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Nymphomaniac (von Lars von Trier mit Slater, Kier, Thurman und Dafoe)

Begonnen von blade2603, 17 Mai 2013, 00:37:48

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blade2603

Wow! Lars von Trier beweist wieder einmal, dass er das Enfant terrible der europäischen Filmszene ist. Es gibt ein neues Bild zu seinem kommenden Nymphomaniac 1 und der Meister steht im Hintergrund des Bildes mit zugeklebtem Mund. Das Bild passt nicht nur wegen der vielen Stars des Films zum Start des Festival Cannes, sondern auch wegen seines, sich selbst auferlegten Schweigens gegenüber der Presse. Nie wieder will Lars von Trier eine Pressekonferenz geben, um keinen weiteren verbalen Aussetzer wie beim Festival Cannes 2011 zu produzieren.

Abgesehen davon ist das Bild zu Nymphomaniac äußerst interessant, denn wir sehen diverse Paare, die in dem Streifen, der immer wieder auch als Porno gehandelt wird, eine Rolle spielen. Christian Slater und Charlotte Gainsbourg sowie Uma Thurman und Udo Kier. Außerdem sind Shia LaBeouf, Willem Dafoe und Stellan Skarsgård mit von der Partie.

Erzählt wird in Nymphomaniac von der selbsterklärten Nymphomanin Joe (Charlotte Gainsbourg), die an einem kalten Winterabend von einem alten Junggesellen (Stellan Skarsgård) bewusstlos und zusammengeschlagen in einer Seitenstraße aufgefunden wird. Er bringt sie in seine Wohnung, betrachtet ihre Wunden und versucht zu verstehen, was bei ihr schiefgelaufen sein könnte ...

In Deutschland kommt Nymphomaniac am 07. November 2013 in die Kinos. In Lars von Triers Heimatland Dänemark am 25. Dezember 2013. Um einen klassischen Familienstoff für die ganze Familie dürfte es sich allerdings nicht handeln.

http://www.moviepilot.de/news/lars-von-trier-verpasst-sich-schweigen-mit-klebeband-122181

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"Jedes Publikum kriegt die Vorstellung, die es verdient." -Mario Barth
◾ Originalzitat von: Curt Goetz

(aus den Känguru Büchern)

Mr. Blonde

ZitatDas Bild passt nicht nur wegen der vielen Stars des Films zum Start des Festival Cannes, sondern auch wegen seines, sich selbst auferlegten Schweigens gegenüber der Presse. Nie wieder will Lars von Trier eine Pressekonferenz geben, um keinen weiteren verbalen Aussetzer wie beim Festival Cannes 2011 zu produzieren.

Das gleiche habe ich in der zehnten Klasse auch gemacht, nur war das nicht wegen der Presse, sondern wegen dem Lehrer.  :icon_mrgreen:

Nachdem mich "Antichrist" mittlerweile schwer beeindruckt und auch "Melancholia" gefiel, ist das Interesse natürlich wieder groß. Zumal gerade Christian Slater und Udo Kier ruhig mal wieder was richtig gutes drehen dürfen. Schon dafür ein:  :respekt:


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KrawallBruder

Damit man auch wirklich alles sehen kann: http://www.nymphomaniacthemovie.com/

Ich weiß nicht was ich mehr mag. Das Obst vorne oder hinten das Fass mit Gleitgel  :icon_mrgreen:

blade2603

"Jedes Publikum kriegt die Vorstellung, die es verdient." -Mario Barth
◾ Originalzitat von: Curt Goetz

(aus den Känguru Büchern)

MMeXX

Endlich mal wieder ein wenig einfallsreichere Poster:



Mein persönlicher Favorit ist Kier. :LOL:

ratz

Hehe, wo gibts die in groß?  :icon_lol:  [EDIT: Hier!] (und hoffentlich sind die Poster nicht besser als der Film!)


