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RoboCop (Remake)

Begonnen von Systemlord Anubis, 11 November 2005, 22:35:45

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Slasher-X

Kurzreview:
Als Fan des Originals, war ich zwar auch skeptisch über das Remake, aber habe ihn mir mal mit meiner Freundin gegönnt.
Die andere Herangehensweise, das moralische Dilemma, die ethischen Fragen sind in der heutigen Zeit gerade zu prädestiniert durch keinen anderen Film als Robocop aufgeworfen zu werden. Ich sehe den Film losgelöst vom Original und betrachte ihn eher als zeit-/sozialkritisches Geschehen wie einst bei Verhoeven. Natürlich ist der neue dabei eher Drama als Satire, aber das tut keinen Abbruch.
Schade, dass er an den Kinokassen so baden gegangen ist, denn das Thema hätte noch einiges hergegeben - aber unterm Strich hab ich mich auch geweigert dafür ins Kino zu gehen und bereue es doch. 6,5/10 mit Tendenz zur 7
 

Glod

Bin vom Remake ebenfalls sehr angetan. Die Macher haben das Kunststück vollbracht, das Original nahezu komplett zu vermeiden und ihm trotzdem eine respektvolle Referenz zu erweisen. Dadurch, dass sie das Pferd von der anderen Seite her aufzäumen, haben sie auch viel Raum für eine äußerst gelungene Neuinterpretation des Stoffes. Erfreulich ist, das sich der Streifen auch sehr viel Zeit für seine Geschichte und seine Figuren nimmt und die Action nur die zweite Geige spielt. Selbige ist dank der heutigen Technologie sehr sehenswert. Der neue Robocop ist ein erheblich härterer Fighter als die alte Variante, was natürlich auch an Kumpel Computer liegt, der hier tatkräftig aber auch nie übertrieben unter die Arme greift.
Sehr gute Darsteller runden das Ensemble ab. Der Hauptdarsteller muss sich nicht hinter Weller verstecken und in den Nebenrollen wurden auch wieder einige Schwergewichte gecastet. Schön, mal wieder den Herrn Keaton zu sehen. Wo war der so lange?

Tjo, was soll man noch sagen. Ja, der neue Robocop ist keine Satire. Nein, er ist nicht ultrabrutal und ja, es handelt sich um einen sehr gelungenen Film, den sich auch Fans des Originals beruhigt ansehen können, da er sich an selbigem in keinster Weise unangemessen vergreift.
"Er wird mir eine Kugel verpassen und dann Selbstmord begehen." -Nina Meyers-

"Wir passen schon auf, dass er keinen Selbstmord begeht." -Jack Bauer-

whitesport

Besser kann man es kaum formulieren, mit Dredd wirklich ein Remake mit absoluter Daseinsberechtigung, irgendwo zwischen 7 und 8. Hatte erst Bedenken wegen der Freigabe, aber fällt wirklich kaum ins Gewicht.

Eine der wenigen positiven Überraschungen dieses Jahr. Bin gespannt, was von dem Mann noch kommt.

Mr. Blonde

16 Juni 2014, 05:17:11 #363 Letzte Bearbeitung: 18 Juni 2014, 10:09:29 von Mr. Blonde
WALL OF TEXT  :icon_surprised:

Der Text ist spoilerverseucht, ich will aber nicht alles schwärzen.  :unknown:

Wie versprochen/angedroht nun meine Sicht auf das RoboCop-Remake. Entschuldigt, falls ich etwas hin- und herspringe, aber ich habe doch zu viele Gedanken, als das ich sie einen super ausformulierten Text packen kann.

Was gefiel mir?

