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Inglourious Basterds - QT's Kriegsfilm

Begonnen von Newendyke, 16 Februar 2005, 09:52:18

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Hedning

29 August 2009, 16:54:05 #510 Letzte Bearbeitung: 29 August 2009, 19:11:39 von Hedning
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 29 August 2009, 16:42:30Ich habe in den letzten Jahren keinen Film gesehen, bei dem die Vermarktung so wenig zu tun hat mit dem eigentlichen Ergebnis wie im Falle der INGLOURIOUS BASTERDS.

Hat Tarantino sich dazu eigentlich irgendwo mal geäußert? Die Werbekampagne kann in dem Fall ja nicht so ganz in seinem Sinne gewesen sein, oder war die "Täuschung" geplant?

Roughale

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 29 August 2009, 16:42:30
...
Schau' dir den Film tatsächlich erst einmal an. Bedenklich ist er meines Erachtens eher aus ganz anderen Gründen.

Wo ist er denn bedenklich? Nur mal so aus Neugier, immer diese Andeutungen ;)

esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

McKenzie

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 29 August 2009, 16:42:30
Schau' dir den Film tatsächlich erst einmal an. Bedenklich ist er meines Erachtens eher aus ganz anderen Gründen.

Zitat von: Roughale am 29 August 2009, 19:07:42
Wo ist er denn bedenklich? Nur mal so aus Neugier, immer diese Andeutungen ;)

D'Accord. So geht das einfach nicht. Jetzt musst du damit schon rausruecken. Wuerde mich aber schwer wundern, wenn die Bedenklichkeit nicht auf die ein oder andere Weise doch ideologisch / politisch ist. Uebrigens finde ich es total bizarr, dass du DEATH PROOF nun im Endeffekt besser findest als IB. Das passt irgendwie einfach nicht.  :icon_twisted:

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 29 August 2009, 16:42:30
Ich habe in den letzten Jahren keinen Film gesehen, bei dem die Vermarktung so wenig zu tun hat mit dem eigentlichen Ergebnis wie im Falle der INGLOURIOUS BASTERDS.

Sehr wahr. Und viel darueber gelesen zu haben, bringt in diesem Fall nichts - das habe ich naemlich auch getan und war trotzdem voellig vor den Kopf geschlagen.

@ Hedning:

Zu deinem Posting spaeter mehr, evtl. auch per PM - allerdings hast du das Thema ganz unauffaellig gewechselt, weg vom Film hin zur Filmkritik an sich. Das verkompliziert die Diskussion.  ;)
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

MMeXX

Zitat von: HenryChinaski am 28 August 2009, 00:27:27
Wie kommt ihr mit dem streckenweise an Blödelei grenzenden Stil klar? Hättet ihr euch lieber einen ernsteren Ton gewünscht - ohne dabei den Humor und die Coolness zu vernachlässigen - oder seid ihr mit dem jetzigen Stil zufrieden?

Damit meine ich solch Kleinigkeiten, wie die Pfeife, die Landa in der Eröffnungsszene heraus holt und die das ganze Kino - trotz der enormen Spannung - zum Lachen gebracht hat.

McKenzie hatte das ja stellenweise schon anklingen lassen. Ich empfand dieses Vorgehen (im Sinne der Charakterdarstellung) sehr interessant.
Spoiler: zeige
Während die Deutschen On-Screen nur einmal "von sich aus" töten, nämlich ganz zu Beginn, töten sonst nur die "Guten", also die Basterds, Shosanna, etc., während die Deutschen nur "reagieren" (Schießerei in der Kellerbar, Zoller "wehrt" sich auch "nur"). Die Deutschen werden dagegen größtenteils als intelligent (Landa beherrscht ja offensichtlich alle europäischen Sprachen ^^) und in gewisser Hinsicht lustig/humorvoll dargestellt.

