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Sex Education (Asa Butterfield, Gillian Anderson / Netflix)

Begonnen von StS, 3 Januar 2019, 09:01:19

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Stefan M

Ich habe die zweite Staffel jetzt auch durch und bin von ihr ähnlich angetan wie von der ersten. Auffällig ist, daß Otis und Maeve, die ja in den ersten Folgen mehr oder weniger das gemeinsame Zentrum bildeten, hier eher nebeneinander als miteinander agieren. Das ist ja aber nach der Vorgeschichte und nach allem, was hier passiert, nur verständlich. Das Thema Homosexualität wird glaubwürdig und einfühlsam behandelt, und wo andere vielleicht Eric zum schwulen lustigen Sidekick der Hauptfigur gemacht hätten, ist sein Handlungsstrang mit seinen eigenen Gefühlsirrungen und -wirrungen fast das Interessanteste an der Serie. Jede Figur wird ernst genommen und nicht für billige Lacher mißbraucht. So gibt es abgesehen vom Schuldirektor ja eigentlich auch gar keinen Antagonisten, und selbst der offenbart, daß tief im Inneren ein guter Mensch stecken muß, der aber über die Jahrzehnte verbittert geworden ist, was ihn zu einer sehr tragischen Figur macht.

"Sex Education" bleibt eine rundum schöne Serie voller starker Charaktere, die zum Glück fortgesetzt wird, denn ich erkenne noch massenweise Potential für weitere Staffeln.
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Moonshade

Ja, während Otis und Maeve sich eigentlich hier mehr auf bewährtem (selbstständiges Kind trifft verantwortungslose Mutter) und sogar klischeehaftem (Junge unter Alk verdirbt sich alles) Terrain befinden, geht die Staffel mehr an Anderson und die Rektorenehefrau, wobei Andersons Bindungsunfähigkeit besonders gefühlvoll präsentiert wird.

Der Rektor ist mir persönlich einen Hauch zu sehr Parodie (wozu auch beiträgt, dass er die Synchrostimme des Vaters aus Modern Family hat).
Stark aber (und das ist auch das, was von der Staffel in den sozialen Medien am meisten gepostet und retweetet wurde) ist der "ganz normale Bus" und seine Folgen und eben das Symbolbild mit den sechs Mädchen auf der Rückbank - der Breakfast Club für das 21. Jahrhundert.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Moonshade

Wurde hier ja noch gar nicht erwähnt: inzwischen ist ja seit Freitag die dritte Staffel mit etwas Verspätung endlich draußen und es geht (nach bei mir 7 von 8 Episoden) in vollkommen alter und hoher Qualität weiter.

Das ist die erste Serie, der ein Stammcast von locker 15-20 Personen nicht schadet und obwohl man stetig das Gefühl hat, dass dadurch alle ein wenig zu kurz kommen, kommt eigenltich auch die interessanteste Nebenfigur so nicht zu kurz.

Ich kann mir in diesem hormonbedingten Gewimmel und Gevögel die gute Gilian Anderson samt ihres skandinavisch-knurrigen Galans zwar immer nur als Pausenfüller und Showstopper denken, aber inzwischen werden ja auch die übrigen Erwachsenen mit mehr Tiefe bedacht, selbst der ach so hölzerne Rektor von damals.

Der Konfliktfaktor der dritten Staffel wird zwar meines Erachtens etwas grell überstrapaziert (die Umwandlung a la Umbridge in eine dystopisch-amerikanisierte Schuluniform-Akademie), ist aber eigentlich schon relativ zügig wieder erledigt, wenn man sich auch wundert, dass da niemand gegen so einige Sachen aufbegehrt.

Ansonsten mampfen sich die Machen fröhlich weiter auch durch die verschiedensten Schattierungen aus LGBTQ+, die hier und da zu Ehren kommen (speziell die Season halt nicht-binär, schwul und körperlich beeinträchtigt, während Penis-Alien-Tentakel-Sex etwas rückläufig ist) und nehmen alles ernst wie komisch zur Brust.

