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Cosmopolis (von Cronenberg mit Pattinson)

Begonnen von StS, 22 März 2012, 19:07:07

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Mr. Blonde

Zitat von: Eric am 29 Oktober 2012, 18:08:52
Zitat von: Mr. Blonde am 29 Oktober 2012, 18:00:27
Also weil der Sinn des Films nicht ersichtlich ist, ist da keiner und darum ist es Schund?

Gott, jetzt bleib dochmal auf dem Teppich!
Ist doch SCHEISS EGAL ob ich den Film genauso gut finde wie du oder eben nicht!

Ich soll auf dem Teppich bleiben? Ich hake nur nach und anscheinend lohnt das in diesem Fall nicht.

Zu dem Rest schreibe ich besser nichts, damit habe ich nichts zu schaffen. Wie ich vereits schrieb lieber Eric, habe ich den Film auch nicht völlig verstanden, bitte nochmal drüber lesen! Also geht es hier nicht darum, wer klüger, besser ist oder mehr verstanden hat, sondern einfach nüchterne Fragen. Kann ja keiner ahnen, dass da gleich so ein Drama entsteht.



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Eric

Zitat von: Mr. Blonde am 29 Oktober 2012, 18:14:12
Kann ja keiner ahnen, dass da gleich so ein Drama entsteht.

Huhu, nene, kein Drama.
Nur ne frage:
Warum muss man denn immer bis ins Kleinste begründen warum man einen Film mag oder nicht.
Ich bin zum Beispiel jemand, der gerne in drei Kategorien unterscheidet:
- Filme die ich sehr gerne mag
- Filme, die ich mag, aber wohl nochmals sehen muss
- Filme mit denen ich absolut nichts anfangen kann.

Nur für mich persönlich fällt COSMOPOLIS halt leider in die dritte Kategorie.
Als Begründung dazu kann ich nunmal nur sagen: "habe den Film nicht verstanden, finde keinen Zugang zu dem Film, finde den Film daher absolut doooooooooof!"
Du hast ja selber gesagt, dass du dir selber noch nicht ganz sicher bist wie du den Film jetzt finden sollst. (Bin dir auch wegen absolut gar nichts böse!!!!)
Für DICH finde ich das toll!! Ehrlich! Bedeutet der Film regt dich zum nachdenken an! Was eigentlich perfekt ist.

Bei mir hat der Film eben nur ein riiiiiiiiiesen grosses "WTF" über dem Kopf erzeugt  ;)
Ich persönlich fühlte mich hält von dem Film "verarscht". Für mich persönlich hat der Film versucht intellektuell zu sein es aber bei mir nicht geschafft. Eher das Gegenteil. (Ev. Auch deswegen weil ich ihn nicht verstanden habe)

Ich habe NICHTS gegen Filme, die Fragen aufwerfen oder einen zum nachdenken/diskutieren anregen.
Aber auch das hat COSMOPOLIS bei mir eben nicht erreicht (siehe oben "WTF").
Ich finde ihn halt einfach nur scheisse.
Liebe Ursula,
wünsch dir frohe Ostern, nen tollen Namenstag und nen guten Rutsch ins Jahr 1978!
Grüsse aus der Alzheimergruppe, deine Tante Günther!

Ich hasse Menschen, Tiere + Pflanzen. Steine sind ok.

Mr. Blonde

30 Oktober 2012, 01:48:53 #62 Letzte Bearbeitung: 30 Oktober 2012, 01:58:11 von Mr. Blonde
Okay, ich hab ein Bisschen was geladen, darum habe ich kurz überlegt: "Soll' ich nüchtern antworten oder angetrunken?"  :pidu: Da man ja immer sagt, dass man betrunken ehrlicher ist, versuche ich es mal so:

Generell muss niemand irgendwas machen. Nur mein Anspruch ist es, wenn es um einen Film geht, dessen Thema nicht so leicht zu durchschauen ist und dessen Regisseur dafür bekannt ist, dass er nicht gerade anspruchslose Kost serviert, so konrekt und detailiert wie möglich zu argumentieren. Darum erwarte ich gerade bei einem so fordernden Film wie "Cosmopolis", dass da eben mehr kommt, als nur "war scheiße". Da bin ich eben Pedant. Okay, es kam etwas mehr, aber es lief eben doch auf die Worthülse "langweilig" hinaus. Das ist für mich zu wenig, vielleicht ist das falsch, vielleicht richtig. Mir egal, so bin ich.
Für mich sind Filme so vielfältig, so facettenreich, da kann es nicht nur drei Kriterien geben, so bin ich nunmal und ich sage absolut nicht, dass das die richtige Herangehensweise ist. Ich liebe Filme, die mich fordern, die mich mit einem "WTF" zurücklassen, denn viel zu oft macht jeder Film im letzten drittel dicht, ohne dass sich der Rezipient überhaupt eigene Gedanken machen kann. Darum finde ich Cosmopolis interessant, er forder extrem und zwar so, dass man sich betrogen fühlen kann. Aber wenn mir ein Regisseur die Verantwortung des selber-Denkens auflegt, dann fühle ich mich beflügelt und auch geehrt, ich glaube, etwas besonderes gesehen zu haben. Manche Werke können gekünstelter Blödsinn ohne Konsistenz sein, aber ich denke, Cosmopolis ist das nicht, schon alleine, weil der Stoff nicht nur zu Lasten eines Scriptwriters geht, sondern hier einem Autor entspringt. Ich möchte begreifen, was einen Regisseur wie Cronenberg daran gereizt hat und darum stichle ich gerne. Wir reden hier nicht von einem Niemand, von jemandem, der sich durch Kunstfilme oder sonstwas profilieren wollte, sondern immerhin von David Cronenberg. Ich mag mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er sich dachte: "So, ich verfilme nun etwas total sinnloses und langweiliges." Wie ich Dir ja bereits schrieb, möchte ich das, was ich nicht durschaut habe, besser vestehen, sonst kann man jeden David Lynch Film als abstrusen Blödsinn abhaken. Das macht im Endeffekt kein Meisterwerk aus, aber für mich immerhin einen vielschichtigen Film.

Für mich ist Argumentation in einem Filmforum halt wichtig, sonst kann ich gleich bei den oberflächlichem Smalltalk bleiben, den man im Reallife kennt.

Wenn der Film eben für Dich und Roughale absolute Scheiße war, okay, muss ich wohl mit leben. Für mich ist eben Unterhaltung nicht das Maß aller Dinge. Wenn ich dann lese, dass Roughale dem Film sogar als hübsch (war das der Wortlaut?) bezeichnet, dann kann ich eine 0/10 eben nicht verstehen. Es gibt so viele Streifen, die nicht mal das schaffen.

Was ich von dem Film engültig halte, zeigt sich nach der zweiten Sichtung, die Chance gebe ich einem Cronenberg gern.

Um den Abschluss zu machen: meine Sticheleien waren wertfreies Nachhaken, um dahinterzusteigen. No harm done! Sorry Eric, sorry Roughie. ;)


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PierrotLeFou

Ich habe inzwischen endlich auch die DVD - und was sehe ich:

Etwa in der 64. Minute - kurz nach
Spoiler: zeige
dem Mord an dem Sicherheitsmann
und direkt vor Pattinsons Urinierszene - ist am Ende einer kurzen Seitwärtsfahrt, die die Hauptfigur endlich zum Friseur kommen lässt, ganz kurz das Plakat zu "A Dangerous Method" zu sehen... (zumindest Fassbender und ein Teil der Haarpracht von Knightley sind zu erkennen...)

Das macht den Film sicher auch nicht zugänglicher, ist aber ein netter Gag am Rande... :icon_mrgreen:

"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Dionysos

Ich lehne mich jetzt mal aus dem Fenster und behaupte, dass es nahezu ummöglich ist, bei einmaliger Sichtung alles aufzunehmen, was hier in gut 100 Minuten an gesprochenem Wort auf den Zuschauer niederprasselt. Wenn man sich an die eigenwillige Gangart des Films aber erstmal gewöhnt hat und nicht zu bemüht ist, alles sofort verstehen zu wollen, bekommt man doch ein aufregendes Stück Schauspielkino geboten, das vor allem durch seine ziellos wirkende, episodische Erzählstruktur fasziniert. Die Szenen in der Limousine, vollkommen abgeschottet von der Außenwelt, üben einen ganz speziellen Reiz aus, verdeutlichen wunderbar die Abgrenzung des Protagonisten von der Realität "da draußen". Ein nicht einmal 30jähriger, der durch sein immenses Geldvermögen jegliche Bodenhaftung verloren hat, kein Gefühl mehr für materielle Werte, Glaube, Emotionen, nicht einmal mehr für die Zeit selbst entwickeln kann. Im Laufe der vielen Gespräche, die eher sich gegenseitig vorgetragenen Monologen gleichen, wird ihm diese innere Leere immer deutlicher und er steigert sich zum Ende hin in eine regelrechte Todessehnsucht. Einen thematischen Brückenschlag zum im Sterben liegenden Kapitalismus erspare ich mir an dieser Stelle einfach mal, denn in dieser Hinsicht spricht der Film buchstäblich für sich. Und was die Schauspieler angeht: Hier beweist Robert Pattinson nach dem bereits überzeugenden Auftritt in "Remember Me" eindrucksvoll, dass er sehr wohl in der Lage ist, komplexe, hintergründige Charaktere zu stemmen, ohne dabei freilich in die Meisterklasse eines Paul Giamatti vorzudringen, der ihm im Schlußakt mit einem Fingerschnipsen die Show stiehlt.

"Cosmopolis" eine sehr komplizierte, aber jederzeit fesselnde Meditation über unser Wirtschaftsystem und seine vielfältigen Auswirkungen auf die Menschen, die von ihm abhängig sind.8/10
God doesn't make the world this way. We do. - Watchmen

Sometimes, I guess there just aren't enough rocks. - Forrest Gump

It doesn't take much to see that the problems of three little people don't amount to a hill of beans in this crazy world. Someday you'll understand that. - Casablanca

Hitfield

8 März 2013, 18:37:40 #65 Letzte Bearbeitung: 8 März 2013, 18:53:51 von Hitfield
Erstaunlich, dass die Vorlage vor dem Hintergrund der Dotcom-Blase geschrieben wurde, da die Geschichte nichts von ihrer Aktualität eingebüßt hat. Ich fand den Film sehr interessant, sehenswert und gelungen, auch wenn ich ihn in den nächsten Jahren noch 2-3 weitere Male sichten muss. Die (ausgezeichneten) Dialoge und Gedanken, die thematisiert werden, sind einfach zu dicht, um sie bei einer einmaligen Sichtung alle aufzunehmen. Sehr gute Besetzung - die Kritik an Pattinson kann ich nicht nachvollziehen. Ist aber mein erster Film mit ihm (in "Harry Potter" ist er mir nicht aufgefallen).

Auch die Inszenierung ist top. Eine prima Idee das bekannte Prinzip, wenige Personen in einem begrenzten Raum zu zeigen, die von Außen gewissermaßen bedroht werden, auf eine Limosine zu übertragen, wodurch sich die Personen von A nach B bewegen können, ohne ihre Kapsel, ihre Realitätsblase, wirklich verlassen zu müssen. Das ist nicht nur echt Cronenberg, sondern eine äußerst erfreuliche Weiterentwicklung von Cronenberg, die er in den letzten Jahren und Jahrzehnten durchgemacht hat - besser als je zuvor.

Ich habe das schon einmal in irgendeinem Thread geschrieben, aber andere Genre-Ikonen aus den 70er und 80er Jahren tun mir verglichen mit Cronenberg einfach nur noch leid. Argento dreht nur noch sleazigen Eurotrash und hat sogar seine visuellen Fähigkeiten eingebüßt, für die er einst berühmt war. Carpenter macht fast gar nichts mehr. Romero setzt seit fünf Jahrzehnten immer noch auf seine Zombie-Filme und Craven muss auch mit über 70 Jahren noch Teenie-Slasher drehen. Da hat Cronenberg mit Abstand die erfreulichste Entwicklung vorzuweisen.

7 / 10 mit steigender Tendenz bei der nächsten Sichtung.
"All those moments will be lost in time, like tears in the rain."

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