OFDb

Autoren-Thread: Der Video-Opa

Begonnen von Der Video-Opa, 26 Juli 2009, 20:51:22

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Der Video-Opa

Zitat von: Moonshade am 30 August 2009, 17:41:40die sinnfreien Ehrenrunden im "Appartment" hab ich nämlich entfernt.

Weiß ich zu schätzen! Ich werd versuchen, das Geschwafel wegzulassen.

Big Bounce wird überarbeitet und nachgereicht.

Zitat von: Schlombie am 30 August 2009, 13:09:53Dein neues Review (das zum Film "Das Appartement") ist sogar in Ordnung.

Schlombie: na gut, dann werde ich deine Posts in Zukunft doch nicht ignorieren :icon_razz:
"Movies are my religion..."

Moonshade

Es ist auch immer ganz lustig zu lesen, aber es gehört manchmal eben nicht zum Review - das ist dann mehr wie eine persönliche Kolumne (die Jungs bei manifest, die die ofdb-Kritiker so gern platt machen, würdens mögen...)
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Der Video-Opa

31 August 2009, 00:20:42 #62 Letzte Bearbeitung: 31 August 2009, 00:30:28 von Enthi
Zitat von: Moonshade am 30 August 2009, 20:33:32die Jungs bei manifest, die die ofdb-Kritiker so gern platt machen

Nein, nein, ich habe schon Respekt vor guter Arbeit. Gut durchdachte Filmkritiken und virtuose Sprachbeherrschung sind schon eine kraftvolle Sache. Aber persönliche Kolumne und Review sollten eigentlich das gleiche Ziel haben: Leute dazu zu bringen, die Filme zu gucken.

Bei einer Kolumne fällt es halt schwerer, nicht die Gelegenheit zu nutzen, mit dem Regisseur oder Autor allumfassend abzurechnen oder einfach mal alles zu sagen, was man immer schon an einem Hauptdarsteller mochte oder nicht mochte. Andererseits wurde hier ja auch schon gesagt, dass in einem Review die persönliche Note nicht ganz fehlen sollte. Und da immer so die feine Linie zu finden, fällt glaube ich keinem hier leicht.

Apropos manifest, die 5 Filmfreunde gefallen mir auch sehr gut, aber mein großes Idol ist der MovieBob und seine Video-Kolumnen.
"Movies are my religion..."

Hey_Yo

Was um alles in der Welt sind denn Heulfilme? Liebesfilme? Dramen? Kriegsfilme? :00000109:
"Wenn du die Augen schließt und dir etwas wünschst, dann ist Gott der, der dich ignoriert." ("The Island")

"My fortune cookie's empty... That's also the title of my autobiography." (Richard Karinsky, "Caroline in the City")

Der Video-Opa

Zitat von: Hey_Yo am  3 September 2009, 21:11:39
Was um alles in der Welt sind denn Heulfilme? Liebesfilme? Dramen? Kriegsfilme? :00000109:

Filme bei denen Männer heulen. (Frauen können so weit ich weiß bei jedem Film heulen.)

Hier ist mal eine Liste: Heulfilme für Männer
"Movies are my religion..."

Hey_Yo

Zitat von: Enthi am  5 September 2009, 00:11:24
Filme bei denen Männer heulen. (Frauen können so weit ich weiß bei jedem Film heulen.)

Hier ist mal eine Liste: Heulfilme für Männer

Ah, danke...
"Wenn du die Augen schließt und dir etwas wünschst, dann ist Gott der, der dich ignoriert." ("The Island")

"My fortune cookie's empty... That's also the title of my autobiography." (Richard Karinsky, "Caroline in the City")

Moonshade

Zitat von: Enthi am  5 September 2009, 00:11:24

Filme bei denen Männer heulen. (Frauen können so weit ich weiß bei jedem Film heulen.)

Oh, wir betreten zum Geschlechterverständnis so langsam Mario-Barth-Territorium...
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Snake_Plissken

ZitatOh, wir betreten zum Geschlechterverständnis so langsam Mario-Barth-Territorium...

:LOL:

Vielleicht erklärt er uns noch, warum Frauen die Fernbedienung immer auf den Fernsehen legen...

