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Darling (2015) - Surrealistischer Haunted-House-Film

Begonnen von Man Behind The Sun, 16 November 2021, 11:08:58

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Man Behind The Sun

Man kann es nur schwer beurteilen: Es gibt genügend Filme, vor allem die ,,Conjuring"-Reihe oder den durchaus unterhaltsamen ,,Sinister"-Filmen mit all ihren Ablegern und Kopien, die das Grusel-Genre der übernatürlichen, in Häusern spukenden Filmen in der letzten Dekade wieder aufleben hat lassen und dies bis heute auch noch anhält. Auch Eigenproduktionen der Streaming-Dienste, hier sei vor allem ,,Netflix" hervorzuheben, haben ebenfalls den ein oder anderen ,,Spukhaus-Film" im Programm u.a. mit der grandiosen Serie ,,House on Haunted Hill", aber auch einigen Rohr-Krepieren, die man getrost übersehen darf.

Dabei darf nicht vergessen werden, dass es diese Filme seit den 50ern gibt und im Laufe der Zeit immer mal wieder auftauchen (z. B. ,,Poltergeist" aus den späten 70ern, der ebenfalls eine Neuauflage spendiert bekam oder ,,Amityville" aus den 80ern). Insofern kann man festhalten, dass solche Filme durchaus ein Publikum haben und das Genre , aber die meisten Produktionen, die nach ,,Conjuring" entstanden sind, mal mehr und mal weniger gut umgesetzt waren. Hauptsache, es spukt oder es kommt irgendeine Geister- oder Dämonen-artige Figur im Film vor.

Wahrscheinlich wird der ein oder andere Leser konform gehen, dass er diese Art von Filmen nicht mag, bzw. sich nicht gerne ansieht; woran das liegen mag, kann man nur erraten. Vielleicht liegt es an der ausgelutschten Thematik oder einfach, weil manche Menschen sich ungern solche Filme ansehen oder sich weder erschrecken noch von diesem Genre an sich angetan sind.

Der hier vorliegende Film ,,Darling" ist einer dieser o.g. ,,Grusel-/Spukhaus"-Filme. Er spielt mit verschiedenen, altbekannten Mustern dieses Genres und die Story könnte einem, zumindest anfangs, durchaus bekannt vorkommen.

Die junge, hübsche Dame namens ,,Darling" (was auch einfach eine Anrede sein kann, ihr richtiger Name wird nicht erwähnt), übernimmt als ,,Haus-Sitterin" für einen gewissen Zeitraum eine alte Villa inmitten von New York. Die Arbeitgeberin, im Film nur als ,,Madame" bezeichnet, übergibt ihr etwas schroff, aber dennoch höflich die Schlüssel für das Haus. Im Anfangsgespräch merkt diese an, – sie weiß nicht, ob sie das Darling überhaupt erzählen sollte, es dann aber doch macht – dass sich ,,Darlings" Vorgängerin vom Balkon gestürzt und dabei zu Tode gekommen ist. Darling, nun allein im Haus, bemerkt mit der Zeit ebenfalls, dass in dem Haus irgendetwas vor sich geht, was sie nicht begreift und verfällt immer weiter in einen psychischen Abgrund. Und wäre da nicht diese abgeschlossene Tür im Haus, die ihr nicht mehr aus dem Kopf geht...

Klingt irgendwie bekannt, oder? Wer Roman Polanskis Psycho-Horror ,,Der Mieter" kennt, wird sofort aufhorchen. Und ja, der Film bietet starke Parallelen zu Polanskis Klassiker, wohl auch nicht ganz zufällig.

Allerdings gestaltet sich die Handlung um ein paar Einfälle und Ideen mehr. Auch hier wurde in alter Tradition (wohl eine Hommage an eben jene Spukhausfilme aus den 50ern und 60ern) der Film komplett in Schwarz-Weiß gedreht, was die Atmosphäre extrem verstärkt, ähnlich, wie in ,,Eraserhead" oder ,,Der Leuchtturm". Von der Handlung im Verlaufe des Films, die einen packt und nicht mehr loslassen will, ganz zu schweigen, auch wenn man anfangs meinen könnte, wieder einen dieser zu Hauf vorhandenen Spukhaus-Filme vor sich zu haben.

Dafür bietet der Film einen Soundtrack, welcher einem kalt den Rücken herunterläuft und von einer solchen Intensität geprägt ist, wie man es sonst nur aus Filmen wie ,,Berberian Sound Studio" kennt, der bekanntlich schon allein durch Ton-Effekte eine bedrückende Atmosphäre bildet.

Man merkt dem Film schon allein daran an, dass dieser nichts für das klassische Publikum ist, sondern eher in die Sparte ,,Arthaus"-Film fällt. Daran sind nicht zuletzt die teils surrealen Elemente verantwortlich, die den Horror noch intensivieren; teils werden für den Bruchteil einer Sekunde kaum wahrnehmbare, verstörende Bilder eingespielt, wovor noch vor dem Anfang des Films mit einer kurzen Texttafel gewarnt wird (wahrscheinlich nicht wirklich als Warnung, sondern eher an die Menschen, die glauben, dass etwas mit ihrem Player nicht stimmt und/oder an Epileptiker gerichtet ist).

Auch dieser Film ist mit seiner Laufzeit relativ kurz gehalten, was gerne mal kritisiert wird, vorliegend allerdings nicht besonders stört, sondern den Film eher bereichert.

Darling, gespielt von Lauren Ashley Carter, manchen vielleicht noch bekannt aus ,,The Woman" spielt mit einer dermaßen Intensität, dass man ihr ihre Rolle voll und ganz abnimmt: Nicht ein Lächeln auf den Lippen, im Verlaufe des Films zunehmend verstörender und durchdrehend. Darling ist relativ wortkarg. Es gibt im Allgemeinen sehr wenige Dialoge im Film.

Der Film steht und fällt mit dieser Schauspielerin, denn weitere Protagonisten tauchen nur sporadisch auf, machen ihre Sache aber ebenfalls gut.

Wenn man gewillt sein sollte, den Film nach der Hälfte abzuschalten, sei gewarnt. Das Ende ist mehr als sehenswert und lässt viel Raum für Interpretationen.

Man kann den Film über die Maßen loben, oder ihn als langweilig abtun. Ähnlich wie ,,Der Leuchtturm" dürfte dieser Film die Zuschauer spalten. Ein weiterer Grund ist, dass der Film, soweit man das beurteilen kann, relativ unbekannt sein dürfte. Wenigstens gibt es hier ein BluRay-Release, sowie für wenig bei Geld ,,amazon prime".

Es sollte noch erwähnt werden, dass man den Film sehr konzentriert unter Beachtung mehrerer Details ansehen sollte, da sonst die Story kaum wirkt oder zumindest nicht logisch erscheinen könnte.   

Wer sich übrigens über die Altersfreigabe ,,ab 18" wundert, sollte sich den Film besser selbst anschauen. Mehr kann und darf auch nicht verraten werden, ohne das ganze Erlebnis zu zerstören.

Wer also auf die Genres ,,Arthaus", ,,Horror" und ,,Surrealismus" steht, wird mit diesem Film seine helle Freude haben. Das ist so sicher, wie es noch weitere Spukhaus-Filme geben wird.
In heaven everything is fine.


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