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Rückblick auf die 2010er Jahre

Begonnen von PierrotLeFou, 19 Februar 2019, 21:50:14

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PierrotLeFou

Da sich die Dekade langsam ihrem Ende nähert, scheint mir langsam die Zeit gekommen zu sein, mal nach den Höhe- und Tiefpunkten der 2010er Jahre zu fragen...

Vielleicht mögen ja einige hier ihre Top-10 oder Top-100 der 2010er-Filmtitel nennen...

Aber auch über Strömungen, Phänomene und Moden ließe sich natürlich sprechen... auch bzgl. TV & Streaming & Bildträger... Was hat sich in der 2. Dekade des 21. Jahrhunderts verändert? Was ist verlorengegangen, was hinzugekommen? Welche Filmschaffenden haben sich in den letzten zehn Jahren einen beachtlichen Status sichern können? Kann man von einer neuen Generation sprechen? Haben sich Retrokult und Nostalgie auf der Leinwand verändert? Wie hat sich das politische Klima auch im Spiegel der Filmkunst geändert? Womöglich auch: Welche Entwicklung haben Filmforen und Filmseiten durchlaufen?

Und ließen sich womöglich begründete Vermutungen für die Filmwelt der kommenden 20er Jahre aufstellen?





Ich selbst werde wohl erst morgen meinen Senf dazugeben und begnüge mich erst einmal mit meinem subjektiven Empfinden, dass der deutsche Film in dieser Dekade wieder eine großartige Qualität gewonnen hat, was sich in den späten 00er Jahren bereits ankündigte... :D
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Mr Orange

20 Februar 2019, 16:20:56 #1 Letzte Bearbeitung: 20 Februar 2019, 19:40:13 von Mr Orange
Ausführungen muss ich ebenfalls auf später verschieben.
Aber da ich erst neulich zu jedem Jahrzehnt meine Top100 erstellt habe (genaugenommen zu jedem Jahr eine Top10), kann ich die schon mal beitragen:

2010
https://ssl.ofdb.de/film/190435,Shutter-Island
https://ssl.ofdb.de/film/195293,Toy-Story-3
https://ssl.ofdb.de/film/195180,Inception
https://ssl.ofdb.de/film/197900,Black-Swan
https://ssl.ofdb.de/film/207809,Senna
https://ssl.ofdb.de/film/191230,Der-Ghostwriter
https://ssl.ofdb.de/film/195811,Gest%C3%A4ndnisse---Confessions
https://ssl.ofdb.de/film/198380,I-Saw-the-Devil---Rache-ist-ein-tiefer-Abgrund
https://ssl.ofdb.de/film/193840,Picco
https://ssl.ofdb.de/film/197250,Carlos---Der-Schakal
2011
Warrior
Moneyball
Planet der Affen: Prevolution
Drive
Nader und Simin
We Need to Talk About Kevin
Der Gott des Gemetzels
Prisoners of War
Once Upon a Time in Anatolia
Halt auf freier Strecke
2012
Die Jagd
The Act of Killing
Vielleicht lieber morgen
Moonrise Kingdom
Mud
Life of Pi
The Cabin in the Woods
Oh Boy
21 Jump Street
Django Unchained
2013
The Wolf of Wall Street
Rush - Alles für den Sieg
Prisoners
Her
Coherence
Short Term 12
Gravity
Blau ist eine warme Farbe
La Grande Bellezza
12 Years a Slave
2014
Whiplash
Nightcrawler
Interstellar
The Raid 2
Guardians of the Galaxy
Zeit der Kannibalen
5 Zimmer Küche Sarg
Wild Tales
Ex Machina
Edge of Tomorrow
2015
Der Schamane und die Schlange
Son of Saul
The Big Short
Victoria
Beasts of no Nation
Raum
Mad Max: Fury Road
Ich und Earl und das Mädchen
The Revenant
The Lobster
2016
O.J.: Made in America
La La Land
Manchester by the Sea
Sing Street
10 Cloverfield Lane
Nocturnal Animals
Moonlight
The Accountant
Your Name
Lion
2017
Three Billboards Outside Ebbing, Missouri
Detroit
Der Hauptmann
I, Tonya
Baby Driver
Es
Brawl in Cell Block 99
Call Me by Your Name
Wind River
Blade Runner 2049
2018
https://ssl.ofdb.de/film/314714,Bohemian-Rhapsody
https://ssl.ofdb.de/film/311014,The-House-That-Jack-Built
https://ssl.ofdb.de/film/309763,Eighth-Grade
https://ssl.ofdb.de/film/310569,Avengers-Infinity-War
https://ssl.ofdb.de/film/305097,A-Quiet-Place
https://ssl.ofdb.de/film/308429,Hereditary---Das-Verm%C3%A4chtnis
https://ssl.ofdb.de/film/309559,Upgrade
https://ssl.ofdb.de/film/311384,Climax
https://ssl.ofdb.de/film/312721,Mission-Impossible---Fallout
https://ssl.ofdb.de/film/313568,Burning
"Du, du, du...du bist ein Huhn!!!"

Stefan M

Puh, eine Filmliste der 2010er? Schwer, schwer. Generell beobachte ich schon seit einigen Jahren bei mir die Tendenz, daß ich deutlich hinterherhinke, was aktuelle Filme angeht.

Das hängt aber auch mit den zunehmenden Möglichkeiten des Internets zusammen. Ich erinnere mich noch an die Anfangszeit meines Studiums Ende 2006, als ich - parallel zu StudiVZ - YouTube für mich entdeckte und voller Begeisterung feststellte, daß dort auch ganze Filme eingestellt waren - fast ausschließlich in Zehn-Minuten-Happen zwar, aber es war toll, so auch mal einen Film für sich zu entdecken, an den es nicht so leicht heranzukommen war. Folglich setzte sich das Streaming für mich quasi seit Beginn der 10er mehr und mehr durch, als dann plötzlich irgendwann auch ganze Filme zusammenhängend dort zu finden waren.

Dabei habe ich aber nur selten nach aktuellen Filmen geschaut, sondern eher nach den Klassikern und Geheimtips, von denen ich schon seit Jahren in meinen Filmbüchern gelesen hatte. So habe ich auf YouTube auch meine ersten Argentos (gut, "Suspiria" nicht, der lief ja seinerzeit gekürzt auf arte) und Fulcis gesehen. Ich weiß, eine Todsünde gerade bei Argento, der ja immer die Form über den Inhalt stellte, aber andererseits habe ich diese Sichtungen oftmals auch als eine Art Appetizer gesehen, um mir die Filme dann auch in Scheibenform zuzulegen und unbedingt besitzen zu wollen. Amazon Prime und seit kurzem auch Netflix sind bei mir mit Kußhand genommene Ergänzungen.