Greetings Snake_
I made a movie in Bulgaria. I'm ready for everything!
-The incomparable Mr. Bruce Campbell-

Jedem Sturm sein Wasserglas
-Nagel-

vodkamartini

6 September 2009, 09:26:20 #68 Letzte Bearbeitung: 6 September 2009, 12:05:36 von vodkamartini
Zitat:
"Stauffenberg war allerdings nachweislich von den schnellen Siegen Hitlers 1939/40 über Polen und Frankreich begeistert. Er hatte als Adliger keineswegs eine Demokratisierung Deutschlands im Sinn. Er war wohl im schlechtesten Sinne nationalistisch und hatte auch gegen den "Rassegedanken" nichts einzuwenden. Er entschied sich aus reinem Opportunismus für das Attentat, nämlich erst, als der Niedergang an der Ostfront 1943 schon nicht mehr aufzuhalten war. Sorry, wenn ich so weit aushole, aber all das wird im Fim nicht erwähnt. Im Film ist Stauffenberg einfach nur ein Held."

Zwar gehen wir in der Gesamtbewertung von Operation Walküre konform (8/10), aber diese Behauptungen aus deinem Review kann man m.E. so nicht stehen lssen.
1. Er war von den Siegen angetan, ja. Na und? Er war ein junger Offizier, der mit dem damals für viele Deutsche (keineswegs nur Militärs!) empfundenen Trauma des verlorenen ersten Weltkriegs aufgewachsen war. Diese Haltung ist aus der Zeit und v.a. seiner Kaste (Adel, Offizier) heraus alles andere als unverständlich und praktisch logisch. Der übliche Fehler, heutige Denkungsarten (wohlmöglich auch noch die eigenen) auf historische Personen zu projezieren, ohne die Zeitumstände und gesellschaftlichen Hintergründe mit einzubeziehen. Eine ganz und gar unhistorische und unwissenschftliche Herangehensweise, die immer zu Unsinn führt.
2. Gleiches gilt für den immer wieder vorgebrachten, idotischen Vorwurf einer antidemokratischen Haltung Stauffenbergs. Natürlich war er kein Demokrat. Unter den alten konservativen Eliten dieser Zeit und vor allem den Militärs konnte man Demokraten mit dem Elektronenmikroskop suchen. Aus Sicht der allermeisten Zeitgenossen hatte die Weimarer Demokratie versagt. Man hatte erstens kaum Demokratieerfahrungen und die waren dann auch noch negativ (auch das lag an den Zeitumständen, der Verfassung und dem ersten Weltkrieg mit seinen verheerenden Folgen für das Deutsche Reich). Heute haben wir eine über 50 Jahre währende positive Demokratieerfahrung hinter uns.  
Als Demokrat wäre der Weg in den Widerstand sogar viel leichter gefallen. Der Vorwurf läuft völlig ins Leere und ist ebenfalls völlig unhistorisch.
3. Stauffenberg war nachweislich kein Antisemit, vielmehr hatte er eine heute sicherlich etwas merkwürdig anmutende Vorstellung von einem "heiligen Deutschland", das der Gedankenwelt des Dichters George entsprungen war.
4. Stauffenberg als im "schlechtesten Sinne nationalistisch" zu bezeichnen, offenbart erstens deine Haltung und ist zweitens mit der größte Unsinn des Absatzes. Er war Patriot durch und durch (was im heutigen Deutschland bei vielen immer noch verpönt ist, damals aber absolut gängig und völlig normal war), nationalistisch im Sinne "Am Deutschen Wesen soll die Welt genesen" war er aber sicher nicht.
5. Dass er sich aus "reinem Opportunismus" zum Widerstand entschlossen hat, schießt dann den Unsinns-Vogel vollends ab. DAS IST FALSCH! Es gibt mehrere Zeugnisse von Stauffenberg, in denen deutlich wird, dass das Vorgehen gegen Juden und einheimische Bevölkerung in Polen und v.a. dann in Russland beschämend für die Deutschen und für ihn persönlich nicht hinnehmbar sei. Diese Mordaktionen waren für den tief religiösen Stauffenberg untragbar und auch nicht mit seiner Offiziersehre vereinbar. Schon vor Stalingrad hat er mehrach versucht, ranghöhere Offiziere zum Widertand (u.a. v. Manstein) zu bewegen, allerdings ohne Erfolg. Militärische Aspekte haben bei seinem Entschluss zum Widerstand eine untergeordnete Rolle gespielt. Keiner der führenden Stauffenberg-Biographen zweifelt das an.

