OFDb

Ghostland (aka "Incident in a Ghost Land" von Pascal Laugier)

Begonnen von StS, 18 Januar 2018, 08:52:15

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

StS



"The story follows a mother of two who inherits a home from her Aunt. On the first night in the new home, she is confronted with murderous intruders and fights for her daughter's lives. Sixteen years later when the daughters reunite at the house, and that is when things get strange..."

http://www.youtube.com/watch?v=L2BhkIQEO4c
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

PierrotLeFou

Auf den freue ich mich schon eine ganze Weile. "Martyrs" halte ich für einen den brillantesten Horrorfilme der letzten drei, vier Jahrzehnte... Der "Saint Ange" war ein angenehmer ruhiger Gruselfilm, beim "Tall Man" war ich mir nicht so ganz schlüssig, ob das nicht einfach bloß von der Struktur her eine Selbstkopie ohne die inhaltliche Relevanz des Vorgänger ist.

"Ghostland" lässt aber dem Trailer nach erkennen, dass diese Struktur scheinbar zum Leitmotiv in Laugiers Schaffen wird; könnte sogar ein recht selbstreflexiver Streifen werden... Dass die Farmer mitwirkt, verleiht dem Film in jedem Fall schon einmal ein besonderes Alleinstellungsmerkmal... Ich bin gespannt. :D
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

MMeXX

Zitat von: PierrotLeFou am  3 April 2018, 13:15:46
Zitat von: MMeXX am  3 April 2018, 12:15:34
Genau am 12.04. ist Kinostart. Das werden für Thriller-/Horror-Fans durchaus interessante Wochen jetzt:

Ghostland am 5.4.

Ghost Stories am 19.4.

Die beiden interessieren mich sehr, aber wenn ich nichts übersehen habe, läuft der Laugier in Hannover nirgends... :icon_neutral: Zumindest ist das DVD-/BluRay-Set vorbestellt...
Wie erwartet, läuft bei dir im CinemaxX. ;)

PierrotLeFou

Zitat von: MMeXX am  4 April 2018, 11:33:06
Zitat von: PierrotLeFou am  3 April 2018, 13:15:46
Zitat von: MMeXX am  3 April 2018, 12:15:34
Genau am 12.04. ist Kinostart. Das werden für Thriller-/Horror-Fans durchaus interessante Wochen jetzt:

Ghostland am 5.4.

Ghost Stories am 19.4.

Die beiden interessieren mich sehr, aber wenn ich nichts übersehen habe, läuft der Laugier in Hannover nirgends... :icon_neutral: Zumindest ist das DVD-/BluRay-Set vorbestellt...
Wie erwartet, läuft bei dir im CinemaxX. ;)

Hab ich die Nacht noch mit Freude registriert... :D (Wobei ich ja erwartet hätte, dass so ein französischer Horrorfilm mit Mylene Farmer eher ins Programmkino kommt...)
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

MMeXX

Oberflächlich betrachtet gibt es hier einen Einbruchs- und Folterfilm, nur echt mit armen Frauen und kranken Männern.

Doch Ghostland ist mehr als Oberfläche. Der gesamte FIlm badet in Symbolen. Er beginnt direkt mit einer Hommage an H. P. Lovecraft, was sich in konkreten Dingen auch weiter durch den Film ziehen wird. Da ich bisher genau nichts von Lovecraft gelesen habe, nur zwei (oder gar drei?) Verfilmungen kenne, sind mir da sicher noch diverse weitere Referenzen entgangen. Das ist aber nicht weiter schlimm. Denn ein sich öffender Spiegel (ein dunkler Schirm), welcher eine dahinter liegende (kleine) Welt freigibt, ist auch ohne Lovecraft-Vorwissen recht leicht als Blick hinter die Fassade zu verstehen. Und wie viele Fassaden (Häuser, Uniformen, Menschen etc.) es hier auf verschiedenen Ebenen (real existierend, psychisch, filmisch etc.) gibt, ist wahrhaft erfreulich und lässt die an sich simple Handlung zu einem anregenden Gedankenspiel über das Medium FIlm, über den wahren Horror (in Abgrenzung zum erdachten, phantastischen) werden. Hier liegt für mich der stärkste Punkt des Filmes.

Zugegeben, viele Versatzstücke wirken vertraut. Ja, Puppen sind aber mal dermaßen gruselig. Und die größte von allen erinnert mich mit ihren leuchtenden Augen beispielsweise an den leuchtenden Carrie-Jesus. Ebenso wirkt einer der bösen Buben wie ein entfernter Verwandter von Leatherface. Ich mag nicht beurteilen, ob Laugier als Strippenzieher (hui, was für eine Verbindung zu den Puppen - woho Verbindung!) diese Dinge ebenfalls (un)bewusst im Kopf hatte, aber das ist auch egal, schließlich geht es ja um die Wirkung, die der Film auf mich hatte. Und abgesehen von der Anspannung angesichts von diversen Jump Scares konnte mir der Streifen durchaus auch mal eine ordentliche Gänsehaut verpassen. Das ist Kino.

