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Altersfreigabe NC-17 verliert ihr Stigma

Begonnen von Dexter, 16 April 2004, 13:05:41

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Dexter

Lange bedeutete die Altersfreigabe NC-17 in den USA den Tod für die Boxoffice-Aussichten eines Films. Titel wie Bernardo Bertolucci "Die Träumer " widerlegen jetzt, dass dies so sein muss. Immer mehr Verleiher gehen das Risiko ein, einen Film erst ab 17 Jahren ins Kino zu bringen.

"Es ist ein Mythos, dass NC-17-Filme nicht laufen", betonte John Fithian auf der diesjährigen Showest. Der Präsident der National Association of Theatre Owners (NATO) ermunterte die Studios förmlich, mehr Filme mit einer Altersfreigabe ab 17 Jahren zu starten. Hochwertige Filme würden ihr Publikum auch mit einem NC-17-Raging finden, betonte er. Eine Umfrage unter den NATO-Mitgliedern habe ergeben, dass die breite Mehrheit der Kinos NC-17-Filme spielen würde. Um das Rating-System am Leben zu erhalten, sei es wichtig, dass alle fünf Klassifizierungen angewandt würden. NC-17 müsste wieder stärker vergeben werden. Fithian unterstrich, der Vermarktung von "Die Träumer" habe seine Altersfreigabe nicht geschadet. Der Film sei erfolgreich in allen von Fox Searchlight angepeilten Märkten beworben worden. Bernardo Bertuluccis Film ist der erste NC-17-Film seit sechs Jahren, den ein in der Motion Picture Association of America (MPAA) organisiertes Studio herausbringt.
Die Altersfreigabe-Empfehlungen der MPAA existieren seit 1968. Das NC-17-Rating wurde 1990 eingeführt und ersetzte das berüchtigte X-Rating. Der erste Film, der eine NC-17-Freigabe erhielt, war "Henry & June", die Verfilmung der Tagebücher von Anaïs Nin. In ihren Altersfreigabe-Entscheidungen verfährt die MPAA mit Sexszenen in der Regel strenger als mit Gewalt im Film und sieht sich deshalb immer wieder dem Vorwurf der Scheinheiligkeit ausgesetzt.

Immer mehr Regisseure und Produzenten nehmen inzwischen jedoch ein NC-17 in Kauf, um ihren Film vor dem Umschneiden zu bewahren. "Die Träumer", der bislang 2,3 Mio. Dollar in den USA einspielte, erhielt die Altersfreigabe NC-17 wegen "expliziten sexuellen Inhalts". "Die Passion Christi " dagegen, bei dem viele Erwachsene wegen der Gewaltdarstellungen das Kino verließen, läuft mit dem moderateren R-Rating.

Nach "Die Träumer" erhielen zwei weitere europäische Produktionen das gefürchtete NC-17-Rating: David Mackenzies "Young Adam" (Sony Picture Classics, US-Kinostart: 16. April) wegen "expliziten sexuellen Inhalts" und Alexandre Ajas Horrorfilm "Haute Tension" (Lions Gate) wegen seiner Gewaltszenen. Im Fall von "Young Adam", in dem Hauptdarsteller Ewan McGregor die Hüllen fallen lässt und in einigen offenherzige Sexszenen zu sehen ist, hatte der britische Produzent Jeremy Thomas bis zuletzt versucht, die Entscheidung der MPAA noch rückgängig zu machen. Laut Tradepapers wurden delikate Details diskutiert, so z.B. dass in "Young Adam"im Gegenstz zu "Die Träumer" kein erigierter Penis zu sehen sei - doch ohne Erfolg. Den Film umzuschneiden, kam für Thomas nicht in Frage. Damit geht er nach "Die Träumer", den Thomas ja ebenfalls produziert hat, dieses Jahr gleich mit zwei NC-17-Filmen an den Start. Die Diskussion verhallte nicht ungehört, so wurden zum Beispiel Stimmen bei Sony Picture Classics laut, es könne nicht angehen, dass Qualitätsfilme wie "Young Adam" auf eine Stufe mit Pornos gestellt würden.

In den Jahren 2002 und 2003 wurde jeweils nur ein einziger Film mit einem NC-17-Rating ins Kino gebracht. Im Vergleich dazu kamen 646 der insgesamt 938 gestarteten Filme in den USA mit einem R-Rating ins Kino und liefen im Durchschnitt auch gut. Das US-Publikum scheint offenkundig Filme mit R-Rating zu bevorzugen. Diesem Umstand werden die Studios auch in Zukunft Rechnung tragen - ungeachtet dessen, dass Filme mit R-Rating insbesondere im Fernsehen schwieriger zu vermarkten sind. Noch hinderlicher in Sachen Marketing und Home-Entertainment-Release ist die NC-17-Freigabe. Die großen Networks zeigen in der Regel keine Spots für NC-17-Filme. Auch manche konservative Zeitungen weigern sich, Werbung für diese Filme zu schalten.

Mehrzahl der Filme mit R-Rating

Doch wie es aussieht, finden sich trotz der verschärften Marketingbedingungen immer mehr Kinos, die NC-17-Filme spielen und damit, wie im Fall von "Die Träumer", sogar Achtungserfolge erzielen können. Auch wenn es sich bei NC-17-Filmen nach wie vor um Arthouse-Filme und nicht um Tentpole-Pictures handelt - ein Wandel in der Auffassung der Verleiher und Kinos ist nicht zu übersehen und Filmen im Stil von "Die Träumer" und "Young Adam" nur zu wünschen.
 
Quelle: http://www.mediabiz.de/newsvoll.afp?Nnr=152639&Biz=cinebiz&Premium=N&Navi=01150500&T=1

2002 und 2003 jeweils nur 1 Film mit NC-17  8O  

PS: National Association of Theatre Owners (NATO) *g* :lol:

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