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Buchrezensionen

Begonnen von Jerry Garcia, 6 August 2011, 03:14:07

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Jerry Garcia



Inklusive eines "Bücherreports" mit einigen "Fast-Food-Kritiken" - schnell eingepfiffen ohne besonderen Nährwert.

http://shaneschofield.blogspot.com/search?q=b%C3%BCcherreport+juli

Jerry Garcia



Frank Schätzing. 2025 - Bahnbrechende Technologien haben die Raumfahrt revolutioniert. In einem atemlosen Wettlauf fördern Amerikaner und Chinesen auf dem Mond Helium-3, ein element, das sämtliche Energieprobleme der Welt zu lösen verspricht. Zur selben Zeit soll Detektiv Owen Jericho in Shanghai die untergetauchte Dissidentin Yoyo ausfindig machen. Was nach Routine klingt, entwickelt sich zu einer albtraumhaften Jagd, denn die schöne Chinesin ist im Besitz streng gehüteter Geheimnisse. Die Spur führt rund um den Erdball - und zum Mond, wo eine Gruppe Weltraumtouristen eine bedrohliche Entdeckung macht.

So, nun habe ich mich endlich an "Limit" gewagt. Schätzing startet seine Erzählung mit einem Weltraumunfall und lässt dann die Vorstellung der Superreichen folgen, die einen Ausflug Richtung Mond zu machen gedenken, bei denen ihnen der Reiseveranstalter großzügige Beteiligungen an seinen Projekten aus den Rippen zu leiern hofft. In der Folgezeit suhlen sich die wenigen Auserwählten in ihrer Machtfülle, dem Reichtum und Egoismus, dass man den meisten der Geldsäcke alsbald nur ein zügiges Ableben wünscht (das mit dem zügig bleibt ein Wunsch). Sie spinnen Intrigen, kontrollieren mit ihren Wirtschaftsimperien längst die Regierungen der Welt, die nur noch den Vorzeigestatus eine UNO haben und man erinnert sich als Leser durchaus an gegenwärtige Ereignisse in der Politik (Sparmaßnahmen!!!). Neben der Reise ins All kommt als zweiter Handlungsstrang die Arbeit des Detektivs, der zuert in einer Sache um einen Kinderschänderring ermittelt, danach aber für ihn unerwartet in die Mission Mond hineingezogen wird. So nach und nach wird dem Leser dann in blumigen und manchmal auch unfreiwillig komischen, aber trotzdem auflockernden Satzgebilden die Umweltbotschaft in Sachen Energiegewinnung auf's mittlerweile schon malträtierte Auge gedrückt. Bis dahin hält sich der Spannungs- ebenso wie der Actionanteil ziemlich in Grenzen. Garniert wird das Ganze mit einer kleinen Liebesgeschichte, einem Showdown nach dem anderen und vielen langwierigen Dialogen. Da wird erklärt und erläutert, geschätzt und vermutet, gestritten und gezickt, palavert und gequatscht und der eine oder andere Monolog lässt die aufgeblähten Egos der Teilnehmer hemmungslos von der Leine. Das geht so, bis der neuartige Mondaufzug endlich seine Reise antritt, die Mitgleider auf der Raumstation zur Weiterreise Richtung Erdtrabant abliefert. Ein endloses Gequake, nur unterbrochen von dem Wechsel zum Ermittler Jericho in seinem Domizil Shanghai, dessen Geschichte aber wenigstens was hermacht. Problematisch empfand ich den Wechsel von den Männeken im Mond zu Jericho und wieder zurück. Hatte man sich erst einmal in den einen Handlungsstrang richtig eingelesen, wurde man schon wieder durch einen Sprung zur zweiten Story rausgerissen, das hat den Lesefluss noch zusätzlich gehemmt.

Insgesamt kann man bei einem Roman mit mehr als 1300 Seiten natürlich keine Einleitung von nur 50 Seiten erwarten, doch dass es dann fast das Zehnfache sein musste, war nicht gerade förderlich, sodass die Story nach einem eigentlich nicht schlechten Einstieg ziemlich versandete. Ein Bad der Langeweile, nur aufgelockert durch einige Stilblüten des Autors, die einfach zum Schmunzeln anregen. Mit der Zeit entwickeln sich aus dem Ganzen im Prinzip zwei Bücher. Buch 1 ist die Reise zum Mond mit all ihrem Gelaber und später auch Thrillerelementen, Buch 2 die Ermittlungsarbeit von Owen Jericho, die so ab Seite 500 dann auch richtig Fahrt aufnimmt und recht rasant in Szene gesetzt ist. Verfolgungsjagden mit fliegenden Motorrädern, zerballerten Lagerhallen, in Fetzen geschossene Körper, Hinterlist und Tücke gepaart mit mehreren Morden beherrschen die Szenerie auf der Erde, die von China nach Berlin und weiter in die USA und Kanada führen. Diverse Späßchen wie dem Russen, der den FC Bayern München gekauft hat (Feuchter Traum eines gebürtigen Kölners. Bevor das passiert spielt der FC Kölle in der 3. sibirischen Kälterekordliga um die weiße Eisschollentropähe mit einem gealterten Prinzen als krummbeinigen Icekeeper), die rockenden Mittdreißiger Tokio Hotel (rocken?) oder der Auftritt eines gewissen David (wie alt isser denn nu?) Bowie machen die Sache denn auch nicht unbedingt interessanter, lockern die Atmosphäre der Langeweile aber wenigstens an den richtigen Stellen auf. Ein schwer zu beurteilendes Buch, das besonders zu Beginn wirkt wie ein rezeptfreies Schlafmittel oder der Versuch, die Seiten an die Amis zu verkaufen, damit sie diese ihren Kandidaten in den Todeszellen vorlegen, um die hohen Kosten für die Hinrichtung zu sparen, die armen Kerle würden sich nämlich zu Tode langweilen. Dann folgt ein wirklich rasanter und actionreicher Mittelpart, der nicht viel zu wünschen übrig lässt. Alles vorhanden - Action, Spannung, Tempo. Hauptsächlich dem Detektiv Owen Jericho und seinen Ermittlungen geschuldet. Das letzte Drittel wird wieder etwas ruhiger und lebt eher von der Spannung und einem Showdown nach dem anderen und einer leider ziemlich flachen Auflösung. Da hatte ich mehr erwartet. Vielleicht waren auch meine Erwartungen nach "Der Schwarm" zu hoch. Viel zu lang, da wäre weniger sicher mehr gewesen. Der Autor hatte sicher seinen Spaß beim Fabulieren, wie man oft auch erkennen kann, schaffte es aber leider nicht, ihn so richtig zu vermitteln. Aber den vermeintlichen Schätzing-Hatern, die ihm inhaltslose und sinnentleerte Massenware unterstellten, sei gesagt, dass sie dann vielleicht doch lieber mal wieder einen Grisham (abgesehen vom Neuesten, dazu bald mehr ) oder den letzten Dan Brown in die Hand nehmen und auch lesen sollten, damit sie wissen, was sinnfreie Massenware ohne Inhalt ist. Kann das Buch aber selbst auch nur bedingt empfehlen. Apropos Schluß - der ist leider in der Auflösung ziemlich schlicht und banal, schon tausend mal so oder zumindest so ähnlich gelesen.


