OFDb

Genre Sex

Begonnen von anti, 3 Juli 2006, 19:46:48

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anti

Mal eine Frage diesbezüglich.

Das Genre Sex sollte meiner Meinung nach stärker gegenüber dem Genre Erotik abgegrenzt werden.
Ein Beispiel: http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=7927

Body of Evidence kennen ja sicher viele. Ok, es ist ein Erotik-Thriller.
Was hat aber das Genre Sex dabei zu suchen?
Reicht da ein blanker Busen schon aus, bzw. wie ist die Definition?

Da gibt es etliche solcher Beispiele.

anti

Moonshade

Also bei Erotik genügt auch die Grundstimmung würd ich sagen, da müssen keine Möpse im Bild sein.
Wenn aber wie bei diesem madonna-Crasher mit Kerzenwachs auf den Nippeln heimgeritten wird, dann ist das schon Sex, auch wenn man da nicht effektiv irgendwen in irgendwas stecken sieht (was ja in der ofdb eigentlich sowieso nicht drin sein sollte...)

Erwarte aber bitte von den meisten Usern, die Erotikfilme eintragen (und dauerhaft sehen) keine subtile Einordnung.
Korrekturen können aber immer beantragt werden.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

anti

Madonna wachst in dem Film aber nur den Kerl ein  :icon_mrgreen:

Hm...also das gilt dann schon als Sex.
Ich finde da paßt eigentlich Erotik ganz gut.
Bei einigen Filmen finde ich die Kategorie SEX doch ziemlich übertrieben.
Genau genommen könnte man das dann bei fast allen Erotikfilmen hinzufügen.

anti



Moonshade

Da wird doch auch gepoppt soweit ich mich schwach erinnere.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Vince

Wobei ich da wirklich auch zu antis Interpretation tendiere. Erotik ist ja nun auch immer irgendwo mit Sex verbunden. Ich würde es so definieren, dass es sich um das Genre Sex handelt, wenn der reine Geschlechtsakt im Mittelpunkt steht - also zB. diverse Softpornofilmchen (sofern die hier eingetragen werden) und auch sowas wie Basic Instinct (das wäre dann Erotik UND Sex). Bei sowas wie Original Sin, Body of Evidence et cetera steht aber eher der Aspekt der Sinnlichkeit im Vordergrund, würde ich sagen. Ich hab mich jedenfalls auch schon oft gefragt, weshalb bei diesem oder jenem Film das Genre "Sex" genannt wird...

anti

4 Juli 2006, 14:38:29 #5 Letzte Bearbeitung: 4 Juli 2006, 14:41:35 von anti
Zitat von: Moonshade am  4 Juli 2006, 14:27:35
Da wird doch auch gepoppt soweit ich mich schwach erinnere.
Ja, das schon.
Er kettet Madonna zB mit Handschellen am Bettpfosten fest und dann wird gejodelt  :icon_lol:

D.h. wenn Geschlechtsverkehr vorkommt, gehört es gleich zum Genre Sex, auch wenn man nix explizit sieht, sondern der Fantasie des Zuschauers überlassen wird.
So wird das hier gehandhabt bei vielen Filmen.


anti

Moonshade

Das wäre meine Einschätzung, wenn ich zwischen Erotik und Sex unterscheiden müßte.
Natürlich ist die obligatorische Bettszene in einem Thriller/Actionfilm/Drama noch kein Grund für "Sex", aber soweit der Film an sich hauptsächlich darauf ausgerichtet ist, würde ich diese Karte ziehen.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Hackfresse

Zitat von: Moonshade am  4 Juli 2006, 15:16:05
Natürlich ist die obligatorische Bettszene in einem Thriller/Actionfilm/Drama noch kein Grund für "Sex"

Das ist ein immens wichtiger Punkt. Man stelle sich nur mal das Genre Sex bei den James-Bond-Filmen vor... :icon_mrgreen:
(20:24:16) funeralthirst: was zur hölle ist ein b00n?



"In einer Gesellschaft, in der alle schuldig sind, ist das einzige Verbrechen, sich erwischen zu lassen. In einer Welt voller Diebe ist Dummheit die einzige verbleibende Sünde." Hunter S. Thompson

anti

Zitat von: Hackfresse am  4 Juli 2006, 16:06:09
Das ist ein immens wichtiger Punkt. Man stelle sich nur mal das Genre Sex bei den James-Bond-Filmen vor... :icon_mrgreen:

Deswegen ja auch dieser Thread. Manchmal ist es ziemlich unpassend.
Bleibt bei diesen Fällen nur der Weg übers Korrekturforum.
Wobei wir aber bei einem generellen Problem sind; die leichtfertige Vergabe der Genre.
Da nehmen sich viele die IMDb als Vorbild, die damit ganz schön um sich schmeißen  :icon_rolleyes:

anti

Moonshade

Wir können nicht jedem User auf die Finger schauen bei der Eingabe, wir können aber natürlich nachbessern.
Die imdb listet sowieso auch bei Softcore-Erotik immer gleich "adult", da ist eine Einordnung kaum möglich.

Was wir brauchen ist ein Materiekenner, der uns ganz klar die echten Ficker von den Rumrubblern trennt, damit wir entsprechend löschen können.
(So den Satz kann sich einer in die Sig einbauen...)
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

TolliWolli

Zitat von: Vince am  4 Juli 2006, 14:34:45
Wobei ich da wirklich auch zu antis Interpretation tendiere. Erotik ist ja nun auch immer irgendwo mit Sex verbunden. Ich würde es so definieren, dass es sich um das Genre Sex handelt, wenn der reine Geschlechtsakt im Mittelpunkt steht - also zB. diverse Softpornofilmchen (sofern die hier eingetragen werden) und auch sowas wie Basic Instinct (das wäre dann Erotik UND Sex). Bei sowas wie Original Sin, Body of Evidence et cetera steht aber eher der Aspekt der Sinnlichkeit im Vordergrund, würde ich sagen. Ich hab mich jedenfalls auch schon oft gefragt, weshalb bei diesem oder jenem Film das Genre "Sex" genannt wird...

Das sehe ich genauso! Ich finde das hat zunächst mal gar nichts Genre Sex zu tun, wenn eben Sinnlichkeit gezeigt wird. Und in welchem Film, geschieht das bitteschön nicht? Und dann müsste man ja jeden Film als Genre-Sex-zugehörig einordnen und schon dürften Kinder nie wieder einen Blockbuster (grausames Wort) sehen.  :doof:

Anderssen

Hallo, ich komme hier zufällig vorbei und würde mal die Meinung offerieren, dass das Genre ,,Sex" in der OFDb leider praktisch keinen Informationsgehalt besitzt. De facto kommt in praktisch jedem Erotikfilm eine Sexszene vor, und das Genre ,,Sex" impliziert praktisch (wenn auch nicht theoretisch) ebenfalls de facto das Genre ,,Erotik".

Ein offizielles Kriterium zur Abgrenzung wurde m. W. nie genannt, geschweigedenn durchgesetzt; auch glaube ich nicht, dass dies jemals passieren wird.

Das Kriterium, ob in den Filmen wirklich ,,geknattert" oder nur ,,gerubbelt" wird, würde ich ehrlich gesagt gerade vermeiden wollen, da sowieso in 99,9% der Fälle alles nur simuliert ist (wenn man das überhaupt so nennen kann, da man die eigentliche ,,Handlung" eh nicht sieht).
Zum Vergleich: Bei einem Horrorfilm fragt man sich ja auch nicht, ob da jemand mit einer Axt umgebracht oder nur schwer verletzt worden ist (und entscheidet dann im letzteren Fall auf ,,Thriller", sonst auf ,,Horror").

Bei der derzeitigen Lage würde ich beantragen, das Genre ,,Sex" eher zu streichen.

Die einzige halbwegs sinnvolle Möglichkeit, zwei verschiedene Genres einzusetzen wäre m. E., das Genre ,,Sex" nur für diejenigen Streifen zu reservieren, die wirklich primär darauf ausgerichtet sind, einschlägige erotische Inhalte zu liefern. Das Genre ,,Erotik" wäre dann nur zu benutzen, wenn bei einem Film die Erotik eher ,,beigemischt" werden soll, z. B. bei einem sog. ,,Erotikthriller" oder einem Drama etc.
Als Beispiel: Basic Instinct und Body of Evidence wären ,,Thriller" und ,,Erotik"; Emmanuelle wäre ,,Sex".

RoboLuster

Zitat von: Anderssen am 29 Dezember 2013, 22:30:25
Die einzige halbwegs sinnvolle Möglichkeit, zwei verschiedene Genres einzusetzen wäre m. E., das Genre ,,Sex" nur für diejenigen Streifen zu reservieren, die wirklich primär darauf ausgerichtet sind, einschlägige erotische Inhalte zu liefern. Das Genre ,,Erotik" wäre dann nur zu benutzen, wenn bei einem Film die Erotik eher ,,beigemischt" werden soll, z. B. bei einem sog. ,,Erotikthriller" oder einem Drama etc.
Als Beispiel: Basic Instinct und Body of Evidence wären ,,Thriller" und ,,Erotik"; Emmanuelle wäre ,,Sex".

Wird doch schon so gehandhabt, oder nicht?
https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
"Shoot first, think never!" - Ash

Anderssen

Nicht so ganz; bei Body of Evidence steht z. Zt. ,,Erotik" und ,,Sex", bei Emmanuelle ,,Erotik".

PierrotLeFou

Zitat von: Anderssen am 29 Dezember 2013, 23:10:18
Nicht so ganz; bei Body of Evidence steht z. Zt. ,,Erotik" und ,,Sex", bei Emmanuelle ,,Erotik".

Erotik passt doch auch zu Emmanuelle... man könnte sich jetzt darüber streiten, ob man Sex noch hinzufügen sollte... aber "Erotik" und "Drama" scheinen bei bei Emmanuelle vollkommen passend zu sein...