Für mich eine klare Empfehlung für alle, die nicht nur Oberflächliches sehen möchten, sondern auch sehr gerne hinter Masken schauen.

PierrotLeFou

11 April 2018, 03:43:08 #5 Letzte Bearbeitung: 11 April 2018, 03:46:12 von PierrotLeFou
War heute das Mittelstück im Kino-Marathon zwischen "Transit" und "Unsane" - und befand sich auch qualitativ genau dazwischen...

"Martyrs" war in meinen Augen einer der allerbesten Horrorfilme der letzten Jahr(zehnt)e, Laugiers Frühwerk "Saint Ange" ein unauffälliger, angenehm ruhiger Genrevertreter, den ich eher als Fingerübung ansehen würde - und "Tall Man" ein Film, den ich schon gut finde, der mich aber ein wenig hin und hergerissen zurückgelassen hat, da er dramaturgisch mit seinen immer neuen Enthüllungen den "Martyrs"-Erfolg ein bisschen ausbeutet, inhaltlich aber weniger ergiebiger auf mich wirkt, wohin "Martyrs" ja überdeutlich auf Bataille und sein Konzept der Transgression Bezug genommen hat.

"Incidents in a Ghost Lands" ist der Film, der recht entscheidend war für mein Fazit über Laugiers Stellung im modernen Horrorfilm. So gut wie "Martyrs" finde ich ihn nicht, ein kleines bisschen besser als "Tall Man" gefällt er mir aber durchaus (und nicht bloß wegen Mylene Farmer). Allerdings wird auch hier mit neuen Enthüllungen gespielt, wobei der Film immerhin sehr früh zu erkennen gibt, wo er hin will...

Die Lovecraft-Verweise würde ich nicht als allzu bedeutsam einstufen. Da sind die Märchenverweise und Frauen-/Püppchen-Stereotype (insbesondere aus dem klassischen US-Film) und vielleicht sogar der Rob Zombie-Gag etwas ergiebiger.
Ich müsste aber noch einmal in Lovecrafts "Supernatural Horror in Literature" reinlesen, was Lovecraft dort über die Angst zu sagen hatte und wie sich das zur Hauptfigur des Films, die gerne schreibt, verhält. Allerdings schließt Lovecraft in dieser (soweit ich mich erinnere netten, kurzweiligen, kenntnisreichen, aber ziemlich subjektiven, unwissenschaftlichen) Übersicht die rein physische Anst völlig aus und beschäftigt sich nur mit dem kosmischen, übernatürlichen Horror, der sich hier bei Laugier nicht wiederfindet.

Da wären zwei Schwestern, von denen die eine angeblich vor so ziemlich allem Angst habe, aber liebend gerne (womöglich übernatürliche) Horrorgeschichten schreibt. Die andere, leicht ältere Schwester ist hingegen etwas bodenständiger, glaubt aber, von der Mutter zugunsten der Schwester vernachlässigt zu werden.
Und es gibt zwei Männer in diesem Film (einer trägt gerne Frauenkleider, wird einmal als Hexe bezeichnet und fährt bezeichnenderweise einen Süßigkeiten-Verkaufswagen, der andere vergeht sich gerne an Püppchen und ist ausgesprochen unansehnlich), die nun die Familie im neuen Heim der toten Tante (voller Puppen und Trödel) heimsuchen.

Doch kann die Mutter die Täter scheinbar überwinden und Jahre später muss die zur erfolgreichen Horrorautorin avancierte jüngere Tochter (deren jüngster, erfolgreichster Roman eine Aufarbeitung des Erlebten darstellt) zurück zu Mutter und Schwester ins unheimliche Haus, wobei der Film ziemlich schräg und unglaubwürdig anmutet
Spoiler: zeige
, bis sich schließlich immer klarer abzeichnet, dass eigentlich klaum Zeit vergangen ist und sich die eine Schwester bloß in eine Fantasie geflüchtet hat, tatsächlich aber noch immer mit der Schwester von den Irren misshandelt wird.

Es geht also um die
Spoiler: zeige
Erschaffung und die Rezeption von Horror-Werken als Verarbeitung realer Ängste
, aber auch eine Art Emanzipation. Das ist nun nicht unbedingt überaus originell, aber schon etwas interessanter als der rote Faden in "Tall Man". Und dann ist da die wirklich tolle Kulisse (und eine insgesamt recht tollem, clever durchdachte Ausstattung), eine wirklich tolle Farmer und eine effektive Spannungsdramaturgie, die nochmals
Spoiler: zeige
 Ebenenwechsel
mit sich bringt und einen ziemlich beklemmenden Terrorfilm abgibt, bei dem die (mit Hintergedanken eingesetzte) sexualisierte Gewalt wirklich unangenehm zu ertragen ist, weshalb ich über die 16er Freigabe nur mit dem Kopf schütteln kann.
8/10
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Butzemann

Quasi als Freitag der 13. Horrorersatz zur späten Stunde hab ich mich vor die Tür gewagt und mal wieder in einem angenehm (fast) leeren Kinosaal den neuesten Strich von Laugier gesichtet und ganz so begeistert bin ich nicht.

