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Dresden

Begonnen von Decker, 6 März 2006, 17:30:46

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Decker

Nach der "Sturmflut" wollte ich mir eigentlich kein deutsches Event-Movie mehr antun.
Hab mir dann aber doch den 1. Teil von "Dresden" angesehen und fand ihn wirklich sehr gut.

Ich werd mir heute auf jeden Fall den 2. Teil reinziehn.

Was haltet ihr von dem Film?



kruchtenkaiser

fand das bisher Gesehene auch ganz ordentlich. Der Film kommt zwar imo ein bisschen schwerfällig ins Rollen, aber mit der Zeit konnte er mich schon nahezu "fesseln"... grundsolide Leistungen von den Akteuren, ja, bis jetzt hat der Film Spaß gemacht. Ich hoffe, dass "Dresden" mit Teil 2 noch stärker an Fahrt gewinnt (wird wohl auch mit Beginn der Bombardierung unumgänglich sein), dann stehen guten 8 von 10 Punkten nichts mehr im Wege! Endlich noch einmal eine deutsche TV-Produktion, die auf hohem Niveau agiert. Dafür zahl ich gern GEZ!

Nibi

Fand ihn eigentlich auch ganz gut und denke das er sich mit dem heutigen zweiten Teil noch steigern kann und wird.
-It's blood
-Son of a bitch

ganymed

werd mir auch den 2. teil heute anschauen

der erste teil hat denke ich viele allgemeinere informationen geliefert für die zeit
was von mir aus auch noch hätte etwas länger laufen können

aber 2 teile sind schonmal gut

teil 2 heute wird bestimmt ganz schön extrem werden

Mr. Hankey

So! Beide Teile sind nun durch und so will ich auch ein kurzes Statement abgeben. Ich persönlich kann mich meinen Vorrednern nur anschliessen. Nach vielen mauen TV-Streifen ist "Dresden" nun endlich mal wieder ein packendes, historisch ziemlich genaues und sehr ehrlich inszeniertes TV-Kriegsdrama geworden, das eigentlich kaum Anlass zur Kritik gibt. Die fiktive Liebesgeschichte ist angenehm kitschfrei ausgefallen und die Bombardierung von Dresden hätte man packender und ergreifender kaum inszenieren können. Mir persönlich sind fast schon die Tränen gekommen, meine Heimatstadt in diesem Flammenmehr sehen zu müssen. :icon_sad:

Die Inszenierung ist sehr glaubwürdig ausgefallen und mit unglaublich viel Mühe umgesetzt worden. Vor allem was die Verfremdung der Dresdner Kulissen angeht, wurde extrem gute Arbeit geleistet und die Computereffekte sieht man wirklich zu keinem Moment raus. Bravo!

Und dazu ein absolutes Traumteam in Sachen Darstellerleistungen. Felicitas Woll, Heiner Lauterbach, Wolfgang Stumph, egal wenn man da auch nimmt, wirklich ein jeder hat seine Sache fabelhaft gemacht.

Persönlich gestört haben mich nur zwei Sachen:

Zum einen fand ich, dass sich die Handlung, vor allem im ersten Teil, doch hier und da etwas zog. Einiges hätte man vielleicht doch etwas kompakter gestalten können.

Zum anderen fand ich es auch nicht so toll, dass hier wirklich alle miteinander Deutsch geredet haben, selbst die Briten untereinander. Zwar hat man, löblicherweise, britische Darsteller eingesetzt, doch diese wurden ins Deutsche synchronisiert. In meinen Augen hätte OmU da wesentlich besser gepasst.

Dennoch, unterm Strich ist "Dresden" definitiv einer der besten TV-Filme der letzten Zeit, wenn nicht sogar das TV-Film-Highlight 2006! Gutes Drehbuch, packende Inszenierung, ungeschönte und sehr genaue historische Fakten, und eine annehmbare Liebesgeschichte, die keinerlei Kitsch versprüht und die die dramatische Handlung in keinster Weise überspielt.