Diese Einschätzung resultiert wohl daraus, dass ich deine Definition nicht ganz teile:

ZitatDie einzige halbwegs sinnvolle Möglichkeit, zwei verschiedene Genres einzusetzen wäre m. E., das Genre ,,Sex" nur für diejenigen Streifen zu reservieren, die wirklich primär darauf ausgerichtet sind, einschlägige erotische Inhalte zu liefern. Das Genre ,,Erotik" wäre dann nur zu benutzen, wenn bei einem Film die Erotik eher ,,beigemischt" werden soll, z. B. bei einem sog. ,,Erotikthriller" oder einem Drama etc.
Als Beispiel: Basic Instinct und Body of Evidence wären ,,Thriller" und ,,Erotik"; Emmanuelle wäre ,,Sex".

Mir würde es weniger um den quantitativen Anteil der Erotik gehen, sondern darum, ob ein Film sich auf rein sexuelle Akte bezieht, oder ob er sich nebenbei auch noch für die Beziehung der Figuren zueinander interessiert. Der Sexfilm konzentriert sich mMn nach nicht primär auf erotische Inhalte, sondern auf sexuelle Inhalte. Der Erotikfilm hingegen definiert sich mMn nach nicht über beigemengte erotische Inhalte, sondern vor allem über erotische Inhalte. (Grenzen zwischen Sex- und Erotikfilm können natürlich trotzdem fließend sein, keine Frage... aber so unterschiedliche Filme wie "Emmanuelle" oder "Im Reich der Sinne", in denen Sexakte eine große Rolle spielen, sind in erster Linie Erotikfilme. Sexfilme wären eher softe pornographische Filme ohne dramaturgischen Bogen oder einige Fick-Klamotten aus den 70ern (Erwin C. Dietrich etc.))

Ich denke, hier zeigt sich bloß wieder, wie wichtig Genre-Definitionen letztlich sind, weil ohn solche Vorgaben jeder eine andere Interpretation der Genrebegriffe vornimmt... man müsste mal schauen, wie sich hier - und im Ausland - Sex und Erotik als Begriffe entwickelt haben und welche Entwicklungen dann später die Begriffe Sex- und Erotikfilm durchlaufen haben... (würde mich reizen, aber da würde ich mich erst ab März/April ransetzen wollen)
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Anderssen

Was die Begriffe ,,Erotikfilm" und ,,Sexfilm" angeht, werden diese in Fernsehzeitschriften nach meinem Eindruck (leider) ziemlich synonym verwendet. Was in der einen Zeitschrift Genre ,,A" ist, kann in der anderen Zeitschrift Genre ,,B" sein und umgekehrt. Von daher mache ich mir relativ wenig Hoffnungen, zumindest im Inland eine eindeutige Zuordnung zu finden. Häufiger ist m. E. jedoch der Begriff ,,Erotikfilm" anzutreffen.
Allerdings mischen Fernsehzeitschriften die Genres auch nicht so zusammen wie die OFDb. In ersteren findet man meistens Genres, die aus höchstens zwei zusammengesetzten Begriffen bestehen, z. B. ,,Erotikthriller" oder ,,Krimikomödie", aber nicht sowas wie ,,Erotiksexdramathriller".

Zitat von: PierrotLeFou am 29 Dezember 2013, 23:33:08Mir würde es weniger um den quantitativen Anteil der Erotik gehen, sondern darum, ob ein Film sich auf rein sexuelle Akte bezieht, oder ob er sich nebenbei auch noch für die Beziehung der Figuren zueinander interessiert. Der Sexfilm konzentriert sich mMn nach nicht primär auf erotische Inhalte, sondern auf sexuelle Inhalte.
Dazu würde ich erstmal zwei Dinge bemerken:

Nach Deiner Definition würde sich das Genre ,,Sex" dann aber ebenfalls nicht mit dem Genre ,,Erotik" vertragen. Entweder im Film ist noch Raum für Beziehungen der Figuren übrig oder nicht.
Das würde sich ja mit meiner Absicht decken, die beiden Genres disjunkt zu behandeln.
Allerdings muss ich sagen, dass nach meinem Verständnis weder der eine noch der andere Begriff wirklich etwas über die Anwesenheit oder die Abwesenheit von Beziehungen zwischen Figuren aussagt.

Des weiteren sind die sog. ,,sexuellen" Inhalte zumindest im Mainstream praktisch untrennbar mit ,,erotischen" Inhalten verbunden.
Hier müsste ich aber wohl noch zur Klarstellung schreiben: Eigentlich gefällt mir die Aufteilung der Erotikfilme in ,,Erotik" und ,,Sex" u. a. deswegen nicht, weil das Wort ,,Sex" so irreführend ist. Ich denke, es ist letztendlich nutzlos, um ein Genre zu begründen, zum Beispiel deswegen, weil sich die Leute dann anfangen Gedanken darüber zu machen, ob dieses Genre aussagt, ob in dem Film tatsächlich ,,gepimpert" oder nur ,,geschrubbt" wird.

Soweit ich weiß, hat sich für die ,,normalen" Erotikfilme (also solche, die hierzulande im TV laufen oder öffentlich in der DVD-Abteilung rumstehen) auch nie eine Bezeichnung für ein Genre herausgebildet, das aussagt, dass in dem Film ,,sexuelle, aber keine erotischen" Inhalte vorkommen. Es gibt nach meiner Kenntnis allenfalls im Pornogenre neuerdings eine Bezeichnung ,,fucking porn", um sich von den anderen Praktiken abzugrenzen.

Als aussagekräftigen Begriff würde ich z. B. ,,einschlägigen Erotikfilm" gut finden, aber der dürfte für die OFDb zu lang sein. Eigentlich nur deswegen würde ich zur Not noch auf den Begriff ,,Sex" zurückgreifen. Leider gibt es für die beiden Begriffe auch zu wenig einschlägige, klare Synonyme.

Zitat von: PierrotLeFou am 29 Dezember 2013, 23:33:08Der Erotikfilm hingegen definiert sich mMn nach nicht über beigemengte erotische Inhalte, sondern vor allem über erotische Inhalte.
Diesen Satz habe ich ehrlich gesagt nicht ganz verstanden ;)

Falls es um meinen Vorschlag geht, das Genre Erotik nur noch an solche Filme zu verteilen, die sich auch über andere Genres definieren könnten: Auch hier ging es mir im Grunde nur darum, ein Kriterium zu finden, um die beiden Genre-Begriffe disjunkt behandeln zu können.

Nach meinem Verständnis gibt es im Mainstream eben vor allem das Konzept des einschlägigen erotischen Films und das Konzept der Mischung der Erotik mit anderen Genres, wie im Fall von ,,Erotikthriller" oder ,,Erotikkomödie".

Eine darüber hinausführende Unterscheidung wäre m. E. etwas zu kompliziert und streitbar, daher schwierig umzusetzen und für ,,Außenstehende" auch schwierig zu erkennen.
Von daher würde ich tatsächlich entweder darauf plädieren, das Genre ,,Sex" ganz zu streichen, oder es zumindest, wenn überhaupt, als Abgrenzung für einschlägige Erotikstreifen zu verwenden.

PierrotLeFou

30 Dezember 2013, 01:47:39 #16 Letzte Bearbeitung: 30 Dezember 2013, 01:49:48 von PierrotLeFou
Zitat von: Anderssen am 30 Dezember 2013, 00:20:45
Zitat von: PierrotLeFou am 29 Dezember 2013, 23:33:08Mir würde es weniger um den quantitativen Anteil der Erotik gehen, sondern darum, ob ein Film sich auf rein sexuelle Akte bezieht, oder ob er sich nebenbei auch noch für die Beziehung der Figuren zueinander interessiert. Der Sexfilm konzentriert sich mMn nach nicht primär auf erotische Inhalte, sondern auf sexuelle Inhalte.
Dazu würde ich erstmal zwei Dinge bemerken:

Nach Deiner Definition würde sich das Genre ,,Sex" dann aber ebenfalls nicht mit dem Genre ,,Erotik" vertragen. Entweder im Film ist noch Raum für Beziehungen der Figuren übrig oder nicht.
Das würde sich ja mit meiner Absicht decken, die beiden Genres disjunkt zu behandeln.
Ich denke schon, dass sich das vertragen würde, wobei mein - von dir zitierter Satz - dann auch schlecht formuliert war. Wenn ich den "Sexfilm" darüber definieren würde, dass sexuelle Handlungen den Film dominieren, dann würde er dadurch vom Erotikfilm abgegrenzt werden, in dem erotische Handlungen den Film dominieren. Aber sexuelle Handlungen sind natürlich Teil der Erotik (allerdings nicht notwendigerweise).
Wie könnte das nun beispielhaft aussehen? Vielleicht so:
Sexfilm: "Rolly Royce Baby" - ständig nehmen irgendwelche Leute an sich oder an anderen sexuelle Handlungen vor, Beziehungen spielen nahezu gar keine Rolle mehr, es finden keine dramaturgischen Entwicklungen statt, im Zentrum steht Gefummel und Gefickel.
Erotikfilm: "Der vierte Mann" - Begierde, Lust, Verlangen, Zuneigung, Faszination, Verführung nehmen eine große Rolle ein, sexuelle Handlungen dominieren den Film jedoch nicht.
Sex- & Erotikfilm: "Im Reich der Sinne" - der Film wird von einer Abfolge von Sexszenen dominiert, enthält aber während dieser Szenen und zwischen ihnen noch mehr, nämlich eine Liebe, die sich in ihrer sexuellen Entäußerung radikal zuspitzt bis hin zur
Spoiler: zeige
Strangulation
im gegenseitigen Einverständnis.


ZitatAllerdings muss ich sagen, dass nach meinem Verständnis weder der eine noch der andere Begriff wirklich etwas über die Anwesenheit oder die Abwesenheit von Beziehungen zwischen Figuren aussagt.


ZitatDes weiteren sind die sog. ,,sexuellen" Inhalte zumindest im Mainstream praktisch untrennbar mit ,,erotischen" Inhalten verbunden.
Im Mainstream werden Filme aber auch nahezu nie von Sexszenen dominiert. Mainstreamfilme sind meines Erachtens in den seltensten Fällen Sexfilme... (und wenn die betroffenen Filme dann zugleich auch dem Erotikfilm zuzuschreiben wären, wäre das doch kein Problem.)