Jerry Garcia



Joseph Garber. Jeden Morgen vor Arbeitsbeginn genießt Dave Elliot die Stille seiner Chefsuite im 45. Stockwerk eines New Yorker Bürohauses. Doch an einem bestimmten Tag ist alles anders. Dave fühlt sich bedroht, scheint von Menschen umgeben, die ihm ans Leben wollen. 24 Stunden hat er Zeit, herauszufinden, warum.

Jeden Morgen um kurz vor 7.00 Uhr genießt Dave Elliott noch einmal die Stille seiner Chefsuite im 45. Stock Midtown New York, bevor sein Arbeitstag beginnt. Aber dieser Tag ist anders als alle zuvor: An diesem Tag versucht jeder, der Dave begegnet, ihn umzubringen. Sein Chef macht den Anfang, als er ihm mit durchgeladener Pistole und der festen Absicht, ihn zu erschießen, gegenübertritt. Und der fünfzigstöckige Büro-Tower scheint zu wimmeln von Leuten, die nur eines wollen: Dave Elliotts Leben. Er kennt keinen Grund, weiß nicht, wer alles beteiligt ist, kann über die Hintergründe und Hintermänner nur rätseln. Er weiß nur eines: er wird ihnen den Triumph nicht gönnen und alles tun, um zu überleben.

Kein Buch für Freunde der ernsthaften Literatur, doch das Grundkonzept funktioniert richtig gut, auch wenn - wie von mir erhofft - kein fetzig-rasanter Reißer im Stile von Matthew Reilly draus geworden ist (Hätte ich das Buch damals in die Fänge bekommen, bevor uns Reilly mit Action verwöhnte, wäre die Kritik vermutlich besser ausgefallen). Dazu machen die Rückblenden den Fluss und das Tempo etwas zu sehr kaputt. Naja, der Protagonist war mir anfangs auch nicht so recht sympathisch. Davon abgesehen macht die Lektüre was her. Viel macht hier der Kampf zwischen dem ehemaligen Vietnamsoldaten Elliott und seinen ebenbürtigen und zahlenmäßig weit überlegenen Gegnern aus. Obwohl Garber auf blutrünstige Szenen verzichtet und Elliott eher als Vermeider von Tötungsdelikten darstellt, kommt es zu einigen Opfern, die auch die innovativen Fallen fordern, die Elliott im Laufe der Zeit seinen Kontrahenten stellt. Lange bleibt Elliott wie der Leser auch im Unklaren, was um ihn herum vorgeht, mit welcher Motivation man seinen Tod verfolgt. Trotz des zumindest angedeuteten, teilweisen Happy-Ends ist "Der Schacht" ein zügiger, ziemlich solider und raffiniert in Szene gesetzter Thriller, der atemberaubende Momente zu bieten hat und durchaus jedem, der Thriller auf seiner Bücherliste hat, nur empfohlen werden kann. Da OOP habe ich mir mein Exemplar auch erst über amazon beschaffen können. Ca. 380 Seiten.


Jerry Garcia



Eigentlich soll sich Hank von einer Nierentransplantation erholen, doch plötzlich tauchen von überall her merlwürdige Typen auf, die es auf ihn abgesehen haben und die auch über Leichen gehen. Was folgt ist eine unglaubliche Odyssee durch den New Yorker Großstadtdschungel, an die sich der Leser noch einige Zeit erinnern wird.

Hank Thompson wohnt allein in New york und arbeitet nach einer gescheiterten Karriere als Baseballspieler nun als Barkeeper in der Lower Eastside. Da wird er eines Abends in der Bar attackiert und bekommt übelst auf die Fresse. Zum Arzt geht er hauptsächlich wegen der Schmerzen im Fuß, doch als plötzlich Urin aus der Bux tropft und im Urin auftaucht, ist ne Niere fällig. Alkohol und Schläge haben sie vernichtet. Von der Operation sollte er sich nun eigentlich erholen, doch unerwartet tauchen die bekannten Drescher wieder auf, die anscheinend etwas suchen. Allmählich dämmert des Hank, dass dies wohl mit seinem Nachbarn Russ zu tun haben muss. Russ hat ihm eines Abends völlig überraschend im Haustierkäfig seine Katze dargereicht und sich mit den Worten, er müsse dringend weg, das sein Vater im Sterben liege und ob Hank seine Katze versorgen könne, verabschiedet. Natürlich kein Problem für den freundlichen Hank. Was Hank nicht weiß - die Katze Bud sitzt auf einem Geheimnis. Russ hat im Käfig einen Schlüssel verborgen, hinter dem einige höchst obskure Gestalten her sind, und die dafür auch über Leichen gehen. Und so muss Hank sich sputen, aus der Schusslinie zu kommen. Nicht sehr einfach, da auch noch korrupte Bullen hinter ihm her sind.

