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Bis das Blut gefriert [The Haunting - Robert Wise - 1963]

Begonnen von MMeXX, 15 April 2013, 11:36:02

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MMeXX

15 April 2013, 11:36:02 Letzte Bearbeitung: 30 Januar 2014, 14:58:57 von MMeXX
Passend zur TV-Ausstrahlung (Heute, 20:15 Uhr auf arte! Wiederholung in der Nacht vom 18., Do. zum 19.4., Fr. um 2:20 Uhr.) kann eigentlich noch ein Thread her.



Bis das Blut gefriert (OT: The Haunting)
OFDb.de

Regie: Robert Wise (u.a. Der Tag, an dem die Erde stillstand; West Side Story; Star Trek - Der Film)
Darsteller: Julie Harris, Claire Bloom, Richard Johnson, Russ Tamblyn (Twin Peaks!)

Worum geht's?
Der Psychologe Markway (Richard Johnson) unternimmt ein ungewöhnliches Experiment: er lädt für übersinnliche Dinge empfängliche Menschen in ein spezielles Spukhaus ein.
Die vom Leben stark gebeutelte Eleanor (Julie Harris) wird von dem monströsen und düsteren Palast namens Hill House besonders beeindruckt, doch auch bei dem PSI-Talent Thea (Claire Bloom) und dem Hauserben Luke (Russ Tamblyn) hinterläßt das Haus zunehmend Spuren, obwohl keine Geister sichtbar werden. Stattdessen herrscht bald der blanke Terror: jemand schlägt donnernd gegen die Türen, Kreidebotschaften finden sich an Wänden, Türen öffnen und schließen sich wieder, ein unbekanntes Wesen trennt die Männer von den Frauen, unheimliche Laute sind überall zu hören.
Und je länger die vier Personen sich dort aufhalten, umso klarer wird es, daß das Hill House nicht für Menschen gemacht ist, andererseits aber auch niemand gern wieder fortlassen will... (Moonshades IA in der OFDb)

Horror Soundtrack - The Haunting (1963)

Ein paar Presseäußerungen:
"Der Titel übertreibt kein bisschen!" (tv14) -  :icon_lol: Aber es stimmt!
"Klassiker des Horrorgenres" (arte Magazin)
"Subtiles Gänsehaut-Kino vom Feinsten" (TV Movie)
"Ein im Bereich der Spezialeffekte für die Entstehungszeit überdurchschnittlicher Gespensterfilm." (Lexikon des internationalen Films)




Ja, das ist definitiv kein Fim für schwache Nerven! Man muss ihn, denke ich, natürlich in der richtigen Stimmung und Umgebung (ideal: totale Dunkelheit und ein knarzender Holzboden) sehen, dann wirkt er gleich doppelt. Der große Kniff ist letztlich, dass hier bis zum Schluss mit der Fantasie des Zuschauers gespielt wird. Sei es die Glaubwürdigkeit der Äußerungen und Erzählungen der Protagonisten oder aber vor allem auch, was denn nun da herumspukt. Ton- und inszenierungstechnisch ist das allerfeinste Spitzenware. Anschauen und Gruseln! :eek:

Eine Blu-ray Disc ist übrigens für die zweite Jahreshälfte angekündigt. :D

Also: Tretet ein, in Hill House! ...wenn ihr euch traut!



EDIT: Bilder gefixt.

Moonshade

15 April 2013, 12:04:29 #1 Letzte Bearbeitung: 15 April 2013, 12:08:12 von Moonshade
Der spaltet sicherlich die Gemüter, aber ist einer der wenigen Geisterfilme, der mich mit 15 oder 16 Jahren noch mal richtig eingeschüchtert hat (allein, bei Nacht, dunkles Zimmer) und den ich daraufhin noch öfter Freundesgruppen präsentiert habe: einmal hat eine Katze im Raum dabei fast eine Massenpanik provoziert...hihi...

