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Golden Globes / Oscar 2020

Begonnen von Private Joker, 7 Januar 2020, 16:49:37

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vodkamartini

Kann mit allem leben (mit der Irishman Nullnummer auch problemlos :) ). Finde es gut, dass mit 1917 nicht der dritte Brexit-Film binnen weniger Jahre gewonnen hat, Parasite war endlich mal eine angenehme Überraschung. Pitt gönne ich es und seine Performance in Once upon a time ... fand ich super (auch wenn er sowas vermutlich aus dem Ärmel schüttelt). Phoenix und Zellweger waren so klar wie Klosbrühe, aber auch das ist ok.
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There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

Moonshade

Sound Editing hat wohl mehr mit der künstlichen Erschaffung von Ton zu tun, also mehr Sound Design, während Sound Mixing wohl auf die natürliche Tonmischung fokussiert.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

vodkamartini

Mir war auch nie so recht kalr, wo der Unterschied liegt. Vielleicht wird es damit etwas erhellender:

https://www.premiumbeat.com/blog/sound-editing-vs-sound-mixing-in-video/
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There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

proximo

Zitat von: Glod am 10 Februar 2020, 11:00:50Was genau ist eigentlich der Unterschied zwischen "Sound mixing" und "Sound editing"? Klingt irgendwie, als wäre das erste ein Subfeld vom zweiten.

Ohne jetzt zu googeln würde ich behaupten, dass das eine die Sounds selber sind und das andere die Zuammenführung der Sounds. Was was ist wüsste ich jetzt aber auch nicht so genau..
When you watch a Jackie Chan Movie, you want to BE Jackie Chan!

proximo

Also bei aller Liebe zu Laura Dern, ich kann nicht verstehen, wofür sie den Oscar in der Nebenrolle bekommen hat. Es war keine schwere Rolle und sie stach auch überhaupt nicht heraus. Es war solide, das wars.
So gut wie alles andere kann ich unterschreiben, auch wenn ich lieber Driver als Phoenix für den besten Hauptdarsteller gesehen hätte.
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DisposableMiffy

Zitat von: Moonshade am 10 Februar 2020, 10:23:24Würde ich auch nicht als Statement gegen Netflix verstehen, "The Irishman" ist einfach nicht besonders brillant (er ist durchaus "gut", aber weit von Scorseses besten Leistungen entfernt und die Darsteller bringen auch nur ihre alten Tricks) - ich hab da schon über die vielen Noms den Kopf geschüttelt.

Der dürfte tatsächlich hauptsächlich an seiner Länge gescheitert sein. Für so einen Brocken fehlt vielen heute einfach die Geduld, wenn es nicht mit Action- und Effekte-Bombardement einhergeht. Ich habe jedenfalls genug Kommentare in die Richtung gelesen und anzunehmen, dass die Academy-Mitglieder diesbezüglich besser als der gewöhnliche Zuschauer sind (die " brutally honest ballots" geben da ja Jahr für Jahr teils erschreckende Einblicke), wäre vermessen.


Zitat von: Moonshade am 10 Februar 2020, 10:23:24Die Mäkelei an Zellweger kann ich nicht recht verstehen, ja, die hat sich spritzen lassen, ja, das war nicht eben gut gemacht, aber das betrifft viele. Und obwohl sie bei der Rollenwahl zeitweise nur Arschkarten zieht, hat sie zwischendurch immer wieder Rollen gefunden, die wie Arsch auf Eimer passen und deswegen sind ihre zwei Oscars auch mit Sicherheit keine Ungerechtigkeit.

Das sollte kein persönlicher Angriff auf Frau Zellweger sein. Dass Frauen im Filmgeschäft unter immensem Druck steht, ihr Erscheinungsbild zu bewahren und an irrwitzigen Standards gemessen werden, steht außer Frage. Und ich spreche ihr auch nicht das Talent ab. Ich finde es nur fragwürdig, dass ein Fall, der offensichtlich weit übers Ziel hinaus geschossen ist und die Schauspielfähigkeiten beeinträchtigt, mit Preisen überhäuft wird.
letterboxd.com

Dumm geboren, nichts dazu gelernt und die Hälfte davon vergessen.

Hearing only what you wanna hear and knowing only what you've heard.

vodkamartini

Ich kann mit Zellweger leben, das ist klassischer Award-Stoff, ehemalige Showbiz-Größen zu mimen (Cash, Mercury etc.) und ein Sieg mit Ansage. Und die Botox-Attacke gabs wohl erst wieder nach dem Dreh.
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PierrotLeFou

