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Three Billboards Outside Ebbing, Missouri (von Martin McDonagh)

Begonnen von Slasher-X, 3 Juni 2017, 12:08:30

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Slasher-X



Ein Mädchen wird ermordet, die Polizei ermittelt nicht zügig genug. Was also tut die Mutter? Sie stellt Werbeschilder auf, deren Sprüche die Polizei zum Handeln auffordern. Mit dieser Prämisse beginnt ,,Three Billboards Outside Ebbing, Missouri", der neue Film von Martin McDonagh, der zuletzt ,,7 Psychos" und ,,Brügge sehen...und sterben?" gedreht hat.

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Allein der Trailer hat mich wieder derbe zum Lachen gebracht. Ich hoffe nach Brügge und 7 Psychos auf Strike 3 von McDonagh.  :banana:


Mills

Oh ja, der hat auf jeden Fall was. McDormand und Rockwell sehe ich auch sehr gerne und Brügge fand ich ziemlich gut. Kann also kommen!
A: Welchen Bond-Film magst du am liebsten?
B: Den mit Daniel Crack, also genauer gesagt Casino Neural.


Meine Sammlung

DisposableMiffy

Weil Jane und John Mouthbreather damit überfordert sind, dass der Film ihnen nicht alles klitzeklein vorkaut, hat Martin McDonagh sich zu Sam Rockwells Figur geäußert.

ZitatRockwell's character, goes the argument gets way too much sympathy given his actions in the film. But McDonagh has responded to the criticism, arguing that the character isn't redeemed: "he starts off as a racist jerk. He's the same pretty much at the end, but, by the end, he's seen that he has to change. There is room for it, and he has, to a degree, seen the error of his ways, but in no way is he supposed to become some sort of redeemed hero of the piece". (Quelle)
letterboxd.com

Dumm geboren, nichts dazu gelernt und die Hälfte davon vergessen.

Hearing only what you wanna hear and knowing only what you've heard.

Moonshade

Mit nicht moralisch einwandfrei einer Seite zuzuordnenden Figuren hat das Publikum in Teilen immer Probleme.

Ich fand das sehr geschickt, dass Rockwell nicht einfach zum "bad guy" des Stücks gerät, sondern vom Trottel über den Impulstäter zum Sinnsucher mutiert, auch gerade in letzterem Fall wieder vieles falsch gemacht wird und er seinen Einsatz auf Kosten seiner eigenen körperlichen Unversehrtheit riskiert. Das wiederum kann man als unterbewusste Sühne verstehen.

Schön, dass der Thread ausgegraben wurde, die Suche hatte bei mir damals nix ergeben...brmbl...

Und für den Rest, der sich noch nicht hat verführen lassen: reingehen!
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Stefan M

Zitat von: Moonshade am 14 Februar 2018, 08:59:13
Und für den Rest, der sich noch nicht hat verführen lassen: reingehen!
Will ich ja, will ich ja. Aber sag das mal meiner Erkältung!  :icon_confused:
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

DisposableMiffy

Zitat von: Moonshade am 14 Februar 2018, 08:59:13
Mit nicht moralisch einwandfrei einer Seite zuzuordnenden Figuren hat das Publikum in Teilen immer Probleme.

Ich fand das sehr geschickt, dass Rockwell nicht einfach zum "bad guy" des Stücks gerät, sondern vom Trottel über den Impulstäter zum Sinnsucher mutiert, auch gerade in letzterem Fall wieder vieles falsch gemacht wird und er seinen Einsatz auf Kosten seiner eigenen körperlichen Unversehrtheit riskiert. Das wiederum kann man als unterbewusste Sühne verstehen.

Ich denke auch, dass der Verzicht auf die klassische "Gut gegen böse"-Schwarzweißmalerei die große Stärke des Films ist.

Für mich bisher der mit Abstand beste Film nicht nur diesen Jahres sondern auch der letzten Jahre.
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Stefan M

Endlich auch gesehen, schön in meinem alten Programmkino, in dem ich bestimmt schon zwei Jahre nicht mehr war, folglich auch mit einem Publikum gesegnet, das aufgeschlossen für den Film war.

