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Autoren-Thread: Mr. Vincent Vega

Begonnen von Mr. Vincent Vega, 6 Oktober 2006, 01:13:08

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Mr. Vincent Vega

Ich grüße recht herzlich!

Nach einigen inneren Kämpfen (keine Sorge, das ist nichts ungewöhnliches bei mir), hier nun auch ein Thread zu meiner Wenigkeit, in dem ihr mir an die Gurgel springen, Lob und Tadel aussprechen oder einfach sagen könnt, was Euch bewegt und was Euch nicht bewegt im Leben. Zumindest so lange da irgendwo ein Bezug zu den geistigen Ergüssen, die ich hier von mir gebe, vorhanden ist.

Zu den Reviews sei noch kurz gesagt, dass die älteren lieber nicht so ganz genau unter die Lupe genommen werden sollten, da ich besonders in der Anfangszeit vor allem vieles reingestellt hatte, was ich bereits vor einigen Jahren schrieb und nur noch auf der Platte herumliegen hatte. Kurz gesagt: Die meisten Texte, besonders die kurzen, sind ziemlich schlecht. Aber das wird wohl vielen Autoren so gehen.

Genug der Rede, wie Vince so schön sagte, muss ich jetzt den Arsch in der Hose haben, um das hier zu ertragen. :icon_mrgreen:

Der Link zu den Reviews: http://www.ofdb.de/view.php?page=poster&Kat=Review&Name=25351

Es grüßt Rajko.

McClane

Ui Ui, ich darf einen ganz frischen Thread entjungfern.

Ich persönlich bin kein extremer Reviewkritiker, aber mir gefällt dein Stil, mal abgesehen von dem in einigen Punkten abweichendem Geschmack von uns beiden. Wenn mich Sachen stören, dann sind es meist nur kleine Details, ein Beispiel wäre folgender Abschnitt aus dem "Miami Vice" Review:

"Die Kinoversion von ,,Miami Vice" fühlt sich spürbar wohl in der Tradition der Serie, die formale über inhaltliche Notwendigkeit stellte. Nach dem Meisterwerk ,,Collateral", einer Art thematischen Fortsetzung zu ,,Heat", kommt dieser Film jedoch zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt, ist er leider nicht die erhoffte Sukzession. Nicht, dass es wenig legitim wäre, ein Serienprinzip zum Kinoformat zu machen, über das Niveau von ,,Miami Vice" war Michael Mann aber eben einfach bereits hinausgewachsen."

Es klingt halt so, als würdest du den Film nur nicht mögen, weil er deine Erwartungen nicht erfüllt hast. Wenn du ihn platt, langweilig usw. fandest, dann schreib es doch einfach auch direkt.
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

"testosteronservile Actionfans mit einfachen Plotbedürfnissen, aber benzingeschwängerten Riesenklöten"
(Moonshade über yours truly)

Mr. Vincent Vega

Ja, da hast du recht, ich habe heimlich versucht, meine persönliche Enttäuschung in den letzten Absatz hineinzuschmuggeln. :icon_cool:

Vielen Dank für die Entjungferung! :icon_mrgreen:

Vince

Sieh an, sieh an, er hat es tatsächlich gewagt!  :icon_eek: :icon_mrgreen:

Schön, schön. Ich halte mich vorher mal etwas zurück und warte ab, einiges hab ich dir ja schon per PM gesagt (weiß nicht, ob das sinnvoll wäre, das nochmal hier einzustellen...?).

Aktuell muss ich mich notentechnisch mal wieder wundern über deine 6/10 zum dritten Auftritt der "Critters", aber das Review geht absolut in Ordnung.  ;)

Mr. Vincent Vega

Zitat von: Vince am  6 Oktober 2006, 16:06:44
Schön, schön. Ich halte mich vorher mal etwas zurück und warte ab, einiges hab ich dir ja schon per PM gesagt (weiß nicht, ob das sinnvoll wäre, das nochmal hier einzustellen...?).

Du kannst gerne eine Zusammenfassung davon hier nochmal posten, klar. Nur bitte lass' noch etwas Zeit verstreichen, die tendenziell positive Kritik von McLane soll noch etwas wirken. :icon_mrgreen:

Zitat von: Vince am  6 Oktober 2006, 16:06:44
Aktuell muss ich mich notentechnisch mal wieder wundern über deine 6/10 zum dritten Auftritt der "Critters", aber das Review geht absolut in Ordnung.  ;)

Ja, hab deines natürlich auch gelesen. Völlig nachvollziehbar, aber der Spaß ist eben nicht zu unterschätzen, finde ich. 2/10 ist schon seeehr hart, das hieße ja, er ist gerade mal nur leicht über WTC angesiedelt.  :king:


PS: Keine falsche Bescheidenheit hier alle zusammen. ;)

Vince

Ja, damit das Ganze hier nicht zu eingeschlafenen Füßen mutiert, nach dem grünen Licht durch Mr. VV hier mal der zentrale Abschnitt meiner Argumentation aus dem PM-Verkehr. Da war noch mehr, was allerdings nur im Gesamtzusammenhang Sinn macht.

Zitat[...]Bei dir habe ich halt grundsätzlich das Gefühl von verschenktem Potenzial, so nach dem Motto: Wie wunderbar könnte das sprachliche Instrument des Mr. Vincent Vega zu wohltätigen Zwecken eingesetzt werden von Autoren, die im Kopf zwar ein ganzes Gedankenfeld voller vielversprechender Blüten besitzen, dies aber durch fehlende Instrumentarien nicht auszudrücken imstande sind. Und stattdessen wird es vom dunklen Herrscher Lord Mr. VV eingesetzt, um die Erde zu versklaven.  ;)
So gesehen bist du für mich ironischerweise sogar eine Art Anti-Ed Wood, wenn man das Reviewschreiben mit dem Filmemachen vergliche: Du verfügst über bestens ausgestattetes Equipment und ein unerschöpfliches Knowledge UND den Witz, dies auch entsprechend auszuformulieren, deine Inhalte sind aber uninteressant, viel zu sehr auf persönliche Vorlieben und Interessen gelenkt und den Leser in der Regel nicht tangierend. Die Leserschaft ist ja nun mal deine Klientel, und dass die zwar deine Technik bewundert, nicht aber deine inhaltliche und analytische Herangehensweise an einen Film, wird dir ja inzwischen klargeworden sein.[...]

Wobei ich noch hinzufügend erwähnen sollte, dass mit dem letzten Satz einfach nur die Gründe gemeint sind, weshalb ein Review wie "WTC" vom Großteil der Leserschaft (zurecht aus meinem Blickwinkel) inhaltlich nicht akzeptiert werden kann.

Später ging das Ganze Richtung Definition des Wertungssystems, wobei ich der Meinung war, dass Mr.VV das System nicht in dem Sinne verwendet, für den es eigentlich gedacht ist. Mit anderen Worten, die Noten werden in seinen Händen für mich wertlos. Wenn ein Moonshade eine 1/10 gibt, das Beispiel hatte ich genannt, wird's mir sehr mulmig, wenn ich mir von dem entsprechenden Film etwas versprochen hatte. Vergibt jedoch Mr. VV die 1/10 (oder 2 oder 3/10), was er ja nun nicht selten macht, so ist mir das total wurscht, weil ich weiß: Vielleicht passt ihm ja nur einfach irgendein einzelnes Element nicht in den Kram, was mir aber scheißegal ist. Die Fixierung auf einen Aspekt darf imo ganz einfach nicht die Note derart stark beeinflussen; ein guter Kritiker sollte imo alle Aspekte gleichermaßen berücksichtigen.

Und da sind wir halt bei den unterschiedlichen Wertevorstellungen, die er ja evtl. selbst noch erläutern kann.

Mr. Vincent Vega

Jetzt frage ich mich, ob ich jetzt auch noch einmal die zentralen Punkte aus meinen Antwort-PM's poste, die deine These entkräftigen. :icon_twisted:

Aber im Moment verwirrt mich gerade diese komische Design des Boards zu sehr, als dass ich einen klaren Gedanken fassen könnte. :icon_sad:

Vince

Jo, mach das ruhig.  ;)
Und verwirrt bin ich auch.  :icon_eek:
Beitrag geschrieben - abgeschickt - und plötzlich war alles so... anders.

Bretzelburger

Also habe ich mir mal deine Review zu "Poseidon" vorgenommen :

Natürlich steht es Jedem zu, seine Meinung zu etwas zu äußern, so oft er will, aber es ist dabei notwendig - will man als Review Autor ernst genommen werden - über Dinge zu reden, von denen man etwas versteht,um seine Begründungen auch zu untermauern.

In "Poseidon" redest du sehr viel über die Kosten. Schon zu Beginn vergleichst du Zahlen, erwähnst den mangelnden Erfolg in den USA (trotz des immensen Aufwandes) und du schließst auch deine Review mit dem Hinweis, daß es "unnötig ist, so viel Geld dafür auszugeben".

Das ist aus meiner Sicht reine Stimmungsmache - du wirst über die Kosten eines solchen Filmes etwa ähnlich viel verstehen wie ich, nämlich fast nichts. Jetzt kann es zwar sein, daß du mit jeder deiner Bemerkungen ins Schwarze triffst, aber ob das so ist, weißt du selber nicht und der Leser deiner Review ebenso nicht. Mit kommt aber das ganze Thema völlig unnötig und fast erbsenzählerisch vor im Zusammenhang mit einer Bewertung - oder hättest du dem Film einen Punkt mehr gegeben, wenn die Herren 20 Millionen bei dem Etat eingespart hätten ?

Mit diesem Beispiel möchte ich etwas untermauern, was mir häufig an deinen gut geschriebenen und strukturierten Reviews auffällt - du traust dich nicht, einfach aus deinem eigenen Empfinden zu sagen, daß dir etwas nicht gefällt - es wird immer "speudomäßig" wissenschaftlich untermauert.

Im Grunde empfinde ich den Film ähnlich wie du - popcornmäßig einfach strukturiert ohne tiefgehende Charaktere, aber optisch beeindruckend und topp unterhaltend - und das war mir eben 8 Punkte wert (okay, vielleicht einer zu viel). Was interessiert mich bei meinem Urteil, ob die Typen ihr Geld zum Fenster rausschmeißen ?

Wenn du ihm aber nur 4 Punkte gibst, weil dir stupide Unterhaltung nicht mehr wert ist, dann steh dazu - intelektuell ist das doch sehr anerkennenswert - aber begründe das nicht mit Argumenten, die keine sind.

Mr. Vincent Vega

Hallo Bretzelburger,

vielen Dank für deine Worte.

Ich möchte mich natürlich etwas erklären. Dem Punkt mit der "Stimmungsmache" kann ich kaum widersprechen, ich habe eine Neigung zu Polemik und es fällt mir sehr schwer, einen Film wie "Poseidon" ernst zu nehmen.

Deiner Kritik bezüglich der Tatsache, dass ich viel von Zahlen und Kosten reden würde, möchte ich damit entgegnen, dass ich das nur zu Beginn und am Ende erwähne, also als einen Rahmen. Das hat auch einen Grund: Peterson und sein Film sind mir vor allem durch ihre immense Koketterie aufgefallen, wie teuer, wie groß, wie bahnbrechend das doch alles sei. Im Kino fragte ich mich dann wirklich permanent: Wo bitte sind hier die 200 Mio. Dollar? Deshalb sehe ich das als nennenswerten, wichtigen Aspekt, der durchaus auch als Aufhänger für die polemische Schlussbemerkung dient.

Dass ich von Geld in Hollywood nichts verstehe, dass liegt naturgemäß auf der Hand, nur ist das für mich kein Grund, nicht darüber zu schreiben (oder es sogar als eines der Hauptgegenargumente zu benutzen). Trotz intensiver Beschäftigung in Praktika und Studium mit dem Medium habe ich auch streng genommen keine Ahnung von all den anderen technischen Aspekten, die einen Film zum Film machen, und trotzdem darf man ja darüber urteilen. Letztendlich läuft deine Kritik - finde ich - darauf hinaus, dass man nichts kritisieren darf, was man nicht besser kann (=wovon man keine Ahnung hat). Und dass ehe ich eben nicht so direkt.

Zitat von: Bretzelburger am  9 Oktober 2006, 23:18:29
Mit diesem Beispiel möchte ich etwas untermauern, was mir häufig an deinen gut geschriebenen und strukturierten Reviews auffällt - du traust dich nicht, einfach aus deinem eigenen Empfinden zu sagen, daß dir etwas nicht gefällt - es wird immer "speudomäßig" wissenschaftlich untermauert.

Das ist natürlich ein sehr heftiger Vorwurf, den ich so hinnehmen muss. Eigentlich gehe ich davon aus, dass all das, was ich in einem Review schlecht rede, nur meinem Empfinden entspricht. Und wenn ich sage, dass "Poseidon" flach ist, Schablonen als Figuren ausgibt, keine herausragenden visuellen Effekte zu bieten hat etc., dann entspricht das meiner Meinung - und die "traue" ich mich doch zu sagen, natürlich mit Blick auf eine Begründung (die dir "pseudowissenschaftlich" erscheinen mag).

Dass ich den Film dennoch sehr unterhaltsam fand, habe ich ehrlich zugegeben. Und nur deshalb hat er auch 4 Punkte, denn ansonsten wäre er wohl noch einen Punkt tiefer angesiedelt, da der Spaß, den ich mit ihm hatte, sicherlich eher unbeabsichtigt war. Ich habe mich köstlich amüsiert, aber an Stellen, wo Herr Peterson vermutlich eher mit der Stirn gerunzelt hätte.

Zitat von: Bretzelburger am  9 Oktober 2006, 23:18:29
Wenn du ihm aber nur 4 Punkte gibst, weil dir stupide Unterhaltung nicht mehr wert ist, dann steh dazu - intelektuell ist das doch sehr anerkennenswert - aber begründe das nicht mit Argumenten, die keine sind.

Ich denke nicht, dass ich Argumente benutzt habe, die keine sind. Sicher brauche ich mir nicht wirklich den Kopf darüber zerbrechen, ob der Film nun 100 oder 200 Mio. Dollar gekostet hat. Dennoch empfand ich "Poseidon" als einen der ersten 200 Millioner, der wirklich selbst auf technischer Basis nicht überzeugen konnte. Und angesichts des Trends hin zu immer teureren Filmen dachte ich, könnte man diesen Aspekt ausnahmesweise ruhig etwas näher in die Argumentation einbeziehen.

Noch mal danke für deine Kritik.

@Vince: DIch werde auf deine Punkte später antworten.

Vince

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 10 Oktober 2006, 00:57:31
Letztendlich läuft deine Kritik - finde ich - darauf hinaus, dass man nichts kritisieren darf, was man nicht besser kann (=wovon man keine Ahnung hat). Und dass ehe ich eben nicht so direkt.
Das würde ich nicht ganz so sehen. "Nicht besser können" ist eben NICHT = "keine Ahnung haben". Ich glaube nicht, dass Bretzelburger sagen wollte, dass man nichts kritisieren darf, was man nicht selbst besser machen kann.
Zu dem speziellen Beispiel hast du aber jetzt nichtsdestotrotz eine in meinen Augen erklärende Bemerkung geliefert, weshalb du das mit dem Geld angesprochen hast (wobei ich mir die Kritik jetzt selbst nochmals ansehen müsste, um das mit deiner Aussage zu vergleichen).

ZitatDas ist natürlich ein sehr heftiger Vorwurf, den ich so hinnehmen muss. Eigentlich gehe ich davon aus, dass all das, was ich in einem Review schlecht rede, nur meinem Empfinden entspricht. Und wenn ich sage, dass "Poseidon" flach ist, Schablonen als Figuren ausgibt, keine herausragenden visuellen Effekte zu bieten hat etc., dann entspricht das meiner Meinung - und die "traue" ich mich doch zu sagen, natürlich mit Blick auf eine Begründung (die dir "pseudowissenschaftlich" erscheinen mag).

