen. Es kam zu gewalttätigen Aufständen. Im Laufe der Tage weiten die sich immer mehr aus. Plünderungen, Morde, Brandstiftung. Mittlerweile Tagesordnung. Ryan Gattis hat anhand von Aussagen Betroffener siebzehn Stimmen in Ich-Form erzählen lassen, wie es damals war. Die Stadt war im Kriegszustand. Und wo weder Polizei noch Nationalgarde über die Sicherheit wachten, da sie in den Zentren der Aufstände für etwas Ruhe sorgen mussten und es kaum schafften, wurden in den Bezirken, die nun völlig ohne Schutz waren, Rechnungen beglichen. Da wären Feuerwehrleute, Gangmitglieder, militante Polizisten oder einfach nur Unschuldige, die am falschen Ort waren.

Was hat genervt? Dass der Klappentext sich mal wieder nicht den Hinweis auf Tarantino verkneifen konnte. Mal davon abgesehen, dass das mittlerweile schon fast eine Pandemie ist, wer da den Namen alles zu Vermarktung von was auch immer nutzt, ist es auch schon längst kein Lob mehr. Ryan Gattis hat nach seinen jahrelangen Recherchen in seinem Roman siebzehn Stimmen sprechen lassen und man lernt bald, dass nicht jeder, der hier etwas beizutragen hat, auch nich am Leben sein muss. Irgendwie hat mich die Erzählung an Filme wie "11:14" erinnert, wo nach einem Vorfall zu Beginn nach und nach die Pfade der Beteiligten zueinander führten oder zumindest am Rande Begegnungen stattfanden, ohne dass die Menschen wussten, wer da vor ihnen stand und aus welchem Grund. Es war wie ein Licht in der Nacht, das vorbeizieht. Im Krankenhaus werden Wunden behandelt, die von einer Person verursacht wurden, die man später irgendwo tot auffindet. Ein Feuerwehrmann lernt eine Krankenschwester kennen, die mit einem Gangmitglied verwandt und verbandelt ist. Der Autor schafft einen Ausgangssituation, die in einem anderen Teil der Stadt spielt, aber wesentlich härter zu Buche schlägt, als die eigentlichen Proteste. Hier ist niemand, der die Gangs unter Kontrolle hält. In persönlichen Aussagen wird der Leser von den handelnden Figuren in die Struktur der Gangs, der Süchtigen, der Dealer, der Bosse und der kriminellen Kids eingeführt. Wie man sich Respekt verschafft, wie man sich gegenüber den eigenen Leuten und anderen Razas verhält. Aber es sind auch die persönlichen Dramen, wenn Geschäftsinhaber vor ihrem geplünderten und zerstörten Laden stehen, wenn die Feuerwehr bei ihren Löschaktionen attackiert wirdund keine Polizei sie schützen kann und es ist das Leid das verursacht wird, wenn die Häuser, die man jahrelang mühsam aufgebaut hat, den Flammen zum Opfer fallen, die einer dieser Nutznießer der Aufstände aus reinem Mutwillen in Brand gesetzt hat. Da sind die zu Recht wütenden Opfer des Rassismus, die gegen das Unrecht aufbegehren und da sind die Zerstörer, die den Aufruhr nur aus Spaß machen, die keine Grenzen kennen, nicht einmal die eigenen Leute schonen. Und zwischen all diesen Tragödien erfährt der Leser etwas über das Leben in den Hoods, den Barrios, wo die Obdachlosen froh um einen Schlafplatz sind, wo große Familien auf engstem Raum leben und wo ebenso ehrliche Arbeiter sind wie kleine Gangster und zugekiffte Mörder. Und Polizisten auf dem Selbstjustiz-Trip. Sie kommen, um ein Zeichen zu hinterlassen. Nicht legitimiert, sondern auf Gangniveau. Auch solche gibt es unter den Gesetzeshütern. Stachelt die Meute aber nur nich mehr an. "In den Straßen die Wut" ist kein Killer-Thriller, aber auch keine simple Dokumentation - es ist eine romanhafte Erzählung und Aufarbeitung der Vorkommnisse aus verschiedenen Sichtweisen. Ohne eine Wertung abzugeben. Da sind Kinder unterwegs, die noch an Spielzeug und TV-Serien denken und im nächsten Moment mit Waffen auf der Straße andere niederballern, da sind Familien, die im Drogenwahn nicht mehr den eigenen Leuten trauen. Spannend, eiskalt, brutal und dreckig - und realitätsnah. Das ist "In den Straßen die Wut". 510 Seiten

Jerry Garcia



Richard Jay Parker. Wann hast du dich das letzte Mal selbst gegoogelt? Der erfolgreiche Geschäftsmann Will Frost wird mitten in der Nacht von einem anonymen Anrufer geweckt, der ihm genau diese Frage stellt. Als Will online geht, stößt er unter seinem Namen auf eine Website mit den Silhouetten von sieben Häusern. Im ersten Haus hat sich gerade ein bestialischer Mord ereignet ... und im letzten wohnt er selbst. Will wird von dem Unbekannten im Rahmen einer makabren Schnitzeljagd von Tatort zu Tatort gehetzt - bis sich die Frage stellt, wer ist eigentlich das Opfer, und wer der Täter.
Ein erschreckender Blick auf die moderne Welt. Das Internet als Instrument des Bösen.

Brett hat via Live-Chat einen Blick auf Poppy geworfen. Er erwartet, dass sie ihm bald mehr zeigt. Tut sie auch. Seine tote Familie - und dann ist er fällig. Andernorts in England ist der Manager Will Frost auf dem Heimflug in einem Heli, um dem Verkehr um die Hauptstadt herum zu entgehen und schneller bei seiner Frau Carla zu sein. Heute ist nämlich ihre letzter "freier" Abend, bevor ihre schwangere Tochter Libby mit Freund Luke aus Thailand zurückkommt. Mitten in der Nacht wird er von einem Anruf geweckt, der ihn an den PC schickt, um eine Mail zu öffnen. Dort findet er Bilder eines Hauses vor, dann weitere, die Luke und Libby gefesselt irgendwo gefangen zeigen. Er vermutet zuerst, dass hinter dieser kaum verhohlenen Drohung die Firma Motex steckt, gegen die gerade seine Gattin vorgeht, um zu verhindern, dass die Firma das Gelände einer Schule übernimmt, um dort eine Fabrikhalle zu bauen. Doch die Vermutung währt nicht lange, da er bald darauf Anweisungen erhält, seinen Laptop zu nehmen und nach Florida zu fliegen. In den USA findet er in einem Haus mehrere Leichen vor und soll einer etwas entnehmen. Und schon geht es weiter zur nächsten Station. Und während Frost durch die Gegend gehetzt wird, muss seine Frau zu Hause die Stellung halten und vermeiden, dass jemand mitbekommt, wo ihr Mann wirklich steckt und warum. In Thailand unterdessen hört der junge Tam Schreie aus den Räumen einer Geflügelschlachterei und macht sich bald danach auf Entdeckungstour. Nicht ungefährlich für einen kleinen Jungen. Und Poppy, die Brett und seine Familie ausgelöscht hat, ist ebenfalls schwer aktiv.

"Scare me" von Richard Jay Parker ist ein wahrer Page Turner und würde es den Begriff Nailbiter nicht schon geben, müsste er für das Buch erfunden werden. Parker hat den Leser schon nach sehr kurzer Zeit am Haken und lässt ihn bis zum Schluss, der sogar weiteren Raum für Spekulationen gibt, nicht mehr los. Es war ein Leichtes lesetechnisch durch das Buch zu rauschen wie dereinst der ICE durch Wolfsburg - ohne Halt. Wunderbar wird der Leser im Unklaren gelassen, was überhaupt hinter der ganzen Aktion steckt, wer diese blutrünstige Schnitzeljagd aus welchem Grund inszeniert. Anhand der Aktivitäten der Opfer ist alles möglich. Eine politische Verschwörung, wirtschaftliche Zusammenhänge, Aktionen skrupelloser Konzerne, verprellte Freunde oder einfach nur Konkurrenten - nichts gibt einen konkreten Hinweis auf die Hintergründe. Und der Schreibstil ist flott, generiert ein unglaubliches Tempo und hat absolut keinen Leerlauf. Verdachtsmomente aller Orten, die Morde blutig, aber nicht zu abscheulich geschildert, dennoch grauslig wie der ausgehöhlte Schädel (da hätte(n) der oder die Mörder bei mir wenig Arbeit gehabt), wo dann statt des Gehirns nur eine Nachricht für Frost liegt und mit verschiedenen Locations weltweit auch abwechslungsreich, zudem dann ja weitere ungewollte Mitspieler ins Rennen gehen. Drohungen und Betrug machen die Runde, Verdächtigungen und falsche Theorien geben sich Klinke sozusagen in die Hand. Die Seiten blättern sich unter diesen Voraussetzungen fast schon von selbst um, immer neugierig, was denn nun als neueste Schandtat kommt oder ob Frost sich endlich seiner Tochter und deren Verlobten entscheidend annähern kann. Nicht verwunderlich war ob des Stils und des Tempos auch, dass sich der Autor bei Simon Kernick für dessen Unterstützung bedankt. Dieses Buch hätte auch aus dessen Feder/Tastatur kommen können. Kleinere Mängel - sehr, sehr kleine - sind für mich, dass es einige Bücher gibt, in denen das Internet eine viel zentralere Rolle spielt und viel mehr ein Instrument des Bösen ist. Hier sei als Beispiel Charles den Tex mit "Die Zelle" genannt, ein hervorragender Thriller um Idenittätsdiebstahl. Und der andere Makel ist halt, dass es mir irgendwie gegen den Strich geht, dass sehr, sehr oft die Protagonisten eine ach so schwere Kindheit hinter sich haben und alle Probleme so ungemein tapfer lösen konnten. Soll vielleicht ein gewisses Mitgefühl für sie wecken, reicht bei mir aber eher zum Gegenteil. Wohl weil es so oft genutzt wird. Genug davon. "Scare me" ist keiner meiner geliebten Actionreißer mit endlosem Geballer und unkaputtbaren Helden sowie hirnloser Ballergestalten (okay, eine Figur ist dann trotzdem hirnlos) und dennoch für 9/10 gut, verbunden mit einer klaren Kaufempfehlung. Wer sich von einem hochspannenden Crime-Titel mitreißen lassen und um den Schlaf bringen lassen will, der sollte sich dieses Buch wahrhaftig zulegen. Klare Kaufempfehlung. 475 Seiten

