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Plansequenzen

Begonnen von Aragorn, 16 August 2003, 21:36:30

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Vlad

Brian de Palma hat als alter Hitchcock Jünger doch auch noch öfter lange Szenen ohne Schnitt abgefeiert. Hat hier wirklich noch niemand Carlito's Way genannt? Das Finale am Bahnhof ? Das Sahnehäubchen auf einem der besten de Palma Filme der Snake Eyes ziemlich überflüssig macht (vom Anfang abgesehen eine ziemliche Niete, soweit ich mich erinnere).

zischer

Ein Klassiker, der mir einfällt, ist "Cocktail für eine Leiche" von Hitchkock. Der ist komplett ohne sichtbare Schnitte gedreht, insgesamt wurde wohl nur 10 Mal geschnitten, aber so, dass es kaum auffällt...

A-Lexx

Spike Jonzes Videoclip zu Björks "It's Oh So Quiet" ist auch mit wenigen Schnitten ausgekommen, wenn nicht sogar ohne jeglichen Schnitt. (weiß nicht so genau..)

HiFidelity

Ziemlich aktuell Kill Bill:

Sobald die "5,6,7,8's" im House of the blue leefs anfangen ihren Song "Whoohoo" zu spielen ist die ganze Szene im Restaurant eine Kamerfahrt. Bis der Song dann vorbei ist. Dann gibt's erst wieder nen Schnitt.

HiFi
"One second one second, cut it out, I only get one chance at this!"

Meine Pornos.

zischer

Zitat von: A-LexxSpike Jonzes Videoclip zu Björks "It's Oh So Quiet" ist auch mit wenigen Schnitten ausgekommen, wenn nicht sogar ohne jeglichen Schnitt. (weiß nicht so genau..)

Das neue Video von Christina Aguilera ist auch ohne Schnitt ("The Voice Within")

blacklion

Das "Wannabe"-Video von den Spice Girls wurde meines Wissens auch in einer Kamerafahrt gedreht. Ob da allerdings getrickst wurde, kann ich nicht mehr sagen - is ja schon Jahrzehnte her ;-)


Dann fällt mir auf Anhieb noch die Eröffnungsszene von Peter Greenaways "Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber" ein, obwohl eigentlich in fast jedem Greenaway-Film lange Kamerafahrten zu finden sind.

"Drive by Shooting" von Andy Anderson ist ein zweistündiger Dokumentarfilm, der in einer einzigen Einstellung aus einem fahrenden Auto heraus gefilmt wurde (lief früher öfters auf 3sat in einer Endlosschleife die ganze Nacht).

"Koyaanisqatsi" sei hier auch noch erwähnt.

Schlußszene von "Aguirre".

Ein Musikvideo von den Smashing Pumpkins fällt mir auch noch ein, aber den Titel weiß ich leider nicht mehr.

Anfangssequenzen von Orson Welles "Citizen Kane" und Hitchcocks "Rebecca", obwohl hier getrickst wurde, da die technischen Mitteln damals sehr begrenzt waren.

brainbug1602

Zitat von: blacklion
Ein Musikvideo von den Smashing Pumpkins fällt mir auch noch ein, aber den Titel weiß ich leider nicht mehr.

Ist das Video zu "Ava Dore".

An Musikvideos fällt mir noch "Tool - Hush" ein.


Ice-Lee

In "Die purpurnen Flüsse" folgt die Kamera am Anfang Jean Reno, als er vom Auto zum Tatort läuft.

Und wenn mich nicht alles Täuscht müssten in "Smack my Bitch up" von Prodigy auch einige lange Kamerafahrten sein.

Reitende Leiche

Ein Video von Massive Attack, dessen Titel mir gerade entfallen ist, wurde dogar AFAIK komplett ohne Schnitt gedreht.

psychopaul

Zitat von: Reitende LeicheEin Video von Massive Attack, dessen Titel mir gerade entfallen ist, wurde dogar AFAIK komplett ohne Schnitt gedreht.

