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Star Wars ein Fantasy-Film?

Begonnen von vegan_demon, 9 Dezember 2006, 01:24:51

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vegan_demon

Hy!
Wenn man Star Wars als Fantasy bezeichnet, müsste man doch auch bei Starship Troopers, Das Fünfte Element, Stargate etc.pp. dieses Genre ergänzen.
Oder gibt es einen bestimmten Grund hierfür?
Ich würde es nur als Sci-Fi bezeichnen...

Neo

ein guter Artikel darübeR:
http://de.wikipedia.org/wiki/Science_fiction

Meiner Meinung nach geht Star Wars als "Fiction Fantasy" durch, wenn es das Genre gäbe, denn mit Science hat SW rein gar nichts zu tun.

Neo

Hitfield

9 Dezember 2006, 02:22:06 #2 Letzte Bearbeitung: 9 Dezember 2006, 02:26:05 von Hitfield
Das paßt schon, denn als reine Science Fiction geht "Star Wars" im Gegensatz zu "Star Trek" nicht durch - ähnlich wie "Masters of the Universe".
"All those moments will be lost in time, like tears in the rain."

Harry Madox

An sich zählt natürlich fast jeder SciFi-Film auch zur Fantasy. So auch Star Wars und Star Trek, oder sind Ewoks und Klingonen keine Fantasie-Ausgeburten?

Hitfield

9 Dezember 2006, 19:50:39 #4 Letzte Bearbeitung: 9 Dezember 2006, 19:52:10 von Hitfield
Zitat von: Harry Madox am  9 Dezember 2006, 17:51:29
An sich zählt natürlich fast jeder SciFi-Film auch zur Fantasy. So auch Star Wars und Star Trek, oder sind Ewoks und Klingonen keine Fantasie-Ausgeburten?

(Ich ergreife die Gelegenheit mal beim Schopfe und lasse ein bißchen aus meiner Doktorarbeit in die Antwort mit einfließen.)

Der Punkt ist, daß die klassische Science Fiction eine gesellschaftliche oder technische Utopie beinhaltet, bei der kontroverse Themen der Gegenwart in die Zukunft verlegt werden, um sie zu kritisieren und dem Publikum zugänglich zu machen. Gerade bei "Star Trek" wurde dieses Prinzip oft aufgegriffen, wennauch wie bei "TOS" nicht immer sehr subtil, da eigentlich zu offensichtlich. Neben der fortschreitenden Technisierung, die mehr und mehr den Menschen ersetzt (Episode: "The Ultimate Computer"), hat Roddenberry auch Themen wie Überbevölkerung (wenn ich mich recht entsinne, war es die Folge "The Mark of Gideon") oder Rassenhass (Episode: "Let That Be Your Last Battlefield") aufgegriffen. Überraschenderweise haben die meisten Amerikaner im Gegensatz zum europäischen Publikum die Anspielungen bei "Let That Be Your Last Battlefield" damals gar nicht verstanden bzw. auf sich bezogen. Erst bei den Wiederholungen sind ihnen die Bezüge bewußt geworden. Es gibt diesbezüglich einige interessante Anmerkungen im Bonusmaterial der 3. Staffel von "TOS".

Jedenfalls findet sich das oben beschriebene Prinzip auch bei vielen anderen Filmen und natürlich in vielen Büchern wieder. So galt beispielsweise Karl Marx ursprünglich als gesellschaftlicher Utopist. Gerade die soziale und ökologische Utopie nach "modernem" Vorbild hat schon eine sehr lange Tradition in der Literatur und reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück (es gibt auch altertümliche Vorbilder, die Staatsutopie, die sich schon bei Platon und Aristoteles findet).

Vor allem in den 70er Jahren war diese Form des SF-Films sehr populär mit Produktionen wie "Silent Running", "Westworld", "Die Welt am Draht", "The Omega Man", "Soylent Green", "THX 1138" oder "Logan's Run". SF-Filme, die auf diese Weise unterfüttert sind (sog. Metaebene), sind ab den 80er Jahren eher rar geworden. Bekannte Ausnahmen sind beispielsweise "Blade Runner", Michael Radfords "1984", "Gattaca", "Dark City" oder aktuell "Children of Men". Oft wird Science Fiction nur noch auf Raumschiffe, Raumschlachten, Effekte und Kreaturen reduziert. Daher ist "Star Wars" auch keine reine Science Fiction, sondern eben eine Mischung - oder, wenn man so will, eine von vielen Unterformen des Genres, die in den letzten 2-3 Jahrzehnten aber so populär geworden ist, daß sie mittlerweile als Standard-SF angesehen wird. Viele der zentralen Eigenschaften von Science Fiction fehlen jedoch bei "Star Wars".
"All those moments will be lost in time, like tears in the rain."

vegan_demon

Erst "Danke!" für die schnelle Resonanz.