Mein Vorredner hat eigentlich schon vieles aufgezählt, daher komme ich relativ schnell zur Kritk.

Mir waren die Bezüge zu Lovecraft zu plump und eindeutig (viel zu oft) gesetzt,
Spoiler: zeige
der Twist, war ok,
weil man auch nicht direkt wusste wohin der Film steuert, obwohl mir spätestens beim
Spoiler: zeige
Wiedersehen mit der Mutter (wie die sich verhält und man man, wie die die Tochter im Keller hält)
durchaus viele Fragezeichen auftauchten und
Spoiler: zeige
das Ganze wirkte einfach zu arg gestellt
. Jedoch muss man Laugier immerhin konstatieren, dass er cleverer agiert wie andere Genrevertreter und nach dem
Spoiler: zeige
Twist
, nimmt der Film gut Fahrt auf, wenn auch in recht genreüblichen Bahnen, was ich ein bisschen schade fand, inklusive dem Ende.

Ich empfand die Gewalt weniger explizit und schlimm;
Spoiler: zeige
klar sahen die Beiden schon gut zugerichtet aus und es gab hin und wieder Andeutungen was ihnen blüt (Stichwort Bunsenbrenner, oder "halte lieber still"), aber sie befanden sich nicht so lange in der Gewalt dieses komischen Duos und bis auf Schläge oder Streicheln wurde nichts anderes erwähnt. Natürlich ist das Missbrauch (pysisch wie psychisch leiden die Beiden sehr) und keine leichte Kost, das Alter der Schwester spielt dann auch noch eine Rolle, weil man gleich viel mehr mitleidet, aber dennoch, ich kann eine FSK 16 durchaus verstehen. Da gibts durchaus härtere Vertreter...


Achja, dieses Täterduo. Mir waren die zu oberflächlich und fast schon Karrikaturen auf die sonstigen Peiniger. Sollte das beabsichtigt sein, oder was war da die Intention. Ich mein, der eine wird als Hexe bezeichnet, aber augenscheinlich eine Art Transgender und der andere ist geistig behindert mit einem Faible/Aggressionsproblem gegenüber Puppen. Da fragte ich mich schon was das sollte...

Nach so langer Zeit warten auf eventuell wieder einen frischen Beitrag zum Genre (wie es damals Martyrs durchaus war), wurden meine Erwartungen nicht erfüllt und leider war ich sogar etwas enttäuscht.

Mir kam beim Schreiben ein Film in den Sinn, den ich letzens erst gesehen habe und der einige Parallelen mit Ghostland aufweist: The Devil's Candy.
Dem empfand, auch wenn er eine andere Herangehensweise besitzt, sogar einen Ticken besser.

Nichtsdestotrotz ist Ghostland natürlich kein schlechter Film, besser als der Durchschnitt, weil er auch etwas Tiefe besitzt, aber nicht das was ich mir erhoffte.

7/10

Version 2.0 [ http://blog-plus.de ]

Heimkino [ http://www.bluray-disc.de/blulife/heimkino/butzemann ]


"Von all den Dingen die mir sind verloren gegangen, hab ich am meisten an meinen Verstand gehangen"

PierrotLeFou

14 April 2018, 04:48:09 #7 Letzte Bearbeitung: 14 April 2018, 04:56:53 von PierrotLeFou
Zitat von: Butzemann am 14 April 2018, 03:15:30
Achja, dieses Täterduo. Mir waren die zu oberflächlich und fast schon Karrikaturen auf die sonstigen Peiniger. Sollte das beabsichtigt sein, oder was war da die Intention. Ich mein, der eine wird als Hexe bezeichnet, aber augenscheinlich eine Art Transgender und der andere ist geistig behindert mit einem Faible/Aggressionsproblem gegenüber Puppen. Da fragte ich mich schon was das sollte...