7,5/10 Punkte meinerseits!
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kruchtenkaiser

jo, in Summe wirklich eine herausragende deutsche TV-Produktion. Hatte vor der Ausstrahlung Bedenken, was die Einflechtung einer Liebesgeschichte in diesen Kontext angeht, aber die Sache wurde wirklich klasse gelöst. Felicitas Woll hat endlich bewiesen, dass sie jenseits von "Berlin, Berlin" und "Mädchen, Mädchen" bestehen kann und auch eine fürs ernste Fach ist, Heiner Lauterbach, Marie Bäumer, Wolfgang Stumph (bei dem musste ich wirklich zweimal hinsehen, um sicher zu sein, dass er es wirklich ist...  :icon_mrgreen:) allesamt klasse!

Man merkt auch in jedem Augenblick, dass Roland Suso Richter hier mit sehr viel Liebe zum Detail gearbeitet hat. Nix, aber auch wirklich gar nix, wirkt dahingeschludert. Auch als gelungen muss ich einfach die Einbindung der "Archiv-Aufnahmen" herausheben (nicht nur die Aufnahmen aus der damaligen Zeit, auch das Finale des Films mit den Aufnahmen vom Festakt zum Wiederaufbau der Frauenkirche machten den Film zu ner endgültig runden Sache).

Zitat von: Mr. Hankey am  6 März 2006, 23:50:18...
Zum anderen fand ich es auch nicht so toll, dass hier wirklich alle miteinander Deutsch geredet haben, selbst die Briten untereinander. Zwar hat man, löblicherweise, britische Darsteller eingesetzt, doch diese wurden ins Deutsche synchronisiert. In meinen Augen hätte OmU da wesentlich besser gepasst.
...

genau das ist mir auch sehr sauer aufgestoßen. Hatte mich schon bei Teil 1 gefragt, was das sollte. Wenn man schon britische Darsteller für diese Rollen wählt, dann hätte man auch in letzter Konsequenz die betreffenden Passagen im Original beibelassen können... Naja, nur ne "Kleinigkeit"... alles in allem 8/10... von dieser Arbeit können sich andere TV-Produktionen (allen voran die der Privaten) ne dicke, fette Scheibe abschneiden!

vegan_demon

Mir hat Dresden überhaupt nicht gefallen. Auf Authentizität wurde scheinbar nicht all zu viel Wert gelegt. Zumindest kann ich mir nicht vorstellen, dass im Frühjahr '45 noch Juden durch die Dresdner Innenstadt gelaufen sind und sogar noch eigene Wohnungen (!?) bewohnten.
Auch die Charaktere konnten mich durchweg nicht überzeugen. Am Schlimmsten ist Robert, der britische Bomberpilot, der sich so naiv und dumm verhält, speziell in der Wahl seines Verstecks. Wieso verschwindet er nicht aus dem Keller des Hospitals, sondern bleibt und bleibt und bleibt. Dieses unlogische Verhalten hemmt noch zusätzlich die ohnehin schon nicht all zu spannende Atmosphäre des Films. Besonders dämlich finde ich die Szene, in der die SS oder Gestapo den Keller des Krankenhauses inspizieren: Robert schreckt auf - "Oh oh! Gefahr." - So weit so richtig. Als dann jedoch Heiner Lauterbach und der Adjutant plötzlich zu sehen sind, fragt man sich: wieso störte deren Anwesenheit unseren "Helden" nicht schon früher?

Auch die lieblose Vermischung aus Archivmaterial und "Frischgedrehtem" stört. Es kommt einem so vor, als ob Regisseur Richter um jeden Preis so viele Archivaufnahmen wie möglich unterbringen wollte, ob diese nun an den entsprechenden Stellen einen Sinn oder Stil haben, schien ihn nicht zu interessieren.

Auch die viel zu sehr in die Länge gezogene Liebesgeschichte langweilt. Nicht nur, dass man die Gefühle Annas nicht wirklich nachvollziehen kann. Nein: sie bleibt auch - trotz der langen Zeit, die sich der Film mit ihr beschäftigt - erstaunlich flach. Besonders lächerlich hier: die Liebesszene im Krankenhausbett. Meine Fresse. Was ein Schwachsinn. Und eine Frage am Rande: was hat Robert mit der Leiche des Wehrmachtssoldaten gemacht, dessen Bett er übernimmt? Weggezaubert?

Überhaupt kann ich mir nicht vorstellen, dass die Tochter einer deutschen Bonze im Dritten Reich als Krankenschwester arbeitet. Generell wird Anna viel zu modern und eigensinnig dargestellt.