Eine wohltuende Abwechslung im Einheitsbrei der einfallslosen Psychothriller nach immer gleichem Muster, die die Ladentheken überschwemmen, stellt dieser knüppelharte Actioner von Charlie Huston dar. Die kurzweilige, stellenweise lakonische Schreibe des Autors lässt den Leser mit dem Schicksal des gebeutelten Hank richtiggehend mitfiebern und unterhält über die volle Seitenzahl glänzend. Skurril, grotesk und mit feinem Sinn für Humor wird der arme Knilch von einem Schicksalsschlag zum nächsten getrieben, kommt manchmal etwas naiv daher und kümmert sich trotz aller Widrigkeiten um die Katze Bud. Derb, blutig und fesselnd erleben wir die Odyssee eines geborenen Verlierers. 390 Seiten.

Jerry Garcia



Hank Thompson lässt es sich nach seiner Flucht aus New York in Mexiko gut gehen. Er genießt die Sonne, den Strand und das Leben, doch als plötzlich ein Mann mit russischem Akzent auftaucht, wird im rasch klar, dass die Jagd auf die viereinhalb Millionen Dollar erneut begonnen hat.

Mittlerweile sind drei Jahre vergangen, die Hank nun wirklich genossen hat. Er ist in einer kleinen, idyllischen Strandbar in Mexiko abgetaucht und lässt das Leben Leben sein. Bis er eines Tages von einem Mann mit russischem Akzent angesprochen wird und er feststellen muss, dass die Russenmafia ihn aufgespürt hat. Nun folgt eine atemlose Hetzjagd, die an beste Szenarien aus Road-Movies erinnert. Und es sind ja nicht nur die Russen. Da kommen mal wieder korrupte Cops ins Spiel und damit nicht genug, auch eine weitere geldgierige Meute trachtet ihm nach Leben und Moneten. Was die Jungs nicht wissen: Der Verlierertyp von früher hat dazugelernt. Er ist härter geworden, kaltblütiger. Das nimmt ihm aber trotzdem nichts von dem Charme, den der Autor seit "Der Prügelknabe" aufgebaut hat. Trotz der Veränderung ist es natürlich nicht in seinem Sinne, Mitmenschen zu töten, aber jeder Schauplatz, den er verlässt, ist letztendlich mit Leichen übersät. Er selbst steckt wieder jede Menge Prügel ein. Aber dafür hat er einen guten Grund. Die Bad Guys haben seine Eltern aufgetan und die muss er schützen. So stellt er sich jeder Herausforderung, die an ihn herangetragen wird.

Eine wilde Action-Tour de Force, die dem Protagonisten alles abverlangt. Und so nach und nach entwickelt er sich zu einem Menschen, der er eigentlich nie werden wollte. Unterschwelliger schwarzer Humor wechselt mit schnellen, rasanten Sequenzen, die das Tempo und den Lesefluss am oberen Limit halten, die Sätze sind kurz, knackig und prägnant, ohne langatmige Dialoge. Raue Sprache, Drogenkonsum, ruppiger Umgangston und bewaffnete Auseinandersetzungen prägen das Bild. Rasante Fortsetzung, absolut gelungen und nichts für sanfte Gemüter, die lieber einen ruhigen Krimi genießen wollen. Zugreifen, lesenswert.  Ca. 400 Seiten.

Jerry Garcia



Aus dem Prügelknaben und Gejagten ist ein gefährlicher Mann geworden. Um seine Eltern zu schützen, arbeitet Hank Thompson jetzt in Las Vegas für einen Gangsterboss als Killer und Schläger. Als er nach New York beordert wird, beginnt sich die Spirale der Gewalt erneut zu drehen.

Eltern bedroht, die Millionen sind futsch, die Probleme massiv. In Vegas arbeitet Hank jetzt für den New Yorker Gangsterboss David Dolokhov. Eine geraume Zeit gelingt es ihm auch, für den Big Man Menschen aus dem Weg zu räumen, doch er verliert bei dieser Tätigkeit auch jeglichen Lebensmut. Als David seinen miesen Zustand nicht mehr übersehen kann, gibt er ihm einen weiteren Auftrag: Er soll Miguel Arenas, einen aufstrebenden Baseballstar, der aufgrund seiner Spielsucht immense Schulden bei David hat, als Bodyguard beschützen. David will Miguel von sich abhängig machen, indem er ihn weitere Schulden anhäufen lässt. Doch bevor es soweit kommt, muss Hank noch einen letzten Mordauftrag ausführen. Er soll Davids Schwägerin Anna kaltmachen, die dem schwer auf den Keks geht. Und damit steckt Hank zwischen den Fronten, denn Anna ist auch noch Mickeys Mutter, dem russischen Backpaper, der einst von Hank in Mexiko in den Tod gestoßen wurde. Und sie hat Rache geschworen und hetzt Hank ihre russischen Neffen auf den Hals. In New York schließt sich der Kreis, es kommt zum finalen Showdown. Die halbe Mafia hat sich Hank an die Fersen geheftet und die Situation scheint auswegloser als je zuvor.

Wie schon die beiden Vorgänger alles andere als zimperlich in der Wahl der Mittel geht es zügig dem Ende entgegen. Problem ist nur, dass man sich jetzt schon in die Story eingelesen hat und es kaum noch Neuerungen oder Überraschungen gibt. Stilistisch ist sich Huston natürlich treu geblieben. Kurze Sätze, einfache sprache, nicht gerade vor Dialogen überbordend und knüppelhart geht die Geschichte voran. Da wird kein Blatt vor den Mund genommen. Blutig wie eh und je kämpft sich Hank durch die Vielzahl seiner Feinde, moralisch und ethisch fragwürdig bleibt er trotz aller Unkorrektheiten der Sympathieträger der Geschichte. In der Form wird jedes weitere Buch von Charlie Huston zur Pflichtlektüre. Ca. 430 Seiten.


