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A Star is born (Remake mit Bradley Cooper & Lady Gaga)

Begonnen von StS, 6 Juni 2018, 20:03:27

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StS

6 Juni 2018, 20:03:27 Letzte Bearbeitung: 6 Juni 2018, 20:37:03 von StS


A Star is Born stars four-time Oscar nominee Bradley Cooper (American Sniper, American Hustle, Silver Linings Playbook) and multiple award-winning, Oscar-nominated music superstar Lady Gaga (as Stefani Germanotta), in her first leading role in a major motion picture. Cooper helms the drama, marking his directorial debut.

In this new take on the tragic love story, Cooper plays seasoned musician Jackson Maine, who discovers—and falls in love with—struggling artist Ally (Gaga). She has just about given up on her dream to make it big as a singer... until Jack coaxes her into the spotlight. But even as Ally's career takes off, the personal side of their relationship is breaking down, as Jack fights an ongoing battle with his own internal demons. The cast of A Star is Born also includes Andrew Silverstein (aka Andrew Dice Clay), with Dave Chappelle and Sam Elliott.


Trailer:
https://www.youtube.com/watch?v=nSbzyEJ8X9E

Schau ich mir irgendwann wohl mal gemütlich daheim an...
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")


PierrotLeFou

17 Oktober 2018, 04:20:12 #2 Letzte Bearbeitung: 17 Oktober 2018, 04:57:48 von PierrotLeFou
In den ersten Minuten habe ich mir gedacht, dass die Hauptdarstellerin die Goldene Barbra-Streisand-Gedächtnis-Nase verdient hätte (wobei sie dann aber jedesmal eine Bewegung gemacht hat und die Nase durchschnittlich groß wirkte). Tatsächlich wurde dann ihre Nasenlänge als eventueller Makel thematisiert. Liegt wohl an dem 70er-Jahre-Film mit Streisand und Kristofferson – den ich nie gesehen habe, über den ich aber nun gestolpert bin. (Dass das hier in der neuesten Version Lady Gaga war, habe ich erst beim Abspann registriert... ich glaube, ich habe nur ein, zwei Film-/Fernsehen-Auftritte von ihr gesehen. :andy:)
Der American Sniper mit seinem Holzfällerbart scheint ja ebenfalls so einen Kristofferson-Touch anzustreben und die Handlung wurde ebenfalls deutlicher vom Film- ins Musikgeschäft verlagert. Kenne ich wohl ausgerechnet die für dieses Werk einflussreichste Version des Stoffes nicht... :icon_neutral: (Wobei ja einige Szenen auch schon in der 50er-Jahre-Version vorkamen...)