10 Februar 2020, 22:56:38 #37 Letzte Bearbeitung: 10 Februar 2020, 23:49:28 von PierrotLeFou
Relativ anständige Gewinner, aber die Fälle Phoenix/Joker und "Parasite" zeigen meines Erachtens einmal mehr, dass es eigentlich gar nicht um Qualität geht, sondern bloß darum, irgendetwas aus dem Rahmen Fallendes, etwas Kurioses geboten zu bekommen, das aber nicht den Verdacht reiner Oberflächenreize mit sich bringt... Ist schon amüsant, dass quasi jeder zweite Darsteller, der sich in Clownsmaskerade präsentiert und dann ein bisschen schmatzt & schnalzt oder psychotisch lacht, soviel Aufmerksamkeit erhält. Und Bong Joon-ho dreht ohnehin bloß ganz nette bis recht gute Filme, die aber offenbar all jene ansprechen, die sich von reiner Massenware ebenso distanzieren wollen wie vom Verdacht, bloß elitäres, sperriges Autorenkino zu konsumieren.

edit: "Jojo Rabbit" ist auch so ein Fall...
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Vince

11 Februar 2020, 07:20:09 #38 Letzte Bearbeitung: 11 Februar 2020, 07:21:53 von Vince
Naja, dafür hat aber z.B. Brad Pitt mit seinem Minimalismus den Nebendarsteller-Oscar geholt. Wenn man den neben Joaquin Phoenix stellt, ergibt sich da schon ein recht facettenreiches Bild.
Auch "Parasite" würde ich jetzt aus dem Gefühl heraus nicht unbedingt als typisch für den Oscar einschätzen, auch wenn ich den bisher leider selbst noch nicht gesehen habe...

ZitatUnd Bong Joon-ho dreht ohnehin bloß ganz nette bis recht gute Filme, die aber offenbar all jene ansprechen, die sich von reiner Massenware ebenso distanzieren wollen wie vom Verdacht, bloß elitäres, sperriges Autorenkino zu konsumieren.
...und das klingt irgendwie jetzt so, als müsste man unbedingt noch eine Schublade erzwingen für jene, die es bevorzugen, sich Schubladen entziehen zu wollen... so nach dem Motto "niemand entkommt der Schublade".

vodkamartini

Das mit dem facettenreichen Bild finde ich auch. Gerade das "Gegensatzpaar" Pitt und Phoenix trifft es haargenau.

Und ja, Parasite jetzt auch noch in eine Schublade wie "nicht Mainstream, aber auch kein Arthouse" pressen zu wollen ist dann schon sehr bemüht.

Mann kann auch mal ganz nüchtern konstatieren, dass die Academy hier mal vom bewährten Schema (1917 hätte dieses voll erfüllt) abgewichen ist und das dann einfach auch mal schlicht positiv werten.
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PierrotLeFou

Zitat von: Vince am 11 Februar 2020, 07:20:09...und das klingt irgendwie jetzt so, als müsste man unbedingt noch eine Schublade erzwingen für jene, die es bevorzugen, sich Schubladen entziehen zu wollen... so nach dem Motto "niemand entkommt der Schublade".
Zumindest entkommt niemand der Mode und mit Schubladen ist es vielleicht ähnlich. Mag ja erzwungen klingen, aber dass seit den späten 60er Jahren, verstärkt seit den frühen 90er Jahren und dann noch einmal im Zuge von mind game movies und plottwists bemerkbar ist, dass Filmschaffende, die keine reinen Mainstreamfilme anfertigen, dennoch verstärkt mit popkulturellen Referenzen, Genreerwartungen und dergleichen spielen, würde ich schon als gegeben sehen... ebenso den Umstand, dass die Filmkritik da nicht bloß immer offener wird (was begrüßenswert ist), sondern fast schon eine Furcht an den Tag legt, als elitär zu erscheinen... Seit Slavoj Zizek "Lola rennt" hochgelobt und dasselbe Konzept in Kieslowskis "Der Zufall möglicherweise" als langweilig abgetan hat, nehme ich sowas immer wieder wahr. Ich denke, dass da auch eine Internet-Sozialisierung mit hinein spielt...

Was Pitt betrifft, sehe ich persönlich den nicht wirklich als Gegenpol zu Phoenix... gut, er hat keine psychotischen Ticks und maskiert sich nicht, aber er verprügelt Bruce Lee, mischt die Manson Family in zwei Szenen auf und agiert durchaus ironisch als Loser in einem Hollywood, das Tarantino schon recht bunt und laut gezeichnet hat – wenn er nicht gerade oberkörperfrei/körperbetont Reparaturen durchführt... Insofern habe ich den Eindruck, dass es schon um "memorable Darbietungen" und Schauwerte geht, während ich denke, dass eine zurückhaltende Darbietung ganz ohne abgefahrene Szenen genausogut zu ihrem Recht kommen könnte...
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

