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Autoren-Thread: Vince

Begonnen von Vince, 30 November 2006, 23:55:57

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Vince

ZitatDie gehört zwar auch dazu, allerdings kann ich gar nicht glauben, das du sie wirklich als ergiebig bezeichnest!  :eek: Da du den Film ja vermutlich schon gesehen hast, dürftest du doch gemerkt haben, wie oberflächlich und zaghaft ich ihn angehe.
Nein, ausgerechnet den kenn ich noch nicht. Aber auf keinen Bergman brenne ich noch mehr als auf diesen. Er scheint ja in die Richtung Psychoanalyse zu gehen, und das ist der Bergman, den ich persönlich am meisten schätze (siehe auch "Das Schweigen", "Wilde Erdbeeren", "Persona").

ZitatDu hast übrigens recht - der Text ist ein direktes Produkt meiner allerersten Bergman-Begegnung  :icon_redface: (hat mich aber trotzdem sogleich zum Fan gemacht - du bist ja auch ganz ordentlich bei der Sache, Vince - soviel Bergmänner auf einen Schlag zu besprechen - das verdient schon Respekt  :icon_eek:).
Tja, wenn man einmal den Schwung hat...  ;) Allerdings ist die Bergman-Phase jetzt erstmal wieder vorbei. Wer weiß, als nächstes ist vielleicht Kurosawa dran, von dem ich noch nicht einen einzigen Film kenne, mir nun aber die "Meisterwerke"-Box mit 10 Filmen zugelegt habe...

Zitat von: Vince am 11 Dezember 2007, 23:38:14
Nun ja, du kennst meine Einstellung dazu - ich mag solche Wortspielereien und Sinnbilder auch furchtbar gerne, benutze sie in meinen Kritiken aber nur selten weil ich eben nicht den Verdächt der Prätentiösität, des Selbstzwecks und der "Effekthascherei" erwecken will (sonst kommen wir noch in Hollywood-Verhältnisse) - hin und wieder, hier und da und im Bewusstsein der möglichen (bestenfalls auch assoziativen) Wirkung angewandt, entfalten sich solche Dinge noch viel besser.
Dafür tobe ich mich damit in Gesprächen aus wie sonst noch was, einige Freunde von mir haben sogar schon geraten, ich solle meine "blumige und bildhafte Sprache" etwas zurückschrauben.  :icon_mrgreen:
Das Interessante in meinem Fall ist, dass mir - das könnte ich dir unter Eid versichern - nichts ferner liegt als prätentiös oder effekthascherisch zu schreiben. Wollte ich Aufmerksamkeit auf mich ziehen, gäbe es leichtere Mittel - ich müsste einfach nur jeden neuen Kinofilm besprechen und die Besprechung alter Filme meiden wie die Pest. Dass ich Metaphern verwende, sehr komplexe Nebensatzkonstrukte einbaue und oft irgendwie "euphorisch" klinge, bündelt sich alles einzig und alleine auf den Gegenstand, also den besprochenen Film. Der Leser ist mir während des Schreibvorgangs zunächst mal relativ egal oder zumindest nur sekundär interessant für mich. Insofern verursacht der "Vorwurf" des Prätentiösen bei mir immer ein wenig Amüsement. Weshalb, das würde man verstehen, wenn man mich kennenlernt, denn ich will um jeden Preis NICHT im Mittelpunkt stehen. Das betrifft eigentlich auch meine Vorgehensweise bei Kritiken, wenngleich ein gewisses Maß an Narzissmus naturgemäß schon dazugehört, um eigene Kritiken zu veröffentlichen (sofern man das mit dem Streben zum Ideal tut und nicht aus Jux und Zeitvertreib).

Chili Palmer

Zitat von: Vince am 12 Dezember 2007, 14:30:48
Wollte ich Aufmerksamkeit auf mich ziehen, gäbe es leichtere Mittel - ich müsste einfach nur jeden neuen Kinofilm besprechen und die Besprechung alter Filme meiden wie die Pest.

EY!   :anime:


;)
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

Vince

 :icon_lol:
Ich schwöre, ich hatte dich nicht im Sinn.  ;)

McKenzie

Zitat von: Vince am 12 Dezember 2007, 14:30:48
Nein, ausgerechnet den kenn ich noch nicht. Aber auf keinen Bergman brenne ich noch mehr als auf diesen. Er scheint ja in die Richtung Psychoanalyse zu gehen, und das ist der Bergman, den ich persönlich am meisten schätze (siehe auch "Das Schweigen", "Wilde Erdbeeren", "Persona").

Hmm - psychoanalytisch... So würde ich ihn zwar nicht bezeichnen (steht das in meinem Review? Dann stimmt es nicht mehr, den Film habe ich inzwischen noch zwei weitere Male gesehen). Er zeigt aber auf jeden Fall, das Bergmans Stärken immer dann besonders zum Tragen kamen, wenn er sich von stringenten und "leicht zu entschlüsselnden", konventionellen Erzählweisen löste und seiner Fantasie freien Lauf ließ - deswegen gibt mir "Die Stunde des Wolfs" z. B. auch mehr als "Das Schweigen" obwohl die Grundkonstellation von "Das Schweigen" nicht minder komplex ist.

Zitat von: Vince am 12 Dezember 2007, 14:30:48
Tja, wenn man einmal den Schwung hat...  ;) Allerdings ist die Bergman-Phase jetzt erstmal wieder vorbei. Wer weiß, als nächstes ist vielleicht Kurosawa dran, von dem ich noch nicht einen einzigen Film kenne, mir nun aber die "Meisterwerke"-Box mit 10 Filmen zugelegt habe...

Viel Spaß!  :icon_twisted: Kurosawa ist zwar leichter als Bergman, lässt sich aber weit schwieriger besprechen!  :icon_mrgreen: Das du dir diese Box kaufst... Da gehört schon Mut zu bei dem Label. Ich habe die "Sanjuro"-DVD und seither beschlossen, aus Prinzip auf die übrigen KSM-Kurosawas zu verzichten.

Zitat von: Vince am 12 Dezember 2007, 14:30:48
Das Interessante in meinem Fall ist, dass mir - das könnte ich dir unter Eid versichern - nichts ferner liegt als prätentiös oder effekthascherisch zu schreiben.

Ich glaube dir das durchaus, allerdings spürt man selbst den eigenen Geltungsdrang zuletzt, wenn er denn sein Recht einfordert - das lehrt zumindest meine geringe Lebenserfahrung.  :icon_mrgreen: Gerade solche Dinge entstehen schnell beiläufig wie mir z. B. auch an meinen eigenen Kritiken immer wieder auffällt - als ich vor zwei Monaten fast ein Drittel meiner Kritiken löschen ließ, waren darunter nicht nur Altlasten die inzwischen peinlich wirkten, sondern auch Texte in denen ich plötzlich unumwundene Anbiederung las und sie schnellstens aus der Welt wissen wollte. Das soll nun keine neuerliche Unterstellung sein, ich meine bloß das dieser von dir angesprochene, "naturgegebene" Narzissmus des Kritikers manchmal dem Kritiker selbst bei allem Bewusstsein über den Kopf wachsen kann. :pidu: Außerdem kommt noch der inflationäre Effekt hinzu: Am Anfang hielt ich deinen Schreibstil noch für erfrischend und war erfreut, jemanden in der OFDb entdeckt zu haben, der viele "sprachliche Vorlieben" von mir teilte (zumindest meiner Empfindung nach), inzwischen bin ich dergleichen von dir eben gewohnt, es ist "normal" und so kann man deinen eigentlich Esprit nicht mehr so richtig würdigen.  :icon_redface: Ich hoffe, du verkraftest diese Kritik.  :icon_mrgreen:

Zitat von: Vince am 12 Dezember 2007, 14:30:48
Wollte ich Aufmerksamkeit auf mich ziehen, gäbe es leichtere Mittel - ich müsste einfach nur jeden neuen Kinofilm besprechen und die Besprechung alter Filme meiden wie die Pest.

Wie kommst du denn darauf? Das du die allgemeine Aufmerksamkeit auf dich ziehen wolltest, das hätte ich dir nie unterstellt. Es ging hier allein um die Reputation unter Kollegen.  ;) Abgesehen davon ist es natürlich traurig, das sich die Kriterien, die ein beliebter und bekannter OFDb-Autor erfüllen muss, mit deiner kurzen Beschreibung schon weitgehend erschöpfen.  :icon_rolleyes:

Zitat von: Vince am 12 Dezember 2007, 14:30:48
Dass ich Metaphern verwende, sehr komplexe Nebensatzkonstrukte einbaue und oft irgendwie "euphorisch" klinge, bündelt sich alles einzig und alleine auf den Gegenstand, also den besprochenen Film.

