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Hereditary (Horror mit Collette, Wolff und Byrne)

Begonnen von StS, 30 Januar 2018, 19:26:08

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McClane

Zitat von: Butzemann am 12 Februar 2019, 14:45:47
Zitat von: McClane am 12 Februar 2019, 11:33:03
Aber zurück zu "Hereditary": Ob es daran lag, dass Sascha Westphal der Ansicht war, dass man einen Text über das neue Horrorkino nicht ohne das Spoilern des Endes von "Hereditary" schreiben kann und ich es daher schon vor der Sichtung kannte, daran, dass ein Vorbild
Spoiler: zeige
("Rosemaries Baby")
exzessiv von Kritikern und Marketing erwähnt wurde oder daran, dass der Film sehr offensichtlich ist, weiß ich nicht. Aber das Ende war mir schon bald klar (nicht zuletzt wegen des epd-film-Textes) und hat daher keinen Wow-Effekt gehabt, aber Filme, die nur einmalig mögliche Überraschungen bauen, sind ja eh nur Taschenspielertricks.

Sry McClane, aber auch selbst schuld.  :LOL:

Ich lese schon lang nicht mehr Kritiken bevor ich in einen Film gehe, vor allem ins Kino. Das macht einfach soviel kaputt. Und auch witzig, wenn du das Ende schon kanntest bzw. dir ein Bild davon machen konntest, bevor du den Film siehst. Das kann ich nicht ganz nachvollziehen.

Zum einen: Es war ja keine "Hereditary"-Kritik, sondern ein Artikel über aktuelle Horrorkino. Und der Text steigt mit der Schilderung des "Hereditary"-Endes ein, ganz unvermittelt, da hat man keine Chance den Absatz zu überlesen, weil man erst nach der Beschreibung erfährt was man gerade geschildert bekommen hat.
Zum anderen: Ich lese auch gerne mal Kritikern vor dem Film, versuche Spoiler zu vermeiden so gut es geht. Aber wenn ein Film nur und zwar wirklich nur auf einen Wow-Überraschungseffekt ausgelegt ist, dann kann er nicht so gut sein - denn eine Zweitsichtung würde dann ja nur nerven. Ein Gegenbeispiel: "The Sixth Sense" hat mich im Kino damals überrascht (für den heutigen Zuschauer pfeifen die Spatzen den Twist ja schon von den Dächern), aber er bietet mehr als das und bei jeder weiteren Sichtung kann ich mich darauf konzentrieren wie Shyamalan das Ende andeutet bzw. verschleiert, wie er mit der Symbolik arbeitet.

Außerdem waren das nur Mutmaßungen zu meiner Rezeptionshaltung. Da ich schon wusste wie es endet, hat mich die Auflösung vielleicht auch nicht so enttäuscht wie manch anderen hier. Vielleicht wäre sie auch ein Wow-Effekt gewesen, wer weiß.

Und zum Vorbild-Vergleich: Den hat der Verleih beispielsweise ganz dick in einem Werbezitat aufs Cover der DVD geklatscht. Und nachvollziehen ist jetzt nicht besonders schwer, wenn man beide Filme gesehen hat.
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

"testosteronservile Actionfans mit einfachen Plotbedürfnissen, aber benzingeschwängerten Riesenklöten"
(Moonshade über yours truly)

