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Last Night in Soho (Horror-Thriller von Edgar Wright (Baby Driver)

Begonnen von Terry Noonan, 10 November 2021, 19:24:50

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Terry Noonan

10 November 2021, 19:24:50 Letzte Bearbeitung: 10 November 2021, 19:27:13 von Terry Noonan

Startet bereits morgen am 11.11.2021.
US-Rating R, UK 18, DE 16

Trailer nicht geschaut aufgrund von Spoilerangst!  :backen: 

Writing with Krysty Wilson-Cairns (1917), Wright draws us into the orbit of Eloise (Thomasin McKenzie), a 1960s-obsessed young woman who ventures from the English countryside to study fashion at a prestigious London academy. Ostracized by her school's chic cliques, Eloise retreats from her dormitory to a rented flat in Soho, where her life becomes psychically intertwined with that of Sandy (Anya Taylor-Joy), a singer living in 1966. Matt Smith (The Crown) turns up as Jack, a smooth night owl promising to help Sandy achieve stardom. But as Sandy's descent into the demimonde and Eloise's nocturnal wanderings intensify, overlapping traumas turn both present and past into a vivid swirl of danger.

https://www.tiff.net/events/last-night-in-soho
Life is what happens while you are busy making other plans.

Terry Noonan

15 November 2021, 17:36:37 #1 Letzte Bearbeitung: 16 November 2021, 11:21:47 von Terry Noonan Grund: Selbstzensur zur Vermeidung von OT-Diskussionen
Kamera und Musik ganz toll, da lohnt der Kinobesuch mal wieder.
Die erste halbe Stunde ist auch noch interessant und flott erzählt, man hat keine Ahnung, was einen überhaupt erwartet, sofern man den Trailer gemieden hat.
Dann wiederholt sich aber Einiges bis zum gehtnichtmehr (z.B.
Spoiler: zeige
der Effekt mit den Spiegeln, in denen immer wieder Ellie zu sehen ist statt Sandie
) und der Informationsgewinn ist eher dürftig bis verwirrend.
Der Twist am Ende hatte viel Potenzial in meinen Augen, allerdings:
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Mir wurde nicht klar, warum es gerechtfertigt sein sollte, die Freier derart bestialisch wegzumetzeln. Es wurde nicht gezeigt, dass sie schlecht mit ihr persönlich umgegangen wären, im Gegenteil, alle haben versucht, etwas Smalltalk zu beginnen statt gleich ins Bett zu drängen und sahen auch später in den Visionen wie ganz normale Durchschnittsbürger aus. Dass Ellie Sandies "Die hattens doch alle verdient" da zustimmte, fand ich umso befremdlicher.
.

Es gab wohl 7 Wochen Nachdrehs fast ein Jahr nach Abschluss der ursprünglichen Dreharbeiten, das deutet schon darauf hin, dass man nicht ganz sicher war, was man da überhaupt abliefern wollte. Schade.

Edit:
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Alles klar, habe ein Interview mit der Co-Autorin gelesen.
Sie und der Regisseur sind Anhänger der Ideologie der "Toxischen Männlichkeit", die sie auch bewußt bestmöglich unterbringen wollten, insofern ist das brutalstmögliche Ermorden von Männern ohne - nach westlichem Recht - rechtfertigenden Tatbestand wohl verhältnismäßig.


Die Filmbewertungsstelle sieht das wohl genauso und hat dem Film das Prädikat "Besonders wertvoll" verliehen.
Bemerkenswert.
Life is what happens while you are busy making other plans.

DisposableMiffy

letterboxd.com

Dumm geboren, nichts dazu gelernt und die Hälfte davon vergessen.

Hearing only what you wanna hear and knowing only what you've heard.