Stimmt. Das unterscheidet dich beispielsweise positiv von diversen vierschrötigen, sogenannten "Intellektuellen" und "Filmwissenschaftlern", die für Magazine wie den Filmdienst oder die Filmzentrale sowie diverse literarische Publikationen schreiben - da rückt meistens oft die lächerliche Selbstfeier des Kritikers und seiner sprachlichen Fähigkeiten (wieviele "professionelle" Kritiken ergeben nach Eindampfung und Umformulierung in weltliche Sprache plötzlich nur noch dünne Textchen, die deutlich machen, das die Substanz mit dem besprochenen Film wenig zu tun hatte...) in den Mittelpunkt und man findet sich plötzlich in einem ganz neuen, unerquicklich satirischen Film wieder.  :icon_confused:

Zitat von: Vince am 12 Dezember 2007, 14:30:48
ZitatDie gehört zwar auch dazu, allerdings kann ich gar nicht glauben, das du sie wirklich als ergiebig bezeichnest!  :eek: Da du den Film ja vermutlich schon gesehen hast, dürftest du doch gemerkt haben, wie oberflächlich und zaghaft ich ihn angehe.
Nein, ausgerechnet den kenn ich noch nicht. Aber auf keinen Bergman brenne ich noch mehr als auf diesen. Er scheint ja in die Richtung Psychoanalyse zu gehen, und das ist der Bergman, den ich persönlich am meisten schätze (siehe auch "Das Schweigen", "Wilde Erdbeeren", "Persona").

ZitatDu hast übrigens recht - der Text ist ein direktes Produkt meiner allerersten Bergman-Begegnung  :icon_redface: (hat mich aber trotzdem sogleich zum Fan gemacht - du bist ja auch ganz ordentlich bei der Sache, Vince - soviel Bergmänner auf einen Schlag zu besprechen - das verdient schon Respekt  :icon_eek:).
Tja, wenn man einmal den Schwung hat...  ;) Allerdings ist die Bergman-Phase jetzt erstmal wieder vorbei. Wer weiß, als nächstes ist vielleicht Kurosawa dran, von dem ich noch nicht einen einzigen Film kenne, mir nun aber die "Meisterwerke"-Box mit 10 Filmen zugelegt habe...

Zitat von: Vince am 11 Dezember 2007, 23:38:14
Der Leser ist mir während des Schreibvorgangs zunächst mal relativ egal oder zumindest nur sekundär interessant für mich.

Früher eine von mir bitter verurteilte Haltung (Publikumsfeindlichkeit und so), inzwischen eine Maxime auch von mir (jaja - Spieglein an der Wand, wer schreibt die längsten und verschachtelsten Reviews im OFDb-Land  :pidu:).  :icon_mrgreen: Allerdings wird dadurch die Gefahr der Selbstbeweihräucherung fast noch größer (auch hier spreche ich auf der Grundlage eigener Erfahrungswerte, die allerdings schon älter sind - inzwischen ist mir Anerkennung nicht mehr so wichtig) weil man sich selbst oft der beste Honigschmierer ist.  :icon_cool:

Zitat von: Vince am 12 Dezember 2007, 14:30:48
ZitatDie gehört zwar auch dazu, allerdings kann ich gar nicht glauben, das du sie wirklich als ergiebig bezeichnest!  :eek: Da du den Film ja vermutlich schon gesehen hast, dürftest du doch gemerkt haben, wie oberflächlich und zaghaft ich ihn angehe.
Nein, ausgerechnet den kenn ich noch nicht. Aber auf keinen Bergman brenne ich noch mehr als auf diesen. Er scheint ja in die Richtung Psychoanalyse zu gehen, und das ist der Bergman, den ich persönlich am meisten schätze (siehe auch "Das Schweigen", "Wilde Erdbeeren", "Persona").

ZitatDu hast übrigens recht - der Text ist ein direktes Produkt meiner allerersten Bergman-Begegnung  :icon_redface: (hat mich aber trotzdem sogleich zum Fan gemacht - du bist ja auch ganz ordentlich bei der Sache, Vince - soviel Bergmänner auf einen Schlag zu besprechen - das verdient schon Respekt  :icon_eek:).
Tja, wenn man einmal den Schwung hat...  ;) Allerdings ist die Bergman-Phase jetzt erstmal wieder vorbei. Wer weiß, als nächstes ist vielleicht Kurosawa dran, von dem ich noch nicht einen einzigen Film kenne, mir nun aber die "Meisterwerke"-Box mit 10 Filmen zugelegt habe...

Zitat von: Vince am 11 Dezember 2007, 23:38:14
Insofern verursacht der "Vorwurf" des Prätentiösen bei mir immer ein wenig Amüsement. Weshalb, das würde man verstehen, wenn man mich kennenlernt, denn ich will um jeden Preis NICHT im Mittelpunkt stehen.

Siehe oben. Es gibt zwei Arten, im Mittelpunkt zu stehen. Allerdings ist deine Taktik gut - obwohl ich deinen Stil mag lese ich nur selten etwas von dir weil sich unsere Wege in der OFDb so selten kreuzen und du - wenn du Filme erwischst, zu denen ich gerne etwas von dir lesen würde - zu Filmen schreibst, die ich noch nicht kenne (und dann kommt das Lesen des Review meist nicht in Frage).

Nun, vielleicht trifft man sich ja mal bei einem Usertreffen um das Maß an Narzissmus und Selbstbewusstsein beim jeweils anderen zu überprüfen - Fakt ist, das ich sowieso die meisten der hier aktiv vertretenen Autoren zu gerne einmal live treffen würde - wäre sicherlich eine echtes "Creature Feature".  :icon_twisted:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Vince

@Chili: Die beste Antwort fällt einem natürlich immer erst hinterher ein; was ich sagen wollte zum Unterschied zwischen dir und denjenigen, die sich am Mainstream orientieren, weil sie viele Klicks haben wollen: Du suchst dir nicht den Mainstream aus, der Mainstream hat dich ausgesucht. Ihr seid einfach füreinander geschaffen und deswegen möchte ich dich nicht mehr herausdenken aus der Garde der Rezensenten der neuesten Blockbuster.  ;)

Zitat von: McKenzieDas du dir diese Box kaufst... Da gehört schon Mut zu bei dem Label.
Och, weißte... am Ende kommt es doch auf den Film an *5 Euro ins Phrasenschwein werf*

Zitat von: McKenzieAm Anfang hielt ich deinen Schreibstil noch für erfrischend und war erfreut, jemanden in der OFDb entdeckt zu haben, der viele "sprachliche Vorlieben" von mir teilte (zumindest meiner Empfindung nach), inzwischen bin ich dergleichen von dir eben gewohnt, es ist "normal" und so kann man deinen eigentlich Esprit nicht mehr so richtig würdigen.  :icon_redface: Ich hoffe, du verkraftest diese Kritik.  :icon_mrgreen:
Im Grunde recht gut, denn meines Erachtens ist das die Konsequenz der logischen Schlussfolgerung, dass ein Autor - egal wie sehr er sich dagegen windet - immer in seiner Haut und seinem Stil gefangen bleibt. Das gleiche Phänomen beobachte ich eigentlich bei fast allen Autoren, die über eine eigene Handschrift verfügen. Ein Beispiel: Moonshades Reviews könnte ich inzwischen anhand des ersten Satzes identifizieren, da kommt eine im saloppen Ton vorgetragene Metapher (der Burger beim Fast Food-Film ist sehr beliebt) oder ein Vergleich und von dort aus baut sich dann die Argumentation auf. Ähnliches könnte ich über fast alle bekannten Namen der ofdb sagen, auch über mich selbst. Dabei versuche ich, immer in Bewegung zu bleiben und zu überraschen, den eigenen Stil kann ich aber nicht überrumpeln. Er wird mit der Zeit halt "normal". Finde ich aber auch gar nicht so schlimm. Es sei denn, man verfällt tatsächlich in totale Routine und versucht gar nicht mehr, abwechslungsreich zu bleiben. Hast du das Gefühl bei mir auch?