shellat

30 August 2009, 05:32:18 #514 Letzte Bearbeitung: 30 August 2009, 16:51:17 von shellat
Btw .-->  8/10
"Elucidarium: Dino-Idiotica"

http://elucidarium.bplaced.net/

Pinhead_X

So komme heute auch aus dem Kino. Fand ihn ebenfalls sehr gelungen, was aber an den Leistungen von Pitt und vor allem Waltz gelgen hat. Pitts rumgefluche ist einfach nur göttlich und Waltz spielt so ich sag mal diabolisch, das man es kaum aushält. Sehr geil war auch die gesammte Kneipenkellerszene. Stichwort King Kong. Zu geil.
Der Film insgesammt war sehr kurzweilig und auch Dialoglastig, was nich schlimm ist. Das meiste der Gespräche war schlichtweg spitze. Ebenso die kleinen Rückblenden die plötzlich kamen (z.B. Goebbels *g*) Roth Leistung ging auch klar, obwohl das schon fast als Homage an ihn selbst sehe *g* Einzig Mike Myers Auftritt fan dich etwas unspektakulär. Mag auch daran liegen das ich ihn selbst nicht mag. Schweiger war auch toll und Daniel Brühl hat mich auch positiv überrascht.
Das Wort Meisterwerk würde ich jetzt nicht benutzen. An Pulp Fiction kommt IB nicht heran aber durchaus an Kill Bill und Jackie Brown steckt er locker in die Tasche. Von mir gibts 9/10 Punkte.

Frage noch wie heißt das Lied welches gespielt wird wo sie zum ersten mal den Nazi hergerichteten Kinosaal zeigen?? Man sieht auch die Besitzerin (Namen grad vergessen) im roten Kleid. Das Lied ist von einem Typen mit tifer Stimme gesungen und wird dann rockig...
We'll never stop, we'll never quit, 'cause we're Metallica!!!
Meine Musik

vodkamartini

Cat People (Putting out Fire) von David Bowie (1981).
www.vodkasreviews.de

There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

Pinhead_X

Zitat von: vodkamartini am 30 August 2009, 09:54:21
Cat People (Putting out Fire) von David Bowie (1981).

Ich danke Dir vielmals!!
We'll never stop, we'll never quit, 'cause we're Metallica!!!
Meine Musik

the_tenant

Zitat von: Pinhead_X am 30 August 2009, 05:40:40
Das Lied ist von einem Typen mit tifer Stimme
Das ist mal ne Beschreibung von Bowie...  :D

Pinhead_X

Zitat von: the_tenant am 30 August 2009, 14:56:51
Zitat von: Pinhead_X am 30 August 2009, 05:40:40
Das Lied ist von einem Typen mit tifer Stimme
Das ist mal ne Beschreibung von Bowie...  :D

Ja mir lag der Name auf der Zunge, hatte auch ein Bild vor Augen, aber bin einfach nicht drauf gekommen *g*
We'll never stop, we'll never quit, 'cause we're Metallica!!!
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Wolfhard-Eitelwolf

31 August 2009, 14:29:43 #520 Letzte Bearbeitung: 31 August 2009, 14:33:55 von Wolfhard-Eitelwolf
Ich kann nach meinem Kinobesuch letzte Woche auch lobende Worte finden. Es ist immer ein gutes Zeichen wenn man einen überlangen Film sieht und dabei nicht einmal auf die Uhr schaut. Zu danken ists vor allem den teils herausragenden Darstellerleistungen (Der Landa-Hans sollte den Oskar in der Tat sicher haben), einigen ganz starken Momenten in der schrägen Story (Keller-Bar, Bauernhütte etc) und der erfrischend schlichten, aber durchdachten Umsetzung.

Ein echtes Meisterwerk ist IB trotz durchgehend guter bis sehr guter Werte dennoch nicht wie ich meine. Der Wortwitz kommt unterm Strich nicht ganz an frühere Werke heran. Auch sollte hier und da noch (für einen DC) am Feinschliff gearbeitet werden (wenige Minuten kürzen wäre eine Idee). Etwas aus dem Rahmen fällt leider das zu ideenlose finale Kinomassaker, wo z.B. ein geschickter Storykniff m.E. doch wesentlich mehr Pfiff gebracht hätte als eimerweise Kunstblut.