All diese Möglichkeiten haben auch das Thema Filme zu meinem Lieblingshobby werden lassen, wo früher noch Fußball an erster Stelle stand. Mein Filmkonsum hat auch über die Jahre deutlich zugenommen. Wo es früher zu "guten" Zeiten maximal drei Filme pro Tag waren, so schaffe ich am Wochenende, insbesondere bei schlechtem Wetter, auch mehr. Meine Bandbreite hat sich auch deutlich erweitert und ich gucke mittlerweile viel mehr querbeet durch die Genres, als ich es früher noch getan habe. Daran haben die Streaming-Kanäle einen beträchtlichen Anteil, weil ich erst so auf Filme oder Regisseure gekommen bin, die ich sonst vielleicht gar nicht so kennengelernt hätte, weil ich vor dem Kauf eines Films schon immer doppelt und dreifach abgewogen habe, ob ich ihn wirklich möchte oder nicht. Blindkäufe gibt es deshalb kaum noch; wenn ich mir einen Film kaufe, dann gehe ich auch davon aus, daß er sich gut in meiner Sammlung macht. Da war früher viel mehr Ausschuss dabei. Heute kaufe ich gezielter. Aber auch hier gilt: Es sind mehr die Klassiker aus dem vergangenen Jahrhundert. Irgendwie denke ich, daß ich die erst so zahlreich wie möglich aufholen muß, bis ich mich verstärkt an die Filme dieses Jahrtausends - und somit auch die der 10er - machen kann.  :icon_lol:

Auch schlechte Filme haben wegen der oftmals leichten Verfügbarkeit mittlerweile einen festen Platz in meinem Herzen gefunden - also selbstverständlich nicht alle, aber ich ertappe mich immer wieder dabei, öfter auch einfach mal einen billigen 80er-Slasher ansehen zu wollen, obwohl gefühlt 90% davon einfach nur mies und/oder langweilig sind. Und verdammt nochmal, ich möchte irgendwann alle Jess-Franco-Filme gesehen haben. Da bin ich ja aber bei dem Threaderöffner an der richtigen Adresse.  :icon_mrgreen:

Das erst einmal als völlig subjektiver Einstieg in das Thema, was sich für mich in der zweiten Dekade des 21. Jahrhunderts mein Sehverhalten deutlich verändert hat...
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

PierrotLeFou

Youtube hatte ich schon in den 00er Jahren genutzt, als die Bildqualität bei den unterteilten Filmen noch ganz besonders furchtbar war... in den 10er Jahren wurde aber in der Tat die Qualität zunehmend besser und man findet nun auch ganz legale, werbefinanzierte (oder eben kostenpflichtige) Film-Angebote auf YT. Hinzu kommen die Mediatheken der TV-Sender... (Und es war natürlich auch noch die Dekade der großen illegalen Streaming-Seiten, mündend in diese ganzen Gerichtsfälle um Netzsperrren und die juristische Einschätzung des Streamings, kürzlich zwischen Constantin und Vodafone bzgl. Kinox.to...)
Um Netflix und Amazon Prime drücke ich mich als DVD-Sammler herum, werde da aber sicher irgendwann in der nächsten Dekade einknicken müssen... schon jetzt könnte ich ja bei Amazon alles möglich von Lav Diaz bekommen, derweil wichtige DVD-Veröffentlichungen noch immer ausstehen...
Schaut man sich die seit einigen Jahren rückläufigen Verkaufszahlen von DVD und BluRay an, könnte es womöglich sogar sein, dass die 20er Jahre (oder auch erst die 30er Jahre) die Zeit ohne Bildträger sein werden... Wobei ich ja schon die Hoffnung habe, dass sich DVD und BluRay zumindest für Liebhaber als kleine Nischenprodukte halten werden...
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

McClane

Zum Thema Streaming: Man wird ja fast dazu gezwungen. Videotheken machen immer mehr dicht, während DVDs und Blu-Rays an Wert verlieren. Früher hab ich viele Filme auf gut Glück gekauft und bei Nichtgefallen weiterverscherbelt, sodass ich dann quasi eine "Leihgebühr" abgedrückt hatte. Heutzutage wollen die Leute den Kram ja fast geschenkt haben - vielleicht auch, weil die Neupreise teilweise schon ziemlich im Keller sind, wenn man nicht alles am Releasetag kaufen will. Wenn man die Bude oder den Speicher nicht mit Unmengen von Filmen vollhaben will, die man nie wieder guckt und loswerden möchte, dann muss man inzwischen verstärkt streamen, von Freunden leihen usw.

Die 2010er Jahre ingesamt sehe ich als Verstärkung von Tendenzen, die es schon vorher gab. Da wären:

1) Der Trend zur Großproduktion. Die Majors haben den Output pro Jahr runtergefahren und setzen auf einige wenige Filme, in die dafür aber umso dickere Budgets reingebuttert werden. Ergänzt wird das durch Low-Budget-Sachen, die schnell Gewinn machen können (siehe Blumhouse, die damit gut fahren) und Releases von unabhängigen Verleihern, die es dank digitaler Vertriebswege und größerer Internationalität heute einfacher haben als früher. Deshalb fällt vielleicht nicht auf den ersten Blick auf, dass die Majors auf immer weniger Großprojekte setzen. Damit steht auch in Verbindung:

2) Der Trend zur Versequelung. Schon früher hat Hollywood fleißig Sequels produziert, egal ob "Star Wars", "Rocky" oder "Freitag, der 13te", deshalb ist das Gemecker, dass "Hollywood nichts Neues mehr einfiele" etwas wohlfeil. Ich sehe nur eine Zunahme des Trends, der seit dem MCU und dessen Erfolg dazu führt, dass einige Studios immer mehr in Universen denken, obwohl das außerhalb von Marvel bisher weniger gut funktioniert hat und der Gedanke wieder abnimmt. Superhelden sind Trumpf, aber andrerseits muss man auch zugeben: Der Markt wird von Angebot und Nachfrage bestimmt. Mehr oder minder originelle Blockbuster, siehe "John Carter", "Mortal Engines" usw., sind ja an der Kasse wie Bleienten abgesoffen - insofern hat man einen Publikum, das einerseits gerne über die angebliche Superhelden-Monokultur klagt, aber dann doch in erster Linie Superheldenfilme guckt.

3) Der Trend zu Retro-Entertainment. Neben Superhelden zieht das wohlige "Früher war alles besser"-Gefühl für ältere, kaufkräftige Filmliebhaber. Neben den ganzen Mediabooks und Sonder-VÖs, mit denen man jeden noch so schmandigen Eighties-Slasher zum Teuerpreis an den Mann bringen kann, sieht man es an der Wiederkehr der 1980er und (in geringerem Maße) 1990er in Mode, Musik, Film usw. Das kann dick budgetiertes Hollywoodkino sein ("Pixels", "Mad Max: Fury Road"), Mid-Budget-Action der alten Schule ("The Expendables", "John Wick") oder Independent-Ware ("Kung Fury", "Turbo Kid"), teilweise sogar kombiniert mit Superhelden ("Guardians of the Galaxy").

Das sind Trends, die es schon früher gab, denn Hollywood hat immer gerne auf wiedererkennbare Marken und ausschlachbare Stoffe gesetzt - Klassiker wie "Vom Winde verweht", "Das Schweigen der Lämmer" oder "Stirb langsam" beruhen auf Literaturvorlagen, bestimmte Genres wurden zu bestimmten Zeiten immer besonders bedient und Profit war schon immer das Hauptziel der Studios. Hat sich alles nur verstärkt, vielleicht auch wegen der zunehmenden Wichtigkeit von Börsengängen usw.