Vielleicht solltest du dich erst einmal über den Forschungstand informieren, bevor du völlig planlos irgendwelche unsachlichen und offenbar lediglich von deinen persönlichen Einstellungen geprägten Behauptungen unters Volk wirfst.
www.vodkasreviews.de

There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

Dr. Schnabel

Ich hab bei dem Review auch gerade gedacht, mich tritt ein Pferd, vodkamartini! Stauffenberg und Rassist.  :icon_sad:

Lieber Enthi: Was mich sehr interessieren würde: Woher hast du dein "Wissen" über Stauffenberg überhaupt!! :question: Wer zum Henker setzt solche Gerüchte in die Welt?

Ich meine aus jeder Biographie - und da gibt es Dutzende - geht schlüssig hervor, dass Stauffenberg Juden nicht schlechter oder besser als andere Religionsangehörige empfand. Stauffenberg dachte in nationalen Kategorien, keinesfalls in rassischen! Als er in London in den 30ern einem Juden begegnete und dieser den Deutschen fragte: "Do you mind I'm a jew?", empfand Stauffenberg diese Frage als überaus albern, weil er natürlich überhaupt nichts gegen Juden hatte.
... alias: Der Zerquetscher

Der Video-Opa

@vodkamartini:

1. Ho, ho, ho, das ist nicht meine Interpretation, sondern ich vergleiche die Darstellung im Film mit dem, was in Wikipedia steht. Dazu muss man nicht Geschichts-Professor sein. Hier mal ein Brief von ihm:

    "Die Bevölkerung ist ein unglaublicher Pöbel, sehr viele Juden und sehr viel Mischvolk. Ein Volk, welches sich nur unter der Knute wohlfühlt. Die Tausenden von Gefangenen werden unserer Landwirtschaft recht gut tun. In Deutschland sind sie sicher gut zu gebrauchen, arbeitsam, willig und genügsam."

Das war nicht die übliche Haltung der damaligen Zeit! Und ist auch unter "Einbeziehung der gesellschaftlichen Hintergründe" ein übler Standpunkt. Der Film dagegen beginnt mit einem Zitat, wo es um das Leid von sterbenden Menschen geht. Eine gänzlich gegensätzliche Darstellung.

2. Ich finde es gar nicht so "idiotisch", jemandem eine antidemokratischen Haltung vorzuwerfen?! Zumal das Kaiserhaus bis dahin schon seit 50 Jahren nicht mehr existierte, der erste Weltkrieg schon nix gebracht hat, und die Demokratie auch von 1918 bis 1933 Zeit hatte, zu reifen.

ZitatAus Sicht der allermeisten Zeitgenossen hatte die Weimarer Demokratie versagt.

Keine Ahnung, wen du da meinst. Als wenn die Mehrheit 1933 beschlossen hätte, dass Hitler einen Staatsstreich durchführen sollte, und eine Diktatur einführen, und auf Pump Arbeitsplätze schaffen, und dann die Schulden aus der Eroberung und Ausbeutung der Nachbarländer begleichen soll.

Wenn dann doch wohl nur wirtschaftlich. "Die Eliten", da sollte man doch 400 Jahre nach Kopernikus auch die Wissenschaftler dazu rechnen, insbesondere die Politikwissenschaftler und Philosophen, die vielleicht zu der Zeit noch nicht den Status hatten, aber doch durchaus auch dem gut gebildeten Adel schon bekannt waren.

Also nochmal, *ich* werfe Stauffenberg nicht vor, dass er nach dem Umsturz nicht die Demokratie anstrebte, der Film stellt es aber so dar, als ob eine Art Schattenkabinett im besten heutigen demokratischen Sinne aufgestellt werden sollte, und stilisiert damit Stauffenberg zum Helden nach heutigen Maßstäben.

3. Darüber hab weder ich noch der Film was gesagt.

4. "Er war Patriot durch und durch" hört sich für mich persönlich in der Tat nicht so dolle an. Und dann beziehe ich mich nochmal auf Wiki, und rate dir, dort diese Diskussion weiterzuführen:

    "Wegen dieser antidemokratischen, elitistischen und nationalistischen Haltung, die bis in die Formulierungen hinein dem rückwärts gewandten Denken des George-Kreises verpflichtet war, ..."