Es wird wohl eine Hardcore- und eine Softcore-Version geben. Noch ein paar  Trailer:

Nymphomaniac appetizer - Chapter 1: The Compleat Angler
https://www.youtube.com/watch?v=CMnJDyv2a1Y

Nymphomaniac appetizer - Chapter 2: Jerôme
http://www.youtube.com/watch?v=Cq0MiGLp4aE

Nymphomaniac appetizer - Chapter 3: Mrs. H
http://www.youtube.com/watch?v=_nAk_uhJMqw

Nymphomaniac appetizer - Chapter 5: The Little Organ School
http://www.youtube.com/watch?v=Sa310YS5Ji4

blade2603

Red Band Trailer:

http://www.comingsoon.net/news/movienews.php?id=111713


kennt einer das Lied das von Rammstein am Ende gespielt wird?
"Jedes Publikum kriegt die Vorstellung, die es verdient." -Mario Barth
◾ Originalzitat von: Curt Goetz

(aus den Känguru Büchern)

ultrasmudge somersault

Zitatkennt einer das Lied das von Rammstein am Ende gespielt wird?

Das ist "Führe Mich" von der Special Edition von "Liebe ist für alle da"

blade2603

"Jedes Publikum kriegt die Vorstellung, die es verdient." -Mario Barth
◾ Originalzitat von: Curt Goetz

(aus den Känguru Büchern)

Pinhead_X

Zitat von: ultrasmudge somersault am 22 November 2013, 18:40:42
Zitatkennt einer das Lied das von Rammstein am Ende gespielt wird?

Das ist "Führe Mich" von der Special Edition von "Liebe ist für alle da"


Nicht ganz, der Text ist ein anderer...
We'll never stop, we'll never quit, 'cause we're Metallica!!!
Meine Musik

Mr. Blonde



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KrawallBruder

Zitat von: Mr. Blonde am 21 Dezember 2013, 04:52:01
Und so sieht das aus, wenn Z-Promis die Posterkampagne nachspielen.  :viney:

http://www.bild.de/unterhaltung/tv/deutsche-promis/zeigen-bild-ihr-orgasmus-gesicht-33946174.bild.html

Janina Youssefian.  :love:

Aber wie dumm. Haben die echt für ein paar der letzten Bilder, einfach Screenshots von Pornos gemacht? Man ey, ich will zur BILD!

StS

"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Mr. Blonde



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soisdas


Private Joker

Hey, das nenne ich mal einen echten Quickie.

Oder ist das schon die "Rammel-Only-Edition", wo das ganze kunstgewerbliche Gelaber weggeschnitten wurde ?
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

Mr. Blonde

Oh, falsche Freigabekarte. Das war dann wohl vorzeitige Ejaku... ääääh Zertifikation. Sorry, sowas passiert mir sonst nie... :viney:


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Moonshade

Entschuldigung, aber....PENIS? :viney:

Tja, das war es gestern.
Doppelvorstellung, beide Teile als Sonderfeature hintereinander weg, apokalyptische 4 Stunden von Trier. Meine ersten vier Stunden, bisher war ich den Filmen des Dänen meist ferngeblieben oder hatte nach kurzer Zeit resigniert aufgegeben.

Hier gabs die Kinofassungen, in (merkbarer) Kürze, denn hier und da spürt man in den Diskussionen die leichten Schnippeleien.
Allerdings hätte ich fünfeinhalb Stunden davon noch weniger ertragen, da hilft auch eine gepflegte Rammelei nichts.

Fazit vorneweg: wenn von Trier zeigen wollte, wie man die Liebe austreiben könnte, dann hat er das geschafft.
Als Bestandteil seiner Depressionstrilogie sowieso nicht mit Sonnenschein im Herzen gedreht, spürt man das Innere des Regisseurs geradezu fremdschämend stark - kein Mensch auf ein Bierchen nach Feierabend.
"Nymphomaniac" macht - mürbe.
Eine anstrengende Fahrt durch eine Lebensgeschichte, die gleichzeitig unglaublich lang ist und dennoch irgendwie immer etwas zu kurz wirkt. Überall will man mehr erfahren, tiefer in die Figuren eindringen (ausnahmsweise methaphorisch), sie irgendwie verstehen. Allein, das wird nicht mitgeliefert.

