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Autoren-Thread : Bretzelburger

Begonnen von Bretzelburger, 26 Januar 2007, 03:22:54

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Mr. Vincent Vega

http://www.ofdb.de/review/43897,299125,Die-Wunderbare-Macht

Gutes Review. Für meinen Geschmack etwas sehr viel Inhalt, aber ich kann deine Begeisterung für Sirk freilich nur teilen.

Bretzelburger

Du kommst mir etwas zuvor. Ich hätte noch darauf hingewiesen, dass diese Review für Leser kürzerer Texte nicht geeignet ist. Mir war aber der Vergleich Vorlage und Intention des Autors Douglas, dem 1954 die weit grössere Beachtung der Vermarkter galt, und dem was Sirk daraus machte, sehr wichtig, weshalb ich das nicht kurz fassen konnte.

Erwähnenswert ist zudem, dass der Film unbedingt in Originalsprache gesehen werden sollte, weil die deutsche Synchronisation Sirks Intention verwässert (auch weil sie etwas an die Erwartungshaltung des Publikums angelehnt wurde). Die mehrfach gesprochenen Worte (darunter zuletzt) "Magnificent Obsession" können einfach nicht adäquat ins Deutsche übersetzt werden.

Mr. Vincent Vega

Diese Filme sollte man immer auf Englisch schauen. Ich musste mir einmal IMITATION OF LIFE in der Synchro geben - was für eine Zumutung.

McKenzie

2 Juni 2008, 06:39:29 #1053 Letzte Bearbeitung: 2 Juni 2008, 06:53:27 von McKenzie
Andererseits ist der "klangästhetische" Mehrwert der deutschen Synchro bei "Magnificent Obsession" (ich habe den Film bisher LEIDER nur so gesehen; die Synchro ist wirklich sehr schlecht) aber imo unbestreitbar, sie setzt der bewusst übertriebenen, ironischen Inszenierung noch einen drauf - ob das nun gut oder schlecht ist, darüber lässt sich natürlich ohne weiteres streiten. Gleiches gilt auch für die (im Gegensatz zu "Magnificent Obsession" allerdings hochwertigen) Synchros von "Imitation of Life", "Take me to Town", "Captain Lightfoot" und "Summer Storm".

Zu dem Review werde ich mich u. U. noch äußern, mehr Zeit bräuchte der Mann Mein erster Kurzfilm muss dringend fertig geschnitten werden, das braucht Zeit. Ich wollte es nur anmerken, aber natürlich nicht ANgeben...

Ach ja, und da ich es jetzt erst las - ich wünsche dir natürlich, trotz aller Streitigkeiten in letzter Zeit (LEIDER wurde nichts aus dem Dresden-Besuch, ich trauere der Gelegenheit noch nach), auch allerlei wünschenswertes (was sage ich nicht  :icon_cool:) zum Geburtstag (nachträglich), Udo.  ;) Irgendwelche guten Vorsätze?

EDIT: Wie gesagt, vielleicht später mehr aber das ist doch...

Zitat...erfährt sie von ihrer Stieftochter Joyce (Barbara Bach)

:icon_mrgreen:

Barbara Bach war damals erst 6 Jahre alt, du meinst sicherlich Barbara Rush.   :icon_cool:

und

Zitaterscheint plötzlich Helen, die von ihrer minderjährigen Nichte Judy begleitet wird.

Diese Judy ist, soviel ich verstanden habe, nur ein kleines Mädchen aus der Nachbarschaft welches Helen, wie früher eben üblich, mit "Tante" anredet. Wird auch in diversen Texten zum Film so dargestellt, das wäre mir neu.

sowie

Zitatund das Gewicht vermehrt auf Hellen Phillips liegt.