McClane

Kann mit den Auszeichnungen leben, auch wenn ich einige wichtige Filme wie "The Irishman", "1917" oder "Jojo Rabbit" noch nicht gesehen habe (stehen aber alle auf dem Zettel). Etwas schade für Tarantino und OUATIH, aber gab ja auch starke Konkurrenz. Unter den Nominierten würde ich (so weit gesehen) tatsächlich "Parasite" als besten Film einstufen. Finde es übrigens gut, dass Bong Joon-ho Genrefilme dreht, die mit dem Genre spielen bzw. gedanklich darüber hinaus gehen - das Beste beider Welten gewissermaßen, auch wenn ich keinen seiner Filme bisher vergöttere. Aber bei Pierrots Einteilung hat man eben nur drei Schubladen, bei denen man an jeder im Falle einer Auszeichnung rummäkeln kann - Mainstream ("Bäh, warum kriegt sowas Massenkompatibles auch noch Oscars?"), Arthouse/Autorenfilm ("War ja klar, wird mal wieder der verkopfte Quatsch ausgezeichnet, den keiner sehen will") und das erwähnte Dazwischen ("Typisch, da geht die Academy mal wieder auf Nummer sicher.").

Nur den Oscar für Phoenix Joker-Darbietung seh ich etwas kritisch, da ich die Performance schon etwas um die Awards bemüht fand, gerade die Szenen, in denen man überdeutlich seine Rippen abzählen durfte ("Schaut her, ich hab mich für den Film massiv runtergehungert, gebt mir Preise"). Da darf man fast keine Witze über Leos frühere Oscar-Verbissenheit machen.
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

"testosteronservile Actionfans mit einfachen Plotbedürfnissen, aber benzingeschwängerten Riesenklöten"
(Moonshade über yours truly)

PierrotLeFou

12 Februar 2020, 13:53:40 #42 Letzte Bearbeitung: 13 Februar 2020, 20:24:56 von PierrotLeFou
Zitat von: McClane am 12 Februar 2020, 09:19:38Aber bei Pierrots Einteilung hat man eben nur drei Schubladen, bei denen man an jeder im Falle einer Auszeichnung rummäkeln kann - Mainstream ("Bäh, warum kriegt sowas Massenkompatibles auch noch Oscars?"), Arthouse/Autorenfilm ("War ja klar, wird mal wieder der verkopfte Quatsch ausgezeichnet, den keiner sehen will") und das erwähnte Dazwischen ("Typisch, da geht die Academy mal wieder auf Nummer sicher.").
Aber ich würde ja nicht jede Schublade automatisch auch immer attackieren. "Phantom Thread" wäre z.B. auch so ein Fall, der populäre Melodramen-Aspekte mit einem doch intellektualisierten Porträt vermengt... es kommt für mich ein bisschen darauf an, wie offensiv ein Film heraushängen lässt, dass er anders ist... (insofern kann man sich auch fragen, ob die ja tatsächlich auch sehr guten Filme "Son of Saul" und "Ida" und die einfach bloß guten Filme wie "The Artist", "Der Leuchtturm" (und möglicherweise auch "Roma", den ich nicht kenne) durch diese ganz offensichtliche Abweichung dank s/w und engeren Bildformaten nicht durch ebendiese Umstände einen Aspekt aufweisen (wie auch noch "Grand Budapest Hotel"), der als ein Gimmick den Gesamteindruck gleich ganz besonders aufwertet...)
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vodkamartini

ZitatWas Pitt betrifft, sehe ich persönlich den nicht wirklich als Gegenpol zu Phoenix... gut, er hat keine psychotischen Ticks und maskiert sich nicht, aber er verprügelt Bruce Lee, mischt die Manson Family in zwei Szenen auf und agiert durchaus ironisch als Loser in einem Hollywood, das Tarantino schon recht bunt und laut gezeichnet hat – wenn er nicht gerade oberkörperfrei/körperbetont Reparaturen durchführt... Insofern habe ich den Eindruck, dass es schon um "memorable Darbietungen" und Schauwerte geht, während ich denke, dass eine zurückhaltende Darbietung ganz ohne abgefahrene Szenen genausogut zu ihrem Recht kommen könnte...
Also Pitts Darstellung halte ich durchaus für zurückhaltend im SInne mimisch nicht auffällig, er spielt einfach ne coole Socke, was er nach meinem Eindruck aus dem Handgelenk schüttelt. Aber toll, denn die Figur hat zumindest mich im Film voll abgeholt und es freut mich, dass so eine "normale" Performance auch mal ausgezeichnet wird. Hier wird ein Charakter überzeugend zum Leben erweckt, ohne dass er kreischt, heult, wimmert, Schimpftiraden und Veitsztänze aufführt und sich entweder 50 Kilo anfrisst oder 30 abhungert.
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Vince

Eben.