Mr Creazil

Ich bin hier ganz bei McClane, aber das ist ja nichts Neues. Wie sehr "Hereditary" stellenweise in den siebten Horrorfilm-Himmel gelobt wird, obgleich er nun wirklich spärlich bis gar keinen Horror bietet (je nachdem, inwiefern man den Drama-Teil auslegen möchte), ist mir wahrhaft ein Rätsel. Und das Argument, dass hier keine James Wan'schen Jump Scares bedient werden, hat sich für mich schon lange bei "VVitch" erschöpft.
Wie von McClane angesprochen wurde: hier wurde auf Teufel komm raus versucht, den Film mit einer Bedeutungsebene aufzuladen, ihn mit der Brechstange eine Meta-Ebene zu verpassen, worunter der Horror-Aspekt des Films, der ja letztlich doch wieder nur standardmäßigen
Spoiler: zeige
Satanisten-Mumpitz, jedoch ohne ansatzweise auch nur die abgedroschensten Horror-Tricks in ihrer Wirkung zu erreichen,
bedient, massiv leidet. Abgesehen davon, dass, ich wiederhole mich, nichts bedrückender wirkt, als Toni Collette
Spoiler: zeige
nach dem Tod ihrer Tochter
. Insbesondere in diesem Kontext hat danach gar nichts mehr an den Film für mich funktioniert, im Gegenteil hat sich die Verschiebung des Fokus auf besagte
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Satanisten-Mär
für mich durchweg negativ auf die Handlung und den Versuch, desolate Familienverhältnisse darzustellen (was ich hingegen noch am gelungensten an ihm fand), ausgewirkt. Selbst Bob Clarks "Dead of Night" hat mir kürzlich, trotz seines mickrigen Budgets und seinen inhärenten B-Movie-Schwächen, wesentlich besser gefallen in seiner Dekonstruktion einer amerikanischen Vorstadtfamilie und der Erzeugung einer tristen, betrüblichen Atmosphäre.
Ich meine: es ist schön, dass der so wunderbar für euch alle funktioniert. Andererseits nervt es mich, dass der zum neuen Hoch des Horrorfilms erklärt wird, obwohl er nun wirklich weder bahnbrechend neues, noch auf eine bahnbrechend neue Art liefert, beziehungsweise sogar weniger wirkt als große Vorbilder wie "Rosemary's Baby". Bloß weil es nicht Jump Scare-Standardware liefert, macht das ihn nicht automatisch gruseliger oder verstörender.
"Nihilist und Christ: das reimt sich, das reimt sich nicht bloß ..."

"Die Zensur ist die jüngere von zwei schändlichen Schwestern, die ältere heißt Inquisition. "

"Who fights with a ladder - well, Jackie Chan does!"

https://letterboxd.com/mrcreazil/

PierrotLeFou

Zitat von: Mr Creazil am 12 Februar 2019, 18:16:07Andererseits nervt es mich, dass der zum neuen Hoch des Horrorfilms erklärt wird, obwohl er nun wirklich weder bahnbrechend neues, noch auf eine bahnbrechend neue Art liefert, beziehungsweise sogar weniger wirkt als große Vorbilder wie "Rosemary's Baby".

An "Rosemary's Baby" ist nun aber auch wirklich extrem schwer heranzukommen... ;)

Ich empfinde es jetzt aber gar nicht so, dass er hier zum neuen Hoch gehoben wird... Es gibt ein paar 9er-Wertungen, ich bin bei einer 8/10, dann kommen noch eine 7,5 und eine 6 und eine 5 hinzu. Die Höchstnote vergibt ja niemand.

Für mich ist das ein inszenatorisch stilsicherer und überzeugend gespielter Genrefilm, der in seinen Drama-Anteilen zu Beginn hervorragend funktioniert, gegen Ende kurzzeitig haarsträubend unheimlich wird, mit bekannten Versatzstücken mittendrin etwas unoriginell daherkommt aber dafür mit einem (zugegebenermaßen extrem simplen) Kniff dafür sorgt, 98% des Gesehenen als Traumaverarbeitung deuten zu können, sodass man endlos lange über den Film nachdenken kann, ohne etwas verifizieren zu können – um dann vermutlich viele Ansichten über familiäre Zwänge bestätigt zu sehen, die man entweder teilt oder eben auch nicht...

