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the Gray Man (Netflix-Spy-Thriller der Russos mit Gosling, Evans & Ana de Armas)

Begonnen von StS, 24 Mai 2022, 16:55:01

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Moonshade

Zitat von: Mr Creazil am  9 August 2022, 13:34:11Auch durch sowas wie CGI will ich meine Einschätzung eines Films nicht grundlegend festlegen lassen. Es ist eine Frage des Maßes und des Einsatzes, wie der oder die Filmemacher dieses Werkzeug benutzen. Ich weiß, ich bin da ein einsamer Wolf, aber ich finde zum Beispiel, dass George Lucas mit seinem CGI-Overkill der Prequels durchaus sichtbar Freude am Experimentieren hatte, dem entsprechend ein kreatives Füllhorn kreiert und ausgeschüttet hat. Bei der jüngeren Generation (aber nicht ausschließlich) fürchte ich, hat sich, speziell durch das Streaming, eine unangenehmes Bulimie-Gucken eingebürgert. Im Grunde genommen geht es kaum um das, was man sich gerade anschaut, sondern nur darum, irgendwas zu verspeisen, irgendwas Buntes, Lautes, was die Stille ausfüllt, ein beinahe ritualisiertes Alltags-Binge-Watching, es wird konsumiert und prompt wieder ausgeschieden ohne Langzeitwirkung. Da passt der magere Fast Food-Output der diversen Kino- und Streaming-Produktion ideal ins Menu und ist eher Symptom.

Das Bulimie-Gucken, wie du es nennst, ist eine direkte Folge der steten Verfügbarkeit aller Mittel.
Effektiv wird gar nicht so viel mehr produziert. Im Kino weniger, aber größer, für die Streamingdienste mehr auf kleinerer Skala, die haben TV und Videotheken abgelöst.

Dabei haben die Streamingdienste gar nicht nur FastFood im Angebot, es scheitert aber an Aufsplittung und Übersichtlichkeit - und man muss nicht das Haus verlassen zu Kino oder Videothek.
Ich glaube, die meiste Zeit für Medien geht heutzutage für das Suchen allein drauf, aber dafür muss man den Sessel nicht verlassen und das macht es "Laut und Bunt" natürlich einfacher, Aufmerksamkeit zu erzielen.

Die Mühe, die du dir bei der Auswahl machst (ich auch) - die geben sich manche Leute gar nicht. (Und wir alle unterschätzen die Abgründe persönlicher Geschmäcker, seit ich en famille weiß, dass sich da ein Paar mittels Volkmusik (er) und Geschwür-Arzt-Dokus (sie) entspannt.

An sich ist alles wie immer: Kinostarts, Streamingstarts. Das Startwochenende zählt das Meiste, alles weitere kommt höchstens aus der Langzeitverwertung. Dieser Trend, der seit Mitte der 90er existiert, wird nur fortgesetzt, er ist gar nicht so neu. Das Publikum ist nur noch bequemer geworden.

"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

vodkamartini

Das Bulimie-Gucken ist sicherlich der totalen Verfügbarkeit geschuldet (außer man ist auf deutsches Internet angewiesen, dann bleibt es spannender :) ), aber nicht nur. Die Sehgewohheiten, die auf immer kürzere Aufmerksamkeit setzen (man denke nur an YouTube, dann TikTok etc.) sowie den durch das Internet noch verstärkten Zwang überall mitreden zu müssen (denn jeder hat schon irgendwo was gesehen, gehört etc.) und das möglichst fix. Das wirkt sich dann letztlich auch auf Kinoproduktionen aus, schön zu sehen beim Platzhirsch Marvel, wo in viel kürzeren Abständen immer jemand spricht, jemand auftaucht, etwas explodiert etc. Das ist nicht zurück zu drehen.

Allerdings hatten wir dieses "schneller drehen" schon einmal mit dem Siegeszug von MTV und Videoclips, den dann z.B. solch seinerzeit visionäre Formate wie "Miami Vice" aufgegriffen und auch außerhalb der Jugend massenkompatibel gemacht haben.

Sieht man dann wieder ältere Filme ist man entweder gelangweilt, oder angenehm überrascht, je nach Alter, Veranlagung, Präferenzen.
www.vodkasreviews.de

There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

Terry Noonan

Es gibt eine handvoll Filme, bei denen ich mir sicher bin, dass die audiovisuell, tricktechnisch sowie storymäßig und vom Pacing her auch heute noch im Kino voll funktionieren  würden - ließen die sich doch bloß mit Zaubertricks als aktuell in den Releasekalender mogeln.
Zu den Filmen würde ich bspw. die ersten Teile von Stirb Langsam, Predator und Rambo zählen, oder auch Carlito's Way und The Untouchables. Ach, da fallen einem doch immer mehr zeitlose Streifen ein, wenn man lang genug darüber nachdenkt.
Life is what happens while you are busy making other plans.

StS

Zitat von: Terry Noonan am  9 August 2022, 21:09:45Es gibt eine handvoll Filme, bei denen ich mir sicher bin, dass die audiovisuell, tricktechnisch sowie storymäßig und vom Pacing her auch heute noch im Kino voll funktionieren  würden - ließen die sich doch bloß mit Zaubertricks als aktuell in den Releasekalender mogeln.
Zu den Filmen würde ich bspw. die ersten Teile von Stirb Langsam, Predator und Rambo zählen, oder auch Carlito's Way und The Untouchables. Ach, da fallen einem doch immer mehr zeitlose Streifen ein, wenn man lang genug darüber nachdenkt.

Ja, Filme wie "Robocop", "Hellraiser", "Highlander" oder (gerade aktuell) "Tiger and Dragon" gibt es halt nur noch als punktuelle Wiederaufführungen in den Kinos... nicht für die breite Masse. Als Fan muss man einfach drauf achten und natürlich auch die Gelegenheit haben... dann ist es aber noch immer möglich, solche Streifen/Klassiker auf der großen Leinwand (wieder-) zu sehen...
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Moonshade

Ach so, ich mache gerade Actionwoche, um den stress zu mindern und JA, ICH HAB IHN ENDLICH GESEHEN.

Joah, dolles Budget, irre viel offensichtlicher Kokolores aus dem Computer (den letzten beiden Generationen gefällt das ja, wenn man es dann auch noch merkt, mir nicht so) und ein wie erwartet mechanischer Reißer rund um um - man glaubt es kaum - ein herzkrankes Kind.

Erwähnenswert eigentlich nur, weil Gosling so lange Pause gemacht hat und weil Luke Evans Pornobalken-Superschurken sowas von ja mal gar nicht und deswegen aber total geht.
Anders als Tyler Rake, den man in jedem Output zu kleinen kieseln zermahlt, hat man trotz derbster Verletzungen nie das Gefühl, Ryan könnte was passieren und dass das  alles auf Fortsetzungen angelegt ist, ja nu...aber dafür muss ich nicht 160 mio oder so raushauen.

Das Meiste vom Film hab ich schon wieder vergessen, aber Thornton war nice, Ana de Armas packt mich irgendwie nie so richtig (hübsch, agil, engagiert, aber ohne das "Etwas") und irgendeine Stadt haben sie mit der Straßenbahn platt gemacht (und dass ich zur Sekunde nachschauen müsste, welche das war, sagt eigentlich alles darüber).

Für Fans ein akzeptabler Zeittotschläger mit ein paar Schmunzlern, als Franchise bissl zu teuer für einen Dauererfolg. Das war okay, aber auch nur weil sich Netflix auf den Klickzahlen ausruhen kann - im Kino wäre der vermutlich gefloppt.
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