ZitatHier müsste ich aber wohl noch zur Klarstellung schreiben: Eigentlich gefällt mir die Aufteilung der Erotikfilme in ,,Erotik" und ,,Sex" u. a. deswegen nicht, weil das Wort ,,Sex" so irreführend ist. Ich denke, es ist letztendlich nutzlos, um ein Genre zu begründen, zum Beispiel deswegen, weil sich die Leute dann anfangen Gedanken darüber zu machen, ob dieses Genre aussagt, ob in dem Film tatsächlich ,,gepimpert" oder nur ,,geschrubbt" wird.
Ich glaube, der Begriff Erotik ist da noch viel irreführender. Ich denke aber schon, dass die meisten unter dem Stichwort Sex alle sexuellen Tätigkeiten einordnen würden... ich habe bloß den Verdacht, dass viele bei Erotik an einen diffusen Misch aus Softsex, Fetischismus und Reizwäsche denken.

Zitat
Zitat von: PierrotLeFou am 29 Dezember 2013, 23:33:08Der Erotikfilm hingegen definiert sich mMn nach nicht über beigemengte erotische Inhalte, sondern vor allem über erotische Inhalte.
Diesen Satz habe ich ehrlich gesagt nicht ganz verstanden ;)
Ich betone mal anders:
Der Erotikfilm hingegen definiert sich mMn nach nicht über beigemengte erotische Inhalte, sondern vor allem über erotische Inhalte.

ZitatEine darüber hinausführende Unterscheidung wäre m. E. etwas zu kompliziert und streitbar, daher schwierig umzusetzen und für ,,Außenstehende" auch schwierig zu erkennen.

Ich denke, man müsste wirklich bloß mal die Standardwerke zum erotischen Film bzw. zum Sexfilm und zum pornographischen Film durchgehen, die Definitionen von Sexualität und Erotik offenlegen und voneinander unterscheiden und könnte sich dann auf etwas einigen, was im Einklang mit standadisierten Veröffentlichungen zum Thema steht.


ZitatVon daher würde ich tatsächlich entweder darauf plädieren, das Genre ,,Sex" ganz zu streichen, oder es zumindest, wenn überhaupt, als Abgrenzung für einschlägige Erotikstreifen zu verwenden.

Streichen wäre in meinen Augen unschön: sowas wie "Rolls Royce Baby" dann notgedrungen als Erotikfilm bezeichnen zu müssen, sagt mir jetzt nicht unbedingt zu. Oder sowas wie "Pentimento", wo Frans Zwartjes eigentlich bloß Demütigungen und Vergewaltigungen aneinanderreigt: das könnte man durchaus als Sexfilm bezeichnen, aber doch nicht als Erotikfilm... das sieht dann ähnlich pietätlos aus wie es auch bei "Salò" pietätlos aussehen würde...
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Anderssen

Zitat von: PierrotLeFou am 30 Dezember 2013, 01:47:39Sex- & Erotikfilm: "Im Reich der Sinne" - der Film wird von einer Abfolge von Sexszenen dominiert, enthält aber während dieser Szenen und zwischen ihnen noch mehr, nämlich eine Liebe, die sich in ihrer sexuellen Entäußerung radikal zuspitzt bis hin zur
Spoiler: zeige
Strangulation
im gegenseitigen Einverständnis.
Wäre das dann aber nicht eher eine Argumentation für das zusätzliche Genre ,,Liebesfilm" statt ,,Erotik"?

Aber alles andere mal beiseite gelassen; was mich an der derzeitigen Handhabe in der OFDb am meisten stört, ist eigentlich Folgendes: In der Filmwelt gibt es ein bestimmtes Konzept bzw. ein Genre, das sich dadurch bestimmt, dass es vor allem durch die Darstellung der sinnlichen Bereiche des Liebeslebens (bzw. Sexualität) versucht zu ,,leben" bzw. zu unterhalten. Die meisten Fernsehzeitschriften kriegen eine Unterscheidung dieser Filme von anderen relativ konsequent mit der Bezeichnung ,,Erotikfilm" hin. Und obwohl wir in der OFDb sogar zwei Begriffe für diese Thematik haben, kriegen wir nicht einmal diese einfache Unterscheidung hin.

Stattdessen werden die Begriffe ,,Sex" und ,,Erotik" m. E. relativ willkürlich verteilt, und niemand weiß so recht, was er sich darunter vorstellen soll, wenn diese Genres bei einem Film in der OFDb aufgelistet werden. Und bei einer möglichen Klärung ist man dann auch sofort in irgendwelchen Diskussionen, ob in dem Film nun angedeuteter Geschlechtsverkehr benutzt wird, um Erotik darzustellen, oder ob andere Sexualpraktiken hierfür angedeutet werden; und solche Diskussionen führen meiner Meinung nach etwas in die Irre.
Es ist ein bisschen so wie ,,den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen" bzw. sich über die Details zu unterhalten, wo einzelne Bäume gepflanzt werden sollen, wenn man noch nicht einmal das Gebiet für den Wald abgesteckt hat.

Meiner Meinung nach sollten wir in der OFDb aber schon in der Lage sein, das Genre des einschlägigen Erotikfilms klar zuzuordnen (zumindest für die allermeisten Fälle).

PierrotLeFou

30 Dezember 2013, 23:12:05 #18 Letzte Bearbeitung: 30 Dezember 2013, 23:16:39 von PierrotLeFou
Zitat von: Anderssen am 30 Dezember 2013, 19:24:55
Zitat von: PierrotLeFou am 30 Dezember 2013, 01:47:39Sex- & Erotikfilm: "Im Reich der Sinne" - der Film wird von einer Abfolge von Sexszenen dominiert, enthält aber während dieser Szenen und zwischen ihnen noch mehr, nämlich eine Liebe, die sich in ihrer sexuellen Entäußerung radikal zuspitzt bis hin zur
Spoiler: zeige
Strangulation
im gegenseitigen Einverständnis.
Wäre das dann aber nicht eher eine Argumentation für das zusätzliche Genre ,,Liebesfilm" statt ,,Erotik"?
Meinst du "Liebe/Romantik"? Das ist ja nochmals anders nuanciert... (Es gibt ja auch noch den Begriff des pornographischen Films, den man berücksichtigen könnte; gerade weil pornographische Inszenierungen inzwischen nicht mehr bloß auf Pornofilme beschränkt bleiben, die auf der OFDb als HC-Titel ohnehin versteckt sind...) Ich empfinde die Bezeichnung "Erotik" für erotische Filme als ganz treffend... Im alltäglichen Sprachgebrauch sind Sexualität, Erotik und Liebe bestehende Begriffe, von denen man auch nicht einfach einen über Bord wirft, weil es ja noch die anderen gibt und die Unterscheidungen nicht immer einfach sind.
Aber ich gebe Dir Recht, dass Unklarheit über die Begriffe herrscht und man sich gemeinsam um halbswegs verbindliche Definitionen bemühen müsste, um Unklarheiten ein wenig einzugrenzen. Haarsträubender als bei Erotik, Sex, Liebe/Romantik sieht es z.B. bei Fantasy aus... oder auch bei Grusel... (andererseits liegt es ja in der Natur der Sache, dass Grenzen unscharf werden, je stärker man auf Grenzziehungen bedacht ist... in welchem Jahr beginnt die Geschichte des Films? Zählen Telefonbücher zur Literatur? Oder "Feuchtgebiete"? "Jerry Cotton"? Und wenn nicht: weshalb nicht? Selbst bei den einfachsten Begriffen ist eine Unsicherheit ihrer Bestimmbarkeit gegeben... Interessierte und Experten problematisierem die häufiger als Laien - das heißt aber nicht, dass Laien die Begriffe automatisch besser oder sicherer handhaben.)

ZitatAber alles andere mal beiseite gelassen; was mich an der derzeitigen Handhabe in der OFDb am meisten stört, ist eigentlich Folgendes: In der Filmwelt gibt es ein bestimmtes Konzept bzw. ein Genre, das sich dadurch bestimmt, dass es vor allem durch die Darstellung der sinnlichen Bereiche des Liebeslebens (bzw. Sexualität) versucht zu ,,leben" bzw. zu unterhalten.
Das glaube ich jetzt hingegen nicht... ;) Es gbt gerade bei Genrefilmen sicherlich Konzepte, aber nicht jeweils ein einziges Konzept... und seit einigen Jahrzehnten (teilweise seit 50 Jahren) gehört es zum Konzept von Genrefilmen, gegen feste Konzepte zu verstoßen.

ZitatDie meisten Fernsehzeitschriften kriegen eine Unterscheidung dieser Filme von anderen relativ konsequent mit der Bezeichnung ,,Erotikfilm" hin. Und obwohl wir in der OFDb sogar zwei Begriffe für diese Thematik haben, kriegen wir nicht einmal diese einfache Unterscheidung hin.
Deshalb würde ich Begriffsbestimmungen empfehlen... Kicken sollte man Genres doch erst dann, wenn sich solche Bestimmungen selbst in einschlägiger Literatur nicht finden lassen. Eventuell könnte man ja auch noch Sex/Erotik zusammenlegen, wenn sich die Grenzziehung als zu unscharf erweisen sollte...
Außerdem gibt es ja für "falsche" Zuweisungen, bei denen der Fall für alle klar zu sein scheint, auch das Korrekturforum... Bei Herzogs "Fata Morgana" waren auch mal Drama, Sci-Fi und andere Genres zugeordnet, die da eigentlich völlig fehl am Platze waren.

ZitatUnd bei einer möglichen Klärung ist man dann auch sofort in irgendwelchen Diskussionen, ob in dem Film nun angedeuteter Geschlechtsverkehr benutzt wird, um Erotik darzustellen, oder ob andere Sexualpraktiken hierfür angedeutet werden; und solche Diskussionen führen meiner Meinung nach etwas in die Irre.
Allerdings... eigentlich sollte wirklich jeder in der Lage sein, eine sexuelle Handlung als solche erkennen zu können. (Ob ein Film mit solchen Szenen ein Erotikfilm ist, hängt dann natürlich vom Rahmen solcher Szenen ab.)