Witzigerweise stehst du mit dieser Kritik nicht alleine da, Mr. VV; genau das hat man mir auch schon sehr oft vorgeworfen - zu Recht, wie ich finde. Ich versuche seitdem, auch etwas persönlicher zu werden und zwischendurch auch mal direkt meine persönliche Meinung präsenter zu gestalten, anstatt das Ganze hinter konstativen Äußerungen zu verstecken. Und ich weiß, das ist verdammt schwierig. Ich habe da auch jedesmal die Frage vor Augen gehabt: Warum soll ich da jetzt noch ein "Meine Meinung" hintersetzen? Habe ich meine Meinung nicht bereits durch meine Äußerung mitschwingen lassen?

Zitat@Vince: DIch werde auf deine Punkte später antworten.
Ich bin ja noch jung, ich kann warten.  ;)

Bretzelburger

10 Oktober 2006, 03:02:43 #11 Letzte Bearbeitung: 10 Oktober 2006, 03:04:53 von Bretzelburger
Ich bin tatsächlich der Meinung, daß man als Kritiker sehr genau wissen sollte, worüber man schreibt. Deshalb kann man natürlich auch den Schnitt oder die Kameraführung kritisieren, aber das sollte eben als persönliche Meinung dastehen, in der Art wie "nach meiner Meinung war der Schnitt zu hektisch" , aber nicht so tun als wären hier handwerklich Fehler gemacht worden - außer man kann das wirklich beurteilen.

Ich halte es sogar schon für problematisch Schauspielerbesetzungen zu kritisieren, was ja sehr beliebt ist und häufig gemacht wird. Z.B. las ich in einer Kritik zur "Schwarzen Dahlie" die beiden weiblichen Hauptrollen wären falsch besetzt, Johansson hätte die Femme Fatale spielen sollen, Swank die Freundin. Man sollte schon bedenken, daß solche Entscheidungen von den Machern nicht mal so eben zwischen Tür und Angel fallen und das da sicher eine Menge Aspekte abgewogen wurden. Und wir maßen uns dann an, das als Fehler zu bezeichnen.

Ich bin z.B. der Meinung, daß die Besetzung genau richtig ist, aber wenn man persönlich Johansson einfach spannender und attraktiver finde und deshalb als Femme Fatale geradezu ideal, sollte man das auch als spezielle Vorliebe darstellen - das ist okay, auch wenn es meiner Meinung nach nicht unbedingt in eine Review gehört.

Im vorliegenden Film fand ich z.B. Hilary Swank ideal besetzt, gerade weil sie nicht so typisch als Verführerin ist. So gelingt es De Palma den Zuschauer zu verwirren, weil man nicht sicher ist, ob sie nicht doch eine ganz Brave ist und das entspricht De Palmas Intentionen seit 30 Jahren. Man kann das persönlich schade finden, aber ein Fehler ist es sicher nicht.

Als Review-Autor sollte man schon in der Lage sein, sich in die Intention der Macher hineinzudenken. Dann kann man sie - bei Mißfallen - auch viel besser angreifen.

Vince

Zitat von: Bretzelburger am 10 Oktober 2006, 03:02:43
Ich bin tatsächlich der Meinung, daß man als Kritiker sehr genau wissen sollte, worüber man schreibt. Deshalb kann man natürlich auch den Schnitt oder die Kameraführung kritisieren, aber das sollte eben als persönliche Meinung dastehen, in der Art wie "nach meiner Meinung war der Schnitt zu hektisch" , aber nicht so tun als wären hier handwerklich Fehler gemacht worden - außer man kann das wirklich beurteilen.

Ich halte es sogar schon für problematisch Schauspielerbesetzungen zu kritisieren, was ja sehr beliebt ist und häufig gemacht wird. Z.B. las ich in einer Kritik zur "Schwarzen Dahlie" die beiden weiblichen Hauptrollen wären falsch besetzt, Johansson hätte die Femme Fatale spielen sollen, Swank die Freundin. Man sollte schon bedenken, daß solche Entscheidungen von den Machern nicht mal so eben zwischen Tür und Angel fallen und das da sicher eine Menge Aspekte abgewogen wurden. Und wir maßen uns dann an, das als Fehler zu bezeichnen.

Ich bin z.B. der Meinung, daß die Besetzung genau richtig ist, aber wenn man persönlich Johansson einfach spannender und attraktiver finde und deshalb als Femme Fatale geradezu ideal, sollte man das auch als spezielle Vorliebe darstellen - das ist okay, auch wenn es meiner Meinung nach nicht unbedingt in eine Review gehört.

Das ist für mich aber Haarspalterei. Wenn jemand schreibt, es war ein Fehler, diese und jene Besetzung zu wählen, kann er damit genau das gemeint haben, was du als legitim bezeichnest. Er beschreibt damit einfach seine Meinung, und ich finde eine solche Formulierung durchaus akzeptabel. Man muss nicht immer alles so wörtlich nehmen.

Mr. Vincent Vega

Zitat von: Vince am  8 Oktober 2006, 22:46:15
Bei dir habe ich halt grundsätzlich das Gefühl von verschenktem Potenzial, so nach dem Motto: Wie wunderbar könnte das sprachliche Instrument des Mr. Vincent Vega zu wohltätigen Zwecken eingesetzt werden von Autoren, die im Kopf zwar ein ganzes Gedankenfeld voller vielversprechender Blüten besitzen, dies aber durch fehlende Instrumentarien nicht auszudrücken imstande sind. Und stattdessen wird es vom dunklen Herrscher Lord Mr. VV eingesetzt, um die Erde zu versklaven.

Ich fand die dunkle Seite der Macht ja ehrlich gesagt schon immer recht verlockend. Bei WTC (ein Review, das gerade zu nach Steilvorlage schreit) war dies der Fall, das kann ich nicht leugnen. Das Review ist eine Ansammlung von Polemik und unseriösem Von-der-Seele-sprechen, grob gesagt sind es nur ein paar Zeilen, die ich damals gleich nach dem Kinobesuch niederschrieb. Ich finde es auch nicht besonders repräsentativ für meinen Stil, weshalb ich dir jegliche Argumentationsgrundlage – die auf diesem Beispiel fußt – unter den Füßen wegziehe, indem ich dir zustimme. :icon_twisted:

Zitat von: Vince am  8 Oktober 2006, 22:46:15
So gesehen bist du für mich ironischerweise sogar eine Art Anti-Ed Wood, wenn man das Reviewschreiben mit dem Filmemachen vergliche: Du verfügst über bestens ausgestattetes Equipment und ein unerschöpfliches Knowledge UND den Witz, dies auch entsprechend auszuformulieren, deine Inhalte sind aber uninteressant, viel zu sehr auf persönliche Vorlieben und Interessen gelenkt und den Leser in der Regel nicht tangierend. Die Leserschaft ist ja nun mal deine Klientel, und dass die zwar deine Technik bewundert, nicht aber deine inhaltliche und analytische Herangehensweise an einen Film, wird dir ja inzwischen klargeworden sein.[...]

Nein, das ist mir nicht "klar geworden". Ist die ,,inhaltliche und analytische Herangehensweise" nicht wesentliches Element der ,,Technik"? Und bezieht sich das jetzt auf alle Reviews von mir, oder doch eher auf polemische Ausnahmen wie WTC oder RUNNING SCARED? Denn eher letzteres würde ich noch verstehen können, bei wesentlich mehr Beispielen lasse ich mich nicht primär durch ,,persönliche Vorlieben und Interessen" lenken, sondern bin durch eine distanzierte Sichtweise bemüht, mal etwas ironisch (,,BloodRayne" vielleicht, mal versucht ,,sachlich", z.B. die Klassikerbesprechungen). Deshalb stimme ich mit der überaus groben Verallgemeinerung deinerseits, die gesamte Leserschaft (mein ,,Klientel") tangierten meine Reviews nicht, auch nicht gerade überein, sondern finde sie dezent anmaßend.