Da unterhalten sich vier Stunden zwei Chiffres mit einander: die sexsüchtige Nymphomanin, die auf die Berechtigung der reinen Lust pocht UND eben dennoch konstatiert, ein schlechter Mensch zu sein und der noch jungfräuliche, nicht mehr religiöse, jüdische Buchintellektuelle. Tolle Ansätze, hätte man nur zwei Filme draus machen sollen. Stringent auserzählt oder substanziell transportiert wird beides nicht.

Ist es unterhaltsam?
Zeitweise schon. Manche Passagen sind sogar totkomisch, wie eine Passage (Kapitel 3), in der die Protagonistin einen Stecher loswerden will, der daraufhin seine Familie verläßt und diese anschließend mit vor der Tür steht (Uma Thurman in Superform).
Manche sind aber sehr zäh bzw. so schwer bedeutungsschwanger traurig hoffnungslos depri, daß man sich einfach manchmal etwas mehr Tempo wünscht.
Alles sehr verschleppt inszeniert. Und da hilft es auch nicht, daß die Ausstattung und die verwendete Farbpalette vermutlich in kurz vor dem Abriß stehenden Trinkerheimen gecastet wurden. Kahle, trostlose, kalt ausgeleuchtete, gelblich verfärbte Ecken gegen die auch die Naturszenen kaum einmal ankommen. Entnervt auf Dauer zusätzlich.

Und der Sex?
Gibts schon was von, aber mehr sicherlich in der Langfassung. Ist aber weder skandalös noch in irgendeiner Form anregend. Da ist und soll nichts Sinnlich-Erotisches bei sein, Sex als reiner Akt, das begreift man aber schneller als die vier Stunden vergehen.
Richtig Hardcore gibts selten, hie und da etwas flottes Gerammel, aber von Trier fokussiert hier mehr auf Penisse (und davon reichlich), Kliten, Mösen und reichlich Schambehaarung - rasiert hat sich in diesem Film niemand. Es wird mehrfach geblasen und da und dort sieht man auch kurz was stecken, aber das wird bald zum begleitenden, natürlichen Element, daß keine größere Beachtung mehr findet.
Am ehesten haut noch (hihi) die BDSM-Sequenz rein, in der Frau Gainsbourg so derbe mit Gerte gebimst wird, daß ihr die Haut am Po wegplatzt - aber ansonsten sollte ja auch die typische Porno-Ästhetik vermieden werden.

Figuren
Tja, da haperts. Titelfigur Joe ist ein Chiffre aus dem man nie so ganz schlau wird, Mr.Seligman ist konzentriert unemotionales Buchwissen mit Mitgefühl. Dazu die Figur des Jerome (dargestellt von Shia La Boeuf), die überraschend nicht nur nach Entjungferung wieder auftaucht, sondern wiederkehrendes sinnbild der von Joe abgelehnten "Liebe" in vier der acht Episoden wird - die ist aber auch nicht eben immer schlüssig.

Tolle Darsteller?
Starsgard ist eine Bank, wie immer. Bei der Protagonisten muß ja geteilt werden: Sylvie Martin bietet Joe in den jüngeren Jahren, wirkt ätherisch und manchmal zu sehr vom Akt bekifft. Gainsbourg wirkt wiederum zu sehr gealtert und vergeistigt, um echte Emotionen zu erzeugen. La Boeuf ist überraschend, aber viel zu jung für die Alterfacetten und entspricht eigentlich nie dem Typ, den man in der Rolle erwartet hätte.
Thurman hat einen tollen Auftritt, Slater überrascht als kranker Daddy mit intensivem Spiel, am besten kommt aber Jamie Bell weg, der der Auspeitschung den nötig klinischen Hostel-Look gibt, um wirklich mal ein Frösteln zu erzeugen.
Der Witz des Jahres geht an Udo Kiers Einreihung in die Besetzungsliste hier an 10.Stelle, obwohl im fertigen Film einen Satz sagt und 15 Sekunden als Kellner zu sehen ist.