Entschuldige, ich will beileibe nicht pöbeln, es fiel mir nur auf.  ;)
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Bretzelburger

2 Juni 2008, 14:03:27 #1054 Letzte Bearbeitung: 2 Juni 2008, 14:09:49 von Bretzelburger
Danke für die konstruktiven Korrekturhinweise, die von mir eingearbeitet wurden. Manchmal erkennt man selbst bei häufigem Nachlesen gewisse Fehler nicht mehr.

Ich gebe dir hinsichtlich der Synchronisation recht, dass diese noch einen drauf setzt, was auch einen gewissen Charme hat. Allerdings stammt die Synchro aus den 50er Jahren und transportiert auch deren Geisteshaltung. Die jetzt rausgekommene Fassung bei Carol Media verfügt ja über beide Fassungen (ich habe bisher nur die Originalfassung).

filmimperator

2 Juni 2008, 20:55:27 #1055 Letzte Bearbeitung: 2 Juni 2008, 21:00:39 von filmimperator
Auch wenn ich hiermit nichts zur momentanen Diskussion beitragen kann, möchte ich mich doch zu der Kritik zu "Lohn der Angst" von Bretzelburger zu Wort melden. Die ist ja mittlerweile schon leicht angegraut (vor 2 Jahren und ein paar Monaten geschrieben) und konnte mich mit der analogisierenden Einordnung des Films als Gegenpol zu moderner Action (und vor allem Splatterfilmen) nicht wirklich überzeugen. Klar weiß ich, worauf du bei Formulierungen wie
ZitatSo sehr wir immer nach neueren spannenderen Filmen gieren, immer aufwändigere Gore-Effekte herbeisehnen, gleichzeitig entfernen wir uns dabei immer weiter von der Realität.
hinaus willst, sie muten jedoch seltsam an. Zudem sprichst du dem Film eine "Physisch erfahrbare Langeweile" zu, die körperlich gefangen nimmt. Das ist durchaus richtig, nur hätte genau dies zu einem Punktabzug in der Note führen müssen. Anscheinend haben wir auch ein unterschiedliches Verständnis von Film (du selbst sprichst ja die veränderten Sehgewohnheiten in deiner Kritik an), aber für mich wird "Lohn der Angst" überbewertet und zählt für mich weder als Psychodrama noch als Actionabenteuer als Meisterwerk - Realität hin oder her. Ein solider Film mit moralisierendem Subtext, ja, aber das sind Filme wie - den habe ich zuletzt gesehen, der in die Richtung geht - "True North" auch, ohne das jmd. ihn als "Meisterwerk" bezeichnen würde. Und warum? Aus demselben Grunde wie dem, dass ich "Lohn der Angst" nicht als "Boah" einstufen kann: Weil über die Intensität und Atmosphäre hinaus vergessen wird, dass Charakterzeichnung und eine Botschaft allein nicht einen großartigen Film ausmachen. Allein schon die ausgedehnte Szene, als einer der Fahrer die Zündapparatur einrichtet zur Sprengung eines Felsbrockens auf der Strasse finde ich nichtssagend und nicht einmal spannend.
Unterschiedliche Meinungen? Chuck Norris interessieren nicht mal die Fakten!

Bretzelburger

Hier gehen unsere Meinungen eben völlig auseinander, wobei deine Meinung natürlich völlig legitim ist und es sicherlich nicht Wenige gibt, die diese auch vertreten (wahrscheinlich sogar die Mehrheit).Ich halte "Lohn der Angst" für genialstes Spannungskino, auch wenn ich heute in meiner Review wahrscheinlich keine Vergleiche mehr mit zeitgenössischen Action-Filmen ziehen würde. Das hat der Film schlicht nicht nötig.

ZitatZudem sprichst du dem Film eine "Physisch erfahrbare Langeweile" zu, die körperlich gefangen nimmt. Das ist durchaus richtig, nur hätte genau dies zu einem Punktabzug in der Note führen müssen.