Ich hatte eigentlich keine Bedenken, daß er mir mißfallen könnte, und so kam es dann auch. Alles über den Film ausgeschüttete Lob kann ich nur noch einmal bestätigen. Wieder eines der wunderbaren Drehbücher, bei denen man nicht weiß, worauf das hinausläuft. Der grausame Mord an der Tochter und die drei Billboards sind lediglich der Aufhänger für die äußerst vielschichtigen Charaktere, die so eckig und kantig geraten sind, daß die Sympathieverteilung da wirklich nicht immer leicht fällt. Die McDormand sollte natürlich allein aufgrund ihres Schicksals eigentlich unser Mitgefühl genießen, verhält sich aber so rabiat und trampelig, daß man jeden verstehen kann, der sich über sie beschwert. Da bekommt selbst der Schläger-Papa zwei, drei nette Dialogzeilen, die vermuten lassen, daß tief in ihm doch ein guter Kern steckt. Seine bratzige junge Freundin hat wiederum die größten Lacher abbekommen. Geht Sohnemann seinem Vater im einen Moment noch an die Kehle, so reißt sie mit einem Spruch das Ruder um - und das geschieht hier andauernd, nicht nur durch sie. Eben noch einen Kloß im Hals ob einer schockierenden Wendung, kippt das Geschehen eine Sekunde später ins Komödiantische um und es darf wieder gelacht werden.

Für mich also auch ein echtes Highlight. Ich denke, daß man da tatsächlich die 9/10 zücken kann.
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Butzemann

Nimmst mir die Worte ausm Mund Stefan. Sogar das mit dem Programmkino, obwohls bei mir zwecks Umzug eine Premiere hier in der Gegend war, aber trotzdem wieder festgestellt habe, dass man Programmkinos immer den Mainstreamketten vorziehen sollte.

Auch von mir eine starke 9/10.
Version 2.0 [ http://blog-plus.de ]

Heimkino [ http://www.bluray-disc.de/blulife/heimkino/butzemann ]


"Von all den Dingen die mir sind verloren gegangen, hab ich am meisten an meinen Verstand gehangen"

McClane

Ursprünglich hatte mich der Film jetzt nicht so wahnsinnig interessiert, da ich McDonaghs vorige Filme nur ganz nett fand, aber nach dem positiven Echo hab ich mich dann doch für einen Kinobesuch entschlossen. Und "Three Billboards..." hat mich echt umgehauen: Eine nuancierte Tragikkomödien, bei der wirklich alle Figuren in Grautönen gezeichnet sind, deren Motivationen man fast immer versteht - selbst der rassistische Dixon erscheint zwar als Arsch, aber auch als Produkt einer entsprechenden Erziehung durch seine grobschlächtige Mutter. Die Balance zwischen Tragik und Komik ist famos, während McDonagh ein faszierendes Bild von der Konflikteskalation in der Kleinstadt zeichnet, bei der jede Menge Betonköpfe aufeinandertreffen. Frances McDormands unkonventionell ruppige Protagonistin hat mich mit ihrer Art, bei der sie auf (fast) niemandes Gefühle Rücksicht nimmt, an Isabelle Huppert in "Elle" erinnert, auch wenn der Verhoevenfilm noch etwas böser und konsequenter war - dafür hat McDormand hier eine Figur, der man mehr menschliche Wärme gönnt, die dadurch etwas dreidimensionaler wird. Wenn man meckern wollte, könnte man vielleicht die neue Freundin vom Ex-Mann als Schwäche aufzählen, die vielleicht etwas zu sehr comic relief ist, aber sie hat ja kaum etwas zu tun. Ebenfalls 9/10 von mir.

Um noch mal auf die Award-Diskussion zu kommen, die ja auch im "Shape of Water"-Thread anklang: Die Entscheidung zwischen McDormand und Hawkins fiele mir schwer, würde Hawkins aber minimal den Vorzug geben. Dafür ist der hier so begnadet geschrieben, dass der Drehbuch-Oscar beinahe Pflicht ist (hab aber "Lady Bird" und "The Big Sick" beide nicht gesehen).
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

"testosteronservile Actionfans mit einfachen Plotbedürfnissen, aber benzingeschwängerten Riesenklöten"
(Moonshade über yours truly)