Das ist insgesamt schon weit über dem Durchschnitt des Genres und mMn einer der besten Horrorfilme des Jahres, aber als Markstein oder Meisterwerk des Genres würde ich ihn nun auch nicht betrachten.
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Vince

Zitat von: Stefan M am 12 Februar 2019, 13:25:30
Wahrscheinlich hat auch das wieder sehr viel mit subjektivem Empfinden zu tun. Ich meine, wenn der eine sagt, bei mir funktioniert das so nicht, der andere aber sagt, bei mir funktioniert das wunderbar, kann man irgendwie weder das eine noch das andere als allgemeingültig bezeichnen.

Genau das. Gerade bei Filmen wie "Hereditary" wird die Illusion objektiver Kriterien ziemlich schnell zum Rauch im Wind. Dass der Film zB. nur "spärlich bis gar keinen Horror" bieten soll, ist eine nicht verifizierbare Aussage, die ich damit kontern würde, dass er mir durch die enge Verbindung zwischen Tragödie und Unerklärlichem extremen Horror bereitet hat; so sehr, dass er mir trotz all meiner Filmerfahrung noch viele Nächte vor dem Einschlafen durch den Kopf ging - und das passiert inzwischen nur noch sehr selten.

Mr. Blonde

12 Februar 2019, 19:34:29 #34 Letzte Bearbeitung: 12 Februar 2019, 19:52:24 von Mr. Blonde
Wo ihr euch so schön aufgregt: Der Film ist toll, weil er nicht nur ein Horrorfilm ist, sondern deutlich mehr. Er ist ein Genrecocktail, der leichtfüßig eindeutige Konventionen umtanzt. Als reiner Horrorfilm mag er weniger funktionieren, aber als Drama mit Psychothrillerelementen und starkem Horrorcharakter ist er wunderbar. Mal davon abgesehen, dass ich kein bisschen nachvollziehbaren kann, wie man darauf kommt, dass der Film keine oder kaum Horrorelemente hätte. Nein, der Horror findet im Kopf statt, nicht immer muss er abgebildet werden. Ich finde es großartig, dass ein Film dem Zuschauer die Verantwortung übergibt. Für mich ist der Film Horror satt, denn geliebte Menschen auf traumatische Weise zu verlieren, ist für sich schon wahrer Horror. Ich weiß das, leider. Das ist mehr Horror, als 95 Prozent der Horrorfilme sonst rüberbringen können. Es ist auch Horror zu sehen, wie sich Menschen, die man liebte, immer weiter verändern, sich psychisch auflösen und man nichts dagegen tun kann. Ich selbst musste viele dieser Erfahrungen machen, oft im Leben. Darum hat mich der Film beeindruckt.

Wenn ich sehe, wie
Spoiler: zeige
einem jungen Mädchen der Kopf abfliegt in einem furchtbaren "Unfall", dann erwischt mich sowas in einem gut gemachten Film schon für einige Minuten hart. Sofern die Szene einen ordentlichen Aufbau hat, die Figur vorher entsprechend gezeichnet wurde. Dazu kommen die Konsequenzen für die Familie, die Auswirkungen und die Trauer.
Das ist Grauen und Horror, wie er in diesem Fall nicht stärker wirken kann. Wenn man in einem Film, in dem solche Szenen zu sehen sind, keinen oder nur kaum Horror finden kann, dann muss man schon sehr abgebrüht sein.


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Mr Creazil

12 Februar 2019, 21:31:54 #35 Letzte Bearbeitung: 12 Februar 2019, 22:38:56 von Mr Creazil
Zitat von: PierrotLeFou am 12 Februar 2019, 18:47:19
Zitat von: Mr Creazil am 12 Februar 2019, 18:16:07Andererseits nervt es mich, dass der zum neuen Hoch des Horrorfilms erklärt wird, obwohl er nun wirklich weder bahnbrechend neues, noch auf eine bahnbrechend neue Art liefert, beziehungsweise sogar weniger wirkt als große Vorbilder wie "Rosemary's Baby".

