Shrew's Nest

[Stefan M]

Regie: Juanfer Andrés und Esteban Roel
Darsteller: Macarena Gómez, Nadia de Santiago, Hugo Silva, Luis Tosar u.a.

Kann es sein, daß "Shrew's Nest" noch keinen Eintrag in diesem Forum hat? Jedenfalls ist dieser auf dem Fantasy Filmfest 2015 hochgelobte spanische Beitrag für mich einer der ganz großen Vertreter des Horrorgenres der vergangenen Jahre. Das liegt daran, daß "Shrew's Nest" nicht auf bloßen Horror aus ist.

Zuvorderst ist der Film nämlich das Drama einer einsamen Frau, die unter Agoraphobie leidend an ihre Wohnung gebunden ist und sie nicht verlassen kann. Seit dem Tod ihrer Eltern wohnt Montse dort mit ihrer kleinen Schwester allein. Diese ist gerade 18 geworden und knüpft erste zarte Bande mit dem anderen Geschlecht, was Montse mit Argwohn beobachtet und zu unterbinden versucht. Als eines Tages Carlos, ein Nachbar vom Stockwerk über ihr, verletzt vor ihrer Wohnungstür steht und bewußtlos wird, nimmt sie ihn zwiegespalten bei sich auf, mit dem festen Willen, ihn gesund zu pflegen - und ganz für sich zu haben...

Natürlich nichts gegen Horror, aber die Ambivalenz, mit der die Hauptfigur mit einer tieftraurigen Vergangenheit gezeichnet ist, trägt wesentlich zum Gelingen bei. Stets schwankt man bei ihr bis ganz zum Ende hin und her zwischen Mitleid und Abscheu und kann sich nie vollends für eine Seite entscheiden. Wie es sich für diesen brillant geschriebenen, schwer zu spielenden Charakter gehört, ist er mit Macarena Gómez auch großartig besetzt - eine Leistung, die in einer gerechten Welt sämtliche Darstellerpreise dieser Welt nach sich ziehen würde.

Der Vergleich mit "Misery" ist lediglich in der Ausgangslage treffend, weil sich der Film auch nur am Rande um den ans Bett Gefesselten kümmert, der nur die zweite Geige spielt. Im letzten Drittel wandelt sich "Shrew's Nest" dann noch zu einem Thriller mit einigen herben und schwer erträglichen Szenen, garniert mit allerschwärzestem Humor, der aber vollends in den Film integriert ist und nie deplaziert erscheint.

Ein fesselndes und sehr intensives Film-Erlebnis. Meine vollste Empfehlung. 9/10.

[RoboLuster]

Von dem hab ich echt noch nie gehört, imo. Danke.  ;)

[el_espiritu]

Hab ihn gestern abend gesichtet und für gut befunden, ein ordentlicher Thriller. Hat mich sehr an King's Misery erinnert, das ist aber kein Nachteil.  :respekt: