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Don’t look up (DiCaprio, Lawrence und viele weitere Stars / Netflix)

Begonnen von StS, 8 September 2021, 19:32:08

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StS


Kate Dibiasky (Jennifer Lawrence), an astronomy grad student, and her professor Dr. Randall Mindy (Leonardo DiCaprio) make an astounding discovery of a comet orbiting within the solar system. The problem — it's on a direct collision course with Earth. The other problem? No one really seems to care. Turns out warning mankind about a planet-killer the size of Mount Everest is an inconvenient fact to navigate. With the help of Dr. Oglethorpe (Rob Morgan), Kate and Randall embark on a media tour that takes them from the office of an indifferent President Orlean (Meryl Streep) and her sycophantic son and Chief of Staff, Jason (Jonah Hill), to the airwaves of The Daily Rip, an upbeat morning show hosted by Brie (Cate Blanchett) and Jack (Tyler Perry). With only six months until the comet makes impact, managing the 24-hour news cycle and gaining the attention of the social media-obsessed public before it's too late proves shockingly comical — what will it take to get the world to just look up?!

Adam McKay... ab Weihnachten verfügbar.
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Hitfield

Adam McKay geht (bei mir) immer. Klasse Besetzung und sieht super aus.

Alleine die Katastrophenfilm-Prämisse:
Komet rast auf die Erde zu, wird alles Leben zerstören. Im Gegensatz zu Armageddon, Meteor, Deep Impact & Co. interessiert sich aber kein Schwein für den Weltuntergang, außer ein paar Wissenschaftlern. Der Rest der Menschheit ist mehr damit beschäftigt, Fotos auf Instagram hochzuladen und Social-Media-Beiträge zu liken.

:lol:
"All those moments will be lost in time, like tears in the rain."

Karm

Zitat von: Hitfield am 11 September 2021, 19:17:56Der Rest der Menschheit ist mehr damit beschäftigt, Fotos auf Instagram hochzuladen und Social-Media-Beiträge zu liken.

Das ist leider das wahre Leben. Ähnlich wie zur Zeit bei den Impfgegnern. Gauck hat es auf den Punkt gebracht: "Dann ist ja auch schrecklich, dass wir in einem Land leben, in dem nicht nur Bildungswillige leben, sondern auch hinreichende Zahlen von Bekloppten." :happy2:

StS

"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

proximo

Also ich weiß nicht, irgendwie werde ich mit den Trailern nicht warm.
Es ist alles irgendwie zu überspitzt. Die Reaktionen der Präsidentin, der Berater, der Nachrichtensprecher. SO überspitzt, dass es an Persiflage grenzt.
Da ist mir sowas wie "The Big Short" lieber, wo Menschen noch realistisch nachvollziehbar agieren.

So wirkt es wie eine Mischung aus Idiocracy und irgendeinem Katastrophenfilm.
Aber naja, mal abwarten..
When you watch a Jackie Chan Movie, you want to BE Jackie Chan!

Newendyke

Zitat von: proximo am 17 November 2021, 12:33:00Also ich weiß nicht, irgendwie werde ich mit den Trailern nicht warm.
Es ist alles irgendwie zu überspitzt. Die Reaktionen der Präsidentin, der Berater, der Nachrichtensprecher. SO überspitzt, dass es an Persiflage grenzt.
Da ist mir sowas wie "The Big Short" lieber, wo Menschen noch realistisch nachvollziehbar agieren.

So wirkt es wie eine Mischung aus Idiocracy und irgendeinem Katastrophenfilm.
Aber naja, mal abwarten..

Nöö, spätestens seit der Trump Administration ist sowas leider keine Satire mehr, schon eher ein Biopic  :lol:  :hideugly:


"Ich will jetzt nichts mehr hören, von wegen keinen Job, kein Auto, keine Freundin, keine Zukunft und keinen Schwanz." (der Meister - Gran Torino)

proximo

Zitat von: Newendyke am 17 November 2021, 12:44:09Nöö, spätestens seit der Trump Administration ist sowas leider keine Satire mehr, schon eher ein Biopic  :lol:  :hideugly:

Das ist eine sehr traurige Wahrheit! :lol:
Aber dann hätte man den Film besser noch während der Trump Administration veröffentlichen sollen, denn so denken die verqueren Trump Wähler, der Film sei ein Hieb gegen die Biden Administration..
When you watch a Jackie Chan Movie, you want to BE Jackie Chan!

Newendyke

Zitat von: proximo am 17 November 2021, 13:41:36
Zitat von: Newendyke am 17 November 2021, 12:44:09Nöö, spätestens seit der Trump Administration ist sowas leider keine Satire mehr, schon eher ein Biopic  :lol:  :hideugly:

Das ist eine sehr traurige Wahrheit! :lol:
Aber dann hätte man den Film besser noch während der Trump Administration veröffentlichen sollen, denn so denken die verqueren Trump Wähler, der Film sei ein Hieb gegen die Biden Administration..

Ach, denen ist's doch wurscht, selbst wenn man da so nen Trump-Klon anstatt der Streep hingestellt hätte, würden die noch Argumente finden, die ihren ach so geliebten Heilsbringer gut dastehen lassen.


"Ich will jetzt nichts mehr hören, von wegen keinen Job, kein Auto, keine Freundin, keine Zukunft und keinen Schwanz." (der Meister - Gran Torino)

Moonshade

Das Ding ist ja nun seit 2 Tagen bei Netflix online und angesichts des Trailers wollte die Frau das sehen. Ich hab schon vom Trailer Horror gehabt, aber ich bin ja froh, wenn ich mal keinen Vorschlag machen muss, was geschaut wird. Und die Stars sind ja zahlreich.

Naja, ich sags mal so: wir haben kollektiv nach gut einer Stunde abgebrochen und zum Ende gespult, nur um zu sehen, ob die Erde auch wirklich unter geht.
Spoiler: zeige
 Spoiler: ja tut sie, was aber angesichts des Humors offensichtlich ist.


Auf Twitter überschlagen sie sich mit Lobeshymnen (wie nah die Groteske doch an der Realität ist) und ich bin sicher, es gibt ein Publikum, dass die Parallelen zur aktuellen gesellschaftlichen und weltweiten Situation zu schätzen weiß, aber ich fand diesen Ansatz einfach nur großschlächtig inszeniert.

Klar, das kann alles passieren in der Realität: Wiederwahl ist wichtiger als Weltuntergang, im Weißen Haus sitzen nur Idioten, Social Media interessiert sich nur für Promi-Kram, Google -Tesla-Co mischen überall mit und für einen Asteroiden voller seltener Erden würden viele ihren Planeten verkaufen + Wissenschaftler sind manchmal Nerds und dringen nicht durch.
Das ist schon fast Realsatire.
Es macht den Plot aber nicht besser, wenn man genau das präsentiert: NUR EXTRA OFFENSICHTLICH, EXTRA LAUT, EXTRA ÜBERTRIEBEN, EXTRA IN-YOUR-FACE.

Dieser Film ist das cineastische Äquivalent zu einer Mario-Barth-Pointe: KENNSTE? KENNSTE? VERSTEHSTE? ASTEROID? VERSTEHSTE?

Jeder Feinschliff wird hier verhackstückt, durchaus brauchbare plot Points durch besonders affiges Verhalten ins Lächerliche gezogen.
Auf Körperfunktionen wird zwar verzichtet, aber sonst wirkt der Film wie ein Eimer Wasser ins Gesicht, während man schon im Pool sitzt.

Di Caprio hat es geschafft (eigentlich schon im Trailer), seine Rolle mir binnen fünf Sätzen verhasst zu machen, sein weltfremder, stotternder, schwitzender, fusseliger Wissenschaftler mit seinen Stammelansätzen ist genau die Figur, der ich nicht zwei Stunden folgen möchte. (DiCaprio ist definitiv KEIN Komödiendarsteller, außer der Witz ist im Drama enthalten!)Und Lawrence (etwas besser geschrieben) ist schon fast zu normal skizziert, um noch in diesem Film aufzutreten.
Ansonsten sitzen im Weißen Haus nur Debile, die Leute im TV interessieren sich nur für sich und die daheim nur für Shopping und Smartphones. Nicht sehr originell.

Schade nur ums Geld, denn die Chose könnte eine Menge gekostet haben.
Hätte man mit der Storyline einfach ein ernstes Drama mit realistischen fatalen aktuellen Untertönen gedreht und nicht eine "HAHAHA-Komödie-HAHAHA-Los-lach-mit" wäre daraus vll ein prima Film geworden.

Nach einer kleinen Recherche weiß ich jetzt auch, dass McKay nicht unbedingt meine Humor-Liga ist, insofern wundert es mich nicht, dass der "Witz" des Films mich nicht begeistert, warum aber dieses Line-Up unbedingt in etwas so Offensichtlichem und damit ziemlich Unoriginellen mitspielt (und das Publikum gerade das simple Unoriginelle als originell wahrnimmt), erschließt sich mir nicht.

Satire funktioniert als Überhöhung der Realität durchaus, aber das hier ist einfach nur greller und lärmender gezeichnet, kein Florett, sondern eine Sahnetorte ins Gesicht. Der Film findet mit Sicherheit sein Publikum, aber wenn das als großartige Satire ankommt, dann hat die Satire ein gewaltiges Problem.

"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

mali

Zitat von: Moonshade am 28 Dezember 2021, 11:29:00Naja, ich sags mal so: wir haben kollektiv nach gut einer Stunde abgebrochen

Ähnlich bei uns. Frau ist eingeschlafen, ich habe den Laptop aufgeklappt und mich um anderes gekümmert. Film lief zwar weiter im Hintergrund, aber nur in den letzten Minuten dann wieder wirklich aufgepasst.

Schlimme Gurke. Langweilig, nervig irgendwie, das Überspitzte zu überspitzt und das Überdrehte zu überdreht... Mich interessiert Socialmedia, Instakack und nach Likes geifern im wirklichen Leben schon 0,0 - ergo ein Film damit/darüber erst recht nicht.

Mich wundern die Lobeshymnen und teils hohen Wertungen für das Ding.

Eric

Komischerweise fand ich den Film WIRKLICH richtig gut!

Als Mediensatire sogar erste Sahne.

Zitat von: mali am 28 Dezember 2021, 12:10:47... Mich interessiert Socialmedia, Instakack und nach Likes geifern im wirklichen Leben schon 0,0 - ergo ein Film damit/darüber erst recht nicht.

Mich wundern die Lobeshymnen und teils hohen Wertungen für das Ding.

Aber GENAU darum ging es doch eigentlich in dem Film. Diesen ganzen trumpschen Sozial Media-Wahn und Fakenews/alternative Facts-Schwachsinn auf die Spitze zu treiben. Und nichts anderes haben sie in dem Film doch gemacht.
(Aktuell passiert doch das gleiche wenn man sich die ganzen Querdenker-Sachen durchliest)

Und genau das fand ich an DON'T LOOK UP so absolut wunderbar.
Was habt ihr denn erwartet? Ein Roland Emmerich Spektakel? Sorry, aber dann hättet ihr euch wirklich die Inhaltsangabe mal kurz etwas genauer durchlesen sollen.  :happy3:

Ich weiss, Geschmäcker sind verschieden, vor allem beim Thema Film. Und das ist auch nur n Film. Und MIR persönlich gefällt er wirklich sehr sehr gut!!  :lol:
Liebe Ursula,
wünsch dir frohe Ostern, nen tollen Namenstag und nen guten Rutsch ins Jahr 1978!
Grüsse aus der Alzheimergruppe, deine Tante Günther!

Ich hasse Menschen, Tiere + Pflanzen. Steine sind ok.

Eric

Zitat von: Moonshade am 28 Dezember 2021, 11:29:00... Das ist schon fast Realsatire.
Es macht den Plot aber nicht besser, wenn man genau das präsentiert: NUR EXTRA OFFENSICHTLICH, EXTRA LAUT, EXTRA ÜBERTRIEBEN, EXTRA IN-YOUR-FACE.

Dieser Film ist das cineastische Äquivalent zu einer Mario-Barth-Pointe: KENNSTE? KENNSTE? VERSTEHSTE? ASTEROID? VERSTEHSTE?...

Da gebe ich dir durchaus recht. Aber wir reden hier auch über NETFLIX und nicht über einen Arthouse-Film, der in ausgewählten Programmkinos läuft.  :happy3:

Hätte man DON'T LOOK UP auch etwas ruhiger / geerdeter machen können ohne auf die Realsatire zu verzichten? Definitiv!!
Eventuell wäre er dadurch sogar besser geworden. Wer weiss das schon.
Liebe Ursula,
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Grüsse aus der Alzheimergruppe, deine Tante Günther!

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Vince

Wäre er ruhiger geworden, hätte er die hysterische Realität nicht mehr akkurat abgebildet. Und nur weil der Asteroid als Metapher für real grassierende globale Bedrohungen ziemlich abgetakelt ist und man mit Blick aufs Drehbuch daher durchaus eine gewisse Faulheit unterstellen kann, trägt das Ergebnis deswegen noch längst keinen Barth. Damit würde man unterschlagen, wie erschreckend genau die umständlichen Ketten globaler Kommunikation in der ersten Hälfte des Films gezeichnet werden. Es handelt sich ja auch nicht um eine Dumpfbacken-Dystopie der Marke "Idiocracy", weil der Nachweis menschlicher Intelligenz ja durchaus permanent vorhanden ist (in Form der Entdeckung des Asteroiden, der Berechnung seiner Flugbahn und der daraus folgenden Ableitung sowie den entsprechenden Gegenmaßnahmen), nur eben nicht im Sinne des Allgemeinwohls, sondern im Sinne eigener Interessen eingesetzt wird.

Leider verliert der Film seinen Fokus in der zweiten Hälfte, erliegt dem Kitsch und wird zur SciFi-Farce, aber die erste Hälfte ist ungeachtet der etwas abgenutzten Werkzeuge ein ziemlich brillanter Kommentar zum Hier und Jetzt.

Moonshade

Zitat von: Eric am 28 Dezember 2021, 13:34:57Aber GENAU darum ging es doch eigentlich in dem Film. Diesen ganzen trumpschen Sozial Media-Wahn und Fakenews/alternative Facts-Schwachsinn auf die Spitze zu treiben. Und nichts anderes haben sie in dem Film doch gemacht.
(Aktuell passiert doch das gleiche wenn man sich die ganzen Querdenker-Sachen durchliest)

Nur wird da imho nichts auf die Spitze getrieben. Weil es eigentlich nicht mehr geht.
Die Realität ist abgründiger, bescheuerter und grimmiger, die Social-Media-Hölle lächerlicher, als es überhaupt noch zu parodieren ginge.
Und wenn, dann nicht mit so einer billig überdrehten Clownsnummer, in der ich jedes depperte Hindernis für die Weltrettung schon 10 Minuten im Voraus erahnen kann - und weiß doch schon in Minute 5 von 131, dass sie es verkacken werden - weil das ja die offensichtliche, platte Aussage für eine möglichst breit aufgestellte und teilweise nicht auf Subtilität stehende Zuschauerschaft sein soll (i.e. so dass es auch der Dümmste versteht).
Inhaltlich steht der Film damit in der Tradition von Kubricks Dr.Seltsam, nur sind hier alle nackt und haben jede Menge LSD genommen, wie es scheint. Und man hat damals noch mitgefiebert, ob sie es nicht doch noch schaffen - hier komm ich nach 10 Minuten zu dem Schluss, dass alle Beteiligten sterben müssen, einfach damit der Schmerz aufhört.

Da hab ich in diversen abgründigen Black-Mirror-Episoden mehr und lauter gelacht und die waren nur eine Stunde lang, kein 140-Minuten-Exzess, der sowieso keiner Komödie wirklich gut steht.

ZitatUnd genau das fand ich an DON'T LOOK UP so absolut wunderbar.
Was habt ihr denn erwartet? Ein Roland Emmerich Spektakel? Sorry, aber dann hättet ihr euch wirklich die Inhaltsangabe mal kurz etwas genauer durchlesen sollen.  :happy3: 

Mir den Wunsch nach einem Emmerich zu unterstellen, werte ich ja fast schon als Beleidigung. :hideugly:

Nein, ich hab mich schon vorher inhaltlich informiert und wie gesagt, ich war schon durch den Trailer vorgewarnt, dass das eine enorm hysterische, platte Nummer zu werden drohte. Genauso wie McKay nicht eben durch Comedy-Meisterklasse aufgefallen ist, sondern meistens (The Big Short nehme ich da mal aus) durch traditionelle Albereien.