Jerry Garcia



Ed Kurtz. Als Walt Blackmore in ein altes Haus am Rande einer kleinen Stadt einzieht, scheint es für ihn wirklich aufwärts zu gehen. Sein Schicksal verändert sich jedoch unwiderruflich, als ein dunkelroter Fleck an der Decke erscheint, der schließlich Stück für Stück zu einer Kreatur heranwächst. Während Walt zunächst daran interessiert ist, deren Wohlbefinden zu fördern und anfangs streunende Tiere an das Ding verfüttert, reicht dies nur kurz. Allmählich wird es wieder menschlich, und um das zu erreichen, sind menschliches Blut und Fleisch erforderlich. Kaum hat Walt die Grenze zwischen Neugier und Mord überschritten, gibt es keinen Weg zurück.

Walt Blackmore hat ein Haus erworben. Zudem hat er seinen Job als Lehrer und ist seit drei Jahren mit Amanda liiert. Dass das Haus schwer renovierungsbedürftig ist, ficht ihn nicht an. Er ist guten Mutes und geht auch bald fleissig ans Werk. Den dunklen Fleck an der Decke sieht er zwar, misst ihm aber vorerst wenig Bedeutung zu. Doch irgendwann tropft es von der Stelle, wo der Fleck platziert ist und er will diese Störung abstellen. Doch er kann nichts entdecken. Vielleicht ein Leck in den alten Leitungen. Doch auch ein gerufener Klempner findet keine Erklärung. Und mit Ruhe und Frieden ist es bald vorbei. Als seine Freundin Amanda bei ihm übernachtet und sich schon bald ein See von "Rot" auf dem Fußboden gebildet hat, schaut sie natürlich nach. Und was sie dann sieht, lässt sie fluchtartig aus dem Haus rennen. Und Walt? Der scheint sich inzwischen im Wesen zu verändern. Ist antriebslos, verpennt ganze Tage. Die Arbeiten am Haus sind ihm mittlerweile auch ziemlich wurscht. Er ist fortwährend fasziniert von dem Ding an seiner Decke. Es wird immer größer, scheint so etwas wie Triebe zu erhalten und bald beginnt es damit, Worte zu formen. Erst unverständlich, dann immer deutlicher. Das erste Wort, das Walt verstehen kann, ist Blut. Und nicht lange danach, weiß er, dass die Kreatur in seinem Heim nach Blut verlangt. Und Walt sorgt sich um seinen neuen "Mitbewohner". Er geht los und holt erst kleine Kätzchen, dann die Katzenmami und danach grabscht er sich auf dem Feld einen armen Hasen. Ein Versuch in der Stadt bei einer Tierhandlung Nahrung zu kaufen scheiterte eher kläglich. Da er zu den gewünschten Hamstern weder Käfig noch Tiernahrung kaufen wollte, hatte die Verkäuferin und Inhaberin ihn sofort im Verdacht, dass er die Tierchen aus irgendeinem Grund sicher nicht lange am Leben lassen würde. Und hat ihn schwuppdiwupp des Ladens verwiesen. Ohne Hamster. Also wurde draußen im Feld gejagt. Und die Kreatur wuchs. Nach dem Mund bildeten sich die kleinen Ärmchen zu richtigen Armen aus, begannen sich sogar Beine zu formen. Und je mehr die Kreatur, die er Gwynplaine - kurz Gwyn - nennt, wächst umso größer wird ihr Appetit. Doch Walt hat einen Plan.

"Bleed: Ausgeblutet" hatte in mir nicht die große Erwartungshaltung geweckt, dass ich ihn vor einem meiner geliebten Actioner gelesen hätte. Und beim Klappentext lag die Vemutung nahe, dass da schon zuviel verraten wurde. BEIDES falsch. Und aus dem Grund war ich dann doch überrascht, als sich "Bleed" als so richtig feines und blutiges Stöffchen erwies, in dem keine Sekunde so etwas wie Leseunlust aufgekommen ist. Gut durchdacht lässt Ed Kurtz seine Story im Milieu einer US-Kleinstadt nach und nach an Konturen gewinnen, lässt sich das Grauen langsam einschleichen, widmet sich den charakterlichen Veränderungen, denen Walt bald unterliegt, ohne dass es einen Grund dafür zu geben scheint. Er lässt die Beziehung zu Amanda leiden, lässt auch diese selbst an der Situation schier verzweifeln, weil sich ihr Verlobter immer weiter von ihr und der Welt abzuwenden scheint, sich nur noch für diesen dummen Fleck interessiert. Nach ihrer Flucht aus dem Haus kommen die Selbstzweifel auf. Zweifel, die bei Walt mit der Zeit immer weniger werden. Für ihn ist alles richtig, was er unter der Kontrolle der Kreatur für ebendiese tut. Und in der Beschreibung der handelnden Figuren konzentriert der Autor sich auf Walt, Amanda und später Gwyn. Alle weiteren Mitspieler sind nur Randerscheinungen, benötigt, um die Story voranzutreiben. Walts Schwester Sarah, die sich zu Beginn doch schon als elitär abqualifiziert und sich über Walt ärgert, weil der seine todkranke Mutter nicht besucht, obwohl er von der Erkrankung ja gar nichts weiß, darf noch etwas Unruhe ins Hause Blackmore bringen, wenn sie bei ihrem Bruder vorbeischaut. Und je länger man der Geschichte folgt, umso blutiger wird sie dann auch. Da wird dann schon mal etwas gehäckselt, Haut abgezogen, zerstückelt, Blut gesüffelt und etwas Gesicht gemundet. Und es wird nicht ohne Spannung erzählt. Die Gefahr der Entdeckung des Geheimnisses ist groß. Welches Geheimnis das wirklich ist, erfährt der Leser spät. Und auch Wendungen kommen ungeahnt daher. "Bleed: Ausgeblutet" von Ed Kurtz ist eine exzellente Überraschung in meinen letzten Einkäufen. Intensiv, wirklich außerordentlich blutig, aber auch mit der einen oder anderen sensiblen Szenarien versehen, die tiefgründiger sind als es so direkt den Anschein hat. Bodyhorror mit etwas Sex, der bald zeigt, welch guter Autor Ed Kurtz ist. Hoffentlich wird es mehr von ihm hierzulande geben. Denn sobald die Story so richtig am Laufen ist, wirkt sie stellenweise wie ein Schlag in den Magen, der völlig unverhofft trifft. Kein langes Vorgeplänkel, nicht erst langsam zum Geschehen vortasten, sondern recht bald volle Breitseite, der (deutsche) Titel eines Buches eines anderen Autors wäre hier auf jeden Fall Programm: "Blut will fließen". Nicht, dass jetzt jemand vermutet, es wäre einer meiner so geschätzten America First oder ein Edward Lee. Nö, das ist es nicht. Aber man sollte seinen Hauskauf oder Renovierungsarbeiten doch bitte noch einmal gut überdenken - oder in einer Gemeinde wohnen, die doch eine benötigte Anzahl von Einwohnern hat. Nimmersatt ist da. Und auch ein lobendes Wort ans Lektorat. Von der früheren Fehlerquote ist hier jedenfalls nichts zusehen. 365 Seiten

Jerry Garcia



James Rollins. Amanda Gant, die Tochter des Präsidenten der Vereinigten Staaten, wird von somalischen Piraten gekidnappt. Rasch hat ein Eingreifteam der SIGMA-Force das Hauptquartier der Entführer aufgespürt, doch deren Anführer hat bereits den Tötungsbefehl für Amanda gegeben. Schockstarr sieht das Präsidentenpaar, das die Rettung seiner Tochter live miterleben wollte, auf den Bildschirmen die Leiche. Doch bei allem Mitgefühl geht Painter Crowe, dem Direktor der SIGMA Force, eine Frage nicht aus dem Kopf: Ist Präsident Gant wirklich der Kopf der Terrororganisation Die Gilde?

