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Tanz der Vampire (The Fearless Vampire Killers, GB/USA 1967)

Begonnen von Stefan M, 3 Juli 2014, 00:04:08

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Stefan M



Regie: Roman Polanski

Darsteller: Jack MacGowran, Roman Polanski, Sharon Tate, Alfie Bass, Ferdy Mayne u.a.

Musik: Krzysztof Komeda

ZitatInhalt: Der zerstreute Professor Abronsius begibt sich mit seinem Schüler Alfred in die Tiefen der transsylvanischen Provinz, um den Legenden von Vampirismus in dieser Gegend auf den Grund zu gehen. Als im Gasthaus des Nachts eine schöne Frau entführt wird, folgen die Vampirjäger der Spur bis zu einem Schloss. Dort wohnt der Vampir Graf von Krolock (und dessen schwuler Sohn), der gerade eine Party für die örtliche Blutsaugerschaft schmeißt. Professor Abronsius und Alfred sollen als "Abendessen" herhalten...

http://www.ofdb.de/plot/3003,5899,Tanz-der-Vampire

Für mich ist "Tanz der Vampire" nach "Rosemaries Baby" immer noch mein liebster Polanski. Das liegt an der kongenialen Verknüpfung von Horror und Humor, der sehr häufig in Richtung von Slapstick geht. Überhaupt scheint das Hauptaugenmerk hier über weite Strecken eher auf Witz denn auf Spannung zu liegen, ohne jedoch jemals seine fröstelige Atmosphäre zu verlieren, die neben der weiten Schneelandschaft in den Karpaten vor allem durch die bemerkenswerte Musik von Krzysztof Komeda erzeugt wird. Letztere verfügt mit ihrer Mischung aus hallendem Frauen- und Männerchor über einen enormen Ohrwurmcharakter, so daß ich sie seit dem ersten Ansehen vor knapp 20 Jahren eigentlich immer präsent habe, wenn ich an den Film denke.

Ein Grund dafür, daß "Tanz der Vampire" zu einem meiner All-Time-Favorites gehört, liegt sicherlich auch in dem ungemein sympathischen Tolpatsch-Duo in Gestalt des schusseligen Professor Abronsius (ein großartig kauzig-knuffiger Jack MacGowran) und seines furchtsamen Gehilfen Alfred (Polanski selbst, der auch vor der Kamera eine gute Figur abgibt), das ich immer wieder gerne auf seinem Weg in die Herberge und von dort ins Schloß des Obervampirs Graf von Krolock (Ferdy Mayne) begleite. Dabei stellen sie sich meistens ungeschickter an, als es für ihre Missionen - Vampire töten und die Wirtstochter Sarah (Sharon Tate) retten - gut wäre, weshalb man sich auch schon sehr bald nur noch auf eine konzentrieren kann (worauf sie dann am besten auch noch verzichtet hätten, wie der Schlußgag zeigt).

So stapelt der Film einen unvergeßlichen Moment nach dem anderen unmittelbar aufeinander, auf die man sich bei jedem Wiedersehen freuen kann: der Vorspann mit dem Blutstropfen, die Eingangsszene mit dem eingefrorenen Professor, die umgehend in die Haupthandlung überleitet, Sarahs Entführung, die wahrhaft unheimlich geraten ist, die erste Begegnung mit dem glöcknerhaften Koukol (der ehemalige Berufsboxweltmeister Terry Downes!), Alfreds schreiend komische Konfrontation mit dem schwulen Sohn des Grafen, Herbert (Iain Quarrier) - vielleicht meine Lieblingsszene -, der titelgebende Tanz der Vampire und und und. Die finale Flucht gerät dann bis zum herrlich ironischen offenen Ende sogar noch einmal richtig spannend und mitreißend.

Leider bin ich mit der deutschen Synchronisation aufgewachsen, die ja als eher schlechtes Beispiel gilt, weil sie nicht den verschiedenen Dialekten der Sprecher Rechnung trägt und zumindest an einer Stelle das Original grob verfälscht, wenn der jüdische und inzwischen vampirisierte Wirt Shagal (Alfie Bass) eine Magd abschleppen will und sich über das vors Gesicht gehaltene Kruzifix halb totlacht ("Boy! You got the wrong vampire!" wird im Deutschen zu einer eher schwachen Abwandlung: "Das hilft doch nur bei den alten Vampiren!"). Auch der Off-Sprecher, der den Film einleitet und abschließt, ist nicht originalgetreu: In der Originalversion spricht ihn nämlich kein Geringerer als Ferdy Mayne bzw. Graf von Krolock, während in der Synchronisation ein neutraler Sprecher gewählt wird, der nicht selbst im Film auftritt.

Was mich allerdings schon immer irritiert hat - vielleicht kann mir da einer weiterhelfen: An wenigen Stellen sind in dem Film in meinen Augen eher verwirrende Zeitrafferaufnahmen enthalten, bei denen ich nicht weiß, ob sie schlicht technische Mängel oder ob sie Absicht sind (und möglicherweise an die Stummfilmzeit erinnern sollen, wo man ja aus Comedy-Gründen auch gern mal hochspeedete), so etwa als Abronsius und Alfred eine Kanone drehen, um ein verschlossenes Tor aufschießen zu können. Es ist nur eine Kleinigkeit von insgesamt vielleicht maximal 15 Sekunden, aber sie beschäftigt mich immer wieder.

