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Knives Out (Whodunit-Murder-Mystery von Rian Johnson)

Begonnen von StS, 3 Juli 2019, 11:53:59

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StS



Knives Out is an upcoming 2019 American mystery film written and directed by Rian Johnson. Described as a modern take on the whodunit murder mystery, the film follows a family gathering gone horribly awry, after the family patriarch's death leads a master detective to investigate. The film stars Daniel Craig, Chris Evans, Ana de Armas, Jamie Lee Curtis, Toni Collette, Don Johnson, Michael Shannon, Lakeith Stanfield, Katherine Langford, Jaeden Martell, and Christopher Plummer.


Bei der Story (bin großer Fan von Johnson´s "Brick") und der Cast&Crew: Immer her damit!
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

StS

"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

elpadro

Und endlich wieder keine Lens Flares, dann gibt's schon mal kein visuelles KO-Kriterium.
 :respect:

Brick steht schon länger auf meiner Nochmalschauliste, hab den auch irgendwie als außergewöhnlich atmosphärisch in Erinnerung.
"Hey Asshole, I'm talking to you!"
"You're not, you're talking to yourself."
Moon 44

Mr. Blonde

2 Januar 2020, 23:27:27 #3 Letzte Bearbeitung: 3 Januar 2020, 18:13:50 von Mr. Blonde
Whodunit?

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Der Internet-Troll

Schade, dass Rian Johnson seinen eigentlich ambitionierten und wirklich komischen Film am Ende entgleisen lässt, um seine persönliche Antipathie gegenüber den Star Wars-Trollen, die ihm so schwer zu schaffen machten, nochmal mit einem Stinkefinger zu unterstreichen. Warum dafür ein solcher Film notwendig ist, das weiß wohl nur er. Leider erwischt er damit auch Leute wie mich, die einfach nur einen guten Krimi erwartet haben. Am Ende wars der offensichtlich schmierige Anti-SJW-Troll gewesen, okay. Wo ist der Kniff? Ich seh die Genialität nicht. Chris Evans Figur ist doch ohnehin auf dem Schirm, in dem Moment, wo er das erste Mal den Mund aufmacht und sich ganz klar als asoziale Figur outet. Der Weg dahin, der mag unvorhersehbar sein, aber wer Johnsons Privatkrieg mit den TLJ-Internettrollen kennt, der weiß schnell, wohin die Reise geht, wenn Evans anfängt, gegen SJWs zu schießen. Dieser ganze Krempel ödet mich schon im Internet an, dafür einen Film zu bemühen, um nochmals Kontra zu geben... Das war nicht meins. Will Johnson aber gewisse Qualitäten nicht absprechen, mit dem "Twist" konnte er mich jedenfalls trotzdem nicht überzeugen. Natürlich soll und darf er so Kino machen, das Prinzip des Films aber ad absurdum zu führen, weil informierte Zuschauer schon frühzeitig Lunte riechen können, halte ich für missglückt.

Tolle Schauspieler, bestens aufgelegt, sehr amüsant und bis zum letzten Drittel wirklich schwer in Ordnung. Dann eben die Politik-Keule, die für mich wenig Sinn ergibt und dem Motiv des Films keinerlei Respekt erweist. Auch das Unterbrechen des charmanten Kammerspiel-Stils durch Autoverfolgungsjagden (Trailer-Bait) helfen da kaum weiter. Johnson verlässt sich nicht auf seinen "kleinen" Film, sondern muss da dann doch irgendwie noch Hollywood-Kitsch reinquetschen. Dazu wird das Ding thematisch in wenigen Jahren schon schlecht gealtert sein. Fühlt sich für mich fast nach verschwendeter Lebenszeit an. Die Doppelbödigkeit, die der Film die ganze Zeit vorgibt und auf dessen cleveren Twist man hinfiebert, wird für ein wirklich plattes, unwürdiges Statement geopfert. Dafür kann Johnson auch einfach Twitter verwenden. Gut, den meisten Leuten wird der Unterton eh entgehen oder er wird sie nicht stören. Der Film wird ja jetzt schon abgefeiert und von manchen einfach mal präventiv als Film des Jahres gekührt. Bei mir hat das nicht gezündet. Bis zum letzten Drittel war das ein sehr angenehmer, überraschend guter Film. Die Auflösung für mich aber hundsmiserabel.