Ein neuer Aspekt, der mit Trend Nr. 2 zusammenhängt, zeichnet sich für mich ab aber: Der Zusammenbruch des Starsystems. Früher konnte man John-Wayne-Western, Meg-Ryan-RomComs oder Arnie-Actioner darüber an die Zielgruppe bringen, dass es zwar voneinander unabhängige Filme waren, der zugkräftige Star aber immer (mit gewissen Variationen) sein gewohntes Image verkörperte. Heutzutage ist aber nicht der Schauspieler der Star, sondern die Figur. Die Leute wollen nicht Chris Evans, Jennifer Lawrence oder Ryan Reynolds sehen, sondern Captain America, Katniss oder Deadpool. Deshalb auch die Fortsetzung von bekannten Properties. Natürlich haben einige davon eine ganz gute Bilanz, auch wegen ihrer Rollenauswahl, aber man sieht sie auch immer wieder in kleineren Projekten, nach denen trotz ihrer Popularität kein Hahn kräht - was aber auch befreiend sein kann: Man sichert sich mit den dicken Blockbustern das Auskommen und kann dazwischen kleinere Projekte nach Vorlieben ohne Erfolgsdruck machen.

Sehr viel Sermon von mir. Müsste jetzt über die Filme des Jahrzehnts nachdenken. Der Film, der mich diese Dekade bisher wohl am meisten beeindruckt hat, dürfte "Prisoners" sein. Ansonsten fallen mir als weitere Favoriten spontan "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri", "The Expendables", "Captain America: The Winter Soldier" und "John Wick" ein, aber es gibt bestimmt noch mehr.
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

"testosteronservile Actionfans mit einfachen Plotbedürfnissen, aber benzingeschwängerten Riesenklöten"
(Moonshade über yours truly)

PierrotLeFou

Das mit dem Star-System würde ich so vielleicht nicht unbedingt so sehen. Mag womöglich bloß eine kleine Randerscheinung im Zusammenhang mit Blockbustern sein... Schaut man jenseits der Blockbuster, so gibt es ja nun jede Menge Newcomer, die schon auf breite Aufmerksamkeit stoßen... Und Klatsch & Tratsch hat ja auch nicht gerade nachgelassen - was mich darauf bringt, dass Karrieren heute sehr viel schneller durch emotionale, kaum reflektierte Skandalisierung einknicken können...



Meine Favoriten aus den 10er Jahren wären bislang:

10/10:
Phantom Thread (2017), The VVitch: A New-England Folktale (2015), Inherent Vice (2014), Prisoners (2013), Amour (2012), A Torinói ló (2011), Tree of Life (2011)

9-10/10:
Arrival (2016), Blade Runner 2049 (2017), Le dernier des injustes (2013), Les Misérables (2012)

9/10:
Transit (2018), Detroit (2017), The Revenant (2015), Sicario (2015), Steve Jobs (2015), Grand Budapest Hotel (2014), The Grandmaster (2013), Ida (2013), Barbara (2012), Jagten (2012), The Master (2012), Zero Dark Thirty (2012), Az ember tragédiája (2011), 127 Hours (2010), Incendies (2010)

8-9/10
Gundermann (2018), Call Me by Your Name (2017), Jackie (2016), Neruda (2016), Königin der Wüste (2015), Only Lovers Left Alive (2013), Life of Pi (2012), Pieta (2012), Melancholia (2011), Tinker Tailor Soldier Spy (2011), The Girl with the Dragon Tattoo (2011), Le rapport Karski (2010)

Hinzu kommen rund 100 satte 8/10-Titel...

In den 00er Jahren habe ich zwar noch einmal deutlich mehr 10er/9er-Wertungen, aber insgesamt auch weit mehr gesehene Filme. In Durchschnittsnoten kommen die 10er Jahre jedenfalls besser weg als die 00er Jahre. Vor allem beim deutschen Film.
Ich weiß nicht, ob bei mir bereits eine Altersmilde einzusetzen beginnt (so alt bin ich ja schließlich gar nicht) oder ob sich das mit den Jahren noch etwas angleicht (immerhin habe ich aus den 00er Jahren auch mehr Making-Ofs, C-Movies und Amateurfilme gesehen, während sich in den 10er Jahren bloß die TV-Kurz-Dokus gehäuft haben); momentan vermute ich aber, dass mich in den 00er (und auch in den 90er) Jahren die etwas unbeholfenen Schritte im CGI-Bereich abgestoßen haben...
zudem haben sich u. a. mit extrem langen Fahrten auch im populären Film Stilmittel bemerkbar gemacht, mit denen mMn eine Aufwertung der formalen Qualitäten einhergegangen ist; Opulenz & Raffinesse werden etwas häufiger angestrebt, so scheint es mir... Wobei ich ja auch gar nichts gegen Minimalismus oder rauhe, schroffe Formen habe, die formal natürlich gleich wichtige Qualitäten mit sich bringen; ich glaube bloß, dass es momentan Mode ist, etwas offensichtlicher zu zeigen, was man kann...
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Hitfield

Ich komme derzeit auf 2.387 gesichtete Filme seit Januar 2010 - also im Schnitt auf weniger als einen Film pro Tag. Das dürfte etwas weniger sein als in den 00er-Jahren und vor allem als in den 90er-Jahren. Müsste ich direkt mal auswerten.

Insgesamt hat sich bei mir unerwarteterweise eine gewisse "Film-Müdigkeit" eingestellt. Das liegt einerseits an beruflichen und privaten Veränderungen, andererseits erschlägt mich das Angebot einfach durch die ganzen neuen Vertriebsplattformen. Deren Output finde ich qualitativ übrigens oft stark überbewertet.

Was sich bei mir aber sehr geändert hat: früher war ich regelmäßig in den Videotheken und habe mir die Filme dann auch innerhalb von 1-2 Tagen angesehen. Heute sind die Streams immer oder bis zu einem Monat verfügbar und ich komme irgendwie nicht dazu, mir die Filme auch anzusehen. Hinzu kamen viele Käufe und Blindkäufe von DVDs, die ich ggf. wieder verkauft habe. Der Verkauf von DVDs/BRs macht inzwischen überhaupt keinen Sinn mehr, weil die Preise so im Keller sind, dass man durch die Gebühren schon fast draufzahlt. Und für 1 oder 2,50 Euro pro DVD/BR ist mir das alles zu stressig.

Zu meinen Favoriten in diesem Jahrzehnt zählte u. a. "Das erstaunliche Leben des Walter Mitty", "Der Marsianer", "Grand Budapest Hotel" und "Die Höhle der vergessenen Träume".
"All those moments will be lost in time, like tears in the rain."

Rain Jao

Ich finde, momentan wird einfach zu viel produziert, und es herrscht ziemlicher Überfluss und Überdruss. Außerdem ist jedes neue (Netflix)Ding der heißeste Scheiss, allerdings auch mit sehr geringer Haltwertszeit. Dass ist wie Snapchat, sobald man es versendet hat, ist es auch schon wieder vergessen. Ist gelaufen und weg.

Schlimmer trifft es meiner Meinung nach noch die Serien, solche Massen kann man gar nicht schauen und schon gar nicht von Anfang bis zu Ende. Ich hab bis 2010 herum noch diverse Konfektionsware wie In Plain Sight, The Glades oder Covert Affairs gesehen, weil selbst so was damals noch durch irgendetwas herausgestochen und einen angesprochen hat. Heute wird man geradezu erstickt durch 'Must Sees'.

Durch die diversen für sich abgeschotteten Anbieter schaut mittlerweile auch jeder für sich, im kleinen Kreise, gemeinsame Kommunikation ist eigentlich nur dann vorhanden, wenn man auch bei dem Anbieter ist. Ich könnte mit Freundin nicht über Der Pass reden und mit Vater nicht über den Punisher, und mit dem Arbeitskollegen nicht über Man in High Castle zum Beispiel.