Herr Dr. Hitfield, verstehe ich sie richtig und ich könnte ihre Arbeit folgendermaßen deuten!?:

Jeder Science-Fiction-Film ist ein Fantasy-Film, aber nicht jeder Fantasy-Film ist ein Science-Fiction-Film.


Demnach müsste man ja einiges - jetzt werden mich die Admins wieder steinigen wollen - in der OFDb ändern.  :king:

"...immer diese Korinthenkacker..."  :anime:

Hitfield

10 Dezember 2006, 04:38:39 #6 Letzte Bearbeitung: 10 Dezember 2006, 06:28:48 von Hitfield
Zitat von: vegan_demon am  9 Dezember 2006, 23:18:05
Herr Dr. Hitfield, verstehe ich sie richtig und ich könnte ihre Arbeit folgendermaßen deuten!?:

Jeder Science-Fiction-Film ist ein Fantasy-Film, aber nicht jeder Fantasy-Film ist ein Science-Fiction-Film.

Also, diese Deutung würde meiner Ausführung klar widersprechen. Die Grenzen zwischen SF und Fantasy sind schon klar abgesteckt. Gerade im SF-Genre gibt es viele Subgenres. Deshalb würde meine Deutung lauten: "Bestimmte Nebenformen der Science Fiction stehen dem Fantasy-Genre nahe, aber ein Fantasy-Film (wenn es das übergeordnete Genre ist) ist kein Science Fiction-Film.". Ausnahmen, bei denen man Fantasy-Charakteristika tatsächlich in die Zukunft verlegt hat, gibt es sehr wenige (z.B. "Reign of Fire" oder "Highlander II") und denen fehlen wiederum viele Aspekte, die Science Fiction eigentlich ausmachen.

Womit wir wieder bei "Star Wars" wären. Was "Star Wars" angeht, wird dieses Subgenre nicht umsonst als "Space Opera" bezeichnet, was nichts anderes bedeutet als die Nutzung von positiver Technologie durch einen Helden, ohne daß es Bezüge zur Erde gibt. Das heißt, die beschriebene Welt ist eine Fantasy-Welt, die eigenen Gesetzen gehorcht und ihre Wurzeln nicht in irdischen Gegebenheiten hat. Das nennt man dann "systemimmanente Logik". Vom Genre-Aspekt mal abgesehen, baut sich jeder Film oder jedes Buch seine eigenen Spielregeln auf, die nicht gebrochen werden dürfen. Deshalb können sich zum Beispiel Frodo und Sam nicht einfach nach Mordor beamen und Conan hat keinen Phaser. "Star Trek" folgt wiederum seinen eigenen Regeln. So haben Menschen keine telekinetischen Kräfte, mit denen sie Gegenstände bewegen können wie Luke Skywalker und Fantasy-Elemente werden sogar wissenschaftlich entzaubert (Episode: "Der Pakt mit dem Teufel").

Wie gesagt: vom Genre-Aspekt mal abgesehen, da die Grenzen allgemein jar klar abgesteckt sind, was SF und was Fantasy ist. Nach Deiner Definition wäre ja jeder dieser Filme primär ein Fantasy-Film und SF durch die Ausschlußannahme nur eine Nebenform von Fantasy.
"All those moments will be lost in time, like tears in the rain."

Harry Madox

Also für mich sind die Grenzen da gar nicht so klar abgesteckt. Deine Ausführungen machen zwar deutlich, weshalb Star Trek zur klassischen Science Fiction zählt, aber das eine schließt das andere m.E. nicht automatisch aus. Zugegeben, sollte ich mich jetzt für eine Schublade entscheiden, würde ich ST ebenfalls zur SciFi stecken und SW zur Fantasy. Aber Genres vermischen sich halt oft.

vegan_demon

...also ist nach Dir, Hitfield - verbessere mich, wenn ich wieder falsch liegen sollte - der Hauptunterschied (der einzige vielleicht sogar!?) zwischen Fantasy und Sci-Fi die Loslösung bzw. die Bezugnahme auf die Erde?

Ich hoffe, dass mich jetzt "Extrem-Jedis" nicht hängen wollen, wenn ich folgende Behauptung aufstelle:
die (meisten) Hauptcharaktere in Star Wars sind doch Menschen und somit wohl ursprünglich von der Erde (Wird in Star Wars etwas über das Schicksal der Erde erzählt?).

