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Heute ARD Nachttipp: "Chicago - Engel mit schmutzigen Gesichtern"

Begonnen von Neo, 7 April 2006, 19:43:18

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Neo

ARD, 02.55 Uhr

Zum 20. Todestag von James Cagney

"Chicago - Engel mit schmutzigen Gesichtern" (Angels with dirty Faces)
USA 1938


Rocky Sullivan trifft nach Verbüßung einer längeren Haftstrafe seinen Jugendfreund Jerry Connelly wieder. Beide sind verschiedene Wege gegangen: Rocky wurde ein gerissener Gangster, Jerry ist katholischer Priester geworden. Ihre gemeinsamen Erinnerungen verbinden sie nach wie vor, aber Rockys kriminelle Aktivitäten zwingen Pater Connelly, gegen ihn und seine Komplizen Front zu machen. James Cagney, Pat O'Brien und Humphrey Bogart spielen die Hauptrollen in diesem berühmten Gangster-Melodram von 1938. "Chicago - Engel mit schmutzigen Gesichtern" ist ein weiterer Film aus der James-Cagney-Reihe, die Das Erste zu dessen 20. Todestag ausstrahlt.


S P O I L E R W A R N U N G


Rocky Sullivan (James Cagney) geriet auf die schiefe Bahn, als er seinen Freund Jerry Connelly (Pat O'Brien) überredete, mit ihm einen Güterwagen auszurauben. Dabei wurde Rocky von Polizisten gefasst; Jerry, der schneller laufen konnte, entkam unerkannt, und Rocky nahm die Schuld allein auf sich. Nach seiner Entlassung aus einer Besserungsanstalt entwickelte sich Rocky zu einem gefürchteten Kriminellen und landete immer wieder hinter Gittern.

Als er nach fünf Jahren Gefängnis mal wieder freikommt, muss er sich in Chikago mit dem korrupten Anwalt Frazier (Humphrey Bogart) und dessen krimineller Organisation herumschlagen, weil sie ihm 100.000 Dollar aus einem früheren Beutezug vorenthalten wollen. Rocky kann Frazier und dessen Komplizen massiv unter Druck setzen, da er erfährt, wie viele Polizeibeamte und Politiker sie bestochen haben. Entschieden freundlicher ist sein Wiedersehen mit Jerry, der inzwischen Priester geworden ist und sich sehr um die so genannten "Dead End Kids" bemüht. Er will die gefährdeten Jugendlichen von der Straße wegbringen, und Rocky hilft ihm zunächst dabei; aber bald muss der engagierte Pater erkennen, dass Rocky mit seinem kriminellen Ruf für die jungen Menschen ein gefährliches Vorbild ist. Daraufhin wendet er sich gegen seinen einstigen Freund und dessen Gangster-Clique, und das hat dramatische Konsequenzen...

Regisseur Michael Curtiz ("Casablanca") verknüpfte die psychologischen Elemente des Stoffs sehr effektvoll mit packenden Action-Szenen. Höhepunkt des Films ist das melodramatische Finale mit Rockys Gang zum elektrischen Stuhl, bei dem er sich entscheiden muss, ob er am Ende seines Lebens eine ungewöhnliche Bitte des Paters erfüllt oder nicht. James Cagneys schauspielerische Leistung in diesem Film brachte ihm seine erste Oscar-Nominierung als bester Darsteller ein.

Das Publikum liebte ihn für seine Rollen als knallharter Gangster, doch seine Anfänge hatte Hollywoods "tough guy" in den 20er Jahren in New Yorker Theaterrevuen - unter anderem als Frauendarsteller. Von den Broadway-Bühnen ging es rasch auf die Kinoleinwand: Nachdem er 1930 von Warner Bros. unter Vertrag genommen worden war, stieg James Cagney ein Jahr später zum größten Star des Studios auf, als er in William Wellmanns Gangsterfilm-Klassiker "Der öffentliche Feind" die Titelrolle spielte. Der Part des machthungrigen Alkoholschmugglers mit dem treffenden Namen Tommy Powers prägte sein Leinwandimage entscheidend - in den kommenden Jahren war der kleine, drahtige Rotschopf stets als gewieftes Schlitzohr auf beiden Seiten des Gesetzes zu sehen. Allein die Titel seiner Erfolgsfilme jener Jahre sprechen Bände: "Ein charmanter Schwindler" (1933), "Der FBI-Agent" (1935), "Todesangst bei jeder Dämmerung" (1939). Dabei gab der ausgebildete Tänzer Cagney selbst den härtesten Macho-Rollen eine geradezu feminin anmutende Eleganz, die sie über die üblichen Stereotypen hinaushob. Cagney war ein Schauspieler mit einem unerhörten Körpergefühl; von einer Sekunde zur nächsten konnte er von tänzerischer Leichtigkeit zu brutaler Härte wechseln, womit er seinen Charakteren jene typische Unberechenbarkeit gab, die sie so faszinierend machte. Etwa in Michael Curtiz' Meisterwerk "Chikago - Engel mit schmutzigen Gesichtern", wo er das Ende eines beinharten Gangsters in eine aufwühlend-theatralische Choreographie verwandelt. Cagney selbst hätte ohnehin gerne häufiger in Musicals oder Komödien gespielt. "Einmal ein Song-and-Dance-Man, immer ein Song-and-Dance-Man" hat er mit Blick auf seine Vaudeville-Anfänge einmal gesagt. In Filmen wie der temporeichen Showbiz-Komödie "Der kleine Star" ist er denn auch ganz in seinem Element. Bezeichnenderweise brachte ihm die Verkörperung des Komponisten und Tänzers George M. Cohan in dem Musical "Yankee Doodle Dandy" (1942) den ersten und einzigen Oscar seiner Karriere ein. Widerwillig gab er 1949 in Raoul Walshs "Maschinenpistolen" noch einmal den großen Gangster - und schuf mit dem psychotischen Cody Jarrett einen seiner faszinierendsten Charaktere. Bereits zu Lebzeiten eine Legende, zog Cagney sich in den 60er Jahren weitgehend aus dem Filmgeschäft zurück. 1986 erlag der "irische Dickschädel" (Jack Warner) im Alter von 87 Jahren einem Herzinfarkt.

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