Mr. Vincent Vega

Zitat von: Vince am 13 Dezember 2007, 14:41:58
Zitat von: McKenzieDas du dir diese Box kaufst... Da gehört schon Mut zu bei dem Label.
Och, weißte... am Ende kommt es doch auf den Film an *5 Euro ins Phrasenschwein werf*

Aber gerade dann müsste man um die KSM-Scheiben einen Riesenbogen machen, denn deren Master grenzen an optische Vergewaltigung.

Aber zum Thema: Wen hattest du zwecks oben benannter Aussage denn "im Sinn"?

Vince

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 13 Dezember 2007, 14:44:49
Aber zum Thema: Wen hattest du zwecks oben benannter Aussage denn "im Sinn"?
Eigentlich niemand besonderen... eher die graue Masse, die im Mainstreambrei herumwuselt, möglichst schnell möglichst aktuell kurze Abrisse liefert und dabei keine neuen Erkenntnisse bringt. Davon gibts leider zu viele in der ofdb, wobei ein Großteil von denen sicherlich nicht Reviews schreibt, um sich einen höheren Bekanntheitsgrad zu schaffen, sondern um kurz der Begeisterung / Verärgerung Luft zu machen. Die Gier nach Bekanntheit ist aber nicht zu unterschätzen, das ist das gleiche Prinzip wie das der "Punktejäger" auf diesen Seiten, wo man durch Artikelbewertung etc. Punkte sammlen und zum "Tagesuser" etc. werden kann. Hauptsache halt, man steht im Mittelpunkt.

McKenzie

13 Dezember 2007, 23:25:04 #277 Letzte Bearbeitung: 13 Dezember 2007, 23:27:35 von McKenzie
Zitat von: Vince am 13 Dezember 2007, 14:41:58
Im Grunde recht gut, denn meines Erachtens ist das die Konsequenz der logischen Schlussfolgerung, dass ein Autor - egal wie sehr er sich dagegen windet - immer in seiner Haut und seinem Stil gefangen bleibt. Das gleiche Phänomen beobachte ich eigentlich bei fast allen Autoren, die über eine eigene Handschrift verfügen. Ein Beispiel: Moonshades Reviews könnte ich inzwischen anhand des ersten Satzes identifizieren, da kommt eine im saloppen Ton vorgetragene Metapher (der Burger beim Fast Food-Film ist sehr beliebt) oder ein Vergleich und von dort aus baut sich dann die Argumentation auf. Ähnliches könnte ich über fast alle bekannten Namen der ofdb sagen, auch über mich selbst. Dabei versuche ich, immer in Bewegung zu bleiben und zu überraschen, den eigenen Stil kann ich aber nicht überrumpeln. Er wird mit der Zeit halt "normal". Finde ich aber auch gar nicht so schlimm. Es sei denn, man verfällt tatsächlich in totale Routine und versucht gar nicht mehr, abwechslungsreich zu bleiben.

Das ist zwar schon eine seeehr allgemein gehaltene und dezent pauschalisierende Aussage (ich wünschte, ich selbst hätte sowas wie einen Stil  :bawling:), im weitesten Sinne kann ich ihr aber zustimmen (bevor ich es mir nach Bretzelburger nun auch mit dir verscherze  :icon_mrgreen:).

Zitat von: Vince am 13 Dezember 2007, 14:41:58
Hast du das Gefühl bei mir auch?

Eigentlich nicht, nein. Wenn mir bei dir Sachen negativ auffallen, sind das meist eher "Gewohnheiten des  Autors"  :icon_lol: als routinierte Abrisse. Solche Gewohnheiten habe ich auch. Zum Beispiel episch-krude Satzkonstruktionen mit zuwenigen Kommas.  :wallbash: (Ein Freund zählte letztens in meinem kleinen "Written on the Wind"-Abriss 138 Worte in einem Satz. Ich war schockiert  :icon_eek:).

Weil wir das gerade auch in Mr. Vincent Vegas Thread hatten: Ich bin generell in dieser Hinsicht etwas überempfindlich und rieche überall sofort "prätentiöse Sprache" (kommt wohl davon wenn man zuviel "Filmdienst" und - inzwischen leider auch - "Splatting Image" liest) und bevorzuge einfach einen klaren, einfachen (und gelegentlich auch umgangssprachlichen) Stil, auch wenn all das auf meine eigenen Gepflogenheiten nicht so richtig zutrifft. Ich bin also einer der vielen Steinwerfer im Glashaus.
Ich denke nicht, das du bewusst derlei Sachen auffährst sondern, das du wirklich instinktiv so schreibst. Daher stößt es mir bei weitem nicht so sehr auf wie es nach meinen letzten Postings vielleicht den Anschein hatte. Es gibt bei Kritikern schon auch so etwas wie ein Bewusstsein des Prätentiösen  :icon_mrgreen:, nur das sie es nicht als solches verstehen sondern als erstrebenswertes Ideal. Jedenfalls habe ich dieses Gefühl desöfteren (nicht immer...), wenn ich den "Filmdienst" oder "Filmzentrale" lese (ich stehe deswegen auch total auf Ekkehard Knörer - das ist wirklich prätentiöser Trash - von mir privat auch gerne als "geiler Scheiß" umschrieben - der Oberklasse).
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Mr. Vincent Vega

@McKenzie:

Dafür, dass du Sekundärliteratur so ablehnend gegenüberstehst (sinngemäß meintest du neulich irgendwo, dass du dir lieber selbst Gedanken machst), liest du ganz schön viel an aktuellen Kritiken. FILMDIENST käme mir nie ins Haus, die epd finde ich zwar gut, lese sie aber nie, und auch sonst interessieren mich gerade noch die Besprechungen in meiner Tageszeitung - im Gegensatz zu guten Filmbüchern.

McKenzie

Kritiken sind nicht gleichzusetzen mit Filmliteratur, das weißt du. Eben weil sie meist so oberflächlich und/oder daneben/konservativ (IMO) sind, fühle ich mich von ihnen nicht allzu tangiert oder beeindruckt und lese meist entweder Kritiken zu Filmen, die mich nicht interessieren (was danach freilich manchmal nicht mehr der Fall ist - eigentlich interessiert mich bis zu einem gewissen Grad ja sowieso alles) oder die ich bereits gesehen habe. Unser Kino hat ein Filmdienst- und ein Splatting Image-Abonement, daher kann ich kostenlos auf beide zurückgreifen ohne Geld dafür ausgeben zu müssen.

Kritiken sind meistens egal, die echte Filmliteratur ist das wirklich gefährliche, prägende und manipulierende.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Mr. Vincent Vega

Ach herrje, das nächste Streitthema. Na ja, ich belasse es mal dabei. ;)

Happy Harry mit dem Harten

Zitat von: McKenzie am 14 Dezember 2007, 00:06:32
Kritiken sind meistens egal, die echte Filmliteratur ist das wirklich gefährliche, prägende und manipulierende.

Diesen Standpunkt kann ich nicht nachvollziehen. Eine Erklärung wäre schön denn ohne Filmwissenschaft kein Film oder?

Mr. Vincent Vega

Zitat von: COPFKILLER am 14 Dezember 2007, 00:15:52
Zitat von: McKenzie am 14 Dezember 2007, 00:06:32
Kritiken sind meistens egal, die echte Filmliteratur ist das wirklich gefährliche, prägende und manipulierende.

Diesen Standpunkt kann ich nicht nachvollziehen. Eine Erklärung wäre schön denn ohne Filmwissenschaft kein Film oder?

Nee, umgekehrt, oder?

(verstehen kann ich's, aber teilen will ich McKenzies Sicht da auch keinesfalls)

Happy Harry mit dem Harten

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 14 Dezember 2007, 00:18:12
Nee, umgekehrt, oder?

(verstehen kann ich's, aber teilen will ich McKenzies Sicht da auch keinesfalls)

Na klar, eigentlich umgekehrt. Doch zu einer richtigen, etablierten Kunstform gehören nun mal Modelle, Theorien und diverse andere Sekundärliteratur. Das es da natürlich riesige qualitative Diskrepanzen gibt, ist mir durchaus klar aber das liegt in der Natur der Sache. Fakt ist, Film braucht Filmwissenschaft - was wäre die Entwicklung der Montagetechniken ohne die theoretischen Schriften von Eisenstein, der den hauptsächlich von D.W. Griffith entworfenen Praktiken erst Strukturen verlieh?

