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Autoren-Thread: Mr. Vincent Vega

Begonnen von Mr. Vincent Vega, 6 Oktober 2006, 01:13:08

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Mr. Vincent Vega

Zitat von: McKenzie am 14 Juli 2007, 22:24:04Das ausgerechnet du einen Teshigahara-Film in der OFDb besprichst grenzt schon fast an ein Wunder!  :respekt:

Nicht wirklich, ich hatte mir schon lange vorgenommen, dem Mann etwas mehr Aufmerksamkeit zu widmen (in Form von Reviews, gesehen habe ich bislang noch zwei weitere von ihm).

Zitat von: McKenzie am 14 Juli 2007, 22:24:04Wirklich eine sehr positive Überraschung, Rajko! Statt Kurosawa oder Kitano wählst du tatsächlich den kaum bekannten Film eines kaum bekannten Regisseurs und meisterst innerhalb eines vergleichsweise kurzen Textes  eine sehr umfassende Analyse.

Merci.

Zitat von: McKenzie am 14 Juli 2007, 22:24:04PS: Allerdings fällt auch hier wieder dein sehr verschachtelter Satzbau und der nicht immer schlüssige Gebrauch von diversen Fremdwörtern auf.

Mittlerweile ist das doch harmlos im Vergleich zu früheren Reviews, wo tatsächlich nicht jedes Fremdwort da hingehört haben mag, wo ich es platziert hatte. Die wenigen Fremdwörter im "Face"-Review sind meines Erachtens schon "schlüssig". Das mit der Verschachtelung ... ja, das ist eben so.

Zitat von: McKenzie am 14 Juli 2007, 22:24:04Eine Untugend, von der ich mich auch selbst immer wieder abhalten muss und die mir daher natürlich sofort ins Auge sticht, ebenso wie das hier

Zitateiner ambigen erzählevhfdurischen Struktur

?

Oh, da ist mir (natürlich) ein Fehler unterlaufen. Habe es editiert. :icon_redface:

PS: "ambig" ist die adjektivische Entsprechung von Ambiguität, also Mehrdeutigkeit.

Zitat von: McKenzie am 14 Juli 2007, 22:24:04Unbegreiflich- hat je wieder ein Regisseur so ehrliche, treffende, wahre und formal brillante (und vor allem auch zeitlose) Filme über zwischenmenschliche Beziehungen und die unbewusste Veränderung und Entindividualisierung von einzelnen Personen gedreht?  ;) :love:

Darüber kann ich mir kein abschließendes Urteil erlauben. Ich möchte jedoch vorsichtig auf Douglas Sirk verweisen.

Zitat von: McKenzie am 14 Juli 2007, 22:24:04Mir fiele da nur noch Bergman ein, dessen "Die Stunde des Wolfs" sicherlich auch dein Wohlgefallen finden würde.

Den habe ich tatsächlich noch nicht gesehen, aber mit Bergman bin ich nach rund 10 Filmen eigentlich durch. Stehe ihm schlussendlich eher mixed gegenüber.

Mr. Vincent Vega

Nachdem mich "The Naked Island" nicht wirklich umgehauen hat - auch wenn das zweifellos ein reizvoller Film ist - war ich von Shindos "Onibaba" doch mehr angetan. Kurze Worte zu diesem einstigen Gruselfilm, der heute oder zumindest für mich ganz anders funktioniert:

http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=2214&rid=253115

Mr. Vincent Vega

Ein kurzer Zwischenstopp (ich komme eben nicht ganz ohne meine Hollywood-Lieblinge aus): Eigentlich wollte ich "Dark Passage" besprechen, habe dann aber gesehen, dass Vince da schon ein (sehr gutes) Review zu verfasst hat, drum bin ich auf einen anderen Bogey ausgewichen:

http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=18919&rid=253656

Vince

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 23 Juli 2007, 00:29:47
ZitatEigentlich wollte ich "Dark Passage" besprechen, habe dann aber gesehen, dass Vince da schon ein (sehr gutes) Review zu verfasst hat,
:icon_redface: Oh, schon das zweite unerwartete Lob zu der Kritik. Freut mich, ich bin da nämlich auf dünnem und glattem Eis, weil ich noch viel zu viel nachholen muss.

Überlegs dir aber trotzdem nochmal mit Dark Passage, zwei Reviews sind ja sicher nicht zu viel bei diesem Film.

Zitatdrum bin ich auf einen anderen Bogey ausgewichen:
http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=18919&rid=253656
Wobei man wie gewohnt wieder applaudieren kann. Wird dir das nicht langweilig?  ;)
Sehr aufschlussreicher Text, der mir nachträglich noch einige Details offenbart, die ich übersehen habe. Dabei bewege ich mich aus einer ähnlichen Richtung, eigentlich bin ich noch eine Note tiefer gegangen (6,5/10). Ist aber auch schon wieder ein Stück her, dass ich den gesehen habe.

Mr. Vincent Vega

Zitat von: Vince am 23 Juli 2007, 16:04:57:icon_redface: Oh, schon das zweite unerwartete Lob zu der Kritik. Freut mich, ich bin da nämlich auf dünnem und glattem Eis, weil ich noch viel zu viel nachholen muss.