Zitat von: Vince am  8 Oktober 2006, 22:46:15
Später ging das Ganze Richtung Definition des Wertungssystems, wobei ich der Meinung war, dass Mr.VV das System nicht in dem Sinne verwendet, für den es eigentlich gedacht ist. Mit anderen Worten, die Noten werden in seinen Händen für mich wertlos. Wenn ein Moonshade eine 1/10 gibt, das Beispiel hatte ich genannt, wird's mir sehr mulmig, wenn ich mir von dem entsprechenden Film etwas versprochen hatte.

Nun, da entgegne ich dir dasselbe, wie in der PN, nämlich, dass ich doch denke, dass es alles eine Frage des Blickwinkels ist. Wenn Moonsahde oder Blade Runner einem Film eine schlechte Wertung geben, wird mir für meinen Teil nicht gleich ,,mulmig". Stichwort: 3/10 (Blade Runner) oder 4,5/10 (Mooni) für ,,Friday the 13th". Das ließe sich auch umdrehen (10710 für "Amelie" heißt für mich jetzt nicht, dass mir nicht "mulmig" würde). Die Punktevergabe soll ehrlich gesagt doch auch nur eine grobe subjektive Orientierung darstellen, eigentlich sehe ich das überhaupt nicht als wirklich diskussionswerten Punkt, weil bei etwas so unspezifischem wie einer derartigen Punkteskala jeder seine eigene Herangehensweise hat, was zählt, ist das Review selbst, nicht eine so doofe Zahl.

Zitat von: Vince am  8 Oktober 2006, 22:46:15
Vergibt jedoch Mr. VV die 1/10 (oder 2 oder 3/10), was er ja nun nicht selten macht, so ist mir das total wurscht, weil ich weiß: Vielleicht passt ihm ja nur einfach irgendein einzelnes Element nicht in den Kram, was mir aber scheißegal ist. Die Fixierung auf einen Aspekt darf imo ganz einfach nicht die Note derart stark beeinflussen; ein guter Kritiker sollte imo alle Aspekte gleichermaßen berücksichtigen.

Es kann dir ja auch wurscht sein, so lange der Text aussagekräftig genug erscheint und die Wertung (auf eventueller Kenntnis des Autoren basierender Abstraktion) gerechtfertigt scheint.

Dazu sei auch gesagt, dass ich im Rahmen der ofdb nicht so vorgehe, zwanghaft objektiv sein zu wollen, sodass etwaige Denkweisen wie ,,in Film XY hat mich doch dieser wesentliche Grundtenor YZ gestört, aber einige Punkte – man nehme die beliebten Standardsachen – waren nicht völlig schlecht, deshalb bekommt er schon einmal eine höhere Wertung" oder ,,ich komme partout nicht zurecht mit dem Ton dieses Films, aber anderen wird es wohl gefallen, deshalb einige ich mich auf die goldene Mitte" etc. – worauf ich hinaus will: Die Reviews, die ich in der ofdb verfasse (und die nicht auf dem Stil basieren, den ich ,,professionell" anwende), sind Ausdruck von starker Subjektivität und alles andere als von einer ,,jedem recht machen"-Mentalität gekennzeichnet. Wenn ich ,,Running Sared" als ein faschistoides Machwerk empfinde, das ich nur unter heftigstem Kopfschütteln ertragen habe, dann kann und möchte ich in meinem Review auch das zum Ausdruck bringen, möglichst begründet. Und da bleibt dann nun einmal nur noch eine 2/10 - damit mag ich herausragen, aber dann soll das so sein, da steckt weder Kalkül noch Koketterie hinter, das ist eine reine Meinungsspiegelung, die in einem so subjektiven und insgesamt ja auch anspruchslosem Rahmen wie ihn die ofdb bietet, doch auch völlig legitim ist, finde ich.

Jetzt kannst du natürlich entgegnen, dass es dir letztlich dann aber nicht viel nütze, weil du bsp. gänzlich anders tickst, als ich es tue. Das würde ich insofern nicht nachvollziehen können, als ich – wenn ich andere Reviews lese – so gut wie nie daran denke, was ich jetzt daraus für mich mitnehmen könnte, ob mir das jetzt was bringt etc., da es mich zum einen einfach interessiert, was derjenige denkt, und zum anderen, ob er es plausibel verkaufen kann. Ich lese Reviews nicht mit der Erwartungshaltung, ob sie meine persönliche Beziehung zu einem Film – die geformt (ich kenne ihn) oder noch weniger geformt (ich kenne ihn noch nicht) sein kann – ändern wird, denn das wird sie wahrscheinlich nicht. Somit würde ich jetzt zu dir nie sagen, obwohl wir einen sehr unterschiedlichen Geschmack haben, dass mir eine Wertung von dir (z.B. ,,Silent Hill" 8/10) ,,wertlos" erscheint (was du ja in Bezug auf mich sagtest), denn einerseits kann ich diese bloße Zahl für mich (bei Bedarf) umdeuten, oder sie im Kontext deiner allgemeinen Bewertungspolitik begreifen und einordnen, und trotzdem als sinnvoll erachten (und sei es nur um zu wissen, dass der Film eben einem anderen, von mir geschätzten Autoren offenbar sehr gefallen hat, im Gegensatz zu mir).

Vielen Dank für deine Kritik und Mühe!

Vince

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 13 Oktober 2006, 01:02:58
Nein, das ist mir nicht "klar geworden". Ist die inhaltliche und analytische Herangehensweise nicht wesentliches Element der Technik? Und bezieht sich das jetzt auf alle Reviews von mir, oder doch eher auf polemische Ausnahmen wie WTC oder RUNNING SCARED? Denn eher letzteres würde ich noch verstehen können, bei wesentlich mehr Beispielen lasse ich mich nicht primär durch persönliche Vorlieben und Interessen lenken, sondern bin durch eine distanzierte Sichtweise bemüht, mal etwas ironisch (BloodRayne vielleicht, mal versucht sachlich, z.B. die Klassikerbesprechungen). Deshalb stimme ich mit der überaus groben Verallgemeinerung deinerseits, die gesamte Leserschaft (mein Klientel) tangierten meine Reviews nicht, auch nicht gerade überein, sondern finde sie dezent anmaßend.

Als Ausnahme betrachte ich bei dir eigentlich (ich beziehe mich nur auf Reviews zu neueren Filmen, bei Klassikern kann man dir in aller Regel schon viel besser vertrauen) immer noch die "normalen" Reviews à la "Snakes on a Plane", überhaupt meistens eher Filme, die es gar nicht erst wagen, so etwas wie Intelligenz vorzuweisen. Die kommen bei dir immer gut aus der Affäre. Filme hingegen, die Intelligenz, Anspruch oder zumindest Kontroverses bieten wollen, bewegen sich bei dir grundsätzlich auf einem schmalen Grat. Extrem gesagt, ich bin mir bei dir so unsicher, dass ich vorher nicht gewusst hätte, ob "Brokeback Mountain" von dir verrissen oder in den Himmel gehoben wird. Schließlich ist letzteres passiert, aber in meinem Kopf schallt die Alternative noch lautdeutlich. Ich empfinde bei dir immer so eine unberechenbare Beliebigkeit in der Auswahl der guten und der schlechten Filme... das ist nun mal faktisch genau die Wirkung, die du als Kritiker auf mich hast. Unberechenbarkeit kann etwas Positives sein, aber nur wenn man sich auf einer klaren Linie bewegt - die ich bei dir in der Form, wie sie für mein Empfinden sein sollte, nicht erkennen kann.