Von mir aus gern noch eine weitere Staffel, die Macher müssen sich nur beeilen, die Beteiligten werden ja nicht jünger...
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

mali

Fast schon zu viel Gebumse zum Start der Staffel :-)

Moonshade

Ja, die Montage setzte dann einen Ton, der aber dann zum Glück etwas zurückgefahren wurde. Auch Witze wie mit dem Schaf waren eigentlich abgedroschen.

Die Sache mit der Katze hab ich ihnen aber übel genommen, das war auch erzählerisch unnötig und sinnfrei (bzw. später der Bezug komplett an den Haaren herbei gezogen, denn wenn das Gerammel die Katze umbringt, dann bumse ich mir später die Psychose nicht freiwillig weg, sondern stelle das Sexleben eher vorerst ein.)
Aber da stimmte glaub ich eh fast jeder im Web ein.
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"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Moonshade

So, die Staffel hab ich auch wieder durch und man bleibt bzgl. einer möglichen Fortsetzung leider zwiespältig zurück, einerseits hat man viele Sachen beendet oder zäsiert
Spoiler: zeige
(etwa die familiäre Situation bei Otis),
andererseits bleiben wichtige Stränge jetzt total offen,
Spoiler: zeige
etwa was jetzt mit der Schule passiert, ein Punkt der Unzufriedenheit schüren dürfte, ebenfalls die Verhältnisse bei den Groffs, bei Vater, Mutter und Adam
.

Eigentlich sollten die Abrufzahlen, wenn sich nicht ein überraschender Einbruch ergeben sollte, für zumindest noch eine Staffel genügen (gerade weil ja explizit gesagt wird, dass die meisten im kommenden Jahr ihren Abschluss machen sollen), andererseits nagt bald das Alter an den Darstellern und der Cast ist riesig, den man zusammenhalten muss. Wäre schön, wenn es demnächst nochmals eine Ankündigung zur Verlängerung gibt, die Kritiken etc sind ja wie immer großartig (und das Niveau ist auch nicht, wie bei Sabrina, eingebrochen).
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JasonXtreme

Ich fand die Staffel gewohnt gut, und wenn ihrlich bin wäre ich TROTZ der offenen Stränge die Du nennst auf der Seite zu sagen, das ist für mich ein ordentliches Ende. Zumal Emma MacCay angeblich aus der Serie raus will, und Maeve hätt ich schon gern dabei, wenns weitergeht
"Hör mal, du kannst mein Ding nicht Prinzessin Sofia nennen. Wenn du meinem Ding schon einen Namen geben willst, dann muss es schon was supermaskulines sein. Sowas wie Spike oder Butch oder Krull, The Warrior King, aber NICHT Prinzessin Sofia."

Moonshade

Ja, Maeve hätte man mit diesem Dreh tatsächlich brauchbar aus der Serie rausgeschrieben. Das würde ich aber schon bedauern, denn grundsätzlich war das die Figur, wegen der ich sie überhaupt so gern gesehen habe. Allerdings war schon die Chose mit Isaac eher bemüht in die Handlung integriert, da relativ schnell klar war, dass das nicht auf Dauer passen kann (im Umkehrschluss scheint man wiederum mit der Ruby-Affäre eher ne Chance verpasst zu haben).
Allerdings hätte man in Staffel 4 so noch ein wenig mehr Luft für die übrigen Charaktere, die man so sorgfältig aufgebaut hat.
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JasonXtreme

Ich würde eine vierte Staffel schauen und mich drüber freuen ;) :D ganz klar - aber mir wäre so ein Ende lieber, als dass sie es dann versauen. Ja mit Ruby hatte man das Gefühl das wurde einch zu übermütig beendet und dann nie mehr angefasst, weil man gemerkt hat mit Maeve/Isaac wars blöd - also lassen wir beides fallen. Dumm gelaufen.
"Hör mal, du kannst mein Ding nicht Prinzessin Sofia nennen. Wenn du meinem Ding schon einen Namen geben willst, dann muss es schon was supermaskulines sein. Sowas wie Spike oder Butch oder Krull, The Warrior King, aber NICHT Prinzessin Sofia."

mali

24 September 2021, 13:03:10 #39 Letzte Bearbeitung: 24 September 2021, 19:10:13 von mali
Für mich ist gerade dieses Beziehungs-Tamtam eher ein downer in der Serie. Zu viel Beverlyhills90210-Touch. Können sie gerne wieder streichen und dann wieder mehr auf abstruse Situationen und Dialoge setzen.