Wie im Original vertraute man beim Regisseur auf einen "Außenstehenden", der seine eigene Sicht auf das gegenwärtige Amerika umsetzen darf. (Leider nicht beim Drehbuch...) Ich kenne José Padilhas andere Arbeiten nicht, kann also seine Handschrift nicht erkennen, würde aber behaupten, dass er seine Sache (im Rahmen des schwachen Drehbuchs) ordentlich gemacht hat. Ihn trifft keine Schuld, wohl aber die Produzenten, die RoboCop für ihn zum "schlimmsten Erlebnis" seines Lebens gemacht haben... Satirische Spitzen wurden glücklicherweise beibehalten, wenn auch zugunsten einer ernsteren Grundhaltung reduziert. Dennoch ist es herrlich, Sam Jacksons Karikatur des TV-Moderators Pat Novak (erinnert an einen Fernsehprediger) zu sehen, der zwar völlig Over-the-Top angelegt ist, in meinen Augen aber daher auch extrem positiv aus den sonstigen, eher flachen Figuren heraussticht. Wie er zu Beginn des Films noch versucht, die Wogen zu glätten, obwohl das Fernsehteam eindrucksvoll festgehalten hat, dass es eben die Anwesenheit der Drohnen, ED-209-Einheiten und der anderen Roboter ist, die die Aggressionen provozieren, ist schon zum Fremdschämen schön. In meinen Augen einer der cleveren Momente des Remakes, der, wie der gesamte Einstieg, zeigt, dass man menschlichen Willen nicht unterdrücken kann und damit ein perfekter Aufhänger für einen RoboCop-Film ist. So hätte es gerne weitergehen dürfen. Hin und wieder sehen wir noch Pat Novaks Fernsehsendung, mehr wird aber nicht geliefert.

Weiterhin finde ich diverse Ansätze sehr gut. Sei es nun die Illusion des freien Willens, die man Murphy/RoboCop vorgaukelt oder die beeindruckende Art und Weise, in der Murphy auf seinen "gesundheitlichen Zustand" aufmerksam gemacht wird. Das ist wirklich heftig und nett getrickst. Hier hatte ich das erste Mal Mitgefühl für Murphy und habe dessen totale Hilflosigkeit gespürt. Erinnerungen an "Johnny Got His Gun" wurden wach. Bitterer Nachgeschmack: das Drehbuch verbockt hier wieder etwas.  In dieser Sequenz wird Murphy eiskalt konfrontiert, dass er nichts mehr ist, als Kopf, Organe und einer Hand. In einer Szene später wird RoboCop in die Verbrecherkartei eingespeist, worauf dieser mit heftigen emotionalen und körperlichen "Zuckungen" reagiert. Hier ist Dr. Norton nervös, weil Murphys Herzhytmus und Biowerte ansteigen. War es also zunächst egal, ob Murphy verrückt spielen könnte und durchbrennt, wenn man ihn mit der brutalen Realität konfrontiert? Ja, ich bin kleinlich, aber das ist mir nunmal aufgefallen. Ein Widerspruch von vielen.

Leider erst im Finale, als RoboCop richtig leiden muss, war ich ganz bei ihm. Dann durften auch Jackie Earle Haley und Michael Keaton die Maske entgültig fallen lassen. Auf einmal schienen Momente durch, bei denen ich mit Murphy mitfieberte. Dazu war es einfach nur "badass", dass er sich vom Arm getrennt hat. (Eine Anspielung, die mir gefiel.) Erinnerungen an den ramponierten T-800 in T2 wurden wach. Dazu noch das "Dead or Alive, you're coming with me" in einer eher menschlichen, verzweifelten Art und Weise... Ganz gut. Schade, dass es da hoffnungslos zu spät war und das Finale auf dem Hochhaus doch zu sehr an das Ende von John Moores "Max Payne" erinnerte, was immer eine unschöne Sache ist.

Was gefiel mir nicht?

ALLES ANDERE, schrie er in die Welt hinaus.