Als in Somalia die schwangere Tochter der US-Präsidenten entführt wird, die unter falscher Flagge reist, um nicht erkannt zu werden, schrillen im Hauptquartier der Regierung und somit auch bei SIGMA Force die Alarmglocken. Sofort wird alles mobil gemacht, das sich auf diese verzwickte Aufgabe stürzen kann. Doch es wird immer schlimmer statt besser. Man kommt den Feinden bzw. deren Anführern nicht näher. Entweder stehen den Rettern immens starke und gut bewaffnete Truppen des Feindes gegenüber oder der ist mit Amanda längst verschwunden. Und ganz nebenbei wird auch noch der perfide Plan verfolgt, die SIGMA Force öffentlich zu diskreditieren. Schnell ist man dann auch mit dem Wort Verrat bei der Hand, da doch viel nicht gerade mit rechten Dingen zugegangen ist. Bald ist jeder verdächtig. Schlimm ist: Man findet eine Leiche. Es ist Amanda. Und übertragen durch eine Kamera kann das Präsidentenehepaar zusehen. Der Schock sitzt tief. Vorwürfe geistern durch den präsidialen Besprechungsraum. Doch die Truppe der SIGMA ist weiter hinter den Verbrechern her, weil sie vermuten, dass dies nicht das alleinige Ziel des Gegners, der sich wohl als DIE GILDE entpuppen dürfte, wenn man den Hinweisen traut, gewesen ist. Anhand einiger Informationen, die sie auch aus einem ehemaligen Kindersoldaten herausbekommen, den es vor Angst schier schüttelt, dass er wieder in die Fänge brutaler Schergen geraten sei und dem Teilzeitmitarbeiter Tucker mit seinem Hund Kane, die ein gewisses Vertrauensverhältnis zu dem Jungen aufbauen konnten. Durch Wüsten und über Berge führt der Weg sie dann doch mehr per Flugzeug nach Dubai. Dort kommen sie den Vertrauten des Bösen immer näher - und somit auch einem Showdown mit den brutalen Verbrechern.

Tja, diese SIGMA-FORCE von James Rollins. Da gibt es Pärchenbildung und Liebesgeflüster en masse. Gray und Seichan, Painter und Lisa, Kat und Monk, Tucker und Kane (Ja, der Hund), kommen Schwangere und Kinder ins Spiel und somit ist für den emotionalen Teil mehr als nur gesorgt. Hey, in unserer so aufgeklärten Zeit, in der weder etwas "gemerkelt" noch "erdoganisiert" wird, hat jeder das Recht zu Meinung und Existenz - auch die Klischees, die ihr Recht in "Mission Ewigkeit" bis zum Anschlag ausnutzen. Wer schon einige Bücher gelesen oder Filme gesichtet hat, dem wird auffallen, dass wir hier im Prinzip eine Hitparade der Versatzstücke haben. Jedes noch so kleine Fitzelchen wird eingebaut. Wer einmal die komplette Serie "Alias" geschaut hat, weiß, was da so kömmet. Die Story ist schon ein recht vogelwilder Mix aus Action und hanebüchenen Vorgängen, auch wenn sie teilweise mit Fakten unterlegt werden konnten, die der Autor am Ende des Buches anfügt. Oberflächliche Charaktere treffen auf wenig tiefgründiges Abenteuer. Was James Rollins früher in den Stand Alone-Büchern und ganz zu Beginn auch bei SIGMA Force so abgefeuert hat, ist jetzt verwässert, entschärft. Es wird wie ein "Expendables"-Film für ne FSK 12 konzipiert (Ein oder zwei Ausnahmen gibt es). Es geht alles schnell voran, ist vollgepackt mit Geheimdiensten, Piraten, Verrat, Verschwörungen, bösen Organisationen, ner Anspielung auf Menschenexperimente und Nazis mit der blonden und sehr bösen Petra (Sweetie, ich war das nicht, das steht wirklich so in dem Buch!!), Kindersoldaten, Sklaverei, Menschenhandel, mad scientists und so weiter. Je mehr drin, umso besser. Das vorübergehende Teammitglied schnallt sich seinen BELGISCHEN!! Schäferhund vor den Bauch (Nur zum Fallschirmsprung, ihr Dödel) und überlasst dann am Boden seinem Vierbeiner die Führung, ist aber wie alle anderen Teamspieler mit dem berühmten goldenen Herzen ausgestattet, aber auch ein knallharter Kämpfer. Wie alle eben. Sind sie doch alle Superhelden. (Wie eine ART Super-Ferdi - unbesiegt, weil er zuviel wiegt oder wie das damals hieß.) Hohes Tempo, viele Shoot-Outs, ganze neue Waffengattungen, herrliche neue erfindungen wie bei einem der früheren Bondfilme und auch solch fetzige Showdowns wie in den Bondabenteuern. Unbesiegbar meistert die Truppe alle Unabwägbarkeiten und jeden fiesen Gegner, lässt Konzernzentralen effektiv und wunderbar feurig in die Luft fliegen, rettet ein ums andere Mal die Welt und man bekommt als Leser auch noch die eine oder andere Wendung präsentiert. Überraschend nicht mehr, da ein Thema wie dieses schon oft durchgekaut wurde, um da noch viel Neues zu bringen. Und es geht ja im Herbst wohl weiter mit der SIGMA Force. Dann steht "Das Auge Gottes" an. Insgesamt eine nicht anspruchsvolle, aber dafür mit einem leidenschaftlichen Tempo gebotene Hatz durch die Welt bis nach Dubai, die auf jeden Fall gut zu unterhalten weiß und man die paar Ungereimtheiten besser da lässt, wo sie sind: Gut versteckt und der rasanten Actionhandlung. 600 Seiten

Jerry Garcia



Alistair MacLean. Eine trostlose, menschenleere Schneelandschaft. Ein überfüllter Zug quält sich auf dieser einsamsten aller Bahnstrecken des Westens zum Nevada Paß hinauf, mitten durch das Gebiet der blutrünstigen Pajute-Indianer. Aber der wahre Feind ist hinterhältiger, brutaler und sehr viel gefährlicher. Eine schreckliche Fahrt in Tod und Verderben. 

Reese City, Hotel Imperial, 1873. Im Saloon trinken einige Soldaten und missmutige Eisenbahner ihr Bier oder den Whiskey, ein Arzt, ein Prediger und ein US-Marshal sowie mehrere Offiziere bevölkern die Tische. An einem anderen Tisch wird gepokert. Und einer wird dabei als Falschspieler entlarvt. Der US-Marshal nimmt ihn fest und lässt ihn zu dem Zug bringen, der die Armee und ihre Begleiter in ein entlegenes Fort bringen soll, in dem eine tödlich verlaufende Krankheit herrscht. In einem der Gepäckwagen sind deswegen sogar Särge als Lieferung untergebracht. Die Abfahrt verzögert sich, weil man zwei Offiziere vermisst. Als sie nicht gefunden werden, reist man dennoch ab. Der Spieler wird zusammen mit dem US-Marshal in der Offiziersmesse untergebracht, wo auch ein Gouverneur und seine Tochter dinieren. Dann passieren einige merkwürdige Dinge. Die Verbindung nach außen wird gekappt, man kann sich nirgends mehr telegrafisch melden, die Leitungen wurden durchschnitten. Und der vermutete Saboteur macht munter weiter. Manipulation an der Lok, Waggons werden abgekoppelt und stürzen dann mit etlichen Soldaten in den Tod. Der Gefangene John Deakin tut als ginge ihn das alles nichts an, schürt aber immer schön das Misstrauen unter den Reisenden. Und als man dann das Fort erreicht, ist nichts mehr so, wie man es erwartet hat und auch einige der Bösewichter lassen ihre Masken fallen.

Alistair MacLean wurde ja nachgesagt, dass er es mit den historischen Daten nicht wirklich so genau nehmen würde. Wenn die Angaben der Daten zu Beginn des Buches von ihm stammen sollten, wird diese These leider bestätigt. Die Winchester 73 war nicht wie behauptet das erste Repetiergewehr von Winchester, sondern eine modifizierte und aufgerüstete Version der Ausgabe von 1866 - und die wiederum war eine Verbesserung der Spencer und der Volcanic. Der Goldrausch in Kalifornien begann nicht erst im Jahr 1855, sondern direkt nach dem amerikanisch-mexikanischen Krieg von 1846-1848, der nach dem Sieg der Amerikaner dazu führte, dass die sich den größten Teil Kaliforniens (nur Baja California blieb bis heute mexikanisch) unter den Nagel rissen und dann im Prinzip sofort danach bei Sutter's Mill den Goldrausch auslösten. Der Bau der Union Pacific aus den Nordstaaten begann VOR den angegebenen Jahr 1869 und endete mit dem Zusammenschluss mit der Central Pacific, die von Kalifornien aus die Verbindung zu bauen begann. Die Comstock Lode wurde zwar mit dem Datum der Entdeckung richtig angegeben - 1859 -, aber da das Buch im Jahr 1873 spielen soll, ist die Behauptung eines Bewohners von Reese City, dass die anderen Einwohner die Stadt vor MONATEN wegen dem Goldfund in Nevada verlassen hätten, eben auch falsch. Undim Personenverzeichnis wird Pearce als Marshal der US-Armee beizeichnet, dabei war er nur im Bürgerkrieg als Sergeant bei der Armee und ist jetzt US-Marshal. "Nevada-Pass" ist ein typisches Buch des Briten. Viele Verdächtige, undurchsichtige Gestalten, Verrat, Sabotage und Morde. Das alles in einem begrenzten Bereich. Neu ist vielleicht, dass MacLean hier eine Art Agatha Christie im Western- und Thrillergewand abliefert. Viel erfahren soll man während der kurzen Lektüre über die Charaktere sicher nicht, dafür sind sind sie zu oberflächlich gezeichnet, manche sogar völlig überflüssig, tragen nichts zur Story bei. Dramatisch genug war das Buch ja dann auch, um es mit Charles Bronson zu verfilmen, der mit Clint Eastwood und Richard Burton ("Agenten sterben einsam"), Rock Hudson und Jim Brown ("Eisstation Zebra") oder mit David Niven und Gregory Peck ("Die Kannen von Navarone") schon einige Vorgänger hatte, die in Filmen, die ähnlich gelagert waren tragende Rollen spielten und alle aus der Feder von Alistair MacLean stammten. "Nevada Pass" ist ein Werk zum schnellen Konsumieren, recht anspruchslos und nicht um irgendwelche Genauigkeiten auch nur ansatzweise bemüht. Stört man sich daran nicht, bekommt man bekannte Kost serviert, die unterhaltsam ist, spannend bleibt und das Rätsel, wer denn nur wirklich wer ist und warum er was tut auf die Spitze treibt. Ganz okay, aber kein Pflichtkauf. 200 Seiten               

Jerry Garcia



Stephen Hunter. Als in den Bergen von Idaho ein Mann erschossen und die Frau, die ihn begleitet, tödlich verwundet wird, holt den Kriegsveteranen Bob Lee Swagger seine Vergangenheit ein. Denn der Schütze schien es in Wahrheit auf ihn abgesehen zu haben. Die Suche nach einer Erklärung konfrontiert ihn mit schmerzhaften Erinnerungen an seine Einsätze in Vietnam. Steckt der geheimnisvolle Russe Solaratov dahinter, der schon damals Jagd auf ihn machte? Welche Rolle spielen seine eigene Frau Julie und ihr Ex-Verlobter Donny, für dessen Tod an der Front sich Bob persönlich verantwortlich fühlt? Im Umfeld der US-Friedensbewegung stößt Bob auf eine Verschwörung, die sein Vertrauen in den amerikanischen Militärapparat auf eine harte Probe stellt.

