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Greyhound (Schiffe vs. U-Boote im 2. Weltkrieg mit Tom Hanks)

Begonnen von StS, 5 März 2020, 20:59:32

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StS



Director: Aaron Schneider
Stars: Tom Hanks, Elisabeth Shue, Stephen Graham, ...

During World War II, a US Navy skipper must lead an Allied convoy being stalked by Nazi U-boat wolf packs.


Die üblichen CGI-Schlachten. Danke, ich verzichte.
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Wolfhard-Eitelwolf

Für den Streifen spricht sein unverbrauchtes, potenziell auch sehr spannendes Szenario. Eigentlich genau mein Interesse. Gegen ihn spricht aber in der Tat der CGI-Gau, der im Grunde fast jeden actionorientierten Film des aktuellen Jahrtausends von vorneherein versaut. Zum Heulen, wenn man bedenkt, was vor 30-40 Jahren noch per Hand oder Modell möglich war.

Private Joker

Ach, ich weiß nicht, da verklärt sich auch manches. Ich habe neulich noch mal Teile des 76er Midways - als Vorbereitung auf den Emmerich - gesehen, und das ist aus heutiger Sicht auch keine überzeugende Mixtur (Stock Footage, reichlich Szenen aus anderen Filmen, ein paar stillgelegte alte Flugzeugträger, vielleicht auch ein paar Modelle). Speziell die großen Panoramen über ganze historische Flottenverbände sind anders als mit CGI doch gar nicht vernünftig zu erzeugen.

Die Szene aus dem Trailer, in der sich sich U-Boot und Zerstörer auf kürzeste Distanz beharken wie weiland die Victory gegen die Bucentaure bei Trafalgar hat mich allerdings auch kräftig gestört.
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

vodkamartini

Ui, was für eine Gaudi. Das wird ein Kracher. Sieht furchtbar aus. Wie ein WW2 Computerspiel mit den üblichen Western-Klischees. Der Beschuss des U-Boots ist ein richtiger Schenkelklopfer, das identifiziert vermutich ein Grundschüler als anachronistisches Konsolengeballer. Könnte ein ähnlicher Spaß wie die beiden hohlen Abrissbirnen U-571 und Red Tails werden.
www.vodkasreviews.de

There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

Private Joker

Kommt coronabedingt nicht mehr in die Kinos, sondern wird weltweit von Apple TV+ übernommen

https://twitter.com/Variety/status/1262817960290385920

Für Deutschland sicher kein Riesenverlust, das wäre kein großer Erfolg an der Kasse geworden (wette ich). Ansonsten kein Trend, der jedem gefallen wird.
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

Private Joker

27 Juli 2020, 01:19:49 #5 Letzte Bearbeitung: 27 Juli 2020, 21:23:18 von Private Joker
Mittlerweile ist der auf Apple TV+ verfügbar - mit etwas längerem Anlauf auch auf Deutsch, mit Hanks neuer Standardstimme - Tennstedt, der das wirklich solide macht - und durchaus vernünftig übersetztem Marinejargon (denke ich mal).

Der Film - nun ja. Für das vielleicht mal geplante Kriegsepos sind die 81 Minuten Nettospielzeit schon etwas sagen wir mal ungewohnt. Was da über Bord geht, ist halt jedwede Art von Backstory - Hanks/Krause hat eine kurze Privatszene, danach erleben wir grob 79 Minuten Katz- und Maus-Spiel zwischen U-Booten und Zerstörern. Das entwickelt ohne Frage Spannung; und nüchtern betrachtet hat mir auch nichts gefehlt. Die ganzen Schlenker, die man sonst so unternimmt, um auf Laufzeit kommen, bestehen häufig nur aus Füllmaterial, langen Dialogen über Bedindlichkeiten und antichronologischen Mätzchen.