ZitatMeiner Meinung nach sollten wir in der OFDb aber schon in der Lage sein, das Genre des einschlägigen Erotikfilms klar zuzuordnen (zumindest für die allermeisten Fälle).
Ich glaube ich weiß noch immer nicht, was du mit "einschlägigen" Erotikfilmen meinst? Sexfilme? Erotikfilme, die sich nicht mit zusätzlichen anderen Genres vermischen?
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Anderssen

31 Dezember 2013, 01:23:47 #19 Letzte Bearbeitung: 31 Dezember 2013, 01:25:40 von Anderssen
Zitat von: PierrotLeFou am 30 Dezember 2013, 23:12:05Das glaube ich jetzt hingegen nicht... ;) Es gbt gerade bei Genrefilmen sicherlich Konzepte, aber nicht jeweils ein einziges Konzept... und seit einigen Jahrzehnten (teilweise seit 50 Jahren) gehört es zum Konzept von Genrefilmen, gegen feste Konzepte zu verstoßen.
Ich glaub, Du hast mich hier etwas missverstanden. Ich meinte nicht, dass es ,,nur ein" Konzept gibt, sondern dass es möglich ist, einen Film so zu konzipieren, dass er hauptsächlich durch Erotik unterhält. Ich denke mal, es ist klar, dass viele Filme da draußen diesem Konzept folgen, und das wären dann halt ,,Erotikfilme" bzw. das, was die Fernsehzeitschriften für gewöhnlich als solche bezeichnen.

Aber wie oben schon erwähnt werden in Fernsehzeitschriften die Genres ja nicht so zusammengemischt wie in der OFDb. Wenn in der OFDb das Genre ,,Erotik" auftaucht, bedeutet das ja nicht, dass es sich in diesem Sinne um einen ,,Erotikfilm" handelt. Benutzt man z. B. die Genres ,,Thriller" und ,,Erotik" zusammen, wird schwups ein Film draus, den eine Fernsehzeitschrift als ,,Erotikthriller" (aber nicht als ,,Erotikfilm") titulieren würde.

ZitatIch glaube ich weiß noch immer nicht, was du mit "einschlägigen" Erotikfilmen meinst?
Beispielhaft: Die Filme der ,,Emmanuelle"-Reihe (1974-88), ,,Joy"-Reihe, ,,The Click"-Reihe und z.B. einen Haufen M6-Erotikproduktionen (Tagebuch der Lust, Sexy Dancing etc.).


PierrotLeFou

Zitat von: Anderssen am 31 Dezember 2013, 01:23:47
Zitat von: PierrotLeFou am 30 Dezember 2013, 23:12:05Das glaube ich jetzt hingegen nicht... ;) Es gbt gerade bei Genrefilmen sicherlich Konzepte, aber nicht jeweils ein einziges Konzept... und seit einigen Jahrzehnten (teilweise seit 50 Jahren) gehört es zum Konzept von Genrefilmen, gegen feste Konzepte zu verstoßen.
Aber wie oben schon erwähnt werden in Fernsehzeitschriften die Genres ja nicht so zusammengemischt wie in der OFDb. Wenn in der OFDb das Genre ,,Erotik" auftaucht, bedeutet das ja nicht, dass es sich in diesem Sinne um einen ,,Erotikfilm" handelt. Benutzt man z. B. die Genres ,,Thriller" und ,,Erotik" zusammen, wird schwups ein Film draus, den eine Fernsehzeitschrift als ,,Erotikthriller" (aber nicht als ,,Erotikfilm") titulieren würde.

Und ist das in deinen Augen jetzt schlimm bzw. falsch einen Film, den man gemeinhin wohl als Erotikthriller bezeichnen würde, mit den Genrezuweisungen "Erotik" und "Thriller" auszustatten? :00000109:


Zitat
ZitatIch glaube ich weiß noch immer nicht, was du mit "einschlägigen" Erotikfilmen meinst?
Beispielhaft: Die Filme der ,,Emmanuelle"-Reihe (1974-88), ,,Joy"-Reihe, ,,The Click"-Reihe und z.B. einen Haufen M6-Erotikproduktionen (Tagebuch der Lust, Sexy Dancing etc.).
Und als nichteinschlägige Erotikfilme würdest du z.B. Erotikthriller bezeichnen? Und die einschlägigen Erotikfilme sollten entweder Sexfilme genannt werden oder der Sexfilm sollte als Genre abgeschafft werden... Hab ich dich damit richtig verstanden?

Gegen die Abschaffung des Genres "Sex(film)" wäre ich deshalb, weil es durchaus Filme gibt, die sich vor allem durch sexuelle Handlungen auszeichnen und mit Erotik nichts am Hut haben; gerade wenn es dabei um sexuelle Gewalt geht.

Einen Film wie "Emmanuelle" als Sexfilm zu bezeichnen ist sicherlich möglich und das wird ja hin und wieder aus so gehandhabt (wobei man bedenken muss, dass die Einschätzung eines Films als "Sexfilm" mit der Zeit geht... seriöse Dramen aus Schweden galten in den 50er und 60er Jahren teilweise auch als Sexfilme - dennoch würde man heute nicht mehr auf diese Einschätzung zurückgreifen...)
Aber solange einem das Genre "Erotik" zur Verfügung steht, würde ich "Emmanuelle" dann doch viel eher als Erotikfilm bezeichnen sollen, weil er ja - mit welchem Erfolg oder auf welchem Niveau sei dahingestellt - durchaus noch die Ambitionen hat, eine Beziehungsthematik und einen (vermeintlichen) Reifungsprozess zu schildern. Da geht es ja nicht nur um Sex, sondern auch um den Umgang damit und das Erkunden eigener Bedürfnisse. Ich würde "Emmanuelle" oder auch Jaeckins "Geschichte der O" ja als eindeutige Erotikfilme bezeichnen (wenn auch nicht gerade als die besten Erotikfilme...) Einen Film wie Russ Meyers "Up!" würde ich dagegen eindeutig als (durchaus vergnüglichen) Sexfilm bezeichnen...
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Anderssen

31 Dezember 2013, 15:14:28 #21 Letzte Bearbeitung: 31 Dezember 2013, 15:17:18 von Anderssen
Zitat von: PierrotLeFou am 31 Dezember 2013, 03:20:52Und ist das in deinen Augen jetzt schlimm bzw. falsch einen Film, den man gemeinhin wohl als Erotikthriller bezeichnen würde, mit den Genrezuweisungen "Erotik" und "Thriller" auszustatten?
Nee, das war nur ein Hinweis darauf, dass, sofern das Genre ,,Erotik" in der OFDb auftaucht, dies eben nicht gleichbedeutend ist mit der Angabe ,,Erotikfilm" in einer TV-Zeitschrift, sondern man die Genres im Zusammenhang lesen muss. Dieser Hinweis war ganz wertfrei gemeint.
ZitatUnd als nichteinschlägige Erotikfilme würdest du z.B. Erotikthriller bezeichnen? Und die einschlägigen Erotikfilme sollten entweder Sexfilme genannt werden oder der Sexfilm sollte als Genre abgeschafft werden... Hab ich dich damit richtig verstanden?
Von der Bezeichnung ,,Sexfilm" würde ich mich ja gerade distanzieren wollen. Meines Erachtens gibt es ,,Sexfilm" als eigenständiges, anerkanntes Genre auch gar nicht, sondern wird meistens entweder Synonym zu ,,Erotikfilm" gebraucht, oder und ab und zu umgangssprachlich als abwertender Begriff für bestimmte Erotikfilme, die einem z. B. nicht anspruchsvoll oder edel genug sind.

Um noch einmal klarstellend zu sagen: Wenn in der OFDb das Genre ,,Erotik" auftaucht, ist das eben nicht so zu lesen: ,,Erotikfilm. Punkt", sondern es kann zum Beispiel auch sein, dass das Genre ,,Thriller" dabeisteht. Dies ist dann de facto als ,,Erotikthriller" zu lesen.

Der Grund, wieso ich das Genre ,,Sex" ­– sofern wir es überhaupt weiterhin benutzen wollen – für einschlägige Erotikfilme vorschlagen würde, ist (wie eigentlich schon erwähnt) nicht der, dass ich den Filmen die Bezeichnung ,,Sexfilm" ankleben will, sondern damit wir zumindest eine Genrebezeichung in der OFDb haben, mit der wir eben diese einschlägigen Filme von anderen ­– ­wenn man so will: ,,harmloseren" (aber hängt mich jetzt bitte nicht an diesem Wort auf) – Filmen abgrenzen können. (Alternativ könnte man das Genre auch umbennen; die Frage ist nur wie).

Ansonsten glaube ich, dass die Grenzen zwischen diesen beiden Genres in der OFDb (bzw. deren praktischer Handhabung) zu diffus und unklar sind und sich auch nicht mit einigermaßen anerkannten Genregrenzen in der Filmwelt decken, so dass man sie im Grunde auch gleich abschaffen könnte.

ZitatGegen die Abschaffung des Genres "Sex(film)" wäre ich deshalb, weil es durchaus Filme gibt, die sich vor allem durch sexuelle Handlungen auszeichnen und mit Erotik nichts am Hut haben; gerade wenn es dabei um sexuelle Gewalt geht.
Den Film ,,Rolls Royce Baby" (falls Du diesen hiermit gemeint hast) kenne ich zwar nicht, aber Deiner Beschreibung nach klingt dieser doch eher nach einem Spezialfall (wenn sich ein Regisseur durchweg auf Sexszenen konzentriert ohne dabei irgendwelche Erotik transportieren zu wollen), auf vielleicht weder das eine noch das andere Genre wirklich passen würde.

Um nochmal auf Deine (vielleicht implizite) Definition eines Erotikfilms zurückzukommen: Verstehe ich denn richtig,  dass Du Erotikfilm (als Genre) mit zwischenmenschlicher Beziehung assoziierst und Sexfilm (als Genre) mit der Abwesenheit von Beziehung?