5. Das kannst du bestimmt auch belegen. Im Wiki zu Manstein steht es so, dass eine Unterredung bezüglich eines Attentats erst nach Stalingrad stattfand.

"eine untergeordnete Rolle" werte ich gleich mal freudig als Eingeständnis, dass diese Überlegung bestand.

@Dr. Schnabel: wenn man schon gegen Gerüchte-in-die-Welt-setzen ist, sollte man doch selbst korrekt zitieren. Ich habe nicht geschrieben, dass Stauffenberg ein Rassist war. Dazu war er in der Tat zu intelligent. Aber er hat offenbar (siehe allein obiges Zitat) Menschen in verschiedene Stände eingeteilt, die qua Geburt gelten. Heute würde man das wohl Diskriminierung nennen. Und zwar nicht aufgrund einer religiösen Überzeugung, sondern weil er praktischerweise im höchsten dieser Stände war.

(Im übrigen führen persönliche Angriffe auch in diesem Forum nicht zu einer sachlichen Debatte.)
"Movies are my religion..."

vodkamartini

    Zitat von: Enthi am  7 September 2009, 18:21:391. Ho, ho, ho, das ist nicht meine Interpretation, sondern ich vergleiche die Darstellung im Film mit dem, was in Wikipedia steht. Dazu muss man nicht Geschichts-Professor sein.

    Jetzt wird alles klar.  :icon_razz: Wikipedia heranzuziehen - zumal bei so einem breit erforschten Gegenstand - ist übrigens ein absolutes No Go für Geschichtsstudenten. Ein Freund von mir ist G-Lehrer und verbietet Wiki sogar seinen Schülern bei Referaten. Na ja, was solls.


    Zitat von: Enthi am  7 September 2009, 18:21:39
    Hier mal ein Brief von ihm:
    list]"Die Bevölkerung ist ein unglaublicher Pöbel, sehr viele Juden und sehr viel Mischvolk. Ein Volk, welches sich nur unter der Knute wohlfühlt. Die Tausenden von Gefangenen werden unserer Landwirtschaft recht gut tun. In Deutschland sind sie sicher gut zu gebrauchen, arbeitsam, willig und genügsam."[/list]

    Das Lieblingszitat aller Stauffenberg-Gegner. Aus einem Brief an seine Frau. Wird immer wieder aus dem Zusammenhang gegriffen präsentiert. Dass er für die Degradierung eines Duzfreundes - der polnische Zivilistinnen erschießen lasen wollte - verantwortlich war wird dabei nie erwähnt. Man kann das, wenn man will als "judenfeindlich" interpretieren. Schlüssig ist das allerdings nicht. Man kann es aber auch als bloße Aufzählung sehen. Natürlich kommt dort sein Standesdünkel zum Vorschein. Als Aristokrat war er definitiv etwas von oben herab.

    Zitat von: Enthi am  7 September 2009, 18:21:39Das war nicht die übliche Haltung der damaligen Zeit! Und ist auch unter "Einbeziehung der gesellschaftlichen Hintergründe" ein übler Standpunkt. Der Film dagegen beginnt mit einem Zitat, wo es um das Leid von sterbenden Menschen geht. Eine gänzlich gegensätzliche Darstellung.

    Welche Haltung list du denn aus den zwei Zeilen heraus? Stauffenberg ging es auch um das Leid von sterbenden Menschen. Das ist korrekt!

    Zitat von: Enthi am  7 September 2009, 18:21:392. Ich finde es gar nicht so "idiotisch", jemandem eine antidemokratischen Haltung vorzuwerfen?! Zumal das Kaiserhaus bis dahin schon seit 50 Jahren nicht mehr existierte, der erste Weltkrieg schon nix gebracht hat, und die Demokratie auch von 1918 bis 1933 Zeit hatte, zu reifen.

    Bis dahin meinst du vermutlich bis 1942. Du meinst also, dass das Kaiserhaus seit 1892 nicht mehr existierte. Interessant. Es ist insofern "idiotisch", da eine solche Haltung seine Tat in keiner Weise schmälert und es zu dieser Zeit in Deutschland von Antidemokraten geradezu wimmelte. Wie gesagt, die Demokratie hatte in den Augen der allermeisten Zeitgenossen versagt, übrigens auch ein Grund für Hitlers Aufstieg. Denn hätte es in Ddeutschland lauter Demokraten gegeben - außer ein paar bornierten Offizieren wie Stauffenberg - dann hätte Hitler niemals solche Wahlergebnisse einfahren können.
    Dein Argument mit dem ersten Weltkrieg ist mi schleierhaft.