"Tanz der Vampire" bleibt für mich ein Hochgenuß, mal erfrischend albern, dann wieder etwas gruselig, an anderer Stelle eher hintergründig komisch, bis wieder auf Klamauk gesetzt wird - und ich liebe einfach das ungewöhnliche Ende. Traurig ist, daß die bildhübsche Sharon Tate, die ein Jahr später Polanski heiratete, hier in einer ihrer letzten Rollen zu sehen ist. Bevor ihre Karriere richtig beginnen konnte, wurde sie hochschwanger eines der Opfer der berüchtigten Manson Family. Sie wurde nur 26.
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

ultrasmudge somersault

Nein, danke! Dann lieber 100 mal einen anständigen Hammer- oder Universal-Horror-Film! Habe nie verstanden warum dieser alberne Film so beliebt ist.

Discostu

Zitat von: Stefan M am  3 Juli 2014, 00:04:08Überhaupt scheint das Hauptaugenmerk hier über weite Strecken eher auf Witz denn auf Spannung zu liegen

Und genau da liegt der Hund begraben: Ich fand den Film überhaupt nicht witzig und da er eben auch nicht spannend ist, habe ich mich über weite Strecken nur gelangweilt.

Moonshade

Das ging mir schon als Jugendlicher so, als der Film noch x-mal im ZDF an Wochenenden lief - und ich nie verstanden habe, wie er zu seinem unbedingten Gruselklassikerstatus kam bzw. als witzige Komödie gelten konnte.
Das ist heutzutage alles schon sehr zahm, ist aber von Polanski mit viel Stil inszeniert und bietet wunderbare Bilder, wobei ich als Kind schon nicht das Ende mochte und den Spaß daran auch nicht sehen konnte.

Am Ende ein typischer 60er-Film, wobei der hier noch unterhaltsam war, während viele andere Comedies meistens einfach nur überfrachtet, grell überzeichnet und dick aufgetragen gekünstelt wirkten.

Hat aber so seine Momente und Zitate.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

ratz

Zitat von: ultrasmudge somersault am  3 Juli 2014, 13:51:46
Nein, danke! Dann lieber 100 mal einen anständigen Hammer- oder Universal-Horror-Film! Habe nie verstanden warum dieser alberne Film so beliebt ist.

Eben weil er eine Veralberung dieser Hammer-Filme ist (behaupte ich mal kraft meiner Wassersuppe  :icon_mrgreen:).

Ich könnte den Film auch jederzeit wiedersehen, denn die letzten zwei Male ist er einfach immer besser geworden, dieser etwas behäbige, gutmütige Humor mit seinen - für heutige Verhältnisse - super-vorsichtigen Andeutungen bzgl. Sex oder Homosexualität ist mir einfach sehr sympathisch. Zu den passenden Beschreibungen von Stefan M würde ich noch die schöne Ausstattung hervorheben - spielt der Film nicht beinahe komplett im Studio? - mit diesem unvergleichlichen Gefühl der handgemachten Künstlichkeit, mit dem übertriebenen Staub und den Spinnweben, die altertümlichen Special Effects, dann die Technicolor-Farben und nicht zuletzt die tolle Musik. Zugegeben, gruseln tuts mich auch nicht (mehr), aber die erzeugten Stimmungen funktionieren immer noch.

MMeXX

Tanz der Vampire nicht lustig? Und Die Nackte Kanone ist ein Film Noir oder was? Ne, das kann ich nicht verstehen. Das grandiose Drumherum (Inszenierung, Ausstattung, Kamera, Musik) wurden ja bereits genannt. Aber wo ist denn das Problem bei dem Humor? Hier wird das Sex-Thema richtig stark auf die Spitze getrieben und das ja wohl alles andere als zahm. Allein die Impotenz der beiden Hauptcharaktere sorgt doch immer wieder für die herrlichsten Momente: Alfred und Sarahs Gespräch "And it is good for the hair." :LOL: Und Abronsius bekommt natürlich mit einer langen, harten Wurst eins übergezogen sowie kurz darauf dann Yoynehs Frau mit dem Pfahl auf die beiden losgeht. Da wird doch überaus geschickt mit dem ganzen Komplex Sex/Keuschheit/Leben/Tod gespielt. Und auch überhaupt die gesamte Absurdität im Gasthaus. Wenn der Kutscher die Koffer bringt, zusammenbricht und Alfred ihm einfach die Taler in die Hand drückt. :rofl: Das ist eben gekonnter Slapstick, Situationskomik und ausgefeilter Wortwitz. Das geht ja schon beim Vorspann los, wenn da "Fangs by Dr. Krankheit" und "...vampires depicted in this film" steht. Das mag vielleicht kein brachialer Humor sein, der einen ständig laut auflachen lässt. Aber ein angenehmes Dauergrinsen erzeugt er bei mir.


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