Gegenwart. Ein Grüppchen von drei Personen ist auf einem Ausritt in den Bergen unterwegs. Plötzlich fallen Schüsse, der Mann stürzt vom Pferd. Washington, 1971. Donny Fenn ist von seinem Abschied bei den Marines noch 13 Monate entfernt und nach einem damaligen, ungeschriebenen Gesetz wird niemand mehr ins Gefecht geschickt, der sein Dienstende in Vietnam erleben würde. Also ist er nun Corporal der Sargträgereinheit, die die Gefallenen aus Übersee aus dem Flugzeug trägt, das sie in die Heimat gebracht hat. Seine Truppe besteht aus vernünftigen Männern, aber auch Hallodris oder Drückebergern. Er muss die Disziplin aufrecht erhalten. Dann kommt ein neuer Befehl. Er muss sich mit Männern vom NIS treffen, dem Ermittlungsdienst der Navy. Sie wollen einen Verräter entlarven und es soll einer seiner Leute sein. Donny soll sich bei ihm einschmeicheln und mit ihm zu den üblichen treffen der Hippies und Langhaarigen Kriegsgegnern gehen, Beweise sammeln, Anführer identifizieren. Etwas wirklich Belastendes findet er nicht und eine dennoch geforderte Falschaussage verweigert er. Und ab geht es nach Vietnam. Vorher heiratet er aber noch seine schöne Freundin Julie, macht aber der Armee keine Meldung von der Eheschließung. 1972. In Vietnam wird er zum Spotter (Beobachter und Helfer) von Bob Lee Swagger, dem Scharfschützen. Mit ihm zusammen geht er in einen selbstmörderischen Einsatz, um ein ganzes Bataillon des Gegners aufzuhalten, der auf eine Firebase zuhält, die kaum noch fähig ist, sich zu verteidigen. Der Einsatz wird ein voller Erfolg, der Feind dezimiert, irritiert und demoralisiert. Doch der VC holt sich Unterstützung aus Russland - Solaratov. Auch der ist ein hochdekorierter Sniper. Und bei einem weiteren Einsatz verletzt er Swagger schwer und tötet Donny Fenn an seinem letzten Tag in Vietnam. Zurück in die USA der Gegenwart. Bob Lee Swagger ist entsetzt über die Schüüse auf seine Frau und Tochter und den Tod des Nachbarn. Bald findet er heraus, dass hier ein Scharfschütze am Werk war. Doch warum? Hinweise auf Vietnam? Das wirft ihn zurück, er beginnt wieder zu trinken wie damals direkt nach Vietnam. Er dachte, er habe dies überwunden. Dann wird er aufgerüttelt und macht sich daran, die Hintergründe aufzudecken. Was er herausfindet, ist alles Andere als erwartet.

Um beim Thema zu bleiben: "Einsame Jäger" ist ein Geschoss, ein Hochgeschwindigkeitsgeschoss, das den Leser treffsicher erwischt. Keine Chance der Faszination zu entkommen. Ein kleines bisschen Waffenporno, wenn es um Patronengrains, Munitionslehre, Entfernungen, Windbeobachtung, Treibladung oder Zündung geht sowie die Bezeichnung der Waffen (Repetierer, Dragunov). Und in den Vietnamszenarien Bilder an etliche Filme zu diesem Thema hervorrufend, man sieht richtiggehend, wie sich Swagger positioniert, ausweicht, neu einrichtet und vor oder zurück geht. Ein regelrechtes Actionfeuerwerk wird im zweiten Teil des Buches in Vietnam abgebrannt, an dem Swagger zwar den Hauptanteil hat, das aber auch das unterstützende und alles zerfetzende Feuer aus den fliegenden Maschinenkanonen der Hueys oder der Flugzeuge, das in rasendem Tempo Mensch und Terrain regelrecht umpflügt und zerlegt. Der erste Teil des Buches, der nach dem Prolog nur Donny Fenn gewidmet ist, bereitet den Fortgang der Geschichte vor, legt den Grundstein für Verrat, Heimtücke und Tricksereien. Zudem bringt er auch das Lebensgefühl von damals recht lebendig zurück, seien es die Hippies, die Friedensbewegungen, die eigentlich demonstrieren, um der Gewalt abzuschwören, dabei aber selbst welche anwenden, aber auch die wirklich nur für Frieden und Gerechtigkeit und Gleichheit entretenden Gruppierungen. Erfreulich: der Autor hält sich bis auf wenige kleinere Ausnahmen mit Wertungen der Konfliktparteien ziemlich zurück. Und von Bob Lee Swagger bekommt man auch die menschliche Seite gezeigt. Die immer noch währenden Nachwirkungen des Krieges, seine Angst um Frau und Kind, die Furcht vor Verlust. Und dann den Mann, der zielstrebig nach der Lösung sucht, sich durch nichts von seinem Weg abbringen lässt. "Einsame Jäger" ist ein Buch, das sich aufteilt in harte und munitionsverschleißende Action, Sniper-Duellen und einem Thriller mit Verschwörungs-und Spionageelementen, die von Beginn an nach und nach zusammengeführt werden und eine unfassbar hohe Spannung garantieren, ohne menschliche Dramen außer Acht zu lassen. Wie soll man so ein hervorragendes Buch bewerten? Einfach mit ÜBERRAGENDEN 11 von 10 Punkten und einer Kaufverpflichtung für Freunde dieses Genres. Und einen Dank an den veröffentlichenden Verlag Festa hinterher gesetzt, der die Werke von Stephen Hunter ungekürzt auflegt. Vor langer Zeit in der Dunkelheit des Wesens eines der Großverlage wurden einige wenige Bücher zensiert oder zumindest auf eine reduzierte Seitnezahl zurechtgestutzte Weise unters zahlende Volk gebracht und dann auch schnell wieder abgebrochen. Das übliche Spiel halt. Da müssen schon die kleineren Konkurrenten her, um die richtig guten Bücher an den Leser zu bringen. Verlage wie der Festa-Verlag eben. 760 fetzige Seiten. Mehr gibt es erst wieder im Jahr 2017

Jerry Garcia



Jeff Strand. Dieses Ding wird dir eine Heidenangst einjagen, oder nicht? Du wirst lachen. Du wirst schreien. Okay ... vielleicht wirst du nicht gerade schreien, es sei denn, du hattest bereits vor dem Lesen Anlass dazu, aber du wirst erschaudern und ein wenig erschrecken.

Ein Mann findet eine Nase auf dem Teller. Eine Glocke mit der Satan herbeigerufen werden kann (vielleicht). Legere Kleidungsvorschrift an Freitagen, die außer Kontrolle gerät. Eine fröhliche Aussicht auf die post-apokalyptische Landschaft. Die letzten Gedanken eines todgeweihten Fallschirmspringers. Ein Mädchen, welches zur Strafe neben Omas Leiche schlafen muss. Eine Tarantel, die als Racheakt in eine Torte eingebacken wird. Eine Romanze zwischen zwei genetisch veränderten, fleischfressenden Pflanzen. Und eine verlorene Geschichte über Fangboy.

