OFDb

1917 (Kriegs-Epos von Sam Mendes)

Begonnen von StS, 1 August 2019, 19:07:15

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

StS

1917 stars George MacKay and GAME OF THRONES alum Dean-Charles Chapman as two young British soldiers who are given a mission to cross into over enemy lines in order to deliver a message that will cease a deadly attack on hundreds of soldiers, including the brother of Chapman's character. Joining MacCay and Chapman for the onscreen war effort are co-stars Colin Firth, Mark Strong, Benedict Cumberbatch, Richard Madden, and Andrew Scott.

"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

elpadro

Oweia, das wird ein extremst schockierender Film, der die Gräuel und Grauen des 1. Weltkriegs ganz sicher brutalst rüberbringt.
Bei 1:12 erkennt der Protagonist erstmals, dass das hier kein Kinderspiel wird im Grabenkampf!
Wer stirbt, hat ja tatsächlich - wenn's ganz schlimm läuft - nen kleinen Blutfleck auf der Bandage um den Kopf!!
Aber immerhin sitzt der Rest der Uniform beim Abtransport auf der Bare noch.

Ich dachte schon, Dunkirk war der Tiefpunkt in Sachen Verharmlosung.
 :frech2:

Und das bei dem tollen Kameramann.  :sad:
"Hey Asshole, I'm talking to you!"
"You're not, you're talking to yourself."
Moon 44

StS

"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Wolfhard-Eitelwolf

Den Trailer habe ich im Kino gleich doppelt "genießen" dürfen. Eigentlich bich ich dem Kriegsgenre sehr verbunden, aber dieser lässt mich absolut kalt. Riecht ganz gewaltig nach Flop, zumal selbst optische Schauwerte - neben aller Harmlosigkeit - nicht wirklich zu erahnen sind.

pm.diebelshausen

4 Oktober 2019, 18:25:59 #4 Letzte Bearbeitung: 4 Oktober 2019, 18:28:25 von pm.diebelshausen
One-Shot (allerdings durch Trickserei statt tatsächlich ein Take) - geht im Trailer natürlich völlig verloren. Deakins macht bestimmt auch hier keine halben Sachen.
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

Glod

2 Januar 2020, 09:58:09 #5 Letzte Bearbeitung: 2 Januar 2020, 14:41:43 von Glod
Am 30. in der Sneak-Preview gesehen.

Kann man machen, muss man aber nicht. Natürlich besticht der Film durch die Machart. Ich bin kein Experte, aber abgesehen von 2 klaren Cuts, die allerdings auch storytechnisch bedingt waren und keinen wahrnehmbaren Bruch darstellten, kommt der Film tatsächlich wie eine große Plansequenz rüber, bei der man sich des öfteren fragt, wie um alles in der Welt das bewerkstelligt wurde. Allein deswegen lohnt sich das Anschauen imo allemal. Mich würde ja mal ein Making-Of interessieren, bei dem man sieht, wie weit sich die Hauptdarsteller im Endeffekt tatsächlich durch das Areal bewegt haben

Dazu kommen durchaus beeindruckende Settings (Stichwort Artillerie-Friedhof) sowie eine generell sehr gute Ausstattung, aber das war ja im Grunde zu erwarten.

Allerdings kommt die Machart auch mit einigen eklatanten Nachteilen daher, die vielleicht bei Filmen wie Birdman (hab ich nicht gesehen) nicht so gravierend zum Tragen kommen.
Der Punkt, dass die beiden Hauptfiguren
Spoiler: zeige
und nur diese
mit einem lebensgefährlichen Auftrag durch eine lebensgefährliche Welt geschickt werden, büßt maximal an Spannung ein, weil sehr schnell klar wist, dass man hier vom Regisseur gezielt an diversen Setpieces vorbeigeführt wird, aber niemals wirklich eine Bedrohung da ist
Spoiler: zeige
(nicht da sein kann, weil der Film ja sonst vorbei wäre)
. Das Ganze erinnert mit fortschreitender Spieldauer mehr und mehr an eins dieser Videospiele, die von den Machern strikt linear gehalten wurden, damit sie so stets die volle Kontrolle über das Pacing und die Story behalten und sicherstellen, dass der Spieler auch ja keins der optischen Highlights verpasst.
Spoiler: zeige
Nach ca. einem Drittel wird dieser Punkt noch einmal gravierend verstärkt. Ab da ist im Grunde völlig egal, was passiert, da logischerweise alles überlebt werden muss, um den Auftrag zu erfüllen
.