ZitatNun, da entgegne ich dir dasselbe, wie in der PN, nämlich, dass ich doch denke, dass es alles eine Frage des Blickwinkels ist. Wenn Moonsahde oder Blade Runner einem Film eine schlechte Wertung geben, wird mir für meinen Teil nicht gleich mulmig. Stichwort: 3/10 (Blade Runner) oder 4,5/10 (Mooni) für Friday the 13th. Das ließe sich auch umdrehen (10710 für "Amelie" heißt für mich jetzt nicht, dass mir nicht "mulmig" würde). Die Punktevergabe soll ehrlich gesagt doch auch nur eine grobe subjektive Orientierung darstellen, eigentlich sehe ich das überhaupt nicht als wirklich diskussionswerten Punkt, weil bei etwas so unspezifischem wie einer derartigen Punkteskala jeder seine eigene Herangehensweise hat, was zählt, ist das Review selbst, nicht eine so doofe Zahl.
Also die Diskussion um den Sinn oder Unsinn des Notensystems würde hier sicherlich zu weit führen. Wie gesagt, wäre ich du, würde ich vielleicht wie Adam Kesher einfach auf die Notengebung verzichten.
Ansonsten kann ich dir aber auch hier nur wieder sagen, dass Blade Runner und Moonshade und eigentlich kein einziger ernstzunehmender Rezensent in der ofdb sich dermaßen auf einen einzigen Aspekt fokussieren, der ihnen mißfällt, wie du. Bei denen geht die Argumentation auch bei kontroversen Noten grundsätzlich viel weiter und spannt das Netz über das Komplettwerk, so dass immer der Überblick über das Ganze behalten wird. Und das fehlt mir bei dir.

ZitatEs kann dir ja auch wurscht sein, so lange der Text aussagekräftig genug erscheint und die Wertung (auf eventueller Kenntnis des Autoren basierender Abstraktion) gerechtfertigt scheint.
Aber das ist ja das Problem: Viele deiner Texte sind mir nicht aussagekräftig genug.

ZitatDie Reviews, die ich in der ofdb verfasse (und die nicht auf dem Stil basieren, den ich professionell anwende)
Also wenn ich das richtig verstanden habe, schreibst du in der ofdb anders als das beruflich der Fall ist. Damit stimmst du ja im Grunde Form UND Inhalt deiner Kritik auf die Veröffentlichungsplattform ab und machst damit genau das, was du doch eigentlich mit deinem Schreibstil verhindern willst: Du ordnest dich und deine Meinung dem Medium unter. Das passt imo nicht so richtig zu deiner Aussage, dass du glaubst, die besten Kritiker sind die, die ohne Umschweife und ohne Angst gegen den Strom zu schwimmen knallhart ihre vielleicht etwas kauzige Meinung vertreten.

Zitat, sind Ausdruck von starker Subjektivität und alles andere als von einer jedem recht machen-Mentalität gekennzeichnet. Wenn ich Running Sared als ein faschistoides Machwerk empfinde, das ich nur unter heftigstem Kopfschütteln ertragen habe, dann kann und möchte ich in meinem Review auch das zum Ausdruck bringen, möglichst begründet. Und da bleibt dann nun einmal nur noch eine 2/10 - damit mag ich herausragen, aber dann soll das so sein, da steckt weder Kalkül noch Koketterie hinter, das ist eine reine Meinungsspiegelung, die in einem so subjektiven und insgesamt ja auch anspruchslosem Rahmen wie ihn die ofdb bietet, doch auch völlig legitim ist, finde ich.
So, mein Freund, hier sind wir bei der Wurzel.  :icon_mrgreen: WIESO empfindest du "Running Scared" als ein faschistoides Machwerk? Wie kommst du überhaupt in die Lage, dies in einem Review ausformulieren zu müssen? Mir würden solche Gedanken nie in den Sinn kommen, weshalb ich auch nicht dazu gezwungen bin, sie auszuformulieren, um mir selbst treu zu bleiben. Meiner bescheidenen Meinung nach sind die meisten deiner Aversionen irgendwelche Gedankengänge, die irgendwann massiv vom Kern abgewichen sind. "Running Scared" ist für mich kein faschistoides Machwerk, sondern ein düsteres Großstadtmärchen, das stylish, brutal und unterhaltsam sein will. "Es war einmal in Amerika" ist für mich keine Hochburg des Chauvinismus, sondern der epische Abschluss einer losen Trilogie um die Urwerte eines Landes.

psychopaul

Ich versteh auch nicht ganz, wieso du in der ofdb "anders" schreibst als woanders.  :icon_eek:

Also wenn du in dem Rahmen hier Filme wie beispielsweise Running Scared oder WTC gnadenlos niedermachst und positive Aspekte quasi ausblendest, besprichst du derartige Filme dann bei deinen "professionelleren" Kritiken wohlwollender bzw. "neutraler"  oder wie??  :00000109:

Aber vielleicht schlagen einfach nur 2 gleich große Herzen in deiner Brust (das polemische, "instinktive" und das analytische, professionelle) und du willst bloß beiden Gehör verschaffen, naja, wieso nicht?  :icon_smile:
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Mr. Vincent Vega

Zitat von: psychopaul am 14 Oktober 2006, 02:10:18
Ich versteh auch nicht ganz, wieso du in der ofdb "anders" schreibst als woanders.  :icon_eek:

Nein, also das kam jetzt irgendwie falsch rüber.

Zitat von: psychopaul am 14 Oktober 2006, 02:10:18
Aber vielleicht schlagen einfach nur 2 gleich große Herzen in deiner Brust (das polemische, "instinktive" und das analytische, professionelle) und du willst bloß beiden Gehör verschaffen, naja, wieso nicht?  :icon_smile:

Das geht schon eher in die Richtung. Ich habe es ja auch in meinem Profil erwähnt, ich setze bei den ofdb-Reviews jetzt weniger auf Objektivität, sondern gehe eben etwas ausfallender, respektloser, polemischer vor, was natürlich nicht heißt, dass da jetzt ein wirklich fundamentaler Unterschied besteht (Dr. Jekyll & Mr. Hide-mäßig), es handelt sich mehr um Nuancen, kleinere Dinge. In der ofdb bediene ich mich sozusagen etwas großzügiger lakonischer Formulierungen, ohne die ,,Angst" vor dem ,,Seriösen".  Klingt jetzt alles hochtrabend, summa summarum sind das jetzt keine 2 Paar Schuhe, da habe ich mich missverständlich ausgedrückt.

Zitat von: Vince am 13 Oktober 2006, 14:14:52
Extrem gesagt, ich bin mir bei dir so unsicher, dass ich vorher nicht gewusst hätte, ob "Brokeback Mountain" von dir verrissen oder in den Himmel gehoben wird. Schließlich ist letzteres passiert, aber in meinem Kopf schallt die Alternative noch lautdeutlich. Ich empfinde bei dir immer so eine unberechenbare Beliebigkeit in der Auswahl der guten und der schlechten Filme...

Das klingt für mich irgendwie grad nicht nach etwas schlechtem. Ich würde zwar nicht von einer ,,Beliebigkeit" sprechen, kann das aber ganz gut nachvollziehen, auch wenn ich da eigentlich eine rote Linie sehe, die sich durch meinen Geschmack zieht. Und bitte verdränge dieses ,,schallende Alternative" aus deinem Kopf, das wäre mir bei ,,BBM" eine Herzensangelegenheit.

Zitat von: Vince am 13 Oktober 2006, 14:14:52
Unberechenbarkeit kann etwas Positives sein, aber nur wenn man sich auf einer klaren Linie bewegt - die ich bei dir in der Form, wie sie für mein Empfinden sein sollte, nicht erkennen kann.

Hm, wie kann etwas, dass unberechenbar ist, sofern es wirklich noch diesen Effekt erzielen soll, sich ,,auf einer klaren Linie" bewegen? Und eine gewisse oder auch ungewisse Unberechenbarkeit finde ich bei anderen sehr reizvoll, dein Geschmack ist mir auch oft ein Rätsel (,,Teaching Mrs. Tingle" 1/10, ,,Hills Have Eyes" 5/10), aber das macht die Sache meist nur noch lebendiger für mich.

Zitat von: Vince am 13 Oktober 2006, 14:14:52
Wie gesagt, wäre ich du, würde ich vielleicht wie Adam Kesher einfach auf die Notengebung verzichten.

