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Beckett (Thriller mit John David Washington / Netflix)

Begonnen von StS, 17 August 2021, 13:17:14

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StS



Following a tragic car accident in Greece, Beckett, an American tourist, finds himself at the center of a dangerous political conspiracy and on the run for his life.

"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

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,,Beckett" (2021) ist ein angenehm ,,oldschool" konzipierter und in Szene gesetzter ,,Mann auf der Flucht"-Paranoia-Thriller, der sich gradlinig im Rahmen ständig wechselnder Schauplätze entfaltet. Regie führte der Italiener Ferdinando Cito Filomarino, der zuvor u.a. als Second-Unit-Director für Luca Guadagnino (hier übrigens als Produzent mit von der Partie) tätig war...

Der ,,Fremde in einem fremden Land" wird im Vorliegenden von John David Washington verkörpert: Ein mit dem Wagen verunglückter Amerikaner in Griechenland, der plötzlich von Killern gejagt wird. Seine anfängliche Hilflosigkeit wird gut mit solchen Details vermittelt, wie dass die Dialoge der Einheimischen um ihn herum unübersetzt verbleiben...

Mit der Zeit entwickelt er sich von einem, dem es nicht geheuer ist, wenn seine Begleitung (z.B.) den vorgeschriebenen Pfad in einem Ruinen-Park auch nur für ein paar Schritte verlässt, hin zu jemandem, der sich mit diversen zugefügten Wunden quer durch Athen kämpft – wobei seine finale ,,Heldentat" aber schon arg ,,over the Top" ist...

Washington verkörpert ihn okay, Alicia Vikander ist charmant wie eh und je sowie Boyd Holbrook gewohnt lässig – wobei seine Rolle in einer zentralen Hinsicht aber definitiv zu klischeehaft geraten ist. Einen positiven Eindruck hinterlässt indes noch die Luxemburgerin Vicky Krieps. Alle übrigen Akteure sind nicht wirklich der Rede wert – füllen ihre Parts jedoch allesamt ordentlich aus...

Originalität sucht man vergebens, so manche Dialogzeile ist nicht gerade die beste (gerade zwischen Washington und Vikander), die Auflösung der Hintergründe ist schon leicht enttäuschend und der damit verknüpfte Versuch, ,,Unterhaltungs-Kost" mit der instabilen politischen und gesellschaftlichen Lage im Land zu kombinieren, ist letzten Endes nicht sonderlich ergiebig geglückt...

Zumindest sind die simultan idyllisch wie unheilvoll eingefangenen griechischen Landschaften ansprechend anzusehen, verhindern diverse Verfolgungsjagden und sonstige Action-Szenen das Erkeimen von Langeweile, gefielen mir die Set-Pieces in den von Protesten durchzogenen Straßen Athens besonders gut und kommt das Ganze nicht so ,,flashy" wie gängige US-Genre-Vertreter daher...

,,Unterm Strich" kann ich ,,Beckett" bloß bedingt empfehlen – und zwar primär aufgrund des Fehlens herausragender Highlights sowie zweier Momente, die mich persönlich durchaus ein Stück weit ,,geärgert" haben – nämlich eine leider vorhersehbare Offenbarung und ein beherzter Sprung. Ihn mir an einem regnerischen Abend bei ,,Netflix" angesehen zu haben, habe ich aber dennoch nicht ernsthaft bereut...

knappe 5/10
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Private Joker

5 September 2021, 01:47:26 #2 Letzte Bearbeitung: 5 September 2021, 11:42:33 von Private Joker
Kein Regen, trotzdem (?) habe ich mich über die damit verbrachte Zeit dann doch etwas geärgert.

Dabei würde ich den Versuch, einen "altmodischen" Thriller zu drehen, ohne hektische Bilder und sinnfreie Effekte, im Ansatz sogar positiv sehen. Der hier geriet aber mMn arg träge, erzählt nur eine dürre Geschichte und wiederholt eigentlich ständig das gleiche Spannungsszenario: Becket/Washington gerät an einen Henchman, erleidet irgendeine für Normalsterbliche mal mindestens zu vier Wochen Krankenhaus führende Blessur, kann aber trotzdem entkommen und das Spiel mit dem nächsten oder dem gleichen Typen wiederholen. Mein persönliches "Highlight": Mit
Spoiler: zeige
einem Durchschuss in der Leistengegend von einem Geländer auf ein mehrere Meter darunter fahrendes Auto springen, zentimetergenau treffen und den Badguy darin problemfrei stoppen
.

Die Sache mit dem Kind als Plotanker ist dann die nächste Lachnummer, warum wurde das entführt (wenn es letztlich doch auf ein Attentat hinausläuft) und warum
Spoiler: zeige
dann in den Kofferraum des Autos geparkt, wo es der Held problemlos finden /befreien kann
? Der ganze Plot ist insgesamt dürftig bis nebulös, was die Genreeinordnung Mystery hier aber nicht rechtfertigt, dazu auch politisch leicht abstrus -
Spoiler: zeige
rechte Griechen, vorzugsweise Cops, und ein paar Amis wollen die Opposition gegen die Eurosparbeschlüsse per Mordkomplett unterminieren,
echt jetzt ?

Warum man Krieps und vor allem Vikander für derart dürftige Rollen engagiert hat, muss man auch nicht verstehen.

Für mich nicht deutlich über 3 / 10.
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

Wolfhard-Eitelwolf

Bei allen fragwürdigen Logikmomenten fand ich den Streifen dennoch unterhaltsam, technisch wie schauspielerisch gut umgesetzt und hab gerne bis zum Schluss mitgefiebert - das lag aber auch daran, dass ich vor ein paar Jahren in Athen war und Spaß hatte, bekannte Schauplätze wiederzuerkennen. Aber stimmt wohl, ein wenig mehr Suspense und Abwechslung hätte nicht geschadet! Bin eher bei 6 bis 7/10. Ohne Athen-Bonus 5 bis 6/10

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