In jedem Fall ein erfrischend anderes Kinoereigniss, das erstmal verdaut werden muss und in jedem Fall eine zweite Sichtung verdient hat. Den Vergleich zum (im Sinne der Objektivität schlicht bestens rekonstruierten und wertungsfreien) Untergang und Schneiders Mein Führer halte ich für völlig deplaziert, da jeweils ganz andere Ansätze verfolgt wurden. Natürlich wäre es eher illusorisch, dass ein deutscher Regisseur einen waschechten IB hinlegt, aber da ist ein Tarantino doch ohnehin außer Konkurrenz...

Mr. Vincent Vega

Zitat von: McKenzie am 29 August 2009, 22:17:21
D'Accord. So geht das einfach nicht. Jetzt musst du damit schon rausruecken. Wuerde mich aber schwer wundern, wenn die Bedenklichkeit nicht auf die ein oder andere Weise doch ideologisch / politisch ist. Uebrigens finde ich es total bizarr, dass du DEATH PROOF nun im Endeffekt besser findest als IB. Das passt irgendwie einfach nicht.  :icon_twisted:

Könnte ich das (aus)formulieren, hätte ich nicht auf einen Text verzichtet. Subsumiert könnte man vielleicht sagen, dass ich Tarantinos Vorliebe für die deutschen Referenzvorbilder ein wenig unreflektiert bzw. typisch amerikanisch finde. Aussagen wie "Leni Riefenstahl war die beste Regisseurin aller Zeiten" belegen letztlich genau das, was ich mir bei IB dauerhaft denken konnte.

Darüber hinaus setzt der Film meines Erachtens Maßstäbe im Mainstream(!)-Bereich, was den Kinoumgang mit Nazigeschichte betrifft. Ob das gute Maßstäbe sind, mag ich nicht zu beurteilen.

HenryChinaski

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 31 August 2009, 17:47:57

Darüber hinaus setzt der Film meines Erachtens Maßstäbe im Mainstream(!)-Bereich, was den Kinoumgang mit Nazigeschichte betrifft. Ob das gute Maßstäbe sind, mag ich nicht zu beurteilen.
Meinst du das jetzt als Deutscher oder als Filmliebhaber?

Was genau soll das bedeuten? Die Erfindung AdolPF Hitler die Fesse zu polieren reicht ins Amerika der späten Dreißiger / frühen Vierziger zurück (Captain America) und den Spaß, AdolPF Hitler niederzuballen, hatten wir wohl alle schon den 90ern mit WOLFENSTEIN.

Nun stellt sich die Frage, ob sich das Kino nun zu spät ähnlich mit dem Thema auseinandersetzt oder ob der deutsch Kinobesucher sich zu spät mit dieser Thematik auseinandersetzt. 

pm.diebelshausen

1 September 2009, 08:46:06 #523 Letzte Bearbeitung: 1 September 2009, 08:48:58 von pm.diebelshausen
Ach Gott, der Hitler. Ja. Ich finde, der wird mal wieder viel zu Ernst genommen. Wer ihn zu Ernst nimmt, stellt ihn auf einen Sockel, wo er ihn eigentlich gar nicht haben will, außer man ist halt rechts-doof. Klar war Hitler extrem einflussreich in seiner Zeit und ein erfolgreiches Attentat hätte einiges ganz anders aussehen lassen. Aber all das, wofür Hitler in einer demokratisch und menschlich geschulten Sichtweise steht (Terror, Holocaust, Weltkrieg, prinzipiell Menschenhass erster Güte), hat er nun mal nicht allein geschaffen. Im Gegenteil wäre er ohne all die kleinpupsigen Deutschen überhaupt nicht weit gekommen. DAMIT sollte man sich beschäftigen, wenn man sogenannte "Vergangenheitsbewältigung" betreiben will. Hitler ist ein Kuriosum, für manche Phaszinosum, so oder so ein Popanz, der überschätzt wird.