Mitfiebern ist also eher nicht drin. Wer angesichts des 1. Weltkrieges drastische Darstellungen frei nach den Schilderungen von Remarque erwartet, wird ebenfalls enttäuscht. Zwar macht der Film zu keinem Zeitpunkt ein Hehl daraus, was Sache ist, allerdings wird - wieder der Machart geschuldet - der Großteil des Grauens eher im Augenwinkel am Zuschauer vorbeigeführt. Zum Ende hin gibt es da kurz mehr zu sehen, Schlachtszenen sind aber generell akute Mangelware. Das was im Trailer zu sehen war, ist im Grunde alles.

Die Darsteller machen ihre Sache insgesamt sehr ordentlich. Kudos für's Auswendiglernen der Texte. Den Hauptdarsteller kannte ich irgendwoher, die großen Stars liefern hier aber allesamt nur äußerst kurze Auftritte ab, die eher unter Cameo zu verbuchen sind.

Soundtechnisch war auch alles im Reinen, wobei ich mir nicht zu 100% sicher bin, ob das häufige Bass-Wummern ferne Schlachtfelder abbilden sollte, oder aus dem Nachbarkino kam, wo Star Wars lief.

Fazit: Für die Machart und Fans des Szenarios definitiv einen Blick wert und speziell beim ersten Punkt absolut fantastisch. Als Beitrag zum Thema Krieg gibt's da imo allerdings bedeutend bessere Sachen. Aber für 4 Euro Sneak-Preview kann ich da nicht wirklich betrübt sein.
"Er wird mir eine Kugel verpassen und dann Selbstmord begehen." -Nina Meyers-

"Wir passen schon auf, dass er keinen Selbstmord begeht." -Jack Bauer-

Glod

Zitat von: elpadro am  2 August 2019, 18:18:56Wer stirbt, hat ja tatsächlich - wenn's ganz schlimm läuft - nen kleinen Blutfleck auf der Bandage um den Kopf!!
Aber immerhin sitzt der Rest der Uniform beim Abtransport auf der Bare noch.

"They shall not grow old" zeigte ziemlich gut, dass derartige Anblicke keinesfalls unüblich waren. Wer gleich beim Aufstieg aus dem Graben einen Streifschuss abbekam, sah eben nicht zwingend so aus, als wäre er durch den Fleischwolf gedreht worden

ZitatIch dachte schon, Dunkirk war der Tiefpunkt in Sachen Verharmlosung.

Verharmlost wird bei 1917 gar nichts. Es wird lediglich nicht volle Lotte draufgehalten, da stets Menschen im Fokus der Kamera stehen.
"Er wird mir eine Kugel verpassen und dann Selbstmord begehen." -Nina Meyers-

"Wir passen schon auf, dass er keinen Selbstmord begeht." -Jack Bauer-

Dr. Schnabel

Zitat von: Glod am  2 Januar 2020, 09:58:09Am 30. in der Sneak-Preview gesehen.

Kann man machen, muss man aber nicht. Natürlich besticht der Film durch die Machart. Ich bin kein Experte, aber abgesehen von 2 klaren Cuts, die allerdings auch storytechnisch bedingt waren und keinen wahrnehmbaren Bruch darstellten, kommt der Film tatsächlich wie eine große Plansequenz rüber, bei der man sich des öfteren fragt, wie um alles in der Welt das bewerkstelligt wurde. Allein deswegen lohnt sich das Anschauen imo allemal. Mich würde ja mal ein Making-Of interessieren, bei dem man sieht, wie weit sich die Hauptdarsteller im Endeffekt tatsächlich durch das Areal bewegt haben

Dazu kommen durchaus beeindruckende Settings (Stichwort Artillerie-Friedhof) sowie eine generell sehr gute Ausstattung, aber das war ja im Grunde zu erwarten.