Meine Erwartungen an dieses Buch waren hoch, sehr hoch. Schließlich hatte mich der Autor schon mit seinen bisher erschienenen Büchern der Andrew Mayhem-Reihe (Ein viertes steht als deutsche Veröffentlichung noch aus, wobei der nette Herr Verleger diese Anmerkung durchaus auch als Aufforderung begreifen darf.), "Fangboys Abenteuer" oder "Der unglaubliche Mr. Corpse" und "Benjamins Parasit" jedesmal vollauf begeistern können. Und enttäuscht wurde ich auch nicht. Jeff Strand bietet alles auf, was ihn und seine Storys so beliebt macht. Humor, manchmal brachial, aber oft auch nur durch seine Sprache, seine Formulierungen, die mindestens ein Schmunzeln, oft aber auch ein Lachen beim Leser hervorlocken können. Aber hin und wieder kommt es tatsächlich vor, dass er in seinen absurden Situationen ein Happy End verweigert, einem als Leser der brüllende Lacher fast im Halse stecken bleibt. Ja, er kann sogar mehr als nur ab und zu etwas Moral, was zum Beispiel Rachegelüste oder zuviele Freiheiten angeht, unter seine Komik mixen, ohne aber dazu diesen nervig-mahnenden Zeigefinger zu erheben. Und gewisse Erinnerungen an Filme kann er mit "Schmatz, schmatz" ("Ein Herz und eine Krone" in Rom) oder in "Der Knopf" ("The box" mit Cameron Diaz) wecken, natürlich mit einem völlig veränderten Ablauf, einem nach Strand-Art. Mal einfühlsam wie in der verlorenen Geschichte um Fangboy, aber auch mal fies und böse, angereichert mit einigen Litern Blut, erzählt der Autor zumeist aus der Ich-Perspektive 29 nahezu erstklassige und manchmal sehr kurze Geschichten. Haarsträubend, gruselig, aber immer humorvoll, kurzweilig und abwechslungsreich seine Stories, deren jeweiliges Ende nicht immer wie erwartet verläuft. Mit einem kleinen Fanboy-Bonus gibt es hier die volle Punktzahl. Die erhält aus den gleichen Gründen auch der Illustrator des Covers für sein Selbstporträt "Irrer Clown im Topf". Die gelungenen Innen-Illustrationen von Christian Krank sollen aber nicht ungelobt bleiben. Wer ein Freund der bisherigen Werke von Jeff Strand ist, sollte sich diese Investition gönnen - unterhaltsamer als die Schreiben der Steuerbehörde oder der immer mal wieder eintrudelnden Rentenbescheide, wieviel man denn im Alter nun doch nicht bekommt, ist es allemal. Und bevor man bei den Gierbänkern staatlich geförderte Strafzinsen zahlt, lieber das Buch von Jeff Strand gekauft. Der Verlag Voodoo-Press ist so nett und hat noch welche auf Vorrat, die er geneigten Kunden gegen den erwarteten Obolus gerne abgibt. 29 Geschichten mit Spaß, aber hin und wieder auch etwas zum Nachdenken auf über 400 Seiten.

Jerry Garcia



Russell Blake. Als ein vergessenes Notizbuch Jahrzehnte nach dem Verschwinden von Drake Ramseys Vater im Dschungel des Amazonas auftaucht, entschließt sich Drake, in dessen Fußstapfen zu treten und sich auf die Suche nach dem legendären Schatz der Inka aufzumachen, der in der verlorenen Stadt Paititi versteckt sein soll. Doch er ist nicht allein auf der Suche nach der geheimnisvollen Stadt - sowohl der CIA als auch russische Auftragskiller sind Drake dicht auf den Fersen und auch der Dschungel selbst hält einige Überraschungen für den frisch gebackenen Abenteurer bereit.

Im Prolog wird ein Inka-Schatz von einem Schamanen vor den gierigen Eroberern versteckt, danach im ersten Kapitel und in der Gegenwart eine Frau mit ihrem Wagen in den Abgrund neben der Straße gehetzt. Szenenwechsel zu einem Drake Simmons, der sich seine Dollars als Bounty Hunter verdient. Kautionsflüchtlinge sind sein Job - und er macht ihn gut. Bis auf Ausnahmen. Mal wird er wegen übertriebener Gewaltanwendung angezeigt und in seinem neuesten Fall, bei dem er sich noch dazu von einem Köter beißen lassen muss, kriegt er seinen Mann zwar, aber auf dem Grundstück eines Mannes, der ihm das Betreten nicht erlaubt hatte. Und als sei das nicht genug, wird der Gangster auch noch sauer, weil Drake ihm die Eier mit dem Taser gut durchgeschmort hatte. Ein Fall für seinen Arbeitgeber und der löst es locker: Vier Wochen Sonderurlaub ohne Bezahlung und wenn er viel Glück hat, bekommt Ramsey danach seinen Job wieder. Was soll's, ein paar Kröten hat er ja zurückgelegt. Und dann kam der Anruf. Verdächtig passend zu dem Zeitpunkt, irgendwie unwirklich. Ein Anwalt aus Seattle bietet ihm Flugtickets, zweitausend Dollar und ein Testament,das er eröffnen soll und in dem Drake als Erbe steht. Kommt er hin, ist es gut, lässt er es bleiben geht das Geld an heimatlose Kakerlaken oder so. Also Drake fix dahin und erfährt, dass die Dame, die anfangs neben die Fahrbahn gedrängt wurde, seine Tante war, ihn einige Ersparnisse, eine recht nette Summe aus der Lebensversicherung dazu und einige Geheimnisse vermacht hat. Drake nimmt an und muss feststellen, dass er nicht Simmons heißt, sondern Drake Ramsey, dass sein Vater ein bekannter Schatzsucher war, der auch noch Erfolg hatte, dann aber ermordet wurde, woraufhin sich alle anderen überlebenden Beteiligten mit neuen Identitäten in sämtliche Winde verstreuten. Das mit den neuen Leben ging einfach, weil die CIA geholfen hat. Schließlich waren es ja böse Russen, die Ramseys Vater getötet haben, da konnte die CIA einfach nicht anders. Naja, die Schatzkarte war verloren und so mussten die Dreibuchstabler eben hoffen, dass ein Erbe die Jagd von vorne beginnt. Ramsey sucht erst einmal nach den anderen Partnern seines Vaters und findet Jack samt dessen Tochter. Ihnen eröffnet er, dass er die Schatzkarte in den Unterlagen fand, die ihm der anwalt überreichte und nach dem Schatz zu suchen gedenkt, da sie eh verschwinden müssen. In der Zwischenzeit wurden nämlich der Anwalt und der Ex-Arbeitgeber von Drake umgelegt. Vermutlich Russkies. Und wenn der eher unbedarfte 26-jährige Drake Jack findne konnte, können das andere auch. Die Idee kommt ihnen zu spät, die Häscher stehen schon bewaffnet vor den Toren der Ranch in Texas. Nach einer spektakulären Flucht gelangen sie nach Südamerika, wo sie nach Partnern für die Suche nach der verlorenen Stadt mit den vielen Schätzen Ausschau halten. Sie finden den zwielichtigen Spencer, der liebend gerne einen hohen Vorschuss erhalten würde, bevor er liefert. Man einigt sich und los geht es Richtung Grüne Hölle. Und die hat noch viel zu bieten.

Wer sich einen lockeren Abenteuerroman für die S(tr)andschichten im Urlaub gönnen will, kann mit "Drake Ramsey: Das Gold der Inka" nicht viel falsch machen. Manches ist zwar etwas oberflächlich, wobei da auch die Figuren enthalten sind. Allie, die einen Abschluss für Journalismus und Geologie hat, ist eher eine Nebenfigur, hin und wieder für nutzlose Beiträge wie "Was, wir töten Bambi?" gut, die sie loslässt, als es um Nahrungsmittel geht und man Rehe schießen kann. Teeniegequatsche. So hat eigentlich jede Figur irgendwo versteckt die ahnungslose Seite. Drake handelt derart unvorsichtig und impulsiv, von mangelnden Kenntnissen nicht zu sprechen, dass er beinahe gefährlicher ist, als alles Andere, was noch auf sie zukommt. Was die CIA dann darin zu suchen hat und mit welchen Möglichkeiten sie ausgestattet ist, welche Ränke sie schmiedet, wird ebenso wenig vertieft, wie weitere Punkte. Weg von diesen Kleinigkeiten ist Drake Ramsey der Beginn eines Abenteuers, das zu lesen durchaus Freude machen kann. Wer sich jetzt die kleinen Unzulänglichkeiten nicht zu sehr zu Herzen nimmt, darüber hinweg sieht, bekommt flotte Unterhaltung im Stile eines jungen Indiana Jones der Neuzeit. Und Danke an den Autor - mal keine bösen Nazis. Dafür fiese Russen, mörderische Einheimische, Schatzsuche im düsteren und feucht-heißen (Nein, es ist kein feucht-heißer Sex, denn es ist der ....) Dschungel. Wildes Getier, Amazonasfische, giftige Schlangen, die übliche Romanze mit Zicken (Naja, später kommt das "Z" weg und das "F" schon davor, wird aber eher "Bilitis"-keusch.), zwielichtigen Gestalten, vom Dschungel verborgenen Städten und viel Gold. Wer schon den einen oder anderen derartigen Film sehen durfte/musste, kann sich ungefähr vorstellen, wie es zugeht. Wenig nettes Dschungelpanorama mit bösen Wilden und gierigen Kerlen. Insgesamt eine bunte, nette, recht flotte und unterhaltsame Story über 360 Seiten und mit einer Fortsetzung gesegnet, die im Original "Emerald Buddha" lautet. Und ich werde sie mit wieder greifen als reine Abwechslung zu anderen Genres und locker-leichte Actionkost, die eine feine Sommerlektüre darstellt, obwohl es noch etwas Potential nach oben gibt. Macht doch gespannt auf die Fortsetzung. Vielleicht kann Russell Blake die Lücke schließen, die James Rollins offenließ als er zu seiner Sigma-Force-Reihe überging und mehr zur Masse tendierte.  Rund 365 Seiten

Jerry Garcia



Tim Miller. Sünder gehören ans Kreuz genagelt! Davon ist zumindest Pastor Charlie Sims überzeugt, der im tiefsten Texas eine kleine Kirchengemeinde führt. In Gottes Auftrag richtet er Pornosüchtige, Ehebrecher und Pädophile in seiner "Kapelle" - einem Schuppen mit Folterwerkzeugen. Doch dann erhält Charlie Besuch von Luzifer persönlich. Der behauptet, der himmlische Vater wolle die Menschen endgültig auslöschen. Charlies Kreuzzug gegen den drohenden Untergang führt ihn mit den Verdammten des Himmels zusammen. Doch wie besiegt man eigentlich Gott?