Kino selber ist glaube ziemlich egal geworden, in meinem Bekanntenkreis spricht da keiner mehr über einen kommenden oder grad laufenden Film. Ich hab seit 2010 ein paar überschaubare 8er Bewertungen, meist koreanische Filme, und ich bin gar kein Liebhaber davon. Ich hab die Titel auch nicht als Heimmedium.

McClane

Zitat von: PierrotLeFou am 21 Februar 2019, 10:41:35
Das mit dem Star-System würde ich so vielleicht nicht unbedingt so sehen. Mag womöglich bloß eine kleine Randerscheinung im Zusammenhang mit Blockbustern sein... Schaut man jenseits der Blockbuster, so gibt es ja nun jede Menge Newcomer, die schon auf breite Aufmerksamkeit stoßen...

Das meine ich aber nicht. Ich meine Stars, deretwegen sich Leute einen Film ansehen. Über die Zuschauer sagen: "Heute gucke ich den neuen XYZ, egal worum es geht" und damit Erfolge beinahe garantieren. Leute, deren neuer Film eigentlich immer ein Echo hervorruft.
Gibt wenige Stars, die mir da einfallen, und die sind eigentlich alle vor 2000 aufgestiegen: Tom Cruise, Tom Hanks, Leonardo DiCaprio. Die machen wenige Projekte, die dafür meist große Aufmerksamkeit bekommen (selbst wenn sie nicht immer an der Kasse erfolgreich sind). Aber selbst bei Jennifer Lawrence, dem vielleicht größten aktuellen Nachwuchsstar, haben Filme wie "Passengers" oder "Red Sparrow" nicht unbedingt für das große Rauschen im Blätterwald gesorgt.
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

"testosteronservile Actionfans mit einfachen Plotbedürfnissen, aber benzingeschwängerten Riesenklöten"
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PierrotLeFou

Zitat von: McClane am 26 Februar 2019, 11:43:48
Zitat von: PierrotLeFou am 21 Februar 2019, 10:41:35
Das mit dem Star-System würde ich so vielleicht nicht unbedingt so sehen. Mag womöglich bloß eine kleine Randerscheinung im Zusammenhang mit Blockbustern sein... Schaut man jenseits der Blockbuster, so gibt es ja nun jede Menge Newcomer, die schon auf breite Aufmerksamkeit stoßen...

Das meine ich aber nicht. Ich meine Stars, deretwegen sich Leute einen Film ansehen. Über die Zuschauer sagen: "Heute gucke ich den neuen XYZ, egal worum es geht" und damit Erfolge beinahe garantieren. Leute, deren neuer Film eigentlich immer ein Echo hervorruft.
Dann geht es ja aber schon auch um die Größenordnung... Bzw. darum, dass sich die Gründe ändern, weshalb die meisten einen Blockbuster sichten...?

Denn "Zusammenbruch des Starsystems" klingt sehr dramatisch und es gibt ja schon - je nach Vorlieben - Leute, die blind in einen Film gehen, einfach weil Adam Driver, Jessica Chastain, Gael García Bernal oder Dwayne Johnson mitspielen... Und Margot Robbie oder Saoirse Ronan scheinen sich mMn auch in so eine Richtung zu entwickeln; bei Sophia Lillis würde es mich nicht wundern...
Zuschauer, die sagen "Heute gucke ich den neuen XYZ, egal worum es geht", gibt es meines Erachtens eben nach wie vor; dass man in Hollywood ausschließlich mit diesem Publikum womöglich nicht mehr den ganz großen Reibach machen kann, mag möglich sein... (Wobei es ja aber eben auch nicht so ist, dass man deswegen nicht mehr mit bekannten Namen arbeiten/werben würde...)
Vermutlich könnten wir uns der Sache nach einigen (oder sind uns sogar bereits einig), bloß "Zusammenbruch des Starsystems" klingt mir viel zu drastisch und scheint bloß Teile des großen Hollywood-Mainstreams zu treffen...
Marcello Mastroianni, Jeanne Moreau, Michel Piccoli oder Gerad Depardieu waren/sind zweifelsohne auch große Stars, haben aber eben Unmengen gedreht und nicht einfach bloß den einen großen Film pro Jahr... Mit Louis Garrel oder Léa Seydoux wächst sowas ja durchaus nach...
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Rain Jao

Vielleicht solltet ihr euch erstmal auf den Begriff "Star" einigen; weil die meisten (jüngeren) Leute, die du aufgezählt hast, Pierrot, sind 99.9% der Menschheit schlichtweg unbekannt. Da weiß man nicht, wer die sind, was die machen, wie die aussehen und geschweige denn, wo die mitgespielt haben.
Ich wüßte vielleicht 1 Film mit Ronan, durch Zufall, den von Gerwig nämlich, aber selbst müsste ich nach dem Titel googlen und gesehen hab ich den auch nicht.

Da kann man ja auch behaupten, Katharina Küpper wäre ein Star, nur weil ich alles mit der ansehen würde, oder BabyJohn Choi, weil der mir regelmäßig bei einer Sichtung über den Weg läuft und auffällt.

PierrotLeFou

27 Februar 2019, 01:59:29 #11 Letzte Bearbeitung: 27 Februar 2019, 02:04:25 von PierrotLeFou
Zitat von: Rain Jao am 27 Februar 2019, 00:15:55
Vielleicht solltet ihr euch erstmal auf den Begriff "Star" einigen;
Eher nicht... es geht ja um den Begriff des Starsystems und das würde ich wie McClane auffassen - und eben (was ja mein Argument ist) auf andere, teils auch kleinere Dimensionen übertragen, die aber alle zusammengenommen dann doch eine (uneinheitliche) Mehrheit bilden...

Zitatweil die meisten (jüngeren) Leute, die du aufgezählt hast, Pierrot, sind 99.9% der Menschheit schlichtweg unbekannt. Da weiß man nicht, wer die sind, was die machen, wie die aussehen und geschweige denn, wo die mitgespielt haben.
Wer ist "man"? ;) Wer sie kennt, kennt sie; wer sie nicht kennt, kennt sie nicht. Der Star-Status ist natürlich immer kontextabhängig, aber von einer Mehrheit oder einem Großteil der Weltbevölkerung wohl kaum abhängig... (Zumal seit den 60ern der "Superstar"-Begriff kursiert, der nicht zuletzt eben auch weitgehend Unbekannte mit ihren 15 Minuten Ruhm betrifft...)

Aber ja: Meine Argumentation zielt ja zum Teil gerade darauf ab, dass man fernab der breitenwirksameren Hollywood-Mainstream-Ware auch andere Filmwerke hat, in denen ich das Starsystem durchaus unvermindert wahrnehme: Also die Zugkraft der Präsenz von DarstellerInnen, unbehelligt von den jeweiligen Filminhalten, für ein Publikum... Ich beziehe mich ja auf McClanes "Zusammenbruch des Starsystems" und ebendieses "Starsystem". Da ist das System entscheidend, nicht seine Größe...
Für das Blockbuster-Publikum mögen vielleicht Figuren bedeutender geworden sein, in anderen Sparten der Filmkunst sind Figuren hingegen relativ unwichtig...



ZitatIch wüßte vielleicht 1 Film mit Ronan, durch Zufall, den von Gerwig nämlich, aber selbst müsste ich nach dem Titel googlen und gesehen hab ich den auch nicht.