5/10


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Roughale

Mir hat er voll und ganz gefallen, die Auflösung war zwar relativ lau, aber der Weg dahin war absolut klasse, das letzte Filmhighlight 2019 für mich, weil wir den am Montag gesneakt bekommen hatten - 9/10

esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

StS

6 Januar 2020, 08:54:06 #5 Letzte Bearbeitung: 6 Januar 2020, 08:56:25 von StS
Amüsant-unterhaltsamer Krimi mit einem gut aufgelegten Star-Ensemble.  8/10

Das, was Mr. Blonde da im letzten Drittel gesehen haben mag - was ihm die Laune verdorben hat - sehe ich übrigens nicht so.. zumindest nicht in der geschilderten deutlichen Form.  :happy3:

Auf jeden Fall in meinen Top 5 der 2019er Filme.
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

PierrotLeFou

6 Januar 2020, 09:24:00 #6 Letzte Bearbeitung: 6 Januar 2020, 09:26:38 von PierrotLeFou
Ich muss auch sagen, dass ich den sehr gerne mochte und Mr. Blondes Kritikpunkte nicht teile. Vor allem wird
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Evans
ja nun nicht als Täter hingestellt, der sich mit seiner politischen Haltung vom Familienrest abheben würde. Der
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kleine Junge
und der
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fremdgehende Ehemann
und
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Donna Thrombey
werden ja mit Abstufungen in einem ähnlichen Spektrum verortet. Und interessanterweise kommt ja auch der anderen Seite der Familie, die sich für die
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Rechte und Bedürfnisse von Migranten
ausspricht, eine Abwertung zu. Die entpuppen sich ja ebenfalls als hochgradig missgünstige Egoisten, die bloß bereit sind, so ein paar Krümel abzugeben. Im Grunde geht es ja weniger um politische Haltungen, als vielmehr um das Milieu. Nicht einmal um das Milieu der Reichen
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(denn da gibt es ja noch den freundlichen Verstorbenen und seine Mutter)
oder das Milieu der Erben
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(denn die Pflegekraft erbt ja letztlich alles)
, sondern um das Milieu derjenigen, die ganz beruhigt einem großen Erbe entgegensehen können. Natürlich wird gegen konservative Haltungen sowie recht deutlich gegen Trump geschossen, aber insgesamt ist der Film da dann doch differenzierter und siedelt dieses
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"Nicht-teilen-wollen"
wesentlich breiter gestreut an (derweil die positiveren Elemente ja nicht einfach bloß an die
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Eingewanderte
geheftet werden, sondern auch an eine
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 soziale Tätigkeit bzw. eine Pflegerin
- und natürlich an die
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Intelligenz des Ermittlers
).
Ich habe natürlich das Glück, dass mir der Film mit seiner Haltung recht sympathisch war; aber auch als pseudo-Agatha-Christie-Mystery hat mir der Film gefallen und erfüllt mMn weit eher als Branaghs "Murder on the Orient Express" die Qualitäten, die den klassischen Kriminal-/Detektivfilm ausmachen.
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Mr. Blonde

7 Januar 2020, 02:51:25 #7 Letzte Bearbeitung: 8 Januar 2020, 03:25:25 von Mr. Blonde
Zitat von: PierrotLeFou am  6 Januar 2020, 09:24:00Ich muss auch sagen, dass ich den sehr gerne mochte und Mr. Blondes Kritikpunkte nicht teile. Vor allem wird
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Evans
ja nun nicht als Täter hingestellt, der sich mit seiner politischen Haltung vom Familienrest abheben würde.