Anderes Thema: wieso hat man die britischen Soldaten alle synchronisiert? Achtet man bei Dresden auch die Lippenbewegung der Soldaten, so ist leicht zu erkennen, dass diese Szenen auf englisch gedreht wurden. Warum also synchronisiert man das nochmal nach?

Lässt sich also zusammenfassen: auch wenn das ZDF einen aufwendigen historischen TV-Film dreht, sollte man nicht (all zu) viel erwarten. Schwacher Film.

ganymed

also mir hat auch der 2. teil gut gefallen

die synchro ist komplett in deutsch wegen den grossteils älteren zuschauern auf zdf denke ich

kruchtenkaiser

Zitat von: ganymed am  7 März 2006, 18:00:46
die synchro ist komplett in deutsch wegen den grossteils älteren zuschauern auf zdf denke ich

das ist ja auch in Ordnung so, dass auf das ältere Zielgruppensegment Rücksicht genommen wurde... aber ich hoffe mal inständigst, dass bei der anstehenden DVD-Veröffentlichung (auch) die "normale" gemischt-sprachige Version drauf ist. Sobald die bei nem akzeptablen Preis angelangt ist, wird die gekauft...

Mr. Hankey

7 März 2006, 19:58:53 #9 Letzte Bearbeitung: 7 März 2006, 20:13:44 von Mr. Hankey
ZitatÜberhaupt kann ich mir nicht vorstellen, dass die Tochter einer deutschen Bonze im Dritten Reich als Krankenschwester arbeitet
Ihr Vater, der ja zudem der Leiter des Krankenhauses war, war ja nun auch nicht unbedingt eine "Bonze", sondern "nur" einer derer, die mit denen, für Geld, gearbeitet haben. Und das ihr Vater, der ja zudem der Leiter des Krankenhauses war, solche Dinge gemacht hat, hat ja auch vorerst keiner gewusst.

ZitatAuf Authentizität wurde scheinbar nicht all zu viel Wert gelegt. Zumindest kann ich mir nicht vorstellen, dass im Frühjahr '45 noch Juden durch die Dresdner Innenstadt gelaufen sind und sogar noch eigene Wohnungen (!?) bewohnten.
Authentizitätsmangel dürfte es in diesem Streifen wohl kaum gegeben haben, da er von drei sehr anerkannten Professoren überwacht wurde und zwar von

1. Prof. Rolf-Dieter Müller, Wissenschaftlicher Direktor des Millitärgeschichtlichen Forschungsamtes in Potsdam
2. Prof. Richard Overy, Professor für moderne Geschichte am Londoner King's College
und 3. Prof. Hans Mommsen, emeritierter Professor für Neuere Geschichte an der Universität Bochum

Ich denke mal, dass da nur äußerst wenig durchgerutscht sein dürfte, was historisch nicht so gewesen ist. Außerdem waren es ja auch wirklich nur einige wenige Juden und diese dürfte es durchaus auch noch 45 in Dresden gegeben haben!
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vegan_demon

ZitatIhr Vater, der ja zudem der Leiter des Krankenhauses war, war ja nun auch nicht unbedingt eine "Bonze", sondern "nur" einer derer, die mit denen, für Geld, gearbeitet haben. Und das ihr Vater, der ja zudem der Leiter des Krankenhauses war, solche Dinge gemacht hat, hat ja auch vorerst keiner gewusst.
Wer solch ein Haus bewohnt, wie die Protagonisten-Familie (mit Dienstmädchen etc.pp.) ist eine Bonze.

Wegen der Authentizität:
Zitatvon drei sehr anerkannten Professoren überwacht wurde
Hmm... Ist wohl ein Argument. Aber ich kann mir beim Besten Willen immer noch nicht vorstellen, dass sich Juden Anfang '45 in der Öffentlichkeit gezeigt haben (entseidenn im Ghetto, natürlich) oder sogar noch eigene Wohnungen besaßen. Man vergleiche nur mal mit Anne Frank in Amsterdam! Wieso sollte es also in Dresden so anders / besser gewesen sein. Kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

Mr. Hankey

7 März 2006, 20:46:17 #11 Letzte Bearbeitung: 7 März 2006, 20:49:10 von Mr. Hankey
Zitat von: vegan_demon am  7 März 2006, 20:33:50Wer solch ein Haus bewohnt, wie die Protagonisten-Familie (mit Dienstmädchen etc.pp.) ist eine Bonze.
Mhhh. Oder auch nur ein reicher (und Geld- und Ruhmgieriger) Leiter eines Krankenhauses. Aber nun gut, dass ist sicher eine Frage der Definierung!