Sorry, aber mir fehlt immer noch das Argument, was aus Star Wars einen Fantasy-Film macht...

Und was ist mit Dune, Das Fünfte Element, etc.?
Wieso - trotz Bezug zur Erde - gelten dann Armee der Finsternis, The Cell, Amélie etc. auch zum Fantasy-Genre?

Bei dieser Gelegenheit könnte ja dann auch mal jemand bei "Übersicht über das Genre Fantasy" und "Übersicht über das Genre Science-Fiction" einen Definitionstext schreiben...

http://www.ofdb.de/view.php?page=genre&Genre=Fantasy
http://www.ofdb.de/view.php?page=genre&Genre=Science-Fiction

Danke!

Hitfield

10 Dezember 2006, 21:17:15 #9 Letzte Bearbeitung: 10 Dezember 2006, 21:24:50 von Hitfield
Zitat von: vegan_demon am 10 Dezember 2006, 18:17:20
...also ist nach Dir, Hitfield - verbessere mich, wenn ich wieder falsch liegen sollte - der Hauptunterschied (der einzige vielleicht sogar!?) zwischen Fantasy und Sci-Fi die Loslösung bzw. die Bezugnahme auf die Erde?
Die Begriffe "Science Fiction" und "Utopie" wurden ja schon etwas erläutert. In der Literatur liegen SF und Fantasy übrigens nahe beeinander (nicht ganz unumstritten). Werke werden dann anhand der Schwerpunktsetzung klassifiziert, die sich recht leicht abstecken läßt. Was macht Fantasy aus? Es beinhaltet oft eine Sage oder Heldensage mit mittelalterlichen, antiken oder biblischen Bezügen (bekannteste Beispiele: "Der Herr der Ringe" und "Die Chroniken von Narnia"). Der Autor nimmt diese Bezüge aus seinem erdgeschichtlichen Zusammenhang heraus und baut davon ausgehend seine Geschichte auf. Fantasy ist also vergangenheitsbezogen, SF zukunftsbezogen.


Zitat von: vegan_demon am 10 Dezember 2006, 18:17:20Ich hoffe, dass mich jetzt "Extrem-Jedis" nicht hängen wollen, wenn ich folgende Behauptung aufstelle:
die (meisten) Hauptcharaktere in Star Wars sind doch Menschen und somit wohl ursprünglich von der Erde (Wird in Star Wars etwas über das Schicksal der Erde erzählt?).
Ich bin auch kein großer "Star Wars"-Experte, aber das ganze "Star Wars"-Universum ist doch ein in sich geschlossenes System ohne Bezüge zur Erde, oder? Die Menschen sind da eine Spezies von vielen, stammen aber nicht (mehr) von der Erde - ähnlich wie die Menschen von Mittelerde.


Zitat von: vegan_demon am 10 Dezember 2006, 18:17:20Sorry, aber mir fehlt immer noch das Argument, was aus Star Wars einen Fantasy-Film macht...
Habe ja nicht behauptet, daß "Star Wars" ein reiner Fantasy-Film ist. Der Film zählt zum SF-Subgenre der "Space Opera" und beinhaltet auch einige Eigenschaften, die Fantasy ausmachen (wie Metaphysik oder eine Heldensage).


Zitat von: vegan_demon am 10 Dezember 2006, 18:17:20Und was ist mit Dune, Das Fünfte Element, etc.?
Wieso - trotz Bezug zur Erde - gelten dann Armee der Finsternis, The Cell, Amélie etc. auch zum Fantasy-Genre?
"Dune" habe ich lange nicht mehr gesehen oder gelesen. Bei "Das Fünfte Element" überwiegen eher die SF-Aspekte. "Armee der Finsternis" und "The Cell" sind ganz anderen Genres zugehörig (Horror und Thriller) und "Amélie" zählt zum Genre des Dramas bzw. des Melodrams.
"All those moments will be lost in time, like tears in the rain."

vegan_demon

Okay.
Vielen herzlichen Dank, Hitfield.
Das war aufschlussreich.
Auf Amélie, Armee der Finsternis und The Cell bin ich auch nur gekommen, weil sie in der OFDb als Fantasy-Filme eingetragen sind...
Über eine Genre-Definiton von Dir auf der "Genre-Übersicht"-Seite würde ich mich freuen, kannst Dich ja - bei Interesse - mal mit den Admins kurzschließen.
Nochmals danke und adiós!

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