PierrotLeFou

Zitat von: Anderssen am 31 Dezember 2013, 15:14:28
Zitat von: PierrotLeFou am 31 Dezember 2013, 03:20:52Und ist das in deinen Augen jetzt schlimm bzw. falsch einen Film, den man gemeinhin wohl als Erotikthriller bezeichnen würde, mit den Genrezuweisungen "Erotik" und "Thriller" auszustatten?
Nee, das war nur ein Hinweis darauf, dass, sofern das Genre ,,Erotik" in der OFDb auftaucht, dies eben nicht gleichbedeutend ist mit der Angabe ,,Erotikfilm" in einer TV-Zeitschrift, sondern man die Genres im Zusammenhang lesen muss. Dieser Hinweis war ganz wertfrei gemeint.

Ich fürchte, ich verstehe den Unterschied zwischen "Erotik" bzw. "Erotik" & "Thriller" auf der OFDb und "Erotikfilm" bzw. "Erotikthriller" in irgendwelchen Programmzeitschriften noch immer nicht...


ZitatVon der Bezeichnung ,,Sexfilm" würde ich mich ja gerade distanzieren wollen. Meines Erachtens gibt es ,,Sexfilm" als eigenständiges, anerkanntes Genre auch gar nicht, sondern wird meistens entweder Synonym zu ,,Erotikfilm" gebraucht, oder und ab und zu umgangssprachlich als abwertender Begriff für bestimmte Erotikfilme, die einem z. B. nicht anspruchsvoll oder edel genug sind.
Also "Sexfilm" taucht in Film-Sachlexika eigentlich regelmäßig auf. Im Reclam-Filmlexikon etwa, wo der Erotikfilm keinen eigenen Eintrag bekommen hat, wo der Artikel zum Sexfilm jedoch impliziert, dass der "erotische Filme" auch Nicht-Sexfilme hervorbringen kann. Dort - oder auch im Oxford Companion to Film - werden zwar auch erhebliche Schwierigkeiten der Definition angesprochen, dennoch wird der "Sexfilm" definitiv als eigenständiges Genre betrachtet. Schaut man sich die Bibliographie im "Erotic Cinema"-Band des Taschen-Verlags an, so zeigt sich, dass es tatsächlich auch vielfach Titel gibt, die sowohl auf Erotik als auch auf Sex zurückgreifen, um sich dem Kino in diesem Spannungsfeld zu nähern. (Man müsste mal gucken, ob solche - amerikanische und französische - Veröffentlichungen eine Unterscheidung zwischen Erotikfilmen und Sexfilmen anbieten, oder ob sie sich auf Gründen der Unklarheit davor drücken.)
Definitionen des Sexfilms UND des Erotikfilms, die beide Formen voneinander abtrennen, nimmt Georg Seeßlen vor, der grob formuliert dem Sexfilm Problem- & Geschichtslosigkeit zuschreibt, dem erotischen Film hingegen eine Verhandlung des Sinnlichen im Rahmen von "moralischen und kulturellen Dimensionen"... ("Das große Unterhaltungslexikon", Bd. 2) Dem würde ich mich wohl auch anschließen wollen. Lediglich die Stellung des Sexfilms als Bindeglied zwischen erotischen und pornografischen Filmen würde ich nicht in der dort beschriebenen Form übernehmen wollen, weil heutzutage (40 Jahre später) der pornografische Film auch außerhalb des zensierten Pornos existiert und durchaus ambitionierte oder "seriöse" Formen annehmen kann.

ZitatUm noch einmal klarstellend zu sagen: Wenn in der OFDb das Genre ,,Erotik" auftaucht, ist das eben nicht so zu lesen: ,,Erotikfilm. Punkt", sondern es kann zum Beispiel auch sein, dass das Genre ,,Thriller" dabeisteht. Dies ist dann de facto als ,,Erotikthriller" zu lesen.
Das habe ich zwar verstanden - aber ich verstehe nicht, welchen Schluss du daraus ziehst. ;)

ZitatAnsonsten glaube ich, dass die Grenzen zwischen diesen beiden Genres in der OFDb (bzw. deren praktischer Handhabung) zu diffus und unklar sind und sich auch nicht mit einigermaßen anerkannten Genregrenzen in der Filmwelt decken, so dass man sie im Grunde auch gleich abschaffen könnte.
Ich wäre nach wie vor dafür, mal die Literatur zum Thema gründlich durchzugehen und dann nach gemeinsamen Definitionsgrundlagen zu schauen und auf der OFDb eine Erklärungshilfe anzubieten...

Zitat
ZitatGegen die Abschaffung des Genres "Sex(film)" wäre ich deshalb, weil es durchaus Filme gibt, die sich vor allem durch sexuelle Handlungen auszeichnen und mit Erotik nichts am Hut haben; gerade wenn es dabei um sexuelle Gewalt geht.
Den Film ,,Rolls Royce Baby" (falls Du diesen hiermit gemeint hast) kenne ich zwar nicht, aber Deiner Beschreibung nach klingt dieser doch eher nach einem Spezialfall (wenn sich ein Regisseur durchweg auf Sexszenen konzentriert ohne dabei irgendwelche Erotik transportieren zu wollen), auf vielleicht weder das eine noch das andere Genre wirklich passen würde.
Ich dachte da jetzt eher an Zwartjes "Pentimento". "Rolls Royce Baby" greift nicht wirklich auf Gewalt zurück.
Aber auch ein Sexfilm, der "irgendwelche Erotik transportiert" - wobei wir uns eigentlich einigen müssten, was das sein soll - ist dennoch ein Sexfilm. Darin ist sich die deutschsprachige Literatur auch einig. Sowas kommt auch häufiger mal vor, weil die sexuelle Handlung einen Teil der Erotik darstellt; Sex ist aber nicht die Erotik.

ZitatUm nochmal auf Deine (vielleicht implizite) Definition eines Erotikfilms zurückzukommen: Verstehe ich denn richtig, dass Du Erotikfilm (als Genre) mit zwischenmenschlicher Beziehung assoziierst und Sexfilm (als Genre) mit der Abwesenheit von Beziehung?
Nicht mit der Abwesenheit von Beziehung, sondern eher von einer Abwesenheit der Relevanz des Sexuellen für die Beziehung. "Rolls Royce Baby" ist insofern ein Paradebeispiel für den Sexfilm, weil sich da gar nichts entwickelt, während alle Sex haben oder sich selbst den Intimbereich streicheln. Und der Erotikfilm kann - muss aber nicht! - auf sexuelle Handlungen zurückgreifen, die dann jedoch problematisiert werden oder Entwicklungen bzw. Veränderungen bewirken.

Zu fragen wäre in meinen Augen bloß, ob der Erotikfilm ein standadisiertes Genre darstellt, oder eher - wie der Familienfilm, der Tierfilm, der Sportfilm - einen Oberbegriff: Ronald M. Hans - allerdings wenig seriöses - "Lexikon des erotischen Films", in dem dieser recht unsystematisch mal als Genre, mal nicht als Genre aufgefasst wird, sieht im erotischen Film eher eine Art Oberbegriff.
Seeßlen macht darauf aufmerksam, dass der erotische Film "Im engeren Sinne des Wortes" (!) kein "Genre für sich sei", da es keine eigene Struktur aufweise. Nach Hinweisen, wie sich Erotik im Horrorfilm, im Actionfilm entfalte und weshalb Kino an sich per se schon erotisch ist - da wäre im Vergleich Stigleggers Seduktionstheorie sicherlich interessant -, liefert er dann aber doch eine Konkretisierung des erotischen Films, indem er eine Ikonographie vorstellt und sie mit vagen Strukturvorgaben anreichert.
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Anderssen

Jetzt wird's ja doch relativ akademisch ;)

Unglücklicherweise habe ich keine deratigen Nachschlagewerke vorzuliegen und kann daher auch nur auf meine eigene Wahrnehmung darüber zurückgreifen, wie diese Genres heutzutage behandelt werden.

Um aber zunächst einmal diese Frage zu beantworten:

Zitat von: PierrotLeFou am  2 Januar 2014, 09:19:42
ZitatUm noch einmal klarstellend zu sagen: Wenn in der OFDb das Genre ,,Erotik" auftaucht, ist das eben nicht so zu lesen: ,,Erotikfilm. Punkt", sondern es kann zum Beispiel auch sein, dass das Genre ,,Thriller" dabeisteht. Dies ist dann de facto als ,,Erotikthriller" zu lesen.
Das habe ich zwar verstanden - aber ich verstehe nicht, welchen Schluss du daraus ziehst. ;)
Das ist einfach ein technischer Aspekt.
Du kannst ja mal folgendes Experiment durchführen: Suche im Lexikon des Internationalen Films nach dem Genre ,,Erotikfilm", kombiniert mit Darstellerin ,,Stone, Sharon". Treffer: 0
In der OFDb hingegen (Erweiterte Suche, Gezielte Identifikation eines Films, Genre ,,Erotik", Darstellerin: Sharon Stone): 3 Treffer: Basic Instinct, Sliver und Basic Instinct 2.

Das liegt allerdings mitnichten daran, dass sich die Typen vom Filmlexikon andere Gedanken über das Genre ,,Erotikfilm" gemacht haben, sondern ergibt sich bereits daraus, dass die Genrezuordnung in der OFDb technisch anders funktioniert.
Wenn man im Lexikon des Internationalen Films auf ,,Erotikfilm" klickt, bekommt man eine Liste von ,,Erotikfilmen" (oder zumindest das, was sich die Katholische Filmkommission darunter vorstellt).
In der OFDb, wenn man auf das Genre ,,Erotik" klickt, bekommt man eben keine solche Liste, sondern eine mit allen möglichen – wenn man so will – Misch-Genres. Das Genre ,,Erotik" ist in der OFDb aufgrund dieses technischen Aspekts eben nicht Synonym mit dem Terminus ,,Erotikfilm", wie es im Filmlexikon oder in TV-Zeitschriften auftaucht (auch in TV-Zeitschriften taucht z. B. Basic Instinct m. W. eher unter ,,Erotikthriller" oder sogar nur ,,Thriller" auf).