Ich werde niemandem vorwerfen, dass er es schafft, sich über das klamaukhafte Übertreiben der Realitäten, noch einmal gut zu amüsieren (ich finde es schon deswegen unlustig, weil es so platt wahr ist) - aber was wäre das (wieder in Anlehnung an Dr.Seltsam) für eine finster-lustige Sache geworden, wenn sie an die Sache mit dem Skalpell gegangen wären, anstatt mit der Motorsäge.
Ich könnte sogar mit dem kompletten Drehbuch klarkommen, wenn es vom Stil nicht so im "Mama, guck mal, wie schräg wir alle sein können, Mama, guck!"-Modus gedreht worden wäre.

Und auch Netflix hat Niveau (wenn auch nicht immer Glück mit seinen Eigenproduktionen, aber welches Studio hatte das schon immer) und appelliert nicht nur an die unteren Niveauschichten, insofern würde ich da nie mit der Kritik ansetzen.
Deswegen ist die Produktion ja eigentlich ein Fest für alle und jeden wegen ihrer Realitätsnähe der Themen und gerade deshalb ist sie vll. für mich so enttäuschend, dass ihnen dazu bei der langen Produktionszeit nicht mehr eingefallen ist.
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"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Moonshade

Zitat von: Vince am 28 Dezember 2021, 15:37:32Wäre er ruhiger geworden, hätte er die hysterische Realität nicht mehr akkurat abgebildet. Und nur weil der Asteroid als Metapher für real grassierende globale Bedrohungen ziemlich abgetakelt ist und man mit Blick aufs Drehbuch daher durchaus eine gewisse Faulheit unterstellen kann, trägt das Ergebnis deswegen noch längst keinen Barth. Damit würde man unterschlagen, wie erschreckend genau die umständlichen Ketten globaler Kommunikation in der ersten Hälfte des Films gezeichnet werden. Es handelt sich ja auch nicht um eine Dumpfbacken-Dystopie der Marke "Idiocracy", weil der Nachweis menschlicher Intelligenz ja durchaus permanent vorhanden ist (in Form der Entdeckung des Asteroiden, der Berechnung seiner Flugbahn und der daraus folgenden Ableitung sowie den entsprechenden Gegenmaßnahmen), nur eben nicht im Sinne des Allgemeinwohls, sondern im Sinne eigener Interessen eingesetzt wird.

Leider verliert der Film seinen Fokus in der zweiten Hälfte, erliegt dem Kitsch und wird zur SciFi-Farce, aber die erste Hälfte ist ungeachtet der etwas abgenutzten Werkzeuge ein ziemlich brillanter Kommentar zum Hier und Jetzt.

Dann hab ich ja fast noch Glück gehabt, dass ich die schlechtere Hälfte geskippt habe - aber wie schon in meinem letzten Posting gesagt: ich käme mit dem Skript und seinen Auswüchsen zurecht, wenn es nicht mit auf Regler-auf-11 für Hysterie umgesetzt worden wäre. Hätte man das mit der Hälfte an Überdrehtheit inszeniert, wäre es ein ganz anderer Film geworden, den ich nicht im Verdacht hätte, sein Publikum intellektuell gering zu schätzen.
Tatsächlich hab ich auch ein paarmal geschmunzelt, etwa bei Sidegags wie mit den Snacks im Weißen Haus, aber nach drei Minuten von DiCaprios Gestammel und den selbstverliebten Oval-Office-Sabbeleien von Streep und Hill konnte ich leider nur noch daran denken, wie enorm unkomisch das alles doch ist (in dieser Tradition stand auch die total überflüssige Cringe-Bettszene zwischen Leo und Blanchett, die man gemütlich hätte streichen können, ohne das dem Film etwas gefehlt hätte).