Jerry Garcia



Die nicht allzu ferne Zukunft: Religiöse Fanatiker und kriminelle Kartelle haben das politische Gleichgewicht auf der Erde in eine bedrohliche Schieflage gebracht. Um die zahllosen internationalen Krisenherde unter Kontrolle zu bringen, wurde eine militärische Spezialeinheit geschaffen: mit genetischen Mitteln aufgerüstete Supersoldaten. Söldner ohne Skrupel und für jede Art von Krieg verwendbar. Carl Marsalis war einst Mitglied dieser Spezialeinheit, jetzt aber macht er für die UNO Jagd auf seine ehemaligen Kameraden. Denn in einer Serie von brutalen Morden führt die Spur des genetischen Materials direkt zu einem dieser Elitekiller. Bald jedoch muss Carl begreifen, dass hinter dem scheinbaren Routinefall etwas viel Größeres verborgen ist.

In Morgans Zukunftswelt spielen Ethik und Moral keine Rolle mehr. Die Menschheit hat die genetischen Möglichkeiten dazu genutzt, Abbilder für ihre primitivsten Bedürfnisse zu schaffen. Sex und Krieg. Natürlich werden diese so Erschaffenen nur als Minderheiten betrachtet und als man den Elitekriegern dann die Menschenrechte abspricht, emigireren diese auf den Mars. Carl Marsalis gehörte zu ihnen, arbeitet aber jetzt für die UNO. Und dann flüchtet wie weiterer Supersöldner vom Mars. Tötet die Raumschiffcrew und landet auf der Erde. Carl wird beauftragt, ihn zu jagen. Und in der Wahl der Mittel sind beide Kontrahenten nun wirklich nicht zimperlich, da unterscheiden sie sich in nichts.
Unterstützt wird Carl von einer Frau, die ihn bei seinen Ermittlungen begleitet und ihm auch sonst zu Diensten ist.

Es dauert, bis der Plot aufgebaut ist, die einzelen Figuren vorgestellt und ihre Motive geklärt sind. eine komplexe Verschwörungsgeschichte braucht nun einmal ihre Zeit. Das Ganze garniert mit Sex und nicht wenig brutaler Action und Szenarien, die teilweise Erinnerungen an den seligen Blade Runner wach werden lassen, machen das Buch trotz seiner Länge äußerst unterhaltsam. Eigentlich ein Cop-Thriller im Sci-Fi-Gewand, mit diversen Klischees - speziell bei der Frauendarstellung - behaftet mit seinen Höhepunkten ganz klar in den gewaltätigen Auseinandersetzungen. Differenzierte Darstellung ist Morgans Ding nicht unbedingt, er setzt da eher auf den Unterhaltungsfaktor mit einem angedeuteten sozial-kritischen Aspekt, den er aber nicht zum Hauptbestandteil seiner Geschichte macht. Guter futuristischer Action-Krimi mit Verschwörungscharakter. Ein Brite schreibt amerikanisch angehauchte Action. Und dass er mit "Das Unsterblichkeitsprogramm" den Philip K. Dick Award ergattern konnte, hilft seiner Popularität natürlich auch. 830 Seiten.

Jerry Garcia

22 Oktober 2011, 21:38:48 #100 Letzte Bearbeitung: 24 Oktober 2011, 12:51:42 von Jerry Garcia



Jerry Garcia



Charlie Huston. Niemand hat gesagt, das Leben sei einfach. Noch dazu in Los Angeles, Stadt der Träume, Möchtegernstars und Versager. Genau so einer ist Webster, genannt Web. ein 29-jähriger loser, der liebend gerne große Sprüche kloppt, aber sonst wenig zustande bringt. Er lebt bei seinem Kumpel Chev, der ein runtergekommenes Tätowier- und Piercingstudio hat, liest stundenlang Comics, schaut sich miese Horrorfilme an und schläft täglich mindestens elf Stunden. doch damit ist es bald vorbei, als ihn Chev dazu zwingt, endlich einen Job bei seinem Bekannten Po Sin anzunehmen. Web fängt beim "Clean Team" an. Der Job besteht darin, Verbrechensschauplätze von Blut, Fäkalien und anderen unschönen Dingen zu säubern und wieder wohnlich zu machen.


Der (jetzt nicht mehr ganz so) neue Charlie Huston - eigentlich mit nichts wirklich vergleichbar, was derzeit den Büchermarkt in unseren Breitengraden beherrscht. Sprachlich wie hinlänglich bekannt deutlch unter der Gürtellinie angesiedelt, ist die ganze Chose aber treffend und humorvoll rübergebracht. Hätte Renny Harlin seinen "Cleaner" mit Samuel L. Jackson ähnlich aufgezogen, wäre das der Qualität des Films sicher zugute gekommen. Anfangs werden die einzelnen Charaktere so langsam vorgestellt, wie sich der Faulenzer Web bei seinem Kumpel durchschnorrt, ne dicke Lippe riskiert und wie er eigentlich von einem jungen Arsch zum erwachsenen Arschloch mutiert ist. Fetzige Action sollte man also nicht erwarten, aber man wird durch skurrile Typen, aberwitzige Situationen und viel Spaß entschädigt. Hinzu kommen noch die absolut widerlichen Tatortbeschreibungen, inklusive Scheißeschippen, Blutbeseitigung oder Larvenentsorgung. Da sich der liebenswerte Trottel natürlich von einem Weib in eine krumme Sache reinziehen lässt, wird das Ganze auch etwas gewalttätiger, ohne aber den üblichen Standard von Huston zu erreichen. Hier ne Entführung, da ein Mord mit Telefon oder dort das Abfackeln der Trucks der Konkurrenz im heiß umkämpften Geschäft mit dem Tod. Gewürzt mit ein bisschen Menschenschmuggel und Containern voll Mandeln treibt Huston seine Story mit Weltklassedialogen ohne überbordende Action dem Ende entgegen, wobei es eine Freude ist, seinen finsteren, aber gleichzeitig komischen Schurken durch einen absolut morbiden und durchgeknallten Reißer zu folgen. Der Vergleich mit "The big Lebowski" auf dem Klappentext passt durchaus und als Beginn einer neuen Reihe macht das Werk Appetit auf mehr. Hat mir trotz des zurückgefahrenen Gewaltlevels außerordentlich gut gefallen und richtig Spaß gemacht beim Lesen. Und das Wort Arschloch erlebt hier eine Wiederauferstehung ohnegleichen. Kaum noch zählbar, direkt gefolgt von Fickende Hölle (wurde halt nunmal so übersetzt). Huston eben.