Moonshade

Yep, mit Ruby waren sie gerade unter der Oberfläche angekommen und haben etwas mehr Tiefe rausgefiltert und ließen es dann wieder fallen - da wäre etwas mehr Nachwirkung gut gewesen (immerhin hatte sie ja noch den wunderbaren Rambo-Auftritt in der Saaltechnik). Aber das war auch bei Oda so, die dann an einem erheblich entfernteren Punkt dann wieder aufgenommen wurde, was ihr nicht geschadet hat.

Ich wünsch mir eigentlich, dass sie für Staffel 4 eine Zeit später ansetzen, die Schule doch weitergeführt wurde (wie und von wem auch immer) und die Serie mit dem Schulabschluss des Jahrgangs einen Punkt setzt, das hätten die Figuren auch verdient.

@mali
Wobei mir ein, zwei "abstruse" Sachen dann doch ein wenig zu platt waren, der Nackt-Start mit der Ziege - und auch am Ende der Staffel der verlorene Schlüssel mit der Ziege im Haus und auch die Sockeneinlage auf der Frankreichfahrt, das war eigentlich nur Grossout, den ich bei der Serie nicht zwingend brauche.
Und im Umkehrschluss würden wir ohne die Beziehungen bei den meisten nicht recht "unter die Haube" schauen dürfen.
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mali

Zitat von: Moonshade am 24 September 2021, 13:13:30@mali
Wobei mir ein, zwei "abstruse" Sachen dann doch ein wenig zu platt waren, der Nackt-Start mit der Ziege -


AmericanPie90210 :-)

Zitatund auch am Ende der Staffel der verlorene Schlüssel mit der Ziege im Haus und auch die Sockeneinlage auf der Frankreichfahrt, das war eigentlich nur Grossout, den ich bei der Serie nicht zwingend brauche.

Yup. Deswegen gerne wieder mehr so wie in Staffel 1 und 2 :-)

Nicht das Staffel 3 schlecht war, aber eben doch anders als 1 und 2.

mali

Ein Highlight war übrigens noch die Musical-Version von Peaches "Suckin on my Titties". Die meisten dürften den Song eher aus "Lost in Translation" kennen (Szene in der Strip-Bar).

Selten so gegrinst bei einem "Musical" :-)

Moonshade

Ja, das war hübsch, wobei die finale Kombi mit der Kostüm-Sex-Ed auf der Bühne eigentlich nur eine Variante des Alien-Tentakel-Sex-Musicals aus Staffel 2 war - da bräuchte es für Staffel 4 einen frischeren Ansatz, um die ganze (leider in Staffel 3 sehr duckmäuserisch gezeichnete) Schule ins Spiel zu bringen.
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Stefan M

Nach Sichtung der dritten Staffel kann ich mich eigentlich so ziemlich 1:1 meinen Vorrednern anschließen. Die Qualität der Serie ist nach wie vor hoch, auch wenn acht Folgen für das so bunte und interessante Ensemble eigentlich viel zu wenig sind, weil latent jeder zu kurz kommt (wurde ja hier schon gesagt). Gerade Ruby hat es einfach nicht verdient, fast komplett abserviert zu werden, nachdem man ihre Familiengeschichte doch gerade erst kennengelernt und sie begonnen hatte, wirklich interessant zu werden. Zudem hatte ich erstmals den Eindruck, man würde den Bogen mitunter etwas zu sehr überspannen. Da aber auf Griffe in die Fäkalkiste dann immer wieder bemerkenswerte, weil lustige und wahrhaftige anrührende Momente folgen, fällt das nicht so ins Gewicht bei meiner persönlichen Bewertung.