Gut, da ist was dran. Trotzdem ist die Art und Weise, wie
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er in Szene gesetzt wird, schon anders.  Zu Beginn werden Johnson, Shannon, Curtis und co. ziemlich gleichwertig und gleichzeitig charakterisiert. Jeder hat einen gewissen Fokus. Sie werden schon durch die Ausfragung der Polizisten samt Gegenschnitt-Montage auf eine Stufe gestellt. Als später Evans charakterisiert wird, der quasi vorher verdächtig abwesend war, bleibt der Fokus in vielen Szenen danach auf ihm, während die restliche Familie plötzlich zu einer Masse wird, die im Anwesen alle einer Meinung sind. Das Haus und das Geld haben in der Familie zu bleiben. (Der kleine Junge hat im Film übrigens überhaupt keine Gewichtung. Die Szene, die wir sehen, basiert rein auf dem, was uns die Charaktere erzählen. Jedenfalls die Klo-Szene. Was Evans macht, sehen wir aber zumeist klar vor uns. Ich mochte diese Stilmittel, erinnerte mich viel an die Coens und wie da die Wahrheit oft verdreht und gefiltert präsentiert wird.) Damit wirkte Evans für mich umso verdächtiger, schon weil er von Anfang an glasklar in eine gewisse Richtung ging. Er steht als eine der wenigen Figuren der Familie unentwegt autonom dar. Das alles in Kombination mit dem für mich nervigen SJW-Geblubber und dem Umstand, dass der Film zeitweise extrem kitschig und verklebt gefühlsduselig ist, haben mir den Spaß ein wenig verdorben. Zumal ich dieses Anti-PC-SJW-Gequake schon in einschlägigen Star-Wars-Fandoms nicht mehr hören kann. Habe davon leider sehr viel mitbekommen.
Die Neuverfilmung von "Mord im Orient-Express" gefiel mir aber noch weniger. ;) Der hatte in meinen Augen gar nichts. Durch und durch künstlicher Krimiquatsch. Den hatte ich gleich einen Tag später hinterhergeschoben, in der dummen Annahme, der Film seie mehr das, was ich mir unter "Knives Out" vorgestellt hätte. Im direkten Vergleich würde ich "Knives Out" dann locker 1-2 Pünktchen mehr geben. So sind sie, die Bewertungen. ^^ Irgendwie immer nur ein temporäres Stimmungsbild.

Sollte ich mir "Knives Out" nochmal geben, was ich nicht ausschließe, dürfte ich den wohlwollender betrachten. Schauspieler, Humor und die teilweise angenehm lockere Machart sind auf jeden Fall Pluspunkte.


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Newendyke

8 Januar 2020, 11:26:32 #8 Letzte Bearbeitung: 8 Januar 2020, 11:55:03 von Newendyke
Ich war wirklich angenehm überrascht von der Leichtigkeit Craigs, den verschroben-unsympathischen Familienmitgliedern und des Witzes vieler Einfälle, allen voran natürlich die "Lügenallergie" der Pflegekraft. Werde ich mir sicherlich nochmal daheim ansehen, um auch im Original den Wortwitz genießen zu können, der in der Snychro schon gut gewesen ist!
Recht viel mehr habe ich nicht hinzu zu fügen. 7/10

Edit: Ach ja, zum Thema "nervige Kinogäste" (dachte, wir hatten dazu mittlerweile einen eigenen Erfahrungsberichte-Auskotz-Thread...?!), die Arschlöcher, die neben einem oder auch irgendwo verteilt im Saal während des Films mal ans Handy gehen oder ganz entspannt ihre Mails checken, sind wohl alterslos. Neben uns saß nun in diesem Film so ein Exemplar Ü50, der das Spiel immerzu während des Films wiederholte... also seine Nachrichten checken und antworten... geil auch die Reaktion als ich ihn drauf ansprach, als würde ich ihm sein Persönlichkeitsrecht abstreitig machen.


"Ich will jetzt nichts mehr hören, von wegen keinen Job, kein Auto, keine Freundin, keine Zukunft und keinen Schwanz." (der Meister - Gran Torino)

StS

Ich musste übrigens bei dem Satz "Werden wir jetzt in 7 Tagen sterben?" nach´m bzw. beim Betrachten des Videotapes echt grinsen.
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

DisposableMiffy

Craigs Südstaaten-Akzent ging mir ziemlich auf die Nerven und es hat ne ganze Weile gedauert, bis ich mich daran gewöhnt hatte, was auch schon mein größter Kritikpunkt ist. Der Cast ist eventuell etwas zu aufgebläht, von den ganzen tollen Schauspielern bekommen letztlich nur wenige genug zu tun, aber auch die unterbeschäftigten füllen ihre Rollen mit Leben.

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Am meisten gefallen hat mir, dass es nicht wirklich darum geht, wer es war, sondern wie die Hauptfigur (de Armas) mit der Situation umgeht.
letterboxd.com

Dumm geboren, nichts dazu gelernt und die Hälfte davon vergessen.

Hearing only what you wanna hear and knowing only what you've heard.