An "Rosemary's Baby" ist nun aber auch wirklich extrem schwer heranzukommen... ;)

Ich empfinde es jetzt aber gar nicht so, dass er hier zum neuen Hoch gehoben wird... Es gibt ein paar 9er-Wertungen, ich bin bei einer 8/10, dann kommen noch eine 7,5 und eine 6 und eine 5 hinzu. Die Höchstnote vergibt ja niemand.

Für mich ist das ein inszenatorisch stilsicherer und überzeugend gespielter Genrefilm, der in seinen Drama-Anteilen zu Beginn hervorragend funktioniert, gegen Ende kurzzeitig haarsträubend unheimlich wird, mit bekannten Versatzstücken mittendrin etwas unoriginell daherkommt aber dafür mit einem (zugegebenermaßen extrem simplen) Kniff dafür sorgt, 98% des Gesehenen als Traumaverarbeitung deuten zu können, sodass man endlos lange über den Film nachdenken kann, ohne etwas verifizieren zu können – um dann vermutlich viele Ansichten über familiäre Zwänge bestätigt zu sehen, die man entweder teilt oder eben auch nicht...

Das ist insgesamt schon weit über dem Durchschnitt des Genres und mMn einer der besten Horrorfilme des Jahres, aber als Markstein oder Meisterwerk des Genres würde ich ihn nun auch nicht betrachten.

Dagegen habe ich grundlegend nichts einzuwenden. Einzig, dass man ihn aufgrund mangelnder Konkurrenz zum besten Horrorfilms des Jahres kürt, ist ein nicht sonderlich überzeugendes Argument (das käme einem Witz gleich, in dem die hässlichste Prinzessin zur größten Schönheit (unter den Prinzessinen) des Landes erklärt wird, da sie die einzige Prinzessin im ganzen Land ist). Zumal ich der Meinung bin, aber das ist in der Tat sehr subjektiv, lasst euch davon nicht stören, dass er höchstens wegen ein paar Manierismen sich vom Durchschnitt unterscheidet, hingegen nicht über sie triumphiert.

Zitat von: Mr. Blonde am 12 Februar 2019, 19:34:29
Wo ihr euch so schön aufgregt: Der Film ist toll, weil er nicht nur ein Horrorfilm ist, sondern deutlich mehr. Er ist ein Genrecocktail, der leichtfüßig eindeutige Konventionen umtanzt. Als reiner Horrorfilm mag er weniger funktionieren, aber als Drama mit Psychothrillerelementen und starkem Horrorcharakter ist er wunderbar. Mal davon abgesehen, dass ich kein bisschen nachvollziehbaren kann, wie man darauf kommt, dass der Film keine oder kaum Horrorelemente hätte. Nein, der Horror findet im Kopf statt, nicht immer muss er abgebildet werden. Ich finde es großartig, dass ein Film dem Zuschauer die Verantwortung übergibt. Für mich ist der Film Horror satt, denn geliebte Menschen auf traumatische Weise zu verlieren, ist für sich schon wahrer Horror. Ich weiß das, leider. Das ist mehr Horror, als 95 Prozent der Horrorfilme sonst rüberbringen können. Es ist auch Horror zu sehen, wie sich Menschen, die man liebte, immer weiter verändern, sich psychisch auflösen und man nichts dagegen tun kann. Ich selbst musste viele dieser Erfahrungen machen, oft im Leben. Darum hat mich der Film beeindruckt.

Wenn ich sehe, wie
Spoiler: zeige
einem jungen Mädchen der Kopf abfliegt in einem furchtbaren "Unfall", dann erwischt mich sowas in einem gut gemachten Film schon für einige Minuten hart. Sofern die Szene einen ordentlichen Aufbau hat, die Figur vorher entsprechend gezeichnet wurde. Dazu kommen die Konsequenzen für die Familie, die Auswirkungen und die Trauer.
Das ist Grauen und Horror, wie er in diesem Fall nicht stärker wirken kann. Wenn man in einem Film, in dem solche Szenen zu sehen sind, keinen oder nur kaum Horror finden kann, dann muss man schon sehr abgebrüht sein.