    Zitat von: Enthi am  7 September 2009, 18:21:39
    ZitatAus Sicht der allermeisten Zeitgenossen hatte die Weimarer Demokratie versagt.

    Keine Ahnung, wen du da meinst. Als wenn die Mehrheit 1933 beschlossen hätte, dass Hitler einen Staatsstreich durchführen sollte, und eine Diktatur einführen, und auf Pump Arbeitsplätze schaffen, und dann die Schulden aus der Eroberung und Ausbeutung der Nachbarländer begleichen soll.

    Und wieder der Standartfehler mit dem Wissen des Nachgeborenen zu argumentieren. Hitler hat doch nicht verkündet auf Pump Arbeitsplätze schaffen zu wollen und diese dann mit einem weiteren Weltkrieg bezahlen zu wollen. Das ist totaler Blödsinn.

    Zitat von: Enthi am  7 September 2009, 18:21:39
    Also nochmal, *ich* werfe Stauffenberg nicht vor, dass er nach dem Umsturz nicht die Demokratie anstrebte, der Film stellt es aber so dar, als ob eine Art Schattenkabinett im besten heutigen demokratischen Sinne aufgestellt werden sollte, und stilisiert damit Stauffenberg zum Helden nach heutigen Maßstäben.
    Das tut er eben gerade nicht. Die Verschwörer waren sich über die neue Staatsform überhaupt nicht einig (es waren schließlich auch große zivile Gruppen involviert), was der Film auch zeigt. Staufffenberg wird keinesfalls als Demokrat präsentiert.


    Zitat von: Enthi am  7 September 2009, 18:21:39
    4. "Er war Patriot durch und durch" hört sich für mich persönlich in der Tat nicht so dolle an. Und dann beziehe ich mich nochmal auf Wiki, und rate dir, dort diese Diskussion weiterzuführen:

    Aha, interessant. Patriot ist übrigens auch heute in allen Ländern ein positiv belegter Begriff. Zumindest damals war er es in Deutschland ebenfalls.

    Zitat von: Enthi am  7 September 2009, 18:21:395. Das kannst du bestimmt auch belegen. Im Wiki zu Manstein steht es so, dass eine Unterredung bezüglich eines Attentats erst nach Stalingrad stattfand.

    Er hat mit Manstein nicht über ein Attentat gesprochen. Das hätte er gar nicht riskieren können. Es wurde lediglich angedeutet, Hitler abzulösen. Es ging vor allem darum, Mansteins Standpunkt herauszufinden.

    Zitat von: Enthi am  7 September 2009, 18:21:39"eine untergeordnete Rolle" werte ich gleich mal freudig als Eingeständnis, dass diese Überlegung bestand.

    Toll. Natürlich bestanden bei einem Offizier auch militärische Gründe für die Entscheidung zum Widerstand. Entscheidend ist, dass sie nicht ausschlaggebend waren. während du sie als alleinige Motivation hinstellst, was eben falsch ist.

    www.vodkasreviews.de

    There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

    Hedning

    7 September 2009, 21:36:14 #72 Letzte Bearbeitung: 7 September 2009, 23:20:43 von Hedning
    Zitat von: Enthi am  7 September 2009, 18:21:394. "Er war Patriot durch und durch" hört sich für mich persönlich in der Tat nicht so dolle an. Und dann beziehe ich mich nochmal auf Wiki, und rate dir, dort diese Diskussion weiterzuführen:

    "Wegen dieser antidemokratischen, elitistischen und nationalistischen Haltung, die bis in die Formulierungen hinein dem rückwärts gewandten Denken des George-Kreises verpflichtet war, ..."

    Insbesondere Begriffe wie "vorwärts-" und "rückwärtsgewandt" gehören m.E. nicht in einen Text, der etwas enzyklopädisch darstellen will. Sie sind dafür viel zu wertend.

    Trägt zwar nicht viel zur Diskussion hier bei, aber mir fällt so was immer ziemlich unangenehm auf.

    Dr. Schnabel

    Zitat von: Enthi am  7 September 2009, 18:21:39
    @Dr. Schnabel: wenn man schon gegen Gerüchte-in-die-Welt-setzen ist, sollte man doch selbst korrekt zitieren. Ich habe nicht geschrieben, dass Stauffenberg ein Rassist war. Dazu war er in der Tat zu intelligent. Aber er hat offenbar (siehe allein obiges Zitat) Menschen in verschiedene Stände eingeteilt, die qua Geburt gelten. Heute würde man das wohl Diskriminierung nennen. Und zwar nicht aufgrund einer religiösen Überzeugung, sondern weil er praktischerweise im höchsten dieser Stände war.

    (Im übrigen führen persönliche Angriffe auch in diesem Forum nicht zu einer sachlichen Debatte.)

    Wo habe ich dich denn bitte persönlich angegriffen?  :question:

    Stauffenberg war keineswegs ein Mensch, der seine adelige Herkunft als Legitimation für auch nur irgendetwas sah. Dass seine soziale Herkunft sicherlich eine Rolle spielte - und zwar eine positive, denn sie machte die Gegnerschaft zu Hitler und dessen Ideologie wahrscheinlicher -, ist nicht von der Hand zu weisen. Eine Herrschaft des Adels wollte Stauffenberg aber keinesfalls. Im Verschwörerkreis waren Katholiken, Protestanten, Liberale, Zentrumspolitiker, Sozialisten und und und. Hundert Prozent geeinigt hatte man sich in Bezug auf das zukünftige Gesicht Deutschlands vor allem darauf, dass es ein menschliches sein sollte. Juden sollten wieder die vollen Bürgerrechte erhalten, die Gerichtsbarkeit sich streng auf das - objektive - Recht berufen. Von der Staatsform her wollte er einen "Bundesstaat", in dem soziale Reformen durchgeführt werden würden, wie "Mitbeteiligung der Arbeiter an Lohn-, Arbeitszeit- und Urlaubsfestsetzung." In allen Glaubens-, Rasse- und Klassenfragen sollte Toleranz walten gelassen werden. Wichtig war zunächst: Hitler und die NS-Führung mussten weg. Wie der Staat nach dem Attentat genau ausgesehen hätte, ist schwer zu sagen. Einige Teile des Verschwörerkreises wollten eine reine Demokratie (trotz der erschütternden Erfahrungen aus der Weimarer Republik, die Hitler ja erst den Weg zur Macht ebneten!!). Inwiefern Stauffenberg ob seines gestiegenen Einflusses da mitgemacht hätte, bleibt wieder nur Spekulation.

    Was keine Spekulation bleibt, ist die Tatsache, dass dieser Mann alles riskierte und alles verlor, im Glauben an ein besseres Deutschland und im Glauben daran, womöglich die totale Zerstörung Europas - die ihm klar vor Augen lag - aufhalten zu können. Das Schicksal wollte es nicht so. Wie viele reden nur? Und wie viele handeln unter solchen Umständen, mit diesen völlig eiskalten Barbaren als Gegnern, dann tatsächlich? Es waren nicht viele. Ohne Stauffenberg hätte es keinen Attentatsversuch gegeben. Ihn 70 Jahre später, in völlig anderen Zeiten, mit dem heutigen Wissen, für ein paar im "Zeitgeist" in privatem Kreise in irgendeiner Laune dahingekritzelte Zeilen zu verurteilen, ist vermessen. Stauffenberg hatte überhaupt nichts gegen Juden. Im Gegenteil, er wollte sie retten: Er wusste zwar nichts von Auschwitz und ähnlichem Horror, aber er erfuhr von Massenerschießungen jüdischer Zivilisten durch SD-Kommandos. Und genau diese Erfahrung ließ in ihm erst das NS-System in seinem ganzen, wahren Charakter erkennen und vor allem die Notwendigkeit reflektieren, etwas dagegen zu unternehmen.
    ... alias: Der Zerquetscher

    Der Video-Opa

    @Dr. Schnabel: Das hört sich doch schon ganz anders an. Mein Interesse war auch keineswegs, Stauffenberg in Misskredit zu bringen, sondern dessen oberflächliche Darstellung im Film anzuprangern. Was ich da in drei Zeilen aus Wikipedia zusammengefasst habe, entspringt wohl kaum der Kenntnis seiner höchst-eigenen Gedanken. Aber eine Dokumentation seiner wahren Gedanken wird wohl auch kaum aus dieser Zeit erhalten geblieben sein. Es ist ein bisschen so, wie die Geschichten unserer Großeltern aus dieser Zeit, Nachweise gibt es nicht, keiner erzählte gerne davon, es gibt Andeutungen, und jeder muss sich selbst einen Reim drauf machen.
    "Movies are my religion..."