Karm

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Was stand da eigentlich auf dem Zettel in Geheimschrift, die "Linda" kurz vor Filmende mit dem Feuerzeug sichtbar gemacht hatte?

vodkamartini

www.vodkasreviews.de

There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

mali

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Genau. Das hatte der alte Patriarch ja vorher angedroht zu enthüllen. Deswegen hatte "Crocket" ja auch vor den Brief verschwinden zu lassen, den er dann aber für unbeschriftet hielt. Und deswegen dann auch in der Schlußszene sein blaues Auge :-)

Karm

18 Januar 2020, 11:04:32 #14 Letzte Bearbeitung: 18 Januar 2020, 11:13:27 von Karm
Danke Euch beiden! :respect:
Ich glaube, den muss ich mir bald noch einmal ansehen. Gehört zu den Filmen, die bei Zweitsichtung noch viele übersehene Details erkennen lassen.

mali

Bin mal gespannt ob der Film eine neue Welle an "Murder Mysterys" lostritt. In der Qualität gerne mehr davon :-)

Dr. Schnabel

... alias: Der Zerquetscher

Mr. Blonde



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mali

19 Januar 2020, 15:46:05 #18 Letzte Bearbeitung: 19 Januar 2020, 15:48:31 von mali
Zitat von: Karm am 18 Januar 2020, 11:04:32Ich glaube, den muss ich mir bald noch einmal ansehen. Gehört zu den Filmen, die bei Zweitsichtung noch viele übersehene Details erkennen lassen.

Aleine schon die Ausstattung des Hauses war prachtvoll. Wenn es einen Oscar bzw. Preis für Set-Design gäbe, dann hätte dieser Film das verdient.

Ein teurer, aber schon verjährter iMac auf seinen Schreibtisch (andere hätten da das allerneueste Modell hingeklatscht), viele teure "Sammler"-Möbelstücke, ein McIntosh CD-Player der teurer ist als so manch ein Kleinwagen (*1) etc. etc. Andere Dinge waren glaubhaft verbeult, verschmutzt, kaputt (Handy Display). Nicht alles so perfekt und geleckt wie in anderen Filmen. Sehr verschroben, authentisch und detailverliebt was da im Haus steckte.

Schön auch wenn sich keiner der Leute im Haus merken kann wo Marta eigentlich herkommt (Martas Familie stammt aus Ecuador, Paraguy, Brasilien...).



*1
https://www.sg-akustik.de/shop/CD-Player/McIntosh/McIntosh-MCD1100-AC?sCoreId=b6d5ee56c07df6ae55bd041fe32ac881

Mr. Blonde

Hat
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die Haushälterin bestimmt schon alles bei Ebay reingestellt.
  :hideugly:


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Stefan M

Höchst vergnüglicher Whodunit, der dem Genre einige neue Facetten abzugewinnen versteht, denn wie sagt Daniel Craig an einer Stelle sinngemäß? "Der Fall ist wie ein Donut: In der Mitte ist ein Loch." Und genauso ungewöhnlich, wie diese Metapher ausfällt, verläuft schließlich auch die Geschichte.

Es beginnt etwas sperrig mit Einzelverhören, in denen die schräge Verwandtschaft des Toten näher vorgestellt wird. Die Befragungen geschehen aber nicht etwa chronologisch, sondern Johnson springt hin und her, knallt einem Rückblende über Rückblende aus verschiedenen Perspektiven über den Ablauf des Abends, an dem der vermeintliche Selbstmord passierte, vor den Latz, so daß einem Hören und Sehen vergeht. Erst danach wird nach und nach enthüllt, was sich wirklich ereignete - und eigentlich sollte man sich mit weiteren Beschreibungen zurückhalten, weil der größte Spaß am ganzen Filmkuchen die vielen kleinen Wendungen sind, bei denen man nie so recht weiß, welche Richtung "Knives Out" einschlagen wird, weshalb ich das Folgende auch hinter dem Schwarzen verschwinden lasse:

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Nach nicht einmal einer Stunde verrät der Film, wie sich der Abend zugetragen hat und welche Rolle die eigentliche Hauptfigur Marta darin spielte, die fortan - menschlich absolut verständlich - versucht, ihre Spuren zu verwischen. Wir ahnen, daß da noch mehr ist, und natürlich ist da mehr. Als herauskommt, daß Marta die Alleinerbin des millionenschweren Imperiums werden soll, gerät sie mehr und mehr in die Bredouille, in einer kurzen Autoverfolgungsjagd und anschließenden kleinen Thriller-Sequenz mündend, ehe Detective Blanc am Ende - wie es der Agatha-Christie-Fan kennt - die kleinen Puzzleteile wie sein Vorbild Hercule Poirot richtig zusammensetzt.