Und wohin will der Film?
In zu viele Richtungen, in keine richtig. Es gibt viele Themen, keins wird richtig ausgereizt.
Immerhin: die Schaulust wird ausgetrieben, die Erwartungen werden oft unterlaufen und da und dort würgt der Regisseur uns echt einen rein. Optisch und atmosphärisch hat das was - erzählerisch holpert es episodisch, da hilft auch nicht der HInweis, daß alles nur ausschnittweise und aus persönlicher Sicht der Betroffenen individuell geschildert wird.

Worauf läufts raus?
Auf meinen persönlichen Aufreger des Jahres. Denn sobald die Grundkonstellation erstmal besteht (etwa nach 10 Minuten) beschleicht einen aufmerksamen Darsteller eine gewisse Grundbefürchtung,
Spoiler: zeige
 daß manche Regisseure aus diesem Gambit einen unglaublich erwartbare und abgeschmackte und doofe Schlußpointe rausholen würden
und daß der Däne bestimmt nicht so platt ist, diese wirklich zu bringen.
Spoiler: zeige
Und nach vier Stunden kommt sie dann doch. Scheiße!


Wie bewerte ich das alles?
Keine Ahnung. Es ist interessant gemacht und sieht ungewöhnlich aus, aber es ist anstrengend und stumpft nach und nach ab. Die Zweiteilung ist hilfreich, denn sie kommt an einem Punkt, an dem man wirklich dann auch wissen will, wie es in Teil 2 weiter geht (im fünften Kapitel).
Empfehle, das wirklich an zwei Tagen oder zwei Sitzungen zu machen, en bloc ist man irgendwann nur noch geschafft und bisweilen sogar angeekelt. Das hätte der Regisseur also erfolgreich hinbekommen, genauso wie daß man gern mehr sehen würde, es aber langsam echt nicht mehr ertragen kann.

Ob das jetzt ein Meisterwerk ist, wenn man überemotionalisiert bis zur Erschöpfung irgendwann einfach nur ne Runde schlafen will, muß jeder für sich entscheiden. Von von Trier brauch ich jetzt aber erstmal wieder ne Pause.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

psychopaul

Ich komme gerade sehr ernüchtert aus dem ersten Teil (Kinocut)..

so zäh ist das, bis auf wenige Lichtblicke (die erwähnte Uma Thurman Szene und der "Bach 3er") ein völlig beliebiges Etwas, und klar das Schwächste, was von Trier jemals abgeliefert hat.

Einerseits ärgere ich mich jetzt trotzdem, dass im Kinocut dann offenbar doch ordentlich an den "Details" entschärft wurde, andererseits hätte ich noch mehr Pseudo-Gelaber zwischen Joe und Seligman nicht mehr ertragen - das ist echt die ödeste Rahmenhandlung aller Zeiten.  :icon_confused:

Die Szenen aus der Erzählung haben ja durchaus einen Unterhaltungswert, der gesamte Film scheint mir aber ein ziemlicher Flop zu sein, auch weil der vermeintliche "Porno-Aufreger" von den Produzenten für die Kinofassung eh bis zur totalen Harmlosigkeit runtergedreht wurde; radikal oder provokativ ist hier auch inhaltlich eigentlich gar nix mehr.

Aber ich möchte den Film erst bewerten, wenn ich ihn komplett gesehen habe, zumindest ab Kapitel 4 oder 5 - werde mir aber den zweiten Kinobesuch eher sparen und gleich auf die lange Version warten.
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Three little devils jumped over the wall...