Meinst du das,wo die eine die ganze Zeit die Straße entlang geht?

Das hieß irgendwie "Unfinished Sympathy" oder so ähnlich.
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Three little devils jumped over the wall...

Reitende Leiche

Zitat von: psychopaul
Meinst du das,wo die eine die ganze Zeit die Straße entlang geht?

Das hieß irgendwie "Unfinished Sympathy" oder so ähnlich.

Ja das Video ist gemeint .

Vlad

ZitatDas "Wannabe"-Video von den Spice Girls wurde meines Wissens auch in einer Kamerafahrt gedreht. Ob da allerdings getrickst wurde, kann ich nicht mehr sagen - is ja schon Jahrzehnte her

Bei Wannabe sind 2 Schnitte bei genauem Hingucken mehr oder weniger offensichtlich. Wahrscheinlich ist es auch keineswegs so spontan, wie es auf den ersten Blick wirkt / wirken soll.

UnknownVOORHEES

Keine Ahnung ob des schon genannt wurde, aber

in RESERVOIR DOGS gibts auch solche Kamerafahrten, die sind zwar nicht übermäßig lang, kommen jedoch längenmäßig an die Flurszene aus PULP FICTION ran.
:respekt:

Aragorn

Zitat von: UnknownVOORHEESKeine Ahnung ob des schon genannt wurde, aber

in RESERVOIR DOGS gibts auch solche Kamerafahrten, die sind zwar nicht übermäßig lang, kommen jedoch längenmäßig an die Flurszene aus PULP FICTION ran.
:respekt:

Ja, da gibt es eine recht lange Fahrt, als Michael Madson (war er "Mr. Blond"?) mit dem gefangenen Cop alleine ist. Er machts Radio an, groovt ein wenig rum, geht aus der Lagerhalle ans Auto, kommt zurück und spricht mit dem Cop. Erst als es ans Ohr geht, kommt ein Schnitt.
Es ist Ihre Welt. Ich muss nur darin leben.

UnknownVOORHEES

Jep, Michael Madsen war Mr. Blonde! Es gibt auch noch die Szene als sich Mr. White und Mr. Pink gegenseitig mit ihren Knarren bedrohen während die Kamera immer weiter zurückfährt und Mr. Blonde ins Bild holt. Es folgt ein Dialog.

Antonio Bay

In WOYZECK von Werner Herzog gibt es eine sehr intensive (!) laaange Einstellung zwischen Klaus Kinski (Woyzeck) und Eva Mattes (seine Frau) in der Woyzeck herausfindet, das sie ihn betrügt.

http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=10524

Grandios die beiden in diesem Film!
"I´m not even supposed to be here today!" Dante (Hicks)   


http://www.invelos.com/dvdcollection.aspx/kasi

Ice-Lee

Am Anfang von "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" gibts auch ne lange Kamerafahrt über das Polarmeer.

Discostu

Zitat von: WikipediaEine Plansequenz ist eine meist sehr lange Einstellung eines Films, in der eine abgeschlossene Handlung ohne Schnitt  gezeigt wird.

Was ist eure Meinung zu Plansequenzen? Fallen sie euch überhaupt auf? Sind sie nur eine überflüssige filmtechnische Spielerei oder vermitteln sie ein Gefühl von Unmittelbarkeit das anders nicht zu erreichen wäre? Welche Plansequenzen der Filmgeschichte haben euch besonders beeindruckt und welche waren eurer Meinung nach vergebene Mühe?

Hitchcocks Cocktail für eine Leiche (Rope), der in nur fünf Einstellungen gedreht wurde, ist für mich z.B. ein gutes Beispiel für einen Film, der in herkömmlicher Weise genauso gut funktioniert hätte. Zwar wird durch die fehlenden Schnitte verdeutlicht, dass Erzählzeit und erzählte Zeit übereinstimmen, dafür wird man als Zuschauer durch teilweise etwas rucklige Kamerabewegungen und ähnliches von der eigentlichen Handlung des sehr dialoglastigen Stoffes abgelenkt.