Wegen der Authentizität:
ZitatIst wohl ein Argument. Aber ich kann mir beim Besten Willen immer noch nicht vorstellen, dass sich Juden Anfang '45 in der Öffentlichkeit gezeigt haben (entseidenn im Ghetto, natürlich) oder sogar noch eigene Wohnungen besaßen. Man vergleiche nur mal mit Anne Frank in Amsterdam! Wieso sollte es also in Dresden so anders / besser gewesen sein. Kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.
Hmmh. Na ja, da ist sicher was dran. Aber Simon war ja schließlich mit Maria verheiratet und ob nun ihm die Wohnung gehörte oder doch mehr der Maria, ist in dem Film glaube nicht allzu deutlich hervorgegangen. :icon_confused:
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vegan_demon

ZitatHmmh. Na ja, da ist sicher was dran. Aber Simon war ja schließlich mit Maria verheiratet und ob nun ihm die Wohnung gehörte oder doch mehr der Maria, ist in dem Film glaube nicht allzu deutlich hervorgegangen.

Das ist ein weiterer Punkt! "Arier", die mit Juden verheiratet waren und sich weigerten sich von ihm/ihr zu trennen, wurden ja nicht (viel) besser behandelt als Juden! Die beiden wären in Wirklichkeit vermutlich schon längst deportiert worden, wegen "Rassenschande" oder was weiß ich, wie die Nazis das genannt haben, wenn man sein "reines" Blut mit dem "unreinen" Blut eines "Untermenschen" vermischt hat...

Wolfhard-Eitelwolf

Naja welche Professoren das gewesen sein müssen... vll Oberpfosten Guido "Knoppers" Knopp  :icon_rolleyes: Der Film war sowas von anspruchslos, daß es zweitweilig weh tat. Aber ok, das muss bei einem Spielfilm wohl halt sein, gerade beim dicken Budget von "Dresden".
Filmfehler gabs zuhauf, die auffälligsten:

- Es Gab keine 6. SS Panzerdivision
- Eine Bomberwelle mit einer Staffel gleichzusetzen ist ziemlich  :LOL:
- In Dresden brennt bereits am frühen Morgen nichts mehr, auch Rauchwolken gibts nicht
- Wochenschau Thema V1 - das war Mitte 44 aktuell und nicht 45
- Uniformfehler
und und und

Hier waren bestenfalls Knopp'sche Hiwiidioten zur Überwachung der Korrektheit abgestellt. Viel gabs ja bei der Dominanz der Liebesstory ohnehin nicht.

Aber als TV-Film ging das Ganze schon ok. Gute Darsteller, nette Luftaufnahmen und ordentliche Effekte. Nur halt ohne Anspruch und am Ende zu schnell bei der Hand mit dem Abspann


Mr. Hankey

9 März 2006, 19:20:37 #14 Letzte Bearbeitung: 9 März 2006, 19:36:51 von Mr. Hankey
ZitatIn Dresden brennt bereits am frühen Morgen nichts mehr, auch Rauchwolken gibts nicht
Das ist aber bestenfalls ein Filmfehler und auserdem wird nirgendswo erwähnt, dass es, als die beiden aus ihrem Versteck herausgekrochen gekommen sind, gleich der Tag nach der Bombennacht war. Vielleicht haben sie auch wirklich erst einige Tage in ihrem Versteck "gehaust", bevor sie sich befreit haben. Das wird in dem Film nicht unbedingt deutlich gemacht, auch wenn es (zugegeben) natürlich irgendwo das Logischste wäre.