Da kann man ja auch behaupten, Katharina Küpper wäre ein Star, nur weil ich alles mit der ansehen würde, oder BabyJohn Choi, weil der mir regelmäßig bei einer Sichtung über den Weg läuft und auffällt.

Küpper hat zumindest keine tragenden Rollen in mehreren, teils sehr renommierten Filmen mit mehr als 100.000 Stimmen in der IMDb, insofern ist das kaum vergleichbar... Ich kenne sie nicht, aber Axel Prahl oder Thorsten Merten würde ich durchaus als Stars des deutschen Autorenfilms und TV-Krimis bezeichnen... Die haben ihre Zugkraft, wenn auch im Kontext eines kleineren Zielpublikums...

Ich würde "Stars" natürlich auf Filmstars beschränken - bzw. im Rahmen dieser Diskussion sogar bloß auf west-/mittel-europäische & nordamerikanische Filmstars, an denen vermutlich ein großer Teil der Menschheit nur ein begrenztes Interesse hat, wenn er sie überhaupt wahrnimmt...
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Rain Jao

Zitat von: PierrotLeFou am 27 Februar 2019, 01:59:29
Zitat von: Rain Jao am 27 Februar 2019, 00:15:55
Vielleicht solltet ihr euch erstmal auf den Begriff "Star" einigen;
Eher nicht... es geht ja um den Begriff des Starsystems und das würde ich wie McClane auffassen - und eben (was ja mein Argument ist) auf andere, teils auch kleinere Dimensionen übertragen, die aber alle zusammengenommen dann doch eine (uneinheitliche) Mehrheit bilden...

Ich glaube schon.
Weil er hat Leute aufgezählt, die bekannt sind.
Und du Leute, die gegoogelt werden müssen.
In seiner kleineren Dimension wäre mein BabyJohn Choi ja auch ein Star, und die Küpper ja erst Recht, für mich selber höchstpersönlich nämlich.

Ich weiss schon ungefähr, was du ausdrücken willst.
Aber das sind keine Stars.


ZitatWer sie kennt, kennt sie; wer sie nicht kennt, kennt sie nicht. Der Star-Status ist natürlich immer kontextabhängig, aber von einer Mehrheit oder einem Großteil der Weltbevölkerung wohl kaum abhängig... (Zumal seit den 60ern der "Superstar"-Begriff kursiert, der nicht zuletzt eben auch weitgehend Unbekannte mit ihren 15 Minuten Ruhm betrifft...)

Das ist ja sehr philosophisch, aber Wiki schreibt auch was von öffentlichen Interesse, und dazu braucht man auch ein Publikum, dass dieses äußern kann. Wenn man in seiner kleinen Nische für sich spielt, wird da kein Schuh draus.
Und wer sollen die 60er Jahre Superstars mit den 15 Minuten Ruhm sein?


ZitatIch würde "Stars" natürlich auf Filmstars beschränken - bzw. im Rahmen dieser Diskussion sogar bloß auf west-/mittel-europäische & nordamerikanische Filmstars

Warum.
Das Erstarken des chinesischen Kinos wäre die einzige Besonderheit, die mir in diesem Jahrzehnt tatsächlich aufgefallen wäre.

PierrotLeFou

27 Februar 2019, 11:22:35 #13 Letzte Bearbeitung: 27 Februar 2019, 11:24:52 von PierrotLeFou
Zitat von: Rain Jao am 27 Februar 2019, 09:51:53
Zitat von: PierrotLeFou am 27 Februar 2019, 01:59:29
Zitat von: Rain Jao am 27 Februar 2019, 00:15:55
Vielleicht solltet ihr euch erstmal auf den Begriff "Star" einigen;
Eher nicht... es geht ja um den Begriff des Starsystems und das würde ich wie McClane auffassen - und eben (was ja mein Argument ist) auf andere, teils auch kleinere Dimensionen übertragen, die aber alle zusammengenommen dann doch eine (uneinheitliche) Mehrheit bilden...

Ich glaube schon.
Weil er hat Leute aufgezählt, die bekannt sind.
Und du Leute, die gegoogelt werden müssen.

Das ist ein unsinniges Argument weil es so tut, als wäre Ergoogletwerdenmüssen eine Eigenschaft, die Subjekten entweder zukommt oder aber nicht zukommt... Tatsächlich variiert sie inmitten der individuellen Beziehungen zwischen den DarstellerInnen und den potentiellen ZuschauerInnen...
Dass du Dwayne Johnson, Chastain, Driver, Ronan oder Robbie googlen musst, finde ich ehrlich gesagt ausgesprochen merkwürdig, denn ich kenne nun wirklich genug Leute, die sich nicht einmal in Filmforen tummeln und bei den Namen dennoch ein Gesicht und Filmtitel vor dem geistigen Auge haben... Dass du Bernal nicht kennst, wundert mich hingegen weniger; durch Iñárritu, Jarmusch, Almodóvar, Cuarón ist der schon ziemlich bekannt geworden, wenn auch eben weniger beim Multiplex-Publikum...

Hinzu kommt, dass Hanks, Cruise und di Caprio ja noch ein paar Dekaden mehr auf dem Buckel haben... mit denen sind große Teile von Kinogängern aufgewachsen, den nachwachsenden Stars sehen große Teile halt erst dabei zu...


ZitatIn seiner kleineren Dimension wäre mein BabyJohn Choi ja auch ein Star, und die Küpper ja erst Recht, für mich selber höchstpersönlich nämlich.
Ich will nicht ausschließen, dass beide als Star bezeichnet werden können, kenne sie aber nicht und kann nichts dazu sagen...
Dass man selbst höchstpersönlich ausreiche, ist ja eine unzulässige Zuspitzung, wenn wir vorher von Leuten gesprochen haben, die in Filmen brillieren, die durchaus einen Vertrieb und in diversen Ländern jeweils ein größeres Publikum erreichen...


ZitatIch weiss schon ungefähr, was du ausdrücken willst.
Aber das sind keine Stars.
Chastain wird von der Gala als "Hollywood-Star" bezeichnet...

Glamour.de: "Saoirse Ronan ist eine der großen Schauspielerinnen der Gegenwart" + Wiki: "2010–2014: Rising star"

Die Zeit: "Statt den Latin Lover zu geben, demontiert Gael García Bernal lieber den Macho-Mythos. Mit dem Berlinalefilm "Mammut" wird er endgültig zum internationalen Star."

Nichts gegen deine Sehgewohnheiten, aber diesen Leuten einen Starstatus abzusprechen, bloß weil ihre Filme auf Wikipedia zehn- oder hundertausende Wertungen haben, die aber eben noch nicht immer die Millionengrenze knacken, ist etwas abstrus...

Zitat
ZitatWer sie kennt, kennt sie; wer sie nicht kennt, kennt sie nicht. Der Star-Status ist natürlich immer kontextabhängig, aber von einer Mehrheit oder einem Großteil der Weltbevölkerung wohl kaum abhängig... (Zumal seit den 60ern der "Superstar"-Begriff kursiert, der nicht zuletzt eben auch weitgehend Unbekannte mit ihren 15 Minuten Ruhm betrifft...)