Zitater verprügelt Bruce Lee, mischt die Manson Family in zwei Szenen auf und agiert durchaus ironisch als Loser in einem Hollywood, das Tarantino schon recht bunt und laut gezeichnet hat - wenn er nicht gerade oberkörperfrei/körperbetont Reparaturen durchführt... Insofern habe ich den Eindruck, dass es schon um "memorable Darbietungen" und Schauwerte geht

hier vermischst du mir zu sehr Tarantinos Regiestil, die Anweisungen am Set und die Drehbuchvorgaben mit dem Schauspiel Pitts. Wenn er Bruce Lee umkicken oder oberkörperfrei auf Dach stehen soll, dann kann er das eben auf unterschiedliche Weise machen und Pitt hat sich - wie meistens in seiner Karriere - für die dezenten kleinen Untertöne entschieden. Wenn ich jedenfalls Phoenix und Pitt nebeneinander stelle, käme mir nie in den Sinn, die Beiden in eine Kategorie zu packen und damit Typevoting vorauszusetzen, so wie du es mit deinem Kommentar suggerierst.

PierrotLeFou

Zitat von: Vince am 12 Februar 2020, 18:35:53Eben.

Zitater verprügelt Bruce Lee, mischt die Manson Family in zwei Szenen auf und agiert durchaus ironisch als Loser in einem Hollywood, das Tarantino schon recht bunt und laut gezeichnet hat - wenn er nicht gerade oberkörperfrei/körperbetont Reparaturen durchführt... Insofern habe ich den Eindruck, dass es schon um "memorable Darbietungen" und Schauwerte geht

hier vermischst du mir zu sehr Tarantinos Regiestil, die Anweisungen am Set und die Drehbuchvorgaben mit dem Schauspiel Pitts. Wenn er Bruce Lee umkicken oder oberkörperfrei auf Dach stehen soll, dann kann er das eben auf unterschiedliche Weise machen und Pitt hat sich - wie meistens in seiner Karriere - für die dezenten kleinen Untertöne entschieden. Wenn ich jedenfalls Phoenix und Pitt nebeneinander stelle, käme mir nie in den Sinn, die Beiden in eine Kategorie zu packen und damit Typevoting vorauszusetzen, so wie du es mit deinem Kommentar suggerierst.
Ich glaube halt eher, dass dass man in den Jurys genau solche Umstände nicht mitdenkt und alles, was in der Figur angelegt ist, der Schauspielkunst hoch anrechnet. Klar, massiv ab-/zunehmen und krasse Körperlichkeit sind noch einmal ein ganz anderes Kaliber. Mir geht es darum, dass z.B. "dezente kleine Untertöne" in einer ungewöhnlichen Rolle ganz anders gewertschätzt werden als dieselben "dezenten kleinen Untertöne" in einer sehr gewöhnlichen Rolle.
Wenn ich mir die Oscars für den besten Hauptdarsteller in den letzten 10 Jahren ansehe, so waren das eigentlich – bis auf "Manchester by the Sea", in dem die Hauptfigur eigentlich ein ziemlicher Normalo mit einer allerdings unwahrscheinlich tragischen Geschichte ist – stets ungewöhnlich Figuren; psychotische Verbrecher, Stars oder berühmte Personen des öffentlichen Interesses... Bei den Nebenfiguren ist das naturgemäß etwas gedämpfter (wobei ich selbst Pitt in OUaTiH auch eher als eine von drei Hauptfiguren betrachten würde), aber ein Stuntman mit großartigen Kampfsportkünsten, der in Hollywood seit einem Skandal in ein wenig glamouröses Leben rutscht, aber als einer der großen Helden der Handlung quasi den Lauf der Geschichte korrigiert, ist in meinen Augen wirklich keine gewöhnliche Rolle.
Vielleicht kann ich Drehbuch/Regie nicht ausreichend ausblenden (wobei ich die Leistung ja keinesfalls schlecht machen will), aber mein Eindruck ist eher, dass Jurys solche Umstände eher selten ausblenden...
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McClane

Zitat von: PierrotLeFou am 12 Februar 2020, 13:53:40
Zitat von: McClane am 12 Februar 2020, 09:19:38Aber bei Pierrots Einteilung hat man eben nur drei Schubladen, bei denen man an jeder im Falle einer Auszeichnung rummäkeln kann - Mainstream ("Bäh, warum kriegt sowas Massenkompatibles auch noch Oscars?"), Arthouse/Autorenfilm ("War ja klar, wird mal wieder der verkopfte Quatsch ausgezeichnet, den keiner sehen will") und das erwähnte Dazwischen ("Typisch, da geht die Academy mal wieder auf Nummer sicher.").
Aber ich würde ja nicht jede Schublade automatisch auch immer attackieren. "Phantom Thread" wäre z.B. auch so ein Fall, der populäre Melodramen-Aspekte mit einem doch intellektualisierten Porträt vermengt... es kommt für mich ein bisschen darauf an, wie offensiv ein Film heraushängen lässt, dass es anders ist... (insofern kann man sich auch fragen, ob die ja tatsächlich auch sehr guten Film "Son of Saul" und "Ida" und einfach bloß gute Filme wie "The Artist", "Der Leuchtturm" (und möglicherweise auch "Roma", den ich nicht kenne) durch diese ganz offensichtliche Abweichung dank s/w und engeren Bildformaten nicht durch ebendiese Umstände einen Aspekt aufweisen (wie auch noch "Grand Budapest Hotel"), der den Gesamteindruck ein Gimmick gleich ganz besonders aufwertet...