In dieser Aussage wird unsere unterschiedliche Haltung erkennbar. Wenn ich von "physisch erfahrbarer Langeweile" spreche, dann von dem Effekt, dass der Film in der Lage ist, die Situation, in der sich die Menschen in dem Dorf weitab ihrer Heimat befinden und die sie letztendlich dazu bringt, sich auf den Kamikaze-Job einzulassen, auch für den Betrachter erfahrbar werden zu lassen. Wir sind es heute gewohnt, Zwangslagen als Unglück oder Drama serviert zu bekommen. Clouzot beschreibt dagegen eine Situation, die man vordergründig nicht ändern müsste, da sie keineswegs bedrohlich ist. Ohne das eindringlich beschriebene Empfinden der Bewegungs- und Hoffnungslosigkeit, das sich im gleichförmigen, quälend langweiligen Alltag zeigt, wäre es wenig verständlich, warum die Männer ihr Leben riskieren.

Damit du mich verstehst - ich empfinde gerade die erste Stunde des Films als äusserst spannend und eindringlich.

ZitatAllein schon die ausgedehnte Szene, als einer der Fahrer die Zündapparatur einrichtet zur Sprengung eines Felsbrockens auf der Strasse finde ich nichtssagend und nicht einmal spannend.

Das empfinde ich genau umgekehrt, denn erst die Langsamkeit (die heute tatsächlich Niemand mehr wagen würde) lässt die innere Anspannung der Beteiligten erfahrbar werden. Den Zwang, jede Bewegung nur mit äusserster Kontrolle ausführen zu können.

Nun würde ich auch nicht behaupten, dass solche Szenen schon ein "Meisterwerk" ausmachen - sowieso ein blöder Begriff. Was für mich "Lohn der Angst" ausmacht, liegt in der emotionalen Tiefe des Geschehens begründet. Niemals empfinde ich den Film als "reine" Action - egal ob langsam oder schnell. Es schwingt immer die innere Tragik, das persönliche Schicksal des Einzelnen mit. Letztendlich ist Clouzots Film auch ein Film über die Nachkriegszeit und macht - ohne das jemals über den Krieg gesprochen wurde - einerseits erfahrbar, wie sehr Menschen gebrochen wurden, andererseits wie die Zukunft eingeleitet wird mit all ihren unmenschlichen Ausmassen und den Gewinnern und Verlierern.


filmimperator

Zitat von: Bretzelburger am  2 Juni 2008, 22:34:50
Ich halte "Lohn der Angst" für genialstes Spannungskino, auch wenn ich heute in meiner Review wahrscheinlich keine Vergleiche mehr mit zeitgenössischen Action-Filmen ziehen würde. Das hat der Film schlicht nicht nötig.

Ich würde nicht sagen "Der Film hat es nicht nötig". Ich würde schlicht sagen, dass dein Vergleich etwas hinkt  :icon_mrgreen:. Das ist jetzt kein Gebashe meinerseits, nur finde ich den Zeitgenössischer-Actionfilm- und insbesondere den Splatterfilmvergleich seeeeehr weit hergeholt, auch wenn du es gut zu erklären versuchst.


Zitat von: Bretzelburger am  2 Juni 2008, 22:34:50
Es schwingt immer die innere Tragik, das persönliche Schicksal des Einzelnen mit.

Teils teils. Mich persönlich lässt das tragische Schicksal von der überlebenden und doch aufgrund von Übermut doch noch sterbenden Figur des Yves Montand aufgrund seiner unsympathischen, rücksichtslosen, enorm unsozialen Ader kalt. Im Gegenteil: Man wünscht ihm am Ende sogar irgendwie, dass er stirbt. Und dann ist es überhaupt nicht mehr tragisch, was zur Art und Weise seines Todes noch hinzukommt.


Zitat von: Bretzelburger am  2 Juni 2008, 22:34:50
Letztendlich ist Clouzots Film auch ein Film über die Nachkriegszeit und macht - ohne das jemals über den Krieg gesprochen wurde - einerseits erfahrbar, wie sehr Menschen gebrochen wurden, andererseits wie die Zukunft eingeleitet wird mit all ihren unmenschlichen Ausmassen und den Gewinnern und Verlierern.

Könntest du das mit der Nachkriegszeit und Zukunft bitte noch etwas weiter ausführen? Ich kann grad nicht wirklich nachvollziehen, was du meinst (obwohl es schon einmal interessant klingt)...
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Bretzelburger

Es ist doch offensichtlich, dass alle Beteiligte eine Vergangenheit haben, die entweder durch den Krieg geprägt wurde oder deren "Karrieren" davon unterbrochen oder beendet wurden. 1954, als der Film gedreht wurde, musste man darüber nicht reden, da es Niemanden gab, dessen Lebenslauf davon nicht beeinflusst war. Die gesamte Situation mit dem kleinen abgeschiedenen süd-/mittelamerikanischen Ort, an dem sich ein Haufen gescheiterte Menschen versammeln, wäre ohne die Situation der Nachkriegszeit kaum möglich - eine Zeit, die einerseits ungeordnet war, andererseits sich im Aufbruch befand.

Genau darin liegt der Konflikt, denn die Ölbohrgesellschaft verkörpert die Moderne, die auf Grund besonderer Gegebenheiten auf Menschen zurückgreifen muss, die im Prinzip keine Zukunft haben. Anders ist diese Konstellation nicht vorstellbar. Jeder Mensch, der noch normale Hoffnung hätte, hätte den Job nicht gemacht. Darin liegt die Tragik, die sich gerade in einer Figur wie der von Yves Montand gespielten zeigt, der sich ja noch den selbstbewussten Gestus des Helden leistet - wäre er wirklich einer, hätte er diesen wahnsinnigen Job nicht gemacht.

Das du ihn nicht sympathisch findest, passt zu der Haltung, die du dem Film gegenüber hast. Clouzot verzichtet bewusst darauf, ihn sympathisch zu schildern, was für ihn damals allerdings leichter war, weil Montand beim damaligen Publikum sowieso sehr beliebt war. Trotzdem bleibt er eine authentische Figur - und darum geht es hier. Selbst wenn man ihn nicht mag, spürt man Trauer angesichts seines Scheiterns - zumindest mir geht es so.

Hedning

Zitat von: filmimperator am  2 Juni 2008, 20:55:27Weil über die Intensität und Atmosphäre hinaus vergessen wird, dass Charakterzeichnung und eine Botschaft allein nicht einen großartigen Film ausmachen.

Verstehe ich nicht ganz, was genau fehlt dem Film denn jetzt in deinen Augen?

ZitatAllein schon die ausgedehnte Szene, als einer der Fahrer die Zündapparatur einrichtet zur Sprengung eines Felsbrockens auf der Strasse finde ich nichtssagend und nicht einmal spannend.

Für mich ist die Felsbrockenszene eine der spannendsten Filmsequenzen, die es gibt. Es vergeht keine Sekunde ohne Lebensgefahr, ohne die Möglichkeit der Explosion, das wird durch Schnittfolge, Geräuschkulisse und nicht zuletzt das hervorragende Schauspiel auf geniale Weise vermittelt.

Zitat von: Bretzelburger am  2 Juni 2008, 22:34:50Letztendlich ist Clouzots Film auch ein Film über die Nachkriegszeit [...] - ohne das jemals über den Krieg gesprochen wurde -

Bimba alias Peter van Eyck erwähnt einmal gegenüber Luigi im LKW, dass sein Vater Opfer von NS-Verfolgung wurde, aber ansonsten bleibt die Vorgeschichte der Figuren tatsächlich weitgehend im Dunkeln.

Das Ende ist in meinen Augen im übrigen auch eines der besten der Filmgeschichte. Montands Figur hat sich zuvor sehr ablehnungswürdig verhalten, trotzdem wird es nicht als Bestrafung, sondern als Bild der Vergeblichkeit menschlichen Handelns präsentiert, was in Clouzots Filmen ja auch sonst oft eine Rolle spielt.

psychopaul

Habe vorhin "Before the devil knows.." gesehen, den ich sehr stark fand, ebenso wie deine Analyse des Films.  :respekt:

Die Schwächen sehe ich auch, aber auch im Vergleich mit dem was sonst heuer so alles im Kino war, haben die für mich aufgrund der Stärken nicht so ein großes Gewicht, den Film finde ich doch sehr stark..wobei hier schon deutlich zu spüren ist und ich es immer wieder spannend finde, wie schmal eigentlich der Grat zwischen einer "Seifenoper" und einem wuchtigen Drama ist.  ;)
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Zitat von: Bettwurst am  4 Juni 2008, 02:23:14
wobei hier schon deutlich zu spüren ist und ich es immer wieder spannend finde, wie schmal eigentlich der Grat zwischen einer "Seifenoper" und einem wuchtigen Drama ist.  ;)

David Lynch hat doch mit TWIN PEAKS bewiesen, das das eine das andere nicht ausschließt.  ;)

psychopaul

Das Unfassbare, TP habe ich noch nie gesehen, nicht mal eine Folge, nicht mal eine Minute davon.  :king:


Übrigens, Copf, dein Text zu dem Lumet ist sicher nicht weniger gut als der von Bretzel, hab nur im Moment soviel um die Ohren, dass ich ihn mir noch nicht ganz durchlesen konnte, die 7 von 10 fand ich erstmal interessanter zum Anklicken, weil ich selbst ja eh auf die gleiche Wertung komme wie du. :icon_cool:
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filmimperator

Zitat von: Bretzelburger am  3 Juni 2008, 01:51:53
Die gesamte Situation mit dem kleinen abgeschiedenen süd-/mittelamerikanischen Ort, an dem sich ein Haufen gescheiterte Menschen versammeln, wäre ohne die Situation der Nachkriegszeit kaum möglich - eine Zeit, die einerseits ungeordnet war, andererseits sich im Aufbruch befand.

Kann sein, dass mir das entgangen ist, aber wird explizit darauf verwiesen, warum die späteren LKW-Fahrer überhaupt an diesem Ort sind?
Zur Authentizität: Das ist sowohl der große Pluspunkt, als auch der große Mangel des Films. Nur weil die Realität der Protagonisten langweilig war, muss doch diese Langeweile nicht über ein Drittel des Films gezeigt werden (das war doch dein Argument, wenn ich es richtig verstanden habe, oder?). Und auch wenn Yves Montands Figur Ecken und Kanten hat: Ich hab am Ende nicht mit ihm gelitten. Dafür wurde eben durch seine Unsympathie eine zu große Distanz aufgebaut. Ob Montand damals ein Star war oder nicht, ich kann es nur aus meiner Sicht beurteilen. Ich verstehe deine Argumente, nur hab ich eben eine andere Meinung als du. Vllt. komme ich irgendwann ja noch einmal dazu, den Film zu schauen und ich kann dir dann weiter zustimmen mit deinen Ansichten und deiner Rezension. Momentan jedoch nicht.

Dein Argument mit dem Öl als Symbol für den Fortgang würde ich hingegen unterstreichen - auch wenn dies in "There Will Be Blood" wesentlich plastischer thematisiert und umgesetzt wurde als in "Lohn der Anhst". Allerdings stellt sich dann wieder die Frage nach Vergleichbarkeit ebenso wie jene nach der - und das führt wieder zum Anfang - Genreeinordnung des Films.


Zitat von: Hedning am  3 Juni 2008, 18:18:23
Zitat von: filmimperator am  2 Juni 2008, 20:55:27Weil über die Intensität und Atmosphäre hinaus vergessen wird, dass Charakterzeichnung und eine Botschaft allein nicht einen großartigen Film ausmachen.