Klar hat er Horror-Elemente, aber das haben "Insidious" und Konsorten ebenso. Das macht sie nicht automatisch zu gelungenen Genre-Vertretern, ebenso wenig wie "Hereditary", wenn man vorraussetzt, dass besagte Horror-Elemente gruseln, erschrecken oder verstören sollen. Nichts davon habe ich bei "Hereditary" empfunden (wie gesagt: wenn man den Drama-Teil bewusst nicht zu den Horror-Elementen zählt), im Gegenteil hat es mich in seiner Abgedroschenheit nur noch genervt und von dem Familien-Drama unschön abgelenkt. Und weil der Drama-Teil aus meiner Sicht unvereinbar war mit dem Horror-Teil, betrachte ich das nicht als gelungenen Genre-Mix. Damit umtanzt er keine Genre-Konventionen, er setzt sie höchstens anders in Szene, leichtfüssig erst recht nicht. Aber um das nochmal klarzustellen,
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da Du ja von dem in der Tat schrecklichen Unfall sprichst: wäre der Film dergestalt, dazu zähle ich den zutiefst niederschmetternden Zusammenbruch der Collette, weiter verlaufen, hätte ich weniger zu meckern gehabt
. Aber was danach folgte, war für mich ein zu starker Bruch und ging in eine Richtung, die für mich jeden Horror entbehrte.

Genug von mir. Für euch ist "Hereditary" der beste Horrorfilm des Jahres? Wunderbar! Für mich hat es leider nicht gereicht und ich suche verzweifelt nach diesem Exemplar für mich. So gesehen beneide ich euch beinahe, dass ihr ihn bereits gefunden habt.
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Mr. Blonde

Was soll man auch machen? Da brauchen wir uns auch gar nicht streiten. Was bei dem einen wirkt, geht bei dem anderen manchmal völlig ins Leere. Das hat doch jeder. Darum kann ich schon verstehen, dass man den Film für überbewertet empfindet, wenn er partout nicht funktioniert hat. Was soll man auch sonst sagen? Bei mir hat er voll eingeschlagen, wie nur noch ganz selten der Fall und ich kann für mich sagen: Ganz klar der Horrorfilm des letzten Jahres. Gruselig, interessant und mit wenigen, aber gut abgeschmeckten, nachhaltigen Schockmomenten. Dazu durchgehend eine üble Stimmung, die wirklich unheimlich war. Die Konkurrenz war da chancenlos, sogar ein müder Witz oder zu sehr auf ein einziges Gimmick aufgebaut. Aber "Hereditary" spaltet anscheinend heftig, sogar die, die ihn mochten. Siehe die Diskussionen, die über das Ende geführt werden. Die Frage ist doch am Ende sowieso: Was ist schon ein guter Film? Ist ein guter Horrorfilm nur einer, der alle gleichermaßen gruselt und schockiert? Geht auch wieder nicht.

Zitat von: Mr Creazil am 12 Februar 2019, 21:31:54
Genug von mir. Für euch ist "Hereditary" der beste Horrorfilm des Jahres? Wunderbar! Für mich hat es leider nicht gereicht und ich suche verzweifelt nach diesem Exemplar für mich. So gesehen beneide ich euch beinahe, dass ihr ihn bereits gefunden habt.

So geht es mir ja auch manchmal. Filme schlagen bei anderen ein, ich kratze mich nur am Kopf. Manchmal ist es nicht so sehr die eigene Kritik, sondern auch das Gefühl, das man genau das auch erleben wollte, was andere gesehen haben.