Das ist nicht off-topic, denn: ein Film wie "Der Untergang" versagt genau hier und bleibt trotz möglicher Phaszination eben nichts-sagend. Und ein Film wie "Inglourious Basterds" funktioniert genau hier: will ja gar nicht erst Aufklärung betreiben. Es handelt sich um ein Spiel, ein Märchen, Kino-Zauber, Firlefanz. Und das funktioniert wunderbar.

Ich erinnere mal an Christoph Schlingensief:

"Den Hitler hat man leider seit ’45 nicht abgenutzt. Man hat ihn nicht zum Gebrauch hingeworfen, hat gesagt, lest die Scheiße, nutzt es ab, benutzt es und dann wird es sich schon zerschleudern und zerfleddern, und keiner wird mehr Interesse haben, diese kaputte Jacke anzuziehen. Das passiert nicht, weil natürlich immer diese Hochadelskultur einsetzt und sagt: Nein, um Gottes Willen. Käseglocke drüber, Tempelanlage bauen! Wahnsinn! Vorsicht! Achtung! Kein falsches Wort jetzt! usw."
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

Roughale

Mit dem Ende im Kino macht QT doch eindeutig klar, dass der Film nichts historisch Reolevantes vorzuweisen hat, geschweige denn die beabsichtigt - insofern kann ich auch eine Kritik an der darstellung der "realen" Naziprominenz nicht nachvollziehen. IB ist für mich näher dran an Chaplins The Great Dictator, oder der Star Trek Folge Pattern of Force, als an Werken, wie Der Untergang.

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bigtrouble

Zitat von: Roughale am  1 September 2009, 11:04:46
Mit dem Ende im Kino macht QT doch eindeutig klar, dass der Film nichts historisch Reolevantes vorzuweisen hat, geschweige denn die beabsichtigt - insofern kann ich auch eine Kritik an der darstellung der "realen" Naziprominenz nicht nachvollziehen. IB ist für mich näher dran an Chaplins The Great Dictator, oder der Star Trek Folge Pattern of Force, als an Werken, wie Der Untergang.
Seh ich auch so. Der Beginn mit Es war einmal ... deutet es auch schon an.  

Immer wieder lese ich das Der Untergang in der Darstellung Hitler versagt aber wenn man ihn parodiert soll das genauso schlimm sein. Also bitte wie soll man den Hitler nun darstellen?

subhero

Wie sollte man Hitker darstellen? So wie er war. Ein krankes Arschloch welches mit seinen Handlangern und Untertanen Millionen Menschen ermordet hat. Das dies nicht auf alle Mitmenschen abschreckend wirkt, ist eine andere Geschichte. Ich finde Tarntinos Hitlerabbild auf jeden Fall als Parodie gelungen. Die anderen Nazi-Arschlöcher im Film ebenfalls. Denn letztendlich zeigt Tarantino, dass es keine Übermenschen, sondern nur Menschen sind.

Hedning

ZitatAlso bitte wie soll man den Hitler nun darstellen?

Eine Patentlösung gibt es da sicher nicht. Wenn ich die Möglichkeit hätte, einen Film mit/über Hitler zu drehen, würde ich eine möglichst nüchterne Darstellung ohne die üblichen parodistischen Überzeichnungen versuchen. Die gegenüber "Der Untergang" entstandene Diskussion, ob man Hitler "als Mensch" zeigen kann, halte ich für Quatsch, denn rein biologisch gesehen war er das nun mal und alles andere lässt sich über den diffusen Begriff "Menschlichkeit" nicht diskutieren. Es soll natürlich nicht darum gehen, ihn auf einmal sympathisch wirken zu lassen, sondern sich der historischen Wirklichkeit möglichst zu nähern. Ich bin ganz und gar nicht der Ansicht, dass sich dieser Anspruch durch Tarantinos Comicvision nun auf einmal erledigt haben soll, auch wenn Herr Seeßlen das vielleicht gern hätte. Ich bin des Weiteren sehr wohl dafür, Hitler wie auch alle anderen einflussreichen (wertneutral gemeint) historischen Gestalten ernst zu nehmnen, denn anders kann man auch nicht die für die Gegenwart notwendigen Schlüsse ziehen (z.B. wachsam gegenüber dem Abbau demokratischer Prinzipien sein). Jemand, der sich nur kaputtlacht und sich all dem haushoch überlegen, aufgeklärt usw. fühlt, hat m.E. nicht verstanden, dass Freiheit und Demokratie grundsätzlich immer bedroht sind, und das aus den verschiedensten Richtungen - und dass jeder den für seine Zeit typischen Wertvorstellungen und Lehrmeinungen unterworfen ist. Daher lehne ich es auch ab, mit dem Wissen bzw. den Wertvorstellungen der Nachgeborenen über frühere Generationen zu urteilen.

