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the Wonder (Florence Pugh / Netflix)

Begonnen von StS, 4 Oktober 2022, 19:08:42

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StS


Starring Florence Pugh and based on the book by Emma Donoghue, writer of Room. The Wonder is the tale of a young Irish girl, Anna O'Donnell, whose Catholic family claim she has eaten nothing since her eleventh birthday... four months ago.

Ab dem 16.11. verfügbar.
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Private Joker

21 November 2022, 14:51:43 #1 Letzte Bearbeitung: 21 November 2022, 21:49:43 von Private Joker
Kurze Warnung vorweg: Wer extrem spoilersensibel ist, sollte jetzt vielleicht nicht weiterlesen, und ich würde ungern den kompletten Post in schwarz tunken. Man kann da aber fast gar nichts zum Film sagen, ohne wenigstens durchscheinen zu lassen, worauf das hinausläuft oder eben auch nicht.

Wenn Kern-Hollywood Filme oder Serien mit solchen grenzreligiösen Themen anpackt, drängt sich eigentlich immer Machart nach dem Schema "vielleicht ist ja doch was dran, an dem vermeintlichen Wunder" auf, in der Netflix-Serie "Messias" etwa. Das gibt ein bisschen Spannung, und man holt die gerade in USA-Land ja gar nicht so wenigen christlichen Zuschauer an Bord, ohne gleich den Rest massiv zu vertreiben, der von den ganzen Erweckungs- und Erbauungsmovies Marke "Auf ein Glas Wein mit Gott" so gar nichts hält. Und mal ganz ehrlich - was wäre etwa das Subgenre "Exorzismus & Co" ohne die zumindest mitschwingende Vorstellung, dass es Dämonen oder den Gehörnten wirklich gibt ?

Hier ist das alles Fehlanzeige, der Film lässt eigentlich keine Sekunde Zweifel daran aufkommen, was es mit dem "Wunder" wirklich auf sich hat. Es geht um religiösen Wahn, Bigotterie, vielleicht auch ein bisschen armutsinduzierte Engstirnigkeit. Kann man alles mal so machen, der aktuell sehr präsente Infantino würde sagen "wie können wir religiöse Intoleranz kritisieren, wenn wir vor gerade mal XY Jahren doch selbst so waren"; ich dagegen wage mal vorsichtig anzumerken, dass wir hier in Europa zur Zeit andere Probleme haben, aber schaden tut der kurze Blick in die jüngere Vergangenheit natürlich auch nicht. 

Filmisch ist alles solide gemacht, mit stimmungsvollen Bildern, und auch gut gespielt, vor allem von der jungen Darstellerin. Aber es ist letztlich doch aus den besagten Gründen unüberraschend und damit relativ spannungsbefreit. Klar gibt es kurz vor Schluss die Option, das Ganze - und  hier greife ich dann doch mal zur Tinte -
Spoiler: zeige
 extrem bitter enden zu lassen, indem das Mädchen tatsächlich verhungert
. Aber weil das zugrundeliegende Buch von einer Frau wohl vorrangig für Frauen geschrieben wurde, gibt es statt dessen
Spoiler: zeige
eine Prise Happy End, verbunden mit der für mich dann doch etwas gewöhnungsbedürftigen Mutterschaftskiste: Weil unsere Heldin irgendwie selbst keine Kinder bekommen kann, "rettet" oder "stiehlt" sie das Mädchen einfach
. Das wiederum ist ein Dreh, den ich leicht fragwürdig finde, aber hier befinden wir uns klar auf subjektivem Territorium.

Eine Punktewertung ist da für mich etwas schwierig, ich werfe mal 6/10 in den Raum, könnte mir aber schon vorstellen, dass weibliche Zuschauer da deutlich höher werten würden.
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

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