Jerry Garcia



Charlie Huston. Eine bessere Welt. Das war alles, was Parker Haas wollte, als er dem Los Angeles Police Department beitrat. Doch die Welt ändert sich und versinkt im Chaos. Eine Seuche greift um sich und führt bei zehn Prozent der Weltbevölkerung zu akuter Schlaflosigkeit. Mit verheerenden Folgen: Die Menschen drehen der Reihe nach durch. Nur ein Medikament namens Dreamer hilft gegen die Qualen. Und das will jeder haben.

Der Undercover-Cop Parker - Park - Haas erhält den Auftrag nach der Droge Dreamer zu suchen und die Verbreitung zu verhindern, die angeblich gegen die neue Seuche SLP hilft und nur Reichen zur Verfügung steht. Als er an den Ort eines Gemetzels kommt, nimmt er eine Festplatte mit, die möglicherweise Hinweise enthält, die ihm vonnutzen sein könnten. Doch nicht nur er war dort, sondern natürlich auch der Killer und nach den Beiden ein Auftragsmörder, der ebenfalls ausgesandt wurde, um die Festplatte zu sichern. Jetzt ist der dem Undercover-Cop auf den Fersen. Währenddessen hat der sich auch noch mit seiner an SLP erkrankten Frau rumzuplagenund das Baby zu hüten, um das sich seine Frau nur noch sporadisch kümmern kann. Und all das findet in einer apokalyptischen Welt statt, die sich nit mehr um Regeln schert, die sich selbst vernichtet und ein LA geschaffen hat, das nur noch in Zonen eingeteilt ist und in denen sich die Reichen hinter dicken Mauern verstecken, während um sie herum das Chaos herrscht. Andere Nationen sind schon längst untergegangen.

Ich muss schon sagen, dass dieser Huston gewöhnungsbedürftig ist, da der Stil sich abseits der bisher veröffentlichten Bücher bewegt. Nicht kurz, trocken und hart, sondern ausgereift und teilweise detailgetreu erzählt und auch leider mit der einen oder anderen Länge und dem leider für US-Autoren typischen "nur Amerika kann angemessen auf eine Katastrophe reagieren und sie zumindest im Ansatz meistern". Sämtliche anderen Nationen und Kontinente sind laut Huston mal wieder dem Untergang geweiht, da unfähig auf die Gegebenheiten zu reagieren. Neben der ausführlichen Schilderung der Pandemie und den Auswirkungen der Krankheit, entwickelt sich ein recht normaler Kriminalfall in einer Endzeitumgebung mit nicht ganz alltäglichen Typen. Ein grundsolides Buch, durchaus einfallsreich, aber es konnte mich längst nicht so begeistern wie seine bisherigen Werke - schon gar nicht wie die Abenteuer um Joe Pitt oder Hank Thompson. Albtraumartig, aber vorhersehbar. Von mir daher nur ein Mittelmaß.

Rund 600 Seiten.


Jerry Garcia



Andreas Eschbach. Vincent Wayne Meritt, ein US-Amerikaner deutscher Abstammung, kann vielem widerstehen, aber keiner Herausforderung, seine Fähigkeit als Programmierer unter Beweis zu stellen. Auch nicht, als er im Herbst 2000 aufgefordert wird, mal eben ein Programm zu schreiben, mit dem man über Wahlcomputer abgegebene Stimmen fälschen könnte. Nur ein Prototyp, heißt es, zu Studienzwecken. Noch ahnt niemand, dass den USA die umstrittenste Präsidentenwahl aller Zeiten bevorsteht. Kommt Vincents Programm zum Einsatz, um George W. Bush an die Macht zu bringen?

Vincent weiß es nicht, aber die Hinweise mehren sich. Acht Jahre später wird Vincent erpresst, noch einmal ein solches Programm zu schreiben. Um sich abzusichern, schickt er alles heikle Material nach Deutschland, zu seinem Vater Simon König,. Bloß versteht der nichts von Computern und begreift deshalb erst, als ein paar junge Computerfreaks ihm die Sachlage erklären, was das alles bedeutet. Gemeinsam entwickeln sie einen verwegenen Plan. Eingestiegen wird in die Story mit Vincent, wie er sich dazu verleiten lässt, das (Manipulations-) Programm für die Wahlcomputer zu schreiben und da er hinsichtlich Computerkriminalität eine Vergangenheit hat, ist er auch leicht erpressbar. So kommt es, dass er nicht nur Zweifel an der Wahl 2000 mit dem Florida-Chaos bekommt, sondern auch die weiteren Wahlen bis 2008 für ihn verdächtig wirken. Er will mit der ganzen Sache auch nichts mehr zu tun haben, bis jemand an ihn herantritt, ein neues, besseres Programm zu schreiben, mit dem man bei verschiedenen Parteien weltweit ordentlich abkassieren kann, wenn man ihnen den Wahlsieg verspricht, indem man die eingestzten Wahlcomputer manipuliert. Natürlich weiß die Rübe, dass er sich wieder in illegale Machenschaften verwickeln lässt, aber sein naiver Programmiererstolz lässt ein NEIN nicht zu und so macht er sich an die Arbeit, flüchtet aber nach getanem Werk, sendet das Material an Papi Unbekannt (er hat nur Namen und Adresse, kennt aber icht seine Fresse) in Deutschland, wird aber trotzdem geschnappt und verknackt, da das Auto, das er zur Flucht benutzt, leider geklaut war. Während er sich also in einem privaten Luxusknast amerikanischer Prägung (also gewinnorientiert), wie ich ihn noch nie gesehen habe, eine ungewollte Auszeit nimmt, wird sein deutscher Papi mit den Erpressern konfrontiert, von den jungen Computergenies auf die richtige Fährte gebracht und macht sich mit denen an die Ausführung eines aberwitzigen Plans, der den Betrug aufdecken soll. Zu eben dem Zweck gründet man eine eigene Partei, um in Deutschland die Monarchie wieder einzuführen. Und schon kommt jeder beim Austüfteln der Wahlpropaganda in den Genuß von königlichen Vorzügen. Leben in einem Schloß, umgeben von Hofstaat und Lakaien. Das ist so wirkungsvoll, dass sogar seine Frau, die Redakteurin für diverse Weiberklatschblätter ist, und seit zwanzig Jahren von ihm getrennt lebt, mit Freuden zu ihm zurückkehrt und versucht, ihren Sissi-Traum auszuleben. Bis zum Tag der Wahl läuft auch alles phantastisch.