Vince

18 Dezember 2007, 15:14:23 #284 Letzte Bearbeitung: 18 Dezember 2007, 15:16:48 von Vince
Habe das folgende Posting eigentlich für den "Filmjahr 2007"-Thread zusammengestellt, da die Kommentare aber teilweise ein bissl zu lang sind (obwohl teilweise schon stark gekürzt), setze ich das besser mal hier rein. Die Liste ist allerdings absolut unvollständig, ist jetzt nur das, was mir spontan einfiel.

Ich war mal wieder kaum im Kino... immerhin im Sommer hab ich's dreimal geschafft:

Rush Hour 3
Eine handwerkliche Zumutung vom Handwerker Ratner, aber inzwischen sind wir mit der Reihe soweit, dass man keine Anforderungen mehr an sie stellt - und ohne Zwang lebt's sich leichter. Der wird trotz seiner offensichtlichen Mängel bei mir auf DVD noch oft rotieren (wenn die DVD billiger wird, denn eine Bareboned-DVD für so einen Titel ist schon ziemlich peinlich, Warner).
5/10

Stirb Langsam 4.0
Wie erwartet: McClane ist immer noch McClane. Aber: wo McClanes Haut aufhört und seine Umgebung anfängt, hört dieser Film schlichtweg auf, "Die Hard" zu sein. Danke für nichts, Herr Wiseman, Sie haben aus einer Kultreihe einen x-beliebigen Terroristenactioner gemacht. Einzig in der Sequenz, als sich Willis gegen den "Karate-Scheiß" aufbäumt, kommt kurz so etwas wie Die Hard-Flair auf - ein laues Lüftchen in einem blaugefilterten Etwas, das nicht unansehnlich ist, aber eben auch nicht das, was man gerne gehabt hätte.
6/10

Die Simpsons - der Film
Ich hab's mir damals im Kino schon gedacht und die Sichtung auf DVD hat's bestätigt... dieser Kinofilm ist kein Kinofilm und genau darin liegt seine unübertreffliche Brillanz. Man mag mir vorwerfen, dass ich als Fan verblendet bin, wenn ich "Simpsons - the Movie" irgendwelche Metaebenen unterstelle, aber ich denke, ganz so falsch liege ich damit nicht.
Allerdings hat mir der Kinobesuch auch wieder gezeigt, woher die Popularität der Serie rührt - denn gelacht wurde im pickepackevollen Kinosaal immer an den falschen Stellen. Die Momente der Genialität blieben unbeachtet.
10/10

Was gab's dann noch so auf DVD... kann ich jetzt mal nutzen für die Filme, zu denen es von mir keine Reviews gibt.

Transformers
Ich glaube, irgendwie hätte mir das Teil Spaß machen können. In der vorliegenden Form, mit Albernheiten, Pathosgequatsche, Kiddiegewalt und harmlosen Bots war ich aber über weite Strecken eher genervt. So sehr ich es wollte, an die Lächerlichkeit eines sprechenden Autobots konnte ich mich nie gewöhnen.
Der teilweise so hoch gepriesene Humor ging mir einfach nur auf den Senkel; bin ich der Einzige, der Shia LeBeouf (oder wie er heißt) wegen seinem Dauergebrabbel am liebsten an die Gurgel gegangen wäre? Und wie oft wurde da eigentlich "Neineineineinein!" geschrien? Und dann der Höhepunkt der Peinlichkeit: diese gottverdammte Versteckszene der Bots im Vorgarten. Meine Fresse! Das waren so Punkte, wo ich mich gefragt habe, ob nach dem Terrorfilm nun der Kinderfilm mainstreamkompatibel wird.

Am meisten hat mich aber enttäuscht, dass der Film bis zur 100. Minute quasi ereignislos bleibt! Erst ab hier wurde ich endlich mit einem sehr feinen, knapp halbstündigen Finale belohnt, das es in sich hatte. Aber bis dahin gibts nur das Bay-typische Regierungsgebrabbel, verschnitten mit Szenen, in denen die Special Effects-Macher ein bisschen ihre Muskeln spielen lassen. Der Film versucht hier, sich durch Hommagen am Laufband (zB. Terminator) und Anspielungen auf den momentanen Zeitgeist (ebay) über die Zeit zu retten und hat sonst rein gar nichts zu bieten - null Dramaturgie, null Charme. Was ist man da froh, wenn man Leute wie Peter Jackson und Sam Raimi hat (@Chili, nochmal: feines Review, ich hätte es besser nicht schreiben können), denen etwas an ihrer Materie liegt und die sie nicht im Sinne eines "Hollywood-Fordismus" beackern.

Zurück bleibt ein Publikumserfolg, der mir nichts als Rätsel aufgibt. Fans der Vorlage kann ich schon verstehen, da sie einen ganz anderen Zugang zur Materie haben - für mich wurde aber bestätigt, dass der Stoff für eine gute Kinoverfilmung nichts hergibt - es sei denn, man entfernt sich seeeehr weit von der Vorlage und entfesselt auf der Erde einen richtig brutalen, psychisch schwer belastenden Killerkrieg, der sich gewaschen hat.
4/10

300
"300" ist die totale Stagnation, ein Moment, ein Augenblick, der künstlich auf zwei Stunden ausgeweitet wird. Den Dialogszenen zwischen den Kämpfen fehlt das Menschliche. Ein nach Schema X verlaufender Verschwörungsplot macht den Kohl nicht fett, denn am unumstößlichen Plan des Leonidas ändert all das nichts. Wenn die Kamera sich nicht gerade digital windet und zwischen Slow- und Fast Motion wechselt, um das Blut zu einem eleganten Tanz aufzufordern, ist das ganze Werk ein großes Nichts. Keine Geschichte - bloß ein Nichts. Wenn also überhaupt, absorbiert "300" seinen (Wieder-)Ansehwert einzig und alleine aus den zugegeben recht unterhaltsamen Kampfszenen. Ein schwacher Trost für den Verrat an den überlebenswichtigen Regeln des narrativen Kinos.
4/10

Born to be Wild
Nix Besonderes, aber nen feiner Feel Good-Movie mit reichlich Situationskomik. Besonders die Zusammenstellung der vier Hauptfiguren hat es mir angetan, das passt zusammen, weil es nicht zusammenpasst. Man muss zwar viele Genreklischees über sich ergehen lassen, aber das hat nur bedingt gestört.
6.5/10

Nachts im Museum
Joa, gar nicht mal so verkehrt! Ausgesprochen unterhaltsam, sehr familienkompatibel (und wenn ich das betone, hat das zu bedeuten, dass auch Erwachsene auf ihre Kosten kommen können) und obendrein noch angenehm unaufdringliche Werbung für Wissenschaft und Bildung, was ich auch gutheißen kann. Der Knaller war natürlich mal wieder Owen Wilson als Miniaturcowboy Jedediah. Winzig klein, aber voll aufmuckend und auf männlich machend...
6.5/10

Hot Fuzz
Zumindest klebt eindeutig das falsche Etikett auf der Dose: "Hot Fuzz" ist alles andere als puristische Actionparodie, sondern bis zum Showdown eher mit einem Edgar Wallace-kind of Movie kompatibel. Viele zwielichtige Dorfbewohner, eine okkulte Schlagseite... sicher, im Mittelpunkt steht ein schießwütiger Cop und mit ihm jemand, der den exekutiven Arm des Gesetzes verkörpert, also genau das, was klassische Actionfilme nach "Lethal Weapon"-Art ausmacht.
Aber um auszumachen, wie wenig "Hot Fuzz" mit dem klassischen Handlungsablauf eines Actionfilms zu tun hat, muss man sich einfach mal wieder "Loaded Weapon" ins Gedächtnis berufen. Das hier ist was ganz anderes und in der Tat meint man zu erkennen, dass die "Shaun"-Macher in erster Linie Horrorfreaks sind. Denn die vielen Splattersequenzen und das leicht mulmige Gefühl in den dunklen Straßen des kleinen Dorfes sind definitiv Überbleibsel eines Horrorfilms; auch der schnelle, abrupte Regiestil mit kurzläufigen Zeitraffersequenzen wurde wieder übernommen und das passt dann doch weniger zu einem typischen Actionfilm, der kaum mit Surprise-Effekten arbeitet.