Der Film lässt sich etwas mehr Zeit, bis Murphy den Unfall erleidet, in meinen Augen wird er in dieser Zeit aber nur zu 20 Prozent selbst in den Fokus gerückt. Das Remake verfolgt einen "Nolan-esken" Ansatz und versucht das Drama mehr in den Mittepunkt zu stellen. Nur leider setzt das alles erst dann ein, als das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Einen Bezug zu Murphy konnte ich nämlich zu Beginn nicht aufbauen, da er in meinen Augen zu oberflächlich dargestellt wurde und gar keine Kanten besitzt. (Sicher, das war in den 80ern auch generell nicht anders, aber wenn man es genau so macht, stelle ich mir die Frage nach der Sinnhaftigkeit eines Remakes.)  Es macht auch keinen Sinn, dass der Film gerade am Anfang so oberflächlich ist, während er später die großen Geschütze aufzufahren versucht. (Wie kann das Familienleben einer Menschmaschine aussehen? Wie beinflusst es Beziehungen? Okay, alles nur angeschnitten, aber immerhin...)

Ein ähnliches Problem habe ich mit dem Antagonisten, denn im Grunde genommen wird dieser, zugunsten des Plottwists, nicht vernünftig aufgebaut bzw. es gibt gar keinen. Vallon wird am Anfang viel zu knapp und oberflächlich eingeführt, und dermaßen lahm dargestellt, dass ich ihn zunächst für einen Handlanger, statt den Verbrecherboss gehalten hatte. Er ist anwesend, er sagt nebenbei: "Macht ihn platt" und das war es. Hatte man hier Angst, sich mit der intensiven Szene um Boddicker und seine Crew messen zu müssen? Vallon flüchtet aus seinem eigenen Film. Als RoboCop sich dann schlussendlich auf die Jagd nach Vallon macht, obwohl der eigentliche Badguy natürlich Keaton (Surprise, Motherfucker!) ist, funktioniert das bei mir einfach nicht. Es ist mir nämlich völlig egal, RoboCop dabei zuzuschauen, wie er ohnehin einen Strohmann jagt, einen Badguy ohne Charisma, ohne Ecken und Kanten. Es gibt keinen Grund, Vallon zu hassen, weil nicht genug Angriffsfläche da ist. Er kommt einfach viel zu kurz. Boddicker war schön schmierig, hatte Charme. Klar, eine Karikatur, aber einfach und effektiv. Daher konnte ich entsprechend mitfiebern, als RoboCop sich auf die Suche gemacht hat. Hier? Fehlanzeige! Boddicker und seine Jungs waren verdammte, sadistische Mistkerle, die Murphy haben leiden lassen, wie kaum ein Mensch zu vor in einem Film hat leiden müssen. Das schweißt mich immer wieder an den netten Murphy im Original. Die klinisch saubere Autobombe im Remake ist einfach eine andere Angelegenheit. Das ist auch mein einziger Kritikpunkt an der Gewaltschraube, welche zurückgedreht wurde. Zumindest war sie im Original immer dafür verantwortlich, zu schocken, sprachlos zu machen und man hat erst Recht einen Grund dafür bekommen, RoboCop anzufeuern, bei der Suche nach den Männern, die ihn zu einem "Brocken Fleisch" gemacht haben. Im Remake fehlt die Passion Robo.  :unknown:

Der eigentliche Bösewicht ist natürlich Keaton, aber der darf eben aufgrund des Drehbuchs erst zum Ende hin als dieser richtig in Erscheinung treten. Vorher wird dann nochmal ein Strohmann eingesetzt, nämlich die Chefin des Police Departements... und die beiden bösen Kollegen von Murphy... Haben wir nun genug Strohmänner? Was für eine tolle Verschwörung! Lange Rede, kurzer Sinn: da in dem Moment, wo Murphy loszieht, kein Antagonist entsprechend gezeichnet wurde, gab es für mich keinen Grund, mitzufiebern. So egal war mir schon lange nicht der Beweggrund einer Figur. Schade. Und natürlich kann man sagen: "Das ist eine Neuinterpretation, hier wird nicht so plakativ und mit offenen Karten gespielt." Da muss ich eben nochmals sagen: gerade das wurde eben nicht richtig ausgebaut, obwohl der Film zwei Stunden Zeit dafür hatte. Abgesehen davon ist sofort ersichtlich, wie der Hase läuft. Das unsinnige Verwirrspiel um die Hintermänner und den eigentlichen Buhmann ist für mich der größte Schnitzer im Drehbuch.