Moonshade

Interessant - ich war mir ziemlich unsicher, weil ich kein Von-Trierer bin und vielleicht auch im Doppelpack ne Überdosis dieses Films hatte! Ich war gespannt, wie das alles sonst noch so ankommt, Hankey schwenkt ja bei FB nach Teil 1 gleich ne 9/10 (andererseits: wann tut er das nicht? :icon_mrgreen:), aber so recht rangetraut hatten sich ja noch nicht so viele.
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psychopaul

4 März 2014, 23:33:26 #20 Letzte Bearbeitung: 4 März 2014, 23:35:36 von psychopaul
Ne also von Trier war wohl noch nie so zahm und gesetzt wie hier, immerhin verspielt ist der Film, aber solche Spielereien wie diese Texteinblendungen locken mich nicht mehr hinter dem Ofen hervor.  ;) Zudem ging mir diese Rumreiterei auf der Fischmetapher so richtig auf die Ei.. Erinnert mich jetzt gerade ein bisschen an "Only lovers left alive", wo ein an und für sich genialer Film mit diesen endlosen und völlig unlustigen "Historienschmähs" total verseucht wird.  :icon_rolleyes:

Solche emotional dichten und grotesken Szenen wie die mit Uma Thurman hätte ich mir einige mehr erhofft, das war schon mehr der Lars, wie ich ihn kenne und liebe.

Es ist ja auch okay, wenn er auch mal einen "reifen" Film machen will, aber das meiste ist einfach zu bieder - gerade bei dem Thema!...und die Episode mit Slater z.B. ist einfach nur schwach, da fehlt die Intensität völlig, wie als ob von Triers Regie irgendwie gelähmt wäre.

9/10 aha...wird wohl mit den ausschweifenden, hemmungslosen Sexszenen im Kinocut zu tun haben, haha. :icon_razz: :icon_sad:

Übrigens, Moonshade, wenn du mit von Trier so generell etwas Berührungsschwierigkeiten hast, dann könntest du doch mal die eher leichteren Grotesken "The boss of it all" und ganz eventuell "Idioten" probieren..  :icon_smile:
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KrawallBruder

10 April 2014, 12:12:15 #21 Letzte Bearbeitung: 10 April 2014, 15:28:54 von KrawallBruder (Filmriss)
Ich habe jetzt beide Teile gesehen und bin mir noch unschlüssig in meinem Urteil.

Was mir gefallen hat:

Ich denke der Film lässt viel Platz für Interpretationen und ist auf dem zweiten Blick vielleicht besser durchdacht als man vermutet. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass von Trier gewisse Aspekte zufällig in den Film gebracht hat.

Beispiel: Der ganze Aufbau erinnerte mich stark an die 120 Tage von Sodom von De Sade: Jemand erzählt eine "erotische"/perverse Geschichte während die Zuhörer (hier der Zuhörer Seligman) sich daran ergötzten
Spoiler: zeige
(-was ja gegen Ende klar wurde, dass es ihn nicht völlig "kalt" gelassen hat-)
und am Ende jeder Geschichte wird über diese debattiert.
Weiter hatte De Sade für die Form seiner 120 Tage von Sodom,  das ,,Decamerone" von Giovanni Boccaccio als Vorbild genommen. Genau dieses Buch erwähnte Seligman auch im Film, als er aufzählen soll was er so alles an ,,erotischer Literatur" gelesen hat. Das Decamerone gilt als eine der ersten Novellensammlungen der Weltliteratur und erzählt 100 Geschichten, die in 10 Tagen geschehen (griech. δέκα deka ,,zehn"; ἡμέρα hemera ,,Tag"). Nymphomaniac Vol. 1+2 hat 9 Kapitel – mit dem Kapitel zwischen Seligman und Joe sind es 10.