Dessen ungeachtet ist die Grundqualität des Streifens mal wieder erste Sahne. Die Gags sitzen einer nach dem anderen, Simon Pegg und Nick Frost harmonieren mal wieder prächtig miteinander und insbesondere Frost darf einen tollen Charakter spielen, der zwar Ähnlichkeit mit seiner Figur aus "Shaun" aufweist, aber dennoch ganz neue Facetten abbekommt. Einfach klasse. Wenn alle Parodien diesen unglaublichen Drive hätten, bräuchte sich niemand mehr über faden Käse wie die ganzen "... Movie"-Franchises (Scary, Date, Gay, Fantastic...) aufzuregen.

Rocky Balboa
Außenstehende werden nur mit der letzten halben Stunde etwas anfangen können - die wird universell Jeden mitreißen - und die erste Stunde als langweilig abtun. Zu schätzen wissen werden die Charakterstudie einer Stadt und eines Menschen, der in ihr lebt, nur die, die sich über Jahre mit Rocky gefreut und mit ihm getrauert haben. Die wissen, wie wichtig die Figur für Sylvester Stallone ist und wie viel von ihm selbst in ihr steckt. Nur diese Menschen wissen jede Nuance in dem traumhaften, nicht für möglich gehaltenen Abschluss einer Saga zu schätzen. Kritik an dem behäbigen Aufbau kann und muß man als Außenstehender üben, aber die wirkliche Intention Stallones liegt nicht in einem perfekten dramaturgischen Aufbau, sondern in der Treue des Erschaffers zu seinen Figuren und dem ganzen Universum.

Die letzte halbe Stunde sehe ich dann, obwohl man rigoros gepackt und persönlich involviert wird, eher als Zugeständnis an die Erwartungen, die man oberflächlich gesehen an die Reihe stellt. Ein Kampf wäre meines Ermessens nicht zwangsläufig notwendig gewesen, damit "Rocky Balboa" funktioniert hätte. Auch der Übergang vom Drama zu den ersten Trainingssequenzen kommt etwas plötzlich und mutet ein wenig ungeschickt an. Wo er aber einmal da ist, der Kampf, muss man ihm wegen der gelungenen Darbietung allen Respekt der Welt zollen. Ein großes Ende für eine große Serie über eine große Filmfigur.
8/10

Spider-Man 3
Viele Gegner und viele Erzählstränge sind nicht unbedingt gleich Chaos. Vielleicht haben mir die schlechten Kritiken auch gut getan, ich war dann auf DVD jedenfalls ganz in Verstaunen versetzt, dass der so schlecht ankommen sollte. Viel besser als sein Ruf.
8/10

Shooter
In meinen Augen nicht weniger als einer der besten Actionfilme der letzten Jahre. Gott, endlich keine elente Schnitteejakulation mehr, kein seegangmäßiges Kameragewackel, absolut souveräne Kamera, fantastische Bilder. Eine straight durchgezogene Story mit viel Charaktereinführung, einem gut ausgearbeiteten und sympathischen Protagonisten. Endlich auch mal wieder die nötige Härte, aber nie im Exzess, sondern alles gut ausgewogen. 
8/10

Inland Empire
Das mag ja inzwischen alles nur noch eine assoziative Spielerei Lynchs sein, aber was für eine! So eine suggestive Kraft muss man erstmal entfesseln können. Ich kann nicht verstehen, wie man sowas als "unfilmisch" bezeichnen kann, denn die Wirkung, die durch visuelle und auditive Reize vom Bildschirm ausgeht, war dieses Jahr mal wieder konkurrenzlos.
9/10

Chili Palmer

18 Dezember 2007, 23:42:27 #285 Letzte Bearbeitung: 19 Dezember 2007, 14:32:50 von Chili Palmer
Finde ich gar nicht verkehrt, die Jahresabschlussbetrachtung (was für ein Loriot-Wort) im eigenen Thread abzuhalten. Wollte auch nur einen kurzen Abriss liefern, saß dann letztlich elend lange an meinem Beitrag, und nun steht der sich da im 2007-Thread die Buchstaben in den Bauch, irgendwie wenig befriedigend. Und ich weiß ja auch, warum: Würde jeder seinen Senf zum Rückblick des anderen abgeben, der Thread wäre schnell unlesbar verworren.

Hier allerdings, denke ich mal, kann ich's mir mit Glühwein und (gefährlichen) Zimtsternen gemütlich machen, um ein letztes Mal den Kopf über Enttäuschungen des vergangenen Jahres zu schütteln, während ich mir die Seele an Erinnerungen an den guten Stoff wärme.

Rush Hour 3: Von mir immer noch ungesehen, mit der Vanilla-Disc auch schwer abschreckend, harrt er der Dinge. Bin aber guter selbiger, dass das was für mich ist.

Stirb Langsam 4.0: Ich stehe da ja immer noch auf dem Standpunkt, dass die Leute (die Leude), wäre der Film unter einem anderen Titel gestartet, gesagt hätten: "So stell' ich mir einen neuen Stirb Langsam vor". War auch extrem Wiseman-skeptisch, kann aber mit dem Ergebnis leben. Kevin Smith im Fanboy-Keller, Anti-Karate-Bruce und M.E.Winstead als Tochter McClane - das passt.

Al Shamshoons: Was soll ich noch sagen? Ich schweige in besinnlicher Andacht an die Komödie des Jahres. Und denke an den Schneefuchskickenden Eisbären.  :rofl:

Transformers: Ich glaube, den möchte ich schon deshalb nicht wieder sehen, weil ich sonst Gefahr laufe, John Turturro zu hassen. Und das will ich wirklich nicht. Ich träume lieber von meinem eigenen Director's Cut, in dem zuerst das beste und teuerste Armeegerät aller Zeiten aufgefahren wird, nur um dann von einem Transformer zermatscht zu werden. Und Bay sitzt drin.
Obwohl doch noch, ein letztes Mal, angeregt durch dein Kurzreview: WIESO packt man in einen Transformers-Film irgendwelche Hacker-Plots? WESHALB braucht Optimus Prime, coolste Sau unzähliger Kindheitserinnerungen, selbst zum Showdown Hilfe von kleinen Jungs? WARUM mussten solch peinliche Szenen wie das Versteckspiel hinein? WIESO, WESHALB, WARUM? Gemessen an der Erwartungshaltung: Definitiv die Enttäuschung des Kinojahres. Da darf man sich nicht mit dem begnügen, was geliefert wurde, sondern muss betrauern, was sich der Film versagt hat.

300: Sparta - Da bekommt man gezeigt, wie erstmal die Schwachen aussortiert, den Kindern jedes Mitleid und Erbarmen aberzogen, sie ausschließlich für den Kampf gedrillt werden, da muss man immer wieder das Loblied auf das höchste der Gefühle, den ruhmreichen Tod in der Schlacht, über sich ergehen lassen, und was kommt dann: Einer der Spartaner stirbt den maximal ehrvollen Schlachtentod, mission accomplished, und sein Vater markiert die Obermemme! Heult da rum, statt sich zu freuen. Was sollte das denn? Passte aber zum restlichen Film.

Born to be Wild: Wie bereits erwähnt, habe ich mich im Kino gut amüsiert, den Film aber fast schon wieder verdrängt. Das einzige Bild, das mich immer noch verfolgt, ist, wie passend, der Geier, der der Truppe folgt.  :icon_mrgreen:

Nachts im Museum: So ein typischer Elektronikmarkt-Schleuderpreis-Kauf, aber ich habe ihn nicht bereut. Nette Idee, nette Schauspieler, alles schön flauschig familienkompatibel (wie du schon sagtest, ein Film für Groß und Klein), das braucht man auch mal. Nur: Wie kann, nachdem Robin Williams als Teddy-Roosevelt-Puppe im Gespräch mit Stillers Charakter klargestellt hat, dass er ihm nichts aus Roosevelts Leben erzählen könne, da er schließlich nur eine Puppe sei, die Pocahontas-Puppe Carla Gugino Geschichtsuntericht geben?
Ach, drauf geschissen.  ;)

Hot Fuzz & Rocky Balboa: Du sagst es, du sagst es. <Glühwein kipp' und versonnen dahinstarr'>

Spider-Man 3: Dieses geballte, atemlose Geschehen rund um den nicht zur Ruhe und sich selbst kommenden Peter ist ein wesentliches Element der Comics, das wurde hier optimal eingefangen. Da muss ich auch in aller Differenziertheit sagen: Die Anderen haben doch alle keine Ahnung.  :icon_mrgreen:

"Shooter" und "Inland Empire" stehen auch noch auf der Liste. Ersteren schätze ich auch recht gut ein, Fuqua kann was, selbst der vielgescholtene "King Arthur" war launig, zweiteren muss man sowieso nehmen, wie er kommt, bei diesem Regisseur und der Lauflänge...