Ich werde darüber nachdenken, auch wenn ich die Punkte eigentlich mag, die dienen mir ja auch persönlich als Orientierung, meine Lieblings- und Nichtlieblingsfilme habe ich so gleich selektiert.

Zitat von: Vince am 13 Oktober 2006, 14:14:52
Ansonsten kann ich dir aber auch hier nur wieder sagen, dass Blade Runner und Moonshade und eigentlich kein einziger ernstzunehmender Rezensent in der ofdb sich dermaßen auf einen einzigen Aspekt fokussieren, der ihnen mißfällt, wie du.

Dieser Vorwurf ist mir immer noch etwas rätselhaft. Selbst in den polemischen Kurzabhandlungen gibt es immer mehr als einen einzigen Aspekt. In ,,Running Scared" erwähne ich nicht nur den Hauptgrund, warum ich ihn so bedenklich finde (die Lust und Zelebrierung menschenverachtender Gewalt dem Zwecke archaische Werte zu propagieren), sondern auch, dass ich ihn für ein formal an diverse Vorbilder orientiertes Rip-Off halte, das jedoch nicht die Substanz eben dieser aufweisen kann, bei dem eine ziellose Schnitt- und Kameratechnik vorherrscht, die Geschichte albern ist (hui hui, Twistorama-Alarm) und andere Aspekte. Dass ich den Film für sehr fragwürdig erachte, das hat nicht allein zu den 2/10 Punkten geführt, deshalb ist das so einfach nicht korrekt, wenn du den Eindruck entstehen lassen willst, ich würde mir wahllos irgendetwas an einem (ansonsten objektiv brauchbaren) Film herauspicken und es als Legitimation für einen Totalverriss verwenden.

Zitat von: Vince am 13 Oktober 2006, 14:14:52
Bei denen geht die Argumentation auch bei kontroversen Noten grundsätzlich viel weiter und spannt das Netz über das Komplettwerk, so dass immer der Überblick über das Ganze behalten wird. Und das fehlt mir bei dir.

Wie gesagt, ich fasse mich meist kurz, ein wirklich umfassender ,,Überblick über das Ganze" liegt nicht in meiner Intention – auch wenn das eben nicht bedeuten soll, ich würde mich auf eine einzige Sache konzentrieren – und das führt auch schnell zu diesem formelhaften ,,alle Aspekte abarbeiten"-Stil, den ich eigentlich überhaupt nicht leiden kann.

Zitat von: Vince am 13 Oktober 2006, 14:14:52
Also wenn ich das richtig verstanden habe, schreibst du in der ofdb anders als das beruflich der Fall ist. Damit stimmst du ja im Grunde Form UND Inhalt deiner Kritik auf die Veröffentlichungsplattform ab und machst damit genau das, was du doch eigentlich mit deinem Schreibstil verhindern willst: Du ordnest dich und deine Meinung dem Medium unter. Das passt imo nicht so richtig zu deiner Aussage, dass du glaubst, die besten Kritiker sind die, die ohne Umschweife und ohne Angst gegen den Strom zu schwimmen knallhart ihre vielleicht etwas kauzige Meinung vertreten.

Siehe oben bei Psychopaul

Zitat von: Vince am 13 Oktober 2006, 14:14:52
So, mein Freund, hier sind wir bei der Wurzel.  :icon_mrgreen: WIESO empfindest du "Running Scared" als ein faschistoides Machwerk?

Das würde den Rahmen sprengen. Entsprechendes können wir ja im Thread zum Film abhandeln. :hacki:

Zitat von: Vince am 13 Oktober 2006, 14:14:52
Wie kommst du überhaupt in die Lage, dies in einem Review ausformulieren zu müssen?

Das habe ich ja nicht getan.

Zitat von: Vince am 13 Oktober 2006, 14:14:52
Mir würden solche Gedanken nie in den Sinn kommen, weshalb ich auch nicht dazu gezwungen bin, sie auszuformulieren, um mir selbst treu zu bleiben.

Jetzt wird's psychologisch. Tja, mir kommen diese Gedanken durchaus in den Sinn, das ist eben die Pluralität der Rezeption.

Zitat von: Vince am 13 Oktober 2006, 14:14:52
Meiner bescheidenen Meinung nach sind die meisten deiner Aversionen irgendwelche Gedankengänge, die irgendwann massiv vom Kern abgewichen sind.

Ne, ne. Das würde ich nicht behaupten wollen. Ich bin kein Haarspalter. ;)

Zitat von: Vince am 13 Oktober 2006, 14:14:52
"Running Scared" ist für mich kein faschistoides Machwerk, sondern ein düsteres Großstadtmärchen, das stylish, brutal und unterhaltsam sein will.

Ein Märchen, das versucht er zu sein, das war erkennbar (wenn auch sehr penetrant (-> Badezimmerszene), nur hat jedes Märchen natürlich eine Moral, was mich wieder zu dem Aspekt des Faschistoiden bringt :icon_mrgreen:. Dass der Film ,,brutal" UND ,,unterhaltsam" sein will, sagt jetzt wer? Nicht, dass ich das nicht glauben würde...

Zitat von: Vince am 13 Oktober 2006, 14:14:52
"Es war einmal in Amerika" ist für mich keine Hochburg des Chauvinismus, sondern der epische Abschluss einer losen Trilogie um die Urwerte eines Landes.

Finde ich auch. Da ich die Diskussionen um diesen Film etwas Leid bin, spare ich mir alle Worte und verweise auf eine Filmbesprechung, die in wahrlich erschreckender Art und Weise all das zum Ausdruck bringt, was ich bei diesem Film empfinde (und normalerweise rette ich mich nicht gern mit externen Verweisen aus der Affäre, in diesem Fall aber ergäbe alles andere keinen Sinn). Im Übrigen streiten selbst Hardcore-Fans des werten Hr. Leone dessen Misogynie nicht mehr ab.

Vince

Okeydokey, ich denke mal, wir haben unsere Standpunkte beide eigentlich ganz gut klargemacht, und als Fazit kann ich sogar ziehen, dass ich dich jetzt doch schon ein bisschen besser verstehe, als wenn ich nur deine Reviews kennen würde und dich nicht hier kennengelernt hätte.  ;)
Und abschließend will ich dir sogar noch ein großes Kompliment für das sehr lebhaft und gut nachvollziehbar geschriebene Review machen, das derzeit "Review-Tip" ist. Kann leider ansonsten nicht viel mehr dazu sagen, weil ich den Film aufgrund mangelnder Gelegenheit noch nicht kenne, werde aber meine Augen offenhalten. Alleine schon wegen "O Brother...".  :icon_mrgreen:

Mr. Vincent Vega

14 Oktober 2006, 15:54:10 #18 Letzte Bearbeitung: 14 Oktober 2006, 15:57:37 von Mr. Vincent Vega
Zitat von: Vince am 14 Oktober 2006, 15:20:19
Okeydokey, ich denke mal, wir haben unsere Standpunkte beide eigentlich ganz gut klargemacht, und als Fazit kann ich sogar ziehen, dass ich dich jetzt doch schon ein bisschen besser verstehe, als wenn ich nur deine Reviews kennen würde und dich nicht hier kennengelernt hätte.  ;)

Das kann ich nur erwidern, auch wenn da noch viele Fragezeichen übrig bleiben. :icon_mrgreen:

Zitat von: Vince am 14 Oktober 2006, 15:20:19
Und abschließend will ich dir sogar noch ein großes Kompliment für das sehr lebhaft und gut nachvollziehbar geschriebene Review machen, das derzeit "Review-Tip" ist. Kann leider ansonsten nicht viel mehr dazu sagen, weil ich den Film aufgrund mangelnder Gelegenheit noch nicht kenne, werde aber meine Augen offenhalten. Alleine schon wegen "O Brother...".  :icon_mrgreen:

Da sage ich vielen Dank und freue mich, dass das überhaupt mal jemand liest (wir wissen ja, dass Reviewklassiker leider kaum gelesenen werden). Wenn ich dir Lust auf diesen Film gemacht habe (der übrigens auf jeder amerikanischen Top-Liste der besten Filme aller Zeiten auftaucht, was zwar nicht viel heißt, aber es doch etwas unerklärlich macht, warum er hierzulande eher unbekannt und nicht einmal erhältlich ist), dann freue ich mich. Tatsächlich steckt da doch ein Tick mehr Mühe drin, da zu diesem Film so gut wie keine brauchbaren Informationen aufzutreiben sind und man wirklich gezwungen ist, sich mit ihm auseinanderzusetzen, was zu für mich sehr interessanten Überlegungen führte (Review-Schreiben als seelische Reinigung sozusagen :icon_mrgreen:).