Children of Men als etwas moderneres Beispiel hingegen wirkt gerade durch seine langen Plansequenzen sehr realistisch und vermittelt einem sehr stark den Eindruck des Dabei-Seins, was die Spannung zusätzlich sehr stark erhöht. Dass hierbei einzelne Abschnitte digital zusammengefügt wurden (was vom Regisseur unverständlicherweise lange geheim gehalten wurde) macht die Sache in meinem Augen kein Stück weniger beeindruckend. Ich kenne aber auch Menschen, die den Film gesehen haben und denen das überhaupt nicht aufgefallen ist, was aber natürlich nicht heißt, dass es bei ihnen nicht trotzdem diese emotionale Wirkung entfaltet hat.

So jetzt seid ihr dran, was kennt ihr noch für Beispiele und wie haben sie euch gefallen oder was ist eure allgemeine Meinung zu dem Thema?

StS

27 Januar 2010, 13:06:52 #78 Letzte Bearbeitung: 27 Januar 2010, 13:08:50 von StS
Sind teilweise ganz nett anzusehen - egal ob nun geschummelt wird (mit versteckten Schnitten, wie zum Beispiel bei "Sorority Row") oder nicht (wunderbares Beispiel: Robert Altman´s "the Player"). Spontan fällt mir in dieser Rubrik noch sowohl der Anfang von "Snake Eyes" als auch "JCVD" ein. Technisch und logistisch oft sehr interessant - sporadisch aber auch in gewisser Weise eine "protzende Selbstdarstellung" des Regisseurs (*hust* DePalma *hust*).  ;)

By the way:

Straight from Uruguay comes The Silent House ("La Casa Muda"), a new horror film that is claiming to be the first ever horror flick filmed in one single 72-minute sequence shot (on a recorder camera none the less!).

In the film, Laura and her father Wilson settle down in a cottage that seems to be off the beaten track in order to update it since its owner (will soon put the house up for sale. They will spend the night there in order to start the repairs the following morning. Everything seems to go smoothly until Laura hears a sound that comes from outside and gets louder and louder on the upper floor of the house. Wilson goes up to see what is going on while she remains downstairs on her own, waiting for her father to come down...


Trailer:
http://www.bloody-disgusting.com/news/18849
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Garcia

mir fällt gerade das beispiel aus "the dark knight" ein. keine besonders lange, dafür aber hervorragend und beeindruckend vom timing ist die sequenz, in der der joker das gesamte krankenhaus in die luft jagen will, kurz anhält, und dann weiterläuft, während hinter ihm alles explodiert.

D-Tox

da fällt mir auf Anhieb die Szene aus "Good Fellas" ein, als Ray Liotta die Bar betritt, vom Hintereingang bis zum Tisch.  :dodo:
Welcome to my nightmare!

Eric

Die Anfangsszene von SPIEL AUF ZEIT mit Nicolas Cage gehört hier natürlich auch dazu.

Aber die für mich beeindruckendsten Planscenen hat definitiv CHILDREN OF MEN zu bieten. Sowohl die Auto/Motorrad-Scene als auch der lange Kampf am Schluss haben mich doch ziemlich beeindruckt.
(Habe sowohl im Kino als auch zu Hause "verzweifelt" nach dem einzelnen Scenenschnitten Ausschau gehalten)

Für mich müssen gerade Planscenen einiges zu bieten haben. Sowohl im vor, als auch neben oder hinter dem Schauspieler sollte doch einiges passieren, damit eine solche Scene auch im Gedächtnis haften bleibt.