Dafür wirkte es aber ziemlich souverän. Und wenn ich narzisstischer Großkotz mich nicht dazu berufen fühle, dem Film ein zweites Review zu spendieren, dann heißt das schon was. :icon_mrgreen: :icon_mrgreen:

Zitat von: Vince am 23 Juli 2007, 16:04:57Wobei man wie gewohnt wieder applaudieren kann. Wird dir das nicht langweilig?  ;)

Nein, keineswegs. Es ist schon noch eher so, dass ich mehr auf liebevollen Hass denn gutgesinntes Lob stoße (in meinem Blog zumindest). Von daher vielen Dank. :icon_redface: (zumal mir das gar nicht langweilig werden kann - ist ja glaube ich noch kein Jahr her, als du noch meintest, mich könne man wertungstechnisch etc. kaum ernst nehmen ;))

Vince

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 24 Juli 2007, 02:55:52
(zumal mir das gar nicht langweilig werden kann - ist ja glaube ich noch kein Jahr her, als du noch meintest, mich könne man wertungstechnisch etc. kaum ernst nehmen ;))

Gilt mit Abstrichen immer noch, aber nur bei den klassischen Aufregern zu aktuellen Filmen und auch nur deswegen, weil du deine Noten in einer Funktion verwendest, die ich selbst nicht gebrauche - von daher kann ich da nie so recht was mit anfangen. Bei Filmen wie denen vom Bogey kann man mit deiner Notengebung dann schon mehr anfangen. ;)

Vince

25 Juli 2007, 16:02:30 #336 Letzte Bearbeitung: 25 Juli 2007, 16:05:06 von Vince
http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=129326&rid=253995

Kurz und knapp: I love you!  :icon_mrgreen:


was jetzt folgen muss:
Mr. Vincent Vega (aka Marge): "Was, meinst du jetzt mich oder den Kinofilm (aka das Bier)?"
  ;)

Ich bin dann morgen an der Reihe. Die Vorfreude ist schon so groß, dass ich beinahe schon gar nicht mehr weiß, worauf ich mich überhaupt freue.

Mr. Vincent Vega

Zitat von: Vince am 25 Juli 2007, 16:02:30Kurz und knapp: I love you!  :icon_mrgreen:

Oh, danke. Das ist ja glatt mal das erotische Highlightkompliment des Tages. :icon_mrgreen:

Zumal von dir, dem absoluten Simpsons-Experten, ist das ja quasi der Ritterschlag, da kann ich durchatmen.

Zitat von: Vince am 25 Juli 2007, 16:02:30Ich bin dann morgen an der Reihe. Die Vorfreude ist schon so groß, dass ich beinahe schon gar nicht mehr weiß, worauf ich mich überhaupt freue.

:LOL:

Wird dir schon wieder einfallen. Ich hoffe, dass du nicht enttäuscht wirst. Wünsch dir viel Spaß im Kino!

Mr. Vincent Vega

David Cronenberg gehört für mich zu den wenigen bedeutenden Gegenwartsregisseuren, seine Filme wühlen mich auf, verstören und erschüttern mich. Gleichsam haben sie eine enorm erotische Aura, eine bizarr-perverse Lustkomponente, ganz ähnlich wie bei Clive Barker und seinem kongenialen "Hellraiser" (die Ähnlichkeiten werden auch bei "Nightbreed" deutlich), die mich aus irgendeinem Grund anspricht. Das zu untersuchen, ist eine der reizvollen Aufgaben bei der Auseinandersetzung mit Cronenberg, dessen Filme voller radikaler Lebenswahrheiten stecken. Nach "A History of Violence", einem der besten Filme der letzten Jahre, habe ich mich einem weiteren, insgesamt noch eher weniger komplexen Werk von ihm gewidmet, nämlich seinem einzigen (unerwarteten) 'Blockbuster':

http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=42&rid=254253


McKenzie

Was hältst du von Sam Peckinpah?
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

McKenzie

Nun? Kein Kommentar zu diesem Meisterregisseur?  :icon_mrgreen:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Mr. Vincent Vega

Zitat von: McKenzie am 28 Juli 2007, 23:10:46
Was hältst du von Sam Peckinpah?

Mixed. Hab' aber auch nicht so wahnsinnig viel von ihm gesehen. Sicher nicht schlecht, aber gemeinhin kann ich den vielerorts verbreiteten Aspekt seiner vermeintlichen Gewaltkritik nicht nachvollziehen. Aber wie gesagt, für ein qualitatives Urteil reicht es da bei mir kaum. Er gehört auch nicht zu den Regisseuren, die jetzt auf meiner "damit beschäftige ich mich in absehbarer Zeit"-Liste stehen.

McKenzie

Das ist aber eine magere Antwort!  ;) Ich hatte mir ein bisschen mehr erhofft!  :icon_twisted: Welche seiner zahllosen Meisterwerke konntest du bisher genießen?

Um ehrlich zu sein: Mir ist wieder deine katastrophale Haltung zu Leone in den Sinn gekommen und ich habe gemutmaßt dass es bei dir um Peckinpah ähnlich bestellt sein könnte...
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Mr. Vincent Vega

Zitat von: McKenzie am 29 Juli 2007, 05:36:48
Das ist aber eine magere Antwort!  ;)

Ja sorry, ich bin schon müde. :icon_mrgreen:

Nee, aber wie schon erwähnt, der Mann hat bei mir irgendwie so gar keinen Stellenwert, da fallen mir nicht mal ein paar konstruktive Zeilen zu ein.

Zitat von: McKenzie am 29 Juli 2007, 05:36:48
Ich hatte mir ein bisschen mehr erhofft!  :icon_twisted: Welche seiner zahllosen Meisterwerke konntest du bisher genießen?

Die Standards - WILD BUNCH, STRAW DOGS und GETAWAY. Haben alle keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. War OSTERMAN WEEKEND eigentlich auch von ihm? Den fand ich zumindest mal ziemlich gut.

Zitat von: McKenzie am 29 Juli 2007, 05:36:48
Um ehrlich zu sein: Mir ist wieder deine katastrophale Haltung zu Leone in den Sinn gekommen und ich habe gemutmaßt dass es bei dir um Peckinpah ähnlich bestellt sein könnte...

Na ja, katastrophal hin oder her, dir sei der Spaß mit Leones Männerproblemen auch vergönnt. Filmisch muss sich Peckinpah allerdings weit hinter diesem einordnen.