Ich denke, dass da dreierlei hineinspielt:

1.) Gender
Wie schon "Martyrs" - wo ausschließlich Frauen gefoltert worden sind - weist der Film eine Nähe zur Misogynie auf, die er aber zugleich zum Thema macht und Vorwürfen auch recht clever gegenübertreten kann.
Hier sind es zwei (bzw. drei) Frauen, die von Männern heimgesucht werden. Die weibliche Hauptfigur durchläuft einen Selbstfindungs- und (in jeder Hinsicht) einen Emanzipationsprozess. Die Mutter wird netterweise von Mylène Farmer gegeben, die es in ihrer Karriere immer wieder geschafft hat, ihren Körper sehr erotisch, manchmal freizügig den Blicken des Publikums darzubieten, ohne jedoch an Souveränität einzubüßen. Sie ist nie bloßes Sexobjekt gewesen, sondern war immer auch, wenn nicht gar in allererster Linie als selbstsicheres, eigensinniges Subjekt wahrzunehmen.
Das Äußere von Frauen wird im Film vielfach thematisiert: In Kleinigkeiten (wie dem Gespräch über die Narbe an der Stirn der Mutter, die aber noch immer hübsch sei) oder eben in diesem Strang des Ankleidens, Schminkens und Angleichens an die Puppen. (Darüber hinaus geht es auch darum, dass sich die Hauptfigur nicht über ihre offenbar kaum vorhandene Erfahrung mit Jungs definiert, sondern über ihr aktives, künstlerisches Schaffen; wobei sie anfangs von einem Mann (Lovecraft) beeinflusst wird.)
Und da passt es, dass man zwei Männer hat, die Weiblichkeit reaktionär an bestimmte Stereotype und Äußerlichkeiten binden: Der Transvestit simuliert ein Weiblichkeitsideal, der Puppen-Fetischist konsumiert ein Weiblichkeitsideal. An dieses werden die Frauenfiguren von ihnen zunehmend angeglichen.

2.) Märchen
Man hat die "Hexe", die den mit Süßigkeiten lockenden Candy truck fährt. (Assoziationen an Hänsel und Gretel sind möglich.) Und man hat den hässlichen, großen Unhold, der die schöne junge Frau raubt, gefangenhält und rüde mit ihr umspringt. (Hier fallen mir gerade aber auf Anhieb bloß Märchenfilme ein; in den Vorlagen sind es dann entweder böse Stiefmütter und keine Unholde oder aber die Entführten sind männlich.)
Das lässt den Film
Spoiler: zeige
auch auf seiner Realitätsebene ausgesprochen unwirklich
anmuten. Damit unterstreicht der Film nochmals den Verdacht, dass
Spoiler: zeige
Film und Beths Roman identisch
sind. (Was die Frage
Spoiler: zeige
"was geschah wirklich?"
aufwerfen würde.) Dieser Verdacht wird nie bestätigt, aber von den ersten Schreibmaschinenlettern zu Beginn ziehen sich so ein paar Indizien durch den Film. Deshalb stünde der Film so in der Nähe zum Märchen: Weil die
Spoiler: zeige
Hauptfigur ihre Erlebnisse mit Anleihen bei Märchenmotiven als Horrorstory verarbeitet
hat.
(Wenn man diese Lesart konsequent weiterdenkt, geht damit auch
Spoiler: zeige
eine Emanzipation Beths gegenüber ihrem großen Vorbild Lovecraft
einher.)

3. Terrorfilme
Terrorfilme haben - mal mit subversiveren, mal mit reaktionäreren Hintergedanken - immer wieder absonderliche Freaks zum Einsatz gebracht: Leatherface ist ein debiler Hüne/Koloss/Unhold, der sich schminkt. Der Ed-Gein-Verschnitt aus "Deranged" trägt einmal Frauenkleider. Im Terrorfilm - wobei "Deranged" ja nicht ganz in diese Sparte fällt - spielt Sexualität eine recht große Rolle: unansehnliche, kolossartige Täter und perverse (zB Frauenkleidung tragende) Täter ebenfalls.
Das wird hier zitiert, aber eben über diesen Gender-Aspekt auch reflektiert.


Du hast mMn völlig recht: Da werden filmische Vorbilder zugespitzt. Zugleich wird mit ihnen der Diskurs über Misogynie, den männlichen Blick usw. eröffnet. Und der geht einher mit einer Emanzipation der weiblichen Hauptfigur - die Opfer dieses männlichen Blicks pünktlich zur ersten Regelblutung wird -, die Realität zu verarbeiten lernt. (Und weil man womöglich (!) nicht
Spoiler: zeige
diesen Emanzipationsprozess selbst, sondern schon dessen Reflexion der Hauptfigur in ihrem quasi von Laugier verfilmten Roman
präsentiert bekommt, gibt es eben noch diese unwirkliche, künstlich-künstlerische Nähe zum Märchen.)


Das wäre meine Annäherungen an den Film, den ich nach der Erstsichtung für einen vergleichsweise gehaltvollen, ambitionierten, ergiebigen und inszenatorisch herausragenden Horror-/Terrorfilm halte.


Und ich denke, dass eine Zweitsichtung da ganz ergiebig sein wird.
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Butzemann

Das ist ja, angesichts deines Reviews in der OFDB was ich mir mal zu Gemüte geführt habe, geradezu heruntergebrochen ;)

Aber dennoch einleuchtender als meine kurze Stellungnahme direkt nach dem Film, weswegen ich grad relativ dankbar bin, dass du dir die Mühe gemacht hast, die Punkte nochmal zu erläutern.