MFG


ERIC
Liebe Ursula,
wünsch dir frohe Ostern, nen tollen Namenstag und nen guten Rutsch ins Jahr 1978!
Grüsse aus der Alzheimergruppe, deine Tante Günther!

Ich hasse Menschen, Tiere + Pflanzen. Steine sind ok.

pm.diebelshausen

27 Januar 2010, 14:00:08 #82 Letzte Bearbeitung: 27 Januar 2010, 14:04:27 von pm.diebelshausen
Zunächst mal als kurzer Hinweis: http://www.gemeinschaftsforum.com/forum/index.php/topic,20235.0.html

Ich liebe Plansequenzen und habe deshalb an anderer Stelle in diesem Forum auch schon de Palma und die TV-Serie "Homicide" erwähnt. Filme kann man halt sehr unterschiedlich sehen und manche haben weder den Blick für noch das Interesse an dem, was die Kamera da eigentlich macht. Wenn man sich der Kameraarbeit in einem Film aber ebenso bewusst wird wie der Pinselführung in einem Gemälde, dann fallen einem auch Plansequenzen auf. Ich freue mich immer, wenn ich eine gut gemachte sehe - und gut gemacht sind sie meistens, weil man nicht halbherzig an die aufwändige Inszenierung einer solchen Sequenz gehen kann.

Ich versuche mal eine Erklärung, warum ich Plansequenzen so mag:

Das Reizvolle daran ist für mich (neben der schon erwähnten gesteigerten Überzeugungskraft und der filmischen Illusion) einerseits die notwendigerweise enorm detaillierte Planung und Umsetzung einer solchen Szene und andererseits die Verblüffung, die entsteht, weil Plansequenzen meist auch mit sehr interessanten Kamerabewegungen einhergehen. Ich denke, diese Verblüffung hat ein wenig mit derjenigen zu tun, die Zuschauer bei Ansicht der ersten bewegten Bilder hatten. Wir haben uns längst daran gewöhnt, dass wir im Film Unmögliches sehen (allein dass die Montage, in der das, was wir sehen, ständig durch Perspektivwechsel zerbrochen wird, trotzdem ohne Irritation unseres Ich-Gefühls mit seiner kontinuierlichen Ich-Perspektive funktioniert ist doch eigentlich höchst erstaunlich!). Wir sehen längst darüber hinweg. Plansequenzen machen es wieder augenfällig. Und mein Auge wird dabei mitgenommen auf Blickreisen, die es eigentlich (d.h. ohne die Illusionswelt des Films) so nicht geben kann. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist die umwerfende Auto-Plansequenz in "Children of Men", bei der sich die Kamera im Wageninneren um 360° dreht und eine sozusagen unmögliche Position einnimmt. Die Kombination mit der Action und den Stunts außerhalb des Autos macht diese Plansequenz dann endgültig zu einem Meisterwerk.

Ich finde nicht, dass Plansequenzen sich auf ein "guckt mal, wie toll ich das kann" reduzieren lassen. Gerade de Palma vebindet mit ihnen eine Absicht des Erzählens. In "Black Dahlia" zum Beispiel markiert die lange, schwebende Kamerafahrt über das Haus, hinter dem die zerstückelte Leiche gefunden wird, den Beginn der tieferen Filmhandlung und das Ende der oberflächlicheren Exposition: der Film wandelt sich an dieser Stelle vom buddy-movie zum film noir, das Dunkle bricht die Nettigkeit auf und ab diesem Punkt in der Erzählung ist Verunsicherung angesagt.

Der Anfang/Vorspann von "Forrest Gump" besteht (wenn ich mich recht erinnere) auch aus einer Plansequenz: die Kamera verfolgt mit scheinbarer Leichtigkeit eine weiße Feder, die vom Wind umhergetragen und -gewirbelt wird. Damit ist die Einstellung eine bildhafte Vorwegnahme der kommenden Geschichte und Metapher für die Hauptfigur: ein zutiefst Unschuldiger, der sich treiben lässt, indem er geringen Widerstand bietet/leistet.