Das ist ja sehr philosophisch, aber Wiki schreibt auch was von öffentlichen Interesse, und dazu braucht man auch ein Publikum, dass dieses äußern kann.
Zu behaupten, dass "Wer ist Hanna?", "Grand Budapest Hotel", "Lady Bird", "Maria Stuart, Königin von Schottland", "I, Tonya", "Rampage", "Skyscraper" oder "Fast & Furious"-Sequels kein öffentliches Interesse erregen ist schon etwas schräg...


ZitatUnd wer sollen die 60er Jahre Superstars mit den 15 Minuten Ruhm sein?
Z.b. Taylor Mead, der sich witzigerweise sogar zu einer Underground-/Indie-Ikone mausern konnte... heute wären es diese DSDS-Gestalten...


Zitat
ZitatIch würde "Stars" natürlich auf Filmstars beschränken - bzw. im Rahmen dieser Diskussion sogar bloß auf west-/mittel-europäische & nordamerikanische Filmstars

Warum.
Das Erstarken des chinesischen Kinos wäre die einzige Besonderheit, die mir in diesem Jahrzehnt tatsächlich aufgefallen wäre.
Dem möchte ich nicht unbedingt widersprechen und natürlich gibt es im asiatischen Raum (auch große) Stars, von denen manche auch hierzulande ihre Fanbase haben, keine Frage...
Da sind wir aber schon wesentlich eher bei einer Nische, dementsprechend selten gelangt zB ein chinesischer Film hierzulande überhaupt ins Kino: "An Elephant Sitting Still", natürlich Zhangke mit "Asche ist reines Weiß" und diese zwei großen Animationsfilme (Have a nice Day / Big Fish & Begonia) haben es zuletzt geschafft; Japanische und sogar noch südkoreanische Filme haben es da etwas leichter, aber auch da gelangen Häufigkeit und Laufzeit nicht an das Gros der west-/mitteleuropäischen/nordamerikanischen Produktionen heran. Es wirkt nun einmal hierzulande (und vermutlich auch in anderen europäischen Ländern) ein eurozentrischer Blick; schau doch mal den kleinen Anteil an, den chinesische Titel hier im thread ausmachen...

Wenn man von asiatischen Filmstars, von Filmstars im Maghreb oder in Osteuropa oder in Lateinamerika sprechen will, muss man auch die Rezeption in diesen Regionen hinzuziehen (was die Diskussion ziemlich erschweren würde), denn die erhaschte Aufmerksamkeit ist hierzulande doch sehr überschaubar... Man täte chinesischen oder gar thailändischen Filmstars Unrecht, würde man sie anhand des hiesigen Publikumsechos einstufen wollen.
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Mills

Zitat von: Rain Jao am 27 Februar 2019, 00:15:55
Ich wüßte vielleicht 1 Film mit Ronan, durch Zufall, den von Gerwig nämlich, aber selbst müsste ich nach dem Titel googlen und gesehen hab ich den auch nicht.

Aber wer sich hier im Forum und auf der OFDb oder IMDb herumtreibt, darf eine Saoirse Ronan gerne kennen. Die macht ja nun nicht erst seit gestern Filme...  :icon_rolleyes:
A: Welchen Bond-Film magst du am liebsten?
B: Den mit Daniel Crack, also genauer gesagt Casino Neural.


Meine Sammlung

Rain Jao

Mein BabyJohn Choi macht ja auch nicht erst seit gestern Filme, das ist also kein Argument.
Außerdem hatte ich ja gesagt, dass ich sie 'kenne', die Ronan.

Um hier mal ein bisschen Piano reinzubringen:
Dwayne Johnson sagt mir schon etwas  :icon_smile:
Der ist aber auch tatsächlich Mainstream und machte schon Hauptrollen in Mainstream, als es noch VHS gab.
Ich bezog mich bei "jüngeren Darstellern" auch eher auf Sophia Lillis, Louis Garrel und Léa Seydoux, und tut mir leid, ich weiss trotz viel Internetfrequenz auf Filmforen nicht, wer das ist. Wenn ich das schon nicht weiß, in meinen Umfeld auch keiner.

Wenn überhaupt wäre mir für die letzte Dekade Cumberbatch (vom TV startend, aber kannte vorher niemand), Hemsworth, vor allem Pratt (kannte erst recht niemand), Brolin (ewig dabei, aber erst jetzt richtig im Bewusstsein) usw. eingefallen. Da hat man dann aber auch Gesichter und Filme zu, und zwar auch auch Otto Normalbürger.

PierrotLeFou

27 Februar 2019, 15:14:12 #16 Letzte Bearbeitung: 27 Februar 2019, 15:19:16 von PierrotLeFou
Zitat von: Rain Jao am 27 Februar 2019, 14:38:11
Mein BabyJohn Choi macht ja auch nicht erst seit gestern Filme, das ist also kein Argument.
Gegen dein Beispiel hat sich hier doch auch keiner ausgesprochen... :unknown: Ich kann es halt nicht beurteilen, Mills ist nicht darauf eingegangen...


ZitatDwayne Johnson sagt mir schon etwas  :icon_smile:
Der ist aber auch tatsächlich Mainstream und machte schon Hauptrollen in Mainstream, als es noch VHS gab.
Große Rollen ab 2001, wenn ich nicht irre... passt somit als Beispiel; dass er in den Mainstream fällt, ist mir schon klar, zeigte aber bloß, dass es selbst im knalligeren, sensationellern Mainstream-Bereich noch zugkräftige Namen gibt, die ihre eingeschworene Fangemeinschaft haben, die dann alles an Filmen mitnehmen...


ZitatIch bezog mich bei "jüngeren Darstellern" auch eher auf Sophia Lillis, Louis Garrel und Léa Seydoux, und tut mir leid, ich weiss trotz viel Internetfrequenz auf Filmforen nicht, wer das ist. Wenn ich das schon nicht weiß, in meinen Umfeld auch keiner.
Was Lillis betrifft, habe ich ja gar keinen Ist-Zustand angesprochen.

Ich kenne ja dich und dein Umfeld nicht. Ich und mein Umfeld kennen Louis Garrel und Léa Seydoux durchaus. Man kann aber nicht einfach bloß von sich und seinem Umfeld ausgehen um dann abzuschätzen, wie groß die Bekanntheit von einer prominenten Person ist... Bloß weil die ersten fünf Personen, die auf offener Straße nach Alfred Sisley befragen würde, ratlos wären, würde das nicht bedeuten, dass er kein berühmter Maler wäre... Wäre er trotzdem, allerdings in anderem Ausmaß als Renoir auf eine kleinere Zielgruppe beschränkt.
Garrel ist nicht bloß als Jüngster einer ganzen Schauspiel-/Regie-Familie ein zugkräftiger Name im französischen Autorenkino... Dass sich Hinz & Kunz einen Scheiß für das französische Autorenkino interessieren, heißt nicht, dass es innerhalb dieses Kinos keinerlei Stars geben könne...
Das sind natürlich andere Maßstäbe – aber von einer "XY ist ein Star weil er mir selbst ein Star zu sein scheint"-Argumentation ist das noch entfernt, wenn es zigtausende Bewunderer gibt und der Name marketingtechnisch durchaus instrumentalisiert wird...


ZitatDa hat man dann aber auch Gesichter und Filme zu, und zwar auch auch Otto Normalbürger.
Dass man jetzt zu Hemsworth "Gesichter und Filme habe" (und zu Ronan oder Robbie nicht), ist eine falsche Aussage sofern sie Allgemeingültigkeit beansprucht - und insofern sie bloß tendenziell gelten soll, eine bloße Mutmaßung...