Mein persönliches Highlight ist der Handlungsstrang um Eric und Adam.
Spoiler: zeige
Adams ruhig-schockierte Reaktion auf Erics Geständnis, einen anderen geküßt zu haben, hat mir fast das Herz gebrochen. Ganz starkes Gefühlskino!


Ich hoffe, daß die ja schon angekündigte vierte Staffel den Figuren einen runden Abschluß gönnt (falls es die letzte sein sollte). Das wird schwer genug, weil die Serie ja nicht davor zurückschreckt, selbst ein, zwei Folgen vor dem Ende noch Charaktere zu durchleuchten, die bis dato etwas stiefmütterlich behandelt wurden, so daß man keinem so richtig böse sein mag.

Nach wie vor ein Must-See für mich!
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Stefan M

Ich habe erst im Nachgang zu Staffel 4 - der finalen Staffel - gehört, daß wohl viel geschimpft wird darüber, aber ich kann mich den negativen Stimmen nicht anschließen. Wo ich mitgehe, ist, daß es vermutlich die insgesamt schwächste Staffel der Serie ist.

Man hat den Eindruck, daß den Autoren teilweise nicht mehr so viel eingefallen ist, weshalb dann auch die Love Story zwischen Maeve und Otis frustrierend oft hin- und hergeschaukelt wird, bis sie dann endlich zum Ende geführt wird - für mich übrigens zum einzig passenden Ende, denn
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mir leuchtete ziemlich schnell schon nicht mehr ein, warum Maeve eigentlich überhaupt an dieser Niete festhält.
Auch den Konflikt Otis und Eric hatten wir bereits ein paar Staffeln vorher - sogar exakt denselben -, weshalb es in meinen Augen befriedigender gewesen wäre, wenn
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die beiden tatsächlich zum Schluß gekommen wären, daß sie einfach viel zu unterschiedlich sind, um länger Freunde bleiben zu können und getrennte Wege zu gehen. Ich meine, das passiert ja auch im echten Leben - Schulfreunde leben sich über die Jahre auseinander und es treten neue Leute ins Leben -, aber diesen Schritt wollte die Feel-Good-Serie dann nach dem Tiefschlag der Trennung wohl doch nicht gehen.
Generell muß man sagen, daß sich Otis über all die Jahre nicht zum Vorteil entwickelt hat.

Weitere Storylines, die letztlich nirgendwo hinführen, sind Jacksons Hoden-Geschichte und die Frage, wer sein Vater ist. Gerade letzteres wird so beiläufig abgehandelt, daß man sich fragt, warum das noch unbedingt in den letzten Folgen zum Thema werden mußte - ganz so, als hätten die Autoren nicht mehr gewußt, was sie mit Jackson anfangen sollen. Wesentlich stärker vertieft gesehen hätte ich auch Vivs toxische Beziehung, die erst aus heiterem Himmel kommt (wenn auch Ansätze bereits vorher erahnbar waren), um dann in Nullkommanichts mittels dreißigsekündiger Laß-mich-in-Ruhe-Ansprache abgehakt zu werden.

Aber dann gibt es ja auch noch zahlreiche positive Aspekte, wobei sich mal wieder zeigt, wie großartig die musikalische Untermalung in dieser Serie ist. Jims "With or Without You"-Pianoeinlage ist "Sex Education" at its best und für mich der Höhepunkt der Staffel. Der gelungenste Handlungsstrang ist der um Adam und seinen Vater - da stimmt von vorn bis hinten alles. Sehr positiv auch Aimees Werdegang. Die neu eingeführten Figuren überzeugen mal mehr, mal weniger, aber es ist faszinierend, wie sich die Autoren (meist erfolgreich) bemühen, für alle ein rundes Ende zu finden. Klar, einige tauchen in dieser Staffel nicht mehr auf und hatten schon vorher einen guten Abschied (Lily), aber die Neuzugänge sind immer noch mehr als reichlich und wollen auch noch mit untergebracht werden. Sehr gut ferner: die neue Schulumgebung und die enorme Realitätsnähe hinsichtlich schmerzhafter Telefonate wie die ständigen Streitereien zwischen Maeve und Otis. Gefallen hat mir auch, daß
Spoiler: zeige
die Maeve-Otis-Sache schon mit Ende der vorletzten Folge vom Tisch ist, so daß die nicht noch die anderen Stränge ständig unterbricht.