Andreas Eschbach wurde von verschiedenen Seiten für die flache Story und die banalen Charaktere kritisiert, aber meines Erachtens bilden die nur den einfachen Rahmen um sein Gesamtanliegen, das viel wichtiger ist. Man kauft sich ja auch ein Bild nicht wegen der Fassung, sondern konzentriert sich auf das Wesentliche am Werk. Und das ist hier die Möglichkeit, Wahlcomputer zu manipulieren und der absoluten Modernisierungswille der Regierung, obwohl die Risiken der Wahlcomputer bekannt sind und das alte - jetzige - System doch noch das sicherste ist. Also abgesehen von den lächerlichen Eskapaden der Ex-Frau von Simon König mit ihrem Sissi-Tick und der leicht verständlichen Schreibe, die ihren Grund sicher darin hat, dass man auf diese Weise ein so brisantes Anliegen auch wirksam massenkompatibel verfasst, wird das Thema äußerst interessant aufbereitet und wer sich für weitergehende Informationen interessiert, kann dies anhand von rund einhundert Fußnoten gerne tun, die den Roman (und etwas anderes soll es ja nicht sein) dann wieder von der Masse abheben. Außerdem hat der Autor auch in einigen Nebensätzen durchaus noch die Zeit gefunden, seine Kritik an den TV-Sendern, der Bildung, Erziehung oder verblödende Werbung durch den Mund oder die Gedanken Simon Königs an den Leser zu bringen. Man muss nur aufmerksam dem geschriebenen Wort folgen, um dies zu sehen. Gutes Thema, einfach formuliert an den Leser gebracht, mit leichten Thrillerelementen versehen, lässt sich das Werk locker konsumieren. Leichte Abzüge für die kleinen Hänger, die mittig auftauchen, und manch doch zu schlichte Figur und der etwas hanebüchene Strang mit dem Schloß und der königlichen Auftritte, obwohl ich mir da nicht sicher bin, ob das vom Autor nicht so gewollt war, um das Kasperletheater um Könige in der heutigen Zeit ad absurdum zu führen, da sich ja kein "Blaublüter" den Finger in der Nase brechen kann, ohne dann groß auf die Titelseite der einschlägigen Blätter oder Boulevardrechtschreibungsverweigerer zu kommen. Kein Top-Buch wie es "Ausgebrannt" war (und natürlich auch nichts für die Horror- oder Actionfraktion), aber immer noch besser als das, was so manch anderer namhafter Autor in letzter Zeit unters (zahlende) Volk bachte. Werde demzufolge auch den nächsten Eschbach wieder erwerben.

496 Seiten.


Snake Plissken

31 Oktober 2011, 18:31:00 #109 Letzte Bearbeitung: 31 Oktober 2011, 18:42:31 von Snake Plissken
Was würdest du sagen, wenn ich mir auf einen Tip des ShaneSchofield-Blogs hin "Vampirjäger" von Richard Laymon bestellt habe, und damit auch nicht zufrieden war? :icon_mrgreen:
Aber okay, ich gebe ihm mit "Das Spiel" und "Der Keller" noch eine Chance...

Snake

Jerry Garcia

Abgefeiert hab ich den ja auch nicht, aber insgesamt würde ich sagen:

Orientier Dich NIIIIIIIIIIIEEEEE wieder an meinen Rezis!!!!

Unsere Geschmäcker sind wohl zu verschieden. Sorry, dass Du Deine Kohle verschwendet hast.

Äh, erstattet wird trotzdem nix. :icon_mrgreen:


Snake Plissken

LOL
Okay, gute Antwort ;)

Snake

Jerry Garcia



Jean-Christophe Rufin. Globalia ist eine perfekte Welt. Zum Schutz vor äußeren Gefahren und schlechtem Wetter ist sie in einer riesigen, gläsernen Kuppel untergebracht. Diese trennt die moderne Welt von den übrigen unzivilisierten Gebieten. Freiheit, Sicherheit, Wohlstand - hier scheint all das tägliche Realität. Globalia ist ein Land ohne Grenzen, eine Welt ohne Kriege. Das Alter ist abgeschafft, die Vergangenheit auch.

Doch einem ist diese perfekte Welt unerträglich: Der junge Baikal ist ein Rebell, er will raus, er will frische Luft atmen, das Meer sehen und ausbrechen aus seinem künstlichen Leben. Gemeinsam mit seiner Freundin Kate schmiedet er einen Plan: Während einer Trekkingtour wollen die beiden versuchen, auf die andere Seite Seite der Glaswand, in die sogenannte Non-Zone, zu kommen. Doch ihr Fluchtversuch scheitert, sie werden vom "Gesellschaftsschutz" gefasst - jedoch schon bald wieder in der Non-Zone auf freien Fuß gesetzt. Denn der unbeugsame Baikal eignet sich hervorragend als Feindbild, das die Regierung braucht, um die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten. Eine mörderische Jagd beginnt.