Stefan M

Dem guten Mr. Vincent Vega hat der Film übrigens überhaupt nicht gefallen:

https://www.moviepilot.de/news/oscars-2018-warum-dieser-film-nicht-gewinnen-darf-1103471

Wie immer sehr schön geschrieben, aber wenn ich solche Kritiken lese, frage ich mich immer, ob mir beim Filmgucken mitunter doch das Gespür für die Zwischentöne fehlt, denn die Verharmlosung von Rassismus und Homophobie habe ich darin wahrlich nicht gesehen. Andererseits lese ich ja auch hier die positiven Beiträge, die auf die Problematik nicht eingehen wie der Kritiker, jedenfalls nicht in einem solchen Maße, daß man völlig vor den Kopf gestoßen ist, und dann frage ich mich wiederum, ob er da einfach nur deutlich sensibler ist als die meisten anderen. :unknown:
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Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Moonshade

Ich kann zumindest seinen Standpunkt dieser Kritik nachvollziehen (anders als in manch anderer älterer Kritik) und zum Teil stimme ich ihr sogar zu.
Allerdings mute ich dem Film aber auch keine gesellschaftspolitische Bedeutung zu oder ein zu erreichendes Ziel oder eine am Ende erlangte Erkenntnis; stattdessen sehe ich den Film mehr auf dem Unterhaltungssektor mit zahlreichen satirischen oder bis zum Erbrechen überhöhten Spitzen, die ihm fast jeden Realitätsbezug nehmen.

Aber "In Bruges" war auch kein Politkino, sondern einfach eine schwarze Komödie und so sehe ich auch diesen Film McDonaghs, der bemüht ist, seinen absurden Figuren mehr als eine Persönlichkeitsfärbung zuzuweisen.
Dass am Ende Sympathiefigur und Ekelpaket praktisch nach und nach die Rollen tauschen, um sich dann praktisch wallfahrtsähnlich auf eine Lynch-Tour (und ich meine nicht den Regisseur) zu machen, dessen Ziel sie nicht einmal genau kennen, erachte ich als beißend genug.

Das Skript trägt einfach langsam aber sicher alle Schichten ab, von der gequälten Mutter über die Frau, deren Angriff im Wesentlichen unfair ist (es ist ja modern, ein schnelles Ergebnis von Ermittlungen zu fordern) bis hin zu einer Anarchistin, die in der Wahl ihrer Mittel jedes Maß verliert.

Was ich erfolgreich fand, war, dass der Film keine Gewinner hat (auch wenn es eigentlich am Ende so erscheint, verlieren eigentlich alle), kein Erlösungszentrum - und genau das ist es, was sehr viele Kinogänger, von denen ich gehört habe, an ihm bemängeln.
In der Masse zählt dann doch das alte Gut-schlägt-Böse-Schema am meisten.

Zu MVVs Kritik kann ich nur sagen: kann man sehr wohl so sehen, der hier anklingende Wunsch nach Inhalten/Aussagen betrifft leider einen anderen Film, der noch nicht zur Verfügung steht...
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McClane

Die Kommentare unter dem Artikel sprechen ja auch einige gute Gegenargumente an (eventuelle Spoiler zum Film sind enthalten):

- Dass der Agenturchef ja nicht angegriffen wird, weil er homosexuell ist, sondern weil er sich weigert die Billboards abzunehmen
- Dass sich Dixon ja nicht vom Bad Cop zum Best Cop verwandelt.
Spoiler: zeige
Er hat ja in erster Linie Glück mit dem Überhören des Gesprächs, was man als forciertes Drehbuchmanöver abkanzeln kann, aber sonderlich listig geht er bei der DNA-Beschaffnung nicht vor. Noch dazu bleibt er ja suspendiert ist, ist also strenggenommen kein Cop mehr, denn dazu gehört eben nicht nur Spürsinn, sondern auch eine Vorstellung vor Normen und Regeln.


Auch Moonshade möchte ich zustimmen, gerade was das Ende angeht:
Spoiler: zeige
Ich persönlich fand es eher nachdenklich stimmend, dass eine der wenigen Annäherungen der Figuren darüber zustande kommt, dass man nun gemeinsam ein Verbrechen begehen will, nämlich Lynchjustiz auf Basis wager Vermutungen - keine erhebende Perspektive, meines Erachtens.