Mag das Drehbuch auch keinen Barth haben, Regie und Darsteller hatten für mich einen.
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"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Vince

Hill steht in der Tat ein wenig stellvertretend für die Art Humor, die dann im zweiten Teil (und speziell im Epilog bzw. der After-Credit-Sequenz) dominant wird, ihn fand ich durchgehend leicht neben der Spur (bzw. wie seine Rolle geschrieben wurde, inklusive inzestuöser Andeutungen etc. pp.). Aber: Mir ist seit "Brazil" keine Satire mehr untergekommen, die mir vor lauter Frust über die Gesellschaftsordnung dermaßen die Kehle zugeschnürt hat. Und je kleiner das Rädchen, desto frustrierter wurde man. Die Präsidentin war ja nur das Fundament, aber wenn dann TV-Moderatoren, Pop-Starlets, Konzernmogule und andere auf fremden Sternen lebende Zeitgenossen beharrlich an der Vernunft sägen, dann drückt das schon ein paar Knöpfchen, bei mir jedenfalls ohne Frage.

Vielleicht will man sowas momentan gar nicht sehen, vielleicht will man lieber ein starbesetztes SciFi-Abenteuer haben, wenn man schon "DiCaprio" und "Science Fiction" hört, aber das soll die aufreibende Wirkung nicht schmälern.

mali


Moonshade

@Vince

Für den Frust über die Gesellschaftsordnung brauche zumindest ich nur in die täglichen Nachrichten schauen, da kann mir der Film nicht für fünf Cents irgendwas Bedenkliches liefern - und für Erleichterung bzgl. der Themen sorgt er wegen seiner übertriebenen Inszenierung auch nicht.
Diese Knöpfchen sind bei mir nicht erst seit Beginn der Pandemie alle längst gedrückt, sondern seit gut 10 Jahren. Daher hatte der leider null Wirkung auf mich. Was irgendwie auch sehr besorgniserregend ist.

Was ich wollte, hab ich ja oben schon geschrieben - seichte Unterhaltung musste das aber wahrlich nicht sein.
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Vince

Ein Film hat das in dieser Form bisher für mich in Bezug auf das Weltgeschehen der letzten 2 - 10 Jahre noch nicht geleistet. Wenigstens keiner, den ich gesehen hätte. Dass die Knöpfchen anderweitig über Nachrichten, soziale Medien etc. permanent gedrückt werden, ist nur bedingt ein Problem des Films. Allenfalls könnte man ihm vorwerfen, zu nah an der Realität zu sein oder zum falschen Zeitpunkt gedreht worden zu sein, weil er einem real existierenden Bild des Irrsinns einfach noch ein paar weitere Kleckse hinzufügt. Mag sein, dass es möglich gewesen wäre, die Message subtiler an den Zuschauer zu bringen, es wäre dann aber nicht mehr dieselbe gewesen. Diese spezielle Mischung aus satirischer Realität (oder dokumentarischer Satire sozusagen), die der Film angeht, finde ich in dieser Form alternativlos.

vodkamartini

Ich sehe es auch so, dass der Film (leider in Bezug auf die Realität) sehr genau ins Schwarze trifft. Das ist trotz aller Lacher und komischer Einfälle nicht erheiternd, sondern deprimierend. McKay ist nicht der subtilste Satiriker Hollywoods und sein greller Ansatz nicht jedermanns Sache, d´accord. Aber nicht nur die letzten beiden Jahre finden sich hier in so vielen Szenen, Figuren und Situation wieder, dass es fast schon erschreckend ist.

Inmitten einer Situation ständig und penetrant auf alles gestoßen zu werden was schief läuft, ruft möglicherweise einige Abwehrreaktionen hervor, aber selbst das gehört zu den angeprangerten Zuständen. So gesehen ein Film, der trotz seines Lärms zum stillen Nachdenken anregt. Und damit sehenswert ist.
www.vodkasreviews.de

There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

pm.diebelshausen

Zitat von: mali am 28 Dezember 2021, 12:10:47Mich interessiert Socialmedia, Instakack und nach Likes geifern im wirklichen Leben schon 0,0 - ergo ein Film damit/darüber erst recht nicht.