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Mr Creazil

Ich will mich auch gar nicht streiten, Gott bewahre. Ich wollte nur nochmal deutlich machen, warum der Film vielleicht nicht funktioniert, so individuell der Eindruck auch sein mag.
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Mr. Blonde

Zitat von: Mr Creazil am 13 Februar 2019, 03:46:53
Ich will mich auch gar nicht streiten, Gott bewahre. Ich wollte nur nochmal deutlich machen, warum der Film vielleicht nicht funktioniert, so individuell der Eindruck auch sein mag.

Wollte das gerade noch editieren. Ist nicht wie Streit rübergekommen, meinte eher, dass die Diskussion da kaum lohnt, weil man subjektives Empfinden nicht ändern kann. Andere Standpunkte sind natürlich wichtig.


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PierrotLeFou

Zitat von: Mr. Blonde am 13 Februar 2019, 03:38:54So geht es mir ja auch manchmal. Filme schlagen bei anderen ein, ich kratze mich nur am Kopf. Manchmal ist es nicht so sehr die eigene Kritik, sondern auch das Gefühl, das man genau das auch erleben wollte, was andere gesehen haben.
Hat sich eigentlich deine Haltung gegenüber Romeros "Dawn of the Dead" in den letzten 14 Jahren gewandelt oder siehst du da noch immer unverdienten Ruhm? :icon_mrgreen: (Würde mich wirklich interessieren; insofern nehme ich das jetzt mal als Aufhänger, ziemlich offtopic zu werden... ;))
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Mr. Blonde

13 Februar 2019, 04:13:51 #40 Letzte Bearbeitung: 13 Februar 2019, 04:21:26 von Mr. Blonde
Zitat von: PierrotLeFou am 13 Februar 2019, 04:05:59
Zitat von: Mr. Blonde am 13 Februar 2019, 03:38:54So geht es mir ja auch manchmal. Filme schlagen bei anderen ein, ich kratze mich nur am Kopf. Manchmal ist es nicht so sehr die eigene Kritik, sondern auch das Gefühl, das man genau das auch erleben wollte, was andere gesehen haben.
Hat sich eigentlich deine Haltung gegenüber Romeros "Dawn of the Dead" in den letzten 14 Jahren gewandelt oder siehst du da noch immer unverdienten Ruhm? :icon_mrgreen: (Würde mich wirklich interessieren; insofern nehme ich das jetzt mal als Aufhänger, ziemlich offtopic zu werden... ;))

Nur kurz: Hat sich total verändert und meine Kritik ist, aus heutiger Sicht betrachtet, unfassbar mies. Peinlich, dass du darauf überhaupt eingehst. Eigentlich müsste ich so manche Kritik löschen lassen, aber diese teilweise veralteten Ansichten passen ja auch ein wenig zum aktuellen Status der Plattform.  :icon_mrgreen: Heute dürfte ich den von mir hoch gelobten "Day of the Dead" als schwächer empfinden. Das gleiche hatte ich bei dem Joe Spinell "Maniac" auch. Erst als totalen Müll empfunden, heute ein unfassbar dreckiger Streifen, der auf mich eine starke Wirkung hat.


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PierrotLeFou

Zitat von: Mr. Blonde am 13 Februar 2019, 04:13:51
Zitat von: PierrotLeFou am 13 Februar 2019, 04:05:59
Zitat von: Mr. Blonde am 13 Februar 2019, 03:38:54So geht es mir ja auch manchmal. Filme schlagen bei anderen ein, ich kratze mich nur am Kopf. Manchmal ist es nicht so sehr die eigene Kritik, sondern auch das Gefühl, das man genau das auch erleben wollte, was andere gesehen haben.
Hat sich eigentlich deine Haltung gegenüber Romeros "Dawn of the Dead" in den letzten 14 Jahren gewandelt oder siehst du da noch immer unverdienten Ruhm? :icon_mrgreen: (Würde mich wirklich interessieren; insofern nehme ich das jetzt mal als Aufhänger, ziemlich offtopic zu werden... ;))