Ist immer noch mein Lieblingsgrusler.
Wer sich dafür interessiert, kann sich hinterher mal dieser (imho sensationell abwändigen) Analyse widmen, die das alles fröhlich auseinandernimmt und aufschlüsselt (der Link ist auch auf der ofdb-Filmseite):

http://www.the-haunting.com/haunting_themovie.html

Wenn es mal oder wieder zu haben ist, kann ich auch Shirley Jacksons Romanvorlage empfehlen, die über weite Strecken (ca. zwei Drittel) dem Film sehr ähnlich ist - bis auf einige Figurenbeziehungen und Konstellationen.

http://www.amazon.de/Spuk-Hill-House-Shirley-Jackson/dp/3257226055/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1366016760&sr=8-1&keywords=spuk+in+hill+house

Das Titania-Hörspiel (in 2 Teilen) ist auch sehr gut, was auch an den prominenten Sprechern (u.a. Christan Rode, David Nathan) liegt:

http://www.amazon.de/Gruselkabinett-Folge-Spuk-Hill-House/dp/3785732473/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1366016805&sr=8-2&keywords=spuk+in+hill+house

"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

mr. pink

Danke für den Thread und vorallem für den vielversprechenden Link von Moonshade.
Den werd ich mir die nächsten Tage bestimmt mal genauer anschauen.

Ich habe heute jedenfalls das Vergnügen diesen Klassiker zum ersten Mal zu sehen.  :icon_eek:
I expect that you think that I should be haunted
But it never really bothers me

Moonshade

Zitat von: mr. pink am 15 April 2013, 12:17:37
Ich habe heute jedenfalls das Vergnügen diesen Klassiker zum ersten Mal zu sehen.  :icon_eek:

Früher lief er ne Weile lang ständig, dann wieder Jahre so gut wie gar nicht.

Empfehlung: wenig bis kein Licht, störende Elemente (labernde Mitschauer, die dolle Effekte benötigen) ins nächste Zimmer komplimentieren, genießen!  :icon_mrgreen:
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Stefan M

Ja, eine wahre Freude, daß der endlich mal wieder im Fernsehen läuft, nachdem ich den vor etlichen Jahren gesehen, mich angemessen gegruselt, dann aber auch böse geärgert habe, als ich feststellte, daß die letzten zehn Minuten fehlen (VHS 180 Minuten, ich dachte, sie hätte 240 Minuten Platz  :icon_rolleyes:).

Ich habe erst vor rund zwei Wochen erstmals "Schloß des Schreckens" gesehen und meinte daraufhin, daß ich jetzt Lust auf "Bis das Blut gefriert" hätte. Beim Blick in die Fernsehzeitung ein paar Tage später traute ich meinen Augen nicht.  :icon_mrgreen: Freu mich. Der wird diesmal ganz aufgenommen.
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Mr. Blonde

Schade, den hätte ich gerne gesehen, aber um 20 Uhr ist es noch zu hell draußen, um mit dem Beamer Gruselfilme zu gucken.  :icon_confused: Ich versuchs trotzdem.


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MMeXX

Zitat von: Mr. Blonde am 15 April 2013, 14:28:39Schade, den hätte ich gerne gesehen, aber um 20 Uhr ist es noch zu hell draußen, um mit dem Beamer Gruselfilme zu gucken.  :icon_confused: Ich versuchs trotzdem.
Ich hab noch den WH-Termin (von Donnerstag zu Freitag Nacht) im Ausgangsposting eingefügt. Musste halt da schauen. :icon_mrgreen:

soisdas

Zitat von: mr. pink am 15 April 2013, 12:17:37Ich habe heute jedenfalls das Vergnügen diesen Klassiker zum ersten Mal zu sehen.  :icon_eek:
Dito. Die Erwartungen sind so hoch wie selten. Arte hat diesen Monat ein starkes Programm. :)

Moonshade

Na hoffentlich hab ichs jetzt nicht überschraubt...aber wer's 99er Remake tatsächlich mag, hat vermutlich eh keine Freude daran... :icon_twisted: :zwangsjacke:
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soisdas

Was mich betrifft, kann ich in etwa einschätzen, was mich erwartet. Also keine Sorge. ;) Das Remake habe ich irgendwann mal gesehen, aber schnell wieder vergessen.