Und darauf wollte ich eben hinaus: Mit welcher Definition wir auch immer für das Genre ,,Erotikfilm" auftrumpfen: In der OFDb hat der Terminus ,,Erotik" in der Genreliste rein technisch bedingt bereits eine andere (zusätzliche) Bedeutung, und dessen sollte man sich bewusst sein. Im akedemischen oder künstlerischen Sinne kann man ,,Erotikfilm" ggf. einschränkend definieren; in der OFDb muss der Begriff ,,Erotik" insofern eher offen und kompatibel bleiben.
(Es sei denn, der genannte technische Aspekt wird nochmal überarbeitet, woran ich z. Zt. nicht so recht glaube.)

(Hier würde dann wieder meine Idee ins Spiel kommen, das Genre ,,Erotik" eher zur Kombination zu benutzen, während für die Art Film, die ich als ,,einschlägig" bezeichnen würde – und die wohl am einfachsten vom Rest zu unterscheiden wäre – eine andere Genrebezeichnung zu verwenden wäre, wenn schon nicht ,,Sex")

_____

Was die von Dir genannten Definitionen angeht, weiß ich nicht, ob ich diese alle zeitig kommentieren kann.

Aber was für mich dabei zumindest eine Rolle spielen würde wäre u. a.,
- ob der Autor zum Zeitpunkt der Definition das gleiche (und gleichermaßen umfassende) Spektrum an Filmen zu kategorisieren hatte wie wir heute,
- ob die Definition ,,technisch" OFDb-kompatibel wäre,
- inwiefern er die gleichen Termini (,,Erotikfilm", ,,Sexfilm") benutzt wie wir, und ob er darin konsequent ist, oder ob er eher darin verfällt, Synonyme oder umschreibende Begriffe zu benutzen und das ganze unklarer wird
- wann er eher von Definitionen spricht, die sich auf eine Kategorisierung beziehen und wann er eher künstlerische Ideen und Standards oder Lehrmeinungen anspricht, wie so ein Film aufgebaut sein ,,sollte"
_____

Da mir das jetzt alles etwas zu umfänglich wird – hoffentlich kommt das ganze jetzt nicht zu kurz und schroff rüber, ist jedenfalls nicht so gemeint – zunächst vielleicht nur noch ein paar ergänzende Anmerkungen, was ich unter einem (einschlägigen) ,,Erotikfilm" verstehe:

,,Erotik" bedeutet im Wesentlichen: sinnlicher Bereich des Liebeslebens. Analog zu einem Thriller, dessen Hauptidee es ist, durch ,,Thrill" zu unterhalten, versucht ein Erotikfilm durch Erotik zu unterhalten. Erotik kann unter anderem durch eine bestimmte Darstellung sexueller Handlungen erzeugt werden, andererseits u. U. auch durch nichts weiter als die bestimmte Darstellung einer Einzelperson. Meines Erachtens gibt das Wort ,,Erotik" es nicht her, ob selbige innerhalb einer gewissen zwischenmenschlichen Beziehung erzeugt wird, geschweigedenn ob sie für diese von Bedeutung ist. Auch kann ich nicht ganz finden, dass der Begriff Erotikfilm eine darin enthaltene ,,Verhandlung des Sinnlichen im Rahmen von moralischen und kulturellen Dimensionen" (nach Seeßlen) suggeriert; das wäre dann m. E. eher eine ganz bestimmte Sorte Problemfilm.
___

Was den Film ,,Reich der Sinne" betrifft, fiel mir noch auf:
ZitatNicht mit der Abwesenheit von Beziehung, sondern eher von einer Abwesenheit der Relevanz des Sexuellen für die Beziehung.
Nach dieser Definition wäre Reich der Sinne kein Sexfilm, oder?

PierrotLeFou

3 Januar 2014, 21:38:50 #24 Letzte Bearbeitung: 3 Januar 2014, 21:41:33 von PierrotLeFou
Zitat von: Anderssen am  2 Januar 2014, 23:10:42
Das ist einfach ein technischer Aspekt.
Du kannst ja mal folgendes Experiment durchführen: Suche im Lexikon des Internationalen Films nach dem Genre ,,Erotikfilm", kombiniert mit Darstellerin ,,Stone, Sharon". Treffer: 0
In der OFDb hingegen (Erweiterte Suche, Gezielte Identifikation eines Films, Genre ,,Erotik", Darstellerin: Sharon Stone): 3 Treffer: Basic Instinct, Sliver und Basic Instinct 2.

Das liegt allerdings mitnichten daran, dass sich die Typen vom Filmlexikon andere Gedanken über das Genre ,,Erotikfilm" gemacht haben, sondern ergibt sich bereits daraus, dass die Genrezuordnung in der OFDb technisch anders funktioniert.
Wenn man im Lexikon des Internationalen Films auf ,,Erotikfilm" klickt, bekommt man eine Liste von ,,Erotikfilmen" (oder zumindest das, was sich die Katholische Filmkommission darunter vorstellt).
In der OFDb, wenn man auf das Genre ,,Erotik" klickt, bekommt man eben keine solche Liste, sondern eine mit allen möglichen – wenn man so will – Misch-Genres. Das Genre ,,Erotik" ist in der OFDb aufgrund dieses technischen Aspekts eben nicht Synonym mit dem Terminus ,,Erotikfilm", wie es im Filmlexikon oder in TV-Zeitschriften auftaucht (auch in TV-Zeitschriften taucht z. B. Basic Instinct m. W. eher unter ,,Erotikthriller" oder sogar nur ,,Thriller" auf).

Und darauf wollte ich eben hinaus: Mit welcher Definition wir auch immer für das Genre ,,Erotikfilm" auftrumpfen: In der OFDb hat der Terminus ,,Erotik" in der Genreliste rein technisch bedingt bereits eine andere (zusätzliche) Bedeutung, und dessen sollte man sich bewusst sein. Im akedemischen oder künstlerischen Sinne kann man ,,Erotikfilm" ggf. einschränkend definieren; in der OFDb muss der Begriff ,,Erotik" insofern eher offen und kompatibel bleiben.
(Es sei denn, der genannte technische Aspekt wird nochmal überarbeitet, woran ich z. Zt. nicht so recht glaube.)

Ah, jetzt habe ich dich verstanden... ;) Aber das wäre dann ja kein "Problem", das "Sex" und "Erotik" betreffen würde, sondern eines, das alle Genres betreffen würde... was anderswo als Parodie auftaucht, wird auf der OFDb als Mix aus Komödie und dem jeweils parodiertem Genre auftauchen... Und während "Drama" anderswo häufiger auf reine "Melodramen" bezogen wird, da wird das Genre auf der OFDb nahezu jedem Film zugeordnet, der ansatzweise tragisch verlaufende Handlungsstränge aufweist.
Ich halte es daher für zumutbar, dass User die angezeigten Titel aufrufen und angesichts der gelisteten Genrekombinationen erkennen, dass es sich nicht um "reine" Genres handelt, sondern um Mischformen...


ZitatWas die von Dir genannten Definitionen angeht, weiß ich nicht, ob ich diese alle zeitig kommentieren kann.

Aber was für mich dabei zumindest eine Rolle spielen würde wäre u. a.,
- ob der Autor zum Zeitpunkt der Definition das gleiche (und gleichermaßen umfassende) Spektrum an Filmen zu kategorisieren hatte wie wir heute,
- ob die Definition ,,technisch" OFDb-kompatibel wäre,
- inwiefern er die gleichen Termini (,,Erotikfilm", ,,Sexfilm") benutzt wie wir, und ob er darin konsequent ist, oder ob er eher darin verfällt, Synonyme oder umschreibende Begriffe zu benutzen und das ganze unklarer wird
- wann er eher von Definitionen spricht, die sich auf eine Kategorisierung beziehen und wann er eher künstlerische Ideen und Standards oder Lehrmeinungen anspricht, wie so ein Film aufgebaut sein ,,sollte"

Ohne dass ich jetzt die verschiedenen Definitionen miteinander in Einklang gebracht hätte, würde ich zumindest eines zu behaupten wagen: Dass "Sexfilm" als Genrebegriff gebräuchlicher ist als "Erotikfilm, erotischer Film". Das ist recht klar ersichtlich, wenn man ein paar Filmlexika durchblättert oder Einleitungen in Bänden zum erotischen Film oder zum Sexfilm durchliest. Gemeinsam ist nahezu allen Texten ausserdem, dass sie Aufklärungs-, Trieb- und Nudistenfilme sowie einige für ihre Zeit freizügige Filme als Vorläufer des Sexfilms beschreiben und anmerken, dass diese zu ihrer Zeit teilweise als Sexfilme tituliert worden sind.
Auffällig ist auch, dass "erotischer Film" immer als Oberbegriff des Sexfilms verwendet wird: Ganz deutlich im Reclam-Filmlexikon, ganz deutlich bei Seeßlen, weniger explizit bei Hahn und zumindest indirekt im Oxford Companion to Film. Eine Ausnahme bildet Thissens Band zu Pionieren und Prominenten des Sexfilms, in dem er jedoch im Vorwort gleich gesteht, den Begriff des Sexfilms als Verlegenheitslösung gewählt zu haben (unter anderem für viele Filme (von Ferreri, Fellini, Visconti, Godard usw.), die anderswo manchmal als erotische Filme, aber nie als Sexfilme bezeichnet werden...)

Seeßlens Band, der als einziger der von mir genannten Bücher eine systematische und konsequente Unterscheidung zwischen Sexfilm und erotischem Film vornimmt (wobei es natürlich - gerade im Ausland - durchaus noch andere gibt, die solche Unterscheidungen anbieten) hat sich hierzulande wie seine teilweise mehrfach aktualisierte Enzyklopädie zum Populären Film längst als Standardwerk etabliert. Die aktualisierte Ausgabe, die ich besitze, ist 1977 erschienen; mir fällt jetzt aber kein Film ein, der an seiner Unterscheidung Änderungen notwendig machen würde. (Hingegen würde seine Definition des pornographischen Films heutzutage nochmals eine Aktualisierung benötigen, aber damit werden ja mittlerweile ohnehin zig Veröffentlichungen gefüllt...) Ende der 90er hat Seeßlen noch eine Veröffentlichung zum erotischen Film herausgebracht, die ich allerdings nicht besitze, die aber diese Linie weiterverfolgen soll.