Du führtest auch den Punkt der "Ebenen" an und wie sie zusammenspielen bzw.  zusammenhängen. Ein bisschen verworren finde ich das jetzt schon. Wir würdest du das unterteilen? Ab wann setzt Realität ein, findet Fantasie/Fiktion statt? Braucht man eine Einteilung?

Hmm, solangsam erhärtet sich der Verdacht, dass Laugier mir einen Streich gespielt hat. Aber vielleicht mag ich mich auch manchmal nur unterhalten lassen, als das ich Diskurse nach einem Horrorfilm führen will (nichts gegen deine Ausführungen), aber das führt jetzt in eine andere Richtung  :hideugly:
Version 2.0 [ http://blog-plus.de ]

Heimkino [ http://www.bluray-disc.de/blulife/heimkino/butzemann ]


"Von all den Dingen die mir sind verloren gegangen, hab ich am meisten an meinen Verstand gehangen"

PierrotLeFou

15 April 2018, 07:21:06 #9 Letzte Bearbeitung: 15 April 2018, 07:27:43 von PierrotLeFou
Ich denke, es gibt zwei Möglichkeiten, den Film anzuschauen... eine ist einfach, die andere dann etwas verworrener (weshalb ich mich auch so auf eine Zweitsichtung freue).


Die einfache Möglichkeit visualisiert bloß 2 Ebenen (
Spoiler: zeige
Realität
&
Spoiler: zeige
Fantasie
):

Überfall
Spoiler: zeige
(Real)
- 16 Jahre später
Spoiler: zeige
(Fantasie)
-
Spoiler: zeige
Erwachen in der Realität (Real)
-
Spoiler: zeige
 Fliehen in Fantasie nach dem gescheiterten Fluchtversuch: Party der Autorin samt Lovecraft-Auftritt (Fantasie)
-
Spoiler: zeige
Rückkehr in die Realität (Real)
[Und dann noch die
Spoiler: zeige
Erscheinung der Mutter beim Abtransport im Krankenwagen
]


Der Roman, von dem
Spoiler: zeige
 in der Fantasie
die Rede ist, bildet dann die dritte Ebene, über die man hier aber wenig erfährt. Man kann natürlich sagen, dass diese dritte Ebene inhaltsleer ist: denn ich kann
Spoiler: zeige
 träumen, dass ich einen Roman aus irgendwelchen Erlebnissen gefertigt habe, ohne dass dieser Roman in meinem Traum wirklich eine nachvollziehbare, klare Handlung besitzt
. Sagt man das nicht, ist zumindest folgendes denkbar:
1.) Es ist ein Roman des supernatural horrors, der die Ereignisse daher sehr frei verarbeitet - und von Lovecraft gelobt wird, eben weil es supernatural horror ist...
2.) Es ist ein Roman, der das Erlebte sehr bodenständig, natürlich verarbeitet. Lovecrafts Lob würde sie in ihrer Fantasie dann erhalten, obwohl es kein supernatural horror ist. (Das bewunderte Vorbild bewundert einen - in der eigenen Fantasie - also nicht, weil man seinen Ansichten folgt, sondern weil es die eigene, abweichende Ansicht wertschätzt.)


Die komplizierte Möglichkeit würde hingegen 1, 2 oder drei Ebenen - das wäre nicht mehr klar bestimmbar - visualisieren (
Spoiler: zeige
Literatur
oder
Spoiler: zeige
Realität & Literatur
oder
Spoiler: zeige
Realität & Fantasie & Literatur
)

1.)
Spoiler: zeige
Entweder wäre schon ab dem einleitenden Urteil über Lovecraft einfach alles (!) eine Verfilmung des Romans Beths: Dann würde alles, was ich unter der einfachen Möglichkeit erwähnt habe, noch einmal gelten können, ohne dass klar wäre, welchen Bezug es zur innerfilmischen Realitätsebene geben würde, die unter Umständen an gar keiner Stelle jemals sichtbar geworden wäre. Da schreibt also eine Schriftstellerin einen Roman über eine angehende Schriftstellerin, die realen Horror erlebt, sich in Fantasien flüchtet, um sich letztlich dem realen Horror doch entschlossen zu stellen.
[Das wäre kein sehr ergiebiger Ansatz, da er sich vom oben geschriebenen ja eigentlich gar nicht unterscheidet.]