Was die Otto Normalbürger betrifft: Auf die war meine Argumentation gar nicht angewiesen. Mir ging es um die Fuktionalität des Starsystems, die meines Erachtens eben nicht zusammenbricht, sondern eben durchaus noch hält - und zwar beispielsweise in Bereichen des Films, die dem hiesigen Otto Normalverbraucher meist entgehen... (Und mit genau diesem Argument könnte man auch auf asiatisches Kino verweisen, was ich jetzt deshalb nicht gemacht habe, weil ich die Rezeption von großen und kleinen asiatischen Stars in Asien kaum angemessen zu überblicken vermag...)
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

McClane

Vielleicht ist Zusammenbruch etwas hart gewählt, aber manche der Argumente gegen meine These sind Käse.

Natürlich wird es immer wieder bekannte Darsteller geben, deretwegen sich Leute einen Film anschauen. Aber in dem Maße wie etwa noch in den 1990ern, in denen man einfach Bruce Willis als versoffenen Actionhelden mit lockeren Sprüchen oder Julia Roberts als kumpelige Frau mit Liebesproblemen besetzen musste und man meist Kasse machte (Ausnahmen bestätigen die Regel), gibt es das nicht mehr. Oder will mir irgendjemand erzählen, dass Margot Robbie ein festes Starimage hat, das man konstant in "The Wolf of Wall Street", "Suicide Squad", "I, Tonya" und diesem Schottenkönigin-Film finden kann? Siehe auch Pratt, Reynolds, Evans, Lawrence usw.
Dwayne Johnson wäre da im heutigen Kino noch eine Ausnahme, der tatsächlich immer einen recht ähnlichen Typ mit durchgehendem Erfolg verkörpert.
Ryan Gosling mag ja als leicht apathisch-entrückter Held auch ein Image haben, aber dass das abseits der Presse erfolgreich wäre, kann man mit Blick auf die Einspielergebnisse nicht sagen. Wie schrieb eine US-Zeitung bei der Analyse der Gründe des unbefriedigenden "Blade Runner 2049"-Einspiels: "Ryan Gosling couldn't open a paperbag."

Es gibt ja auch diese Jahresstatistiken, welche die kassenträchtigsten Stars des Jahres küren. Und dort ist schon seit Jahren die Devise angesagt hat, dass meist nicht unbedingt der populärste Darsteller an der Spitze steht, sondern der, der die populärsten Charaktere verkörpert, meist Superhelden.

Und dass ich bei Stars von großen Filmstars bzw. Superstars spreche, dürfte auch klar sein. Denn schließlich sind Begriffe wie Independent-Star ja auch nur ein Derivat dieser Zuschreibung. So mag es ja auch etwas ausmachen, wenn ein Indie-Star dafür sorgt, dass ein Indiefilm 20 statt 10 oder 5 Millionen einspielt, hat jetzt aber auf die Gesamtkinolandschaft keine Auswirkung.
Auch im Direct-to-Video-Bereich gibt es ja noch die B-Actionstars wie Scott Adkins, Dolph Lundgren, Jean-Claude van Damme usw., die für mehr Ausleihen, Downloads oder Datenverträgerverkäufe sorgen, aber auch die sind eher für ein spezielles Zielpublikum da. Ich würde ja auch nicht jede Scream Queen der 1980er und 1990er mit einem großen Star jener Dekaden gleichsetzen.

Also, um es noch einmal zusammenzufassen: Mit Starsystem meine ich einen großen Star, der immer meist seinem Image gemäß besetzt wird und schon allein dadurch Zuschauer zieht. Und da bin ich der Ansicht (und fühle mich von den Zahlen bestätigt), dass das heutzutage wesentlich schlechter funktioniert als noch vor 10 oder 20 Jahren.
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

"testosteronservile Actionfans mit einfachen Plotbedürfnissen, aber benzingeschwängerten Riesenklöten"
(Moonshade über yours truly)

PierrotLeFou

Zitat von: McClane am 27 Februar 2019, 17:29:39
Vielleicht ist Zusammenbruch etwas hart gewählt, aber manche der Argumente gegen meine These sind Käse.
[...]
Und dass ich bei Stars von großen Filmstars bzw. Superstars spreche, dürfte auch klar sein. Denn schließlich sind Begriffe wie Independent-Star ja auch nur ein Derivat dieser Zuschreibung. So mag es ja auch etwas ausmachen, wenn ein Indie-Star dafür sorgt, dass ein Indiefilm 20 statt 10 oder 5 Millionen einspielt, hat jetzt aber auf die Gesamtkinolandschaft keine Auswirkung.
Ich denke, dass das aber eine Frage der Perspektive ist. Wenn mir die zigmillionen Dollar Budget und die Zahlen der Kinogänger egal sind (und dagegen spricht ja gar nichts!), dann kann sich im Blockbuster-Milieu und auch noch im prestigereichen Hollywood-Mainstream alles erdenkliche verändern: neben den vielen "kleineren" Filmen, die weltweit ansonsten (selbst noch in den USA) laufen, ist Hollywood halt ein kleiner, wenngleich besonders auffälliger Fleck, dessen Veränderung die Gesamtkinolandschaft nicht sonderlich beeinflusst...

Deshalb erscheint mir "Zusammenbruch des Starsystems" in der Tat als zu hart, wenn damit eine Kinolandschaft beschrieben werden soll; denn ich sehe darin bloß etwas, was halt Teile des Hollywood-Rummels betrifft.
Diesbezüglich halte ich es sehr gut für möglich, dass du da recht hast; das lässt sich jetzt bloß nicht so gut verifizieren, deshalb mag ich mich nicht festlegen... Bezogen auf die Kinolandschaft insgesamt scheint mir das aber unerheblich zu sein, weil es eben nur eine Randerscheinung ist, die vielleicht ein halbes Gros an Titeln jährlich betrifft...
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

manisimmati

3 März 2019, 03:07:53 #19 Letzte Bearbeitung: 3 März 2019, 03:13:01 von manisimmati
Meine persönliche Top 28.

10er

1. Another Earth (2011, Mike Cahill)
2. Phantom Thread (2017, Paul Thomas Anderson)
3. The Social Network (2010, David Fincher)
4. Blade Runner 2049 (2017, Denis Villeneuve)
5. Burning (2018, Lee Chang-dong)
6. Mother! (2017, Darren Aronofsky)
7. Die Taschendiebin (2016, Park Chan-wook)
8. Nymphomaniac 1&2 (2013, Lars von Trier)
9. Jagten (2012, Thomas Vinterberg)
10. Gone Girl (2014, David Fincher)
11. Carol (2015, Todd Haynes)
12. La Tortue Rouge (2016, Michael Dudok de Wit)
13. Never Let Me Go (2010, Mark Romanek)

9er

14. Arrival (2016, Denis Villeneuve)
15. A Silent Voice (2016, Naoko Yamada)
16. Inherent Vice (2014, Paul Thomas Anderson)
17. Im Strahl der Sonne (2015, Vitaliy Manskiy)
18. I, Tonya (2017, Craig Gillespie)
19. Roma (2018, Alfonso Cuarón)
20. Shame (2011, Steve McQueen)
21. Inside Llewyn Davis (2013, Coens)
22. Black Swan (2010, Darren Aronofsky)
23. Isle of Dogs (2018, Wes Anderson)
24. Körper und Seele (2017, Ildikó Enyedi)
25. Barfuß auf Nacktschnecken (2010, Fabienne Berthaud)
26. Black Swan (2010, Darren Aronofsky)
27. Dallas Buyers Club (2013, Jean-Marc Vallée)
28. Shutter Island (2010, Martin Scorsese)

Peter2013

Zitat von: manisimmati am  3 März 2019, 03:07:53
Meine persönliche Top 28.