PierrotLeFou

ZitatLetzte Bearbeitung: 16 November 2021, 10:21:47 von Terry Noonan Grund: Selbstzensur zur Vermeidung von OT-Diskussionen
Das hätte ich ja doch "gerne" noch gelesen... :happy2:


Deine Vorurteile werde ich dir wohl nicht ausreden können, aber zum Filmende will ich dann doch noch ein paar Worte sagen:

An keiner Stelle wird dort eine "Verhältnismäßigkeit" vertreten. Die Frau, die gegen Ende
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als Täterin auch gegenüber der Hauptfigur (und ihreseinfühlsamen Freundes) auftritt, wird durchaus ambivalent geschildert, in Opfer- und Täterinnenrolle gleichermaßen; und in letzterer durchaus bedrohlich und alles andere als durchweg sympathisch. Die Ermordeten indes wirken im Finale teils verängstigt und mitleiderregend, insofern hält sich die Genugtuung da auch in Grenzen.
Dennoch ist die angekreidete Äußerung der Hauptfigur durchaus nachvollziehbar, hat sie ja
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den Leidensweg in ihren Alpträumen weitestgehend nachgefühlt... (Und ein Leidensweg und eine Opferrolle hat man hier ja durchaus auch, denn trotz einer ansatzweise vorhandenen - und von der reiner geschilderten Hauptfigur nicht geteilten - Bereitschaft, mit den eigenen Reizen Karriere zu machen, wird der Werdegang auch mit Manipulation und Zwang bewirkt.) Diese Äußerung – in einem Extremzustand getätigt, der körperliche Versehrung, Stress und übernatürliche Spukerscheinungen umfasst – als belastbares moralisches Urteil zu verstehen, geht völlig fehl, zumal sie ja hier als deeskalierendes Mittel eingesetzt werden soll. Und keine rechtfertigenden, aber doch mildernden Umstände könnte man mit etwas Empathie durchaus gegeben sehen, denn einige der Ermordeten hatten ja offenbar kein Probem damit, mit einer Frau sexuell zu verkehren, die das nur widerwillig und aus nicht völlig freien Stücken tut. (Was sie übrigens, wie gesagt, von der positiver gezeichneten Hauptfigur unterscheidet.)
Hinzu kommt noch der
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tragische Tod eines Mannes, der im Rahmen falscher Verdächtigungen unter der die Räder kommmt und tatsächlich helfen wollte, dessen Rat aber zurückgewiesen wurde...


Der Film ist da recht differenziert und ausgewogen – im Gegensatz zu deiner Ablehnung... :happy3:

(Kritisieren würde ich eher die doch sehr
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 irreführenden falschen Fährten, die der Film legt, um dann mit seinem Twist um die Ecke zu kommen...
Das war nicht so ganz elegant und könnte mir bei einer Zweitsichtigung womöglich stärker aufstoßen. Dennoch einer der formal wie inhaltlich gelungensten Horrorfilme der letzten Jahre... ( https://www.gemeinschaftsforum.com/forum/index.php/topic,169167.msg1305707.html#msg1305707 )
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Terry Noonan

23 November 2021, 15:05:10 #4 Letzte Bearbeitung: 23 November 2021, 16:38:45 von Terry Noonan
Zitat von: PierrotLeFou am 22 November 2021, 06:05:14[...]
Deine Vorurteile werde ich dir wohl nicht ausreden können
[...]Der Film ist da recht differenziert und ausgewogen – im Gegensatz zu deiner Ablehnung.

Frage mich, warum es gleich persönlich wertend werden muss, wo es doch nicht um mich, sondern um den Film gehen sollte.

Vorurteil trifft es ja eben gerade nicht, weil ich - wie im Eingangspost geschrieben - Vorabinformationen extra vermieden hatte und vollkommen unvorbelastet ins Kino gegangen bin.