Nur kurz: Hat sich total verändert und meine Kritik ist, aus heutiger Sicht betrachtet, unfassbar mies. Peinlich, dass du darauf überhaupt eingehst. Eigentlich müsste ich so manche Kritik löschen lassen, aber diese teilweise veralteten Ansichten passen ja auch ein wenig zum aktuellen Status der Plattform.  :icon_mrgreen: Heute dürfte ich den von mir hoch gelobten "Day of the Dead" als schwächer empfinden. Das gleiche hatte ich bei dem Joe Spinell "Maniac" auch. Erst als totalen Müll empfunden, heute ein unfassbar dreckiger Streifen, der auf mich eine starke Wirkung hat.

Dann bin ich ja beruhigt! :icon_mrgreen:
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

EvilErnie

Hereditary ist genauso starker Tobak wie IT Follows, sogar noch besser. Bei beiden Filmen herrscht eine Atmo, die die Luft schneidet! Hinzu kommt eine psychisch unter die Haut gehende Musik sowie teilweise verstörende Bilder. Einfach ein unglaublich intensiver Horrortrip!
,,Der Director's Cut erweist sich nicht nur als die filmisch bessere Version, sondern auch als die einzig logische." (Blade Runner)

Behandel´ne Königin wie `ne Hure und `ne Hure wie `ne Königin, dann kann nichts schiefgehen! (Alien 3 SE)

Ich hab ne Sprengkapsel im Kopf! Du musst mich töten sonst sterb ich! (Ethan Hunt)

Mr Creazil

Zitat von: Mr. Blonde am 13 Februar 2019, 04:13:51
Zitat von: PierrotLeFou am 13 Februar 2019, 04:05:59
Zitat von: Mr. Blonde am 13 Februar 2019, 03:38:54So geht es mir ja auch manchmal. Filme schlagen bei anderen ein, ich kratze mich nur am Kopf. Manchmal ist es nicht so sehr die eigene Kritik, sondern auch das Gefühl, das man genau das auch erleben wollte, was andere gesehen haben.
Hat sich eigentlich deine Haltung gegenüber Romeros "Dawn of the Dead" in den letzten 14 Jahren gewandelt oder siehst du da noch immer unverdienten Ruhm? :icon_mrgreen: (Würde mich wirklich interessieren; insofern nehme ich das jetzt mal als Aufhänger, ziemlich offtopic zu werden... ;))

Nur kurz: Hat sich total verändert und meine Kritik ist, aus heutiger Sicht betrachtet, unfassbar mies. Peinlich, dass du darauf überhaupt eingehst. Eigentlich müsste ich so manche Kritik löschen lassen, aber diese teilweise veralteten Ansichten passen ja auch ein wenig zum aktuellen Status der Plattform.

Ich glaube, damit stehst Du ganz gewiss nicht alleine. Einige meiner älteren Kritiken (von den wenigen, die es gibt) müsste ich heute ebenfalls mindestens überarbeiten. ;)
"Nihilist und Christ: das reimt sich, das reimt sich nicht bloß ..."

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Butzemann

Zitat von: McClane am 12 Februar 2019, 15:30:37
Zum einen: Es war ja keine "Hereditary"-Kritik, sondern ein Artikel über aktuelle Horrorkino. Und der Text steigt mit der Schilderung des "Hereditary"-Endes ein, ganz unvermittelt, da hat man keine Chance den Absatz zu überlesen, weil man erst nach der Beschreibung erfährt was man gerade geschildert bekommen hat.

Erstmal sry, war vielleicht etwas harsch. Dachte es wäre direkt eine Kritik ;)

Zitat von: McClane am 12 Februar 2019, 15:30:37
Zum anderen: Ich lese auch gerne mal Kritikern vor dem Film, versuche Spoiler zu vermeiden so gut es geht. Aber wenn ein Film nur und zwar wirklich nur auf einen Wow-Überraschungseffekt ausgelegt ist, dann kann er nicht so gut sein - denn eine Zweitsichtung würde dann ja nur nerven. Ein Gegenbeispiel: "The Sixth Sense" hat mich im Kino damals überrascht (für den heutigen Zuschauer pfeifen die Spatzen den Twist ja schon von den Dächern), aber er bietet mehr als das und bei jeder weiteren Sichtung kann ich mich darauf konzentrieren wie Shyamalan das Ende andeutet bzw. verschleiert, wie er mit der Symbolik arbeitet.