Stuntman Bob

Zitat von: subhero am  1 September 2009, 12:38:18
Wie sollte man Hitler darstellen?
Die Frage ist für eine ernsthafte Disukussion eigentlich völlig nutzlos. Wie Hitler nicht dargestellt werden sollte, ist eine viel ergiebigere Frage.

Zitat von: Hedning am  1 September 2009, 12:51:24Es soll natürlich nicht darum gehen, ihn auf einmal sympathisch wirken zu lassen, sondern sich der historischen Wirklichkeit möglichst zu nähern. Ich bin ganz und gar nicht der Ansicht, dass sich dieser Anspruch durch Tarantinos Comicvision nun auf einmal erledigt haben soll, auch wenn Herr Seeßlen das vielleicht gern hätte. Ich bin des Weiteren sehr wohl dafür, Hitler wie auch alle anderen einflussreichen (wertneutral gemeint) historischen Gestalten ernst zu nehmnen, denn anders kann man auch nicht die für die Gegenwart notwendigen Schlüsse ziehen (z.B. wachsam gegenüber dem Abbau demokratischer Prinzipien sein).
Auch das halte ich für nicht notwendigerweise richtig. Unterstellt es doch quasi, der Nationalsozialismus wäre nur auf diese eine Person des Adolf Hitlers zurückzuführen und damit zu erklären. Es ist letztlich viel zu einfach und obendrein schlicht weg falsch Hitler als den omnipotenten Verführer zu sehen, der eine ganze Nation gegen ihren Willen zu Nazis gemacht hat.
Überhaupt ist eine zu starke Fokussierung auf Hitler einem wirklichen Verständnis der Geschichte eher hinderlich.
Ein gutes Beispiel, und so schließt sich der Kreis, ist wirklich IB und der Untergang. Es ist völlig egal, mit welcher Akribie beim Untergang historische Fakten ins Drehbuch übernommen wurden (oder auch nicht), denn letztlich ist Hitlers Freitod nicht mehr als eine geschichtliche Randnotiz, die zum Verständnis der wirklich relevanten Ereignisse im Dritten Reich kaum, bis gar nichts beitragen kann, wohingegen die völlig fiktive Anfangssequenz von IB (Kapitel 1) einen emotionalen Zugang schafft. Wofür Kunst u.a. letztlich auch da sein sollte.

"Via @ewines "discriminating against gays is the official policy of the @boyscouts" Jesus... Alright, then - fuck the Boy Scouts! No, wait..." -Kevin Smith (auf Twitter)

Hedning

Zitat von: Stuntman Bob am  1 September 2009, 14:44:38
Zitat von: Hedning am  1 September 2009, 12:51:24Es soll natürlich nicht darum gehen, ihn auf einmal sympathisch wirken zu lassen, sondern sich der historischen Wirklichkeit möglichst zu nähern. Ich bin ganz und gar nicht der Ansicht, dass sich dieser Anspruch durch Tarantinos Comicvision nun auf einmal erledigt haben soll, auch wenn Herr Seeßlen das vielleicht gern hätte. Ich bin des Weiteren sehr wohl dafür, Hitler wie auch alle anderen einflussreichen (wertneutral gemeint) historischen Gestalten ernst zu nehmnen, denn anders kann man auch nicht die für die Gegenwart notwendigen Schlüsse ziehen (z.B. wachsam gegenüber dem Abbau demokratischer Prinzipien sein).
Auch das halte ich für nicht notwendigerweise richtig. Unterstellt es doch quasi, der Nationalsozialismus wäre nur auf diese eine Person des Adolf Hitler zurückzuführen und damit zu erklären.