Moonshade

Hat gestern nach langer Zeit mal wieder Spaß gemacht (und festgestellt, daß ich ihn nach über 20 Jahren fast mitsprechen kann).
Gab bei der Freundintatsächlich keine "Schreie", ein- zweimal ein Zucken - um dann bei der Wendeltreppenszene tatsächlich wegzudösen  :eek: :anime: :viney:...aber sie mag ja auch Giallos lieber...  :icon_mrgreen:
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manisimmati

Zitat von: MMeXX am 15 April 2013, 11:36:02
"Ein im Bereich der Spezialeffekte für die Entstehungszeit überdurchschnittlicher Gespensterfilm." (Lexikon des internationalen Films)

Was für 'ne tiefgründige Beschreibung. :viney:

Und naja, was soll ich sagen, ausser: "Ich liebe diesen Film"? Allein das Opening, in dem die Leute fröhlich wegsterben, könnte ich mir tausendmal anschauen. Die Kameraführung, die Atmosphäre, die Schauspieler, hier ist einfach alles perfekt. Die arme, planlos-naive Eleanor! Und nicht zu vergessen die homosexuellen Funken, die Theodora ausstrahlt. ;) Habe ihn mir gestern nicht angeschaut, aber am Wochenende wird die DVD wohl mal wieder im Player landen. Hat sich lang genug davor gedrückt!

Übrigens hab ich mir geschworen, das Remake niemals anzusehen. Andere Film-Desaster kann ich problemlos mit einem distanzierten Lächeln wegstecken, aber in diesem Fall wär ich wohl absolut humorlos.

Moonshade

Zitat von: manisimmati am 16 April 2013, 12:37:24
Übrigens hab ich mir geschworen, das Remake niemals anzusehen. Andere Film-Desaster kann ich problemlos mit einem distanzierten Lächeln wegstecken, aber in diesem Fall wär ich wohl absolut humorlos.

War ich damals nach dem Kinobesuch auch.
Vor allem ist beeindruckend, daß de Bont damals den Film so haargenau an den Qualitäten des Originals vorbei inszeniert hat, daß man meinen könnte, er habe den 63er gar nicht gekannt: Weite statt Enge, gedämpfte Farben statt scharfe Kontraste, alberne pc-gestützte Morphingeffekte und billige CGI-Geisterputten, kein psychologischer oder sexueller Unterbau, stattdessen eine aufgesetzte Familienstory und Stars (Neeson, Zeta-Jones, Wilson), die kaum zuvor so sinnfrei durch einen Film stolperten...
...und auch dafür gibts Fans, wie die Amazonbewertungen beweisen: da wird dann aber meist auf oberflächliche Effekte Wert gelegt.
Beim Original gibts übrigens auch ein paar lustigen Kommentare zu lesen...  :icon_mrgreen:
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

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mr. pink

Pünktlich zum ersten schönen Frühlingstag des Jahres gestern, musste ich die Sonne also ab 20:15 gnadenlos aussperren.
Und wenig später war ich bereits gefangen in den monströsen Eingeweiden von Hill House. Die Einleitung, in der die dunkle Vergangenheit des Anwesens aufbereitet wird, hätte man nicht besser inszenieren können. Hier deutet der Film bereits alle seine Stärken an - in einer Collage wie aus dem Grusellehrbuch. Der Selbstmord an der Wendeltreppe, der Alterungsprozess der Abigail Crane, die finale Szene des Treppensturzes. Mit diesem fulminantem Intro packt "The Haunting" sein Zuschauer bereits in den ersten Minuten.
Bei solch allgemein anerkannten Klassikern habe ich desöfteren das Problem, dass ich den Film unterbewusst von vorneherein als solchen einordne und diesen Status nie ganz aus dem Kopf bekomme. Da kehre ich Sachen, die mir eigentlich nicht gefallen haben, öfter mal großzügig unter den Teppich.
Hier hatte ich aber doch teilweise Probleme.
Der Off-Kommentar von Eleanor ist zwar nötig, da man ihre inneren Qualen kaum auf andere Weise darstellen konnte, ging mir aber bereits nach Kurzem etwas auf die Nerven. Zu häufig und zu theatralisch für meinen Geschmack.
Auch die Beziehungen der Charaktere untereinander rissen mich, durch die krassen Schwankungen, immer mal wieder raus. Eleanor und Thea z.B. pendeln innerhalb kürzester Zeit von besten Freundinnen, über amouröse Gefühle bis zu blankem Hass und wieder retour. Die Auslöser hierfür waren für mich nicht immer glaubhaft. Davon abgesehen ist die schauspielerische Leistung der beiden Damen allerdings über jeden Zweifel erhaben. Julie Harris spielt ihre Zerrissenheit und die sich steigernde Obsession für das Haus hervorragend und Claire Bloom glänzt als undurchsichtige und abgründige Schönheit.
Ein weiteres Fragezeichen war für mich das Verhalten von Markway. Er ist ein Wissenschaftler, der es sich zur Aufgabe gesetzt hat, mittels eines groß geplantem Experiments, übersinnliche Phänomene nachzuweisen. Bei dieser Figur gehe ich davon aus, dass er geradezu nach Anzeichen giert, die seine Vermutungen belegen. Bereits in der ersten Nacht gibt es ziemlich eindeutige Erscheinungen, die sogar einen einigermaßen handfesten Beweis an einer Wand hinterlassen hatten. Das diese Figur die Nachricht an der Wand mit einem lapidaren "Wisch das weg" abtut, will mir nicht plausibel erscheinen.
Ich will aber hier nicht zu viel meckern da mir "The Haunting" insgesamt schon ganz gut gefallen hat. Allem voran ist die Kameraarbeit faszinierend und für die Entstehungszeit wahrscheinlich revolutionär. Der Zoom vom Turm herab auf Eleanor auf der Terrasse oder die Wendeltreppenszenen werden mir auf jeden Fall in Erinnerung bleiben.
Es war ein angenehm schauriger Filmabend, der mich zwar nicht restlos begeistert hat, aber mein Interesse für die ältere Garde des Genres weiter entfacht hat.
Das "Schloss des Schreckens" wartet bereits im Regal..