Verstehe ich nicht ganz, was genau fehlt dem Film denn jetzt in deinen Augen?

Mir fehlte etwas die Spannung. Gerade die Sprengungs-Szene, die du als brillant hervorhebst, hat auf mich gerade nicht diesen Eindruck hinterlassen. Heute hätte man diesen Film sicher anders gedreht und ich bin womöglich zu sehr in modernen Sehgewohnheiten verhaftet, als dass ich selbige Szene wirklich zu fesseln vermag. Dann doch eher jene Szene, als Montands Kumpel in seinen Armen stirbt und somit eine Kritik an der Gier und Asozialität von Menschen in Anbetracht von Angst, Gefahr - und nicht zuletzt - erwarteten Reichtum zum Tragen kommt. Die Szene hat mich durchaus beeindruckt, als großes Thema des Films erscheint mir "Angst" jedoch etwas zu wenig bzw. jegliche Motivation im Handeln der Figuren auf selbige zurück zu führen.


Zitat von: Hedning am  3 Juni 2008, 18:18:23
Das Ende ist in meinen Augen im übrigen auch eines der besten der Filmgeschichte. Montands Figur hat sich zuvor sehr ablehnungswürdig verhalten, trotzdem wird es nicht als Bestrafung, sondern als Bild der Vergeblichkeit menschlichen Handelns präsentiert, was in Clouzots Filmen ja auch sonst oft eine Rolle spielt.

Ich habe bisher nicht wirklich einen Zugang zu dieser Figur finden können, weswegen ich da (zumindest bisher) anderer Meinung bin. Hab ich aber schon dargelegt.
BTW: Willst du mit "Vergeblichkeit menschlichen Handelns" darauf hinaus, dass das Ende vorhersehbar oder bereits feststehend ist in deinen Augen?
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Bretzelburger

Die obige Diskussion halte ich für beendet und gestatte deshalb Filmimp (in diesem Fall) das letzte Wort.

Hier noch ein kleiner Nachtrag zur letzten Sneak. Mir hatten "Beim ersten Mal" und "Superbad" überdurchschnittlich gut gefallen, weswegen für mich der Rückfall zur normalen Klamotte bei den Apatow-Machern etwas enttäuschend geriet.

http://www.ofdb.de/review/145603,300741,Nie-wieder-Sex-mit-der-Ex

filmimperator

Zitat von: Bretzelburger am 11 Juni 2008, 09:02:47
Die obige Diskussion halte ich für beendet und gestatte deshalb Filmimp (in diesem Fall) das letzte Wort.

Hört man ja selten von dir, dass du so schnell aufgibst. Bist ja aber auch nicht mhr der Jüngste  ;). Nee, mal im Ernst, habe ich dich totargumentiert oder war ich zu verbohrt? Ich kann jedoch damit leben, dass du die Diskussion abhakst, nur finde ich es etwas seltsam zum jetzigen Zeitpunkt schon...
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Bretzelburger

Nach kurzer Pause zwei ebenfalls kurze(!) Reviews zu Filmen, die jeweils ordentlich unterhalten können

- "Ruins" in typischer Slasher Manier mit einem originellen Bösewicht
http://www.ofdb.de/review/144656,302360,Ruinen

- "Charlie Bartlett" als erfrischende Variante des Highscholl-Filmgenres
http://www.ofdb.de/review/118306,302363,Charlie-Bartlett

Bretzelburger

Nach den zwei kurzen Reviews zu aktuellen Filmen, habe ich jetzt meine mit Abstand längste Review geschrieben, die sicherlich nur eine kleine Anzahl von Usern interessieren wird. Ich habe mich insgesamt zuletzt mit den italienischen Episodenfilmen der 50er und 60er Jahre beschäftigt und halte "Boccaccio 70" für den Höhepunkt dieser Form.