2.) Da wir aber schon beim Lovecraft-Urteil Namen der Autorin kennen, könnte man den Film eben auch als Verfilmung eines autobiografischen Romans sehen. Das macht natürlich bereits wesentlich mehr Sinn:
Spoiler: zeige
Da schreibt dann also eine Schriftstellerin einen Roman (dessen Verfilmung man gerade sieht) darüber, wie sie selbst als angehende Schriftstellerin, die den realen Horror erlebte, sich in Fantasien flüchtete, um sich letztlich dem realen Horror doch entschlossen zu stellen.
Das ist recht ergiebig, weil man das Ganze nun als künstlerische Verarbeitung erlebter Ereignisse sehen kann. Nicht mehr bloß die Fluchten in die Fantasie, sondern einfach alles wäre bereits künstlerische Verarbeitung. All das, was man über die Puppen, die Täterfiguren, die Spiegel usw. als Regieeinfälle sagen könnte, wäre dann nicht mehr bloß (aber letztlich natürlich noch immer) Laugiers Erfindung, sondern in der innerfilmischen Realität auch Beths Erfindung, die eine uns nicht bekannte Realität künstlerisch verarbeitet.


3.) Der Film wird erst nach dem Überfall quasi zur Verfilmung der autobiografischen Romanversion des Erlebten. (
Spoiler: zeige
Realität & Literatur
) Wann kam eigentlich die Titeleinblendung? Ganz zu Anfang? Nach dem "Prolog"? Wäre wichtig... :exclaim:

4.1)
Spoiler: zeige
 Der Film wird noch später, zB erst nach der TV-Besprechung des Romans mit dem Anruf der Schwester quasi zur Verfilmung des Romans. (Realität & Literatur.) Das würde dann dazu führen, dass der Beginn des Fantasie-Teils etwas später beginnen würde, da der erste Auftritt als Schriftstellerin noch ganz real sein könnte.

4.2)
Spoiler: zeige
Oder es werden noch Realität und Fantasie bebildert (also zumindest noch der Anruf der Schwester), ehe dann erst eine Visualisierung des Romans einsetzt (wobei man dann wieder keinen realen Auftritt der erwachsenen Schriftstellerin sehen würde). (Realität & Fantasie & Literatur)


Da kommt man aber um eine Zweitsichtung, bei der man nochmals von Anfang an genau auf jedes Detail achtet, nicht herum.
Was würde diese Lesart(en) bringen? Auf den ersten Blick wenig: etwa ein Spiel mit doppelten Böden, mit Uneindeutigkeit, eine verrätselte Suche nach Hinweisen auf eine Lösung...

Aber darüber hinaus doch auch etwas Handfestes: Es wäre kein supernatural horror-Roman und somit der Beweis dafür, dass aus der Lovecraft bewundernden angehenden Horrorschriftstellerin, die fürchtet, ihn bloß zu kopieren, eine Horrorschriftstellerin geworden ist, die ganz bewusst keinen supenatural horror schreibt und sich somit von Lovecrafts Einfluss emanzipiert. (Sich von einem Mann emanzipiert. Sich von einem Mann emanzipiert, der fast immer nur von Männern geschrieben hat und dem Frauen - gemäß böswilliger Interpretation - eher als fischig riechende, feuchte Tentakelmonster aus dem Wasser reingerutscht sind.)
Und das passt jetzt natürlich perfekt zu dem Emanzipationsthema des Films, das ich in meinem obigen Eintrag angesprochen habe. Wobei eben klar wäre, dass Beth ihre Emanzipation als Schriftstellerin auch selber reflektiert haben würde; dass sie auch ihre Realität verarbeitende Fantasie reflektiert haben würde. Von Fall 4.2 rückwärts bis Fall 2 würde Beth als Autorin eine uns zunehmend weniger bekannte Realität unter Gesichtspunkten verarbeiten, die ich unter "Gender" erwähnt hatte.

Und das finde ich schon bewundernswert, dass Laugier nicht einfach ein Spiel mit Unsicherheiten zelebriert. Wobei ich es durchaus genießen kann, auch bloß diese Unsicherheit zu genießen, die das beständige Erneuern begleitet:
Spoiler: zeige
Die Reflexion der Realität in der Fantasie, die Reflexion der Realität und der Realität reflektierenden Fantasie in der Literarisierung... Aber wichtiger als irgendwelche doppelte Böden ist mir die Möglichkeit klarer Aussagen - und die gehen hier nicht verloren, was ich sehr schätze.



Man könnte das übrigens noch komplizierter machen, wenn man den Unterschied zwischen Verfilmung und Romanvorlage ins Spiel bringt. (Natürlich gibt es hier keinerlei Romanvorlage, wenn der Film quasi als Verfilmung des fiktiven Romans Beth zu betrachten ist, besteht die Möglichkeit, solch eine zusätzliche Ebene auch noch ins Spiel zu bringen.) [Ich denke aber nicht, dass auch das noch irgendeinen Mehrwert mit sich bringen würde.]
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Eric

Also manchmal frage ich mich schon was mache hier versuchen immer zwanghaft in einen Film "hinein zu interpretieren". Die "Metaebene der Metaebene" ist da wohl noch milde ausgedrückt.  ;)

Aber, jeder wie es mag.