Ich sagte ja auch nicht, dass jeder jede Schublade attackieren wird (wie auch, dann gibt es keine gerechtfertigten Preisträger in den eigenen Augen), sondern dass jede Schublade angreifbar ist. Der eine findet, dass nur polynesische Stummfilme mit einem Budget von unter 300 Dollar einen Oscar verdienen, der andere möchte gerne "Fast & Furious", "Transformers" und "Mission: Impossible" mit Goldjungen bedacht sehen.
Und ganz ehrlich: Inwiefern lässt "Parasite" denn offensiv raushängen, dass er angeblich so anders ist? Ich sehe da eine Satire mit Mitteln des Home-Invasion-Films. Da wären andere Filme mit den von dir genannten Gimmicks eher offensiv (auch wenn ich deinen letzten Schachtelsatz auch nach dreimaligem Lesen noch nicht hundertpro verstanden habe... fehlen da ein oder zwei Wörter?).
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PierrotLeFou

Zitat von: McClane am 13 Februar 2020, 09:37:33(auch wenn ich deinen letzten Schachtelsatz auch nach dreimaligem Lesen noch nicht hundertpro verstanden habe... fehlen da ein oder zwei Wörter?)
In der Tat, da war ich gerade auf dem Sprung und habe ziemlich geschludert... (habe es unten und in meinem Eintrag mal korrigiert. Sorry... :happy3: )


Zitat
Zitat von: PierrotLeFou am 12 Februar 2020, 13:53:40
Zitat von: McClane am 12 Februar 2020, 09:19:38Aber bei Pierrots Einteilung hat man eben nur drei Schubladen, bei denen man an jeder im Falle einer Auszeichnung rummäkeln kann - Mainstream ("Bäh, warum kriegt sowas Massenkompatibles auch noch Oscars?"), Arthouse/Autorenfilm ("War ja klar, wird mal wieder der verkopfte Quatsch ausgezeichnet, den keiner sehen will") und das erwähnte Dazwischen ("Typisch, da geht die Academy mal wieder auf Nummer sicher.").
Aber ich würde ja nicht jede Schublade automatisch auch immer attackieren. "Phantom Thread" wäre z.B. auch so ein Fall, der populäre Melodramen-Aspekte mit einem doch intellektualisierten Porträt vermengt... es kommt für mich ein bisschen darauf an, wie offensiv ein Film heraushängen lässt, dass er anders ist... (insofern kann man sich auch fragen, ob die ja tatsächlich auch sehr guten Filme "Son of Saul" und "Ida" und die einfach bloß guten Filme wie "The Artist", "Der Leuchtturm" (und möglicherweise auch "Roma", den ich nicht kenne) durch diese ganz offensichtliche Abweichung dank s/w und engeren Bildformaten nicht durch ebendiese Umstände einen Aspekt aufweisen (wie auch noch "Grand Budapest Hotel"), der als ein Gimmick den Gesamteindruck gleich ganz besonders aufwertet...)

Ich sagte ja auch nicht, dass jeder jede Schublade attackieren wird (wie auch, dann gibt es keine gerechtfertigten Preisträger in den eigenen Augen), sondern dass jede Schublade angreifbar ist. Der eine findet, dass nur polynesische Stummfilme mit einem Budget von unter 300 Dollar einen Oscar verdienen, der andere möchte gerne "Fast & Furious", "Transformers" und "Mission: Impossible" mit Goldjungen bedacht sehen.
Und ganz ehrlich: Inwiefern lässt "Parasite" denn offensiv raushängen, dass er angeblich so anders ist? Ich sehe da eine Satire mit Mitteln des Home-Invasion-Films. Da wären andere Filme mit den von dir genannten Gimmicks eher offensiv.

Da ist natürlich was dran und Herummäkeln kann man natürlich grundsätzlich immer an allem. Mir erscheinen diese Oscar-Verleihungen (auch wenn ich ihren Status nicht ignorieren kann) vermutlich etwas weniger spannend als manch andere Preisverleihungen, weil da Mainstreamfilme und doch recht stark an Mainstreamkonventionen, Genrestrukturen und/oder populären Motiven orientierte Autorenfilme im Vergleich zum sperrigen, nicht auf Massenkompatibilität und finanzielle Interessen Rücksicht nehmenden Film deutlich besser wegkommen.
Selbst im Rahmen des "besten internationalen Films", wo sich eher einmal weniger standardisierte Titel befinden, gewinnen da entweder sehr massentaugliche Filme oder Filme mit ziemlich ungewöhnlichen Alleinstellungsmerkmalen. (Hängt natürlich auch alles davon ab, was eingereicht wird und in die Auswahl kommt.)
Und insgesamt ist es ja bei jeder Preisverleihung so, dass ich die Nominierungen noch interessant finde, mich den Auszeichnungen selbst dann aber letztlich nicht annähernd so oft anschließen würde.