Auf der technischen Seite gibt es - auch wenn ein echter Zerstörer für die Nahaufnahmen zur Verfügung stand, was in einigen Szenen durchaus zur Atmosphäre beiträgt - natürlich erst mal CGI. Viel CGI. CGI ganz unterschiedlicher Qualität: Wenn der US-Zerstörer verzweifelt versucht, den deutschen Torpedos auszuweichen, entwickelt das schon eine beachtliche Dynamik, ebenso einige Sturmszenen und die Einstellungen der feuernden Geschütze. Aber dann gibt es auch wieder einige Totale, die nicht so toll bis bescheiden aussehen; die gemeldeten ~ 60 Mio Budget reichen halt heutzutage nicht mehr für einen kompletten Seekrieg, zumal das Meer für die Computertechniker wohl immer noch eine Herausforderung ist.

Ob das Ganze authentisch ist, müssen letztlich andere beurteilen, wobei der Autor der Vorlage (C.S.Forrester) schon eindeutig "vom Fach" ist und für eine gewisse Qualität bürgt. Dass die deutschen U-Boote sich so massiv auf Überwassergefechte eingelassen haben, erscheint mir zwar schon verwunderlich, andererseits habe ich irgendwo mal gelesen, dass tatsächlich erst die 2. Generation der deutschen Boote zum echten Unterwasserangriff in der Lage war.

Schauspielerisch ist das jetzt auch nichts Besonderes, Hanks spielt diese ungebrochenen Heldenfiguren ja mittlerweile in Schlaf herunter, obwohl seine Figur nicht viel davon abbekommt, während der Handlungszeit. Einen weiteren Oscar wird der wohl auch in einem Jahr fast ohne Kinopremieren nicht ergattern, fürchte ich.

Ich sehe den so insgesamt bei 6,5 / 10, was doch etwas mehr ist, als ich nach den Trailern erwartet hatte.
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

Hitfield

25 März 2022, 11:35:17 #6 Letzte Bearbeitung: 25 März 2022, 11:37:08 von Hitfield
Bei Apple TV+ gesichtet. Der Trailer sah nach CGI-Hölle und insgesamt wenig ansprechend aus.

Der Film ist ein sehr ungewöhnliches Kriegsfilm-"Epos" - schon alleine in Anbetracht der Nettolaufzeit von knapp über 80 (!) Minuten. Nebenhandlungen und Backstories gibt es, bis auf die beiden kurzen Rückblenden mit Tom Hanks zukünftiger Ehefrau, keine. Rund 75 bis 78 Minuten Spielzeit stehen Tom Hanks als Commander und die Seeschlachten im Mittelpunkt. Eine so geradlinige, minimalistische Erzählweise bin ich gar nicht mehr gewohnt. Und für eine Superstar-Produktion, die ursprünglich für das Kino gedreht wurde, ist das schon sehr speziell - auch im Hinblick auf das kleine Budget von 50 Mio. US$.

Erstaunlicherweise sieht das alles im Großen und Ganzen wirklich gut aus, die Trailer haben - zumindest mich - getäuscht. Dabei hat man im Prinzip nur bestimmte Einstellungen in echten Kulissen (wie z. B. auf alten Museums-Schiffen) gedreht, der Rest inklusive dem Meer, Wetter, den U-Booten, der Artillerie, Explosionen etc. stammt aus dem Rechner. Es sieht aber wie gesagt insgesamt wirklich gut aus und ist teils spannend wie ein U-Boot-Kriegsfilm. Langeweile und Leerlauf kommen bei den ca. 80 Minuten Nettolaufzeit quasi nicht auf.

Hanks spielt die Hauptrolle echt gut. Sämtliche andere Darsteller (außer Elisabeth Shue bei den Rückblenden) waren mir unbekannt und versuchen erst gar nicht, sich neben Hanks zu profilieren, aber alle passen. Dennoch ist das ein großer Unterschied zu z. B. "Crimson Tide", bei dem nicht nur Denzel Washington und Gene Hackman den Fokus auf sich zogen, sondern auch viele Nebenfiguren in der militärischen Befehlskette ihre großen Solo-Auftritte und -Momente hatten, wie George Dzundza, Viggo Mortensen, Matt Craven oder James Gandolfini.

Wie dem auch sei. Besser als ursprünglich gedacht und sehr unterhaltsam. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass der Film im Kino ohne die Corona-Pandemie sonderlich erfolgreich gelaufen wäre. Locker 6,5 / 10.
"All those moments will be lost in time, like tears in the rain."

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