PS: Falls du denken solltest, die Platzierung des Wortes "Meister" in all seinen Variationen ("Meisterwerk", "Meisterregisseur"...), wäre eine Art subtile Manipulation, so muss ich dich zumindest bezüglich etwaiger Erfolgsaussichten enttäuschen - meiner Meinung nach haben diese Begriffe mit Leone oder Peckinpah nichts zu tun. ;)

Fastmachine

Um noch mal auf Tim Burton zurückzukommen:

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 27 Juni 2007, 20:19:12

Neue Reviews online: Weiter geht's im Tim Burton-Œuvre mit "Beetlejuice"

Inzwischen konnte ich mir "Beetlejuice" ansehen und las natürlich danach auch dein Review mit anderen Augen. Ohne Vorwissen hatte ich mich seinerzeit damit etwas schwer getan, da es doch phasenweise sehr vom Filmgeschehen abstrahiert.
Deinen Deutungsansatz teile ich - es ist ein mehrfach gespiegeltes und verdrehtes Spiel mit Genrevorbildern und -mechanismen. Die Kritik, dass einige der vielen Slapstickeinlagen, Drehungen und Wendungen zu atemlos aneinander gereiht werden, mag man teilen. Allerdings bleibt die Qualität und Integrität der Gesamtidee Burtons gewahrt, die du zurecht verteidigst.

Meiner Meinung nach hätte man noch stärkere Argumente gegen die Vorwürfe, es handle sich um eine reine Nummernrevue, finden können. Die vielen Verdrehungen im Detail sind meiner Meinung nach nämlich ein außerordentlich geschickt eingefädeltes Täuschungsmanöver, das den eigentlichen Perspektivwechsel, der mitten im Film unmerklich vonstatten geht, vernebeln soll. Und der hängt mit dem Wechsel der Hauptfiguren zusammen, die nur vorgeblich Geena Davis und Alec Baldwin sind.
Ich mag nicht spoilern - aber ich sehe sehr wohl eine außerordentliche  inhaltliche Stringenz in dem Film. Und letztendlich bin ich auch der Meinung, es ist das geheime Herz dieses Films keine Horrorkomödie. Man mag zugeben, dass Burton vielleicht etwas zuviel Nebelkerzen wirft.   

Deine 7/10 möchte ich auf jeden Fall auch vergeben, eher lockt es mich in Richtung 8/10.

Ich mag keine Filme; die verblöden nur. (Alfons d. Ä.)

McKenzie

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 29 Juli 2007, 05:50:45
Nee, aber wie schon erwähnt, der Mann hat bei mir irgendwie so gar keinen Stellenwert, da fallen mir nicht mal ein paar konstruktive Zeilen zu ein.

Die Standards - WILD BUNCH, STRAW DOGS und GETAWAY. Haben alle keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. War OSTERMAN WEEKEND eigentlich auch von ihm? Den fand ich zumindest mal ziemlich gut.

Er hat keinen Stellenwert bei dir und die genannten Filme haben keinen bleibenden Eindruck hinterlassen?  :icon_eek:
Dabei haben wir es hier mit anspruchsvollem Unterhaltungskino par Excellence zu tun!  ;)

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 29 Juli 2007, 05:50:45
Na ja, katastrophal hin oder her, dir sei der Spaß mit Leones Männerproblemen auch vergönnt. Filmisch muss sich Peckinpah allerdings weit hinter diesem einordnen.

Auch auf die Gefahr hin das du dich beleidigt und angegriffen fühlst: Wenn dir im Angesicht von Leones Filmen nur "Männer-Probleme" in den Sinn kommen dann hast du sie bisher offenbar einfach nicht wirklich verstanden. Gerade "Spiel mir das Lied vom Tod", "Zwei glorreiche Halunken" und "Für ein paar Dollar mehr" besitzen eine ungeheure inhaltliche Komplexität die durch die von dir oft anerkannte Form nur unterstützt wird. Einem solchen Reichtum wie in ersterem Film bin ich bis heute nur sehr selten begegnet. Und auch wenn ich gerne bereit bin, Leones Frauenbild als etwas altväterlich zu bezeichnen (wie beispielsweise das von Hitchcock auch!) so ist der Vorwurf der Frauenfeindlichkeit an den Haaren herbeigezogen. Leones Filme spielen ausnahmslos in einer Zeit, in der Frauen innerhalb der amerikanischen Gesellschaft einfach noch sehr wenig zu melden hatten und in diesem Rahmen sind seine Frauenfiguren - insbesondere die von Claudia Cardinale in "Spiel mir das Lied vom Tod" - deutlich stärker und souveräner als  in manchem populären US-Western. Wenn Claudia Cardinale in der Schlussequenz von "Spiel mir das Lied vom Tod" mit Jason Robards spricht und anschließend den Bahnarbeitern Wasser bringt und sich von ihnen "auf den Hintern klopfen" lässt oder als sie früher im Film mit Henry Fonda (dem Mörder ihres Mannes) schläft, kann man das mit viel Mutwillen als chauvinistisch auffassen aber letztlich ist beispielsweise der Umstand, das Jill eine Prostituierte ist, im Film kaum präsent und in keiner Weise plakativ dargestellt. Überhaupt ist doch SIE die Protagonistin des Films, die verschiedenste Stadien mit aufrechtem Rückgrat durchläuft und sich nach bestem Gewissen und Kräften gegen die Männer behauptet, die ihren Wunsch nach Unabhängigkeit belächeln.

Sorry, aber hier bist du imo ganz schön gegen die Wand gefahren. Und ganz besonders, wenn ich bedenke das wir die Leidenschaft für Hitchcock teilen und einer der negativsten Faktoren in seinen Filmen für mich immer sein überholtes und manchmal auch spöttisches Frauenbild war- das scheint dir ja nicht im mindesten aufgefallen zu sein. Und jetzt tue ich es dir mal gleich und erwähne: Selbst die größten Hitchcock-Anhänger haben das schon eingestanden!  :icon_mrgreen:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Mr. Vincent Vega

30 Juli 2007, 21:08:15 #346 Letzte Bearbeitung: 30 Juli 2007, 21:09:57 von Mr. Vincent Vega
Hitchcock war aber kein Frauenfeind, der Mann konnte nur einfach nicht anders, der hatte halt 'nen Mutterkomplex. Aber er hat Frauen bewundert, sie umgarnt - zumindest auf der Leinwand (hinter den Kullissen soll er allerdings schon schroff gewesen sein) - und das in starken femininen Rollen zum Ausdruck gebracht. Der Mann hat die Geschlechter- und Rollenthematik seiner Zeit zu wahrer Subversion geführt, wie kann man sich da so drüber mokieren wie du? Zumal sein Frauenbild selbstverständlich ,,überholt" ist, das ist eine naturgemäße Sache. Wenn ein Leone (angenommen er wäre frauenfeindlich, was ich nicht gesagt habe, aber dazu gleich mehr) das im Jahre 1984 hingegen noch reproduziert bzw. imo intensiviert, ist das ja schon einmal was ganz anderes.

Wer sagt eigentlich, dass ich Leone generell Frauenfeindlichkeit andichte (außer bei einem einzigen Film)? Wieder mal ein typisches Missverständnis deinerseits. Und lass dich doch nicht immer so von mir aufziehen (;)), wenn ich solche Sachen ("Männerprobleme") in den Raum werfe - ich hab da meinen Spaß mit. :icon_mrgreen: Wie dem auch sei. Ich halte "Once Upon A Time in the West" für einen ganz und gar großartigen Film, deshalb kann ich dir nur beipflichten und deinen belehrenden Ton überlesen, denn das sehe ich ganz genauso. Allerdings, wo wir wieder bei dem Thema Misogynie wären, muss ich doch anmerken, dass du vielleicht erst einmal "Once Upon A Time in America" sehen solltest (den du afaik noch gar nicht kennst), bevor du aus Leone nach Verhoeven den nächsten Humanisten machen willst. ;) Der von dir angeführte ,,Fist Full of Dollars" ist meines Erachtens btw nicht halb so originell wie sein Ruf, sondern weitestgehend eine westliche, ziemlich kurz gedachte Interpretation (nett für: Plagiat) von ,,Yojimbo".

Und wieso reden wir eigentlich schon wieder über das Thema? :icon_rolleyes: Ich bringe das doch schon gar nicht mehr an. Kein Leone mehr in meinem Thread bitte! :icon_mrgreen:

Zitat von: Fastmachine am 30 Juli 2007, 19:35:48
Meiner Meinung nach hätte man noch stärkere Argumente gegen die Vorwürfe, es handle sich um eine reine Nummernrevue, finden können. Die vielen Verdrehungen im Detail sind meiner Meinung nach nämlich ein außerordentlich geschickt eingefädeltes Täuschungsmanöver, das den eigentlichen Perspektivwechsel, der mitten im Film unmerklich vonstatten geht, vernebeln soll. Und der hängt mit dem Wechsel der Hauptfiguren zusammen, die nur vorgeblich Geena Davis und Alec Baldwin sind.
Ich mag nicht spoilern - aber ich sehe sehr wohl eine außerordentliche  inhaltliche Stringenz in dem Film. Und letztendlich bin ich auch der Meinung, es ist das geheime Herz dieses Films keine Horrorkomödie. Man mag zugeben, dass Burton vielleicht etwas zuviel Nebelkerzen wirft.   

Deine 7/10 möchte ich auf jeden Fall auch vergeben, eher lockt es mich in Richtung 8/10.

Du bist also der Ansicht, dass sich der Fokus schleichend in Richtung der neuzugezogenen Familie verschiebt, und das auch ganz bewusst so ist? Durchaus interessant, fiel mir so gar nicht auf, da ich gerade sehr angetan davon war, dass Burton hier entgegen der Genrekonvention zwei Geister in den Mittelpunkt des Geschehens rückt.

Freut mich jedenfalls, dass dir der Film gefallen hat (kürzlich auf K1 gesehen?).

Fastmachine

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 30 Juli 2007, 21:08:15
Du bist also der Ansicht, dass sich der Fokus schleichend in Richtung der neuzugezogenen Familie verschiebt, und das auch ganz bewusst so ist? Durchaus interessant, fiel mir so gar nicht auf, da ich gerade sehr angetan davon war, dass Burton hier entgegen der Genrekonvention zwei Geister in den Mittelpunkt des Geschehens rückt.

Nicht in Richtung auf die neueingezogene Familie insgesamt, sondern auf die Tochter und natürlich Beetlejuice.
Die beiden Geister sind zwar nett, bleiben aber auf einer bestimmten Linie. Genauso Vater und Mutter der neueingezogenen Familie. Beide sind sozusagen die Pole des Films.