Rufin verpackt seine allgemeine, nicht auf einen speziellen Staat bezogene, Gesellschaftskritik in einen Zukunftsroman, in dem er die heutigen "Werte" wie Jugendwahn und Kontrolle ad absurdum führt und durch überspitzte Darstellungen den Irrsinn aufzeigt. In dieser perfekten Welt wird die Zeitrechnung nur noch von Jahr 1 bis Jahr 60 geführt und dann wieder von vorn begonnen. Nachdem man mittlerweile die Lebensdauer extrem verlängern kann, soll damit das wahre Alter der "Menschen mit großer Zukunft", wie hier die älteren Bewohner bezeichnet werden, verschleiert werden. Denn gibt man das Geburtsjahr 10 an kann man eben 10 sein oder auch 70 oder 130. Desweiteren hat sich der Gleichheitswahn hinsichtlich des jugendlichen Aussehens dahingehend verschoben, dass nun die Schönheitsoperationen darin bestehen, sich älter zu machen als man ist, da die Jugend in dieser Welt verpönt ist - keine Erfahrung, Erscheinungsbild häßlich und allgemein in der Minderheit, da Geburten nur noch dann erlaubt sind, wenn es für die Bevölkerungszahl tatsächlich von Nöten. In dieser subtileren Form der Diktatur ist die freie Meinungsäußerung natürlich erlaubt - sogar gefördert -, solange man sich nicht zu Kritik am Staat hinreißen lässt. Die Medien sind manipuliert und da ein solches Herrschaftskonstrukt zumeist auf Angst basiert, verübt die Regierung eigenhändig Anschläge, die dann den Bewohnern der Non-Zonen zugeschrieben werden, um die Bevölkerung Globalias zusammen zu halten. Aus dieser Welt will Baikal ausbrechen.
Nachdem er bei seinem ersten Fluchtversuch gefangen und zurück gebracht wurde, setzt ihn die Regierung überraschend wieder in der von ihm gewünschten Freiheit aus. Natürlich nicht ohne Hintergedanken. So beginnt eine fein gesponnene Intrige, die Baikal zu einem Werkzeug der Mächtigen machen soll, damit der Staat Globalia weiter die Kontrolle über seine Bürger ohne Kritik ausüben kann, da man doch feststellen musste, dass die Anschläge nicht mehr die Wirkung erzielten, die man sich erhofft hat und man nun einen neuen - einen echten Feind braucht. Während er Autor nun die Geschichte Baikals und seines Weges in den an ein Endzeitszenario erinnernden Non-Zonen aufzeichnet, wird von ihm parallel die Entwicklung innerhalb Globalis geschildert, die an Spannung immer mehr Fahrt aufnimmt, weil sich der Autor sogar ein mehrfaches Intrigenspiel ausgedacht hat, das ein Robert Ludlum nicht besser hätte ersinnen können. Daher bleibt das Buch auch bis zum Ende interessant und mit kleinen Überraschungen versehen.


Für Leser, die sich an Werken wie "1984" oder "Fahrenheit 451" erfreuen können, ist das Buch die wahre Pracht und durch die intriganten Strippenzieher der Regierung und ihrer Schergen werden auch die Thrillerfreunde gut versorgt. Wer sich aber anhand der Inhaltsangabe eine mörderische Jagd versprochen hat, die mit einem ordentlichen Actionanteil gewürzt ist, der hat hier leider verloren. Ein paar kleine Scharmützel außerhalb Globalias in den Non-Zonen und das war es auch schon. Aber an sich ein gutes Buch, die intelligentere Form der Thrillerliteratur, nur stellenweise ein bisserl fad.

512 Seiten.

Snake Plissken

Zu Laymons "Vampirjäger" (Dämlicher dt. Titel) wollte ich noch loswerden, das es natürlich nicht deine Schuld ist, das mir das Buch nicht so gefallen hat und Geld verschwendet habe ich auch nicht.
Immerhin hab ich auf deine Anregung hin mal was "anderes" gelesen.

Aber irgendwie sagt mir sein Stil nicht so zu, ich weiß, er schreibt minimalistisch, mit einfach Sätzen, usw, aber da werden einem Sachen hingeknallt die kein bißchen begründet werden, sonder als Leser muss man es halt fressen oder sterben.
Das finde ich alles ein bißchen sehr dünn.
War trotzdem mal interessant zu sehen, das solche Sachen erfolgreich sein können (auch wenn Laymon selbst davon nichts mehr hat).

Snake

Jerry Garcia



Russell Andrews. Der Name ist ein Pseudonym eines mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichneten Autors, der auch schon diverse Drehbücher verfasst hat. Nun schreibt er unter dem Namen auch Thriller für die Masse. Sommer auf Long Island. Ein Selbstmordattentat in einem Restaurant erschüttert die Kleinstadt East End Harbor. Unter den zahlreichen Toten ist auch Sheriff Jimmy Leggett. Sein Stellvertreter Justin Westwood übernimmt die Ermittlung. Zusammen mit der neuen Kollegin Reggie entdeckt er eine unglaubliche Verschwörung. Eine Verschwörung, deren Spur bis ins Weiße Haus reicht.