Chili Palmer

Verspüre jetzt auch das dringende Bedürfnis, diesen Film zu sehen.
Von daher Glückwunsch für dieses anfixende Review, du Koberer.

"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

Mr. Vincent Vega

Zitat von: Chili Palmer am 14 Oktober 2006, 16:42:53
Verspüre jetzt auch das dringende Bedürfnis, diesen Film zu sehen.
Von daher Glückwunsch für dieses anfixende Review, du Koberer.

Merci. :icon_smile:

Die UK-Scheibe von Universal gibt es schon für wenige Euros, auf Deutsch wird der wohl nie erscheinen, denke ich.

Gestern Nacht habe ich wieder 5 neue Reviews in die ofdb gepflanzt. Es muss jetzt niemand zwangsläufig Zerpflückungsarbeit leisten (wobei das auch interessant ist), Kommentare sind aber gerne erwünscht. Ich möchte jetzt nicht bei jedem einzelnen Review nachfragen, aber haltet Euch nicht zurück mit Meinungen.

PS: Ich warte immer noch auf einige andere Autoren-Threads. :icon_mrgreen:

Vince

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 15 Oktober 2006, 14:05:36
PS: Ich warte immer noch auf einige andere Autoren-Threads. :icon_mrgreen:

Als da wären zB.?  ;)

Die Frage ist ja auch,
1. Wieviele Autoren-Threads hier momentan erwünscht sind und
2. Was es braucht, um den vorgeschlagenen Unterbereich in die Tat umzusetzen.

______________________________________

Zu deinen neuen fünf Reviews. Daraus kenne ich nur einen Film und bisher habe ich da auch nur die Kritik zu diesem Film (Hills Have Eyes II) gelesen. Tjoa, eigentlich null Einwände. Sehr schöne Hintergrundinfos als Einleitung und alles sehr souverän zu Ende gebracht. Die Kritikpunkte sehe ich trotz meiner zwei Punkte tieferen Note mehr oder weniger gleich, höchstens ist mir nicht so ganz klar, was jetzt an dem Einstieg so gut ist mit dem Typen aus Teil 1 - aber das verpufft ja eh sinnlos im Nichts, da sind wir ja auch einer Auffassung.

Moonshade

Macht auf, was ihr wollt, läuft doch ganz gut.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

"Gebt dem Mann ein verdammtes Puppers!"

Mr. Vincent Vega

Zitat von: Vince am 15 Oktober 2006, 17:05:02
Als da wären zB.?  ;)

Die Frage ist ja auch,
1. Wieviele Autoren-Threads hier momentan erwünscht sind und
2. Was es braucht, um den vorgeschlagenen Unterbereich in die Tat umzusetzen.

______________________________________

Zu deinen neuen fünf Reviews. Daraus kenne ich nur einen Film und bisher habe ich da auch nur die Kritik zu diesem Film (Hills Have Eyes II) gelesen. Tjoa, eigentlich null Einwände. Sehr schöne Hintergrundinfos als Einleitung und alles sehr souverän zu Ende gebracht. Die Kritikpunkte sehe ich trotz meiner zwei Punkte tieferen Note mehr oder weniger gleich, höchstens ist mir nicht so ganz klar, was jetzt an dem Einstieg so gut ist mit dem Typen aus Teil 1 - aber das verpufft ja eh sinnlos im Nichts, da sind wir ja auch einer Auffassung.

Also den unteren Teil habe ich gar nicht gelesen, ich ging aufgrund des Strichs irgendwie davon aus, das sei deine Sig. ;)

Warum ich den Einstieg mochte? Vorwiegend deshalb, weil ich es immer ganz praktisch finde, noch einmal einige Eindrücke aus dem Vorgänger Revue passieren zu lassen (ich bin immer so vergesslich :icon_mrgreen:) und weil ja angedeutet wird, dass wir jetzt eine psychologische Studie vorgesetzt bekommen, die sich mit dem Trauma der Überlebenden auseinandersetzt8tja, leider ja eben nicht).

Zitat von: Vince am 15 Oktober 2006, 17:05:02
Als da wären zB.?  ;)

Na ja, du wärest schon so ein Kandidat. Moonshade z.B. auf jeden Fall auch. Und Hankey. :love:

Vince

Der hankey hat bestimmt Angst wegen seiner Pornoreviews.  ;)


Du hast ja gerade auch wieder ne Menge heißen Stoff geliefert... sehr interessantes Zeugs bei, muss ich mir mal reinziehen.

Wenn ich nen Autorenthread hätte, dann hättest du ja jetzt auch wieder was, um dich zu mokieren... *Hust* *Hostel* *Hust Hust* So kurz nach Hügel der blutigen Augen schon wieder so ein geschmacklicher Fehlgriff.  ;)

Bretzelburger

Wie richtig gesagt wurde, kann man ja nicht täglich etwas zu den Autoren-Threads beisteuern, aber jetzt bekomme ich doch wieder einen Anlaß dazu - dein Review zu "American Werewolf".

Mir fallen 2 Dinge schwerpunktartig bei deinen Reviews auf : entweder sie sind emotionalisiert - dann vertrittst du zwar meist eine andere Meinung als ich, aber sie sind spannend zu lesen und ich habe durchaus Freude an extremen Standpunkten.

Oder sie sind zwar ordentlich formuliert, aber irgendwie lieblos hingehauen - und so einen Fall sehe ich in "American Werewolf".

Das erste Kapital der Review hat dabei einen entscheidenden Fehler. Erst weist du auf die typischen Versatzstücke des Horrorgenres hin, die Landis hier verwendet ("ist mit großer Freude dabei, die Klischees des Genres vorzuführen"),dann schließt du mit den Worten "es ist also doch nicht alles so, wie es scheint".

Das ist schlicht falsch, denn Landis erzählt mit absoluter Konsequenz einen Werwolf-Thriller - es sieht nicht nur danach aus, sondern man bekommt ihn auch serviert.

Der Witz - und darauf gehst du später ja auch im Detail ein - liegt hier in den Dialogen und der Konfrontation des Werwolfs mit den typisch englischen Angewohnheiten, aber keineswegs darin, daß das Horrorgenre an sich persifliert wird. Das behauptest du auch nicht explizit, aber dein Review ist in diesem Punkt sehr undeutlich.

Was in deinem Review völlig fehlt und das halte ich bei einem 25 Jahre alten Film für notwendig, ist der Bezug auf die Zeit. Auch wenn man den Film damals nicht im Kino gesehen hat, so sollte man doch - wissend wie du sicher bist - darauf hinweisen, daß es nicht viele Filme gab, die das Genre der "Horrorkomödie" bis zu diesem Zeitpunkt bedienten.

Für mich war der Film (damals 21 Jahre alt) ein Schock. Ich erwartete eine Komödie (so wurde der Film beworben) und hätte niemals erwartet, daß dieser Film gleichzeitig so spannend und gruselig ist. Gerade diese Mischung ist das Besondere an dem Film.

Nun mußt du das natürlich nicht nachempfinden und irgendwie spricht das auch für den Film, daß man nicht gleich an das Prädikat "25 Jahre alt" denkt, aber ich spüre aus deinem Review keinerlei eigene Meinung.