Ausgehend von den 50er- und 30er-Jahre-Versionen, die ich kenne, stellte sich mir die Frage, was die Aktualisierung eigentlich will? Holzfällerbart, knautschige Lederjacke, Drag-Queen-Bar, Supermarkt-Parkplatz, grässliche TV-Sendungen und zwei der geschmacklosesten Dekolletés, die ich jemals sehen musste... Das macht ja eine kitschige Handlung nicht weniger kitschig. Ist dann halt Kitsch mit Dreck dran... Bei Cukor haben ja die formvollendeten, süßlichen, farbprächtigen Auftritte den Kitsch der Story enorm übersteigert; das war hocheffektiver Kitsch, dem man immer angemerkt hat, das da im Grunde eine böse Satire enthalten ist. Das war somit ein Mix, der angesichts des Thema (Traumfabrik und die Arbeitsbedingungen der Traumfabrikarbeiter) angemessen war... und eben formvollendet! :icon_cool:
Jetzt ist das alles bierernst, mit profanen Alltäglichkeiten angereichert, in den großen Glamour-Szenen eher hässlich als süßlich. Bleibt also die fade Geschichte vom reichen, älteren Mann, der sich die arme, junge Frau angelt... Wie der US-Präsident sagen würde: Grab them by the pussy!
Man hat wohl gemerkt, dass das in Zeiten des Weinstein-Skandals die denkbar ungünstigste Geschichte war und kurzerhand Bradley Cooper (zur Versöhnung eines progressiveren Publikums) offenherzig mit Drag-Queens flirten lassen und aus der jungen Frau eine oftmals doch recht selbstbewusste Person gemacht, die aufdringlichen Typen auch mal die Fresse poliert, um sich anschließend vom love interest die versehrte Faust verarzten zu lassen. (Von ihm muss sie auch ein bisschen aufgebaut und mit etwas mehr Selbstvertrauen versorgt werden, gleichzeitig geigt sie ihm auch mal die Meinung, ohne dabei übermäßig emotional aufzutreten. Und in der zweiten Hälfte und vor allem nach der Heirat ist es ja ohnehin durch die Handlungslogik vorgegeben, dass die Frau die überlegenere Position einnimmt: Bei Lord und Lady Gaga ist es aber zumindest ansatzweise so, dass die Frau schon vorher vergleichsweise selbstbewusst wirkt.) Zudem gibt es ja noch den Vater der Frau, dem ja Film und Tochter den Vorwurf machen, sich mit Stars zu umgeben, um an deren Größe teilzuhaben. Ja, der ist der leicht charakterschwache Typ und damit ist natürlich jeder Verdacht bereinigt, die weibliche Hauptfigur selbst könnte sich von Image, Ruhm und Vermögen der männlichen Hauptfigur verführt haben lassen... Ist halt Liebe auf den ersten Blick nach einer eher lauen Gesangsnummer.
Keine Ahnung, ob das den Film jetzt wirklich zeitgemäßer werden lässt. Dass die Selbstkritik am Star-Rummel heute noch so notwendig erscheinen soll wie vor fast 90 Jahren, lässt das Ganze angesichts der Verbeugungen vor früheren Versionen ziemlich verlogen aussehen. :unknown:

Und als kitschiges Liebesdrama? Funktioniert der Film mMn leider nicht sonderlich gut. Man hat eine Identifikationsfigur, die einem Typen ins Gesicht boxt und eine (farbige) Supermarkt-Kassiererin anschnautzt, weil sie ihre berühmte Eroberung etwas aufdränglich bedrängen? :00000109: Und die dann ein doofes Lied nach dem nächsten trällert und sowas wie "wahre Gefühle" blubbert und zunehmend im Luxus schwelgt... und das Drama liegt dann darin, dass der Partner seiner Drogensucht verfällt und man nicht mehr unbeschwert im Luxus leben kann? Was will einem der Film denn sagen? Es geht ja ganz offenbar nicht um die Drogensüchtigen, die auf der Straßen rumlungern... sondern um drogensüchtige Superreiche, deren Gesichter gigantomanisch vergrößert über den Straßen Plakate schmücken – und das Happy End wäre es eigentlich, wenn er keinen Alkohol mehr trinken würde und beide ohne jegliches soziales Engagement oder irgendwelche ernsthaften Ziele lebenslänglich gemeinsam musizieren und singen? :zwangsjacke:
Apropos Singen: Der fetzigste Song des Films stammt von Roy Orbison... Dafür war der unglaublich laute Song im Finale so schrill, dass ich ernsthaft befürchtet habe, die auch nicht ganz optimal eingestellte Anlage im Cinemaxx würde mir das Trommelfell zerfetzen. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich mir im Kino die Ohren zugehalten. :icon_confused:

Im Grunde ist es ein grotesk obszöner Film. Immerhin gibt Cooper aber einen faszinierend scheiternden, Schwächen zeigenden Mann; das war schon ganz beachtlich. (Und es gibt den tollsten Hund der Welt gegen Ende! (Soviel Fell!))
Klingt vielleicht wie ein Verriss, aber ein starker Hauptdarsteller, die sehr solide Kameraarbeit und ein paar charmante Gags werten das Ganze durchaus auf, zumal das handwerklich alles sauber und die Settings recht abwechslungsreich sind... Schwache 7/10 würde ich daher noch geben, aber weshalb der Streifen so über Gebühr gefeiert wird, weiß ich nicht. Dass US-amerikanische IMDb-UserInnen den aber scheinbar ein ganzes Stückchen besser bewerten (8,0 vs 7,5), wundert mich jetzt nicht...
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

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