Nein, unterstelle ich nicht und denke ich auch nicht. Allerdings glaube ich, dass weder die Bevölkerung noch Hitlers einflussreiche Unterstützer (z.B. Hindenburg) ihn an die Macht gebracht hätten, wenn sie die Konsequenzen auch nur ansatzweise hätten absehen können.

subhero

Eigentlich hätten sie das, hätten sie sich nicht nur mit MEIN KRAMPF gegenseitig beschenkt sondern die Schwarte (das schlechteste Deutsch was mir je in einem Buch so hoher Auflage je untergekommen ist - 10,24 Millionen Stück bis 1943) auch mal aufm Klo gelesen. Da steht so ziemlich alles drin, was Hitler so an Zielen verfolgte und auch, wie er sich die Umsetzung vorstellt. Und das Buch kam ja schon vor im Jahre 1925 / 26 heraus. Von daher sehe ich das Argument "hätten wir gewußt, dann hätten wir nicht" immer etwas zweispältig.

Roughale

Zitat von: subhero am  2 September 2009, 14:02:17
Eigentlich hätten sie das, hätten sie sich nicht nur mit MEIN KRAMPF gegenseitig beschenkt sondern die Schwarte (das schlechteste Deutsch was mir je in einem Buch so hoher Auflage je untergekommen ist - 10,24 Millionen Stück bis 1943) auch mal aufm Klo gelesen. Da steht so ziemlich alles drin, was Hitler so an Zielen verfolgte und auch, wie er sich die Umsetzung vorstellt. Und das Buch kam ja schon vor im Jahre 1925 / 26 heraus. Von daher sehe ich das Argument "hätten wir gewußt, dann hätten wir nicht" immer etwas zweispältig.

Das ist nicht ganz korrekt, die Erstauflage des Buches war in katastrophalem Deutsch, die wurde von der SA und später sogar von der SS eingezogen und vernichtet und gilt heute als Sammlerstück, weil sie dabei wohl sehr erfolgreich waren. Die Volksausgabe (das kleine rote Büchlein), das zum Beispeil zu jeder Hochzeit verschenkt wurde, ist eine deutlich überarbeitete und korrigierte Fassung - was natürlich nicht den Inhalt verfälscht hat!

Aber Recht hast du, dass es eventuell geholfen hätte, wenn mehr Leute den Schwachsinn gelesen hätten, es fällt schwer, sich vorzustellen, dass der Inhalt nicht auch ohne unser Wissen abstossend gewirkt haben müsste - allerdings darf man nicht die Verzweiflung nach der Wirtschaftskriese und die politische Frustration der späten Weimarer Republik unterschätzen...

Der Werdegang der Nazis ist ein erschreckendes, aber auch faszinierendes Kapitel der Geeschichte, weil erstaunlich viele unterstützende Komponenten zusammentrafen und die Nachbarn zulange in Ignoranz zuschauten.

Aber all das, ist, dankenderweise, nicht Bestandteil des hier diskuttierten Films.

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subhero

Ok, ich hab mich mit der Originalausgabe beschäftigt und werd mir dank deines Hinweises jetzt auch mal die Volxausgabe geben. Vor allem inhaltliche Änderungen würden mich schon interessieren.