Interessant, weil sie eben das einfache Geister-Menschen-Spiel verkomplizieren, sind Beetlejuice und die Tochter. Sie ändern die Regeln des Spiels, sie sind auch die eigentlich treibenden Faktoren der Ungewißheit für den Zuschauer.
Die Tochter "entdeckt" nicht einfach so die Geister, redet mit ihnen und sympathisiert - dann wäre sie nur eine weitere Genrefigur. Nein, ihre Beziehung zur Geisterwelt ist viel weitreichender als es den Anschein hat. Vielleicht hat mich die junge Winona Ryder auch nur am stärksten beeindruckt im Film - sie ist einfach klasse - aber die Funktion ihrer Figur ist glaube ich eine grundsätzlich andere, als die der anderen Figuren.
Nicht nur ihr immer stärkeres Wechseln zwischen den Welten, bis hin zum rätselhaften Ende, weist ihr die Hauptrolle zu. Das wäre rein formal gesehen, innerhalb des von dir angesprochenen Verdrehens der Genremotive. Worauf es mir ankommt, ist die Deutung dieses Vorgangs. Und die liegt - ich drücke mich mal ganz vorsichtig aus - auf einer ganz und gar anderen Ebene als der von einfachen Kabinettstückchen des Genrekinos.
Uff- das fängt schon an ein Review zu werden. Es sind vorläufig noch einige unsortierte Ideen, das muss noch reifen.  :andy:



ZitatFreut mich jedenfalls, dass dir der Film gefallen hat (kürzlich auf K1 gesehen?).

Kürzlich - trotz gegenteiligen Vorsatzes - auf K1 verpasst und zum Ausgleich sofort danach die DVD besorgt - auf dem Wühltisch, zum Spottpreis.
Abteilung: Gut und günstig. :D
Ich mag keine Filme; die verblöden nur. (Alfons d. Ä.)

Sarge

ZitatNach "A History of Violence", einem der besten Filme der letzten Jahre, habe ich mich einem weiteren, insgesamt noch eher weniger komplexen Werk von ihm gewidmet, nämlich seinem einzigen (unerwarteten) 'Blockbuster':

Ich will die Besprechung nicht so unkommentiert in die Ofdb-Annalen eingehen lassen, denn bei bei Cronenberg komme ich natürlich aus meinem Loch gekrochen, um voller Verheißung und Spannung zu lesen. Viel habe ich ehrlich gesagt zwar nicht zu sagen, außer dass ich ganz und gar befriedigt worden bin :icon_razz: . Man merkt, dass der Mann bei dir einen hohen Stellenwert hat und dementsprechend akkurat und bereichernd in seinen Gedankengängen ist auch der Text, vor allem auch, weil ich persönlich ein von dir eher nicht so ausgeweitetes Motiv als dominant hier empfinde, nämlich die Wissenschaft selbst, das Experimentieren, in Verbindung mit Metamorphose und letztlich das Scheitern und dies ja in einer fiktiven abscheulichen anatomischen Genauigkeit. Ein ziemlich zynischer Film irgendwie; ein Wissenschaftler, der selbst von der Krankheit befallen und geschlagen wird - ach ja, Cronenberg ist schon faszinierend auf eine perverse Art :icon_cool:

ZitatDavid Cronenberg gehört für mich zu den wenigen bedeutenden Gegenwartsregisseuren, seine Filme wühlen mich auf, verstören und erschüttern mich. Gleichsam haben sie eine enorm erotische Aura, eine bizarr-perverse Lustkomponente
:love:

Mr. Vincent Vega

Zitat von: Fastmachine am 30 Juli 2007, 22:17:36
Uff- das fängt schon an ein Review zu werden. Es sind vorläufig noch einige unsortierte Ideen, das muss noch reifen.  :andy:

Bitte, bitte deinen großartigen Ansatz noch einmal ausformuliert in ein Review-Gewand hüllen, das wäre nur wünschenswert!

Zitat von: Sarge am 30 Juli 2007, 23:49:58
Ich will die Besprechung nicht so unkommentiert in die Ofdb-Annalen eingehen lassen, denn bei bei Cronenberg komme ich natürlich aus meinem Loch gekrochen, um voller Verheißung und Spannung zu lesen. Viel habe ich ehrlich gesagt zwar nicht zu sagen, außer dass ich ganz und gar befriedigt worden bin :icon_razz: . Man merkt, dass der Mann bei dir einen hohen Stellenwert hat und dementsprechend akkurat und bereichernd in seinen Gedankengängen ist auch der Text, vor allem auch, weil ich persönlich ein von dir eher nicht so ausgeweitetes Motiv als dominant hier empfinde, nämlich die Wissenschaft selbst, das Experimentieren, in Verbindung mit Metamorphose und letztlich das Scheitern und dies ja in einer fiktiven abscheulichen anatomischen Genauigkeit.

Vielen Dank. Diese Quasi-Absegnung von Dir freut mich natürlich umso mehr, da ich ja großen Respekt vor deiner DEAD RINGERS-Besprechung habe, wie ich damals schon einmal zum Ausdruck brachte.

Zitat von: Sarge am 30 Juli 2007, 23:49:58
Ein ziemlich zynischer Film irgendwie; ein Wissenschaftler, der selbst von der Krankheit befallen und geschlagen wird - ach ja, Cronenberg ist schon faszinierend auf eine perverse Art :icon_cool:
:love:

Das stimmt, aber es ist kein ätzender Zynismus. Und es bleibt auch nicht dabei (viele Regisseure vergnügen sich ja schon immer mit einer wie auch immer gearteten zynischen Grundsätzlichkeit, wie sie imo die Früh- und vereinzelt auch späteren Werke Verhoevens aufweisen), sondern ist meines Erachtens nur eine der vielen Schlussfolgerungen des Films, der sich ohnehin auf so vielen Ebenen bewegt. Cronenberg-Filme sind einfach immer eine wahre Freude, eben "faszinierend auf eine perverse Art".