Insgesamt für mich also ein durchaus befriedigender Abschluß der Serie, der natürlich auch Fragen offen läßt für die meisten Figuren, aber zum richtigen Zeitpunkt endet.
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Moonshade

18 Oktober 2023, 18:15:17 #46 Letzte Bearbeitung: 18 Oktober 2023, 18:17:17 von Moonshade
Ich bin ebenfalls schon durch und würde das mit der "schwächsten" Staffel unterschreiben, wenn es auch immer noch sehr hohe Qualität bietet.

Der Schwachpunkt ist sicherlich Butterfield "Otis", dem man nun schon zum 4.Mal ein Mischmasch aus Genialität und Idiotie ins Drehbuch schrieb, wobei leider die Idiotie in dieser Staffel überwiegt.
Der ganze Zweikampf der Therapeuten ist total an den Haaren herbei gezogen und auch nicht wirklich unterhaltsam in Bezug auf die American-Pie-Ausfälle wie der Foto-Unfall.

Maeves Strang um den Tod ihrer Mutte rund ihrem Bruder auf Drogen war auch nicht der wahre Jakob, sorgte aber bei Trauerfeier wenigstens noch für einen absoluten Höhepunkt der Serie.

Mein persönlicher Tiefpunkt war Erics Tauf-Strang, der sich nun so gar entwickelte und am Ende eben zu einer Gemeinde/Kirchenkritik verstieg, die man dann aber bei einem flotten Tänzchen auf dem Gay-Ball dann auch wieder entwertete.

Das Highlight mit war sicher Gilian Anderson mit ihrer postnatalen Depression, die natürlich einen Charakterspiegel brauchte, wobei ihre Schwester mir zu kalauerhaft war und die Enthüllung um ihr Verhalten ebenfalls gewollt - aber dennoch eine sehr starke Darstellung einer total überforderten Frau.

Wesentlich besser lief es für Adam und Aimee, zum Teil auch für Ruby und für die neuen Figuren, für die man natürlich auf den kompletten LGBT-Strauß zurückgriff, um auch ja nichts auszulassen, im Umgang mit den Themen lief es aber sehr geschickt und auch gefühlvoll, mir fast schon etwas zu soft, als wolle man keinen Fehler machen.
Das betraf auch Vivs seltsame Beziehung, deren Toxicpoint wie aus dem Hut gezogen kam und dann unter ferner lieben wieder undramatisch entsorgt wurde.

Insgesamt irgendwie ein aufge-lgbtsches Best-Off der bisherigen Serie, die sich aber immerhin nicht zu schade war, auf das überall erwartete HappyEnd zurückzugreifen, welches auch aus meiner sicht nicht sonderlich realistisch war. Mehr vom selben, aber die Story ist jetzt auch wirklich auserzählt.

Gute 7,5/10 von mir, aber nicht mehr so überschäumend wie 1-3!
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Stefan M

Zitat von: Moonshade am 18 Oktober 2023, 18:15:17Mein persönlicher Tiefpunkt war Erics Tauf-Strang, der sich nun so gar entwickelte und am Ende eben zu einer Gemeinde/Kirchenkritik verstieg, die man dann aber bei einem flotten Tänzchen auf dem Gay-Ball dann auch wieder entwertete.
Ja, dem stehe ich zu. Anstatt die Kritik so stehen zu lassen, steht dann plötzlich der Pfarrer mitsamt seiner Mama vor der Tür und bittet um Entschuldigung. Da hätte "Sex Education" einen Punkt machen können, aber so recht wehtun wollte man offenbar keiner Gruppe. Daß in manchen Kirchengemeinden immer noch Ablehnung herrscht bzw. darüber abgestimmt werden muß, ob ein Homosexueller als Pfarrer arbeiten darf, ist nun mal Fakt und darf auch gern so adressiert werden.