Generell bin ich vom Darstellerensemble eher enttäuscht, da sie in den meisten Szenen sehr unterkühlt, emotionslos und wie "unter Beruhigungsmitteln" agieren. Mir fehlen harte Akzente und erhobene Stimmen. Es gibt Szenen, in denen Figuren mal die Fassung verlieren, die täuschen aber nicht darüber hinweg, dass die Figuren gefühlte 90 Prozent "unterdrückt" leise sprechen. Ich kann es schwer beschreiben, vielleicht empfand das jemand ähnlich? Natürlich hat man mit Oldman und Keaton zwei absolute Bänke an Bord, die ihre Sache souverän leisten. Kinnaman bleibt mir dafür einfach zu blass. Wie angesprochen bekommt er als Murphy am Anfang nicht die richtige Behandlung, um ihn für mich interessant zu machen. Potential war da, denn in einigen Momenten war er für mich sympathisch.

Es gibt Momente, wo ich irgendwie auch bezweifle, dass der Sinn des Originals wirklich erfasst wurde. So zum Beispiel der Einsatz des RoboCop-Themas: im Original in heroisch-pathetischer Weise und dick aufgetragen (zieht sich auch durch den Starship Troopers Score) erst spät im Film eingesetzt, wird das Ding hier bereits direkt am Anfang ohne Kontext verheizt. Eine Anspielung um der Anspielung Willen. Schön, dass es da war, aber ohne Mehrwert für den Film? Filmmusik muss den visuellen Part unterstützen, ihn tragen. Hier sehen wir Stillstand und hören Bewegung. Meh.

Ein weiteres Beispiel für das merkwürdige Drehbuch ist die Szene, in der RoboCop das erste Mal der Öffentlichkeit präsentiert wird. Wir erinnern uns: Sellars erwähnte schon, dass die Menschen Angst haben vor den Maschinen, vor dem nicht-menschlichem und deswegen müsse man die Masse, die eben so skeptisch ist, überzeugen. Dies ist schließlich der ganze Grund für den Kram um RoboCop. Wie schafft das Drehbuch also dieses Dilemma aus dem Weg? RoboCop betritt die Bühne, lokalisiert unter den vielen Menschen einen Kriminellen, springt ohne Vorwarnung in die Masse und fängt an, mit Betäubungsmuniton (was die Besucher nicht wissen können) auf den Kriminellen zu ballern. Und das hat die Menschen also begeistert und nicht verschreckt? Are you fuckin' kidding me? Sogar ich war aus den Socken, wie pötzlich das kam. Danach erzählt uns der Film, ohne es uns zu zeigen (hier hätte man Social Networking, Internet und die Medien richtig einflechten können), dass die Menschen RoboCop lieben würden. Das soll der Zuschauer anhand der von mir geschilderten Szene glauben. Im Original wurde dies verdeutlicht, indem Robo tatsächlich unter Leute geht, Schulen aufsucht und ins Fernsehen spricht. Die Verbindung zwischen Robo und den Bürgern Detroits ist da und wird gezeigt. Hier sollen wir einfach davon ausgehen, dass ein emotionslos um sich ballernder und in die Menschenmenge springender Roboter sofort die kritischen Massen begeistern konnte... Sorry... Nennt mich kleinlich, aber das halte ich für schwach... und Schwäche ist was für das 80er Jahre Actionkino und deren Drehbücher, während der Nolan-Ansatz eigentlich anders aussehen sollte...