Charlie predigt vor einer kleinen Gemeinde Bibelgemeinsacht Lebendiges Wort als Pastor von Frieden und Vergebung, hat aber nach seiner Ansicht auch den Auftrag von Gott, Sünder zu bestrafen. So holt er sich die Unbotsamen von der Straße und bringt sie in sein Refugium des Todes. All seine Opfer, die wider Gottes Wort handelten, enden am Kreuz. Aber nicht einfach nur kurz drangetackert, sondern zuvor noch ganz fröhlich gepeinigt. Danach werden sie entfernt und fachgerecht zerlegt entsorgt, womit sie sozusagen spurllos verschwinden. Nach einer seiner Expeditionen des Todes - er war im Auftrag des Herrn unterwegs - taucht die Polizei plötzlich auf. Und er, der Diener des Herrn, bekommt kurz kalte Füße. Haben die etwas gegen ihn in der Hand? Nein, ein Mann namens David Davidson hat nur einen ungewöhnlichen Weg gewählt, um mit Charlie Simms in Kontakt zu treten. In einem persönlichen Gespräch warnt dieser unseren Pastor, dass sich ein Wolf im Schafspelz in seine Welt einschleichen würde und David den Auftrag von Gott erhielt, Charlie zu warnen. Nicht dass der Pastor das jetzt zu ernst nehmen würde. Nachdem er aber den Sünder Roger Davies, Mitglied der gemeinde und Grundschullehrer mit der Neigung, kleine Mädchen zu missbrauchen, seiner gerechten Kreuzigung zugeführt hat, taucht in einem Alten-Hospiz ein Bischof auf, der Tote wieder zum Leben erwecken kann. Charlie trifft den Mann und die Unterhaltung ergibt für den Pastor nur den Sinn, dass der Scheiß-Bischof zu gut ist, um wahr und echt zu sein. Also folgt er ihm, wird erwischt und bekommt einen über die Rübe gedonnert. Als er erwacht, umgeben ihn die Bodyguards des Bischof und jener erzählt ihm, ohne Umschweife, wer er wirklich ist. Zu Charlies Leidwesen ist dieser ihm jetzt bekannte Mann auch über das Tun und Werken von Charlie informiert, kennt seine Fähigkeiten, wie er die Wahrheit über die Sünder erfährt, wie er sie bestraft - und er weiß alles über Charlies früheres Leben und seine Herkunft als ein Sohn der Nephilim. Als dieser Typ Charlie eine Zusammenarbeit anbietet, lehnt der ab. Doch eine Eskalation ist nicht zu vermeiden und nach einem vermeintlichen Massenselbstmord muss Charlie flüchten. Bis nach Texas. Doch selbst das ist nicht weit genug. Denn Luzifer, Gott, Der Heilige Geist und wer weiß wer noch alles, ist hinter Charlie her.

Der Prolog beginnt mit einer Frage und als in der die Formulierung "Die Hand Gottes" vorkommt, konnte ich mir das erste Schmunzel nicht verkneifen, dachte ich doch sofort an den Sünder Diego Maradona, der ob seiner damaligen Sünde von der hochverehrten Familie der FIFA auch noch als Spieler des Turniers geadelt wurde. Hat zwar nix mit dem Buch zu tun, fand es aber dennoch lustig. Kommen wir zu unserem Erzähler Charlie, der sich für einen Henker Gottes hält. Sein Ton ist durchaus flapsig, hat so die eine oder andere Stilblüte und Rechtfertigung für sein Tun, die für leichtes Kopfschütteln schon mal gut ist. So kann er bei mir auch erste Sympathiepunkte ergattern. Dass er bisher nur fiese Kreaturen mit Dreck am Stecken aus dem Weg räumt trägt da auch etwas zu bei. Im Grunde aber ist der gute Charlie nur ein Arschloch, das seine Gelüste auslebt, ein Bappsack allererster Güte. Der von mir oben schon kurz angeführte Humor kommt erst später immer mehr zum Vorschein. Und spätestens als der Autor seinen "Bischof" so richtig gegen den Erweckungsschreiber Tim LaHaye (siehe den Schnarcher-Film "Left behind" mit Nicolas Cage oder eben die Bücher des Herrn LaHaye) zicken lässt und ihm auf die Art so richtig ein Brett vor die Schnauze hämmert, gewinnt das Buch an Fun. Es ist nun nicht so, dass hier kein Blut fließt, keine Menschen zerstückelt oder gelyncht werden, keine Gedanken ausgesaugt oder manipuliert werden, keine "Zombies" aus Menschen werden oder gar ein Massenselbstmord (ein vermeintlicher, wie ihn die manipulierte Presse bezeichnet) inszeniert wird. Es gibt schon einige derbe, matschige und blutrünstige Szenen in dem Buch bzw. den Büchern, denn es sind drei in einem Band ("Die Hand Gottes", "Die Rache der Drei" und "Die Höllenhand"), die Tim Miller seinen Horrorfans hier gönnt. Doch die Abrechnung mit den Religionen - ich betrachte das hier gewählte Christentum nur als exemplarisch, weil Tim Miller in den USA ja die Auswüchse davon direkt vor Augen hat. Warum soll er sich anderen wie dem Islam oder dem Judentum usw. zuwenden, wenn er die Spinner mit ihren teilweise hanebüchenen auslegungen der Bibel (oder eben anderen Schriften) im eigenen Land tagtäglich studieren kann. Er hat es doch vor Augen, dass auch hier die Pädos existieren und sich die entsprechenden Zeilen ihrer Schrift zur Rechtfertigung heranziehen. Die vielen Ableger an kleinen Kirchengemeinden mit eigener Deutung des vermeintlichen Wortes ihres Gottes (oder eben der jeweiligen Götter) in ihrem Sinne und die sie dann für verrückteste Schandtaten ins Feld führen. Und Kirchenleute, die nicht in irgendeiner Form nach Geld oder Macht streben, die nicht alle anderen, die sie nicht in ihre eigenen Reihen der Gläubigen aufnehmen können, die ihren (Irr-)Glauben nicht teilen wollen, am liebsten vom Angesicht der Erde wischen wollen. Genau hier legt Tim Miller mit Humor und ätzendem Sarkasmus sein Skalpell an, entlarvt all die Schwätzer und macht eine - hier christliche - Religionsdystopie aus seiner Geschichte um Charlie, den Henker Gottes. Tim Miller mag vielleicht niemand für den Nobelpreis der Literatur nominieren, weil er hin und wieder etwas oberflächlich daherkommt, aber diese Art mit den fiesen mehr oder weniger kleinen Spitzen Richtung der Religionen, mit denen er sämtliche Götter auf die Stufe von rachsüchtigen und bösartigen Arschlöchern voller Egoismus stellt, wie er sie als Verschwörer schildert, die nichts aber auch gar nichts Gutes im Sinn haben, denen die Menschen sowas von egal sind oder die Doppelmoral der Kirchen und Religionen anprangert, die ja Schätze horten, Kriege führen, Andersgläubige und jene, deren Lebensstil ihnen nicht passt, verstoßen, das hat etwas. Und die Erzählweise bringt dabei den Lesespaß. Nicht zu ernst nehmen, nicht nur auf das Christentum sondern alle Religionen beziehen, Blut, Gewalt und Gekröse sowie die ständigen Gesinnungswechsel genießen und auf das Ende hinlesen. Eine etwas andere Dystopie, die all die bekannten Erzählungen, die wir während unserer Kindheit oder auch jetzt über Religionen erfahren haben, ad absurdum führen und ebenso diese schöne Reise der Gläubigen gen Himmel während alle anderen dem sicheren Tod beim Ende der Welt geweiht sind, wie es ein Tim LaHaye weismachen will. Sicher werden jetzt auch etliche Menschen Herrn Miller als Ketzer oder als Satan bezeichnen. Okay, dann war das jetzt teuflisch gut. Mir hat es gefallen, aber ich fürchte, dass ich da eine Minderheit vertreten werde - übrigens find ich das Covermotiv gelungen. Auch egal. Besser als der gesteuerten oder (fehl-?)geleiteten Presse anzugehören. Rund 445 Seiten.

Jerry Garcia



Jo Nesbo. Ulf ist Geldeintreiber. Sein Boss ist der Fischer. Der Fischer ist einer DER Drogenhändler Oslos. Als Geldeintreiber wird man nicht unbedingt reich. Doch jetzt hat Ulf einen Weg gefunden. Glaubt er. Zwei Probleme stellen sich: Drogenhändler lassen sich ungern reinlegen.Und schicken sie ihre Killer los, sollte man ganz weit laufen – und sich ein gutes Versteck suchen.

Ulf, wie er sich nennt, verschwindet aus Oslo und taucht in einem kleinen Dorf in der Finnmark unter. Er läuft vor dem Fischer davon, einem der Bosse der Unterwelt Oslos. Der Fischer ist bekannt dafür, dass er nichts verzeiht und wer sich einmal mit ihm eingelassen hat, ist nie wieder sein eigener Herr. Und es gibt die Regel, dass man weder Bekannten noch Freunden oder Verwandten etwas leihen oder vorstrecken soll. Doch Ulf hat nur für den Fischer gearbeitet, weil er dringend einen größeren Geldbetrag braucht. Eines schönen Tages setzt er sich mit einem nicht geringen Sümmchen ab und ist jetzt eben auf der Flucht. Und verschwindet in die Finnmark. Dort lässt er sich ineiner vermeintlich leerstehenden Kate nieder und versucht wenigstens für kurze Zeit zur Ruhe zu kommen. Doch das hält nicht lange an. Er schreckt auf als er angestupst wird. Es ist ein junger Bub namens Knut, der ihn mehr oder weniger warnt, dass seine Mutter gleich kommen wird, um die Kate zu putzen. Und so gerät Ulf in den Fokus der Dorfgemeinschaft. Er lernt die Bewohner kennen, verliebt sich in Lea, die Mutter von Knut. Aber er hat immer im Hinterkopf, dass er von den Leuten des Fischers gesucht wird. Und der Fischer findet seinem Mann IMMER.