Mr. Vincent Vega

Bevor ich mich an RABID mache, einige Worte zu dem für mich bemerkenswertesten Cronenberg. Im Gegensatz zu THE FLY habe ich bei der Gedankenbildung auf keine nennenswerten Quellen zurückgegriffen, da ich diesbzeüglich vielleicht eine ziemlich merkwürdige Einstellung habe. Selbst der AK der Criterion half mir nicht wesentlich weiter, zu erforschen, warum ich den Film so aufwühlend finde.

http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=4245&rid=255757

Mr. Hankey

ZitatBevor ich mich an RABID mache...
Jetzt fehlt nur noch eine Review zu Rabid GRANNIES von Dir. Wobei, die erwarte ich doch lieber von McKenzie! :icon_mrgreen: ;)
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Mr. Vincent Vega

Zitat von: Mr. Hankey am  7 August 2007, 21:18:43
Jetzt fehlt nur noch eine Review zu Rabid GRANNIES von Dir. Wobei, die erwarte ich doch lieber von McKenzie! :icon_mrgreen: ;)

Nein danke, einmal und nie wieder. Hab die DVD seinerzeit sofort wieder verscherbelt, ganz grausiger Film das. ;)

Stefan M

Zitat von: Mr. Vincent Vega am  7 August 2007, 19:33:22
Bevor ich mich an RABID mache, einige Worte zu dem für mich bemerkenswertesten Cronenberg. Im Gegensatz zu THE FLY habe ich bei der Gedankenbildung auf keine nennenswerten Quellen zurückgegriffen, da ich diesbzeüglich vielleicht eine ziemlich merkwürdige Einstellung habe. Selbst der AK der Criterion half mir nicht wesentlich weiter, zu erforschen, warum ich den Film so aufwühlend finde.

http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=4245&rid=255757

Respekt. Wieder einmal erstklassig geschrieben. Wie lange hast du für das Review gebraucht? Ich bräuchte wahrscheinlich Tage, um überhaupt erst einmal einen Ansatz zu finden, wie ich mich Cronenbergs vielschichtigen Werken nähern sollte, und würde dann wahrscheinlich mittendrin entnervt aufgeben, weil ich mich irgendwann schlichtweg überfordert fühlen würde, meine Gedanken in passende Worte zu kleiden.

Ich muß ja gestehen, mit Cronenberg so furchtbar viel nicht anfangen zu können. Von den sieben Filmen, die ich von ihm gesehen habe, haben mir einzig (fast) ohne Abstriche "Die Fliege" und "Dead Zone" zugesagt, zwei seiner sicherlich zugänglichsten Filme (vor allem letzterer). Dagegen empfand ich "Dead Ringers" - wie auch ganz besonders "Naked Lunch" - einfach nur als extrem anstrengend. Jeremy Irons hat hier die womöglich imponierendste Leistung in seiner Karriere abgerufen, aber der ganze Film wollte mich trotzdem einfach nicht packen, so dramatisch er auch eigentlich ist, während das tragische Ende von "Die Fliege" wie ein Faustschlag wirkte und mir eine beinahe schlaflose Nacht bescherte. Hat der Regisseur also etwas falsch gemacht? Wenn ich mir die lobenden Besprechungen so ansehe, liegt's vielleicht doch eher an mir.  :icon_confused:

Bin natürlich trotzdem auf weitere Cronenberg-Kritiken gespannt. Wenn du gerade einen Lauf hast, den bitte unbedingt nutzen.  :icon_smile:
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Sarge

Ich bin auch wieder hin und weg ob des "Unzertrennlichen"-Textes; gewinnt dem Film (auch wenn ich ihn persönlich nicht zu den liebsten Cronenbergs zähle) viele neue Aspekte ab, eine vor allem wunderbar interpretierende Charakterisierung der Zwillingsbeziehung bis zu ihrem bitteren Ende, das mir ehrlich gesagt bis heute noch Rätsel aufgibt. Aber das macht den Film mitunter auch aus, dass er auf sehr verschiedene Arten lesbar ist; ein Bündel aus Psychologie und Medizin und darin verflochtener Zwillingsforschung ist schon wieder, hach ja, faszinierend ;)

Also ich bin übrigens natürlich mehr für "Rabid" als für "Rabid Grannies" :icon_mrgreen:

ZitatDagegen empfand ich "Dead Ringers" - wie auch ganz besonders "Naked Lunch" - einfach nur als extrem anstrengend.
Ein Schmerz in meiner Brust... "Naked Lunch" ist einer der geilsten Filme überhaupt ;) :love: Aber ich gestehe, man muss ihm Zeit geben. Beim ersten Durchlauf war ich auch so bei 4 Punkten, aber mittlerweile liebe ich ihn (obwohl ich mit der literarischen Vorlage ja mal gar nicht viel anfangen kann). Ich finde ja - und hier wird's deutlicher denn je - Cronenberg ist so etwas wie der cineastische Kafka.


Zitatwährend das tragische Ende von "Die Fliege" wie ein Faustschlag wirkte und mir eine beinahe schlaflose Nacht bescherte.

Hast du schon "Die Brut" gesehen?


Mr. Vincent Vega

Zitat von: Stefan M am  8 August 2007, 11:39:08
Respekt. Wieder einmal erstklassig geschrieben. Wie lange hast du für das Review gebraucht?

Danke schön. Reine Schreibzeit etwa knapp zwei Stunden, aber auch nur, da ich den Film vorher zwei Mal gesehen habe und mir bereits Notizen gemacht hatte (klingt irgendwie nerd-mäßig, aber na ja ;)).

Zitat von: Stefan M am  8 August 2007, 11:39:08
Ich bräuchte wahrscheinlich Tage, um überhaupt erst einmal einen Ansatz zu finden, wie ich mich Cronenbergs vielschichtigen Werken nähern sollte, und würde dann wahrscheinlich mittendrin entnervt aufgeben, weil ich mich irgendwann schlichtweg überfordert fühlen würde, meine Gedanken in passende Worte zu kleiden.

Geht oder zumindest ging mir tendenziell bei Cronenberg genauso. Mit DEAD RINGERS konnte ich jahrelang überhaupt nichts anfangen.