Allerdings kommt die Machart auch mit einigen eklatanten Nachteilen daher, die vielleicht bei Filmen wie Birdman (hab ich nicht gesehen) nicht so gravierend zum Tragen kommen.
Der Punkt, dass die beiden Hauptfiguren
Spoiler: zeige
und nur diese
mit einem lebensgefährlichen Auftrag durch eine lebensgefährliche Welt geschickt werden, büßt maximal an Spannung ein, weil sehr schnell klar wird, dass man hier vom Regisseur gezielt an diversen Setpieces vorbeigeführt wird, aber niemals wirklich eine Bedrohung da ist
Spoiler: zeige
nicht da sein kann, weil der Film ja sonst vorbei wäre
. Das Ganze erinnert mit fortschreitender Spieldauer mehr an eins dieser Videospiele, die von den Machern strikt linear gehalten wurden, damit sie so stets die volle Kontrolle über das Pacing und die Story behalten und sicherstellen, dass der Spieler auch ja keins der optischen Highlights verpasst.
Spoiler: zeige
Bei ca. 1 Drittel wird dieser Punkt noch einmal gravierend verstärkt. Ab da ist im Grunde völlig egal, was passiert, da logischerweise alles überlebt werden muss, um den Auftrag zu erfüllen
.

Mitfiebern ist also eher nicht drin. Wer angesichts des 1. Weltkrieges drastische Darstellungen frei nach den Schilderungen von Remarque erwartet, wird ebenfalls enttäuscht. Zwar macht der Film zu keinem Zeitpunkt ein Hehl daraus, was Sache ist, allerdings wird - wieder der Machart geschuldet - der Großteil des Grauens eher im Augenwinkel am Zuschauer vorbeigeführt. Zum Ende hin gibt es da kurz mehr zu sehen, Schlachtszenen sind aber generell akute Mangelware. Das was im Trailer zu sehen war, ist im Grunde alles.

Die Darsteller machen ihre Sache insgesamt sehr ordentlich. Kudos für's Auswendiglernen der Texte. Den Hauptdarsteller kannte ich irgendwoher, die großen Stars liefern hier aber allesamt nur äußerst kurze Auftritte ab, die eher unter Cameo zu verbuchen sind.

Soundtechnisch war auch alles im Reinen, wobei ich mir nicht zu 100% sicher bin, ob das häufige Bass-Wummern ferne Schlachtfelder abbilden sollte, oder aus dem Nachbarkino kam, wo Star Wars lief.

Fazit: Für die Machart und Fans des Szenarios definitiv einen Blick wert und speziell beim ersten Punkt absolut fantastisch. Als Beitrag zum Thema Krieg gibt's da imo allerdings bedeutend bessere Sachen. Aber für 4 Euro Sneak-Preview kann ich da nicht wirklich betrübt sein.

Was ist denn deiner Meinung nach der Charakter des Films in Sachen Sachlichkeit? Würde mich sehr interessieren, da mich das Thema - genug fürs Kino - reizt, allerdings nur, wenn da kein Helden-Epos draus gemacht wird. Ich meine damit, dass ich weder an einem Jingoismus-Beitrag vom Kaliber "Pearl Harbor" noch an einem gewieft als Antikriegsfilm verpackten und doch als Heldendenkmal gedachten Film der Bauart "Dünkirchen" oder gar Stimmungsmache à la "Saving Private Ryan" interessiert bin. "They Shall not Grow Old" ist allerdings in seiner Fairness und Selbstkritik das, was ich mag. "Der schmale Grat" oder "Platoon" ebenso. Naja, etwas salopp und kurz gefasst.
... alias: Der Zerquetscher

Glod

Mit der Sachlichkeit ist das so 'ne Sache. Zunächst ist der Film in Sachen Handlung und Personen ja so ziemlich vollständig fiktiv:

http://www.historyvshollywood.com/reelfaces/1917/

Historische Korrektheit findet man also höchstens bei der Ausstattung und den Sets. Nimmt man jetzt den Fakt hinzu, dass gerade im ersten Weltkrieg Menschen eher als Material betrachtet und verheizt wurden, so hat die zentrale Story-Idee nach der 2 Leute losgeschickt werden, um 1.600 Mann vor einer Falle zu bewahren, leichte James-Ryan-Züge. Allerdings kreiert der Film hier auch ein imo nachvollziehbares Ausgangsszenario, welches diesen Botengang zumindest glaubwürdig genug erscheinen lässt, um den Film über zu tragen.