Das Ensemble ist blendend aufgelegt: Craig war sicherlich sehr dankbar für seinen Ausbruch aus der 007-Rolle, heimlicher Star sicherlich K. Callan, die als Uroma hier für die größten Lacher sorgt. Meine persönliche Heldin aber ist die großartige Jamie Lee Curtis. Wie deren eiskalte Fassade bei der Testamentsverlesung nicht nur bröckelt, sondern regelrecht mit einem Schlag zerbricht und sie sich in eine Furie verwandelt, die am liebsten alles kurz und klein schlagen würde, ist ganz großes Kino. Ich habe sehr gelacht.

Herrlich. Da würde ich glatt nochmal rein.
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Moonshade

ZitatAleine schon die Ausstattung des Hauses war prachtvoll. Wenn es einen Oscar bzw. Preis für Set-Design gäbe, dann hätte dieser Film das verdient.

Das fällt wohl unter den für das "Production Design", aber da hat es leider nicht für eine Nom gereicht.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Eric

Gestern endlich gesehen.
Ein äusserst erfrischender und amüsanter Film mit Stars, die dann doch etwas "fremde" Rollen spielen, wenn man sich ihre Film-Vita so ansieht.

Ungewöhnlich war allerdings die Auflösung schon etwa nach der ersten Stunde des Films. Das hätte auch durchaus ins Auge gehen können.

Aber EINE Frage beschäftigt mich doch noch:
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Detective Blanc sagte kurz vor Ende zu Martha etwas wie "Aber sie wussten instinktiv, Anhand der Farbe der Medizin, was sie ihm verabreicht haben, ..." Also, SOFERN sie das ja WUSSTE, war es dann nicht eventuell schon von Anfang an genau so von ihr geplant? Wusste sie eventuell vorher schon welches Spiel Chris Evans spielen möchte und hat DESWEGEN bei Harlan Thrombey Panik verbreitet was das falsche Medikament betrifft?


Würde mich mal interessieren was ihr darüber denkt.
Liebe Ursula,
wünsch dir frohe Ostern, nen tollen Namenstag und nen guten Rutsch ins Jahr 1978!
Grüsse aus der Alzheimergruppe, deine Tante Günther!

Ich hasse Menschen, Tiere + Pflanzen. Steine sind ok.

vodkamartini

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Nein sie hat ihm instinktiv (also unterbewusst) zwar das Richtige verabreicht, aber dann anhand der Beschriftungen gesehen, dass sie es wohl falsch gemacht hat und war dann auch davon überzeugt.

Bewusst Evans Spiel zu spielen hätte ja geheißen, den Tod ihres Schutzbefohlenen (und inzwischen Freundes) in Kauf zu nehmen, das würde keinen Sinn ergeben.
www.vodkasreviews.de

There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

mali

Zitat von: Eric am 20 Januar 2020, 13:11:08Aber EINE Frage beschäftigt mich doch noch:
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Detective Blanc sagte kurz vor Ende zu Martha etwas wie "Aber sie wussten instinktiv, Anhand der Farbe der Medizin, was sie ihm verabreicht haben, ..." Also, SOFERN sie das ja WUSSTE, war es dann nicht eventuell schon von Anfang an genau so von ihr geplant? Wusste sie eventuell vorher schon welches Spiel Chris Evans spielen möchte und hat DESWEGEN bei Harlan Thrombey Panik verbreitet was das falsche Medikament betrifft?


Tsts...  Da versucht wohl jemand einen "shyamalan" zu bauen ;-)


Ein Ende/Twist wie es denkbar wäre, aber dann hätte die vorherige Handlung doch sehr anders aufgebaut sein müssen.

