X (A24-Horror-Streifen von Ti West)

[StS]

Ti West makes a long-awaited return to horror with X, a brand new horror movie being distributed by the arthouse horror masters over at A24 (The Witch, Hereditary, Midsommar).

"In 1979, a group of young filmmakers set out to make an adult film in rural Texas, but when their reclusive, elderly hosts catch them in the act, the cast soon find themselves in a desperate fight for their lives."

While the Texas Chain Saw Massacre vibes seem obvious, the trailer teases a lot more than meets the eye here.

Brittany Snow (Prom Night) will star alongside Mia Goth (Suspiria), Scott Mescudi (Kid Cudi) ("Creepshow"), Martin Henderson (The Ring), Owen Campbell (Super Dark Times), Stephen Ure (Deathgasm), and Scream's Jenna Ortega.

Looks like fun!  
Ab dem 18. März in den USA...

[PierrotLeFou]

Oha, der ist bislang gar nicht bei mir auf dem Schirm gewesen... Ti West finde ich ja als Filmschaffenden ungemein sympathisch, aber insbesondere nach "The Innkeepers" finde ich seine Filme kaum noch übermäßig erwähnenswert (auch wenn zunehmend Stars in ihnen auftauchen).

Hier reizen mich die zahllosen TCM-Verweise, die ja im Trailer anfangs Schlag auf Schlag auf einen einprasseln, bis sich dann doch eine etwas andere Richtung abzeichnet... so ein paar Assoziationen an "American Gothic" (1987) und "The Taking" (2014) kamen bei mir während des Trailers auch auf; ich bin sehr gespannt, erwarte zwar kein Meisterwerk, aber doch zumindest einen eigenwilligen Genrebeitrag vom Fan für Fans...

[StS]

FFF gestern: "X" ist Ti West´s bislang unterhaltsamster Film: Ein harter, retro-stimmungsvoller, freizügiger und amüsant-gewitzter, mit guten Songs und Darstellern aufwartender "Crowdpleaser" für echte Genre Fans...

starke 7/10

[Moonshade]

Das will ich jetzt wissen, ob ich dazu gehöre: was definiert hier "echte Fans"?

[StS]

Spontan: Fans, die mehr als nur die "Oberfläche des Genres" mögen... die Ära der betreffenden "Vorbilder" kennen und schätzen... die Motive, mit denen West inhaltlich wie stilistisch arbeitet etc. Viele kleine Details sind ganz bewusst so eingebaut worden... der Prono-Dreh steht zB für Indie-Produktionen... eine bestimmte Überraschung zum Schluss und Casting-Entscheidung ist cool (Stichwort: bereits fertiges Prequel dieses Films hier). Solche Sachen, die viele einfach nicht zu schätzen wissen... aber Horror an sich toll finden, weil sie das Genre vor allem von den "Conjuring"-Streifen, "Scream 5" etc. her kennen und mögen. Solche "Horror-Fans", die Blumhouse>A24 ansehen, sind in diesem Fall nicht gemeint. 

Könnte auch noch ne knappe 8/10 werden. Wird sich bei mir in den nächsten Tagen "klären". 

[PierrotLeFou]

Ui, das war dann doch wieder einmal ein besserer Ti West; Hoopers "TCM" und "Eaten Alive" als Vorbilder, davon ausgehend zurückgehend auf Psycho" und vorausgreifend auf "One Upon a Time in Hollywood", vor allem aber die Ära des porno chic abhandelnd, kurz vor dem Videomarkt-Boom und ein gutes Jahrzehnt nach der Sparte des hag horrors und Reeves' "The Sorcerers", die hier auch aufgegriffen werden, wobei der Film recht komplex verschiedene Strömungen des populären Kinos der 60er und 70er kommentiert und alten Hinterwäldler- und christliche-Fanatiker-Motiven ungeahnte Wendu8ngen verpasst. Der etwas schräge Humor war mir teilweise etwas zu aufgesetzt ... aber steht definitiv eine Zweitsichtung an. Ich neige erst einmal zur starken 7/10 ...

[McClane]

Dass Ti West frühere Filmdekaden in Look und Feeling zurückbringen kann, ist kein Geheimnis - bewies er diese Kunst mehrfach, erstmals in seiner Seventies-Italohorror-Hommage "House of the Devil", die wahrscheinlich immer noch die Krönung seines bisherigen Schaffens ist. "X" nimmt sich erneut die 1970er vor, dort aber das amerikanische Grindhouse-Kino im Allgemeinen und "Texas Chainsaw Massacre" im Speziellen. Zwar ist es keine Autopanne, sondern ein Pornodreh, der eine Gruppe junger Menschen ins amerikanische Hinterland bringt, doch die Farm von Howard und Pearl strahlt ähnliche Vibes aus wie das Heim der Schlachtersippe in dem Tobe-Hooper-Meilenstein. Mit Pornodreh, nackten Tatsachen und Gesprächen über Vermarktung des fertigen Produkts huldigt West auch noch dem filmischen Lenden-Lamabada jener Zeit, dessen mit gewissem Anspruch gedrehte Kinoprojekte nach und nach durch schnell runtergekurbelte Ware für den Videomarkt ersetzt wurden. Weitere Referenzen Richtung Horrorklassiker sind das versenkte Auto im Sumpf ("Psycho") und die hungrigen Krokodile ("Eaten Alive").
So famos die Form, so altbekannt der Inhalt. Nach langsamem Aufbau und ausführlicher Einführung der Charaktere werden diese nach und nach weggehäckselt, mit überdeutlich feststehendem Final Girl, sodass allenfalls noch Spannung aus der Frage gezogen wird, ob vielleicht noch ein, zwei weitere Figuren die Endcredits erleben dürfen und in welcher Reihenfolge das Personal wohl draufgeht. Dann das ist erfreulich vielschichtig geraten und wird gut ausgearbeitet. Manche Figuren sind etwas sympathischer als andere: Schlechter weg kommen Pimp-Daddy Wayne und der etwas bigotte R.J., der das Pornodrehen erst in jeder Weise rechtfertigt, aber dann genauso emsig verhindern will, dass seine Holde Lorraine auch in einer Szene mitspielt. Letztere wird von Jenna Ortega verkörpert, die zum Horrorstar der Jahres 2022 aufsteigen sollte - es kamen außerdem noch "Scream 5", "Studio 666", "American Carnage" sowie die Netflix-Serie "Wednesday" mit ihr heraus. Die Morde sind bodenständig, hart und rau inszeniert, teilweise einfallsreich (Stichwort Krokodil) und bedienen den Slasherfan ziemlich ordentlich. Große Überraschungen bleiben aus, da die potentiellen Übeltäter von Anfang an feststehen und auch die Motive für ihr Handeln relativ gut erahnbar sind. Auf die Metaebene sollte man "X" in mancher Hinsicht allerdings nicht legen.

Spoiler: zeige

Konsequent zu Ende gedacht besagt Wests Film letztendlich, dass sexuelles Verlangen im Alter potentiell mörderisch ist und dass man besser die Schrotflinte rausholt, wenn Oma und Opa untenrun noch nicht komplett gefühlstot sind.

Aber solche Ansprüche stellt "X" gar nicht, sondern will vor allem das Terror- und Slasherkino nochmal zum Leben erwecken, dem Grindhouse-Filmemachen huldigen und lieber gut kopieren als sich was Neues auszudenken. Das ist zwar etwas überraschungsarm, aber vollkommen legitim und filmisch mehr als ordentlich umgesetzt. (Knappe 7/10)