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Operation Fortune: Ruse De Guerre (Guy Ritchie)

Begonnen von StS, 9 Dezember 2021, 18:39:47

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StS


In this operation, everyone has a part to play.
Starring Jason Statham, Aubrey Plaza, Josh Hartnett, Cary Elwes, Bugzy Malone, and Hugh Grant.
Directed by Guy Ritchie, in theaters 2022.
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Private Joker

8 Mai 2023, 14:06:43 #1 Letzte Bearbeitung: 9 Mai 2023, 21:12:30 von Private Joker
Mit den letzten Werken vom (vermutlich glücklich geschiedenen) Ex-Mr. Madonna habe ich mich etwas schwer getan: dieser Gangster/Artus-Mix war so übel, dass der sich hoffentlich mittlerweile selbst dafür schämt. Und die "Gentlemen" fand ich schlicht langweilig, die Zeit für diese actionarmen Gegenseitig-Reinlege-Kisten ist offenkundig vorbei. Das hat Ritchie wohl auch eingesehen, daher kommen die zwei letzten jetzt deutlich ballerlastiger und actionreicher daher (damit allerdings auch teurer und wie der hier in der akuten Gefahr, ihr Budget nicht mehr rein zu bekommen).

Nach dem zumindest mal halbwegs soliden Geld-Truck jetzt also diese R-rated Version von Mission Impossible mit ein paar Humoreinsprenkseln, das ist jedenfalls mal eine kleine Marktlücke. Irgendwie kommt allerdings vor allem in der ersten Filmhälfte ein wenig der Verdacht auf, dass die das Konzept der MI-Filme wohl nicht so ganz verstanden haben; einfach nur öde Taschenspielertricks und immer gleiche Coups (Festplatten klauen/kopieren, Käufer treffen, bei Bösen in Wohnung und Computer einbrechen) ohne jeden Zeitdruck/Gefahr/Probleme aneinanderreihen ist jedenfalls mal nicht Sinn der Sache. In der zweiten Filmhälfte nimmt das ganze aber doch ganz gut Fahrt auf, vor allem dank ordentlicher, nicht allzu cgilastiger Action, die allerdings auch nicht ganz an das Niveau bei Cruise & Co heranreicht. Dafür gibt die im Vorbild weniger präsente Comedy-Schiene vor allem um Grant und Hartnett als Filmstar und dessen Über-Fan, auch schon mal alles gesehen in der Form, aber trotzdem ganz launig.

Das ist jetzt von "Meisterwerk" oder auch nur originell meilenweit entfernt, der Plot ist letztlich nur McGuffin-Jagd mit ein oder zwei Parteien mehr als üblich. Auch schauspielerisch reißt das keine Bäume aus - Statham und Grant etwa ziehen ihre zuletzt üblichen Nummern ab, Plaza darf irgendwie possierlich aus der Wäsche schauen, "Bugzy Malone" (echt jetzt?) ist dabei, weil sich das halt so gehört in einem Team. Aber gerade weil das Finale irgendwie ziemlich entspannt statt wie üblich massiv überkandidelt daherkommt (da kann man eine Ballerei auch mal kurz von außen filmen) ist und auch die "Abspannsequenz" ganz drollig ist, schaltet man TV oder Beamer dann doch mit einem sagen wir mal guten Gefühl aus.

Dafür dann ganz knapp 7/10. Ein Sequel würde ich durchaus nehmen, aber ich fürchte, dafür fiel der Kassensturz etwas dürftig aus.
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

Glod

Würde ich so unterschreiben. Offensichtlich hatten alle sehr viel Spaß bei den Dreharbeiten, aber das Ganze kam mir deutlich zu glatt geleckt für einen Ritchie daher. Der Truppe stellte sich keinerlei ernstzunehmendes Hindernis in den Weg. Selbst "Mike" wurde lediglich augenrollend zur Kenntnis genommen. Alles schön geschmeidig locker abgehandelt. Für absurde Eskalationen der Marke Ritchie war nirgendwo Raum. Ich fand den hier deutlich besser als den knochentrockenen Cash Truck, aber - wenn wir mal bei aktuellen Ritchie-Filmen sind - The Gentlemen lag nochmal deutlich darüber.
Kann man mal für einen lockerflockigen Hirn-aus-Abend verwenden, zumal der Streifen edel anzuschauen ist, aber ich habe jetzt schon gröbere Teile wieder vergessen. Memorabel geht anders. Ich würde sogar soweit gehen und sagen, dass Statham und Grant die Karre hier gerade noch so aus dem Dreck gezogen haben.
"Er wird mir eine Kugel verpassen und dann Selbstmord begehen." -Nina Meyers-