Was mir ebenfalls fehlt, ist der Respekt gegenüber der Vorlage. Leider ist dieses Remake eher einer der Vertreter, der zwar Referenzen einbaut, diese aber eher nutzt, um seichte Späßchen und Frechheiten zu bringen. Hier sei mal die Szene erwähnt, in der der alte RoboCop-Anzug vorgestellt wird (Combat Mode - "Kids love it"). Ein mutiger Schritt. Ich finde den neuen RoboCop-Anzug mit seiner Kunststoffoptik auch nicht gerade zeigemäßer, aber das ist Geschmackssache. Es ist nur gerade witzig, dass das alte RoboCop-Design als peinlich dargestellt wird, wo es doch gerade das Remake ist, das sich z. B. durch den unnötigen Einsatz von Rockmusik in eine der ersten CGI-getränkten Actionszenen bereits als "hip" und aktuell präsentiert, sicherlich in wenigen Jahren eben genau darum veraltet wirken kann. Auch hier frage ich mich wieder, was also das Remake rechtfertigt, wenn es doch im Grunde genommen bald wieder altbacken ist? Ansonsten gibt es hier und da bessere Anspielungen, aber vieles läuft dann so möchtegernclever forciert ab, wie: "I wouldn't buy that for a dollar!".

Und zu guter Letzt war der Film in meinen Augen irgendwie arm an Action. Die wenigen Actionszenen haben mich jetzt nicht umgehauen, waren allerdings auch nicht wirklich schlecht. Wenn man das Remake also schaut, weil man sich ein Actionfeuerwerk mit nie gesehenem Bombast erhofft, wird man fürcherlich enttäuscht werden. Immerhin ist der Film nicht der erwartete Effektoverkill, sondern hin und wieder angenehm zurückhaltend. Mag aber auch einfach ein Nebenprodukt der wenigen Actionszenen sein...

Änderungen um der Änderungen Willen:

Das Drehbuch macht aus Lewis, einer Frau, einen Schwarzen und aus dem ehemals schwarzen Polizeichef eine Frau. Ich mag solche Änderungen, wenn sie in einen Gag verpackt sind, es also einen Grund gibt, warum es darauf hinausläuft, wie z. B. bei "Skyfall", aber hier ist es eigentlich völlig egal. Dem Publikum, das das Original nicht kennt, dürfte es ziemlich am Popo vorbeigehen, und den Kennern des Originals stellt sich eigentlich nur die Frage, ob das wirklich notwendig war. Das ist in meinen Augen trotzdem kein wirklicher Kritikpunkt, aber eben unnsinnig. Halt Änderungen, um der Änderung Willen, ohne wirklichen Nutzen für das Drehbuch. Vielleicht soll die weibliche Polizeichefin auch den Verdacht von sich lenken, weil man eher bei einem Mann von kriminellen Machenschaften ausgehen würde? Keine Ahnung. Der Film sagt es mir nicht, darum kann ich nur solche bescheuerten Schlüsse ziehen. :D

Eigenständigkeit:

Hier wurde mehrfach die Eigenständigkeit des Films gelobt und dass er sich kaum am Original orientieren würde. Das sehe ich anders. In meinen Augen reicht es nicht, aus dem alten OCP-Badguy einen Omni-Badguy im mittleren Alter zu machen, oder aus dem schwarzen Polizeichef eine schwarze Polizeichefin. Natürlich geht der Film eigene Wege, formuliert z. B. Gedanken des Originals aus (Dick Jones hatte bereits Deals für verschiedene Militäreinsätze mit ED-209 in der Tasche), aber alles, was der Film macht, ist die Motive des Originals zu variieren, oder, wie andere erwähnt haben, von der anderen Seite anzugehen. Die meisten Figuren haben ihre Pendants im Remake bekommen. Wirklich eigenständig kann der Film gar nicht sein, weil es dann "Barbie in Schwanensee" wäre und nicht mehr "RoboCop". Ein Bisschen bezweifle ich auch, dass, wenn man den Film mit einer  komplett vom Original losgelösten Einstellung (die ich nicht hatte!) gesehen hat, man hinterher groß beurteilen kann, ob der Film wirklich eigenständig war. Denn dafür muss man Vergleiche ziehen und zwar am Besten frisch im Hinterkopf beim Gucken und nicht nach dem Film, der einen vielleicht positiv überrascht und damit eher positiv gestimmter macht.