ZitatDas Highlight mit war sicher Gilian Anderson mit ihrer postnatalen Depression, die natürlich einen Charakterspiegel brauchte, wobei ihre Schwester mir zu kalauerhaft war und die Enthüllung um ihr Verhalten ebenfalls gewollt - aber dennoch eine sehr starke Darstellung einer total überforderten Frau.
Ja, hier durfte die Anderson noch einmal so richtig zeigen, was sie kann. Außerdem war Celia in meinen Augen auch eine der wirklich gelungenen, weil wirklich witzigen neuen Figuren.

ZitatWesentlich besser lief es für Adam und Aimee, zum Teil auch für Ruby und für die neuen Figuren, für die man natürlich auf den kompletten LGBT-Strauß zurückgriff, um auch ja nichts auszulassen, im Umgang mit den Themen lief es aber sehr geschickt und auch gefühlvoll, mir fast schon etwas zu soft, als wolle man keinen Fehler machen.
"Sex Education" ist ein lobendes Beispiel, wie man mit LGBTQ-Themen umgehen kann, ohne zu aufdringlich zu sein. (Eben weil sie sehr gut integriert wurden und nicht krampfhaft reingeprügelt, nur weil es gerade en vogue ist.)
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Moonshade

Ich glaube, was mir da so latent quer sitzt, ist, dass sie nun wirklich gar niemandem weh tun wollten, es nirgendwo zu kontrovers gestalten wollten und auch keine tragischen Finalpunkte setzen wollten.

Der Umgang mit den Trans- und LGBT-Themen ist zwar vorbildlich, aber es wirkte ein wenig wie freundlicher Fanservice (was auch wirklich mal sein muss) und das alles hat etwas rosarot Softes an sich, an dem sich niemand verschlucken wird.
Ähnlich war das mit "Fan Fiction", den ich sehr mochte (der war etwas weniger rosarot), der dann auch gegen Ende seine Kanten abschliff, weil man offenbar ein Statement für den offenen Umgang mit diesen Themen schaffen wollte.
Aber bei allem auch dortigen Goodwill, den fast alle Schüler irgendwann mit sich rumtragen, ist die Schule bei Sex Education in Staffel 4 schon so eine bonbonbunte Utopie-Parodie, dass man sich sogar fast alle Szenen eines normalen Schulunterrichts aussparte und auch das Kollegium wegließ (bis auf die alberne Rektorenparodie).

Da wären mitunter weniger Themen mehr gewesen, auch auf unterhaltsamer Ebene, ich hab da für derlei Dramödienverarbeitungen immer noch den 95er "Kommt Mausi raus?" im Hinterkopf, der mich trotz Positivismus in seiner spröden Art noch viel mehr abgeholt hat, weil die Gegensätze (Coming Out - richtig oder so halb/ Großstadt-Kleinstadtherkunft) besser gegenüber gestellt wurden.
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Stefan M

Ja, ich verstehe, was du meinst. Mit der Realität hatte der Schulalltag tatsächlich nichts mehr zu tun, aber darüber konnte ich hinwegsehen, weil ich auch schon die Schule davor nicht unbedingt als 1:1-Wiedergabe einer realen Bildungseinrichtung gesehen habe.

Ich lobe "Sex Education" auch deshalb explizit für den Umgang mit besagten Themen, weil ich das bei der schrecklichen "Sex and the City"-Fortsetzung "And Just Like That" auch schon ganz anders gesehen habe, wo einem die "Schau nur, wie progressiv wir sind"-Attitüde in fast jeder Szene mit dem Arsch ins Gesicht sprang.

"Kommt Mausi raus?" ist ein schönes Beispiel, aber in Sachen Teenager-Tragikomödie bleibt "Raus aus Amal" für mich das Nonplusultra.  :love: 
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Moonshade

Oh ja, "Raus aus Amal" war noch ein Tässchen realistischer, gerade Richtung Kleinstadt...
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