Spoiler: zeige
Erst das von mir verlinkte Interview, das ich aufgrund der Vielzahl an teils plumpen Botschaften recherchiert habe, hat ja dann die Bestätigung gegeben, was der Ideologische Unterbau des Filmes ist und dass für den auch extra Inhalte hinzugefügt wurden.
Was Du als differenziert und ausgewogen beschreibst, habe ich auch wahrgenommen und geschrieben, dass da einiges nicht so zusammenpassen mag (Männer am Schluß ängstlich z.B.).
In Kenntnis des Interviews kommt mir einiges aber dann vielmehr wie ein Verwässserungsversuch vor, damit man nicht allzudeutlich seine Gesinnung zeigt und abschreckt.
Eine Botschaft subliminal zu versenden ist aus Versendersicht besser, als gar keinen Empfänger zu haben.

Mir fällt gerade ein, auch das "Verwässern hat die Autorin doch im Interview auch noch bestätigt - man schiebe eine Szene ein, in der es so scheint, als gehe es doch fair zu (echtes Vorspielen), nur um durch damit erzeugten Kontrast der eigentlichen Message noch mehr Nachdruck verleihen zu können.
Life is what happens while you are busy making other plans.

PierrotLeFou

Zitat von: Terry Noonan am 23 November 2021, 15:05:10
Zitat von: PierrotLeFou am 22 November 2021, 06:05:14[...]
Deine Vorurteile werde ich dir wohl nicht ausreden können
[...]Der Film ist da recht differenziert und ausgewogen – im Gegensatz zu deiner Ablehnung.

Frage mich, warum es gleich persönlich wertend werden muss, wo es doch nicht um mich, sondern um den Film gehen sollte.

Entschuldigung, das war nicht böse gemeint, aber deine Ablehnung ist nun einmal eher polemisch und arbeitet mit (schrägen Feindbildern und) klaren Fronten (die der Film meines Erachtens umgeht).


ZitatVorurteil trifft es ja eben gerade nicht, weil ich - wie im Eingangspost geschrieben - Vorabinformationen extra vermieden hatte und vollkommen unvorbelastet ins Kino gegangen bin.
Ich meinte dein Vorurteil bzgl. Personen, die mit dem Begriff toxischer Männlichkeit operieren... :happy3:


ZitatIn Kenntnis des Interviews kommt mir einiges aber dann vielmehr wie ein Verwässserungsversuch vor, damit man nicht allzudeutlich seine Gesinnung zeigt und abschreckt.
Eine Botschaft subliminal zu versenden ist aus Versendersicht besser, als gar keinen Empfänger zu haben.
Hier zum Beispiel... :happy3:

(Davon abgesehen, wüsste ich nicht, was an der Thematik des Films sonderlich subliminal sein sollte... der ist schon sehr überdeutlich, bloß eben dabei recht differenziert...)
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Terry Noonan

Zitat von: PierrotLeFou am 23 November 2021, 17:03:10aber deine Ablehnung ist nun einmal eher polemisch und arbeitet mit (schrägen Feindbildern und) klaren Fronten (die der Film meines Erachtens umgeht).

Ich habe einen Halbsatz geschrieben, der mit Bezug auf das Interview mit den Machern meinen Kritikpunkt verdeutlicht. So wie Du das schreibst klingt es, als habe ich da ein ganzes Pamphlet hingezaubert ... (im Deutsch LK musste ich immer ein paar Zeilen mehr aufs Papier bringen, um soviel Aufmerksamkeit zu bekommen  :happy2: )

Die Macher sagen ja im Interview selber, dass sie dieses Thema ganz gezielt und so provozierend wie möglich reingebracht haben.

Also, man sieht: meine Befürchtung einer OT-Diskussion war berechtigt.
OT im Sinne von "Es geht gar nicht mehr um den Film, sondern plötzlich über die, die darüber was schreiben".
Life is what happens while you are busy making other plans.

PierrotLeFou

Zitat von: Terry Noonan am 23 November 2021, 18:56:21Also, man sieht: meine Befürchtung einer OT-Diskussion war berechtigt.
OT im Sinne von "Es geht gar nicht mehr um den Film, sondern plötzlich über die, die darüber was schreiben".