Schon allein wegen der Tatsache, dass der Film nie komplett in Deutschland (und anderswo) erschien, weil die Produzenten den ersten Akt wegen zu grosser Gesamtlänge herausschnitten, hatte "Boccaccio 70" keine Chance als Gesamtheit zu überzeugen und wurde von Beginn an in der Beurteilung auf seine Einzelepisoden reduziert (ganz abgesehen von den zusätzlichen Schnitten, die die deutsche Kinofassung um weitere 25 Minuten kürzte). Und geriet fast folgerichtig in Vergessenheit.

Dabei leisteten gerade Fellini und Visconti hier ausserordentliches und auch Monticellis "verschwundener" Akt ist mehr als sehenswert. Nur De Sicas abschliessende Episode fällt etwas ab, war aber damals dank Sophia Loren die beliebteste Folge. Angesichts einer Laufzeit von weit über 3 Stunden und 4 Filmen, die man bei einer Mindestlänge von 45 Minuten (teilweise bis zu einer Stunde) nur noch schwerlich als Kurzfilm bezeichnen kann, ergab sich die Länge meiner Review automatisch

http://www.ofdb.de/review/22659,303126,Boccaccio-70

Bretzelburger


Mr. Vincent Vega

Sehr seltsam. Ich fand den langweilig, geschwätzig, nichtssagend. Wie also fast alles von Allen.

McMurphy

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 27 Juni 2008, 03:22:05
Sehr seltsam. Ich fand den langweilig, geschwätzig, nichtssagend. Wie also fast alles von Allen.

Das kann ich -  gerade in dieser groben Verallgemeinerung - nun überhaupt nicht nachvollziehen. Allen setzt seinen Aufwärtstrend, der nach eher schwachen Werken wie Anything Else mit Match Point und Scoop wieder einsetzte, ordentlich fort. Es ist auf jeden Fall erfreulich, daß Cassandras Traum letztendlich doch noch seinen Weg in die deutschen Kinos gefunden hat.
- "I see your front tyre's going a bit flat on you there, Burt."
- "Oh yeah, well the good news is, it's only flat on the bottom."
(aus "The World's Fastest Indian")

Bretzelburger

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 27 Juni 2008, 03:22:05
Sehr seltsam. Ich fand den langweilig, geschwätzig, nichtssagend. Wie also fast alles von Allen.
Es ist offensichtlich, dass du zu ihm keinen Zugang hast. Für Allen "Nicht-Fans" ist sicherlich auch "Cassandra's Dream" keine Offenbarung. Für mich, der ich seine Filme immer schon mochte, war der Film eine positive Überraschung - und keine Sekunde langweilig.

filmimperator

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich bisher nur "Der Schläfer" von Allen gesehen habe. Selten habe ich so einen nervtötend dummen und zum Teil arg überdrehten Film gesehen. Und auch ansonsten hat dieser kleine ach so niedliche Mann einen Humor, den nicht jeder so wirklich teilen kann (sah man ja letztes Jahr auf der Oscarverleihung).
Unterschiedliche Meinungen? Chuck Norris interessieren nicht mal die Fakten!

Crumby Crumb & the Cunty Bunch

Ich konnte früher auch nichts mit ihm anfangen, aber Matchpoint und Scoop haben mir überraschenderweise sehr zugesagt, so daß ich mich auf Cassandra's Dream doch noch irgendwie freue.
Aber Vega hat ja sowieso Probleme mit dialoglastigen Filmen, wenn da nicht alle 2 Minuten was explodiert, ist es gleich geschwätzig und öde...
'Are you talkin' to me? You talkin' to me?' - Raging Bull, Pacino. Love that movie!

Bretzelburger

Dann ist für ihn "Married Life" auch nichts, da dieser eher kammerspielartig gestaltet ist. Ich persönlich habe schon lange keinen Film mehr gesehen, der so unterschwellig perfide daher kommt - nicht erstaunlich, dass es Einige gibt, die mit dem Film nichts anfangen können

http://www.ofdb.de/review/131503,304247,Married-Life

Mr. Vincent Vega

Den habe ich vorsorglich auch trotz zwei PV's umschifft...