Auch die Krankenhausszene fand ich ziemlich gut:
Spoiler: zeige
Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, ob er nun Rache nimmt (angesichts eines Films, in dem immer jede Figur gegen jede gerade Unterlegenen austeilt, verständlich), sodass die geste der Vergebung (eine der wenigen in dem Film) durchaus herausragt. Zumal ich mich frage, ob die Figur wirklich schwul ist, das lässt McDonagh ja in der Schwebe. Gerade die Blicke, die er seiner Sekretärin zuwirft, deuten ja auf einen schüchternen Hetero hin, der eben nicht den klassischen Vorstellungen eines "echten Mannes" entspricht.


Ich kann das, trotz diametral entgegengesetzter Einschätzung des Films, irgendwo verstehen, sehe aber in dieser Lesart gleich ein (bewusstes?) Missverstehen diverser Szenen des Films, die eben ganz anders auslege.
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Stefan M

Zitat von: Moonshade am 27 Februar 2018, 11:57:43
Ich kann zumindest seinen Standpunkt dieser Kritik nachvollziehen (anders als in manch anderer älterer Kritik) und zum Teil stimme ich ihr sogar zu.
Allerdings mute ich dem Film aber auch keine gesellschaftspolitische Bedeutung zu oder ein zu erreichendes Ziel oder eine am Ende erlangte Erkenntnis; stattdessen sehe ich den Film mehr auf dem Unterhaltungssektor mit zahlreichen satirischen oder bis zum Erbrechen überhöhten Spitzen, die ihm fast jeden Realitätsbezug nehmen.
Ja, wahrscheinlich ist genau das der Grund, weshalb ich mich daran nicht gestoßen habe. Ich finde, er bringt da einzelne Kritikpunkte auf den Tisch, die ich nachvollziehen kann
Spoiler: zeige
(die Abschiedsbriefe des Sheriffs, in denen der Film wirklich das Offensichtliche ausbuchstabiert, etwa daß im Innern des Hilfssheriffs ein guter Kerl schlummert - so, als könne sich das intelligente Publikum das nicht denken)
, aber es ist erstaunlich, daß er sie oftmals so deutlich stärker gewichtet als ich, daß bei mir fast immer ein völlig anderes Ergebnis/Gefühl am Ende dabei herausspringt. :icon_lol: Dadurch, daß es eben nicht nur Schwarz und Weiß gibt und die Figuren - egal ob vermeintliche Heldin oder vermeintlicher Schurke - allesamt so eckig sind, sticht für mich die wesentliche Kritik (Verharmlosung Rassismus/Homophobie) einfach nicht heraus. Da gehören weder dem einen noch dem anderen allein die Sympathien.
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

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DisposableMiffy

Zitat von: Moonshade am 27 Februar 2018, 11:57:43Was ich erfolgreich fand, war, dass der Film keine Gewinner hat (auch wenn es eigentlich am Ende so erscheint, verlieren eigentlich alle), kein Erlösungszentrum - und genau das ist es, was sehr viele Kinogänger, von denen ich gehört habe, an ihm bemängeln.
In der Masse zählt dann doch das alte Gut-schlägt-Böse-Schema am meisten.

Interessanterweise habe ich genau diese Reaktion im persönlichen Umfeld gar nicht angetroffen, nur online.

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Stefan M

Zitat von: DisposableMiffy am 27 Februar 2018, 13:07:34
Zitat von: Moonshade am 27 Februar 2018, 11:57:43Was ich erfolgreich fand, war, dass der Film keine Gewinner hat (auch wenn es eigentlich am Ende so erscheint, verlieren eigentlich alle), kein Erlösungszentrum - und genau das ist es, was sehr viele Kinogänger, von denen ich gehört habe, an ihm bemängeln.
In der Masse zählt dann doch das alte Gut-schlägt-Böse-Schema am meisten.

