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Son (2021)

Begonnen von Man Behind The Sun, 22 November 2021, 13:11:58

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Man Behind The Sun

22 November 2021, 13:11:58 Letzte Bearbeitung: 22 November 2021, 13:51:29 von Man Behind The Sun
Eine Unterkategorie des Grusel-Genres bildet das sog. "Haunted-Child"-Genre. Angefangen mit dem wegweisenden "Der Exorzist", der bei seinem Erscheinen Anfang der 70er Jahre für weltweites Aufsehen sorgte und heute jedem Horror-, nein, jedem Film-Fan und auch den meisten Laien ein Begriff ist. 

Mit seiner kompromisslosen und schonungslosen Darstellung einer vom Teufel besessenen Linda Blair gewann der Film Aufmerksamkeit, sowohl im positiven, als auch im negativen Sinne. Jugendschützern und vor allem der Kirche war der Film lange Zeit ein Dorn im Auge.

Dann wurde es eine Zeit lang ruhig um das "Haunted-Child"-Genre. Es erlebte eine Renaissance in den 00er-Jahren, in denen auf einmal wie aus dem Nichts teils billigst produzierte, den Titel "Exorzist" als Aufhänger und Eye-Catcher missbrauchende Billig-Streifen auf den Markt geworfen wurden, viele als Direct-To-Video-Produktion; meist liefen diese nach "Schema F" ab, warteten eher weniger mit Innovationen auf. 

Bessere Vertreter erschienen dann in den 10er-Jahren, unter anderem der sich mit grafischen Darstellungen eher zurückhaltende, aber sehr gut erzählte "The Possession" (nicht zu verwechseln mit dem genialen "Possession" von Andrej Zulawski mit Sam Neil aus dem Jahr 1981) und der wirklich unheimliche und gut gemachte "A Hole in The Ground". Nicht zuletzt kam mit "Hereditary - Das Vermächtnis" der meiner Meinung nach beste Horror-Film der 10er-jahre ebenfalls – zumindest im weitesten Sinne – aus dem "Haunted-Child"-Genre.

Mit einem sehr aktuellen Vertreter hat es der geneigte Film-Fan zu tun; in "Son" geht es ebenfalls um ein besessenes Kind – so viel darf verraten werden. Anders als die o.g. Vertreter wartet "Son" allerdings mit einigen Innovationen auf, die sich so im "Haunted-Child"-Genre bisher nicht finden lassen.

Das fängt schon damit an, dass der Film – vollkommen zurecht – eine FSK-18-Freigabe trägt und tatsächlich sehr blutig daherkommt. Setzen andere Filme des Genres fast ausschließlich auf Grusel und Jump-Scares, bietet auch "Son" in dieser Hinsicht keine Ausnahme, geht allerdings noch viel weiter. Auch hier sei nicht zu viel zu verraten, jedenfalls ist "Son" kein Film, den man seiner neuen Flamme bei einem ersten Date zeigen sollte; von den grafisch gesehen eher harmlos daherkommenden Filmen wie "A Hole in the Ground" oder "Hereditary" unterscheidet sich "Son" und legt in dieser Hinsicht noch eine Schippe obendrauf. Liebhaber des etwas deftigeren Horrors werden mit "Son" jedenfalls schnell warm werden und positiv überrascht sein.

Hinzu kommt ein – endlich mal nicht (oder kaum) - nervendes Kind, das, wie in "Der Babadook", dem Zuschauer durchaus auf die Nerven gehen könnte. Auch die Mutter des Kindes spielt ihren Part mehr als passabel; ihre Sorgen und Ängste nimmt man ihr vollends ab, auch, wenn man das ein oder andere Mal meinen könnte, dass die von ihr dargestellte Figur etwas zu abgeklärt wirkt. Aber auch dies wird im Laufe des Films verständlicher, wenn auch nicht vollends befriedigend aufgelöst.

Leider wartet die Story mit dem ein oder anderen Logik-Loch auf, über die man aber hinwegsehen kann, wenn man den Film am Ende als Ganzes betrachtet; hier soll keine realitätsnahe Geschichte erzählt werden, sondern eine Mischung aus "Psycho-Horror", gepaart mit übernatürlichen, religiös anmutenden Elementen. 

Zum Schluss verrennt der Film sich leicht, was aber dem Gesamtbild keinen Abbruch tut. "Son" ist ein sehr unterhaltsamer und endlich mal wieder guter Beitrag zum Thema "Besessenes Kind" und spinnt eine spannende, bis zum Schluss kaum vorhersehbare Story, garniert mit einigen sehr blutigen Stellen. 

Fans des Genres sollten auf jeden Fall einen Blick riskieren; alle anderen, die dem Genre nichts abgewinnen können, dürfen ebenfalls reinschauen, denn durch die erfrischende Interpretation des "Haunted Child"-Films kann auch hier der ein oder andere Zuschauer seinen Gefallen an dem Streifen finden.

6,5/10 Punkten
In heaven everything is fine.


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