Nun ja, wenn man bewusst provozierend impliziert, dass Verwender(innen) der Begrifflichkeit der toxischen Männlichkeit "westliches Recht" wenig achten und eine "abschreckende" Gesinnung und Ideologie aufweisen würden (und das, obgleich der Film, um den es geht, ganz anderes vermittelt, was man dann aber als gezielte Verwässerung betrachtet, mit der die Gesinnung dann vermittelt werden soll, die ich übrigens auch im ganzen Interview so nicht wiederfinde, das übrigens auch nicht mit "den Machern" geführt wird), dann muss man schon damit rechnen, dass man da auch Widerspruch erntet... Mit deiner Person hat das herzlich wenig zu tun. :happy3:
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Terry Noonan

Das sind aber verzerrte Zusammensetzungen meiner Aussagen. Und wieso Du so tust, als habe ich mir die Bezüge in Interview und Film nur ausgedacht, erschließt sich mir nicht, hier ein Ausschnitt aus dem Interview:

"Is the film making a specific commentary on the way men treat women?

Absolutely. When you write a horror film you should write something that truly scares you. To me, the idea of toxic masculinity and how women were treated in the 1960s and how they continue to be treated today is so problematic and truly terrifying to me.
[...]
I could understand he's a very empathetic director who actually works with a lot of women—all his producers are female. So I felt very liberated in that writer's room to then bring my own experiences in.
We [aka "die Macher"] would write stuff and he'd be like, "What's the worst pick-up line that has ever been said to you?" And it's in the film: "My dick died, can I bury it in your ass?" And the stuff the taxi driver says
"

Bevor hier geschlossen wird, schreibe ich lieber nichts mehr.
Life is what happens while you are busy making other plans.

PierrotLeFou

Zitat von: Terry Noonan am 24 November 2021, 14:14:42Das sind aber verzerrte Zusammensetzungen meiner Aussagen. Und wieso Du so tust, als habe ich mir die Bezüge in Interview und Film nur ausgedacht, erschließt sich mir nicht, hier ein Ausschnitt aus dem Interview:

"Is the film making a specific commentary on the way men treat women?

Absolutely. When you write a horror film you should write something that truly scares you. To me, the idea of toxic masculinity and how women were treated in the 1960s and how they continue to be treated today is so problematic and truly terrifying to me.
[...]
I could understand he's a very empathetic director who actually works with a lot of women—all his producers are female. So I felt very liberated in that writer's room to then bring my own experiences in.
We [aka "die Macher"] would write stuff and he'd be like, "What's the worst pick-up line that has ever been said to you?" And it's in the film: "My dick died, can I bury it in your ass?" And the stuff the taxi driver says
"

Bevor hier geschlossen wird, schreibe ich lieber nichts mehr.

Ich kann da wahrlich nichts entdecken, was auf eine Meinung hindeuten würde, nach welcher "das brutalstmögliche
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Ermorden von Männern
ohne - nach westlichem Recht - rechtfertigenden Tatbestand wohl verhältnismäßig" sei.
Weder im Film noch im Interview spricht irgendetwas dafür; du hast es aber in den Raum geworfen und auf eine "Ideologie der 'toxischen Männlichkeit'" zurückgeführt... :denk2:

(Und - aber das ist jetzt wirklich etwas OT - das Interview wurde trotzdem nur mit einer Person geführt, auch wenn sie erwähnt, dass sie einiges zu zweit geschrieben haben...)
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Hitfield

17 Mai 2022, 01:07:06 #10 Letzte Bearbeitung: 17 Mai 2022, 01:09:40 von Hitfield
99¢ VoD Erstsichtung bei Amazon

Der Trailer sah super aus, den Film empfand ich als mittleres Desaster - obwohl einige Anleihen an Dario Argento im Allgemeinen und Roman Polanskis "Ekel" im Besonderen erkennbar sind.

Schauspieler, Kamera, Schnitt, Effekte (die bei der Wiederauferstehung vom London der 60er Jahre und den fließenden Übergängen geholfen haben), Ausleuchtung und Songauswahl sind sehr gelungen. Für sich gesehen waren die Schauspieler super, aber (fast) jede:r spielt aus meiner Sicht aneinander vorbei - es kommt einfach Null Chemie auf und keine Figur ist dauerhaft interessant. Szenen wiederholen sich immer wieder und wieder und tragen nicht dazu bei, mit den Figuren mitzufiebern.

