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Glitch (Australische SF/Fantasy, Netflix)

Begonnen von Moonshade, 23 April 2022, 21:04:29

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Moonshade


"Glitch" ist eine australische Drama-Serie, die mit Elementen des Phantastischen arbeitete. Sie wurde von 2015-2019 produziert und besteht aus drei Staffeln a 6 Folgen.

Inhaltlich geht es um eine abgelegene Kleinstadt (Yoorana), in der eines Nachts sieben Personen ohne Erinnerung auf dem örtlichen Friedhof aus ihren Gräbern kriechen. Sie sind - wie sich bald herausstellt - nicht vor kurzem gestorben, sondern zwischen 2 und 200 Jahren tot. Nur ganz allmählich kommen bei den Wiederkehrern die Erinnerungen zurück, während der örtliche Polizeichef und die örtliche Ärztin bemüht sind, die Wiederauferstehung nicht an die Öffentlichkeit dringen zu lassen. Beide haben persönliche Gründe: Polizist James steht nämlich wieder vor seiner verstorbenen Frau und Dr.McKellar hat eine ganz eigene Agenda, die sie erforschen möchte. Während also alle Beteiligen bemüht sind, zu sich selbst zurück zu finden, erwächst ganz in ihrer Nähe eine Gefahr, die die Entwicklungen neutralisieren will...

Ofdb: https://www.ofdb.de/film/279531,Glitch
Imdb: https://www.imdb.com/title/tt4192782/reference/

Viel Drama und viele übernatürliche Versatzstücke, das ist das Merkmal dieser - sehr komprimiert geschriebenen - Serie, die bei Netflix immer noch ein wenig im Verborgenen rumsteht.
Mit nur 18 Folgen und der tatsächlichen Abgeschlossenheit der Serie am Ende ist sie eigentlich ideal für alle, die mal etwas anderes sehen wollen oder mit "Wiederkehrerserien" wie "Resurrection" oder "The Returned" sehr viel anfangen konnten.

Generell kann ich die Serie sehr empfehlen, tatsächlich sind die ersten beiden Staffeln enorm dicht geschrieben und schneiden viele interessante Aspekte an, die noch im Ungefähren bleiben.
Leider ist die letzte Staffel dann leider - aus meiner Sicht - eine dramaturgische Gurke, die sich mit einer Regelfeststellung ganz am Anfang in eine erzählerische Ecke treibt, aus der sie nicht mehr rausfindet. Nachdem man einige interessante Figuren aus der Handlung entfernt hat, fügt man leider nur weniger Interessante neu dazu und so dreht sich die dritte Staffel ziemlich im Kreis, um dann am Ende mühsam die Kurve zu einem Abschluss zu kriegen.
Richtig schlecht ist das nicht, erfüllt aber weder die Erwartungen der anderen Staffeln, noch klärt es alle Fragen, was leider auch das Echo auf imdb ist.

Insgesamt war ich über weite Strecken sehr zufrieden, nur in den letzten Folgen hab ich dann doch mehrfach auf die Uhr gesehen, weil schlussendlich ersichtlich war, wohin die Serie führt, es aber doch etwas herausgezögert wurde.

Für mich S1: 9/10 , S2 8/10 , S3 4-5/10.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

StS

Danke für den Hinweis. Werd ich mal antesten.
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Private Joker

Wie der Zufall so spielt, habe ich die vor ein paar Tagen auch begonnen, allerdings in einem Rahmen, wo ich normalerweise sehr leichte Kost (Marke Supernatural) als sagen wir mal Ablenkung bevorzuge.

Vielleicht liegt das daran, dass ich bis jetzt (2 Folgen durch) noch nicht wirklich warm damit geworden bin. Vielleicht aber auch daran, dass ich mit dieser "Returned"-Thematik in den bisherigen Darreichungsformen (USA/Frankreich/Spielfilme/Serien) bislang nicht besonders viel anfangen konnte. Klar, die wollen alle was Wichtiges aussagen, Vorurteile gegen Andersartige, Integrationsprobleme, habe ich schon verstanden. Nur: Auf einer zugegeben sehr theoretischen Realismusskala kommt "200 Jahre alte Leichen steigen körperlich topfit aus dem Grab und suchen ihre Rolle in der Gesellschaft" noch ein ganzes Stück hinter "abgefuckt und verwest aussehende Zombies rampagen die Erde", abgesehen davon, dass letzterenfalls idR mehr "Fun" rauskommt.

Ganz konkret habe wir nach 2 Folgen drei nicht unbedingt rasend originelle Ansätze für fortlaufende Handlungen: 200 Jahre-Tycoon mit natürlich rassistischen Ideen möchte an sein Geld (o.k., kann man machen); allzu neugieriger Nachbarstadt-Cop stellt zu viele Fragen (Gähn); und: Chef-Cop trifft gerade erst verstorbene Ex-Frau und verschweigt ihr die Neue in seinem Leben (Doppel-Gähn).

Kann sich natürlich entwickeln, und die 6-Folgen-Staffeln mit ihrem Zwang, auf zu viele Volten incl. baffzig Rückblenden zu verzichten, sind auch ganz sympathisch. Aber wenn das in Staffel 3 nochmals abbaut (das hatte ich gerade auch schon in Hemlock Grove), macht das nicht zu viel Mut.
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

Moonshade

Sie gehen eigentlich sehr präzise und fokussiert durch die zu ermittelnden Vorgeschichten (die auch irgendwie Erlösungen sind, denn es müssen ja Erbschaften reguliert, ein Mord aufgeklärt und überhaupt Identitäten festgestellt werden).
Die Serie bekommt dann in meinen Augen auch gegen Ende Staffel 1 den nötigen Tiefenspinn mit den Hintergrundansätzen, wie das und durch wen es vorgenommen wurde.
Insofern werden dann auch die Personality-Stränge etwas weniger und einige Figuren (wie etwa der schusselige Polizistenkumpel) werden enorm aufgewertet.

Aber am Erklären und Auflösen scheitert imho auch diese Serie, obwohl sie die Erzählung an einen Schlußpunkt bringt, aber zwangsläufig die Mythologie nicht aufklärt.
Das zeigt sich am ehesten an der John-Doe-Figur, die innerhalb von 18 Folgen drei oder vier "Richtungswechsel" mitmacht, aber im Kontext dann doch eine unbefriedigende Plot-Device bleibt.

Strukturell und erzählerisch fand ich sie aber über weite Strecken sehr lohnenswert.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

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