Die Figur des Fischers ist ja schon aus dem Vorgänger bekannt. Ebenso kennt man die Richtung, die Jo Nesbo mit diesen kleinen Quickies, die er anscheinend zwischen Frühstück und Mittagessen verfasst, einschlägt. Ne ganze Ecke weit weg von Harry Hole oder "Headhunter". Gewöhnungsbedürftig. Wie zuvor Olav gerät wieder ein Mitarbeiter in den Fokus des Fischers. Der Fischer ist der Boss, gnadenlos und brutal, macht sich aber nicht mehr selbst die Hände schmutzig. Dafür hat er seine Leute. Auch Ulf wurde so einer. Ulfs Geschichte wird hier in Rückblenden erzählt und man lernt einen jungen Mann kennen, der keine Ahnung davon hat, wie er seinen Lebensunterhalt verdient, der von seiner Geliebten über den Tisch gezogen wird und für eine kleine Tochter zahlt, die er kaum sehen darf. Das Dilemma beginnt, als diese an Leukämie erkrankt. Jetzt ist sein Abstieg gesiegelt. Er beginnt für den Fischer zu arbeiten. All seine Mühe umsonst. Er ist ein Verlorener in einer unwirtlichen Gegend, mit fremdenscheuen Bewohnern, die eine ihm unbekannte Religion ausüben. Und mit dem Auftauchen des Jungen Knut beginnt das Kennenlernen dieser vorübergehenden Heimat. Hier ein kleines Geheimnis, dort der Akoholiker, viel Selbstgebrannter im Umlauf, schweigsame Menschen in der Abgelegenheit der Finnmark, für die jeder "aus dem Süden" ist. Dort schert sich keiner um die Regierung, auch nicht, was wer wo getan hat, solange es außerhalb des Dorfes war. Die Liebe zu Lea hilft Ulf, sich einzuleben. Leas Mann war Fischer und blieb auf See, sein Zwillingsbruder Ove meldet Rechte an, gegen die sich Lea wehrt. Auch in diesem kleinen Aquarium des Lebens gibt es Scherereien und Unheil, Gangster und Gauner, Schläger und Erpresser. Aber alles bleibt unter dem Mantel des Schweigens verborgen, wenn man nicht dazugehört. Nesbo transportiert hier viel von der Landschaft, der Natur, lässt ruhige Momente Einzug halten. Bremst damit das beworbene Tempo aus, konzentriert sich auf Einzelheiten und Rückblicke. Zum Ende hin zieht er dann das Tempo richtig an, lässt einige Actionszenen und gelinde - wirklich sehr gelinde - Überraschungen auf den Leser los. Spannungstechnisch ein bisschen mau, und die große Action gibt es auch nicht. Drama mit Lokalkolorit, ein kleiner Teil Thrill und ein größerer Teil über das eben in einer unwirtlichen Gegend, fernab von den bekannten Annehmlichkeiten des sogenannten modernen Lebens. Seine Freundschaft zu Knut, die sich nach und nach entwickelt, der Running Gag um die Witze half dabei fast zu vergessen, dass Ulf ein Gejagter ist. Einiges des Handlungsstrangs um Lea war zwar doch pures Klischee, aber erträglich. Fingerspitzengefühl für die Hauptfiguren und Einfühlsamkeit für die Menschen und die Kultur in einer harschen Umwelt. Dazu ein Part Krimi und fertig ist das rund 249 Seiten lange Neuwerk von Jo Nesbo. "Blood on snow: Das Versteck" ist eher eine "Kann"-Anschaffung denn ein "Muss". Ich ziehe seine Sachen wie Harry Hole oder "Headhunter" weiterhin vor. 250 Seiten.

Jerry Garcia



Nic Pizzolatto. Normalerweise erledigt Roy Cady, ein kleines Licht in der Unterwelt von New Orleans, die dreckige Arbeit für seinen Boss. Jetzt muss er sich seinem eigenen Tod stellen: Zuerst erfährt er von seinem Lungenkrebs, kurz darauf entgeht er nur knapp dem Mordanschlag seines Chefs, der ihn aus Eifersucht umlegen lassen will. Am Ende überleben das Blutbad nur Roy und die Teenager–Prostituierte Rocky, die sich fortan an seine Fersen heftet. Zusammengehalten von ihrer gemeinsamen Herkunft aus den trostlosen Weiten Texas' und der schwachen Hoffnung auf einen Ausweg flüchten die beiden tief in den amerikanischen Süden, in die Hafenstadt Galveston.

Roy Cady hat gerade von seinem Arzt die Diagnose Lungenkrebs erhalten und ist entsprechend geknickt. Irgendwie muss es ja aber weitergehen. Da wird er von seinem Boss zusammen mit einem weiteren von dessen Schlägern zu einem Treffpunkt geschickt, um von einem Informaten etwas abzuholen. Doch sie laufen direkt in eine Falle. Eine kurze, aber heftige Ballerei lässt am Ende nur Roy und die junge Nutte Rocky übrig. Ihnen ist beiden klar, dass sie fliehen müssen. Doch zuvor lässt sich Rocky von Roy zu einem Haus fahren. Sie geht allein hinein. Ein Schuss fällt und sie kommt mit einem kleinen Mädchen heraus, das sie als ihre Schwester vorstellt. Dann geht die Flucht weiter. Neue Papiere müssen her. In der texanischen Hafenstadt Galveston kommen sie in einem eher schäbigen Motel unter und bereiten sich auf eine Flucht Richtung Mexiko vor. Vielleicht sogar Baja. Schließlich sind Roys Ex-Boss sowie die Cops hinter ihnen her. Und dann lernt Roy auch noch den zwielichtigen und ziemlich abgehalfterten Jungspund Tray kennen, der süchtig ist und bei dem man nie weiß, ob er nun Böses im Sinn hat oder einfach nur fertig ist. Und dann kommt es, wie es kommen muss - sie werden entdeckt.

Die Skizze eines Verbrecherlebens. Hauptfigur Roy wird hier noch am ausführlichsten beschrieben, alle weiteren Mitspieler sind recht oberflächlich. Der Autor hat ja das Drehbuch für den ersten "True Detective" verfasst. Und wie ein Drehbuch ist auch sein Roman. Da wäre massenweise Platz für die Darsteller, eigene Ideen einzubringen, die Handelnden nach ihrem jeweiligen Gusto zu spielen. War ja vielleicht auch bei der Serie so. Vorgabe im kleinen Rahmen und jetzt macht mal. Sind die Darsteller gut, funktioniert auch die Serie. Ist der Schreiber nicht gut, funktioniert auch das Buch nicht. Als was wurde "Galveston" nicht schon alles bezeichnet: düster, traurig, gewalttätig, beeindruckend. Vorhersehbar und mit einem Bremsklotz von Mittelteil versehen füge ich dann halt mal hinzu. Nach dem durchaus flotten Start lässt das Tempo merklich nach. Neu ist an der Geschichte auch wenig. Gerade in den letzten Jahren wurden schon so einige Filme über einen eher groben Haudegen mit mehr oder weniger dunkler Vergangenheit und/oder schlimmen Krankheit, der Unschuldige beschützt, unter das interessierte Publikum gebracht. "Galveston" hat von allem etwas. Aber wirklich berühren konnte mich das Buch nicht, es plätscherte die meiste Zeit dahin, ließ den Antihelden sein Leben überdenken und wartet - sorry - mit einem doch recht faden Ende auf. Texas-Atmosphäre in "Galveston"? Nope. Da dann doch lieber zu Lansdale greifen. Noir? Naja. Dann eher Manchette oder Manotti. Zwei gescheiterte Existenzen, die vor ihren eigenen Abgründen fliehen, die aber auch nicht mehr zurück können. Alles scheint verkorkst. Meines Erachtens sind die vielen Lobeshymnen, die es für das Buch gibt, reichlich überzogen. Es enthält nichts wirklich Erfrischendes, schon gar nichts Neues. Wenigstens schnell konsumierbar und das bisschen Melancholie sowie ein gewisse Sprachfertigkeit reichen da nicht für höhere Weihen. Lieber den einen oder anderen Lansdale zum dritten oder vierten mal gelesen, denn das hier war nur für den einmaligen Gebrauch. Aber hey, ist ja nur eine einzelne Meinung, die ich da so ausbreite. Und die schert eh keinen.

Jerry Garcia



Douglas Preston + Lincoln Child. Vor seinem Haus in New York findet Special Agent Aloysius Pendergast einen seiner unversöhnlichsten Feinde tot auf. Pendergast hat keine Ahnung, wer ihm die Leiche vor die Tür gelegt haben könnte - und warum. Aber es gibt ein rätselhaftes Indiz: Ein Türkis, der bei der Obduktion im Magen des Opfers gefunden wird. Der Edelstein führt Pendergast zu einer verlassenen Mine am Ufer eines Salzsees in Südkalifornien - und tief in die eigene Familiengeschichte.