Dr. Schnabel

Zitat von: Mr. Blonde am 19 Januar 2020, 14:18:04Und warum dann nur 9/10?  :lol:

Die Frage ist berechtigt und nur logisch. Der zehnte Punkt ist immer subjektiv. Bei mir. Und das muss, finde ich, beinahe so sein. Ein perfekter Film, der auch noch exakt in mein Beuteschema passt - DAS sind dann 10 Punkte. Kommt aber nur alle sechs Jahre vor, oder so. :-))
... alias: Der Zerquetscher

Mr. Blonde

Zitat von: Dr. Schnabel am 20 Januar 2020, 22:14:01
Zitat von: Mr. Blonde am 19 Januar 2020, 14:18:04Und warum dann nur 9/10?  :lol:

Die Frage ist berechtigt und nur logisch. Der zehnte Punkt ist immer subjektiv. Bei mir. Und das muss, finde ich, beinahe so sein. Ein perfekter Film, der auch noch exakt in mein Beuteschema passt - DAS sind dann 10 Punkte. Kommt aber nur alle sechs Jahre vor, oder so. :-))

Ist bei mir auch nicht anders. ;) Früher habe ich 10/10 noch problemlos rausgeballert, heute denke ich, dass das eben wirklich nur Ausnahmefilme betrifft. Oder es gibt heute einfach nicht mehr so viele 10/10-Kandidaten.  :denk2:


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Moonshade

Tja, da komm ich dem Trend mal quer...

Ich war gestern drin und bin...ziemlich ernüchtert.
Rian Johnson ist zwar ein begabtes Kerlchen, aber er ist echt mies in der Gewichtung, immer ein wenig zu viel, ein wenig zu lang, einen Schlenker zu viel. Das war schon bei "Brick" so und bei den "Brothers Bloom" und das war auch bei "Star Wars" so: Schlenker, Umwege, teilweise Storyabschnitte, die im Gesamtkontext keinen großen Sinn machten.

Und jetzt leider auch bei Knives Out.
Ich hatte eine spritzige und witzige Variante eines klassischen Whodunit erwartet und als mir praktisch im ersten Shot die Einrichtung aus "Sleuth" von 1972, inclusive des singenden Matrosenautomaten präsentiert wurde, war ich auch schon happy, aber danach...
...binnen fünf Minuten wusste ich, der kann es nicht. Der wird es nicht.

Whodunits nach Amerika zu verpflanzen ist schon schwer genug, denn das Urbritische dieser Gattung lässt sich nur schwer austreiben. Und wenn, dann mit gepfefferten Dialogen, einem raffiniert gewundenen Plot, überlebensgroßen Figuren und Tempo, Tempo, Tempo, wenn man es modern machen will.

Das einzige, was ich in diesem Film feststellen konnte: der gewundene Plot.
Die Auflösung - natürlich ultrakonstruiert und an den Haaren herbeigezogen - ist das Einzige, was mich bei der Struktur des Falls bei der Stange hält.
Die Figuren: Whodunits enthalten Klischeecharaktere, beinahe Soap-Figuren meistens, aber hier werden diese nicht mal überhöht als Karikaturen präsentiert, sondern einfach...als Figuren. Klar, alle gierig. Klar, jeder mit einer "Leiche im Keller" (und wie banal sind diese Leichen?). Klar, jeder mit "Mordmotiv".

Die werden also erst mal in einer zweiten Vernehmung alle eingeführt, während der Detektiv im Hintergrund lauert. Und da offenbart sich schon das ganze Problem des Films: der Polizist stellt zögernd und langsam Fragen, die Familienmitglieder sagen irgendwelche Sachen, die sie gemacht haben. Sie sagen das zögernd und offensichtlich halten sie noch mit irgendwas hinter dem Berg, aber meistens sind diese Interviews noch recht banal. Und was macht Johnson? Er dehnt diese Einstiegsbefragung endlos, hält drauf, lässt Augenrollen, Schweigen, Stottern, mimisch Aufwärmen. Minutenlang!

Später müsste der Familienclan dann von der Leine gelassen werden, aber da ist nichts. Da kommt auch nichts. Einer hat ein Verhältnis, einer säuft, die Esoteriktussi braucht Geld, die Kinder verwöhnt. Ja, das ist es auch schon. Und deshalb passiert im Film mit diesem sorgsam eingeführten Figuren auch nichts mehr, sie sind nur die (öde) Grundbasis jedes Familienwhodunits.