Zitat,,Erotik" bedeutet im Wesentlichen: sinnlicher Bereich des Liebeslebens. Analog zu einem Thriller, dessen Hauptidee es ist, durch ,,Thrill" zu unterhalten, versucht ein Erotikfilm durch Erotik zu unterhalten. Erotik kann unter anderem durch eine bestimmte Darstellung sexueller Handlungen erzeugt werden, andererseits u. U. auch durch nichts weiter als die bestimmte Darstellung einer Einzelperson. Meines Erachtens gibt das Wort ,,Erotik" es nicht her, ob selbige innerhalb einer gewissen zwischenmenschlichen Beziehung erzeugt wird, geschweigedenn ob sie für diese von Bedeutung ist. Auch kann ich nicht ganz finden, dass der Begriff Erotikfilm eine darin enthaltene ,,Verhandlung des Sinnlichen im Rahmen von moralischen und kulturellen Dimensionen" (nach Seeßlen) suggeriert; das wäre dann m. E. eher eine ganz bestimmte Sorte Problemfilm.
Ich zitiere Seeßlen mal kurz, weil es sich gerade anbietet: "Insofern ist es verständlich, daß eine Reihe der Klassiker des erotischen Films unter dem Begriff des 'Problemfilms' subsumiert werden." Du hast ihn also völlig richtig verstanden. Und "Der letzte Tango von Paris", "Der Nachtportier", "Y tu mama tambien" oder "Crash", die in der kurzen Filmographie in Duncans/Keeseys "Erotic Cinema" auftauchen, ließen sich ja durchaus als Problemfilme beschreiben. ("Basic Instinct" ist in der Filmographie übrigens auch enthalten. Der Band kommt der OFDb also etwas näher als das Lexikon des internationalen Films... :icon_mrgreen: ) Und Thiessen - der zwar unter dem Titel "Pioniere und Prominente des modernen Sexfilms" schreibt, allerdings in seiner Erklärung zum "unmöglich [...] zu finden[den]" Titel fragt "Was hätten etwa Karlheinz Böhm und Luchino Visconti in einem Buch über Sexfilme zu suchen, wie hätte man es vertreten sollen, Miss Morgan oder Dyanne Thorne in einem Buch über erotische Filme aufzunehmen?" und damit veranschaulicht, was er als erotischen Film ansieht und was als Sexfilm, wenngleich er sich eine systematische Unterscheidung nicht vorzunehmen traut - listet Filme von Bergman, Visconti, Godard, Chabrol, Bunuel, Ferreri, Fellini, Malle, Pasolini, Sjöman, Bertolucci... vieles davon lässt sich problemlos auch als "Problemfilm" auffassen. Und Hahns "Lexikon des erotischen Films" enthält von Pabsts "Lulu" über Fellinis "Das süße Leben", Bergmans "Schweigen" und Chabrols "Freundinnen" bis hin zu Antonionis "Blow Up" und Ferreris "Das große Fressen" ebenfalls genug Problemfilme... Überhaupt gehen viele Lexika mit Seeßlens Definitionen konform, wobei "Sexfilm" halt eher als Genre wahrgenommen wird als der "Erotikfilm", weil er über eine geschlossenere Struktur verfügt und sich entsprechend schnell - gerade angesichts seiner vielfachen kommerziellen Orientierung - standadisieren konnte...

Laut Duden ist Erotik übrigens vor allem die "den geistig-psychischen Bereich einbeziehende sinnliche Liebe". ;) Faszination, Begehren, Verführung sind fest im Erotischen verankert und zwischenmenschliche Beziehungen kommen im erotischen Film geradezu zwangsläufig zur Sprache - und nicht bloß sexuelle Handlungen oder "bestimmte Darstellungen einer Einzelperson". (Welche Darstellungen sollten das denn überhaupt sein?)
Zitat

Was den Film ,,Reich der Sinne" betrifft, fiel mir noch auf:
ZitatNicht mit der Abwesenheit von Beziehung, sondern eher von einer Abwesenheit der Relevanz des Sexuellen für die Beziehung.
Nach dieser Definition wäre Reich der Sinne kein Sexfilm, oder?
Deshalb würde ich "Im Reich der Sinne" ja auch als Sex- & Erotikfilm begreifen wollen und nicht als einfachen Sexfilm:
ZitatSex- & Erotikfilm: "Im Reich der Sinne" - der Film wird von einer Abfolge von Sexszenen dominiert, enthält aber während dieser Szenen und zwischen ihnen noch mehr, nämlich eine Liebe, die sich in ihrer sexuellen Entäußerung radikal zuspitzt bis hin zur Strangulation im gegenseitigen Einverständnis.
Es ist kein reiner Sexfilm, weil es um mehr geht als um sexuelle Handlungen, es ist kein bloßer Erotikfilm, weil sexuelle Handlungen im Zentrum der Handlung stehen. Würde ich bei Pasolinis "Trilogie des Lebens", die ja auch sowohl als "Sexfilm"-, als auch als erotische Trilogie bezeichnet worden ist, sicher ähnlich handhaben. (Quasi Nummernrevue und Bildmotive des Sexfilms in einer Geschichte des erotischen Films; ebenso wie "Duel in the Sun" ein Melodram im Westernsetting ist ohne dadurch ein reiner Western zu sein...)
Ich müsste den Film jetzt vielleicht nochmals anschauen, würde jetzt aber zumindest behaupten, dass es ja gerade die Konzentration auf das Sexuelle und Körperliche der Beziehung ist, welche letztlich das fatale Ende bewirkt. Mal schauen, wie Lars von Triers Film aussehen wird: aber ein Film, in dem eine nymphomanische Figur ohne dramaturgische Rahmung andauernd nur Sex hat, hätte nunmal sehr viel mit dem Sexfilm gemeinsam, auch wenn dann zum Ende hin immer klarer wird, dass es um Einsamkeit oder ein unerfüllbares Verlangen geht...

Aber das scheint wohl der Knackpunkt zu sein, wenn ich mir deine Anmerkungen zum Unterschied von OFDb und TV-Zeitschriften oder dem Filmlexikon des int. Films anschaue: mir geht es darum, dass ein drei Genres zugeordneter Film Elemente dreier Genres in sich verbindet, während dich der Eindruck stört, der Film sei ein reiner Vertreter dreier Genres... Horrorkomödien erfüllen auch nicht mehr alle Kriterien des Horrorfilms, tauchen aber auf der OFDb dennoch unter "Horror auf"...
Aber dann müssten OFDb - oder die ähnlich funktionierende IMDb - natürlich insgesamt umstrukturiert werden und nicht bloß im Hinblick auf "Sex" und "Erotik". ;)
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Anderssen

Mal eine Frage: Wie lange liegen diese Definitionen bzw. Begriffsbeschreibungen denn zurück? Und benutzen die genannten Autoren eigentlich das Wort ,,Erotikfilm" oder eher den Begriff ,,erotischer Film?"
Das ist jetzt übrigens nicht als penible Wortklauberei gemeint; ich habe nämlich den Verdacht, dass die Autoren ggf. nicht den heutzutage (m. E.) eher dominanten Begriff ,,Erotikfilm" in der Form wahrgenommen haben – möglicherweise, weil sie dies in einer etwas anderen Zeit geschrieben haben – und für sie eher nur der Terminus ,,erotischer Film" ein Begriff ist, der an sich ja bereits tatsächlich weniger nach einem Genre klingt, sondern mehr als ein zusammenfassender Begriff für diverse Filmtypen, in denen ein (nennenswert bis erhebliches) Maß an Erotik vorkommt, verwendbar scheint.

Zitat von: PierrotLeFou am  3 Januar 2014, 21:38:50"bestimmte Darstellungen einer Einzelperson". (Welche Darstellungen sollten das denn überhaupt sein?)
Bekannteste Beispiele etwa: Wie ein Bondgirl im Bikini aus dem Wasser steigt oder ein Striptease.

Zitat
Zitat
ZitatNicht mit der Abwesenheit von Beziehung, sondern eher von einer Abwesenheit der Relevanz des Sexuellen für die Beziehung.
Nach dieser Definition wäre Reich der Sinne kein Sexfilm, oder?
Deshalb würde ich "Im Reich der Sinne" ja auch als Sex- & Erotikfilm begreifen wollen und nicht als einfachen Sexfilm:
ZitatSex- & Erotikfilm: "Im Reich der Sinne" - der Film wird von einer Abfolge von Sexszenen dominiert, enthält aber während dieser Szenen und zwischen ihnen noch mehr, nämlich eine Liebe, die sich in ihrer sexuellen Entäußerung radikal zuspitzt bis hin zur Strangulation im gegenseitigen Einverständnis.
Das löst für aber nicht wirklich die Problematik auf. Wenn ein Sexfilm sich über die Abwesenheit der Relevanz des Sexuellen für eine Beziehung definiert, dann kann Reich der Sinne schon per Definition nicht dem Genre ,,Sexfilm" zugeordnet werden.
Auch das Hinzufügen eines weiteren Genres (Erotikfilm) würde dann nichts nützen, denn es ist ja nicht so dass das Genre ,,Sexfilm" (nach der genannten Definition) die Klassifikation des Films lediglich unvollständig beschreibt, sondern vielmehr so, dass der Film der Definition sogar explizit widerspricht.
Außerdem würde sich dies mit der oben genannten Idee beißen, ,,Erotikfilm" als übergeordnete Klasse zu verwenden. Wenn ,,Erotikfilm" die Obermenge ist, dann kann sie keine dem Sexfilm widersprechenden Eigenschaften haben (im übrigen nichtmal ergänzende Eigenschaften. Die untergeordnete Klasse definiert sich immer durch mehr Eigenschaften als die übergeordnete).