Ich persönlich habe hier einen Film gesehen, wie ich ihn, und ich habe WIRKLICH versucht mich an viele Filme, die ich gesehen habe zu erinnern, noch NIE gesehen habe.
Mir viel, auch nach längerem Überlegen kein vergleichbarer Film ein, der mich etwa zur Hälfte mit so einem "WHAT THE FUUUUUCK-Moment" überrascht hat, wie dieser. (eventuell noch THE SIXT SENSE, aber da kam es ja erst am Ende)

Es wurde hier in einigen Threads schon die Gewalt angesprochen, die den Protagonisten widerfahren ist. Und das diese zum Teil nicht so explizit dargestellt wurde.
Ich persönlich brauchte das in diesem Film gar nicht. Mir war ziemlich schnell klar welcher (physischen und psychischen) Gewalt sie ausgesetzt waren. Zeigen muss man mir so etwas dann wirklich nicht mehr.

Von mir daher eine klare 9.5/10, da mir aktuell kein Film einfällt, der mich in den letzten Jahren so dermassen überrascht hat wie dieser.
Liebe Ursula,
wünsch dir frohe Ostern, nen tollen Namenstag und nen guten Rutsch ins Jahr 1978!
Grüsse aus der Alzheimergruppe, deine Tante Günther!

Ich hasse Menschen, Tiere + Pflanzen. Steine sind ok.

PierrotLeFou

Zitat von: Eric am 15 August 2018, 00:16:46
Also manchmal frage ich mich schon was mache hier versuchen immer zwanghaft in einen Film "hinein zu interpretieren".
Naja, nicht in jeden Film... ;) Aber Laugier hat sich mit "Martyrs" ja durchaus als Regisseur mit intellektuellem Hintergrund präsentiert, der Batailles Transgressionsphilosophie thematisiert, von daher frage ich mich während der Sichtung natürlich schon, wie der Film seine verschiedenen Ebenen (die ich ja nicht erfinde, sondern im Film vorfinde) in Beziehung zueinander setzt und weshalb dieser Terrorfilm gerade Lovecraft ins Spiel bringt und wieso Laugier zwei Schurken einbringt, die ja auf den ersten Blick Xenophobie-Vorwürfe auf sich ziehen dürften...

Wenn ich den jetzt bloß für seine offensichtlichsten Pointen (die man ja aus "Audition" oder "Brazil" im Grunde kennt) bzw. für den Überraschungseffekt und die Ungewöhnlichkeit schätzen würde, könnte ich den im Grunde auf eine Stufe mit kuriosen Trashfilmen wie "Spookies" stellen; bloß dass er besser inszeniert und xenophober wäre... einen wirklichen Mehrwert entdecke ich erst, wenn ich mich frage, was das Ganze eigentlich an Aussagen transportiert - wenn ich davon ausgehe, dass es nicht bloß um Überraschungen, Kuriositätenwert und Ungewöhnlichkeit geht... :D
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

PierrotLeFou

Leider ist das umfangreiche Making Of recht schwach ausgefallen: Franzosen wären ganz andere Regisseure als Amerikaner, alle loben sich gegenseitig, Fehlinformationen (Mylène Farmer habe noch nie in einem Spielfilm mitgewirkt) lässt man unkommentiert stehen, das Zustandekommen des Unfalls wird gar nicht thematisiert... Es werden im Grunde bloß nach und nach die Mitwirkenden abgeklappert und jeder bekommt seine Lobhudelei. Als Andenken für die Crew mag das ganz nett sein, für ein lehrreiches Making-Of ist das ziemlich wenig... :icon_neutral:
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

EvilErnie

Hab neulich das erste Mal Martyrs gesehen, man war der heftig  :icon_eek:

Somit war ich natürlich auch auf das neue Werk von PL gespannt. Aber so wirklich gruselig oder aufregend fand ich den jetzt nicht. Der hatte ein paar Schockmomente, das wars imo. The Tall Man werde ich demnächst noch schauen.
,,Der Director's Cut erweist sich nicht nur als die filmisch bessere Version, sondern auch als die einzig logische." (Blade Runner)

Behandel´ne Königin wie `ne Hure und `ne Hure wie `ne Königin, dann kann nichts schiefgehen! (Alien 3 SE)

Ich hab ne Sprengkapsel im Kopf! Du musst mich töten sonst sterb ich! (Ethan Hunt)

StS

Zitat von: EvilErnie am 18 August 2018, 11:38:45The Tall Man werde ich demnächst noch schauen.

Bei dem bitte-bitte keinen Horror-Film erwarten!

Sein Debürfilm "Saint Ange" mag ich übrigens ebenfalls.
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Inspektor Yuen

19 August 2018, 18:15:00 #15 Letzte Bearbeitung: 19 August 2018, 19:15:07 von Inspektor Yuen
Gestern gesichtet.

Hatte ich in der Mitte nicht kommen sehen, trotz seltsamer Umstände der Hauptdarstellerin.
So schnell konnte mein Hirn gestern Abend nicht schalten.
Der Film hat durchaus Ähnlichkeiten mit Martyrs, würde ihn allerdings wegen einiger Horrorklischees darunter einstufen.