"Wir passen schon auf, dass er keinen Selbstmord begeht." -Jack Bauer-

McClane

Nach dem knochenernsten "Cash Truck" begibt sich das Duo Ritchie/Statham wieder auf die komödiantische Schiene, die eigentlich eher Ritchies Ding, lässt aber viele von dessen Trademarks links liegen: Keine Namenseinblendungen, kein Spiel mit der Zeit (von der einen, unmotivierten und insgesamt eher verhunzten Ausnahme nach dem Ausschalten der Wachen absieht), kein raffinierter Plot mit großen Twists. Tatsächlich gelingen die Unternehmungen der Truppe um Fortune manchmal einen Ticken zu gut, um wirklich Spannung zu erzeugen - erst kurz vorm Showdown scheinen sie wirklich in Gefahr sein aufzufliegen. Natürlich ist alles dabei, was zum Agentenfilm gehört, von der Undercoverermittlung bei einer fancy Dinnerparty über die Schleicheinlage inklusive Festplattenausspionieren bis hin zun Beseitigen von Leuten, die den Plan gefährden. Trotz drehbuchseitiger Bond/Hunt-Ambitionen hat Statham was von einem Malocher-Haudrauf, dessen Weinliebe wie ein Feigenblatt wirkt, um etwas Kultiviertheit reinzubringen.
Statham wird sowieso von zwei Nebendarstellern die Butter vom Brot genommen. Da ist zum einen Hugh Grant, wie schon in "The Gentlemen" eine absolute Oberwucht als Schmierlappen, der im Finale dann noch einen absoluten Badass-Moment bekommen. Zum anderen Josh Hartnett, der phasenweise zwar etwas in den Hintergrund tritt, aber beweist, dass er oft als Schauspieler unterschätzt wird. Wie er Danny Francesco zwischen Überforderung, Hollywood-Lotterleben und dem Wunsch nach Heroismus spielt, das ist schon großes Tennis, vor allem im Verbund mit Grant. Aubrey Plaza kann ihr komödiantisches Talent ausspielen, Bugzy Malone ist okay, aber mehr auch nicht, während Cary Elwes und Eddie Marsan in Nebenrollen punkten.
Neben dem etwas einfachen Plot gibt es vor allem zwei Dinge, die verhindern, dass "Operation Fortune" zu mehr als einer netten Fingerübung wird. Da wäre zum einen die Action, die gut choreographiert und kompetent inszeniert ist, aber eben nicht an die großen Statham-Fight-Highlights herankommt. Noch dazu läuft die Actiondramaturgie nicht rund: Der Showdown im Allgemeinen und der Finalkampf im Besonderen sind doch eher antiklimaktisch, weil sie nicht spektakulärer, sondern gleichwertig bis unspektakulärer im Vergleich zu den Set-Pieces daherkommen (vor allem wenn Statham mit dieser Lusche von Endgegner den Boden aufwischt). Zum anderen fehlt es dem Film abseits von Grant, der erklärtermaßen nur Mittelsmann ist, an starken Antagonisten.
Spoiler: zeige
Die ukrainischen Söldner sind so gesichts- und eigenschaftslos, dass man sich kaum wundert, wenn sie gegen andere Lumpen ausgetauscht werden. Dummerweise kommt man relativ schnell auf den Trichter, dass die rivalisiernden Geheimdienstler vermutlich nichts Gutes im Schilde führen, sodass es keine große Überraschung ist, wenn sie die Masken fallen lassen.

Ansonsten hat "Operation Fortune" ein schnittiges Tempo, hübsche Locations und viel Flair zu bieten, außerdem lockere Sprüche und nette Gags, sodass das Ganze schon seine Kurzweil hat. Nach "The Gentlemen" und "Cash Truck" geht die Formkurve für Ritchie damit allerdings leicht nach unten. Sollte es ein Sequel geben (wonach es aktuell eher nicht aussieht), dann ist noch Luft nach oben da. (6/10)
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

"testosteronservile Actionfans mit einfachen Plotbedürfnissen, aber benzingeschwängerten Riesenklöten"
(Moonshade über yours truly)

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