Was mir auch die ganze Zeit durch den Kopf geschossen ist: Søren Kierkegaard. Er war bzw. ist wohl mit großen großen Abstand der einflussreichste dänische Philosoph gewesen und hatte letztes Jahr sogar 200. Geburtstag, weshalb er  in Dänemark  durchaus wieder präsent (in den Medien, Museen usw.) wurde. Er gilt als einer der einflussreichsten Philosphen seiner Zeit und als Wegbereiter des Existenzialismus.
In in seinem Hauptwerkt ,,Entweder-Oder" von 1843 teilt er die Menschen bzw. das Erlangen von Glück in 3 Phasen ein:
1. Den Ästhetiker,
2. Den Ethiker,
3. Den christlichen Ethiker
(mal ganz salopp zusammengefasst).
Der Ästhetiker lebt die Augenblicke. Kierkegaard macht das z.B. fest an dem Don Juan von Mozart. Er liebt nicht eine Frau, er liebt die Frauen.
Spoiler: zeige
(So wie Joe selber meinte: Sie liebt nicht einen Mann, sie liebt die Männer).
Der Ästhetiker  hangelt sich von Punkt zu Punkt auf der Lebenslinie und die Punkte müssen immer näher beieinander liegen und immer intensiver werden. Bis dies natürlich
Spoiler: zeige
 ins Verderben und Verzweiflung führt. Das wäre hier wohl eindeutig Joe mit ihrer Sex-Sucht, von der sie ihr ganzes Leben bestimmen lässt und bei der die Augenblicke immer extremer werden müssen. Kindische Spielereien--> Erste Mal--> im Zug--> usw. usw..

Der Ethiker hat dem Ästhetiker voraus, dass er sich selber gewählt hat. Das er seine Lebensmaxime bewusst gesetzt hat. (Bildung spielt hierbei eine große Rolle.)
Spoiler: zeige
= Seligman.

Der christliche Ethiker ist (nach Kierkegaard) der vollkommenste Mensch, da er sich auf der einen Seite selbst gewählt hat, auf der anderen Seite "Gott erkannt hat". Für den Film bedeutet das,
Spoiler: zeige
 dass das Ende schon vorhersehbar war, denn: Seligman erwähnte ja, dass er kein gläubiger Christ (mehr?) sei. Jedenfalls hätte er (im Gegensatz zu seinen jüdischen großeltern) Gott abgeschworen und sich nur (!) auf seine Ethik bezogen, was am Ende zum Verderben führen MUSSTE, genau wie der Ethiker ohne christlichen Glauben nie glücklich wird.


Wie bereits gesagt: Das ist alles ,,hätte", ,,könnte" und ,,vielleicht". Aber ich finde solche Ansätze immer sehr spannend und glaube halt irgendwie nicht das von Trier einfach mal so ein Film abgedreht hat, ohne sich dabei gewisse Aspekte zu überlegen.

Was mir nicht gefallen hat:

Da es halt ein Film ist der in zwei Teile geteilt ist, machen für mich zwei Kinobesuche absolut keinen Sinn, da dazwischen einfach viel zu viel Zeit liegt (normalerweise). Ein Kumpel von mir hatte vor 3-4 Wochen Teil 1 gesehen. Wenn ich daran denke, dass er vielleicht in 2-3 Wochen mal Teil 2 sieht, der ja (logischerweise) nahtlos weitergeht...stell ich mir das alles schwierig vor. Vier Stunden am Stück ist aber sicher auch etwas happig, wie Moonshade ja bereits erwähnte. Am besten man wartet auf die DVD und schaut das dann an zwei Abenden direkt hintereinander.

Die schauspielerischen Leistungen fand ich auch durchwachsen. Von ziemlich gut bis ziemlich mittelmäßig. Die Uma Thurman Szene war dermaßen bedrückend, dass man am liebsten selbst nicht hingucken wollte  :icon_mrgreen: Christian Slater fand ich nur gut
Spoiler: zeige
als er seinen Anfall hatte
. Udo Kier war groß!  :king:

Alles in allem ein guter Film, der aber seine Zeit brauch und sicherlich mehrmals gesehen werden muss.

endoskelett

BD/DVD Auswertung wurde hierzulande auf den 20.11. verschoben. Dafür gibt's dann gleich den 327 minütigen Directors Cut. :icon_mrgreen:
R: Do you like our owl?
D: It's artificial?
R: Of course it is.
D: Must be expensive.
R: Very.
R: I'm Rachael.
D: Deckard.

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