Ja, was mich auch freut, ist, das Tarantino nicht in dem Sinne politisiert, in dem er versucht, Geschichte als Geschichte zu erzählen. Das hat für mich schon etwas befreiendes angsichts des Themas gehabt.

bigtrouble

Irgendwie klammert ihr euch bei eurer Diskussion zu sehr an einer einzelnen Person: Hitler. Der Antisemitismus war in Deutschland damals sehr stark und die Nazis (es war nun mal nicht nur Hitler) schürten noch die Stimmung.
Das schlecht geschriebene Buch haben sicher einige gelesen, aber halt nicht ernst genommen. Empfehlen kann ich da übrigens auch die Lesungen von Helmut Qualtinger.
Es hat auch genügend Gegner vor der Machtübernahme gegeben, doch auf die hat die breite Masse halt nicht auf diese gehört. Sehr peinlich auch die damalige Elite die die Nazis wohl auch nicht so ernst genommen haben.
Dieses Thema ist aber so umfangreich/vielschichtig und am besten liest man sich da richtig rein, weiss nicht ob da gerade die OFDB der richtige Ort zum Diskutieren ist.  :icon_smile:

subhero

2 September 2009, 15:48:02 #534 Letzte Bearbeitung: 2 September 2009, 15:50:13 von subhero
Nun ja, aber Hitler ist nun mal eine der Figuren im Film und meiner Meinung nach auch eine tragende, auch wenn seine Auftritte kurz gehalten wurden. Weiterhin geben die Auftritte von Mike Meyers oder Bella B. nicht so viel her als Diskussionsgrundlage  :icon_smile: . Und das Hitler nicht alleine Faschismus und Antisemitismus war, ist wohl (den meisten hier hoffentlich) klar. Natürlich zeigt das auch wieder einmal, was für eine "faszinierende" ( :kotz:) Persönlichkeit Hitler bis heute ist.

Und noch was, wenn ich ein paar Seiten zurückblätter im Film-Fred, muss ich feststellen, dass kaum ein anderer Film in letzter Zeit hier so diskutiert wurde. Was in meinen Augen auch für den Film spricht, da man daran sieht, was für ein sicher auch kontroverses Potential in diesem Werk steckt.

Roughale

Zitat von: subhero am  2 September 2009, 15:33:34
Ok, ich hab mich mit der Originalausgabe beschäftigt und werd mir dank deines Hinweises jetzt auch mal die Volxausgabe geben. Vor allem inhaltliche Änderungen würden mich schon interessieren.

Ja, was mich auch freut, ist, das Tarantino nicht in dem Sinne politisiert, in dem er versucht, Geschichte als Geschichte zu erzählen. Das hat für mich schon etwas befreiendes angsichts des Themas gehabt.

Wie ich schon geschrieben hatte: Inhaltliche Veränderungen sollten da nicht erwartet werden, so wollte ich das jedenfalls verstanden haben ;)

Darf ich mal dezent nachfragen, wie du an die Originalausgabe rangekommen bist? Ich erinnere mich noch an mein Geschichtsstudium, wie ich an alten Dokumenten im Giftschrank für mein Schund und Schmutzgesetz Referat arbeiten durfte (mit Unterschrift des Profs als Legitimation) und in dem Giftschrank einen kleinen Tresor sah und neugierig, wie ich bin, nachfragte, was da drin sei und es war wohl eine Originalausgabe, an die aber Studenten nicht rankamen. Die Volksausgabe lag da aber auch...

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subhero

2 September 2009, 15:55:42 #536 Letzte Bearbeitung: 2 September 2009, 16:00:46 von subhero
Du kannst deutsche Ausgaben überall kaufen, ausser in D-Land selber - auch in deutsch! Ich habe meine "vererbt" bekommen im Paket mit einer Bibelausgabe von 1920 :-) .

Bei Ebay.com bekommst du bei Bedarf signierte Ausgaben in deutsch  :algoschaf:

Weiterhin: In Deutschland darf Mein Kampf laut einem Urteil des Bundesgerichtshofes antiquarisch vertrieben werden (BGHSt 29, 73). Auch der Besitz des Buches ist legal.

Da du ja  Ahnung durch dein Studium hast, weißt du ja sicher wie sich das mit Bayern, dem Finanzministerium und den Rechten an dem Buch  verhält  :LOL: .