In Sachen Heroismus muss man keine Sorge haben. Heroisch ist da niemand. Zynismus und Fatalismus herrschen aller Ortens vor - selbst bei einer Figur, die ein völlig anderes Auftreten hat. Es findet allerdings auch kein philosophisches Reflektieren über den Krieg statt, was wohl eine ziemlich realistische Darstellung sein dürfte. Kurz vor Schluss kommt es zu Heldenmut, wenngleich auch das nachvollziehbar in die Handlung eingebettet wurde. Und seien wir ehrlich - Heldenmut gibt es im Krieg oft genug. Romantisch verklärt wird allerdings nix. Es wird nur des Öfteren der Kontrast zwischen Schönheit der Natur und dem Schrecken des Krieges benutzt (teilweise sogar die Schönheit des Schreckens), wie das Der Schmale Grat schon tat.

So gesehen ist der Film ziemlich nüchtern. Aber er ist eben auch fiktiv und extrem um die Machart herum konstruiert. Im Grunde ein wertungsfreies "Best of"-WW1. Besser kann ich das gerade nicht ausdrücken.
"Er wird mir eine Kugel verpassen und dann Selbstmord begehen." -Nina Meyers-

"Wir passen schon auf, dass er keinen Selbstmord begeht." -Jack Bauer-

Dr. Schnabel

Reicht mir schon. Ich danke dir. :-)
... alias: Der Zerquetscher

Glod

Der Film ist in Deutschland übrigens ab 12. Das ist für mich nicht mal ansatzweise nachvollziehbar. Auch wenn einem der direkte Anblick einer Schlacht erspart bleibt, bekommt man so viel vom "Danach" zu sehen (wenn auch eher im Vorbeigehen bzw. als Kulisse), dass das imo nicht mehr für Kinder geeignet ist.
"Er wird mir eine Kugel verpassen und dann Selbstmord begehen." -Nina Meyers-

"Wir passen schon auf, dass er keinen Selbstmord begeht." -Jack Bauer-

vodkamartini

Das überrascht mich nicht. Der Film wird den Krieg nicht glorifizieren, sich nicht im Gore suhlen und auch nicht als Action präsentieren. Also alles korrekt und damit 12.
www.vodkasreviews.de

There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

Glod

Ich tu mich ganz ehrlich schwer, auf Anhieb einen 12er-Streifen aufzuzählen, der ähnlich harte Bilder wie 1917 zeigt. Wenn die Maßgabe tatsächlich ist, dass eigentliche Kampfhandlungen fast gar nicht dargestellt werden, dann finde ich das im vorliegenden Fall doch reichlich daneben.
Spoiler: zeige
Denn langsames qualvolles Verbluten ist immer noch langsames qualvolles Verbluten, auch wenn der zugehörige Stich offscreen passiert. Und auch wenn ich die Schlacht nicht direkt sehe, ist der (kurze) Gang durch's Lazarettzelt bei dem wirklich so einiges von den Maskenbildnern geboten wird, ziemlich übel - von so Sachen wie dem Durchkämpfen durch angeschwemmte Leichenberge und einigen anderen Dingen ganz zu schweigen


Ist nur meine Meinung. Kommt nicht oft vor, dass ich eine Einstufung für zu niedrig erachte, aber das hier ist so ein Fall. Gut möglich, dass hier wieder das authentische Szenario reinspielt. Derartige historische Kriegsfilme dürfen sich ja erheblich mehr leisten, was normale Actionfilme ganz schnell mal in den roten Bereich katapultieren würde.
"Er wird mir eine Kugel verpassen und dann Selbstmord begehen." -Nina Meyers-

"Wir passen schon auf, dass er keinen Selbstmord begeht." -Jack Bauer-

vodkamartini

Da gebe ich dir völlig recht, aber das ist schon lange Praxis bei der FSK. Vergleichbare Szenen sagen wir mal in einem Rambo-Film wären bestimmt ab 18.
www.vodkasreviews.de