Zitat von: Stefan M am  8 August 2007, 11:39:08
Ich muß ja gestehen, mit Cronenberg so furchtbar viel nicht anfangen zu können. Von den sieben Filmen, die ich von ihm gesehen habe, haben mir einzig (fast) ohne Abstriche "Die Fliege" und "Dead Zone" zugesagt, zwei seiner sicherlich zugänglichsten Filme (vor allem letzterer).

Hast du M. BUTTERFLY und HISTORY OF VIOLENCE gesehen? Die finde ich noch recht zugänglich. Angesichts deines FLY-Reviews hätte ich eher gedacht, dass du Cronenberg sehr viel abgewinnen kannst.

Zitat von: Stefan M am  8 August 2007, 11:39:08
Dagegen empfand ich "Dead Ringers" - wie auch ganz besonders "Naked Lunch" - einfach nur als extrem anstrengend. Jeremy Irons hat hier die womöglich imponierendste Leistung in seiner Karriere abgerufen, aber der ganze Film wollte mich trotzdem einfach nicht packen, so dramatisch er auch eigentlich ist, während das tragische Ende von "Die Fliege" wie ein Faustschlag wirkte und mir eine beinahe schlaflose Nacht bescherte. Hat der Regisseur also etwas falsch gemacht? Wenn ich mir die lobenden Besprechungen so ansehe, liegt's vielleicht doch eher an mir.  :icon_confused:

Er hat nichts falsch gemacht. Was aber auch nicht bedeutet, dass du etwas falsch gemacht hättest. Ich persönlich kann jeden verstehen, der sich vor Cronenberg verschließt oder der diese Filme einfach nicht an sich heranlassen will und kann. Das ist meines Erachtens mit Suggestionen, Unterbewusstsein und vielen anderen Dingen verbunden. Für mich enthalten seine Filme viele schreckliche Wahrheiten in vielerlei Hinsicht, nicht selten sexuell (so ist "Crash" der einzige Film von Cronenberg, gegen den ich mich noch wehre, weil ich vermute, dass er mich irgendwo da kriegt, wo ich es [noch] nicht möchte), und sie haben etwas sehr erschütterndes. Das ist kein Unterhaltungskino, auch wenn seine Filme alle narrative geschlossene Einheiten bilden. Während ich mich bei "existenz" ekle (und den Film dennoch für ein Meisterwerk der Ironie halte), findet ihn ein Freund von mir anziehend und erotisch. So ist das eben. ;)

Zitat von: Sarge am  8 August 2007, 13:14:39
Ich bin auch wieder hin und weg ob des "Unzertrennlichen"-Textes; gewinnt dem Film (auch wenn ich ihn persönlich nicht zu den liebsten Cronenbergs zähle) viele neue Aspekte ab, eine vor allem wunderbar interpretierende Charakterisierung der Zwillingsbeziehung bis zu ihrem bitteren Ende, das mir ehrlich gesagt bis heute noch Rätsel aufgibt.

Danke sehr! Und diese Rätsel sind auch der gewisse Reiz, der weit über den Konsum der Filme hinausreicht und sie eben zu etwas besonderem macht. Gänzlich schlüssig können und dürfen die Filme von Cronenberg imo auch gar nicht sein, dafür sind sie viel zu intuitiv. Zumal eine der wesentlichen Stärken dieses Mannes darin besteht, lediglich Fragen zu stellen, denn Aussagen zu treffen.

Zitat von: Sarge am  8 August 2007, 13:14:39
Aber das macht den Film mitunter auch aus, dass er auf sehr verschiedene Arten lesbar ist; ein Bündel aus Psychologie und Medizin und darin verflochtener Zwillingsforschung ist schon wieder, hach ja, faszinierend ;)

Righty right.

Zitat von: Sarge am  8 August 2007, 13:14:39
Ich finde ja - und hier wird's deutlicher denn je - Cronenberg ist so etwas wie der cineastische Kafka.

Absolut, NAKED LUNCH ist auch für mich die ultimative Kafka-Visualisierung. Dass aber ausgerechnet das dein Cronenberg-Liebling ist, wusste ich bis vor kurzem gar nicht und hätte ich auch nicht erwartet.

Vince

Ich hab die Kritik bisher auch verpasst und erst gerade durch die kleine Diskussion hier entdeckt, dabei habe ich ja so gespannt darauf gelauert, seit du damals erwähntest, dass du den bald auch mal besprechen wolltest. Und ich kann mich anschließen, mein Respekt und wäre nicht zuletzt Apollons Kritik schon Tipp gewesen, hätte ich wohl jetzt mal dafür plädiert. ;)

ZitatAbsolut, NAKED LUNCH ist auch für mich die ultimative Kafka-Visualisierung. Dass aber ausgerechnet das dein Cronenberg-Liebling ist, wusste ich bis vor kurzem gar nicht und hätte ich auch nicht erwartet.
Meiner ist es übrigens auch - zumindest einer der Lieblinge - zumindest momentan, ich bin mir darüber selbst noch nicht so klar. Aber irgendwie scheint es, so geht es wenigstens mir, Schicksal zu sein, dass sich die Lieblinge permanent gegenseitig ablösen. Ich weiß nicht, ob ich wirklich dazu fähig wäre, mir eine objektive Rangfolge zu überlegen, denn zwei Monate später wäre sie eh wieder hinfällig. Cronenbergs Arbeiten sind einfach zu organisch, als dass ich sie irgendwie festsetzen könnte. Die Filme atmen, verändern ihre Form und die Wirkung auf mich als Zuschauer ist davon schwer abhängig. Und es gibt nicht viele Filme, von denen ich das behaupten kann, jenseits von Cronenberg fallen mir spontan nicht mal welche ein.