Okay...die Tricks sind in Ordnung, okay...er verwendet Klischees, okay...gut gemacht, gähn!!! - Gerade wenn man deine Reviews liest, wo du dich manchmal richtig schön aufregst, fällt hier die lasche Haltung noch mehr auf und überträgt sich auf den Leser, gähn!!

Warum hast du diese Review geschrieben ? - Der Film wurde schon oft besprochen, ist ziemlich bekannt - es gab also keinen äußerlichen Grund...

Mr. Vincent Vega

Ich kann dir da eigentlich überhaupt nicht widersprechen, das Review ist imho auch total öde.

Zitat von: Bretzelburger am  2 November 2006, 12:25:32
Oder sie sind zwar ordentlich formuliert, aber irgendwie lieblos hingehauen - und so einen Fall sehe ich in "American Werewolf".

Das hast du eben richtig erkannt. Schon die Form gibt eigentlich Rückschlüsse darauf, dass das keine Herzensangelegenheit war - und somit hast du Recht, es wurde schnell und lieblos inmitten einer Vorlesung geschrieben, aus dem Grund, dass mich mein Dozent immer an einen Werwolf erinnert. :icon_mrgreen:

Zitat von: Bretzelburger am  2 November 2006, 12:25:32Das erste Kapital der Review hat dabei einen entscheidenden Fehler. Erst weist du auf die typischen Versatzstücke des Horrorgenres hin, die Landis hier verwendet ("ist mit großer Freude dabei, die Klischees des Genres vorzuführen"),dann schließt du mit den Worten "es ist also doch nicht alles so, wie es scheint".

Nun, das sehe ich eben auch so. Der Prolog setzt auf die Archetypen des Genres und lässt nicht sofort erkennen, dass dies kein waschechter Horrorfilm sei, das wird eben erst mit fortlaufender Handlung deutlich - auch wenn die kleinen Spitzen Landis' bereits im Pub zu Beginn dies schon andeuten.

Zitat von: Bretzelburger am  2 November 2006, 12:25:32
Das ist schlicht falsch, denn Landis erzählt mit absoluter Konsequenz einen Werwolf-Thriller - es sieht nicht nur danach aus, sondern man bekommt ihn auch serviert.

Finde ich nicht. Der Film funktioniert eher sekundär, fast schon beiläufig als Genrevertreter.

Zitat von: Bretzelburger am  2 November 2006, 12:25:32Der Witz - und darauf gehst du später ja auch im Detail ein - liegt hier in den Dialogen und der Konfrontation des Werwolfs mit den typisch englischen Angewohnheiten, aber keineswegs darin, daß das Horrorgenre an sich persifliert wird. Das behauptest du auch nicht explizit, aber dein Review ist in diesem Punkt sehr undeutlich.

Das behaupte ich nicht, eben. Denn das sehe ich so auch nicht. Der Film nutzt sein Sujet nicht, um - wie bsp. Craven/Williamson mit ,,Cursed" - eine Genrepersiflage zu entwerfen, sondern um eine Ansammlung süffisanter Statements in Richtung britisches Königshaus loszulassen.

Zitat von: Bretzelburger am  2 November 2006, 12:25:32Was in deinem Review völlig fehlt und das halte ich bei einem 25 Jahre alten Film für notwendig, ist der Bezug auf die Zeit. Auch wenn man den Film damals nicht im Kino gesehen hat, so sollte man doch - wissend wie du sicher bist - darauf hinweisen, daß es nicht viele Filme gab, die das Genre der "Horrorkomödie" bis zu diesem Zeitpunkt bedienten.

Wie schon erwähnt, diese Aspekte würde ich in einer adäquaten Klassiker-Besprechung sicherlich berücksichtigen, hier soll es aber nur um kurze Anrisse zum Film gehen.

Zitat von: Bretzelburger am  2 November 2006, 12:25:32Warum hast du diese Review geschrieben ? - Der Film wurde schon oft besprochen, ist ziemlich bekannt - es gab also keinen äußerlichen Grund...

Das habe ich ja schon erwähnt. Es handelt sich um eine verhältnismäßig lieblose Abhandlung, die - mal ganz pragmatisch ausgedrückt - noch nötig war, um auf meine 5 Reviews zu kommen, die ich immer hoch lade (darunter ist dann eigentlich immer mind. 1, was nichts taugt – letztes Mal war das ,,Critters 3"). ;) Was sie gleichzeitig natürlich zu leichtem Futter für die Plattform hier macht, auch wenn ich nicht gehofft hatte, dass angesichts der zahlreichen anderen ausführlichen Reviews ausgerechnet diese jetzt in das Blickfeld näherer Betrachtung geraten würde. Aber ich danke für die Worte.

Vince

Was Bretzelburger anmerkt, habe ich auch schon vor einiger Zeit festgestellt, ich muss aber sagen, dass mich das gar nicht so sehr stört. Im Gegenteil, ist für mich ein erholsamer Kontrast zu dem feuerspeienden Restoutput. Den könnte ich mir glaub ich nicht in jedem deiner Reviews antun, so interessant er oft zu lesen ist. Aber dadurch, dass du auch mal etwas weniger emotional bist bei manchen Filmen, kommt die Emotionalität bei den anderen Filmen umso besser heraus. Finde ich.

Mr. Vincent Vega

Zitat von: Vince am  2 November 2006, 02:27:20
Der hankey hat bestimmt Angst wegen seiner Pornoreviews.  ;)

:LOL:

(dabei bin ich für den Bereich nicht einmal frei geschaltet. Von mir bräuchte er also keine Attacken befürchten. :hacki:)

Zitat von: Vince am  2 November 2006, 02:27:20
Wenn ich nen Autorenthread hätte, dann hättest du ja jetzt auch wieder was, um dich zu mokieren... *Hust* *Hostel* *Hust Hust* So kurz nach Hügel der blutigen Augen schon wieder so ein geschmacklicher Fehlgriff.  ;)

Na ja, es sei dir verziehen. Denn ehrlich gesagt wusste ich mit ziemlicher Sicherheit, dass deine Wertung so hoch, wenn nicht sogar noch höher ausfallen würde. Das zu erläutern bedürfte aber eines eigenen Threads. ;) :icon_razz:

Zitat von: Vince am  2 November 2006, 14:57:48
Im Gegenteil, ist für mich ein erholsamer Kontrast zu dem feuerspeienden Restoutput. Den könnte ich mir glaub ich nicht in jedem deiner Reviews antun, so interessant er oft zu lesen ist. Aber dadurch, dass du auch mal etwas weniger emotional bist bei manchen Filmen, kommt die Emotionalität bei den anderen Filmen umso besser heraus. Finde ich.

Na das höre ich doch gern. Auch wenn ich auf meine alten Tage mittlerweile doch ohnehin schon recht friedlich bin. An meinen letzten "feuerspeienden Output" kann ich mich schon gar nicht mehr erinnern. Und dass ich manchmal so emotional bin... na ja, ich bin eben sensibel. ;) :icon_lol:

Bretzelburger

Ich bin auch der Meinung, daß man mal eine etwas schlaffe Review ablassen kann - das passiert mir auch manchmal aus ähnlichem Grund. Ich habe mir vorgenommen eine zu schreiben und dann steht kein geeigneter Film bereit - ich greife also zu irgendeinem Film, den ich geistig parat habe.

Das ich das bei dir jetzt vorgehoben habe, liegt nicht daran, daß ich die anderen Filme übersehen habe, sondern das mir persönlich gerade dieser Film am Herzen liegt - als ich ihn 1981 sah, hat er einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen und war auch eines der ersten DVD-Exemplare meiner (überschaubaren) Sammlung. das ich noch keine Review dazu geschrieben habe, liegt einfach daran, daß mir noch nichts Erhellendes für die Nachwelt eingefallen ist, was nicht schon irgendjemand geschrieben hat (ein Grund, warum ich die meisten meiner Lieblingsfilme noch nicht besprochen habe).

Als ich jetzt gerade diesen Film so lieblos behandelt sah, mußte ich (emotional aufgeladen) reagieren, bei anderen Filmen würde mir das vielleicht gar nicht so auffallen.

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