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Neuer Gruselstoff in Serie: Supernatural

Begonnen von Mr. Hankey, 4 August 2006, 18:35:11

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McClane

Die 22-Folgen-Staffeln sind ja eine Eigenart des Network-TV und sind (oder waren?) oft nötig, um den Sendeplan zu halten. Das ist (oder war?) eine Wissenschaft für sich: Sommerpause, dann von Herbst bis Frühsommer eine Serie, inkl. Sendepausen mit Wiederholungsfolgen der aktuellen Staffel und besonders wichtigen Folgen zu den Sweeps, wenn die Einschaltquoten gemessen werden.

Das kann prinzipiell auch funktionieren, allerdings muss sich eine Serie wie "Supernatural" dann von der Idee verabschieden die ganz große Geschichte über eine Staffel erzählen zu wollen, sondern lieber mehr knackig-kreative Monster-of-the-Week-Folgen rausballern.
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

"testosteronservile Actionfans mit einfachen Plotbedürfnissen, aber benzingeschwängerten Riesenklöten"
(Moonshade über yours truly)

Moonshade

Ja, die alten 20-22er Staffeln sind etwas, was im Zeitalter der beständigen Verfügbarkeit aller Mittel anachronistisch anmutet (und es waren in den 50ern noch 30-39 Folgen), weil man sich früher jede Woche auf seine Folge gefreut hat und jetzt schnell übersättigt ist, wenn man ein Thema nicht in 8-10 Folgen (meistens dramaturgisch stringenter) durchsehen kann.

Merke ich an der 4.Staffel von "Manifest" auf Netflix gerade, die man dann ja auch in zwei 10er-Blöcke aufgeteilt hat, auch erzählerisch, aber zu einer zusammen gefügt hat. Nicht dass das viel gebracht hätte, auch die leiden stark unter den dramaturgischen Wiederholungen, die die Serie schon in ihrer Networkzeit mitschleppte.

Das werden sicher mal spannende Lesewerke: das Ende des linearen Fernsehens und seine radikalen Auswirkungen auf das serielle Erzählen nach über 60 Jahren gewachsenen Strukturen.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

McClane

Dazu möchte ich mal "jein" antworten.

Ja, sicherlich erkennt man einen Trend zu kürzeren Staffeln, gerade bei Streamingdiensten. Ob dies auch auf das Network-TV abfährt, bleibt abzuwarten, denn ich weiß nicht, ob entsprechende Änderungen in deren (Budget-)Plan passen. Eine Serienstaffel mit 22 Folgen ist sicherlich günstiger als zwei Staffeln verschiedener Serien mit jeweils 11 Folgen. Dazu müsste sich da was im System bewegen, aber vielleicht passiert das bei den Networks ja.

Andrerseits rudern die Streamingdienste ja auch schon zurück. Während man die Lizenzware und die weniger prestigeträchtigen Serien in der Regel im Paket bekommt, ist das bei anderen Sachen anders. Netflix teilt die Staffeln seiner Flagschiffe jeweils in zwei Packen auf, bei Amazon und Disney+ werden von den Prestigeprodukten meist nur ein oder zwei neue Folgen pro Woche online gestellt. Natürlich kann man abwarten und dann bingen.

Aber es wird wahrscheinlich um den Lagerfeuer-Effekt gehen, wenn alle im Freundeskreis, auf der Arbeit oder im Internet über die jeweils aktuelle Folge sprechen. Damit erzielt man natürlich länger anhaltende Aufmerksamkeit, als wenn Zuschauer A nach dem ersten Wochenende schon durch ist, Zuschauer B bei Folge 8 und Zuschauer C erst bei Folge 3. Das Binging war anfangs ein Weg, um die Leute an den Streamingkonsum der permanenten Verfügbarkeit zu gewöhnen, ist jetzt aber nicht mehr der Goldstandard, wie mir erscheint.

Und davon ab: 22-Folgen-Staffeln können funktionieren, das hat man in der Vergangenheit immer wieder gut gesehen. Man muss nur das erzählerische Fundament mitbringen. Jüngst haben meine Frau und ich die erste Staffel "Gotham" geschaut - durch die Breite an Figuren und die immer wieder eingeschobenen Fälle der Woche (die oft wiederum kleine Details zum eigentlichen Background enthüllen) ging das vollkommen klar. An diese erzählerische Dichte kamen die letzten von mir gesehenen "Supernatural"-Staffeln nicht dran.
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

"testosteronservile Actionfans mit einfachen Plotbedürfnissen, aber benzingeschwängerten Riesenklöten"
(Moonshade über yours truly)

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