Wer übrigens mehr über die (Zitat Onkel): "Knopp'sche Hiwiidioten" :icon_rolleyes: erfahren will. Hier gibt es eine Kurzbiographie und ein längeres Interview (nicht zum Thema Dresden) mit Prof. Hans Mommsen:

http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/beitrag/intervie/hmommsen.htm


Und eine Biographie zu Prof. Dr. Ralf-Dieter Müller (incl. E-Mail-Adresse für heftige Diskussionen :icon_wink:)

http://www.mgfa.de/html/institut_mitarbeiter_2005.php?do=display&ident=3997ed6485ff2&PHPSESSID=01e4d3d1d67702ab6d502ce3de484a37


Soviel zu Thema Hiwiidioten... :andy:
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McMurphy

Ich war die Woche unterwegs, aber jetzt will ich als Dresdner auch noch meine Meinung kundtun:

Ich fand den Film ziemlich mäßig. Normalerweise meide ich solche "TV-Events", vor allem wenn sie nach dem Titanic-Schema reale Ereignisse mit kitschigen Liebesgeschichten (vorzugsweise mit Dreiecks-Konstellation) verbinden. Aber da es hier um meine Heimatstadt ging und im Vorfeld von diversen Kritikern (z.B. FAZ) vehement behauptet wurde, die Liebesgeschichte wäre eher dezent, habe ich mal eine Ausnahme gemacht.

Immerhin habe ich bis zum Ende durchgehalten, aber überzeugt hat mich das Ganze nicht. Wenn hier die Liebesgeschichte dezent und kitschfrei sein soll, dann bin ich froh, andere TV-Filme dieser Art nicht gesehen zu haben. Was diesen Teil des Films angeht, wurde die Glaubwürdigkeit doch arg strapaziert. Angesichts der beachtlichen Laufzeit und des relativ hohen Anteils der Liebes-Schmonzette daran blieben die Charaktere doch eher blass, was aber eher am Drehbuch als an den Schauspielern liegt. So war es auch kein Wunder, daß das einzige, was mich an diesem Film wirklich berührt hat, die Zerstörung meiner Heimatstadt war, während mir die Protagonisten eher auf den Keks gingen. Dafür, daß die Liebesgeschichte an ziemlich dünnen Haaren herbeigezogen ist, war der Film eindeutig zu lang - krampfhaft aufgeblasen, um in das Schema zweiteiliges TV-Event zu passen. Leider wurde an der falschen Stelle aufgeblasen, was sicherlich auch eine Kostenfrage war.

Zum Thema Zerstörung: Es gab einige gut gemachte und eindrucksvolle Szenen (z.B. Zielmarkierungen über der Altstadt, Blick von unten), wirkte in der Gesamtheit für einen Feuersturm aber irgendwie zu harmlos. Wenn man Menschen, die in flüssigem Asphalt steckenbleiben, die wie Blätter im Sturm herumgewirbelt werden oder die zu kleinen Aschehäufchen zusammengeschrumpft sind, nicht zeigen will oder kann, sollte man sich ein anderes Thema suchen. Teilweise wirkte das ganze wie eine billige Kulisse für einen Filmhelden-Hindernislauf, was den realen Ereignissen nicht im mindesten gerecht wird.

Die Integration von historischen Aufnahmen fand ich auch nicht so gelungen. Vielleicht sollte der Zuschauer erinnert werden, daß es sich im Film um die Darstellung realer Ereignisse handelt, aber ich denke nicht, daß eine solche Erinnerung nötig ist. Irgendwie sah es eher wie ein Versuch aus, Drehs und damit Kosten einzusparen. Insbesondere die Diskrepanz zwischen dem dokumentarisch wirkenden Archivmaterial und der haarsträubend unglaubwürdigen Liebesgeschichte fand ich schon ziemlich störend.

Insgesamt bleiben für mich nur wohlwollende 5 Punkte.

McMurphy
- "I see your front tyre's going a bit flat on you there, Burt."
- "Oh yeah, well the good news is, it's only flat on the bottom."
(aus "The World's Fastest Indian")

Marcel

So, muss auch mal meinen Senf dazu geben.

Fand den Film an sich nur lauwarm. Ich bin grundsätzlich sowieso der Meinung, dass solche Stoffe eher auf die große Leinwand gehören und gerade nach dem Erfolg von "Der Untergang" war doch klar, dass es sich dort auch lohnt.

Die Geschichte an sich war sehr gut. Bei den Schauspielern haben mich vor allem Felicitas Woll und Marie Bäumer überzeugt. Wolfgang Stumph war leider chronisch unterfordert. Der britische Bomberpilot ist irgendwie immer mit dem gleichen gesichtsausdruck durch die Gegeng gelaufen. Der Rest vom Cast war absolut in Ordnung. Ich bin auch immer wieder beeindruckt, dass man immer wieder für Nazis so überzeugende Darsteller findet, dass man die permanent prügeln könnte.