Roughale

@bigtrouble: Du hast natürlich Recht, aber die Hitler Diskussion ist dadurch aufgetreten, weil es um seine Darstellung in IB und anderen Filmen ging, leicht OT-gefährdet aber mMn immer noch nah genug am Thema! ;)

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Roughale

Zitat von: subhero am  2 September 2009, 15:55:42
Du kannst deutsche Ausgaben überall kaufen, ausser in D-Land selber - auch in deutsch! Ich habe meine "vererbt" bekommen im Paket mit einer Bibelausgabe von 1920 :-) .

Die korrigierte Volksausgabe, das weiss ich, aber die Erstauflage? Damals, zur Zeit meines Studiums, galt die als absolute Rarität!

Zitat von: subhero am  2 September 2009, 15:55:42Bei Ebay.com bekommst du bei Bedarf signierte Ausgaben in deutsch  :algoschaf:

Auch das ist wieder die Volksausgabe, die von Sekretärinnen signiert wurden, das könnte sogar die zur Hochzeit ausgegeben wurde, oder zur geburt, weiss ich nicht mehr, war aber Bestandteil des Seminars über die 1000 blonden Jahre ;)

Zitat von: subhero am  2 September 2009, 15:55:42Weiterhin: In Deutschland darf Mein Kampf laut einem Urteil des Bundesgerichtshofes antiquarisch vertrieben werden (BGHSt 29, 73). Auch der Besitz des Buches ist legal.

Das ist aber neu und definitv nach der Wiedervereinigung, ich muss dazu sagen, dass der ganze Terz zu meiner Studienzeit noch unter allierter Protektion lief :king:

Zitat von: subhero am  2 September 2009, 15:55:42Da du ja  Ahung durch dein Studium hast, weißt du ja sicher wie sich das mit Bayern, dem Finanzministerium und den Rechten an dem Buch  verhält  :LOL: .

Das habe ich auch nur der Diskussion um die Zeitzeugen Zeitschrift mitbekommen - verwundern tut es mich nicht, was aber jetzt keine politische, sonder eine rein wirtschaftliche Aussage ist!

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JimmyAutomatic

So dann mal zurück zum Film

Was Tarantino da geschaffen hat, lässt sich mit wenigen Worten beschreiben. Genau diese Worte hat der Quentin dann Brad Pitt als finalen Satz in den Mund gelegt. "I think this one is my masterpiece."

Von den Schauspielerischen Leistungen gibt es eigentlich nur einen Ausfall (Diane Krüger). Naja wie soll jemand ohne jegliches schauspielerisches Talent eine Starschauspielerin spielen..... Der Film hatte ganz Tarantino-untypisch eine klare Erzählstruktur und das hat dem Film auch gut getan. Die vielen Stellen an denen gelacht wurde haben dem Film noch zusätzlich geholfen. Es gab herrlich abgedrehte Szenen (
Spoiler: zeige
Göbbels beim Sex  :algoschaf:, die Vorstellung von Stiglitz
). Das Finale war einfach nur grandios, verbreitete Gänsehaut, hat den Nazis gegeben was Sie verdienen und war gleichzeitig ein krasser Stilbruch vom Dialoglastigen Film mit Action-Elementen zum grandiosen Actionshowdown. Und ganz nebenbei hat der Film, in dem zwei meiner Hassschauspieler mitspielen, mit denen etwas getan, worauf ich schon lange gehofft hatte (
Spoiler: zeige
Til Schweiger ausgepeitscht :dodo:(hätten Sie ruhig länger machen können die Szene); die Krüger wird brutal erwürgt :respekt:
).

Einfach nur ein großartiger Film 10/10
UND unbedingt in der OmU schauen, oder OV ich will den mir gar nicht erst auf Deutsch vorstellen.
Bei uns im Kino ist übrigens nen Aushang (Deutsche Nazis, Amerikanische Soldaten, Französische Widerstandskämpfer und alle sprechen Hochdeutsch? So ein Quatsch! Deswegen bei uns als OmU!)

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