Das betrifft vor allem die Hauptfigur Eloise (Thomasin McKenzie), die vom Land nach London zieht, schon nach kürzester Zeit
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von Visionen verfolgt wird und durchdreht
. Warum sie bei den Visionen so
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durchdreht, wegrennt und am Ende sogar mit einer Schere angreift
, konnte ich nicht nachvollziehen. Eloise ist sich dessen doch voll bewusst, dass es nur
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in ihrem Kopf stattfindet
und sie weiß, dass es
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nicht real ist, wenn sie z. B. ihre tote Mutter sieht
. Ich finde das einfach gegen Ende enorm unglaubwürdig, wenn sie sich von den Visionen
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festhalten lässt
etc.

Und überhaupt: Warum sieht sie ausgerechnet diese Frau, Sandy (Anya Taylor-Joy), an diesem Ort (
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der mit ihrem gemieteten Zimmer auch lange nichts zu tun hat
) während ihrer Anfangszeit in diesem Club und darüber hinaus? Klar, kann man alles abhaken mit "Ist halt ein Mystery-Psychothriller", aber mir fehlen da einfach Bezüge zwischen Realität und Vision, zwischen Eloises Gegenwart und ihrer Vergangenheit oder der Vergangenheit ihrer Familie (
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mit Eloise hat das ja alles im Prinzip nichts zu tun, die Visionen "bemächtigen" sich ihrer einfach
).

Ich finde die Geschichte einfach äußerst schlecht und nachlässig konstruiert für einen Mystery-Psychothriller, der ein hohes Budget und gewiss einen recht hohen Anspruch an sich hatte. Bis zum Mittelteil funktioniert es recht gut, gegen Ende hin wird es immer abstruser. Und wie gesagt wiederholen sich viele Szenen in der zweiten Hälfte immer wieder, ohne etwas nennenswertes Neues zu bieten. Auch die Auflösung, als die
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ermordeten Freier Eloise quasi auf die Schulter klopfen
- na ja. Und was war überhaupt mit
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Eloises Vergiftung
? Hat man ihr
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den Magen ausgepumpt
? Es reicht ja nicht, dass sie einfach aus
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dem brennenden Haus entkommt. Brennt das Haus ab oder kann die Polizei trotzdem die unzähligen Leichen(reste) sicherstellen?


4,5 / 10
"All those moments will be lost in time, like tears in the rain."

Wolfhard-Eitelwolf

Ging mir ähnlich. Tolle Schauwerte und eine sehr solide, atmosphärische Inszenierung - allerdings vermag das Ganze trotz für sich genommen sympathischer Hauptrolle einfach nicht zu packen. Eine der großen Enttäuschungen der letzten Zeit, hatte sogar zunächst einen 4k-Kauf überlegt. Puh...

PierrotLeFou

Zitat von: Hitfield am 17 Mai 2022, 01:07:06Das betrifft vor allem die Hauptfigur Eloise (Thomasin McKenzie), die vom Land nach London zieht, schon nach kürzester Zeit
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von Visionen verfolgt wird und durchdreht
. Warum sie bei den Visionen so
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durchdreht, wegrennt und am Ende sogar mit einer Schere angreift
, konnte ich nicht nachvollziehen. Eloise ist sich dessen doch voll bewusst, dass es nur
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in ihrem Kopf stattfindet
und sie weiß, dass es
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nicht real ist, wenn sie z. B. ihre tote Mutter sieht
. Ich finde das einfach gegen Ende enorm unglaubwürdig, wenn sie sich von den Visionen
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festhalten lässt
etc.
Ich sah da eigentlich keine Indizien dafür, dass sei wüsste, dass das nicht real sei (geschweige denn dafür, dass es tatsächlich nicht real ist). Natürlich wird der Wahn vorübergehend als Möglichkeit durchgespielt, aber letztlich ist es schon ein Geisterfilm. Und ich kann gut verstehend, dass man auf einen wohlwollenden, seit Jahren gelegentlich auftauchenden Geist einer verstorbenen Mutter gefasst reagiert, auf das Nacherleben von krasser, teils sexualisierter Gewalt eher panisch...