I expect that you think that I should be haunted
But it never really bothers me

Mr Orange

Gestern das erste mal gesehen und ich muss sagen; der Film hat ordentlich unterhalten, mehr aber auch nicht (6/10).

Das einzig wirklich gruselige waren die Wendeltreppenszenen, evtl. noch die Schlafsequenz (
Spoiler: zeige
Händchen halten
)

Ansonsten:
Spoiler: zeige
lautes Schlagen mit nem Holzklotz, Kreidekritzeleien, eine Stelle die ständig unterkühlt ist
.. hmmm.
Weitere Punkte:
- Diese Eleanore geht mir irgendwann ziemlich auf die Nerven, war im Remake (das ich leider gesehen habe) aber auch so.
Spoiler: zeige
- Gutes Opening, dann aber seeehr schleppender Verlauf. bis Eleanor das erste mal ihre Wutausbrüche gegenüber Thea bekommt (ausgenommen die Kurzauftritte der Hausverwalter)


Die Leistung der Darsteller ist sehr gut (auch wenn mir die Hauptfigur wie o.g. etwas nervte), ebenso die Aufmachung des Hauses mit den vielen Details.

Bin wirklich etwas entäuscht, dass der Film bei mir nicht gezündet hat, da die allg. Stimmen hier ja äußerst positiv sind. Vielleicht guck ich ihn Donnerstag nochmal.




"Du, du, du...du bist ein Huhn!!!"

mr. pink

Zitat...und auch dafür gibts Fans, wie die Amazonbewertungen beweisen: da wird dann aber meist auf oberflächliche Effekte Wert gelegt.
Beim Original gibts übrigens auch ein paar lustigen Kommentare zu lesen...  icon_mrgreen

Oha! Respekt für deine geduldigen Bemühungen den Bewertungsbanausen bei amazon die eigenen Unzulänglichkeiten vorzuführen.
Wahrscheinlich vergebene Liebesmüh aber sehr anerkennenswert.  :respekt:
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Mr. Blonde

Zitat von: GruselfanWieso sagt mir keiner, dass der Film schwarz/weiß ist ?! Das ist so ein Film bei dem man den Reißverschluss vom Geisterkostüm am Rücken sehen kann. Für Nostalgiker empfehlenswert.

:bawling:


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Moonshade

Zitat von: Mr. Blonde am 16 April 2013, 15:41:53
Zitat von: GruselfanWieso sagt mir keiner, dass der Film schwarz/weiß ist ?! Das ist so ein Film bei dem man den Reißverschluss vom Geisterkostüm am Rücken sehen kann. Für Nostalgiker empfehlenswert.