Pendergast und Constance sitzen eines Abends vor dem Kaminfeuer und erledigen ihre Tagespost, als es an die Tür klopft. Constance geht hin, öffnet und erschrickt so sehr, dass sie in Ohnmacht fällt. Der Mann, der dort vor ihr stand, ist plötzlich einfach zusammengeborchen. Pendergast eilt hinzu und muss auch erkennen, dass dies nicht normal sein kann und hinter der Sache etwas Mysteriöses stecken muss. Er kümmert sich um Constance und dann verfolgt er einen Mann, der vom Tatort weg zu einem Wagen gelaufen ist und wegfährt. Mittels seinem Handy ruft er Verstärkung bei der Polizei - Wagen und Hubschrauber. Dennoch kann der vermeintliche Täter entkommen. Nun soll er zwei Ermittlern - namentlich durch einen Lieutenant Angler mit seinem Kollegen Sergeant Slade - Rede und Antwort stehen. Für die Beiden ist Pendergast einer der Verdächtigen in dem Fall, gerade weil er sich weigert, mehr Informationen als das Offensichtliche herauszugeben. Mit seiner Marke, die ihn als FBI-Mann ausweist, verschafft er sich Zutritt zur Obduktion und ist dabei, als man den Türkis in den Innereien des Opfers findet. Das führt ihn ins Museum, wo Lieutenant D'Agosta gerade mit einem Mordfall unter den Professoren ermittelt und sich gegen den halsstarrigen Chef des Museums durchsetzen will. Der Lieutenant hofft auf Hilfe von Pendergast, doch der ist zu sehr mit seinem Fall beschäftigt, um sich dafür zu interessieren. Er lässt seinen Freund einfach stehen und verschwindet, während D'Agosta verdattert zurückbleibt. Pendergast findet heraus, dass dieser Türkis eigentlich nur in einer bestimmten Gegend in Kalifornien vorkommt - Salton Sea, dem toten See. Er reist hin und stellt fest, dass man ihm hier wohl eine Falle gestellt hat, in die er nicht hineinzutappen gedenkt - und tut es mit seinen ergriffenen Maßnahmen dann doch. Er war berechenbar geworden. Und es kommt noch schlimmer, viel schlimmer.

Man kann sich in die Story schnell einlesen, der recht flotte Stil des Autoren-Duos macht es dem Leser auch einfach. Von Vorteil wäre es durchaus, wenn man frühere Bücher um Agent Pendergast kennt. Es geht (mal) wieder ins Museum, tauchen Figuren aus früheren Werken auf, wird Brasilien ebenso erwähnt wie die Anasazi. Temporeich geht es weiter und in meinen Augen ist auch ein klarer Fortschritt im Vergleich zu den letzten vier Romanen zu erkennen, die mich durchaus dazu brachten, meinen nächsten Einkauf eines Romanes um Pendergast zu überdenken. Nun, die Anschaffung war absolut kein Fehler, die Steigerung ist unübersehbar. Sicher ist mir Pendergast nach wie vor zu sehr der Allwissende Alleskönner und ich frage mich, wieso er immer noch mit seinem FBI-Ausweis rumwedeln darf, obwohl er sich doch anscheinend nur um private Angelegenheiten kümmert, statt zu arbeiten. Das Thema um den Pendergast-Clan und dessen Taten, Verbrechen, Mitglieder und Feinde sollte so langsam zu Ende gehen, bevor es die Leser zu langweilen beginnt. Und das FBI - nötig hätte er den Job ob seines Vermögens ja eh nicht. Und mit der Figur der Constance werde ich mich wohl auch nie anfreunden können, obwohl sie mich hier nicht ganz so sehr genervt hat, wie früher hin und wieder. Die Autoren bauen hier von Beginn an ein recht interessantes Szenario auf, das selbstverständlich nicht ohne gewisse Mysterien der Pendergast-Familie auskommen muss. Es gibt unerwartete Besuche, die eine oder andere nicht vorhergesehene Wendung und durchaus auch einen Actionateil, der hin und wieder mit einigen blutigen Details gewürzt ist. Das gleicht die zuvor erwähnten "Mängel" in diesem Buch auf jeden Fall wieder aus. Nachdem mich die "Helen-Trilogie" zunehmend angeödet hat und auch der kleine Abstecher zu Corrie Swanson nicht der Reißer war, konnte man mich mit diesem Buch wieder ins Gefolge der "Fans" einreihen. Das nächste Buch - "Demon - Sumpf der Toten" - ist ja für Anfang nächsten Jahres geplant. Über einen neuen Gideon Crew würde ich mich auch nicht beschweren. Unterhaltend, spannend, sogar abwechslungsreich mit kleinen Überraschungselementen. Gutes Buch. 520 Seiten.

Jerry Garcia



Jeff Strand. George und Lou erhalten den Auftrag, eine Lieferung nach Florida zu bringen. Doch keine normale. Es handelt sich um einen Mann in einem Käfig. Ihre Anweisung: Bloß nicht den Käfig öffnen und ja nichts hineinwerfen.

George und Lou sind zwei Gauner, die für ihren Boss Geld eintreiben und ab und an mal ein paar Knochen brechen oder vielleicht sogar Schnitzarbeiten am lebenden Objekt künstlerisch wertvoll vornehmen. Sie sind gerade dabei, die Daumen eines kleinen Diebes zu malträtieren, der sich tatsächlich 63.000 $ unter den Nagel gerissen hat, als Ricky anruft. Ein weiterer Auftrag. Sie sollen eine Type in einem Van zu einem Kunden transportieren. Die Figur sitzt hinten in einem Käfig und Bateman - der Auftraggeber - behauptet, dieser Ivan sei ein Werwolf. Also vorsichtig sein und ihn nicht rauslassen. Man übernimmt die Jobs von den Bossen, ohne dämliche Fragen zu stellen. Also geht die Reise durch Florida zügig los. Während George und Lou sich noch über dieses Werwolf-Problem unterhalten, herrscht hinten im Käfig Stille. Fast hatten sie ihren Fahrgast schon vergessen, da macht er sich bemerkbar - und beginnt mit ihnen eine Diskussion, welcher Quatsch das mit dem Werwolf in einer rationalen Welt doch sei. Aber irgendwann geschieht Seltsames: ein Köter kommt angesprintet und holzt seinen Schädel mal voll gegen den Van, ja beult sogar die Außenwand ein. Und macht immer weiter wie ein Cujo-Collie, völlig durchgedreht, das arme Vieh. Bald kann er kaum noch laufen, das Fell voller Blut und stolpert dennoch weiter hinter dem Auto her, bis er endlich außer Sicht ist. Irgendwie doch erschrocken und eh knapp an Sprit, fahren sie an eine Tanke und wollen dort auch ein paar Snacks zu sich nehmen. George steigt aus, um Sprit nachzufüllen und dann etwas zu Futtern zu holen. An einer anderen Zapfsäule hat eine junge Frau zumindest, was den Durst ihres Wagens angeht, die gleiche Idee. Doch sie werden in ihrer Tätigkeit schnell unterbrochen. Und wieder sind es Hunde, die sich auf sie stürzen. Es werden immer mehr und bald kann ihnen nur noch Schußwaffengebrauch die Haut retten. Auch die Frau wird attackiert und verletzt. Der Tankwart, der mit einer Flinte rauskommt um zu helfen, überlebt die wilden Köter nicht. George und Lou flüchten sich in den Wagen, den Lou verlassen hatte, um George zu unterstützen und nehmen auch die Frau mit. Doch wenn sie glaubten, das Drama wäre jetzt vorbei, sind sie einem satten Irrtum erlegen. Ivan nervt weiter. Immer intensiver. Und dann haut er ab. Der Kerl muss wieder eingefangen werden.

Jeff Strand hat sich ja schon mit mehreren Büchern einen Namen gemacht, der nur Gutes und Humorvolles verheißt. So auch hier. Die beiden Protagonisten neben Ivan sind George und Lou. Nicht die hellsten Knaben unter der Sonne Floridas, ihre Dialoge beweisen das eindeutig, beim Verteilen der Intelligenz waren sie brav und zurückhaltend und sich in kein Gedrängel verwickeln lassen. Die unterwegs aufgegabelte Michele ist auch keine von der übermaäßig zarten und gesetzestreuen Art, lässt sich auch nix gefallen und heizt den Typenordentlich ein. Und Ivan - entpuppt sich als Nervensäge allererster Güte. Früher hätte man den mit Gisela Schlüter verglichen, aber die kennt ja heute keiner mehr, deshalb meine Wahl von Eddie Murphy. Der kann ja auch nie die Fresse halten. Der Dialogwitz hat es wieder in sich, aber auch etliche Szenen, die sich am besten "genießen" lassen, wenn man sich das Geschehen bildlich vor Augen führen kann - wie in einem Film die Körperteile fliegen sieht. Stehen da zwei arme Tröpfe im Lichtschein und aus dem Dunkel des Waldes fliegt ihnen mal ein abgerissenes Bein an die Birne oder ein Fuß ohne Bein dran in die Klöten. Ja, in "Wolf Hunt" wechseln Lachen und Schrecken sich durchaus ab. Oder es bleibt einem das Lachen im Halse stecken. Für einen Roman von Jeff Strand geht es hier an der einen oder anderen Stelle schon recht blutig und rücksichtslos zu. Aber auch der Spaß kommt nicht zu kurz. Und so ganz nebenbei haut der Autor einen kleinen Seitenhieb Richtung Hollywood und die 3D-Manie raus. "Wolf Hunt" ist eine blutig-spaßige Story, die den Leser nicht aus den Fängen lässt, bis er endlich durch ist. Und zumindest in meinem Fall auch sofort nach der Veröffentlichung des zweiten Buches um George und Lou schreit. Und das Covermotiv von Kult-Illustrator Michael Schubert trägt ebenfalls dazu bei, wieder ein rundum feines Buch aus dem Voodoo Press-Verlag von Michael Preissl im Regal zu haben. 320 Seiten.

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