Verschenktes Potential:

Ein Remake sollte im besten Falle eine Existenzberechtigung liefern. "RoboCop" nahm die damaligen Medien aufs Korn. Heute haben wir eine Welt der Überwachung, der NSA, der Social Networking-Plattformen, Smartphones und natürlich das Internet. Es hätte nicht geschadet, wenn man diese Dinge im Remake thematisiert hätte. Irgendwie fehlte mir das. Es gibt Ansätze, wie eben die Überwachung durch Drohnen und Kriegsführung mit High-Tech, aber in meinen Augen ist das zu wenig.


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Mir fällt noch so viel mehr ein. Es freut mich, dass andere eine bessere Zeit damit hatten, aber ich verstehe nicht, wieso. Das Drehbuch ist (freundlich gesagt) holprig, die Darsteller spielen unter ihren Möglichkeiten, das Original wird zu viel veralbert und aus den Möglichkeiten, die aktuelle Situation der Medien aufs Korn zu nehmen, wird überhaupt nichts gemacht. Der riesige Kritikpunkt ist einfach das Drehbuch und hier zeigt sich offensichtlich, dass es Joshua Zetumer an Erfahrung fehlt. Sein erster Versuch und gleich ein geliebter Klassiker? Wieder eine Schwachsinnsentscheidung Hollywoods! Eine Figur muss einen greifbaren und spannenden Grund für seine "Reise" bekommen, ein Antagonist muss gezeichnet werden und wenn dieser nur eine Strohpuppe ist, dann muss der erst recht gezeichnet werden, um den Zuschauer auf eine falsche Fährte zu locken. Hier hat sich das Drehbuch mit seinen Strohmännern übernommen.

Für mich am Ende nur ein weiteres Remake, das eine Daseinsberechtigung vorgaukelt, diese aber im Grunde nicht durch ihre oberflächliche Inszenierung behaupten kann. Der Film wird in wenigen Jahren von den meisten vergessen sein, während das Original weiterhin geliebt, verehrt und zitiert wird. Mark My Words.

Abschließende Bewertung: Meh/10


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MMeXX

Na toll, du hast es geschafft. Jetzt bin ich doch noch neugierig auf den Film geworden. So oder so ein dolles Posting. :respekt:

Mr. Blonde

Zitat von: MMeXX am 16 Juni 2014, 12:32:22
Na toll, du hast es geschafft. Jetzt bin ich doch noch neugierig auf den Film geworden. So oder so ein dolles Posting. :respekt:

Danke, habe mal einige Fehlerchen korrigiert. Bin mal auf Deine Sicht gespannt. Schade, dass ich Dich auf den Geschmack gebracht habe. :D


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Simon_David

Ich fand das Remake gut gemacht, wobei man merkt, dass es eine Adaption von 2014 ist.
Die Brutalität des Originals vermisse ich an jeder Ecke. Wieso RoboCop nun Familie hat und so sentimental wird ist mir auch ein Rätsel.
Außerdem ist der neue bei weitem nicht so gesellschaftskritisch (man erinnert sich nur an die Abholzung des Regenwaldes oder die Spiele mit Atomkraft im Original...)

Guter Film, der mir Spaß gemacht hat. Aber viel verschenktes Potential.