Interessanterweise habe ich genau diese Reaktion im persönlichen Umfeld gar nicht angetroffen, nur online.
Bei mir saßen im Publikum welche, die sich lautstark über
Spoiler: zeige
das offene Ende
wunderten. Einer meinte noch:
Spoiler: zeige
"Ich hätte aber gern noch gewußt, wer der Mörder ist."
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Moonshade

Das habe ich sogar mehrfach gehört, bzw. es nacherzählt bekommen. Haben offenbar viele ein Dürrenmatt-Trauma...  :icon_mrgreen:
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DisposableMiffy

Zitat von: Stefan M am 27 Februar 2018, 13:13:53Bei mir saßen im Publikum welche, die sich lautstark über
Spoiler: zeige
das offene Ende
wunderten. Einer meinte noch:
Spoiler: zeige
"Ich hätte aber gern noch gewußt, wer der Mörder ist."

Vielleicht hätte demjenigen einer stecken sollen, dass es darum gar nicht geht. *g*
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Mr. Blonde

19 Juni 2018, 16:59:13 #17 Letzte Bearbeitung: 19 Juni 2018, 17:43:28 von Mr. Blonde
Ausgezeichneter Film mit einem guten Händchen für Dramatik und humoristische Einlagen. Der beste Coen-Film der letzten Jahre noch dazu, nur eben von Martin McDonagh. McDormand hat den Oscar mehr als verdient, ihre Performance gehört für mich zu den besten Frauenfiguren der letzten 20 Jahre. Das Thema des Anti-Karmas ist dazu auch noch äußerst clever angelegt. Soundtrack, Dialoge, Humor und Darsteller sind durch die Bank weg oberklasse. Schade, dass der Film doch recht schnell vorbei ist. Hätte sich erzählerisch locker für eine Serie geeignet.

Die Kritik an Rassismus und Homophobie finde ich lächerlich. Es gibt nunmal diese Menschen in Amerika, dazu ist es leider auch trauriger Alltag. Dieser Film bildet diese Menschen humoristisch ab, ohne sie als die seelenlosen Monster darzustellen, die viele erwarten wollen. Ebensowenig bezieht der Film Stellung und verharmlost diese fehlgeleiteten Ansichten. "Three Billboards" bietet lediglich an, was der Zuschauer dann damit anstellt, ist allein sein Problem. In meinem Umfeld gibt es viele wunderbare Menschen, die dennoch schwere Vorurteile haben. Das ist schade, dennoch zeichnet die Realität wie auch der Film ganz klar nicht Schwarz und Weiß, sondern eben wie hier von anderen angemerkt, Grautöne. Wenn man diese Menschen per se ablehenen will, dann ist das verständlich. Dann muss man aber auch "GoodFellas" ablehnen, für die Kriminellen, die da teilweise auch als Menschen dargestellt werden. Für mich sind solche Kritiken ein schlechter Witz, die lediglich Klicks generieren sollen. Plakativ und dem Film nicht gerecht geworden.

Dazu hat der Film den Mut, den schlauesten Satz "Anger begets greater Anger" aus dem Mund der dümmsten Figur (die junge Freundin) kommen zu lassen. Genau darum geht es in dem Film, dass selbst einfache Menschen Erkenntnisse erlangen können, sich aus dem falschen Strudel aus Hass und Gewalt befreien können, wenn einfacher Wille dafür vorhanden ist.
Spoiler: zeige
Das erlöst am Ende nicht Rockwells Figur, aber es leitet auch ihn in eine besserere Richtung. Über die Intention der Fahrt am Ende kann man streiten. Ich denke nicht, dass sie ihren Plan umgesetzt haben, denn wenn der Film eins gezeigt hat, dann dass jede der Figuren die Möglichkeit zu Gewalt und Rache hatte, aber im entscheidenen Moment einfach darüber hinweg gesehen haben. Der Werbetyp, der nicht gegen Rockwell im Krankenhaus vorgeht. Rockwell, der sich im Auto nicht an McDormand vergreift, nachdem sie ihm gebeichtet hat, dass sie das Feuer gelegt hat. Auch McDormands Figur hat im Restaurant nicht nach Rache gesinnt, als sie erfuhr, dass ihr Mann die Billboards verbrannt hat.
Es ist ein Klischee, das Verzeihen göttlich ist, aber es ist im Prinzip die einfachste Möglichkeit, sich von negativen Emotionen direkt loszusagen und für alle Beteiligten eine friedliche Existenz zu sichern. Das, was davor gewesen ist, wird im Film ja auch als falsch dargestellt.


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