Zitat von: mali am 28 Dezember 2021, 16:18:39
Zitat von: Eric am 28 Dezember 2021, 13:34:57Was habt ihr denn erwartet?

Einen unterhaltsamen Film.

Der Film hat Dich von vornherein 0,0 interessiert, dennoch erwartetest Du einen unterhaltsamen Film. Klingt nach ziemlich ungünstiger Voraussetzung.

Ich habe ihn noch nicht gesehen, aber Eure Diskussion ist ein gutes Zeichen. Muss ich wohl machen.
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

mali

Zitat von: pm.diebelshausen am 28 Dezember 2021, 21:31:20Der Film hat Dich von vornherein 0,0 interessiert [...] Klingt nach ziemlich ungünstiger Voraussetzung.

Wie kommst Du darauf?

Dann hätte ich ihn ja gar nicht erst begonnen :-) Erst zur Laufzeit wurde ja klar, wie nervig und gurkig der Film ist.

pm.diebelshausen

Dachte, Du hättest vorher grob gewusst, dass sich der Film mit dem Social Media Zeug beschäftigt. Die Lobeshymnen stammen vielleicht von Leuten, denen das Sujet nicht so egal ist.
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

mali

Nee :)

Ich hatte nur die Kurzinfo

"Zwei mittelmäßige Astronomen entdecken, dass in wenigen Monaten ein Asteroid den Planeten Erde zerstören wird. Von diesem Moment an müssen sie die Menschheit über die Medien vor der kommenden Gefahr warnen, doch die meisten finden sie unglaubwürdig."

und eine "Empfehlung" eines Bekannten. Aber vom Social-Media Quatsch/Parodie ging daraus leider nichts hervor für mich.



Moonshade

Zitat von: vodkamartini am 28 Dezember 2021, 18:59:58Ich sehe es auch so, dass der Film (leider in Bezug auf die Realität) sehr genau ins Schwarze trifft. Das ist trotz aller Lacher und komischer Einfälle nicht erheiternd, sondern deprimierend. McKay ist nicht der subtilste Satiriker Hollywoods und sein greller Ansatz nicht jedermanns Sache, d´accord. Aber nicht nur die letzten beiden Jahre finden sich hier in so vielen Szenen, Figuren und Situation wieder, dass es fast schon erschreckend ist.

Inmitten einer Situation ständig und penetrant auf alles gestoßen zu werden was schief läuft, ruft möglicherweise einige Abwehrreaktionen hervor, aber selbst das gehört zu den angeprangerten Zuständen. So gesehen ein Film, der trotz seines Lärms zum stillen Nachdenken anregt. Und damit sehenswert ist.


Naja, Abwehrreaktionen rufen bei mir zeitweise die aktuellen Nachrichten weltweit hervor.
Und genau da lag/liegt mein Problem mit dem Film: er kaut die aktuellen Probleme, mäßig kaschiert und grell beleuchtet, einfach noch einmal durch.
Mir die Botschaften einfach noch einmal präsentieren zu lassen, nur eben mit Stars, kann mich weder erschrecken noch kreativ/intellektuell stimulieren, noch unterhalten (letzteres liegt hauptsächlich an der Art der Inszenierung).

Was mich hier verblüfft, ist, dass viele sonst immer über abgedroschene Muster und mangelnde Innovation klagen, in diesem Fall dieses plakative Wiedergekäue als brandaktuell einschätzen.
Der Film ist wahrhaftig nicht furchtbar, da gibt es viel Schlimmeres, insofern möge sich bitte jeder amüsieren so gut er kann dabei, aber wer halbwegs medial informiert ist, wie es läuft in der Welt, müsste sich eigentlich denken "So What?"!

(Aber vielleicht lese und schaue ich seit zwei Jahren Pandemie oder fünf Jahren Trump oder 15 Jahren Smartphone einfach ein bissl zu viel... :verlangen:  )
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Mills

Habe ihn am 24. und am 25.12. nochmal geguckt. Enttäuschung des Jahres und schlechtester DiCaprio Film ever.
6/10
A: Welchen Bond-Film magst du am liebsten?
B: Den mit Daniel Crack, also genauer gesagt Casino Neural.