Zu Parasite: Naja, der arbeitet schon recht stark mit überraschenden Wendungen, weshalb Joon-ho selbst in den Pressematerialien darum bat, nicht zu spoilern, und vermengt Groteske mit Satire und Drama mit Thriller und Slaptstickartiges mit Metzeleinlagen. Ich habe ja ganz und gar nichts gegen eine Vermengung vermeintlicher Populär- und Hochkultur, immerhin zähle ich Ken Russell zu meinen Lieblingen. :happy2:
Mich hat dieser Erfolg von Parasite (auch vor den Oscars) schlicht ein bisschen genervt, weil es bei vielen bekannten Cineasten z.Z. so hip ist, sich überaus genreaffin zu zeigen, während ich in eltzter Zeit den Eindruck habe, dass hippe Gelegenheitskinogänger gleich "Meisterwerk" raunen, wenn ein Film irgendetwas "ganz anders" macht...
(Und weil ich einige der nominierten und nicht-nominierten Einreichungen definitiv für besser halte, mäkel ich halt ein wenig rum an einem Film, den ich schlichtweg bloß ganz gut, aber auch etwas gefällig fand...)
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Mr Creazil

13 Februar 2020, 21:56:48 #48 Letzte Bearbeitung: 13 Februar 2020, 21:59:12 von Mr Creazil
Zitat von: PierrotLeFou am 13 Februar 2020, 21:04:06Mich hat dieser Erfolg von Parasite (auch vor den Oscars) schlicht ein bisschen genervt, weil es bei vielen bekannten Cineasten z.Z. so hip ist, sich überaus genreaffin zu zeigen, während ich in eltzter Zeit den Eindruck habe, dass hippe Gelegenheitskinogänger gleich "Meisterwerk" raunen, wenn ein Film irgendetwas "ganz anders" macht...

Ganz ehrlich: das ist keine Entwicklung neueren Datums, sondern war schon immer so. Ich habe mich etwa seit jeher gewundert, insbesondere bei z.B. Bloggern, wie leichtfertig die Höchstwertung für manchen Film rausgehauen wird. Drum sehe ich darin kein Novum. Im Grunde genommen ist es doch schön, wenn den Leuten mal "was anderes" bewusstwird. Ist schließlich nicht die Regel. Erinnert mich überdies daran, wie es mir ging, als mich vor etlichen Jahren Park Chan-wook das erste Mal mit dem koreanischen Kino vertraut gemacht hat und mir aufzeigte, wie sehr ich im europäischen und amerikanischen Film festhing. Die Frage ist halt, was man daraus macht, ob man der Spur folgt und das "Geheimwissen" der selbsternannten Cineasten ausfindig macht. ;)
Letztlich ist es doch am Schönsten, wenn man seinen eigenen Stil entwickelt, selbst wenn sich etwas derartiges "nur" beim passiven Definieren einer Filmauswahl manifestiert. Oder aber etwas, was ich an meinem leider verstorbenen Opa immer geliebt habe: seine Begeisterungsfähigkeit, seine manchmal naive grenzenlosen Freude an jeder Form von Film, selbst solcher, die womöglich nicht die Krönung der Schöpfung darstellte, jedoch mindestens inhärente Schönheit des Dilettantismus in sich trug. Das ist eine, wie ich finde, beneidenswerte Fähigkeit, die versnobten, abgebrühten Cineasten bisweilen gänzlich abgeht, deren Unvermögen, diese überhaupt wahrzunehmen, dem Verlust der Unschuld ähnelt und ihnen mehr als häufig die Sicht verstellt auf etwas, was ihnen in ihrer von eigenen Gnaden attestierten Allwissenheit komplett entgeht. Ob das einen Film qualifiziert, die höchste Auszeichnung einer wie auch immer gearteten hochdotierten Filmauszeichnung zu verdienen, sei mal dahingestellt. ;)
"Nihilist und Christ: das reimt sich, das reimt sich nicht bloß ..."

"Die Zensur ist die jüngere von zwei schändlichen Schwestern, die ältere heißt Inquisition. "

"Who fights with a ladder - well, Jackie Chan does!"

https://letterboxd.com/mrcreazil/

ironfox1

Nachdem ich nun I lost my Body gesehen habe, kann ich den Oscar für Toy Story 4 absolut nicht nachvollziehen. Ein Film über eine krabbelnde Hand, der so emotional und mitreißend inszeniert ist, als würde man einen Pixar(kurz)film der ersten Stunde (bevor Sie in die Krallen von Disney geriet) anschauen. Mit Pixar Logo hätte der Film locker einen Oscar gewonnen.