Ist dennoch kein Vergleich zu den 08/15 Horrorfilmen ala ,,Wahrheit oder Pflicht", dafür ist Laugier einfach zu gut.

7/10

Wüsste nicht dass Tall Man ebenfalls von Laugier ist, kann der was?
"Wenn ich jetzt sterben würde, was würdest du machen?" -"Ich würd dich nicht sterben lassen!"

Private Joker

19 August 2018, 18:37:14 #16 Letzte Bearbeitung: 19 August 2018, 20:01:19 von Private Joker
Tall Man hat mir schon ziemlich gut gefallen, ist halt nicht unbedingt ein "klasssicher" Horrorfilm, wobei das sogar schon ein kleiner Spoiler ist. Das Ende gehört in jedem Fall mit zu den
Spoiler: zeige
bittersten
der letzten Jahre.

Ghostland fand ich ordentlich, wobei einen die Diskrepanz zwischen den flauen Kritiken in den USA und der ziemlich euphorischen Reaktionen hier schon verwundert. Den Midsession-Twist habe ich relativ fix geahnt, vor allem weil die Szenen
Spoiler: zeige
in der ersten Vision, in denen die Mutter die zwei Überfieslinge relativ fix plattmacht, einfach nicht "stimmen"
".  Der Rest ist dann eigentlich Terrorkino von der Stange, in Sachen Härte sicher an den Grenzen des Mainstreams, aber anders als Martyrs nie darüber.

Was mich mal interessieren würde - bin ich der einzige, der im Ende Anhaltspunkte dafür sieht, dass das
Spoiler: zeige
eine dritte Fluchtphantasie der jüngeren Schwester sein könnte ? - Indizien dafür wären für mich der erneute relativ simple Tod der zwei Fiesmotze, die geisterhaft auftauchende Mutter, und natürlich die Schlusszeile ("ich schreibe gerne Geschichten").


Eher aufgrund dieser ganz netten Spekulationen als für die wenig originelle Kernhandlung würde ich ebenfalls 7 / 10 auspacken.
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

PierrotLeFou

Zitat von: Private Joker am 19 August 2018, 18:37:14
Tall Man hat mir schon ziemlich gut gefallen, ist halt nicht unbedingt ein "klasssicher" Horrorfilm, wobei das sogar schon ein kleiner Spoiler ist. Das Ende gehört in jedem Fall mit zu den
Spoiler: zeige
bittersten
der letzten Jahre.

Ghostland fand ich ordentlich, wobei einem die Diskrepanz zwischen den flauen Kritiken in den USA und der ziemlich euphorischen Reaktionen hier schon verwundert. Den Midsession-Twist habe ich relativ fix geahnt, vor allem weil die Szenen
Spoiler: zeige
in der ersten Vision, in denen die Mutter die zwei Überfieslinge relativ fix plattmacht, einfach nicht "stimmen"
".  Der Rest ist dann eigentlich Terrorkino von der Stange, in Sachen Härte sicher an den Grenzen des Mainstreams, aber anders als Martyrs nie darüber.
Ein "Twist" ist es ja eigentlich bloß so halbwegs. Die Schwester erwähnt ja schon beim Einzug, dass ihre Schwester sich in Tagebucheinträgen
Spoiler: zeige
als erfolgreiche Autorin imaginiert, die interviewt werde
... Vorahnungen, die man im Publikum durchaus haben darf, würde ich daher nicht als Schwäche anlasten... :D


Zitat
Was mich mal interessieren würde - bin ich der einzige, der im Ende Anhaltspunkte dafür sieht, dass das
Spoiler: zeige
eine dritte Fluchtphantasie der jüngeren Schwester sein könnte ? - Indizien dafür wären für mich der erneute relativ simple Tod der zwei Fiesmotze, die geisterhaft auftauchende Mutter, und natürlich die Schlusszeile ("ich schreibe gerne Geschichten").


Eher aufgrund dieser ganz netten Spekulationen als für die wenig originelle Kernhandlung würde ich ebenfalls 7 / 10 auspacken.
Eine dritte Fantasie würde ich darin nicht sehen; die wäre ja gänzlich anders geartet (d.h.: sie schreibt bloß
Spoiler: zeige
gerne Geschichten, ist aber keine erfolgreiche, gereiftere Autorin)
und der
Spoiler: zeige
größere Polizeieinsatz im Haus der Tante
wurde ja auch zuvor angekündigt.
Aber ich würde eben davon ausgehen, dass der Film und ein dann "später" tatsächlich geschriebener, namensgleicher Roman identisch sind, weil ja schon in der innerfilmischen vermeintlichen Realitätsebene viele Märchenverweise und Absonderlichkeiten enthalten sind...
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

TinyPortal 2.0.0 © 2005-2020