Stattdessen wird immerhin das storytelling auf den Kopf gestellt: was geschah, wird geklärt, natürlich mit Doppelboden und der Option auf "was sonst noch geschah".
Dazu zieht Johnson die Karte mit der "herzensguten" Haushälterin mit Migrationsfamily, was uns dann so oft erzählt wird, bis es so richtig auf den Anker geht.
Spoiler: zeige
(Klar kann ich mir den ganzen Film denken, vielleicht ist die Gute doch nicht so rein, aber ehrlich gesagt, war schon nach einer halben Stunde klar, dass das Skript nicht mit solcher Finesse aufwartet
).
Die
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Kotzerei beim Lügen
ist eine reine Plotdevice, mit der Craig praktisch aus dem Nichts (woher überhaupt die Schlussfolgerungen für die "Leichen im Keller) die notwendigen Ermittlungsabschnitte überspringen darf, um dann weiter dusseliges philosophisches Zeugs zu schwadronieren. Im Org. spricht er wohl mit südlichem US-Akzent, im Deutschen klingt seine Bond-Stimme irgendwann nur noch seiernd.

Nach fast einer Stunde dann endlich der Auftritt des dem mysteriösen Bad Boys der Familie und damit wird die eh stiefmütterlich behandelte Gruppe Verdächtiger erst recht in den Keller verbannt.
Und immer wieder: Craig sülzt und Ana de Armas scheint minutenlang mit weit aufgerissenen Augen nachzudenken.
Eine ödere Schneewittchenfigur hab ich selten gesehen, nur ein- zweimal
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(wenn sie etwa Beweise, die auf sie deuten, vernichten muss)
blitzt ein gewisser Witz auf. Ich dachte, irgendwann muss die Gute doch mal den "Arsch in die Hose" bekommen, aber die bleibt bis zur letzten Minuten das Mäuschen

Ach ja, und auch kein Tempo.
Die ganzen Agatha-Christies waren auch zwei Stunden lang, aber die hatten wirklich gute Figuren, die namhafte Darsteller zu füllen hatten. Jaimie Lee Curtis? Verschenkt. Shannon? Brummelt sich durchs method acting? Don Johnson? Hat nichts Bedeutsames zu sagen! Toni Collette? Angemessen am Klischee, aber chargierend und grimassierend.
Also breitet sich der bemüht kompliziert gehaltene Fall bis zur übermäßig umständlichen Lösung über 130 Minuten los, ohne wirklich gute Dialoge und unendlich zähl geschnitten.

Dass ich unruhig im Kino trippele, weil niemand das überflüssige Fett aus dem Film abgetrennt hat und das Tempo komplett versandet, ist selten.

Was das jetzt genau werden sollte, weiß ich nicht.
Eigentlich ist es ein (komplizierter) Standard-Whodunit, mit einem latent kuriosen Detektiv und einer Hauptdarstellerin mit einem sonderbaren Leiden (
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die Entlarvung am Ende inclusive des Theaterdolchs hab ich übrigens problemlos vorhersehen können, da war bei dem Stich am Ende null Überraschung, da das ja alles brav vorher schon erwähnt worden war - ganz abgesehen davon, dass das Ins-Gesicht-Kotzen absolut überflüssig war und etwa "auf die Schuhe" wesentlich witziger gewesen wäre
), ohne das Genre in Buch oder Film wirklich aufzubrechen oder zu parodieren oder etwas wirklich Spritziges zu bieten.

Es ist für mich kein Totalflop, die Ausstattung ist schön (u.a. mit dem "Eisernen Thron" aus Messern und der Dachkammer), die Darsteller geben sich Mühe, der Fall ist immerhin recht kompliziert, aber nach meinem Geschmack kann man da locker 20 min rauskürzen und der Film würde sich nur verbessern.
Meine Frau fühlte sich gut unterhalten, bei mir ist das bestenfalls okay (gemessen an den Erwartungen ist das ruinös).
So 5/10 alles in allem.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

mali

Hui - da war aber jemand nicht gut drauf im Kino  :mr.green:  :mr.green:  :happy3:

Eric

Zitat von: mali am 21 Januar 2020, 13:41:49Hui - da war aber jemand nicht gut drauf im Kino  :mr.green:  :mr.green:  :happy3:

Moonie wollte wohl in CATS gehen und seine Frau hat ihn dann in den "doofen" KNIVES OUT geschleppt!
Liebe Ursula,
wünsch dir frohe Ostern, nen tollen Namenstag und nen guten Rutsch ins Jahr 1978!
Grüsse aus der Alzheimergruppe, deine Tante Günther!

Ich hasse Menschen, Tiere + Pflanzen. Steine sind ok.

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