Retro

15 Oktober 2014, 03:24:26 #367 Letzte Bearbeitung: 15 Oktober 2014, 10:31:17 von trikerider
Ein "Remake" würde ich diesen Film nicht nennen. Eher ein Reboot.
Dass der neue Robocop moderner daherkommen würde war klar, und die Umsetzung ist meiner Meinung nach auch hervorragend gelungen.
Der Score klingt etwas modernisiert, aber wuchtig wie gewohnt, Robocop's Rüstung wirkt ebenfalls modern, aber absolut passend- das selbe gilt für sein Motorrad.
Aufgrund der Freigabe ab 12 Jahren war klar, dass es sich hierbei nicht um einen zynisch-brutalen Splatter-Actionfilm handeln wird, wie es das Original war.
Aber dass man es hier geschafft hat, die perfekte Balance aus Action, und, fast möchte ich sagen Drama, auf die Leinwand zu bringen, hätte ich nicht geglaubt.
Die erste Filmhälfte gönnt sich die Zeit, die Charaktere einzuführen, die ethischen und rechtlichen Fragen aufzugreifen, die bei der erschaffung eines Cyborgs aufkommen, und generell die Entstehung Robocops zu veranschaulichen- was völlig ohne überflüssige Füllszenen, und somit interessant umgesetzt wurde.
In der zweiten Hälfte regiert dann brachiale Action, wenn auch auf einem Jugendfreien Level- was mich aber nicht im geringsten störte.
Immerhin hat man es geschafft, den neuen Robocop ebenso wuchtig aussehen zu lassen wie das Original- nur das Splatter-Element fehlt hier völlig.
War das Original "nur" eine ätzende Anklage an Technisierung und die Medien, kommen hier noch aktuelle Themen wie Daten-überwachung, Amerika's Einsätze im Ausland, und Whistleblower hinzu.
Die Besetzung ist gelungen, Joel Kinnaman nimmt man den Robocop durchaus ab- auch Gary Oldman, Jackie Earle Haley, und Michael Keaton wurden gut ausgewählt.
Samuel L.Jackson als Moderator einer Fernsehsendung ist ebenfalls sehr passend, auch wenn sein Style hier etwas gewöhnungsbedürftig rüberkommt.
Nicht schlechter. Nicht besser. Anders.

9/10

Mr. Blonde

Zitat von: trikerider am 15 Oktober 2014, 03:24:26
und die kleine Rolle von Miguel Ferrer hat mich ebenfalls sehr gefreut, war er doch schon im Original zu sehen.

Welche Rolle? Der hat gar nicht mitgespielt. ;)


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Retro

Da habe ich wohl was an den Augen gehabt- dachte doch tatsächlich ich hätte ihn erkannt...  :00000109:

Mr. Blonde

Zitat von: trikerider am 15 Oktober 2014, 10:31:55
Da habe ich wohl was an den Augen gehabt- dachte doch tatsächlich ich hätte ihn erkannt...  :00000109:

In wem denn? Es hieß ja damals, er würde den Part von Vallon übernehmen. War dann ziemlich sauer, dass er es nicht war. :/


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Riddick

Ich bleibe übrigens bei meiner sehr positiven Meinung über das Remake/Reboot. Zuerst hatte ich ja die Befürchtung, dass mir das Remake im Kino nur gefallen hat, weil ich mit niedrigen Erwartungen reingegangen bin, aber auch bei der Zweitsichtung auf der BD konnte mich der Film vollkommen überzeugen. Eine sehr gute Story und gelungene Action. Und wie trikerider richtig sagte: Der Film ist ganz anders als das "Original", sodass man diese unmöglich miteinander vergleichen kann. Ich behaupte weiterhin, dass man dem Film kein Gefallen getan hat, ihn als Remake von "Robocop" zu verkaufen. Als eigenständiger Film wäre er mit Sicherheit viel besser weggekommen, ohne dieses Remake-Gebashe.
"Schnell rennt das kriminelle Element,wenn es Dieter Krause kennt." - Tom Gerhardt (Hausmeister Krause)

Mr. Blonde



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Grusler

Hier mal ein Experimentalfilm mit Arthur Roberts, würde sich (in verkürzter Form) genial als Intro zu einem neuen Robocop-Film eignen:
https://www.youtube.com/watch?v=rcNRM97jYSw

ROCK 'N' ROLL WIRD NIEMALS STERBEN, IHR SCHEISSER!
 -Rollie LeBay


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