There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

StS

"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Glod

"Er wird mir eine Kugel verpassen und dann Selbstmord begehen." -Nina Meyers-

"Wir passen schon auf, dass er keinen Selbstmord begeht." -Jack Bauer-

PierrotLeFou

Bin leicht unterwältigt. Sam Mendes setzt fort, was in seinen Bondfilmen eine Fingerübung gewesen sein mag und liefert den etwa 30. Pseudo-quasi-Single-Take-Film des 21. Jahrhunderts ab. Ich würde es ihm ja noch zugutehalten, dass er das nicht im Sinne eines Gimmick-Kinos tut, sondern das Konzept verwendet, um einen Film als Zeitkunst zu präsentieren und dementsprechend elegische, melancholische und gar religiös-sakrale Aspekte deutlich auszustellen, aber immer wieder hatte ich den Eindruck, dass man nicht ganz wusste, was man eigentlich mitteilen will und dementsprechend: wie man die Zeit und den begrenzten Bewegungsspielraum nutzen will. Da hat man sich dann mMn ein wenig auf die Wichtigkeit des Themas verlassen und tut so, als würde Opa Mendes' Weltkriegsanekdote in Mehr-oder-weniger-Echtzeit besonders exemplarisch oder erhellend sein... (Dabei verspielt er im Zusammenhang mit dem abgestürzten Flieger oder der der Verwandschaft überreichten Medaille sogar die Möglichkeiten, Handlungen und Haltungen ausgewogen zu beleuchten.)
Ist nicht einmal im Sektor der (beinahe)-One-Take-Film sonderlich weit oben in meiner persönlichen Wertschätzung, aber dank des Handwerks und vereinzelter kleiner Highlights würde ich noch die 7/10 vergeben, zumal ich auch nicht sagen kann, dass ich mich arg gelangweilt hätte.
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Dr. Schnabel

Zitat von: PierrotLeFou am 24 Januar 2020, 04:27:26Bin leicht unterwältigt. Sam Mendes setzt fort, was in seinen Bondfilmen eine Fingerübung gewesen sein mag und liefert den etwa 30. Pseudo-quasi-Single-Take-Film des 21. Jahrhunderts ab. Ich würde es ihm ja noch zugutehalten, dass er das nicht im Sinne eines Gimmick-Kinos tut, sondern das Konzept verwendet, um einen Film als Zeitkunst zu präsentieren und dementsprechend elegische, melancholische und gar religiös-sakrale Aspekte deutlich auszustellen, aber immer wieder hatte ich den Eindruck, dass man nicht ganz wusste, was man eigentlich mitteilen will und dementsprechend: wie man die Zeit und den begrenzten Bewegungsspielraum nutzen will. Da hat man sich dann mMn ein wenig auf die Wichtigkeit des Themas verlassen und tut so, als würde Opa Mendes' Weltkriegsanekdote in Mehr-oder-weniger-Echtzeit besonders exemplarisch oder erhellend sein... (Dabei verspielt er im Zusammenhang mit dem abgestürzten Flieger oder der der Verwandschaft überreichten Medaille sogar die Möglichkeiten, Handlungen und Haltungen ausgewogen zu beleuchten.)
Ist nicht einmal im Sektor der (beinahe)-One-Take-Film sonderlich weit oben in meiner persönlichen Wertschätzung, aber dank des Handwerks und vereinzelter kleiner Highlights würde ich noch die 7/10 vergeben, zumal ich auch nicht sagen kann, dass ich mich arg gelangweilt hätte.

Sehr schön auf den Punkt gebracht. Trifft es (auch) für mich voll.
... alias: Der Zerquetscher

vodkamartini

15 Februar 2020, 23:47:33 #18 Letzte Bearbeitung: 15 Februar 2020, 23:49:40 von vodkamartini
Vieles in Mendes WW1-Epos erinnert an Nolans Dunkirk. Hier wie dort kaschiert ein inszenatorischerr Kunstgriff eine simple Geschichte, die deutlich näher am klassischen Kriegsfilm ist, als gemeinhin wahrgenommen und von den verantwortlichen Filmemachern behauptet wird. Hier wie dort gibt es einen grandiosen Auftakt, der eine Erwartungshaltung schafft, die im weiteren Verlauf zunehmend enttäuscht wird. Dem Krieg kommen beide mit ihrem unbedingten Realitätsanspruch (das Zeitebenen-Konzept von Nolan sowie die One-Shot-Idee Nolans) nicht näher, sondern schaffen gar eine spürbare Distanz.
Beide singen am Ende das Hosanna der britischen Entbehrungs- und Selbstbestimmungsode und transportieren damit auf unangenehme Art eine Pro-Brexit-Stimmung. Als Zeitgeistdokument hoch interessant sind beide Filme als seriöse Auseinandersetzung mit ihren jeweiligen Kriegen nur in einzelnen Einstellungen zu gebrauchen. Aber was will man von einem Regisseur erwarten, der in einem Interview Sätze wie: "There was this generation of men fighting then for a free and unified Europe, which we would do well to remember." (Independent, 28.12.2019) zum Besten gibt und damit sein mangelndes Verständnis seines historischen Sujets überdeutlich zur Schau stellt.
www.vodkasreviews.de