Happy Harry mit dem Harten

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 27 Juni 2008, 03:22:05
Sehr seltsam. Ich fand den langweilig, geschwätzig, nichtssagend. Wie also fast alles von Allen.

Was hast du denn von Allen gesehen wenn man fragen darf? Scheint ja nicht viel zu sein oder aber du hast seine Filme nicht verstanden. "Nichtssagend" sind die nämlich ganz sicher nie, es sei denn, man will sich nichts sagen lassen. Genauso könnte man auch BROKEBACK MOUNTAIN als langweilig und emotional unglaubwürdig abtun - das sagt dann mehr über den eigenen Filmgeschmack als über den Film selbst.

Zitat von: filmimperator am 27 Juni 2008, 11:43:26
Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich bisher nur "Der Schläfer" von Allen gesehen habe. Selten habe ich so einen nervtötend dummen und zum Teil arg überdrehten Film gesehen. Und auch ansonsten hat dieser kleine ach so niedliche Mann einen Humor, den nicht jeder so wirklich teilen kann (sah man ja letztes Jahr auf der Oscarverleihung).

Natürlich kann nicht jeder den Humor von Allen teilen. Gibt es jemanden der es schafft, jeden Menschen zum Lachen zu bringen? Außerdem ist Allen beileibe kein Komödienregisseur - wenigstens räumst du ja ein, kaum was von ihm zu kennen. DER SCHLÄFER muss man sicher nicht mögen aber dumm ist der Film sicher nicht - auch du scheinst nicht verstanden zu haben, worum es wirklich geht.


Keine Ahnung, warum die landläufige Meinung zu Allen so schlecht ist - man schaue sich nur Meisterwerke an wie HARRY AUßER SICH, VERBRECHEN UND ANDERE KLEINIGKEITEN, DER STADTNEUROTIKER, DIE LETZTE NACHT DES BORIS GRUSCHENKO, STARDUST MEMORIES oder auch HANNAH UND IHRE SCHWESTERN an. Die wenigsten Regisseure inszenieren in ihrer gesamten Karriere auch nur annähernd so viel Sehenswertes und dennoch Gehaltvolles...  


@Bretzel:

Saubere Kritik, du scheinst sehr guten Zugang zur Gedankenwelt von Allen zu haben. Bei Gelegenheit äußere ich mich ausführlich...

Bretzelburger

Das kommt davon, wenn man in ene frühe Preview geht - man kann gleich noch die Kritik dazu schreiben. Besonders viel zu sagen gibt es zu "Get Smart" eigentlich nicht, weshalb der Text (für meine Verhältnisse) relativ kurz ist.

Erstaunlich war eher, dass im Kino eine Armada geklonter Kanten irgendeiner Wachgesellschaft auftraten, deren Chef zu viele schlechte Mafia Filme gesehen haben muss. Die Typen sollten verhindern, dass Niemand mit Aufnahmegerät ins Kino kommen konnte, stellten aber letztlich die Mehrheit der Zuschauer im spärlich besetzten Saal dar

http://www.ofdb.de/review/142099,304367,Get-Smart


Mr. Hankey

Da geifert wohl jemand noch hohen Klickzahlen. :icon_twisted: Na warte (altes) Bürschlein, das gibt Rache morgen. ;)

Schreib lieber endlich mal die Besprechung zu "Die Insel der Abenteuer" ;)
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Bretzelburger

Da es auch in der Dresdner Sneak "Married Life" gab, den ich eine Woche zuvor schon in Leipzig sah, begab ich mich in einen Nachbarraum, um mir den gerade gestarteten "Hancock" anzusehen. Als Anhänger von Superhelden-Epen konnte mich der Film nicht befriedigen, gerade weil er gute Ansätze hat

http://www.ofdb.de/review/151611,304900,Hancock

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