Meine Sammlung

Vince

Klagen über abgedroschene Muster und fehlende Innovation beziehen sich immer auf das, was innerhalb eines Mediums wiedergekäut wird, wenn also ein Film den anderen kopiert. Da ist das dann auch legitim, wenn man das anprangert. Filme wie diesen gab es in der Form so aber vorher nicht, auch wenn manch einer sicher gleich wieder mit dem Netflix-Bügeleisen zur Hand ist. Du vermischst da diverse Informtionsströme und behauptest, ein Film mache im Grunde genau das gleiche wie ein journalistischer Artikel oder ein Nachrichtenbeitrag, nur dass die Informationen diesmal von einem Star vorgetragen werden anstatt von einem Journalisten. Dem ist aber nicht so. Film ist immer noch Film mit seiner ganz eigentümlichen Wirkung, deswegen kann ich nichts Abgedroschenes daran finden. Auch wenn der Gedanke sicherlich naheliegt, weil die Filmhandlung, lässt man den Asteroiden mal außen vor, so erstaunlich nah an der Realität angesiedelt ist, dass man meinen könne, Film paraphrasiere Realität. Was das Ganze aber wiederum so interessant (oder auch erschreckend) macht, denn gerade durch den Abgleich mit der überzogenen Hollywood-Fiktion (=Asteroid) ist es ja doch verblüffend, dass deine Kritikpunkte am Film nicht etwa darin liegen, dass das Handeln der Figuren unrealistisch sei, sondern ganz im Gegenteil, es sei so bekannt, dass man darüber im Grunde gar keinen Film mehr machen müsse.

Moonshade

Doch, einen Film über die vorliegenden Phänomene kann man durchaus machen, sollte man sogar.

Nur finde ich, in dieser Form, fügt es dem Thema nichts hinzu, ist nicht komischer (oder bitterer) als die Realität und präsentiert das alles einfach nur (ein wenig im Stil der übertriebenen Ensemblekomödien der 60er) bunter, greller, lauter und aufdringlicher.

Das wirkt weder innovativ ,noch zwingend, noch aufklärerisch, noch bedrückend oder erfrischend auf mich. Der Film hakt seine Themen einfach nur ab, zählt sie auf und sorgt dafür, dass man sie bemerkt (was auch praktisch unmöglich ist, sie nicht zu bemerken, da sie alle in-your-face inszeniert sind).

Wer sich jetzt freut, dass das nun auch in Hollywood angekommen, wahrgenommen oder adaptiert worden ist, der wird ja auch eine gute Zeit haben. Für mich ist das unter dem Strich zu wenig, um dafür mit 20 Stars 75 Mio rauszupulvern auf diesem Humorniveau.
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vodkamartini

@Moonshade
Wenn man sich Nachrichten, Social Media "Stars" oder Auftritte des Ex-Präsidenten (da noch am ehesten) ansieht, dann ist das nicht dasselbe wie in dieser filmischen Satire. Natürlich kann man dieselben Schlüsse ziehen, die der Film hier zieht. Man kann das aber auch - aus welchen Gründen auch immer - eben nicht dekodieren. Und ich finde es durchaus lustig, wie der Film hier mit brachialer Gewalt diese Fassaden einreißt. Die Medienfritzen werden z.B. als opportunistische Quotengeier präsentiert, die weder an irgendeiner Wahrheit, noch an irgendwelchen ernsten oder gar negativen Themen interessiert sind. Dieses Bild vermittelt das bloße Ansehen vergleichbarer Formate nicht auf die Art, dass es der letzte kapiert. Man kann dem Film sicher den Plakativitäts-Vorwurf machen, aber Humor ist immer ein Minenfeld, da er beim einen voll zündet und beim anderen komplett verpufft. 
www.vodkasreviews.de

There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

Moonshade

Ja, darum fallen die Wertungen auch ziemlich stark in das eine oder andere Extrem bzw. Ende des Spektrums. Für Netflix wird es gut sein, weil es Aufmerksamkeit bringt.

Als parallel gelagerte Thematik werde ich in Kürze dann auch "Death to 2021" sichten, die Ausgabe vom letzten Jahr war zwar sehr trump-lastig, aber durchaus treffend.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

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