Ja klar. Mach ich auch hin und wieder, also die Zweitsichtung. Aber wie schon gesagt, ich denke es ist nicht so gut im Voraus Kritiken zu lesen. Ich mach das eigentlich immer nach einen Film, weil mir dann auch Sachen auffallen, die mir bei der Sichtung entgangen sind bzw. worüber ich dann nochmal nachdenken kann.

Zitat von: McClane am 12 Februar 2019, 15:30:37
Außerdem waren das nur Mutmaßungen zu meiner Rezeptionshaltung. Da ich schon wusste wie es endet, hat mich die Auflösung vielleicht auch nicht so enttäuscht wie manch anderen hier. Vielleicht wäre sie auch ein Wow-Effekt gewesen, wer weiß.

Und zum Vorbild-Vergleich: Den hat der Verleih beispielsweise ganz dick in einem Werbezitat aufs Cover der DVD geklatscht. Und nachvollziehen ist jetzt nicht besonders schwer, wenn man beide Filme gesehen hat.

Das Ende war für mich weder ein WOW Effekt, noch besonders in Erinnerung geblieben. Ich fand es ziemlich konventionell. Ich hab es damals einfach so hingenommen. Für mich war auch viel wichtiger was alles davor passiert ist, insofern...

Parallelen zu
Spoiler: zeige
Rosemary's Baby
gibt es zwar, aber für mich sind es dennoch 2 sehr unterschiedliche Filme. Mir kam der besagte Film auch gar nicht in den Sinn, muss ich zugeben.
Spoiler: zeige
Rosemary's Baby
hat für mich eh nochmal eine Sonderstellung im Horrorgenre. Einfach wegen dem kammerspielartigen (und der zeitgeschuldeten) Inszenierung.


Version 2.0 [ http://blog-plus.de ]

Heimkino [ http://www.bluray-disc.de/blulife/heimkino/butzemann ]


"Von all den Dingen die mir sind verloren gegangen, hab ich am meisten an meinen Verstand gehangen"

McClane

Zitat von: Butzemann am 13 Februar 2019, 14:59:51
Das Ende war für mich weder ein WOW Effekt, noch besonders in Erinnerung geblieben. Ich fand es ziemlich konventionell. Ich hab es damals einfach so hingenommen. Für mich war auch viel wichtiger was alles davor passiert ist, insofern...

Das war jetzt auch nur eine Schilderung möglicher Extremreaktionen. Hätte auch sein können, dass ich es bei Nichtwissen als Konvention hingenommen hatte.
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

"testosteronservile Actionfans mit einfachen Plotbedürfnissen, aber benzingeschwängerten Riesenklöten"
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Wolfhard-Eitelwolf

Bahnbrechend neu ist er selbstredend nicht, ist das - diese Frage stellt sich unweigerlich - heute überhaupt noch möglich? Vermutlich nicht... Hereditary ist eine professionell inszenierte Atmosphäregranate mit faszinierenden Darstellern/Charakteren, die sich wohlwollend vom Einerlei abhebt. Defintiv ist ein ganz wesentliches Detail für den Erfolg des Filmes jenes, dass der Film schlicht dann erst zur vollsten Entfaltung kommt/kommen kann, wenn man selbst im Hinblick auf das zentrale tragische Ereignis einmal Ahnliches erlebt hat... 10/10 wollte ich auch nicht rausrücken, aber 9 schafft er bei mir - und das ist in diesem Genre von allergrößter Seltenheit.

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