PierrotLeFou

Zitat von: Mr Creazil am 13 Februar 2020, 21:56:48
Zitat von: PierrotLeFou am 13 Februar 2020, 21:04:06Mich hat dieser Erfolg von Parasite (auch vor den Oscars) schlicht ein bisschen genervt, weil es bei vielen bekannten Cineasten z.Z. so hip ist, sich überaus genreaffin zu zeigen, während ich in eltzter Zeit den Eindruck habe, dass hippe Gelegenheitskinogänger gleich "Meisterwerk" raunen, wenn ein Film irgendetwas "ganz anders" macht...

Ganz ehrlich: das ist keine Entwicklung neueren Datums, sondern war schon immer so.
Der Umstand mit den Cineasten scheint mir schon eine sehr junge Erscheinung der letzten 20, 30 Jahre zu sein (wenngleich man das mMn bis in die 60er zurückverfolgen kann). (Also solche Fälle, in denen ein Zizek einen "Lola rennt" einem "Przypadek" vorzieht und letztgenannten dabei abwertet; in denen slow-cinema diskreditiert wird etc.: In denen Cineasten quasi die Vorwürfe/-urteile von Nicht-Cineasten über sogenanntes "arthouse" in Teilen übernehmen, um dadurch du kommunzieren, dass man ja gar nicht so ist. Das hat schon eine andere Qualität als die Vorlieben und Abneigungen mancher Nouvelle-Vague-Größen vor 60 Jahren und dürfte halbwegs mit der Postmoderne einhergegangen sein und sich in Zeiten des Internet noch schneller ausgebreitet haben...)

Den anderen Umstand (dass MainstreamzuschauerInnen aus dem Staunen nicht rauskommen, wenn ihnen ein noch immer mainstreamkompatibler Film nicht zu 100% das Erwartete, sondern auch eine Überraschung mitliefert) mag es vielleicht tatsächlich schon immer in der einen oder anderen Form gegeben haben; aber erst über Bewertungsportale, Foren und Blogs usw. hat das eine andere Dynamik gewonnen...
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manisimmati

Zitat von: PierrotLeFou am 13 Februar 2020, 22:38:53In denen Cineasten quasi die Vorwürfe/-urteile von Nicht-Cineasten über sogenanntes "arthouse" in Teilen übernehmen, um dadurch du kommunizieren, dass man ja gar nicht so ist.

Hmm. Ist das nicht eine Unterstellung und Verallgemeinerung? Dieser Satz klingt fast so, als würden Cineasten "Arthouse"-Filme nur deshalb zerreissen, um sich versöhnlich/cool/volksnah/wasweissich zu geben. Ist das wirklich so? Ich find nicht. Es gibt ja auch intrinsische Grüne, einen Film aus dem Underground scheisse zu finden. Dass der Cineast heute eher bereit ist, eine Lanze für den – wie ich es nennen würde - "gehobenen Mainstream" zu brechen, finde ich vielmehr eine sehr positive, entkrampfende Entwicklung. Aber ja: Dass gewisse Leute "Parasite" als originellsten Film unter der Sonne feiern, nervt schon, das kann ich nachvollziehen. Und das sage ich als einer, der "Parasite" genial fand.

Ich persönlich bin allerdings der Meinung, dass man die Grenze zwischen "Mainstream" und "Arthouse" heutzutage nicht mehr so eng ziehen kann. Oder vielleicht anders: Mir ist sie mittlerweile ziemlich schnuppe. Dass man sich im Internet offen über alle möglichen "Weirdo-Filme" austauschen kann, hat, glaube ich, zu einer Diversifizierung des Geschmacks geführt. Es macht eingeschworene, versnobte Filmclubs, die sich über einen gehobenen Geschmack definieren, unnötig. Das ist gar nicht mal so übel, finde ich. Es hilft (ein bisschen) gegen Schubladisierungen. Vielleicht kann man sagen, der Geschmack ist individueller geworden, da man sich über ihn oft selbst definiert. Ist doch spannend!

PierrotLeFou

Zitat von: manisimmati am 16 Februar 2020, 21:05:05
Zitat von: PierrotLeFou am 13 Februar 2020, 22:38:53In denen Cineasten quasi die Vorwürfe/-urteile von Nicht-Cineasten über sogenanntes "arthouse" in Teilen übernehmen, um dadurch du kommunizieren, dass man ja gar nicht so ist.

Hmm. Ist das nicht eine Unterstellung und Verallgemeinerung? Dieser Satz klingt fast so, als würden Cineasten "Arthouse"-Filme nur deshalb zerreissen, um sich versöhnlich/cool/volksnah/wasweissich zu geben. Ist das wirklich so?
Ich halte das wie gesagt für einen Trend, der (mindestens im englischsprachigen Raum) etwa von Nick James, international von Zizek und hierzulande etwa von Dominik Graf getragen wird.

