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Designated Survivor

Begonnen von Wolfhard-Eitelwolf, 8 Dezember 2017, 19:59:24

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Wolfhard-Eitelwolf

Interessant, zu welchen Serien ist hier keine Threads gibt :D Bei Netflix tummelt sich mittlerweile in zweiter Staffel Jack Bau... äh Kiefer Sutherland als designierter Überlebener, der von einem Moment auf den anderen nach einem schweren terroristischen Anschlag aufs Capitol amtierender US-Präsident wird. Zwar trieft die Serie nur so vor Pathos, Kitsch und Bilderbuch-Patriotismus, zeigt einen - in Zeiten Trumps besonders skuril - aufgrund seiner Besonnenheit und Weisheit bis zum Äußersten verklärten US-Musterpräsidenten mit makellosen Bilderbuchstabmitarbeitern direkt vom College und nahezu unfehlbarer, stets moralisch vorbildlich handelnder Familie. Aber wir sind ja einiges gewohnt!
So vermag die an sich eher simple Verschwörungsgeschichte trotzdem schnell zu packen und lässt einen geschwind Episode für Episode abarbeiten. Füllepisoden gibt es nicht. Action wird punktuell zwar in ansehlicher Qualität geboten, so dominant wie in 24 ist sie aber nicht. Hier geht es er um die Suche nach dem nächsten Indiz auf die Hintermänner des Anschlags, regelmäßig durchsetzt mit internen Machtspielchen und Familienmumpitz wie in guten alten 24-Zeiten.

Insgesamt wunderbar stumpfe Unterhaltung für kalte Winterabende. Schade, dass man als Insidergag den Präsidenten nicht Jack Bauer genannt hat :P

Stefan M

Da meine Freundin auf diesen ganzen Weißes-Haus-Verschwörungs-Stoff abgeht wie Schmidts Katze, haben wir uns nun auch mit einigen Jahren Verspätung "Designated Survivor" angenommen - zumindest schon mal der ersten Staffel, durch die wir uns jetzt eine Woche lang (21 Folgen) geprügelt haben.

Im Vergleich zum ebenfalls gerade gesichteten "The Night Agent" gefällt mir die Serie bislang besser, denn sie bringt ihre Story um den sogenannten designierten Überlebenden sehr schnörkellos rüber: Der durch einen Anschlag auf die gesamte oberste Politikergarde der US of America wie die Jungfrau zum Kinde zum Präsidentenamt kommt und demzufolge mit der ihm entgegenkommenden Skepsis wegen seiner Unerfahrenheit ebenso zu kämpfen hat wie mit Verschwörern in den eigenen Reihen, die es offenkundig auch auf ihn abgesehen haben. Folglich sieht er sich auch mit der Frage konfrontiert, wem er überhaupt trauen kann, und muss sich die Mitwisser mit Bedacht auswählen.

Das ist angenehm unaufgeregt eher im Stil altmodischer 70er-Verschwörungs-Thriller aufbereitet mit nur wenigen Action-Set-Pieces, dafür umso mehr innerer Spannung. Selbst sich anbahnende kleine Techtelmechtel zwischen Kollegen werden nur am Rande abgehandelt. Natürlich kommt die Serie auch nicht ganz um Klischees herum, und so unbedarft, wie sich Kiefer Sutherland in seiner Rolle als Präsident mitunter gebärden muß, ist es mitunter doch arg unglaubwürdig, aber das läßt sich gut weggucken und kommt gänzlich ohne größere Ärgernisse aus. Die Hauptfiguren sind sympathisch und liefern auch mal ein paar humorvolle Sprüche, etwas farblos bleibt nur Natascha McElhone als Präsidentengattin, deren Rollenprofil nur selten über das der uneingeschränkten Vertrauensperson an der Seite ihres starken Mannes hinauskommt.
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Stefan M

30 Mai 2023, 10:43:16 #2 Letzte Bearbeitung: 30 Mai 2023, 10:50:48 von Stefan M
Mittlerweile haben wir auch die beiden verbliebenen Staffeln gesehen (Staffel 2 mit 22 Folgen, die erst mit Verspätung gedrehte Staffel 3 mit 10 Folgen). Leider hat sich das Niveau nicht gehalten.

Staffel 2 verkam teilweise zu einer "Präsident muß in jeder Folge einen neuen Konflikt lösen"-Parade (ähnlich der Monster-of-the-Week-Episoden anderer Serien), während durch Mitwirkung der Agentin Hannah im Hintergrund ein neuer folgenübergreifender Thriller-Plot weiterlief. Auch das von mir so gelobte Schnörkellose geht verloren, wenn plötzlich die Nebenfiguren doch krampfhaft ein Privatleben aufgedrängt bekommen (eine sterbenskranke Mutter, eine plötzlich vor der Tür stehende, aus einer Samenspende hervorgegangene Tochter). Das ist zwar darstellerisch durchweg großartig gespielt, aber wirkt mitunter so, als hätte man unbedingt Füllmaterial benötigt. Das fällt vor allem in Staffel 3 auf, die sich allerdings zum Ende hin deutlich steigert. Immerhin: Die späteren Staffeln halten zwei dicke Tiefschläge bereit, wobei es fast schon bemerkenswert ist,
Spoiler: zeige
 wie beiläufig eine der Hauptfiguren abserviert wird.


Nach Staffel 3 bleiben wie erwartet einige Handlungsstränge offen, aber für mich ist das Ende doch ein recht befriedigender Abschluß geworden, der auch den sonst so integren Präsidenten nicht unbeschadet zurückläßt - und es gibt einen knackigen Schlußsatz, der den Werdegang des wichtigsten Mannes der Welt sehr gut zusammenfaßt.

Insgesamt würde ich so sagen: 8/10 für Staffel 1, 6/10 für die letzten beiden.
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

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