There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

Eric

Ich schwimme jetzt einfach mal gegen den Strom, denn mir hat 1917 ausgesprochen gut gefallen!

Ich fand ihr äusserst spannend, emotional, intensiv.
Und das Fehlen von "blutigem Realismus" (ich nenne es jetzt einfach einmal so) hat mich überhaupt nicht gestört. Eher das Gegenteil war der Fall. Dadurch, dass die Kamera eben nicht "draufhält" wie z.B. bei SOLDAT JAMES RYAN, gewinnt der Film mMn sogar.

Dem Argument, dass Stars wie Colin Firth, Mark Strong, Benedict Cumberbatch nur als Randfiguren eingesetzt werden, dem kann ich natürlich nichts erwidern.
Trotzdem, in meiner persönlichen Liste der besten Kriegsfilme rangiert 1917 hinter PLATOON und SOLDAT JAMES RYAN auf Platz 3.
Liebe Ursula,
wünsch dir frohe Ostern, nen tollen Namenstag und nen guten Rutsch ins Jahr 1978!
Grüsse aus der Alzheimergruppe, deine Tante Günther!

Ich hasse Menschen, Tiere + Pflanzen. Steine sind ok.

Mills

Zitat von: Eric am  5 Mai 2020, 10:41:26Trotzdem, in meiner persönlichen Liste der besten Kriegsfilme rangiert 1917 hinter PLATOON und SOLDAT JAMES RYAN auf Platz 3.

What? Das ist auf jeden Fall mal ne Ansage, den vor "Wir waren Helden" und "Windtalkers" zu stellen.  :happy: 
Nein, im Ernst. Denke da eher an die anderen Klassiker wie Apocalypse Now, Full Metal Jacket, Schindlers Liste usw.. Da steigt auf jeden Fall die Vorfreude -> 15. Mai!
A: Welchen Bond-Film magst du am liebsten?
B: Den mit Daniel Crack, also genauer gesagt Casino Neural.


Meine Sammlung

Eric

Apokalypse now finde ich persönlich komplett überbewertet.
Bei FULL METAL JACKET gebe ich dir recht.
Und SCHINDLERS LISTE ist bei mir im Genre Kriegsfilme gar nicht drin, daher taucht der da bei mir gar nicht auf. Den sehe ich eher als einen Art Drama.
Liebe Ursula,
wünsch dir frohe Ostern, nen tollen Namenstag und nen guten Rutsch ins Jahr 1978!
Grüsse aus der Alzheimergruppe, deine Tante Günther!

Ich hasse Menschen, Tiere + Pflanzen. Steine sind ok.

Wolfhard-Eitelwolf

Mit reichlich Verspätung bei amazon nachgeholt und es war doch deutlich besser als zunächst gedacht. 1917 hat es geschafft, mich fast durchgehend mit guten Darstellerleistungen, den besagten, atmosphärischen "One"-Take-Szenen und kleinen, aber durchaus feinen Actionszenen mit Scharfschützen und Einzelkämpfer- und Fluchtmomenten bei der Stange zu halten. Das ein oder andere grausame Bild gab es primär im Hintergrund doch zu sehen, aber irgendwie hätte mehr Gekröse auch nicht zum Film gepasst! Die triste, neumodisch gefilterte/entsättigte Optik hat last but not least insgesamt weniger gestört als befürchtet, bleibt aber dennoch Kritikpunkt. 7 / 10 bei der Erstsichtung, wobei ich auf Nr. 2 durchaus gespannt bin.

TinyPortal 2.0.0 © 2005-2020