Die Umsetzung der Liebesgeschichte, naja das Konzept ist nach Titanic, Pearl habor etc. schon irgendwie ausgelutscht. Doch das einzige was mich wirklich störte war die Liebesszene im Krankenhaus. Was sollte das denn. Hat geringfügig an eine Stelle in Remarques "Im Westen nichts neues" erinnert, da war das allerdings in einem völlig anderem Kontext.

Authentizität: Entäuschend fand ich vor allem den Bombenangriff selbst. Verglichen mit dem Inferno, was da ausgebrochen ist (wie man aus den Zeitzeugenberichten noch immer heraushören kann) wirkt der im Film wie ein laues Lüftchen. Da scheint mir die Beschränkung des TV-Movies offenkundig, denn dort wäre wahrlich ein Effektgewitter notwendig gewesen, um das auch nur annähernd anschaulich zu machen. Und obwohl schon einige harte Szenen eingearbeitet wurden, fehlt es auch daran noch. Keine Feuersturmopfer, keine Napalmopfer u. A.

Ein heikles Thema möchte ich auch noch erwähnen. Bis heute gibt es noch mehrere Zeitzeugen, die hartnäckig darauf beharren, es hätten am nächsten Morgen Tief-flieger in der Stadt auf Zivilisten geschossen. Von englischer Seite wird dies bis heute bestritten u. a. mit der Begründung die Sichtverhältnisse, wären aufgrund des Rauches zu schlecht gewesen.

Unterm Strich leider ein halbherziger Versuch, den Bombenangriff auf Dresden zu verfilmen. Der ultimative Film zu dem Thema fehlt noch.  6/10
Ich bin weit über die Fähigkeit rationalen Denkens hinaus entsetzt !

Mr. Hankey

15 März 2006, 19:13:33 #17 Letzte Bearbeitung: 15 März 2006, 19:16:58 von Mr. Hankey
Zitat von: kruchtenkaiser am  7 März 2006, 00:13:51aber ich hoffe mal inständigst, dass bei der anstehenden DVD-Veröffentlichung (auch) die "normale" gemischt-sprachige Version drauf ist. Sobald die bei nem akzeptablen Preis angelangt ist, wird die gekauft...
Ich glaube du kannst beruhigt zugreifen. Habe gerade mal in den Amazon-Kritiken (ja ja ich weiss das die in aller Regel nicht die Glaubwürdigsten sind!) geschnüffelt und folgendes gefunden:

ZitatDer Film ist sehr spannend und hat mir schon im Fernsehen sehr gut gefallen. Die DVD finde ich jedoch noch autentischer, da hier die Szenen mit den Briten nicht ins Deutsche syncronisiert wurden, sondern im Original mit Untertiteln gezeigt werden. Ebenso spricht der englische Pilot in der DVD-Fassung mit viel mehr Akzent, so dass es viel glaubwürdiger erscheint.

ZitatDie DVD ist besser als der Film im Fernsehen. Hier sprechen die Engländer wenigstens englisch (mit Untertitel) und Robet Newman spricht mit starkem Akzent. Hierdurch wird der ganze Film viel logischer und autentischer als im Fernsehen.

ZitatGlücklicherweise wurden bei der DVD (im Gegensatz zur Fernsehversion) die englischen Originalstimmen einschließlich John Light nicht synchronisiert, was der Authentizität des Dramas sehr zugute kommt!


<Hankey, der unter diesen Umständen wohl auch zuschlagen wird, sobald der Preis anfängt zu bröckeln! :king:>
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Wolfhard-Eitelwolf

Das hört sich ja ganz nett an. Werde für 10 Euro dann wohl auch zuschlagen - und bei der Gelegenheit nochmal in aller Ruhe auf Filmfehlersuche gehen  :icon_twisted:

Nibi

Zitat von: Onkel am 15 März 2006, 23:42:41
Das hört sich ja ganz nett an. Werde für 10 Euro dann wohl auch zuschlagen - und bei der Gelegenheit nochmal in aller Ruhe auf Filmfehlersuche gehen :icon_twisted:

Für 10 Euro nehme ich die DvD auch. Hat mir insgesamt sehr gut gefallen.
-It's blood
-Son of a bitch

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