ZitatUnd überhaupt: Warum sieht sie ausgerechnet diese Frau, Sandy (Anya Taylor-Joy), an diesem Ort (
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der mit ihrem gemieteten Zimmer auch lange nichts zu tun hat
) während ihrer Anfangszeit in diesem Club und darüber hinaus? Klar, kann man alles abhaken mit "Ist halt ein Mystery-Psychothriller", aber mir fehlen da einfach Bezüge zwischen Realität und Vision, zwischen Eloises Gegenwart und ihrer Vergangenheit oder der Vergangenheit ihrer Familie (
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mit Eloise hat das ja alles im Prinzip nichts zu tun, die Visionen "bemächtigen" sich ihrer einfach
).

Im Rahmen der Geistergeschichte passt das alles: Das Nachleben nach dem Tode gilt als nicht mehr zeitgebunden, insofern sind hellsichtige Botschaften möglich; die Geister stehen mit der neuen Unterkunft in direkter Verbindung, eine lebende einst Betroffene wohnt direkt vor Ort. Das sind klassische, aber etablierte Versatzteile.


ZitatIch finde die Geschichte einfach äußerst schlecht und nachlässig konstruiert für einen Mystery-Psychothriller, der ein hohes Budget und gewiss einen recht hohen Anspruch an sich hatte. Bis zum Mittelteil funktioniert es recht gut, gegen Ende hin wird es immer abstruser. Und wie gesagt wiederholen sich viele Szenen in der zweiten Hälfte immer wieder, ohne etwas nennenswertes Neues zu bieten. Auch die Auflösung, als die
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ermordeten Freier Eloise quasi auf die Schulter klopfen
- na ja. Und was war überhaupt mit
Spoiler: zeige
Eloises Vergiftung
? Hat man ihr
Spoiler: zeige
den Magen ausgepumpt
? Es reicht ja nicht, dass sie einfach aus
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dem brennenden Haus entkommt. Brennt das Haus ab oder kann die Polizei trotzdem die unzähligen Leichen(reste) sicherstellen?

Ich sehe da nicht das ganz große Problem. Vom Tee hatte sie nur wenig getrunken, man weiß nicht, welches Gift in welcher Dosis verabreicht wurde und ich wüsstnicht, weshalb sie nicht noch einer der Einsatzkräfte hätte mitteilen können, dass ihr etwas verabreicht worden ist.

Ich habe den kürzlich noch einmal wiedergesehen und muss sagen, dass ich den Film für vergleichsweise gehaltvoll halte: Dass da eine Frau des 21. Jahrhunderts entsprechend sensibilisiert die Pop-Kultur der 60er-Jahre zum einen innig liebt, zum anderen aber freilich nicht zurechtkommt mit dem dort präsdentierten Frauenbild, das von James Bond bis zu manchem Song-Text nur so trieft vor Herablassung, Überheblichkeit, Machtansprüchen und Besitzdenken, das finde ich schon äußerst spannend...
Dass wie im Giallo oder bei Roegs "Don't Look Now" dann auch noch die Fehldeutung ausdrucksstarker Sinneseindrücke Thema ist, schätze ich ebenfalls sehr.

Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass das bislang einer der wenigen wirklich relevanten britischen Horrorfilme des 21. Jahrhunderts ist. Auch wenn er an manchen Stellen zu formelhaft daherkommt und mit seinem Zeitgeist vielleicht schon sehr früh als Kind seiner Zeit erscheinen wird: ich denke, dass hier ein Klassikerstatus innerhalb des Genres vorliegen wird...
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

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