Herausgekommen ist hier ein gut durchdachter und strukturierter Polit- und Wirtschaftsthriller, der in einige Szenarien unterteilt ist. Es beginnt mit Terroranschlägen inklusive anschließender Zeugenbeseitigung, während ein Präsident - vom Volk umjubelt - den starken Mann spielt. So kommt es, dass mit der USA-üblichen Begründung zur nationalen Sicherheit die Bürgerrechte (Recht auf einen Anwalt usw.) abgeschafft werden und ein Triumph of Freedom Act ausgerufen wird. Zusammenhänge der Welt- und US-Wirtschaft werden detailliert dargestellt, da überall hohe Regierungsbeamte in den Aufsichtsräten Konzernriesen ihre lukrativen Nebeneinkünfte beziehen. Ist ja nicht neu, kennt man auch von den deutschen Politbonzen, die sich so bereichern als ob ihre Einnahmen aus den Positionen in der Regierung nicht ausreichen würden. Geld regiert die Welt.


Romane im Terrorismusbereich sind ja mittlerweile wie Sand am Meer auf dem Markt, doch kaum einer ist so spannend und realistisch (bei Andrews kommt es gerade auf den letzten Punkt an) hinsichtlich des Sicherheitswahnes in den USA. Es werden viele Figuren vorgestellt und ausführliche Verflechtungen diverser Personen in mehr oder weniger hohen Positionen in die verschiedensten illegalen Aktivitäten beschrieben, was dem Leser die gesamte Aufmerksamkeit abfordert, um nicht den Faden der Geschichte zu verlieren. Dies geht zwar auf Kosten der Charakterdarstellung der Figuren (abgesehen vom Protagonisten), ist aber nicht weiter verwunderlich, hätte es den Fluß der Geschichte dann doch eher behindert als gefördert, wenn der Leser auch damit noch überfrachtet worden wäre. Wie sich für einen guten Thriller gehört, ist nicht jeder das, was er zu sein scheint oder vorgibt zu sein, was die Aufgabe des guten Westwood nicht gerade erleichtert.
Beim Lesen bekommt man durchaus den Eindruck vermittelt, dass die USA im Falle eines ähnlichen Anschlages genau so und nicht anders reagieren würden. Wie genau? Bitte selbst im genialen Buch von Russell Andrews davon überzeugen.   480 Seiten



Jerry Garcia



Dean Koontz. Ethan Truman, Sicherheitschef des steinreichen Hollywoodschauspielers Channing Manheim, hat mit mysteriösen Drohsendungen zu kämpfen. Seit einiger Zeit schon gehen in der riesigen Villa Pakete mit grausigem Inhalt ein: Schnecken, Käfern, menschlicher Haut - und zuletzt einem Apfel, der fein säuberlich zerteilt und wieder vernäht wurde. Als Truman ihn öffnet, starrt ihm ein Puppenauge entgegen. Offensichtlich plant ein Verrückter einen Anschlag, vermutlich aus Neid auf den märchenhaften Erfolg des Schauspielers. Zwar gelingt es Ethan Truman bald, den Überbringer der letzten Nachricht aufzuspüren, doch wird er bei der Konfrontation fast erschossen, und die Spur wird kalt. Mit wachsender Unruhe fühlt er, dass er den Fall nicht im Griff hat. Die Unsicherheit wird noch verstärkt, denn kurz darauf sieht Truman einen alten Freund wieder - der eben noch tot in der Leichenkammer des Krankenhauses lag.

Der Beginn des Buches ist vielleicht für manchen etwas zäh geraten, doch wer trotzdem weiter den Geschehnissen interessiert folgt, wird alsbald feststellen können, dass es sich gelohnt hat, da die Story mit jeder Seite an Tempo gewinnt und durch geschickt platzierte Cliffhanger an den jeweiligen Kapitelabschlüssen immer wieder zum Weiterlesen animiert. Koontz hat es hier nicht zum ersten Mal geschafft, kunstvoll die Elemente eines Thrillers, die zu Beginn des Buches klar überwiegen, mit denen des Horrorromans sowie mit Mystery und Fantasy zu verweben. Um den Hollywooddebilen von heute einen Spiegel vorzuhalten, wird das Ganze mit etwas Satire gewürzt, das manchmal tatsächlich zum Schmunzeln verleitet. Eine kleine Portion Drama rundet das Geschehen ab, wird aber glücklicherweise eher als Nebenstrang geführt und daher etwas vernachlässigt.


Mit durchaus "netten" Ideen hinsichtlich der Post, die der Hollywoodsuperstar erhält, beginnt die abenteuerliche und phantastische Ermittlungsarbeit des Sicherheitschefs und auch ein perfides Spiel, in das zudem der neunjährige Sohn des Darstellers verwickelt wird. Detailgetreu und detailliert, aufgefrischt mit kleinen, aber amüsanten Übertreibungen, führt Koontz seinen Protagonisten und den Leser erst in Thrillerform auf die Fährte des Täters, bevor er dann die schon erwähnten weiteren Elemente nach und nach ins Spiel bringt. Zu Morden und aus dem Leichenschauhaus entfleuchten Toten gesellen sich Geister und unheimliche Anrufer, die sogar dem abgebrühten Ex-Cop und jetzigen Sicherheitschef den Angstschweiß auf die Stirn treiben und schon befindet man sich mitten in einem typischen Buch von Dean R. Koontz, wie man es von ihm erwartet.


Sein Schreibstil ist wieder einmal packend und ansprechend und arbeitet neben der soliden Grundidee die verschiedenen Charaktere fein heraus und es finden sich erfreulicherweise keine Längen, die vielleicht den Fluss der Geschichte eintrüben könnten. Mit brutalen Schilderungen hat sich der Autor zurückgehalten, sodass die Horrorelemente nicht übermäßig blutrünstig ausfallen und zum Ende hin der Mysterytouch eindeutig überwiegt. Bis dahin bleiben einem als Leser viele Möglichkeiten der Mutmaßung, was nun hinter dem Ganzen steckt. Ansprechender Roman und mit über 700 Seiten hat man auch etwas für sein Geld bekommen - nicht unbedingt als Schlafmittel geeignet, da es an Spannung keinen Mangel hat. Und zugegeben: Hin und wieder ein neuer Dean Koontz statt des sich mittlerweile ständig wiederholenden Stephen King tut gut. ca. 740 Seiten.



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