Hier ärgert es mich auch noch im Nachhinein, den im Kino verpasst zu haben, schon bei "Mulholland Drive" war das ein ganz besonderes Erlebnis, und auch "Sunshine" ist mir auf der Leinwand entgangen, was ich wohl bereuen werde.

Und sonst, Kollege? "Shrek 3" gesehen? Schon alle Geschenke beisammen? Noch 'nen Zimtstern?  :icon_mrgreen:

Ach, wat gemütlich hier. Nächstes Jahr wieder?  :icon_razz:
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

Mr. Vincent Vega

Ihr seid süß zusammen. :icon_mrgreen:

Ansonsten: schönes Resumee, die erste Hälfte mehr als die zweite. ;)

Wieviel Punkte bekommt HOT FUZZ? Und glaubst du wirklich, der einzige zu sein, der Shia LaBeouf nervig findet? Wieso guckt man sich RUSH HOUR 3 an und dann sogar mehrmals (DVD grad für knapp 9Euro bei a.de)? Was findet man an ROCKY, das über nostalgische Horizonte hinausgeht? Warum finden wir alle TRANSFORMERS und 300 shit, wo wir uns doch gerade bei solchen Männerfilmen nicht einig sein dürften? Sind in deiner Zusammenfassung eigentlich konkrete Spitzen eingebaut (:icon_mrgreen:)? Und: Ich sehe sie auch, die Metaebenen bei den Simpsons. Glaube ich jedenfalls.

psychopaul

19 Dezember 2007, 00:41:31 #287 Letzte Bearbeitung: 19 Dezember 2007, 00:47:06 von Bettwurst
Eigenartig, ich habe mich bei der Gartenszene in Transformers bestens amüsiert. Vermutlich weil ich keine Kindheitserfahrungen mit diesen Maschinen gemacht habe und daher das ganze Projekt von Anfang an als puren Trash angesehen habe. Und da passte dieser unfassbare Gartenschwachfug perfekt hinein.

Für mich bleibt irgendwie das Fazit, je anspruchsloser und dämlicher Bay-Filme gesamt gesehen sind, desto besser schmecken sie (Armaggeddon, Bad Boys, The Rock, Transformers; im Gegensatz zu Pearl Harbor oder The Island).  :icon_mrgreen:

Bei den Simpsons hoffe ich zwar, (auch) an den richtigen und subtileren Stellen gelacht zu haben, aber um diesen Kinoausflug als einen der besten, wertvollsten, interessantesten, innovativsten whatever Filme des Jahres zu wählen, ist mir dieses Universum einfach schon zu omnipräsent und der Film insgesamt dann doch etwas zu konventionell.
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Vince

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 19 Dezember 2007, 00:19:52
Ansonsten: schönes Resumee, die erste Hälfte mehr als die zweite. ;)
Ich weiß, auf Born to be wild bist du jetzt nicht sooo gut zu sprechen und Rocky nicht und Inland Empire geht dir auch eher am allerwertesten vorbei, aber bei den beiden oben erwähnten Komödien (also BtbW und nachts im Museum) hatte ich gar keine große Lust, nachzudenken (was auch gut so war) und Lynch, naja, ich mag Lynch, auch wenn es mal nicht so bedeutungsvoll ist wie einige Werke aus seiner Vergangenheit.

Hot Fuzz bekommt locker-flockige 8 Punkte - hab ich vergessen hinzuschreiben.

Ich glaube nicht, der Einzige zu sein, der Shia LaBeouf nervig findet - ich hab den Kurzkommentar ursprünglich aber für ein Forum geschrieben, das fast durchgängig begeistert war von dem Film. Und ich verzweifelte, weil ich das einfach nicht verstehen konnte und kann.

Zu Rush Hour 3 - im Kino hab ich den irgendwie aus Komplettierungsgründen gesehen, weil ich auch die ersten beiden im Kino gesehen habe. Und US-Jackie-Filme sind immer ein feiner Kompromiss, wenn ich mit einer Freundin ins Kino gehe, die eigentlich nur romantische Komödien guckt - auf Jackie-Filme lässt sie sich grad noch ein. Die DVD hab ich mir tatsächlich gerade für knapp 9 Euro geordert, allerdings nur nach schwerem Hadern - unglaublich, dass Warner da nicht ein Extra draufpackt.
Ansonsten erhoffe ich mir von dem Film einfach, dass er einen ähnlichen Effekt erzielt wie die ersten beiden Teile. Die kann ich nämlich irgendwie immer wieder gut weggucken, obwohl das nicht gerade Lieblingsfilme von mir sind...

Zu Rocky Balboa: Hab ich was anderes gesagt? Wie dem auch sei, ist schon wieder was länger her, die Sichtung, bin jetzt grad nicht in Rocky-Stimmung *vor Antwort drück*

Zu 300 und Transformers fällt mir jetzt auch nix ein - sind halt einfach blöd, die Filme. ;) Ich mag ja dumme Bombastfilme und so, aber die sollten schon irgendwie... ja... gut sein... (krass, ich bin grad voll auf Review-Niveau).

Die Zusammenfassung enthält keine Spitzen, sondern besteht ausschließlich aus Stock Footage - ist nicht frisch geschrieben, sondern zusammengeklaubt aus den Kommentaren, die ich damals nach Sichtung schrieb. Nur mach ich das halt nie in diesem Forum.

Und zu los Simpson: AYAYAY! UN BURRO AMOROSO! ;)
Es rockt einfach. Die erstmalige Sichtung auf englisch war eine Offenbarung. Und danke an Fox, dass nicht der eingedeutschte Gag mit Pro7, sondern das Original mit Fox auf die Scheibe gefunden hat.

@Chili: Shrek 3 habsch noch nicht gesichtet, ich vermute aber sogar, dass ich den eventuell am besten von allen drei Teilen finden KÖNNTE... demnach, was der Tenor so zu schimpfen hat. Aber richtig gut werde ich Shrek wohl nie finden. Vielleicht komm ich ja bald mal zu einer Sichtung.

@Bettwurst: Danke für die Erinnerung an Pearl Harbor - kurzzeitig hab ich überlegt, ob Transformers jetzt eigentlich Bays schlechtester Film ist, aber da hab ich die Rechnung ohne Pearl Harbor gemacht. ;)

Chili Palmer

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 19 Dezember 2007, 00:19:52
Warum finden wir alle TRANSFORMERS und 300 shit, wo wir uns doch gerade bei solchen Männerfilmen nicht einig sein dürften?

Weil die halt Mist sind. Zeig' mir einen guten Männerfilm, und ich zeige dir einen fröhlichen Chili.  :icon_mrgreen:
Ah, sehe gerade, Vince hat das schon so gesagt: Wenn schon Mist, dann guter Mist.

Zitat von: Bettwurst am 19 Dezember 2007, 00:41:31
Eigenartig, ich habe mich bei der Gartenszene in Transformers bestens amüsiert. Vermutlich weil ich keine Kindheitserfahrungen mit diesen Maschinen gemacht habe.

Jaja, wären Sie mal besser ein bisschen öfter mit Ihrem Spielzeug an der frischen Luft gewesen, dann hätten Sie verstanden, welch' apokalyptische Roboterschlachten es hier nachzustellen galt. Sinnerschütternd! Zumindest, bis Mama zum Mittagessen rief.  :icon_lol:

Zitat von: Bettwurst am 19 Dezember 2007, 00:41:31
Bei den Simpsons hoffe ich zwar, (auch) an den richtigen und subtileren Stellen gelacht zu haben, aber um diesen Kinoausflug als einen der besten, wertvollsten, interessantesten, innovativsten whatever Filme des Jahres zu wählen, ist mir dieses Universum einfach schon zu omnipräsent und der Film insgesamt dann doch etwas zu konventionell.