ZitatIch persönlich bin allerdings der Meinung, dass man die Grenze zwischen "Mainstream" und "Arthouse" heutzutage nicht mehr so eng ziehen kann.
Arthaus lehne ich als Begriff ohnehin eher ab, weil er eigentlich nur aus kenntnisloser Mainstream-Perspektive zu gebrauchen und eigentlich untragbar ist.
Ein Verschwimmen der Grenzen befürworte ich ja ebenfalls; aber eben nur dann, wenn die Extreme und das verschwimmende "Dazwischen" gleichermaßen gewertschätzt werden – und das sehe ch bei den Oscarverleihungen nicht: da kommen reine Unterhaltungsfilme und Mischformen zwischen Mainstream und Autorenfilm ganz gut weg, aber sperrigere, elitärere Streifen finden sich dort höchst selten. (Ich will also A und AB und B – und nicht AB als Alternative zu A und B oder oder AB und B ohne A...)
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

proximo

Wie um alles in der Welt hat Joker "Best Score" gewonnen?? Da ist der von 1917 um Längen besser!!
When you watch a Jackie Chan Movie, you want to BE Jackie Chan!

Mr. Blonde

17 Februar 2020, 20:58:25 #54 Letzte Bearbeitung: 18 Februar 2020, 07:44:56 von Mr. Blonde
Zitat von: proximo am 17 Februar 2020, 14:09:49Wie um alles in der Welt hat Joker "Best Score" gewonnen?? Da ist der von 1917 um Längen besser!!

Kenne den Score von "1917" nicht, aber der Soundtrack von "Joker" war ja nun ein äußerst tragendes Element des Films, um die Welt, an der Fleck erkrankt ist, auch akustisch greifbar zu machen. Dissonant-unbequeme Streicherarrangements, die einfach eine sehr kalte, metallisch-industriell anmutende Atmosphäre versprühen. Hat für mich Arthurs Innenleben und die Last, die auf ihm liegt, perfekt nach außen getragen. Und das gelingt doch in Filmen äußerst selten, dass der Score eine Verlängerung der Hauptfigur wird. Wenn der Score von "1917" noch besser ist, okay, aber der Oscar ist in meinen Ohren hochverdient.

Mal davon abgesehen, dass die Komposition eines Kriegsfilm-Soundtracks schon in gewisser Weise "simpel", eher formelhaft sein kann, da es eben unfassbar viele Vorlagen und Konventionen gibt, die man einhalten kann und vielleicht auch sollte. Für Filme, die einen psychisch-kranken Menschen im Fokus haben, gibt es kaum Pfade, die bereits betretbar gemacht worden sind. Von daher wurde für "Joker" nicht nur originell und herausfordernd komponiert, sondern auch äußerst effektiv.


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proximo

Zitat von: Mr. Blonde am 17 Februar 2020, 20:58:25Kenne den Score von "1917" nicht, aber der Soundtrack von "Joker" war ja nun ein äußerst tragendes Element des Films, um die Welt, an der Fleck erkrankt ist, auch akustisch greifbar zu machen. Dissonant-unbequeme Streicherarrangements, die einfach eine sehr kalte, metallisch-industriell anmutende Atmosphäre versprühen. Hat für mich Arthurs Innenleben und die Last, die auf ihm liegt, perfekt nach außen getragen. Und das gelingt doch in Filmen äußerst selten, dass der Score eine Verlängerung der Hauptfigur wird. Wenn der Score von "1917" noch besser ist, okay, aber der Oscar ist in meinen Ohren hochverdient.

Mal davon abgesehen, dass die Komposition eines Kriegsfilm-Soundtracks schon in gewisser Weise "simpel", eher formelhaft sein kann, da es eben unfassbar viele Vorlagen und Konventionen gibt, die man einhalten kann und vielleicht auch sollte. Für Filme, die einen psychisch-kranken Menschen im Fokus haben, gibt es kaum Pfade, die bereits betretbar gemacht worden sind. Von daher wurde für "Joker" nicht nur originell und herausfordernd komponiert, sondern auch äußerst effektiv.

Naja gut, ich finde "Joker" generell etwas überschätzt, vielleicht schlägt die Musik deswegen nicht besonders bei mir an.
Ich fand die Musik in 1917 "tragender" als in Joker. Nicht weil es ein Kriegsfilm ist, sondern wegen der Machart. Der Film ist STARK auf die Musik angewiesen, eben um Emotionen zu vermitteln und die nötige Atmosphäre zu erzeugen und das schafft die Musik wirklich sehr gut.

Vielleicht muss ich Joker aber auch ein zweites Mal gucken.
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Mr. Blonde

Mhhhh, verstehe deinen Standpunkt schon, habe es halt völlig anders empfunden. Zweitsichtung lohnt sich auf jeden Fall. Ist ja oft so, dass man einen Film, den man als überschätzt empfindet im zweiten Durchgang, wenn man die Erwartungshaltung etwas justiert hat, wohlwollender aufnimmt. Aber beim Soundtrack kann ich jetzt nicht nachvollziehen, dass der überschätzt wäre. Den kann man aber kaum losgelöst vom Film hören, da sonst einfach nur Unbehagen und Trübsal aufkommt. Genau darum funktioniert er aber so exzellent im Film selbst.


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