Die Eröffnungsschießerei von Jonni Tos "Breaking News" fand ich auch hervorragend, weil die Kamera sich unablässig duch die Seitengassenszenerie bewegt.

Und dann fallen mir noch die Kameraläufe von Jost Vacano in "Das Boot" ein: keine wirkliche Plansequenz, aber ein Beispiel für kontinuierliches Drehen, wo man es sich sonst durch Montage einfach macht. Gerade hier leistet die Sequenz mehr Realismusillusion durch mehr Gefühl für den dargestellten extrem engen Raum eines U-Bootes.
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

ultrasmudge somersault

Berüchtigt ist auch eine Sequenz der Krankenhausschiesserei aus "Hard Boiled".
Darf man auch Videos mitposten?
Hard Boiled Hospital Scene

Reiben

Also mir persönlich sind Plansequenzen nie so wirklich aufgefallen. Erst bei "Rope" habe ich mich dann damit mal intensiver beschäftigt und seitdem habe ich natürlich den Blick dafür geschärft. Als ich seinerzeit Children of Men gesehen habe, ist mir da zum Beispiel nichts besonderes im Gedächtnis geblieben.

Wenn ich heute Plansequenzen sehe, dann kann ich mich aber durchaus dafür begeistern. Die logistische Koordination, die dahinter steckt, ist immer wieder faszinierend. Für mich das interessanteste an Plasequenzen sind -wie schon von diebel erwähnt - die meistaußergewöhnlichen Kamerabewegungen. Grade heutzutage fehlt mir das in vielen Filmen einfach. Da gibts immer nur die selben statischen langweiligen Aufnahmen und auch die berühmte Wackelkamera ist ja nun vollkommen ausgereizt.

An dieser Stelle sei außerdem noch auf "Der Zug" mit Burt Lancaster verwiesen. Dort gibt es auch einige wirklich schöne längere  Kamerafahrten in Kombination mit außergewöhnlichen Stunts (bspw. der Bombenangriff auf den Bahnhof). Hier wurden zwar doch deutliche Schnitte angesetzt, aber man merkt, dass das ganze doch auch in einem Rutsch gedreht wurde. Im Zusammenhang mit Plansequenzen ist der Film aber wohl eher als Fußnote zu sehen.
.mirrorS arE morE fuN thaN televisioN

SutterCain

27 Januar 2010, 16:47:09 #85 Letzte Bearbeitung: 27 Januar 2010, 20:04:34 von SutterCain
Ich liebe Plansequenzen. Es fällt mir nicht leicht, eine Rangliste aufzustellen. Erwähnt haben möchte ich allerdings Orson Welles' Touch of Evil. Wie in diesem Welles-Film wird eine Plansequenz gerne an den Anfang gestellt. Wahrscheinlich hängt es damit zusammen, dass eine deratige Aufnahme unmittelbarer wirkt als eine "normal" geschnittene Sequenz und den Zuschauer so zu Beginn stärker in die Handlung des Films einbezieht. Eine interessante Internetseite, die sich zuletzt mit Plansequenzen im Titelvorspann auseinandergesetzt hat, ist HIER zu finden.

EDIT:

Die Touch of Evil Szene gibt's natürlich auch als Onlinevideo:

Touch of Evil Opening Shot

Intergalactic Ape-Man

27 Januar 2010, 17:35:59 #86 Letzte Bearbeitung: 27 Januar 2010, 19:01:56 von Intergalactic Ape-Man
Nunja, Kino wurde in erster Linie nicht für Blinde geschaffen. Prächtige Bilder locken den Zuschauer deshalb aus der Reserve. Kann es nun besser sein, wenn einem die Kameraführung direkt auffällt, oder man unbedarft in den Fängen eines guten Films versinkt? Ich denke, ich bevorzuge eine Mischung aus beidem. Jede Darstellungsform kann/soll ja auch eine bestimmte Wirkung erzielen. Deshalb kommt es nicht einfach darauf an, welche Form gewählt wurde, sondern auch an welcher Stelle diese eingesetzt wird. Wirkt es dann besonders gelungen, kann man staunen, daß bspw. seit 6 Minuten kein Schnitt getätigt wurde. Das sollte aber auch bei jeder anderen Technik möglich sein. Es gibt z.B. tolle Kranaufnahmen oder manchmal erfüllt auch schon die durchdachte Anordnung von Personen und Gegenständen das Herz mit Freude. Da ich aber Hitchcock sehr schätze und Cocktail für eine Leiche einer meiner liebsten ist, ich außerdem auch mit De Palma sehr viel anfangen kann, liegt es nahe, daß mir Plansequenzen auch sehr gut gefallen können. Es ist ja schließlich auch eine ganz andere Leinwandwahrheit, als ein Schnittstaccato, wobei in beiden Fällen wohl für eine Funktionalität großer Aufwand betrieben werden muß.

Ulrik fC

Ich liebe die Szene aus Hard Boiled, ebenso beeindruckend war eine Akte X Folge die nur mit 3 oder 4 Schnitt auskam.
Children of Men ist in der Hinsicht aufjedenfall ein Meisterwerk, da es sonst kaum Plansequenzen in denen soviel passiert gibt.
Richtig gut auch die Autofahrt aus "War Of The Worlds" oder die erste Szene im Polizeirevier in "Nur 48h Stunden" inder Nick Nolte 5min hin und her irrt und Leute zulabbert.
In Strange Days gibt es auch noch so einige, sehr gelungende und gut eingesetzte Plansequenzen.
Aber wie schon zuvor erwähnt, es gibt die ja relativ oft. Manchmal gut, manchmal unbedeutend.

Discostu

Zitat von: SutterCain am 27 Januar 2010, 16:47:09
Eine interessante Internetseite, die sich zuletzt mit Plansequenzen im Titelvorspann auseinandergesetzt hat, ist HIER zu finden.

Sehr interessanter Link, danke dafür!  :respekt:

ratz


Als Langsame-Filme-Kucker muß ich natürlich Tarkowskij erwähnen, und zwar schon im frühen Rubljew die sehr langen philosophischen/theologischen Diskussionen. Später in Solaris und Stalker wurden die minimalen Kamerabewegungen zum Markenzeichen, und in Das Opfer sollen es bis zu 20 Minuten lange Takes werden, da bin ich aber noch nicht.

Von Trier, als Apologet, zitiert dann fleißig und in langen Einstellungen im Element of Crime. In Jarmuschs Stranger than Paradise, einem seiner m. E. besten Filme, gibt es einige sehr gelungene Takes.

Neulich sah ich dann Fassbinders Die bitteren Tränen der Petra von Kant und war schwer beeindruckt, hier gibt es auch unglaublich lange ungeschnittene Passagen, die dem sehr dramenhaften Stil des Films zugute kommen. Da merkt man dann auch, von welchem Kaliber die Schauspieler sind, wenn sie solche Zeitspannen überbrücken können.

Bei den genannten Beispielen kommt es dann natürlich weniger auf den Show-Effekt, sondern auf die Erzeugung einer meditativen (Tarkowskij) oder bedrückenden Stimmung oder einer bestimmten Zeiterfahrung an, in der auch den Schauspielern die Möglichkeit gegeben wird, ihr Spiel über mehr als nur eine Dialogzeile hin zu entfalten. Klar lass ich mich auch gern mal von de Palmas Kunststückchen beeindrucken, aber wenn dann wie in Children of Men soviel digital herumgemanscht wird, verfliegt für mich auch der (handwerkliche) Zauber, und heute läßt sich ja mit digitalen Mitteln alles mögliche erzeugen, wie pm. schon sagte.

cu, r.

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