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Zitat von: Vince am 19 Dezember 2007, 00:43:47
Ich glaube nicht, der Einzige zu sein, der Shia LaBeouf nervig findet

Der hat mich auch genervt. Habe aber auch keine Lust, den jetzt runterzumachen, nur um dann zu "Indy 4" zurückrudern zu müssen.  ;)
Wenn er da aber auch nervt, na dann gute Nacht.

Zitat von: Vince am 19 Dezember 2007, 00:43:47
@Chili: Shrek 3 habsch noch nicht gesichtet, ich vermute aber sogar, dass ich den eventuell am besten von allen drei Teilen finden KÖNNTE... demnach, was der Tenor so zu schimpfen hat. Aber richtig gut werde ich Shrek wohl nie finden. Vielleicht komm ich ja bald mal zu einer Sichtung.

Mach' dir lieber keine Hoffnungen, den fand' selbst ich schwach, und ich hab' den mit zwei zugekniffenen Augen geguckt.

(und wie das möglich war, erkläre ich beim nächsten Mal)  :icon_mrgreen:
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psychopaul

Zitat von: Chili Palmer am 19 Dezember 2007, 01:14:18


Für eine adäquate Antwort klicken Sie bitte hier.


Höhöhö, da ich keine Zeit hab, jetzt eine passende Videoantwort zu suchen  :icon_sad:  :icon_mrgreen: verbleibe ich mit einem einfachen:

Die Liebe zum Kino und herausragenden filmisch-künstlerischen Leistungen vertreten und euch den Gottstatus der gelben Sippe in diesem Kontext ein klein wenig madig machen.  :icon_lol:
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Seh' zu, dass du wieder auf deinen Felsen kommst, Gerry!  :anime: :icon_lol:
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psychopaul

 :LOL:

und du in deinen Keller, Prof Zoid..Doc Lec..ich meine Gerry!  :rofl:
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Snake_Plissken

ZitatIch mag ja dumme Bombastfilme und so, aber die sollten schon irgendwie... ja... gut sein...

:respekt: :respekt: :respekt:

Sehr gut, hihi! Und auch passend, was die angesprochenen Filme angeht (zumindest bzgl. 300 sprichst Du mir das aus dem Herzen, Transformers hab ich mir bisher gespart aus eben jenen Gründen)!

Greetings Snake_
I made a movie in Bulgaria. I'm ready for everything!
-The incomparable Mr. Bruce Campbell-

Jedem Sturm sein Wasserglas
-Nagel-

Sarge

Gratulation zum Jubiläum  :pidu: wunderbar auf den 1. Januar konstruiert ;)

Mit "Twin Peaks" hast du dir ja was Feines ausgesucht und mal wieder einen sehr langen Text geschrieben, bei dem ich mir trotz meiner "Twin Peaks"-Dreiviertelunkenntnis (eine Riesenbildungslücke :icon_redface: ) ziemlich sicher bin, dass sie der Komplexität der Serie nicht gerecht wird, weil sie es wohl gar nicht könnte. Aber sie zeigt, auf welche Komplexität man sich gefasst machen muss. Sehr schön, das Herzblut hat mich erreicht.

Gefallen hat mir auch der Text zu "Blow Up", den ich dank des Startseitentipps doch nicht übersehen habe.

Auf die nächsten Hundert :algo:

Vince

Zitat von: Sarge am  1 Januar 2008, 21:41:02
Gratulation zum Jubiläum  :pidu: wunderbar auf den 1. Januar konstruiert ;)
Danke. Jup, das war ein geiles Timing. War überhaupt nicht geplant, aber die Kritik zu "Election 2" hab ich mir zugegeben am 31. noch rausgewürgt, damit das so schön glatt hinkommt. Ich hab das auch erst zwei Tage vorher realisiert, dass das auf den 1. Januar kommen könnte.

Wobei die Kritik selbst schon entstanden ist, als ich in der ofdb ungefähr bei 450 Kritiken war, da hatte ich gerade mal wieder die komplette Serie durch.

ZitatMit "Twin Peaks" hast du dir ja was Feines ausgesucht und mal wieder einen sehr langen Text geschrieben,
Ja, die langen Texte sind inzwischen rar geworden. ;)

Zitatbei dem ich mir trotz meiner "Twin Peaks"-Dreiviertelunkenntnis (eine Riesenbildungslücke :icon_redface: ) ziemlich sicher bin, dass sie der Komplexität der Serie nicht gerecht wird, weil sie es wohl gar nicht könnte. Aber sie zeigt, auf welche Komplexität man sich gefasst machen muss. Sehr schön, das Herzblut hat mich erreicht.
Freut mich und natürlich hast du Recht: Ich kratze grad mal an der Oberfläche. Anders geht das nicht in einer Einzelkritik, da müsste man schon eine Analyse erstellen, bei der jede einzelne Folge separat untersucht wird. Wenn also mal jemand in Betracht zöge, eine Besprechung pro Episode zu bringen, ich würde das vermutlich verschlingen. Und Simpsons-Ausmaße (meine Fresse, da hab ich mir was aufgehalst) erreicht die Serie ja auch nicht, ist also durchaus machbar. ;)

ZitatGefallen hat mir auch der Text zu "Blow Up", den ich dank des Startseitentipps doch nicht übersehen habe.
Auch das freut mich, ebenso wie der Startseitentipp, auch wenn ich jetzt nicht sooo hundertprozentig zufrieden bin mit dem Ding.

ZitatAuf die nächsten Hundert :algo:
Gleichfalls!

Stefan M

Auch von meiner Seite Gratulation zur 500. Kritik! Ist ja wirklich unglaublich flott gegangen, worunter die Qualität deiner Reviews allerdings, soweit ich das mitbekommen habe (andere Leser waren da in den vergangenen Monaten bestimmt aufmerksamer als ich), keineswegs gelitten hat. Zu "Twin Peaks" selbst kann ich, obwohl durchaus ein kleiner Lynch-Fan in mir steckt (mit "Wild at Heart" hat der gute David erst einmal richtig daneben gegriffen - sage ich jetzt einfach mal, ohne den ungeliebten "Dune" gesehen zu haben *unauffällig auf sein "Dune"-Tape schiel*), nichts sagen, die Serie ist bislang komplett an mir vorübergegangen, was nicht heißen soll, daß ich diese Bildungslücke nicht irgendwann zu schließen gedenke.

Habe mir jedoch eine andere Kritik von dir durchgelesen, und zwar die zu Nolans "Prestige". Die ist dir - auch auf die Gefahr hin, daß dir Lobworte allmählich langweilig werden  ;) - außerordentlich gut gelungen. Vor allem der letzte Absatz

Es ist fast zu banal zu erwähnen, dass eine makellose Produktionsqualität den Film umgarnt wie ein seidener Kokon. Gefüllt ist er mit einem gewöhnlichen Insekt, einem Schmetterling; nichts, was man nicht schon abertausende Male gesehen hätte. Doch Obacht, wenn das Tier seinen Kokon mit einem majestätischen Flügelschlag verlässt. Die Schönheit, die es dabei ausstrahlt, ist pure Magie. Die Leichtigkeit, mit der es sich in die Lüfte erhebt, ohnehin. Ganz zu schweigen von der Zellzusammensetzung dieses Lebewesens. Seine ganze Existenz ist ein Wunder, unsere Existenz ist ein Wunder. Eines, das auf die Gesetze der Physik zurückzuführen ist, keine Luftblase, kein Jahrmarktszauber. Doch auch die Physik hat etwas Magisches an sich, bedenkt man, dass zu Ende gedacht auch sie sich aus dem Nichts entwickelt hat...

hat's mir angetan. Auf die Kokon-Metapher muß man erst mal kommen (ich wünschte, mir würden mal solche Formulierungen einfallen, dann würde ich vielleicht auch wieder häufiger selbst Reviews schreiben).