:bawling:

Oh ja, mein Lieblingsvollspatenreview...macht viel Freude!!! :icon_mrgreen:

Zitat von: mr. pink am 16 April 2013, 14:38:31
Hier hatte ich aber doch teilweise Probleme.
Der Off-Kommentar von Eleanor ist zwar nötig, da man ihre inneren Qualen kaum auf andere Weise darstellen konnte, ging mir aber bereits nach Kurzem etwas auf die Nerven. Zu häufig und zu theatralisch für meinen Geschmack.

Das ging mir aber, anders als früher, gestern ähnlich. Zu viele Sätze mit den Startworten "Meine Mutter..." - das nervte früher nicht ganz so.  :thinking:

ZitatAuch die Beziehungen der Charaktere untereinander rissen mich, durch die krassen Schwankungen, immer mal wieder raus. Eleanor und Thea z.B. pendeln innerhalb kürzester Zeit von besten Freundinnen, über amouröse Gefühle bis zu blankem Hass und wieder retour. Die Auslöser hierfür waren für mich nicht immer glaubhaft.

Das liegt daran, daß man die Thea-Figur mit den deutlich lesbischen Untertönen etwas neutralisieren mußte und sie so eher zickig rüberkam, als würde sich Nell stets nur in den Vordergrund drängen wollen. Im Buch ist sie eher hetero gezeichnet, in der ursprünglichen Filmplanung sollte sie sich am Anfang mit ihrer Freundin/Mitbewohnerin streiten, offensichtlich emotional auch nicht immer harmonisch. Dazu kann man rechnen, daß Thea die Gefühle und Gedanken ja deutlicher spüren kann (auch wenn man selten etwas daraus macht) und versucht, darauf zu reagieren - was im Fall der total kaputten Nell gar nicht gut funktioniert.

ZitatEin weiteres Fragezeichen war für mich das Verhalten von Markway. Er ist ein Wissenschaftler, der es sich zur Aufgabe gesetzt hat, mittels eines groß geplantem Experiments, übersinnliche Phänomene nachzuweisen. Bei dieser Figur gehe ich davon aus, dass er geradezu nach Anzeichen giert, die seine Vermutungen belegen. Bereits in der ersten Nacht gibt es ziemlich eindeutige Erscheinungen, die sogar einen einigermaßen handfesten Beweis an einer Wand hinterlassen hatten. Das diese Figur die Nachricht an der Wand mit einem lapidaren "Wisch das weg" abtut, will mir nicht plausibel erscheinen.

Mir auch nicht, selbst als Schutzreflex für Nell hätte er es zuerst dokumentieren, photographieren müssen. Markway funktioniert meistens sowieso nur als wissenschaftliche Grundierung, die den Film erdet, indem er alles duch den Erklärmodus treibt und für Ruhepunkte sorgt. Und eben die sachliche Seite, die nicht registriert, daß Nell emotional auf ihn fokussiert. Besonders fachorientiert und gerüstet scheint er aber wirklich nicht zu sein. Ehren Krugers Remakedrehbuch setzt am selben Punkt an, läßt das Ganze dann ja aber fallen, weil Neesons "Markway" ja eigentlich was ganz anderes analysiert. Und das tut er im übrigen genauso mies wie Johnson im Original.

ZitatAllem voran ist die Kameraarbeit faszinierend und für die Entstehungszeit wahrscheinlich revolutionär. Der Zoom vom Turm herab auf Eleanor auf der Terrasse oder die Wendeltreppenszenen werden mir auf jeden Fall in Erinnerung bleiben.

Der Zoom funktionierte (oh, prähistorische Tricktechnik ;) ) wohl mittels eines Seils. Für die Wendeltreppe hatte man die Kamera aufs Geländer montiert.

"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

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soisdas

Zitat von: Mr. Blonde am 16 April 2013, 15:41:53
Zitat von: GruselfanWieso sagt mir keiner, dass der Film schwarz/weiß ist ?! Das ist so ein Film bei dem man den Reißverschluss vom Geisterkostüm am Rücken sehen kann. Für Nostalgiker empfehlenswert.
Solange ich mir bei solchen Typen nicht sicher bin, ob es sich nur um einen Troll handelt, wäre mir die Zeit zu schade, darauf zu reagieren. In dem Fall finde ich das relativ offensichtlich. Kann aber auch verstehen, wenn einem das am Herzen liegt und die Finger jucken.

ZitatAllem voran ist die Kameraarbeit faszinierend und für die Entstehungszeit wahrscheinlich revolutionär. Der Zoom vom Turm herab auf Eleanor auf der Terrasse oder die Wendeltreppenszenen werden mir auf jeden Fall in Erinnerung bleiben.
Ob die Kameraarbeit revolutionär war, kann ich schwer beurteilen, da mir da etwas Erfahrung fehlt. Sie ist aber auf jeden Fall sehr kreativ und trägt den Hauptteil zur Faszination und dem Grusel des Films bei.
Ich bin ja generell sehr empfänglich für Grusel (neudeutsch: ne Pussy) und hatte speziell beim ersten Ereignis wirklich schwitzige Hände. Das kam dann doch etwas unerwartet und hat so seine volle Wirkung entfalten können. Auch im späteren Verlauf haben sich mir die ein oder anderen Haare gestellt ( :icon_lol: ), so hat der Film auf der Habenseite eine wirklich dichte und schaurige Atmosphäre, eine überragende Kamera und die intelligente Doppelbödigkeit des Plots.
Leider fand ich die Charakterzeichnungen teilweise etwas dürftig (speziell bei Markway), die Gründe wurden oben ja schon genannt. Allerdings muss man hier sicher auch festhalten, dass die Parapsychologie scheinbar erst ein gutes Jahrzehnt später richtig Fahrt aufgenommen hat. Das ist im Gesamtbild also durchaus zu verschmerzen. Mir hat der Film sehr gefallen und es war mit Sicherheit nicht die letzte Sichtung.

Reiben

Ich habe leider die ersten zehn Minuten verpasst, aber auch ohne die fand ich den Film sehr gut. Ich muss allerdins auch zugeben, dass sich die Schockmomente in Grenzen hielten bei mir, auch wenn ich normalerweise jemand bin, der da auch empfindlich ist. "Die Nacht des Jägers" fand ich da durchaus gruseliger. Sehr gut fand ich aber, dass es keine objektive Erklärung der Ereignisse gibt, sondern Zuschauer und Charaktere des Films alleine gelassen werden mit ihrer Deutung, auch wenn natürlich klar Übernatürliches wirken anzunehmen ist. Völlig geflasht war ich aber dennoch nicht, daher habe ich 8/10 Punkten gegeben.
.mirrorS arE morE fuN thaN televisioN

Cornelius Kappabani

Zum Remake kann ich nur sagen ich hab mich köstlich amüsiert.  :LOL:
Als der große Kamin zum ersten mal richtig gezeigt wurde war mein beiläufiges Kommentar im Kino: "Oh guck mal, da hat der Böse bestimmt die Kinder drin verbrannt."
Kann ja keiner ahnen das die Story soooo durchschaubar ist. Tom und Jerry hat verstricktere Plots.
Ja, das Remake ist lächerlich ganz besonders da die das ernst meinen damit.

Interessant ist das "The Haunting" (1963) durchaus auf der Welle der Psycho-Analyse-Horror(Thriller) mitschwimmt wie schon "The Innocents" (Schloß des Schreckens 1961), Night of the Eagle (1963) oder natürlich "Psycho" (1960). Aber selbst in Japan tauchte diese Art Horror auf. Filme wie "Onibaba" (1964) oder "Kuroneko" (1968) reihen sich nahtlos ein.

Projektion, Massenhysterie und Wechselwirkung sind hier wohl Stichworte und es bleibt dem Zuschauer überlassen wie er die Geschehnisse interpretieren will was zu dieser Zeit durchaus Mode war. "The Hauting" ist also gar nicht so innovativ wie oft proklamiert dennoch ein klasse Film.
Mich persönlich stört nur der Off-Sprecher Text von Eleonor.

MMeXX

Noch ein kurzer Nachsatz zu Eleanor:
Ich bin der Meinung, dass ihre Figur bewusst nervig angelegt ist. Dadurch entsteht nämlich so ein wenig dieses zwiespältige Mitfiebern mit der Figur (zumindest bei mir). Denn ab und an wünscht man sich ja doch irgendwie, dass sie dran glauben muss. Andererseits auch ein bisschen Mitgefühl, wegen ihrer schweren psychischen Last. Also: Definitiv nervig, aber aus Kalkül.

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