    Der Video-Opa

    Zitat von: Hedning am  7 September 2009, 21:36:14Insbesondere Begriffe wie "vorwärts-" und "rückwärtsgewandt" gehören m.E. nicht in einen Text, der etwas enzyklopädisch darstellen will.

    Es ist dort wohl als Zitat eines britischen Historikers gemeint, nur nicht als solches gekennzeichnet.
    "Movies are my religion..."

    Dr. Schnabel

    Zitat von: Enthi am  8 September 2009, 03:36:46
    @Dr. Schnabel: Das hört sich doch schon ganz anders an. Mein Interesse war auch keineswegs, Stauffenberg in Misskredit zu bringen, sondern dessen oberflächliche Darstellung im Film anzuprangern. Was ich da in drei Zeilen aus Wikipedia zusammengefasst habe, entspringt wohl kaum der Kenntnis seiner höchst-eigenen Gedanken. Aber eine Dokumentation seiner wahren Gedanken wird wohl auch kaum aus dieser Zeit erhalten geblieben sein. Es ist ein bisschen so, wie die Geschichten unserer Großeltern aus dieser Zeit, Nachweise gibt es nicht, keiner erzählte gerne davon, es gibt Andeutungen, und jeder muss sich selbst einen Reim drauf machen.

    Okay.  ;)

    Allerdings gibt es schon einiges an ureigenen Gedanken Stauffenbergs nachzulesen. Es existieren Briefwechsel und viel, im engsten Freundeskreis Geäußertes.

    Warum vodkamartini und ich so empfindlich reagiert haben ist eben der Grund, dass ich (und ich denke auch Herr Martini) meine, dass solcher Mut in derart düsterer Lage unbedingt gewürdigt werden muss. Wer von uns hätte solchen Mut? Ganz ehrlich?

    Ansonsten spricht für dich, dass du deine ursprüngliche Kritik nicht an der Bewertung des Films ausgelassen hast. Wie viele würden einen Film, der beispielsweise nicht ihrer politischen Couleur (oder etwa ihrem religiösen Denken) entspricht, fair bewerten? Wenige! Schön, dass das bei dir anders ist.
    ... alias: Der Zerquetscher

    Der Video-Opa

    8 September 2009, 22:08:15 #77 Letzte Bearbeitung: 15 September 2009, 19:36:26 von Der Video-Opa
    (Enthi => Der Video-Opa)

    In der letzten Woche habe ich drei längere Reviews geschrieben. Dabei habe ich versucht, die hiesige Kritik aufzunehmen, das Drumherum wegzulassen, und vor allem emotional weniger zu trompeten. In jedem Fall würde mich euer Feedback dazu interessieren:

    The International (8.5/10)
    Operation Walküre (gute 8/10)
    Der Vorleser (volle 9/10)
    "Movies are my religion..."

    Der Video-Opa

    Hier nochmal Werbung in eigener Sache. Ich hab mich jetzt in den etwas griffigeren Video-Opa verwandelt, und den alten Enthi hinter mir gelassen. Ebenso wie ich inzwischen alle meine alten Blogs und Notizen zu Reviews fertigverwurschtelt habe, d.h. von nun an nur noch neue Reviews kommen. Außerdem habe ich die 100 überschritten und fühle mich in der Tat alt und tattrig...

    Hier nochmal der Hinweis, dass ich mich über jede Art von Rückmeldung freue!

    Falls jemand mehr von meinen Reviews lesen mag, kann ich die folgenden empfehlen:

    Der Vorleser
    Milk
    Der Fremde Sohn
    Operation Walküre
    The International

    oder auch:

    Das Appartement
    Getaway
    Die Killer Elite
    "Movies are my religion..."

    TinyPortal 2.0.0 © 2005-2020