Wollte ich nur mal kurz anmerken, weil "Prestige" tatsächlich der erste von mir gesichtete Film aus diesem Jahrtausend sein könnte, der - Mr. Vincent Vega, bitte weglesen  :icon_mrgreen: - von mir die vollen 10/10 einsackt (zunächst habe ich es bei 9/10 belassen, aber vielleicht gibt's schon bald Aufschlag). Ein wahrhaft beeindruckender Film, trotz der von vielen als Schwäche empfundenen Vorhersehbarkeit. Dabei ist der erst auf den allerletzten Drücker auf meinem Weihnachts-Wunschzettel gelandet.
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Vince

Zitat von: Stefan M am  2 Januar 2008, 18:35:16
Auch von meiner Seite Gratulation zur 500. Kritik! Ist ja wirklich unglaublich flott gegangen, worunter die Qualität deiner Reviews allerdings, soweit ich das mitbekommen habe (andere Leser waren da in den vergangenen Monaten bestimmt aufmerksamer als ich), keineswegs gelitten hat. Zu "Twin Peaks" selbst kann ich, obwohl durchaus ein kleiner Lynch-Fan in mir steckt (mit "Wild at Heart" hat der gute David erst einmal richtig daneben gegriffen - sage ich jetzt einfach mal, ohne den ungeliebten "Dune" gesehen zu haben *unauffällig auf sein "Dune"-Tape schiel*), nichts sagen, die Serie ist bislang komplett an mir vorübergegangen, was nicht heißen soll, daß ich diese Bildungslücke nicht irgendwann zu schließen gedenke.
Zunächst mal vielen Dank, das bedeutet mir auch deswegen sehr viel, weil ich irgendwie finde, dass wir oft einen ähnlichen Zugang zu Filmen haben. Ich kann mich auch täuschen, aber wenn ich deine Kritiken lese, hab ich oft das Gefühl, dass, wenn ich durch deinen Kopf auf einen Film sehen würde, ich exakt das gleiche Bild zu sehen bekäme wie in meinem eigenen Kopf. Klingt ein bisschen komisch, ist aber so. ;)
Mich verwundert's allerdings, dass "Wild at Heart" immer so schlecht wegkommt bei allen. "Dune" kenne ich selbst noch nicht, der hat mich nie sonderlich interessiert, wegen des Regisseurs muss ich den aber irgendwann mal sehen.

ZitatHabe mir jedoch eine andere Kritik von dir durchgelesen, und zwar die zu Nolans "Prestige". Die ist dir - auch auf die Gefahr hin, daß dir Lobworte allmählich langweilig werden  ;) - außerordentlich gut gelungen. Vor allem der letzte Absatz hat's mir angetan. Auf die Kokon-Metapher muß man erst mal kommen (ich wünschte, mir würden mal solche Formulierungen einfallen, dann würde ich vielleicht auch wieder häufiger selbst Reviews schreiben).

Tja, das ist halt immer eine Sache, wo sich die Geister spalten. Wenn man hier etwas tiefer in den Thread schaut, findet mal auch kritische Anmerkungen zu meiner gewissen Vorliebe für Metaphern und sonstige Ausschmückungen. Aber wenn ein und dasselbe von einem kritisiert und vom anderen gelobt wird, dann weiß man, dass man es nicht allen recht machen kann - und dass man vielleicht einfach bei seiner Art zu schreiben bleiben sollte. Von daher freut es mich besonders, dass du das herausstellst, damit ich weiß, dass es eben doch Leute gibt, die ich damit erreiche.

ZitatWollte ich nur mal kurz anmerken, weil "Prestige" tatsächlich der erste von mir gesichtete Film aus diesem Jahrtausend sein könnte, der - Mr. Vincent Vega, bitte weglesen  :icon_mrgreen: - von mir die vollen 10/10 einsackt (zunächst habe ich es bei 9/10 belassen, aber vielleicht gibt's schon bald Aufschlag). Ein wahrhaft beeindruckender Film, trotz der von vielen als Schwäche empfundenen Vorhersehbarkeit. Dabei ist der erst auf den allerletzten Drücker auf meinem Weihnachts-Wunschzettel gelandet.
Ich muss mir den auch dringendst mal wieder ansehen, seit dem Review nicht mehr gesichtet. Mal schauen, ob und wie er sich noch entwickelt.

McKenzie

3 Januar 2008, 00:32:49 #298 Letzte Bearbeitung: 3 Januar 2008, 00:38:08 von McKenzie
Zitat von: Vince am  2 Januar 2008, 22:11:06
Wenn man hier etwas tiefer in den Thread schaut, findet mal auch kritische Anmerkungen zu meiner gewissen Vorliebe für Metaphern und sonstige Ausschmückungen.

;)

Da trifft es sich ja wirklich ausgezeichnet, das ich gerade heute wieder einmal einen Schulterklopfer  :icon_mrgreen: loswerden möchte:

Vince, deine "Blow up"-Kritik ist der Hammer!  :respekt: Heute morgen nach dem Aufstehen gelesen (ich drucke Reviews oft aus, um sie konzentriert, schwarz auf Papier zu lesen) und trotz einiger Differenzen (war das dein erster Antonioni?) für außerordentlich gelungen befunden - vor allem, weil du sogar mir als eingefleischtem Antonioni-Fan einige neue Denkansätze ermöglicht hast und - ganz wichtig - weil du auf vollkommen unprätentiöse Art und Weise in deiner Rolle als Rezensent eine Metaebene erreichst - genauso wie du die Position Antonionis als Regisseur und seinen Blickwinkel untersuchst, untersuchst du damit indirekt auch deine eigene Position als Rezipient. Ob dir das bewusst war oder nicht ist egal  :icon_lol:, ich finde es ganz groß und nominiere deinen Text für die möglicherweise beste Kritik zu einem Antonioni-Film, die die OFDb bisher erreicht hat (wenn ich meine überbordenden Gedanken zu den Filmen nur einigermaßen schlüssig schriftlich zusammenfassen könnte...). Gratulation.  :icon_smile:

Wie der Zufall es will, beginnt am kommenden Wochenende eine achtteilige Antonioni-Reihe in einem örtlichen Kino (jaja, Retrospektiven soweit das Auge reicht - zu allem Überfluss gibt es in einem anderen örtlichen Kino in den nächsten zwei Monaten auch noch eine umfassende Lubitsch-Retro) die mir die Möglichkeit bieten wird, mich per Leinwand neu an die geliebten und verehrten Filme (vor allem "La Notte" und "Identifikation einer Frau") heranzutasten. Ich wünsche dir etwas derartiges auch - der Funken scheint bei dir ja (nun?) auch übergesprungen zu sein.

Hast du noch weitere Antonioni-Reviews geplant? So wunderbar dieser Text auch ist, irgendwie finde ich es ein wenig schade, das sich jedermann nur an den beiden Kultfilmen "Blow up" und "Zabriskie Point" delektiert obwohl seine früheren und späteren Filme aus den 60ziger und 70ziger / 80ziger Jahren mindestens ebenso herausragend und teilweise ebenso wichtig sind. Eigentlich kenne ich keinen nicht mindestens großartigen Antonioni.  :love:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Bretzelburger

Zitat von: McKenzie am  3 Januar 2008, 00:32:49
Da trifft es sich ja wirklich ausgezeichnet, das ich gerade heute wieder einmal einen Schulterklopfer  :icon_mrgreen: loswerden möchte:
Dem kann ich mich als Antonioni-Fan nur anschliessen - sehr schöne Kritik.

Zitat von: McKenzie am  3 Januar 2008, 00:32:49
ich finde es ganz groß und nominiere deinen Text für die möglicherweise beste Kritik zu einem Antonioni-Film, die die OFDb bisher erreicht hat

nur an den beiden Kultfilmen "Blow up" und "Zabriskie Point" delektiert obwohl seine früheren und späteren Filme aus den 60ziger und 70ziger / 80ziger Jahren mindestens ebenso herausragend und teilweise ebenso wichtig sind. Eigentlich kenne ich keinen nicht mindestens großartigen Antonioni.  :love:

Von der Liste meiner Fans habe ich dich ja schon seit längerem gestrichen, da ich von dir auch keinerlei Reaktion auf meine komplett überarbeiteten Reviews zu Antomionis Trilogie erfahren habe  :00000109:. Ich halte Vergleiche zwischen den Reviews auch zumindest für gewagt, da z.B. "Blow Up" sich wesentlich abstrakteren Sichtweisen zuwendet (die Vince sehr gut herusgearbeitet hat) als eben "L'Avventura" usw., die sich mit der menschlichen Beziehung auseinandersetzen, was den persönlichen Blickwinkel des Kritikers stärker miteinbezieht.

In diesem Zusammenhang zwei weitere Fragen an McKenzie : was ist mit den doch recht zahlreichen Filmen aus den 50ern, die ich ebenfalls bemerkenswert finde und ohne die die späteren Filme gar nicht möglich wären, und wo bleibt denn mal die selbst geschriebene Review aus dem Hause des erklärten Antonioni-Liebhabers :icon_twisted:?


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