9er

...
22. Black Swan (2010, Darren Aronofsky)
...
26. Black Swan (2010, Darren Aronofsky)
...
Der hat wohl besonderen Eindruck hinterlassen.  :D

manisimmati

Zitat von: Peter2013 am  3 März 2019, 06:21:47
Zitat von: manisimmati am  3 März 2019, 03:07:53
Meine persönliche Top 28.

9er

...
22. Black Swan (2010, Darren Aronofsky)
...
26. Black Swan (2010, Darren Aronofsky)
...
Der hat wohl besonderen Eindruck hinterlassen.  :D

Meine persönliche Top 28. Top 27.  :icon_redface: ;)

PierrotLeFou

Gab es eigentlich schon einen Filmjahresrückblick-Thread für 2019?
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Moonshade

7 Januar 2020, 10:51:44 #23 Letzte Bearbeitung: 7 Januar 2020, 12:48:33 von Moonshade
Ich kann für die Dekade eigentlich keine Rangliste erstellen, weil mir das Kino schon seit 2000 eigentlich zunehmend weniger gibt oder gefällt.
Mein Interessenspektrum richtet sich immer weiter rückwärts und ist nach langem Aufenthalt in den 80ern (Jugend) und 90ern (eigene Twenties) jetzt schon von den 70ern in die 30-50er gewandert, einfach weil die Historie mehr zum Entdecken hergibt.

Das moderne Kino konzentriert sich aus Zuschauermangelgründen auf Blockbuster- und Eventproduktionen inclusive Hunderter Sequels, die zwar als Unterhaltung meist passabel sind, aber schon lange nicht mehr satt machen. Dagegen steht in D eigentlich die eigene deutsche Filmindustrie, die zwischen sehr regional und "die eigenen Ansprüche nur selten erfüllend, was Unterhaltung angeht" schwankt, eine Wand von Dokus und für mich sehr wenigen interessanten Produktionen, abseits der DTV-Produktionen, die jetzt auf die Streamingdienste übergehen. Das Arthaus bietet hier und da etwas für mich, aber mitreißend ist das Wenigste.

Die Kinoquote ist auf weniger als einen Film pro Monat gesunken, allein weil es TV-Serien gibt, die um Meilen besser als große Kinoproduktionen sind, weil diese total glattgebügelt sind, damit sie genug Leuten gefallen.
Daher bewegen sich meine Noten für die Dekade meistens im 5-6er-Bereich, was nur die Beliebigkeit des Gezeigten beweist.

Erwähnenswert für die Dekade (also mit die höchsten Noten, keine einzige 10):

Arrival
Babadook
Big Short
Birdman
Blade Runner 2049
Boyhood
Coherence
Dunkirk
Frances Ha
Free Fire
Grand Budapest Hotel
Inception
Insidious
Kedi
Midnight in Paris
Moonrise Kingdom
mother!
Nightcrawler
Neon Demon
Pride
Scott Pilgrim
Shape of Water
Social Network
Suspiria
Three Billboards
Stan und Ollie
Tschick
We need to talk about Kevin

Würde mir das anders wünschen, aber das Forschen in der Pre-Code-Ära, dem klassischen Hollywood-Musical und dem Film Noir macht einfach mehr Spaß, als die CGI-getrickste Illusion heutiger Produktionen.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

PierrotLeFou

Zitat von: Moonshade am  7 Januar 2020, 10:51:44Ich kann für die Dekade eigentlich keine Rangliste erstellen, weil mir das Kino schon seit 2000 eigentlich zunehmend weniger gibt oder gefällt.
Mein Interessenspektrum richtet sich immer weiter rückwärts und ist nach langem Aufenthalt in den 80ern (Jugend) und 90ern (eigene Twenties) jetzt schon von den 70ern in die 30-50er gewandert, einfach weil die Historie mehr zum Entdecken hergibt.
In den "Knives Out" geh ruhig mal rein... wenn du Agatha-Christie-Mysteries und cluedoeske Kriminalstoffe à la "Das Mörderspiel" (1980) oder "Sleuth" schätzt, dürfte dir der sehr zusagen...
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Moonshade

Ja, der und "Judy" stehen auf dem Programm - da erwacht sogar mal die Lust aufs Kino wieder...
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Stefan M

Zitat von: Moonshade am  7 Januar 2020, 10:51:44Ich kann für die Dekade eigentlich keine Rangliste erstellen, weil mir das Kino schon seit 2000 eigentlich zunehmend weniger gibt oder gefällt.
Mein Interessenspektrum richtet sich immer weiter rückwärts und ist nach langem Aufenthalt in den 80ern (Jugend) und 90ern (eigene Twenties) jetzt schon von den 70ern in die 30-50er gewandert, einfach weil die Historie mehr zum Entdecken hergibt.
Das geht mir ganz ähnlich.

Ich habe irgendwie den Eindruck, ich müsse noch so viel aufholen, bevor ich mich ganz den Filmen des neuen Jahrtausends widmen kann, die mich aber im Großen und Ganzen nicht so interessieren, wie das bei den älteren Semestern der Fall ist. Da allerdings auch mein Interesse für schlechte Filme beträchtlich gestiegen ist, wird es auch noch dauern, bis ich alle Klassiker durch habe. (Immerhin: Mein Etappenziel, die Top-100 in der OFDb zu sehen, habe ich mittlerweile erreicht.  :mr.green:)

Insofern fehlen mir auch noch etliche Vertreter des letzten Jahrzehnts, wenn ich folgende Auflistung mache:

1. "Arrival" (mein Film des Jahrzehnts - der einzige 10er)

2. "Grand Budapest Hotel"
3. "Whiplash"
4. "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri"
5. "Der Babadook"
6. "Der seidene Faden"
7. "Hereditary"
8. "Suspiria"

Weiterhin bemerkenswert:

- "Birdman"
- "Blade Runner 2046"
- "Call Me by Your Name"
- "Das ist das Ende"
- "Frances Ha"
- "Get Out"
- "The Gift"
- "Gravity"
- "Gut gegen Nordwind"
- "Her"
- "Ich seh, ich seh"
- "Inside Llewyn Davis"
- "Jung & Schön"
- "La La Land"
- "Liebe"
- "Moonrise Kingdom"
- "mother!"
- "Nightcrawler"
- "Prisoners"
- "Shape of Water"
- "Shrew's Nest"
- "Toni Erdmann"
- "Trumbo"
- "The VVitch"
- "Wer ist Hanna?"
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Moonshade

Oh ja, "La-la-Land" und "Whiplash" hab ich noch auf Platte, die muss ich noch schauen.
Aber danke, gleich mal die Liste um Suspiria und Birdman erweitert.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

mali

Zitat von: PierrotLeFou am  7 Januar 2020, 11:00:25In den "Knives Out" geh ruhig mal rein...

Steht für Morgen Abend auf dem Zettel. Man hört ja viel Gutes.

In dem Thread dazu hier gucke ich erst hinterher rein :-)

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