PierrotLeFou

Zitat von: Anderssen am  5 Januar 2014, 17:11:03
Mal eine Frage: Wie lange liegen diese Definitionen bzw. Begriffsbeschreibungen denn zurück?
Zwischen 1977 und 2007...

ZitatUnd benutzen die genannten Autoren eigentlich das Wort ,,Erotikfilm" oder eher den Begriff ,,erotischer Film?"
Das ist jetzt übrigens nicht als penible Wortklauberei gemeint; ich habe nämlich den Verdacht, dass die Autoren ggf. nicht den heutzutage (m. E.) eher dominanten Begriff ,,Erotikfilm" in der Form wahrgenommen haben – möglicherweise, weil sie dies in einer etwas anderen Zeit geschrieben haben – und für sie eher nur der Terminus ,,erotischer Film" ein Begriff ist, der an sich ja bereits tatsächlich weniger nach einem Genre klingt, sondern mehr als ein zusammenfassender Begriff für diverse Filmtypen, in denen ein (nennenswert bis erhebliches) Maß an Erotik vorkommt, verwendbar scheint.
In der Regel wird tatsächlich "der erotische Film" thematisiert, gerade auch bei Seeßlen, der die Genreproblematik ja auch selber anspricht. (Allerdings wird "erotischer Film" nicht einfach als Bezeichnung für Filme benutzt, die irgendwie erotisch sind, sondern durchaus als Begriff, der eine einheitliche Gruppe von Filmen zu umfassen gedenkt.)
Ich muss aber sagen, dass nach meiner Beobachtung der Begriff "Erotikfilm" weit weniger dominant ist als die Begriffe "Sexfilm" und "erotischer Film". Das gilt auch für das Reclam-Lexikon, das ziemlich aktuell ist und in dem der Sexfilm einen eigenen Eintrag hat, der "Erotikfilm" hingegen nicht. Ich habe jetzt keine Ahnung, welche TV-Zeitschriften das seit wann auf welche Art und Weise handhaben, aber TV-Zeitschriften wären auch nicht die Quelle, die ich für eine Definition heranziehen würde; das gilt auch für manche DVD-Label, die "Erotik" (ohne"-film") als Genrebezeichnung verwenden. Auch http://filmlexikon.uni-kiel.de listet ausschließlich den "Sexfilm" (und die "erotische Szene", die aber für die OFDb keinerlei Relevanz besitzen dürfte) und wäre durchaus als aktuell zu bezeichnen. (Ich gehe davon aus, dass sie alle den "Erotikfilm" (schon gar nicht als Genre) wahrgenommen haben, weil dieser vielleicht gar nicht so dominant zu sein scheint; ich meine: einerseits soll "Erotikfilm" ein dominanter Terminus sein, wird aber in der Literatur kaum verwendet und dann soll es daran liegen, dass die Autoren das dominante Auftreten nicht bemerkt haben? Ob jetzt Programmzeitschriften, Durchschnittbürger(innen), DVD-Cover & Booklets und Fanbücher häufiger von Erotik als von Sex oder häufiger vom Erotikfilm als vom Sexfilm sprechen, weiß ich nicht... und vermutlich dürfte es aufwendig werden, da verlässliche Werte zu bekommen. Aber selbst wenn es so wäre, dass weit häufiger zum "Erotikfilm" gegriffen werden würde, wäre noch zu fragen, was die einzelnen denn darunter verstehen... in einem Buch wie "Heisse Teens und flotte Filme" ist im Untertitel von Erotikklamotten die Rede, während im Inhaltsverzeichnis von Sexkomödien gesprochen wird. In einem Alltagssprachgebrauch scheint da vor allem eine große Unschärfe und eine Vermischung der Begriffe zu herrschen...)

Zitat
Zitat von: PierrotLeFou am  3 Januar 2014, 21:38:50"bestimmte Darstellungen einer Einzelperson". (Welche Darstellungen sollten das denn überhaupt sein?)
Bekannteste Beispiele etwa: Wie ein Bondgirl im Bikini aus dem Wasser steigt oder ein Striptease.
Ok... (beides zählt nach Lo Duca übrigens zu den Leitmotiven des erotischen Films: Wasser & Striptease).


Zitat
ZitatDeshalb würde ich "Im Reich der Sinne" ja auch als Sex- & Erotikfilm begreifen wollen und nicht als einfachen Sexfilm:
ZitatSex- & Erotikfilm: "Im Reich der Sinne" - der Film wird von einer Abfolge von Sexszenen dominiert, enthält aber während dieser Szenen und zwischen ihnen noch mehr, nämlich eine Liebe, die sich in ihrer sexuellen Entäußerung radikal zuspitzt bis hin zur Strangulation im gegenseitigen Einverständnis.
Das löst für aber nicht wirklich die Problematik auf. Wenn ein Sexfilm sich über die Abwesenheit der Relevanz des Sexuellen für eine Beziehung definiert, dann kann Reich der Sinne schon per Definition nicht dem Genre ,,Sexfilm" zugeordnet werden.
Das ist nun aber so, als würde man bei "Frankenstein Junior" "Horror" streichen wollen, nloß weil seine komödiantische Stoßrichtung das Anliegen des Horrorfilms von vornherei untergräbt. Dennoch wird kaum jemand leugnen, dass es sich um eine Horrorkomödie handelt.

ZitatAuch das Hinzufügen eines weiteren Genres (Erotikfilm) würde dann nichts nützen, denn es ist ja nicht so dass das Genre ,,Sexfilm" (nach der genannten Definition) die Klassifikation des Films lediglich unvollständig beschreibt, sondern vielmehr so, dass der Film der Definition sogar explizit widerspricht.
Außerdem würde sich dies mit der oben genannten Idee beißen, ,,Erotikfilm" als übergeordnete Klasse zu verwenden. Wenn ,,Erotikfilm" die Obermenge ist, dann kann sie keine dem Sexfilm widersprechenden Eigenschaften haben (im übrigen nichtmal ergänzende Eigenschaften. Die untergeordnete Klasse definiert sich immer durch mehr Eigenschaften als die übergeordnete).
Sex bezeichnet einen technischen Ablauf.
Das sehe ich anders:

Mal fernab vom Film: Sex kann ein (nicht unwesentlicher) Teil der "Erotik" sein. Aber wenn zwei Stiere, zwei Hasen oder zwei Schweine sexuell miteinander verkehren, dann kann (wenn man jetzt nicht auf einen voyeuristischen Menschen zurückgreift) von Erotik keine Rede sein, während ein sexueller Akt definitiv stattfindet. Wenn jemand vergewaltigt wird, wird er sicherlich von einer sexuellen Handlung sprechen, aber in den seltensten Fällen von einem erotischen Erlebnis.
Kino wäre - würde man den erotischen Film besonders weit fassen (darauf wollte Seeßlen unter anderem ja auch hinaus) - letztlich beinahe immer erotisch, insofern das Publikum zu einer voyeuristischen Haltung verführt wird. (Also auch rein körperliche, technische Sexakte wären angesichts des voyeuristischen Publikums erotisch, da gäbe es für Sexfilme gar kaum eine Möglichkeit mehr, nicht erotisch zu sein, wie es auch für Horrorfilme, Actionfilme oder Dramen kaum eine Möglichkeit mehr gäbe, nicht erotisch zu sein.) Dann wäre der Begriff des erotischen Films überflüssig, würde man ihn bloß auf das Verhältnis Film/Publikum beziehen. Stattdessen verbindet der "erotische Film" im engeren Sinne (wie Seeßlen ihn versteht und wie ihn auch die meisten der genannten Autoren aufzufassen scheinen) solch "voyeuristische und exploitierende Elemente" mit dem Hang, "Erotik in möglichst vielen Bezügen darzustellen".
Sex kann im Film - wenn man den Erotikfilm derartig fasst - rein sexuell sein... und er kann zudem einen Teil der Erotik darstellen, ist dann aber nicht die Erotik, sondern als Sex Teil von ihr. Erotik benötigt Sex nichts zwangsweise, der "erotische Film" benötigt nicht zwangsweise Sexszenen, nichtmal eine einzelne Einstellung. Ein "erotischer Film", der auf eine Abfolge zahlreicher Sexszenen abzielt, greift Motive (den Sex) und Strukturen (die Abfolge) des "Sexfilms" auf. Da widerspricht sich auch nichts: Sex ist nicht Erotik und kann trotzdem Teil von Erotik sein. Als solcher wäre er aber noch immer auch Sex und nicht selbst bereits ausschließlich Erotik. "Im Reich der Sinne" wäre damit - sofern man sich darauf einigen kann, dass es in ihm um eine Abfolge von sexuellen Handlungen geht, welche jedoch in die Geschichte einer sich fatal entwickelnden Beziehung gebettet werden - auf der OFDb mit "Erotik" und "Sex" gut bedient. (Würde man bei einer Western-Umsetzung eines Shakespeare-Stückes darauf bestehen, "Western" zu streichen, weil der Film in Struktur und Handlung ein reines Drama sei, während der Westernmotive bloß oberflächliche Staffage darstellen würden?)

Ich habe den (hoffentlich nicht allzu besserwisserisch klingenden) Eindruck, dass du dich von dem Gedanken lösen müsstest, dass bei Filmen, die mehreren Genres zugeordnet werden, jedes Genre noch mit all seinen Merkmalen noch präsent wäre... das klappt oftmals gar nicht, wenn ernste Genres mit der Komödie kombiniert werden, wenn Genres mit dem Experimentalfilm kombiniert werden usw. (Man isst ja auch keinen Kuchen und beschwert sich mit Blick auf das Rezept darüber, dass man weder Eier, noch Butter noch Mehl schmecken könne... (Gut, Film-Essen-Vergleiche sind automatisch dämlich, aber ich kam jetzt nicht daran vorbei... :icon_redface: ))
Aber: das ist natürlich nur mein Eindruck; ;) und vielleicht ist ja auch der Eindruck berechtigter, dass ich mich davon lösen muss, einen Genremix als bloß aus Teilen bestimmter Genres bestehend anzusehen... diesen Eindruck habe ich momentan nur nicht...
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

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