Mr. Vincent Vega

Zitat von: Vince am  8 August 2007, 16:56:13
Ich hab die Kritik bisher auch verpasst und erst gerade durch die kleine Diskussion hier entdeckt, dabei habe ich ja so gespannt darauf gelauert, seit du damals erwähntest, dass du den bald auch mal besprechen wolltest. Und ich kann mich anschließen, mein Respekt und wäre nicht zuletzt Apollons Kritik schon Tipp gewesen, hätte ich wohl jetzt mal dafür plädiert. ;)

Auch dir vielen Dank. Deine seinerzeit etwas missverstandene Besprechung des Films hat allein schon ihres experimentellen Charakters wegen Spaß gemacht zu lesen. Dieser Film ist so vielschichtig, komplex und mehrdeutig, dass es eine wahre Freude ist, die vielen unterschiedlichen Sichtweisen zu entdecken. Bei Filmen wie DEAD RINGERS verstehe ich die ofdb mit ihren Reviews immer als eine Form des Ideenaustauschs, was nur in den besten Fällen vorkommt.

Zitat von: Vince am  8 August 2007, 16:56:13
Meiner ist es übrigens auch - zumindest einer der Lieblinge - zumindest momentan, ich bin mir darüber selbst noch nicht so klar. Aber irgendwie scheint es, so geht es wenigstens mir, Schicksal zu sein, dass sich die Lieblinge permanent gegenseitig ablösen. Ich weiß nicht, ob ich wirklich dazu fähig wäre, mir eine objektive Rangfolge zu überlegen, denn zwei Monate später wäre sie eh wieder hinfällig. Cronenbergs Arbeiten sind einfach zu organisch, als dass ich sie irgendwie festsetzen könnte. Die Filme atmen, verändern ihre Form und die Wirkung auf mich als Zuschauer ist davon schwer abhängig. Und es gibt nicht viele Filme, von denen ich das behaupten kann, jenseits von Cronenberg fallen mir spontan nicht mal welche ein.

Ein schöner bildlicher Vergleich, den ich sofort unterschreiben würde. Auch wenn meine Cronenberg-Favs (die ich ja gar nicht mal unbedingt habe - er dürfte übrigens der Regisseur sein, dem ich die meisten 9/10-Bewertungen gegeben habe) konstant bleiben, so reifen diese Filme mit ihrem Zuschauer und geben den Blick immer wieder auf andere und neue Dinge frei. Deshalb sind seine Werke trotz ihrer immer an die Entstehungszeit gebundenen Kostüme, Ausstattungen und Frisuren (tatsächlich sieht man Cronenbegrs Filmen imo mehr als ihren Kollegen an, wann sie entstanden sind) absolut zeitlos.

Stefan M

Zitat von: Sarge am  8 August 2007, 13:14:39
Ein Schmerz in meiner Brust... "Naked Lunch" ist einer der geilsten Filme überhaupt ;) :love:

Tut mir ja herzlich leid. Ich habe fast damit gerechnet, daß ich dir damit wehtue, erst recht, seitdem ich gesehen habe, daß der Film von dir volle 10/10 erhalten hat.  ;) "Naked Lunch" wird aber auf alle Fälle seine zweite Chance bekommen.

ZitatHast du schon "Die Brut" gesehen?

Nein, noch nicht.

Zitat von: Mr. Vincent Vega am  8 August 2007, 15:54:38
Reine Schreibzeit etwa knapp zwei Stunden, aber auch nur, da ich den Film vorher zwei Mal gesehen habe und mir bereits Notizen gemacht hatte (klingt irgendwie nerd-mäßig, aber na ja ;)).

Zwei Stunden? Ich kann nur immer wieder staunen, wie leicht es dir bzw. vielen anderen Schreiberlingen auch scheinbar fällt, mal eben innerhalb kürzester Zeit derartige Texte zu verfassen.  :eek:

ZitatGeht oder zumindest ging mir tendenziell bei Cronenberg genauso. Mit DEAD RINGERS konnte ich jahrelang überhaupt nichts anfangen.

Naja, vielleicht braucht's bei mir einfach ein bißchen länger und ich muß noch ein wenig älter (reifer?  :icon_twisted:) werden, um Cronenberg richtig schätzen lernen zu können.

ZitatHast du M. BUTTERFLY und HISTORY OF VIOLENCE gesehen? Die finde ich noch recht zugänglich.

Doppel-Nein.

ZitatAngesichts deines FLY-Reviews hätte ich eher gedacht, dass du Cronenberg sehr viel abgewinnen kannst.

Nun, das hatte ich zuerst auch gedacht, gerade weil "Die Fliege" und "Dead Zone", eine der besten King-Verfilmungen, meine ersten beiden Cronenbergs waren - aber dann kamen die komplexeren "Naked Lunch" und "Dead Ringers".  ;) "Die Fliege" ist auch mein unangefochtener Lieblings-Cronenberg (von den läppischen sieben halt, die ich bisher gesehen habe) und es ist zugleich auch sein einziger, in dem ich wirklich Nähe zu den Figuren entwickeln konnte. Deshalb bricht es mir auch immer wieder von neuem das Herz, wenn SPOILER-AHOI die bedauernswerte, mit der Telebox verschmolzene Brundle-Fliege auf seine Freundin zukriecht und sie mit letzter Kraft darum bittet, sie von ihrem Elend zu erlösen. SPOILER-ENDE Dahingegen hat mich das Schicksal der Irons-Zwillinge irgendwie kaltgelassen, wahrscheinlich weil sich in mir bereits Desinteresse breitgemacht hat, aus Frust, keinen Zugang zum Film gefunden zu haben.
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

psychopaul

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 11 August 2007, 16:25:07
Wieso überrascht dich das, ich dachte du hättest mich eh aufgegeben. :icon_razz:

Wie kommst du denn da drauf?  :icon_surprised:

Bist ja kein Musical.  :icon_mrgreen:
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